dbeutner - Kommentare

Alle Kommentare von dbeutner

  • 7

    Sympathische skandinavische Vampirkomödie, der leider viel Gefühl für Rhythmus fehlt. Das Drehbuch ist zudem selten pointiert, da hätte aus den Grundideen deutlich mehr inszeniert werden können; so ist etwa der Begann des FIlms total vielversprechend, wirkt dann aber im weiteren Verlauf, als hätte das eigentlich rausgeschnitten werden sollen, weil der Film dann doch anders erzählt. Handwerklich an diesen Stellen wirklich ungeschickt, leider leider.

    Die DarstellerInnen wanken zwischen klasse und fehlbesetzt, wobei auch hier tw die Figuren bereits im Drehbuch mäßig angelegt sind; so fällt etwa "Jesus" unter allen Aspekten eher massiv unter dem Durchschnitt des Reststreifens auf, der Psychologe dafür leicht drüber.

    Dass drei Jahre nach der (eher furchtbaren) "Therapie für einen Vampir" wieder auf der Couch liegt - naja, geschenkt, immerhin beser als damals. Und dass "religiös Abseitige" ins Fadenkreuz genommen werden (Red State etwa lässt kurz grüßen, der aber doch zwei Nummern sicherer und größer daherkommt), rennt bei mir ja eigtl offne Türen ein, aber hier fehlte - wie gesagt, wie etwas durchgehend - die Pointe, das Bissige (no pun intended), das Originelle.

    Auch wenn der Streifen mir (zu) unsicher umgesetzt wirkte, um wirklich als toller Film gefeiert zu werden - die sympathischen Grundanlagen waren nicht zu übersehen, unterhaltsam blieb es am Ende auch.

    1
    • 6
      dbeutner 16.09.2017, 12:45 Geändert 17.09.2017, 14:13

      Die Idee war interessant, es wurde leider etwas viel Plot reinkonstruiert und vom Mystery-Aspekt dann wieder sehr aufs Weltliche runtergebrochen. Zudem ist Klattenhoff als Darsteller dermaßen Charisma-befreit, dass auch dieser Punkt nicht gerade dem großen Spaß zuträglich ist. Leider gilt das im Wesentlichen auch für den Rest der Crew. Die Besetzung wirkte etwas wie zwangsverpflichtet oder mit Zahnschmerzen im Hintergrund.

      Hätte viel mehr draus werden können. Scheitert mE etwas an seiner ungeschickten Ambitioniertheit und eben dem wirklich lahmen Schauspiel. Wegen der Grundidee und immerhin kleinen Überraschungen im Fortlauf trotzdem kein Komplettreinfall.

      2
      • 7 .5
        dbeutner 16.09.2017, 12:40 Geändert 16.09.2017, 12:46

        Spritzig, überdreht, ein bisschen krank vllt auch, aber hey - it is FUN!

        In der Tonlage nicht unähnlich den "Scream Queens" (wer die Serie mag, dem dürfte das hier gefallen, und umgekehrt!). Bis in die Nebenrollen gut besetzt und handwerklich tatsächlich ein "echter Film" (was beim FFF ja doch eher fast Ausnahme ist).

        Spaßiger Tipp, dem kurz vorm Ende etwas die Puste ausgeht und beinahe noch moralisch wird - etwas Straffung wäre da toll (und stimmiger) gewesen. Kriegt am Ende noch die Kurve, das fühlt sich dann etwas merkwürdig an; aber Schwamm drüber. Vor allem die Spielfreude des Ensembles macht wirklich Laune!

        2
        • 7
          dbeutner 16.09.2017, 12:35 Geändert 17.09.2017, 14:11

          Auf jeden Fall mal ein rel. starkes, also vor allem witzig gestaltetes Drehbuch, das eine fettere und tatsächlich (und nicht nur wanna-be) coolere Umsetzung verdient hätte; so fühlt sich der Streifen arg Budget-befreit an (was er wohl auch war, Stichwort Crowdfunding), was leider auch auf die Darsteller zutrifft. So fühlt sich das nach Berliner Provinz an statt nach großem Kino.

          Aber wie gesagt, die Grundlage ist mehr als heiter, und insgeheim wünsche ich mir und dem Drehbuch, dass das vllt. nochmal eine Nummer größer verfilmt wird.

          Weil es so sympathisch war, auch hier eher kleine Aufrundung. Die darstellerischen "Leistungen" lassen die Punktevergabe kaum möglich erscheinen, aber der Film nimmt sich wenigstens auch nicht so ernst wie andere deutsche Werke, die auch kaum besser sind, aber gefeiert werden ohne Ende...

          1
          • 7
            dbeutner 16.09.2017, 12:29 Geändert 17.09.2017, 14:10

            So sieht also chinesische Familienunterhaltung aus :-)

            Schrill & bunt, mal zum Bersten komisch, mal lächerlich-albern. Die Tricks zwischen total gut gemacht und billigst reinkopiert. Alles nicht so recht aus einen qualitativen Guss, und trotzdem auf jeden Fall mal anders, und im Ggs. zu dem, was man zu ähnlichem Thema aus Hollywood erwarten könnte, ist in den Charakteren noch etwas Ambivalenz angelegt.

            Insgesamt auf jeden Fall ein Streifen, der mich immer wieder unterhalten hat, und der eigentlichen gerade etwas über meinen 6.5 "Anerkennungspunkten" und 7 "doch schon Qualität" liegt. Als kulturfremdes Werk neige ich da mal zum Aufrunden. Auch wenn meine Tochter (Stichwort Familienfilm) das wahrscheinlich gar nicht witzig finden würde ;-)

            • dbeutner 13.09.2017, 15:21 Geändert 13.09.2017, 17:56

              Inhaltlich wurde ja praktisch alles gesagt. Als Nutzer seriöser Endgeräte (mit Bildschirmen ab 27'' aufwärts) kann ich nur staunen, wie man mit viel Geld und Zeit die Darstellung soweit in Richtung "unbrauchbar" schrauben kann, dass einem die Kinnlade runterfällt.

              Könnt Ihr verraten, welche DesignAgentur Euch beraten hat? Für die schwarze Liste der Firmen, mit der ich nicht einmal für ne Million EUR zusammenarbeiten möchte...

              6
              • 5 .5

                Neben dem schon fast literarischen Titel "It Stains the Sands Red" macht der Film immerhin mit ein paar wenig vorhersehbaren Wendungen noch *etwas* Laune. Aber wirklich nur: Etwas.

                Denn sowohl die Wendungen als auch das Verhalten der Protagonistin machen doch in Summe sehr häufig "beschränkt Sinn". Um nicht zu sagen, man fühlt sich als Publikum doch etwas veralbert mitunter. (Extrem) naheliegendes Handeln wird einfach ausgeskriptet und sehr merkwürdige Wendungen nicht einmal im Ansatz unterfüttert.

                All das könnte egal sein, wenn der Film sich nicht doch in Summe selbst zu ernst nehmen würde. Auch wenn mal hier und da eine kleine Brise Humor durchweht, so handelt es sich nicht im Entferntesten um eine Komödie oder Satire.

                Und wenn dann noch, damit's dabei war, ne Vergewaltigung mit rein musste, so ganz nebenbei, wird dann auch schnell wieder vergessen - ey nee. Die "Vicious Brothers" sollte man als Drehbuchschreiber ab in die Wüste schicken, ob mit oder Zombies...

                1
                • 7

                  "Alles gut" ist der schon fast zynische Titel einer Dokumentation, die anhand von zwei Fallbeispielen die Situation geflüchteter Kinder in Deutschland abbildet. Dabei ist der Film sehr nah an den Menschen, nicht nur an den ProtagonistInnen, sondern auch am "Integrations-Umfeld". Die organisatorischen als auch inhaltlichen Schwierigkeiten etwa bei der Schulintegration werden nicht einen mm schön gefärbt, aber zugleich wird auch die dringende Notwendigkeit des Handelns sichtbar - wenn man zumindest grob vorinformiert ist, Kinderpsychen kennt oder sonst stark empathisch ausgebildet ist.

                  Trifft das nicht zu, schuldet der Film leider etwas viel Information, insbesondere zur Situation von Roma auf dem Balkan. Zwar erklären Kinder und Mutter in gebrochenem Deutsch sehr sehr grob, wie diese Menschen dort systematisch ausgegrenzt werden, aber das ist doch etwas wenig, zumal ja auch sonst in Deutschland die Situation der Roma nicht gerade zur Allgemeinbildung zählt.

                  Von diesem - mE rel schweren - Versäumnis mal abgesehen (und mir ist klar, dass der Film eine andere Stoßrichtung hat, aber die kann er eben ggü einem unaufgeklärtem Publikum im Zweifel so nicht erreichen!), zeigt der Film recht gut, wie verwirrend das Ankommen in der völligen Fremde ist, aber wie auch Integration durch Hilfe und Freundschaften gelingt. Mir standen an vielen Stellen des Films die Tränen in den Augen, natürlich vor allem, weil es teilweise schwer auszuhalten ist, in zerstörte und immer weiter zerstörte Kinderseelen zu blicken; aber auch vor Mitfreude, wenn aus Unsicherheit und Ablehnung sich dann doch Sicherheit, Freude & Spaß entwickeln.

                  Durch die reine Dokumentation ohne weitere sachliche Wissensvermittlung (also insb. zur Situation der Roma; als auch ggf etwas Input von zB KinderpsychologInnen) frage ich mich ein bisschen, für welches Publikum der Film gemacht wurde. In der Vorstellung, in der ich war, waren nur bereits "aufgeklärte" aktive Menschen. Eulen nach Athen. Für Menschen, die Geflüchteten eher ablehnend gegenüberstehen, fehlt glaube ich etwas. Insofern etwas zweischneidig, und trotzdem in seiner bestehenden Form dennoch stark.

                  1
                  • dbeutner 22.08.2017, 14:30 Geändert 22.08.2017, 14:30

                    Für mich der bedeutendste jemals gedrehte Streifen - zum einen als Film unter allen Aspekten einzigartig gut (Darsteller, Ausstattung, Inszenierung), und es war der Film, der meine Liebe zum Medium mit am nachhaltigsten begründet hat.

                    Und prophetisch, so prophetisch. "Don't suspect a friend - Report him!" war zwar zynisch-satirisch gemeint, aber... dann kam 2016 Thomas de Maizière: "Wir brauchen aber auch in der Bevölkerung eine erhöhte Achtsamkeit, wenn sich Familienangehörige, Nachbarn oder Freunde radikalisieren... Solche Hinweise an die Behörden sind unverzichtbar für die Vereitelung von Terroranschlägen."

                    Ach, und das könnte man ewig fortsetzen...

                    2
                    • 7

                      "The Baby of Mâcon" ist eine der theatralischen Inszenierungen Greenaways, in denen also die Handlung selbst auf einer Art Bühne stattfindet, die selbst vor Publikum spielt (wie später "Nigtwatching"). Der erste Akt ist sehr streng in seinem Aufbau und dabei auch zugleich etwas ermüdend; die "Handlung" ist die Geburt und der Beginn des Schacherns um ein Baby, welches zum Wunder stilisiert wird und mit dem fortan Geld gemacht werden soll.

                      Ab dem zweiten Akt kommt dann aber etwas Bewegung in die Szenerie; es gibt sogar minimale Ortswechsel. Das Kind ist größer (in etwa so groß bzw. klein, wie man es gewohnt ist, nackte kleine Jungs in Greenaway-Filmen ausgestellt zu bekommen; es singt nur diesmal nicht), und die vermeintliche Mutter nutzt die Begeisterung der Massen für ihr eigenes Wohl. Zum Schluss sehen wir noch, wie sich die junge Julia Ormond mit dem jungen Ralph Fiennes nackt im Stroh wälzt - doch dann kommt die Gewalt ins Spiel.

                      Im dritten Akt schließlich übernimmt die Kirche das Kind, treibt es aber nicht anders als die angebliche Mutter zuvor, nur diesmal im noch größeren Stil. Das "Ausschlachten" des Babies macht auch nach dessen Tod keinen Halt... Ohne zu viel zu spoilern, dreht der Gewalt-Exzess in der letzten halben Stunde noch einmal ordentlich auf (und erinnerte mich dabei ein wenig an "Titus", ebf. stark künstlerisch unterlegt und in Teilen fast unerträglich in seiner Gewalt).

                      In Summe: Sehr dick aufgetragen, sehr viel stilisierte Bilder, viel Rot, etwas Blau und Weiß - eben Greenaway. Die Musik etwas zurückhaltender und nicht von Michael Nyman. Für Fans ein Muss, ganz sicher aber nicht als Einstieg in Greenaway-Filme zu empfehlen, und wenn, dann nur mit etwas angelesenem Theorieballast, denn sonst endet es wie die Filmbesprechung unter mir von "denratten", wo Film und Zuschauer einfach völlig aneinander vorbeilaufen. Greenaway will Kunst, nicht Unterhaltung!

                      4
                      • 7 .5
                        dbeutner 11.08.2017, 17:36 Geändert 13.08.2017, 14:30

                        Auf den hatte ich mich ja schon länger gefreut wegen Mark Proksch (dem Vollhonk-Dealer aus BetterCallSaul). Und das hat gepasst wie erwartet, letztlich sogar noch etwas besser.

                        "Another Evil" wird natürlich in erster Linie von Proksch getragen. Allerdings macht auch Steve Zissis als Counterpart und überforderter Auftraggeber keine schlechte Figur. Frau und Sohn dagegen blass, aber auch recht lange raus aus der Geschichte. Die Mixtur stimmt.

                        Proksch spielt und spricht im Wesentlichen sehr nah an seiner Rolle in BetterCallSaul, vermutlich kann man den Typen nur type-casten - aber zumindest ist er ein witziger bzw. schräger Typ. Schrammelt immer am Overacting lang, aber da man sich bei ihm ja ein bisschen fremdschämen soll, auch das: in Ordnung.

                        Der Film lebt am Ende von einer geringen Vorhersehbarkeit, ob es komödiantisch bleibt oder doch noch anziehen wird. Und egal, wie das ausgeht, tatsächlich ist das ganze auch (bzw. in erster Linie) eine kleine Tragödie eines armen gestörten Menschen.

                        Da splattert nix, die wird der Witz nicht heiß serviert, aber genau dieses durchgehende Understatement macht die Stimmung aus. Vielleicht bester Film des FFF 2016, neben dem doch arg trocken-harten "Kidnap Capital".

                        Carson D. Mell kann man sich auf jeden Fall merken (hier Regie & Drehbuch; auch Drehbuchautor von Silicon Valley, was zwar viel "größer" inszeniert ist, aber wo man Mell's Handschrift vermutlich an den trocken-tragik-komischen Teilen erkennen kann). Interessanter Mann!

                        2
                        • 5 .5

                          "Road Games" lässt sehr unbefriedigt zurück. Die Auflösung hatte ich grob in den ersten Minuten auf der Zunge, dann aber wird mit dem Publikum unkoscher gespielt, und am Ende - ja, fühlte ich mich etwas veralbert. Zu billig in die Trickkiste gegriffen, sogar für dieses Genre.

                          Darstellerisch habe ich Maxim Braun unter mir kaum etwas hinzuzufügen, insbesondere das "Paar" Frédéric Pierrot (hier zwar nicht überragend, aber ganz klar: richtiger Schauspieler) und Barbara Crampton (die passt eher in solche Filme) war so weit auseinander, das man sich nur wundern konnte.

                          Es war Abner Pastoll's (Drehbuch, Regie, Schnitt) erster Langfilm - damit hat er sich nicht gerade eine Qualitätsreferenz geschaffen. Eher: meiden.

                          2
                          • 5 .5

                            Hm, den fand ich deutlich schlechter als meine Vorredner. "We Go On" eiert sehr lange umher und findet sein Genre und Ziel nicht so recht, und wenn es am Ende irgendwie auch ein bisschen dramatisch wurde - die Story wirkt doch nicht aus einem Guss.

                            Erstmal werden Scharlatane abgeklappert; das hat schon mitunter komische Züge (der "Wissenschaftler"...), und die Erwartungshaltung geht dahin, dass "irgendwann" dann doch noch was echt fieses passiert. Das ist dann so mittelfies und ich habe mich ein bisschen verschaukelt gefühlt, wie der Protagonist plötzlich in seiner eigenen Story des Suchens sich verfängt - Drehbuch bemüht, aber doch eher arghhh...

                            Besonderer Cast? Nee jetze... Clark Freeman hat Segelohren und schaut die ganze Zeit mit dem gleichen aufgesetzt-besorgten Gesicht in die Welt. Das war eher abturnend, auch wenn der Rest der Besetzung nicht ganz so auffällig schlecht war.

                            Insgesamt, und das ist am Ende für mich bei der Bewertung ausschlaggebend, hat mich sehr schnell nichts mehr von dem, was da passierte, interessiert. Zu wenig Struktur, zu sehr im eigenen Sumpf badend.

                            1
                            • 7 .5

                              Ich wollte vor allem Casey Affleck sehen und habe insofern bekommen, was ich wollte; und einmal mehr: So ein großartiger Schauspieler, der die dargestellten Emotionen wirklich von innen nach außen kehrt. Wirklich ein Großer!!!

                              Von diesem absoluten Höhepunkt abgesehen ist "Manchester by the Sea" sehr klassisch inszeniert. Angedeutete tragische Geschichte, Auflösung Stück für Stück in Rückblenden, in denen insbesondere das Alter der Kinder zur Einordnung dient (Maske hatte nämlich keine Lust, Alter abzubilden) - und viel mehr gibt es nicht, das ist inszenatorisch eigentlich schon irgendwas zwischen langweilig und abgeschmackt. Neben Affleck überzeugt auch Lucas Hedges noch einigermaßen, während Gretchen Mol an den Rand des Zahnschmerzes treibt.

                              Für Affleck-Fans wie mich durchaus ein kleiner Leckerbissen, der aber neben seinem in toller Form spielenden Star wenig zu bieten hat; andererseits ist der Rest des Films (der betont unaufgeregt daherkommt, was ich aber mochte) auch keineswegs schlecht, nur eben alles andere als originell. Ohne Affleck daher auch max. sieben Punkte.

                              PS: Die offiziellen deutschen Untertitel sind ein schönes Beispiel dafür, wie man es nicht macht. Gebt mehr Geld für gute ÜbersetzerInnen aus! (Der Teil war neben Mol massiv zum Fremdschämen.)

                              2
                              • 6
                                dbeutner 09.08.2017, 11:37 Geändert 11.08.2017, 17:37

                                Ja was war das denn? Sollte das Trash sein? Also wenn nicht, müsste man mit den Punkten nochmal runtergehen, aber ich habe den Streifen nicht eine Sekunden im Ansatz ernst nehmen können, insofern gehe ich davon aus, dass die objektiv fehlende Qualität des Drehbuchs so gewollt war...!?

                                Zu John Michael McDonagh ("The Guard" - fand ich klasse; "Calvary" - fand ich eher massiv bescheiden) mag Trash eigentlich nicht passen, und auch die Besetzung ist ja nicht grottig. Zum Ende kommt in die Handlung tatsächlich noch eine Art tragische Note, was dem zu dem Rest des überdrehten Stoffs nicht passen will. Vielleicht gehe ich also viel zu naiv da dran und fand den Unsinn als solchen durchaus erträglich; er wäre es eigentlich nicht, wenn "Unsinn" nicht das Ziel gewesen sein sollte.

                                Das Ding als "schwarze Komödie" zu verkaufen geht schon etwas weit, denn der Humor ist doch eher flach als ernsthaft schwarz. Wenn man sich den Film anschaut (das ist aber eher überflüssig), auf jeden Fall die Erwartungshaltung gaaanz nach unten legen, dann kann sich das noch als kleiner Spaß entpuppen.

                                2
                                • 6 .5
                                  dbeutner 02.07.2017, 19:24 Geändert 22.12.2018, 18:40

                                  Vorläufige Wertung nach Staffel 1. Es macht Spaß, den Charakteren zuzuschauen, wobei die beiden Protagonisten einfach wirklich gut sind (Kim Bodnia mochte ich eh schon immer), aber auch ein paar Nebenfiguren mindestens etwas interessant / sympathisch angelegt.

                                  Der Plot - tja, ganz schlimme Krimischreibe, viel Rauch um Nichts, peinlich, ja man könnte auch sagen erbärmlich. Für das Drehbuch also deutlich weniger als 5 Punkte, das ist irgendwas zwischen stümperhaft und unverschämt. Schade auch, dass die Serie letztlich arg konservativ, geradezu katholisch bleibt, obwohl "Saga" für Sekunden in einer Folge angefangen hat, Beziehungsstrukturen zu hinterfragen.

                                  Aber wie gesagt, die meisten Folgen stand für mich der Plot nicht im Vordergrund, die letzten ein zwei Folgen habe ich mich schon teils recht doll geärgert. Ich hoffe, dass das Niveau etwas anzieht, aber über 7.5 Punkte kann die Serie aufgrund ihrer nicht zu übersehenden Schwächen bei mir nicht mehr einfahren. Leider.

                                  ---

                                  Musste ich leider nach unten korrigieren. Mit dem Abgang von Kim Bodnia gibt es schon einmal weniger Schauwerte, und am Ende der letzten Staffel bleibt gleich mal der Fall völlig uninteressiert ungelöst. Nicht, dass die Fälle nicht wie schon erwähnt überzogener Mist per se waren, aber das war dann nochmal extra doof. Da kann man sich auch verarscht vorkommen...

                                  • 8 .5
                                    dbeutner 25.06.2017, 16:48 Geändert 26.06.2017, 13:48
                                    über Fargo

                                    Es macht sehr viel Spaß zuzuschauen, wie einzelne Motive des Films in der Serie neu verwendet werden, das Ganze jedoch in jeder Staffel trotzdem zu einem anderen Gesamtpuzzle wird, welches aber im Grundton immer einen spürbaren Coen-EInschlag behält - meist mehr an Fargo, aber in einzelnen Folgen auch an anderen Coen-Titeln orientiert (etwa eine ganze Folge in der dritten Staffel als Barton-Fink-Huldigung).

                                    Die ersten beiden Staffeln erzählen dabei mit ruhigem aber gezieltem Tempo, bei Staffel 3 ist spätestens nach der Hälfte etwas die Luft raus, weil die Story im Kern erledigt ist. Trotz starker Besetzung war ich zB irgendwann das Auftreten von V.M.Varga etwas leid, weil es nicht mehr originell daher kam. Ich hatte schon vor der dritten Staffel gehofft, dass dann mal gut ist, nach der dritten Staffel denke ich umso mehr: Das Konzept besser nicht überreizen, erste Tendenzen dahin sind am Ende leider schon erkennbar.

                                    Trotzdem insbesondere für Coen-Fans schon eine außergewöhnlich gute Serie, der ich für die ersten beiden Staffeln eigentlich eher 9 Punkte geben würde, aber die leichte Leere zum Ende des bisherigen Projekts muss etwas abgestraft werden...

                                    • 7
                                      dbeutner 25.06.2017, 13:34 Geändert 30.09.2017, 15:29
                                      über Hope

                                      Für den Film, für den mir MP unter allen vorgemerkten Filmen die meisten Punkte vorhergesagt hat, doch eher außergewöhnlich schwach (bzw., einmal mehr: Der MP-Algorithmus ist leider ziemlich für die Tonne und schon lange nicht mehr etwas, worauf sich MP überhaupt etwas einbilden kann oder daran weiter werkelt).

                                      Egal. "So-won" also. Ich stehe ja eher auf südkoreanische Filme, allerdings ist dieser hier schon kulturell sehr eingefärbt; das beginnt bei lokalen popkulturellen (überangestrengten) Verweisen und setzt sich über kitschiges minutenlanges Filmmusikgeplätscher fort. Insbesondere das Ende ist angesichts des Gezeigten schlicht zu positiv, da wird mir etwas zu sehr auf die Beruhigung des Publikumsgemüts geschielt und damit das Thema des Films tendenziell etwas verraten.

                                      Die Beschreibung hier klingt auch eher nach einem intellektuellen Umgang mit dem Thema, tatsächlich wird vieles sehr sehr grob angerissen, und dabei stehen auch die unreflektierten Ausbrüche der Eltern (insb. der Mutter) oft etwas im Mittelpunkt. Seit Jahren warte ich auf einen Film, der solche Themen mit mustergültiger Intellektualität und trotzdem voller Empathie angeht - "So-won" ist es nicht geworden.

                                      1
                                      • 7

                                        Relativ hohe Schauwerte, inhaltlich massiv überbewertet und im Drehbuch mitunter geradezu frech, wie das Publikum an der Nase durch den Ring geführt wird. Viele haben da offensichtlich Lust drauf, ich bin nach der ersten Staffel raus. Da gibt es einfach viel zu viel ernsthaft Gutes, als dass ich mich durch Pseudophilosophie hangeln müsste. Schade vor allem um Hopkins, der hier echt verramscht wird.

                                        1
                                        • 8

                                          Die neuere Ausgabe ist vom Bild her noch eine Nummer drüber, aber letztlich in Summe vor allem eine technische Politur dieses "Originals". Attenborough & BBC setzen hier einen Standard!

                                          • 8 .5
                                            dbeutner 04.06.2017, 18:41 Geändert 06.06.2017, 12:06
                                            über Treme

                                            "Treme" lebt von dem unvergleichlichen Stil David Simons, der Wut über herrschende Zustände, daraus resultierende Ohnmacht und die generellen Gefühle der Betroffenen auf unglaublich empathische Weise zu transportieren weiß. Was Baltimore auf der einen Seite angesichts der wirtschaftlichen Zustände und der Drogenpolitik ist, ist New Orleans auf der anderen Seite nach "Katrina": Eine Stadt mit enormen Problemen, problematischen und weniger problematischen Einwohnern, deren Lebenswelt hier einen relevanten Raum erhält.

                                            Ich mag David Simon, keine Frage. Wieder geht es um journalistisches Aufbegehren, um Leute, die ihre Hoffnung in SchülerInnen stecken (zwei sehr starke Parallelen zu "The Wire") und um viele andere Ecken des Lebens. Auch das Casting, welches sich aus viel Simon-Stammbesetzung, ein paar neuen Schauspiel-Gesichtern und vielen echten Menschen vor Ort zusammensetzt, überzeugt einmal mehr (wenn auch der eine oder andere Originalstar darstellerisch überfordert ist, aber das wird dann mit Sympathiepunkten fürs Mitmachen wettgemacht).

                                            Die Musik selbst ist nicht meine, aber durch die liebevolle Darstellung konnte ich sie trotzdem wertschätzen. Manchmal hätte da trotzdem für mich etwas Kürzungspotential bestanden, und einige Handlungsstränge hätten nach hinten hinaus mehr Straffung verdient gehabt. Zwar geht die letzte Staffel etwas arg holterdiepolter ihrem Ende entgegen, dafür wurde in Staffel 3 eben einiges gezogen. Wäre das ausgeglichener gewesen, hätte das beinahe noch einen halben Punkt ausmachen können.

                                            Für Jazz-Fans ein muss, für The-Wire-Fans zumindest ein MustTry. Und ich werde jetzt noch mehr David Simon schauen!

                                            4
                                            • 7

                                              Bin ja großer Mads Mikkelsen Fan, der hier natürlich nicht schlecht ist, aber insgesamt war die die Serie zu Folgen-zentriert und der Charakter Will Graham zu unsympathisch und nervig und auch zu übertrieben. Die Qualität der optischen Umsetzung schlägt Drehbuch und Regie um Längen; kurzum: mehr Glanz als echte Qualität. Sehr schade.

                                              1
                                              • 6 .5

                                                Ist mir zu sehr auf Witz komm raus gebürstet, etwas zu hektisch, etwas zu oberflächlich, etwas zu klischeelastig. Trifft einfach nicht so recht meinen Geschmack.

                                                1
                                                • dbeutner 24.05.2017, 15:27 Geändert 24.05.2017, 15:29

                                                  "Wormald störte ihn in der Mike größtmöglichen Idylle: beim Spielplatzbauen für seine Enkelin." ?!
                                                  Er lungert ihm an seinem Arbeitsplatz auf; an den kommt Mike zwar mit Zementfingern, aber Unterschied bleibt Unterschied...

                                                  2
                                                  • Hamish Linklater for President! (Und dieses "for President" bekommt heutzutage ja eine ganz eigene neue Note... ;-))

                                                    Der IRS-Auftritt war zwar mitunter in den kleinen präzisen Gesichtszuckungen und Betonungen und Gestem fast einen mm zu viel des Guten, aber im Kern eine ganz ganz große Performance. Hin und weg war ich!

                                                    1