christoph.fuchs - Kommentare

Alle Kommentare von christoph.fuchs

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    christoph.fuchs 13.10.2023, 22:24 Geändert 13.10.2023, 22:25

    Story: Eine Militärübung in den schottischen Highlands geht gehörig schief, als die teilnehmenden Soldaten plötzlich von Werwölfen gejagt werden.

    Kritik: Dog Soldiers ist ein kleiner Geheimtipp im Horror-Bereich. Man bekommt hier praktisch eine britische Low-Budget Version von "Predator", die seine beschränkten Mittel mit viel Engagement, praktischen Effekten und etwas trockenem Humor ausgleicht. Einer der unterhaltsamsten Werwolffilme - zwar mit Schwächen in der Handlung und wenig Grusel, davor aber viel Blut und Charakteren zum mitfiebern.

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      christoph.fuchs 21.07.2023, 07:16 Geändert 21.07.2023, 07:37
      über Barbie

      Story: Als Barbie aus Barbieland mit Ken in die reale Welt reist, bemerkt sie, dass durch sie nicht alle Probleme der Frauen und Mädchen gelöst wurden. Währenddessen erkennt Ken, dass in der realen Welt die Männer das sagen haben.

      Kritik: Barbie ist ein Film, der optisch ganz schön was hergibt. Er ist wunderbar bunt und gewollt künstlich, was ihn zu einem Schmaus für die Augen macht. Der Humor ist für mich gemischt - ab und an funktioniert er ganz gut, ist aber im allgemeinen eher brav und an der breiten Masse orientiert. Es sind zudem überraschend viele Meta-Gags im Film.

      Die Emanzipation-Thematik wird bei "Barbie" clever umgedreht, so dass Ken praktisch auf der Suche nach seiner Männlichkeit ist und er lernt, dass man sich nicht durch eine vermeintliche Partnerin definieren muss. Leider bleibt der Film, was seine anderen feministische Themen angeht, an der Oberfläche. Begriffe wie "Patriarchat" und "Kognitive Dissonanz" werden dem Zuseher hier förmlich ins Gesicht geklatscht, was leider dazu führt, dass man sich oft übermäßig belehrt fühlt.

      Fazit: Unterhaltsamer und bunter Film mit solidem Humor, großartigem Schauspiel und interessanten Messages, die manchmal clever aber teils auch sehr aufgesetzt präsentiert werden.

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        Unterhaltsame, witzige aber auch pseudowissenschaftliche Doku-Serie, die zwar interessante Anhaltspunkte für Diskussionen aber bestimmt keine definitiven Antworten gibt - vor allem nicht mit nur 100 teilnehmenden Leuten. Einen Blick ist die Serie aber allemal wert.

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          christoph.fuchs 27.10.2022, 21:39 Geändert 27.10.2022, 21:41

          Eine interessante Doku, die aber teilweise zu sehr in die Esoterik und Populärwissenschaft abdriftet und ihren Fokus ab und zu verliert. Sie wirkt auch manchmal wie eine Werbung für einige der Beteiligten und verläuft sich in plakative Vergleiche.

          Störend war für mich auch der starke Fokus auf die psychedelischen Effekte einiger Pilze. Das Reich der Pilze bietet viel mehr als das. Der Part mit dem amerikanischen "war on drugs" war auch irgendwie unpassend und ein zu großer erzählerischer Schlenker.

          Wissenschaftlich bleibt "Fantastic Fungi" zwar an der Oberfläche, bietet aber atemberaubende Bilder und eröffnet eine neue Perspektive auf die wohl wichtigsten Lebewesen unseres Planeten: den Pilzen. Sie ist eindeutig an die breite Masse gerichtet, was insofern gut ist, da die Doku das Interesse für die Mykologie wirklich anfeuern kann. Alles in allem ein etwas reißerischer Einstieg in eine noch relativ unbekannte und unerforschte Welt.

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            Kreativer, unkonventioneller Horrorfilm, der besonders durch eine exzellente Kameraführung, interessante Figuren und echt gute Gruselmomente überzeugt. Leider setzt man zu viel auf Jump-Scares, lässt für meinen Geschmack etwas zu viele Fragen offen und zieht das Ende unnötig und mit völlig unpassender Musik in die Länge anstatt den Film rund abzuschließen.

            Fazit: Ein etwas anderer Horrorfilm, der gut gruselt und toll inszeniert ist, aber das Ende etwas in den Sand setzt.

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              christoph.fuchs 13.10.2022, 22:38 Geändert 13.10.2022, 23:02

              Ein unwürdiges Ende der neuen Halloween-Trilogie. Der Film dreht sich so gut wie gar nicht um die etablierten Figuren, sondern um einen neuen Charakter namens Corey. Man versucht zwar unkonventionelle Ideen zu bringen, das geht aber gehörig nach hinten los. Die Stadt Haddonfield sucht sich immer wieder Sündenböcke und verfällt in einen Zustand der Dauerfrust und Wut. Hier und da sickert leichte Sozialkritik durch. Sonst passiert im Film aber eigentlich nichts - die 2 Stunden sind sehr ereignisarm, es gibt keine Spannung oder unterhaltsame Gruselmomente.

              Die Dialoge und die Handlung sind furchtbar. Michael Myers bekommt einen "Robin", Laurie steht plötzlich total auf Halloween und ihre Enkelin bleibt in ihrer Charakterentwicklung komplett stehen und wird an die Wand geschrieben. Nur der Filmtitel hält was er verspricht: Halloween endet. Aber in einem Totalausfall. Da kann selbst Jamie Lee Curtis und die Musik von John Carpenter nicht helfen. Nicht mal das ikonische Intro mit dem Kürbis kriegt man hin...

              Fazit: Spart euch die Kinokarten...

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                Als Fan der Spiele würde ich komplett enttäuscht. An sich gefällt mir die Idee, sich von den Games zu entfernen und eine frische, modernere Geschichte um den Ausbruch des T-Virus zu erzählen. Wenn man aber dann doch wieder bekannte Figuren und Ideen einbaut, diese stark zweckentfremdet und sich somit erst wieder an das Grundmaterial bindet, zeigt das, dass man doch stark unsicher war.

                Die ganze Serie fühlt sich an, als hätte man eine bekannte Lizenz an eine äußerst mangelhafte Serie geklebt und ein paar bekannte Namen und Begriffe eingebaut. Es gibt absolut keinen Grund, warum die Stadt Raccoon City heißen oder die Protagonisten-Familie die von Wesker sein muss. Zwischen den zwei Erzählebenen (aus dem Jahr 2022 und 2036) wird viel zu oft hin und her gehüpft, wobei die Zukunftsebene unfassbar uninteressant ist. Tell, don't show ist hier die Devise.

                Die Resident Evil Netflix-Serie ist ein seelenloser Cashgrab, die ihre eigene Originalität untergräbt, indem sie Elemente aus den Spielen stark entfremded und mangelhafte Effekte sowie unsympathische Charaktere bietet. Die wenigen frischen Elemente (wie die politischen Untertöne oder die Postapokalypse) sind schlecht umsetzt und die Erzählweise aus zwei Zeitebenen ist viel zu sprunghaft. Wenn schlecht geschriebenes Teeniedrama das beste an der Serie ist, sagt das bereits einiges aus.

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                  Story: Im Jahr 1998 kehrt Claire Redfield nach langer Zeit in ihre heruntergekommene Heimatstadt Raccoon City zurück, um ihren Bruder Chris zu suchen. In der Stadt geschehen jedoch seltsame Dinge: Polizisten verschwinden nach einem Notruf und eine mysteriöse Seuche scheint sich zu verbreiten. Als schließlich die Hölle losbricht, schließt sich Claire mit dem frischgebackenen Rookie-Polizisten Leon S. Kennedy zusammen, während die Spezialeinheit der Stadt, der auch Chris, Jill Valentine und Albert Wesker angehören, in einer alten Villa im Wald der Stadt ums Überleben kämpft.

                  Zur Info: Ich habe beinahe alle Resident Evil Spiele der Hauptreihe mehrmals durchgespielt. Die Bewertung erfolgt aus der Sicht eines Fans des Franchise.

                  Kritik: Resident Evil ist eine sehr gemischte Packung. Würde es sich um einen regulären Film handeln und nicht um eine Videospielverfilmung, wäre ich mit meinem Urteil strenger. Da aber bei einer Game-Adaption meiner Meinung nach andere Maßstäbe gefragt sind, lege ich hier die Latte niedriger. Der Film ist zwar alles andere als gut, aber eines muss man den Machern zugutehalten: Sie scheinen sich mit den Spielen beschäftigt zu haben (was leider nicht immer selbstverständlich ist), wodurch die Optik und Atmosphäre gelungen ist. Raccoon City ist hier zwar im Gegensatz zu den Spielen eine heruntergekommene Kleinstadt, wirkt aber sehr stimmig. Die Farben, das Setdesign (Spencer-Villa und Raccoon Police Departement!) und dieses ganz besondere B-Movie-Feeling wirken wie aus den Spielen gegriffen. Mit Anspielungen („Jill Sandwich“) wird nur so um sich geworfen, was zwar gelegentlich stört, mich aber auch zum Schmunzeln gebracht hat. Generell bringt der Film optisch wirklich gut „Resident Evil-Stimmung“ wie bei den Playstation Spielen rüber und es steht im Gegensatz zu den Jovovich-Verfilmungen der Horror und das Rätseln um die Stadt im Vordergrund.

                  Die Schauspieler sind unterdurchschnittlich bis okay. Während Chris und Claire gut gecastet wurden (aber nur mäßig gespielt sind), erkennt man die restlichen Rollen nur, wenn ihre Namen fallen. Im Vergleich zu den Spielen sind die Charaktere etwas ruppiger, lockerer und weniger professionell ausgelegt. Wie Arbeitskollegen, die sich schon jahrelang kennen. Einzig Albert Wesker (gespielt von Tom Hopper) ist furchtbar umgesetzt. War er in den Spielen noch kühl, berechnend und skrupellos, so ist Wesker hier viel mehr Opfer der Umstände und viel zu reumütig und nachgiebig, ja fast schon sympathisch. Alles in allem sind die Figuren flach, handeln oft fragwürdig und hinterlassen keinerlei Wirkung. Hätten sie nicht Namen von liebgewordenen Videospiel-Helden, hätte ich sie mir wohl nicht eingeprägt.

                  Die Story ist die große Schwäche des Filmes. Ich war von Anfang an skeptisch, als ich hörte, dass der Film die ersten beiden Spiele der Hauptreihe abdecken will, zumal diese zeitlich etwa zwei Monate (Juli und September 1998) auseinander liegen. Diese Skepsis hat sich leider bewahrheitet. Man entschied sich, die Ereignisse parallel laufen zu lassen und die zwei Geschichten in einer Nacht gemischt zu erzählen. So werden die Handlungsstränge der beiden Spiele auf seltsame Weise verwoben, wodurch der Film vom Kanon an einigen Stellen weit abdriftet. Leider wird in kurzer Zeit viel zu viel Uninteressantes erzählt und man lenkt vom eigentlich spannend aufgebauten Ausbruch des T-Virus ab. Stattdessen bekommt man deplatzierte Kindheitserinnerungen in Form von Flashbacks serviert und wichtige Ereignisse aus den Spielen finden in völlig anderem Kontext und mit anderen Personen statt. Ein Chaos, das zwar unterhält aber einen Hardcore-Fan einiges abverlangt.

                  Fazit: „Resident Evil: Welcome to Raccon City“ versucht die Handlung zweier Videospiele zu vermischen und bastelt daraus ein kanonisches Chaos mit mangelhaft adaptierten Figuren. Erfreulich sind dagegen das vorlagengetreue Set-Design, der solide umgesetzte Horror und die Atmosphäre, welche an die alten Playstation-Klassiker erinnern kann. Durch amüsante Anspielungen, einen gelungenen Umgang mit Schatten, Kontrast und Farbe sowie dem offensichtlichen Bemühen der Filmemacher rettet sich der Film in die Mittelmäßigkeit, sofern man ihn am Standard von Videospielverfilmungen misst.

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                    christoph.fuchs 17.09.2021, 15:08 Geändert 17.09.2021, 15:34
                    über Dune

                    Story: In ferner Zukunft überträgt der Padischah-Imperator dem Haus Atreides die Herrschaft über den von gigantischen Sandwürmern bewohnten Wüstenplaneten Arrakis (auch Dune genannt). Neben den Fremen, einem mysteriösen Wüstenvolk, existiert nur dort die wertvolle Ressource „Spice“, die neben ihrer psychoaktiven und lebensverlängernden Wirkung die interstellare Raumfahrt ermöglicht. Im Hintergrund schmiedet das Haus Harkonnen ein Komplott, um die Atreides zu stürzen.

                    Zur Info: Ich bin großer Fan der Buchvorlage.

                    Kritik: Denis Villeneuve liefert hier etwas Großes ab. Die Dune-Saga ist sicherlich eines der wichtigsten Werke in der gesamten Science-Fiction, ohne die es kein Star Wars oder dergleichen gäbe. Da die Bücher aufgrund ihrer komplexen Thematiken (Ökologie, Religion und deren Missbrauch, politische Intrigen, Philosophie, etc.) als schwer verfilmbar gelten, musste der Regisseur hier etwas von der gewaltigen Substanz wegkürzen. „Dune“ von Denis Villeneuve bleibt somit inhaltlich an der Oberfläche. Lieber konzentriert man sich auf die Welt, deren Erklärung und die Atmosphäre. Hans Zimmers Musik ist gewaltig wie eh und je und lässt uns die Größe dieser Welt spüren – welche jedoch oft leer, rau und blass wirkt.

                    Zum Staraufgebot muss man wohl keine Worte verlieren: Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson, Jason Momoa, Oscar Isaac, Josh Brolin, Stellan Skarsgard, Dave Bautista, Javier Bardem und viele mehr zählen zu dem Besten, was die aktuelle Filmwelt derzeit zu bieten hat. Der Cast hat absolut keine Schwäche, lediglich die Figur des Dr. Yueh, die im Vergleich zur Buchvorlage (trotz ihrer großen Relevanz für einen wichtigen Plotpunkt) absolut verheizt worden ist, enttäuscht, da hier einfach großes Potenzial verschenkt worden ist.

                    Der Film nimmt sich Zeit, jedoch spinnt jede Szene die Handlung weiter und bombardiert einen fast schon mit Informationen und kleinen Details. Hier gilt es (besonders als jemand, der mit dem Buch unvertraut ist) gut aufzupassen. Stück für Stück wird Spannung aufgebaut, die Welt mittels viel Exposition erklärt und Paul als Protagonist für die kommenden Fortsetzungen aufgebaut. Dann endet der Film und lässt uns Zuschauer nach mehr hoffen. Die Handlung des Filmes deckt das Buch nämlich nur bis zur Hälfte ab und endet da, wo es eigentlich erst richtig losgeht. Etwas ernüchternd aber wohl angesichts des Inhalts der Vorlage notwendig.

                    Fazit: Dune ist kein Meisterwerk, aber definitiv ein sehenswerter und gewaltiger Einstieg in eines der interessantesten Sci-Fi-Universen die es gibt. Der Cast überzeugt vollkommen, die Bilder sowie der Sound sind gewaltig und das Fundament der Saga ist errichtet. Obwohl sich die Thematiken der Buchvorlage nur an der Oberfläche erkennen lassen und einige wichtige Storyelemente hart fallengelassen wurden, lässt uns Dune auf einen weiteren Besuch auf den Wüstenplaneten hoffen und macht definitiv Appetit auf mehr.

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                      christoph.fuchs 28.08.2020, 23:48 Geändert 04.09.2020, 11:24
                      über Tenet

                      Story: Ein namenloser CIA-Agent (John David Washington) wird für einen geheimen Auftrag rekrutiert und muss gemeinsam mit dem britischen Agenten Neil (Robert Pattinson) das Ende der Welt verhindern. Menschen aus der Zukunft ist es nämlich gelungen die Entropie von Objekten umzukehren, sodass sich diese in der Zeit rückwärtsbewegen. Gemeinsam mit einem russischen Oligarchen (Kenneth Branagh) wollen sie unsere Gegenwart vernichten.

                      Kritik: Tenet ist ein gewaltiger und fesselnder Film, der nur wegen wenigen, aber nervigen Schwächen daran scheitert, ein Meisterwerk zu sein. Die Atmosphäre im Film ist eher kühl und die Figuren sind gegenüber dem Plot nachrangig. Das ist typisch für den Regisseur Christopher Nolan. In Punkto Inszenierung, Bombast und Effekte ist der Film nahezu makellos. Er ist eindeutig fürs Kino gemacht und weiß deshalb die große Leinwand und die dröhnenden Boxen gut auszunutzen. Die Musik von Ludwig Göransson geht mit einem starken Bass und rhythmischem Klang einen ganz anderen Weg als Nolan-Stammkomponist Hans Zimmer und wird die Geschmäcker scheiden. Mir hat sie jedenfalls gefallen. Besonders beim Stück "Trucks in Place" hatte ich Gänsehaut.

                      Die Figuren sind die größte Schwäche des Films. Obwohl sehr talentierte Schauspieler am Werk waren, so sind ihre Figuren zu oberflächlich und distanziert gegenüber dem Zuschauer. Deren Schicksal war mir eigentlich relativ egal. Der Antagonist ist leider zu sehr Bond-Klischee und seine Motivation zu dünn, um ihn irgendwie interessant wirken zu lassen.

                      Die Geschichte und deren Inszenierung ist das beeindruckendste Element am ganzen Film. Egal was man von Nolan hält, so wurde eine Story wohl noch nie inszeniert. Zeitreisen gibt es schon sehr lange in Filmen, aber den Zeitfluss einzelner Elemente rückwärts in die vorwärtslaufende Handlung zu implementieren ist völlig neu. Vom Zuschauer wird deshalb zu jeder Minute volle Konzentration verlangt, was angesichts der atemberaubenden Bilder gar nicht so leicht ist. Die komplexe Erzählweise und die Art, wie die umgekehrte Entropie in die Handlung eingewoben ist, verschleiern etwas die Tatsache, dass die Geschichte im Endeffekt eine simple Heldenreise mit James Bond Anleihen ist. Ich glaube, dass eine anspruchsvollere Grundhandlung allerdings für die Einbettung der Entropie in die Geschichte wohl sogar für Nolan zu komplex wäre.

                      Fazit: Tenet ist ein atemberaubender und außergewöhnlicher Agentenfilm, der auf beeindruckende Weise mit dem Gedanken spielt, was wäre, wenn eines der wichtigsten physikalischen Konzepte unserer Welt manipulierbar ist. Während die Inszenierung mit ihren genialen Bildern und einer komplexen und anspruchsvoll gestalteten Geschichte total fesselt, so lassen einen die Charaktere völlig kalt. Auch charismatische Schauspieler wie John David Washington oder Robert Pattinson können die Oberflächlichkeit der Figuren nur schwer kaschieren.

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                        christoph.fuchs 18.08.2020, 16:35 Geändert 12.02.2022, 23:04

                        Story: Der erfolglose Videospielentwickler Miles findet im Darknet die brutale Live-Show "Skizm", bei der sich Kriminelle gnadenlos gegenseitig erschießen. Als er dort in den Kommentaren einige Zuseher trollt hat das ungeahnte Konsequenzen: Er wacht am nächsten Morgen auf, Pistolen sind an seine Hände genagelt und er muss bei Skizm mitmachen.

                        Kritik: Ein sehr unterhaltsamer Actionfilm mit derbem Fäkalwitz, vielen bunten Farben und jeder Menge Gewalt. Manchmal ist er aber zu sehr bemüht der nächste Kultfilm zu werden, einige Gags sind eher beschämend und nicht jeder Effekt ist gelungen. Die Kritik an der Sensationsgier der Menschen ist natürlich alt und aufgesetzt, dennoch macht der Film dank fetzigem Soundtrack, knackiger Laufzeit und einem talentierten Daniel Radcliffe in der Hauptrolle jede Menge Spaß. Und Samara Weaving ist ebenfalls sehr einprägsam.

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                          christoph.fuchs 14.03.2020, 14:42 Geändert 14.03.2020, 15:09

                          Story: Der Fondsmanager Seok-woo fährt mit seiner Tochter Su-an anlässlich ihres Geburtstags mit dem Zug nach Busan. Dort lebt ihre Mutter, welche sie seit der Scheidung nur noch selten sieht. Allerdings bricht zeitgleich mit dem Antritt der Zugfahrt ein Zombievirus aus, wobei es auch Infizierte in den Zug schaffen…

                          Kritik: Einen gelungenen Zombiefilm erkennt man daran, dass er nicht auf die Zombies fokussiert ist. Untote sollten in jedem ernsten Film wo sie vorkommen, lediglich den Rahmen für menschliche Konflikte liefern.
                          Der südkoreanische Streifen „Train to Busan“ schafft das mit Bravour. Themen wie Egoismus, Selbstaufopferung und Klassendenken werden behandelt und man fiebert mit den Charakteren immer mit. Ebendiese agieren Großteils intelligent und wenn sie mal einen Fehler machen, dann meistens in der Hitze des Gefechts. Dabei zählt der Film zu den eher ernsteren Zombiefilmen. Humor wird nur selten und dann zur Auflockerung eingesetzt.

                          Auch die menschlichen „Antagonisten“ wissen zu überzeugen und schaffen einen wunderbaren Hass im Zuschauer. Dabei dürfte sich der ein oder andere fragen, ob er nicht selbst so agiert hätte. Der Zug bietet ein wunderbares Setting für diese menschlichen Konflikte. Die Zugabteile bieten wunderbare Metaphern für die Abgrenzungen, welche die Menschen untereinander schaffen, obwohl eigentlich eine andere Bedrohung zu bekämpfen wäre. Aber wie oft im echten Leben werden die Ängste der Figuren auf Personen übertragen, die das Grauen selbst viel direkter erlebt haben.

                          Die deutsche Synchro ist recht okay, hat aber einige Ausreißer nach unten, die manchmal das eigentlich gute Schauspiel trüben. Technisch und dramaturgisch gibt es am Film nichts auszusetzen. Effektmäßig passt auch alles: Das Make-Up der Untoten ist stimmig und die Präsentation wirkt sehr realistisch. Lediglich das CGI, das vorwiegend bei sich überschlagenden Zombiehorden und bei Explosionen zum Einsatz kommt, kann nicht ganz mit Hollywood mithalten. Auch die Brutalität hält sich für einen Zombiefilm in Grenzen. Die Spannung ist eindeutig im Vordergrund.

                          Fazit: „Train to Busan“ ist zurecht ein Kandidat für den besten Zombiefilm überhaupt. Die Untoten bieten, so wie es auch sein soll, lediglich den Rahmen für die menschlichen Konflikte unter den Figuren, wobei der Zuschauer durchaus mit ihnen mitfiebert. Der Zug als Setting bietet dabei eine wunderbare Metapher für die Spaltung innerhalb einer Gesellschaft, die eigentlich in einer Krise zusammenhelfen müsste. Wer beim CGI und der mäßigen Synchro ein Auge zudrückt, bekommt hier einen genialen Zombiefilm, der auch ohne Gedärme auskommt und die Spannung in den Vordergrund stellt.

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                            christoph.fuchs 02.02.2020, 15:01 Geändert 07.05.2020, 16:51
                            über 1917

                            Story: Das Jahr ist 1917 und der Erste Weltkrieg wütet bereits seit 3 Jahren. Die beiden britischen Lance Corporals William Schofield und Tom Blake erhalten den Befehl eine dringende Nachricht an Colonel Mackenzie zu überbringen, bevor dessen Bataillon in eine Falle der Deutschen läuft. Doch nicht nur die Pflicht treibt die beiden an, denn Blakes Bruder dient unter dem Colonel...

                            Kritik: Ein äußerst packend und nahezu makellos inszenierter Kriegsfilm, der fast ausschließlich aus langen Plansequenzen besteht und uns so richtig nah am Ersten Weltkrieg teilhaben lässt. Noch nie hatte ich in einem Kinosaal so ein intensives Erlebnis was die Optik eines Filmes angeht. Was Kameramann Roger Deakins da abgeliefert hat, hat eindeutig Kinogeschichte geschrieben.

                            Die Schauspieler machen einen grandiosen Job und die Spannung ist fast durchgehend aufgedreht. Allerdings könnte der Film diejenigen enttäuschen, die sich eine intensive Auseinandersetzung mit der Thematik wünschen. Klar ist der Film offensichtlich kriegskritisch und emotional, dennoch liegt der Fokus klar auf der Inszenierung und der Spannung.

                            Die Geschichte selbst ist eigentlich recht simpel. Das stört aber nicht, da der Film aus der Perspektive zweier einfacher Fußsoldaten erzählt wird. Regisseur Sam Mendes ließ sich für den Film von den alten Kriegsgeschichten seines Großvaters inspirieren. Dadurch ist der Film natürlich etwas "einseitig" gefärbt, denn die Briten sind als gutmütige Soldaten dargestellt, während die Deutschen hinterlistig inszeniert sind.

                            Fazit: Alles in allem ist 1917 ein wahrer technischer Meilenstein in Sachen Inszenierung, Spannung und Immersion, der aber nicht so tief in die Thematik eintaucht wie andere Kriegsfilme. Regie und Kamera sind praktisch fehlerfrei, während die Darstellung der Soldaten der unterschiedlichen Seiten aufgrund der Inspirationsquelle etwas einseitig inszeniert ist. Meiner Meinung nach dennoch ein Must-See und definitiv eine Kinokarte wert.

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                              christoph.fuchs 24.10.2019, 17:40 Geändert 14.03.2020, 14:47

                              Story: Am Höhepunkt des Kalten Krieges wittert der US-Air-Force-General Jack D. Ripper einen Geheimplan der Russen und beginnt auf eigene Faust den Krieg heiß werden zu lassen, in dem er eine Fliegerstaffel mit Atombomben an Bord Richtung Sowjetunion schickt. Es liegt nun an US-Präsident Muffley und seinen Beratern den Untergang der Zivilisation zu verhindern.

                              Kritik: Ich habe ein eher ambivalentes Verhältnis zu den Werken von Stanley Kubrik. Während mich „2001: A Space Odyssey“ und „The Shining“ nicht so recht abholen konnten, hat mir „Full Metal Jacket“ sehr gefallen und „Uhrwerk Orange“ gehört sogar zu meinen Lieblingsfilmen. Dr. Seltsam hat sich nun ebenfalls zu meinen Favoriten gesellt. Der Schwarz-Weiß-Film wurde 1964 gedreht und das merkt man. Er ist ein Produkt seiner Zeit und kam nur zwei Jahre nach der Kubakrise in die Kinos. Humorvoll wurde hier versucht die Angst vor einer Eskalation zwischen Ost und West etwas zu drücken und eine etwas andere Sicht auf die Dinge zu bieten. Der Witz des Filmes ist eher subtil und trocken, und entsteht hauptsächlich durch die Inkompetenz der Politiker und des Militärs, welche sich alle Mühe geben, diese zu überspielen. Effekttechnisch gibt es eigentlich nichts zu meckern, nur die Rückprojektionen sind, wie fast alle aus dieser Zeit, leicht als solche zu erkennen.

                              Kommunismusparanoia, Verschwörungstheorien und unterdrückte Sexualität der männlichen Akteure bilden den Großteil des Fundamentes, auf dem die Witze bauen. Letztere wird sogar am Ende des Filmes überzogen mit dem Rassenwahn der Nationalsozialisten in Verbindung gebracht. Großes Lob muss hier vor allem an Peter Sellers gerichtet werden, der gleich drei (!) sehr verschiedene Rollen übernimmt und in jeder überzeugen kann. George C. Scott und Sterling Hayden leisten als Persiflage des US-Militärs ebenfalls hervorragende Arbeit. Der Film ist aber nicht einseitig und witzelt auch über die Sowjets. Hier wird auch schon mal im Rausch über das Schicksal der Welt telefoniert oder eine zerstörerische Waffe mit lächerlichem Sicherheitssystem konstruiert.

                              Ein Großteil des Filmes spielt sich an drei Locations ab: Das Cockpit eines Bombers, das Büro des wahnsinnig gewordenen US-Generals und der War Room des Pentagons. Die Spannungskurve im Film ist äußerst gelungen, was vor allem daran liegt, dass er quasi in Echtzeit spielt. Es wird immer wieder erwähnt, dass noch eine bestimmte Anzahl an Minuten bleiben, bis die Situation eskaliert. Am Anfang macht sich langsam ernste Weltuntergangsstimmung breit, bis sich die Situation, und mit ihr auch der Humor, immer weiter zuspitzten. Hier muss man noch die geringe Laufzeit von ca. 90 Minuten loben, denn so entstehen keine Längen. Auch die Kampfszenen zwischendurch sorgen für Abwechslung. Das Finale ist dann im Vergleich zum Rest des Filmes vom Humor her vielleicht einen Tick zu abgedreht (Stichwort: Plan um die Bergwerkstollen).

                              Fazit: Dr. Seltsam ist eine wunderbar trockene und leicht schwarzhumorige Satire über den Kalten Krieg, das Wettrüsten und der Angst der USA vor dem Kommunismus, welche gleichzeitig eine sehr gelungene Spannungskurve und vielseitige Schauspieler bietet. Wer britischen Humor mag, eine humorvolle Sicht auf den Kalten Krieg sucht und dabei Wert auf eine spannende Inszenierung legt, kann hier bedenkenlos zugreifen.

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                                christoph.fuchs 22.10.2019, 20:06 Geändert 22.10.2019, 20:07
                                über Venom

                                Story: Eddie Brock ist ein Enthüllungsjournalist aus San Francisco, welcher wegen eines zu kritischen Interviews mit dem Gründer und Chef der dubiosen Life Foundation Dr. Carlton Drake von seinem Sender gefeuert wird. Monate später infiziert sich Eddie, der in einer Lebenskrise steckt, mit einem mysteriösen Parasiten, der von der Life Foundation erforscht wird und erlangt so neben unglaublichen Kräften noch eine ungewollte Stimme in seinem Kopf...

                                Kritik: Einer der seelenlosesten Comic-Adaptionen, die ich je gesehen habe. Tom Hardy hat Charisma, die Persönlichkeit von Venom kommt in ein oder zwei Szenen gut rüber und es gibt einen leichten kritischen Unterton, welcher die Zensur der Presse thematisiert, aber das rettet den Film nicht. Die Dialoge sind belanglos, Charaktere verhalten sich sogar für Comic-Verhältnisse schmerzhaft unlogisch und der Antagonist ist ein Klischee schlecht hin. Eddie Brocks Absturz ist total konstruiert und unüberzeugend, wobei nur der Charme von Tom Hardy die Figur einigermaßen rettet. Zudem sind die Actionszenen langweilig gemacht und besonders das Finale ist einfach zu CGI-lastig, wobei letztere auch eher Mittelmaß ist. Der interessante, brutale und sadistische Venom der Comics wird auf ein simples, willkürlich agierendes und sprücheklopfendes Gimmick heruntergebrochen, das versucht einen Schritt in Richtung "Deadpool" zu machen, dabei aber mit dem anderen Fuß im Hollywood 08/15 Kino stecken bleibt.

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                                  christoph.fuchs 14.10.2019, 20:39 Geändert 14.03.2020, 15:03
                                  über Joker

                                  Story: Im verdreckten Gotham City der 80er Jahre lebt der Partyclown Arthur Fleck, dessen Traum es ist als Stand-Up-Comedian zu arbeiten. Fleck pflegt seine kranke Mutter und sein Leben ist von Armut, Mobbing und psychischer Krankheit geprägt. Als er immer mehr in die Gewalt abdriftet, löst er unfreiwillig eine gewaltige Protestwelle aus.

                                  Kritik: Joker ist eine ungewöhnliche Comicverfilmung. Während die Kinokassen von epischen Marvel-Blockbustern dominiert werden, ist es eine willkommene Abwechslung mal einen erwachsenen und kritischen Film aus dieser Richtung zu sehen. Hangover Regisseur Todd Phillips beweist hiermit, dass er mehr als nur Komödien inszenieren kann. Joker ist ein gesellschaftskritisches Psychodrama, welches mit einem körnigen Look daherkommt und Verzweiflung und Negativität in den Vordergrund rückt. Noch nie war ein Film über einen Comedian so düster und pessimistisch. Die Musik von Hildur Guðnadóttir unterstreicht die Schwere, die diesen Film begleitet, gekonnt mit tiefen und langsamen Tönen.

                                  Joaquin Phoenix liefert hier als Joker eine atemberaubende Performance ab. Neben seiner abgemagerten Physis ist vor allem sein Engagement zu bewundern. Dieser Mann nimmt diese Rolle todernst. Obwohl die Nebendarsteller alle überzeugen und bekannte Namen wie Robert de Niro, Zazie Beetz und Frances Conroy tragen, sind sie nur der Rahmen für den Hauptdarsteller. Arthur Fleck wird hier als ein Opfer einer Gesellschaft inszeniert, welche die Menschen genau dann fallen lässt, wenn sie am Meisten Hilfe brauchen würden. Dennoch ist bei Arthur in Form von psychischer Krankheit und Misshandlung schon vorher gehöriges Potenzial zum Wahnsinnigwerden vorhanden, weshalb man ihn nicht als reines Opfer des Systems bezeichnen kann.

                                  Inszenatorisch erinnert der Film stark an die New-Hollywood-Ära der frühen 70er, die mit einem realistischen, düsteren und gewalttätigen Stil die Kinowelt revolutionierte. Besonders häufig lassen sich hier Vergleiche mit Taxi Driver ziehen. Themen, die der Film kritisch behandelt, sind vor allem die Kluft zwischen Arm und Reich und therapeutische Unterstützung für psychisch-kranke Menschen. Der Film ist vom Verlauf her eigentlich recht überraschungsfrei, was vor allem der großen Bekanntheit der Comicfigur zuzuschreiben ist. Der Film kam mir gefühlt etwas länger als zwei Stunden vor, dennoch würde ich nicht so weit gehen zu sagen, dass er seine Längen hat. Er nimmt sich eben sehr viel Zeit bei seinen Szenen. Gewalt wird zudem eher sporadisch eingesetzt. Wenn aber solche Szenen kommen, sind sie hart, verstörend und blutig.

                                  Comicleser könnten etwas enttäuscht sein, denn der Film entfernt sich sehr weit von den zahlreichen Vorlagen. Laut Regisseur Phillips soll der Film weniger vom Joker handeln, sondern viel mehr von dem Mann, der einmal der Joker werden sollte. Ebenso hält sich der Streifen mit Action sehr zurück, was in Anbetracht der derzeitigen Vorstellung einer Comicadaption für den ein oder anderen enttäuschend sein kann. Entfernt man alle Bezüge zu der Welt von DC erhält man dennoch ein außergewöhnliches und depressives Drama, welches mit einem durchdachten Drehbuch und einem interessanten Band zwischen dem Zuschauer und einem immer psychopathischer werdenden Protagonisten überzeugt.

                                  Fazit: Eine außergewöhnliche, pessimistische und gesellschaftskritische Comicverfilmung, die eher als ein anspruchsvolles Psychodrama den als Blockbuster gesehen werden sollte. Obwohl sich der Film sehr weit von der Comicvorlage entfernt und mit seiner sporadischen, aber dennoch harten Gewaltdarstellung einen starken Kontrast zu allen bisherigen Filmen von DC und Marvel darstellt, funktioniert er dank tollem Drehbuch und fantastischem Hauptdarsteller wunderbar. Es geht weniger um den Joker als Comicfigur, sondern vielmehr um einen Mann, der Aufgrund seiner Andersartigkeit und dem Umfeld, in dem er lebt, in Wahnsinn und Gewalt abdriftet.

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                                    christoph.fuchs 04.09.2019, 14:22 Geändert 04.09.2019, 14:25

                                    Story: Der Arzt Louise Creed zieht mit seiner Frau Rachel, seinen beiden Kindern Ellie und Gage und der Katze Church in ein Haus im ländlichen Maine. Schon bald entdecken sie einen unheimlichen Haustierfriedhof im Wald ihres Grundstückes und seltsame Visionen beginnen die Eltern zu plagen.

                                    Kritik: Friedhof der Kuscheltiere ist ein Remake eines Horrorfilmes aus dem Jahr 1989, welcher wiederrum auf einem Roman von Stephen King basiert. Wie es meistens bei Remakes ist, so ist auch dieses hier nicht gelungen. Statt Gruselatmosphäre wird man von einem Jump-Scare zum nächsten gejagt, während die Geschichte, besonders in der ersten Hälfte, regelrecht durchgepeitscht wird und sie nach einem Wendepunkt in der Mitte stark an Tempo verliert. Schockeffekte werden zudem mit den billigsten Mitteln geboten. Meistens zoomt die Kamera stupide in eine dunkle Ecke und etwas springt hervor, oder Gesichter werden in einem Close-Up gezeigt, während dann ein übertrieben lautes Geräusch durch die Boxen dröhnt.

                                    Einzige Ausnahmen bilden hier die Szenen mit Victor Pascow (Obssa Ahmed), dessen Maske und Bewegungen gelungen sind, und einige Szenen mit der Hauskatze der Creeds. Auch die Gewaltdarstellungen sind heftig, aber nicht zu übertrieben. Die interessanten Thematiken aus dem Buch wie Leben nach dem Tod und Verlust werden nur sehr oberflächlich und zweckmäßig behandelt.
                                    Die Meisten Schauspieler spielen farblos ihre Szenen und spulen ihre Dialoge einfach herunter. Besonders Amy Seimetz als Rachel ist sehr flach. Da rettet auch eine Träne, die der Dame übers Gesicht rollt, ihre emotionslose Mimik nicht. Besonders enttäuscht war ich von John Lithgow, welcher Jud Crandall verkörpert. Während Jud im Buch, trotz seiner Expositionsrolle, ein rauer aber herzlicher Mensch ist, so verliert er im Film jeglichen Charakterzug der ihn ausmacht und verkommt zu einem reinen Informationsgeber.

                                    ACHTUNG SPOILER

                                    Normalerweise vermeide ich es ja eigentlich bei einer Kritik zu spoilern, aber hier geht es nicht anders. Da man, im Gegensatz zum Buch und dem Originalfilm, Ellie anstatt Gage zum Zombiekind gemacht hat, verschwindet jeglicher Grund warum Gage im Film sein sollte. Er trägt absolut nichts bei und soll nur das Ende etwas unheimlicher wirken lassen. Das alles nur, weil man eine kleine Überraschung bringen wollte. Dennoch muss ich zugeben, dass der Tod von Ellie die gelungenste Szene im Film ist und die darauffolgende Trauer wirklich gut zu spüren war.

                                    SPOILER ENDE

                                    Fazit: Ein belangloses Horrorremake, welches außer ein paar einfachen Jump-Scares und gelungenen Gewalteffekten kaum etwas zu bieten hat. Figuren aus der Buchvorlage werden farblos verkörpert und entweder simpel auf ihre Hauptfunktion heruntergebrochen, so umgewandelt, dass sich deren Sinn nicht mehr erschließt, oder sogar ganz weggelassen. Während die Geschichte vor sich hin plätschert kommt außerdem nur wenig Atmosphäre oder Grusel auf, sodass selbst der emotionale Wendepunkt in der Mitte des Filmes selbigen nicht mehr retten kann.

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                                      über Es

                                      Story: In Derry, einer Kleinstadt in Maine, verschwinden alle 27 Jahre immer wieder Kinder auf mysteriöse Weise. Als eines Tages auch Bills kleiner Bruder Georgie verschwindet, gründet der stotternde Junge gemeinsam mit seinen Freunden Mike, Ben, Stan, Richie, Eddie und Beverly den „Klub der Verlierer“, um der grauenvollen Macht entgegenzutreten, die sich schon bald als ein uraltes gestaltwandelndes Wesen entpuppt.

                                      Kritik: Anlässlich des Kinostartes von „Es Kapitel 2“ ließ ich Teil Eins noch einmal Revue passieren und bleibe bei meiner Meinung, dass dieses Remake eines der wenigen ist, das ich zu jederzeit dem Original vorziehen würde. Die Fernsehverfilmung von 1990 ist schlecht gealtert und so war ich schon sehr gespannt. „Es“ ist eine Romanverfilmung des gleichnamigen Buches von Stephen King aus dem Jahre 1986. Da der Ausgangsstoff allerdings sehr umfangreich ist und zwischen Vergangenheit und Gegenwart oft hin und her springt, wurde der Film aufgeteilt. Teil Eins konzentriert sich dabei rein auf die Kindheit der Protagonisten.

                                      Im Gegensatz zum Roman wachsen die Kinder aber nicht in den 50ern, sondern in den späten 80ern auf. Das erzeugt eine wunderbare Atmosphäre, da die Sets, Kostüme und auch die Inszenierung auf das Jahrzehnt abgestimmt sind. Körniges Bild, facettenreiche Kinder als Helden und ein toller orchestralischer Soundtrack erinnern teilweise an einen Spielberg-Film. Höchstens der großzügig verwendete Humor könnte den ein oder anderen Zuschauer abschrecken, denn neben fantastischen Gruselmomenten wird des Öfteren auch mit Slapstick oder Wortwitzen gearbeitet. Etwas unkonventionell für einen Horrorfilm, aber der Film von Andrés Muschietti ist für mich kein reiner Horrorfilm, sondern vielmehr eine Coming-of-Age-Geschichte mit starken Horrorelementen.

                                      Unsere Protagonisten sind alle aus irgendeinem Grund Außenseiter und werden regelmäßig vom tyrannischen Henry gemobbt, ja eigentlich schon gequält: Bill stottert, Mike ist Afroamerikaner, Ben ist übergewichtig, Beverly ist arm und verrufen, Stan ist jüdisch, Brillenträger Richie ist vorlaut und Eddie kränklich. Das Erwachsenwerden der Figuren und ihr Kampf gegen ihre eigenen Ängste, allegorisch vom formwandelnden „Es“ verkörpert, stehen im Fokus der Geschichte. „Es“ ist zwar oft als Horrorclown „Pennywise“ (fantastisch vom schwedischen Schauspieler Bill Skarsgård verkörpert) zu sehen, nimmt aber meistens eine Gestalt an, die an die schlimmsten Ängste des jeweiligen Opfers angepasst ist.

                                      Das Horrorremake hat einen guten Rhythmus. Es fängt kraftvoll an, mäßigt sich dann etwas und zimmert sich mit viel Exposition und spannend gemachten Gruseleinlagen einen wunderbaren Rahmen für seine Welt. In der zweiten Hälfte spitzen sich dann die Konflikte zu und nach dem Finale nimmt sich Muschietti noch genug Zeit, um den Film rund zu beenden aber auch gleichzeitig subtil den zweiten Teil vorzubereiten. Obwohl „Es“ mit seinen 135 Minuten etwas zu lang für meinen Geschmack war, verspürte ich keine Langeweile und spazierte vor zwei Jahren zufrieden, aber eher wenig gegruselt, aus dem Kino.

                                      Fazit: Die Romanverfilmung „Es“ ist weniger reiner Horrorfilm, als vielmehr eine Coming-of-Age-Geschichte mit starken Horrorelementen, welche gekonnt Themen wie Zusammenhalt, Liebe, Mobbing und die Überwindung der eigenen Ängste in den Mittelpunkt stellt. Durch seinen Humor, der charmanten 80er-Jahre-Inszenierung und den Fokus auf die Probleme der Figuren könnte der ein oder andere Zuschauer etwas enttäuscht sein, denn statt dem blanken Grauen in Form eines Horrorclown ist das Monster hier mehr eine Verkörperung der Ängste von Kindern und gleichzeitig ein Ventil, um diese auch zu überwinden. Aber für mich gerade deswegen ein gelungener Film und eines der besten (und bitternötigsten) Remakes überhaupt, obwohl der Grusel etwas zu kurz kommt.

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                                      • 6 .5

                                        Story: Der absolut durchschnittliche Amerikaner Joe Bauers und die Prostituierte Rita erwachen nach einem missglückten Kälteschlafexperiment der US-Armee im Jahr 2505 und müssen feststellen, dass die Gesellschaft so weit verdummt ist, dass diese kurz vor ihrem Ende steht.

                                        Kritik: Idiocracy ist ein Gedankenexperiment, das ein äußerst interessantes und abstruses Bild von der Zukunft unserer Gesellschaft abzeichnet: Das gesamte Wasser in sämtlichen Leitungen, mit Ausnahme von Toilettenspülungen, wurde durch einen Energy-Drink ersetzt, Müll wird einfach nur zu riesigen Bergen zusammengeschart und die Menschheit interessiert sich nur noch für die Befriedigung ihrer Konsum- und Sexualbedürfnisse.

                                        In dieser Welt wirkt Protagonist Joe Bauers, laut US-Militär der „durchschnittlichste Durchschnittsmensch“, wie ein wahres Genie. Während der Film in der ersten Hälfte sehr gut dieses dystopische Szenario einer degenerierten Weltkultur abzeichnet, verliert er danach etwas an Anspruch (ironisch, ich weiß). Anstatt umfangreicher zu zeigen wie Joe die Probleme der Welt lösen könnte, wird er stattdessen in eine Liebesgeschichte mit Rita und in das etwas überladene, actionhaltige Finale gedrängt. Obwohl diese Bestandteile dezent sind, ist es trotzdem etwas Schade.

                                        Dennoch weiß der Film zu gefallen, da seine Ideen keineswegs aus dem Nichts kommen, sondern Anlehnungen an Trends und Phänomene unserer Zeit sind. Thematiken wie Privatisierung von Trinkwasser, einprägsame und irreführende Slogans in Werbung und Politik und fehlende Nachhaltigkeit unserer Gesellschaft werden genommen und auf die Spitze getrieben. Die Automatisierung der Industrie ist offenbar soweit fortgeschritten, dass Maschinen trotz völlig verdummter Menschen komplexe Fahrzeuge und Computer weiterhin produzieren können.

                                        Fazit: „Idiocracy“ ist eine Science-Fiction-Satire, die auf simple, aber amüsante Weise darstellt, wie eine Zukunft voller Idiotie aussehen könnte und ihre Thematiken gelungen aus unserer Zeit übernimmt. Allerdings sorgen die erzwungenen Hollywood-Bestandteile wie eine flache Liebesgeschichte und ein überladenes Finale dafür, dass der Film nicht so sehr aus der Masse heraussticht, wie er es hätte tun können. Somit bleibt „Idiocracy“ eine solide Kömodie, mit kreativen Ideen, die aber vermutlich keinen Kultstatus erreichen wird.

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                                          christoph.fuchs 27.07.2019, 09:11 Geändert 12.02.2022, 23:13
                                          über Aladdin

                                          Story: Im arabischen Agrabah trifft der Straßendieb Aladdin gemeinsam mit seinem Affen Abu unwissentlich auf die Prinzessin der Stadt. Bei einem heimlichen Besuch im Palast wird er vom Berater des Sultans Dschafar aufgefangen und in eine Höhle geschickt, wo er einem abgedrehten Dschinn begegnet, der ihm drei Wünsche gewähren kann.

                                          Kritik: Um eine Frage schon mal vorweg zu beantworten: Ist dieses Remake unnötig? Die Antwort ist ja. Trotzdem hat mich die Neuverfilmung des Disney-Klassikers aus dem Jahr 1992 positiv überrascht. Mit seinen bunten Farben, der lauten Inszenierung und den guten Darstellern konnte er mich echt gut unterhalten. Die Story richtet sich zwar sehr stark nach der Vorlage und ganze Songs und Szenen sind eigentlich recht dreist daraus übernommen, aber ich müsste Lügen, wenn ich sagen würde, dass der Film nicht gut unterhält. Ein paar positive Änderungen gegenüber der Vorlage möchte ich dennoch herausheben.

                                          Zum einen wird der Rolle der Prinzessin Jasmin mehr Kraft verliehen. Sie widersetzt sich den Männern, die über sie bestimmen wollen, sie will aktiv die Politik des Reiches mitbestimmen und schafft es aus eigener Kraft (und mit gewaltiger Gesangsstimme) etwas handlungsrelevantes zu bewirken. Genauso sollten starke weibliche Figuren inszeniert sein. Der zweite wichtige Punkt: Der Film besitzt mehr Tiefe als das Original. Hier erfährt man mehr über die Geschichte von Jasmins verstorbener Mutter, politisches Taktieren wird kurz angeschnitten und es wird eine zweite wichtige weibliche Figur vorgestellt: Jasmins Zofe Dalia.

                                          Meiner Meinung nach ist Mena Massoud ideal für die Rolle des Aladdins. Er wirkt gewitzt, sympathisch und hat gleichzeitig diese warme Ausstrahlung, die einen guten Helden ausmacht. Wie schon im Original hat auch er seine Ecken und Kanten. Naomi Scott kann vollkommen als Jasmin überzeugen und trägt die Rolle mit Kraft und Überzeugung ins Jahr 2019. Auch mit Will Smith als Dschini hatte ich eigentlich von Anfang an keine Probleme. Er ist wie sein Original, vielleicht einen Tick weniger abgedreht und etwas menschlicher. Charakterlich wie äußerlich.

                                          Marwan Kenzari als Dschafar ist wohl die umstrittenste Casting-Entscheidung. Er wirkt hier komplett anders als im Trickfilm, aber meiner Meinung nach macht er einen guten Job. Kenzari ist hier nicht der klassische alte, böse und verschlagene Zauberer, sondern viel mehr ein jüngerer, machthungriger Politiker, der an die Spitze will und teilweise deutlich direkter agiert. Weniger furchteinflößend dafür aber glaubwürdiger.

                                          Für seine 120 Minuten fühlt sich der Film etwas lang an. Dafür bekommt man mehr Tiefe bei der Story und den Charakteren im Vergleich zum Original. Eine große Änderung ist die Ausgangssituation der Erzählweise. Hier erzählt Will Smith das „Märchen“ von Aladdin und der Wunderlampe. Nett gemacht und am Schluss wird das gut aufgerollt.

                                          Fazit: Aladdin ist ein unnötiges, aber ein überraschend gelungenes Remake, welches seine Rollen gekonnt ins Jahr 2019 überträgt und durch mehr Tiefe und eine bunte Inszenierung überzeugt. Man hält sich zwar stark an das Gerüst des Originals, scheut aber nicht davor ein paar eigene Schritte zu gehen. Die Sorgen bezüglich der Casting-Entscheidungen mancher Rollen sind größtenteils unbegründet, solange man keine 1zu1-Kopie erwartet und offen für einige Änderungen ist.

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                                            christoph.fuchs 30.05.2019, 19:27 Geändert 12.02.2022, 23:14

                                            Story: Fünf Jahre sind vergangen seit Godzilla gegen die MUTOs in San Francisco gekämpft hat. Die Organisation Monarch gerät immer weiter unter Druck, da es ihr immer schwerer fällt die Titanen einzudämmen. Als ein Ökoterrorist den gewaltigen dreiköpfigen Ghidorah und die gigantische Flugechse Rodan befreit, eskaliert die Situation weltweit. Das Monarch-Team muss mit Godzilla und dem Riesenfalter Mothra zusammenarbeiten, um die Titanen aufzuhalten.

                                            Kritik: Okay eines vorweg: Ich bin seit meiner Kindheit ein Godzilla-Fan und werde es immer sein. Um Objektivität werde ich mich bemühen, ich kann sie jedoch nicht garantieren. Der Film ist eigentlich genau das, was man erwartet: Ein Blockbuster. Das heißt viel Explosionen, gutes CGI und ein bombastischer Soundtrack. Und das bekommt man. Also um es kurz zu machen: optisch gibt es nichts auszusetzen. Die Monsterkämpfe (ich habe 5 gezählt) sind oft aus der Perspektive der Menschen. Das heißt sie wirken gewaltig aber auch zeitweise unübersichtlich. Der Soundtrack ist episch. Einfach nur episch. Es werden Klassiker von Akira Ifukube (der Stammkomponist der meisten Godzilla-Filme) neu abgemischt. Allerdings kommen Ifukubes geniale Merkmale immer nur kurz zur Geltung. Trotzdem macht Bear McCreary als Komponist einen hervorragenden Job.

                                            Die Charaktere sind nicht gut. Nennen wir es beim Namen. Sie erfüllen ihren Zweck (Exposition), bringen etwas Familiendrama rein (Mark Russel) oder sind Anspielungen auf alte Godzilla-Figuren (z.B. Miki Saegusa). Einem Kaiju-Fan genügt das jedoch. Apropos Anspielungen. Davon gibt es eine Tonne voll und die sind eindeutig an Kaiju-Fans gerichtet. Egal ob der Oxygen-Zerstörer, eine Art Atlantis oder der Burning Godzilla, all das erkennen nur die Fans. Die Sympathieträger sind die Monster. Deshalb ist es schade, dass Mothra so verheizt wird. Rodan bekommt zwar einen imposanteren Auftritt, bleibt aber auch weitestgehend ungenutzt. Die beiden Stars sind eindeutig Godzilla und King Ghidorah, wobei letzterer die meiste Screentime hat und auch mehrere neue Fähigkeiten erhält. Man hätte sich auf diese beiden konzentrieren sollen.

                                            Strukturell macht der Film nicht viel neues. Hier und da traut man sich etwas die Konventionen zu biegen, aber im Endeffekt bleibt dieser Film ein berechenbarer Blockbuster. Der Film ist also gewöhnliche Blockbuster-Kost, außer man betrachtet ihn als Kaiju-Film. Vermutlich ist bei keinem anderen Genre die Messlatte so niedrig, dass selbst Durchschnittskost so viel Spaß machen kann. Ehrlich, als Godzilla-Fan kommt man voll auf seine Kosten. Als Durchschnittskinogänger hat man einen 08/15 Blockbuster und wird simpel unterhalten und als anspruchsvoller Filmkritiker verschwendet man sowieso seine Zeit. Obwohl, in einer Szene wird eine kleine Öko-Botschaft eingebettet, das dürfte zumindest eine Erwähnung wert sein. Aber eigentlich spielt diese Botschaft erst bei den Credits (diese sind übrigens ganz nett gemacht) eine Rolle.

                                            Fazit: Godzilla 2 ist ein bombastischer, aber auch ein überraschungsfreier durchschnittlicher Blockbuster mit unbedeutenden Charakteren, vorhersehbarer Handlung und vielen dahingeklatschten Anspielungen auf alte Kaiju-Filme. Wenn man den Film allerdings als Godzilla-Fan betrachtet, bekommt man eigentlich genau das, was man will: Viel Monsteraction, zweckmäßige Charaktere, leichte Gesellschaftskritik und eine bombastische Inszenierung mit einer Prise von Akira Ifukubes genialer Musik. Alle, die sich mit Godzilla eher weniger befassen, sollten aber bei Marvel und Co. bleiben, wenn sie auf Blockbuster aus sind.

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                                              Story: Berlin 2001: Der junge Rechtsanwalt Casper Leinen gerät bei seinem ersten Fall in eine emotionale Zwickmühle. Er muss nämlich den pensionierten italienischen Gastarbeiter Fabrizio Collini, der seinen vermögenden und angesehenen Ziehvater Jean-Baptiste Meyer äußerst brutal ermordet haben soll, vor Gericht verteidigen. Als er sich immer intensiver mit dem Fall beschäftigt, stößt er auf ein dunkles Geheimnis…

                                              Zur Info: Die Buchvorlage ist mir gänzlich unbekannt.

                                              Kritik: Einer der besseren deutschen Filme, den ich in den letzten Jahren gesehen habe. „Der Fall Collini“ ist ein sehenswerter Justiz-Thriller ohne allzu hohe Komplexität, welcher mehr auf Emotion als auf ein raffiniertes Drehbuch setzt. Die Atmosphäre wechselt zwischen warmer Nostalgie (bei den Rückblenden in Leinens Vergangenheit) und kalter Realität (bei Gewaltszenen oder der Leichenbeschauung) hin und her, wobei die Übergänge stimmig sind und sich nicht gegenseitig stören. Für den Bombast sorgen aber vor allem die durchdringende Musik (vor allem gegen Ende) und die Visualität, die den Zuschauer ganz gut mit in den Gerichtssaal entführt.

                                              Schauspielerisch kann Elyas M´Barek als junger, etwas naiver Pflichtverteidiger gut überzeugen. Obwohl er sonst eher seichte Rollen verkörpert, steckt in ihm ein recht anpassungsfähiger Schauspieler mit viel Charisma. Allerdings musste man ihm doch wieder etwas unnötige Körperlichkeit, in Form von Hobbyboxen, verleihen. Heiner Lauterbach gibt den Jura-Professor Richard Mattinger selbstgefällig, aber nicht zu überheblich, wobei ein paar seiner Dialoge etwas pathetisch sind. Franco Nero als Collini stiehlt aber allen die Show. Und dass, obwohl er kaum spricht und sich auch nicht viel bewegt. Sein Blick vermittelt bereits seine ganze unterdrückte Verzweiflung, die ihn zur Tat trieb, wobei man das genaue Motiv zunächst nicht erahnen kann. Eine eindringliche Performance, die aber manchmal etwas vom Drehbuch konstruiert wirkt.

                                              Der Film fängt mit der Tat an und etabliert dann die wichtigsten Charaktere recht simpel. Zunächst entwickelt man Interesse an den Figuren, welches jedoch im Mittelteil etwas abflacht. Eine eigentlich unrelevante Liebelei, eine zu trocken inszenierte Recherche und fehlende Spannung sorgen dann dafür, dass sich der Streifen nach einer guten Stunde etwas zieht. Mit dem Beginn der Verhandlung und dem Aufwickeln der Ereignisse aus der Vergangenheit, nimmt der Film aber Fahrt auf und bringt eine oft behandelte, aber für mich unerwartete Thematik rein. Immer mehr werden die Motive des Angeklagten durch heftige Rückblenden verständlicher, wobei auch die Gegenseite Argumente hat. Der Prozess wandelt sich dann in eine Diskussion, in der es weniger um Recht, sondern mehr um die Gerechtigkeit des Rechtes geht. Hier erreicht die emotionale Spannung ihren bombastischen Höhepunkt, der schließlich in ein rundes, aber etwas bitteres Ende mündet.

                                              Fazit: Ein gegen Ende hin sehr emotionsstarker Justiz-Thriller, der mehr auf Gefühle, Visualität und Wirkung setzt als auf Komplexität oder Figurenzeichnung. Die gut besetzten Hauptrollen sowie die interessante Thematik trösten zudem über die etwas konstruierten Elemente und die Langeweile im Mittelteil hinweg. Für mich ein sehenswerter deutscher Film, der seine Mittelmäßigkeit spätestens am Ende hinter sich lässt und sich eindringlich und stark verabschiedet.

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                                                christoph.fuchs 23.02.2019, 10:43 Geändert 23.02.2019, 10:43

                                                Story: Nach einem Mordprozess ziehen sich die 12 Geschworenen in das Geschworenenzimmer des Gerichts zurück, um über das Schicksal des 18-jährigen Tatverdächtigen zu entscheiden. Für fast alle scheint der aus der Gosse stammende Mann eindeutig schuldig zu sein, bis einer der Geschworenen für nicht schuldig stimmt. Zu viele Ungereimtheiten lassen in ihm Zweifel aufkommen, ob dieser junge Mensch wirklich den Tod durch den elektrischen Stuhl verdient. Schließlich entbrennt eine hitzige Debatte unter den Männern.

                                                Kritik: Um es kurz zu machen: Der Film hat mich total überwältigt. Sydney Lumet liefert hier ein perfektes Kammerspiel über Schuldzuweisung, Vorurteile und Gruppendynamik ab, das mich sofort in seinen Bann zog. Obwohl der Schwarz-Weiß-Film nur aus einem Schauplatz, vielen Dialogen und wenig Schauspielern besteht, hat er es geschafft gruppenspezifische Rollen und die verschiedensten Milieus in nur 12 Leuten perfekt unterzubringen. Minimalistisch aber höchsteffizient.

                                                Henry Fonda gibt den skeptischen Geschworenen 8, der zunächst als einziger nicht an die Schuld des Jungen glaubt und leistet großartiges. Die anderen Geschworenen werden ebenso meisterhaft verkörpert, unter anderem Martin Balsam, Lee J. Cobb, Joseph Sweeney. Man findet alle möglichen Menschen unter ihnen: Arbeiter, Bänker, Makler, Selbstständige und ein Pensionist. Alle mit unterschiedlichem Temperament. Ein schöne „Stichprobe“ der Gesellschaft, aber eine Frau wäre noch ganz nett gewesen. Naja, sind eben die 50er. Die deutsche Synchro ist auch hervorragend, nur bei Nr. 6 ist die Stimme manchmal etwas daneben.

                                                Der Streifen sorgt mit seinen knackigen 96 Minuten für einen schönen Fluss und lässt keine Längen zu. Die Debatte wird hin und wieder durch Kleinigkeiten wie eine Pause, Sticheleien oder dezente Hintergrundinfos zu den Protagonisten unterbrochen, um sie nicht monoton werden zu lassen. Auch die Frage nach der immensen Verantwortung, die Geschworene immer übernehmen müssen, wenn sie über Leben oder Tod entscheiden, ist spannend in Szene gesetzt und oft Teil der Debatte, denn nicht jeder der Teilnehmer ist sich dieser Aufgabe bewusst. In gewisser Weise wird die Verrohung der Gesellschaft angedeutet, von manchen werden Gefühle sogar als Schwäche abgetan. Subtil wird einem das aber nicht vorgesetzt, es ist oft ein zentrales Thema.

                                                Fazit: Überwältigender, minimalistischer und dialogdurchzogener Schwarz-Weiß-Film, der auf fast makellose Weise eine hitzige Debatte um Schuldzuweisung zeigt und dabei tiefe Einblicke in Gruppendynamiken, Vorurteile und gesellschaftliche Unterschiede gewährt. Die Verantwortung, die eine Entscheidung um ein Menschenleben mit sich bringt, ist dabei zentrales Thema und wird zwar wenig subtil, dafür aber mit meisterhaftem Schauspiel von den 12 authentischen Herren vorgetragen. Ein Klassiker aus den 50ern, den man gesehen haben sollte.

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                                                  christoph.fuchs 22.02.2019, 17:40 Geändert 03.03.2019, 15:58

                                                  Story: Der junge und ehrgeizige Jordan Belfort beginnt Mitte der 1980er als Broker seine Karriere an der Wall Street und gründet bald darauf sein eigenes Aktienunternehmen Stratton Oakmont. Als der charismatische Belfort zusammen mit seinem Freund und Kollegen Donnie Azoff immer erfolgreicher und reicher wird, versinkt er gleichzeitig in einem Sumpf aus Drogen und Sex. Während der Multimillionär immer wildere Partys feiert und auch durch seine Firma ein hemmungsloser Sturm aus aggressiven Verkaufsgesprächen, Drogenfeten und wilden Orgien fegt, ist ihm der FBI-Agent Patrick Denham auf den Fersen, da viele seiner Geschäfte nicht ganz legal zu sein scheinen.

                                                  Kritik: Ich hatte den Film bei seinem Release im Kino nicht beachtet, da ich von der Lauflänge etwas abgeschreckt war. Ein Fehler wie sich herausstellen sollte. Als ich den Streifen dann nachholte hatte ich ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Er ist einer meiner Lieblinge geworden. Für eine Biografie über einen ehemaligen Börsenmakler ist „The Wolf of Wall Street“ herrlich abgedreht. Es ist anzuzweifeln ob alles was man hier sieht so wirklich passiert ist, aber das stört einen kaum. Dafür ist der 3 Stunden lange Film viel zu unterhaltsam. Martin Scorcese liefert hier ein zynisches, witziges und gnadenloses Biopic ab, in dem nichts zu überdreht ist. Technisch ist der Streifen natürlich auf höchstem Niveau, was anderes wird von Scorcese auch nicht erwartet. Die Kamera, geführt von Rodrigo Prieto (8 Mile, Brokeback Mountain, Argo), ist immer da wo sie sein soll und fängt die kleinen und großen Momente immer perfekt ein. Der Fokus wird dabei voll und ganz auf Dekadenz, Reichtum und Aggressivität gelegt. Dabei sorgen die heitere Musik und die warmen Farben für ein angenehmes und leichtes Gefühl. Man scheint mit den reichen, wilden und beschwipsten Stratton Oakmont-Mitarbeitern mit zu schweben, während Jordan Belforts Ansprachen einen immer weiter motivieren.

                                                  Leonardo DiCaprio spielt Jordan Belfort meisterhaft und mit einer unerreichten Dekadenz und Selbstsicherheit. Er lässt allerdings auch durchblicken, dass die Drogen und die Frauen ihn kontrollieren und nicht umgekehrt. In solchen Momenten wirkt er dann fast schon schwach und sogar etwas mitleiderregend, doch sobald er die Firma betritt wandelt er sich wieder zum energiegeladenen Verkaufs-Guru. Öfter spricht er sogar direkt zum Zuschauer, was für eine starke Verbindung durch den Bildschirm sorgt. Jonah Hill spielt Belforts Freund und Kollegen hervorragend exzentrisch, infantil und verrückt. Die Oscar-Nominierung ist eindeutig gerechtfertigt. Als Kontrast zu den abgedrehten Aktienhändlern tritt dann noch Kyle Chandler als bodenständiger FBI-Ermittler Patrick Denham auf. Um kurz auf die anderen vielen, teils sehr abgedrehten, Nebenrollen zu kommen: Von den unzähligen Darstellern, unter anderem Margot Robbie, Matthew McConaughey, P.J. Byrne, Christin Milioti, Jean Dujardin, usw., machen alle ihre Sache sehr gut und man würde fast jedem noch mehr Screentime wünschen.

                                                  Der Film zieht sich für seine 3 Stunden Laufzeit zu keiner Zeit und mir wurde nie langweilig. Es werden etwa 10 Jahre im Leben des Jordan Belfort gezeigt und dabei passiert immer etwas. Man springt aber nicht nur stupide von Party zu Party, sondern lässt den Figuren auch Raum zum Entfalten und man spürt wie sie immer mehr korrumpieren. Der Fokus liegt allerdings immer auf Jordan Belfort, was verständlich ist, da die Buchvorlage ja auch aus dessen Sicht ist. Der Film verliert sich manchmal richtig in seinen Orgien, doch das ist dann auch stimmig, schließlich verliert sich Belforts selbst immer mehr in seinen Exzessen und in seinem Geld. Dabei wird allerdings mehr zelebriert als kritisiert und nur im letzten Drittel scheint der Film mit einigen tragischen Szenen auf, als der Abstieg von Belfort einsetzt. Hier wird dann auch klar, dass nichts ohne Konsequenzen bleibt.

                                                  Fazit: Eine grandiose, wilde und exzessive Biografie, welche man wohl am besten als filmgewordene, triebgesteuerte Dekadenz beschreiben kann. Es wird zwar mit Kritik an der Aktienwelt gespart, hier und da etwas übertrieben und vieles dürfte nicht so ganz der Realität entsprechen, dafür schafft es der Film aber 3 ganze Stunden lang pausenlos zu unterhalten, während die genialen Schauspieler und die außerordentlich gelungene technische Umsetzung für einen zynischen Filmgenuss auf höchstem Niveau sorgen.

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                                                    christoph.fuchs 20.02.2019, 12:52 Geändert 20.02.2019, 12:55

                                                    Story: Die futuristische Stadt Metropolis ist von einer strikten Zweiklassengesellschaft geprägt: Die Arbeiterklasse schuftet erbittert im unteren Teil der gigantischen Stadt, während die reiche Oberklasse in den Wolkenkratzern ihr Leben genießt. Freder, Sohn vom mächtigen Mogul Joh Fredersen, verliebt sich in die schöne Maria, die im unteren Teil der Stadt für Klassenlosigkeit und Zusammenhalt predigt. Währenddessen plant der frustrierte Erfinder Rotwang mittels eines Maria-ähnlichen Roboters, eine Revolte in der Bevölkerung auszulösen.

                                                    Kritik: Lange auf meiner Liste, immer wieder aufgeschoben und nun endlich nachgeholt: Der gesellschaftskritische Stummfilm-Klassiker von Fritz Lang aus dem Jahr 1927. Ich muss sagen, visuell macht der Film einiges her. Die Sets, die Miniaturen sowie die gigantische Inszenierung sind für den über 90 Jahre alten Schinken äußerst beeindruckend. Auch das Orchester verstärkt den pompösen Eindruck und spielt eigentlich den ganzen Film lang durch. Interessant ist, dass einige Teile vom Film lange als verschollen galten und erst über die Jahre immer wieder Material gefunden wurde. Heute ist der Film fast vollständig wiederhergestellt.

                                                    Aus heutiger Sicht sind die Figuren Klischeerollen schlecht hin, das würde dem Film aber nicht gerecht werden, damals war das Kino ja noch jung. Viele typische Elemente lassen sich in späteren filmischen Werken wiederfinden: Ein verrückter Erfinder (Frankenstein), eine riesige Metropole (Blade Runner), ein Mädchen, welches durch einen dunklen Korridor verfolgt wird (fast jeder Horrorfilm), ein Finale auf einem Dach / hohem Gebäude (King Kong) usw. Durch den deutschen Expressionismus wirken viele Darstellungen natürlich etwas überspitzt, was allerdings auch Sinn bei dieser Darstellungsform ist.

                                                    Der Film ist in den ersten 30 – 40 Minuten recht spannend und punktet mit toller Visualität und einfachen aber effizienten Figuren. Danach zieht er sich für mein Empfinden aber doch ziemlich und mit einer Laufzeit von knappen 2 ½ Stunden benötigt man schon gehörig Sitzfleisch. Die Gesellschaftskritik ist stark an marxistischen Vorstellungen angelehnt und für meinen Geschmack etwas plakativ dargestellt. Es lassen sich außerdem recht viele biblische Elemente (Turm von Babel, Marienverehrung, Todsünden) finden.

                                                    Fazit: Visuell ambitioniertes deutsches Stummfilm-Epos, das allein für seine filmhistorische Relevanz und marxistischer Klassenkritik schon einen Blick wert ist. Wer sich filmisch etwas bilden will, kein Problem mit plakativer und bemühter Botschaftsvermittlung hat und einiges an Geduld mitbringt, der kann hier eine steinalte Perle entdecken. Besonders beeindruckt war ich (abgesehen von der technischen Umsetzung) aber nicht.

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