dbeutner - Kommentare

Alle Kommentare von dbeutner

  • 7

    "Show Me a Hero" ist für eine David-Simon-Serie doch ganz schön schwach. In der sechsteiligen Miniserie geht es zunächst vier Folgen lang um den Politikbetrieb, nur sehr im Kleinen wird schon etwas auf die "realen (schwarzen) Menschen" geschaut, die von den politischen Entscheidungen betroffen sein und eines Tages in die Public/Affordable Housings (Einzelhäuser in bisher weißem Mittel-/Oberschichtsgebiet) einziehen werden. Der Politik-Betrieb aber ist eher langweilig dargestellt, es wirkt alles sehr zusammengestaucht und gehetzt (die sechs Folgen bilden sechs Jahre Echtzeit ab); zudem ist das Muster mehrmals das Gleiche: Richter setzt Frist, kurze Hektik im Politbetrieb, Abstimmung, und auf geht's in die nächste Runde. Nun ist das alles zwar nach wahren Begebenheiten umgesetzt, aber etwas mehr Inhalte statt Fokus auf die Eitelkeit von PolitikerInnen wäre Gold wert gewesen. In den letzten beiden Folgen wird dann etwas umgeschwenkt und tatsächlich das Leben und dessen Konflikte in den Fokus gestellt. Schade, sicherlich gut gemeint, aber vllt. lag es am begrenzten Budget, dass das so viel kleiner und unbedeutender ist als andere Simon-Stoffe. Oscar Isaac spielt zwar überzeugend, sein dargestellter/geschriebener Charakter ist aber mit "unterkomplex" freundlich umschrieben und eignet sich nicht zwingend, als zentrale Figur das inhaltliche Zugpferd zu spielen.

    • 7
      dbeutner 09.10.2017, 15:38 Geändert 21.10.2017, 15:51

      "The Green Prince" schrammt filmisch eher an einer kleinen Katastrophe vorbei. Dass die Produzenten "optisch und dramaturgisch ein sicheres Händchen haben" (JimiAntiloop) ist eine gewagte These ;-) Da die Produzenten nicht Regie führen, wird man das nie erfahren ;-) So oder so: optisch und dramaturgisch wird hier sehr wenig geliefert. Optisch zwei Interviewte, ein wenig nachgestellte Szenen, ein wenig Archivmaterial, und immer wieder auch wiederholte Bilder. Das riecht so sehr nach NoBudgetAtAll, dass man schon fast Mitleid mit den Filmschaffenden bekommt.

      Inhaltlich sieht es schon etwas anders aus. Ungewöhnlich ist die Story allemal, dass ein Hamas-Anführer-Sohn die Seiten wechselt und für die Israelis seinen Vater und andere Hamas-Größen verrät. Das wird zwar auch psychologisch ein bisschen stimmig nachvollzogen, aber der Verrat ggü seinem Vater, da blieb bei mir ein von der Persönlichkeit her extrem bitterer Beigeschmack. Diese Frage wird auch kaum weiter diskutiert. Schwerpunkte setzen eh die beiden Protagonisten mit dem, was sie erzählen (und sicherlich eben auch mit dem, was sie nicht erzählen).

      Skeptisch war ich noch vor dem Film über dessen politische Ausrichtung und Einseitigkeit. Und ja, der Film kommt mit seiner Erzählung schon sehr einseitig daher: Mosab Hassan Yousef dachte, die Hamas seien die "Guten", und wird dann enttäuscht. Aber auch jedem Israeli könnte diese Geschichte widerfahren, es ist ja nicht so, dass diese Seite von Folter etc Abstand nehmen würde. Das wird nur extrem am Rande kurz mal thematisiert, um dann aber später auch vergessen zu werden. Kritische Nachfragen gibt es nicht, und so bleiben auch auf der bestimmt nicht uninteressanten Ebene des menschlichen Charakters von Mosab Hassan Yousef viele Leerstellen.

      Für eine Doku, die einen echt spannenden Stoff, gar keine Frage, zum Inhalt hat, sind damit leider wirklich viele Möglichkeiten vergeben worden. Für die sieben Punkte reicht es daher auch nur so gerade wegen des hochinteressanten Inhalts; filmisch und bzgl. dem, was man differenzierter und kritischer hätte draus machen können, ist das leider eher noch ein zwei Klassen darunter angesiedelt.

      • 7

        Stehe ich auf Captivity&Rape? Nein, ohne das erneut auszuformulieren. Hat der Film trotzdem Stärken? JA!!! Fällt er letztlich überhaupt in dieses Genre: Schon, aber... (hier sei auch empfohlen: http://www.telegraph.co.uk/films/0/torture-porn-true-crime-exploitation-hounds-love-could-disturbing).

        Da wären erst einmal die DarstellerInnen. Vor allem Emma Booth und kurz dahinter Stephen Curry sind als Täterpärchen eine echte Nummer. "Hounds of Love" ist schon ein ganzes Stück Psychogramm der TäterInnen, und das funktioniert in allererster Linie tatsächlich über die reine Darstellung. Schmerzlich merkt man das spätestens dann, wenn nach etwas der Hälfte des Films die bis dahin gefühlte Spannung in und zwischen diesen beiden ProtagonistInnen in Dialoge gekippt werden soll - was leider kläglich scheitert und ganze Ligen unter der erreichten Darstellung durch Schauspiel liegt.

        Aber diese explizite Ausarbeitung durch Worte wird kurze Zeit später auch wieder eingestellt, und das ist gut so. In der Struktur gibt es (etwas zu große) Anteile klassischer Captivity-Rape-Erzählungen; aber andererseits gehören die i'wie dazu, gerade wenn man bedenkt, dass solche Szenarien nicht (nur) in den Köpfen von Filmemachern stecken, sondern in der Realität ja nunmal vorkommen (zu den Parallelen des Films mit echten Fällen vgl. auch den oben referenzierten Artikel).

        Auch filmtechnisch ist die Sache zwar einerseits offensichtlich LowBudget, andererseits zB auf Seite der Bildsprache keineswegs mager. Ein bisschen monochrome Farbgestaltung unterstreicht den Blick in die Vergangenheit; die (natürlich recht knappe) Ausstattung und die Klamotten machen auch diesen Punkt rund.

        Alles zusammen ein doch eher ungewöhnlicher Streifen zu einem ansonsten wirklich fertig gerittenen Pferd, äh, Filmgenre, dessen schlichtere Bezüge leider nicht komplett ausgespart werden.

        3
        • 6

          "Killing Ground" sollte man mit arg Genre-lastigen Augen sehen. Die Stereotypen des absolut Bösen werden einem so knallhart um die Ohren gehauen, dass das bei jeder neutralen Betrachtung doch arg blöd daher kommt.

          Soweit man diese sich so gut wie gar nicht um Differenzierung bemühende Inszenierung akzeptiert hat, gibt es in dem Streifen durchaus auch ein paar Pluspunkte zu finden. Der zeitliche Versatz der "beiden Geschichten" ist nicht um seiner selbst, sondern äußerst effektiv eingesetzt. Auf diese Art entfaltet sich der Horror auch zunächst sehr langsam, ohne dass die Spannung darunter leidet. Das mochte ich ganz klar. Meine Wertung zielt daher auch deutlich mehr auf die erste Hälfte des Films.

          Wenn es dann "offen brutal los geht", dann könnte ich schon etwas abkotzen. Inhaltlich sind "Frau wird (mit Vergewaltigung) bedroht und Mann muss mal sehen..."-Szenen und -Filme ja nicht neu, und "schlaue progressive Idee" sieht halt auch anders aus. So sehr ich abseitige Genrestreifen grundsätzlich interessant finde, so wenig originell und nervig finde ich diesen Sektor. Meine Wertung hat das nur teilweise reflektiert, ich könnte bei sowas auch zur "Grundsatzabwertung auf max 1 Punkt" greifen, ganz ungerechtfertigt wäre das nicht. Ich lasse es mal und versuche die positiven Aspekte wirklich einfließen zu lassen...

          2
          • 7

            Bombastisch in den Bildern, an der technischen Umsetzung kann man glaube ich nicht ernsthaft viel kritisieren - aber es ist im Kern eine in 10 Sekunden erzählte Geschichte, die solange ausgepresst und poliert wird, dass 2.5 Stunden schicke Oberfläche bei heraus kommen. Mehr aber auch nicht.

            "Rettet Mark W" - das hat in meinem Kopf in der ersten Hälfte vor allem Assoziationen an Mark Wahlberg aufflammen lassen, was zugleich etwas als Kritik an Damons Darstellung gelten darf (wobei das mehr in Richtung Scott als in Richtung Damon adressiert ist). Der grenzwertige Watney, der etwas abgemagert und belastet ist, steht Damon doch deutlich besser zu Gesicht als MuscleMan.

            Viel mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. "Mitfiebern" konnte ich nicht so recht, weil bei einem Blockbuster der Größe das HappyEnd doch arg früh feststeht, noch bevor der Vorhang aufgeht. Inhaltlich gibt es kaum Tiefe, mitunter dafür etwas zuviel pathetisches AllesWirdGut. Aber innerhalb dieser beschränkten Filmwelt sieht alles schick aus, ist relativ unterhaltend gemacht und die Nebenrollen sitzen, vor allem Sean Bean ist auch alternd ne gut besetzte Nummer. Kürzungspotential ist allerdings nicht zu übersehen, und auch die Darstellung des Zeitablaufs und der dabei gewählte Rhythmus hätten mE noch Optimierung vertragen.

            5
            • 7

              Nacho Vigalondo ist beim FFF ja nun fast schon Dauergast. 2014 hatte mich "Open Windows" wegen seiner frischen experimentellen Art doch fast schon begeistert, am Ende dann etwas enttäuscht, oder wie ich damals schrieb >>am Ende so überdreht, dass die Spaßluft sehr viel schneller entweicht als sie zuvor in den Film reingepumpt wurde. Fast "doof" zum Schluss.<<

              "Colossal" ist in der Umsetzung etwas weniger experimentell, aber eben ein respektfreier GenreMix, was hier endlich mal wieder überraschend gut umgesetzt ist. Man weiß nie so recht, auf welche Spur man denn nun abbiegen soll, um dem Kerninhalt zu folgen, aber dieses leichte Rumgeschleudertwerden zwischen Beziehungsdrama, MonsterAction, PsychoThriller und Komödie hat mir endlich mal wieder Spaß gemacht.

              Darstellerisch fiel vor allem Jason Sudeikis positiv auf; sein Wechsel zwischen "Gut" und "Böse" war für meinen Geschmack sogar etwas zu heftig und grob gewesen, was zwar seine darstellerischen Fähigkeiten unterstreicht, aber als Charakterzeichnung eben weniger taugt; dafür ist seine Sprechstimme und Intonation fast von anderer Welt - schon seinetwegen lohnt sich O-Ton. Anne Hathaway macht ihr Ding auch sehr solide. Dan Stevens (Downton Abbey, Legion) finde ich immer etwas anstrengend angestrengt, steht auch eher im Hintergrund.

              Zum Ende hin ist leider die Luft raus und die Überraschungen werden groben stereotypischen Mustern geopfert. Vigalondo baut so schöne schräge Drehbücher aus Versatzstücken, aber die dann abzurunden, da scheint es konstanter zu hapern.

              Trotzdem ein kleines Späßchen!

              3
              • 6

                Das coole ist: Ich könnte meine Rezension zu "Ain't Them Bodies Saints" eigentlich im Kern einfach wiederholen; ich lasse das mal (kann man ja da nachlesen) und verkürze hier auf ein einfaches: David Lowery und ich werden niemals zusammen finden, auch wenn er immer und immer wieder mit Casey Affleck und Rooney Mara wirklich wirklich tolle DarstellerInnen besetzt. "The Saints" fand ich sogar noch etwas besser, aber nicht wirklich gut.

                Kein Interesse an Charakteren, keine vermittelte emotionale Tiefe, die muss man komplett selbst mitbringen. Und unglaublich viel stürmischer Applaus, der mindestens in Teilen sich sicherlich vorwerfen lassen muss, einfach nur hip sein zu wollen. Es ödet mich ein wenig an.

                3
                • 7 .5

                  Also da hatte ich mir nach den ganzen Lobeshymnen und auch sonst sehr guter Kritiken mehr versprochen. Die 7.5 Punkte auch nur maximal.

                  Technisch ist "Nocturnal Animals" völlig in Ordnung und darstellerisch natürlich überdurchschnittlich, aber auch da bis auf Michael Shannon (sehr stark!) kein absolutes Ausnahmekino. Gyllenhaal etwa spielt zwar ordentlich, wird aber mal wieder kaum gefordert. Als Edward freundlich und glatt, als Tony passiv-überfordert - komplex schaut anders aus. Mit Amy Adams ausdruckslosem Spiel - was natürlich, schon klar, zum inhaltsleeren Leben (schon die Stoßrichtung finde ich aber zweifelhaft, wenn man die angerissene Selbständigkeit ansatzweise berücksichtigt) passen soll - konnte ich jedenfalls wenig anfangen, geschweige denn irgendwie in Verzückungen geraten.

                  Und dann kommen wir zur Story. Da ist die Romanstory inszenatorisch noch mit am Spannendsten, aber doch auch für sich genommen reichlich leer. Gut, beinahe geschenkt, denn die Geschichte steht ja nicht für sich. Aber die Verzahnungen (bei denen sich manche Szene für mich etwas deutlicher hätte absetzen dürfen) sind inhaltlich doch arg offensichtlich, und als Substanz bleibt nicht viel übrig: Enttäuschter Mann legt 20 Jahre später seine Gefühlswelt durch einen allegorischen Thriller auf den Tisch.

                  Da hatte ich am Ende das Gefühl ein bisschen viel Film für eine im Kern etwas arg einfache Geschichte vorgelegt zu bekommen. Ordentlicher Film, macht aber um sein Sujet etwas viel Luft.

                  Meine Worte hier klingen dann härter als die Bewertung. Es ist ein solider Film mit einigen Spitzen, aber auch nicht zu übersehenen Schwächen, der etwas viel Bohei um eine im Grunde beinahe alltägliche Story macht. Etwas pseudointellektuell.

                  4
                  • 6 .5
                    dbeutner 30.09.2017, 20:01 Geändert 01.10.2017, 00:17
                    über 68 Kill

                    Wäre gerne deutlich cooler als er letztlich ist; das Drehbuch ist sehr grob und wenig originell, der spezifische Spaß soll aus den überzeichneten (aber leider doch eher platten) Charakteren und der Schrägheit der gewaltgeilen Frauen gezogen werden.

                    Wenn es wenigstens Trash wäre... Irgendwie ist es das auch, aber der Film positioniert sich da nicht deutlich genug. Dazu kommt, dass ganz ganz selten mal etwas Spaß aus Splatter gezogen wird, die meisten Morde aber in ihrer Inszenierung langweilig sind und die Kamera auch einfach wegschwenkt - kein Geld und keine Zeit für ein paar Effekte? Somit müsste es das Drehbuch richten, aber siehe oben...

                    Auch wieder ein Fall für eine niedrige Erwartungshaltung und hohen Drogenpegel. Mit ganz viel zugekniffenen Augen noch 6.5 Punkte, weil's unterhaltsam blieb.

                    4
                    • 7
                      dbeutner 30.09.2017, 16:37 Geändert 30.09.2017, 16:43

                      Atmosphärisch starkes Ding, das auch eine kleine aber einprägsame Besetzung aufweist: Ralph Ineson als beeindruckende Vaterfigur mit einer Stimme, die nur vom Subwoofer gespielt wird; Kate Dickie ("Lysa Arryn" in GoT), der der Wahnsinn immer knapp im Genick sitzt; Anya Taylor-Joy als große Tochter, auf die das Böse projeziert wird. Dazu noch die beiden Zwillingsgeschwister, deren Augen auch immer so dunkel wirken...

                      Sehr stimmiges Setting, dass (u.a.) Humanismus gg. Religionswahn setzt, dabei aber in seinem Kontext zu vielschichtig ist, als mit einer einfachen/klaren Botschaft daher zu kommen. Zwar eh kein (auch mich) abschreckender klassischer Horror, aber in seinem gemäßigten Genre dennoch auffallend ambitioniert. Daher eher für FilmkunstliebhaberInnen als für Blutrauschexperten ;-)

                      3
                      • 7 .5

                        Edgar Wrights Solos haben mich ja nie so ziehen können wie die Pegg-Kombis. "Baby Driver" ist da keine Ausnahme, und die vergebenen 7.5 Punkte sind auch gerade nur noch so...

                        Was Spaß macht, ist die Inszenierung vieler Momente synchron zur Musik. Dabei ist die Musikauswahl eher auf massenkompatibel gedrillt, was erste Chancen vergeben hat; gerade an einer solchen Stelle merkt man doch etwas wehmütig den Unterschied zwischen Film für die Kasse und Film für die Kunst...

                        Aber klar, das hier ist halt ein Film für Masse und Kasse. Und unterhaltend ist der allemal; Ansel Elgort als "B-A-B-Y" auf jeden Fall gut besetzt, daneben viel B-Riege (Jamie Foxx leider wirklich überstereotyp); Kevin Spacey ist und bleibt ne coole Sau, wird hier aber vielfach unterfordert. Die Story hat zum Ende hin zunehmend Klischeemomente und Dialoge, die wegen ihrer extremen Schlichtheit schon beinahe zum Fremdschämen einladen.

                        Anspruchsloser Spaßmacher, bei dem man die Erwartungen nicht zu hoch legen sollte. Bier zischen für die die's mögen. Oder auch ignorieren, weit entfernt von Must-See.

                        2
                        • 6 .5

                          "Memoirs of a Murderer" (so der internationale Titel) beginnt wirklich interessant mit seinem Setup, wie eine Gesellschaft auf einen sich stellenden Serienmörder reagiert, der durch Ablauf der Verjährung aber nichts mehr zu befürchten hat. Hype und Abscheu treten auf, und hier hätte sogar noch Tiefe reingepasst, wie sich etwa Strafrecht zur Befriedung einer Gesellschaft wirklich nutzen lässt; und mehr.

                          Daraus wird aber nix, weil es doch ein wenig nachdenklicher und mehr unterhaltender Thriller werden sollte; ich kenne die Vorlage nicht, vermute aber, dass die ähnliche Einschläge bietet.

                          Und natürlich konnte ich mich auch darauf einlassen. Nach zwei Dritteln ist dann aber die Luft etwas draußen und der Twist wird dermaßen in die Länge gezogen, dass es am Ende keinen rechten Spaß mehr macht.

                          Sehr schade, denn mein Interesse hat der Film im ersten Drittel durch seine eigene Art massiv binden können, am Ende war es aber fast ausgeblasen. In Summe mir auf jeden Fall eine Nummer zu hip und oberflächlich. Trotzdem netter Ansatz.

                          2
                          • 7
                            über Mayhem

                            Ah, ein einziges rauf und runter... Steven Yeun hat auf jeden Fall wieder Spaß gemacht. Die Grundidee (des Virus) ist eigentlich auch top, aber leider schafft es "Mayhem" nicht, eine stringente Geschichte daraus zu stricken. Etwas zu grob alles, und wirklich witzige Einfälle wechseln immer wieder mit Szenen, die tatsächlich sehr hilflos inszeniert wirken. Trotzdem in Summe ein kleiner Spaß, bei dem seine Schwächen immer wieder echt stören, das Ding aber nicht kaputt bekommen.

                            2
                            • 7

                              "My Friend Dahmer" kommt sehr unaufgeregt daher. In seiner Inszenierung eher lockeres HighSchool-Drama mit komödiantischen Elementen (die aber meistens mit einem Schlucken einhergehen, da eben das "Ziel" der Geschichte verstörend ist) lebt der Streifen vor allem von Ross Lynch's Darstellung des jungen Jeffrey Dahmer. Allerdings ist an der Besetzung in Summe wenig auszusetzen, sie ist eher gehobene B-Riege: Etwa Dallas Roberts (The Walking Dead und einiges anderes) als Vater Dahmer und Vincent Kartheiser (Mad Men) als rel. lustiger Arzt.

                              Für seine leichte Überlänge hätte ich mir ein klitzekleines bisschen mehr inhaltliche Tiefe gewünscht; auf der anderen Seite wurde der Inhalt offensichtlich vor allem von seinem Ex-Mitschüler beigesteuert, so dass es bei relativ oberflächlicher Beobachtung bleibt, was vllt sogar besser sein kann als (potentiell falsche) Interpretation. Dann aber hätte etwas Straffung gut getan.

                              Für FFF-Verhältnisse eher ungewöhnlich gut umgesetzt und meine Bewertung ist auf jeden Fall eher die Untergrenze. Schon ein interessanter Beitrag!

                              3
                              • 6 .5

                                Im Kern ein klassischer Abenteuerfilm, bei dem das Abenteuer mit "Horrorelementen" (Untoten und so) angereichert wird, ohne dadurch zum Horrorfilm zu werden. Ob FSK 12 aber so richtig passt... Egal.

                                Hat mich in seiner Machart sehr an einen uralten Schinken erinnert, den ich als Kind gesehen habe: Auf der Suche nach "dem Schatz" müssen böse Hindernisse überwunden werden, inklusive Sinnestäuschungen.

                                Da ist die Story also wenig originell, wird aber um etwas chinesische Spezifika humorvoll angereichert. Der Film hat ausreichend Tempo und eine gelungene technische Umsetzung, so dass die zu lange Spieldauer von zwei Stunden dennoch nicht einschläfernd wirkt. Aber ohne FFF-Ware gewesen zu sein, hätte ich mir den niemals ausgesucht - hat nicht weh getan, ab und zu sogar mal etwas Spaß gemacht, aber in Summe (mir) dann doch zu schlicht.

                                2
                                • 7

                                  Indonesischer Rape-and-Revenge Neo-Western. Wichtig ist an dieser kurzen Zusammenfassung vor allem das "indonesisch", denn der Film arbeitet sich natürlich an dem in Indonesien üblen Hardcore-Patriarchat ab und wie dieses geradezu selbstverständlich hingenommen wird.

                                  Zwar bricht Marlina hier aus, aber die Passivität, die wir kurz vor der Schlussszene noch einmal sehen, überrascht dann doch noch einmal etwas sehr. Sehr sehr. Damit konnte ich wenig anfangen, weil es sich in den Rest mE nicht recht einfügen konnte.

                                  Die Aufnahmen wiederum legen Kinosichtung nahe, das ist schon für die große Leinwand gemacht.

                                  Neben "M.F.A." der zweite Rape-and-Revenge-Film des diesjährigen FFF, der von einer Frau inszeniert wurde. Dabei nutzt "Marlina" deutlich mehr Bildsprache und Western-Anleihen, wo M.F.A. etwas mehr "sachlich bemüht" daherkommt; insofern völlig unterschiedliche Werke.

                                  4
                                  • 6

                                    "The Show" / "This is Your Death" ist zwar gut besetzt und handwerklich ordentlich umgesetzt, aber inhaltlich leider weder Fisch noch Fleisch - weder Satire noch Drama. Von beiden Elementen ist jeweils mindestens so viel enthalten, dass es das jeweils andere Genre praktisch zerstört - zu viel Ernsthaftigkeit und zu wenig Überspitzung, um als Satire durchzugehen, zu viel Satire bzw. over-the-top-Elemente, um als Drama wirklich ernst genommen zu werden. Selten, dass ein Drehbuch sich so gezielt selbst in seiner Ausrichtung zerstört...

                                    Fällt mir etwas schwer, das zu bewerten, da der Streifen für dieses halbgare Drehbuch durchaus härter abgestraft werden könnte, andererseits die äußere Hülle in Ordnung ist; da aber mit Josh Duhamel auch die Hauptperson doch eher schwächlich ausfiel, habe ich mich nicht mehr zu 6.5 Punkten durchringen können.

                                    2
                                    • 7

                                      "Land of the Little People" zeigt eine Gesellschaft, die unter dem Druck des allgegenwärtigen Militarismus und den immer wieder stattfindenden Kriegen nicht zur Ruhe kommt. Väter ziehen in den Krieg oder sind schon tot, das Spielgelände ist eine verlassene Militärbasis.

                                      Wenn nun hier zwei Deserteure ihren Unterschlupf suchen, prallen kleine Welten aufeinander. Und das unbekannte Monster möchte auch gefüttert werden, damit man selbst verschont werde - das fand ich noch einen der stärksten Momente bzw. ausdrucksstarke Metapher für das Monster des Militarismus.

                                      Sehr sehr schade war leider, dass die beiden Deserteure praktisch keinerlei Charakter zugeschrieben bekommen haben. Nicht nur, dass wir so gut wie nichts über die Hintergründe erzählt bekommen (beide hatten einfach "Schwierigkeiten", der eine mit seinem Vorgesetzten, der andere wohl eher generell), auch sind beide Personen mal dominant, mal kurz zurückhaltend, insofern auch etwas austauschbar. Hier ist viel Potential für etwas mehr Reflektion verschenkt worden.

                                      3
                                      • 6

                                        Alberne Trash-Horror-Komödie, die zwar billig, aber gut gelaunt daher kommt. Vermutlich kann man sich den Streifen etwas lustig trinken, wozu der "It Came From the Desert" auch ordentlich animiert (leider mag ich kein Bier). In der richtigen Stimmung kann zumindest ein geplanter trashiger Abend so zum Spaß werden.

                                        3
                                        • 7

                                          "M.F.A." ist ein durchaus etwas(!) im Anspruchsbecken fischendes Vergewaltigungsdrama, dass allerdings am Ende keine thematische Tiefe zeigt (aber zumindest Standardfragen des Umgangs und der Probleme mit der Außenwelt anreißt). Wirklich kritisch sind die rel. langen und wiederholten Vergewaltigungsszenen, die wegen des damit verbundenen Triggerns den Streifen für Opfer eher nicht angeraten sein lässt.

                                          Davon mal abgesehen (was ich etwas schwierig finde) ist der Streifen sehr ordentlich besetzt und umgesetzt; die Erzählung ist schon facettenreicher als ein platter Rape-and-Revange-Film; für seinen relativ ernsten Grundton hätte mehr psycholgische Tiefe aber gut getan.

                                          7
                                          • 7
                                            dbeutner 19.09.2017, 21:28 Geändert 20.09.2017, 12:31

                                            ... und deswegen ist Eifersucht echt blöde ;-)

                                            "Fashionista" beginnt als Eifersuchtsdrama, bei dem die Protagonistin April aber schon im Vorfeld noch mehr Probleme mit sich herumschleppt, fehlende Selbstsicherheit und gestörte Körperwahrnehmung sind natürlich bombastische Grundlagen - um die emotionale Abwärtsspirale noch etwas weiter zu befeuern. Dass man dann an komische Kerle gerät, mittelüberraschend.

                                            In seiner reinen Erzählung haut der Streifen nun wirklich nicht vom Hocker, und filmisch ist das Ende so sehr an Lynch (Lost Highway / Mulholland Driver) angebiedert und dabei schlicht, dass man gar etwas mit den Augen rollen könnte.

                                            Aber der Film hat durch seine Inszenierung vieles vieles davon wieder gut gemacht. Ein guter und absolut passender lokaler Soundtrack aus Austin, Texas, ist dabei noch das Oberflächlichste. Die zeitlich immer wieder versetzte Montage ist zwar auch ein Standardmittel, aber hier sehr gut umgesetzt. Der um sich greifende Wahnsinn mit Eifersuchtsbasis erinnert dabei noch em ehesten an Lynchs Inland Empire, der aber doch noch viel verkopfter ist. Fahsionista vergisst keineswegs zu erzählen.

                                            Vielleicht nicht der Beste, aber bisher einer der interessanteren und ambitionierten Filme des diesjährigen FFF.

                                            3
                                            • 6 .5

                                              Ganz schwieriger Kandidat, der auch sein bisheriges Publikum etwas spaltet.

                                              "The Strange Ones" gibt sich ein (wirklich nur klein) bisschen mystisch, das reicht aber schon, um bei dem einen oder der anderen ZuschauerIn gelten zu lassen, dass sich hier die Dinge aber holla mal ganz anders verhalten, als äußerlich dargestellt. Klappte bei mir nicht. Nicht am Ansatz. Vllt ist der Film viel schlauer als ich, aber ich glaube doch eher nicht...

                                              Bleibt die rationale Ebene. Hier erzählt der Film ganz fraglos etwas, aber dieses Etwas ist am Ende geradezu banal. Durch die langsame "Auflösung" gibt es zwischendrin noch ein zwei alternative Möglichkeiten, die aber allesamt inhaltlich recht dicht beeinander liegen, so dass es mir schon beinahe "egal" war, welche exakten Umstände zum beschriebenen Szenario geführt haben.

                                              Echte Stärken entwickelt der Film in seiner zweien Hälfte, wenn James Freedson-Jackson als "Sam" alleine ist und in seiner scheinbaren Abgebrühtheit ins Wanken gerät. Denn dann sehen wir einen jungen Darsteller, der Verletzlichkeit, Schmerz und Unsicherheit auf wirklich besondere Art und Weise zu transportieren in der Lage ist.

                                              Basierend auf seinem eigenen Kurzfilm verläuft sich Radcliff hier etwas. Da der Film sein Kernthema sehr spät, falls überhaupt, preisgibt, ist man doch über weite Strecken etwas orientierungslos, auf was man denn nun achten sollte (ich hatte die Beschreibung auf MP gelesen und lag damit mit meiner Aufmerksamkeit leider sehr lange komplett daneben).

                                              Wenn man aber den nachfolgenden Satz zur Erkenntnis über die Ambition des Filmes heranziehen will, und da spricht glaube ich einiges dafür, dann, aber auch nur dann, steckt da doch Potential drin (welches leider viel zu wenig ausgeschlachtet wird): "the grim story has less to do with literal events than a child’s limited understanding of them, and how it opens up once he’s pressed to express his true feelings" (http://www.indiewire.com/2017/03/the-strange-ones-review-alex-pettyfer-sxsw-2017-malick-tarkovsky-1201792687).

                                              2
                                              • 7

                                                Würde die Geschichte nicht im Kern auf einer wahren Begebenheit beruhen, ich würde nicht so weit gehen, sie "pointless" zu nennen, aber ein bisschen Leere wäre bei der Spielzeit von über zwei Stunden schon zu attestieren.

                                                Natürlich spürt man, dass da von einer Last auf der Gesellschaft erzählt wird, aber durch die Mädchen-Perspektive schwingt der gesellschaftskritische Anteil nur sehr im Subtext mit.

                                                Der Blickwinkel des Mädchens ist dennoch ein interessanter, aber Straffung hätte dem Werk an vielen Stellen gut zu Gesicht gestanden.

                                                Der Trailer hatte auch bei mir Assoziationen zu "Pans Labyrinth" geweckt; allerdings sind die phantastischen Elemente hier extrem begrenzt, und der Satz in der Inhaltsbeschreibung "Dazu muss sie allerdings in die dunkle Welt hinabsteigen, deren Eingang ein See ist." übertreibt maßlos, denn hier liegt nicht der Schwerpunkt (es geht insofern tatsächlich nur um eine Szene). Da ist "El Laberinto del Fauno" etwas völlig anderes (und am Ende auch: Größeres).

                                                1
                                                • 7

                                                  Mehrere jugendliche Freunde alleine im Wald - Unfall - das Leben geht nicht weiter wie bisher. Naklar, originell geht anders, und trotzdem kann man in dem Subgenre sicherlich noch andere Möglichkeiten ausloten oder Schwerpunkte setzen.

                                                  In "Super Dark Times" wird zum einen die drohende Entdeckung durch Ermittlungen zB kaum thematisiert, da reicht aus das Geschehniss selbst, um zumindest einen der Beteiligten etwas "über Gebühr" aus der Spur fahren zu lassen.

                                                  Diese Kombi ist einerseits nicht uninteressant, vor allem da der Film handwerklich top gemacht ist und auch darstellerisch wirklich überzeugend rüberkommt; das Setting in den frühen 90ern macht die Identifikationsmöglichkeit für Menschen in meinem Lebensalter nochmal etwas einfacher ;-) Charlie Tahan (Wayward Pines, Ozark) fiel mir besonders (hier positiv) auf, da ich ihn schon mehrfach gesehen habe, was aber die Leistungen der KollegInnen überhaupt relativieren soll.

                                                  Auf der anderen Seite baut der Film sehr auf der Entwicklung einer der Charaktere auf, und diese wird nicht gerade psychologisch gut unterfüttert. Dargestellte Nachvollziehbarkeit sieht anders aus. Das ist schade, weil es ein Problem im Zentrum des Films darstellt. Man kann das natürlich einfach hinzunehmen versuchen, aber für mich hat der Film inhaltlich damit auch an Relevanz eingebüßt.

                                                  Trotzdem interessanter Streifen mit mehr äußeren als inneren Qualitätsmerkmalen.

                                                  2
                                                  • 5 .5
                                                    dbeutner 17.09.2017, 14:33 Geändert 17.09.2017, 14:36

                                                    Knapp 2,5 Stunden! "Blade of the Immortal" ist nun wahrlich nicht Action-arm, und die Zahl der Toten dürfte bei "mehreren Hundert" liegen, aber ach, genau das war es, was mich am frühen Abend trotz genereller Abwesenheit von Müdigkeit doch fast hat einschlafen lassen. Etwas skurille Handlungshintergründe, die aber statisch blieben, und dann halt immer wieder Schwertkampf... Und es ist ja nicht einmal so, dass ich mich für Kampfchoreographie nicht potentiell begeistern könnte, aber hier ist es mit unruhiger Kamera eingefangenes unübersichtliches Rumgetöte, wie gesagt: Gähn...

                                                    Und drumherum bleibt auch nicht viel. Die "Landschaften" etwa, da gibt es keine. Könnte in jedem Wald um die Ecke aufgenommen worden sein, Schauwerte glänzen also auch durch Abwesenheit.

                                                    Und wenn dann noch auf der Dialogebene "Rachekritik" wieder und wieder geäußert wird, und exakt: keine Folgen für die Handlung daraus erwachsen zu lassen, dann vermag ich da auch nicht so recht noch eine Pseudomoral entdecken oder sie zumindest ernst nehmen...

                                                    1