dbeutner - Kommentare

Alle Kommentare von dbeutner

  • 6 .5
    dbeutner 17.05.2017, 11:34 Geändert 18.05.2017, 15:33

    Bereits mit "El Cuerpo" hatte Oriol Paulo vier Jahre zuvor ein Kammerspiel mit "Überkonstruktion und ... Plotschwächen" (so aus meiner damaligen Kritik) abgeliefert - da bleibt er sich zumindest treu. Vom "typischen" Vertreter des spanischen Thrillers, als was er hier wiederholt bezeichnet wird, ist "Contratiempo" wirklich weit entfernt.

    Richtig zu knabbern hatte ich an diesem Film, weil die Grundprämisse von der ersten Sekunde an sowas von an den Haaren herbeigezogener Unsinn war, dass sehr schnell klar war, dass das nur (sehr dumme) Konstruktion sein konnte, und damit war auch in etwa klar, was da kaschiert werden sollte, um später den Aha-Effekt zu produzieren - der aber danach alles, nur nicht "aha" war.

    Immerhin schafft der Streifen es dennoch, in seiner Erzählung eine gewisse Spannung aufrecht zu erhalten, was angesichts des "Grundunsinns", auf dem der Streifen aufbaut, tatsächlich Achtung verlangt.

    In meiner Wertung lande ich zwar genau auf dem Niveau von "El Cuerpo", dem ich aber seinerzeit eher eine Nähe Richtung 7 Punkte nachgesagt habe - hier sind die 6.5 Punkte nur noch gerade so geschafft...

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    • 7

      "Hunt for the Wilderpeople" startet sehr sympathisch und behält diesen Grundton auch bei - kaum eine Überraschung für mich, da ich den letzten Film von Taika Waititi (What We Do in the Shadows) schon so wahnsinnig charmant fand.

      Diesen freundlich-derben Humor hat vor allem Rima Te Wiata (Housebound, traf auch schon meinen Nerv) unglaublich komisch transportiert - nach ihrem Abgang war klar, so hoch bleibt das Niveau nicht.

      Der Film droht dann ein wenig, in eine typische GrumpyOldMan-Story zu verfallen, aber auch wenn das gewissermaßen der Rahmen bleibt, er wird schon originell gefüllt. Leider geht das mitunter ins (mir zu) Alberne und passend sind auch einige darstellerische Leistungen im weiteren Verlauf durchaus mit "kritisch" zu bezeichnen - schade, das hätte mit ein bisschen mehr Feinschliff echt mein Ding werden können.

      Trotzdem sehr sympathischer Streifen!

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      • 6
        dbeutner 08.05.2017, 12:34 Geändert 15.05.2017, 14:28

        Ja, der hat mich tatsächlich etwas geärgert. In allererster Linie hat "A Monster Calls" mich emotional nicht erreicht, was vor allem an der sehr sehr grob hingeklatschten Story lag, bei der man (imaginäre) Zwischenüberschrift nach Zwischenüberschrift wahrnehmen konnte, aber Details wurden nicht ausgearbeitet, Charaktere nicht wirklich näher gebracht; da die Buchvorlage als Jugendbuch konzipiert ist, besteht das Problem evtl. schon dort, wird aber zumindest durch den Film sicher noch etwas vergrößert.

        So ist der Film viel zu stolz auf seine Effekte, die rein optisch zwar in Ordnung sind, aber inhaltlich mitunter eher langweilen; gerade die "fourth story" zieht sich, so dass ich mit den Fingern geistig zu trommeln anfing, weil ich jede Sekunde als wahnsinnig überflüssig empfand.

        Zwar ist das Schauspiel keiner der Beteiligten wirklich anzugreifen, aber durch die teilweise sehr vorhersehbaren Dialogzeilen, die ebenfalls mitunter unangenehm plakativ-schlicht daherkamen, konnte auch niemand wirklich mit Tiefe überzeugen - wie gesagt, das Problem verorte ich in erster Linie beim Drehbuch, nicht bei den DarstellerInnen.

        Tja, gehyptes Moralkino für die Masse ist einfach nicht meins.

        Und zum Vergleich mit "El Laberinto del Fauno", der ja nahe liegt: Da liegen aus meiner Sicht wirklich WELTEN zwischen den Werken. Del Toro hat sich sehr tief in Kinderängste hinein begeben, mit einer denkwürdigen Verknüpfung von Politik und menschlichem Schicksal. Die Effekte lebten am Ende mehr immer noch mehr vom Schauspiel als vom Effekt. Dagegen ist "A Monster Calls" (da ist mal der O-Titel echt etwas doof geraten) WanneBe, aber halt zugleich eher CrowdPleaser. Etwas zu viel heiße Luft für meinen Geschmack.

        • 7

          "The Good Heart" verlässt sich etwas zu sehr auf seine Darsteller und bemüht sich vor allem in den Dialogen nicht im Ansatz, etwas tiefschürfender zu sein. Intellektuell hat mich der FIlm schlicht unbefriedigt zurückgelassen.

          Musikalisch nah an "Dark Horse" ist Dagur Káris bisher einziger englischsprachiger Film doch von der schlauen Schlichtheit dieser kleinen Perle ein ganzes Stück entfernt. Die Entwicklungen der Charaktere habe ich hier vor allem als inkonsistente Charakterbrüche wahrgenommen. Als Charakterstudie daher einfach nicht funktionierend, und der leise warmherzige Humor der ersten Hälfte, von allzu schlichten kleinen RunningGags einmal abgesehen, hat mich zwar grundsätzlich erreicht, aber am Ende zog sich der Streifen, und ich empfand viel Belanglosigkeit.

          Wohl nur mit etwas Extra-Sympathiepunkten für Paul Dano und Dagur Kári schafft der Film es daher mit Ach und Krach auf 7 Punkte. Achja, dass Kári seinen Kumpel Nicolas Bro in die Ecke gesetzt hat und ihn kein Wort hat sprechen lassen - ich weiß gar nicht, ob ich das cool oder eher schräg finden soll.

          Damit habe ich nun alle bisherigen Kári-Filme durch und muss sagen: "Dark Horse" bleibt für mich dann doch eher der Ausnahmefilm, die kleine Perle, die irgendwie durch Magie zustande gekommen ist.

          • dbeutner 05.05.2017, 11:34 Geändert 05.05.2017, 12:17

            Also da habe ich ja doch ein paar Anmerkungen:

            - David Thewlis hat sich nur optisch eine Auszeit genommen, er war als Sprecher zu hören (selbst meine Frau im Dreiviertelschlaf hat das erkannt ;-))

            - Die ganze Folge war eine große Referenz an Barton Fink, die Strandszene war dabei der fallende Vorhang. Als sehr explizite Einzelszene war noch die Tresenglocke auszumachen, dann natürlich die Geschichte um den Autor, der zum Film kommt und vom jüdischen Produzenten übers Ohr gehauen wird (inkl. Amour Four). Natürlich auch das heruntergekommene Hotel. Und die Grundstimmung, die man auch als "Coenesk" bezeichnen könnte, und die in "Barton Fink" und "A Serious Man" (ebf. durch Melamed referenziert) am Stärksten gezeichnet wird, und in der Serie, gerade in dieser Staffel, deutlich mehr gezeichnet wird als in Fargo, dem Film (dessen Motive aber auch unglaublich schön durch die Serie hindurch neu zurechtgelegt werden).

            - "durchaus oberflächlichen existenzialistischen Rätselraten in Staffel 3 genug hat" - Siehe vor allem letzter Punkt, es geht weniger darum, "tiefgründiges Rätselraten" aufzutischen, als mehr eine Grundstimmung zu erzeugen. Gerade deshalb, weil in Staffel 3 und insbesondere in Folge 3 dieser Aspekt des Coen-Universums (der auch noch immer von untergründigem Humor getragen wird) so - treffsicher! - referenziert wird, empfinde ich sehr große Achtung für dieses Feingefühl bei der Umsetzung. Kulturell besonders wertvoll!

            - Zum Titel der Serie passend(er) und um die tatsächlich etwas abgeschmackte Katze vom Schrödinger mal etwas zu entlasten hätte ich mir als Mathematiker eher mal eine filmische Referenz an Russel's Paradoxon gewünscht, was vor allem intellektuell ein klein wenig anspruchsvoller ist. Wer sich für Paradoxien interessiert...

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            • Better Call Saul fehlt in der Filmographie (und noch vieles mehr) - Mark Proksch ist dort immerhin der geilste bürgerliche Vollhonk-Dealer, den man sich wünschen kann. Großes Kino.

              • 7 .5

                Nach dem mir etwas zu tristen "Nói albinói" und dem von mir sehr sehr geliebten "Dark Horse" (schon über 5 mal gesehen) nun also Virgin Mountain (und dann demnächst noch "The Good Heart") von Dagur Kári.

                Mitunter wird der Film ja hier als Tragikkomödie bezeichnet, was ich für etwas gewagt halte. Denn der komödiantische Anteil ist sehr reduziert, man kann ab und zu liebevoll schmunzeln, aber im Kern handelt es sich um ein Drama mit leichtem Hang zur Tragödie.

                Kári hat es bei mir auf jeden Fall geschafft, Fúsi anzunehmen und empathisch die Dinge aus seiner Perspektive zu betrachten. Über die konkrete Konstellation hinaus ist "Virgin Mountain" auch viel mehr als eine Betrachtung eines (zunächst vor allem wahrnehmbar: äußerlichen) Außenseiters. Es ist vor allem eine Figur, die "nicht in diese Welt passt", und selbst dort, wo es mal besser laufen könnte, liegt es nahe, dass es das nur sehr eingeschränkt tun wird.

                Da ist wenig Spielraum für echte Lustigkeit, aber viel Raum für Herz & Mitfühlen. Un den hat Kári gut gefüllt. "Dark Horse" ist viel anarchischer (und hat eben tatsächlich einen komödiantischen Anteil), so dass er mich noch mehr rundherum begeistert. Trotzdem ist "Virgin Mountain" wahnsinnig solide (und deutlich weniger klischeelastig, als man meinen könnte, wenn man etwas hinter die Fassade schaut).

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                • Wenn die Themen "Hanf in der Medizin" und "LegalizeIt!" durcheinander geworfen werden, wird mir politisch immer ganz übel von dieser extremen Dummheit. Aber - es soll Komödie sein, es ist Chuck Lorre - ich muss da wohl meinen kritischen Intellekt mal ausschalten und werde der Serie eine Chance geben.

                  Trotzdem doof, das zu vermischen :-)

                  • 7
                    dbeutner 01.04.2017, 18:56 Geändert 01.04.2017, 19:21

                    "Ghostland" hat mich in allererster Linie durch die im Film transportierte Menschlichkeit der dargestellten Ju/’Hoansi fasziniert. Warmherzig, sehr humorig, optimistisch & gemeinschaftlich. Ich selbst bin eher ungern in Gruppen mit mehr als zwei Personen ;-) -- da sagt es schon was aus, dass diese Gruppe / Gemeinschaft so warmherzig und grundgutgelaunt erscheint, dass ich mir vorstellen könnte, sehr gerne mit diesen Menschen zusammenzusein.

                    Beim Filmischen finde ich leider einige Sachen nicht ganz so gelungen: Der Verzicht auf Off-Stimme klaut einmal mehr wahnsinnig viel Informationen, die teilweise zur korrekten und vollständigen Rezeption schlicht notwendig sind (als Ergänzungsmaterial empfehle ich zB das Interview mit Simon Stadler und Catenia Lemer in https://www.journal-frankfurt.de/journal_news/Kultur-9/Zu-Besuch-bei-den-Ju-Hoansi-im-Ghostland-Die-Geister-die-ich-rief-27057.html; auch http://www.lcfn.info/de/juhoansi/informationen/ethnologie).

                    Nach dem Interview ist auch klarer, dass der Film tatsächlich die Ereignisse nur dokumentiert, die von anderen eh angestoßen wurden (also die Reise nach Deutschland & Europa). Trotzdem grenzt die Darstellung mitunter für mein Gefühl an der Ausschlachtung von Schauwerten (vom Busch nach Frankfurt mit viel Fokus zunächst dort, da wurde mir zB etwas mulmig; auch die Konfrontation mit prolliger WM-Begeisterung, die natürlich einen ironischen Unterton hat, war mir etwas zu grobschlächtig).

                    Inhaltlich passiert dann auch "nur" einigermaßen exakt das, was man sich von der Versuchsanordnung ausgehend vorstellen kann. Dass es Menschen gibt, die zu dem Film sagen (vgl. Interview-Link oben): "Ich habe noch nie so an unserer weißen Welt gezweifelt als jetzt wo wir euren Film gesehen haben und uns die Ju/'Hoansi die Augen geöffnet haben" -- hm, da runzele ich mit der Stirn und frage mich, wie wenig man als Mensch zuvor über eigene Kultur, Folgen der Industrialisierung & des Kapitalismus und gänzlich andere Möglichkeiten zu leben bisher reflektiert hat (gar nicht?). Insofern: Schön, wenn Blinden die Augen geöffnet werden, aber da ist mein intellektueller Anspruch doch /deutlich/ höher. Und leider gibt es kein Nachfassen, keine Reflektion über die unmittelbaren (und wie gesagt mE ziemlich komplett vorhersehbaren) Reaktionen hinaus.

                    Trotzdem, wie gesagt, absolut sehenswert, mit interessanten relativ kleinen Einblicken in ein anderes Leben. Und natürlich für Menschen, die sich weder mit ganz anderen Ethnien und Kulturen noch mit grundsatzkritischen Fragen zur eigenen Lebensweise beschäftigt haben ggf. augenöffnend. Ich bezweifele aber, dass das auf das Publikum im hohen Prozentsatz zutreffen wird.

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                    • 6 .5

                      Der Film hatte bei mir leider etwas durchgehend Schwierigkeiten, da der Protagonist in keiner der beiden Versionen bei mir viel Sympathie eingeheimst hat; in Variation 1 war es einfach nur ein verklemmter Typ, der ordinär wird beim Anblick von Alkohol, das war einfach arg klischee-lastig; aber auch in Variante 2 wird er nicht zum Sympath, nur weniger zum Unsympath.

                      Ganz anders Min-hee Kim als Yoon Hee-jeong; die Rolle ist durchgehend feinfühlig angelegt und wird auch toll umgesetzt; habe gleich mal zwei weitere Streifen mit ihr vorgemerkt.

                      Die letzten 25 Minuten schaffen es dann einigermaßen, zwei Menschen sich auf Augenhöhe begegnen zu lassen, da fiel mein Gefühl der Beklemmung etwas weg und sah ansatzweise das, was ich in etwa gehofft hatte, zu sehen zu bekommen.

                      Aber als Gesamtkunstwerk hadere ich eher...

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                      • 6
                        dbeutner 13.03.2017, 20:20 Geändert 14.03.2017, 19:05

                        Ze kunnen beter! Gekommen bin ich auf "De Ontmaagding van Eva van End" über "Matterhorn" (Tipp!) und seinen Hauptdarsteller Ton Kas (auch: "Plan C", ebf, wenn auch ganz anders: Tipp!). Kas ist auch hier der klar führende Darsteller, ab da geht's leider eher bergab (immerhin hat Jacqueline Blom als Mutter noch ein paar starke Momente); Rafael Gareisen als deutscher "Veit" ist hilflos-überzogen, Vivian Dierickx als "Eva" muss halt durchgehend emotionslos dreinschauen. Anspruchsvoll geht anders.

                        Auffällig sind die Parallelen zum etwas später gedrehten "Borgman" (eine Art "Verführer" dringt ins Haus und stellt vor allem die Psychen der Beteiligten auf den Kopf); direkt nach der Sichtung meinte ich: "Borgman" für das einfachere bürgerliche Publikum. EvaVanEnd ist mir zu freundlich und zu wenig böse, die leicht-heitere Komik empfand ich als unpassend (und Borgman ist durchaus auch komisch, aber nicht einlullend-komisch); zudem eben auch als künstlerisch bedenklich am Abgrund stehend. Oder wie es http://www.elcineenlasombra.com/eva-van-end-critica/ formuliert (und dabei mE etwas arg konstruiert in aktueller niederländischer Geschichte rührt): EvaVanEnd ist die optimistische, Borgman die pessimistische Version (einer durch ein äußeres Ereignis völlig aus dem Tritt geratenen Gesellschaft).

                        Bin ja doch eher Fan des flämischen Kinos, aber EvaVanEnd ist schon bemerkenswert seicht - und das ist nicht meins.

                        • 7 .5
                          dbeutner 12.03.2017, 20:11 Geändert 13.03.2017, 19:55

                          Der stand ja auch schon lange auf der Pflichtliste - trotz Scarlett Johansson, die ich ja sonst eher versuche zu meiden; sie ist zwar hier auch schon etwas Püppchen, aber zugleich hatte sie mit 19 noch so ein BabyFace, dass ich das gerade noch so verzeihen kann.

                          Murray ist natürlich eigentlich viel zu stereotyp besetzt (Oscar wäre auch albern gewesen). "Stoischer Typ", das kann er halt, aber es langweilt mich zugleich auch etwas mit der Zeit. Aber hier ging die Sache eher gut aus, weil es zumindest sehr in das Gesamtsetting gepasst hat.

                          Auch wenn man darüber streiten kann, ob diese Nähe zwischen einem 53- und einer 19-jährigen nicht etwas arg konstruiert ist (zumal die beiden gerade keine echte Tiefe zwischen sich entwickeln und man etwa ein Philosophiestudium bei "Charlotte" nicht in der Person entdecken kann), so war doch die Art der Darstellung das, was bei mir am meisten Punkte ausgelöst hat: Ohne Altherrenphantasie, ein ganz klein bisschen tragisch, und irgendwie schön. Sehr schöne Schlusssequenz, bei der ich dachte: Wow, das traf bei mir einen Nerv.

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                          • 7

                            "The Gallery" hat im Ggs. zu den beiden Vorwerken eine echte Pointe, und auch die Schlusssituation ist dadurch nicht unkomisch. Wieder zieht sich die Umsetzung etwas kaugummiartig in die Länge, und die Pointe hätte etwas geschickter (glaubhafter) inszeniert sein können. Trotzdem von der Stimmung her eher der beste der drei Filme, aber weit unter Stellings eigentlichen Möglichkeiten.

                            Film gibt es hier: https://www.youtube.com/watch?v=_gMwp1iB-C0

                            • 6 .5

                              "The Gas Station" wurde fünf Jahre nach "De Wachtkamer" gedreht. Wieder geht es um den gleichen Protagonisten, der einmal mehr beim ungelenken Flirten eher arg peinlich daher kommt, was Sinn&Zweck der Übung ist.

                              Erneut zieht sich der Anfang in die Länge (Autos Autos Autos...), auch hier wieder Kürzungspotential von sicherlich in Summe einem Drittel. Das Ende ist schon recht witzig, bis dahin aber zieht sich die Story etwas.

                              Irgendwie fehlt mir etwas Originalität in den Streifen, die Prämisse ist sehr schnell ausbuchstabiert, und danach folgt einfach nicht mehr viel... Mal schauen, was Teil 3 bringen wird.

                              Film gibt es hier: https://www.youtube.com/watch?v=W6sZQ6ae4w0

                              • 7

                                Da ich gerade mal wieder etwas mehr zum niederländischen Film neige, und meine Begeisterung für diesen vor allem seinerzeit aus "De Illusionist" von Jos Stelling (dessen Filmplakat an meiner Kellertür hängt, also: enorm wichtiges Werk für mich) stammt, dachte ich mir: Hey, Jos Stelling hat drei offensichtlich schräge "Erotik"-Kurzfilme gemacht, muss ich haben. Den letzten habe ich jetzt noch nicht gesehen, aber nach zwei Dritteln komme ich schon zum vorläufigen Schluss: Naaaaja.

                                "De Wachtkamer" beginnt mit einem dreckigen Kaffeeautomaten :-) und braucht ein wenig, um zum Thema zu kommen. Der Protagonist ist hochnotpeinlich (und genau so soll er sein) und "flirtet" dermaßen verkrampft und unangenehm, dass das schon eine kleine Fremdschämfreude ist (insbesondere die erste "Begegnung", schaurig ;-)).

                                Wenn dann aber die "eigentliche" Frau ins Spiel kommt, verliert der Streifen Variation. Die Überforderung ist zwar nett, aber am Ende muss man konstatieren: 1/3 Kürzung wäre drin gewesen.

                                Trotzdem: Hat noch was, weil Männerphantasien hier auf höchst peinliche Art entblößt werden.

                                Achso, nicht wundern: Bei Jos Stelling wird nicht gesprochen (naja, beim "Wisselwachter" fallen tatsächliche einzelne Worte, aber in seiner "Flirt-Trilogie" bleibt es stumm, und da fehlt einem bei Stelling allerdings auch nichts, das macht er schon sehr schick).

                                Film gibt es hier: https://www.youtube.com/watch?v=Dh5GfmHOBCI

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                                • 7
                                  dbeutner 05.03.2017, 19:44 Geändert 07.03.2017, 11:41

                                  Hm, also ich finde ja Rick Gervais in der britischen Version sehr eigen und saupeinlich, sprich: großartig, und auch Stromberg hat durchaus seine sehr spezielle Note. Gestik&Mimik liegen bei Carell & Herbst nicht weit auseinander, und so stark ich Carell in Foxcatcher fand - hier ist Stromberg irgendwie die bessere Variante.

                                  Ansonsten sind die Charaktere mir etwas zu schrill - nicht so mein Ding, in Anbetracht dessen, dass es da schon zwei Vorbilder gibt, die mir deutlich besser gefallen.

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                                  • 7 .5
                                    über Suburra

                                    Die zunächst scheinbar unabhängigen Handlungsstränge werden mehr oder minder interessant miteinander verwoben, wobei das teilweise sehr herbeigeschrieben ist und man sich über diese arg geskripteten Zufälle besser nicht den Kopf zerbrechen sollte - um den Film zu genießen, sollte man schlicht akzeptieren. Und dann sollte man auch noch besser kein "Rassismusmeter" dabei haben, das könnte stark ausschlagen, wenn es um Roma-Darstellung geht.

                                    Also Kopf aus, Film an. Soweit ich mich darauf einlassen konnte (und meistens ging das, musste mich aber auch wirklich etwas dazu zwingen), dann ist das Geflecht der Geschichten schon spannend von außen zu verfolgen. Sieht man das als nicht des Italienischen mächtig auch noch in OmU, heißt es auf jeden Fall auch etwas aufzupassen, um die Auswirkungen von Handlungen in Subplot A auf den Subplot B immer zu verstehen - keineswegs überkomplex, aber eben (zumindest insoweit) auch kein Nobrainer.

                                    Schon grundsätzlich schick inszeniert mit angenehmer Besetzung. Aber am Ende auch nichts, was dem Cineasten über das Wochenende lange beschäftigen wird.

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                                    • 4 .5

                                      Also, man verzeihe mir meine Ignoranz, Agnès Varda kannte ich bis dato noch nicht. Für eine "objektiv gute" Dokumentation / Autobiographie-Collage sollte aber selbst mein Unwissen keine Rolle spielen.

                                      Aber was bekomme ich vorgesetzt: ja, "unzählige Bruchstücke" und "ein überbordendes Kaleidoskop aus Bildern und heiter-melancholischen Erinnerungen an Menschen und Orte", das trifft es schon ganz gut. Sprich: Zuviel, zu kurz abgehandelt, weder bei Menschen noch Orten noch bei Erinnerungen wird verweilt, es wirkt sehr hastig; Varda spricht offensichtlich vorgeschriebenen Text, emotionsbefreiter kann man sein Leben kaum inszenieren.

                                      In der Darstellung gibt es ab und zu mal ganz witzige Ideen, die aber nie die Tiefe erreichen, die sie könnten, weil eben auch bei interessanten Konstellationen gehetzt wird. Auch sieht man so einige Schauspielgrößen etwa in jüngsten Jahren, da hat man eine kleine Ahnung, um welchen Kosmos es sich handelt; filmerisch wird das aber eben nie transportiert.

                                      Hat für mich schlicht nicht funktioniert und war eine herbe Enttäuschung.

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                                      • 7

                                        Und immer dachte ich: Den habe ich doch schon gesehen?! Hatte ich aber gar nicht... Und so freute ich mich nun doch etwas, das endlich nachzuholen, weniger wegen Eastwood, mit dem ich ja eher ein tiefes Problem habe, aber doch wegen Penn, Robbins & Bacon (und am Ende auch wegen Fishburne, der hier angenehm zurückhaltend spielt).

                                        Spoiler ahead...

                                        Die Story zieht auch zunächst; recht gut gecastete Jugend-Charaktere (bezüglich der "erwachsenen Ziele"), und die Stimmung passte, bleischwer, unklar. Aber schon in der "Tatnacht" - da dachte ich: Die Geschichte, die jetzt erzählt wird, ist klar (was ich auch im Folgenden nicht schlimm fand, solange das mit Spannung gemacht wird), aber wenn mir der Autor ernsthaft am Ende verkaufen will, dass in dieser "historischen Dreiergruppe" zwei Leute in der gleichen Nacht zufällig Todesfällen begegnen, dann würde ich mich verarscht fühlen.

                                        Ja, so habe ich mich dann am Ende halt verarscht gefühlt. Dass dieses Ende auch nur "funktioniert" (für mich: nicht einen mm), wenn schon am Anfang Unsinn erzählt wird... ach herjee, geschenkt. Der Film ist von "intelligent" so weit weg, da reicht nicht mal ein Fernrohr...

                                        Die 7 vergebenen Punkte dann auch nur wegen der Schauwerte der o.a. Darsteller, die halt wirklich hoch sind. Tim Robbins finde ich ja als starke Persönlichkeit noch knalliger, aber auch den Gebrochenen hat er gut und leise hingelegt. Tolle Schauspieler, von Drehbuch&Regie ins fast Alberne geschickt, schade drum!

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                                        • 8
                                          dbeutner 01.03.2017, 14:28 Geändert 30.09.2017, 16:54

                                          "Matterhorn" hat viel Charme und sehr sympathisches Feingefühl. Auch wenn der russische Oberaufpasser in dem Film vor allem "Homo-Propaganda" sehen mag, so ist das doch nur ein Aspekt, der vor allem gar nicht in den Vordergrund gestellt wird (wenn schon dann: dass zumindest Homophobie total beknackt und hinterdörflerisch ist). Es ist eher das loslassen-Können und Abstand-Gewinnen, von/zu Gewohnheiten und Moralvorstellungen. Menschen so zu akzeptieren, wie es ihnen am besten geht - und das vor dem Hintergrund der niederländischen Provinz. Liebevoll, leise und sympathisch.

                                          Dazu spielen auch Rene van ’t Hof und Ton Kas (beide auch: "Plan C") passend und präzise; rund machen es dann noch Sprache und die mitunter leicht groteske Inszenierung, die man zB auch bei Alex van Warmerdam kennt. Auch meine ich Referenzen an Jos Stellings De Illusionist gesehen zu haben - der Bus auf dem Land und das Gemurmle beim Beten kann natürlich auch ein zufälliges gemeinsames Ablästern über die provinziellen Ecken der Niederlande sein...

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                                            Mein zweiter Shion Sono, nach dem vielgefeierten und mE massiv überbewerteten "Love Exposure", der mir vor allem auch seinerzeit auffiel, da MP ihn mir mit deutlich über 9 Punkten Erwartung beworben hatte. Auch "Love & Peace" hatte eine solche Vorhersage (kann man sich als Regisseur bei MP einkaufen? Schon schräg...).

                                            Ich fange mal mit so etwas wie einer "Inhaltsangabe" an: Ryoichi Suzuki ist ein kleiner schüchterner gemobbter Angestellter, der unter seinen "KollegInnen" nur eine ebenso verschüchterte Frau hat, die das Mobbing nicht mitmacht. Und dann gibt es noch die Schildkröte "Pikadu", von der er sich schließlich unter dem Mobbing in der Toilette "trennt"...
                                            Ab hier gibt es zwei Handlungsstränge: Pikadu landet in einer "Community" von weggeworfenen Spielzeugen und Haustieren, um die sich ein wunderlicher alter Mann kümmert, der seine GefährtInnen auch mit Sprachpillen versorgt - ein kleiner Zoo gebrochener Herzen.
                                            Währenddessen trauert Ryoichi um seine Schildkröte und landet dabei bei einer Rockband und wird nun "entdeckt", streift seine schüchterne Hülle ab und wird - größenwahnsinnig. Das wiederum überträgt sich per Wunschpille auf die Schildkröte, die entsprechend wächst...

                                            Das alles wird recht "japanisch" zur Schau getragen, was zB Musikeinlagen einschließt, für deren radikale Kürzung ich einen halben Punkt noch nach oben gegangen wäre. Mir persönlich in Summe zu überdreht und schrill, aber für JapanerInnen vermutlich gute Familienunterhaltung.

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                                              "Låt den rätte komma in" (den Richtigen, nicht die Ratte ;-)) ist sehr viel mehr Außenseiter-Drama als Horrorfilm, und so werden auch die, die hier Horror sehnsüchtig erwarten, nur enttäuscht werden können.

                                              Kåre Hedebrant als "Oskar" war einer der Gründe, warum ich etwas Schwierigkeiten hatte, den Film ganz nah an mich ranzulassen; die anderen Gründe waren die einerseits etwas sehr klischeeartige Darstellung des Außenseiterdaseins Oskars, andererseits die wenig tiefe Darstellung von Gefühlen bei allen Beteiligten; insbesondere die Rolle des "Håkan" hatte viel Potential, das zwar ausreichend angedeutet, aber nicht wirklich mit Tiefe und Inhalt gefüllt wurde.

                                              In Summe schon sehr symapthisch in seiner Darstellung, aber in seiner Charaktererzählung zu spröde und bruchstückhaft; kann mir gut vorstellen, dass das Buch hier evtl. seine Sache besser macht und der Film davon zu wenig transportiert.

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                                              • über Six

                                                Vietnamveteran schreibt mit seinem Sohn, "der langjährige Erfahrung aus militärischen Sondereinsätzen zieht", eine Militärserie über einen Navy-SEAL-Einsatz. Na danke, ich gehe gerade mal brechen... :-(

                                                • ?

                                                  Erste Staffel komplett erschienen!

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                                                    dbeutner 13.01.2017, 18:56 Geändert 16.02.2017, 18:53
                                                    über Boss

                                                    "House of Cards" habe ich noch nicht gesehen, dafür aber "Borgen" (Dänemark); auch damit lässt sich "Boss" ganz gut vergleichen. Es ist halt Amerika und nicht das betuliche Dänemark, dafür nur eine Stadt und nicht ein ganzes Land (was aber in "Borgen" immer wieder wirkt wie ein Dorf).

                                                    Kelsey Grammer als Tom Kane ist eine sehr starke Nummer. Die ganze Demenz-Geschichte fühlt sich dafür etwas halbgar an - je nach Laune wird das mal zwischendurch stärker, dann mal wieder eine Zeit lang kaum thematisiert; man wollte Polit und das ganze etwas persönlich anreichern, konnte sich aber nicht so recht einigen, ob nun mehr Polit oder mehr persönliches Drama.

                                                    Man braucht anfangs ein wenig, um in den politischen Kosmos einzusteigen, und manche Detailgeschichte erschließt sich nicht direkt; je mehr man in der Serie wohnt, umso mehr kann man den Details rel. früh folgen. Mir persönlich gefällt "The Wire" als Erklärung politischer und sozialer Systeme ja eigentlich am Besten (weil's da fast nebenher läuft), diese "reinen" Politserien verlieben sich mitunter ins Politgeschäft, welches als solches mir eher zuwider ist. Trotzdem kann das ganze sehr unterhaltend mit einigem Niveau sein.

                                                    Das Ende ist eher sehr unrund, da war die dritte Staffel im Kopf und wurde dann gecancelt. Trotzdem allem, in Summe starkes Ding mit tollem Hauptdarsteller.

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