Dachsman - Kommentare

Alle Kommentare von Dachsman

  • 6 .5

    Ich hatte ganz vergessen, dass die Nolan-Trilogie genauso angefangen hat, wie sie aufhört: Zwispältig.
    "Batman Begins" macht einiges richtig: Mitunter sehr schön gefilmt, und bei aller Kritik die man am wenig phantastischen Nolan-Gotham haben kann, sollte man der fairnesshalber sagen, dass seine Welt stimmig und homogen ist, fast durchgängig gut gespielt, der veränderte, wenn auch nicht neue Fokus der Geschichte funktioniert gut (statt der Burtonschen Identitätskrise macht Nolan aus Batman eine Figur des Konfliktes Recht und Gerechtigkeit) und überhaupt ist gerade der Anfang wirklich gut geschrieben. Vor allem, und das fällt erst dann auf, wenn man die Nachfolger im Hinterkopf hat, ist es schön mal wieder einen Batman zu sehen, der mehr Detektiv ist, als gadgetüberladene Kampfmaschine. Darüber hinaus hat man das Gefühl, dass Nolan tatsächlich etwas für den Mythos Batman übrig zu haben scheint, wenn man die ganzen kleineren Anspielung im Film bemerkt (man achte mal auf den Patienten, den Dr. Crane in seiner ersten Szene erwähnt).
    Auf der anderen Seite: Katie Holmes ist fehlbesetzt und die Figur Rachel eh mehr störendes Beiwerk, das eben rein muss, weil es die Vorlage so verlangt. Ohne gleich die große Keule rausholen zu wollen: Dass Frauen Nolan nicht sonderlich interessieren verdeutlicht die Beziehung von Bruce zu seinen Eltern sehr schön. Und auch Hauptdarsteller Christian Bale holt aus seinem Batman wenig mehr raus als grummeliger Rächer und durchgrinsender Sonnyboy, die gibt er aber zumindest überzeugend. Die Action funktioniert auch mehr schlecht als recht, Scarecrow ist ärgerlicherweise vollkommen verschenkt und langsam habe ich zumindest die Nase voll die selbe Origin-Story immer wieder in epischer Breite präsentiert bekommen: Eltern tot, Eltern und Onkel tot, Planet tot; Angst vor Fledermäusen, von Spinne gebissen, Solarbetrieben - wir kennen den Drill, können wir uns jetzt bitte was interessantem zu wenden, anstatt Wayne eine geschlagene Stunde dabei zuzuschauen, wie er zum Ninja ausgebildet wird, das ewig gleiche Mantra von "Mitleid ist Schwäche" vergebetet bekommt und seine Daddy-Issues zu überwinden versucht?
    Kein schlechter Film und auch wenn "The Dark Knight" Batman wieder zum Actionhelden macht, funktioniert dieser als spektakelorientierter Blockbuster dann noch eine ganze Schippe besser.

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    • 6

      Nicht halb so schlecht, wie er allerorts gemacht wird. Rupert Sanders findet Bilder die perfekt mit dem unterkühlten Charme seiner Hauptdarstellerin - allen Klatschberichten was jetzt am Set abgelaufen ist zum Trotz - harmonieren. Sanders schafft das, woran viele andere Fantasy-Produktionen dieser Tage scheitern: Eine stimmige und stimmungsvolle, mystische und fremde Welt zu schaffen. Blasses, natürliches Licht, knorrige, alte Bäume in kahlen Wäldern, schmutzige, wuchtige Burgen bilden einen wunderbaren Kontrasten zu den computergenerierten Zaubern der Elfenwelt. Die Spezialeffekte fügen sich dadurch wunderbar ins Gesamtbild ein. Wunderbar auch, dass der Film seine Hintergrundgeschichte nicht bis ins kleinste Detail auserklären möchte, sondern einiges der Phantasie des Zuschauers überlässt. Dem Film hätte es aber wahrscheinlich nur gut getan, den oft erzwungenen Bezug zum Märchen von "Schneewittchen" komplett über den Haufen zu werfen.
      Der Cast kann ebenfalls überzeugen, gerade die titelgebenden Figuren werden von Stewart und Hemsworth souverän verkörpert. Einzig Charlize Theron keift ab und an zu sehr herum. Gegen Ende verpufft der Film leider ein wenig in einem recht schlappen Finale, auch wenn die Kampfchoreographien durchaus anschaulich sind und auch das Drehbuch stolpert etwas unbeholfen durch den dritten Akt - wie jetzt aus der Damsel in Distress auf einmal Mrs. Braveheart wird, wie beispielsweise nie so ganz klar. Und auch die, recht konventionelle, Dreiecksbeziehung zwischen Snow White, Huntsman und Prinz verläuft sich irgendwo im Sand.
      Alles in allem aber trotzdem ein schöner Film.

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      • Schöner Text.
        Ich mag das Spiel von Day-Lewis in "There will be Blood" (mittlerweile) auch sehr, sehr gerne.
        Ryan Goslings Spiel vom anderen Ende des Spektrums in "Drive" (also das übertriebene Zurückhalten von Gestik und Mimik) fand's Du damals ja nicht so toll.

        • 8

          Zwei Jahre nachdem Tim Burton Johnny Depp als exzentrischen Idealisten "Ed Wood" fliegende Untertassen an Fäden über Washington kreiseln ließ, lässt er in "Mars Attacks!" selbst kleine grüne Männchen auf die Erde los. Burtons-Alieninvasion ist Hommage wie Persiflage gleichermaßen. Kleine grüne Männchen, die mit Goldfischgläsern auf dem Kopf und Laserpistolen der Marke "Fisher Price" einen Angriff auf die Menschheit wagen; Pfeife rauchende, überforderte Wissenschaftler, Zigarre paffende, hilflose Militärs; aufmüpfige Teenager, als Helden der Stunde ("What are you guys gawking at? Get that president outta here!") oder gelangweilte Retter der Menschheit; eine der skurrilsten Liebeserklärungen mit anschließendem Kuss der Filmgeschichte; Danny DeVito, Tom Jones und Jack Black; und am Ende werden die außerirdischen Invasoren von Gottes unscheinbarstem Geschöpf dahin gerafft: Slim Whitman.
          Sicherlich ein wenig überfrachtet und Burtons CGI-Ufos sehen spätestens heute wirklich schlechter aus als "Ed Woods" Plastikmodelle, aber ansonsten grandios ausgestattet, mit dem Auge fürs Detail und einem herrlichem Cast von Schauspielgrößen, die, wie der Regisseur, sichtbar Freude an ihren Rollen haben.

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          • 7

            Nachdem "Nader und Simin - Eine Trennung" (OT: "Dschodai-ye Nader az Simin", was nicht nur "Trennung" sondern auch "Scheidung", aber auch "Abgrund" oder "Kluft" heißen kann) 2011 zuerst alle wichtigen Preise auf der Berlinale einstreichen konnte, danach einer der Runner-Ups für den "Peoples Choice Award" auf den Filmfestspielen in Toronto war (der Preis ging an das französisch-libenasische Drama "Wer weiß, wohin?") und sich letztendlich bei den Oscars als "bester fremdsprachiger Film" durchsetzen konnte, war der iranische Film in aller Munde.
            Der erste Reflex eines westlichen Zuschauers wird es wohl sofort sein, den Film von Asghar Farhadi, Regie, Buch und Produktion, auf seine politische Natur abzuklopfen. Kritiker - der Beamtenapparat des Irans würde zu gut wegkommen, nur deswegen sei der Film überhaupt von der iranischen Regierung weitgehend unbehelligt gelassen - gibt es ebenso, wie Befürworter - auf Grund der privaten Finanzierung der Dreharbeiten sei eine Einflussnahme nicht nachzuweisen und Farhadis (regiem)kritische Aussagen seien zu gut verborgen.
            Man sollte aber nicht den Fehler machen und "Nader und Simin" primär als politischen Film betrachten. Obwohl gesellschaftliche Themen behandelt werden, gerade durch das Aufeinandertreffen der gebildeten, liberalen und in Maßen wohlhabenden, iranischen Mittel- und der arbeits- und perspektivlosen, teils streng religiösen Unterschicht, gibt der Film das nicht her.
            Er ist auch eine Milieustudie, wie oben angesprochen, ein Eindruck der dadurch verstärkt wird, dass er mit Handkamera gedreht wird, was sehr oft an eine Dokumentation erinnert (dazu passt auch der vollständige Verzicht auf Musik).
            Im Kern aber ist "Nader und Simin" ein (Melo)Drama. Die zentralen Figuren sind, natürlich, das Ehepaar Nader (sehr gut: Peyman Moadi) und Simin (passendes Gegenstück: Leila Hatami) aber vor allem auch ihre elfjährige Tochter Termeh (überzeugend: Sarina Farhadi), welche oft zum Sprachrohr des Zuschauers wird und die Fragen stellt, die für die weitere Beurteilung des Handlung wichtig werden.
            Ab der Hälfte der Spielzeit bekommt "Nader und Simin" deutliche Anleihen an einen Krimi, wenn es darum geht die Schuld-, oder besser Tathergangsfrage, zu ermitteln.
            Wichtig dabei ist am Ende aber nicht richtig oder falsch, in solchen klar abgegrenzten S/W-Kategorien denkt Farhadi nicht.
            Er bleibt die gesamte Laufzeit über stiller Beobachter. Seinem starken Drehbuch ist es zu verdanken, dass sich die Sympathien des Publikums stets verschieben und jede Figur in ihrem Handeln und Auftreten nachvollziehbar und menschlich bleibt. In dieser Hinsicht überrascht der große internationale Erfolg von "Nader und Simin" tatsächlich nicht. Die Themen, die er hauptsächlich behandelt sind universell und seine Machart weist, trotz eines erkennbaren, eigenen Stils, viele Parallelen zu guten amerikanischen Dramen auf.
            "Nader und Simin" ist deshalb ein so starker Film; weil er einem kulturunkundigen Publikum einen differenzierten und unverstellten Blick auf eine fremde Kultur ermöglicht (über welche wir alle von den Medien erzeugte Vorurteile und Stereotypen haben dürften), weil sowohl er als spannendes Familien- als auch Kriminaldrama funktioniert. Und weil er, wie Farhadi in Interviews stets betont, dem Zuschauer mehr Fragen stellt als Antworten gibt.
            [Dezenter Spoiler]
            Der Film beginnt mit einer Frage: Warum wollen sie sich scheiden lassen? Und endet mit einer weiteren, die deutlich an die erste anknüpft. Eine Antwort gibt er aber nicht.

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            • Schade, gestern noch die Rubrik gelobt und heute dein schwächster Beitrag bisher.
              Ich persönlich habe das Gefühl, dass es diese Woche nichts zum Anecken, oder überhaupt zum kommentieren, gab. Ja, ein paar halbherzige Spitzen gegenüber "Liebe", "Ted" und der Academy, "Cloud Atlas" bekommt nochmal einen Rüffler (nichts Neues, stand auch schon in Deiner Kritik zum Film). Aber bei "Ziemlich beste Freunde", "Beasts of the Southern Wildes", "The Dark Knight Rises" und "The Hobbit" bleibt Dir auch nichts weiter als auf schon bestehende Texte zu verweisen.
              PS: Worin liegt eigentlich Dein Desinteresse gegenüber "Django Unchained" begründet? Hatte ja heute schon fast felsenfest mit einem Text darüber gerechnet. :D

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              • Finde ich sehr lobenswert, dass ihr weiter an den (vollkommen unverständlich) schlecht bewerteten Themen wie "Sophies Filmwelt" und "Mr. Vincent Vega eckt an" (gut, da ist es nicht unverständlich, aber unberechtigt) festhaltet.
                Das sind nicht nur die Themen, die ich auf Moviepilot am liebsten lese, sondern die, weswegen ich die Seite überhaupt besuche. Irgendwelche Top 7, die ja scheinbar so beliebt sind, kann ich auf jeder anderen Seite auch finden. Im Zweifel kann ich mir die sogar selbst erstellen.

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                • 5

                  Laut eigener Aussage, der beste Film in dem Christopher Lee je mitgewirkt hat, Vorlage für Nicolas Cage berühmt-berüchtigten "Not the Bees"-Auftritt, vorschollen und bei Release verschmähter Kulthorror von der Insel und einer der Filme, bei denen die Produktionsgeschichte mindestens genauso spannend ist wie der eigentliche Film.
                  Der steng katholische Polizist Neil Howie (überzeugend: Edward Woodward) folgt einem Hilferuf auf die abgelegene schottische Insel Simmerisle. Ein junges Mädchen wird vermisst. Schon bei seiner Ankunft sieht er sich der verschrobenen Dorfgemeinschaft gegenüber. Und damit beginnen die Verwirrungen, denn niemand auf der Insel will das Mädchen kennen. Nicht einmal die mutmaßliche Mutter. Howie bleibt und versucht die Mauer aus Schweigen zu durchbrechen, bei seiner Spurensuche stößt er auf immer mehr Hinweise, dass die Dörfler unter Führung des charismatischen Lord Summerisle (aberwitzig: Christopher Lee; wahlweise in Frack, gelben Rollkragen-Pulli oder Frauenkleidern) etwas verheimlichen. Mehr noch, auf der Insel scheint ein an alte keltische Naturreligionen angelehnter Kult zu herrschen. Freie Liebe, Gesang und Tanz, sowie offenherzige Sexualkunde bereits in der Vorschule erschüttern das Weltbild des Christen nachhaltig.
                  Um den Film überhaupt veröffentlichen zu können, benötigte es einiges an Aufwand, seitens Regisseur Robin Hardy (der leider nach diesen Erlebnissen lange keinen Film mehr drehte) und Hauptdarstellers Lee. Der ursprüngliche Vertrieb wurde von einem größeren Studio geschluckt, denen gefiel, was ihnen vorgeführt wurde, überhaupt nicht (angeblich soll einer der neuen Produzenten "The Wicker Man" als "one of the ten worst films I've ever seen" bezeichnet haben). Der einzige Befürworter fand sich in Übersee: Trash-Ikone Roger Corman, der vielen großen, europäischen Klassikern erst einen Release in Amerika ermöglichte, liebte den Film. Doch er bot zu wenig Geld.
                  Erst eine rigoros umgeschnittene Fassung fand den Weg in die Kinos. Das Ergebnis war desaströs. Einzig die Beteiligten schienen an die Mischung aus Krimi, Thriller, Horror und Musical zu glauben. Das ging soweit, dass Darsteller und Drehteam befreundete Filmkritiker anriefen und sie baten, sich den Film anzunehmen. Sie würden sogar den Eintrittspreis übernehmen. Und auch wenn die Kritikerstimmen, die den Film tatsächlich sahen, recht positiv waren, floppte "The Wicker Man" und verschwand in den Archiven. Wenig später wurde er wieder heraus geholt.
                  Allerdings nur, um als Füllmaterial beim Straßenbau verwendet zu werden. Bis heute sind einige Szenen verloren, die irgendwo unter britischen Autobahnen schlummern.
                  Erst nach und nach erfuhr der Film eine gewisse Reunion. Über die Jahre hinweg baute sich eine treue Fangemeinde auf, der Film erlangte Kultstatus. Die Fantreue ging soweit, dass die am Drehort zurückgelassenen Beine der Holzpuppe vom Ende, zur Pilgerstätte wurden - zumindest, bis die 2008 von Unbekannten gestohlen wurden.
                  Wenn der Eindruck entsteht, ich würde mich ein wenig um die Bewertung des Filmes herdrücken, ist das nicht unberechtigt.
                  "The Wicker Man" hat Qualitäten, zweifelsohne. Die Gegenüberstellung der offenen, heidnischen Naturreligionen und der unterdrückenden Religion von Howie ist nicht uninteressant, ebenso das Gegenstück einer religiös geprägten Gesellschaft gegenüber einer staatlichen Autorität, die sich der Vermischung mit ihren religiösen Überzeugungen (erfolglos) verwehrt. Auch einen Sinn für Atmosphäre kann man dem Film nicht absprechen, zu verdanken der Kamera von Harry Waxman (The Day, the Earth Caught Fire). Vor allem heraus sticht aber die Musik von Paul Giovanni. Die Folklorestücke gehen sofort ins Ohr und bleiben dort auch lange Zeit. Der (nachsynchronisierte) Verführungsgesang der schönen Wirtstochter Willow (Britt Ekland) und ihr dazugehörige Tanz (natürlich wieder nackt), ist eine der besten Szenen des Filmes.
                  Nach den ganzen Hintergrundinformationen, machen wir's kurz: Trotz unbestreitbarer Qualitäten, ich konnte wenig mit "The Wicker Man" anfangen. Der gern beschworene subtile Horror oder Thrill wollte sich bei mir nicht einstellen. Viele Szenen entfand ich eher unfreiwillig komisch.
                  Das heißt nicht, dass ich von dem Film abraten würde, viele Ansätze, die dort verhandelt werden, finde ich sogar ungemein spannend, nochmal anschauen würde ich ihn aber wohl nicht; die Recherche zu dem Film hat mir tatsächlich mehr Freude bereitet als der Film selbst.

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                  • 1
                    • 7 .5
                      über Dredd

                      Wunderbar fokusierter und disziplinierter Action-Film, der zu jeder richtigen Zeit genau die richtigen Knöpfe drückt. Den Hauptfiguren wird zum einen zwar genug Zeit gegeben um in knackigen und nicht zimperlichen Ballereien ordentlich die fetzen fliegen zu lassen, auf der anderen Seite erlaubt er ihnen aber immer wieder kleinere Charaktermomente (wie bspw. Andersons zusammentreffen mit einer jungen Witwe), die in dem irrwitzigen und abwechslungsreichen Actionspektakel für den nötigen narrativen Zug sorgen.

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                      • 7

                        Miike lässt sich Zeit bei seinem neuen Film. Viel Zeit. Über eine Stunde geizt er weitgehend mit Action. Statt dessen zeigt er beinahe minutiös, wie die Samurai um Anführer Shinzaemon Shimada ihr Attentat auf Lord Naritsugu Matsudaira planen. In Anbetrachtet des Schlussaktes dann auch bemerkenswert, wie wenig Gewalt gezeigt wird, die meisten Gewaltakte finden im Off statt. In der, viel gerühmten, 45-minütigen Schlacht am Ende dreht Miike dann richtig auf. Tempo- und actionreich, furious in Szene gesetzt, beeindruckend choreographiert und einfallsreich inszeniert. Das der entscheidene Funke dann nicht ganz überspringen will, ist Miikes Versäumnis in der ersten Hälfte des Filmes geschuldet uns, trotz der oben erwähnten Zeit, die er sich lässt, alle der 13 titelgebenden Assassinen nahe genug zu bringen, dass ihr Tod uns wirklich berühren würde. Wenn man aufmerksam ist, bleiben bestenfalls fünf Figuren im Gedächtnis, der Rest ist dann schon schwer auseinander zu halten.
                        Nichts desto trotz, ein beeindruckender Actionfilm. Wenn auch wohl eher nicht die gern beschriene Auferstehung des Samuraifilm.

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                        • "Full Metal Jacket" vor "Wege zum Ruhme"? Das ist ja wie Robin vor Batman...

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                          • 4

                            Erkläre "Uninteressant", folgende Begriffe dürfen nicht verwendet werden: Formelhaft, schematisch, durchschnittlich, unambitioniert, Jack Reacher.
                            Tom Cruise ist ganz in Ordnung, im Grunde wird aber auch nur von ihm verlangt einen Gesichtsausdruck über die Länge von mehr als zwei Stunden nicht zu verändern. Ein, zweimal sorgt das für Schmunzeln, oft ist es aber einfach nur pseudocooles Gepose einer recht uninteressanten Haupfigur. Ausnehmend albern ist außerdem Werner Herzogs Darstellung eines bösen, alten Russens.
                            Die Krimi-Anteile des Plotes sind recht nett, rücken aber zu stark in den Hintergrund um Platz zu machen für blut- und spannungslose Actionszenen, die außerdem viel zu oft in Slapstick abrutschten, teils gewollt, teils ungewollt.
                            Mit über zwei Stunden natürlich viel zu lang und höhepunktsarm, rettet sich aber ohne allzu großen Hänger über die komplette Laufzeit. Jede Erinnerung verblasst aber schon beim Verlassen des Kinosaals.

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                            • Ben "Yahtzee" Croshaw, ein australischer Journalist und Videospielentwickler, hat zuletzt einen, wie ich finde, sehr treffenden Kommentar zu dem Thema abgegeben:
                              "It [Playstation Allstars: Battle Royale] is in the same focus like the Justice-League-Movie. It's trying to fight a battle three years to late, that you can't possibly win, 'cause your oponent isn't on the battlefield, they're at home. Rubbing brasso on their trophy that they got for winning the battle three years ago, that you just joined [...]."

                              • 8

                                In Interviews wird New Hollywood Ikone William Friedkin nicht müde Tracy Lett als den besten und wichtigsten amerikanischen Dramatiker der Gegenwart zu bezeichnen. Kein Wunder also, dass auch Friedkins neuster Film, „Killer Joe“, auf einem Stück von Letts basiert, auch das Friedkin und Letts bereits 2006 in der selben Konstellation „Bug“ realisierten. Einzige Bedingung die Friedkin stellt, wenn er das Skript verfilmen sollte, war, dass er die passenden Schauspieler finden musste. Das ist ihm, ohne Abstriche, absolut gelungen. In der titelgebenden Rolle des Cops und Auftragskillers Joe sticht ausgerechnet Matthew McConaughey mit einer tadellosen Glanzleistung hervor. Aber auch Juno Temple, Emile Hirsch, Thomas Haden Church und Gina Gershon überzeugen als mehr oder minder verkommene Redneck-Familie irgendwo im texanischen Nirgendwo auf ganzer Linie. Besonders Temple als kindlich-naives Mädchen harmoniert wunderbar mit McConaughey.
                                Friedkin war schon immer ein umstrittener Regisseur. Und auch „Killer Joe“ wird an diesem Status kaum etwas ändern. Die Krimi-Groteske besticht durch eine radikale Mischung aus zynischem Humor, sowie expliziter, wenn auch nie effekthascherischen Darstellung von Sex, Nacktheit und Gewalt. Die erste Einstellung von Gershon gibt den Ton für den Rest des Filmes vor: Nackt, gefilmt von der Hüfte abwärts, öffnet sie ihrem Stiefsohn die Tür.
                                Die Geschichte um die texanische Sippe, die mit Hilfe des Killers Joe an die Lebensversicherung der leiblichen Mutter gelangen möchte, gipfelt in einem furiosen und beinharten drittem Akt, der einem lange im Gedächtnis bleiben dürfte.
                                Kein einfacher Film, wer Zugang findet, wird aber auch Gefallen dran finden. Aber so gut wie jeder, der den Film gesehen hat, wird jedes mal wieder an ihn denken müssen, wenn er Hühnerbeine isst.

                                • Schöner Text. Die auch ein frohes Neues.

                                  • 5

                                    Bestenfalls gut gemeintes Biopic, welches viel zu oft auf großes Hollywood-Epos macht und darüber vieles an historischer Authentizität und Akkuratesse vergisst. Für reines Blockbuster-Kino allerdings zu wenig Schmackes und als Anregung zur Konfuzius Lektüre bleiben die wenigen Gedanken darin entweder kaum erkennbar oder schlicht uninteressant.

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                                    • 6

                                      Gottessuche auf hoher See, eine dramatisches Abenteuer in hoffnungslos kitschig-schönen Bildern und dem wohl souveränsten und sinnvollsten Einsatz von 3D seit langem. Getragen wird der Film außerdem von einem starken Hauptdarsteller-Dou (Suraj Sharma und Irrfan Khan als junger und älterer Pi) und beachtlicher Tricktechnik. Vielleicht nicht die Antwort auf alle Fragen, vielleicht auch etwas penetrant in seinem Willen zum Versöhnlichen, aber ein spannender, unterhaltsamer und gewiss nicht dummer Film auf jedenfall.

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                                      • 7

                                        "2001" as directed by Terry Gilliam, das beschreibt John Carpenters ersten Langfilm wohl am besten. Die Zusammenarbeit mit Sci-Fi-Legende Dan O'Bannon (am Drehbuch beteiligt, sowie vor der Kamera zu sehen) hat einen anspielungsreichen Film zur Folge, der charmanterweise aus seiner Low-Budget-Herkunft keinen Hehl macht (das Alien ist zum Schießen!), sich aber souverän in seinem Genre bewegt. Unbedingt sehenswert.

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                                        • 7

                                          Stilsicherer sowie altmodischer Grusler, der gekonnt altbekannte Zutaten (dicke Nebelschwaden, ein finsteres Moor, überwucherte Friedhöfe, abgeschiedene Dörfer und verfallene Herrenhäuser) mit einer konventionellen Geistergeschichte verbindet. Daniel Radcliff überzeugt als desillusionierter und verzweifelter Familienvater auf ganzer Linie und trägt den Film bis zum gelungenen, wenn auch erahnbaren, Schluss. Einzig die titelgebende Frau in Schwarz bleibt etwas beliebig. James Watkins erklärt in einem Feature, er wolle mit diesem Film eine neue Horrorikone schaffen. Leider das einzige, was dem ansonsten rundum gelungenen Film nicht gelingt.

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                                          • 7

                                            Der brauchbarste der, ansonsten reichlich überflüssigen, "One Piece"-Filme. Größte Stärke des Filmes, die er auch gekonnt auszuspielen weiß, ist die titelgebende Welt, auf die es die Strohhut-Bande diesmal verschlägt. Ja, sonderlich originell ist das alles nicht, sondern stellenweise schon recht dreist vom "Skypia"-Arc aus der Serie abgekupfert, aber einige schöne Bilder und nette Actionszenen bekommt man schon zu sehen. Auch wenn der bittere Beigeschmack bleibt, dass das als Handlungsbogen in der Serie wohl besser funktioniert hätte. Dann wären auch nicht so viele Aspekte so kurz gekommen (der Antagonist, die Vogelmenschen). Aber, wie man so schön sagt: Für Fans.

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                                                • 7

                                                  More of the same. Das hatten ja irgendwie alle erwartet, herbeigesehnt und auch ein wenig befürchtet. Als Film und teils auch als filmische Adaption der literarischen Vorlage, ist "Der Hobbit I" im Grunde nicht sonderlich gut gelungen. Das Erzähltempo gerät mehr als einmal arg ins Schlingern. Gerade die erste Stunde springt wild von Schauplatz zu Schauplatz und wechselt ständig Fokus und Grundstimmung. Die Spezialeffekte sehen erstaunlicherweise weit weniger überzeugend aus, als noch im „Herrn der Ringe“, die Zwergenschar bleibt bis auf Thorin Eichenschild recht blass und hinter eben jenen tritt auch der eigentliche Hauptdarsteller Bilbo Beutlin deutlich zurück. Darüber hinaus, da Humor ja Geschmackssache ist, sei die Aussage erlaubt, dass der Humor mehr als einmal voll daneben haut.
                                                  So viel zu den Schwächen. Auf gut drei Stunden gewalzt können die einem schon den Spaß versauern. Wenn man aber bereit ist zu akzeptieren, dass, trotz großer Nähe zur Vorlage, diese Rückkehr nach Mittelerde eher Sightseeing-Tour durch das tolkiensche Werk, interpretiert von Peter Jackson, ist, dann verströmt "Der Hobbit I" wieder viel von dem Flair, welches schon die "Herr der Ringe"-Trilogie so phantastisch machte.

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                                                  Ja, zuerst rumwhinen und es dann doch ganz toll finden. Auch egal. Hier nochmal der Original-Kommentar:

                                                  Das traurige ist, dass ich mittlerweile, noch bevor der Film überhaupt offiziell hier in Deutschland angelaufen ist, schon gar keinen Bock mehr auf den "Hobbit" habe.
                                                  Vorweggeschoben: Ich bin ein großer Freund der Verfilmungen von Peter Jackson. Ich habe sie sehr gerne gesehen, sie haben mich dazu angeregt, mich näher mit dem Quellmaterial auseinandern zusetzen. Ich habe die Bücher nochmal gelesen (sowohl den "Herr[n] der Ringe", als auch Silmarillion und Co.) und mit Sekundärliteratur einen Zugang dazu gewonnen, was die Bücher zu Klassikern der phantastischen Literatur gemacht hat. Die ganze Mythologie, der Weltentwurf und der Ursprung der ganzen Saga (Kurzform: Tolkien war Philologe und Mittelerde mehr als der Handlungsort einer Geschichte von Leuten, die zu einem Vulkan wandern, sondern der Versuch, man verzeihe mir die Floskel, eine Welt zu schaffen, mit Mythologie, mit Sprachen, mit Kulturen).
                                                  Das die Filme dann auch toll waren (wenn auch nicht wirklich gelungene Verfilmungen der Bücher, wenn man von der Handlung absieht) und zurecht zu Klassikern geworden sind, die sowohl in der Pop- als auch der Hochkultur ihren rechtmäßigen Status erlangt haben, hat sein übriges getan.
                                                  Und vielleicht waren das die denkbar schlechtesten Voraussetzungen für ein Rückspiel. Wie sagte Ben "Yahtzee" Croshaw einmal sinngemäß? "Wenn Du jemals etwas schaffst, was als großartig anerkannt wird, stell sicher, dass es das letzte ist, was Du je tust, denn alles, was Du danach schaffst, wird stets daran gemessen." Und dass die Wahrscheinlichkeit zu enttäuschen (bzw. enttäuscht zu werden) proportional mit der Bekanntheit und der Ruhm des Vorgängers steigt, das haben allein dieses Jahr "Prometheus" oder "Dark Knight Rises" eindrucksvoll bewiesen.
                                                  Wenn man "perfekt" als Ausgangspunkt hat, ist es wahnsinnig schwer, sich noch zu steigern. Und selbst ein weiteres "perfekt", naja, wäre eben "nur" ein weiteres perfekt.
                                                  Der Vergleich scheint polemisch, aber die Parallelen zu einer anderen Fantasy-Trilogie, die einige Jahre später mit einer Prequel-Trilogie fortgesetzt werden sollte, an die alle sehr hohe Erwartungen hatten, sind ja nicht zu übersehen.
                                                  Dazu kamen dann diverse Nachrichten über die Dreharbeiten, die zumindest zwispältig waren. 3D, neues Bildformat, aus einem verhältnismäßig kurzen Märchen eine epische Fantasy-Trilogie, 170 Minuten Laufzeit allein für den ersten Film, etc., blabla.
                                                  Aber, alles das wäre zu verkraften gewesen. Das könnte man ja ignorieren. Aber, der entscheidende Faktor, der mir die Lust mehr oder minder total vermiest: Jeder, wirklich jeder, meint seine fachkundige Meinung zu allen den oben abgegebenen Punkten groß und breit kundtun zu müssen. Der offizielle Kinostart hier in meiner Heimatstadt liegt noch in naher Zukunft, und trotzdem kann ich schon in X-tausend Onlineforen Flamewares lesen. Von Enttäuschung, über Lobhudelei, zu gepflegtem Desinteresse, ist alles dabei, dazu kommen dann noch Kommentare über Kommerzialisierung, Kulturpessimissmus, doofes 3D, Elitarismus-Vorwürfe von Filmbefürwortern an jene, die nicht so begeistert waren, Hypevieh-Vorwürfe von Enttäuschten an Befürworter, Literaten, die den Untergang des kulturellen Abendlandes auf behaarten Füßen herannahen sehen und Plädoyers dafür, dass "Der Hobbit" das wichtigste Ereigniss im Kino seit der Erfindung der Kamera war, zumeist von Leuten, die irgendwann mal zufällig an einer Ausgabe von "Der Herr der Ringe" bei weltbild vorbei gelaufen sind, auf der noch frisch der "Das Buch zum Film"-Sticker, neben Elijah Woods Bild prangte.
                                                  Und selbst unser Provinzkino hier zeigt einen dreistündigen Film insgesamt achtmal am Tag in drei unterschiedlichen Sälen, von den mir berichteten 26 Aufführungen (!) pro Tag in diversen Großstädten mal ganz abgesehen. Man kann dieser Hobbithysterie ja gar nicht entkommen und wird selbst in der Autowerkstatt von drei verschiedenen Quellen belehrt, was jetzt gut und was schlecht an dem Film sein.
                                                  Und dann schreiben selbst Leute, die den Film noch nichtmal gesehen haben, bei Kinostart ellenlange Pamphlete darüber, warum sie den Film nicht sehen wollen. Absurder geht es eigentlich nicht mehr.
                                                  Mein Wort zum Sonntag. Oder eher Freitag.
                                                  PS: Und, obwohl hier "Kein Interesse" steht, werde ich mir den Film früher, wohl eher später doch angucken. Wenn er dann irgendwann langsam aus den Kinos verschwindet. Nächsten Sommer also.

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                                                  • 7 .5

                                                    Wird vielleicht nicht ganz dem Hype gerecht - but then again, who does? - ist aber natürlich trotzdem eine großartige Serie. Eine spannende Geschichte, mit vorzüglichem Tempo und Pacing, einem wunderbarem, klarem Zeichenstil, auch wenn man manchmal ein wenig mit der Theatralik übertreibt ("...and EAT IT!", kommt das von der Übersetzung, oder ist das auch im Original so albern?), selbiges gilt für den Soundtrack. Im Grunde ein Bilderbuchkrimi, der wirklich geschickt Haken schlägt. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Light und den Ermittlern ist schlicht unterhaltsam, Todesgott Ryuk sorgt für eine angenehme Portion schwarzen Humor.
                                                    Das große aber muss allerdings noch kommen: "Death Note" ist ein spannender Krimi, aber, mehr auch nicht. Ja, das Death Note ist nettes Gedankenspiel, aber die Frage, wie ein Individuum auf Allmacht reagiert, ist jetzt auch nichts absolut neues. Und wie die Gesellschaft auf eine allmächtige und unbekannte Richterinstanz reagiert, wird leider auch lediglich am Rande beleuchtet. Und die viel beschworene Ambivalenz, das Mitfiebern mit Light stellt sich auch nie ein. Dazu ist sein Handeln zu theoretisch, zu klinisch (er bringt ja wirklich nur Menschen um, die einer einwandfreien Definition von "Böse" entsprechend, wer Reue zeigt, oder aus nachvollziehbaren Gründen handelt [woher hat er dieses Wissen] wird verschont) und selbst davon ab, macht er in den ersten paar Folgen klar, dass er zum "Gott der neuen Welt" werden will. Und damit ist dann jede Indentifikation mit der Figur weg.
                                                    Das macht die Serie nicht schlecht, im Gegenteil, der ganz große Wurf, der gerne mal reininterpretiert wird, bleibt aber aus.

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