dbeutner - Kommentare

Alle Kommentare von dbeutner

  • 7

    Alice Lowe (Sightseers (Regie: Ben Whealey), auch damals auf dem FFF; der hiesige Streifen lief auf den letztjährigen WhiteNights) inszeniert und verkörpert zugleich die Hauptdarstellerin in diesem grotesken Serienkillerdrama, welches seinen ernsten Hintergrund etwas ungelenk und spät mäßig passend dem Reststoff anheftet.

    Trotzdem überzeugt Lowe, und für ein in 11 Tagen abgedrehtes Indie-Filmchen ist der Rest schon recht rund. Very British, vor allem. Viel kleiner, als die Fußstapfen, in denen Ben Wheatley inzwischen unterwegs ist (oder unterwegs sein möchte), aber auf seine eigene Art unglaublich sympathisch.

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    • 7 .5

      "Le Fils de Jean" (macht so viel mehr Sinn) trampelt leider relativ Lange auf Pfaden, die im Nirgendwo enden, um dann schließlich doch noch in ein großartiges Drama zu münden, mit schicken Fragen zur Identität. Emotional wird da - am Ende - einiges aufgetischt, auch wenn wenig explizit zwischen den Figuren geklärt wird, was ich in den letzten Sekunden fast schon überfordernd fand. Aber egal, der Film macht auf seiner Schlussstrecke sehr vieles gut. Dennoch habe ich mich auch ein wenig über das Füllmaterial in der Mitte im Nachhinein geärgert. Der Stoff hat eher Kurzfilmcharakter, zumindest die 8 Minuten Überlänge sind durch nichts zu rechtfertigen.

      Dennoch, wie gesagt, in seiner Kembotschaf/-Frage sehr bewegend. Und für seine Qualität auf jeden Fall zu unbekannt!

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      • 7

        Sehr ruhig erzähltes Rassismus-Drama, das erst zum Ende hin wirkliche inhaltliche Stärke, sogar Wucht entwickelt. Der Spannungsbogen wurde für mein Empfinden lange etwas arg unten gehalten, was bei einer Laufzeit von über zwei Stunden zwar nicht das Prädikat "langweilig" rechtfertigen würde, aber eben auch nicht zu fesseln vermag. Nicht nur zeitliche, auch dramaturgische Straffung hätte da eine andere Nummer draus machen können.

        Ich würde sagen: Netflix darf sich für einen solchen Titel schon ein bisschen auf die Schultern klopfen (vor allem, da es kein Unterhaltungsstreifen ist), aber nicht übertreiben - da ist noch Inszenierungsluft nach oben!

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        • 5 .5

          Jeff Baena als Regisseur und Aubrey Plaza als Darstellerin - ja, das hatten wir schon in "Life After Beth", der zwar nicht wirklich gut war, aber noch einen Ticken besser als sehr hilflos daherkommende Improvisationskommödchen, das leider auch mal wieder zeigt, dass ein John C. Reilly letztlich selten wirklich gut ist (und das hier ist kein solch seltener Fall).

          Langweilig, teils armselig unoriginell und schrecklich unlustig. Dave Franco ist vielleicht noch - allerdings auch nur wegen seiner Ähnlichkeit zu seinem Bruder James - mit am Interessantesten.

          Lief in den FFF-Nights, und war auch da klar unterdurchschnittlich.

          • 7 .5

            Also ein "interessant" hat sich Werner Herzog mal wieder verdient, wenn auch auf die ihm eigene doch etwas merkwürdige Art.

            Herzog greift sich - auf jeden Fall etwas willkürlich - verschiedene Aspekte rund um das Internet oder etwas abstrakter um die technische Moderne auf, und befragt dann dazu mal Seriöse, mal völlig aus der Spur Geratene. Dass etwa zu den "Elektrosensiblen" keinerlei wissenschaftlicher Status beigesteuert wird, irritiert etwas, macht aber auch zugleich für die anderen Kapitel deutlich, dass man das Gesehene nie zu ernst nehmen sollte (wenn man denn den wissenschaftlichen Hintergrund zu "Elektrosensibilität" kennt).

            Wenn dem Ganzen entweder etwas mehr Intellekt&Tiefe oder etwas mehr Humor beigesteuert worden wäre, hätte das ein echter Wurf werden können. So aber kommt es eben über eine teils abstruse Mischung von Interviews, mehr oder minder zu einem Oberthema, nicht hinaus. Und wenn Herzog dann an den passenden oder meist eher unpassenden Stellen Vergleiche anstellt und die Interviewten mit freundlicher Art darauf reagieren, aber zugleich ein unterschwelliges "Du Depp" auch nicht ganz ausblenden können, so stellt sich das typische leichte Fremdschämen ein, wenn Herzog sich selbst mal wieder etwas überschätzt.

            Nur für Freunde des leicht Abseitigen, denn eine klassische Dokumentation stellt der Streifen nun wirklich nicht da. Wenn man aber Herzogs schräge Art kennt und weiß, dass man über das Gesehene auch mal lästern kann - wird es schon wieder fast gut; wenn das auch nicht zu jedem Moment in der Intention des Regisseurs lag...

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            • 6 .5
              dbeutner 22.12.2017, 20:23 Geändert 07.01.2018, 21:02

              Auch einer der Streifen, vor denen ich aufgrund des Titels etwas Angst hatte - unberechtigt. Während andere sich darüber beschweren, dass der Titel eine böse Mogelpackung ist, bin ich als Weichei ganz froh drüber gewesen ;-)

              Das Grundszenario ist nicht neu und Originalitätspunkte können weder mit der Idee noch mit der spezifischen Umsetzung gewonnen werden: Ein apokalyptisches Szenario bringt Menschen dazu, auf sich alleine gestellt zu leben, Gruppen treffen aufeinander, was nun?! Es ist eine der Grundideen von The Walking Dead (zunächst gewesen), auch wurde hier schon "The Survivalist" als (treffender) Vergleich genannt, der mir aber tatsächlich deutlich weniger klar umgesetzt erschien, da mag ich den vorliegenden Streifen deutlich mehr.

              Das liegt zum Einen an Christopher Abbott, den ich gerade erst in "The Sinner" näher kennengelernt habe, und der zumindest irgendwie mit spezieller kühler Sympathie daherkommt. Aber vor allem sind die ersten 60 Minuten sehr gut aufgebaut, es ist spannend, ohne plump daherzukommen. Also Grundaufbau (erste 30 Minuten) und Entwicklung (nächste 30 Minuten) ziemlich gut für ein so offensichtlich kleines Filmchen.

              Leider hebelt das Ende das alles etwas aus, denn hier wird es schnell übergrob gezeichnet und der finale Konflikt, der durchaus Platz für differenzierende Auseinandersetzungen gehabt hätte, wird von Anfang an extrem banal behandelt. Das tut der Spannung nicht einen völligen Abbruch, aber der Stimmung dann schon etwas. Ganz zum Ende hin immerhin konsequent pessimistisch, aber vom Hocker haut einen das auch nicht mehr.

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              • 6
                dbeutner 22.12.2017, 20:04 Geändert 07.02.2018, 15:32

                Hatte immer ein bisschen Angst vor dem Streifen, da ich ja BodyHorror eigentlich gar nicht leiden kann, aber als FFF-Streifen von 2016, den ich seinerzeit nicht geschafft habe, stand er also dementsprechend lange auf der Liste. Hat gar nicht weh getan.

                Denn BodyHorror wird hier nur angedeutet. Dazu ist der Film wahnsinnig ruhig, und es geht sehr viel mehr um das schräge, kaputt gemachte innere Seelenleben des (ehemaligen) Kindes, dass auf spezielle Art immer jemanden um sich herum hat ;-)

                Leider ist es das in Summe auch gewesen. Die Bilder sind stilsicher umgesetzt, keine Frage, optisch und zusammen mit dem zurückgenommenen Tempo sehr stimmig in der äußeren Umsetzung. Aber leider hat mich der Streifen auf der inhaltlichen Ebene nicht wirklich gepackt. Nicht genervt, daher auch klar über 5 Punkte, aber einmal die Struktur verstanden, gibt es halt keine Spannung, und die Psyche der Protagonistin ist halt (i'wie verständlich) so schräg, dass ich alles gezeigte etwas schulterzuckend akzeptiert habe.

                Für ein Debut zumindest auf der visuellen Ebene schon bemerkenswert. Inhaltlich mir etwas zu knapp gehalten. Die recht kurze Spielzeit passt immerhin soweit.

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                • 6 .5
                  dbeutner 15.12.2017, 13:30 Geändert 15.12.2017, 13:31

                  Ryan Hurst, der mal wieder (fast sowas wie) Motorrad fährt und lange Haare trägt - das erinnert erstmal optisch stark an Sons of Anarchy. Dann gibt es auch noch eine ordentliche Portion Vaterkonflikt, bei dem David Morse die Hauptrolle spielen darf - dessen Rolle so läppisch geschrieben ist, dass es zugleich eine gewisse Beleidigung dieses Darstellers ist. Das Drehbuch ist aber in Summe das, was diesem Serienversuch am meisten anzulasten ist. Da war SoA unterhaltsamer und ein bisschen geerdeter.

                  Dennoch gibt es mindestens einen echten Grund, sich das anzuschauen, mal von Ryan Hurst abgesehen (Morse ist hier leider nicht als Grund anführbar): Thomas Michael Wright! Seine Darstellung des gebrochenen und medikamentenabhängigen Sheriff Wade Houghton ist darstellerisch ein echtes Sahnehäubchen - und wer den guten Mann noch aus der ersten "Top of the Lake"-Staffel kennt ("wiedererkennt" ist fast unwahrscheinlich), weiß seine Performance umso mehr zu schätzen.

                  Insofern: Wer wie ich auch mal mit Trash wenig Probleme hat (naja, Story hat mich mitunter schon arg genervt), aber sich an Darstellerperformance erfreuen kann, der sollte einen Blick riskieren. Hier gibt es einen noch rel. unbekannten Schauspieler so richtig zu entdecken (es gibt allerdings schon Leute, die das erkannt haben, und ihn einen "jungen Daniel Day-Lewis" nennen, aber weit hat sich das noch nicht herumgesprochen).

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                  • dbeutner 12.12.2017, 11:20 Geändert 12.12.2017, 11:20

                    Journalismus 2017...

                    ... Wegen DER Produzenten...
                    ... trotz DER von AMC-Produzenten angestrebten drölfzehn Staffeln...

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                    • 8
                      dbeutner 09.12.2017, 18:11 Geändert 09.12.2017, 18:12

                      Heima in HD? Gar in 1080p und nicht nur mageren iTunes-720p? Gibt es?
                      Gibt es! Hier: http://films.sigur-ros.co.uk

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                      • 7

                        Für mich sehr viel mehr Schauwerte als inhaltliches Großkaliber. Maggie Gyllenhaal macht für meinen Geschmack eigentlich nie etwas falsch, auch wenn ihre leicht traumtänzerische Art mitunter fast zuviel des Guten ist.

                        Der Fokus der Erzählung liegt auch mehr im Persönlichen als im Sachlichen. Da werden Dinge, die mich als Zuschauer erstmal total aus der Bahn werfen, von den Protagonisten lange ignoriert (der erste Selbst/Mord zB), als ob nichts vorgefallen sei. Dadurch wird beinahe kein Thrill erzeugt, was für das Format und die Bewerbung ("Das bessere Homeland") merkwürdig erscheint.

                        Zum Schluss wird dann psychologisch so dick aufgetragen, wäre das Nutella, man würde am Zuckerschock sterben. Auch die Tatsache, dass ständig Geheimnisse erzählt werden - nur das Publikum bleibt unwissend -, macht es ebenfalls nicht leichter, dem ganzen Spannung abzugewinnen.

                        Ambitioniert, aber fliegt tiefer als angekündigt / erwartet.

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                        • 7 .5

                          "Doku" trifft's ja nur eingeschränkt. Basis des Films ist eben ein Werk von James Baldwin, der auch immer wieder im Original im Film zu sehen und zu hören ist. Und das sind die Sequenzen, an denen sich der Film mE messen lassen muss, denn Baldwin ist charismatisch und intelligent, nachdenklich, wahnsinnig interessant und spannend in seiner Art.

                          Leider sind aber die Originalszenen so sehr Höhepunkt, dass man attestieren muss, dass die Montage drumherum und auch Samuel L. Jackson als Sprecher weder das Niveau halten noch die Intonation ansatzweise an dem Level des "echten" Baldwins ausrichten können.

                          Das Thema und die mitunter eindringliche Darstellung sind natürlich hochspannend, und die Unfähigkeit der weißen Bevölkerung, empathisch das nachvollziehen zu können, was ein "schwarzes Leben" (in den USA) bedeutet, ist so traurig wie beispielhaft umgesetzt (sehr schön aber, wie Baldwin in einer Szene jemanden runterputzt, der meint, hey, lass uns mal in der Diskussion nicht so sehr auf den Unterschieden rumreiten...).

                          Das Format ist sicherlich fordernd und spannend, handwerklich wäre da aber noch Platz nach oben gewesen. Eine Doku über Baldwin und sein Lebenswerk hätte ähnliche Stationen abgehakt, hätte sich aber den Inhalten vllt. noch ein Stück intensiver widmen können. Dennoch etwas Besonderes!

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                          • 7
                            dbeutner 12.11.2017, 21:17 Geändert 08.07.2020, 12:35

                            "The Sinner" startet mit einem vielversprechenden Auftakt, um dann leider später ein bisschen von Möglichkeit zu Möglichkeit zu hüpfen, um am Ende die Wahrheit aus dem Hut zu zaubern. Immerhin wird dabei nicht so überkonstruiert wie es in ähnlich angelegten Formaten häufig der Fall ist ("Die Brücke", zB). Zudem ist vor allem Bill Pullman einmal mehr eine starke Nummer, aber auch Jessica Biel hat Format. Wem "The Night Of" gefiel, dürfte auch hier Interesse haben, und umgekehrt.

                            --- Update nach Staffel 3: Habe von 7.5 auf 7 Punkte runtergesetzt, da Staffel 3 vom Skript her, ja, doch eher scheiße war, sorry, so klar muss man das mal sagen. An Staffel 2 habe ich nur ganz dunkle Erinnerungen. Hätte vermutlich nach einer Staffel beendet werden sollen, Pullman hin oder her (der toll bleibt).

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                            • 6 .5

                              Emma Roberts finde ich ja meistens sehr spritzig, James Franco zumindest grundsympathisch. Und damit habe ich dann auch schon die Stärken des Streifens benannt.

                              Nach einem recht starken Auftakt, der mich mehr hat erwarten lassen, rutscht die Erzählung mit der Zeit aber etwas ab ins beinahe Belanglose und auch mäßig Verknüpfte - man merkt der Story an, dass sie aus Kurzgeschichten zusammengehämmert wurde. Das betrifft leider auch den Inhalt der einzelnen Kerngeschichten - doch eher recht grobe Darstellungen der ComingOfAge-Phase.

                              Kleiner, nicht sehr starker, aber auch nicht völlig dämlicher Film, der aber nur lohnt, wenn man die beiden Hauptdarsteller grundsätzlich gerne sehen mag.

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                              • 6

                                Herzog meets Lynch (der hier mit produziert hat) - da hätte ich mehr erwartet. Bild und Ton empfand ich auf wirklich flachem Niveau, die Besetzung (mit Kier und Dafoe schon sowas wie ein vonTrier-Einschlag dabei; dazu Zabriskie & Shannon) spielt (Zabriskie ausgenommen) ganze Ligen unter ihrem Können. Herzog als Produzent und Kunst-Entdecker ist in meinen Augen immer wertvoller als der Regie-Herzog, den ich immer etwas schwierig und nie atemberaubend finde (im Ggs zu zB Lynch und vonTrier). Habe mich lange drauf gefreut, bin eher schwer enttäuscht.

                                • 7
                                  dbeutner 11.11.2017, 17:42 Geändert 11.11.2017, 17:42

                                  "Blade Runner" gehört für mich schon zu den ganz Großen, wobei das vor allem einem Stichwort zuzuschreiben ist: Atmosphäre. Die sich damals zusammengesetzt hat aus Sound, Bildern, Harrison-Ford-Stimmung, und einem eher schlichten Plot ohne jegliche Haken, dessen philosophische Fragen zwar nicht hochdifferenziert waren, aber ebenso in ihrer Einfachheit sehr gut in das Ganze sich einbetteten. Wenn Meisterwerke entstehen, sollte man sie so stehen lassen. Insofern war ich ganz sicher nicht begeistert, was die Pläne dieser Fortsetzung betraf.

                                  Immerhin: DIe ersten Minuten saßen. Hans Zimmer hat Vangelis ausreichend kopiert (ich mag die oft schwülstigen Zimmer-Scores ja so gar nicht für gewöhnlich, aber hier hat er sich ja in erster Linie an einer Vorlage abgearbeitet und diese ausreichend akzeptiert). Auch die Bilder passten, die Farbgebung war neu, aber stimmig. Ich konnte mich ein paar Minuten davon fast wegtragen lassen.

                                  Aber irgendwann muss man natürlich bei dieser Laufzeit auch die Handlung berücksichtigen. Ein bisschen albern fast, sehr bemüht, an die Vorlage anzuknüpfen, was an dieser Stelle mäßig positiv gemeint ist. Viele Bezüge zum Original, kleine Kopien hier und da, häufig wenig stimmig (der Kuss nach der Schlägerei etwa), mitunter gar die Linie zum Fremdschämen etwas reißend - denn als Blade Runner nicht nur referenziert, sondern sogar im Original zitiert wird, merkt man eben, wie jede Zeile im seinerzeitigen Original saß, jede Einstellung - was einen Kultfilm halt so ausmacht. Davon ist 2049 Lichtjahre entfernt.

                                  Und wenn Gosling und Ford sich erstmal eine (vollkommen sinnlose) Prügelei vor dem Hintergrund eines elektrischen Vintage Casino mit Laser-Star-Bühne liefern, fällt einem beinahe der Kinnladen runter - billigste Mainstream-Inszenierung, für die ich Villeneuve fast ohrfeigen möchte. Auch sonst so einiges Kürzungspotential, wobei ich nicht davon spreche, am Ende einen "schnellen" Film zu wollen, zu der Kategorie FastFoodZuschauer gehöre ich ja nicht.

                                  OK, ich geb's zu: Ich bin da naiv rangegangen und habe auf Kunst gehofft, wo doch klar ist, dass so ein Nachfolge-Streifen eben deutlich kommerzieller ausgerichtet als die Vorlage. Aber das ändert nichts am Ergebnis. In Momenten ruft es die Erinnerung an das BladeRunner-Gefühl wieder wach, das macht es ganz gut, aber es wird in meinem Kopf keine eigenständige Position erklimmen, das leider eher so gar nicht.

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                                  • 7 .5

                                    Auf der einen Seite ist es natürlich schade, dass Limitless nach einem recht starken Start doch irgendwann in die Case-of-the-Week-Ecke abbiegt, um es sich dort rel. einfach einzurichten. Andererseits gibt es langläufige Handlungsfäden, so dass das Format nicht völlig zum Procedural degeneriert wird.

                                    Auf der anderen Seite: Ist doch egal! Limitless lebte für mich vor allem von Tempo & Witz, nicht zuletzt auch von seinen beiden Protagonisten. Und das empfand ich als zwar reinen Unterhaltungswert, der aber war nicht sonderlich niedrig.

                                    Insofern finde ich es wirklich etwas schade, dass die Serie abgesetzt wurde - während der fast zeitgleich gestartete no-Brainer "Blindspot", der sich selbst fürchterlich ernst nimmt, in die Verlängerung durfte. Das Leben ist icht immer gerecht...

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                                    • dbeutner 09.11.2017, 15:35 Geändert 30.11.2017, 14:59

                                      Krass. 86 Kommentare, und soweit ich sehe keine Doku dabei.

                                      Wer Dokus wie "City of Ghosts", "The Act of Killing", "Dirty Wars", "I Have Never Forgotten You: The Life & Legacy of Simon Wiesenthal" mit durchgehend trockenen Augen sehen kann, sollte mE ja dringend an der eigenen Empathie arbeiten.

                                      Nicht, dass ich noch nie bei fiktionalen Dramen feuchte Augen hatte ("Night on Earth" - Helsinki - geht auch aus persönlichen Gründen kaum ohne kleinen Zusammenbruch; "Everything is Illuminated" ist in dem Teil, an dem mein Schlucken schwer wird, eben grdstzl. nicht fiktional), aber wenn ich menschliche Krisen sehe, bei denen ich weiß, dass sie (a) real sind und (b) unserer Erste-Welt-Probleme so dermaßen lächerlich dastehen lassen, komme ich nicht umhin, mich emotional dort dann einzuhaken...

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                                      • 8
                                        dbeutner 31.10.2017, 15:38 Geändert 16.11.2017, 17:53

                                        Jörg Adolph kannte ich schon von "Kanalschwimmer", eine sehr besondere Doku, die ich tief in mein Herz geschlossen habe. Die Musik zu "Kanalschwimmer" haben auch "The Notwist" beigesteuert, ist also in gewisser Weise dort schon ein eingespieltes Team gewesen.

                                        "On/Off the Record", zwei Jahre früher und 15 Jahre vor dem ersten Mal, dass ich "The Notwist" live gesehen habe (und: großartig, ganz ganz großartig).

                                        Der Film ist eine Montage aus unendlich viel Material, welches während des gesamten Entstehungsprozesses von "Neon Golden" aufgenommen wurde, primär geht es um Musik, aber auch nebenbei ums Marketing, Interviews (ganz große drei Minuten, in der mal mehr, meistens weniger intelligente Fragen das Publikum zum Fremdschämen bringt; und dann: „Macht Ihr gerne Interviews oder nicht so, nee?! – Doch, eigentlich schon.“ Zum Wegwerfen komisch :)

                                        In den ersten Minuten hatte ich etwas Schwierigkeiten, Struktur zu erkennen, und das liegt auch ein bisschen daran, dass es zwei Strukturideen gleichzeitig gibt. Auf der einen Seite stehen einzelne Songs und ihre Entstehung im Mittelpunkt (mit eingeblendeten Titeln geradezu als Zwischenüberschriften), auf der anderen Seite wird (später vor allem) auch der Produktionsprozess drumherum mit beleuchtet. Beides spannend, aber der Aufbau hätte noch etwas klarer, etwas abgegrenzter sein dürfen.

                                        Handwerklich ist das also durchaus jetzt nicht der totale Überflieger, aber für Fans der Band kommen natürlich die Ebenen der Musik und dem intimeren "dabei-Sein" hinzu; das war dann auch der Ausschlag in der Bewertung (was also kein "rein filmisches Urteil" ist oder, da ich die Musik sooo gerne höre, überhaupt sein kann).

                                        Achja, noch ein Brüller, hier nur als Insider angerissen: "Hobbies?!"

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                                        • 7

                                          Rel. hohe Schauwerte (wobei ich David Duchovny mit dazu zählen möchte) vs. leicht enervierende Figuren und ein Plot, der nur mäßig von der Stelle kommt. Die Serie nimmt sich etwas zu viel Freiheit, um ansatzweise dokumentarisches Interesse aufkommen zu lassen, macht aus der Freiheit dann aber zu wenig, dass da eine fesselnde Story bei heraus käme. Nicht völlig uninteressant und wie gesagt eher schick produziert, aber Begeisterung sieht anders aus. Auch keine Chance auf wiederholte Sichtung, daher ist bei 7 Punkten hier leider Schluss.

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                                          • Also Netflix erklärt, dass das Geld halt leider benötigt werde, um alles besser zu machen. Lassen wir einfach mal dahingestellt, ob die Motive edel oder nicht sind, wir werden das nicht wirklich klären können. Wir wissen aber zumindest, dass wir im Kapitalismus leben, und eine gewisse Grundskepsis sollte da vorhanden sein. Aber bei MP? Fehlanzeige. Nur wenn in der Mail gestanden hätte: "Wir Manager wollen einen dickeren Bauch und fettere Autos", nur dann hätte im Artikel gestanden: Die Extra-Kosten fließen vllt nicht in einen guten Zweck?

                                            Ist das noch Journalismus oder kann das weg?

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                                            • 8
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                                              "City of Ghosts" ist so eine dieser Dokus, der man ein so, sooo viel größeres Publikum wünschen möchte, vor allem ein größeres deutsches Publikum. Denn während hierzulande ethisch arg verschobene Diskussionen um das Heil der deutschen Welt geführt werden, die ihren bis in die bürgerliche Mitte weit vorgerückten Rassismus nur dadurch aufbauen können, dass man sich jeder Empathie über andere Zustände auf der Erde vollständig verweigert - haben andere Menschen in anderen Teilen der Erde eben doch etwas "echtere", fundamentalere Probleme.

                                              Die Gruppe "Raqqa Is Being Slaughtered Silently" ist mutig, ihre Mitglieder sympathisch, ihr selbst bestimmter Job lebensgefährlich und von Idealismus beseelt. Etwas Widerstand in Raqqa selbst, vor allem aber der Transport von Nachrichten an die Außenwelt werden organisiert. Und Menschen sterben. Vor allem anderen; und immer wieder; natürlich ebenso auch Freunde und nächste Verwandte der Porträtierten.

                                              Im Gegensatz zu "Return to Homs", einem weiteren Dokustreifen zum Krieg in einer der großen syrischen Städte, entschließen sich die Protagonisten hier nicht zum bewaffneten Kampf, sondern setzen Wort & Bild gegen Waffen. Insofern fällt es (mir) leichter, inhaltlich zu sympathisieren. Zur Ergänzung sei auch noch "Last Men in Aleppo" genannt, um die "Städte-Trilogie" zum Krieg in Syrien zu komplettieren.

                                              Vorsicht: Zu ertragen ist der Film mitunter sehr schwer, weil gezeigt wird, was vor Ort passiert. Wir sehen etwa, wie Söhne die Erschießung ihres Vaters auf Video mit ansehen müssen, und ähnliches Kaliber, und die Trauer dazu. Der Magen zieht sich zusammen, und wer hier 90 Minuten keine Träne im Auge spürt, sollte dringend seinen Empathiemangel untersuchen lassen.

                                              Produziert von Amazon (dort via Prime in OmU zu sehen), möchte man irgendwie gleichzeitig "Danke" dafür sagen, aber auch fast Wutausbrüche dafür bekommen, dass eine Kinoauswertung in Deutschland nicht mehr zu folgen scheint. Bitte: Ansehen!

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                                                dbeutner 21.10.2017, 15:48 Geändert 21.10.2017, 21:53

                                                In den ersten Minuten musste ich mich erstmal wieder an - selbst überdurchschnittlichen - deutschen Film gewöhnen: Dialogskripte, die jeden Durchschnittsdarsteller massiv überfordern und zum "Text-Aufsagen" bringen. Es bleibt ein bisschen ein Graus. Gregorowicz ist da viel schlimmer als Bleibtreu, der aber auch durchaus immer mal wieder hängen bleibt am mitunter peinlichen Dialogtext. Alexandra Neldel fiel hier rel. positiv auf, wenn sie auch nicht die großen Texte hatte. Deutsche Schauspielkunst und Regie: Fliegt höher! Viel höher!

                                                So, genug der Meckerei. Denn ich konnte nach einer Weile drüber hinwegsehen. Bleibtreu macht vor allem trotzdem einfach Spaß, einfach ein Sympathiebrocken. Dass die größten Witze alle unterhalb der Gürtellinie spielen, ist theoretisch vorwerfbar, aber - es ist ein Kifferfilm, und nicht "The Return of the Philosophiestunde"; und wer Fremdschämgrenzen (wie ich) gerne überschritten sieht, der muss sich auf den einen oder anderen Lachflash gefasst machen.

                                                Und letztlich - darüber wird in den Kritiken ja viel und wortreich gestritten - ist es auch ein rel. erwachsener Film geworden. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, ist dieser Film geradezu ein "Familienfilm" (in so schrägen Familien wie der meinen ;-)) geworden, und wenn auch gerade in Bezug auf die Sohnemanngeschichte weitere kleinere Inszenierungsschwächen herauszupicken möglich wäre, in Summe ist das schon verdammt reale Welt.

                                                "Lammbock" war auf der Grundlinie etwas origineller, "Lommbock" schlägt etwas mehr Haken in der Story, was ihr gut tut; und bietet dafür auch kleine feine Höhepunkte, etwa "10 Jahre Bau" an der Ampel mit Erziehungsauftrag. Achja, in solchen Momenten dachte ich schon, dass mit etwas mehr Feinschliff und etwas höheren Regie-Zielen da wirklich ne dicke Nummer hätte bei rauskommen können, ABER: Für deutsches Kino durchaus erfrischend, spaßig, sympathisch. Alles andere als frei von handwerklichen Fehlern, aber selten habe ich die so gerne versucht zu übersehen wie hier. Letzteres sicherlich auch dadurch einfacher, dass der Film in Teilen mein Leben abbildet. Aber nur daran hat's nicht gelegen.

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                                                  Dokus sind die besseren Filme - so zumindest meine Wertung der letzten Jahre, in denen mich reine Fiktion nur noch extrem selten erreichen konnte, weil sie nicht das besondere Gefühl auslöst, auf das ich immer warte; weil Kino sich in Breite und Tiefe weg von Kunst und hin zu Kommerz bewegt, so dass es schon schwierig genug wird, überhaupt etwas zu sehen, was ein Gefühl von innerer Begeisterung, von Bewunderung auslöst.

                                                  Mit "The Art Life" ist es nun wieder eine Doku, die den Platz des vermutlich besten/schönsten/besondersten Film des Jahres bei mir einheimsen wird. Es ist also zunächst kein abstraktes Kunstwerk selbst, aber es zeigt einmal wieder ein bisschen Einblick in das Leben und Denken David Lynchs, im Kern die Geschichte, wie er zur Kunst kam, und hört bei seinem ersten Langfilm (Eraserhead) dann zeitlich auf.

                                                  Nun ist David Lynch jemand, dessen Filme bei mir einen hohen bis sehr hohen Stellenwert genießen, aber immer schon hat auch Lynch selbst bei mir ein Gefühl von allerhöchstem Interesse und Bewunderung ausgelöst, oder besser noch: von tiefer Sympathie, für seinen nachdenklichen und zugleich warmherzig-humorigen Charakter; für einen Menschen, der im Ggs zu mir so gut wie gar nicht rational denkt, sondern in einer Kunstwelt verankert lebt, zu der ich dennoch einen Zugang finde.

                                                  Für genau diesen Blickwinkel, so mein Gefühl, hat Jon Nguyen (der vor zehn Jahren schon eine Lynch-Doku produziert hat) diesen Film gemacht. Lynch erzählt von prägenden Erlebnissen seiner Kindheit, spricht sehr reflektiert über seine Eltern (schon der Teil ist für "Eltern" interessant und schön zu hören), über die glücklichen Umstände, die ihn weiter getrieben haben, ist dabei fast demütig und alles andere als eine arrogante Künstlernatur (allerdings hat das glaube ich eh noch nie jemand über Lynch gedacht). Und etwas melancholisch, die ganze Zeit.

                                                  Wir hören auf der Tonspur ausschließlich David Lynch, und sehen nur ein ganz klein wenig, wie dieser Off-Text in einem kleinen Raum vor Mikro eingesprochen wird. Diese Tonspur wird dann gegen Schaffensaufnahmen in seinem Atelier montiert, es werden immer wieder Kunstwerke von Lynch (der ja zunächst Maler ist) eingeblendet, thematisch mehr oder minder passend zum Text, wir sehen wenige Archivaufnahmen von Begleitern seiner Zeit. Diese Montage ist handwerklich in meinen Augen schon wieder so berührend und professionell, das ich schon beim Zuschauen wahnsinnigen Respekt vor dem handwerklichen Aufbau des Films bekam.

                                                  Auf vielen Ebenen also ein Werk, was einen intimen Einblick in bestimmte Aspekte von Lynchs Entwicklung gibt, was einen sehr reflektierten David Lynch zeigt und technisch so schön und bewusst gestaltet ist, dass das Resultat in meinen Augen durchaus selbst auch ein kleines Kunstwerk darstellt. Besonders, und besonders schön. Für David Lynch Fans ein absolutes Muss und eine kleine Offenbarung (wenn man auch keineswegs "völlig neue Seiten" entdecken kann). Dass Teile seiner Erzählung auch immer wieder mit Motiven seiner Filme korrespondieren, ist noch ein zusätzliches kleines Plus für die eigene Erkenntnis. Anschauen!

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                                                    Beginnt leicht überdreht, was ich nur mäßig ankreiden möchte, aber Dialoge und Verhalten der Figuren sind schon bisweilen etwas arg over-the-top. Unter der Maßgabe, dass das ein spanischer leichtfüßiger Spaß werden könnte, geschenkt. Während zu Beginn die größere Frage des "was ist hier eigentlich los" noch hintenangestellt wird, wird es - leider nur für sehr kurze Zeit - inhaltlich fast spannend, denn die Frage, was da eigentlich los ist, aus der hätte sich dann viel mehr ableiten lassen. Stattdessen zieht der recht schale Actionstrang an, um fürderhin Spaß&Spannung&Originalität - zumindest in meinen Maßstäben - so ziemlich komplett sausen zu lassen. Etwas weniger als ich als Mindestmaß erhofft hatte, und ganz klar ein unterdurchschnittlicher de la Iglesia!

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