christoph.fuchs - Kommentare

Alle Kommentare von christoph.fuchs

  • 9
    christoph.fuchs 22.02.2019, 17:40 Geändert 03.03.2019, 15:58

    Story: Der junge und ehrgeizige Jordan Belfort beginnt Mitte der 1980er als Broker seine Karriere an der Wall Street und gründet bald darauf sein eigenes Aktienunternehmen Stratton Oakmont. Als der charismatische Belfort zusammen mit seinem Freund und Kollegen Donnie Azoff immer erfolgreicher und reicher wird, versinkt er gleichzeitig in einem Sumpf aus Drogen und Sex. Während der Multimillionär immer wildere Partys feiert und auch durch seine Firma ein hemmungsloser Sturm aus aggressiven Verkaufsgesprächen, Drogenfeten und wilden Orgien fegt, ist ihm der FBI-Agent Patrick Denham auf den Fersen, da viele seiner Geschäfte nicht ganz legal zu sein scheinen.

    Kritik: Ich hatte den Film bei seinem Release im Kino nicht beachtet, da ich von der Lauflänge etwas abgeschreckt war. Ein Fehler wie sich herausstellen sollte. Als ich den Streifen dann nachholte hatte ich ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Er ist einer meiner Lieblinge geworden. Für eine Biografie über einen ehemaligen Börsenmakler ist „The Wolf of Wall Street“ herrlich abgedreht. Es ist anzuzweifeln ob alles was man hier sieht so wirklich passiert ist, aber das stört einen kaum. Dafür ist der 3 Stunden lange Film viel zu unterhaltsam. Martin Scorcese liefert hier ein zynisches, witziges und gnadenloses Biopic ab, in dem nichts zu überdreht ist. Technisch ist der Streifen natürlich auf höchstem Niveau, was anderes wird von Scorcese auch nicht erwartet. Die Kamera, geführt von Rodrigo Prieto (8 Mile, Brokeback Mountain, Argo), ist immer da wo sie sein soll und fängt die kleinen und großen Momente immer perfekt ein. Der Fokus wird dabei voll und ganz auf Dekadenz, Reichtum und Aggressivität gelegt. Dabei sorgen die heitere Musik und die warmen Farben für ein angenehmes und leichtes Gefühl. Man scheint mit den reichen, wilden und beschwipsten Stratton Oakmont-Mitarbeitern mit zu schweben, während Jordan Belforts Ansprachen einen immer weiter motivieren.

    Leonardo DiCaprio spielt Jordan Belfort meisterhaft und mit einer unerreichten Dekadenz und Selbstsicherheit. Er lässt allerdings auch durchblicken, dass die Drogen und die Frauen ihn kontrollieren und nicht umgekehrt. In solchen Momenten wirkt er dann fast schon schwach und sogar etwas mitleiderregend, doch sobald er die Firma betritt wandelt er sich wieder zum energiegeladenen Verkaufs-Guru. Öfter spricht er sogar direkt zum Zuschauer, was für eine starke Verbindung durch den Bildschirm sorgt. Jonah Hill spielt Belforts Freund und Kollegen hervorragend exzentrisch, infantil und verrückt. Die Oscar-Nominierung ist eindeutig gerechtfertigt. Als Kontrast zu den abgedrehten Aktienhändlern tritt dann noch Kyle Chandler als bodenständiger FBI-Ermittler Patrick Denham auf. Um kurz auf die anderen vielen, teils sehr abgedrehten, Nebenrollen zu kommen: Von den unzähligen Darstellern, unter anderem Margot Robbie, Matthew McConaughey, P.J. Byrne, Christin Milioti, Jean Dujardin, usw., machen alle ihre Sache sehr gut und man würde fast jedem noch mehr Screentime wünschen.

    Der Film zieht sich für seine 3 Stunden Laufzeit zu keiner Zeit und mir wurde nie langweilig. Es werden etwa 10 Jahre im Leben des Jordan Belfort gezeigt und dabei passiert immer etwas. Man springt aber nicht nur stupide von Party zu Party, sondern lässt den Figuren auch Raum zum Entfalten und man spürt wie sie immer mehr korrumpieren. Der Fokus liegt allerdings immer auf Jordan Belfort, was verständlich ist, da die Buchvorlage ja auch aus dessen Sicht ist. Der Film verliert sich manchmal richtig in seinen Orgien, doch das ist dann auch stimmig, schließlich verliert sich Belforts selbst immer mehr in seinen Exzessen und in seinem Geld. Dabei wird allerdings mehr zelebriert als kritisiert und nur im letzten Drittel scheint der Film mit einigen tragischen Szenen auf, als der Abstieg von Belfort einsetzt. Hier wird dann auch klar, dass nichts ohne Konsequenzen bleibt.

    Fazit: Eine grandiose, wilde und exzessive Biografie, welche man wohl am besten als filmgewordene, triebgesteuerte Dekadenz beschreiben kann. Es wird zwar mit Kritik an der Aktienwelt gespart, hier und da etwas übertrieben und vieles dürfte nicht so ganz der Realität entsprechen, dafür schafft es der Film aber 3 ganze Stunden lang pausenlos zu unterhalten, während die genialen Schauspieler und die außerordentlich gelungene technische Umsetzung für einen zynischen Filmgenuss auf höchstem Niveau sorgen.

    1
    • 6
      christoph.fuchs 20.02.2019, 12:52 Geändert 20.02.2019, 12:55

      Story: Die futuristische Stadt Metropolis ist von einer strikten Zweiklassengesellschaft geprägt: Die Arbeiterklasse schuftet erbittert im unteren Teil der gigantischen Stadt, während die reiche Oberklasse in den Wolkenkratzern ihr Leben genießt. Freder, Sohn vom mächtigen Mogul Joh Fredersen, verliebt sich in die schöne Maria, die im unteren Teil der Stadt für Klassenlosigkeit und Zusammenhalt predigt. Währenddessen plant der frustrierte Erfinder Rotwang mittels eines Maria-ähnlichen Roboters, eine Revolte in der Bevölkerung auszulösen.

      Kritik: Lange auf meiner Liste, immer wieder aufgeschoben und nun endlich nachgeholt: Der gesellschaftskritische Stummfilm-Klassiker von Fritz Lang aus dem Jahr 1927. Ich muss sagen, visuell macht der Film einiges her. Die Sets, die Miniaturen sowie die gigantische Inszenierung sind für den über 90 Jahre alten Schinken äußerst beeindruckend. Auch das Orchester verstärkt den pompösen Eindruck und spielt eigentlich den ganzen Film lang durch. Interessant ist, dass einige Teile vom Film lange als verschollen galten und erst über die Jahre immer wieder Material gefunden wurde. Heute ist der Film fast vollständig wiederhergestellt.

      Aus heutiger Sicht sind die Figuren Klischeerollen schlecht hin, das würde dem Film aber nicht gerecht werden, damals war das Kino ja noch jung. Viele typische Elemente lassen sich in späteren filmischen Werken wiederfinden: Ein verrückter Erfinder (Frankenstein), eine riesige Metropole (Blade Runner), ein Mädchen, welches durch einen dunklen Korridor verfolgt wird (fast jeder Horrorfilm), ein Finale auf einem Dach / hohem Gebäude (King Kong) usw. Durch den deutschen Expressionismus wirken viele Darstellungen natürlich etwas überspitzt, was allerdings auch Sinn bei dieser Darstellungsform ist.

      Der Film ist in den ersten 30 – 40 Minuten recht spannend und punktet mit toller Visualität und einfachen aber effizienten Figuren. Danach zieht er sich für mein Empfinden aber doch ziemlich und mit einer Laufzeit von knappen 2 ½ Stunden benötigt man schon gehörig Sitzfleisch. Die Gesellschaftskritik ist stark an marxistischen Vorstellungen angelehnt und für meinen Geschmack etwas plakativ dargestellt. Es lassen sich außerdem recht viele biblische Elemente (Turm von Babel, Marienverehrung, Todsünden) finden.

      Fazit: Visuell ambitioniertes deutsches Stummfilm-Epos, das allein für seine filmhistorische Relevanz und marxistischer Klassenkritik schon einen Blick wert ist. Wer sich filmisch etwas bilden will, kein Problem mit plakativer und bemühter Botschaftsvermittlung hat und einiges an Geduld mitbringt, der kann hier eine steinalte Perle entdecken. Besonders beeindruckt war ich (abgesehen von der technischen Umsetzung) aber nicht.

      1
      • 6 .5
        christoph.fuchs 12.02.2019, 13:01 Geändert 17.02.2019, 01:07

        Story: Im Jahr 1945 wird das Herz eines künstlich geschaffenen Lebewesens nach Hiroshima verschifft, ehe es jedoch untersucht werden kann, wird die Atombombe abgeworfen. Einige Jahre später wird ein merkwürdiger entstellter Junge, der sich von Tieren ernährt, von Dr. James Bowen und seinen Assistenten Dr. Ken'ichirou Kawaji und Dr. Sueko Togami entdeckt. Er wächst schnell zu übermenschlicher Größe heran und bricht schließlich aus seiner Zelle aus. Währenddessen kommt es immer wieder zu mysteriösen Angriffen auf japanische Ortschaften, die von Erdbeben begleitet sind…

        Kritik: Einer der besten Kaiju-Eiga von Ishiro Honda aus den 1960ern. Dieser Film war im deutschen Sprachraum so erfolgreich, dass anschließend viele Japan-Monster-Filme im deutschen Verleih einen „Frankenstein“ in den Titel verpasst bekamen, obwohl sie nichts mit der Figur gemein hatten. Als Frankenstein wird im Film aber das Monster bezeichnet und nicht der namensgebende Forscher. Man orientiert sich sowieso nur vage an der berühmten Vorlage. Der Film ist ein düsterer Vertreter des Genres und hat mit seinem Handlungsort Hiroshima den direktesten Bezug zu den Atombombenabwürfen. Akira Ifukubes Musik ist natürlich wieder einmal auf höchstem Niveau und verleiht dem eigentlich lächerlichen Szenario einiges an Seriosität.

        Viel Symbolik trifft auf angemessene Charakterentwicklung und eine unterhaltsame Erzählstruktur. Die Miniaturen dürften zu den besten zählen, die jemals auf japanischem Film gebannt worden sind und auch die Action ist gelungen. Die Effekte und das Monsterdesign sind dem Alter des Filmes entsprechend und für damalige japanische Verhältnisse gut. Trotz des Fokus auf Frankenstein selbst, taucht auch ein anderes Monster im Film auf, welches aber etwas unspannend angeteasert wird. Der Kampf am Ende ist aber für Genre-Verhältnisse gelungen und abwechslungsreich inszeniert, obwohl die Hektik etwas stören kann. Das Ende wirkt dann aber sehr willkürlich und verpasst dem Ganzen dann einen Dämpfer.

        Fazit: Würdiger Vertreter des japanischen Kaiju-Genres aus den 60ern, der mit beeindruckenden Miniaturen, einer soliden Geschichte und unterhaltsamer Inszenierung überzeugt. Dem lächerlichen Geschehen wird dabei von der grandiosen Musik und der gelungenen Symbolik eine angemessene Seriosität verliehen, die dann auch das willkürliche Ende etwas entschuldigt. Realismus darf man aber keinen erwarten.

        1
        • 8
          christoph.fuchs 27.01.2019, 20:59 Geändert 17.02.2019, 01:09

          Story: Nachdem Adonis Creed mithilfe seines alten Trainers und engen Freundes Rocky Balboa Schwergewichtsweltmeister im Boxen wird, beschließt er seiner Freundin Bianca einen Heiratsantrag zu machen. Währenddessen in der Ukraine: Ivan Drago, welcher Adonis´ Vater im Ring getötet hat, bereitet seinen Sohn Viktor darauf vor gegen Adonis zu kämpfen, um den Ruhm seiner Familie wiederherzustellen. Dadurch entsteht ein Streit mit Rocky und Adonis beschließt es ohne die Hilfe seines Freundes mit dem harten Hünen aufzunehmen…

          Kritik: Tja, was soll ich sagen? Die Rocky-Reihe ist die einzige, bei der mich kein Film jemals enttäuscht hat und das änderte sich auch bei diesem hier nicht. Die Stimmung ist etwas bedrückender als beim Vorgänger, zu mal sich Adonis nicht nur einem unfassbar harten Gegner stellen muss, sondern ihm auch privat so einiges an Herausforderungen erwartet. Dabei lockert der Streifen aber durch regelmäßigen, wohldosierten Humor die Stimmung gekonnt auf, hält sich damit aber auch in emotional-aufgeladenen Momenten zurück. Die musikalische Untermalung entfernt sich noch etwas weiter von den klassischen Rocky-Themen und fokussiert sich jetzt noch mehr auf Hip-Hop, aber das passt zum Szenario und hilft „Creed 2“ seine Eigenständigkeit zu wahren.

          Adonis entwickelt sich weiter. Er ist zwar immer noch aufbrausend und etwas zu sehr auf sich selbst fokussiert, bemüht sich aber mehr denn je Verantwortung zu übernehmen. Besonders in den Szenen mit Bianca geht der Charakter so richtig auf. Tessa Thompson verkörpert Bianca außerdem wahnsinnig glaubhaft und sie steigert sich noch einmal so richtig im Vergleich zum Vorgänger. Sylvester Stallone bleibt mehr im Hintergrund als bei „Creed“ und das passt. Seine Geschichte ist im Grunde komplett auserzählt, somit ist seine Performance eine würdevolle Fackelübergabe an die nächste Generation. Dolph Lundgren kehrt als Ivan Drago zurück und verleiht dem ehemaligen sowjetischen Monster nun endlich eine Portion Menschlichkeit. Er ist von der Niederlage gegen Rocky gekränkt, verlor neben seiner Ehre auch noch seine Frau. Nur sein Sohn Viktor ist ihm geblieben, welchen er zunächst als Werkzeug für ein potenzielles Comeback betrachtet. Viktor wird ganz solide von Florian Munteanu verkörpert, kann jedoch neben seinen beachtlichen Muskeln nur in den wenigen Szenen mit seinem Vater etwas Tiefe bieten. Hier hätten noch 1 – 2 Szenen für mehr Charakterentwicklung sorgen können, das hätte dann aber natürlich die Laufzeit etwas gestreckt.

          Der Film startet etwas mittelmäßig, fängt sich aber nach 20 Minuten und fühlt sich dabei wunderbar eigenständig an. Als Fan der Reihe fühlt man sich aber durch die bekannten Charaktere und die Referenzen an die älteren Teile nie fremd. Die Kämpfe sind zwar nicht ganz auf dem technischen Niveau des Vorgängers, aber dennoch äußerst gelungen und stahlhart wie noch nie zuvor. Man hat richtig Angst um Adonis und ich konnte die Schläge beinahe im Kinosessel spüren. Zunächst muss man sich allerdings an die neue bzw. alte Synchronstimme von Stallone gewöhnen. Dieser wird nämlich nicht mehr von Thomas Danneberg gesprochen, sondern von Jürgen Prochnow, welcher ihm schon bei Rocky 1 und 2 seine Stimme geliehen hat. Allerdings sei gesagt, dass der Film bis auf wenige Ausnahmen nur selten überraschend ist. Die altbekannte Rocky-Formel wird hier in aller Pracht serviert, das aber überzeugend und atmosphärisch.

          Fazit: Gelungene Fortsetzung der Boxer-Saga, die mit Gefühl, einem eigenständigen Charakter und harter Inszenierung der Kämpfe überzeugt und wohl endgültig eine verdiente Fackelübergabe von Rocky an Adonis darstellt. Es erwartet einen zwar wenig Neues und die Vater-Sohn Beziehung der Antagonisten ist trotz guter Performance etwas zu knapp bemessen, aber größtenteils ist der Film, auch dank der soliden Verbindung zu seinen Vorgängern, ein wunderbares Sportdrama.

          1
          • 9
            christoph.fuchs 27.01.2019, 18:51 Geändert 27.01.2019, 20:04

            Story: Adonis „Donnie“ Johnson, unehelicher Sohn des verstorbenen und ehemaligen Schwergewichtsweltmeisters Apollo Creed, wird von dessen Witwe aus einem Heim geholt. Als erwachsener Mann gibt er gegen den Willen seiner Adoptivmutter seinen guten Bürojob in Los Angelos auf, um genau wie sein Vater Profiboxer zu werden. Dazu zieht er nach Philadelphia, da hier der ehemalige Boxweltmeister und Freund seines Vaters Rocky Balboa lebt. Während er versucht Rocky von seinen Plänen zu überzeugen lernt er außerdem die Sängerin Bianca kennen.

            Kritik: Creed gehört eindeutig zu den besten Filmen der Boxer-Saga und besticht wie schon seine Vorgänger durch eine gelungene Mischung aus Muskeln und Gefühl. Das klassische Szenario wird dabei wunderbar in die Moderne weitergetragen. Ludwig Göransson überträgt diesen Wandel gelungen mit seiner Musik, in dem er klassische Rocky-Motive mit Hip-Hop-Elementen mixt. Im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen ist die Atmosphäre hier nicht trist, aber auch nicht übermäßig heiter. Sie ist eigentlich recht neutral und erhält eigentlich nur durch die Emotionen der Charaktere hier und da eine gewisse Schwere bzw. Leichtigkeit. Regisseur Ryan Coogler schafft es die Charaktere und die Geschichte glaubhaft und bodenständig zu inszenieren, ohne dabei an Relevanz einzubüßen.

            Michael B. Jordan als Adonis braucht ein wenig um sympathisch zu werden, zumal er anfangs sehr auf sich fokussiert ist und ein beachtliches Temperament besitz. Mit der Zeit bin ich aber mit seiner ungestümen Art warmgeworden und seine Physis ist schon sehr beeindruckend. Die Chemie mit Tessa Thompson (als Bianca) ist sehr gut und sie wirken in ihren Szenen sehr authentisch. So sieht ein Kennenlernen auch in der Realität aus. Sylvester Stallone stiehlt aber allen die Show, in dem er seine Figur Rocky auf eine neue Ebene verkörpert. War er in Teil 6 noch ein merklich gealterter Kämpfer so ist er hier definitiv zum erfahrenen Mentor geworden. Er übernimmt die Vaterrolle für Adonis und verbindet ihn somit mit seinem Vater. Er ist aber nicht nur Beiwerk, denn auch er muss einen ganz besonderen Kampf bestreiten… Als Antagonist haben wir… ähh… nun ja… niemand wirklich relevantes. Somit haben wir auch schon die größte Schwäche des Filmes: der Antagonist. Da die Geschichte auf Adonis fokussiert ist und diese sehr dicht ist, hatten die Macher nun wohl zu wenig Raum für eine angemessene Antagonistenentwicklung. Im Endeffekt ist Light Heavyweight Champion „Pretty“ Ricky Conlan ein blasser 08/15 Schläger von der Stange, der nur wegen Donnies Namen gegen ihn boxt. Also eigentlich wie Apollo im Original, nur komplett ohne Charakter.

            Der Film hat ein angenehmes Tempo. Für die ruhigen Szenen nimmt man sich sehr viel Zeit und lässt die Figuren gut entfalten. Die Boxkämpfe sind schnell, hart und wahnsinnig gut inszeniert. Am meisten beeindruckt natürlich der Kampf gegen Leo „The Lion“ Sporino, der einige Minuten ohne ersichtlichen Schnitt auskommt. Die Kamera folgt dabei dynamisch den Bewegungen der Sportler und lässt uns so quasi mit im Ring stehen (z. B. bei Donnies Kampf gegen Danny "Stuntman" Wheeler). Hier hebt sich der Film sogar von seinen Vorgängern ab. Der Endkampf kann da zwar nicht ganz mithalten, hat aber auch einige nette Momente und erinnert an die Torturen die Rocky in seinen Kämpfen durchmachen musste.

            Fazit: „Creed“ ist eine exzellente Fortsetzung der Rocky-Saga und gleichzeitig ein frischer und moderner Ansatz im Bereich Sportdrama, der mit genialer technischer Inszenierung sowie viel Gefühl aufscheint und in Sachen Choreografie sogar seine Vorgänger übertrifft. Die bodenständigen Charaktere sind, bis auf den blassen Antagonisten, einprägsam und authentisch, wobei Stallone hier beeindruckend hervorsticht. Definitiv einer der besten Filme der Reihe, da man hier eines besonders merkt: Die Macher waren mit Herz dabei.

            4
            • 8 .5
              christoph.fuchs 18.01.2019, 14:15 Geändert 18.01.2019, 21:26

              Story: Mysteriöse Eruptionen in der Bucht von Tokyo lassen auf ein gigantisches Lebewesen schließen. Die japanische Regierung sieht sich angesichts dieser drohenden Gefahr in ihrer Bürokratie gelähmt, doch der junge und ambitionierte Kabinettssekretär Yaguchi arbeitet bereits an einer Lösung. Aber die Zeit drängt, denn das Monster, dem der Name Godzilla gegeben wird, verändert sich und wächst rasend schnell…

              Kritik: Über 60 Jahre nach seinem ersten Auftritt kehrt der japanische Godzilla nach über 10 Jahren Pause wieder zurück. Und das mehr als gelungen. Die Effekte stammen von Shinji Higuchi und sind interessant. Ursprünglich wollte man Godzilla mit einer Mischung aus praktischen und digitalen Effekten darstellen, letztendlich darf man den König der Monster aber lediglich als CGI-Modell bewundern, wobei die japanischen Effekte nicht immer ganz mit Hollywood mithalten können. Immerhin wurde darauf geachtet, ihn trotzdem etwas wie ein Kostüm wirken zu lassen. Netter Fanservice, aber etwas zu Kosten des Realismus. Das Design ist das bis dato schaurigste unter allen Godzilla-Filmen: Eine grimmige, von nadelartigen Zähnen gezierte Fratze kombiniert mit einem skelettähnlichen, furchendurchzogenen Körper. Manche kritisieren das Design als lachhaft, mir gefällt es aber, trotz merkwürdiger Fischaugen. Untermalt wird der ganze Spaß mit einer Mischung aus neuen Musikthemen und den Klassikern von Ifukube. So würdigt man alte Traditionen und entwickelt sich trotzdem weiter.

              Godzilla wirkt hier nicht wie ein um sich schlagendes Tier, sondern wie ein unaufhaltsamer, lebendiger Turm, der wie eine Walze über alles hinwegrollt. Ein schöner Kontrast zu anderen Darstellungen. Er wirkt hier immer sehr gewaltig und die Zerstörungsszenen sind sehr eindrucksvoll, wobei Godzilla sogar ganz neue Fähigkeiten aufzeigen darf, die viele Fans durchaus überraschen werden. Auf der menschlichen Seite schwächelt der Film etwas. Um ehrlich zu sein fällt es schwer Bezugspunkte zu den ganzen Bürokraten und Politkern zu finden. Neben dem Idealpolitiker Yaguchi und der frechen Miss Patterson sind die Figuren viel zu steif und leidenschaftslos. Die Dialoge sind sehr flott, mit Infos vollgepackt und seltener auch mit einem trockenen Kommentar versehen. Ein sehr eigenwilliger Erzählstil, an dem man sich gewöhnen muss.

              Kindische Spielerein wie aus den alten Filmen der 1960er und 70er sowie überladene Monsterschlachten sucht man vergebens. Der Film ist sehr darauf bedacht Godzilla in ein reales Katastrophenszenario einzubetten, gemischt mit sehr viel politischer Kritik, die vor allem an die japanische Regierung gerichtet ist. Diese hat es nämlich versäumt beim Tōhoku-Erdbeben 2011 rasche Maßnahmen zu ergreifen. Durch die überkochenden sozialen Netzwerke, sowie wirtschaftlicher Sorgen der Minister wirkt die Inszenierung sehr glaubhaft. Die starke politische Note des Monsterfilms ist allerdings auch der Punkt, an dem sich die Geister scheiden werden. Mir hat die Präsentation aus der Sicht von Politikern und Beamten durchaus gefallen, da so endlich etwas Niveau in ein Genre gebracht wird, welches sich meist durch stumpfe Zerstörungsorgien und halbherzig ausgearbeitete Storyelemente auszeichnet. Allerdings benötigt man auch etwas Sitzfleisch, wenn man den langen Meetings und den Diskussionen über Handlungsbefugnissen aufmerksam folgen will. Dieser Stil ist wohl dem Regisseur Hideaki Anno geschuldet, der so ähnlich auch seine berühmte Animeserie „Neon Genesis Evangelion“ inszeniert hat.

              Fazit: Shin Godzilla ist ein niveauvoller und gewagter Kaiju-Eiga, der mit gelungener Kritik an der japanischen Katastrophenpolitik, einer realistischen Inszenierung und kreativer Würdigung seiner Tradition punktet. Zudem beleuchtet der Film gut, welche gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Folgen so eine Katastrophe haben kann. Die steifen bürokratischen Figuren und der eigenwillige, trockene und stark auf Politik getrimmte Stil dürften aber nicht für jeden etwas sein.

              • 5
                christoph.fuchs 06.01.2019, 00:34 Geändert 06.01.2019, 00:37
                über Aquaman

                Story: Der menschliche Leuchtturmwärter Tom Curry verliebt sich in Atlanna, Prinzessin von Atlantis, und zeugt mit ihr einen Sohn: Arthur. Dieser wächst allein bei seinem Vater auf während sein Halbbruder Orm versucht die Königreiche der Meere gegen die Menschen aufzuhetzen, um so einen Krieg zu provozieren. Dabei wird er von „Black Manta“, einem rachedurstigen Piraten unterstützt, während seine Verlobte Mera daran glaubt, dass nur Arthur einen Krieg zwischen Menschen und Meeresbewohnern verhindern kann.

                Kritik: Abgesehen von ein paar netten Einfällen, einem sympathischen Jason Momoa in der Hauptrolle und farbenprächtiger Optik fehlt dem üppigen Film einfach zu vieles, um zu überzeugen. Die Story als vorhersehbar zu beschreiben, wäre eine gewaltige Untertreibung. Sie läuft nach einem schon tausendfach gesichteten Muster ab, das regelmäßig durch eine CGI-durchzogene Actionsequenz unterbrochen werden muss, nur um dann wieder genau gleich formelhaft weiterzuplätschern. Von den Charakteren entwickelt sich niemand wirklich weiter und viele Dialoge sind eine Frechheit. Immerhin werden sie ständig von Explosionen unterbrochen, damit man nicht zu lange mit den Augen rollen muss. Einzig die interessante Gestaltung der Unterwasserwelt (die praktisch gebauten Sets sind dabei die Highlights), deren Kultur und Lebewesen sowie die immens gelungene Farbkorrektur retten das Seherlebnis, während Jason Momoa allein die Sympathien der Zuschauer stemmen muss. Sogar große Namen wie Amber Heard, Willem Dafoe, Patrick Wilson, Dolph Lundgren und Nicole Kidman können in ihren schlecht geschriebenen Rollen nicht glänzen.

                Fazit: Eine CGI-überladene Superhelden-Origins-Geschichte, welche in ihrer Gestaltung, dem Design und der Farbgebung zwar schön für das Auge ist, mehr aber nicht. Der geniale Cast wird fast komplett verheizt, die Dialoge sind stellenweise grauenhaft, pathetisch und kitschig und die Story verläuft äußerst formelhaft und schmerzlich vorhersehbar. Nur die kreative Gestaltung der Meereskönigreiche, teils gelungene Gags sowie ein sympathischer Jason Momoa retten den Film einigermaßen.

                4
                • 7 .5
                  christoph.fuchs 09.12.2018, 15:10 Geändert 16.12.2018, 10:46

                  Story: Rocky Balboas guter Freund und ehemaliger Weltmeister Apollo Creed besteht darauf, an seiner Stelle gegen den riesigen und wortkargen Ivan Drago zu boxen, um endlich mal wieder im Ring stehen zu können. Doch der Schaukampf gegen den Russen endet fatal, woraufhin Rocky gegen den Willen seiner Frau Adrian beschließt, Drago in Moskau gegenüber zu treten. Er reist gemeinsam mit Paulie in das eisige Sibirien, um in einem harten Training mit „Duke“ Evers, Apollos ehemaligen Mentor, alles aus sich herauszuholen.

                  Kritik: Wenn es einen Film gibt, der sinnbildlich für die 80er steht, dann ist es dieser. Man hat muskelbepackte Figuren, fetzige Synth-Rock Musik und den Kalten Krieg. Auch wenn Rocky 4 zeitweise ins Lächerliche rutschen kann (Roboter für Paulie?), so ist er doch einer der unterhaltsamsten Filme, die ich kenne. Die Stimmung ist ähnlich wie beim Vorgänger, aber hier überholt das Testosteron die Dramatik um ein ganzes Stück. Der Unterhaltungswert ist unbestreitbar, aber das Herz hat alle Rocky-Filme bis jetzt ausgemacht. Sogar tragische Elemente (ja sogar Rocky 4 hat davon ein paar sehr intensive) werden fast schon überstilisiert und verlieren dadurch etwas an Gewicht.

                  Rocky bleibt hier zum ersten Mal in seiner Entwicklung stehen. Das ist auch nicht verwunderlich bei vier Teilen bisher, aber er agiert teilweise recht untypisch für seinen Charakter. Seine Frau Adrian ist wieder mal eine Mischung aus Stimme der Vernunft und Motivation für Rocky. Besonders herausgearbeitet wird hier nichts. Auch Paulie ist wie immer, das soll aber eher im positiven gemeint sein. Ein wahrer Showstealer ist der Antagonist Ivan Drago. Groß, unglaublich stark, kalt und ernst. Genau so muss das Sinnbild der USA für die Sowjetunion ausgesehen haben, welche zur Zeit des Filmes tief in der Reagon-Ära gesteckt hat. Dabei ist er ein starker Kontrast zu dem Showman Apollo und dem aggressiven Clubber Lang. Tony Burton als Trainer „Duke“ löst Mickey eigentlich ganz passabel als Rockys Trainer ab, wobei bei ihm die emotionale Bindung nur indirekt über Apollo gegeben ist. Apropos Apollo: Carl Weathers gibt hier noch mal alles was er hat und brachte mich nicht nur zum Lachen, sondern auch fast zum Weinen. Top Leistung.

                  Am Anfang verspricht der Film dem Zuschauer bereits ein Spektakel: Zwei Boxhandschuhe in den Farben der USA und der Sowjetunion treffen aufeinander und explodieren. Total Over-the-Top, aber amüsant zum Anschauen. Dann sehen wir etwas, was wir während dem Film noch reichlich zu sehen bekommen werden: eine Montage. Fast ein Drittel (!) des Filmes besteht aus Montagen, seien sie über Emotionen oder das Training, was natürlich sehr gewöhnungsbedürftig ist. Im Gegensatz zu Teil 3, wo sich Herz und Testosteron fast die Waage hielten, überwiegt in Teil 4 eindeutig letzteres. Die wenigen Szenen, die sich auf die Charaktere und deren Dramatik konzentrieren funktionieren aber sehr gut, wahrscheinlich, da der Grundstein hierfür drei Filme lang gelegt worden ist. Kritik am Kalten Krieg bekommt man ebenfalls nur sehr spärlich, dafür bekommt man die besten Trainingsszenen der 80er, einen fetzigen Soundtrack (Survivor!) und jede Menge Klischees unterhaltsam serviert. Der Schluss macht natürlich nur in der Welt des Drehbuchs Sinn, deshalb sollte man sich für ein paar Augenroller nicht zu Schade sein.

                  Fazit: Rocky 4 ist mit seinen Muskeln, der peppigen Musik und der Kalten Krieg Thematik ein Sinnbild des 80er Jahre US-Actionfilmes und legt seinen Fokus eindeutig auf Übertriebenheit, Testosteron und Klischees. Allerdings funktioniert das Szenario durch das emotionale Fundament der Figuren für mich recht gut, trotz des verminderten Herzblutes, durch das sich die Vorgänger ausgezeichnet haben. Eindeutig ein Guilty-Pleasure für mich.

                  1
                  • 8
                    christoph.fuchs 30.11.2018, 14:20 Geändert 12.01.2019, 17:16

                    Story: Nachdem Rocky Balboa zum neuen Weltmeister im Schwergewichtsboxen gekrönt wurde, ist sein Leben von Ruhm, Glück und Reichtum geprägt. Von seinem alten Trainer Mickey betreut, verteidigt er seinen Titel mehrmals bis ihn ein neuer temperamentvoller Boxer namens „Clubber Lang“ herausfordert. Rocky ist jedoch von seinem Erfolg „satt“ geworden und nimmt das Training nicht wirklich ernst…

                    Kritik: Obwohl dieser Teil niemals an das dramaturgische Niveau der Vorgänger rankommt ist er dennoch ein mehr als solider Streifen, da er trotz des neuen Fokus auf die Unterhaltung seine Charaktere und die Dramatik nicht vergisst. Deshalb finde ich persönlich jeden der Rocky-Filme gelungen: Sei es ein Actionspektakel mit Machoattitüde oder ein authentisches Sportlerdrama mit Herz, das Konzept ist immer gut umgesetzt. Nun aber zum Film. Schon zu Beginn fällt einem sofort der Stimmungsbruch mit den Vorgängern auf, das passt aber zur Geschichte: Rocky ist praktisch über Nacht vom armen Schlucker zum weltbekannten Superstar geworden. Das Leben ist jetzt viel glamouröser und schnelllebiger geworden und das wird durch die warmen Farben und dem „Glanzlook“ gut rübergebracht. Die Musik wird ganz klar vom Welthit „Eye of the Tiger“ dominiert, welchen sich Rocky sogar beim Workout anhört. Ansonsten ist sie, wie schon seit Teil 1, auf höchstem Niveau und im Stil der Filme motivierend und berührend.

                    Rocky erfährt hier wiedermal eine wesentliche Charakterentwicklung, zumal für ihn sein größter Traum wahr geworden ist und er seiner Frau Adrian alles geben kann was sie will. Als Zuschauer freuen wir uns für ihn, aber zeitgleich merken wir, dass er seinen Biss verliert. Rocky muss nun auch vermehrt mit Eifersucht umgehen, welche sogar von seinem Freund und Schwager Paulie direkt kommt. Adrian gerät im Vergleich zu den Vorgängern zunächst etwas in den Hintergrund, bringt dann aber die entscheidende „Motivationsschelle“ im späteren Verlauf. Eine unerwartete aber doch erfreuliche Entwicklung erhält außerdem noch Apollo Creed. Seine Beziehung zu Rocky und dessen Familie verdichtet sich und man erfährt auch einiges über seine Gefühle. Zu Burgess Merediths Performance als Mickey möchte ich nur so viel sagen: Ich hatte Tränen in den Augen. Und das im positiven Sinne. Mr.T als „Clubber“ Lang ist eigentlich ein recht typischer Antagonisten-Charakter: Aggressiv, beleidigend und eigensinnig. Allerdings wirkt er nie abgehoben, vermutlich wegen seinem Armutshintergrund, der dem von Rocky ähnelt. Man liebt es einfach ihn zu hassen.

                    Das Tempo ist von Anfang bis Ende flott, aber nie hetzend. Während man in die ersten beiden Teile richtig „hinabtauchen“ konnte, ist Teil 3 mehr wie eine unterhaltsame Wildwasserfahrt. Dabei vergisst der Film aber nie sich bei den traurigen Szenen ausreichend Zeit zu lassen. Es wechselt generell sehr angenehm zwischen Over-the-Top Unterhaltung und interessanten Charakterszenen. Ein Show-Kampf gegen Hulk Hogan folgt da schon mal auf eine Auseinandersetzung mit dem besten Freund. Es gibt zudem viel mehr Trainings- und Kampfszenen als in den Vorgängern. Die Montagen sind natürlich wie immer erste Sahne. Der finale Kampf ist dann sogar vollständig, ohne Rundenüberspringung, zu sehen, wodurch er sehr gut in Erinnerung bleibt.

                    Fazit: Der dritte Rocky bricht zwar sehr hart mit der rauen Stimmung der Vorgänger, führt seine Wurzeln aber doch gut in das neue Unterhaltungsszenario und vermittelt die klassischen Botschaften von Motivation und Willenskraft. Es werden mutige, überraschende und auch drastische Schritte bei den Charakteren gemacht und besonders in der zweiten Hälfte bilden die Figuren ein starkes menschliches Rückgrat in einem Film voller Unterhaltungswert. Trotz niedrigerem Dramatik-Niveau ein sehenswerter Sportfilm mit einer gelungenen Mischung aus Testosteron und Herz.

                    2
                    • 5
                      christoph.fuchs 02.11.2018, 11:10 Geändert 09.12.2018, 13:27

                      Story: Im Jahr 2022 regieren in den USA die „Neuen Gründerväter“ und führen eine jährlich stattfindende „Purge-Nacht“ durch, in der alle Verbrechen inklusive Mord legal sind. Sie wollen so die Armut niedrig halten, da Personen mit schlechtem sozioökonomischen Status die Nacht nur schwer überleben. James, erfolgreicher Vertreiber für Sicherheitstechnik, hat vor die Nacht sicher mit seiner Familie im geschützten Haus zu verbringen. Als die Nacht hereinbricht, lässt sein Sohn aber einen verwundeten Fremden in das Haus, unwissend was für Konsequenzen folgen werden.

                      Kritik: Eine kreative Idee, die „The Purge“ mit sich bringt, aber leider funktioniert die Umsetzung nicht wirklich. Dabei kann der Film mit einem guten Cast (Ethan Hawke, Lena Headey, etc.) sowie mit durchaus gelungener Gesellschaftskritik punkten. Allerdings reiht das Drehbuch einen erzwungenen Moment an den anderen und nimmt durch die schlechte Rollenauslegung den Darstellern viel Überzeugungskraft. Eines ist aber positiv anzumerken: Durch die gesetzliche Legitimierung der Taten wirken die Antagonisten besonders bedrohlich, vor allem Rhys Wakefield überzeugt als deren Anführer. Die Perspektive dieser Welt richtet sich allerdings viel zu stark an einen bestimmten Ort und so hindert sich der Film selbst daran, seine Welt relevant werden zu lassen. Einige aufwändig inszenierte und blutige Gewalteinlagen, kleine Twiste sowie ein spannendes Grundgefühl lassen aber dafür keine Langeweile zu.

                      Fazit: „The Purge“ beweist, dass eine kreative Idee und sozioökonomische Kritik nicht automatisch einen guten Film ausmachen. Die offensichtlich durchs Drehbuch diktierte Dramaturgie trübt den Filmgenuss merklich, da so der eigentlich gute Cast wegen den dumm geschriebenen Rollen seine Wirkung nicht entfalten kann. Nichts desto trotz, entsteht aber keine Langeweile und ein paar nette blutige Szenen retten den Film dann doch etwas.

                      • 4 .5
                        christoph.fuchs 31.10.2018, 15:36 Geändert 31.10.2018, 22:31

                        Story: Der egoistische Hedonist Frank ergattert im Orient eine mystische Box, die ihn, als er wieder in seiner Heimat ist, in eine fremde Dimension zieht, wo bizarre Wesen mit ihm grausam experimentieren. Einige Zeit später zieht sein Bruder Larry mit seiner Frau Julia in das Haus, in dem Frank einst verschwand. Als durch ein blutiges Missgeschick Frank versucht wieder vollends in seine Welt zu gelangen, wird er dabei von Julia unterstützt, da er vor einiger Zeit eine Affäre mit ihr hatte. Inzwischen kommt in Kirsty, Larrys Tochter aus erster Ehe, langsam der Verdacht auf, dass etwas nicht stimmt.

                        Zur Info: Ich habe den Roman nicht gelesen und bin generell mit den Werken Clive Barkers nicht vertraut.

                        Kritik: Kurz und schmerzlos auf den Punkt gebracht: „Hellraiser“ hat mich enttäuscht. In Erwartung einen Klassiker des Splatter-Kinos aus den 80ern zu erleben, musste ich mir eine belanglose, unlogische Beziehungsgeschichte mit dazwischen gestreuten Horroreinlagen ansehen. Nichts gegen die Darstellung einer Beziehung in einem Horrorfilm, dann aber doch bitte passend und glaubwürdig. Dabei fühlt sich die Stimmung des Filmes aber ganz passabel an: Man fühlt sich auf gelungene Art unwohl und die unheimliche, von Streichern und Glocken geprägte Musik, begleitet einen ganz gut. Auch die meisten praktischen Effekte sind beeindruckend; sie wollen aber eher bizarr-ekelig und weniger ultrarealistisch wirken. Das Design der meisten Gestalten aus der Würfeldimension ist auch außerordentlich gut gelungen. Der Stil und die Machart sind somit eigentlich nicht das Problem, sondern viel mehr die Dramaturgie.

                        Die Charaktere sind mit eines der größeren Probleme des Filmes. Unglaubwürdig und ohne Intensität werden die Rollen einfach heruntergespielt. Einzig Ashley Laurence als Kirsty bringt pepp in den Film und sorgt für eine gewisse Bindung zum Zuschauer. Sie tritt für eine Protagonistin allerdings (außer im Finale) viel zu wenig in Erscheinung. Der Fokus ist da mehr auf Clare Higgins (Alias: Julia) gerichtet, die zwar als Antagonistin gut zu hassen ist, aber sehr eindimensional rüberkommt. In ihr und Frank werden interessante Thematiken wie Begierde, Lust, Tabubruch und Egoismus angerissen, aber gar nicht intensiv behandelt. Das ist schade, da so sehr viel Potenzial verschenkt wird.

                        Apropos Lust: Am Anfang macht der Film schnell Lust auf mehr: Frank ersteht den Würfel, setzt ihn zusammen und wird von den Zenobiten (die Wesen aus der Box) in den Würfel gezogen. Doch die Lust verflog bei mir schnell: Anstatt den Film als Suche nach Frank auszurichten, dauert es nicht lange, bis er von selbst wieder in Erscheinung tritt. Der Auslöser ist dabei jedoch sehr ernüchternd. Regeln scheint der Film nicht zu brauchen, da die andere Dimension und ihre Grenze zu unserer Welt mal recht fließend und mal recht fest sind. Hier wurde nicht konsequent an dem Szenario gearbeitet. Im ersten Part werden dann hauptsächlich die Charaktere und deren Beziehungen zu einander vorgestellt, wobei das alles sehr träge inszeniert ist. Der gesamte Mittelteil ist dann trotz etwas Gewalt und kurzer Laufzeit auch recht zäh und hat nur wenig Bezug zur Mythologie, die am Anfang eingeführt wird. Öfters verliert sich der Film dabei in Ungereimtheiten und wirkt, auch dank der mauen Synchro, unglaubwürdig. Im letzten Drittel vermischt sich dann endlich die Lore mit dem Szenario und bietet dann einen gelungenen Höhepunkt, der, wegen seinen grotesken Szenen, schon Potenzial zum Verstören hat.

                        Fazit: Ein in meinen Augen überbewerteter Splatter-Horrorfilm der 80er, der sich in einer belanglosen, unglaubwürdig inszenierten Beziehung verliert, seine eigentlich interessante Mythologie kaum ausspielt und diese dann durch Ungereimtheiten mit dem Szenario verbindet. Obwohl die meisten der eher bizarr als realistischen Effekte wirklich gelungen sind und auch die Atmosphäre, besonders im letzten Drittel, stimmig ist, schwächelt der Film gerade bei den Darstellern und der Story doch gewaltig und zieht sich besonders im Mittelteil zu stark, um richtig zu überzeugen.

                        1
                        • 7
                          christoph.fuchs 30.10.2018, 22:40 Geändert 31.10.2018, 17:59

                          Story: 40 Jahre sind vergangen seit Michael Myers in einer Halloween-Nacht mehrere Menschen in Haddonfield eiskalt ermordete, bevor er gefasst und in ein Sanatorium gebracht wurde. Laurie Strode, die einzige Überlebende unter den damaligen Opfern, lebt seitdem traumatisiert und abseits von ihrer Familie. Ihre ständigen Warnungen an ihre Tochter und Enkeltochter scheinen schließlich mehr als berechtigt gewesen zu sein, als Michael im Zuge eines Gefangenentransportes entkommt.

                          Kritik: Endlich ist sie da, die langersehnte Fortsetzung meines Lieblingshorrorfilmes. Es ist zwar der elfte Teil dieser Horror-Saga, er ignoriert aber dabei die, bis auf wenige Ausnahmen, eher mauen Sequels, womit die Reihe nun entschlackt und in eine frische Richtung gelenkt wird. Der Film fängt sehr gut die herbstliche, dezente Atmosphäre der ersten beiden Halloween-Filme ein und packt sie in ein modernes Szenario. John Carpenter kehrt als Komponist zurück und liefert eine Glanzleistung ab. Klassische Themen aus dem 1978er Film sind im Original oder leicht abgeändert zu hören und auch seine neuen Stücke sind eindringlich und schaurig wie eh und je. Generell ist an der technischen Umsetzung so gut wie gar nichts auszusetzen: Die Sets, die Kamera und der Schnitt sind allesamt auf sehr hohem Niveau. Trotz der hohen Messlatte kann der Film aber nur wenig Grusel erzeugen, was wohl an der Regie des Genreneulings David Gordon Green liegt.

                          Jamie Lee Curtis kehrt zu der Rolle zurück, die sie groß gemacht hat: Laurie Strode. Diese ist aber nicht mehr das nette, unschuldige Mädchen von neben an, sondern eine alte, trinkende Einsiedlerin mit wenig Kontakt zu ihrer Familie und einem Arsenal an Schusswaffen in ihrem Haus. Diesen radikalen Wandel nimmt man der Rolle aber dank gutem Schauspiel leicht ab. James Jude Courtney überzeugt zwar als über 60 Jahre alter Michael Myers und orientiert sich bei seiner Darstellung an die ersten beiden Teile, kann aber selten deren unheimliche Präsenz einfangen. Judy Greer wirkt in ihrer Rolle als Lauries Tochter leider sehr fehlbesetzt. Sie hat zwar schon Horrorerfahrung, passt aber für mich besser zu humorvolleren Figuren. Andi Matichak als Enkeltochter Allyson rundet das Frauentrio passabel ab und auch die sonstigen Rollen sind (abgesehen von den Teenagern, die nur dazu da sind den Body-Count zu heben) ganz okay, wenn auch nicht immer ganz klug in ihrem Verhalten.

                          In der Eröffnungsszene wird Michael gleich mal von zwei faszinierten, weitgereisten Journalisten besucht, die es versäumen einmal um die quadratische Absperrung herumzugehen, um ihm ins Gesicht zu blicken. Dramaturgisch wirkt die Szene zwar so effizient, glaubhaft sieht aber anders aus. Abgesehen von der bizarren Szene am Anfang, die etwas fehl am Platz für mich wirkte, findet man ansonsten wenige Augenblicke die unpassend sind. Die erste Hälfte ist, wie schon das Original, recht langsam und führt uns in die Geschehnisse in Haddonfield und die Figuren bedacht ein.

                          In der zweiten Hälfte beschleunigt sich der Film und bietet ein paar einprägsame Highlights. Die Kills sind generell viel blutiger als im Original und orientieren sich in ihrer Gewaltdarstellung an modernere Filme, sie wirken aber, bis auf eine Ausnahme, nie untypisch für Michael. Für Fans gibt es zudem sehr viele kleine bis große Hommagen und Anspielungen auf die Reihe, die ich ganz nett finde. Bis auf einen Twist, der unerwartet aber auch unpassend kommt, ist der Handlungsverlauf größtenteils keine Überraschung. Das Finale ist zwar packend und hochspannend inszeniert, wirkt aber etwas unrund und hätte in meinen Augen entweder einen Tick offener oder eben konsequenter ausfallen können.

                          Fazit: Gelungener und an seinen Wurzeln orientierter Neustart der Halloween-Reihe, der zwar mit geringem Grusel und wenig Überraschungen, dafür aber mit einer spannenden Atmosphäre und technisch anspruchsvoller Umsetzung aufscheint. Mit gleichzeitiger Ehrung und eigenständiger Fortsetzung der Franchise, einem exzellenten stimmigen Score sowie überzeugenden Hauptdarstellern, sorgt er trotz belangloser Teenager-Nebenfiguren und kleinen Schwächen am Anfang und Ende für gute Slasher-Unterhaltung.

                          2
                          • 8
                            christoph.fuchs 29.10.2018, 15:03 Geändert 30.10.2018, 22:46

                            Story: Die junge Rocky und ihre beiden Komplizen Alex und Money sind Einbrecher aus Detroit. Sie erhalten einen Tipp, wonach sich im Haus eines blinden Veteranen eine Geldsumme von 300.000 US-Dollar befinden soll, die er als Entschädigung bekommen hatte, nachdem eine Frau versehentlich seine Tochter überfahren hatte. Diese Summe würde Rocky und ihrer kleinen Schwester endlich ein schönes Leben, abseits von ihrer tyrannischen Mutter, ermöglichen. Als der Einbruch beginnt, müssen sie allerdings schon bald feststellen, dass sie den Veteranen gewaltig unterschätzt haben.

                            Kritik: Zwei Jahre nach seinem Erscheinen habe ich den Film wegen den vielen Lobeshymnen nachgeholt und ich muss sagen: Ich wurde nicht enttäuscht; obwohl er für mich mehr Thriller als Horrorfilm ist. Am auffälligsten war für mich die von Anfang an exzellente Kameraarbeit von Pedro Luque. Er fängt jede Intensität in der Szenerie perfekt ein und lässt sich Zeit, um für Immersion zu sorgen. Das Geschehen wirkt generell wie aus dem Leben gegriffen und es wird geschickt mit den Rollenverteilungen des Genres gespielt.

                            Die Darsteller sind allesamt überzeugend, vor allem Stephen Lang als der blinde Veteran wirkt sehr authentisch und bleibt bei seiner Verkörperung schön dezent, trotz beeindruckender Physis. Alle Entscheidungen der Figuren sind zumindest nachvollziehbar und es erwartet einen auch die ein oder andere interessante Wendung. Zu den Schwachpunkten des Filmes gehört die sehr minimalistische Handlung, sowie die teils fragwürdigen und erzwungen wirkenden Metaphern und Hintergrundinfos (Stichwort: Marienkäfer und Mutter der Hauptperson). Von der simplen Idee aber mal abgesehen, glänzt die handwerkliche Umsetzung des Streifens ungemein und Spannung ist immer präsent.

                            Fazit: Handwerklich exzellenter Home-Invasion-Thriller, der mit dem klassischen Szenario spielt und durch immersive Optik sowie guten Darstellern überzeugt. Obwohl ein paar Elemente erzwungen und uninspiriert wirken und der Film handlungstechnisch sehr simpel ausgelegt ist, ein spannendes Seherlebnis und definitiv einen Blick wert.

                            • 5
                              christoph.fuchs 29.10.2018, 10:28 Geändert 29.10.2018, 10:28

                              Story: Auf einem Friedhof werden die Geschwister Barbra und Johnny von einem unheimlichen, blassen Mann grundlos attackiert, wobei Barbra ihren Bruder auf ihrer Flucht zurücklassen muss. Gemeinsam mit mehreren Personen, darunter der Afroamerikaner Ben und der Familienvater Harry, verbarrikadiert sie sich in einem Farmhaus, um sich von den immer mehr werdenden fleischfressenden Untoten zu verstecken. Langsam aber sicher entstehen Konflikte innerhalb der Gruppe, was das weitere Vorgehen in dieser Lage angeht.

                              Kritik: Während mir die beiden Nachfolger sehr gefallen, konnte mich George Romeros „Neuinterpretation des Zombie-Filmes“ aus dem Jahr 1968 nie überzeugen. Bis auf die gruppeninternen Konflikte, dem gelungenen Score und die zeitlose schwarz-weiß-Atmosphäre ist der gesamte Streifen merklich gealtert. Überlange Exposition, eine nervige Protagonistin, eine zu langsame Inszenierung sowie wenig überzeugende Effektarbeit haben bei mir wirklich Langeweile erzeugt. Die Gesellschaftskritik kommt hier nur beschränkt innerhalb der Gruppe zur Geltung und kann sich meiner Meinung nach erst in späteren Romeros so richtig entfalten. Trotz der historischen Relevanz des Filmes, für mich eher bescheidenen.

                              1
                              • 5 .5
                                christoph.fuchs 23.10.2018, 14:54 Geändert 24.10.2018, 07:14

                                Story: Die beiden amerikanischen Studenten David und Jack wandern im Norden Englands und werden von einem unbekannten Tier angegriffen, wobei Jack zerfetzt wird. David wird aufgrund seiner Verletzungen nach London in ein Krankenhaus gebracht, wo er die Krankenschwester Alex kennenlernt. Geplagt von Alpträumen und seltsamen Visionen erkennt er, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt.

                                Kritik: Trotz einiger wirklich gelungener Aspekte, konnte der Film mich im Endeffekt nicht vollends überzeugen. Dabei fängt er ganz vielversprechend an: Der Teil in Nordengland mit der Kneipe „Zum geschlachtete Lamm“ und die Inszenierung dieser Gegend sind äußerst gelungen. Ab dem zweiten Akt flacht dann der Film, bis auf wenige Sequenzen (Investigation des Arztes in Nordengland), ab. Der Humor zündet bei mir nicht und die Alpträume nerven ungemein und wirken etwas willkürlich gesetzt.

                                Die Darstellung des Protagonisten von David Naughton ist zweischneidig: Zwischen blass und charismatisch wechselt seine Darbietung hin und her, er agiert im Hinblick auf sein „Problem“ allerdings meistens glaubwürdig. Generell finde ich aber keine der Figuren wirklich interessant. Musikalische Willkür (bis auf „Bad Moon Rising“), eine unnötig laute Soundkulisse bei den Kills (anscheinend um auf Biegen und Brechen zu erschrecken) und hektisch geschnittene „Offscreen-Morde“ tun ihr übriges. Das Ende ist dann trotz optischer Hingucker zu kurzweilig geraten. Allerdings gleichen die meisterhaften praktischen Effekte und die 1A-Kameraarbeit die dramaturgischen Schwächen schließlich doch etwas aus.

                                Fazit: Werwolf-Klassiker aus den 80ern, der mich trotz äußerst gelungener Effektarbeit und teils einprägsamen Szenerien nur bedingt überzeugen konnte, da mir gelungene Figuren sowie eine effizientere Dramaturgie gefehlt haben.

                                1
                                • 7 .5
                                  christoph.fuchs 21.10.2018, 10:59 Geändert 25.10.2018, 16:46

                                  Story: Untote ziehen durchs Land und suchen nach Menschen, um sich von ihrem Fleisch zu ernähren. Verkehrsberichterstatter Stephen, seine schwangere Freundin Francine und zwei Beamte eines SWAT-Teams, Roger und Peter, fliehen gemeinsam im Helikopter vorm sich immer weiter ausbreitenden Chaos und landen auf dem Dach eines verlassenen Einkaufszentrums. Sie erkennen die Vorteile des Shopping-Centers und beschließen sich im Gebäudekomplex zu verbarrikadieren.

                                  Zur Info: Ich beziehe mich mit dieser Kritik an den sogenannten „Argento-Cut“.

                                  Deutung der Untoten: Für mich sind die Zombies in den Romero-Filmen generell als Gesellschaftskritik an der gierigen Ausrichtung des Menschen anzusehen. Die Menschen stumpfen innerlich ab und fressen auf der Suche nach materiellen Gütern, und gemeinsam mit gleichgesinnt-gierigen, buchstäblich die empathischen Menschen auf, die eher am Immateriellen festhalten. Dadurch versuchen sie ihren „Hunger“ zu stillen, der allerdings nie gestillt werden kann.

                                  Kritik: DER Kult-Zombie-Streifen von George Romero aus den 70ern, an dessen schrille (Blut-) Farben und Humor man sich heutzutage etwas gewöhnen muss. Nicht ganz so gut gealtert sind die Darstellung der Untoten sowie ein paar der Gewaltszenen. Die Charaktere gehören allerdings zu den am besten ausgearbeiteten im gesamten Zombie-Genre und die unterschwellige Kritik an der Konsumgesellschaft, der interessante Score von der Band „Goblin“ sowie das üppige Finale sorgen für gute Unterhaltung.

                                  • 10
                                    christoph.fuchs 20.10.2018, 22:54 Geändert 23.10.2019, 23:09

                                    Story: Das Ende der Menschheit ist in greifbarer Nähe: So gut wie jede Stadt wurde von Untoten überrannt. In einem unterirdischen Bunker in Florida haben sich Soldaten und Wissenschaftler, darunter die mutige Sarah, verschanzt, um die Untoten zu erforschen und dadurch eine Lösung zu finden. Allerdings spitzt sich die misstrauische Lage im Bunker immer weiter zu, da die Soldaten unter der Führung des gnadenlosen Captain Rhodes langsam die Geduld verlieren.

                                    Kritik: Ein mehr als gelungener Zombie-Film vom Großmeister George Romero, der aber neben seinen Gore-Effekten vor allem mit seiner Gesellschaftskritik und bedrohlichen Untergrund-Atmosphäre überzeugt. Schon zu beginn zeichnet der Film ein verwahrlostes Bild von den verlassenen Großstädten. Selbst im sonnigen Florida dominieren die tristen Grautöne, welche im Untergrund sogar noch präsenter werden. In besagtem Untergrund verbringen wir übrigens die meiste Zeit des Filmes. Es geht also deutlich düsterer zu als im bunteren Vorgängerfilm „Dawn of the Dead“ und auch die Comedy wurde zurückgeschraubt. Trotzdem lässt es sich hier und da etwas schmunzeln und die überdrehten Figuren lassen einem die Stimmung nicht zu schwer wirken. 80er-archetypisch ist die Musik mit ihren fetzigen Synthesizer-Klängen, welche die spannenden Szenen oft erst so richtig zur Geltung bringt.

                                    Lori Cardille verkörpert unsere Protagonistin Sarah, welche zwar gut geschrieben aber manchmal etwas lustlos verkörpert wird. Joseph Pilato als psychopathischer Captain Rhodes und Richard Liberty als fanatischer Dr. Logan (welcher Zombies sozialisieren will) geben mit Abstand die beste Performance ab und beherrschen jede Szene, in der sie sind. Gary Howard Klar und Ralph Marrero mimen die zwei Sidekicks von Rhodes und sind herrlich überdreht. Damit lockern sie die triste Grundstimmung satirisch auf, denn sie wirken teilweise unmenschlicher als die Untoten selbst. Während sich die Figuren im Untergrund befinden, kehren sich ihre innersten Charakterzüge also gewissermaßen nach außen. Sei es die Herrschsucht von Rhodes oder die primitiven Aggressionen und Triebe von den Soldaten. Die Entmenschlichung der Menschen trifft also in gewisser Weise auf die Vermenschlichung (durch Dr. Logan) der Untoten.

                                    Der Streifen beginnt schon mit einer düsteren Stimmung, während uns die leergefegte Oberfläche der Welt präsentiert wird. Erklärungen zu der Apokalypse spart sich der Film, lediglich eine Zeitung mit der Headline „The Dead Walk!“ wird durch die Straßen gefegt; mehr muss man allerdings sowieso nicht wissen. Allzu lange halten wir uns unter der Sonne nicht auf, schon bald geht es nämlich in den Untergrund, wo wir fast durchgängig die restliche Laufzeit verweilen werden. Ein großer Teil des Filmes wird durch Dialog und die Darstellung des gesellschaftlichen Mikro-Kosmos im Bunker abgedeckt.

                                    Untote spielen eine eher untergeordnete Rolle und dienen eigentlich nur als Zündfeuer der Konflikte unter der Erde. Wenn dann doch mal ein paar Zombies angreifen, zeigen sich dann die atemberaubenden, äußerst blutigen und kaum gealterten Effekte von Tom Savini. Während die Angriffe und die Tötungen der Untoten absolut überzeugen und sie richtig gefährlich und organisch wirken lassen, ist deren allgemeine Darstellung aber dumpf: Ausgestreckte Arme, ein grau bemaltes Gesicht und etwas albern gezogene Fratzen wirkten wahrscheinlich auch 1985 nicht gruselig. Das Finale zeigt dann ein Blutbad (oder viel mehr ein Gedärmebad) sondergleichen und entschuldigt dann auch den ein oder anderen pseudophilosophischen und pathetischen Dialog.

                                    Fazit: Ausgezeichneter Zombie-Film von Urvater George Romero, welcher ein pessimistisches Gesellschaftsbild, durchzogen von reichlich Innereien und Synthesizer-Klängen malt. Der starke Fokus auf die teils überdrehten Charaktere sowie die eher untergeordnete Rolle der schablonenhaften Untoten störten mich dabei kaum und ungeduldige Zuschauer werden dann spätestens beim Finale auf ihre Kosten kommen, welches den Wert von praktischer Effektarbeit eindrucksvoll beweist.

                                    • 6
                                      christoph.fuchs 24.09.2018, 22:29 Geändert 24.09.2018, 22:47

                                      Story: Das gesamte Team von Scharfschütze Quinn McKenna wird von einem Predator getötet, welcher auf der Erde abgestürzt ist. Als er daraufhin für verrückt erklärt wird, um den Kontakt mit dem Außerirdischen zu vertuschen, verbündet er sich mit einigen labilen Ex-Soldaten und einer Wissenschaftlerin und versucht seinen Sohn zu beschützen, welcher in den Besitz einiger Artefakte des Predators gekommen ist.

                                      Kritik: Zunächst war ich ehrlich gesagt sehr skeptisch, als ich von einem neuen Predator-Film gehört habe, allerdings wurde ich dann positiv überrascht. Meiner Meinung nach ist „Predator-Upgrade“ ganz okay, allem voran, weil er sich selbst nicht so ernst nimmt wie die anderen Teile. Der vierte Solo-Film der Reihe glänzt am meisten in seinen Actionszenen: Gut getimte Schnitte treffen hier auf comichafte Inszenierung aber mit reichlich Blut. Man spürt einen Hauch der 80er gepaart mit „Marvel-Feeling“. Manche Effekte wirken zwar wie aus einer PS4 entnommen, es ist aber im Bereich des Verschmerzbaren. Während der Humor als größtenteils unerzwungen und selbstironisch durchaus überzeugt, so driftet er fast schon zu sehr ins Infantile.

                                      Der witzige Charme des Heldenteams rettet den Spaß aber immer wieder, diesen Ex-Soldaten sind nämlich allesamt psychische Erkrankungen attestiert worden. Von Selbstmordgedanken bis Tourette ist hier vieles vorhanden. Boyd Holbrook als „Quinn“ wirkt anfangs wie ein austauschbarer 0815 Ego-Shooter-Held, mausert sich aber während des Filmes zu einer zwar eindimensionalen aber sympathischen Figur. Gemeinsam mit Trevante Rhodes als „Nebraska“ bildet er das Rückgrat der Charakterbindung zum Zuschauer (Die beiden hätten wirklich noch mehr Dialog zusammen verdient). Jacob Tremblay ist das Quotenkind und Olivia Munn die Quotenfrau. Sie spielen zwar gut, aber ihre Rollen sind trotz netter Ansätze doch zu vorhersehbar. Die restlichen Rollen sind vorwiegend mit namhaften Serienschauspielern wie Sterling K. Brown, Alfie Allen oder Keegan-Michael Key besetzt und erfüllen ihren Zweck.

                                      Der Film startet sehr flott und holprig; der Titel wird nach nur einer kurzen Sequenz eingeblendet und der Protagonist wird zunächst als austauschbarer Soldat inszeniert. Nach dem mauen ersten Akt bessert sich der Film aber und lässt seinen lockeren Charme und Ironie sprühen, um von den vielen Klischees, dem Pathos und der unoriginellen Idee abzulenken. Und… es funktioniert… meistens jedenfalls. Das Ende ist dann wie der Rest des Filmes: Vorhersehbar, aber lustig… mit Blut und Gedärm.

                                      Fazit: Vorhersehbar zu jeder Zeit, aber mit einem Augenzwinkern lässt einem der neue „Predator“ das Franchise etwas anders betrachten. Die durchgedrehten Charaktere und der selbstironische Humor gehen dabei gut Hand in Hand mit dem Gewaltgrad und der Action, während die Klischees, der Pathos und die kreativen Mängel den Film doch etwas bremsen.

                                      1
                                      • 10

                                        Story: Der junge Langhalssaurier Little Foot macht sich mit seiner Familie auf dem Weg in das fruchtbare „Große Tal“, um einer gewaltigen Dürreperiode zu entfliehen. Nach schweren Schicksalsschlägen muss er sich trotz einiger Unterschiede mit anderen jungen Saurierarten zusammentun, um den gefährlichen Raubsauriern zu entkommen und sein Ziel zu erreichen.

                                        Kritik: Bei keinem Film musste ich so viel weinen wie bei diesem. Als zentrale Themen des Filmes stehen Zusammenhalt und Trauerbewältigung im Fokus. Das Thema Rassismus bzw. Vorurteile wird dabei kindgerecht leicht angeschnitten. Dabei passt die warme aber karge Bildgestaltung gut zur eher bitteren Stimmung im Film. Ein Erzähler erklärt das Geschehene kindgerecht und einfach, das stört aber den erwachsenen Zuschauer kaum. Intensive Trauerbewältigung ist ein großes Thema und sehr untypisch für einen Kinderfilm, die ist aber packend gemacht und alle Phasen der Trauer werden detailliert durchlebt. Viele düstere Szenen mit Scharfzahn (der Antagonist), die Regisseur Don Bluth gerne dabeihätte, mussten herausgenommen werden, da Steven Spielberg diese nicht kindgerecht fand. Daher die sehr kurze Laufzeit von knapp 70 Minuten. Für die Ohren bekommt man einiges geboten; die Musik von James Horner ist nämlich atemberaubend. Egal ob kindliche Spielereien, große Dramatik oder gefühlvolle Momente, die unter die Haut gehen, die Akustik trägt all diese Momente perfekt mit.

                                        Nun zu den Charakteren: Der etwas zurückgeblieben wirkende Spike, der stotternde Petrie und die heitere Ducky sind eher für Comedy und Auflockerung da, während die sture Cera für die gruppeninternen Konflikte sorgt. Little Foot hält die Gruppe zusammen und führt sie auf ihrer Reise, wird aber von der arroganten Cera regelmäßig in Frage gestellt. Die Bindung Little Foots zu seiner Mutter ist sehr emotional und tiefgründig inszeniert und bildet die tragende Motivation für Little Foot. Der übermächtig wirkende Scharfzahn jagt die Kinder, steht aber aus meiner Sicht stellvertretend für die Angst vor dem großen und gefährlichen Leben, das die Protagonisten nach ihrer Kindheit erwartet. Nur durch ihre Gemeinschaft können sie überleben.

                                        Das Erzähltempo ist wegen der kurzen Laufzeit recht flott, allerdings wird man nie gehetzt und jede Szene wird solange gehalten, bis sie emotional wirkt. Wenn man die Aussagen des Filmes auf das echte Leben beziehen würde, kann man interpretieren, dass man die furchteinflößenden Probleme, welche auf uns Menschen zu kommen, nur durch Zusammenhalt lösen kann und zwar, in dem man Vorurteile ablegt und veraltetem Denken den Rücken kehrt. Das Große Tal kann man so zu sagen als reale Utopie interpretieren, auf die wir Menschen hinarbeiten sollten.

                                        Fazit: Höchst emotionaler und atmosphärischer Dino-Zeichentrickfilm von musikalischer und inhaltlicher Brillanz außerhalb der Disney-Schmiede. Erwachsene Themen werden kindgerecht aber bittersüß in kurzer Laufzeit präsentiert, während man die Protagonisten schnell ins Herz schließt. Die Reise ins „Große Tal“ bietet nicht nur Kindern eine wichtige Lektion in Sachen Zusammenhalt und Trauerbewältigung und ist somit ein Must-See.

                                        5
                                        • 6
                                          christoph.fuchs 20.09.2018, 18:43 Geändert 02.11.2018, 10:11

                                          Story: Die Familie Walsh zieht nach Springwood in die Elm Street und der 17-jährige Jesse wird sofort von schrecklichen Albträumen, über einen Mann mit Messerklingen an der Hand, geplagt. Zusammen mit seiner Freundin findet er Hinweise über schreckliche Ereignisse, die 5 Jahre zuvor in seinem Haus passiert sind, während der Mann mit den Messerklingen nach und nach Besitz von ihm zu ergreifen scheint.

                                          Kritik: Nightmare 2 hat den Ruf der schlechteste der Reihe zu sein. Ich kann mich dem nicht anschließen; für mich ist er nach dem Original sogar der Beste. Atmosphärisch ist er seinem Vorgänger sehr ähnlich, das Sequel hebt aber den Body-Count um einiges an. Die Effekte und die meisten Morde können sich ebenfalls sehen lassen. Bekannt ist der Film für seine homoerotischen Anspielungen; mir sind sie jedoch erst beim zweiten Sichten so richtig aufgefallen und auch dann störten sie mich nicht wirklich.

                                          Die Charaktere sind auf dem Niveau des Vorgängers, Jesse erreicht aber nicht ganz das Level von der klugen Nancy aus Teil 1. Dennoch überzeugt er mit seiner ängstlichen und labil wirkenden Performance. Robert Englund (als Freddy) kann hier seinen Charme wenig weiterentwickeln, dafür aber seinen Gänsehautfaktor: Er hat Humor, bleibt aber eher unheimlich und ist mordlustiger als sonst.

                                          Freddys Methoden funktionieren hier etwas anders als in den anderen Teilen und genau das mag ich. Statt ein Opfer nach dem anderen in den Träumen zu töten, versucht er hier die Kontrolle von jemandem in seinen Träumen zu bekommen, um durch ihn (anscheinend im Schlafwandel) Leute zu töten. Somit wird eine psychische Note hinzugefügt, da die Person somit langsam an ihrem Verstand zweifelt. Da Jesse ständig an Schlafmangel leidet, ist er oft im Halbschlaf. Deshalb verschwimmen die Grenzen zwischen Traum und Realität und somit können ein paar unlogische Momente gut dadurch entschuldigt werden. Abgesehen davon ist der Handlungsverlauf aber sehr formalhaft und eindimensional. Die Lösung am Ende des Filmes schwächelt dann genauso wie im Original.

                                          Fazit: Stimmige und solide gespielte Fortsetzung der Nightmare-Reihe, die durch ihr Abweichen von der Grundidee und die homoerotischen Anspielungen die Meinung der Zuschauer spaltet. Die psychische Note und die unterhaltsamen Morde entschuldigen die schwache Handlung und die äußerst unkreative Lösung am Ende etwas.

                                          1
                                          • 6 .5

                                            Story: Der missgestaltete Thomas wird von der psychopathischen texanischen Familie Hewitt aufgenommen, nachdem er direkt nach der Geburt ausgesetzt worden war. 30 Jahre später, im Jahre 1969, geraten vier junge Menschen in die Fänge der Hewitts, welche von dem sadistischen Charlie angeführt werden.

                                            Mich hat der Film mit seinen soliden Charakteren und deren Darstellung positiv überrascht. Besonders R. Lee Ermey weiß als Charlie zu überzeugen; er ist der eigentliche Antagonist des Filmes. Leatherface wird mehr als Opfer seiner schlechten Erziehung dargestellt. Auch der Großteil der Protagonisten war sympathisch, da habe ich doch recht mitgefiebert. Der Film weiß außerdem, dank den großartigen Effekten, mit viel Blut und Gewalt zu schocken und auch Ekel hervorzurufen. Richtigen Grusel, sowie eine sinnvolle tiefgründige Geschichte sucht man vergebens, aber die Inszenierung passt.

                                            Alles in allem ein technisch gelungener und heftiger Schockstreifen, der seinen nicht vorhandenen Anspruch und Sinn mit soliden Charakteren und überzeugender Inszenierung ausgleicht.

                                            2
                                            • 6 .5
                                              christoph.fuchs 08.08.2018, 22:45 Geändert 08.08.2018, 22:45

                                              Story: Die 11-jährige Anna zieht mit ihrem Anwalt gegen ihre Mutter (Cameron Diaz) vor Gericht, da sie nicht mehr als Knochenmark- und Organspenderin für ihre krebskranke Schwester Kate herhalten will; obwohl Anna eigentlich nur zu diesem Zweck künstlich erzeugt wurde.

                                              Das Krebs-Drama hebt sich durch seinen kreativen familiären Konflikt von anderen Vertretern des Genres ab, folgt aber generell eher bekannten Mustern. Trotz der gut rübergebrachten Emotionalität und tollen Schauspielleistung hätte ich mir etwas mehr Fokus auf die Gerichtsverhandlung gewünscht. Alles in allem aber ein gutes Drama, das die interessante Frage aufwirft, inwieweit man einen Menschen als „Ersatzteillager“ nutzen darf bzw. ob man ihn nur deshalb in die Welt setzen darf.

                                              • 10
                                                christoph.fuchs 27.07.2018, 12:57 Geändert 08.11.2019, 14:43

                                                Story: Der namenlose Protagonist führt ein an oberflächlichem Konsum orientiertes Leben, hasst seinen Beruf und leidet seit geraumer Zeit unter Schlaflosigkeit. Als auch diverse Selbsthilfegruppen nicht mehr helfen, trifft er den Primitivist Tyler Durden. Zusammen gründen sie daraufhin den „Fight Club“, in dem Männer ihren tristen Alltag vergessen können und gegeneinander kämpfen.

                                                Kritik: Fight Club ist ein ganz besonderer Film für mich. Als ich mir die DVD zulegte vermutete ich einen einfachen Prügelfilm mit guten Schauspielern; doch falsch gedacht. Fight Club ist so viel mehr und avancierte über die Jahre zu einem meiner Lieblingsfilme. Der ganze Film zeichnet sich durch eine tranceähnliche, aber dennoch nicht langsame Inszenierung aus, während uns die Stimme des Erzählers eindringlich begleitet. Visuell ist der Film sehr dunkel und wechselt zwischen intensiven Farben mit vielen Schatten und schwachen Farben mit neutraler Wirkung. Die Filmmusik ist oft sehr rhythmisch und unterstreicht auch den Trance-Faktor schön dezent. Zwischendurch darf auch mal ein wenig gelacht werden und auch die vierte Wand wird ab und zu durchbrochen. Trotz der anspruchsvollen Inszenierung ist der Film doch recht brutal und die Schlägereien wirken sehr organisch und authentisch.

                                                Unser Protagonist ist namenlos und steht so stellvertretend für den durchschnittlichen, arbeitenden Mann. Er bietet exzellentes Identifikationspotenzial, da jeder schon mal einen Job gehasst hat oder sich fragt, wofür wir eigentlich Leben/Arbeiten. Außerdem ist er perfekt von Edward Norton gespielt. Eine 1A-Performance, die höchstens noch von seiner Rolle als Derek in „American History X“ übertroffen wird. Der bekannteste Charakter im Film ist natürlich Tyler Durden, gespielt von Brad Pitt. Meiner Meinung nach wurde Pitt geboren, um diese Rolle zu spielen: Die provokante rote Lederjacke, die charismatische nihilistische Art und die vielen einprägsamen Zitate sind schon Kult geworden. Tylers Hintergrund sorgt übrigens für einen ziemlich genialen Twist. Die gleichgültige Marla Singer wird großartig von Helena Bonham Carter verkörpert und auch Jared Leto ist in einer Nebenrolle zu sehen. Schauspieltechnisch ist der Film Top.

                                                Der Film ist als Rückblende des Erzählers strukturiert und beginnt eigentlich direkt vor dem Finale, von dem der Zuschauer aber noch nichts mitbekommt. Die Story entwickelt sich nur schrittweise und ist eigentlich erst später wirklich im Fokus, doch der Film nutzt die Geschichte nur als Rahmen für die viele Metaphern und Thematiken, die er behandelt. Vorrangig geht es dabei um den Kapitalismus, Radikalisierung, Anarchismus, die Sinnfrage hinter dem System Arbeit und die Bedeutung von Männlichkeit in der Konsumgesellschaft.

                                                Tyler beschreibt seine Männergeneration dabei wie folgt: „Wir haben keinen Krieg und keine große Depression, unser Krieg ist ein spiritueller, unsere Depression ist unser Leben“. Alles wunderbar in die Handlung und die Charaktere eingebettet. Es lassen sich sogar Ansätze des Ödipus-Konfliktes in der Beziehung zwischen dem Erzähler, Tyler und Marla erkennen. Ein Fest für den interpretationsfreudigen Filmfan. Gegen Ende des Streifens rückt die psychische Verfassung des Erzählers in den Vordergrund und sorgt für einen kreativen Konflikt, der so noch nie zu sehen war, angelehnt an echten psychischen Erkrankungen. Äußerst interessant.

                                                Fazit: Genialer, einzigartiger Psychothriller der mit einer tranceartigen Inszenierung viele Thematiken wie Radikalisierung, Anarchie, Konsumgesellschaft und die Bedeutung von Männlichkeit behandelt. Die Handlung und die blutigen Faustkämpfe dienen dabei nur als Rahmen für den zentralen Aspekt des Filmes: Die Psyche des Erzählers. Wegen seinen Fragestellungen zur gegenwärtigen konsumorientierten Gesellschaft, dem gelungenen Humor und seinen vielen Metaphern ist das hier einer meiner Lieblinge.

                                                1
                                                • 9
                                                  christoph.fuchs 26.07.2018, 21:22 Geändert 22.10.2018, 16:37

                                                  Story: Ein mysteriöser Revolverheld nähert sich der kargen Stadt San Miguel, welche von zwei rivalisierenden Schmuggler-Familien beherrscht wird, den amerikanischen Baxters und den mexikanischen Rojos, die von dem skrupellosen Ramón angeführt werden. Der Fremde beschließt daraufhin die beiden Familien gegeneinander auszuspielen, indem er abwechselnd für sie arbeitet.

                                                  Kritik: Mit diesem Film hat Sergio Leone den „Italowestern“ erschaffen, der wesentlich dreckiger und ambivalenter als sein amerikanisches Pendant ist. Leone orientierte sich außerdem storytechnisch stark an Akira Kurosawas Samuraifilm „Yojimbo“, der nur 3 Jahre zuvor erschienen ist. Der Film hat eine wunderbar staubige und heruntergekommene Stadt als Setting und inszeniert diese mit einer eindringlichen Hoffnungslosigkeit, die aber nie zu schwer daherkommt. Die einzigartige, geniale Musik von Ennio Morricone wertet den Film nochmal um ein ganzes Stück auf. Seine Musik ist das wichtigste Stilmittel im Film und ist meiner Meinung nach unerreicht. Für mich Morricones Meisterwerk. Ich bevorzuge diesen Film aus der „Dollar-Trilogie“, da er eine angenehme Länge hat, meiner Meinung nach Morricones beste Musik und die Story etwas fokussierter ist als in den beiden Nachfolgern.

                                                  Clint Eastwood verkörpert den namenlosen Fremden mit einer natürlichen Coolness und verzichtet auf viel Dialog, da seine grimmige Mimik alleine ausreicht, um alles zu zeigen. Er ist weniger ein klassischer Held, erreicht aber meiner Meinung nach noch nicht ganz den Status eines Anti-Helden. Gian Maria Volonté spielt mit Ramón einen charismatischen Bösewicht der im Gedächtnis bleibt und überzeugend dargestellt wird. Marianne Koch mimt die schöne Marisol und auch die anderen Darsteller sind gut gecastet.

                                                  Die Geschichte hat zwar wenig Tiefsinn, ist aber spannend und extrem stylisch inszeniert. Die Brutalität ist im Vergleich zu anderen Vertretern des Genres noch recht niedrig, dennoch sterben nicht gerade wenig Menschen. Handwerklich wird Leone in seinen späteren Filmen zwar deutlich besser, dafür geht der charmante B-Movie-Touch, den dieser Film ausstrahlt, aus meiner Sicht etwas verloren. Viele Dialoge sind zwar reiner Pathos und der Konflikt der Familienclans wird nicht genau erläutert, aber genau das passt irgendwie zum Film. Der Fremde ist ja erst seit kurzem in San Miguel und muss außerdem die ungebildeten Banditen ja irgendwie beeindrucken.

                                                  Fazit: Erster Vertreter des Italowestern, der seinen fehlenden Tiefsinn mit einer spannenden Story, einer starken Inszenierung und einer meisterhaften Musik mehr als wett macht. Obwohl viele Dialoge sehr pathetisch sind, ist der Streifen dank seiner charmanten B-Movie Art und einem extrem coolen Eastwood mein Lieblings-Leone. Fun-Fact: Der Titelsong ist mein Klingelton.

                                                  4
                                                  • 8 .5
                                                    christoph.fuchs 26.07.2018, 15:27 Geändert 23.11.2018, 11:58

                                                    Story: Vor der Küste der japanischen Insel Odo erleiden einige Schiffe Schiffbruch. Als man bald darauf erfährt, dass ein riesiges Monster namens Godzilla, welches durch Atomwaffentests verstrahlt wurde, dafür verantwortlich ist, wird versucht eine Lösung zur Beseitigung des Monsters zu finden, bevor es zu einer Katastrophe kommt.

                                                    Kritik: Regisseur Ishiro Honda hat mit diesem Film den Kaiju-Eiga erschaffen. Während spätere Filme dieser Gattung eher auf Unterhaltung ausgerichtet sind, ist der „Ur-Godzilla“ eine filmische Auseinandersetzung mit Hiroshima und Nagasaki und besticht durch einen ernsten und düsteren Grundton. Der Schwarz-Weiß-Streifen ist kontrastreich und voller Schatten inszeniert. Akira Ifukubes wunderbar schwere Musik unterstreicht die Verzweiflung der Menschen. Vor allem das Stück "Prayer for Peace" rührt mich jedes Mal total. Die Effekte sind zeitgemäß, aber nicht zeitlos. Obwohl die Miniaturbauten sehr detailliert sind, wirken manche Einstellungen und manchmal auch Godzilla selbst, sehr antiquiert. Das muss man allerdings berücksichtigen, wenn man sich einen Nicht-Hollywood-Film aus den 50ern ansieht.

                                                    Der Film hat mit Emiko (Momoko Kōchi) einen tollen Frauencharakter. Sie ist zwar einerseits verletzlich, verrichtet Hausarbeit und muss auch mal traditionell gerettet werden, bringt aber den entscheidenden Wendepunkt in der Handlung und hat auch eine gewisse Stärke. In Dr.Serizawa (Akihiko Hirata) spiegelt sich das Dilemma der Mitarbeiter am Manhattan-Projekt wieder. Er hat auf Grund seiner Arbeit einen inneren Konflikt und löst diesen auf sehr radikale, aber auch noble Weise. Professor Yamane und Ogata sind ebenfalls toll gespielt, obwohl letzterer doch etwas flach ist. Die Nebendarsteller sind leider oft nicht gerade gut.

                                                    Der ungewöhnlichste Charakter ist das Monster Godzilla selbst, da er im Gegensatz zu den meisten Filmmonstern nicht nur eine simple Bedrohung ist, sondern der Leidtragende des wahren Übels: Der Atomkraft. Er wurde als letzter seiner Art verseucht und von seiner Heimat im Ozean verscheucht. Details erfahren wir zwar nur spärlich und etwas willkürlich (von Prof. Yamane), aber das gehört nun mal zum Monstergenre und das macht Godzilla etwas mythischer und vor allem symbolischer. Daher ist das Militär auch hilflos gegenüber Godzilla, da er als Metapher für die Folgen von Krieg nicht durch "noch mehr Krieg" zu bezwingen ist.

                                                    Die Story ist eigentlich recht simpel aufgebaut. Am Anfang ist das Erzähltempo sehr hoch, danach ist es abwechselnd ruhiger und wieder etwas schneller. Hier wurde eine gute Balance gefunden. Die Liebesgeschichte zwischen Ogata und Emiko ist sehr im Hintergrund und ist eigentlich nur dazu da, um die beiden mit Dr. Serizawa zu verbinden, welcher eine entscheidende Rolle im Film verkörpert. Die Anti-Atombotschaft ist nie subtil und eher trivial eingebettet, das stört mich aber nicht. Da der Film nur ein paar Jahre nach dem Krieg entstanden ist und er nebenbei auch reale Ereignisse, wie das Schiffsunglück der Dai-go Fukuryū-maru behandelt, (welche von US-Atomtests verseucht wurde und dadurch die Besatzung gestorben ist) wirkt er trotz der veralteten Effektarbeit noch immer sehr zeitgeschichtlich und authentisch im Bezug auf die Nachkriegszeit in Japan.

                                                    Fazit: Beklemmender, musikalisch niveauvoller Monsterfilm mit einer wichtigen Warnung vor der Atomkraft, inszeniert von Menschen, die dieses Leid aus erster Hand kennen. Obwohl die Effektarbeit antiquiert und die Botschaft des Filmes sehr trivial dargestellt ist, bietet der Film eine interessante Handlungsentwicklung und punktet vor allem mit Konflikten und Emotionen, die zur Entstehungszeit des Filmes für Japan hoch aktuell waren. Für mich ein Film, der viel mehr ist, als man zunächst erkennt.

                                                    1