Berlin42 - Kommentare

Alle Kommentare von Berlin42

  • 8 .5
    Berlin42 07.03.2016, 07:49 Geändert 07.03.2016, 14:48

    Das war ja wieder mal ein Hochgenuss von Herrn Nolan. „Prestige“ schafft es, von der ersten Minute an zu fesseln. Christian Bale und Hugh Jackman spielen großartig und erwecken die komplexe, hervorragend durchdachte Story zum Leben. Immer wieder wird man als Zuschauer in die Irre geführt, diverse Wendungen halten die Spannung auf höchstem Level. Teilweise war ich sogar versucht, den Film kurzzeitig zu stoppen, um die ein oder andere Szene sacken zu lassen. Ich habe es jedoch sein lassen, um dem Film die Magie nicht zu rauben.

    Die Darstellung der damaligen Zeit ist perfekt gelungen und wirkt höchst authentisch. Die Magie wird durch Nolan nicht nur dargestellt, sondern auf einzigartige Weise auch filmisch genutzt, um den Betrachter fortwährend zu verwirren. Großes Kino mit vielen versteckten Hinweisen auf reale Magier und Persönlichkeiten!

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    • 6 .5
      Berlin42 07.03.2016, 07:43 Geändert 07.03.2016, 07:44

      Natürlich ist der Streifen von Antoine Fuqua absolut patriotischer und über weite Strecken einseitig ausgeschmückter Quatsch. Aber trotzdem fühlte ich mich nahezu über die gesamte Laufzeit gut unterhalten. Das Thema „Korea/USA“ ist zudem noch nicht ganz so ausgelatscht, wie es bei einem Angriff Russlands oder sogar islamischer Terroristen der Fall gewesen wäre. Der Hintergrund hat also meine Aufmerksamkeit gewonnen, die größeren Rollen sind stark besetzt. Gerard Butler, Morgan Freeman, Aaron Eckhart, Robert Forster. Alles bekannte Gesichter, die für eine gewisse Qualität stehen. Die Effekte, vor allem zu Beginn des Films, sind mitunter nicht wirklich sauber und glaubhaft, dafür ist die Spannung dauerhaft auf einem ordentlichen Level und ließ mich trotz aller Vorhersehbarkeit mitfiebern. Fazit: Besser als erwartet und einen Tick sehenswerter, als der zum Verwechseln ähnliche "White House down"!

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      • 9
        Berlin42 29.02.2016, 11:01 Geändert 29.02.2016, 11:05
        über Fargo

        Als großer Fan des Thrillers „Fargo“ war es nur eine Frage der Zeit, bis ich mir auch die Serie zu Gemüte führe. Und ich muss gestehen, ich hätte mir diesen Stoff schon viel eher reinziehen sollen. Absolut großes Kino! Und das, obwohl ich dem Serienstart mit gemischten Gefühlen entgegen sah. Zu sehr hat mich der Film begeistert. Konnte es denn überhaupt sein, dass die Serie mich genauso in ihren Bann zieht wie das Werk der Coen-Brüder? Ja, es kann!

        Die Serie fängt Charme, Atmosphäre und vor allem den unwiderstehlichen Humor des Originals so genial ein, dass es mir mitunter die Sprache raubte. Die Darsteller sind durchweg großartig, angefangen natürlich bei Martin Freeman, der ein vollkommene Wandlung durchmacht, über den mitunter urkomischen Bob Odenkirk bis hin zu Billy Bob Thornton, der hier in der Rolle des psychopathischen Serienkillers absolut aufzugehen scheint. Nicht zu vergessen natürlich die beiden ehrgeizigen aber manchmal unbeholfen wirkenden Cops, Colin Hanks und Allison Tolman. Allesamt spielen ihre Rollen überragend. Es wird eine absolut unbeschreibliche Qualität an den Tag gelegt, selbst die Nebenrollen sind einfach perfekt besetzt, man kann es nicht anders beschreiben. Hier kommt einfach auch der Vorteil des Serienformats zur Geltung. Jede Figur hat die Zeit, die sie zur Einführung und Entfaltung benötigt. Was in einem zweistündigen Film kaum gelingt, wird hier durch die Akteure zelebriert.

        Die Handlung der 1. Staffel entwickelt schnell eine Eigendynamik, man möchte die Episoden am liebsten direkt alle hintereinander sehen, die Spannung ist nahezu auf einem Level, hervorzuhebende Highlights waren für mich sowohl die erste als auch die siebte Folge. Einfach nur göttlich, wie Martin Freeman und Billy Bob Thornton sich in der Notaufnahme des Krankenhauses unterhalten. Zudem die darauffolgenden Szenen, als die beschauliche Welt des Lester Nygaard ins Wanken gerät und seine Metamorphose zu beginnen scheint - Weltklasse! In der siebten Folge ist dieser Wandel unserer geliebten Hauptfigur dann vollzogen. Diese neue Seite an ihm wird wunderbar ausgespielt, zudem ist die Episode gespickt mit hammerharten Szenen, die das schauspielerische Können der Darsteller offenbaren. Allein Bob Odenkirks Gesichtsausdruck bei der Vernehmung Nygaards ist einen Oscar wert. Auch das Staffelfinale kann diese Qualität bestätigen und rundet die überaus gelungene Serie wunderbar ab.

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        • 6
          Berlin42 22.02.2016, 07:36 Geändert 22.02.2016, 07:39

          Asche auf mein Haupt, ich muss gestehen, dass ich die alten Folgen nicht kenne. Einzig den Film "Akte X - Jenseits der Wahrheit " habe ich mit Freunden vor einigen Jahren mal gesehen, kann mich an den Inhalt aber leider nicht mehr erinnern. Und trotzdem habe ich mich an die Serie herangetraut, was im Nachhinein betrachtet nur bedingt Sinn gemacht hat.

          Im Großen und Ganzen finde ich zumindest die Atmosphäre und die darstellerischen Leistungen gut. Die erste Folge machte zudem Lust auf mehr, wenngleich nicht wirklich viel großartige Szenen geboten wurden. Blieb also die Hoffnung, dass die Spannung langsam von Episode zu Episode steigt. In Folge 2 dann die Ernüchterung: Irgendwie alles viel zu Utopisch für die heutige Zeit - zumindest meiner Meinung nach. Ich stehe ohnehin nicht auf die meisten Science-Fiction-Produkte, auch übernatürliche Phänomene sind eigentlich nicht so richtig mein Ding. Was in der ersten Folge noch dezent angedeutet wird, schmückte die zweite Episode leider für meinen Geschmack zu sehr aus.

          Klar soll man keine voreiligen Schlüsse ziehen, doch mein Entschluss steht fest: Nach der zweiten Folge werde ich mich anderen Produktionen widmen, die eher meinen Geschmack treffen. Ich glaube, auch in dieser Hinsicht besteht noch großer Nachholbedarf.

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            Berlin42 20.02.2016, 23:06 Geändert 20.02.2016, 23:08

            Für mich einer der schlechtesten Streifen mit Denzel Washington in der Hauptrolle. Dennoch machen seine ordentliche Leistung und die seines Antagonisten, John Travolta, den Film trotz geringer Tiefe und einiger inhaltlicher Schwächen noch einigermaßen sehenswert. Letzterer überrascht als psychopatischer und unberechenbarer Geiselnehmer in einer für ihn absolut unkonventionellen Rolle. Der Auftritt ist durchaus gelungen, auch wenn seine deutsche Synchronisationsstimme mir zwischenzeitig stark auf die Nerven ging. Das Finale ist vorhersehbar, aber einigermaßen spannend inszeniert, auch wenn die einzelnen Charaktere über die gesamte Spieldauer zu blass bleiben.

            Was mich wirklich interessiert, ist das Original „Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3“. Aufgrund der weitaus besseren Bewertungen scheint dieser nämlich wirklich gelungen. Ich hoffe, dass ich bald mal in den Genuss dieses vermeintlichen Klassikers komme.

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            • 8 .5
              über Babel

              Mein zweiter Film von Iñárritu in diesem Jahr und wieder ein solcher Volltreffer. So langsam sollte ich mir auch mal „Biutiful“ und „Birdman“ besorgen, da kann eigentlich kaum etwas schief gehen.

              Doch der Reihe nach:

              „Babel“ wirkt kaum wie ein Film, zu nah scheint man am Geschehen, zu fesselnd werden die einzelnen Episoden, die dem ersten Anschein nach nichts weiter miteinander zu tun haben, inszeniert. Ihren Teil zum Doku-Charakter tragen auch die hervorragend realitätsnah gezeichneten Figuren bei. Man nimmt den Darstellern, die allesamt auf höchstem Niveau agieren, ihre Rollen einfach ab, kann sich in ihre Situationen hinein versetzen, freut sich mit ihnen und empfindet dieselben Ängste und Sorgen wie sie. Solche Gefühlsregungen haben bei mir erst wenige Filme ausgelöst.

              Aus der Tiefe der Szenen wird man in regelmäßigen Abständen abrupt herausgerissen, was ich jedoch keinesfalls als störend empfunden habe. Gerade dieser Wechsel zwischen den verschiedenen Episoden, wie ich ihn bisher in dieser Form nur aus „Cloud Atlas“ kenne, ist ein belebender Faktor des Dramas. Selten verweilt man länger als 15 bis 20 Minuten in einer Situation, immer wieder wird von Kontinent zu Kontinent gewechselt. Absolut kurzweilig, weil alle Ereignisse einerseits gleich spannend sind und sich zudem nach und nach als eng miteinander verwoben entpuppen.

              Sehr interessant auch Iñárritus gezielter Einsatz von zwei sehr bekannten Darstellern. Einzeln betrachtet ist das Schicksal des von Kate Blanchett und Brad Pitt gespielten Paares eher unbedeutend, erst die Gesamtheit der Ereignisse macht aus ihrer Geschichte etwas nachvollziehbar Bedeutsames.

              Etwas schade fand ich, dass sich die Geschichte nach hinten heraus etwas verliert, die einzelnen Schicksale fügen sich zwar schlüssig zusammen, doch irgendetwas fehlt mir bei der Aufklärung der Zusammenhänge. „Der Weg ist das Ziel“, so könnte man „Babel“ gut beschreiben. Ein großartiger und allem voran andersartiger Film, der dem Zuschauer über die gesamte Spieldauer die vielseitigsten Gefühlsregungen entlockt und zum Ende hin unklar in seiner Botschaft bleibt. Vielseitig deutbar, in jedem Fall. Großes Kino allemal.

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              • 7

                Liam Neeson ist für mich der wohl glaubwürdigste Action-Held der letzten zehn Jahre. Diesem Typen kaufe ich alles ab. Seine Ausstrahlung ist unglaublich, sein Schauspiel überragend. Der Mann versteht es, zu hundert Prozent in eine Rolle zu schlüpfen. Non-Stop hat mich – nicht zuletzt dank ihm –von Beginn an in den Bann gezogen. Auf Vorgeplänkel wird komplett verzichtet, wie es sich für einen reinen Actionstreifen gehört. Die Geschehnisse an Bord der von Terroristen bedrohten Maschine spitzen sich sekündlich weiter zu, zwischendurch war ich selbst am Zweifeln, wem man nun noch trauen kann. Großes Kino!

                Leider wurde es zum Ende hin dann sehr theatralisch, was mich fast ein wenig enttäuschte. Das Ende hatte wenig Besonderes, die Schlusssequenz verliert sich im Nirvana der unzähligen Genrekollegen und trübt den bis dahin großartigen positiven Eindruck des Films.

                Was bleibt ist ein starker Film mit mäßigem Finale. Dennoch absolut empfehlenswert für Freunde des gepflegten Thrillers, oder eben Liam-Neeson-Fans wie mich.

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                • 6 .5
                  Berlin42 05.02.2016, 07:48 Geändert 05.02.2016, 07:51

                  „Lakeview Terrace“ profitiert vorrangig von der Glanzleistung Samuel L. Jacksons. Er hat eine erstaunliche Präsenz, die dem Zuschauer eine Ahnung davon vermittelt, wie sich ein Nachbarschaftskrieg anfühlt. Die Atmosphäre ist sehr ordentlich, die Spannung nimmt langsam aber konstant an Fahrt auf und mündet in einem krachenden Showdown. Der immer näher kommende Waldbrand spiegelt genial die immer höher kochende Brisanz des Streits wider, dieses Detail hat Regisseur Neil LaBute hervorragend in den Film eingebaut.

                  Schade, dass neben Jacksons Interpretation des Abel Turner kein Nebendarsteller mit seiner Arbeit wirklich überzeugen kann. Vor allem Patrick Wilson bleibt in der Rolle seines Gegenspielers absolut blass. Kerry Washington glänzte erst vier Jahre später in „Django Unchained“. „Lakeview Terrace“ gibt ihr leider zu wenige Möglichkeiten zur freien Entfaltung.

                  Ich denke, mit den richtigen Darstellern hätte der Film noch mehr Überzeugungskraft leisten können, dennoch bleibt er dank Samuel L. Jackson in der Hauptrolle absolut sehenswert.

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                  • 7 .5
                    Berlin42 01.02.2016, 14:51 Geändert 01.02.2016, 15:00

                    Auch „Defiance“ kannte ich schon. Vor einigen Jahren habe ich ihn mir mal ausgeliehen, vor allem, weil ich Daniel Craig seit seinem grandiosen Auftritt in „Layer Cake“ absolut schätze.

                    Seine Leistung als Tuvia Bielski ist vielleicht nicht überragend, doch Liev Schreiber und er wissen als Anführer der berühmt-berüchtigten Bielski-Brigade im Zweiten Weltkrieg absolut zu gefallen. Die Story kann man ohne Frage als schwere Kost bezeichnen, die Actionszenen sorgen dennoch für Kurzweil und sind großartig in die Geschichte eingebaut. Vor allem die erste Stunde des Films war dadurch wirklich ein Augenschmaus. Hier passte nahezu alles. Auch der Fakt, dass beide Hauptfiguren nicht ausschließlich positiv, sondern mit Ecken und Kanten dargestellt werden, wirkt sehr realistisch. Die Charaktere hätten meiner Meinung nach durchaus Potenzial für eine Serie.

                    Die anfängliche Spannung hält der Film in der zweiten Hälfte leider nicht immer, wodurch meine Aufmerksamkeit mitunter leicht abschweifte. Ob der Film zudem komplett glaubwürdig ist, sei dahin gestellt, die Schlussszene ist in meinen Augen aber leicht überzogen. Vor allem das dargestellte Kräfteverhältnis zwischen den Partisanen und der Wehrmacht gab mir etwas zu denken. Was mir ebenfalls missfällt, ist die relativ höhepunktarme Inszenierung, die ihre Begründung sicherlich in der wahren Begebenheit findet.

                    Kurzgefasst: Der ganz große Wurf ist Edzward Zwick nicht gelungen, doch mit „Defiance“ bringt der Regisseur endlich Abwechslung in die recht monotone Landschaft der Filme über den Zweiten Weltkrieg. Absolut sehenswert!

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                    • 7 .5

                      Wie so oft, kam auch „Transsiberian“ mir stellenweise bekannt vor. Offenbar bin ich schon mal beim Zappen an dem Thriller hängen geblieben. Diesmal habe ich ihn also noch einmal in voller Länge gesehen und muss mich Euch einfach mal wieder mitteilen:

                      Der Film beginnt großartig. Wir haben vier interessante, schier undurchschaubare Charaktere, die eine Reise in der sagenumwobenenen transsibirischen Eisenbahn antreten. Die Geschichte nimmt sich Zeit, langsam aber sicher werden die Beweggründe der Hauptfiguren deutlich, zudem beginnen sich die beiden Pärchen anzufreunden. Die Atmosphäre ist schlichtweg großartig, die Location atemberaubend. Man ist versucht, zu behaupten, dass die Spannung nahezu von allein entsteht. Doch Regisseur Brad Anderson schafft es hier wunderbar, mit dem Zuschauer zu spielen. Vielsagende Blicke, ausbleibende Dialoge, Gestik und Mimik der Darsteller sind sein Werkzeug, unseren Blick zu fokussieren. Immer wieder spielten sich in meinem Kopf Gedanken ab, wie „der führt doch was im Schilde“, „die ist doch nicht ganz sauber“… Genau so liebe ich das.

                      Zwei Punkte lassen mich jedoch von einer überragenden Bewertung des Films absehen:

                      Zum einen wirken manche Schlüsselszenen in meinen Augen unglaubwürdig. Da ich von Spoilerwarnungen grundsätzlich absehen möchte, werde ich nicht näher auf die entsprechenden Handlungen eingehen, doch stellenweise wirken die Entscheidungen der Figuren unpassend.

                      Zum anderen finde ich schade, dass der Film sich zum Ende hin etwas überschlägt. Hier wird „Transsiberian“ wieder ein gewöhnlicher, temporeicher Thriller, der mit viel Action schneller zum Schluss kommen will, als ihm gut tut. Das kann funktionieren, leider passt das hier wenig mit dem ruhigen Erzählstil der ersten Stunde zusammen, die mir so gut gefiel.

                      Auch wenn „Transsiberian“ sein Potenzial nicht in Gänze ausschöpft, hat er mich streckenweise begeistert. Diese spannungsgeladene Atmosphäre, die Interaktion der völlig unterschiedlichen Charaktere im abgeschotteten Zug, große Klasse! Etwas mehr Kammerspiel, dafür weniger Tempo zum Ende hin, das hätte mir den Film noch etwas sympathischer gemacht.

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                      • Liechtenstein wird nicht an der Fußball - EM teilnehmen!

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                        • 10
                          Berlin42 24.01.2016, 09:39 Geändert 01.06.2016, 08:28

                          Schlichtweg atemberaubend, was Alejandro González Iñárritu hier für ein Meisterwerk auf die Leinwand zaubert. Als sich Mitte letzten Jahres bereits abzeichnete, dass hier etwas ganz Großes auf das Kinopublikum wartet, habe ich mir die Romanvorlage besorgt und war absolut begeistert. Der Film schafft es jedoch mit Leichtigkeit, diese mehr als alt aussehen zu lassen.

                          Bereits der Beginn ist etwas Unbeschreibliches, in dieser Anfangsszene liegt so viel Kraft, so viel Tempo, dass mir die Worte fehlten. Die Kamera benötigt für eine absolut chaotische Sequenz keinen Schnitt, alles wird perfekt ohne Unterbrechung eingefangen, die Dialoge wirken nicht gespielt, sie wirken tatsächlich so echt, dass man meint, mitten im Geschehen zu sein. Ich dachte mir gestern im Kino nur „Krass, wenn das so weitergehen würde…“ – Und es ging genau in dieser Qualität weiter. Das Tempo wird selbstverständlich hin und wieder gedrosselt, was Leonardo Di Caprios grandioses Schauspiel sehr gut hervorhebt. Er hat nur wenig Dialoge, man konzentriert sich dadurch einfach auf sein Schauspiel. Große Klasse! Auch die Nebendarsteller, allen voran natürlich Tom Hardy und Will Poulter machen ihre Sache nahezu perfekt, sie passen in ihre Rollen, wie die Faust aufs Auge.

                          Immer, wenn man mal kurz durchatmet, folgt wieder die Action. Oft absolut unerwartet und überraschend. In vielen Szenen, wie dem Bärenangriff oder dem Sturz mit dem Pferd, fragt man sich, wie kann so etwas umgesetzt werden? Tatsächlich gab es so etwas noch nicht, die Messlatte ist wohl dank „The Revenant“ plötzlich in unerwartete Höhen geschnellt.

                          Die Geschichte an sich war in der Vorlage schon stark. Doch Iñárritu hat vieles dazugedichtet, was die Brisanz noch einmal unterstreicht. Was im Roman an Ausdruck und Gefühl fehlte, wird hier mit der Geschichte rund um Hugh Glass´ Familie integriert. Auch das Ende ist ein komplett anderes. Dieses Mystische, das den kompletten Film zudem ergibt, war für mich absolut überraschend, aber es passte perfekt zur Story. Zudem sind die Landschaftsaufnahmen mitunter zu schön, um wahr zu sein. Ich komme aus dem Schwärmen kaum heraus.

                          Kurzum, ist „The Revenant“ der beste Film, den ich seit "Zwei Glorreiche Halunken" und „Das Boot“ gesehen habe. Der Film verrennt wie im Fluge, ich hatte völlig grundlos Bedenken, wie ich die gut 2,5 Stunden im Kinositz aushalten sollte. Ich war schlichtweg gefesselt.

                          Wenn dieser Paukenschlag im Februar nicht mit Oscars überschüttet wird, weiß ich auch nicht. Di Caprio muss ihn einfach bekommen, genauso wie das Kamerateam und der Regisseur. Hut ab, Respekt! So etwas habe ich zuvor noch nicht gesehen...

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                          • 6 .5

                            Ben Stiller ist großartig, ohne Frage. Nicht, dass ich mich als Fan bezeichnen würde, aber irgendwie liebe ich seine Art zu spielen. Dieses Trottelige, Bemitleidenswerte verkörpert wohl niemand so genial, wie er. Dennoch kann ich mich an keinen Film mit oder von ihm erinnern, der mich wirklich gefesselt hat. Klar, „Verrückt nach Mary“ oder „Und dann kam Polly“ haben starke Szenen, bei denen ich mich totgelacht habe. Aber als kompletter Film haben sie mich nie zu 100 Prozent überzeugt.

                            Leider ist es bei diesem hier genauso. Stiller macht alles super, die Geschichte ist zudem kein 0815-Einheitsbrei, sondern eine Komödie, die nahezu perfekt aussieht und neben ihrer technischen Brillanz auch noch zum Nachdenken anregt. Dennoch trifft Stillers neuestes Werk als Regisseur bei mir nicht den entscheidenden Nerv. Zwischenzeitlich wurde die mehr als skurril beginnende Komödie wirklich erstaunlich spannend, was mich auch dazu verleitet hat, bis zum Ende durchzuhalten. Leider war dieses dann jedoch eher ernüchternd.

                            Ein wirklich besonderer Film ist Ben Stiller mit „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ zumindest gelungen. Wenn ich mir so die letzten Kommentare ansehe, habe ich allerdings selten so viel unterschiedliche Meinungen zu einem Film gelesen. Ich stehe dann wohl eher auf Seite derjenigen, die insgesamt etwas enttäuscht waren.

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                            • 7 .5
                              Berlin42 18.01.2016, 07:52 Geändert 18.01.2016, 07:54

                              Wirklich überzeugt hat mich in dem Mystery-Thriller die einzigartige Spannung, die während der ersten Hälfte aufgebaut wird. Sie erinnert streckenweise an Genrevertreter wie „8mm“ oder „Verblendung“, die sich ähnlich viel Zeit lassen, aber kontinuierlich an Fahrt aufnehmen.

                              Johnny Depp spielt seine Rolle großartig, die okkulte Thematik wird wirklich mitreißend dargestellt. Den Film umgibt zudem eine Aura, die ich nicht besser beschreiben kann als mit Worten wie „unbeholfen“ und „eigenartig“, was hier jedoch gut funktioniert. Gemeint sind Szenen, wie das einstürzende Baugerüst oder das eher tollpatschige Auftreten des dunkelhäutigen Verfolgers unserer Hauptfigur Dean Corso. Keine Ahnung wieso, mir haben diese unerwarteten, etwas laienhaft anmutenden Szenen sehr gefallen.

                              Etwas schwächer wird der Film zum Ende hin. Hier überschlagen sich plötzlich die Ereignisse. Die anfängliche Ruhe, die der Film ausgestrahlt hat, geht zu schnell verloren. Auch die Schlussequenz lässt viele Fragen offen – andererseits bietet sie somit auch mehrere Interpretationsmöglichkeiten.

                              Mit „die neun Pforten“ ist Roman Polanski ein wirklich sehr spannender Film gelungen, der sich mit Genregrößen durchaus messen lassen kann. Wer leichte, kurzweilige Unterhaltung sucht, ist hier jedoch Fehl am Platz.

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                              • 6

                                Im Trailer sah das Ganze noch äußerst spannend aus, auch die Grundidee klang sehr gut. Der Film kann diese Versprechen leider nicht halten. Zu unglaubwürdig wirken die Geschehnisse im Hochsicherheitstrakt, zu oberflächlich bleiben die Charaktere. Dennoch muss man sich eingestehen, dass es durchaus gute Szenen in „Escape Plan“ gibt, auch Stallone und Schwarzenegger spielen ihre Rollen mit der nötigen Routine und Coolness, was angesichts der Leinwanderfahrung beider Darsteller jedoch nicht verwunderlich ist. Recht kurzweilige Unterhaltung, nicht mehr und nicht weniger.

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                                • 7 .5
                                  Berlin42 15.01.2016, 08:31 Geändert 15.01.2016, 16:47

                                  Endlich mal wieder ein starker Film, den ich rein zufällig beim Zappen entdeckt habe. So mag ich das. „Im Auftrag des Teufels“ beginnt wie ein starker Anwaltsstreifen. Nichts komplett Neues, trotzdem mehr als spannend und unterhaltsam anzusehen. Keanu Reeves spielt in meinen Augen einer seiner besten Rollen, der geleckte Juristenlook steht ihm ausgezeichnet. Sein rasanter Aufstieg erinnerte mich zu Beginn stark an „Die Firma“, Taylor Hackfords Mystery-Thriller kann sich jedoch im weiteren Verlauf nicht zuletzt dank des großen Al Pacino in der Hauptrolle von diesem deutlich abgrenzen. Auch die junge Charlize Theron rundet das Ganze wunderbar ab, auch sie macht ihre Sache großartig. Dass sich der spannende Film zum Ende hin sehr zieht, mag vor allem an dem aus meinen Augen leicht übertrieben inszenierten, langatmigen Monolog Al Pacinos liegen – sicherlich Geschmackssache. Die darauffolgende Schlussszene rundet die Geschichte jedoch erfrischend ab und bietet eine innovative Wendung.

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                                  • 7 .5
                                    Berlin42 12.01.2016, 07:37 Geändert 12.01.2016, 07:40

                                    Ich gebe zu, dass ich meine Bedenken hatte, als ich die ersten Kritiken zu „Fear the Walking Dead“ las. Immer wieder war die Rede von einem komplexen Familiendrama, worauf ich ehrlich gesagt wenig Lust hatte. Und tatsächlich wurde direkt in der ersten Episode deutlich, was der ein oder andere User meinte: Im Vordergrund des „The Walking Dead“-Prequels stehen fraglos das Leben der Patchwork-Familie und die Veränderungen der Welt, wie wir sie kennen. Ich hatte anfangs wirkliche Probleme damit, dass es hier fast eine Folge lang nur um die Vorstellung der Figuren ging. Irgendwann hatte ich sogar aufgehört, konsequent zu folgen, was sich im Endeffekt als Fehler herausstellte. Zu viele Personen traten in Erscheinung, zu wenig Spannung bekam ich geboten.

                                    Doch was hatte ich erwartet? Die Serie hält doch exakt das, was sie verspricht: Sie beschreibt genau die Zeit, an die die erste Staffel von „TWD“ anknüpft. Das bedeutet, dass die Erzählung langsam an Fahrt aufnehmen muss, was dann auch geschieht. Mit dem Finale der Pilotfolge wird zudem deutlich, dass auch die Action nicht zu kurz kommt. Die Personen erweisen sich als wandelbar und sind somit äußerst interessant, die Serie begann spätestens ab Folge 3 eine ganz eigene Atmosphäre aufzubauen, was mir sehr gefiel. Mit viel Aufwand wird hier auf glaubwürdige Art und Weise eine Welt erschaffen, die schneller ins Wanken gerät, als man zunächst annimmt.

                                    Mit dem Spin-Off wurde tatsächlich etwas ganz Eigenes geschaffen, was mir als „The Walking Dead“-Fan sehr gut gefällt. Meine persönlichen Highlights waren die Folgen 4 und 5, da hier der Zusammenhalt der Hauptfiguren endlich deutlich wird und auch das Konfliktpotenzial unter den Überlebenden in den Fokus gerät, wie man es aus der Original-Serie kennt. Leider hatte ich mir nach diesen starken Episoden etwas mehr vom Staffelfinale erhofft, als ich letzten Endes geboten bekam. Sechs Folgen sind darüber hinaus für den ungeduldigen Zuschauer eine Folter, umso gespannter bin ich auf die zweite Staffel.

                                    Meine Bewertung der einzelnen Episoden:

                                    Gute alte Zeit: 6,5
                                    So nach und doch so fern: 7,5
                                    Der Hund: 7,0
                                    Nicht vergehen: 8,0
                                    Kobalt: 8,0
                                    Der gute Mensch: 7,5

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                                    • 7 .5

                                      Dass Zombies durchaus eine humorvolle Seite haben, hat Jonathan Levine mit „Warm Bodies“ bewiesen. Nun habe ich eher zufällig auf Wunsch meiner Frau den vier Jahre älteren Film „Zombieland“ von Ruben Fleischer nachgeholt und bin ebenfalls sehr zufrieden mit dem Streifen.

                                      Die zwei ungleichen Darsteller Jesse Eisenberg und Woody Harrelson bilden ein perfektes Duo für den Kampf gegen die Untoten. Man wird gut abgeholt vom Regisseur, die Zombieapokalypse wird mit einer gehörigen Portion Sarkasmus dargestellt, alles wirkt sehr frisch und locker, „Zombieland“ weiß wirklich gut zu unterhalten.

                                      Was mich dann leider doch etwas enttäuscht hat, war das Finale des Films, fast schon an einen 0815-Teenie-Film erinnerte. Gute Effekte, nette Bilder, aber wie bereits in „28 Days Later“ wurde die bis dahin gute Story einem knalligen Finale untergeordnet. Schade. Denn hier fallen auch einige Logikfehler ins Gewicht, die vorher aufgrund vieler lustiger Details eher unwichtig schienen.

                                      Trotz der eher mittelprächtigen Schlussviertelstunde wurde ich über die gesamte Lauflänge bestens unterhalten, vor allem Harrelson und Eisenberg machen einfach großen Spaß, beide auf ihre ganz eigene Art.

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                                        Berlin42 27.12.2015, 12:45 Geändert 27.12.2015, 15:25

                                        „Manchmal ist mir, als ob ich selbst hinter mir herliefe! Ich will davon, vor mir selber davonlaufen, aber ich kann nicht! Kann mir nicht entkommen!“

                                        Ein Klassiker im wahrsten Sinne des Wortes, an den ich mich nun endlich mal herangetraut habe. Der Film hat bereits über 80 Jahre auf dem Buckel, ein nahezu unvorstellbares Alter für einen Film. Bislang habe ich tatsächlich keinen älteren gesehen. Dass er fast überall als der beste deutsche Film aller Zeiten gilt, führte selbstverständlich dazu, dass ich ihn nicht einfach ignorieren konnte.

                                        Vorweg muss ich sagen, dass man natürlich nicht abstreiten kann, dass die schauspielerischen Leistungen einiger Nebendarsteller wohl heutzutage klar unter die Rubrik „Overacting“ fallen würden. Auch einige der Dialoge würde man mit Sicherheit kaum noch in einem neuen Film wiederfinden. Aber das war es fast schon mit dem Negativen.

                                        „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ ist ein Wahnsinnsfilm, immer noch! Spannend bis zum Schluss, eine Atmosphäre, die ihn unverwechselbar macht. Großartig strukturiert, weshalb er sich auch immer noch mit den großen Genrevertretern messen kann. Unschwer zu glauben, dass er so etwas wie einen Meilenstein der Filmgeschichte darstellt. Bereits in den ersten Szenen merkt man, wie weit der Krimi seiner Zeit voraus gewesen sein dürfte. Kamerafahrten durch engste Treppenhäuser und Wohnungstüren, wie man sie nicht einmal heute mehr sieht. Jede Einstellung bis ins Detail durchdacht, selbst wenn die Szene noch so unwichtig scheint. Einfach nur göttlich inszeniert von Fritz Lang, wahrlich ein Meister seines Fachs. Was mich wirklich sehr beeindruckte waren die vielen, miteinander verknüpften Szenen und die zweigleisige Ermittlungsstruktur: Auf der einen Seite setzt die Kriminalpolizei alle Hebel in Bewegung, um dem Mörder endlich auf die Spur zu kommen. Andererseits hat aber auch die Berliner Unterwelt ihr ganz eigenes Interesse, den Täter zu stellen. Starke Idee! Ebenfalls großartig ist die Tatsache, dass der Regisseur die von Peter Lorre gespielte Figur des Mörders Hans Beckert keinesfalls einseitig darstellt, wie man es auch heutzutage aus vielen Krimis kennt. Es wird der schwer nachvollziehbare Zwiespalt deutlich, der für Alle so unbegreiflich ist. Absolut stark!

                                        Auch wenn mein Lob ein knappes Jahrhundert zu spät kommt, muss ich sagen: Hut ab! Dieser Film funktioniert auch heute noch großartig, Fritz Lang hat ein absolut zeitloses Meisterwerk geschaffen, das nur selten veraltet wirkt.

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                                          Berlin42 25.12.2015, 21:58 Geändert 26.12.2015, 08:59

                                          Harter Tobak, schwere Kost, kranker Scheiß. Meine schlimmsten Befürchtungen haben sich bewahrheitet, meine größten Hoffnungen erfüllt. Mit „Walhalla Rising“ hat Nicolas Winding Refn wieder einmal ein Kunstwerk erschaffen, das in jeglicher Hinsicht fesselt und doch in seiner Widerwärtigkeit abschreckt. Ähnlich wie „Only God Forgives“ bietet der Film viel Interpretationsspielraum und bleibt wohl jedem Zuschauer im Gedächtnis, ob gewollt oder ungewollt.

                                          „Walhalla Rising“ sticht fraglos aus der Masse hervor, kann eigentlich nicht mit anderen Filmen verglichenoder in wenigen Worten kritisiert werden. Die Motive sind atemberaubend, die Kampfszenen als brutal zu bezeichnen wäre noch untertrieben. Jenseits des guten Geschmacks? Auf jeden Fall! Und doch zog mich der Film immer wieder in seinen Bann. Diese klaren Bilder, die verschwiegenen und doch ausdrucksstarken Charaktere, das großartige Schauspiel von Mads Mikkelsen, der sich langsam aber sicher in die Reihen meiner Lieblingsdarsteller gespielt hat. All das hat mich überzeugt.

                                          Jeder, der sich auf den Trip einlässt, wird meine Freude an diesem bildgewaltigen Spektakel teilen. Wer sich dem Andersartigen verschließt, wird den Film als sinnlosen Splatter-Movie bewerten. Vielleicht ist er das auch? Ich sehe in ihm jedoch eine psychedelische Reise ohne Ziel, eine Suche nach Göttern und Religion, die es schlichtweg nicht gibt. Eine zweifelhafte Message für alle Gläubigen, wie mich. Dennoch zählt hier einzig und allein der filmische Aspekt. Und den kann ich nur loben, Refn beweist erneut großen Mut und hat etwas Wertvolles erschaffen.

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                                            Eine wirklich sehr gelungene, deutsche Serie, die mich enorm berührt. Die jungen Darsteller machen ihre Sache perfekt und wirken absolut authentisch, ohne großartig Mitleid zu erzeugen. Denn darum geht es in dieser Serie eigentlich auch nicht. Vielmehr wird gezeigt, wie positiv die Teenager mit Ihren teils schweren Erkrankungen umgehen und wie sie Kraft aus der Gruppe ziehen.

                                            Der katalanische Romanautor Albert Espinosa ist in meinen Augen wirklich ein Held. Trotz geringster Überlebenschancen und eines 10-jährigen(!) Krankenhausaufenthalts schöpfte er Kraft aus seinen Krankheiten und gibt seine Erlebnisse weiter. In vielen Ländern wird er wie ein Popstar gefeiert - mit Recht! Solche Vorbilder braucht die Welt.

                                            Von Espinosa stammt unter anderem auch die großartige Idee, eine Art Zwischenwelt in Form eines Freibads zu erschaffen, in der sich die Patienten während Ihrer Operationen befinden und somit zwischen Leben und Tod pendeln. Allein dafür schon einmal Respekt, diese Szenen gehen absolut unter die Haut...

                                            Endlich mal eine deutsche Serie, die so ziemlich alles richtig macht.

                                            Achso: Weiß eigentlich jemand, wann die nächste Staffel auf VOX beginnt?

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                                              Berlin42 30.11.2015, 07:59 Geändert 30.11.2015, 08:04

                                              Schade!

                                              Das hätte passen können mit „Victoria“ und mir. Ein Echtzeit-Thriller komplett ohne Schnitt, der dazu noch in Berlin-Mitte spielt. Auch die Story klang sehr vielversprechend, die ersten Kritiken und Meinungen zu dem Film von Sebastian Schipper überschlugen sich ja nahezu mit lobenden Worten. Frederick Lau (Die Welle, Sein letztes Rennen) und Maximilian Mauff (Stromberg, Berlin Calling) finde ich sehr sympathisch, wenngleich sie vielleicht nicht die besten deutschen Darsteller sein mögen. Zu einem solchen energiegeladenen Film passen die Zwei hervorragend.

                                              Der Film beginnt auch wirklich stark, die Szene im Berliner Techno-Club ist authentisch, die Hauptdarstellerin Victoria wird tanzend im Blitzlicht vorgestellt, hat aber offensichtlich genug vom Feiern. Sie muss arbeiten, wie wir später erfahren. Doch es kommt alles anders… So oder so ähnlich läuft das Berliner Nachtleben. Auch die vier Typen, die Victoria am Ausgang der Disco kennenlernt, kommen mir sehr bekannt vor. Jeden Morgen torkeln solche Grüppchen zugedröhnt aus den Clubs der Hauptstadt in Richtung U-Bahn. Außerordentlich gut getroffen, Herr Schipper!

                                              Das Abenteuer beginnt also, die Nacht nimmt ihren Lauf. Tatsächlich hervorragend ist hierbei die bereits vielgelobte Kameraarbeit von Sturla Brandth Grøvlen. Was er leistet ist unglaublich. 140 Minuten ohne Pause. Er verfolgt unsere Protagonisten auf Schritt und Tritt, schafft es hierbei jedoch, immer die bestmögliche Einstellung zu wählen und sogar, die Kamera ruhig zu halten. Man kann es kaum anders sagen, er demütigt alles bisher Dagewesene. Großes Kino und allein deshalb ist der Film schon ein Muss. Die Atmosphäre könnte zudem nicht dichter sein, eben genau so, als wäre man mit den fünf Darstellern unterwegs. Auch die plötzliche Wendung im Film kommt klasse rüber. Von Null auf Hundert, nach einer Stunde Laufzeit nimmt der Film an Fahrt auf und das nicht zu knapp. Man ist mittendrin, wird plötzlich überwältigt von dieser Kraft, das ist Kino! Saustark.

                                              Leider muss ich dieser Lobeshymne aber selbstverständlich auch einige Kritikpunkte hinterherwerfen. Erstes Stichwort: Dialoge. Klar, die Texte waren zum großen Teil improvisiert, dafür Hut ab an die jungen Darsteller. Dennoch hat mir diese Strukturlosigkeit hin und wieder die Spannung geraubt, viele Szenen waren einfach unnötig in die Länge gezogen. Ich denke da an die Szene im Café oder im Hotel. Es passiert mitunter minutenlang nichts und die Schauspieler verpassen es in meinen Augen, diese Leerräume immer gewinnbringend zu füllen. Und wenn wir mal ehrlich sind, passiert die kompletten ersten 60 Minuten des Films ohnehin nichts. Außer vielleicht, dass man die Figuren kennenlernt, wobei ich mir selbst da nicht einmal so sicher bin. Auch fehlte mir in der zweiten, spannenden Hälfte ein wenig das Mitgefühl mit unserer Clique. Hätte man genau wie sie gehandelt? An etlichen Stellen kann ich hierauf eindeutig mit „Nein!“ antworten. Ich weiß, es ist ein Film… Dennoch fesselt mich zumeist die persönliche Verbundenheit mit den Protagonisten. Das ist hier leider nur bedingt der Fall.

                                              Ich weiß nicht, vielleicht liegt es ja auch an mir, dass mir improvisierte Szenen nicht so wirklich zusagen. Ich bin alles andere als ein spontaner Typ, mir gefällt das perfekt Durchgeplante, weshalb ich wohl auch großer Anhänger von Sergio Leone bin. Seine Filme bestehen aus hervorragend inszenierten Sequenzen, die bis aufs letzte Detail durchgeplant scheinen. „Victoria“ bietet das komplette Gegenteil. Mal was anderes, teilweise wirklich erfrischend und zum Ende hin absolut spannend. Das möchte ich dem Film auf keinen Fall absprechen. Aber dennoch hätte ich wieder einmal mehr erwartet. Wenn der Film nicht ganz so gehyped worden wäre und ich ihn direkt ohne Erwartungshaltung im TV gesehen hätte, dann wäre er sicher besser angekommen. So bleibt „Victoria“ leider „nur“ ein guter Thriller mit bahnbrechender Kameraarbeit – das i-Tüpfelchen fehlt mir dabei jedoch.

                                              Schade!

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                                                Berlin42 20.11.2015, 11:26 Geändert 20.11.2015, 11:29

                                                Jaja, ich weiß. Eigentlich bin ich mit dem Thema "Bud Spencer und Terence Hill" durch. Und selbst wenn ich nie ein großer Fan der Beiden sein werde, so verbindet mich nach dem Klamauk-Marathon, den ich dank eines Kollegen nun schon seit Wochen ertrage, eine gewisse Hassliebe mit dem Blödel-Gespann.

                                                Nun hab ich auch "Zwei wie Pech und Schwefel" gesehen, der von meinem Kollegen als sein Lieblingsfilm betitelt wird. Und erstaunlicherweise gefiel mir der bislang am besten. Die Story ist lustig und zumindest einigermaßen spannend. Die Pointe am Ende ist zwar vorhersehbar, aber sie sitzt. Ansonsten sind die Typen einfach so blöd, dass sie wieder cool sind. Klar, jeder FIlm der Beiden läuft nach demselben Schema ab, aber damit rechnet man ja mittlerweile fast schon. In den ersten Minuten werden die Beiden als verfeindetes Duo vorgestellt, das irgendwie nicht so richtig etwas mit sich anzufangen weiß. Dann wird ein gemeinsamer Bösewicht gefunden und los geht´s. Am Ende dann die Schluss-Prügelei, die hier wirklich mal gut durchchoreografiert ist.

                                                Klar, man muss irgendwie mit den schwachen filmischen Effekten leben. Diese Zeitraffer-Schnitte inmitten der Haudrauf-Szenen sind schon mehr als gewöhnungsbedürftig - zumindest aus heutiger Sicht.

                                                Dennoch hat mir der Film Spaß gemacht und ich bin über die komplette Spieldauer am Ball geblieben, das will schon etwas heißen. Daher kann ich zumindest nachvollziehen, wieso der Streifen hier bei eingefleischten Fans so beliebt zu sein scheint...

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                                                • Weshalb sollte die BVG das Wholecar kommentieren? Die S-Bahn wird doch nicht von der BVG betrieben.

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                                                    Eigentlich wollte ich ja aufhören, die alten Bud Spencer-Schinken zu schauen, weil mich die Aufarbeitung der hochgelobten Klassiker in den vergangenen Wochen ein ums andere Mal enttäuscht hat. Doch ich wurde rückfällig, nicht zuletzt wegen der Empfehlung eines Kollegen, der mir noch zwei Filme ans Herz legte - unter anderem diesen hier.

                                                    Der Beginn ist auf jeden Fall schon mal was anderes. Die zwei gegensätzlichen aber dennoch genial interagierenden Typen auf auf offenem Meer umherschippernd, untermalt von genialen karibischen 80er-Jahre-Melodien, das hat sogar mir ausnahmsweise mal richtig, richtig gut gefallen. Die ersten Szenen auf der einsamen Insel und der Kontakt zu den Eingeborenen war auch noch sehenswert, vor allem die Dialoge waren mitunter mal wirklich saugut.

                                                    Als dann einige Zeit später aber die Village People in Form von Piraten auftauchen, war wieder einmal ausschließlich Klamauk angesagt. Klar, irgendwie hatten die Szenen ihre humorvolle Seite, aber das war mir mitunter einfach wieder zu beknackt. Dazu noch der verwirrte Japaner und der reaktivierte Panzer - puh, das war dann doch wieder zu viel für mich. Das Ende habe ich wieder nur noch nebenbei laufen lassen, ohne es wirklich zu verfolgen.

                                                    "Zwei Asse trumpfen auf" hat einen durchaus starken Beginn mit tollen Bildern und lustigen Dialogen zu bieten, büßt aber in der zweiten Hälfte einiges an Qualität ein. Einzig der Soundtrack überzeugte mich von der ersten bis zur letzten Minute.

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