dbeutner - Kommentare

Alle Kommentare von dbeutner

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    dbeutner 21.10.2018, 19:57 Geändert 26.10.2018, 12:57

    Uiui. Vielleicht war ich auch einfach nur zu müde. Aber "Elizabeth Harvest" hat mich so gar nicht erreicht. Schon die Wort- und gestengleiche Wiederholung der Eingangsszenerie hat mich erstaunt gähnen lassen. Und Ciarán Hinds (GoT's Mance Rayder) doch sehr sehr eintöniges Spiel tat sein Übriges (ein weiteres Beispiel durch das FFF dafür, wie präzise Castung und SchauspielerInnenführung bei GoT sein müssen; vgl. "In Darkness"). Mein Interesse am Setup der Story wurde einfach nicht geweckt, der Dreh fehlte, der mich das i'wie interessant hätte finden lassen können. War daher mit der Zeit eigentlich nur genervt, weil ich auch schlicht nicht den Punkt erkennen konnte, auf den das wahrlich hinauslaufen soll. Und stimmungsmäßig - wie gesagt, auch auf der Ebene hat's zwischen und nicht funktioniert.
    Vielleicht war ich auch einfach nur zu müde.

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      dbeutner 20.10.2018, 18:47 Geändert 26.10.2018, 12:57

      Man sollte wohl Fan sein. Und daran scheitert der Streifen dann bei mir eher. Kritisieren andere, dass es mehr Action geben dürfte, empfinde ich die Kloppereien als eher nervig, wenn sie auch punktuell irgendwie lustig und unterhaltend sind. Aber eben nur: punktuell.

      Ansonsten stößt die verkrampfte Ernsthaftigkeit etwas auf, auch sind die Rück- und Vorblenden nicht gerade stilsicher inszeniert. Ist halt weit von Anspruchskino entfernt. Zur reinen Unterhaltung potentiell geeignet, mir aber doch zu flach in Summe.

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        dbeutner 13.10.2018, 20:24 Geändert 21.10.2018, 19:48

        Handwerklich äußerlich ganz gut inszeniert, und mit zwei GoT-DarstellerInnen (James Cosmo allerdings nur in kleiner Nebenrolle) zumindest interessant besetzt. Allerdings zeigt Natalie Dormer, wie gut die Schauspielführung bei GoT offensichtlich ist... Auch ist die Geschichte leider nach 30 Minuten eigentlich auserzählt, und der finale Twist ist eher ärgerlich; dass das ganze einem Abklopfen auf Logik und Sinn wenig standhält, überrascht dann nicht mehr. Und bis zum Finale muss man eine Menge Geduld aufbringen, da auch Spannung hier leider nur extrem mäßig aufgebaut wird (das ist dann wieder eher eine ausgeprägte handwerkliche Schwäche).

        Kann und sollte man fast getrost links liegen lassen, lohnt wirklich nicht, ärgert aber auch nicht über die Maßen.

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          dbeutner 13.10.2018, 20:10 Geändert 26.10.2018, 13:00

          Tja, ganz komisch. Also vor allem die Kommentare zu diesem Film unter mir. Denn da verurteilen doch so einige die "Täter" weit über das strafrechtliche hinaus, und haben damit einen Teil des Films wohl nicht so recht an sich ran gelassen. Oder vergessen, was man auch mit etwa 20 für einen Unsinn machen kann. Der hier halt etwas größer ist und tragischer, aber genau das ist der Punkt: Es gibt genügend Jungs in dem Alter, die eben bei ihrem Unsinn keinen wirklichen Gedanken an die Konsequenzen verschwenden, oder wenn der Gedanke mal kurz auftaucht, ihn im Gruppendruck doch wieder begraben.

          Genau das war mE aber auch eine Schwäche des Films, hier die Psychologie der Vorgänge nicht tiefer herauszuarbeiten. Denn der Fall als solcher ist eigentlich jetzt nicht sooo ungewöhnlich - junge Männer bauen Scheiße. Das ist ja fast normal. Ungewöhnlich ist hier eher, dass die meisten der hier Betroffenen keineswegs dazu bestimmt waren, so große Scheiße zu bauen. Es ist halt mit einer gewissen Dynamik passiert, weil "Verantwortung" nicht der größte Wert im Leben der meisten jungen Männer ist. Daher bin ich auch wirklich irritiert über das menschliche Urteil, was hier einige abgeben, die das Glück hatten, nur kleine Scheiße gebaut zu haben.

          Daneben ist "American Animals" handwerklich solide, was man von Bart Layton auch nach seinem Erstling "The Imposer" aber auch erwarten durfte. Letzterer Film hatte aber zwei markante Stärken: Die deutlich außergewöhnlichere Geschichte und eine Ausarbeitung, die diese schräge Geschichte psychologisch stimmig/nachvollziehbar erschienen ließ.

          "American Animals" punktet dann eher in Meta-Spielereien, wenn die genaue Wahrheit unklar ist und verschiedene mögliche Versionen der Vergangenheit hin und her montiert werden. Das ist fast Selbstverliebtheit, macht aber zugleich Spaß. Aber auch genau da hakt es wieder ein bisschen, die Geschichte in ihrer ganzen Tragweite ist für alle Beteiligten eben alles andere als ein Spaß gewesen.

          Tja, irgendwie gut gemacht trotz eigentlich relativ mauer Geschichte. Udo Kier in Amsterdam, der deutsches Englisch spricht, während sein Kumpane Niederländisch redet - diese Konstellation fand ich irrtierend, aber hey, Udo Kier macht ja meistens Spaß, und die Szene hat auf jeden Fall etwas.

          Man darf gespannt sein, wohin Laytons Reise als nächstes geht.

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            dbeutner 11.10.2018, 22:44 Geändert 13.10.2018, 20:13

            "Heavy Trip" ist ein sympathischer "MetalNerd"-Streifen, der allerdings unglaublich bausteinartig zusammengesetzt ist und wirklich bar jeder Originalität daherkommt. Möglicherweise amüsieren sich Metaller mehr.

            Double-Feature-Empfehlung: Metalhead (Malmhaus), ebf. FFF (2014), ebf. etwas merkwürdig dort platziert.

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              Sehr Action-betont und mit dünner Story. Wenn man will, kann man noch sozialkritische Ansätze erkennen, aber um die geht es im Kern nun wirklich nicht. Das gedachte Zielpublikum dürfte erheblich jünger sein als ich. Generationenkonflikt ;-)

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                dbeutner 30.09.2018, 20:08 Geändert 30.09.2018, 20:08

                Selbstmörder beauftragt Killer mit seinem eigenen Tod. Das ist ja fast sowas wie ein eigenständiges Filmgenre. Auf jeden Fall bietet das Setup Raum für schwarzen Humor, denn wenn man schon ein Thema wie Selbstmord so auf die Schippe nimmt, dann sollte man sich wirklich künstlerische Freiheit nehmen.

                Wenn das Thema dann britisch umgesetzt wird mit Tim Wilkinson als Auftragskiller, der lieber Selbstmörder unterstützt und zugleich noch nicht zum alten Eisen gezählt werden will, und Chistopher Ecclestone - dann klingt das erstmal vielversprechend.

                Newcomer Tom Edmunds - Buch und Regie - setzt das dann aber doch leider etwas in den Sand. Die Abkehr vom Selbstmord mit romantischer Liebegeschichte - das ist "schwarzer Humor familientauglich", und genau das möchte ich an dieser Stelle nicht sehen.

                Furchtbar seicht, wegen der genannten Darsteller (auch Marion Bailey als Wilkinsons Frau, ganz entzückend) aber irgendwie auch handwerklich in Ordnung. Dem Skript wünscht man aber 100% mehr Frechheit!

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                  Drogenmafia in Island? Da dachte ich zunächst, dass muss verdammt ironisch sein, denn Island mit seinen gut 300.000 Einwohnern gibt grob überschlagen um die 1.500 Heroinabhängige, da kann soviel Struktur kaum existieren. Ungewollt ironisch unter diesem Aspekt ist zumindest der Vorschlag eines Polizisten zwischendurch, die Fall fallen zu lassen, so groß könne die geschmuggelt Menge kaum sein - für isländische Verhältnisse dürfte das nämlich kaum stimmen ;-)

                  OK. Aber: Um all das geht es am Ende gar nicht. Es spielen keine großen Mafia-Strukturen eine Rolle, und von wem sich für was Geld geliehen wurde - auch in Isländ muss es da ganz böse Geldeintreiber geben - man erfährt es nicht, die Geschichte ist hier und da etwas ausgefranst.

                  Im Kern geht es aber um das Drama eines weiblichen polnischen Drogenkuriers, welches nach Island Drogen im Bauch schmuggelt und Probleme bekommt. Zwei Brüder handeln das mehr oder minder, natürlich eher minder, geschickt, und eine hartnäckige serbische Polizistin ist ihnen die ganze Zeit eng auf den Fersen.

                  Das ist am Ende fast mehr Drama als Thriller, was auch gut ist, da die Krimi-Geschichte mit der Verfolgung durch die Polizei doch sehr step-to-step ist und mäßig viel hergibt. Es ist mehr die langsam steigende Klarheit, dass die Geschichte wirklich übel ausgehen wird, die sowohl das Publikum als auch das Brüderpaar befällt.

                  Leider keine isländischen Schauwerte, aber ein kleines feines Drogen-(Thriller-)Drama, dass das Rad nicht neu erfindet, aber mit gedrückter Stimmung unterhält.

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                    dbeutner 30.09.2018, 19:43 Geändert 26.10.2018, 13:01

                    Christopher Abott (Sinner) war schon letztes Jahr auf dem FantasyFilmFest mit "It Comes At Night" vertreten. Irgendwie ist der ja sympathisch, aber mit der Zeit muss man doch mal anmerken, dass er über alle Filme eigentlich konstant mit dem gleichen Gesicht herumrennt, was auch hier nicht unbedingt zur Abwechselung beiträgt.

                    Die erste Hälfte mochte ich wegen ihrer Inszenierung, es war auch irgendwie angenehm skurill. Mit der Entwicklung der zweiten Hälfte konnte ich hingegen deutlich weniger anfangen. Der "Witz", dass die ganze Geschichte in einer (etwas über die Stränge schlagende) Art SM-Beziehung endet, konnte sich mir nur mäßig erschließen. Ist allerdings auch nicht mein Sujet ;-)

                    Lief für mich also irgendwie ins Leere, zudem war die zweite Hälfte mit der Zeit fast langweilig, weil's auch irgendwann auf der Stelle getrampelt hat. Schade.

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                      dbeutner 26.09.2018, 21:06 Geändert 06.02.2019, 16:10

                      Trotz Pedro Pascal (Game of Thrones) und einer kleinen Nebenrolle von Andre Royo (The Wire) ist Prospect doch eher ein mageres Filmchen. Atmosphärisch waren da viele Anklänge an 70er-Jahre-SciFi, das war irgendwie in Summe gut gemacht und ein guter Ausweg, um fehlendes Budget zu kaschieren. Aber am Ende bleibt inhaltlich doch nur ein laues Endzeitüberlebensdrama, mit einem doch fast durchsichtigen SciFi-Umhang drumrum. Und das Genre wiederum habe ich schon origineller und substanzieller erlebt. Dass der Langfilm-Erstling des Regiegespanns auf deren gleichnamigen Kurzfilm beruht, überrascht insofern nicht. Trotzdem, für einen Erstling nicht das Schlimmste, was man produzieren kann. Achja, und die DarstellerInnen dürften wirklich etwas weniger nuscheln... (Untertitel empfohlen).

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                        dbeutner 26.09.2018, 20:48 Geändert 01.11.2019, 14:16

                        "One Cut of the Dead" hat mich voll in die Falle laufen lassen. Zunächst dachte ich, dass der "Eingangsstreifen" zwar lustig trashig ist, aber selbst für Trash an vielen Stellen einfach zu schmerzhaft schlecht. Im anschließenden fiktionalen quasi MakingOf werden dann all diese Stellen enttarnt, warum diese so oberschlecht waren :-) Das war schön zu sehen, dass die Macher und ich an den gleichen Dingen leiden im Film ;-)

                        Eine ganz große, sehr süße Liebeserklärung ans Filmemachen, absoluter MustSee für alle Filmschaffenden und solche, die es werden wollen!

                        Werde den sicherlich ein zweites Mal sehen, vielleicht finde ich dann den OneCut-Film auch gleich lustiger, dann wären da evtl. sogar acht Punkte drin.

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                          "O Clube dos Canibais" ist schon ein sehr unterhaltsamer Streifen, der sich aber selten traut, über die Stränge zu schlagen. Füllt leider nicht einmal seine Laufzeit von 81 Minuten. Hätte etwas knackiger umgesetzt sein dürfen, Machart aber solide, kein Trashstreifen.

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                            dbeutner 24.09.2018, 21:42 Geändert 24.09.2018, 21:43

                            Dupieux hat bei mir eh ein Stein im Brett. "Au poste!" ist in seinem Universum fast schlichtes Spaßkino, vor allem aber großartige Schauspielerei (Knick-Knack...). Kurzum: Es macht einfach Spaß. Das Rahmensetting ist schon wieder in Verbindung mit dem Film intelligent-witzig, die Pointen des Films erreichen selten Dupieux-typische Hintergründigkeit. Ganz sicher nicht sein stärkster Film bisher, aber dennoch ein echter Spaß zwischendurch, fast mehr eine Fingerübung von weniger als 75 Minuten, und außerdem der Beweis, dass Benoît Poelvoorde (Mann beißt Hund!) nach wie vor richtig richtig gut sein kann (was man in den letzten Jahren eher selten gesehen hat).

                            Bisheriger FFF-Favorit, aber das hätte ich auch kaum anders erwartet.

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                            • 6 .5

                              "Muere, Monstruo, Muere!" ("MMM"!) ist ein sehr auf Atmosphähre bedachter Streifen, in dem zumindest die männlichen Existenzen nicht gerade "gut drauf" und mehr oder minder auf Psychopharmaka angewiesen sind. Die Langsamkeit wird dem Streifen ja wohl eher vom Publikum vorgeworfen (schlechte IMDB-Wertung und Verrisse auf f3a), ich mag sowas ja potentiell: Karge weite Berglandschaften und Abgründe der menschliche Seele - steckt nicht in jedem von uns ein bisschen Monster?!

                              Mit fast 110 Minuten Laufzeit entstandt gerade in der zweiten Hälfte leider auch Kürzungspotential, der Film trampelt zum Ende hin auch etwa 15 Minuten arg auf der Stelle. Und wofür das Monster steht... und die Geschlechterfrage?! Aaaber interessant.

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                              • Wer hier von "Kino-Großketten", "überteuerten Snack-Preise" und "nur wieder an der Kohle" spricht, sollte zumindest mal kurz innehalten und die Diskussionsgrundlage überprüfen... Denn der Aufruf stammt von in der AG Kino-Gilde versammelten Programmkinos, also nix Großkette, nix herzloser Kapitalismus. Sondern die Kinos, die für Kunst und Überleben kämpfen. Ob der Aufruf richtig ist, darüber mag man immer noch streiten, aber die Grundlage sollte man schon genau nehmen...

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                                • 6 .5

                                  Treffend unter mir: "billiger Quatsch, aber mit Freude und Tempo inszeniert und sehr viel Kiwi-Charme". Durch das hohe Tempo und auch einen stimmigen Rhythmus und eine leicht trashige Note ist das ein Streifen, der einfach nur schnell unterhalten möchte. Das tut er auch! Ich muss zugeben, dass ich ein bisschen mehr Schlauheit beim Einsatz "der Wunderwaffe" goutiert hätte, sozusagen ein bisschen Philosophie. Das hätte dem Spaß keinen Abbruch tun müssen.

                                  Auch beim Darstellerischen ist es nicht unähnlich: Der Cast kommt sympathisch rüber, manchmal aber dabei auch etwas sehr schlicht. Verglichen mit dem mega-charmanten NZ-Knüller "What We Do in the Shadows" (Jonny Brugh, der hiesige "Shelton", war dort Vampir "Deacon") ist das hier schon mitunter etwas spätpubertäre Party, bei der Qualität nicht im Vordergrund steht.

                                  Insofern lebt der Film viel mehr von seinem eigenen Spaß und der Laune der Beteiligten als von echter filmischer Finesse. Aber auch das hat ja etwas. Sicherlich nichts, was man zweimal sehen muss, aber auch im Spät-Slot des FFF konnte er mich einigermaßen wachhalten - und hat sogar ein paar echte kleine feine Lacher auf seiner Seite.

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                                    dbeutner 23.09.2018, 19:21 Geändert 24.09.2018, 12:26
                                    über Border

                                    "Gräns" ist eine Parabel auf Außenseitertum, Ver- und Misstrauen, sich-selbst-Akzeptieren-und-Finden - und daneben auch noch ein bisschen seine eigene mystische Komposition und Erzählung. Auch wenn der Film thematisch völlig anders gelagert ist, so habe ich assoziativ mitunter ein bisschen an "Borgman" denken müssen, aber wie gesagt, das ist nur leicht assoziativ.

                                    Dass der Film immer wieder ein bisschen Haken schlägt, was andere als zu viele Handlungsstränge bezeichnen, habe ich als Pluspunkt empfunden. Ja, am Ende wirkt da einiges überkonstruiert, aber der Film verlässt sich ja auch nicht in erster Linie auf seine konkrete Erzählung, sonder darf da mE wegen seines auch märchenhaften Charakters sich etwas mehr Freiheiten erlauben (als ich das normalerweise akzeptiere).

                                    Schade fand ich, dass die Maske als Maske so erkennbar war. Hat mich immer wieder mal fast mehr beschäftigt als der Inhalt, und genau so sollte Maske natürlich nicht funktionieren...

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                                      dbeutner 23.09.2018, 13:38 Geändert 17.03.2019, 18:46

                                      Zunächst mal empfehle ich, die Kritik von "mikkean" unter mir zu lesen, denn die ist ganz schön gut. Vor allem der Verweis auf "Inherent Vice" hat mir gefallen, bin ich nicht selbst drauf gekommen, aber liegt wirklich nahe.

                                      Ansonsten kann ich mich nur dem allegemeinen Chor anschließen und durchaus auch erklären, warum ich Inherent Vice eine ganze Nummer größer finde -- es sind die gleichen Gründe. "Under the Silver Lake" kommt nicht nur nicht auf den Punkt (das ist noch positiv, das ist ja der Witz des Filmes), er überzieht das aber. Kürzungspotential ohne Ende; vor allem mangelt es leider an Rhythmus. Unterhaltsam bleibt das durch die lockere Inszenierungsart dennoch, so dass ich auch bei über zwei Stunden Laufzeit nicht müde wurde - aber schon irgendwann etwas ungeduldig.

                                      Leider nicht ganz "Lynch meets Dupieux", denn da muss man doch noch etwas Intelligenz und künstlerische Absurdität abziehen, und für meinen Geschmack waren auch einige Musikeinlagen zu lang und zu schlecht. Aber am Ende trotzdem ein ganz nettes Filmchen, das etwas zu selbstveriebt und für mich auch zu referenziell daherkommt (mich erreicht der L.A.-Kult in Filmen selten...).

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                                        dbeutner 23.09.2018, 13:17 Geändert 23.09.2018, 13:19

                                        "Bomb City" ist nicht mal im Ansatz der Versuch, eine Geschichte "ausgeglichen" zu erzählen. Man dürfte Jameson Brooks als Drehbuchautor und Regisseur kaum zu nahe treten, wenn man ihm den filmischen Versuch unterstellt, "späte Rache" zu üben an Dustin Camp (so der echte Name des Mörders, if I may say so), in dem der Fall nochmal in die Öffentlichkeit mit deutlichster Anschuldigung geholt wird. Das mag man gut oder schlecht finden, es ist aber Programm, und daher nicht von vornherein ein "handwerklicher Fehler". Das als Vorbemerkung, weil ich Teile der unter mir schon veröffentlichten Kritik echt schräg finde, die das so eingeordnet haben wollen (und dabei noch meinen, die Darstellung der Polizei sei zu klischeehaft, und damit ihre komplette Unkenntnis über diese Institution und deren immanenten Probleme offenbaren).

                                        Dennoch, da bin ich dann wieder durchaus dabei - das schießt schon mitunter über Ziel hinaus und berührt fast peinlich. Dabei kann man es dahingestellt sein lassen, ob diese Szene oder jene Szene überzogen ist, es ist vor allem die Summe dieser Szenen. Schon bei der Besetzung der Punkbrüder hat man sich Mühe gegeben, die schönsten und charismatischsten Typen vor die Kamera zu holen, die zudem zumindest nüchtern ganze Klassen intellektueller wirken als die verzogenen bürgerlichen Ekelkids.

                                        Also während ich mit der Prämisse echt leben kann (und gerade die Szene mit der Polizeikonfrontation als die stärkste und authentischste des Films erlebt habe, in der auch durchaus die betrunkenen Punks mal etwas gemäßigt rational agieren), ist die Umsetzung mitunter über das Ziel hinausgeschossen.

                                        Und am Ende ist auch der Justizskandal ein bisschen kleiner als er dargestellt wird. Zwar dürfte es nach den veröffentlichten Details zum Verfahren auch durchaus locker für eine Verurteilung wegen Mordes gereicht haben (vor allem wegen der Aussage der Mitfahrerin zum Satz "I'm a Ninja in my Caddy!") - aber wenn man davon mal kurz absieht (oder die Aussage warum auch immer nicht glaubt), ist man im Juristischen tatsächlich schnell in einer problematischen Diskussion zu Nothilfe und Nothilfeexzess. Da bliebe zwar immer noch ausreichend Raum für eine (marginalere) Verurteilung, aber da wird die Diskussion, wenn es einen um moralische Grundfeste geht, eben etwas merkwürdig.

                                        Was will ich damit eigentlich sagen: Solche Fragen am juristischen Haken aufzuhängen bringt häufig nicht viel; so wie auch ein Staatsschutzsenat in München nicht der Ort für die (hintergründige) Aufklärung des NSU ist.

                                        Trotzdem ist es natürlich richtig, solche Entscheidungen nicht mit dem formal-juristischen, sondern mit dem persönlich-moralischen Maßband abzugleichen. Und bei aller erwähnter Kritik - das macht der Film parallel natürlich auch die ganze Zeit, und da hat er Herzblut. Dafür und für die emotionale Dichte, die sich allerdings erst nach etwa 25 Minuten einstellt, mochte ich den Streifen auch wieder ganz doll; zudem ist die Polizei-Szene ganz starkes (und ich wiederhole: verdammt authentisches) Kino, dass emotional rüttelt (vielleicht funktioniert das bei Leuten, die sich Polizeigewalt schonmal ausgesetzt gesehen haben, einfach besser).

                                        In Summe bewerte ich vor allem diese Aspekte. Ich verstehe absolut, dass man die Einseitigkeit der Darstellung viel enervierender finden kann als ich, und auch schon diese Prämisse zB ablehnt. Dann kommen da weniger Punkte bei raus. Es ist aber - obacht! - keine Doku! Also gewährt dem guten Jameson Brooks auch etwas künstlerische Freiheit...

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                                          dbeutner 22.09.2018, 15:32 Geändert 13.11.2018, 17:41
                                          über Mandy

                                          Mandy ist ein fiebriger Alptraum und eine Art slow-motion-artiger Rachethriller, der sehr viel mehr Wert auf Atmosphäre als auf Story legt. Style over Substance trifft es nicht ganz, weil es mehr um Seelenleben geht, vor allem das arg zerstörte von (der Rolle des) Nicolas Cage, der sich hier immerhin mal im Bereich Filmkunst vermarktet, wo man ihn ja eher nicht so ad hoc lokalisieren würde. Dieser sympathische Aspekt wiegt in meinen Augen auch noch positiver als das abgelieferte Schauspiel, was zwar dem Film völlig angemessen war und auch nie schlecht, aber eben auch alles andere als eine darstellerische Offenbarung, was manch einer in diesem Film wohl eher sehen möchte als tatsächlich sieht.

                                          Die Gewalt im Film ist zwar auch tragendes Element, aber teilweise sehr beliebig eingesetzt und inszeniert. So wäre etwa ohne das Messer im Bauch kein mm Handlung verloren, ich müsste mich aber nachfolgend nicht die ganze Zeit fragen, wie der Kerl damit weiter auf Tour geht, als hätte es das nie gegeben. Natürlich kann man dieser Frage vorwerfen, zu rational zu sein, im Fiebertraum macht eben nicht alles Sinn und so...

                                          Dennoch passt die mal so mal so eingesetzte und mal so und mal so gefilmte Gewalt zur leichten Uneinheitlichkeit, die sich etwa auch an zwei schlicht komischen Stellen zeigt. Insbesondere der "meine ist länger"-Witz hat mich zwar amüsiert, aber dennoch in diesem Film - der eben gerade auf Stimmung aus ist! - einfach nicht wirklich gepasst, eher massiv gestört.

                                          Score und Sounddesign dafür haben mich schwer beeindruckt.

                                          In Summe für einen FFF-Streifen klar überdurchschnittlich und künstlerisch ambitioniert, aber um mich aus den Latschen zu hauen hätte das Paket runder sein müssen. Trotzdem für FreundInnen des audiovisuell Nebengleisigen: Zumindest eine Sicht-Empfehlung!

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                                            dbeutner 21.09.2018, 11:13 Geändert 21.09.2018, 11:23
                                            über Solis

                                            Also das war jetzt mal eine echt böse Eröffnung des FFF. Kleine No-Budget-Filme ist man da ja gewohnt, aber mitunter machen die doppelten Spaß. Der hier: nicht.

                                            Es mag sein, dass zu meiner steigenden schlechten Laune während des Films auch die über 30 Grad im Saal beitrugen (nachts um 23 Uhr). FFF in einem unklimatisierten Kino - na das werden ja tolle Tage :-|

                                            Aber egal, der Film ist einfach schlecht. Wo Drehbuch nichts und Optik wenig Drama zu bieten hat, wird einem die Dramatik mit so dermaßen enervierender klassischer Filmmusik in die Ohren gequetscht, dass man davon Kopfschmerzen bekommen kann (und ich meine das nicht sprichwörtlich, wobei auch die Kopfschmerzen zumindest /auch/ mit dem Klima im Raum zu tun gehabt haben können).

                                            Fahrradflaschenhalter, die auf den Boden geschraubt werden und dort Fußarretierungen in einer Weltraumkapsel darstellen sollen - wäre lustig, wenn der Film sich selbst in die Trash-Ecke stellen würde. Tut er leider nicht. Nimmt sich vollständig selbst ernst.

                                            Hält ein Mann seine Hand vor die Augen, weil es blendet. Die Szene wird aus Augensicht und aus der Kamerasicht aufs Gesicht gezeigt. In letzterer bedeckt der Schatten der Hände nur leider nicht die Augen...

                                            Also das nur als kleine Beispiele, dass der Film handwerklich ein Desaster zum Fremdschämen ist, und da er keine Substanz im Erzählerischen hat, ist das Desaster leider vollumfassend.

                                            Die rel. plötzliche Wandlung des Charakters des Counterparts (Alice Lowe, "Sightseers" & "Prevenge", beides FFF-Titel), die aber zu keinem Zeitpunkt ansatzweise so klingt, wie man professionell arbeitende Menschen in diesem Kontext erwarten würde, hat "MeinSenf" schon angesprochen.

                                            Drehbuch und Regie: Da nützt es auch nichts, dass es Carl Strathies Erstling ist. Der Typ kommt bei mir direkt auf die schwarze Liste.

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                                            • 6 .5

                                              David Tennant finde ich ja einfach eine coole Sau. Und in der ohnehin stärkeren Eröffnung hat er auch noch etwas Spiellaune. Leider wirkt der Rest sehr sehr routiniert, was mir persönlich zwar immer noch Schau-Spaß bereitet, aber eben nicht auf der Ebene, wo ich vertreten könnte zu sagen: Scheiß auf die dünne Story, die auch an arger Vorhersehbarkeit leidet, schau Dir den Film wegen Tennant an! Denn das ist wirklich keine Must-See-Darstellerleistung - wie ich sie bei ihm relativ schnell attestieren würde (etwa: Broadchurch!).

                                              Ansonsten hat "mikkean" weiter unten eigentlich alles gesagt, was ich sagen könnte, muss ich nicht wiederholen. Mir persönlich hat's dennoch (vor allem wegen Tennant, aber nicht nur) halt ne Spur besser gefallen.

                                              Robert Sheehan zeigt einmal mehr, dass seine Star-Rolle in Misfits vor allem der Rolle zu verdanken war. Kommt irgendwie ganz sympathisch-witzig rüber, aber von großem Schauspiel doch leider eher weiter entfernt.

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                                                über Safe

                                                "Safe" hat mit Michael C. Hall und knapp drunter Amanda Abbington schon starke Hauptpersonen zu bieten, die allerdings unter der erwachsenen Besetzung von markanten Nebenrollencharakteren, die man mitunter auch schon so in anderen Rollen mal gesehen hat, gut ergänzt wird. Lediglich die jugendlichen DarstellerInnen hinken hier ein ganzes Stück hinterher, allerdings ist der Fokus die Suche (unter den Erwachsenen) nach Jenny, so dass das nicht allzu sehr ins Gewicht fällt.

                                                Das Setting istt zB für "Braodchurch"-Fans nicht unbekannt - ein überschaubarer, aber trotzdem nicht zu kleiner Kreis von Familien und deren Mitgliedern, die mal mehr, mal weniger große Geheimnisse haben, die mal mehr, mal gar nichts mit der Haupterzählung zu tun haben. Das ist so unterhaltend wie mitunter enervierend, wenn man merkt, wie lange man gerade einer reinen Ablenkungsstory seine Aufmerksamkeit geschenkt hat.

                                                Solide inszeniert, und wer M.C. Hall so gerne sieht wie ich, bekommt durchschnittliche Krimi-Kost, deren Auflösung ich schon (wie aber in solchen Settings meistens) als etwas arg herbeigeschrieben empfunden habe. Aber mit der inneren Einstellung: "Es ist keine Doku, lass Dich einfach unterhalten" kann das gut funktionieren.

                                                Broadchurch hat für mich aber trotzdem noch etwas mehr Aufgekratztheit, etwas mehr Reibereien der Figuren und natürlich das landschaftliche schönere Setting. Aber "Safe" kommt kurz dahinter.

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                                                  dbeutner 31.03.2018, 21:56 Geändert 31.03.2018, 21:56

                                                  "The Square" ist auf jeden Fall mal ein Ausnahmefilm. Ein scheinbarer Brocken von deutlich über zwei Stunden Spielzeit, die aber relativ schnell vergehen, da der Film viele Stationen nimmt und diese immer unterhaltend umsetzt. Dabei streift er immer wieder moralische Fragen mit großer Leichtigkeit und setzt dem UpperClass-Kunstbetrieb auch das echte Menschsein entgegen; wenn dies auch nur am Rande geschieht.

                                                  Elisabeth Moss spielt wie zu erwarten, auch wenn ich es langsam etwas arg vorhersehbar finde, dass Moss fast ausschließlich in sehr geschlechtsspezifischer "Opfer-Position" spielt. Trotzdem mit Schalk! Und der zweite große Name, Dominic West, ist noch etwas kürzer im Bild. Deretwegen sollte man den Film nicht schauen - beide sind gut, aber eigentlich nur Nebendarsteller.

                                                  Claes Bang dominiert den Film, zieht er sich doch als roter Faden durch alle Haupt- und Nebenstränge. Und das macht er dänisch gut! Sehr viel Spaß macht auch Christopher Læssø (Die Brücke) als sein Assistent, der deutlich mehr wirkt, als würde er einen Joint geraucht haben als einen Rotwein getrunken!

                                                  An wenigen Stellen hätte ich es gerne etwas subtiler, etwas leiser, etwas differenzierter aufgetragen gesehen. Auf jeden Fall dazu zählt die "Affenperformance" mit Terry Rotary - hier habe ich in Gedanken mehr das Drehbuch gesehen als echte menschliche Reaktionen; da hätte mit mehr Feingespür deutlich mehr herausgeholt werden können.

                                                  Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. "The Square" ist originell, fast jederzeit unterhaltend und auf angenehme Weise sozialkritisch. Ein rel. schlauer Film, der dabei auch noch Spaß macht. Selten. Und gut.

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                                                  • 4 .5
                                                    über Kuso

                                                    Ich habe nur noch dunkle Erinnerungen, aber ich weiß: Ich war genervt. Und dabei ist es nicht einmal so, dass mich abseitiges Kino schnell schocken könnte, eher im Gegenteil. Aber mir fehlte zuvorderst Substanz. Wild sein, Ekel und Buntheit allein machen eben weder einen Lynch, Cronenberg oder gar Buñuel aus, weshalb ich auch MrDepad's Kritik unter mir sehr, sehr schwer nachvollziehen kann. Will sagen: Ich kann mir natürlich vorstellen, dass es Menschen gibt, denen dieser Streifen besser gefällt als mir. Deswegen spielt er trotzdem in der Liga der vernachlässigten Kinder, die laut und bös und wild werden müssen, um Aufmerksamkeit zu erheischen, und nicht etwa in der Liga derer, die diese Attribute zwar auch nutzen, aber auf anderen Ebenen wirklich etwas mitzuteilen oder zumindes mitzufühlen haben. This - is trash. Und das fast ohne Augenzwinkern.