Dachsman - Kommentare
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Alle Kommentare von Dachsman
Der muntere Genrewechsel vom Depri-Drama zum Paranoia-Thriller hin zum verschlagenen Krimi macht vor allem deswegen so Spaß, weil sich Soderbergh nicht zu schade ist zum einen jedes Klischee genüßlich auszuschöpfen (Law tapeziert die Wände seiner Wohnung mit Zeitungsartikeln und gibt dann noch Verschwörungstheorien zu 9/11 zum Besten), zum anderen aber auch immer wieder clever falsche Fährten für den Zuschauer legt. Aus dem, wie gewohnt, stargespickten Ensemble stechen vor allem Jude Law als mieser Mutterficker und Catherine Zeta-Jones als dralles Fetisch-Futter heraus. Einziger Wermutstropfen: Das an sich bittersüße Ende wird durch eine Portion "Heile Familie"-Schmalz etwas verklebt. Überhaupt ist die komplette Rolle von Vinessa Shaw absolut überflüssig. Handwerklich außerdem alles beim alten, keine wirklich bemerkenswerten Einstellungen, aber alle samt ausgesucht schön. Einzig der penetrante Einsatz von Tiefenunschärfe fällt schon nach den ersten fünf Minuten deutlich auf. Ob das jetzt alles tiefsinnig, sonderlich relevant oder gar ein bedeutender gesellschaftlicher Kommentar ist, darum soll sich halt das Feuilleton streiten. Das beiseite gelassen: "Side Effects" macht verdammt viel Spaß.
[...] In Anbetracht dieser Stärken ist es umso bedauerlicher, dass „Und dann der Regen“ im letzten Drittel merklich abfällt. Um die Spannungsschraube anzuziehen, bedient sich das Drehbuch eines arg durchschaubaren, dramaturgischen Kniffs: Ein Kind muss gerettet werden. Also brausen Costa und eine flehende Mutter durch die von gewaltsamen Aufständen heimgesuchte Stadt, werden beschossen, bangen und kommen stets im letzten Moment an. [...] Den grundsätzlich positiven Gesamteindruck von „Und dann der Regen“ schmälert das schwache und unpassende Finale ein wenig. Das ist schade, sollte aber nicht von den restlichen Qualitäten des Filmes ablenken.[...]
http://www.filmfutter.com/und-dann-der-regen/
Eine Anthologie mit 26 Episoden. Den Film als Ganzes zu bewerten ist schwierig, weil er dafür zu inhomogen ist (und, fairerweise, er wohl auch nicht auf diese Art der Rezeption ausgelegt ist). Daher, die Plätze 1 bis 26 im Schnelldurchlauf:
A: Selbst für einen Kurzfilm nervt dieser "Twist" gewaltig, weil er so überhaupt nicht funktioniert und die Nachvollziehbarkeit des Plotes vollkommen torpediert.
B: Nett erzählte Gruselgeschichte (mit Gore und Titten), als Kurzfilm gut aufgehoben.
C: Die Idee ist nicht neu und man kann nur hoffen, dass Espinoza das auch bewusst war, immerhin aber kompetent umgesetzt.
D: Das erste und ein wenig gehypte Hilight. Nette Idee, nette Geschichte, netter Kniff. Die Umsetzung wirkt dennoch etwas selbstzweckhaft.
E: Selbst für einen Kurzfilm zu sehr in die Länge gezogen. Keine Überraschung und kein wirklich Grusel.
F: Über Humor lässt sich kaum streiten. Meiner ist das hier nicht.
G: Gute Idee, spaßige Umsetzung.
H: Spaßige Idee, gute Umsetzung.
I: Im Grunde uninteressant, aber recht kompetent umgesetzt.
J: Vielleicht überinterpretiere ich, aber die Idee scheint etwas mehr Substanz zu haben, als man meinen könnte. Dennoch anstrengend Anzuschauen.
K: Irgendwo zwischen Loriot, Brösel und Itchy&Scratchy. Einmal ganz lustig anzuschauen, mehr nicht.
L: Reichlich zusammengeklaut und pubertär auf Schockeffekte getrimmt. Ärgerlich.
M: Egal, was das werden sollte, aber das war gar nichts. Ist mir nicht mal ein "Totgeburt"-Wortspiel wert.
N: Die linke, obere Ecke der Witzseite des Mickey-Maus-Magazins mit Blut und Sex verfilmt. Schwach.
O: Einer der interessantesten und besten Beiträge. Aber: Thema verfehlt. Dennoch sehenswert.
P: Überraschend ernst, wenn auch überzeichnet. Dennoch einer der guten.
Q: Vorhersehbar und dennoch nicht wirklich witzig.
R: Wenn man was zu sagen hat, soll man es bitte direkt sagen. Meine Vermutung: Ich wäre gerne der nächste David Lynch!
S: Gute Sache, hätte aber eine längere Laufzeit vertragen können.
T: Der Gewinner. Zurecht.
U: Mischung aus der aktuell angesagten Found-Footage-Ästhetik und momentan angesagten Zombiefilmen a la "28 X Later". Ganz nett.
V: Müsste dieser Sci-Fi-Verschnitt gewesen sein. War nicht so toll.
W: Unkreativ.
X: Etwas plump, aber mit derbem Schocker gegen Ende.
Y: Hanebüchener Kokolores.
Z: Siehe "F".
In der Summe: Qualität vor Quantität. Einigen Beiträgen mehr Raum eingeräumt, viele andere raus, dann wäre "ABCs" eine Empfehlung. So reichts maximal zum Mittelmaß.
[...] Porco Rosso scheitert auf hohem Niveau und hauptsächlich an seinen eigenen Ambitionen. Die Mischung aus kindlichem Zeichenstil, albernem Slapstick und einer tieftragischen Geschichte will nicht ganz funktionieren. Allerdings ist es gerade diese Ambivalenz, die Porco Rosso so sehenswert macht. Es ist vielleicht einer er schwächeren Filme von Hayao Miyazaki, zugleich aber einer der interessantesten. Und selbst ein schwacher Miyazaki ist immer noch ein sehr guter Film.
http://www.filmfutter.com/porco-rosso/
Die Idee ist nicht neu. Wem die momentan außergewöhnlich erfolgreiche Vertigo-Comic-Reihe etwas sagt, der kennt den erwachsenen Hänsel als Hexen-Jäger. Und wer letztes Jahr im Kino war, dem ist nicht fremd, dass sich selbst U.S.-Präsident Abraham Lincoln mit übernatürlichen Kreaturen, nämlich Vampiren, rumgeschlagen hat. Und auf DVD durfte er sich mit Zombies keilen. Zombies sind eh ein gutes Stichwort: Die enterten auch Jane Austens "Pride and Prejudice" worum ja auch seit jeher Gerüchte ranken, dass die Neuinterpretation auf der Leinwand landet. Sex, Gewalt und Schimpfwörter im Märchenland hauen also per se nicht vom Hocker. Der dazugehörige Film leider auch nicht. Zu wenig Story, was zu verkraften wäre; zu wenig Action, was schon schwere wiegt; das bisschen Action, was man zu sehen bekommt lahmt dann auch noch ganz arg, was den Film dann zu einer ziemlich schlappen Angelegenheit macht. Einige handwerkliche Mängel gesellen sich dazu und die Schauspieler schienen auch wenig Bock hierauf gehabt zu haben. Dass die Sets und Außenaufnahmen dann auch keine Bäume ausreißen und auch nicht wirklich nach Deutschland im 16. Jhd., fällt dann schon so gut wie gar nicht mehr ins Gewicht.
Im Grunde nichtmal wirklich schlecht. Aber eben ziemlich egal.
In der Hauptrolle: Der weiße, amerikanische Mittelstand. Ehrlich, hart arbeitend, fürsorglicher Vater, treusorgender Ehemann; gegängelt von einem arroganten, vulgären und moralisch verkommenem Chef – einem „Horrible Boss“, wenn man so will – der sich selbst mit dicken Abfindung bedenkt, dafür aber keinen Finger krumm macht und seine Machtposition ausnutzt, um seine Angestellten zu demütigen und zu gängeln. Daneben ein betont lustiger Nebencharakter, auf den ersten Blick natürlich vollkommen skurril, ein bisschen neben der Spur, aber im Grund mit einem Herz aus Gold. Im Grunde also das, was man erwarten würde, von einer zeitgenössischen, amerikanischen Mainstream-Komödie. Selbst das Personal dieser Filme ändert sich nur in Nuancen. Die Hauptrolle übernimmt Jason Bateman, der seinen „Arrested Development“ Credit langsam endgültig verspielt hat; ihm zur Seite steht Melissa McCarthy, spätestens seit „Brautalarm“ Hollywoods erste Wahl für die lustige und tough Dicke; auf dem Regiestuhl nimmt Seth Gordon Platz; in Nebenrollen diverse TV-Stars aus der zweiten Reihe (Amanda Peet, Morris Chestnut, Genesis Rodriguez) sowie der unvermeidbare Musiker in einem ersten Schauspielversuch (Rapper T.I.). Mit wenig Aufwand hat man damit die angepeilte, marketingfreundlich Zielgruppe abgesteckt. Das Ergebnis ist dementsprechend auch erwartbar formelhaft, kalkuliert und zusätzlich noch ätzend moralinsauer.
Lustig ist „Voll Abgezockt“ auch mal. Ganz selten. Aber die wirklich gelungenen Gags kann man während der Laufzeit an einer Hand abzählen. Viel zu oft driftet der Humor ins, leider ebenfalls bekannt, verklemmt-ärgerliche ab. Dianas Witz generiert sich hauptsächlich aus Äußerlichkeiten: Überschminkt und in schrillen Klamotten und dauernd laut am Plappern. „Die Dicke“ wird von Gordon als wandelndes Klischee inszeniert und von McCarthy auch so verkörpert. Tiefpunkt ist dann eine Sexszene zwischen Diana und einem, ebenfalls übergewichtigen, Verehrer. Dass Dicke Menschen Sex haben ist nämlich per se lustig und das sie sich dafür ausziehen müssen ebenfalls. Gordon inszeniert hier seine Figuren als Begaffungs- und Spottobjekte wie in einer Freakshow. Der Witz dieser Szenen wird auf ihre Körper und deren Beschaffenheit reduziert und zum Ziel des Spottes. Dick sein heißt anders sein, also lachen wir darüber. Am Ende wird die charakterliche Wandlung Dianas dann auch mit einer äußerlichen eingeleitet. Nach alledem überrascht es dann auch wenig, dass der „Witz“ an Batemans Charakter primär sein Name ist. Er heißt „Sandy“, was von diversen Figuren im Film entsprechend kommentiert wird: „Biste 'ne scheiß Tunte?“ Und den einzigen Lacher, den die weibliche Killerin zugestanden bekommt, zielt auf ihren Akzent ab.
„Kill the Boss“, Gordons Komödien-Erfolg von 2011, konnte wenigstens noch mit einigen herrlichen Auftritten von Kevin Spacey, Colin Farrell und Jennifer Aniston in den Rollen der titelgebenden Bosse punkte, „Voll Abgezockt“ bietet nichts dergleichen. Sowohl Bateman als auch McCarthy spulen altbekannte Rollen ab, in denen man sie so oder so ähnlich bereits in anderen Filmen gesehen hat. Das Drehbuch mischt unmotiviert und vorhersehbar Versatzstücke des Buddy- und Road-Movies und ersäuft seine wenigen Momente, in denen er sich seinen Figuren nähern will, in hoffnungslosem Kitsch. Und weder die Bilder noch die Musik haben irgendetwas bemerkenswertes an sich.
Etwas schleppend erzählt, gerade bei der Menge, die eigentlich passiert, und nicht immer überzeugend gespielt, im Grunde aber dennoch kompetent gemachtes Coming-of-Age aus Deutschland. Stellenweise doch etwas zu plump und versöhnlich, aber mit einigem visuellen und erzählerischen Einfaltsreichtum inszeniert. Wenn auch nicht frei von Fehlern, wie dem doch arg schmalzigem Ende, zumindest ehrlich. Schön.
Über die Maßen zynisch, in seiner Mischung aus genüßlich ausgespielten Sadismen und pubertären "Tittöööön"-Momenten. Aber auch ansonsten nicht viel los: Munteres Verweisen auf bessere Filme, langweilig und ungelenk beim Mäandern zwischen dem Versuch so etwas wie eine Geschichte zu erzählen und am Ende dennoch nur platte Effekte aus zu sein.
Selbst für kompakte 90 Minuten zu wenig Momente, die irgendwie im Gedächtnis bleiben. Bestenfalls eine halbgare Mischung aus "Der weiße Hai" und "Gremlins", schlimmstenfalls unverdaulicher Fischabfall aus "Giantshark vs. Megaoctopus", "Girls Gone Wild" und "Hostel".
Gibt mir gar nichts.
Ob es diese Vorgeschichte, die erklärt wie genau der titelgebende Zauberer des Films von 1939 ins titelgebende Land Oz und in die Smaragdstadt kam, wirklich gebraucht hätte, sei dahin gestellt. Im Grunde wiederholt das Drehbuch des Duos Kapner und Lindsay-Abaire auch nur die altbekannten Motive des großen Vorbildes. Zwar wird nicht gerufen „Nirgends ist es so schön wie zuhause!“, aber (angeblich) hatte Hauptfigur Oscar Diggs alles schon die ganze Zeit in sich. Passend dazu bemüht sich Regisseur Raimi auch, wie es sich für ein anständiges Hollywood-Prequel gehört, den Folgefilm ordentlich vorzubereiten. Alles soll möglichst so aussehen, wie wir das aus „Der Zauberer von Oz“ kennen: Eine grüne Hexe muss auf ihrem Besen herumsausen und fliegende Affen aussenden, die Straße muss mit goldgelben Ziegeln gepflastert und von strahlenden Sonnenblumen umgeben sein, durch den Wald muss ein verschreckter Löwe huschen und eine Vogelscheuche darf ebensowenig fehlen, wie singende und tanzenden Munchkins. Das könnte ganz schnell in faules Verweisen und Ausruhen auf fremden Lorbeeren abdriften, unter der Leitung von Raimi wird daraus hingegen eine liebenswerte Achterbahnfahrt durch das wohlbekannte Oz.
Die Story schleppt sich dabei, trotz einer flotten Inszenierung und vielen schicken und phantasievollen Setdesigns, reichlich träge durch die ersten zwei Drittel des Filmes. Erst gegen Ende zieht das Tempo merklich an und verwandelt sich am Ende in ein furioses Effektspektakel. Zwischen durch schafft es Raimi sogar noch seine eigene Horrornote mit einzubringen, wenn er mit Schatten, dicken Nebenschwaden, Friedhöfen und alten, furchigen Hexen spielt.
Was dem Film nicht gut tut, sind seine Dialoge und Figuren. James Franco knallchargiert sich manchmal etwas zu sehr durch seine, teils etwas zu unsympathische, Hauptrolle. Und die Damen Kunis, Weisz und Williams dürfen bestenfalls Erklärbär-Funktionen erfüllen. Wirklich Profil bekommt nur Kunis' Theodora zugestanden, ein Erzählstrang, der aber nicht zu einem befriedigenden Ende geführt wird. Evanora (Rachel Weisz) und Glinda (Michelle Williams) müssen ihre Charaktere auf reinen Tautologien aufbauen: Die Bösen sind böse, weil sie böse sind; die Guten sind gut, weil sie gut sind. Die recht charmanten Nebenfiguren von Joey King, Zach Braff und Bill Cobbs, bleiben über weite Strecken leider Randnotizen.
Aber überhaupt sind die Dialoge eine Mischung aus schlimmsten Klischees und reines Artikulieren von Plotpoints oder Figurenmotivationen. Wo Judy Garland zu ihrer Zeit die Wünsche und Träume ihrer Dorothy im bezaubernden „Somewhere over the Rainbow“ besingen durfte, monologisiert Franco seinem Oscar Diggs Motivation und Innenleben herbei, genauso wie Mila Kunis ihn bei seiner Ankunft in Oz erstmal haarklein über Land, Leute und Prophezeiung aufklärt. Fast meint man Lord Helmchen zu hören - „Haben das jetzt alle verstanden?“
Dennoch, eine Mischung aus ehrlicher Nostalgie und einem mitreißenden Schlussakt lassen viele von den Schwächen von „Die fantastische Welt von Oz“ wieder vergessen. Es tut gut, einen so klassischen Fantasy-Film zu sehen. Sam Raimis Film ist mit seiner phantasievollen Welt und seiner engen Verzahnung dieser mit einfachen Eskapismus-Gedanken nicht nur recht spaßig, sondern vor allem durchdacht. Und damit auch, bei aller Liebe, weitaus gültiger als der arg überfrachtete „Hobbit“.
Eine lange Reise war es durch Raum und Zeit. Von Hongkong über Argentinien nach New York. Von den 1960ern ins alte China dann ins Jahr 2046 und schließlich zurück ins 21. Jahrhundert. Mit „My Blueberry Nights“ inszeniert Chinas Starregisseur Kar Wai Wong seinen ersten amerikanischen Film. Dafür hat er auch gleich sein komplettes Personal ausgetauscht. Vor der Kamera agieren statt Andy Lau, Tony Leung Chiu Wai oder Leslie Cheung Schauspieler wie Jude Law, Natalie Portman oder die Jazz-Sängerin Norah Jones. Hinter der Kamera steht der französisch-iranisch stämmige Darius Khondji, welcher unter anderem bereits mit David Fincher, Danny Boyle oder Roman Polanski zusammen arbeite. Zum ersten Mal seit „Days of Being Wild“ von 1991, Kar Wais zweitem Film, ist also nicht Christopher Doyle für die Bilder zuständig.
Trotz der auffallenden Änderungen, ein Kar Wai Wong-Film bleibt ein Kar Wai Wong-Film. Auch in Amerika sind die Handlungsorte fast ausschließlich Restaurants, Bäckereien, Imbisse oder Kneipen. Wie der Titel schon andeutet, Essen spielt wieder eine zentrale Rolle. Und, wie so oft bei Kar Wai, wird auch das zentrale manchmal nebensächlich. Auch abgesehen davon finden sich alle von Kar Wai gewohnten Themen und Stilmittel. Es geht um Liebe, Einsamkeit, Verlust; die Bilder werden beherrscht von urbaner Hektik, grellen Neonlichtern und unberührter Natur; die Kamera schmult immer mal wieder um Ecken, durch Fenster oder Türrahmen; Slow-Motion-Effekte, Wiederholung von einzelnen Szenen, Spieglungen und Videoaufnahmen. Musik spielt selbstverständlich eine wichtige Rolle. Sie passt sich den Szenerien an, in Memphis spielt der Blues über Arnie (David Strathairn), der die Trauer über den Verlust seiner Frau im Alkohol zu ertränken versucht und in New York lässt Norah Jones selbst ihren souligen Jazz klingen. Wer sich in Kar Wais filmischen Mikrokosmos auskennt wird sich sofort heimisch fühlen.
Wie schon „Happy Together“ (1997) ist „My Blueberry Nights“ ein Road-Movie. Elizabeth (Norah Jones) wird von ihrem Freund betrogen und verlassen, findet erst Halt und Gesellschaft bei Restaurant-Besitzer Jeremy (Jude Law) und macht sich dann auf eine Reise durch die USA um die Vergangenheit hinter sich zu lassen und sich weiterzuentwickeln. Auf ihrer Reise trifft sie verschiedene Menschen, die alle ebenfalls vor etwas fliehen oder jemand Geliebten verloren haben. Das klingt leider nicht nur etwas bieder, das ist es auch. Anders als in „Happy Together“, welcher mit den Konventionen des Road-Movie brach, arbeitet sich „My Blueberry Nights“ recht brav an den erwartbaren Meilensteinen des Genres ab. Das Drehbuch ist für wenige Überraschungen gut und auch die für Kar Wai typischen Off-Texte wirken teils arg simpel. Am ehesten bemerkbar macht sich das bei der recht durchschaubaren Kuchen- und Schlüsselmetapher.
Ein wenig wirkt „My Blueberry Nights“ so, als wollte Kar Wai sein Kino einem internationalen Publikum schmackhaft machen. Der Film wirkt erkennbar an „westliche Sehgewohnheiten“ angepasst. Auch das Bild der USA ist teils deutlich von stereotypischen Ansichten geprägt. Rocker-Bars und Casinos, Poker statt Mahjong, Cabrios auf freien Highways. Allerdings: Aus New York hat es Khondji geschafft das Kar-Waische Hongkong zu machen.
Von diesen Macken abgesehen ist der Film ansonsten gelungen. Kar Wais und Khondjis Stil gehen eine fabelhafte Symbiose aus altbekannten und neuen Impulsen ein und auch der Cast kann beinahe vollständig überzeugen. Besonders Natalie Portman, als „Harte Schale, weicher Kern“-Runaway, war selten so gut wie hier. Wohingegen Rachel Weisz, als betont lasziv Femme Fatal, stets zwischen einnehmend und überzogen pendelt, was im übrigen für ihren gesamten Handlungsstrang gilt. Ausgerechnet Hauptdarstellerin Norah Jones rückt durch ihr passiv Spiel stark in den Hintergrund und kann nur wenige Nuancen aus ihrer, zugegeben ohnehin nicht sonderlich interessanten, Rolle herausholen.
Die Kritik nahm „My Blueberry Nights“ zwiespältig auf. Verständlich insofern, dass der Film wohl weniger eindringlich als Kar Wais frühere Werke ist. Allerdings ist er im Gegenzug sehr viel zugänglicher und dürfte der beste Einstieg für Neulinge in die wunderschöne und wunderschön melancholische Welt von Kar Wai Wong sein.
Und, abseits von alledem, kann man in „My Blueberry Nights“ einen der wohl schönsten Küsse der Filmgeschichte sehen. Und allein dafür lohnt die Reise.
Nordirland, 1981, Her Majesty's Prison Maze (auch bekannt als „Long Kesh“ oder „H-Blocks“). Im dortigen Hochsicherheitstrakt sitzen hauptsächlich Männer, die im Zuge der Unruhen in Nordirland, festgenommen wurden. Zu großen Teilen also auch Angehörige der IRA. Die englische Regierung unter der Eisernen Lady Margret Thatcher bezeichnet sie als Terroristen, sie selbst kämpfen für den Status als politische Gefangene. Zuerst mittels eines „Waschstreiks“, also der Verweigerung von körperlicher Hygiene und der bewussten Verschmutzung der Zellen und des Gefängnisses. Zellwände sind beschmiert mit einer Schicht aus Exkrementen, der Inhalt der Urinbehälter wird auf Kommando einmal pro Tag in den Gang entleert, gewaschen und rasiert hat sich aus freien Stücken lange Zeit niemand mehr. Die Gefängnisleitung reagiert mit aller Härte: Gewalt, Erniedrigung, Zwangswäschen, chemischen Reinigungen. Auch die Polizisten und Wärter müssen um ihre Gesundheit und ihr Leben bangen. Betreten können sie die Zellen nur noch mit Atemmasken, Ratten und Maden bevölkern das Gebäude und immer wieder fallen sie Attentaten von gnadenlosen Paramilitärs zum Opfer.
Um ihren Forderungen endgültig Gehör zu verschaffen treten 75 Gefangene schließlich in den Hungerstreik. Informell angeführt von Bobby Sands (Michael Fassbender). Sands ist diesmal fest entschlossen den Weg bis zum bitteren Ende zu gehen, koste es was es wolle.
Das Regiedebüt des ausgezeichneten Photokünstlers Steve McQueen ist in drei klar abgegrenzte Abschnitte gegliedert. Im ersten Teil wird nüchtern der Gefängnisalltag gezeigt. Wirkliche Bezugspersonen gibt es keine. Leben und Tagwerk von Insassen und Personal wird gleichermaßen gezeigt. Sei es der Wärter Raymond Lohan (der irische TV-Star Stuart Graham), dessen Leben sich zwischen teilnahmsloser Routine in seinem Job und Anspannung aus Angst vor Rache der Paramilitärs in seinem Privatleben abspielt. Oder der junge Davey (Brian Milligan), der frisch im Gefängnis angekommen ist und sich an die grausamen Umstände dort anpassen muss. Musik und selbst Dialoge kommen kaum vor, lediglich knackende Radioübertragungen von Thatcher, das Gebrüll der Wärter und Häftlinge während der Gewalttaten und ohrenbetäubende Schläge mit Schlagstöcken auf Schilde der Polizisten sind auf der Tonspur zu hören.
Der zweite Teil, das viel gerühmte Herzstück des Filmes, stellt ein 22-minütiger, mit lediglich drei Schnitten gedrehter, Dialog zwischen der, jetzt erst eingeführten Hauptfigur, Sands und dem Priester Dominic Moran (Liam Cunningham). Co-Autorin Edna Walsh kann hier McQueens Wunsch, ein Drehbuch wie von Samuel Beckett zu verfilmen (Kommentar von Produzent Robin Gutch: „Das lag leider selbst außerhalb meiner Möglichkeiten“), am nächsten kommen. Getragen wird das Wortduell von zwei herausragenden schauspielerischen Leistungen von Cunningham und Fassbender, die die Anspannung der Situation und die Beziehung der beiden Männer zu großen Teilen allein über ihre Stimmen ausdrücken müssen und dies meisterlich schaffen.
Daran anschließend folgt Sands Hungerstreik-Martyrium. Wieder kaum Musik oder Dialog, statt dem allgegenwärtigen Dreck aus dem ersten Teil sind die Bilder geprägt von klinischer Reinheit.
Der eigene Körper als Waffe, bzw. als (politisches) Druckmittel. McQueen erzählt die Geschichte zwar vor der Kulisse des real existierenden Hungerstreiks, seine Botschaft ist allerdings eine universellere und auch heute noch aktuell (man denke nur an die weltweit zahllosen Selbstmordattentate im Zuge des Irakkrieges). Fast schon dokumentarisch mutet der Film daher über weite Strecken an, selbst Hauptfigur Bobby Sands bleibt dem Zuschauer eher fremd und tritt weitestgehend „hinter die Sache“ zurück. „Hunger“ erzählt eine Geschichte von körperlicher Aufopferung. Hauptdarsteller Fassbender hungerte sich, unter ärztlicher Aufsicht, um 20 kg runter und bietet im letzten Drittel des Filmes ein erschreckendes Bild.
Die Bilder von McQueen und Kameramann Sean Bobbitt unterstreichen die Atmosphäre des Filmes noch. Mit kühler Präzision finden sie in den Höllenkreisen der Scheiße eine geradezu absurde Schönheit.
Störend wirkt am Ende eine, sich dezent andeutende religiöse Ebene, die Sands leiden begleiten und ihn damit in unangenehme Nähe zur verehrten heiligen Figur rücken. Obwohl diese letzten Szenen auch wieder grandios gefilmt sind, mittels Unschärfeeffekten und fehlendem Fokus wird das Bild des Zuschauers ebenso eingeengt wie Sands verschwommene Wahrnehmung seiner Umwelt, verharren sie trotz eingesprenkelter, persönlicher Visionen, die Zugang zum Innersten von Sands gewähren sollen, in einer reinen Beobachterposition.
Nichtsdestotrotz ist „Hunger“ ein über weite Strecken phantastisch inszenierter Film, mit Bildern und Eindrücken, die lange im Gedächtnis haften bleiben.
Formidabel und viel Liebe zum Detail ausgestattet, Kurt Russell als knarziger Stunt-Psycho ist schon verdammt cool und der Crash in der Mitte, sowie die Autoverfolgungsjagd entschädigen für einiges. Leider nicht für alles. Auf der einen Seite ist es (leider) bemerkenswert, dass Tarantino sich einen Hauptcast aus toughen Frauen leistet, aber jeder Anflug von Spannung, Tempo oder schlichter Geduld wird von den Grazien einfach tot gequasselt in viel zu langen, viel zu belanglosen Endlos-Dialogen. Schade.
Nach zwei eher mittelmäßigen Filmen (Alice in Wonderland, 2010 und Dark Shadows, 2012), die ironischerweise seinen finanziell größten Erfolgen zählen, findet Tim Burton langsam wieder zur alten Form zurück.
„Frankenweenie“, die Langfassung eines frühen Kurzfilmprojekts Burtons von 1984, ist gut.
Sehr gut sogar. Makellos animiert, phantastisch designed und stilsicher in schwarz/weiß gefilmt erzählt Burton die Geschichte des jungen Außenseiters Victor Frankenstein. Jener ist naturwissenschaftlich hochbegabt, Hobbyregisseur und liebender Hundbesitzer. Als sein tierischer Gefährte Sparky eines Tages bei einem Autounfall, im Zuge eines Baseball-Spieles, ums Leben kommt, entschließt sich Victor ihn wiederzubeleben. Stilecht, wie es sich für einen in spe Doktor Frankenstein gehört, mit Schrauben im Hals und mittels einen Gewittersturm. Klappt wunderbar, aber bald bekommen die erwachsenen und, überraschenderweise schlimmer noch, die anderen Kinder davon Wind und planen Victors Technologie für ihr eigenes Vergnügen zu missbrauchen.
Burton bewegt sich mit „Frankenweenie“ natürlich und erwartbar im eigenen Schaffen. Diese Sightseeing-Tour durch die Burtonsche Film- und sicher auch Lebenswelt, gefällt aber gut, wenn man einen souveränen Steuermann wie eben Burton hat. Der Meister und Experte für fährt alles auf, was man erwarten könnte: Horrorikonen der Filmgeschichte von der Mumie, über Godzilla bis zum Titelgebenden Frankenstein, altbekannte Schauspieler, wie Winona Ryder, die damit wieder in einer amerikanischen Vorstadt wie einst in „Edward mit den Scherenhänden“ ist, somit auch wieder bekannte biographische Topoi, genauso wie andere Themen, an denen sich Burton bereits abgearbeitet hat, wieder sitz die Wissenschaft auf der Anklagebank, wie einst in „Sleepy Hollow“. Etwas neues bringt Burton aber auch gleich noch mit, nachdem Anfang des neuen Milleniums J.J. Abrams ein gigantisches Monster mit Handkamera filmen ließ, lässt Burton eine seiner Figuren das ebenfalls tun.
Das ist viel für einen Animationsfilm von knapp 90 Minuten Länge, der dann am Ende auch noch irgendwie in Disney-vermarktbare Bahnen gelenkt werden muss und so ganz funktioniert der schleichende Wandel vom sensiblen Comig-of-Age zum hemmungslosen Zitier-Chaos im letzten Drittel nicht. Diverse Handlungsfäden bleiben etwas lose in der Luft hängen. Dem ansonsten sehr positiven Gesamteindruck von „Frankenweenie“ schadet das zwar schon etwas, aber davon ab, bleibt dieser neue Burton aus altbekannt Zutaten genau das, was die Fans sehen wollten.
"The problem with publicity is, there's too much of it. And, for me to go one television and complain about publicity is... a little inconsistent."
1977 wird der polnisch-französische Regisseur Roman Polanski in Los Angeles verhaftet. Der Vorwurf lautet "Vergewaltigung unter Verwendung betäubender Mittel", das mutmaßliche Opfer ist zu dem Zeitpunkt 13 Jahre alt. Polanski stand schon vorher oft im Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit: Wegen seiner Vergangenheit und Herkunft - Polanski floh vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten, seine Eltern wurden im KZ ermordet-, wegen des tragischen Verlustes seiner Frau Sharon Tate und des gemeinsamen ungeborenen Sohnes - ermordet von Sektenführer Charles Manson und natürlich auch wegen seiner Film - bspw. Rosemaries Baby von '67.
Mit der Verhaftung began einer der bis heute interessantesten Prozesse der Filmgeschichte. Ein vom Schicksal gebeutelter Angeklagter, ein Medienapparat angelockt vom großen Skandal und ein Richter der sich im Blitzlichtgewitter der Aufmerksamkeit zu sonnen scheint.
Am spannendsten an Marino Zenovichs Dokumentation ist, dass ihr Titel"held" im Grunde nur eine Nebenrolle spielt. Die Frage ob er es nun getan hat und warum will der Film nicht beantworten. Viel mehr geht es um den Verfahrensverlauf und die Schwierigkeiten in der medialen Berichterstattung darüber.
Mittels eines großen Fundus an Archivmaterial, Zeitzeugenberichten und -interviews wird ein detailiertes Bild der Geschehnisse gezeichnet. Der eigentlichen Ambivalenz der Person Polanski ("Wanted and Desired") geht man aus dem Weg, schiebt am Ende einen Satz ein, der fast schon entschuldigend wirkt (Samantha G. verzieh Polanski Jahre später öffentlich). Das ist schade, trübt den ansonsten positiven Gesamteindruck des Filmes aber nur unwesentlich.
Mal mehr, mal weniger überzeugend. Wirklich gelungen sind Episode 1 ("I Got A Story For You") und 4 ("Working Through Pain"), wobei ich gerade die, überall hochgelobte, auch "nur" ganz nett fand. "Field Test" und "Dead Shot" sind ganz nette kleine Krimi-/Gadget-Geschichten, "Crossfire" bleibt hauptsächlich wegen der vielen Explosionen in Erinnerung. Unterschiedlichste Themenschwerpunkte und alle zeichnerisch und gestalterisch vielfältig und ansprechend umgesetzt. Das beste was man damit über "Gotham Knight" sagen kann, ist, im positiven Sinne, "ambitioniert".
Spaßiger, wenn auch viel zu langer, Sci-Fi-Sandalen-Pulp. Mit Vin Diesel in der Rolle seines Lebens als Wandschrank mit Sonnenbrille und einer herrlich deplatzierten Judi Dench. Die anderen Schauspieler? Weitgehend egal. Natürlich ziemlich bescheuert, aber als hochbudgierter B-Movie durchaus goutierbar. Schöne Sets und Kulissen, einige recht kreative Ideen, schicke, teils leider etwas verwackelte Action, eine adäquat düstere Atomsphäre und eine zumindest zweckdienliche Story. Genau das richtige für einen betont anspruchslosen Film-Abend unter Jungs. Ich hatte meinen Spaß.
Zauberhafter Animationsfilm aus Europa, sagenhaft hübsch animiert und gestaltet, der er trotz seiner kompakten Länge trotzdem schafft seine faszinierende und mitreißende Geschichte zu einem überhasteten Ende zu bringen.
Nach Vampiren, Werwölfen (das „Twilight“-Franchise) und Außerirdischen („Ich bin Nummer Vier“) jetzt also eine Teenager-Lovestory mit Zombies. Was sich bei Altmeister Romero bereits abzeichnete, die Wieder-Menschwerdung der entmenschlichten Wesen („Day of the Dead“, „Land of the Dead“), wurde 2010 von Isaac Marion in seinem Jugendbuch „Mein fahler Freund“ aufgegriffen und 2013 unter Regie von Jonathan Levine („All the Boys Love Mandy Lane“, „50/50 – Freunde fürs Leben“) zum entsprechenden Film adaptiert.
Dabei ist natürlich klar, was den Zombies wieder frisches Leben einhaucht: Die Liebe. In diesem Fall die Liebe zwischen R (Nicholas Hoult) und Julie (Teresa Palmer). Die Parallelen zu Shakespeares „Romeo und Julia“ sind natürlich nicht zu übersehen. Statt, wie in „Twilight“ den Schinken auf dem Nachtisch zu platzieren wird in „Warm Bodies“ zum besseren Verständnis für das jugendliche Publikum die Namensgebung angepasst und flink die Balkonszene nachgestellt.
Die Idee ist nicht ohne Reiz und obwohl sich „Warm Bodies“ klar erkennbar an den Genreeckpunkten abarbeitet, schafft er es immer wieder kleine, liebenswerte Details einzubauen. Eine „Lucio Fulci“-Blu-Ray wird ins Bild gehalten, ausgerechnet der verblichene Teenager hält die Vorzüge von Vinyl gegenüber MP3-Dateien hoch und die Dreiecks-Beziehung zwischen lebendem Mädchen, toten Freund und untotem Verehrer, der durch Verzehr des Hirnes seines Vorgängers dessen Erinnerungen erlangt, ist ebenfalls ein interessantes Konstrukt. Leider lässt „Warm Bodies“ die meisten dieser Ansätze recht schnell wieder fallen.
Am Ende erzählt er eine vorhersehbare Geschichte von zwei jungen Liebenden, die aus unterschiedlichen Gesellschaften kommen und deren junges Glück sich über Angst und Vorurteile hinaus beweisen muss. Dieser Konflikt wird dann auch recht unbefriedigend durch die Einführung einer dritten Partei gelöst, die einen Zusammenschluss der beiden Gruppen (Menschen und Zombies) so oder so nötig machen. Ansonsten dudelt, manchmal allzu penetrant, das beste aus 80ern, 90ern und das Beste von heute durch den Soundtrack und vor großen Gewalteskalationen schreckt „Warm Bodies“, wohl mit Blick auf eine angemessene Altersfreigabe, auch zurück.
Regisseur Levine scheint sich außerdem bewusst zu sein, dass er nicht die Neuerfindung des Rads liefert und bläht seinen Film nicht über die Maßen auf. Nach knapp 100 Minuten läuft der Abspann, nach einem richtigen Ende. Kein Hintertürchen für eine Fortsetzung, Sequel oder Prequel. In Zeiten in denen jedes Stück Teenie-Trivial-Literatur zum mehrteiligen Epos aufgeplustert werden muss ein begrüßenswertes Statement.
„Warm Bodies“ ist nicht herausragend, aber auch keinesfalls ein schlechter Film. Er mag einiges an Potential verschenken, aber trotzdem bleibt ein Film, der als das, was er sein will, tadellos funktioniert.
Ein sadistischer Aufseher wird von seinem befreiten Opfer niedergeschossen und Blut spritzt auf die Baumwollpflanzen. Jeden anderen Regisseur würde man für so ein plakatives Bild mit dem feuilletonistischen Strick bestrafen. Aber Lieblingslabertasche und Filmliebhaber Tarantino lässt man auch so etwas durchgehen. Schließlich zeichnete er schon immer lieber mit Borsten- statt Haarpinsel. Und nachdem er in seinem letzten Film eine ungewollte Allianz aus Juden, deutschen Deserteuren, Indianern und Farbigen das Dritte Reich blutig und explosiv niedermachen ließ, ist jetzt die Sklavengesellschaft der Südstaaten im ausgehenden 17. Jahrhundert dran. Dabei geht es wie gewohnt wenig zimperlich zu, denn mit Blei und Dynamit wird so manche Plantage dem Erdboden gleich gemacht.
Obwohl Tarantino auf dem Soundtrack mit Ennio Morricone stets die großen Spaghetti-Western heraufbeschwört ist seine Film doch näher an einer FSK-18-Version des seligen Karl May dran. Statt „Rothaut“ Winnetou und dem Deutschen Old Shatterhand reiten bei Tarantino der „Nigger“ Django (überzeugt durch Präsenz: Jamie Foxx) und der Deutsche Dr. King Schultz (überzeugt durch Schauspiel: Christoph Waltz) durch den Wilden Westen. Plantagenbesitzer die Nachhilfe in Phrenologie geben, ein herausragender Samuel L. Jackson als pervertierte Version von Onkel Tom, ein un(frei)williger „Spartacus“ in der Hauptrolle, Frauen die wenn überhaupt als Damsel in Distress auftauchen, implizit schwule Cowboys und ein Deutscher Dr. King, gespielt vom vorigen „Judenjäger Hans Landa“, der als moralische Instanz auftritt. Vergangenheitsbewältigung à la Tarantino.
Außerdem gibt es einen der wenigen Gewaltausbrüche bei Tarantino, der wirklich weh tut und kurz erschrocken macht – solange zumindest, bis Hip-Hop-Musik und Zeitlupen uns wieder daran erinnern, wer hinter der Kamera steht, was dann leider auf eine andere Art schmerzt.
Überhaupt ist auffällig, wie konventionell, leider auch oft schlicht uninspiriert, der Film in Szene gesetzt ist. Gerade im ersten Drittel schleichen sich, trotz ausnehmend schöner Sets und Außenaufnahmen, einige unangenehme Längen ein. Dazu kommt Leonardo DiCaprio, der als Calvin Candie zwar eine sehr schöne Szene für sich verbuchen kann, ansonsten aber arg an der Grenze zur Selbstparodie wandelt. Und am Ende geht, wen hätte das überrascht?, alles in Flammen auf. Da es in dem Moment aber nur noch, mal wieder, um Rache geht, kann dieses Finale dem herrlichen Irrsinn von „Inglourious Basterds“ nicht das Wasser reichen.
Im Grund bleibt damit alles beim Alten. Auch wenn Tarantinos Filme immer mehr „politischen“ Anstrich bekommen und damit recht souverän umgehen, ist er doch noch das bekannte Spielkind. Das zeigen auch verschmitzte Details, wie eingestreute 3D-Bilder. Das ist natürlich trotzdem charmant und unterhaltsam, aber dennoch weit weniger brisant und brillant als es so mancher gerne hätte. Am Ende bleiben 165 gut verbrachte Minuten.
Nach bisherigem Kenntnisstand war es das ja wohl. Und trotz aller, berechtigter Kritik, die man an der Show haben kann - manche Späße haben nicht gezündet, manche Ideen waren doch eher selbstzweckhaft, ab und an war die einzige, die über Charlotte Roche gelacht hat Charlotte Roche selber (wobei das weit weniger häufig vorkam, als in den negativen Kritiken zu lesen) - ist das sehr schade.
"Roche und Böhmermann" war eine der wenigen Talkshows im deutschen Fernsehen, die sich noch etwas getraut haben und in kleinem Rahmen mit neuen Ideen und Ansätzen rumexperimentiert haben. Mal mit mehr, ab und an auch mal, wie oben angedeutet, mit weniger Erfolg. Aber selbst wenn Späße nicht zünden, ist das erstmal egal. Experimente müssen auch mal schief gehen, wenn das Ergebnis bekannt wäre, wäre es nicht mehr spannend.
Die bunte Mischung aus Gästen, die so erstmal nichts miteinander zu tun haben (der "schlechteste Regisseur aller Zeiten", eine Pornodarstellerin, ein ehemaliger Rapper und Seelsorger, ein Polyamorer) waren eine erfrischende Abwechslung zu "Ein Musiker mit seinem neuen Album, ein deutscher Schauspieler mit neuem Film, ein internationaler Schauspieler mit neuem Film, ein Comedian, ein Sportler, jemand der gerade in den Klatschspalten für Furore gesorgt hat". Der fehlende rote Faden tat sein übriges, so entstanden immer wieder wechselnde und interessante Gespräche der Gäste untereinander. Gruppendynamisches Durcheinandergequatsche, um es mal auf einen clever klingenden Nenner zu bringen.
Das Tüpfelchen auf dem I war dann der Stil der Sendung. Pseudocool und anbiedernd? Kann man so sehen (tue ich nicht). Aber konsequent und sicher durchgezogen.
Ich fand das gut.
Die Eingangsszene ist großartig, Joel Murrays Monolog im Büro ist toll, genauso wie die darauf folgende Kündigung. Danach verflacht Goldthwaits Film allerdings unglaublich. Die Road-Movie-Anleihen sind formelhaft und vorhersehbar, die wenigen schwarzhumorigen Actionsequenzen haben kaum Pfeffer (und sind, btw., auch alle im Trailer zu sehen). Was aber am schlimmsten ist: Es wird gelabert. Unglaublich viel gelabert. Und, obwohl sich "God Bless America" scheinbar für den Rufer in der Wüste hält, erzählt er letztendlich nichts, was in zahllosen Blogs, Artikeln und Texten zu dem Thema "Fernsehen" nicht schon längst altbekannt wäre. Am Ende nichts weiter als ein paar schnell abgeschaubte Lacher und sonst nur Leere und Ödnis.
"Schindlers Liste" und "Gesprengte Ketten" würde ich beide nicht unbedingt als Antikriegsfilme zählen. Der Krieg selbst spielt ja keine große Rolle, bzw. es wird sich dem Thema nicht näher gewidmet, als das es mehr ist als "bloße" Rahmenhandlung/geschichtlicher Hintergrund. Wobei ich es grundsätzlich schwierig finde, die beiden "Genres" miteinander zu verknüpfen. Streng genommen wäre "Braveheart" ja auch ein "Kriegsfilm", passt in diese Auflistung aber (natürlich?) nicht rein. Ähnlich verhält es sich für mich mit "Black Hawk Down" (egal, wie man jetzt zu ihm steht).
Vermissen tue ich da eher "Johnny zieht in den Krieg", "Im Westen nichts neues" und vielleicht noch "Hotel Ruanda" (wobei da die Kategorisierung wirklich an ihre Grenzen stößt).
Reduzierter Action-Thriller, der die Intensität seiner beinahe surrealistischen Eröffnungssequenz zwar leider nicht wieder erreichen kann, aber trotzdem besonders mit einigen knackigen und authentischen One-on-One-(Messer)Kämpfe zwischen den souveränen Hauptdarstellern Lee Jones und Del Toro punkten kann.
Aus meiner (eingestaubten) Erinnerung heraus würde ich "Blow Out" und besonders "Carlitos Way" gerne weiter oben sehen. Ist aber auch wieder ewig her, seit ich die geguckt habe.
Robert Zemeckis ist zurück. Gut, er war nie wirklich weg, aber nach „Die Legende von Beowulf“ (auch bekannt als „Warum nicht überspringbare Cutscenes nerven – Der Film“) war ein wenig die Luft raus. Das was mit „Roger Rabbit“ so charmant angefangen hat, das Zusammenbringen von Animation und Realfilm, erwies sich in dieser Weiterführung mit „Der Polarexpress“, der disneyschen Fassung der „Weihnachtsgeschichte“ mit Jim Carrey in allen Hauptrollen [sic] und dem erwähnten „Beowulf“ als wenig ansprechende Angelegenheit.
Zwölf Jahre sind seit „Cast Away“ (Wiiiiiiiiiiiiiiiiilson!) vergangen, dem letzten Film, bei dem die Hauptdarsteller nicht digital am Computer nachgestellt wurden. Und pünktlich zur Oscarverleihung kommt „Flight“ in die deutschen Kinos. Ein Drama um einen Alkoholiker gespielt von Denzel Washington (der sich, wenn Daniel Day-Lewis nicht wäre, wohl große Chancen auf einen Goldjungen ausrechnen könnte).
Wieder schmiert gleich am Anfang ein Flugzeug ab, diesmal geht es aber glimpflich aus. Der Pilot William „Whip“ Whitaker (Washington) schafft es die Maschine unter schwersten Bedingungen in einem spektakulären Flugmanöver sicher auf unbewohntem Gebiet notzulanden. Von den 102 Menschen an Bord sterben lediglich sechs. Statt einer Auszeichnung bedeutet dieser Zwischenfall für Whip allerdings jede Menge Problem. Er ist, wie schon erwähnt, Alkoholiker, war betrunken, während er die Maschine flog und zusätzlich noch auf Koks.
Erstmal ist man doch ein wenig überrascht von diesem neuen Zemeckis Film. Gleich die erste Szene zeigt eine nackte Frau, einen betrunkenen und koksenden Washington, der in Beisein seiner Bettgefährtin seine Ex-Frau am Telefon abwimmelt, die Geld für die College-Ausbildung des gemeinsamen Sohns braucht. Und wenn uns Ray Winstons Penis noch verwehrt geblieben ist, bekommen wir hier Washingtons entblößten Hintern in seiner ganzen Pracht zu bewundern. Der Film steht ganz im Zeichen von Sex, Drugs und auf dem Soundtrack ist auch recht viel Rock'n'Roll. Eine Nebenfigur bekommt ihren Stoff („Ballert rein wie Al Quaida“) von einem Porno-Regisseur, der ihr gleich noch eine Rolle mit „ein bisschen anal“ anbietet. Und auch der Absturz geht nicht ohne einige relativ explizit gezeigte Verluste von Statten. Ungewohnte Ansichten von Zemeckis, der sich mit „Forrest Gump“ oder den „Zurück in die Zukunft“-Teilen einen sicheren Platz im kuscheligen, amerikanischen Mainstream gesichert hat (was, zur Sicherheit, keine Wertung beinhalten soll).
Auch der restliche Film ist kein Zuckerschlecken. Der Fokus liegt nach dem spektakulär in Szene gesetzten Absturz komplett auf der Figur von Whip. Einem Mann, der sein Leben komplett an den Alkohol verloren hat und der bis zum Schluss im tiefer abstürzt und, so viel sei verraten, auch nur knapp die Notlandung schafft. Washington ist gut und trägt den Film souverän, der Rest des Casts kann mit einigen großen Namen aufwaten (Don Cheadle und John Goodman, bspw.), aber das ist Washingtons Show. Die einige Figur, die ähnlich viel Screentime spendiert bekommt ist die von Kelly Reilly gespielte, drogenabhängige Nicole, die nie ganz den Eindruck abschütteln kann, doch arg zweckmäßig in die Handlung integriert zu sein.
Trotz Überlänge hält „Flight“ den Zuschauer bis zum Ende fest im Griff. Der Absturz am Anfang ziehen sofort in den Film hinein, die Anhören gegen Ende ziehen die Spannungsschrauben nochmal fester an, dazwischen bietet der Weg von Whip das sprichwörtliche Wechselbad der Gefühle.
Es gibt nur zwei Dinge, die wirklich sauer aufstoßen: Zum einen der religiöse Einschlag, den man anfangs noch als maximal zweitrangig abtut. Gerade gegen Ende kommt aber das übliche „die Wege des Herren sind unergründlich“ deutlich durch. Es ist nicht penetrant und man kann es auch als reine Motivation für Whip akzeptieren, ob die, teilweise recht plump in den Vordergrund gerückten, religiösen Symbole und Motive aber unbedingt hätten sein müssen, ist streitbar. Was aber wirklich unangenehm auffällt ist, dass Zemeckis immer wieder mit lustigen Szenen und Figuren (namentlich: Goodman) die an sich tieftragische Handlung (zur Erinnerung: Es geht um Alkoholismus) auflockert. Nennt mich spießig, aber mir ist bei sowas einfach nicht nach Lachen zu Mute. Dementsprechend irritiert war ich auch – sowohl von den Szenen, als auch den Reaktionen des Publikums. Das ist sehr schade, denn so verbaut sich „Flight“ die Chance ein wirklich unangenehmer (im „positiven“ Sinne) Film zu werden.
Am Ende bleibt dann eben doch „nur“ ein sehr gutes, wenn auch zu leicht konsumierbares Drama. Aber, es tut gut Zemeckis wieder in „Cast Away“-Form auf der Leinwand zu sehen. Auch wenn uns „Back to the Future“-Form wohl lieber gewesen wäre.