Chainsaw Charlie - Kommentare

Alle Kommentare von Chainsaw Charlie

  • 7 .5
    Chainsaw Charlie 27.06.2022, 13:36 Geändert 27.06.2022, 14:05
    über Picco

    Der Film ist Teil meiner Liste "Chainsaw Charlie's Kommentar-Wunschliste für MP-Buddys". Hier rewatche ich von mir bewertete Filme, zu denen ich keinen Kommentar geschrieben habe, meine MP-Buddys aber gerne etwas von mir zu lesen würden.
    https://www.moviepilot.de/liste/kommentar-wunschliste-von-chainsaw-charlie-chainsaw-charlie

    Dieser Kommentarwunsch geht an Maniac, der den Film als einen der unangenehmsten deutschsprachigen Filme aller Zeiten bezeichnete, wo ich ihm Recht gebe, und ihn mit 9 bewertete. Nach meiner zweiten Sichtung des Films muss ich meine Bewertung von 8,5 auf 7,5 senken, da ich ihn bei meiner ersten Betrachtung 'anders' gesehen habe, besser kann ich diese Einschätzung nicht beschreiben. Dies ist auch eine Warnung vor dem Weiterlesen, denn in den folgenden Textzeilen nehme ich kein Blatt vor den Mund und die Worte könnten ebenso verstörend wirken wie der Film selbst.

    "Picco" der Debütfilm des 28-jährigen Regisseurs Philip Koch, setzt stark auf die Konventionen des Genres Gefängnisfilm. Der anfängliche Hauptunterschied besteht darin, dass es sich bei diesem Gefängnis um eine Art 'Jugendknast' für Teenager handelt und nicht um ein Zuchthaus für Schwerverbrecher, das normalerweise als Schauplatz für die meisten Beispiele des Mediums dient. Der andere große Unterschied ist, dass die Gewaltdarstellung in diesem Film so intensiv ist, dass sie einen Michael Haneke Film wie "Funny Games" aussehen lässt wie ein harmloses kleines Kindermärchen.

    'Picco' ist ein Spitzname, den Kevin (Constantin von Jascheroff), ein neuer Junge im Gefängnis, erhält. Er wird von den anderen Häftlingen brutal behandelt und von einem mitfühlenden Betreuer verhätschelt, der befürchtet, dass er von seiner neuen Umgebung so schockiert ist, dass er Selbstmord begehen könnte. Er lernt schnell die goldene Regel des Film-Genres: Entweder ist man der Aggressor oder das Opfer. Bei beiden Positionen können allerdings gravierende psychologische Folgen auftreten.

    Der Rhythmus des Films ist nie ganz überzeugend, und vieles an dem brutalen Treiben wirkt forciert und artifiziell. Er ist auch sehr musikabstinent, was dem Regisseur Philip Koch eine einfache Methode verwehrt, die Dinge flüssiger zu gestalten.

    Die Jugendlichen sprechen zwanghaft über Sex auf die gewaltsamste Form und prahlen damit, wie sie ihre Freundinnen vergewaltigen werden, sobald sie entlassen in die Freiheit kommen. Das andere unaufhörliche Sexgespräch dreht sich um die homosexuelle Panik, die sie kollektiv zu erleben scheinen: Die bevorzugte Beleidigung ist eines der Dutzenden von Synonymen für 'Schwuchtel', die den Dialog durchziehen. Einer der schwächeren Jungen wird gezwungen, seinen kleinen 'Zizi' unter der Dusche zu zeigen, damit die anderen ihn auslachen können. Später wird ein Brief seiner Freundin, auf den er so sehnlichst gewartet hat, vor seinen Augen eingeäschert, bevor er ihn lesen kann.

    Gelegentlich kommt ein Elternteil oder eine Freundin zu Besuch, aber das Hauptaugenmerk liegt unablässig auf den Jungs. Obwohl Kevin die Dichotomie von Opfer und Angreifer notgedrungen akzeptiert, scheint er sich moralisch darüber zu ärgern, doch wirkt sein Dilemma nie völlig glaubwürdig. Wir sehen, wie die Tage abgehakt werden: Tag 3, Tag 49, Tag 104. Die psychologische Gewalt ist allumfassend und ununterbrochen, und alles deutet auf die große Abschlussszene hin, die mehr als ein Drittel des Films einnimmt. Dies ist die Szene, in der "Picco", die beiden Haupttyrannen, mit der widerwilligen Hilfe von Kevin den schwächsten Jungen so unbarmherzig quälen, dass er gezwungen ist, sich zu erhängen, um dem Ganzen ein Ende zu setzen. Sie schlagen ihn, schneiden ihm in die Arme und verletzen ihn so sehr, dass die große Mehrheit der Zuschauer, die bis hierher durchgehalten haben, völlig verstört sein werden.

    Die allzu offensichtliche Botschaft von "Picco" wird von einem der obersten Gewalttäter überbracht, als er Kevin sagt, dass sie für all das niemals Ärger bekommen werden, weil es niemanden außerhalb der Einrichtung auch nur einen Pfifferling interessiert, was mit ihnen geschieht. So kann Philip Koch mit dem Finger auf eine skrupellose Gesellschaft zeigen und sich gleichzeitig der Ultrabrutalen hingeben, wie Alex sie in Stanley Kubricks "Uhrwerk Orange" bezeichnete.

    16
    • 10

      In "Der Clou" von Regisseur George Roy Hill wird Luther (Robert Earl Jones) bei einer Schuldenübergabe an die Mafia in einer Gasse von einem Ganoven niedergestochen. Unterstützt wird er von Johnny Hooker (Robert Redford), einem zufällig platzierten guten Samariter, und Mottola (James J. Sloyan), einem Kurier für ein kriminelles Wettbüro. Als Mottola sich bereit erklärt, die Übergabe der 5.000 Dollar für den Verwundeten zu vollenden mit der Absicht, sich mit der Beute aus dem Staub zu machen, bemerkt er zu spät, dass er von einem Gaunertrio ausgeraubt wurde und dass sie Mottolas aktuellen Umschlag mit 11.000 Dollar eines Gauners, der durch Chicago transportiert wird, mitgenommen haben.

      "Der Clou" hält sich geschickt an ein paar zusätzliche Wendungen und weigert sich, alle Karten auf den Tisch zu legen, selbst wenn der große Reibach für den Betrachter, der die Schwindler und die Spuren gut kennt, Sinn machen soll. Die Handlung ist genial verzweigt, zusätzliche Mysterien lauern bis ganz zum Schluss. Das gilt auch für die geistreichen, witzigen Dialoge und die angenehme Chemie zwischen Robert Redford und Paul Newman, die an die Schlagfertigkeit und Kameradschaft von "Butch Cassidy und Sundance Kid" erinnern, bei dem George Roy Hill vier Jahre vor diesem Film ebenfalls Regie führte. Hier wird der Zuseher auch mit einer unkonventionellen Schnitttechnik verwöhnt, denn es werden getrennte Kapitel verwendet, die Quentin Tarantino für viele seiner Filme entlehnt hat, um besonders wichtige Ereignisse zu kennzeichnen.

      Die Action ist weder explizit noch exzessiv. Dafür aber von der ungemein intelligenten Sorte, mit unkontrollierten Emotionen bis zum Siedepunkt und nervenaufreibenden Blicken, die fast mit Händen zu greifen sind. 'Spannungsgeladen' beschreibt nicht einmal ansatzweise das Spektrum der neuralgischen verbalen Duelle, die sich zwischen den Gesprächspartnern abspielen. Im Kontrast zu den versteckten Hinweisen und dem immer größer werdenden Betrug steht die Nebenhandlung, in der Lieutenant William Snyder (Charles Durning) Johnny Hooker verhaften will, der zu Fuß durch Straßen, Bahnhöfe und überfüllte Treppenhäuser fliehen muss. Unverkennbar und leicht identifizierbar ist die unverwechselbare Ragtime-Musik von Scott Joplin, die die körperliche Aufregung ebenso begleitet wie die ruhigeren romantischen Momente, in denen Eileen Brennan und Dimitra Arliss als Liebespartnerinnen auftreten. Die fröhlichen Melodien geben auf fulminante Weise den Ton und die Stimmung für die Vorgänge in diesem ultimativen Raubüberfallfilm vor oder dienen vielmehr als solide Vorlage für künftige Produktionen mit ähnlichem Thema, die 1973 verdientermaßen mit dem Oscar für den besten Film ausgezeichnet wurden.

      26
      • 4 .5

        In "Doctor Strange in the Multiverse of Madness" von Regisseur Sam Raimi wird Dr. Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) nachts von bösen Träumen von einer alternativen Realität geplagt, in der er das Leben eines Kindes opfern muss. Er erwacht in einem lebenden Albtraum, als die durch das Universum hüpfende America Chavez (Xochitl Gomez) auf der Erde eintrifft, gejagt von einem riesigen, einäugigen Tintenfischdämon. Nachdem er die Bestie besiegt und das Mädchen gerettet hat, erfährt Doctor Strange von America Chavez' unglaublicher Kraft: der Fähigkeit, Portale zwischen den Universen des Multiversums zu öffnen. Ein solch monumentales Geschenk erregt die Aufmerksamkeit der Scarlet Witch (Elizabeth Olsen), einer Ex-Avengerin, die durch ein verfluchtes Buch mit Zaubersprüchen aus der dunklen Dimension verdorben wurde.In der Absicht, ihr mystisches Talent um jeden Preis zu erlangen, beginnt die Zauberin, America und Doctor Strange quer durch das Multiversum zu jagen und hinterlässt eine Spur von Blutbädern und Leichen in ihrem Kielwasser.

        "Doctor Strange in the Multiverse of Madness" beginnt mitten im Geschehen, vollgestopft mit Feuer, Eis, Rauch und Blitzen, die über bröckelnde Gebäude zucken, während die Monster auf die fliehenden Protagonisten zustürmen. Jegliches Gefühl für die Schwerkraft wird routinemäßig außer Kraft gesetzt, wenn die Charaktere über schwebendes Gelände gleiten und an Krallen vorbeispringen, vor außerirdischen Atmosphären schrammen, während sie mit magischen Geschossen um sich werfen. Wie bei den meisten Marvel-Filmen sind die Kämpfe so chaotisch, dass es unmöglich ist, genau zu bestimmen, wann die Schläge gelandet sind. Und wenn die eigentliche Geschichte erst einmal begonnen hat, dauert es nicht mehr lange, bis eine seltsam anmutende Kreatur, eine grässliche, dickflüssige Variante von etwas aus "Die Monster AG", menschliche Beute durch die modernen Straßen von Stephen Stranges Domäne jagt.

        Das Multiversum ist ein Überbleibsel aus anderen Filmen, aber zumindest sind seine Existenz und seine grundlegenden Eigenschaften bekannt, ohne dass es einer großen Wiederholung bedarf. Aber wenn die Scarlet Witch auftaucht, zeigt sich schnell, dass diese "Doctor Strange"-Fortsetzung eine Weiterführung von weit mehr als nur dem Namensgeber ist. Die Betrachter sollten Wandas separate Streaming-Serie sowie eine Reihe anderer exklusiver Disney-Projekte kennen, um zu verstehen, wie sie in dieses neueste Abenteuer hineingezogen wurde. Zunächst sind es nur ein paar Dialogzeilen, die ihr bisheriges Schicksal zusammenfassen, doch dann verwandeln sich diese Anspielungen in vollständige Gespräche mit ergänzenden Verweisen und visuellen Elementen, die Fans, die nur die Marvel-Kinofilme gesehen haben, viele Details entgehen lassen werden. "Das war kein Traum ... es war ein anderes Universum."

        Letzten Endes macht die Geschichte jedoch keinen großen Unterschied, da die Charaktere und ihre Fähigkeiten extrem vage gestaltet sind und innerhalb eines Multiversums sogar noch belangloser ausfallen, wenn man berücksichtigt, dass alternative Persönlichkeiten Tod und Zerstörung ermöglichen, die die primären Existenzen nicht betreffen. Alle paar Minuten sieht es so aus, als würden sich die Helden für den Krieg rüsten, wobei sie fliegen, sich in Pose werfen, Grimassen schneiden und neonfarbene Energiestrahlen aus ihren Fingerspitzen schießen, was die Konflikte ausmacht. Die beiläufigen Erwähnungen eines magischen Buches des Guten, eines Folianten der Verdammten, von Oberzauberern, verfluchten Seelen und weltübergreifender Besessenheit verstärken den Eindruck, dass die Handlung im Wesentlichen frei erfunden ist und sich an keinerlei vorher festgelegte Regeln hält. Das wird nie deutlicher als dann, wenn die Bösewichte eine komplizierte, zeitraubende Reihe altertümlicher Rituale durchführen müssen, anstatt ihre Gegner einfach zu töten oder ihnen mit einem Fingerschnippen ihre Superkräfte zu rauben.

        Doch diese Hexerei entspricht eindeutig den Interessen des Regisseurs Sam Raimi, der einen Horrorfilm mit seinem Markenzeichen, dem spielerischen Schrecken, in Anlehnung an den familienfreundlichen Thrill von Filmen wie "Poltergeist", dreht. Von Kameragimmicks über kreischende Musikstücke bis hin zu Spukhauskulissen und Buh-Momenten wie dem plötzlichen Aufblitzen einer blutgetränkten Visage oder einer verstümmelten Leiche ist der Einfluss von Sam Raimi offensichtlich, auch wenn die Verwendung von Marvel-Eigenschaften die Effektivität des Autorenfilms einschränkt, was vielleicht am stärksten bei der restriktiven Altersfreigabe ab 12 Jahren auffällt. Das spielt kaum eine Rolle, da die wirkungsvolleren Sequenzen eher familiäre Enthüllungen oder Einblicke in eine Liebesgeschichte beinhalten, die wesentlich denkwürdiger sind als all die Kampfchoreographien und ausschweifenden Showdowns zwischen unbesiegbaren, zaubernden Halbgöttern, die durch auffällige, aber banale Computergrafiken völlig überladen sind.

        Enttäuschend ist, dass bei all den unendlichen Möglichkeiten, die ein Multiversum bietet, in dieser Fortsetzung nur sehr wenige erforscht werden, und das auch noch mit ein paar Langweiligkeiten, die mit Löchern und Ungereimtheiten übersät sind, wie etwa ein Kommentar zu den Unterschieden zwischen den Realitäten, die weitaus mehr übereinstimmen, als es die Chancen vermuten lassen würden. Das Finale führt zwar das eine oder andere clevere Konzept ein, braucht aber viel zu lange, um zu diesem Punkt zu gelangen, und schöpft das Potenzial seiner grenzenlosen Arena nicht aus. Und da die Haupthandlung zwischen anderen Erzählsträngen existiert, während der Schluss mit zusätzlichen losen Enden und Teaser-Schnipseln für kommende Filme schließt, ähnelt "Doctor Strange in the Multiverse of Madness" der Filmreihe "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" und dient als bloßes Mittelstück, das dem größeren Bild nur marginal weiterhilft.

        22
        • 8

          "Bank Job" von Regisseur Roger Donaldson bietet komplexe Konsequenzen für eine relativ geradlinige Handlung und bleibt durchweg faszinierend, da jede Einstellung zu immer spannenderen Wendungen für die sympathische Gruppe von zusammengewürfelten Antihelden führt. Zu ausführliche Charaktereinführungen führen zu einem langsameren Aufbau in der Anfangsphase des Raubes, aber solche Komplikationen ergeben sich wahrscheinlich aus weniger Freiheiten, die mit den auf einer wahren Geschichte basierenden Ereignissen genommen werden. Das Endergebnis ist ein Faszinosum: Kriminelle, ihre ebenso korrupten Gegenspieler auf der anderen Seite des Gesetzes und so mancher Ganove in der Grauzone, der zwar untrennbar verwickelt ist, aber über Material verfügt, das er gegen ein geringeres Maß an Schuld eintauschen kann.

          Wir schreiben das Jahr 1971 im Osten Londons, und ein schicksalhafter Banküberfall nimmt Gestalt an. Um die Bedrohung durch den radikalen Gangster Michael X (Peter De Jersey) zu beseitigen, schmieden Regierungsbeamte einen Plan, um eine Bank in der Baker Street auszurauben und belastende Fotos aus seinem Fundus zu erbeuten. Damit der Raub nicht zu ihnen zurückverfolgt werden kann, wird eine unabhängige Gruppe von Dieben, angeführt von dem Autohändler Terry Leather (Jason Statham) und dem ehemaligen Model Martine Love (Saffron Burrows), unwissentlich in einen tödlichen Kampf gegen dubiose Beamte und die Londoner Gangsterunterwelt verwickelt.

          Jason Statham ist kein typischer Hauptdarsteller, doch seit seinen Auftritten in den frühen Filmen von Guy Ritchie hat er es geschafft, immer wieder mit größeren und besseren Rollen zurückzukehren, vor allem, um in Actionfilmen mit seinen Kampfkünsten zu glänzen. Doch gerade in düsteren Thrillern ist er aufrichtiger, vor allem als gemeiner Schurke, aber mit realistischen menschlichen Charakterzügen. Jede moralische Verfehlung macht den Außenseiter sympathischer, und es lohnt sich, mit ihm mitzufiebern.

          "Freche Sau". Zu den Charakteren kommt die einzigartige Sprache des Films hinzu, die wirklich bemerkenswert ist, da sie einen wunderbar schrägen britischen Slang einfängt. Ohne Schönfärberei machen diese scheinbar authentischen Worte den Dialog zu einem besonders wirkungsvollen Teil des Puzzles. "12-Zoll-Hammeldolch".

          Um die Dinge etwas zu verlangsamen, gibt es eine ganze Nebenhandlung über Michael X und seine Erpressung der britischen Regierung, die in ihrer Verknüpfung mit anderen Fakten nützlich ist, aber als gedrehte Szenen im Film kaum notwendig ist. Die Fotos einer Prinzessin, die bei einem promiskuitiven Akt ertappt wurde, sind die Grundlage des Erpressungsplans, der weitere schädliche Materialien aus dem Bordell von Sonia Bern (Sharon Maughan) einbezieht, die ebenfalls von fiktiver historischer Bedeutung, aber ebenso verzichtbar wie das Ausgangsmaterial sind. Diese Segmente sind zwar am Rande vergnüglich, aber sie dienen im Wesentlichen nur dazu, die Laufzeit des Films in die Länge zu ziehen.

          Man sagt, die Wahrheit sei seltsamer als die Fiktion, und "Bank Job" fällt definitiv in diese Kategorie oder dient zumindest als effektives Beispiel für fiktionale Ausschmückungen, die behaupten, Tatsachen zu sein. Zuhälter, Diebe, Spione und Regierungsbeamte treffen bei einem Raubüberfall aufeinander, der erst richtig und dann gewaltig schief läuft und den Neugierigen zum Nachdenken darüber anregt, wie viel oder wie wenig um des filmischen Reizes willen erfunden ist. Der Bankraub selbst ist nur die Vorstufe zu einem komplizierten Schluss, auch wenn sich "Bank Job" Zeit nimmt, um während des namensgebenden Überfalls viel Aufmerksamkeit zu generieren. Wenn der Abspann läuft und der Hinweis 'Die Namen wurden geändert, um die Schuldigen zu schützen' eingeblendet wird, ist klar, dass der Unterhaltungswert höher ist als die unverblümte Wahrheit.

          18
          • 3

            "Harley Davidson and the Marlboro Man" von Regisseur Simon Wincer beginnt mit einem Haftungsausschluss, der besagt, dass weder ein Markenname eines bestehenden Unternehmens beworben wird, noch ein Unternehmen den Titel oder den Inhalt genehmigt, gesponsert oder gebilligt hat. Das war natürlich eine Sache, über die viele gestaunt haben werden. Der Film beginnt damit, dass Mickey Rourke aus dem Fenster starrt, während sich eine nackte Frau (Mitzi Martin) im Bett nebenan regt. Nach dem Vorspann gibt er sich als Harley Davidson zu erkennen, als wäre er die Bikerversion von James Bond für den amerikanischen Abschaum. Diese Information wird einem Tankstellenangestellten gegeben, als der Laden von einem bewaffneten Verbrecher überfallen wird. Eine Szene später verteidigt sich sein Partner, der ebenso raue, umtriebige Cowboy Robert 'Marlboro' Anderson (Don Johnson), bei einer Schlägerei in einer Kneipe. Und das war's dann auch schon mit der Charakterentwicklung.

            Das Duo besucht die berühmte Bar ihres Freundes in Los Angeles, wo der riesige Jack Daniels (Wrestling-Legende Big John Studd) einen weiteren Streit mit Harley provoziert. Der Besitzer, 'Old Man' (Julius Harris), erklärt, dass die Bank ihm das Geschäft, das er seit '66 betreibt, wegnehmen wird, wenn er nicht 2,5 Millionen Dollar auftreiben kann. Harley, Marlboro, Jack, Jimmy Jiles (Giancarlo Esposito) und der schweigsame Jose (Eloy Casados) erkennen, dass sie den langjährigen Zufluchtsort aus sentimentalen Gründen brauchen, und beschließen, den Geldtransporter der 'Great Trust Bank' auszurauben, um schnell an Geld zu kommen. Der Raubüberfall gelingt zwar, doch werden sie kurzzeitig von einer Bande maschinengewehrbewaffneter, kugelsicherer und mit Trenchcoats ausgestatteter Wachen aufgehalten, die von dem eiskalten Leutnant Alexander (Daniel Baldwin) angeführt werden. Als Harley die gestohlene Beute untersucht, stellt er fest, dass es sich nicht um das erhoffte Bargeld handelt, sondern um die neue Droge 'Crystal Dream', ein hochgradig süchtig machendes Halluzinogen, das dem Benutzer in reiner, gefrorener Form in die Augen geträufelt wird und einen starken Rausch bewirkt. Der Distributor, Chance Wilder (Tom Sizemore), will sie um jeden Preis wiederhaben.

            Der Tenor ist ironisch, die Gewalt und die Spannung werden mit wenig Aufrichtigkeit hingenommen. Niemand scheint in irgendeiner Weise wirklich in Schwierigkeiten zu sein. Wenn die stümperhaften Diebe einen Tausch aushandeln, gehen sie einfach davon, ohne sich Gedanken darüber zu machen, dass sie sich übernommen haben. Als Alexander und seine Handlanger das Geld abholen - dank des eindeutigen Peilsenders, der in der Aktentasche versteckt ist -, ist die Gruppe so überrascht, als hätten sie noch nie einen Raubüberfall gesehen, der in die Hose gegangen ist. Die Autoren scheinen auch nicht zu wissen, wie man eine Eskalation der Lage plausibel und rational gestalten kann. Wenn Alexander vorhatte, unschuldige Zivilisten vor den Augen von Zeugen zu erschießen, warum richtete er dann nicht einfach alle am ursprünglichen Austauschort hin, der ein verlassener Flugzeugfriedhof war? Selbst nach einer tragischen Situation sind keine überzeugenden Gewissensbisse zu erkennen, und die Einsicht in die eigene Sterblichkeit hält sich in Grenzen.

            In der ersten Hälfte von "Harley Davidson and the Marlboro Man" werden Charaktere und Motive eingeführt, aber sobald Harley und Marlboro auf der Flucht sind, wird die anfängliche Perspektive völlig aufgegeben. Es wird zu einer schlichten Fluchtmission. Das Überleben steht im Fokus, doch gegen Ende kommt auch die Vergeltung ins Spiel. Eine bedeutungslose Nebenhandlung um Marlboros Liebesinteresse, die passenderweise Virginia Slim (Chelsea Field) heißt, taucht ebenfalls auf und hat es schwer, mit dümmlichen Sprüchen und ständigen Verweisen auf die Ratschläge von Marlboros Vater und abgegriffenen Actionszenen zu konkurrieren, wie beispielsweise der Sprung von einem Kasinodach, der unverhohlen an "Butch Cassidy und Sundance Kid" gemahnt, den der Titel dieses Films ebenfalls zu parodieren scheint. Die Filmmusik von Basil Poledouris hat Probleme, mit dem ständigen Rock'n'Roll-Soundtrack zu konkurrieren, und das Drehbuch ist absolut absurd. Auch wenn der Film im Jahr 1996 spielt, also nur wenige Jahre in der Zukunft, sind futuristische Elemente nirgends zu finden, abgesehen von den irrsinnigen kugelsicheren Schutzanzügen, die Alexander und seine Truppe tragen. Ironischerweise sind Harley und Marlboro ebenso unempfindlich gegen Geschosse, obgleich sie keinerlei Schutzvorrichtungen benötigen.

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            • 1

              In "The Arena - Schlacht um Rom" von Regisseur Timur Bekmambetov hat Gouverneur Timarchus (Viktor Verzhbitskiy) gerade den Bau eines neuen Kolosseums in Dorostorum abgeschlossen, in dem seine mächtigen Gladiatoren zur Unterhaltung des Volkes bis zum Tod kämpfen sollen. Die Spiele sind brutal, wenngleich ihre Darstellung sofort an Schäbigkeit gewinnt. Um die Tatsache zu verschleiern, dass das Budget minimal ist, werden mit unlogischen Schnitttechniken Farben verwischt, Bilder verzerrt und eilig geschnitten, jeweils gepaart mit sich wiederholenden Soundeffekten. Sogar einige der Soldaten können ihre Helme nicht gerade aufsetzen, was ein eindeutiges Zeichen von Dilettantismus ist.

              In Rom werden die Schulden des Adligen Maximus durch die Beschlagnahmung seiner wertvollen Sklavin Jessemina (Karen McDougal) beglichen, die nach Dorostorum, 'dem schlimmsten Ort der Welt', gebracht wird, wo Timarchus über den Mangel an adäquaten Kriegern für seine Arena lamentiert. Er schickt seinen Gefolgsmann Priscium (Kirill Ulyanov) nach Rom, um neue Kämpfer und einige Frauen anzuwerben. Um sich Jessemina anzuschließen, werden vier Mädchen gekauft, darunter Bodicia (Lisa Dergan), Livia (Olga Sutulova), Diedra (Yuliya Chicherina) und Lucinia (Severina Kamugish Kemirimbe), die prompt von ihrer Betreuerin Cornelia (Natalia Surkova) mit einem nassen Lappen angegriffen und anschließend von den Gladiatorensklaven vergewaltigt wird.

              Es dauert nicht lange, bis die neuen Kämpfer die Arena betreten und eine absolut kümmerliche Kampfchoreographie zeigen, die eher schnelle Schnitte und Bilder von den Nachwirkungen als gekonnte Duelle zeigt. Es gibt etwas Blut und abgetrennte Körperteile, aber der Grad der Intensität ist unglaublich niedrig. Da hilft es auch nicht, dass zwischen den Kämpfen mickrige Karteneffekte, unnötige Rückblenden, die spontane Einführung eines Erzählers und unfassbar schlecht gesetzte Dialoge auftauchen, von denen sich einige wie improvisiert anhören und von anachronistischen Launen handeln. Die schauspielerische Leistung ist grässlich: Häufig wird synchronisiert oder der Text in sinnlosen Großaufnahmen wiedergegeben, die die Unfähigkeit der Beteiligten zur Darstellung von Emotionen verbergen. "Willkommen in meiner Arrestzelle".

              "The Arena - Schlacht um Rom" ist zweifelsohne ein Exploitation-Film, in dem es in erster Linie um Nacktheit, einige wenig beeindruckende Fechtkämpfe und dann noch mehr Blöße geht. Dröhnende E-Gitarren klingen völlig unpassend für ein historisches Werk, auch wenn sie die Softcore-Sexszenen zwischen dem muskelbepackten Quintus (Igor Botvin) und Karen McDougal und Lisa Dergan passend begleiten. Als schließlich alle geeigneten Männer im Kolosseum ums Leben kommen, beschließt Timarchus, die Frauen in den Ring zu schmeißen, was zunächst ein umfangreiches Training durch den Instrukteur Septimus (Anatoly Mambetov) notwendig macht.

              Letztlich ist "The Arena - Schlacht um Rom" kein besonderer Film. Es ist vor allem eine Ausrede, um die Körper der ehemaligen Playboy-Playmates Karen McDougal und Lisa Dergan zur Schau zu stellen. Dazu gehören Zeitlupenläufe, bei denen sich die Brüste aus den Gewändern quellen, verschiedene Sex- und Vergewaltigungsszenen und sogar eine ölige Abreibung für die nackte Leiche einer der Amazonen. Es gibt kaum genug Handlung, um einen 90-minütigen Film zu schmücken. Tatsächlich sind die Filmemacher so verzweifelt, die Laufzeit zu verlängern, dass sie Septimus eine Nebenhandlung in Form einer Liebesgeschichte geben, während sich eine feierliche, Händchen haltende, skandierende und singende Tanzsequenz für Timarchus und seine Truppen als geradezu grotesk dämlich erweist. Es wäre weniger töricht gewesen, einfach eine der Sexszenen in einer Rückblende zu wiederholen. Sogar der klimatische Showdown in der Arena ist so elendig zusammengeschnitten, dass es unmöglich ist, den völligen Fehlschlag von echten Stunts oder Kampftalenten zu verbergen. "Wie lange soll ich warten?"

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              • 5 .5

                "Das Halloween-Monster" von Regisseur Stan Winston beginnt im Jahr 1957. Tom Harley (Lee DeBroux), seine Frau Ellie (Peggy Walton Walker) und ihr kleiner Sohn Eddie verschanzen sich in ihrer Waldhütte, um sich vor den bösartigen Angriffen einer schrecklichen Kreatur zu schützen. Als Clayton (Richard Warlock) verängstigt zu ihrem Haus kriecht und um ein Versteck bittet, weist Tom ihn ab und lässt zu, dass das Monster die unglückliche Seele in Stücke reißt. Jahre später ist Eddie (Lance Henriksen) erwachsen, hat ein eigenes Kind und betreibt einen maroden Lebensmittelladen am Highway, mitten im Nirgendwo.

                Als sechs junge Erwachsene aus der Großstadt in die Stadt kommen, um rücksichtslos mit ihren Dirt Bikes durch die hügelige Landschaft zu fahren, töten sie versehentlich Billy (Matthew Hurley), den kleinen Sohn von Eddie. In Panik fliehen zwei von ihnen sofort, der Rest bleibt zurück, wobei einige Hilfe holen wollen und nur einer bei der Leiche des Kindes bleibt. Als Eddie von einer Besorgung zurückkehrt und seinen Jungen tot auffindet, ist er fassungslos. Er wendet sich an einen anderen Einheimischen, Mr. Wallace (Buck Flower), der sich weigert, den Namen der legendären Hexe preiszugeben, die tief im Wald wohnt. Doch einer von Wallaces Söhnen belauscht ihr Gespräch und führt Eddie auf halbem Weg zum abgelegenen Haus von Haggis (Florence Schauffler), einer schwer gealterten Frau. Das vertrocknete alte Weib kann Billy nicht von den Toten auferstehen lassen, aber sie kann bei der Rache helfen. Aus dem Jenseits heraufbeschwörend, markiert Haggis die Teenager für blutige Rache durch Pumpkinhead, eine riesige Bestie, die teilweise mit Eddies Psyche verbunden ist.

                Die Beleuchtung, die Kameraführung, die Musik und die unheimlichen Soundeffekte erinnern an einen Horrorfilm aus den 80er Jahren. Er ist angemessen atmosphärisch und bietet genug Gruselfaktor, um ein kompetentes Stück B-Movie-Vergnügen zu bieten. Für die Kreatureneffekte zeichnet ein Großteil des Teams von "Predator" verantwortlich, während der Film selbst unter der Regie des legendären Effektmeisters Stan Winston entstanden ist. Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf dem Make-up, den prothetischen Elementen und den blutigen Szenen, die allesamt auch nach längerer Zeit noch gut aussehen. Die verschrumpelte Hexe ist überaus furchterregend, während Pumpkinhead ein denkwürdiger Naturgeist ist, der mit seiner missgestalteten Visage, seinen schmächtigen Gliedmaßen und seiner schwerfälligen Atmung an ein Kleinkind grenzt.

                Für einen Standard-Monsterfilm wird viel zu viel Zeit damit verbracht, Eddies Liebe zu seinem Kind zu bekräftigen, die der langsame, detaillierte Katalysator für die Hexerei ist, die Pumpkinhead herbeiruft. Das ist vor allem deshalb unnötig, weil Lance Henriksens Figur nicht viel von einem Protagonisten hat und die Ankunft des blutrünstigen Monstrums fast ausschließlich das ist, wonach sich der Zuseher sehnt. Die Opfer sind im Grunde genommen nicht voneinander zu unterscheiden: drei Jungs und drei Mädchen, die sich in einer Hütte verbarrikadieren, in der Hoffnung, einen Besuch der Behörden oder Schlimmeres hinauszuzögern. Wenn Pumpkinhead schließlich auftaucht, werden die Zielpersonen schnell abgemetzelt, wobei Kamerawinkel und Kulissen jegliche Bewegungseinschränkungen für die übergroße Puppe verdecken, deren Mimik und allgemeine Artikulationen nicht enttäuschen und eine Szene in einem Schrank an Genialität heranreicht. Und wenn die wenigen Überlebenden gezwungen sind, vor verschlossenen Türen zu plädieren und damit den Anfang des Films nachzustellen, ist das unbestreitbar befriedigend, auch wenn die letzten ausharrenden Charaktere nicht vertraut genug sind, um sich für sie zu interessieren. Leider werden gegen Ende weitere Ausführungen zur Legende des Ungetüms eingefügt, was die Handlung erneut verlangsamt. Dadurch wird Pumpkinheads Rückkehr in mehreren abendfüllenden Fortsetzungen begünstigt, auch wenn sie alle direkt auf Video erschienen sind.

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                • 2 .5

                  "Twilight 4: Breaking Dawn - Biss zum Ende der Nacht - Teil 2" von Regisseur Bill Condon knüpft fast unmittelbar an die Ereignisse von "Twilight 4: Breaking Dawn - Biss zum Ende der Nacht - Teil 1" an. Bella Swan (Kristen Stewart) und Edward Cullen (Robert Pattinson) müssen es wagen, ihr neugeborenes Kind Renesmee (Mackenzie Foy) in einer Welt aufzuziehen, in der Vampirkinder nicht geduldet werden. Als Irina (Maggie Grace) ihren engen Freund und Werwolf-Beschützer Jacob Black (Taylor Lautner) bei einem Schneespaziergang mit der schnell wachsenden Renesmee beobachtet, nimmt sie an, dass das junge Mädchen in einen Vampir verwandelt wurde, anstatt geboren zu werden, was in der Vampirüberlieferung ein unübersehbares Dilemma aus permanenter Unreife, potenziell zerstörerischen Wutanfällen und allgemeiner Unzuverlässigkeit darstellt. Indem sie diese ungenaue Vision an den starrköpfigen Volturi-Anführer Aro (Michael Sheen) verrät, zettelt sie einen Krieg zwischen den Cullens und ihren Sympathisanten und Aros Armee von fähigen Getreuen an.

                  Es hat etwas Erfreuliches, dass die "Twilight"-Saga endlich zu Ende geht. Taylor Lautner dabei zuzusehen, wie er dramaturgisch sein Hemd auszieht, spärlich bekleidete Waldmenschen zu sehen, die sich in überdimensionale Werwölfe verwandeln, die trotz knirschender Eckzähne viel zu knuddelig wirken, und Kirsten Stewarts leeres Gesicht zu betrachten, das verzweifelt versucht, eine Emotion zu zeigen, hat sich zu einer anstrengenden Odyssee entwickelt. Die zahlreichen Probleme, mit denen die Filmreihe zu kämpfen hat, wurden nicht behoben, was einmal mehr die quälende Absurdität der Stärke und Geschwindigkeit von Vampiren und jetzt noch auffälliger die Fütterung von Wildtieren demonstriert, die nicht überzeugende Computergrafik und ein Übermaß an Komik.

                  Der durchdringende Humor in "Twilight 4: Breaking Dawn - Biss zum Ende der Nacht - Teil 2" ist vielleicht die größte Geißel der Produktion. Die erste halbe Stunde ist so sehr von One-Liner-Riffs durchsetzt, dass es unmöglich ist, die Absicht zu erkennen. Diese ständigen kleinen Scherze bringen die Geschichte nicht voran und verunreinigen nur den Umgangston, der Ernsthaftigkeit erfordert, um die wild fantasievollen, märchenhaften Figuren sinnvoll zu verkörpern. Die Prägung, die Dreiecksbeziehung, eine sehr jugendfreie Sexszene, das Armdrücken von Bella, um ihre Stärke zu beweisen - all das und mehr ist rein komödiantisch, während es gleichzeitig den Anspruch erhebt, essenziell zu sein, und von der Strenge ablenkt, mit der der Blutdurst gestillt, ein rätselhaftes Kind aufgezogen und eine Armee für eine epische Schlussschlacht zusammengestellt wird.

                  Die Besetzung von Michael Sheen ist bei weitem die knalligste Wahl, die der debilen Rolle Mimik, Dialoge und Kalauer verleiht, die für unangenehme Heiterkeit sorgen. Später werden die besonderen Kräfte, die über das bloße Vorhandensein unsterblicher Blutgeier hinausgehen, wie die Beherrschung von Elektrizität, die Verzerrung von Elementen, Gedankenkontrolle und Ähnliches, als pathetische Anlehnung an die Mutanten der X-Men dargelegt. Der Aufwand, den die Vampire betreiben, um ihren Vampirismus zu verbergen, hat es offenbar notwendig gemacht, auffälligere Fähigkeiten zu nutzen, ähnlich wie bei Superhelden. Jacob erwähnt sogar Bellas Jedi-Ausbildung.

                  Zugegeben, es ist amüsant, den lang erwarteten Zusammenprall der Erbarmungslosigkeit der Volturi und der fürsorglichen Rechtschaffenheit der Cullens zu sehen. Die mit Hochspannung erwartete Kampagne ist nicht ohne ungeahnte und einschneidende Verluste. Eine unglückliche Wendung umgibt jedoch diesen momentanen Enthusiasmus und die willkommene Realisierung von Schärfe und Gewalt, die eine Methode der Irreführung preisgibt, die einem narrativen Verrat gleichkommt, der den zufälligen oder ungebildeten Betrachter unweigerlich verärgern wird, nämlich diejenigen, die mit dem Buch nicht vertraut sind, sollten sie in Massen für diese Version bestehen. Immerhin beschleunigen Bellas Erläuterungen den allzu simplen Plot, so dass das Finale des theatralischen Phänomens weniger als zwei Stunden dauert.

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                    Chainsaw Charlie 24.06.2022, 16:48 Geändert 24.06.2022, 16:53

                    Nichts trübt das Eheglück so sehr wie eine unerwartete und plötzliche Schwangerschaft. In "Twilight 4: Breaking Dawn - Biss zum Ende der Nacht - Teil 1" von Regisseur Bill Condon der beliebten "Twilight"-Saga werden die Gefahren für die Familie Cullen ein wenig persönlicher. Das Gefühl der Unmittelbarkeit umgibt ihre Entscheidungen über Leben und Tod, während eine interne Bedrohung buchstäblich darauf abzielt, den engen Zusammenhalt der Gruppe zu zerstören. Die Wahl fällt schwer, aber keine Sorge, denn selbst wenn der reife Inhalt und die Intensität manchmal überhand nehmen, gibt es jede Menge dämlichen Dreiecks-Humor und billige Werwolf-Effekte, die die Gemüter aufhellen. Wenn die Fülle an Großaufnahmen und Emo-Metal-Musik endlich nachlässt, schafft es "Twilight 4: Breaking Dawn - Biss zum Ende der Nacht - Teil 1", ein paar Momente aufrichtiger Emotionen hervorzurufen, die aus einem Film hervorstechen, der von angstgetriebenen Gefühlen und sich wiederholenden Vorgängen durchzogen ist, die der Geschichte wenig nützen.

                    Nachdem sie ihre widersprüchlichen Gefühle geklärt hat, beschließt Bella Swan (Kristen Stewart), die Ewigkeit mit dem Vampir Edward Cullen (Robert Pattinson) zu verbringen. Ihre Hochzeit steht kurz bevor. Der Werwolf Jacob Black (Taylor Lautner) ist untröstlich über ihre Entscheidung und erklärt sich bereit, sich von ihren Angelegenheiten zu distanzieren. Als Bella während ihrer Hochzeitsreise mit Edward plötzlich schwanger wird und der schnell wachsende Fötus das Leben der jungen Frau zu bedrohen beginnt, kehrt Jacob zurück, um seine Freundin zu trösten und die Familie Cullen gegen ein Rudel Werwölfe zu unterstützen, die das Kind vernichten wollen.

                    "Twilight 4: Breaking Dawn - Biss zum Ende der Nacht - Teil 1" beginnt mit einer Zusammenfassung, die so kurz und unzusammenhängend ist, dass jeder, der mit der Serie nicht vertraut ist, aufgeschmissen ist. Zum Glück ist die Rahmenhandlung so simpel, dass es nicht schwer ist, die Zusammenhänge auch ohne sie zu verstehen, und der Betrachter wird sich mit den vorherigen Filmen und Büchern zweifellos gut auskennen. Ein weiterer Lichtblick ist Bellas Voice-over-Erzählung, die mit schwermütigen philosophischen Betrachtungen versehen ist, die nicht zu ihren üblichen abgehackten, einfach formulierten Sprüchen passen. Der normale Dialog bleibt erwartungsgemäß pauschal und erbärmlich. Ich hoffe, dass diese Zeilen nicht wortwörtlich aus dem Roman übernommen wurden. Der andere Aspekt, der im Vergleich zu den Vorgängern auf der Strecke bleibt, sind die Spezialeffekte, die bei einer so lukrativen Reihe aufgerüstet werden sollten: realistischere Wölfe, überzeugendere Kämpfe zwischen Vampiren und Werwölfen und eine vernünftigere Optik, um die erhöhte Geschwindigkeit und Stärke zu demonstrieren. Vielmehr ist jeder Moment mit einem hünenhaften Hund oder einem diffusen Blutsauger eine Lachnummer.

                    Es gibt kaum genug Stoff für einen richtigen Film. Die Kontroverse, über die viel geredet wird, rührt von den Sexszenen her, die jedoch selten mehr beinhalten als Umarmungen, Küsse und intensive Nahaufnahmen. Dazu kommen Soundtrack-Songs, die sich in Zehn-Minuten-Intervallen über die Handlung erheben, ein völliger Mangel an Spannung während der Szenen mit Edward und Jacob und die leicht belustigende Vorstellung, dass die Verbindung zwischen "Twilight" und "True Blood" darin besteht, dass es in keiner der beiden Serien um Vampire geht, die sich bei ihren wahllosen sexuellen Aktivitäten schützen. Spätestens wenn Bella durch die kräftezehrende Schwangerschaft körperlich zerfällt, wird "Twilight 4: Breaking Dawn - Biss zum Ende der Nacht - Teil 1" in seiner formelhaften Herangehensweise an Spannung, Drama, Action-Choreografie und Schnitt fast unansehnlich. Nach all dem muss das Ganze auch noch mit einer gekünstelten Botschaft enden.

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                      Es scheint, als ob jeder "Twilight"-Film sich damit begnügt, die gleiche Geschichte immer und immer wieder zu erzählen, so auch "Eclipse - Biss zum Abendrot" (diesmal steht das 's' nicht in Klammern) von Regisseur David Slade. Bella (Kristen Stewart) kämpft weiterhin mit ihren gemischten Gefühlen zwischen Edward (Robert Pattinson) und Jacob (Taylor Lautner), die Vampire und Werwölfe nehmen ihre jahrhundertealte Fehde wieder auf, und Bösewichte aus der ganzen Welt bedrohen Bella mit dem Tod. In der "Twilight"-Saga liebt sie jeder Charakter entweder oder will sie umbringen. Mit ihren ständigen, monotonen, deprimierenden Off-Kommentaren, ihren lustlosen Darbietungen und dem permanenten Blick, der sich in ihr schlichtes Gesicht eingebrannt hat, geht es dem Betrachter vermutlich genauso.

                      "Eclipse - Biss zum Abendrot" beginnt dort, wo der vorherige Film aufgehört hat: auf einer romantischen, sonnigen, blumigen Wiese, wo die menschliche Highschool-Schülerin Bella Swan dem schillernden Vampir Edward Cullen ihre Liebe gesteht, sich aber immer noch weigert, ihn zu heiraten. Ihr Ziel ist es, in einen Vampir verwandelt zu werden, und er verspricht ihr die Durchführung der Transformation nach ihrem kurz bevorstehenden Schulabschluss. In der Zwischenzeit sorgt eine bizarre Mordserie in Seattle für Schlagzeilen und erregt die Aufmerksamkeit des weltweit führenden Vampirzirkels, der Volturi, deren Entscheidungen im Geheimen von dem erbarmungslosen Kind Jane (Dakota Fanning) getroffen werden. Eine erst kürzlich gegründete Gruppe neugeborener Vampire steckt hinter den grausamen Morden, und während sie sich ihren Weg zu Bella bahnen, müssen die Todfeinde von Werwölfen und Vampiren eine unheilvolle Allianz bilden, um sie vor den vielfältigen Kräften des Bösen zu schützen.

                      Das Drama wird etwas reifer, auch wenn es immer noch mit Witzelei überfrachtet ist, und das Liebesdreieck wird immer interessanter. Jacob, Bellas Werwolf-Freund, ist unsterblich in sie verliebt und versucht, sie Edward wegzunehmen, was den Großteil der humoristischen und teilweise melodramatischen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Rivalen ausmacht. Bella scheint darauf bedacht zu sein, sich in der Mitte der beiden zu positionieren, indem sie die Gelegenheit nutzt, um den Zuschauer zu einer kontroversen Diskussion anzuregen und die ungünstigen Waffenstillstände zu strapazieren, die zufällig zwischen den Konkurrenten entstehen.

                      Obwohl Regisseur David Slade Erfahrung mit Vampiren hat und den wesentlich blutigeren "30 Days of Night" inszeniert hat, verhindern die Beschränkungen, die sich aus den Romanen und den vorangegangenen Filmen ergeben, dass die jenseitigen Kreaturen besonders eindrucksvoll in Erscheinung treten. Die glitzernde Haut, die rasanten Flüge durch die Wälder und die übermenschlichen Luftsprünge verdienen das Verdrehen der Augen und die Seufzer, die sie ernten, denn sie können die Lächerlichkeit nicht vertreiben, die die Spezialeffekte von Anfang an geplagt hat. "Eclipse - Biss zum Abendrot" führt auch Rückblenden ein, um die Geschichte der Nebenfiguren Jasper und Rosalie zu erzählen. Unnötig und nicht überzeugend, wenn man bedenkt, dass die Verwendung von historischen Kulissen und Kostümen eine Idee ist, die zu den Büchern passt, aber für den Film völlig sinnlos ist. Die Dialoge sind nach wie vor dilettantisch, das lachhaft ernste Auftreten aller Vampire ist leider ulkig, die CG-Werwölfe sind nicht überzeugend und die finale Kampf-Trainingssequenz ist geradezu pubertär. Taylor Lautner tänzelt allerdings die meiste Zeit oben ohne herum, was für viele den größten Reiz der Filmreihe ausmacht. "Besitzt er denn kein Hemd?"

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                        Chainsaw Charlie 23.06.2022, 15:14 Geändert 23.06.2022, 15:21

                        Fans der "Twilight"-Saga haben sich auf den neuen Teil der heroischen Vampirgeschichte gefreut, denn "New Moon - Bis(s) zur Mittagsstunde" von Regisseur Chris Weitz bietet eine bessere Balance aus Drama, Komödie, Action und Romantik als sein Vorgänger. Diejenigen, die sich weigern, die oft übertrieben dramatischen und superernsten Liebeserklärungen zu glauben, werden leicht die Schwächen des Films herauspicken, wie zum Beispiel die mehr oder weniger mangelhaften Spezialeffekte, aber selbst die härteste Negativität hat die Millionen kreischenden Mädchen nicht davon abgehalten, ihre Unterstützung zu zeigen. Die heißblütige Dreiecksbeziehung zwischen Bella Swan (Kristen Stewart), Edward Cullen (Robert Pattinson) und Jacob Black (Taylor Lautner) hat die große Fangemeinde von "Twilight" immer wieder aufs Neue begeistert. Das und die zahlreichen Szenen, in denen die männlichen Hauptdarsteller ihre Hemden ausziehen mussten.

                        An ihrem 18. Geburtstag wird Bella im Haus der Cullens von Jasper (Jackson Rathbone) angefallen, nachdem sie sich versehentlich geschnitten hat. Edward sieht erneut die Zerbrechlichkeit des Aufeinandertreffens von Vampir- und Menschenwelt und verlässt Forks, Washington, um seine wahre Liebe zu schützen. Bella bleibt mit gebrochenem Herzen und allein zurück, nur ihre Albträume erinnern sie daran, dass es ihn wirklich gab. Als sie wieder mit ihrem Jugendfreund Jacob zusammenkommt, hilft ihr die sich entwickelnde Beziehung, die emotionale Leere in ihr auszufüllen, doch Bella stellt fest, dass die Gedanken an Edward sie immer noch heimsuchen, wenn ihr Leben in Gefahr ist. In ihrer Verzweiflung, ihn wiederzusehen, geht Bella immer größere Risiken ein, bis das Schicksal sie zwischen der Welt der Vampire und der eines geheimnisvollen neuen Untiers zerreißt.

                        Die Originalität bleibt der Fortsetzung "New Moon - Bis(s) zur Mittagsstunde" versagt. Diesmal scheuen sich die Filmemacher nicht, die Ähnlichkeiten zu "Romeo & Julia" aufzugreifen, zumal Bella in ihrem letzten Highschool-Jahr gezwungen ist, den Literaturklassiker zu lesen. Es ist schockierend, dass so viele Fans die epochale Vorlage nur dann zu würdigen wissen, wenn moderne, gut aussehende Gestalten und übernatürliche Fähigkeiten hinzukommen. Auch wenn sich "New Moon - Bis(s) zur Mittagsstunde" im Vergleich zum ersten Film durchaus verbessert hat, gibt es immer noch viele schmerzhaft peinliche Aspekte. Die Charaktere sind unterentwickelt, die Dialoge dauernd dämlich, und die Schauspielkunst und die suboptimalen Spezialeffekte sind für einen solchen Big-Budget-Film bedenklich. Nachdem schon so viele andere Geschichten und Filme die Grundelemente der "Twilight"-Romane verwendet haben, fühlt sich fast alles an dieser Verfilmung grauenvoll rezykliert an.

                        Edward wird in Zeitlupe eingeführt, Michael Sheen findet sich in einer Rolle wieder, die seiner Darstellung in "Underworld" nicht unähnlich ist. Die Werwölfe sind gewissermaßen eine Notwendigkeit in Vampirfilmen, und alle paar Minuten sind entblößte, muskulöse Torsos zu sehen, die vom Regen glänzen. Zweifellos gibt es etwas für Teenager-Mädchen, aber "New Moon - Bis(s) zur Mittagsstunde" schafft es nicht, zu begründen, warum sich der Betrachter für die Liebe von Bella und Edward interessieren sollte. Es gibt so gut wie keine Romantik, und sie verbringen so viel Zeit damit, sich entweder voneinander zu entfernen oder sich aneinander zu klammern und unglücklich auszusehen. Die verschiedenen Liebesdreiecke sind einigermaßen unterhaltsam, aber jede Beziehung wirkt wie ein durchschnittlicher, von Ängsten geplagter Teenagerschwarm. Warum sollten sich Verbraucher für diese mürrischen Figuren begeistern? Warum verwandelt Edward Bella nicht einfach in einen Vampir? Und warum liest du diese gefakte Rezension mit dem Titel "Face Punch", die so viel ansprechender klingt als die "Twilight"-Reihe selbst?

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                          Chainsaw Charlie 23.06.2022, 12:08 Geändert 23.06.2022, 14:30

                          Die größte Meisterleistung von Regisseurin Catherine Hardwicke ist vielleicht die Tatsache, dass ihr Film "Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen" nicht völlig unerträglich ist. Dies gilt vor allem für ein Publikum, das nicht mit der unglaublich großen Fangemeinde vertraut ist, die die Romane erreicht haben und die von Teenagern bis zu Müttern mittleren Alters reicht. Aber nach dem Anschauen dieser langweiligen, kontemporären Variante von "Romeo & Julia" ist es absolut klar, dass es zumindest für die Designer der visuellen Effekte dieser trostlosen Produktion keinen geeigneten Weg gibt, die enorme Kraft und Lichtgeschwindigkeit eines Vampirs darzustellen.

                          Bella Swan (Kristen Stewart) verlässt die sonnige Vertrautheit von Phoenix, Arizona, um bei ihrem unzufriedenen Vater Charlie (Billy Burke), dem Polizeichef in Forks, Washington, zu leben. Mitten im Semester auf eine neue Schule zu gehen, ist für Bella zunächst entmutigend, auch wenn sich eine Gruppe ungewöhnlich geselliger Mitschüler sofort mit ihr anfreundet. Im Allgemeinen zieht sie die Einsamkeit vor, aber sie hat ein Auge auf den Biologiepartner Edward Cullen (Robert Pattinson) geworfen, einen 17-jährigen Jungen, dessen nervtötende Stimmungsschwankungen, komische Farbwechsel der Augen, unmenschliche Rasanz und unglaubliche Stärke, um es vorsichtig auszudrücken, einfach nur abstoßend sind.

                          Als ihre Faszination für ihn wächst, erwidert er ihre gelegentlichen Gefühle, wird übermäßig beschützend und verliebt sich im Gegenzug in sie. Nach über einer Stunde Film wird das dunkle Geheimnis hinter Edwards Abnormitäten endlich gelüftet - er ist ein jahrhundertealter Vampir. Doch Edwards Verwandtschaft ist nicht die übliche Sorte von sargschlafenden und blutsaugenden Vampiren. Sie brauchen keinen Schlaf, verfügen über eine erstaunliche Beweglichkeit und Schnelligkeit und haben gelernt, ihren Appetit auf Blut nur auf Tiere zu lenken - eine Art von Vampirvegetariern. Edward kann auch Gedanken lesen, während seine anderen Familienmitglieder übernatürliche Kräfte haben und beispielsweise die Zukunft voraussehen können. Während sich Bella und Edward immer mehr ineinander verlieben, beschließt eine gefährliche Gruppe von Außenseiter-Vampiren oder Standard-Vampiren, sich auf einen spannenden Wettlauf um Bellas köstliches Menschenblut einzulassen.

                          Aus der Sicht von Bella erzählt, scheint "Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen" den Reiz des Romans nicht ganz einzufangen, vor allem nicht in den ausgedehnten romantischen Sequenzen zwischen dem unglückseligen Liebespärchen. Wenn die schwülstigen Liebesszenen die Fans zum Kichern bringen, wird deutlich, dass das, was im Film ernst gemeint ist, nicht immer so von dem Zuschauer aufgenommen wird. "Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen" ist im Grunde eine einzige lange Liebesgeschichte, die Shakespeares Klassiker "Romeo & Julia" ziemlich konsequent imitiert, wobei die einzige, kleine Komponente der Originalität in der Verwendung von Monsterelementen liegt, die es schon oft gegeben hat, etwa mit Werwölfen in "Blood & Chocolate - Die Nacht der Werwölfe" und mit Vampiren in "Underworld" und "Near Dark - Die Nacht hat ihren Preis". Hier zeigen sich die mythischen Kreaturen der Nacht von einer etwas menschlicheren Seite, denn die Cullen-Vampire versuchen vehement zu vermeiden, die Bösewichter zu sein. Aber die große Wendung, das überraschende Ende oder die unvorhersehbaren Enthüllungen, von denen man annehmen könnte, dass sie in dieser Saga des unbeschreiblichen Fandoms enthalten sein müssen, kommen nie. Trotz einer beachtlichen Dosis Humor, einer glaubwürdigen Atmosphäre und unterhaltsamen Darbietungen bleibt "Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen" ein einfaches romantisches Melodrama.

                          Da bereits vor der Fertigstellung des ersten Films über Fortsetzungen gesprochen wurde, bestand kein Zweifel daran, dass "Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen" ungeachtet negativer Kritiken ungeheure Summen einspielte, allein schon aufgrund der Tatsache, wie viele Menschen bereits mit dem Ausgangsmaterial vertraut sind. Aber trotz seiner verwirrenden Anziehungskraft auf junge Mädchen und ältere Frauen gleichermaßen und seines eklatanten Mangels an Innovation ist das größte Manko die Spezialeffekte: Drahtgeflechte durch Bäume, Kondensstreifen zur Darstellung der Geschwindigkeit, Glitzer für diamantenartige Haut sowie Zeitraffer und Gurte für die der Schwerkraft trotzende Gewandtheit. Einige der Szenen, in denen Edward seine Superfähigkeiten einsetzen muss, werden selbst von den eingefleischtesten Fans belächelt. Und man sollte meinen, dass sie es eigentlich am ernsthaftesten nehmen würden.

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                            Chainsaw Charlie 22.06.2022, 21:09 Geändert 22.06.2022, 21:17

                            "Mosquito" von Regisseur Gary Jones trieft vor Blut, Eingeweiden und riesigen Ungeziefer. Der Film ist so nah dran, ein großartiger Horrorfilm zu sein, dass es wirklich deprimierend ist, dass er sich selbst nicht ernster genommen hat und dass die Darsteller nicht mehr Unterrichtsstunden absolviert haben. "Mosquito" setzt auf ein hohes Maß an Humor, driftet aber nie weit genug in den Bereich der cleveren, selbstbewussten Komödie von "Arachnophobia" oder "Im Land der Raketenwürmer" ab, um den Status eines prestigeträchtigen Kultklassikers zu erlangen. Vielmehr handelt es sich um einen der obskursten Sci-Fi-Thriller der 90er Jahre.

                            Als herkömmliche Moskitos beginnen, das Blut toter Außerirdischer aus einem abgestürzten Raumschiff zu trinken, wachsen sie zu gigantischen Proportionen heran. Für die Urlauber, die sich auf den nahe gelegenen Campingplätzen erholen, bricht daraufhin die Hölle aus. Ray (Tim Lovelace) und seine Park Ranger-Freundin Megan (Rachel Loiselle) tun sich mit dem Meteorologen Parks (Steve Dixon) und dem nerdigen Polizisten Hendricks (Ron Asheton) zusammen, um sowohl die mutierten Mücken als auch die beiden streitsüchtigen Kriminellen Junior (Mike Hard) und Earl (Gunnar Hansen) abzuwehren. Hier sehen wir Gunnar Hansen in bester, überdrehter Manier, der seinen eigenen "Blutgericht in Texas"-Auftritt verspottet.

                            "Mosquito" macht sich nicht die Mühe, eine ausgefeilte Theorie dafür zu entwickeln, warum riesige Insekten durch das Gelände streifen, aber der impulsiv gewählte Grund ist wahrscheinlich besser als die typischen biologischen Gefahrentests durch nachlässige Regierungsangestellte, die vergleichbare Werke inspirieren. In Anlehnung an "Aliens - Die Rückkehr", "Predator" und andere nachahmungswürdige Horrorfilme geht der Film stattdessen mit beeindruckenden Actionsequenzen ins Schlachtgetümmel, die sich durchaus hervorheben könnten, wäre da nicht der spürbare Mangel an Seriosität. Die Bedrohung durch die abscheulichen mutierten Plagegeister und ihre blutdürstige Nahrungsaufnahme sorgen von Anfang an für eine nachvollziehbare, angespannte Atmosphäre, doch durch die floskelhaften Dialoge werden Spannungsbögen und Angstgefühle schnell durch Lachanfälle ersetzt.

                            Regisseur Gary Jones hat seine Anfänge im Bereich Visagistik und Spezialeffekte gemacht, und das zeigt sich. Die Mehrzahl der Aufnahmen der Viecher besteht aus bestechend grotesken praktischen Tricks. Sie sehen so authentisch aus, wie es nur zwei Meter große Insektenpuppen vermögen. Die Gore-Szenen haben das gewagte Gefühl der frühen 90er Jahre, mit rasiermesserscharfen Rüsseln in den Brustkorb und in die Augen, die für einige abstoßende Erlebnisse sorgen, wie bei den besten Slashern des Jahrzehnts. Bei einer so schnellen Einleitung in das Blutbad werden nur wenige Todesfälle von Umstehenden gezeigt, aber Gary Jones setzt sie gut ein, vor allem in einer Sequenz, in der ein Zelt angegriffen wird und die geschickt den ironischen Charakter von "Mosquito" widerspiegelt. Während ein Killerinsekt seine Frau befällt, nimmt ein dusseliger Camper immer wieder einen Schluck von seinem Bier, während er ihr zu Hilfe eilt.

                            Bei solch bewundernswerten Bemühungen um die Moskito-Komponenten ist es enttäuschend, schlecht gemachte Greenscreen-Momente und ein paar minderwertige Stop-Motion-Animationen zu sehen, obwohl diese kurzen Mängel verziehen werden können, sobald die übergroßen Stechrüsselträger zu ihrer grausamen Art des Flüssigkeitsentzugs in all ihrer Puppenpracht zurückkehren. Die bedauernswerten Schauspielleistungen werden jedoch dafür sorgen, dass dieser vergessene Killer-Bug-Film bei gelegentlichen Horrorfans kein großes Interesse finden wird. Produziert von Andre Blay, dem Kopf hinter "Die Fürsten der Dunkelheit", "Der Blob" aus dem Jahr 1988 und "Sie leben!", und mit dem Special-Effects-Team, das für "Batmans Rückkehr", "Armee der Finsternis" und "Darkman" verantwortlich war, ist "Mosquito" einer der wenigen Filme, die einen Vorgeschmack auf die Perfektion eines exploitativen B-Movies bieten und deshalb definitiv eine Betrachtung wert sind.

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                              "In der Gewalt der Riesenameisen" von Regisseur Bert I. Gordon beginnt wie eine Tierdokumentation. Eine tiefe, unheilverkündende Stimme zeigt auf, dass Ameisen intelligent, triebgesteuert, leistungsstark, gut strukturiert und vielleicht sogar in der Lage sind, mit Hilfe von Pheromonen die Psyche zu kontrollieren. Sie könnten fast mit den Menschen um die Vorherrschaft auf dem Planeten rivalisieren, wenn sie nur größer wären und vom Geist des Schriftstellers Herbert George Wells unterstützt würden, um ihr furchterregendes Potenzial zu steigern. "Das ist die Ameise. Behandelt sie mit Respekt ..."

                              In Anlehnung an eine Kurzgeschichte von Herbert George Wells braucht es nur ein paar illegal abgelagerte radioaktive Abfälle, um die Dominanz der Ameisen zu festigen. Marilyn Fryser (Joan Collins) chartert zusammen mit ihrem Partner Charlie Pearson (Edward Power) ein Boot für eine Gruppe möglicher Kapitalgeber, um die Grundstücke am Meer in 'Dreamland Shores' zu besichtigen. Mehrere Pärchen und einige attraktive Singles bilden die rund ein Dutzend Seefahrer, die in ein abgelegenes Paradies entführt werden, das die Wartungsarbeiter als Sumpfgebiet bezeichnen. Während die Gruppe am Strand diniert, billigen Scotch genießt, Smalltalk hält und sich in schwächere Fraktionen aufteilt, beobachtet eine Armada wachsender Proteine vom Rand des Dschungels aus das Treiben.

                              Durch eine Kombination von Soundeffekten, die an "Formicula" und musikalische Elemente wie in "Der weiße Hai" gemahnen, bereitet "In der Gewalt der Riesenameisen" eine unvermeidliche, verheerende Konfrontation zwischen Mensch und Insekt vor. Doch bevor das Blut fließt, wird den recht zahlreichen Charakteren Zeit für eine leichte Entwicklung gegeben, als ob sie dadurch zu sympathischeren Verlusten werden. Doch letztlich sind sie nur klammerndes Ballastfutter, dessen Hoffnungen und Träume angesichts der menschenfleischfressenden Insekten irrelevant sind, außer dass sie erkennbar sind, wenn sie von übergroßen Kiefern auseinandergerissen werden.

                              Sobald die Angriffe beginnen, wird "In der Gewalt der Riesenameisen" etwas konkreter, und sei es nur wegen der eigentümlichen Konstellation verschiedener Spezialeffekte der Kerbtiere. In Nahaufnahmen kämpfen die Akteure gegen die riesigen, haarigen Häupter partieller Ameisenpuppen, die sich mit echten Ameisenaufnahmen abwechseln, die ebenfalls in Nahaufnahme oder mit Miniaturen gezeigt werden, um sie größer erscheinen zu lassen, und mit Ameisenaugen, die den Bildschirm in winzige Kreise teilen, um zusammengesetzte Augäpfel zu repräsentieren. Obwohl die gummierten Ameisenrequisiten alles andere als überzeugend sind, sind sie doch lustiger als die lebenden Ameisen im Greenscreen, vor allem, wenn reichlich rote Wandfarbe auf die strampelnden Körper spritzt. Ruckartige, verwirrende Kamerabewegungen vervollständigen den optischen Anblick. "Nicht mich! Ich bin ein alter Mann!"

                              Nervigerweise wird viel gekreischt, sowohl von den verängstigten Überlebenden als auch von den Ameisen, die die schreienden Frauen während der Angriffe ziemlich unrealistisch reproduzieren, um die Angst zu schüren. Um die Sache weiter anzuheizen, nimmt die Handlung auf halber Strecke eine wilde Linkskurve und verwandelt "In der Gewalt der Riesenameisen" von einer einfachen Killertierprämisse in eine viel sinistere, in der sich die Menschen als ebenso monströs erweisen wie die Emsen. "Die treiben uns wie Vieh!"

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                                Chainsaw Charlie 22.06.2022, 11:51 Geändert 22.06.2022, 12:04

                                In "Monster aus der Galaxis" von Regisseur Fred Olen Ray verirrt sich ein Truck der U.S. Army auf den kurvenreichen Straßen der kalifornischen Wüste auf dem Weg zu einem geheimen Rendezvous mit einem General und ein paar Senatoren. Ihr Ziel ist eine Geheimforschungseinrichtung, in der Lisa Martyn (Angelique Pettyjohn) psychische Impulstests durchführt. Ihre ungewöhnliche Fähigkeit, Dinge jenseits ihres Sehvermögens zu sehen, ermöglicht es den Wissenschaftlern, Materie aus einer unbekannten Dimension zu übertragen und wieder zusammenzusetzen. Das zumindest behauptet General Randolph (Aldo Ray), der als Zeuge anwesend ist.

                                Nachdem Lisa Martyn mit einem Gerät ausgestattet wurde, das ihre Gehirnwellen verstärken soll, beginnt das Experiment von Dr. Williams (Arthur Payton), und sie kann ein massives, trapezförmiges Metallobjekt in das Labor bringen. Doch ein Außendienstmitarbeiter, der eine beschädigte Leitung reparieren soll, schafft es nicht rechtzeitig, seinen Auftrag zu erfüllen, so dass sein Körper bis auf die Knochen verbrennt und er für den Rest des Films bequemerweise vergessen wird. Obwohl der General möchte, dass der materialisierte Gegenstand ohne Untersuchung direkt zu seiner Basis gebracht wird, halten Williams und Martyn es für verfrüht, mit dem jenseitigen Koffer, der ein Lebewesen zu umhüllen scheint, zu verschwinden.

                                Unmittelbar auffällig ist der Soundtrack, der stark an John Carpenters Synthesizer-Riffs erinnert, mit lauten, einfachen Melodien, die nie zu verschwinden scheinen. Das ist das erste offensichtliche Anzeichen für ein niedriges Budget. Das nächste wären die enorm minderwertigen Dialoge, die von einem Ensemble untalentierter Darsteller, abgesehen von ein paar Namen, die zur Aufwertung des Werks beigetragen haben, äußerst ungeschickt vorgetragen werden. Das biologische Missgebilde, das schließlich in Erscheinung tritt, wird von dem jungen Sohn des Regisseurs Fred Olen Ray gespielt. Es ist eine etwas merkwürdige Wahl, den außerirdischen Antagonisten als vier Fuß großen, kindlichen Humanoiden mit Pinzetten und einem insektoiden Kopf darzustellen.

                                Da "Monster aus der Galaxis" einer Handlung folgt, die nur geringfügig mit der von "From Beyond - Aliens des Grauens" vergleichbar ist, der ein Jahr später in die Kinos kam, bastelt Fred Olen Ray einen Sci-Fi-Horrorfilm ohne wirkliche Science-Fiction. Die meisten Kulissen befinden sich in einer erdgebundenen Anlage, im Inneren eines Hauses oder auf einer staubigen Straße. Bei einigen wenigen Einstellungen ist es evident, dass "Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt" als Inspiration diente, obwohl es praktisch unredlich ist, dieses Meisterwerk bei meiner Rezension von "Monster aus der Galaxis" zu zitieren. Die meiste Zeit, wenn die ungleichen Protagonisten nicht krampfhaft versuchen, harte Hunde zu sein und dabei elendig vor die Hunde gehen oder sich in langweilige Wissenschaftskonversationen verstricken, sind sie in so hochgradig dämliche extraterrestrische Unfugigkeiten vertieft, dass die ganze Produktion im Prinzip zu einer Komödie wird, was durch die lange Pannenrolle am Ende unterstrichen wird. Das ist unfassbar armseliges Filmhandwerk in seiner höchsten Perfektion.

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                                  In "Fatale Begierde" von Regisseur Jonathan Kaplan plaudert Michael Carr (Kurt Russell) eines späten Abends streitlustig am Telefon mit einem Arbeitskollegen, während Ehefrau Karen (Madeleine Stowe) allein im Schlafzimmer mit der orangefarbenen Katze Tiny schmust. Wahrscheinlich ist es der Wind, doch Michael durchsucht das Haus, gewappnet mit einem Golfschläger. Das reicht jedoch nicht aus, um den sehr realen Eindringling zu vereiteln, der sich Karen schnappt und ihr kurz ein Messer an den Hals hält, bevor er erfolgreich flüchtet. "Ich habe ein Geräusch von unten gehört."

                                  Die LAPD-Beamten Pete Davis (Ray Liotta) und Roy Cole (Roger E. Mosley) treffen kurz darauf ein, um Nachforschungen anzustellen, raten aber vor allem davon ab, eine Schusswaffe zu kaufen, wie Michael sofort vorschlägt. Es werden stets die falschen Menschen geschädigt. Vielleicht bekommen sie stattdessen eine Alarmanlage und einen bösartigen Hund. "Wir hatten in letzter Zeit eine Reihe von Einbrüchen in dieser Gegend."

                                  Karen ist verständlicherweise verunsichert, aber als sie am nächsten Tag die Polizei anruft, veranlasst Pete Davis bereitwillig die Abnahme von Fingerabdrücken und die Installation eines umfassenden Sicherheitssystems, was sie wiederum besänftigt. Er bleibt an diesem Abend sogar zum Abendessen und bietet Michael an, ihn mitzunehmen, um ihm Mut zu machen, denn er muss sich sehr hilflos gefühlt haben, als er sah, wie seine Frau kurzzeitig als Geisel genommen wurde. Das erweist sich als eine erstaunliche abenteuerliche Erfahrung. "Ich glaube, ich kann hier nicht mehr leben."

                                  Interessanterweise bereitet der Aufbau den Zuseher nicht auf das vor, was kommen wird. Es dauert fast 30 Minuten, bis der eigentliche Thriller beginnt und die Sprunghaftigkeit des einen und die Abneigung des anderen gegen Gewalt deutlich wird. Es ist ein epischer Test von Männlichkeit, Beherrschung und Stärke. Der Magistrale gegen den Sanftmütigen, der auf Themen aus "Wer Gewalt sät" anspielt. Die Schreckmomente während des ersten Einbruchs sind nichts im Vergleich zu den psychologischen Ängsten, Provokationen, Demütigungen, Manipulationen, dem extremen Eindringen in die Privatsphäre, den schwindenden Ressourcen von außen und der hinterhältigen Aussaat von Misstrauen, die sich im Laufe der Handlung unerträglich verdichten. Hinzu kommt die feinsinnige, aber exzellente Musik von James Horner, die in den richtigen Momenten die Spannung steigert oder ein falsches Gefühl von Leichtigkeit erzeugt. "Meinst du nicht, dass du vielleicht ein bisschen überreagierst?"

                                  "Fatale Begierde" ist ein straffer und wirkungsvoller Psychothriller, der Unruhe und Unbehagen erzeugt und den Betrachter in die gleichen seelischen Qualen wie die Protagonisten eintauchen lässt. Der Bösewicht ist interessanterweise kein totaler Psychopath, sondern ein sich langsam auflösender, wahnhafter Charakter, der seine Machtposition berechnend missbraucht, um zu bekommen, was er will. Das ist umso besorgniserregender, wenn man seine ungezügelte Wut, seine Verbindungen und seine mangelnde Disziplin berücksichtigt. "Was werden Sie tun? Die Bullen rufen?"

                                  Es handelt sich zwar nur um einen Film, aber das Realitätspotenzial, das diese Szenarien unerbittlicher Strapazen im wirklichen Leben haben, ist absolut überwältigend. Dadurch entsteht natürlich ein mitreißender Film. Das Ende geht erwartungsgemäß in Richtung exzessiver Rachefantasie und Home-Invasion-Horror, nicht unähnlich "Fremde Schatten" von Regisseur John Schlesinger ein paar Jahre zuvor, der zwar den Horror verstärkt, aber die Sensibilität vermissen lässt. Es ist ein befriedigendes, ausgelassenes, filmisches Ende eines beunruhigenden Dilemmas, das sowohl authentisch geerdet als auch für die große Leinwand geeignet ist.

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                                    Chainsaw Charlie 21.06.2022, 17:15 Geändert 21.06.2022, 18:24

                                    "Mit Motorsägen spaßt man nicht" beginnt mit einer Warnung vor der Verwendung von Kettensägen, die für diesen Film eingesetzt wurden, vor allem, wenn man nackt und im Begriff ist, anstrengenden Sex zu haben, damit Regisseur Fred Olen Ray ein reines Gewissen haben kann. Die nächste Szene zeigt die Prostituierte Lori (Dawn Wildsmith), die der Polizei ihre Geschichte von einem Freier erzählt, der nicht zahlen konnte, nachdem sie ihre Dienste zur Verfügung gestellt hatte. Daraufhin ging sie zum Schrank, um sich ein Potenzmittel zu besorgen und ihre treue Kettensäge für ein wenig Motivation zu nutzen.

                                    In der Zwischenzeit beginnt der in Los Angeles lebende Privatdetektiv Jack Chandler (Jay Richardson) mit seiner eigenen Geschichte, in der er auf noirische Weise von einer Reihe seltsamer Ereignisse erzählt, die ihren Ursprung in einer Bar an der West Side haben, die gleichzeitig ein Stripclub ist und in der immer wieder jemand tot aufgefunden wird. Er wurde beauftragt, die entlaufene Teenagerschönheit Samantha Kelso (Linnea Quigley) aus Oxnard aufzuspüren, die sich wahrscheinlich in eine schlechte Gesellschaft begeben hat. Die ersten Hinweise sind wortwörtlich kleine Stücke des Bauarbeiters Bo Hanson (Jimmy Williams), der zufällig auf die sinnliche Mercedes (Michelle Bauer) trifft, eine Art selbsternannte Sozialarbeiterin, die ihm einige Möglichkeiten zum Abbau von Spannungen anbietet. In einer Rückblende in ihrer Wohnung legt sie Musik auf und zieht sich eine Duschhaube an. Außerdem spannt sie eine Plane über ein Elvis-Gemälde, das an der Wand hängt. Das verheißt nichts Gutes für Bo, der schnell Opfer eines brutalen Kettensägenmordes wird. "Oh nein!"

                                    Es dauert nicht lange, bis sich Michelle Bauer ihres Kleides entledigt und eine umwerfende Figur zum Vorschein bringt - der einzige Grund, warum sie gecastet wurde. Der dazugehörige Gore ist extrem übertrieben, mit unglaubwürdig abgesägten Körperteilen und eimerweise wässrigem Blut. Aber wenigstens sind diese Eimer voller Blut auf Michelle Bauers nacktem Körper verteilt. Ein paar Szenen später tritt Jacks Freundin (Susie Wilson) als eine weitere unverhüllte Frau auf, deren Dialog sinnlos ist, die aber durch ihre Üppigkeit den Rahmen sprengt. In der nächsten Einstellung ist Lisa (Esther Alise) zu sehen, eine Prostituierte, die demselben Mörderkult wie Mercedes angehört. Sie erledigt einen perversen Fotografen, indem sie ihn mit einem Baseballschläger niederschlägt, bevor sie selbst die Kettensäge anwirft.

                                    Die Darsteller sind sagenhaft schlecht, was aber kaum ins Gewicht fällt, wenn man sich klarmacht, dass das Drehbuch reiner Blödsinn ist, voll von Doppelbödigkeiten und falsch formulierten One-Linern. Die Gesamtheit von "Mit Motorsägen spaßt man nicht" besteht einzig und allein aus der Kombination von weiblicher Nacktheit und Kettensägengemetzel, wobei keine der beiden Komponenten qualitativ hochwertig oder zweckmäßig genug präsentiert wird, um eine abendfüllende Produktion zu rechtfertigen. Die Mädchen sehen gut aus, aber ihre Sequenzen in voller Montur werden durch fruchtlose Exposition ausgedünnt. Die Gewalt ist von einer komischen Abartigkeit, die aber ebenso unregelmäßig vorkommt. "Sehr feindselig, aber eine großartige Reihe von ..."

                                    Gunnar Hansen, bekannt aus "Blutgericht in Texas", hat zwar einen Auftritt als Herr der Sekte, aber das reicht nicht aus, um diesen schrottigen Film in bescheidene Unterhaltungsqualität zu verwandeln. "Mit Motorsägen spaßt man nicht" ist extrem Low-Budget, wie viele seiner 42nd Street Grindhouse Brüder, doch die Konzentration auf Exploitation-Material, das mit begrenzten finanziellen Mitteln erreicht werden kann, ist nicht konsequent genug, um dies als eine notable Anstrengung zu bezeichnen, sondern es ist vor allem eine Verschwendung von Sets, Kostüme, Requisiten, und Zeit im Allgemeinen. Selbst Linnea Quigleys 'Jungfrauentanz der doppelten Kettensägen' ist eher lächerlich als erotisch, während das abschließende Kettensägenduell grandios fingiert und gelinde gesagt schwachsinnig ist. "Mit Motorsägen spaßt man nicht" wird oft als Kultklassiker bezeichnet, aber das Filmdesign ist so bemitleidenswert, dass der Film kaum in die Kategorie Film hineinpasst. Im Abspann wird eine Fortsetzung mit dem Titel "Student Chainsaw Nurses" angedroht, die jedoch nie produziert wurde - ein Schicksal, das auch diesen Film hätte ereilen müssen.

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                                      In "Der Schnüffler" unter der Regie von Gordon Douglas pendelt der pensionierte Bulle Anthony "Tony" Rome (Frank Sinatra) zwischen einem örtlichen Boxstudio in Miami, wo er Karten spielt, und dem Leben an Bord seines Bootes, der 'Straight Pass'. Als sein ehemaliger Partner Ralph (Robert J. Wilke), der jetzt als Hausdetektiv für das 'Corsair Hotel' arbeitet, in der Klemme steckt, wird Tony um einen Gefallen gebeten. Diana Pines (Sue Lyon), die Tochter eines wohlhabenden Baumagnaten (Simon Oakland), hat sich selbst in das Hotel eingecheckt, praktisch bewusstlos vom teuren Alkohol, und muss weggebracht werden, bevor es zu einem großen Eklat kommt. Für 200 Dollar bringt Tony Rome sie zu ihrem Ehemann in eine exquisite Villa, wo der Detektiv eine andere feierfreudige Dame, Ann Archer (Jill St. John), aufgabelt, die einfach nur mitfahren will.

                                      Diese Ausgangssituation ist nicht sonderlich düster oder außergewöhnlich, aber Frank Sinatra und Jill St. John tauschen einige dunkel kokette Sticheleien aus, die "Der Schnüffler" einen Film-Noir-Einschlag verpassen. Als Tony jedoch kurz darauf zu seinem Boot zurückkehrt, wird er mit einer Pistole im Gesicht und einem mit Chloroform getränkten Taschentuch empfangen, und es ist klar, dass er unwissentlich in ein großes Geheimnis verwickelt ist. Es wird immer prekärer, als Diana sich am nächsten Tag bei Tony nach einer verschwundenen Diamantbrosche im Wert von 5.000 Dollar erkundigt, die er gegen eine kleine Gebühr von 10% des Wertes wiederbeschaffen will. Andere Parteien wollen den Gegenstand natürlich auch erwerben und vielleicht sogar dafür töten.

                                      Die üblichen Schnüffelarbeiten, eine Verfolgungsjagd, ein Faustkampf, etwas vergossenes Blut, politische Korruption und ein paar Leichen verkomplizieren die Dinge, machen sie aber nicht zu dem spannenden Thriller, der "Der Schnüffler" eigentlich sein sollte. Zigaretten werden an der Kette geraucht, Femme fatales stehen Schlange, um Tony Rome einen Antrag zu machen, und es gibt einen Funken echter Romantik, auch wenn es ihm gelingt, viele Interaktionen mit Zynismus zu überspielen. Gleichzeitig verfügt er über einen bewundernswerten ethischen Kodex, der ihn davor bewahrt, zu einem Antihelden zu werden, mit dem der Betrachter nichts anfangen kann. Die Gefahren und Hindernisse sind jedoch so gering, dass er nie wirklich in Schwierigkeiten zu geraten scheint. Dieser Mangel an handlungsorientierten Plagen hat eine gewisse Sensibilität, die Tony Rome dazu zwingt, eher intelligent als physisch formidabel zu sein. "Im Moment gibt es noch zu viele offene Fragen".

                                      Leider gibt es an einigen Stellen unnötige Komik, obwohl die Dialoge dank Tony Romes Coolness unter Druck von Natur aus witzig sind, sowie aufdringliche Musik, die dazu neigt, die Ereignisse zu übertönen, die sie untermalen soll, einschließlich der wiederkehrenden Titelmelodie, die von Nancy Sinatra während des Vor- und Abspanns gesungen wird. Darüber hinaus gibt es jede Menge zwielichtiger Gestalten, die fast alle 10 Minuten eine neue Rolle spielen und von denen einige so eigenartig sind, dass sie eher komisch als ernst daherkommen. Aufgrund der Herangehensweise von Tony Rome an das Rätsel, der mehr Informationen erhält als ausgräbt, wirkt die Geschichte so, als ob sie routinemäßig an Ort und Stelle ausgeschmückt wurde, was die Fähigkeiten des Detektivs weiter herabsetzt. Das Glück ist ein hervorragender Verbündeter in der Kunst der Schlussfolgerung. Selbst wenn Tony Rome sich als verdienter Filmdetektiv erweist, beeinträchtigt das langsame Tempo von "Der Schnüffler" den allgemeinen Unterhaltungswert. Nichtsdestotrotz bleibt Frank Sinatra als mäßig abgebrühter Neo-Noir-Privatdetektiv liebenswert, der sicherlich zum Stil von "Chinatown" beigetragen hat.

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                                        "Malibu Moon" von Regisseur Robert Veze beginnt wie eine Folge von "Baywatch", mit vollbusigen Frauen, die Frisbee spielen, mit Hunden spazieren gehen, Sonnencreme auftragen, am Strand joggen und mit ihren Fingerspitzen Umrisse auf ihren Körpern nachzeichnen, vervollständigt durch einen albernen Titelsong. Dann geht es in etwas über, das an "Barb Wire" erinnert: Völlig nackte Frauen springen aus Pools, bespritzen sich mit Wasser und befummeln sich selbst. Der Eröffnungssong und die dazugehörige Bildmontage sind so lang, dass sie in eine Traumsequenz übergehen, in der sich herausstellt, dass der dämliche Chester Marley (David Millbern) während eines Malereivortrags über vertikale und horizontale Pinselstriche eingenickt ist.

                                        Das ältere Ehepaar Patterson wird für kurze Zeit nach Grönland verreisen, und Chet (David Millbern) soll in dieser Zeit das Haus des Paares in Malibu streichen. Unterstützt wird er von einer Gruppe von Freunden, von denen jeder ein Zimmer in dem Gebäude hat, so als wären sie alle Mieter in einer Art Wohngemeinschaft. Es macht nicht viel Sinn, aber ihre Lebenssituation ist kaum von Bedeutung. Tatsächlich ist die Handlung selbst für die Filmemacher von geringer Bedeutung. "Malibu Moon" ist ausschließlich dazu bestimmt, eine Schar von Schönheiten zu versammeln, um sich in der Sonne zu aalen und zu präsentieren. Chets umweltbewusster Freund Richard (Alex Smith) will die Menschen vor der Schädlichkeit ultravioletter Strahlen warnen. Die rockige Mitbewohnerin Jazz (Shelley Michelle) übt E-Bass für einen bevorstehenden Auftritt und der übergewichtige Mad Dog (Kent Lipham) lehnt sich auf der Couch zurück, kippt wortlos ein Bier hinunter und lässt ab und zu einen kräftigen Rülpser los. Cheryl (Melinda Armstrong) präpariert sich im Badezimmer, was zu einer kleinen Verlegenheit führt, als Chet sie und ihre exponierten, strammen Brustpartien erblickt. Diese Nebenrollen sind jedoch ebenso wie die Hauptrollen von flüchtiger Natur.

                                        Chets neuester Plan, sich unter die üppigen Blondinen zu mischen, indem er eine Kamera umklammert und den Strandbesuchern Angebote macht, ist nicht so erfolglos und bietet den spärlich bekleideten Mädchen zusätzliche Gelegenheiten, sexy zu posieren und sich aneinander zu reiben. Es gibt noch weitere Nebenhandlungen, darunter Streikposten, die Proben einer reinen Mädchen-Rockband, in die der perverse Schleimscheißer und Manager Max (Ken Davitian) verwickelt ist, die erfolglose Badeanzug-Designerin Renee (Kelli Konop), die um den Verkauf ihrer Produkte kämpft, Cheryl, die dem Playboy Brad (Jason Clow) nachstellt, und zwei Strandläufer, die erfolglos jeden anbaggern, der ihnen in die Quere kommt. Doch bei all den planlosen Handlungsabweichungen ist nichts auch nur annähernd von besonderem Belang. "Was haltet ihr davon, auf dem Cover eines nationalen Magazins zu sein?"

                                        Da wirkt es sich nicht gerade positiv aus, dass die Dialoge fadenscheinig, die schauspielerischen Qualitäten miserabel und der Humor unterirdisch ist. An einer Stelle ist "Malibu Moon" nicht wirklich ein richtiger Film, eine Figur lässt einen Geldstapel aufblitzen, der nur auf einer Seite bedruckt ist, so sehr ist es ein Versuch, von der Leichtigkeit zu profitieren, mit der sich Hautstreifen aus den 90ern vermarkten lassen, der Schluss enthält wiederholte Aufnahmen, die darauf hindeuten, dass es inhaltlich nicht für einen ganzen Langfilm gereicht hat. Und das ist einer der schlechtesten oder besten, wenn man überlegt, dass es sich im Grunde genommen um ein Playboy-Videokalender-Special handelt, das nur selten versucht, seine "Gentleman-Pornografie"-Absichten hinter einer Handlung zu kaschieren. Dies wird durch verschiedene, praktisch nicht zusammenhängende Nebenschauplätze veranschaulicht, die vier Mädchen beim Duschen zeigen, eines nach dem anderen. Eine Zeitlupenaufnahme beim Nackttauchen und ein Fotoshooting in Bademontur. Außerdem gibt es eine Wasserschlacht in weißen T-Shirts und einen heißen Bikini-Wettbewerb, der länger und unzüchtiger ist als der vorherige. "Sie haben wirklich nur das eine im Kopf, nicht wahr?"

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                                          Chainsaw Charlie 20.06.2022, 19:55 Geändert 20.06.2022, 20:00

                                          In "Fear City" von Regisseur Abel Ferrara kommen der ehemalige Boxer Matt Rossi (Tom Berenger) und sein Geschäftspartner Nicky Parzeno (Jack Scalia) in einem Nachtclub an, als Loretta (Melanie Griffith) gerade einen unglaublich langsamen Striptease vorführt. Aber sie sind nicht wegen der Show dort, sondern treffen sich mit dem Besitzer Mike (Michael V. Gazzo), um Geld einzutreiben. Es hat den Anschein, dass es sich um Mafiosi oder korrupte Polizisten handelt, die einen Erpressungsversuch unternehmen, doch die Verwicklungen werden durch einen plötzlichen Gewaltausbruch unterbrochen. Draußen in einer Gasse wird eine Stripperin von einem Mann attackiert, einem Angreifer, der klar und deutlich gezeigt wird, so dass jedes Element des Mysteriums beseitigt ist, und der wiederholt mit einer Schere auf sie einsticht, bis sie fast bewusstlos in einer Lache ihres eigenen Blutes liegt.

                                          Am nächsten Tag wird geklärt, dass Matt Rossi und Nicky Parzeno ein New Yorker Unternehmen namens 'Starlite Talent Agency' betreiben, das Tänzerinnen an verschiedene Stripclubs vermittelt. Als sie erfahren, dass eines ihrer Mädchen, Honey Washington (Ola Ray), dem Angriff zum Opfer gefallen ist, eilen sie ins Krankenhaus. Sie überlebte die Begegnung zwar, wurde aber schwer verstümmelt, vor allem wurden ihr mehrere Finger abgetrennt. Und sie wurde nicht einmal ausgeraubt.

                                          Die Schauplätze sind rauchig, zwielichtig und schäbig, bevölkert von Syndikatsganoven, Spielern, Prostituierten und Sonderlingen. Die zahlreichen Nacktszenen mit dem aufsteigenden Star Melanie Griffith sind keine Ausnahme, um das Ganze plausibler zu machen. Dies ist nicht die Art von Film, die in die Schattenseiten der Großstadt eintaucht und dabei vor nicht jugendfreien Themen zurückschreckt. Tatsächlich gibt es so viele irrelevante Stripsequenzen, dass es fraglich ist, ob "Fear City" ohne sie Spielfilmlänge hätte. Die Gewalt und die Sprache, sowohl Flüche als auch Rassismus, sind vergleichsweise heftig. Ersteres ist verstörend anschaulich, letzteres verleiht den im Allgemeinen unsympathischen Charakteren zusätzliche Authentizität.

                                          Detective Al Wheeler (Billy Dee Williams) vom Morddezernat ist ein weiterer dreckiger Akteur, der die eskalierenden Verbrechen aufklären soll und auf der richtigen Seite des Gesetzes steht, aber nicht weniger brutal ist. Die allgemeine Härte mag zu dieser Geschichte passen, aber ohne starke Protagonisten ist es schwierig, sich für die handelnden Personen zu erwärmen. Die Opfer sind aufgrund der Scheußlichkeit ihrer Verletzungen ansprechend, aber alle sind von der Stange, auch der Bösewicht, genannt 'New York Knifer', dessen Motive weder erfindungsreich noch komplex sind, sondern lediglich psychotisch und Ähnlichkeiten mit "Ein Mann wie Dynamit" aufweisen.

                                          Besonders enttäuschend ist die Figur des Tom Berenger, der seine Boxkarriere aufgibt, nachdem er versehentlich einen Gegner getötet hat. Flashbacks füllen die Details auf, aber es ist ein uninspiriertes Klischee für den starken, schweigsamen Typ. Bei dem Mordfall sieht es nicht viel besser aus, wenn man sich vor Augen hält, dass der Täter von Anbeginn der Geschichte bereits feststeht. Trotz der visuellen Echtheit seines unglamourösen New Yorker Settings, einer Stärke von Regisseur Abel Ferrara, ist "Fear City" nicht sicher, was er überhaupt darstellen will. Das wird nie deutlicher als im Finale, das im Grunde ein abstruser Kickbox-Showdown ist, der direkt aus einem Kung-Fu-Film stammt.

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                                            Chainsaw Charlie 20.06.2022, 16:47 Geändert 21.06.2022, 17:32

                                            "Spinnen des Todes" von Regisseur Scott Ziehl beginnt wie eine seriöse Comicverfilmung, arrangiert mit peppiger, jazziger Musik. Der Ton ist der eines leichten, flippigen Coming-of-Age-Superheldenfilms, der den ein Jahr später anlaufenden "Spider-Man"-Film fast parodiert. Wäre da nicht der Gore-Faktor, der nicht als jugendfrei eingestuft ist, hätte dies eine fröhliche Komödie werden können. Auf witzige Weise mischt er den Humor mit Horrorelementen und bietet so ein effektives Unterhaltungserlebnis.

                                            Der 23-jährige Quentin Kemmer (Devon Gummersall), ein einfacher Sicherheitsbeamter bei 'Biochemco', toastet Brot, füttert seinen Hund Thor und flirtet mit seiner Nachbarin Stephanie Lewis (Amelia Heinle), einer echten Augenweide. Das Wohnhaus, in dem sie leben, ist heruntergekommen, aber das ist alles, was sie sich leisten können. Er hat nur ein geringes monatliches Einkommen und sie besucht eine Krankenpflegeschule. Obwohl sie wenig gemeinsam haben, sind sie beide besorgt über die Nachricht vom siebten Opfer des Midtown Mörders. "Ich hasse es, wenn die Bösen gewinnen."

                                            Wenn er nicht gerade Stephanie hinterherschmachtet, besucht Quentin den örtlichen Comic-Laden, der von seinem Freund Han (John Cho) geführt wird. Bei der Arbeit plaudert er mit seinem Kollegen Nick (Mario Roccuzzo) über ihre jeweiligen Liebesinteressen und über die Experimente des Labors mit Taranteln. Wie es der Zufall will, wird Quentins Tag aufregend und erschreckend zugleich: Bewaffnete Männer brechen in die Firma 'Biochemco' ein, um Daten über die neueste Forschung zur Waffenresistenz zu stehlen. Es kommt zu einer tödlichen Schießerei, bei der sich der junge Mann ein streng geheimes Präparat injizieren kann.

                                            Dass ein comicbesessener Teenager zu dem Superhelden wird, von dem er immer geträumt hat, ist nicht ganz neu. In diesem Fall nimmt er buchstäblich die Gestalt seines fiktiven Idols an, obwohl sein Wunsch, auf das Image des netten Kerls zu verzichten und für sich selbst einzustehen, stattdessen alle Merkmale eines Superschurken aufweist. In der Tat verändert sich Quentins Zustand unerwartet für ihn selbst, nicht für den Betrachter, und er entwickelt eine neue Identität als Verbrechensbekämpfer oder Unruhestifter. Wie in "Die Fliege" bemerkt der Protagonist zunächst positive Begleiterscheinungen, bevor es zu einer auffälligen Veränderung oder Metamorphose kommt.

                                            Der Hauptdetektiv, Jack Grillo, wird von Dan Akyroyd gespielt, dem ersten der großen Segnungen von "Spinnen des Todes". Er nimmt seine Rolle unglaublich ernst, was nicht nötig zu sein scheint, aber seine Einbeziehung ist eine kluge Wahl, und er bekommt sogar eine düstere Hintergrundgeschichte, gepaart mit einer untreuen Ehefrau. Die Mischung aus typischen Horrorfilm-Merkmalen wie Jumpscares, bedrohlicher Musik, markerschütternden Schreien, verstörenden Bildern, vor allem Rückblenden, mysteriösen Schatten und plötzlichen Angriffen funktioniert gut mit der Komödie und der Action. Hinter der selbstironischen Atmosphäre des Science-Fiction-Films verbirgt sich ein Gefühl der Verzweiflung und Angst, das den Helden und seine Notlage noch sympathischer macht. Er ist eine tragische Figur, die dem Untergang geweiht ist und eine vernünftige, einigermaßen realistische Variante des Superheldentums darstellt. "Es ist noch nicht zu spät!"

                                            Weniger beeindruckend ist der Einsatz von Computergrafiken, die sich zum Glück in Grenzen halten. Da Stan Winston an der Produktion beteiligt war, sind die praktischen Effekte, die Prothesen und das Make-up viel besser gelungen, vor allem, wenn es um das Glibberzeug geht. Spinnweben, wachsende Unterkiefer, zusätzliche Extremitäten und vertrocknete Kadaver sehen entweder großartig oder angemessen geschmacklos aus. Im Verlauf von "Spinnen des Todes" gibt es merkwürdigerweise fast zu viel Charakterentwicklung, auch wenn dadurch subjektive Figuren entstehen. Für einen Hybriden aus Sci-Fi und Horror sind Spannung und Gewalt ziemlich weit voneinander entfernt. Letztlich handelt es sich jedoch um einen überzeugenden kleinen Schocker, der mit seinen begrenzten Mitteln bemerkenswert gut funktioniert, weil er oft weniger ist als mehr.

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                                              In "Der Komet" von Regisseur Thom Eberhardt wird ein Komet, dessen elliptische Umlaufbahn so groß ist, dass er Jahrtausende lang völlig unbeobachtet blieb, nun für kurze Zeit sichtbar, wenn die Erde den Bogen des Schweifs durchquert. Dieses Phänomen verspricht eine Lichtshow von stellaren Ausmaßen, wie sie seit 65 Millionen Jahren nicht mehr gesehen wurde. In der Weihnachtszeit fiebern die Menschen in Kalifornien dem großen, einmaligen Ereignis entgegen, ohne sich um den allmählichen Verlust der Telekommunikation zu kümmern, wenn der 'Festtagsgast' vorbeifliegt.

                                              Die 18-jährige Regina Belmont (Catherine Mary Stewart), die im Kino 'El Rey' arbeitet, ist mehr damit beschäftigt, ihren Highscore in der Spielhalle aufrechtzuerhalten oder sich mit Larry (Michael Bowen) in den Vorführraum zu schleichen, als die Aufgaben zu erfüllen, für die sie bezahlt wird. Ihre Schwester Samantha (Kelli Maroney) ist nicht verantwortungsbewusster, auch wenn sie sich gemeinsam gegen die missbräuchliche Stiefmutter Doris (Sharon Farrell) wehren, die strenge Ausgangssperren verhängt und eine eigene heuchlerische Agenda hat, wenn es darum geht, weitere Männer zu finden, mit denen sie sich vergnügen kann. Doch die beiden Mädchen haben größere Probleme als die elterliche Führung, als nach dem Vorbeiflug des Kometen die ganze Stadt spontan zu verschwinden scheint und dann als blutrünstige Zombies wieder in Erscheinung tritt.

                                              Mit einem besonders abrupten Bildwechsel wie dem schockierendsten Moment in "Blutgericht in Texas", als Leatherface das erste Mal auftaucht, findet das erste Opfer in "Der Komet" ein plötzliches, markant brutales Ende mit einem kräftigen Schraubenschlüssel. Das ist völlig unerwartet, denn die Eröffnungssequenzen lassen auf eine schmutzige Teenie-Komödie schließen, in der es um Rebellion, herrschsüchtige Erwachsene und Sex geht. Wenn Regina auf ihrem Motorrad die verlassenen Straßen entlangfährt und dabei Bilder und eine Anspielung auf "The Last Man on Earth" zu den Klängen von E-Gitarren aufgreift, wechselt der Grundtenor wieder zu einem leichteren, hipperen und punkigen Abenteuerstil.

                                              Mit seiner jugendlichen Besetzung, darunter Robert Beltran aus "Star Trek: Voyager", dem modernen Soundtrack und der fast greifbaren sexuellen Spannung zwischen den adoleszenten Überlebenden ist "Der Komet" einer der untypischsten aller Zombiefilme. Mit Wissenschaftlern, die im Hintergrund experimentieren und analysieren, einigen Alptraumsequenzen und extremer Isolation, die sich mit alltäglichen Aktivitäten die Zeit vertreiben, schafft es dieser Film, Anleihen bei "Zombie - Dawn of the Dead" zu machen. Es gibt sogar einen Verweis auf das Konsumverhalten, das in George A. Romeros Kultklassiker persifliert wurde, während er gleichzeitig Konventionen etabliert, die Jahrzehnte später von dystopischen/postapokalyptischen Thrillern wiederverwendet werden sollten. "Der Komet" ist sowohl kreativ in seiner Fusion von Genres und Themen als auch abgeleitet in seinen schwerfälligen, torkelnden Antagonisten und Bühnenbildern.

                                              Doch inmitten der halbgaren Bedrohung gibt es auch immer wieder Humor, selbst wenn eine pubertäre, mädchenhafte Verkleidungsmontage in eine Schießerei mit Maschinengewehren und sadistischen, ungebildeten Lagerarbeitern ausbricht. Oder wenn Personen anfangen, sich aus depressiver Trostlosigkeit umzubringen. Der vielleicht stärkste Clou ist der Einsatz von unwahrscheinlichen Helden, die sich schwer tun, den Ernst der Lage zu begreifen, allerdings verkehren sie auf erfrischende Weise die Rollen in Bezug auf die gesellschaftlichen Erwartungen an die Reife und die Gesinnung oder die instrumentellen Beweggründe der Menschen, denen sie begegnen. Sie schaffen es irgendwie, ein bisschen Optimismus und Furchtlosigkeit auszustrahlen, während sie sich mit Autoritätspersonen und unheimlichen Erwachsenen im Generellen anlegen. Doch selbst mit seiner unvergleichlichen Mischung aus teils schrägen, teils morbiden Konzepten ist "Der Komet" gerade so widersprüchlich, dass es schwerfällt, sich mit ganzem Herzen darauf einzulassen.

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                                                In "Versuchung auf 809" des Regisseurs Roy Ward Baker wartet die Loungesängerin Lyn Lesley (Anne Bancroft) im McKinley Hotel in New York auf einen Mann aus Chicago, der aber wohl nicht kommen wird, denn die zwei haben sich nicht unter den besten Bedingungen getrennt. Es stellt sich heraus, dass dieser Mann, der Pilot Jed Towers (Richard Widmark), im Obergeschoss sitzt und darüber nachdenkt, seiner ehemaligen Geliebten gegenüberzutreten. In der Zwischenzeit schickt der Fahrstuhlführer Eddie Forbes (Elisha Cook Jr.) seine Nichte Nell (Marilyn Monroe), um auf die kleine Bunny Jones (Donna Corcoran) aufzupassen, deren Eltern zu einer Preisverleihung im Ballsaal im Erdgeschoss müssen. Nell hat keine Erfahrung mit Kindern, aber das Hotel hat viele Kunden, die einen Babysitter brauchen, was bedeutet, dass die Forbes, wenn alles gut läuft, einen regelmäßigen bezahlten Nebenjob haben könnten.

                                                Die Voraussetzungen scheinen auf den ersten Blick harmlos zu sein, doch die Kameraführung verströmt einen Hauch von Film Noir, vor allem, wenn Jed Towers sich mit dickem Zigarettenrauch umgibt und Lyn Lesley heimlich vom anderen Ende des Raums aus beobachtet. Auch Marilyn Monroe verbirgt offenbar eine Fülle von dunklen Geheimnissen und tut so, als sei die Betreuung eines kleinen Mädchens ein Beruf, der weit von ihrem wahren Metier entfernt ist. Keiner von beiden scheint zu einem Lächeln fähig zu sein. Pessimismus umweht sie wie der graue Dunst, der zwischen den Fingerspitzen jeder Hintergrundfigur hervorquillt.

                                                Es dauert zwar etwas länger als erwartet, aber die Angelegenheit spitzt sich zu, als Jed Nell durch sein Fenster auf der anderen Seite des Hofes beobachtet und sie aus Frustration über seine Unstimmigkeiten mit Lyn anruft. "Am Telefon kann man sich nicht verletzen", schimpft er, als sie über seinen Vorschlag, eine Flasche Whisky zu trinken und ein oder zwei Geschichten zu erzählen, erschrocken ist. Natürlich ist ihre Situation nicht ganz klar, denn sie befindet sich im Zimmer ihres Arbeitgebers, hat Schmuck und Parfüm von Mrs. Jones aufgesetzt und ist durch eine frühere schlechte Beziehung psychisch angeschlagen.

                                                Marilyn Monroe soll eine unsichere, instabile Frau sein, obwohl sie viel zu gut gekleidet ist, um völlig glaubwürdig zu funktionieren. Sie spricht auch mit einer Zuversicht und einer Vorsicht, die nichts mit der Unbeständigkeit ihrer Handlungen zu tun haben. "Du bist ein Mädchen mit vielen Variationen", meint Jed, der den Zynismus, mit dem er an alles im Leben herangeht, nicht ablegen kann, aber auch nicht in der Lage ist, Nells äußerer Attraktivität zu entfliehen, obwohl diese untrennbar mit dem Wahnsinn verbunden ist.

                                                Es ist ein Verdienst von "Versuchung auf 809", dass Nell größtenteils sympathisch ist, auch wenn ihre pathologischen Lügen zunehmen und ihre geistige Stabilität immer fragwürdiger wird. Wären Nells Brüche mit der Realität nicht, hätten viele der Geschehnisse in ihrem Zimmer aus einer Slapstick-Komödie stammen können, vor allem wenn Männer hinter Türen hin- und hergeschoben werden, um den Anstand zu wahren. Am Ende entwickelt sich "Versuchung auf 809" zu einem regelrechten Thriller, der sich auf das intensive Drama eines psychologischen Traumas konzentriert und darauf, dass es nicht einfach als Bösartigkeit eingestuft werden kann. Der Schluss ist vielleicht ein wenig zu sauber, aber das Porträt ist von faszinierender Authentizität.

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                                                • "Die Bestie aus dem Weltraum" unter der Regie von Nathan Juran beginnt mit einer seriösen Schilderung, die an eine Naturdokumentation heranreicht, und erklärt auf bedrohliche Weise die Bedeutung der umfangreichen Kilometerzahl des englischen Originaltitels, ohne jedoch konkrete Angaben zu liefern. Auf der Erde in einem sizilianischen Fischerdorf beobachten mehrere Männer auf Booten, wie eine Rakete vom Himmel fällt und in die weiten Gewässer stürzt. Es ist ein spektakulärer Anblick, denn das Flugzeug, das eindeutig ein Raumschiff ist, hat kolossale Ausmaße und ragt aus dem Meer heraus, als wäre das Gebiet kaum mehr als eine Pfütze. Als die Fischer durch ein Loch in der Seite des Wracks an Bord kommen, werden sie von Dampf, vielen mechanischen Strukturen und zahlreichen menschlichen Leichen begrüßt.

                                                  In einer der frühen Produktionen des Special-Effects-Zauberers Ray Harryhausen wird eine Monstrosität erschaffen, deren Design eindeutig an den Kraken aus "Kampf der Titanen" denken lässt. Auch wenn es sich um eine seiner simpleren Schöpfungen handelt, ist dieser Entwurf eindeutig weniger ehrgeizig als seine Vorläufer aus der Mitte der 50er Jahre, die nur zwei Beine, zwei Arme und einen Schwanz haben, ist die Stop-Motion-Technik hervorragend und fügt sich gut in die menschliche Umwelt ein. Die venusische Erscheinung fängt klein an, wächst aber schnell zu enormen Ausmaßen heran, explodiert schließlich aus ihrem Käfig und läuft vor dem Professor (Frank Puglia) und seiner Enkelin (Joan Taylor) herum wie die brustbrechende Kreatur aus "Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt" - ein atemberaubender Effekt, der zu dem Meisterstück von 1979 beigetragen haben könnte -, bevor sie in ein Feld flüchtet. Zufälligerweise ähneln einige der folgenden Sequenzen auch Motiven aus "Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt", gepaart mit bekannten Aspekten. "Die Kreatur muss lebend gefangen werden."

                                                  Die Handlung ist simpel, und es gibt nur wenige Charaktere, so dass die primäre Quelle der Unterhaltung die zweibeinige Bedrohung ist, die sich brüllend und krallend ihren Weg über den Bildschirm bahnt. Eigenartigerweise hätte das Monster, wenn es ungefähr die Größe eines Menschen hat, auch von einem Menschen in einem Kostüm dargestellt werden können, doch aus Gründen der Konsistenz und Ray Harryhausens Meisterschaft bleibt es ein animiertes Wesen. Ebenfalls imposant ist ein menschliches Opfer in Stop-Motion-Technik, das so nah gezeigt wird, dass man es als Knetfigur identifizieren kann, die im Allgemeinen aus der Ferne aufgenommen wurde, um die unrealistischen Züge zu minimieren.

                                                  Klugerweise verhalten sich die italienischen Soldaten und Polizisten mit einem gewissen Realitätssinn, erkennen die Gefahren des Viehs und bestehen auf dessen Vernichtung. Es sind die US-Wissenschaftler, die ihren teuren und potenziell unschätzbaren extraterristischen Schatz bergen wollen, indem sie ihn einfangen, untersuchen und möglicherweise verwerten. Zum Ende hin beginnt der Film enttäuschend, "King Kong" zu spiegeln, nicht nur mit der gigantischen Größe der Kreatur, sondern auch mit einem schwindelerregenden Aufstieg und einem unvermeidlichen Sturz und versagenden Fesseln, obwohl dies zu einem lang erwarteten, altmodischen Titanen-Chaos mit einem sehr überzeugenden Stop-Motion-Elefanten führt, jede Menge panische Schaulustige, zerquetschte Fahrzeuge und militärische Macht, die hier zu den verlässlichen Wahrzeichen der Zerstörung zurückkehrt, insbesondere zum Kolosseum in Rom aus Ray Harryhausens früheren Sci-Fi-Werken "Das Grauen aus der Tiefe" und "Fliegende Untertassen greifen an". "Wir brauchen sofort Artillerie und Panzer!"

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                                                    "Der Prinz und die Tänzerin" von Regisseur Laurence Olivier beginnt, die politischen Spannungen in Europa abzubauen. Die königliche Familie aus den Karpaten erhält eine Sonderbehandlung und einen persönlichen Verbindungsmann, den Beamten Northbrook (Richard Wattis), während ihres Aufenthalts in England. Der Großregent (oder Prinz) von Karpathia, Charles (Laurence Olivier), kommt zu einer Krönungszeremonie und wird zu der Show 'The Coconut Girl' mit Masie Springfield (Jean Kent) gebracht. Hier entdeckt er Elsie Marina (Marilyn Monroe), eine junge blonde Darstellerin und Ersatzbesetzung. Sie ist beileibe kein Star, aber der Regent erkennt ihre Fähigkeit, sich von der Masse abzuheben. Daraufhin wird sie in die Botschaft, in der er sich aufhält, zu einem privaten Abendessen für zwei Personen eingeladen. Elsie hat sich an das übliche stufenweise Umwerben von Männern gewöhnt und will das nicht akzeptieren. Aber nach drei oder vier Gläsern Wodka wird sie wesentlich gefügiger.

                                                    Marilyn Monroe ist die typische helläugige, strahlende, kokette, lebenslustige Verführernatur, die nur selten von ihrem einzigen reizvollen Charakter abweicht. Doch ohne sie wäre "Der Prinz und die Tänzerin" in Wahrheit stinklangweilig. Sie scheint sogar in den ruhigen Momenten zu leuchten, was vielleicht daran liegt, dass ihre eigentliche schauspielerische Leistung nur wenig Spektrum bietet. Dazu gehört auch, dass sie den gesamten, mehrere Tage umspannenden Film in immer demselben weißen Abendkleid verbringt. Laurence Olivier hingegen übertreibt es ein wenig mit seiner akzentlastigen Darbietung, die sich in eine stetige Wut verwandelt, während Königin Dowager (Sybil Thorndike) die humoristischsten Dialoge erhält. Die Vorgänge in der Show kommen mit wenigen Kulissen, Ortswechseln und Darstellern aus und verlassen sich weitgehend auf ein paar Szenen mit Slapstick, flirtigen Worten und der zaghaften Romanze der Hauptdarsteller, die geschickt hin und her wechselt, bis sie schließlich diejenige ist, die ihm Wodka in den Kopf schüttet und ihn auf das Sofa lockt.

                                                    In "Der Prinz und die Tänzerin" gibt es im Grunde keinen wirklichen Konflikt, auch wenn ein minutiös ausgearbeiteter Umsturzplan angedeutet wird. Der Einsatz des 16-jährigen Königs Nicolas (Jeremy Spenser), dem Sohn von Charles, zur Schaffung eines Liebesdreiecks ist besonders witzig, und der Einsatz eines Geigers und dann der ganzen Band ist einer der intelligentesten Gags des Films. Leider ist der Film ein wenig zu lang und das Ende, das eigentlich hoffnungsvoll sein sollte, ist relativ beunruhigend. Dennoch erhielt er fünf BAFTA-Nominierungen, darunter für den besten Film, den besten Schauspieler und die beste ausländische Schauspielerin. Interessanter als "Der Prinz und die Tänzerin" selbst sind vielleicht die Vorgänge hinter den Kulissen, die vor allem Laurence Oliviers Verärgerung über Marilyn Monroes exzentrische Art zu schauspielern und sich zu gebärden betreffen. Diese kontroversen Ereignisse bilden die Grundlage für den Film "My Week with Marilyn" aus dem Jahr 2011, in dem Michelle Williams die blonde Schönheit spielt (Rezension folgt).

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