Dachsman - Kommentare
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Alle Kommentare von Dachsman
Lass uns drüber reden. Spike Jonze löst die Liebe, sowohl in romantischer als auch erotischer Form, vom Körper. Theodore verliebt sich in Samantha. Samantha allerdings ist nur Geist. Eine körperlose Stimme, Gedanken, Persönlichkeit, vielleicht sogar Seele. Eine menschliche Hülle hat sie nicht, menschlich scheint sie dennoch zu sein. Außerdem ist das Betriebssystem wissbegierig. Möchte alles verstehen, kann es aber nicht erfahren. Also spricht sie mit Theodore (Dackelblick: Joaquin Phoenix) und er erklärt es ihr, beschreibt es. Der Ghostwriter für Liebesbriefe, der so viele Beziehungen anderer Menschen begleitet, be- und vielleicht sogar geschrieben hat, lässt die rauchig-weiche Stimme (Scarlett Johansson) in sein Ohr und sein Leben. Die Krux für einen Kinofilm: Es gibt kaum etwas zu zeigen. Samantha und Theodore interagieren auf verbaler Ebene in einer Werbefilm-Zukunft. Schöne Menschen werden in schönen Wohnungen ins rechte Licht gerückt. Das oscarprämierte Drehbuch steht sich selbst im Weg. „her“ hat wunderbare Einfälle auf der visuellen Ebene: Diese „Apple“-Zukunft wirkt alles in allem wesentlich wahrscheinlicher und stimmiger als die grimmig-schmutzigen Dystopien die das Hollywood-Kino gerne heraufbeschwört, die stumm geschalteten Rückblenden zwischen Theodore und seiner Ex-Frau sind die ehrlichsten und romantischsten Liebesbekundungen des gesamten Films. Der Verdacht liegt nahe, dass sich Jonze dieser Problematik bewusst ist. Die Schwarzblende über den Liebesakt und Amys (schnuckelig: Amy Adams) ereignislose Dokumentation wirken wie ein Kommentar. Doch wieso brauchte diese, im Grunde dann doch reichlich ungewöhnliche Beziehung zwei Stunden, um in aller Form durch dekliniert und diskutiert zu werden? Ein unschöner Nebeneffekt ist, dass dadurch die wirklich spannenden Aspekte – das Wesen von künstlicher Intelligenz, was macht den Menschen zum Menschen, oder meinetwegen auch die Rezensionen gerne herbeizitierte, mangelnde Zwischenmenschlichkeit – dieser Vision an den Rand gedrängt werden. Muss man das Feld denn so kampflos Windows Pfister überlassen? Man möchte „her“ ja gern haben. Aber wahrscheinlich macht den Film gerade dieses Streben nach kuscheligem Wohlbefinden, so ungemein anstrengend.
Hui!, mit der frechen Spinne aus der Nachbarschaft durch New Yorks Häuserschluchten zu springen hat sich selten so agil und dynamisch angefühlt wie unter Marc Webb (no pun indeed, hat den echt noch keiner gebracht?). Übrigens, Activision, falls ihr nach knapp zehn Jahren mal wieder ein gutes „Spider-Man“-Videospiel machen wollt: So bitte sehr. Ansonsten finden sich Comic-Kenner und solche, die es gerne wären, schnell zurecht. Der vorlaute Wandkrabbler ist immer noch rot-blau, Tante May immer noch die gute Seele, der grüne Kobold immer noch grün. Der freche Garfield hat sichtlich Spaß in seiner Rolle als possenreißender Großstadt-Tarzan und Stone sowie DeHaan und Foxx sind ein schmuckes Gangster-Gespann. Was den zweiten, neuen Spider-Man aber gar nicht erstaunlich macht, ist sein narrativer Stillstand. Zwei Stunden lang wird Peter Parker ein emotionaler Konflikt aufgebrummt, ständig hadert er mit seiner Rolle zwischen maskiertem Vigilanten und liebendem Freund und Sohnemann, wird von Geister der Verblichenen heimgesucht und steht am Ende vor einem Berg von Trümmern und noch mehr Toten. Und genau dieser Knackpunkt wird am Ende mit ein paar Binsenweisheiten weggewischt. Immerhin, habt ihr gesehen? Da hängen die Flügel vom Geier! Und die Greifarme von Doc Oc! Paul Giamatti in einem Rhino-Robo-Panzer! Geil! Los, mach sie fertig, Spidey! Hm? Traurig? Nee, wieso, war irgendwas?
Tod und Verwesung sind allgegenwärtig. Unter des sengenden Sonne Texas sind auf einem Friedhof Gebeine gewaltsam ihren Gräbern entrissen und zu grotesken Totems aufgetürmt. Wie ein Todesengel starren die leeren Augenhöhlen auf eine Welt, die kaum noch den Anschein von Zivilisation zu bewahren vermag: Stakkatoartige Schlaglichter auf entstellte Körper, ein verendetes Gürteltier auf staubigem Asphalt, verdorrte Bäume, die ihre blattlosen Äste wie knorrige Hände in den wolkenlosen Himmel strecken, verlassene Farmhäuser, aus deren Ecken nur noch das Krabbeln von Ungeziefer dringt. Die Wirklichkeit ist schlimmer als jeder erdachte und durchkomponierte Horrorfilm. Daher beginnt Tobe Hooper seinen Film auch mit der unheilvollen Erinnerung, dass alles folgende sich tatsächlich zugetragen hätte. Die Möbelstücke aus Knochen, die Masken aus Menschenhaut, die Menschen an Fleischerhaken. „Texas Chainsaw Massacre“ ist ein Angriff auf die Sinne. Ungeschönte, rohe Bilder, denen man die trockene Hitze ansehen kann, kakofonisches Getöse auf der Tonspur aus das Heulen einer Kettensäge und dem panischen Kreischen von Teenager. Im Finale wagt sich die Kamera immer näher an die weit aufgerissenen Augen des letzten Opfers heran, bis zu den kleinsten Äderchen, die im Entsetzen ob des Gesehenen geradezu zu platzen drohen. Es ist die Fassungslosigkeit zweier Kulturen, die aufeinander prallen. Die vom Fortschreiten der Welt vergessene Arbeiterfamilie in ihrem knorrigen Herrenhaus voller Rituale und klarer Machtverhältnisse, auf der einen Seite, die ihrer Zeit vorauseilenden Jugendlichen, die sich in einer Zeit der Desillusionierung eigene Werte und Lebensformen schaffen wollen. Am Ende kulminiert als das in einem ekstatischen Totentanz unter der Sonne Texas. Ein Körper liegt zermalmt auf dem glühenden Asphalt, ein Täter schwingt das Mordwerkzeug orientierungslos durch die Luft, die letzte Überlebende rast blutüberströmt und hysterisch lachend in eine ungewisse Zukunft.
Die kindliche Lust am kontrollierten Chaos, die entsteht, wenn man alle roten, blauen, gelben, schwarzen Steine, Platten, Blöcke, Figuren aus ihren Boxen nimmt und zusammen kippt, um daraus eine Welt zu kreiren, in der Gandalf auf Milhouse trifft und die Ninja-Turtles mit ihren Namensvettern ihren mutmaßlich gelungensten Kinoauftritt 2014 hinlegen, genau das feiert "The LEGO Movie". Leider lediglich in den letzten 20 Minuten. Die sind dann auch genauso großartig, wenn auch kitschig, wie ich es mir gewünscht hätte. Wenn Spiel und Geschichte sich verbinden und sich der überdrehte Animationsfilm als entfesselte Kinderphantasterei entpuppt. Davor ist "The LEGO Movie" aber eben, leider, nur genau das: Ein überdrehter, hektischer Animationsfilm, voller, mal mehr, mal weniger subtiler, Popkultur-Referenzen und knalliger Gags. In diesen Momenten ist es nichtmal zwingend, dass es sich um eine Lego-Welt handelt. Die Abenteuer und Action hätten so auch in einem Dreamworks-Film statt finden können. Bis zum oben erwähnten Ende hat mich "The LEGO Movie" daher auch ziemlich kalt gelassen und das Schaulaufen der Produktpalette des Konzerns sogar etwas genervt. Erst mit Auftauchen der anderen Welt, oder als LEGO-Figuren an Schnüren durch das Bild "flogen" hatte mich der Film gewonnen. Ab diesem Punkt war ich dann reichlich enttäuscht vom vorher gesehenen. Was für ein Film hätte das werden können? Vielleicht beim nächsten Mal...
Kurzweilig, knallig, nicht dumm, aber eben auch was zu erwarten war. Kaum ein Studio ist momentan so nah daran "Serien" fürs Kino zu produzieren, wie Marvel. Auch der zweite Auftritt des ersten Avengers fügt sich nahtlos in die Riege um seine kostümierten Kollegen ein. Mittlerweile scheint sich das "Franchise" (im weitesten Sinne) außerdem auf einem ansprechenden Niveau eingependelt zu haben. "The Return Of The First Avenger" macht kaum etwas falsch, aber vieles richtig und wirkt dadurch tatsächlich so wie "Staffel 2: Episode 3". Das ist nicht verwerflich oder schlecht, führt aber auch dazu, dass der Film am Ende primär als Produkt in Erinnerung bleibt. Oder anders: Ich bin schon froh im gewesen zu sein und finde meine Zeit auch gut verbracht, aber nochmal gucken? Nein, warum auch? Folge 4 kommt doch eh bald.
Das Internatsleben von „Harry Potter“ oder „Hanni & Nanni“, die plakative Dystopie der „Tribute von Panem“, die Sets von „Seelen“ oder einer mit mäßigem Aufwand produzierten TV-Serie und eine (so zumindest der Trailer) weltbekannte Jugendbuch-Reihe. Der nächste Versuch, der allerdings mutmaßlich den selben Weg gehen dürfte wie „City of Bones“ oder „Beautiful Creatures“. Das ist nicht unbedingt verdient, qualitativ siedelt sich „Divergent“ eher in den Gefilden von „Warm Bodies“ an. Ja, die dystopische Gesellschaft ist so kohärent und nachvollziehbar wie eine Folge „Spongebob“ und halb so subtil wie eine Autobombe, auf der anderen Seite ist zumindest ab und an Platz für moralische Ambiguitäten und Grautöne, vor denen ja beispielsweise das „Panem“-Franchise gerne zurück schreckt. Und auch wenn der Film mit über zwei Stunden wirklich weit überveranschlagt ist (und man wirklich ganz brav jedem Plotpoint der Buchvorlage folgt und trotzdem noch Abstriche machen muss), wirkliche Durchhänger sucht man vergebens – Spannungsspitzen allerdings ebenso. „Divergent“ ist letztendlich natürlich zielgruppengerecht produziert, profitiert aber merklich davon, dass Regisseur Neil Burger seine Handwerk versteht und Hauptdarstellerin Shailene Woodley alles andere als untalentiert ist. Am Ende bleibt aber doch ein mehr als fader Nachgeschmack. Ständig dudeln Pop-Songs über die x-te Trainingssequenz (bevorzugt Woodkid und Ellie Goulding) und die Off-Texte ziehen einem teils die Schuhe aus. Beatrix steht vor ihrem großen Test und hat Angst, weil sie nicht weiß, was sie erwartet. Sie ist aufgeregt und will ausbrechen, auf der anderen Seite aber auch ihre Familie nicht verlassen. Woher der Zuschauer das weiß? Weil Beatrix aus dem Off sabbelt: „Ich habe Angst, weil ich nicht weiß, was mich erwartet und bin aufgeregt, weil ich meine Familie nicht verlassen will, andererseits möchte ich schonmal was anderes sehen.“ Auweia! „Divergent“ tut niemandem weh und ist, gemessen an restlichen Jugendbuch-Verfilmung sogar ganz in Ordnung, allerdings viel zu lang und zu sehr auf „the next big franchise“ ausgelegt. Eine Stunde Laufzeit weg, einen knackigen 90-Minüter draus gemacht und ich hätte mich nicht beschwert. So sind wieder über zwei Stunden kostbare Lebenszeit auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
Was soll man dazu schreiben? Kudos an das Marketing, die die zahlreichen "Herr der Ringe"- und "300"-Anleihen ebenso unter den Teppich gekehrt haben, wie die penetrante Eso-Botschaft. Wer kein Veganer ist wird ersäuft, so einfach ist das am Ende. Es gibt eine gelungene Szene in diesen 140 Minuten, die sich ansonsten wie eine Ewigkeit anfühlen: Während die Welt um die Arche herum untergeht und tausende um Hilfe flehen, bettelt Noahs Familie diesen an, wenigstens Seile auszuwerfen. "Es können nicht alles Krieger sein, einige sind unschuldig", worauf Noah nur mit stoischem Blick ins Leere kontert "Niemand ist unschuldig" und während die Kamera langsam von ihm wegfährt und er alleine im Dunkeln zurück bleibt. Alleine mit den Todesschreien tausender Ertrinkender. Das hätte ein spannender Film werden können. Ein (selbsternannter?) Prophet, der die Befehle eines erbarmungslosen alttestamentarischen Gottes zu ertragen hat. Dass dieser "Schöpfer" auch zu keiner Zeit wirklich in Erscheinung tritt (nicht durch brennende Dornbüsch oder ähnliches), bestärkt diesen Ansatz nur, spätestens der Steinbeißer und seine Freunde fegen allerdings jeden Zweifel sofort wieder weg.
"Noah" ist ein verdammt grimmiger Blockbuster. Das könnte man ihm zu Gute halten, wenn man nicht den Eindruck bekäme, dass Aronofsky diesen Grundton eigentlich für ganz angebracht hält. Wer Fleisch isst, körperliche Nähe sucht, Blumen pflückt, dem lastet ein Makel an. Blindes Gottesvertrauen, darauf läuft es am Ende hinaus, in einer Ideologie zwischen Ethnokitsch und Kreationismus.
Das könnte man vielleicht sogar als albernen Big-Budget-Trash abtun. Aber dafür nimmt sich der Film viel zu ernst.
Technisch und vom erzählerischen Ton her etwas unausgegoren und trotz einiger sehr schöner Momente leider auch ein bisschen formelhaft, aber im Grunde schon sehenswert. Irgendwo zwischen Don Bluth und Walt Disney. Die deutsche Synchronisation gehört mit zum schlechtesten, was es so zu hören gibt und versemmelt auch viele der an sich schönen Songs.
Lincoln als Silhouette, als ergrauter Amts- und Würdenträger, dessen Schulter tief hängen unter der Last; als Taktiker am Schreibtisch, als Ränkeschmieder im Kongress, als bedauernder Betrachter auf dem verlassenen Schlachtfeld; als liebender Vater und pflichtschuldiger Ehemann; als Politiker und als Geschichtenerzähler; obwohl sich Spielberg lediglich auf ein, entscheidende, Episode im Leben des amerikanischen Nationalhelden und -heiligtum beschränkt beleuchtet er den von Daniel Day-Lewis Verkörperten aus allen möglichen Facetten. Zu Beginn teils fast dokumentarisch, gegen Ende wieder ganz als Spielberg-Figur und einem Spielberg-Film. Etwas überladen, vom Ton her inhomogen und in letzter Konsequenz auch nicht wirklich überraschend. Ein durchschnittlicher Spielberg. Aber selbst ein durchschnittlicher Spielberg thront immer noch meterhoch über so manchem anderem guten Film.
Ich bin kein großer Fan von "Unknown Identity" (Kurzkommentar: Liam Neeson, Synrchonsprechen, Schnarch, Ende), der ersten Zusammenarbeit von Neeson und Regisseur Jaume Collet-Serra. Daher ist "Non Stop" für mich ein eine umso schönere Überraschung. Dieser Thriller in 12.000 Meter Höhe unterhält wie schon lange kein Film mehr. Klar, die Auflösung ist (mal wieder) an den Haaren herbeigezogen, ob es die politische Nebenstränge gebraucht hätte, ist auch fraglich und so ganz stichfest ist der Plot bei näherer Betrachtung auch nicht. Aber der Rest machen das mehr als vergessen: Die klaustrophobische Enge des Flugzeugs, die bedrohlichen blau-grün Töne, die Charaktere, das actiongeladenen Finale und ein souveräner Neeson. Beeindruckend ist in meinen Augen vor allen, dass Collet-Serra es sogar schafft einige nette Zwischentöne (wobei: Ein wahrscheinlich muslimischer Arzt ist jetzt nicht unbedingt ein "Zwischen"ton, aber you get the idea) einzuweben. Wenn das so weiter geht, dann kann ich nur sagen: Immer her mit "Run All Night"! ("Unknown Identity"? Nie gehört...)
Ein Wes Anderson ist ein Wes Anderson ist ein Wes Anderson ist ein Wes Anderson.... Auch im alten Osteuropa im Schatten des drohenden Krieges behält der Texaner seine Leichtigkeit, seine Schauspieler und im Großen und Ganzen auch seine Ästhetik. Wer nichts mit Anderson anfangen kann, wird auch im "Grand Budapest Hotel" nicht versöhnt, der Rest freut sich über mehr vom Geliebten. Es ist nicht so, als würde Anderson nicht mit jedem Film vorsichtig neue Facetten ausprobieren, aber selbst ein Heist-Thriller mit SS-Offizieren, ethnischen Säuberungen und Erschießungskommandos wird beim Texaner zum lieblichen Puppentheater. Zumindest: Das was er macht, macht er gut.
Zwei Kleinkriminelle fahren zu ihrem nächsten Einsatz. Auf dem Weg unterhalten sie sich im Auto über dies und das. Belanglosigkeiten. Allerdings nicht im Viertelpfünder oder Fußmassagen, sondern über Cum Shots und Golden Shower. Dänemark ist nicht Amerika, Nicolas Winding Refn ist nicht Tarantino. Naja, nicht ganz zumindest. Inhaltlich verortet sich der Däne allerdings schon mit seinem Langfilmdebüt zwischen Tarantino und Guy Ritchie. Es geht um Drogen und Geld, in trostlosen Hinterzimmern und schmierigen Nachtclubs. Von dem schillernd-verlockenden Gangster-Leben und der wackeligen Leiter nach oben, die Martin Scorsese oder Brian DePalma zeigen, sind die Figuren in „Pusher“ weit entfernt. Statt maßgeschneiderten Anzügen und blankpolierten Schuhen, schlurft Hauptfigur Frank (Kim Bodnia) in Trainingsanzügen und Turnschuhen durch die Straßen Kopenhagens. Selbst Boss Milo (Zlatko Burio) wickelt seine Geschäfte von einer spärlich besuchten und eingerichteten Kneipe aus ab. Soweit schön und gut, viel mehr hat Refn dann aber auch kaum zu erzählen. Frank bleibt als Figur reichlich blass, auch wenn die Idee aus ihm einen drogendealenden Al Bundy zu machen nicht ohne Reiz ist. Trotzdem klebt die unruhige Kamera die meiste Zeit an ihm. Es gibt keine Szene ohne Frank, dies ist seine Geschichte und einen Film trägt diese Figur kaum.
"Der Papa macht das gut!" Arne Feldhusen und sein Team zeigen, wie man eine Serie angemessen auf die große Leinwand bringt und einen würdigen, vorläufigen, Schlusspunkt unter ein Franchise setzt. Bereits in den ersten Minuten sieht man: Das ist noch "Stromberg", aber es sieht trotzdem wie Kino aus. Ganz im Sinne der Serialität bleibt alles beim Alten und ist nur höher, schneller, weiter. Der Plot folgt dem üblichen "Stromberg"-Verlauf (Große Klappe, 180° Drehung, sieht schlecht aus, dann wieder besser, am Ende dreht sich alles zu Strombergs Gunsten), die skurrilen und teils grotesken Alltäglichkeiten, die so oft zur Fremdscham einluden, sind zwar weiterhin eher Randnotizen und gegen "klassische" Gags und Pointen eingetauscht, aber, who cares? "Stromberg" ist immer noch zum Schreien komisch, in seiner Abbildung von Büroalltag oft trotzdem noch näher an der Realität als man meinen möchte, und von allen beteiligten phantastisch gespielt. Für Serienfans, die den Film immerhin zu nicht zu verachtenden Teilen mitfinanziert haben, fahren Feldhusen und sein Team dann auch noch an Details und Cameos alles auf, was in fünf Staffeln vom Papa Rang und Namen hatte. Der Film, auf den die Fans gewartet haben und, so fühlt es sich zumindest an, der Film den alle Beteiligten machen wollten um ein liebgewonnenes Projekt zu beenden. Man geht kackfrech mit Erwartungen ins Kino und sie werden alle, im besten Sinn, erfüllt. Lange nicht mehr erlebt.
Ich kann die negativen Reaktionen auf Russells neusten Streich nur bedingt nachvollziehen. Natürlich ist das alles (wieder) reichlich gefällig und weder wirklich beißende Satire, noch überdrehte Groteske, aber ich hatte auch zu keiner Zeit den Eindruck, dass "American Hustle" mehr sein möchte als eben das: Locker-flockiges Unterhaltungskino. Ausstattung, Figuren, Geschichte, alles sieht primär schön aus, aber unter der Oberfläche schlummert...naja, eigentlich nicht so viel mehr. Da gibt es kein großes Drama, die Grautöne, von denen an einer Stelle im Film gesprochen wird, gibt es nicht. Statt dessen regieren knallbunte Anzüge, verbotene Frisuren, glitzernde Kleider und parfümierter Nagellack. Das Darstellerensemble passt sich dem an und macht sich augenscheinlich einen Mordsgaudi diese schillernde Farce genauso über die Bühne zu bringen. Mit knapp zweieinhalb Stunden mag das vielleicht etwas zu lang sein (was wiederum nicht heißt, dass der Film nennenswerte Längen hätte), aber ansonsten gibt es wenig, woran man sich stoßen könnte. Nachdem sich Russell mit "The Fighter" und "Silver Linings" eine Reputation als Academy-Darling und Kassengarant gleichermaßen erarbeitet hat, scheint er jetzt einfach mal das gemacht zu haben, worauf er Bock hatte. Und genau das macht den Film, in meinen Augen, ziemlich sympathisch.
Der Anfang ist eine Art Schmallspurversion von "Conan"(Auweia), entwickelt sich dann später zum kleinen, rauflustigen Bruder von "Gladiator" (Yay). Das ist ganz nett, aber erst wenn es heißt "Jon vs. The Volcano" wird der Film richtig mitreißend. Bei Emmerich waren die Katastrophen in "2012" lustiges Eyecandy, in "Pompeii" stellt sich tatsächlich ein Gefühl von Bedrohung und Unheil ein. Und spätestens, wenn Anderson Galleren durch die Gassen manövriert gibt es auch genug zu gucken. Macht Spaß, mehr wollte ich auch nicht.
"Schindlers Liste" als Vergleich herzunehmen finde ich nicht völlig verfehlt. McQueen inszeniert mit größerem Augenmerk auf ästhetischer Perfektion, Spielberg natürlich mehr in Richtung große Emotionen, am Ende kommen aber beide zu einem ähnlichen Ergebnis. Selbstverständlich auch mit allen notwendigen Kritikpunkten, die das mit sich bringt. Wobei der Vergleich "Sklavarei" und "Holocaust" ein sehr schwieriger ist, dessen bin ich mir bewusst.
La Familia wird gegen die Firma eingetauscht, vom Bordstein geht es zur Skyline. Aus DeNiro wird DiCaprio, die Egos bleiben groß, die Frauen so leicht wie sie schön sind, die Knarren wurden endgültig gegen Scheine eingetauscht. So viel hat sich im Grunde nicht geändert, bei Scorsese. Der größte Fan war ich nie, deswegen bin ich doch überrascht, dass mir „Wolf of Wallstreet“ doch eigentlich ganz gut gefallen hat. Im Sinne von: Ich fühlte mich drei Stunden lang gut unterhalten. Ob man das jetzt für oder gegen den Film verwenden möchte/muss/kann sollen andere entscheiden.
“[...] Loving other people starts with loving and accepting ourselves. And I know many of you have struggled with this. And I dropped on your strength and your support in ways you’ll never know. I am here today, because I am gay…and because maybe I can make a difference. To help others to have an easier and more hopefull time. Regardless for me I feel a personal obligation and a social responsibility. I also do it selfishly, because I am tired of hiding and lying. I suffered for years, because I was sacred of coming out.[...]“
Von Ellen Page.
Grüße an die Welt.
Kompetent gemachtes, tolles gespieltes und wunderbar ausgestattetes Malen-nach-Zahlen mit relevanzvorgaukelndem Anstrich und erbaulichen Geschichten über schwierige Zustände. Here are the nominees...
Der ehemalige Werbefilmer Carl Rinsch und der Asia-Nerd Keanu Reeves tun sich zusammen, produzieren mit großem Aufwand die filmische Adaption einer japanischen Volkssage und erleiden finanziellen Schiffbruch. In Zeiten von „Lone Ranger“, „John Carter“, „I, Frankenstein“ oder auch „Inside Wiki Leaks“ nicht mehr wirklich etwas besonderes. Dennoch, man sollte dem Duo zumindest Respekt dafür zollen, sich überhaupt an einem solchen Stoff versucht zu haben. Teils gelingt das Unterfangen die traditionelle Geschichte in das Gewand amerikanischen Blockbuster-Kinos zu kleiden. Bemerkenswert ist zum Beispiel, dass viele für westlich-kulturell geprägte Zuschauer sicher ungewohnte Aspekte wie die Moral des Bushido oder der Seppukku als mögliches „Happy End“ beibehalten wurden. Ob es das ist, was dem Film an den Kinokassen den Kopf gekostet hat? Möglich. Man sollte bei aller Achtung vor den Ambitionen aber nicht außer acht lassen, dass ein weiterer Grund sehr viel wahrscheinlicher ist: „47 Ronin“ ist schlicht kein sonderlich guter Film. Die Spezialeffekte, seien es verschneite Burgen oder grimmige Drachen, wären vor fünf Jahren schon erkennbar überholt gewesen; die Actionszenen sind furchtbar zerschnibbelt – statt filigraner Schwertkämpfe und schicker Choreographie gibt es wahlloses Rumgefuchtel; und die Geschichte mäandert zwischen missglücktem Drama und grimmigem Samurai-Mythos. Rinsch und Reeves mögen Enthusiasten sein und sicher mit nicht wenig Eigeninteresse an das Projekt gegangen sein, aber, und das dürfte der Hauptgrund für das finanzielle Scheitern des Films sein, gute Vermittler sind sie nicht. Das der Film sowohl beim asiatischen als auch beim westlichen Publikum gleichermaßen durchfiel ist der deutlichste Indikator. Die einen werden ratlos auf Grund fremder Symbole, Bilder und Wertvorstellungen im Kinosessel hinterlassen, die anderen sehen eine verschwurbelte Interpretation einer bekannten Geschichte mit lautem Getöse.
„Mehr als eine Legende“ verkünden die Plakate zum „Mandela“-Biopic. Pünktlich zur Oscar-Saison und wenige Monate nach dem Tod des afrikanischen Nationalhelden soll dem Kinopublikum weltweit nicht nur die bemerkenswerte Lebensgeschichte erzählt werden, nein, das Versprechen geht darüber hinaus. Ein Blick hinter die Fassade, hinter das allgegenwärtige Bild auf den Menschen dahinter soll geworfen werden. Insofern muss man Justin Chadwicks Film leider Etikettenschwindel vorwerfen. Die Person Nelson Mandela begreift er als Archetyp, als Verkörperung eines Ideals. Die menschliche Seite wird, wenn sie überhaupt anklingt, auf die bekannten Schlagworte („Ich vergebe ihnen“) herunter gebrochen, die man auf jedem zweiten Instagram-Profil finden kann. Hauptdarsteller Idris Elba muss daher auch hauptsächlich aussehen wie Mandela. So wie man ihn von Photos, aus dem Fernsehen kennt. Archivmaterial fungieren als Zeitzeugen und Bestätigung, wie authentisch das Dargestellte ist gleichermaßen. Der „lange Weg zur Freiheit“, den der Untertitel propagiert, führt vom impulsiven, jungen Aktivisten zum bedachten Mentor eines Nation. „Dein Leben, deine Kraft, deine Schönheit gehören nicht nur Dir, sondern Deinem Volk“, lauten die Worte eines Initiationsritus zu Beginn des Films. Der junge Mandela tut den Schritt vom Kind zum Mann, diese Worte werden ihm mit auf den Weg gegeben. Auch Chadwick scheint sie sich zu Herzen genommen zu haben. Das ist selbstverständlich nicht automatisch verwerflich, macht seinen Film aber zum gefälligen und leicht verdaulichen Common Sense. Da fügt sich auch die unaufregende Inszenierung gut ins Bild ein. Es werden viele Reden gehalten und betont denkwürdige Sätze gesagt, grundsätzlich aus der Froschperspektive gefilmt, mit dem goldenen Licht der Sonne im Nacken und wahlweise anrührenden Streichern oder tradtionell-afrikanischen Chören im Hintergrund. Dass über den Abspann Teilzeit-Weltenretter Bono und seine Mitstreiter erklingt, erklärt sich von selbst. Natürlich ist es nicht verwerflich solch eine Geschichte zu erzählen, doch etwas wirklich Aufrüttelndes, wie eben einst Mandela, bietet der gleichnamige Film nicht. Mandelas jahrelanges Martyrium auf Robben Island; der Verlust seines Privatlebens; die Radikalisierung beziehungsweise der schmale Grat zwischen angemessenem, zivilen Ungehorsam und rücksichtsloser Gewalt; das alles handelt Chadwick in knappen Blöcken ab. Er bebildert dabei hauptsächlich, wenn auch das nicht gelingt erklärt es ein Off-Kommentar. Insofern: Erwartbar, mit über zwei Stunden Laufzeit auch etwas überveranschlagt, natürlich nicht wirklich ärgerlich, aber auch – oder gerade deshalb – nicht der Rede wert.
Sieben Jahre später haben sich die Wogen um Sean Penns Verfilmung der Reise von Christopher McCandless geglättet. Was nicht darüber hinweg täuschen sollte, dass "Into The Wild" inhaltlich ein hochproblematischer Film ist, der den (Ego-)Trip seiner Hauptfigur nur sehr selten von einer kritischen Position heraus beleuchtet. Sie erkennen es zwar nicht (unmittelbar), aber selbst für die Zurückgelassenen, die "Alexander Supertramp" auf seiner Reise verletzt, sind seine Taten und die Ideen eigentlich super. Die Eltern finden zusammen, erleben wieder wahre Emotionen (und haben ohnehin selbst viel falsch gemacht), seine Hippie-Freunde finden wieder zusammen, sein greiser Ersatzvater wird sich bewusst, was ihm im Leben fehlt. "Könnten Sie nur sehen, was ich gerade sehe", heißt es selbst in der bittersten Stunde noch. Ansonsten Aufnahmen wie geschaffen für "National Geographic" und darüber Ben Ivory gelegt.
Dennoch kann man sich "Into The Wild" nur schwer entziehen. Die Überzeugung mit der Penn sich den idealistischen Ideen seiner Hauptfigur nähert, ist bemerkenswert. Coming of Age, Road-Movie, Vision. Sehenswert allemal.
Die Spiele fand und finde ich immer noch genial. Der Trailer sieht jetzt aus wie eine Intro-Sequenz mit weniger Stil (kein Cel-Shading!). Schade.
Ich halte es, für gewöhnlich, so: Durch eine Spoilerwarnung, beispielsweise am Anfang eines Textes, entsteht demjenigen, dem Spoiler egal sind, kein Nachteil. Durch eine entsprechende Spoilerwarnung hat derjenige, der gerne einen Film beim ersten Mal mit so wenigen Vorkenntnissen wie möglich rezipieren möchte, einen Vorteil.
Unter diesem Gesichtspunkt finde ich die Wahl recht klar (was nicht mal unbedingt dem Text widerspricht).
Eine korrekte [Art der] Rezeption gibt es ohnehin nicht.
"Markus Lanz, ich finde den sensationell. Nur seine Redaktion ist furchtbar."
- Hans Meiser