Berlin42 - Kommentare

Alle Kommentare von Berlin42

  • 5
    Berlin42 11.11.2015, 07:32 Geändert 11.11.2015, 07:33

    "Was ist das denn eigentlich für ein schlechter Film?" - mit diesem Satz kommentierte meine Frau gestern den Film nach einer guten Stunde Laufzeit. Recht hatte sie, doch einige gute Szenen möchte ich dem Film nicht abstreiten. Beispielsweise, als Kaminers Vater vor dem Fernseher sitzt und die Live-Übertragung einer Militärparade mit einem launischen "Paraden sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren..." kommentiert. Oder die klischeeartige Vorstellung der verschiedenen Grüppchen im Wohnheim der Hauptfiguren. Mitunter musste ich schmunzeln, aber eine berührende Geschichte hat Oliver Ziegenbald hier nicht auf die Leinwand gebracht - im Gegenteil: Man könnte fast annehmen, dass hier eine 0815-Story dahintersteckt, wie sie jeder zweiten Sat.1-Produktion zu Grunde liegt.

    Auch die Auswahl der Hauptdarsteller ist wohl ein deutlicher Griff ins Klo gewesen. Schweighöfer hat bei mir immer noch einen kleinen Sympathie-Bonus, aber ihn dem Publikum als Russen zu verkaufen, ist echt eine Schande. Man nimmt ihm die Herkunft schlichtweg nicht ab. Von seinen Freunden und Eltern ganz zu schweigen. Das passt einfach nicht.

    Sehr schade. Nette Bilder, hin und wieder ein ordentlicher Joke, aber insgesamt zu dürftig, als dass man bis zum Ende durchhält.

    1
    • ?

      Bei den Darstellern könnte das was ganz Großes werden. Bin gespannt!

      1
      • 5 .5
        Berlin42 30.10.2015, 07:50 Geändert 30.10.2015, 10:35

        Das war nach „Bud, der Ganovenschreck“ und „Vier Fäuste für ein Halleluja“ nun schon der dritte Bud-Spencer-Film innerhalb von sieben Tagen, den ich mir zu Gemüte geführt hab.

        So langsam aber sicher muss ich schweren Herzens feststellen, dass aus mir wohl kein waschechter Fan mehr wird. So klasse ich Bud Spencer und Terence Hill als Typen auch finde, umso ernüchternder ist die Wirkung der Filme heute auf mich: Immer wieder ertappe ich mich dabei, nach einigen Minuten mit etwas anderem beschäftigt zu sein. Irgendwann bin ich dann wieder mehr oder weniger konzentriert, nur um festzustellen, dass die Handlung fast ausschließlich aus billigstem Klamauk besteht.

        Jetzt mal Hand auf´s Herz: Selbst die hochgelobten Sprüche sind aus heutiger Sicht größtenteils doch wirklich schwach. Vielleicht hab ich einfach auch nur einen komplett anderen Humor. Das Beste an „Vier Fäuste gegen Rio“ ist noch die wunderbare Kulisse, vor allem die Strände, die Panorama-Ansichten der Stadt und nicht zuletzt die gelungene (leider viel zu kurze) Szene aus dem Maracanã-Stadion. Diese Pluspunkte reißen den Karren noch einigermaßen aus dem Dreck. Na gut, die traditionelle Prügelszene zum Ende hin war schon ganz ordentlich choreografiert, mehr aber auch nicht.

        Schade, ich glaube ich lass es nun bleiben und widme mich den anderen, unzähligen Filmen, die bei mir noch in der Warteschleife hängen.

        1
        • 7 .5

          Na, wenn das mal nicht eine der effektivsten Wochen seit Beginn meiner Moviepilot-Laufbahn ist: Nach „Vier Fäuste für ein Halleluja“ und „Stromberg - Der Film“ kann ich nun endlich auch behaupten, ein Meisterwerk der deutschen Filmgeschichte im Original gesehen zu haben: „Die Brücke“ von Bernhard Wicki.

          Zugegebenermaßen fällt mir eine objektive Wertung wieder einmal außerordentlich schwer. Zum einen, weil ich den Inhalt bereits dank des schwachen Remakes aus dem Jahr 2008 kenne. Im Nachhinein muss man einfach sagen, hier wurde der Inhalt ja nahezu 100%ig kopiert. Zum anderen, weil eben ein Film von 1959 mit anderen Maßstäben beurteilt werden muss. Dennoch versuche ich es mal…

          Was mir direkt auffiel, ist die für damalige Verhältnisse absolut fortschrittliche Inszenierung, was Schnitttechnik und Kameraarbeit angeht. Man merkt sofort, hier waren echte Meister ihres Faches am Werk. Auch heute noch sehr sehenswert ist die tolle Einführung in die Geschichte. Die Hauptfiguren werden einige Tage in ihrem Schulalltag begleitet, man lernt die Personen mitsamt ihrer Interessen und Ängste kennen, merkt schnell, dass es sich damals genauso oder zumindest so ähnlich vielerorts zugetragen haben könnte. Die Jungs haben Spaß, interessieren sich für Mädchen und sind mit dem Krieg aufgewachsen, haben sich nach einem halben Jahrzehnt mit ihm „arrangiert“. So wird auf dem Pausenhof über Granattrichter gefachsimpelt, Bombenabwürfe werden mit Händen und Armen nachgestellt, wie heutzutage vielleicht Szenen aus einem Fußballspiel. Dennoch wird nichts beschönigt, Wicki fängt die Stimmung innerhalb der Bevölkerung zum Ende des Zweiten Weltkrieges perfekt ein. Auf der einen Seite verabscheuen große Teile des Volkes den Krieg und sehen das Ende nahen. Die übereilten, schier sinnlosen Einberufungen von Kindern rufen blankes Entsetzen in den Augen der Mütter und Väter hervor. Und dennoch gibt es einen nicht unerheblichen Anteil Unbeirrbarer innerhalb der Bevölkerung, der nach wie vor führertreu an den Kriegsgewinn glaubt.

          Die Handlung des Films beschränkt sich im Großen und Ganzen auf zwei Teile: Auf der einen Seite verfolgen wir zu Beginn die Kinder im Alltag, Auf diese gelungene Einleitung folgt direkt die Einberufung der Freunde und der Einsatz der „Kinder-Soldaten“ an der titelgebenden Brücke. Der Handlungsspielraum ist relativ gering, man erfährt nur wenig vom Geschehen außerhalb des Dorfes. Sicher hat der Regisseur dies genauso beabsichtigt, um den Fokus nicht von den Jungs abzuwenden. Dennoch fehlt mir dabei irgendetwas, was den Film auch aus heutiger Sicht zu etwas noch „Größerem“ machen würde. Mir gefallen eben Filme, die einen längeren Zeitraum behandeln und verschiedene Orte zeigen.

          Dennoch muss ich auch auf einen anderen Faktor noch näher eingehen, der mich sehr beeindruckt hat: Die Spannung. Unglaublich ist aus heutiger Sicht, wie es Bernhard Wicki vor knapp sechzig Jahren mit den damals beschränkten Mitteln geschafft hat, eine so unglaubliche Dramaturgie zu erzeugen, dass ich auch noch heute mitfiebere, wenn der erste amerikanische Panzer zu hören ist. Wirklich große Klasse, was hier geboten wird. Chapeau!

          Auch das Ende verfehlt seine Wirkung nicht. Der Schock sitzt tief, wenn man bemerkt, was der Kriegseinsatz mit den jungen Kerlen angestellt hat. Mir stellen sich die Nackenhaare auf, wenn man sich zudem vor Augen hält, wie viele Soldaten ähnliches, vielleicht noch schlimmeres, im Krieg erlebt haben und damit klarkommen mussten, als sie zurück zu ihren Familien kamen. Alles nur, um nach Kriegsende festzustellen, dass das, wofür man gekämpft hat, eine große Lüge ist. Dass die Befehlshaber hinter ihren Rücken wohl eine der schlimmsten Gräueltaten seit Menschengedenken angerichtet haben.

          Festzuhalten bleibt: Eine absolut überragende Leistung der jungen Darsteller, auch noch für heutige Verhältnisse. Ein erstklassiger Film über die Sinnlosigkeit des Krieges, an dem selbstverständlich der Zahn der Zeit genagt hat, der aber immer noch zu den ganz, ganz großen Werken der deutschen Filmgeschichte zählt.

          5
          • 8 .5

            Auch hier schließt sich endlich eine fatale Lücke: Als großer Fan der Stromberg-Serie habe ich es dank der Free TV-Premiere endlich geschafft, den krönenden Abschluss der Geschichte rund um die Schadensregulierung der Capitol-Versicherung zu erleben.

            Stromberg hat mich seit meiner Lehre vor ziemlich genau elf Jahren verfolgt: Damals haben wir Azubis in der Berufsschule kaum ein anderes Thema gehabt, als unsere ersten, skurrilen Erfahrungen aus dem Büroalltag. Der Start der Comedy-Serie „Stromberg“ im Jahr 2004 hat daher einfach gepasst, wie die Faust aufs Auge. Ich habe bei einigen Folgen wirklich Tränen gelacht, gerade die ersten Staffeln waren in meinen Augen das lustigste, was es bis dato im deutschen Fernsehen zu bewundern gab. Christoph-Maria Herbst passt so perfekt in die Rolle des bizarren Bernd Stromberg, als wäre die ganze Serie auf ihn zugeschnitten. Die Komik der Folgen ist vor allem für einen mittlerweile langjährigen Büro-Piraten wie mich einfach göttlich. Man kennt so vieles aus dem Arbeitsalltag, die Charaktere sind wohl so oder so ähnlich in fast jedem Unternehmen anzutreffen. Großes Kino!

            Groß war die Trauer, als 2012 Schluss war mit der Serie. Umso schöner die Entscheidung für einen Kinofilm, der den Kreis der nun endlich geschlossen hat.

            „Stromberg - Der Film“ spielt die Stärken der Serie gekonnt aus und macht dabei wenig falsch. Einzig, dass der Film größtenteils nicht in den Büros der Capitol Versicherung spielt, mag der ein oder andere Purist kritisieren, aber irgendwie muss sich das Finale ja von den fünf Serien-Staffeln abgrenzen. Ich finde die Idee dazu absolut gelungen, das Tagungshotel im wunderschönen Botzenburg bietet genug Nährboden für neue Gags und setzt dennoch die altbewährte Darstellerriege toll in Szene. Denn darum ging und geht es doch bei „Stromberg“: Die authentischen Schauspieler sind das Herz der Handlung. Neben Christoph Maria Herbst glänzen seit 2004 auch Oliver Wnuk, Diana Staehly, Milena Dreißig und vor allem Bjarne Mädel in ihren klischeebehafteten Rollen. Sie alle dürfen nun noch einmal ran und bestätigen die Leistungen mit einem grandiosen schauspielerischen Niveau. Auch die unzähligen Nebenrollen sind wirklich hervorragend besetzt. Alle sind auf ihre Art irgendwie komisch.

            Während des Films hoffte ich beinahe darauf, dass er kein Ende nimmt. Denn leider schwebt bei jeder Szene auch der Hintergedanke mit, dass nach zwei Stunden Schicht im Schacht ist und diesmal leider ein für alle mal. Mir fällt es zudem nicht einfach, objektiv zu beurteilen, ob man den Film auch ohne Kenntnisse der Serie verstehen und mögen kann. Aber ich behaupte einfach mal, es funktioniert. Dennoch ist „Stromberg – Der Film“ natürlich ein Dankeschön an die Fans der Serie und somit vor allem für uns ein Leckerbissen. Umso schöner, dass er auch beim breiten Publikum sehr gut ankam, wie aus den Kritiken zu entnehmen ist.

            3
            • 6
              Berlin42 26.10.2015, 07:53 Geändert 26.10.2015, 10:00

              Endlich kann ich auch diesen Film auf meiner To-Do-Liste abhaken. Schande über mich, aber es ist tatsächlich der erste Film von Bud Spencer und Terence Hill, den ich (bewusst) in kompletter Länge gesehen habe. Klar, als Kind liefen die Streifen hoch und runter im deutschen Fernsehen, vor allem am Wochenende lief auf einigen Sendern gefühlt kaum etwas anderes. Doch so richtig aktiv einen von den Filmen gesehen zu haben, daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Also wurde es langsam auch mal Zeit.

              Als Fan des Italo-Westerns hielt ich es für interessant, wie eine Parodie auf das Genre wohl aussehen mag. Ich erinnere mich an die deutsche Winnetou-Parodie „Der Schuh des Manitu“, der ich tatsächlich überhaupt nichts abgewinnen konnte. Weder, bevor ich die Werke Karl Mays gelesen hatte, noch danach. Für mich einfach hirnloser Klamauk – ganz im Gegensatz zu den Originalen. Sollte „Vier Fäuste für ein Halleluja“ sich hier einreihen? Die Hoffnung auf einen starken Film hat sich zumindest nicht erfüllt, soviel vorweg.

              Der Beginn war jedoch sehr lustig, vielleicht sogar das Highlight des Films, vor allem die Fressorgie der beiden Hauptdarsteller und der vermeintliche Überfall auf die Familie sind einfach herrlich, auch die Kulissen und Kostüme sind wunderbar gestaltet. Hier wird ein Genre nicht durch den Kakao gezogen, sondern geehrt und liebevoll auf die Schippe genommen, so viel war nach wenigen Minuten klar. Als der erste Überfall der beiden Möchtegern-Banditen auf einen Planwagen dann auch noch zum Fiasko wird, bleiben die ersten richtigen Lacher nicht aus. Dennoch fand ich die Story im weiteren Verlauf des Films zugegebenermaßen eher schwach. Nachdem der erste Bösewicht ausgemacht war, plätscherten die Ereignisse mehr oder weniger dahin, erst zum Ende hin nimmt der Streifen wieder einigermaßen an Fahrt auf. Klar, die Prügeleinlagen des Duos sind ein absoluter Hingucker, doch filmfüllend ist das in meinen Augen nicht. Die recht ordentliche Lauflänge von zwei Stunden hätte man ohne Probleme auf 90 Minuten kürzen können.

              Fans werden den Film in jedem Fall zu schätzen wissen, so muss es ja auch sein. Mir hat er auch nicht schlecht gefallen, nur waren meine Erwartungen zu hoch, als dass ich den Film in die Riege meiner Favoriten aufnehmen würde. Sympathisch und sehenswert ist das schlagfertige Duo aber allemal.

              Da hier immer wieder angemerkt wird, dass es deutliche Unterschiede zwischen den Synchronisationen gibt, muss ich gestehen, dass ich es gar nicht genau sagen kann, welche ich nun gesehen habe. Ich vermute jedoch, es war die komödienhafte, neuere Variante.

              3
              • 5 .5
                Berlin42 26.10.2015, 07:35 Geändert 26.10.2015, 15:11

                Sind eigentlich jemandem schon einmal die Parallelen dieses Films zu „Der Gehetzte der Sierra Madre“ aufgefallen? Die Story beider Filme ist ja fast exakt gleich: Ein schlitzohriger Ganove, der in beiden Filmen übrigens vom großartigen Tomás Milián gespielt wird, liefert sich ein Katz-und-Maus-Spiel mit einem Gesetzeshüter und entkommt diesem immer wieder auf bizarre Art und Weise. Im Laufe der Handlung stellt sich heraus, dass die Beiden jedoch einen gemeinsamen Feind haben und sie nehmen es mit diesem auf.

                Okay, die Handlung von „Bud, der Ganovenschreck“ spielt in den Achtzigern, auch qualitativ kann dieser Klamauk zwar stellenweise kurzweilig unterhalten, dem Italo-Western aber keinesfalls das Wasser reichen. Ich werde trotzdem das Gefühl nicht los, Bruno Corbucci hat sich hier ausgiebig von seinem italienischen Kollegen Sergio Sollima inspirieren lassen.

                3
                • 8 .5
                  Berlin42 04.10.2015, 20:38 Geändert 04.10.2015, 20:42

                  Normalerweise begeistern mich amerikanische Sportfilme so sehr, wie einen Brasilianer die Highlights der letzten Fußball-WM. Den hier habe ich mir vor einigen Monaten nur deshalb aufgenommen, weil mit Clint Eastwood einer meiner Lieblingsdarsteller die Hauptrolle belegt. Gestern als Lückenfüller nebenbei eingeschaltet, hat er mich direkt so dermaßen gefesselt, dass ich nach wenigen Minuten wie gebannt auf der Couch saß.

                  Amy Adams und Clint Eastwood als ungleiches Vater-Tochter-Gespann fand ich saustark. Die Beiden schaffen es, wirkliche Authentizität auf den Bildschirm zu bringen, die weit über den üblichen Sportfilm-Einheitsbrei hinausgeht. Eastwoods Leistung lässt sich sehr gut mit der in „Gran Torino“ vergleichen, er spielt auch hier einen unbelehrbaren, gealterten Antihelden, den man aufgrund seiner Eigensinnigkeit einfach mögen muss. Selbst die fast schon nebensächliche Geschichte rund um den MLB-Draft wird dank der starken Darsteller interessant aufgebaut, obwohl ich ehrlich gesagt null Ahnung von der Materie habe. Nach dem überzeugenden Beginn tritt auch Justin Timberlake mit einer sehr ordentlichen Schauspielleistung in Erscheinung und fügt sich genau wie John Goodman erstklassig in die Geschichte ein. Wirklich herausragend ist hierbei das Zwischenmenschliche, das zu jeder Zeit bestens in Szene gesetzt wird. Die Dialoge machen einfach Spaß, die Beziehungen der verschiedenen Charaktere sind wegen ihrer Instabilität zu jeder Zeit interessant. Zudem hat die Geschichte zum Ende hin noch die ein oder andere nette Wendung auf Lager. Es ist einfach ein Film zum Nachdenken und Wohlfühlen.

                  Mal wieder hat mich mein Gespür für Rohdiamanten der Filmlandschaft nicht im Stich gelassen. Allerdings wundert es mich, wie verhältnismäßig schlecht die durchschnittlichen Bewertungen hier auf moviepilot.de sind. Wer sich davon abgeschreckt fühlt, dem kann ich nur raten, sich ein eigenes Bild von „Back in the Game“ zu machen. Meine Erwartungen hat er deutlich übertroffen.

                  4
                  • 4
                    Berlin42 28.09.2015, 13:46 Geändert 28.09.2015, 13:47

                    Wieder mal so ein Film von der Sorte „hätte ich mir nie angeguckt, wenn ich Single wäre“. Meine Frau hat, sagen wir mal in gemäßigter Wortwahl, einen eher gewöhnungsbedürftigen Filmgeschmack. Allein der Titel „Hänsel & Gretel: Hexenjäger“ sagt ja so einiges, aber als fürsorgender Ehemann muss man eben hin und wieder in den sauren Apfel beißen.

                    Es kam, wie es kommen musste. Optisch wirkte der Film recht hochpoliert, inhaltlich bot er gähnende Leere. Wenn schon Gehirn ausschalten, dann bitte nicht für irgendwelche hässlichen Monster-Hexen, die Kinder entführen. Naja, ich hab fast bis zum bitteren Ende mehr oder weniger konsequent durchgehalten, bin dann aber zehn Minuten vor dem heiß ersehnten Finish doch lieber mit dem Hund Gassi gegangen. Irgendwann ist eben die Schmerzgrenze auch überschritten. Überhaupt nicht meine Welt, sorry. Meine Frau sah das anders, ihr gefiel der Film vermutlich ganz gut. Naja, jedem das seine…

                    Immerhin waren die darstellerischen Leistungen von Gemma Arterton und Jeremy Renner recht ordentlich, auch wenn ich letzterem nicht wirklich viel abgewinnen kann. Auch die Idee, das allseits bekannte Kindermärchen zu Ende zu spinnen, finde ich gar nicht mal so schlecht. Dafür vergebe ich immerhin noch 3 Punkte, einer ist dafür, dass meine Frau den Film "gruselig" fand. Naja... Insgesamt allerdings eher unansehnlich.

                    2
                    • 6 .5

                      Didi Hallervorden verbinde ich in erster Linie mit primitiven Comedy-Sketches, die in den Neunzigern zu Silvester im TV hoch und runterliefen. Nicht wirklich lustig, nicht sonderlich gut gespielt, aber dennoch gehörten sie irgendwie dazu. Die Flimmerkiste lief, wir Kids waren eigentlich nur zum Essen und Böllernachschubholen in der Wohnung, Didi war immer irgendwie Teil dieser schönen Routine.

                      Dass Hallervorden auch in ernsteren Rollen funktionieren kann, hat er zumindest ansatzweise bereits in "Das Kind" bewiesen, auch wenn der Film leider echt mies war. Nun spielt er direkt die Hauptrolle in "Sein letztes Rennen" und weiß durchaus zu überzeugen. Leichte Comedy-Elemente sind natürlich vorhanden, das passt zu ihm und das kann er fraglos sehr gut. Dennoch ist der Film im Grunde eher von ernster Natur, genauso Didis Rolle. Er spielt überzeugend und fügt sich gut in die Story ein, ohne mit seinem Schauspiel die Geschichte zu überladen. Frederik Lau sehe ich auch immer wieder gern, alle anderen Darsteller schaffen es, grundsolide Arbeit abzuliefern.

                      "Sein letztes Rennnen" bietet 115 Minuten gute Unterhaltung, mit leichtem Hang zum Melancholischen. Die Mischung stimmt, auch wenn einige Passagen für meinen Geschmack etwas langatmig und vorhersehbar wirkten. Dennoch muss man den Hauptdarsteller Didi Hallervorden loben. Er steht zu seinem Alter, wirkt mitunter sympathisch-selbstironisch und spielt seine Souveränität vor der Kamera herrlich aus.

                      4
                      • 10

                        Ich kann diesen Film kaum erwarten. Der Trailer ist so unglaublich geil, dass ich nun schon das Buch lese. Und das war keine gute Idee... Die Geschichte ist so überragend, dass mir die Wartezeit nur noch schwerer fällt, als ohnehin schon.

                        5
                        • 5 .5
                          Berlin42 17.08.2015, 09:46 Geändert 17.08.2015, 09:47

                          Eine wirklich abscheuliche Tat, die hier verfilmt wurde. So etwas will man eigentlich nicht freiwillig sehen, geschweige denn eine Bewertung dazu schreiben. Daher fällt es mir auch außergewöhnlich schwer, den Film objektiv zu beurteilen.

                          Betrachtet man nur den filmischen Aspekt und nicht die grausame Hintergrundgeschichte, so bleibt eine atmosphärisch dichte, wenn auch schauspielerisch insgesamt eher mittelprächtige Inszenierung. Einzig Catherine Keener sticht mit ihrer Interpretation einer der widerlichsten Rollen der Filmgeschichte aus der Schauspielerriege hervor. Die Handlung spielt zum großen Teil in ein und demselben Haus, gelungen ist das Setting der Sechziger aber in jedem Fall.

                          Kein Film, den man sich zweimal ansehen möchte, aber immerhin einer, der inhaltlich schockiert und berührt. Ob er wirklich sehenswert ist, sollte jeder selbst beurteilen. Ich bin mir da nicht so sicher…

                          4
                          • 8

                            Die Story von „The Homesman“, einem Western von und mit Tommy Lee Jones, basiert auf dem gleichnamigen Roman von Glendon Swarthout: Drei durch harte Schicksalsschläge und widrige Lebensbedingungen verrückt gewordene Frauen sollen im Winter von der couragierten Mary Bee Cuddy nach Iowa in die Obhut eines Pfarrers gebracht werden. Im Planwagen startet sie trotz etlicher drohender Gefahren zusammen mit dem Ganoven George Briggs. Die fünf Reisenden erleben einen harten Winter – im wahrsten Sinne des Wortes.

                            Hillary Swank ist fast nicht zu erkennen als verzweifelte Jungfer, die sich wirklich jedem Mann vergebens als Ehefrau anbietet. Sie spielt ihren Part mit dem nötigen Augenzwinkern und hat mich echt überzeugt. Auch Tommy Lee Jones macht als raubeiniger Weggefährte der mutigen Lady eine super Figur. Er spielt den pragmatischen Outlaw wirklich herrlich, erinnert mich fast ein wenig an Jeff Bridges in „True Grit“. Ohnehin kann man „The Homesman“ ganz gut mit dem Western der Coen-Bruder vergleichen. Denn auch hier bildet eine lange Reise den Mittelpunkt der ruhig erzählten Story. Zudem kommt bei beiden Filmen der unterschwellige Humor in den Dialogen wirklich nicht zu kurz.

                            Die Spannung ist nahezu über die gesamte Lauflänge auf einem soliden Level, die vielen spektakulären Ereignisse während der Reise haben mich wirklich gut unterhalten. Wenig Langeweile kommt auch dank der teils irrwitzigen Interaktion des reisenden Quintetts auf, so sorgen nicht nur die Wortgefechte des ungleichen Hauptdarsteller-Duos für etliche Lacher, sondern auch die Darstellerinnen der geistig verwirrten Frauen tragen ihren Teil dazu bei.

                            Größter Schwachpunkt des sehenswerten Films dagegen ist in meinen Augen das Ende der Geschichte, denn leider blieb das „gewisse Etwas“ hier aus, das mir den Film noch etwas mehr versüßt hätte. Schade, denn eine unerwartete Wendung oder eine clevere Pointe wäre doch sicher noch machbar gewesen.

                            3
                            • 9 .5
                              Berlin42 14.08.2015, 11:06 Geändert 25.05.2016, 06:58

                              Seit vielen Monaten habe ich mir fest vorgenommen „The Salvation“ anzusehen. Trotz der teils schwachen Kritiken habe ich irgendwie geahnt, dass der Film ein Western ganz nach meinem Geschmack sein könnte. Gestern habe ich es endlich geschafft, ihn aus der Videothek mitzunehmen und was soll ich sagen? Mein Gespür für gute Filme hat mich wieder mal nicht im Stich gelassen.

                              Vorweg muss ich anmerken, dass ich nicht jemand bin, der hier auf Moviepilot mit Top-Bewertungen nur so um sich schmeißt. Leser meiner Bewertungen wissen, dass ich jeden Film sehr kritisch beäuge, weshalb ich bislang auch nur zwei Filmen die Bestnote verpasst habe („Das Boot“ u.“Zwei glorreiche Halunken“).

                              „The Salvation“ kommt dieser Vorstellung des „perfekten Films“ wirklich extrem nahe. Natürlich liegt es einerseits daran, dass ich absoluter Fan von Westernfilmen bin. Für mich gibt es mittlerweile kein anderes Genre mehr, das mich so derart begeistert. Hinzu kommt, dass mir die ersten 20 Minuten des Films wirklich den Atem raubten. Schon hier gibt es den ersten Mexican Standoff zu bestaunen, wohlbemerkt einen der besten, die ich bislang sehen durfte. Ich kenne zudem kaum einen spannenderen Beginn im Western-Genre, weshalb ich schon die Befürchtung hatte, dass der Rest dieses Niveau niemals halten kann. Doch es kam anders, als erwartet. Der Film bleibt absolut spannend, die Story ist einfach gehalten, aber effektiv und berührend. Auch optisch ist der Western ein Meilenstein, das Licht ist perfekt eingesetzt, sämtliche Kulissen schauen großartig aus, die dynamischen Kamerafahrten und wunderbar gewählten Perspektiven unterstreichen die temporeiche, kurzweilige Handlung noch einmal mehr und setzen dem Ganzen die Krone auf. Auch die für einen Western eher farbenfrohen Kostüme habe ich so noch nie gesehen. Rote und blaue Staubmäntel, das grüne Hemd von Hauptdarsteller Mads Mikkelsen, alles wirkt hundertprozentig durchdacht und könnte auch symbolisch gemeint sein. Die Musik reiht sich in mein Loblied ein, der Sound ist magisch, tragend, irgendwie unscheinbar aber passt dennoch wie die Faust aufs Auge.

                              Ich bin wirklich drauf und dran, mir die Bluray für meine Sammlung zuzulegen. In spätestens zwei Wochen wird es sowieso passiert sein. Der Film hat meine dank der unterdurchschnittlichen Bewertungen eher mittelprächtige Erwartungshaltung um Weiten übertroffen. Der Western ist genial konstruiert, macht wenig bis überhaupt nichts falsch, alles scheint bei diesem Film zu passen. Für Fans des kompromisslosen Western meine absolute Empfehlung. Ich würde ihn am ehesten mit „Todeszug nach Yuma“ oder „Das finstere Tal“ vergleichen, alle drei sind absolut große Klasse.

                              Die Darsteller von „The Salvation“ möchte ich zu guter letzt jedoch noch einmal besonders hervorheben. Für meinen Geschmack gibt es wenige Filme mit derart prägnanten und authentischen Charakteren, wie diesen hier. Und das, obwohl ganz große Namen überhaupt nicht mit von der Partie sind. Jeder, der mir besonders ins Auge gestochen ist, hat es verdient, kurz Erwähnung zu finden:

                              Mads Mikkelsen („Jon“)
                              Allererste Sahne, was er hier an den Tag legt. Allein seine Gesichtszüge sind unbeschreiblich, ohne viele Worte schafft er es, zu beeindrucken und den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Man identifiziert sich mit ihm, ob man will oder nicht. Die Hauptfigur wird getrieben von blankem Hass, nachdem Frau und Kind ermordert werden. Großartiges Schauspiel von dem Mann, den ich bislang nur als Bösewicht in „Casino Royale“ kenne.

                              Jeffrey Dean Morgan („Delarue“)
                              Ebenfalls ganz, ganz großes Kino. Ein Widerling, wie er im Buche steht, ohne jegliches Mitgefühl, hasserfüllt, brutal. Seine Gestiken sind hammerhart, wie er den Revolver zieht, wie er die Dorfbewohner unterdrückt, ohne jeglichen Widerstand zu dulden. Klasse!

                              Eva Green („Madelaine“)
                              Sie tritt erst relativ spät in Erscheinung, erfüllt dann jedoch eine tragende Rolle. Sie spricht kaum, in jeder Bewegung liegt eine tiefe Trauer, was ihrem Ausdruck noch mehr Tiefe gibt. Die Tattoos und die riesige Narbe am Mund erzählen ihre ganz eigene Geschichte, sie hat ganz offensichtlich schon so einiges erlebt, was mit einigen kurzen Bemerkungen von "Delarue" auch angedeutet wird. Genau wie Mikkelsen, ist auch sie mir bislang nur aus „Casino Royale“ bekannt. Die damalige Schauspielkunst hat sie mit ihrer Charakterrolle in „The Salvation“ meines Erachtens aber um Längen getoppt.

                              Éric Cantona („Korse“)
                              Die linke Hand des Bösewichts. Ich als großer Fußballfan finde es immer spannend zu sehen, wie ehemalige Fußballprofis den Weg auf die Leinwand finden. Neben vielen guten Beispielen dafür, dass es in die Hose gehen kann, hat Vinnie Jones (u.a. „Bube, Dame, König, Gras“ und "Snatch“) ja schon mehrfach unter Beweis gestellt, dass es auch funktionieren kann. Auch Eric Cantona weiß zu überzeugen. Viel Text hat er nicht, doch er spielt dennoch souverän und überzeugend, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Hut ab!

                              Mikael Persbrandt („Peter“)
                              Er war für mich ein absolut unbeschriebenes Blatt. Umso überraschter war ich von seiner starken Leistung. Als Bruder von „Jon“ auch optisch eine sehr gelungene Besetzung. Ich hätte ihn mir sogar noch in einer tragenderen Rolle vorstellen können.

                              7
                              • Berlin42 12.08.2015, 21:40 Geändert 12.08.2015, 21:46

                                Der Trailer bestärkt mich so ein bisschen in meiner Befürchtung, dass es eher eine Komödie als ein ernstzunehmender, schwarzhumoriger Western wird. Vor allem die Gestik und Mimik von Jennifer Jason-Leigh und Tim Roth (oder ist es ein Waltz-Double?) geben mir durchaus zu denken. Wollen wir mal hoffen, dass ich mich irre...

                                Ansonsten ist der Trailer visuell selbstverständlich ein Augenschmaus, da gibt es nichts zu meckern. Setting sieht ordentlich aus, Kostümierungen wirken nahezu perfekt. Auch die Dialoge wirken eindrucksvoll, wie man es von Tarantino gewohnt ist.

                                4
                                • 7 .5

                                  Clint Eastwood spielt in "Die Flucht von Alcatraz" genau so, wie man es von ihm kennt: ausdrucksstark, lässig, unantastbar. Es ist ein Augenschmaus, ihm dabei zuzusehen. Davon lebt der Film, genau wie von seiner packenden Spannung, die vor allem in der Ausbruchszene am Ende deutlich wird. Mein Shirt ist komplett durchgeschwitzt, das kann nicht nur an den noch knapp 30 Grad Außentemperatur liegen. Packender geht es kaum, wenngleich auch einige negative Aspekte den Film für meinen Geschmack an einer Bestnote vorbeischrammen lassen.

                                  Etwas schade finde ich beispielsweise, dass deutlich weniger Wert auf die Charakterzeichnung der Mithäftlinge gelegt wurde, als bei anderen Gefängnis-Filmen, wie z.B. "die Verurteilten". Der von Eastwood gespielte Morris steht absolut im Vordergrund, seine Weggefährten sind eben nur Helfer, über die man wenig weiß. Vorgeplänkel gibt es einiges, allerdings passiert hier nicht viel Außergewöhnliches, das einem als Zuschauer lange Zeit im Gedächtnis bleiben könnte.

                                  "Die Flucht von Alcatraz" ist ein sehenswerter Ausbruchfilm, der zwar nicht an die ganz großen Genrekonkurrenten heranreicht, aber dennoch mit Hochspannung punktet.

                                  3
                                  • 4
                                    Berlin42 09.08.2015, 20:39 Geändert 09.08.2015, 20:47

                                    Der Film bleibt über weite Strecken blass. Nach einer vielversprechenden Eröffnungsszene passiert bis zum unverhältnismäßig brutal inszenierten Abschluss lange Zeit wenig. So manche Szene erschien mir zudem ungewollt komisch, auch das Gemetzel zum Ende wirkt nicht nur sinnlos, sondern vor allem unlogisch. Die Hintergründe werden nicht wirklich erklärt, es scheint, als wollte Regisseur Ralph Nelson alles auf eine Karte setzen, um sein Publikum möglichst bildgewaltig zu schockieren. Köpfe fliegen durch die Gegend, Frauen werden vergewaltigt, Kinder ermordet. Die Story bleibt hierbei leider weitestgehend auf der Strecke.

                                    Ich bin wirklich erstaunt über die starke Durchschnittswertung des Films. Für mich ist er eine Enttäuschung. Zu viel Theaterblut wird vergossen, zu unglaubwürdig erscheinen mir die Charaktere und die Story.

                                    5
                                    • 8
                                      Berlin42 08.08.2015, 15:32 Geändert 08.08.2015, 19:10

                                      Ich hatte von „Rivalen unter roter Sonne“ bislang weder etwas gelesen noch gehört, umso gespannter blickte ich der Erstsichtung des europäischen Western aus dem Jahr 1971 entgegen. Schon der Beginn war grandios. Viele interessante Charaktere wurden in den ersten Minuten eingeführt, hinzu kam eine äußerst einzigartige Geschichte, die mein Interesse sofort weckte.

                                      Charles Bronson überzeugt als Hauptdarsteller zudem auf ganzer Linie, seine Leistung steht mit der in „Spiel mir das Lied vom Tod“ mindestens auf Augenhöhe. Auch Nebendarsteller Alain Delon und Toshirô Mifune wirken echt interessant und spielen auf ähnlich hohem Niveau.

                                      Dass die Mischung zwischen „Eastern“ und „Western“ nicht jedermanns Geschmack treffen kann, ist nachvollziehbar. Auch ich war anfangs eher skeptisch gegenüber diesem etwas andersartigen Konzept, aber irgendwie konnte ich mich im Laufe des Films mit der Idee doch noch anfreunden. Nicht zuletzt, weil die Disharmonie zwischen Bronson und Mifune absolut zu unterhalten weiß.

                                      „Rivalen unter roter Sonne“ ist trotz seines beiläufigen Humors und der tollen Dialoge ein spannender, abenteuerlastiger Western. Im Vordergrund steht die Verfolgung des Bösewichts Gauche durch den nicht unbedingt sympathischeren Ganoven Link und dessen exotischen Begleiter, den Leibwächter des ersten japanischen Diplomaten in Amerika. Niemand ist dem Anderen wohlgesonnen, alle sind nur auf ihren persönlichen Vorteil bedacht, genau wie es sich für einen Spätwestern gehört. Die Drehorte sind authentisch, teilweise wunderschön und erzählen oftmals ihre ganz eigene Geschichte. Okay, auch wenn ich kein Freund vom „Sex sells“-Bonus bin, sind auch die Darstellerinnen nett anzusehen. Capucine und natürlich Ursula Andress spielen ihre Parts darüber hinaus wirklich gut, obwohl ihnen mal wieder nur die Rolle der Huren blieb. Klischee lässt grüßen...

                                      Das hohe Niveau der ersten Stunde kann der Film leider nicht bis zum Ende halten. Das ist schade, aber eben eine Folge des unerwartet höhepunktreichen Beginns. Zudem verstehe ich nicht, wieso in den Siebzigern so gern dieses unrealistische, helle Theaterblut in Western benutzt wurde. Schon in „Pat Garrett jagt Billy the Kid“ fiel mir das negativ auf, auch hier trübt es erneut hin und wieder den Realismus.

                                      „Rivalen unter roter Sonne“ hat mich dennoch wirklich positiv überrascht. Seit langer Zeit wurden meine Erwartungen an einen Western mal wieder übertroffen, nicht zuletzt wegen seiner starken Darstellerriege, von der der Western lebt. Die Story ist ungewöhnlich, aber interessant und sorgt nur selten für Langatmigkeit.

                                      2
                                      • 4 .5
                                        Berlin42 06.08.2015, 12:31 Geändert 06.08.2015, 12:33

                                        Nachdem ich bereits unter Zwang den Anfang des Buches gelesen habe, musste ich mir nun auch den Film antun. Allerdings war ich nach den miserablen Kritiken durchaus gespannt auf diesen Schinken, muss ich ehrlicherweise sagen.

                                        Meine Erwartungen wurden nahezu komplett erfüllt. Selbstverständlich vor allem die negativen. Schauspielerisch ist "50 Shades of Grey" schlichtweg unterer Durchschnitt, auch inhaltlich geht es nicht über einen Hausfrauen-Softporno hinaus. Na gut, die "Sex"szenen sind ansehnlich, das muss man zugeben. Erstaunlich ist auch, wie ein Nicht-Pornodarsteller solche Szenen hinbekommt. Respekt! Auch die Atmosphäre ist hin und wieder nett. Alles andere, was zumindest den Anspruch hat, eine gewisse Story zu bilden, ist absoluter Schwachsinn. Angefangen bei der Einführung der Charaktere bis hin zum abrupten Ende des Films, wird wirklich extrem wenig geboten, das Niveau ist vergleichbar mit einer Erotik-Version von Seifenopern im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Fraglich ist zudem die Botschaft, die hinter der Geschichte steckt: Ein in der Jugend missbrauchter Mann heilt seine psychischen Schäden damit, den Spieß umzudrehen. Sein Objekt der Begierde ist eine jungfräuliche Studentin, die ihm scheinbar zufällig über den Weg läuft. Sie wird misshandelt, wird weder geliebt noch geachtet und das alles soll noch erotisch sein. Ansichtssache...

                                        Alles hat den Anschein, dass man mit dem bei sexuell unterforderten Hausmütterchen außerordentlich beliebten Erotikroman schnelles Geld machen wollte. Was will man da mehr erwarten, als die nahezu wortwörtlich wiedergegebene, bebilderte Version der Vorlage?

                                        3
                                        • 7
                                          Berlin42 30.07.2015, 22:12 Geändert 30.07.2015, 22:18

                                          Die deutsche Antwort auf „The Walking Dead“? Nicht ganz, aber in Ansätzen macht Regisseur Marvin Kren deutlich, dass auch hierzulande sehenswerte Zombie-Streifen realisiert werden können. Und das sogar mit geringsten Mitteln.

                                          „Rammbock“ fangt unspektakulär an. Interessant und zugleich für mich als Ur-Berliner irgendwie befremdlich ist der österreichische Dialekt des Protagonisten. Doch das muss ja nichts heißen. Was folgt ist ein spannendes Szenario einer fiktiven Zombie-Epidemie in Berlin. Als Drehort dient eine typische Berliner Wohnsiedlung im Stadtzentrum mit kleinem Hinterhof. Alles ist grau gehalten, wirkt dadurch trist und heruntergekommen. Die gezeigten Wohnungen und die Figuren tun dazu ihr übriges.

                                          Ob die Statisten in ihren Zombierollen glänzen, darf bezweifelt werden. Auch inhaltlich wäre vielleicht noch etwas mehr möglich gewesen, dennoch funktioniert „Rammbock“ erstaunlich gut. Die Gespräche der Hausbewohner von Fenster zu Fenster sind irgendwie genial, die beiden Hauptdarsteller Michael Fuith und Theo Trebs agieren durchaus authentisch und ihre Gesichter sind einprägsam.

                                          Trotz meiner anfänglichen Skepsis ist „Rammbock“ absolut sehenswert und hebt sich in vielerlei Hinsicht vom deutschen Film-Einheitsbrei ab. Er ist mutig, atmosphärische dicht und bis zuletzt spannend. Zudem muss man dank der kurzen Spieldauer von nur einer Stunde nicht die komplette Abendplanung auf den Film abstimmen – für mich persönlich ebenfalls ein Pluspunkt.

                                          3
                                          • 6 .5
                                            Berlin42 27.07.2015, 22:04 Geändert 27.07.2015, 22:56

                                            Schade. Der letzte Teil der bislang überragenden Batman-Trilogie kann seinen Vorgängern nicht das Wasser reichen. Und das, obwohl technisch und schauspielerisch hohes Niveau abgerufen wird. Vor allem Anne Hathaway ist hierbei positiv hervorzuheben. Sie wird spektakulär in die Geschichte eingeführt, spielt wirklich großartig und stellt einen interessanten und vor allem gutaussehenden Sidekick für die Hauptfigur dar. Der Bösewicht Bane bleibt dagegen absolut blass, was teilweise wohl auch der senilen deutschen Synchronisationsstimme geschuldet ist. Zudem wirkt alles weitaus weniger spektakulär, als noch in "The Dark Knight", selbst das in die Luft gesprengte, voll besetzte Footballstadion ist kein wirklicher Augenschmaus. Vielleicht wäre hier weniger doch mehr gewesen? Einzig das spektakuläre Ende des Films zieht den Karren noch einige Meter aus dem Dreck, der fade Beigeschmack des langatmigen Mittelteils wird jedoch nicht gänzlich neutralisiert.

                                            "The Dark Knight Rises" steht einfach im Schatten seines grandiosen Vorgängers, der Film bildet einen zwar einen soliden Abschluss von Nolans Batman-Interpretation, legt aber die Vermutung nahe, dass in Sachen Story schon an einigen Stellen die Luft raus war.

                                            3
                                            • 3 .5
                                              Berlin42 27.07.2015, 09:36 Geändert 27.07.2015, 09:38

                                              Mein Anspruch an das Fernsehprogramm ist in den letzten Monaten dank Moviepilot rasant gestiegen, weshalb es mittlerweile echt selten geworden ist, dass ich mir einen 20:15-Film ansehe. Zu 99% läuft auf den Privatsendern zur Primetime nun einmal Schrott. Bei "Tropic Thunder" dachte ich mir, dass ich da mal eine Ausnahme machen könnte. Bei dem Staraufgebot kann ja nur wenig schief laufen. Denkste...

                                              Nach ein paar unterhaltsamen Szenen, die man allerdings an einer Hand abzählen kann und einem unerwartet lustigen Gastauftritt von Tom Cruise folgte wirklich nichts, was mich auch nur annähernd zum Schmunzeln bringen konnte. Selbst meine Frau fragte nach knapp 20 Minuten, wieso ich mir denn so einen Müll reinziehe ("Das ist doch wirklich kompletter Müll"), was wohl die größte Erniedrigung seit langem war.

                                              Die Ansätze sind ja durchaus vorhanden, der Film scheint recht aufwendig produziert, die Grundidee war sogar nett ausgedacht. Auch Jack Black auf Drogenentzug mag ja noch recht komisch sein, aber inhaltlich war das tatsächlich seit langem der schlechteste Film, den ich mir angesehen habe. 20 Minuten vor Schluss war ich sogar glücklich darüber, dass mich mein schreiendes Kind vom Fernseher weggeholt hat, sonst hätte ich wohlmöglich auch noch das Ende gesehen. Danke, kleiner Mann!

                                              8
                                              • 7

                                                Guter biographischer Thriller, der mit starken Bildern punktet und im gewohnt modernen Danny Boyle-Gewand für die nötige Frische sorgt. Obwohl das Ende der Geschichte wohl den meisten Zuschauern mittlerweile bekannt sein dürfte, blieb "127 Hours" bis zuletzt spannend und kurzweilig. James Franco spielt zudem sehr überzeugend, obwohl es mir mitunter schwerfällt, mich mit dem als Draufgänger in die Geschichte eingeführten Aron Ralston zu identifizieren. Zudem hätte ich mir zum Ende hin noch etwas mehr Einblicke in das Leben nach dem Höllentrip gewünscht. Was stattdessen für mein Empfinden deutlich zu viel Raum einnimmt, sind die vielen Halluzinationen.

                                                3
                                                • Bin aktuell gerade voll im Stoff, da ich mir die Winnetou-Bände derzeit in gesamter Länge zu Gemüte ziehe. Lustigerweise habe ich gestern noch zu meiner Frau gesagt: "Das wäre doch mal geil, wenn Winnetou neu verfilmt wird". Denn die Geschichten sind mitunter echt spannend und interessant. Ich dachte allerdings an etwas größeres, als so eine RTL-Produktion. Das kann ja eigentlich nur schief gehen... Oder...?

                                                  1
                                                  • 7 .5
                                                    Berlin42 22.07.2015, 08:10 Geändert 22.07.2015, 08:12

                                                    Was für ein Aufgebot: Charles Bronson, Steve McQueen, Eli Wallach und James Coburn sind Namen, die jedem Filmfan auf der Zunge zergehen. Umso erstaunlicher ist es, wenn man bedenkt, dass im Jahre 1960 keiner der Genannten die Hauptrolle in „Die glorreichen Sieben“ übernahm. Aus heutiger Sicht unverständlich, damals war eben ein gewisser Yul Brynner der Star im Aufgebot. Und das nicht ohne Grund… Meiner Meinung nach spielt er seinen Part großartig, wirkt in jeder Einstellung souverän als Anführer der „Sieben“, ein James Coburn wirkt dagegen unscheinbar, einzig Charles Bronson und Steve McQueen merkt man ihr Können bereits deutlich an. Die Weltkarriere stand den Beiden damals aber noch bevor. Der deutsche Horst Buchholz spielt den unbeholfenen Chico auffällig, wirkt jedoch hin und wieder ungewollt komisch. Eli Wallach, auf den ich mich persönlich am meisten freute, tritt mit solider Leistung als Anführer der Banditen in Erscheinung, jedoch ohne auch nur annähernd sein ganzes Können unter Beweis zu stellen. Hierzu fehlte ihm wohl die darstellerische Freiheit, die er erst in „Zwei glorreiche Halunken“ von Sergio Leone zugesprochen bekam.

                                                    Obwohl oder gerade weil der Film in vielerlei Hinsicht als Vorreiter der beliebten Italo-Western gesehen werden kann, offenbart ein Vergleich mit den Größen des Sub-Genres gleichzeitig auch die Schwachstellen des Helden-Epos. So wirken die Kulissen gerade bei Nachtsequenzen altbacken und primitiv. Die zahlreichen, schauspielerisch mitunter mäßig interpretierten Nebenrollen lassen zudem wenig Platz für charakterliche Tiefe der Hauptfiguren, was ich sehr schade finde.

                                                    Auch mit der heldenhaften Musik amerikanischer Western-Klassiker kann ich mich wohl nie anfreunden. Allerdings gelingt es Bernstein, sich hin und wieder von der klischeehaften Musik zu lösen und in spannenden Situationen sogar sehr passende, tiefere Klänge einzubauen, die mich fast schon an Ennio Morricone erinnert haben.

                                                    Seine ganze Stärke offenbart der Film erst in den Actionszenen. Die Kamerafahrten sind spektakulär und lassen den Zuschauer mittendrin sein, wenn es zur Sache geht. Gerade bei dem ersten Aufeinandertreffen der Banditen mit den „Sieben“ im Dorf wird deutlich, dass hier keine Kosten und Mühen gescheut wurden. Auch die Schießereien sehen super aus, was für die damalige Zeit keine Selbstverständlichkeit ist.

                                                    Eine weitere große Stärke des Klassikers ist die Story, die man wohl als absolut zeitlos bezeichnen muss: Ein mexikanisches Dorf wird regelmäßig von einer Banditenbande überfallen und engagiert sieben Männer, die sie vor ihnen beschützen sollen. Simpel aber gut. Schön, dass sie wohl in naher Zukunft erneut aufgegriffen wird, Antoine Fuqua hat bereits mit Denzel Washington, Chris Pratt und Ethan Hawke seine Darstellerriege zusammengetrommelt. Ich bin gespannt…

                                                    4