dbeutner - Kommentare

Alle Kommentare von dbeutner

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    Also ich mag's ja, wenn Filme es langsam angehen lassen. Und glaube, dass der Film einiges an Dislikes seinem langen ruhigen Beginn zu verdanken hat, der bei mir eher punkten konnte, aber bei anderen durch nicht konforme Erwartungshaltungen eher störend sein mag.

    Besetzt mit einer gut aufspielenden B-Riege (David Morrissey allerdings zu stereotyp besetzt) schaffte es der Film bei mir, zunehmend Spannung aufzubauen, die ich kurz zuvor schon als nicht-mehr-möglich abgeschrieben hatte - das spricht für David Farr, der hier sein Kinodebut mit eigenem Skript abliefert.

    Klein, aber etwas oho. Man sollte allerdings ein Faible für SlowMotionThriller haben und nicht die ganze Zeit erwarten, dass einen der Film von einer Ecke zur nächsten jagt.

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    • 6 .5

      "Sorgenfri" also. Nun gut, der Titel ist so arg überzogen-ironisch, dass einem fast schwindelig zu werden droht; "What We Become" ist da schon vielversprechender.

      Leider hält der internationale Titel sein Versprechen nicht. Während ich TWD primär unter dem Aspekt des "What We Become" (bzw. unter dem Aspekt, wie weit wir uns ohne Zombies trotzdem schon dahin entwickelt haben) sehe, erzählt "Sorgenfri" praktisch nichts über Veränderungen im sozioligischen Makrokosmos. Aber auch nichts ernsthaftes über Entwicklung im Mikrokosmos der zentralen Familie.

      Aber bevor ich mich hier "wütend schreibe", lieber schnell noch zu dem, was mir gefiel: Ein Zombie-Drama der langsamen Gangart, das zumindest eine Zeit lang der langsam wachsenden Bedrohung Beachtung schenkt und nicht mit dem Action-Effekt punkten will.

      Insofern fallen die erste und die zweite Hälfte etwas auseinander: Erst wird angedeutet, dass man sich um die "kleinen Dinge" kümmern will, um dann nach offenem Ausbruch der Katastrophe doch keinerlei Neuigkeit dem Genre beisteuern zu können, es nicht einmal mehr ernsthaft zu versuchen.

      Da mag dann am Ende meine Sympathie für dänische Filme bei der summarischen Bewertung etwas geholfen haben. Dazu sind Troels Lyby (Dino) und Mille Dinesen (Pernille) durchaus respektable DarstellerInnen; bei der Figur des Gustav waren sowohl die Figur als solche als auch die Darstellung durch Benjamin Engell unterdurchschnittlich.

      In Summe würde ich sagen, Bo Mikkelsen hat sich mit seinem ersten Langwerk schlicht inhaltlich überhoben, aber dafür schaut es zumindest ganz gut aus und tut in der ersten Hälfte auch noch ein bisschen so, als könnte da mehr sein.

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      • 6
        dbeutner 04.01.2017, 17:34 Geändert 13.01.2017, 19:27

        Arthouse-Sex-Themroc-Melange an oder jenseits der Grenze des guten Geschmacks, die noch jedes schlafende Kind mit seinem Sound in den Wahnsinn treibt. In Haushalten mit schlafenden Kindern daher bevorzugt über Kopfhörer zu konsumieren ;-)

        Ich fand die erste Hälfte wirklich in Summe eher stark (bis 7.5 Punkte potentiell), mit dem Verschwinden von "Mariano" für längere Zeit entgleitet dem Streifen dann sein darstellerisches Zugpferd und zugleich ein tieferer Antrieb. Ja, es wird billig/grob/wannabescandal.

        Von diesem Vorwurf kann man den Film sicherlich nicht komplett freisprechen, selbst wenn man irgendwie trotzdem das Gefühl hat, emotionalen Zugang zu haben; mir ging es da so ein bisschen wie MrDepad ("nahe an der Arthouse-'Schockporno'-Selbstparodie, aber die Atmosphäre hat bei mir in einigen Szenen so stark eingeschlagen, dass ich mitgegangen bin"), auch wenn mein Urteil in Zahlen etwas schlechter ausfällt.

        Wirklich etwas begeistert hat mich Noe Hernandez als "Mariano", von dem ich mir erstmal andere Werke vorgemerkt habe. Diabolisch-attraktiv mit viel Stimm-&Sprachtalent, der hat bei mir am meisten eingeschlagen.

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        • 4 .5

          Tja, der große deutsch-österreichische Kandidat! Fast drei Stunden Film aus einer Planetenecke, die mich doch seit längerer Zeit durchgehend zum Weglaufen drängt. Aaaber - er soll ja toll sein! 8 Punkte Vorhersage! Und die Thematik: könnte bei mir greifen.

          Die Punktevergabe deutet es an: Nein, "Toni Erdmann" ist nicht die Ausnahme von der Regel. Gegriffen hat bei mir wenig, und am meisten mochte ich den Film noch, weil meine Frau ihn noch viel schlimmer fand und ich mich mich darüber eher etwas amüsieren konnte. Ab der Hälfte musste ich dann alleine weiterschauen.

          Meist ist es ja die Schauspielausbildung in Deutschland, die mich laut schreien lässt. Sandra Hüller ist diesbezüglich zumindest zuverlässig: Ausgebildet an der Ernst Busch Schauspielschule, die ich schon lange für einen Garanten dafür halte, dass nach dem Abschluss die Psyche im Arsch und das Filmkönnen nirgendwo anders ist. Das passt auf ganzer Linie.

          Simonischek ist da ein bisschen Gegenpol, spielt mit sehr lauem österreichischem Charme, aber macht immerhin eine Figur. Die meisten Probleme hat er da, wo die Dialogskripte und die nicht-korrigierende Umsetzung durch Maren Ade einfach grenzwertig bzw. weit unter der Grenze des Akzeptablen sind.

          Auch die Vorstellung, die Maren Ade von der Welt der Unternehmensberatungen hat oder vermitteln will, sind so dermaßen klischeebeladen (und leer dabei!), dass selbst beim Versuch, dass als Ironie zu begreifen (soll es das sein?), nichts besser wird.

          Grundidee ganz hübsch, Umsetzung eher gruselig. Da ich sowohl bei den Darstellungen als auch nicht weniger beim Darstellen immer wieder krasse Anfälle von Fremdschämen hatte, konnte ich mich dem Werk nicht recht entziehen. Aber toll fand ich das nicht. Wenn das mal wieder die Spitze des deutschsprachigen Films markieren soll, dann sind da so schnell keine fundamentalen Änderungen zu erwarten. Ach 70erJahre, wehr sehr ick Dir vermisse...

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          • 8
            dbeutner 25.12.2016, 19:05 Geändert 25.12.2016, 19:10

            "The Night Of" hat mich in aller erster Linie darstellerisch begeistert: John Turturro war ja schon immer mein kleiner größter Schauspielheld (seit: Barton Fink, aber seitdem auch immer wieder), hier endlich mal wieder in einer Hauptrolle, und für alle Turturro-Fans: Er spielt auf seiner Skala ganz weit oben. Es macht wahnsinnig Spaß. Riz Ahmed (Four Lions) ebenfalls als tolle Ergänzung, und Bill Camp als zunehmend facettenreicher Antagonist ist immer noch weit überdurchschnittlich.

            Besetzung (und Kamera!) also eigentlich 10 Punkte (naja, 9.5 für die seeehr stereotype Besetzung von Michael Kenneth Williams (The Wire's Omar Little)). Die Story und die Ermittlungsarbeit sind weit unter diesem Niveau, fast eher fader Durchschnitt, und die kleine Knastentwicklung ebenfalls sehr sehr grob gezeichnet. Will sagen: Äußere und innere Werte der Serie haben für mich nicht recht zusammen gepasst. Ich habe mich immer wieder auf die nächste Folge SEHR gefreut, hing aber wirklich deutlich mehr an der Mimik Tuturros als an der Geschichte. Insofern eine gute, aber keinesfalls überragende Bewertung.

            Trotzdem, für alle Fans wirklich guter Darstellerinszenierung ein absoluter Tipp.

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            • 6 .5

              Startet spaßig, und Figuren und Konstellationen versprechen einiges. Die ersten 30-40 Minuten haben mich einen 7-8-Punkte-Film erwarten lassen. Aber dann, wie ich es bei de la Iglesia nicht zum ersten (Las brujas de Zugarramurdi) moniere, war's das mit der Originalität. Alles wird einer Mischung aus Slapstick, Musiknummern und Action geopfert, dass man sich fragt, wozu eigentlich das schicke Grundgerüst? Erster Teil also besser als Endnote, zweiter dafür schlechter. Und warum so ein am Ende etwas leeres, aufgeblasenes Werk noch 10 Minuten Überlänge braucht (jede Sekunde Kürzung hätte dem echt gut getan)...

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              • 8

                Clive Owen in wirklich starker Rolle/Umsetzung, aber auch eine weitere Besetzung, die Spaß macht. Einigen Rollen, Konflikten und Themenschwerpunkten kann man sicherlich den Vorwurf gewisser Klischeehaftigkeit machen, keine Frage. Es wirkt halt vieles etwas (arg) fokussiert, dadurch bleibt es aber auch durchgehend interessant.

                Spannend ist das Sounddesign. Die elektronisch-pulsierende Hintergrundmusik ist extrem kontrastreich zum Bild der Jahrhundertwende; nach wenigen Folgen aber kann man sich diese 1900-Serie ohne diesen Sound kaum noch vorstellen. Gewagt, aber gewonnen.

                Und ja, die Serie ist "blutig" bzw. optisch immer wieder mal rel. heftig; aber eben recht realistisch und nicht willentlich verstörend - trotzdem wird der Anblick allen nicht-ÄrztInnen und nicht-KrankSchwestern/Pflegern wohl etwas zusetzen. Passt aber nun einmal.

                Tipp!

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                • Auf der einen Seite:
                  Der Artikel ist wirklich ganz ganz furchtbar geschrieben, da werden Behauptungen in den Raum gestellt und nicht im Ansatz auf Validität überprüft / unterfüttert (ich zweifele die Behauptungen gar nicht zwingend an, aber als kritischer Geist und wissenschaftlich denkender Mensch ist so eine Schreibe zwar gut gemeint, aber letzten Endes eben in ihrer Struktur echt billige Behauptung); schon die Überschrift enthält eine solche, während die aufgeworfene Frage nicht einmal ernsthaft beantwortet wird (bzw., soweit sie es wird, wieder nur mit schlichten Behauptungen wie dem Konkurrenzdruck, wobei die Frage, ob das Publikum das auch goutiert, gleich gar nicht diskutiert wird). Auch auf den Punkt kommt der Artikel nicht, wie schon angemerkt wurde.
                  Sollte man es noch nicht gemerkt haben: Ich finde es so mit das Schlimmste, was man einem wichtigen Thema antun kann, wenn es dermaßen konfus und substanzlos besprochen wird. Vor allem muss sich ein solch substanzbefreiter Artikel selbst vorwerfen lassen, KlickBait zu sein, denn der Artikel geht zumindest (wenn auch ungeprüft) davon aus, dass mit dem Thema Publikum zu machen sei.

                  Auf der anderen Seite:
                  Eigentlich ein ganz wichtiges Thema. Braucht nur viel mehr Differenzierung. "Vergewaltigung im Film" ist so facettenreich, dass es für eine Promotion schon eher grenzsprengend wäre. Eine der Grundproblematiken (auch das ließe sich schnell auffächern in viele Facetten) ist natürlich die Reproduktion von Geschlechterrollen. Ich verstehe Jeremy Slater, also abstrakter: wenn jemand völlig genervt ist vom Gebrauch stereotyper Muster. Ich habe da auch eins, uns das liegt noch einen Punkt vor Vergewaltigung (wobei das im Hintergrund mindestens "gedacht mitschwingt", mitunter dann auch eingesetzt wird): Das Aktivieren des männlichen Rettungsinstinkts, wenn die Frau bedroht wird. Ins Essen brechen könnte ich jedesmal. Und das lässt mich so dünn bleiben...

                  Kurzum: Danke fürs Thema ansprechen, aber bitte bitte: Sensible Themen benötigen VIEL mehr Feingefühl. Lieber einen ganz spezifischen Aspekt herauspicken und dann genau werden (jou, das macht echt Arbeit) -- solche Behauptungs-Interpretations-Rundumschläge sind wenig hilfreich.

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                  • 4

                    Sean Bean und Lena Heady machen halt noch kein GameOfThrones ;-)

                    Gut, das war auch nicht wirklich meine Erwartungshaltung, aber der Link liegt nahe und wurde hier noch nicht erwähnt, also habe ich das mal nachgeholt :-)

                    Aber auch mit massiv minderer Erwartungshaltung: FFXV (über den ich nur gestolpert bin, weil er im September beim FFF lief und ich ihn dort nicht geschafft habe) sieht halt wie ein Computerspiel aus, allerdings keineswegs technisch irgendwie besonders herausragend. Die Story ist schlicht, und die Action mitunter unübersichtlich inszeniert.

                    Und meine Wertung beinhaltet noch, dass ich mich für CGI-Schauwerte durchaus potentiell begeistern kann. Allerdings habe ich keinerlei Bezug zur FF-Spielreihe - vllt. bin ich damit einfach nicht das Zielpublikum (und 30 Jahre zu alt?).

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                    • 7
                      dbeutner 18.12.2016, 18:15 Geändert 20.12.2016, 19:35

                      Oberndorf am Neckar - da war ich vor etwa 20 Jahren zum letzten Mal, habe aber viele Orte wiedererkennen können. Und damals war ich "ganz privat" dort, aber dass die Stadt von Heckler&Koch seinerzeit gefüttert wurde, das wusste ich einerseits, man konnte es aber vor Ort auch gar nicht recht übersehen. Die Einwohner sind halt im Kern schwäbisch-dörflich - "weltoffen" geht anders.

                      Die Stärke von Landgraebers Doku liegt mindestens in großen Teilen bei der Auswahl der Gesprächspartner. Diese sind bisweilen kernig-interessant und im Gespräch offener als die durschschnittliche Oberndorfer Bevölkerung. "Oberndorf revisited" könnte man das ganze auch nennen, da der Film nur in Teilen eigenständig daher kommt, vieles ist auch in Bezug zur Doku von 1984 umgesetzt.

                      Wirklich schade ist, dass niemand sich auf den Kern des ethischen Konflikts überhaupt einlassen kann. Wenn der ehemalige Betriebsratsvorsitzende erklärt, Jürgen Grässlin (einem mir persönlich extrem unsympathischem Kämpfer gegen die Waffenlobby, aber die sehr konkreten Gründe dafür müssen hier nicht her) würde er gerne erklären, dass, auch wenn H&K keine Waffen mehr bauen würde, kein Mensch weniger durch Schusswaffen verletzt oder getötet würde, dann ist das ein Paradebeispiel von aneinander-vorbei-Reden/Denken. Denn die ethische Frage ist eine andere, leider wird sie weder pointiert gestellt, noch stellt sich die breite Bevölkerung dieser Frage selbst. Es gibt nur ein "dagegen" und ein "dafür", ein schönes Beispiel, dass die Menschheit nicht gerade aus einer Masse an PhilosophInnen besteht.

                      Im dramaturgischen Aufbau der Doku hätte sicher manches besser sitzen können, auch wird die Kino-Länge nicht so recht durch Masse an Inhalt gerechtfertigt. Dennoch interessant, und wenn es am Ende nur dem voyeuristischen Interesse an einer Gruppe, die ethische Fragen zu ihrer Selbstvergewisserung vollständig ausblendet, dient.

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                        dbeutner 18.12.2016, 17:07 Geändert 18.12.2016, 17:09

                        Ganz schön mau. Hatte eher hohe Erwartungshaltung auf temporeichen anspruchslosen Spaß, wurde aber enttäuscht von einem Film, dem viel Tempo und jedes Gefühl für Rhythmus fehlt, wobei vor allem letzteres mich schnell das Qualitätsurteil (nach unten) fällen lässt. Die meiste Zeit habe ich hölzernen Dialogen gelauscht, bei denen zu merken war, wo das Drehbuch witzig sein wollte (aber nicht war). Und die Story... reden wir lieber nicht drüber (ebensowenig wie über das Drehbuch, was mir zu jeder passenden und unpassenden Zeit eine Kinderdarstellerin in die Augen schieben will; dahinter muss ne verlorene Wette oder sowas gestanden haben).
                        Von KKBB doch ziemlich weit entfernt.

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                          dbeutner 17.12.2016, 16:05 Geändert 26.12.2016, 16:44

                          Die doch teils recht hohen Bewertungen hier sind schon etwas verwirrend. Entweder haben da alle Kritiker aber mal sowas von Zugang vom internen Geschäft der amerikanischen StandUpComedians, oder aber man bemüht sich, nicht-verstandene Leere als etwas Großes zu huldigen. Ich: weder noch.

                          Die Szene der StandupComedians in den USA ist ja einerseits groß (bzw. "größer" als in Deutschland etwa, auch durchaus überproportional), andererseits dennoch überschaubar. Bis auf wirkliche Größen, die nicht nur mit Witz, sondern sogar mit Intellekt glänzen (oh jee, jetzt werde ich echt böse... verzeiht...), ist es aber ein Kosmos der Unzufriedenen, mit sich, mit der Welt, mit allem, und häufig liegt aber der Kern der Unzufriedenheit im Ich. Kurzum: Diese Gruppe neigt auch, "Louie" ist da ein noch eher überdurschnittlicher Vertreter, zur Nabelschau, zur (häufig wenig reflektierten) Selbstreflexion, ja, letztlich zum Selbstmitleid.

                          "Entertainment" ist da in seiner Darstellung schon recht krass. So viele wirklich leere Minuten, die nicht einmal Stimmung produzieren, und wenn dann doch Handlung oder wenigstens Dialog einsetzt (immer nur sehr sehr kurz), dann wiederholt man sich im Kern auch noch immer wieder.

                          Immerhin emfpand ich den ersten Dialog mit Reilly tatsächlich etwas amüsant, was aber vor allem an der verklemmten Darstellung Reillys lag. Der Fremdschämfaktor ist dann ja auch noch etwas, wofür ich mich potentiell begeistern kann. Und insofern kann ich den Film nicht komplett verdammen.

                          Entertainment ist vllt ein Möchtegern-Quentin Dupieux. Aber da liegen Welten dazwischen, Welten!

                          • 6 .5

                            "Raman Raghav 2.0" lebt vor allem von Nawazuddin Siddiquis Spiel und seiner Rolle. Die Rolle ist in ihrer Ambivalenz interessant angelegt, und darstellerisch wird genau das sehr rund präsentiert. Dafür mochte ich den Film eigentlich rel. doll, und das hat dann auch den Ausschlag für meine Punktewertung gegeben.

                            Die hätte auch weiter nach unten ausfallen können. Über die Laufzeit von über zwei Stunden (zu lang!) gibt es immer wieder Momente, wo das Publikum dem Drehbuchschreiber beim Schreiben zuguckt, und da schäme ich mich tendenziell immens fremd. Also: Sachverhalt A - nicht naheliegend - passiert, um daraus zwei Minuten und drei Schnitte später Sachverhalt B abspulen zu können. So etwas wirkt wie aus dem Drehbuchkurs einer Grundschule, und mich ergreift ein Gefühl von Peinlichkeit, und wenn das immer wieder passiert, ist der Film eigentlich bei mir durch.

                            Daneben ist die Kontrastperson (der kaputte Arschloch-Bulle), insbesondere das wurde hier schon vielfach erwähnt, weder von der angelegten Figur noch von der darstellerischen Leistung auch nur im Ansatz so interessant wie der Killer. Keine Ambivalenz, kein Kontext, und: kein Schauspiel.

                            Auch wenn es Momente gab, wo ich dem Film max. noch 5 Punkte geben wollte, wie gesagt, die zentrale Story hat mich doch irgendwie etwas gegriffen. "Interessant" trifft es wohl noch am ehesten.

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                              dbeutner 09.12.2016, 13:20 Geändert 09.12.2016, 13:20

                              In der ARTE-Mediathek sind aktuell die ersten drei Teile abrufbar, auch im Original-Ton, aber ohne Untertitel. Gibt es auch bisher nicht bei zB OpenSubtitles. Anyone?!

                              ("Arte"?! Wo bleibt die Kunst, Genossen?! Banausen...)

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                              • 4 .5

                                Beginnt eigentlich nett, und man freut sich auf einen dieser Streifen, wo der äußere Rahmen zwar schon lange nicht mehr originell ist, aber potentiell mit spaßigen oder originellen Ideen gefüllt werden kann. Auch das Tempo verspricht in solchen Konstellationen hoch zu sein, der Anspruch weniger, also: Filmspaß ab!

                                Huch, wo bleibt der Witz? Und hey, wer hat auf einmal die Tempobremse gezogen und lässt sie auch kaum noch los? Und wenn am Ende sich der Kreis schließt und sowas wie "Auflösung" geboten wird, bleibt man auch sitzen und denkt sich: Naja, das war ja wohl mal total mau.

                                Aber ein Film, der immerhin Neil Maskell (Hyena; Utopia) an Board hat, dem Publikum aber sein Gesicht die meiste Zeit vorenthält - der macht halt irgendwas grundfalsch :-) Sehr schade, Potential ziemlich komplett verhauen.

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                                • 6 .5

                                  Mein erster Kurzkommentar: "Physiker-Schmonzette für christliche Frauen!"

                                  OK, das ist etwas sehr hart, aber beschreibt zumindest mein persönliches Problem mit dem Film ganz gut. Ich hätte mir mehr stringenten intellektuellen Tiefgang gewünscht; die persönliche Beziehungsgeschichte ist zwar auch interessant, aber sowas hätte man auch losgelöst von der Form eines Biopics dann auch mit mehr emotionalem Tiefgang machen können.

                                  So bleibt die erzählte Geschichte sehr halbgar; Redmayne spielt immerhin wirklich gut, vor allem im freier zu spielenden Anfang. Auch der Rest ist darstellerisch durchgehend überdurchschnittlich; nur Cox ist sehr Cox, wie man ihn aus "Boardwalk Empire" kannte.

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                                    über Arrival

                                    FRAGE: Ich habe von Villeneuve bisher Sicario, Enemy, Prisoners, Incendies gesehen und mich durchgehend an der Überkonstruktion der Inhalte mehr als gestoßen (Villeneuve steht beinahe auf meiner Blacklist). Ging es bei den anderen Werken jemandem ähnlich, und wie würden diejenigen das bei "Arrival" bewerten?

                                    Meine MP-Vorhersage von 8.5 erscheint mir jedenfalls extrem unwahrscheinlich bei diesem Regisseur... (bin allerdings Stuhlbarg-Fan).

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                                    • 7 .5
                                      dbeutner 13.11.2016, 20:53 Geändert 13.11.2016, 20:54

                                      Nun gut, hölzerne Dialogregie im ersten Drittel und ein paar sehr unsinnige Dinge in der Erzählung im letzten Drittel lassen mich nicht in unvoreingenommene Begeisterung verfallen, aber ganz klar: von diesem Punkten abgesehen muss ich dem Streifen ne Menge Hochachtung entgegenbringen. Dass eine deutsch-österreichische(-italienische) Produktion das schafft, hat ja auf jeden Fall Seltenheitswert.

                                      Zu verdanken ist das natürlich erst einmal dem zugrunde liegenden Roman, der einfach eine krasse Geschichte sich entfalten lässt. Man könnte die auch in abgelegenere Regionen in Bayern (etwa der Oberpfalz ;-)) ansiedeln, aber in einem alpinen Tal (gedreht wurde im italienischen Schnalstal) verwurzelt die Geschichte noch etwas besser.

                                      Bilder und Musik (Kino oder zumindest großes Bild und wirklich gute Anlage mit ordentlichem Subwoofer sind Pflicht!) sind auch über jeden Zweifel erhaben (und ich bin ja Gegner klassischer Filmmusik, treffender wäre auch: akustisches Design). Bei mancher Dialogzeile hätte ich mir Untertitel gewünscht, aber ich konnte trotzdem folgen ;-)

                                      Inhaltlich sollte man ganz unvoreingenommen in den Streifen gehen. Düsterer Alpenwestern, der seine Geschichte schon früh genug erzählt. Hut ab!

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                                        dbeutner 13.11.2016, 20:40 Geändert 13.11.2016, 23:28

                                        Ja manchmal... da sollte man auf die MP-Vorhersage hören...

                                        Nachdem ich aber gerade zwei Staffeln "Narcos" durchhatte (wirklich klasse Serie), hat mich "The Infiltrator" inhaltlich natürlich angesprungen, und mit Bryan Cranston auch noch ein zusätzliches Argumente abgeliefert. Nagut, Diane Krüger ist sofort das Gegenargument, aber egal...

                                        Wenn man dann über einen Film sagen muss: Diane Krüger war nicht das Schlechteste am Film, dann ist das schon eine herbe Kritik am Gesamtwerk. Ganze Klassen noch unter der Krüger war das Storytelling, und da muss man wohl Drehbuch (Ellen Sue Brown) und Regie (Brad Furman) gleichermaßen tadeln. Wenn ein Film eine eigentlich spannende Story (mit realem historischen Hintergrund) so erzählt, dass es dem Publikum die meiste Zeit egal ist, was da im Einzelnen passiert, weil das Publikum eben nicht mitgenommen und eingeweiht wird in die Einzelheiten der Pläne, ist das ein bisschen ein Versagen in der vielleicht zentralsten Kategorie des Filmemachens.

                                        Da können dann auch klasse Nebendarsteller wie Jospeh Gilgun (Mistfits; Preacher) oder Amy Ryan bestenfalls für ein kurzes Lächeln im Gesicht sorgen, das ansonsten ob der Unbeholfenheit des Films in seiner Erzählung doch eher gefroren war.

                                        Wer sich für das Thema Escobar und Verfolgung aus amerikanischer Perspektive interessiert: Unbedingt "Narcos" schauen und diesen Streifen ganz schnell wieder vergessen.

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                                          dbeutner 13.11.2016, 20:13 Geändert 14.11.2016, 17:56

                                          "The Greasy Strangler" ist so ein Streifen, der sein Dasein als Trash feiert und mitunter so grob "schlecht" ist, dass es doch wieder riesig komisch und damit gut wird. Wobei sich hinter der Oberfläche, die so billig erscheint, eben doch auch bissige Kunst versteckt. Dazu zitiere ich einen Satz von MrDepad, der das etwas deutlich macht: "Dabei werden völlig überzogene Anti-Pointen stellenweise über Minuten gezogen". Und das muss man erstmal bewerkstelligen.

                                          "The Greasy Strangler" ist also alles andere als ein billig-schlechter Trashfilm. Er wird schon billig gewesen sein, und die Darsteller überziehen ihr Spiel ins Grottige so sehr, dass dadurch schon wieder Begeisterung entstehen kann - weil gerade das Spiel von "Sohn" und "Vater" sich durchaus grandios ergänzt.

                                          Ich merke, ich kann es nicht so recht in Worte fassen, aber ich saß putzmunter und durchgehend mit offenen Augen zwischen Belustigung und schon fast ernsthafter Begeisterung vor diesem Streifen. Mutig, grob, und ziemlich gegen den Strich gebürstet. Für Freunde des (sehr) Abseitigen eine unbedingte Empfehlung.

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                                          • 7 .5

                                            "11.22.63" verbindet Zeitreise-Unterhaltung mit etwas (real-hintergründigem) Politthriller. Am auffallendsten ist dabei, dass in Be- und Umsetzung nicht gespart wurde und zumindest von den Schauwerten wirklich ein schickes Stück Miniserie herausgekommen ist. Zudem ist zu beobachten, dass James Franco mit dem Alter noch Wert entwickeln wird.

                                            Inhaltlich hat man sich an einer Mischung versucht, die die Serie "paarkompatibel" machen sollte: Zur Politthriller-Grundlage wird eine ganze Schicht Romanze dazu gepackt. Das läuft häufig Gefahr, dass beide Seiten "zu kurz" kommen, hier finde ich den Mix mal ausnahmsweise relativ gelungen.

                                            Die erste Folge ist ein toller Pilot, der viele viele Möglichkeiten offen hält und sogar als ein bisschen anspruchsvoll gelten kann, wenn auch die philosophischen Fragen nur sehr am Rande gestreift werden. Leider werden diese in der Folge dann nicht vertieft, und auch von den präsentierten Möglichkeiten wird wenig genutzt.

                                            Folge 2 ist dann schon fast ärgerlich, da diese sich einer Nebengeschichte widmet, die nicht so richtig doll mitzieht. Ab Folge 3 schwingt sich die Serie dann auf ihr eigentliches Spielfeld ein.

                                            Obwohl sich "11.22.63" auf reale historische Ereignisse bezieht, sollte man der Interpretation nicht zu viel Bedeutung beimessen. Der Kommentar unter mir etwa - "Armseliger Versuch Lee HO als verwirrten Einzeltäter hinzustellen" - überschätzt diesen Part maßlos. Es ist keine Doku, sondern Unterhaltungsfiktion.

                                            Genau dieses Pochen auf "ich will doch nur spielen" ist es allerdings, was mich zugleich etwas enttäuscht hat. Etwas mehr seriöse Stellungnahme zum gewählten (historischen) Plot, etwas mehr Tiefsinnigkeit bei Fragen zu "Schicksal", "Abänderbarkeit vorgezeichneter Lebenswege" etc und etwas mehr Herumspielen mit den eingangs vorgestellten Grundbedingungen (was im Buch im Übrigen gemacht wird) hätte die Serie direkt auf 8 Punkte gehoben. So bleibt es eine wirklich schön umgesetzte und grundsätzlich spannende Geschichte, die die ganze Zeit zeigt: Es hätte auch noch etwas mehr dabei herauskommen können.

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                                            • ?

                                              "Vater von vier Zwillingen" :-)

                                              • 6

                                                Wahnsinnig dünne Story. Don't believe the hype!

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                                                • ?
                                                  dbeutner 20.10.2016, 16:52 Geändert 21.10.2016, 13:55

                                                  <sarcasm>Double-Feature-Empfehlung: Unthinkable!</sarcasm>

                                                  Wer nicht merkt, wie solche Werke wirken (wollen), tut mir ganz echt etwas leid, macht mir aber vor allem auch Angst, weil diese scheinbar unschuldige Naivität am Ende - wenn die Masse die Werke in ihrer Verführung erstmal geschluckt hat - gefährlich werden kann. Tschüß, Rechtsstaat...

                                                  (> 86%? Da Fischer schon zitiert wurde, hier mal ein selten kluger Welt-Artikel: https://www.welt.de/vermischtes/article158845455/Terror-Experiment-Was-erwarten-denn-die-86-Prozent.html)

                                                  PS: Don't feed the troll (jstemovie).

                                                  • 7 .5

                                                    "Bîranînen li ser kevirî" ist tragisch, lustig, albern & ernst -- vor allem aber kommt der Film, der sich durchaus u.a. die patriarchale Kultur (auch) in Kurdistan vorknöpft, ohne jeden belehrenden Zeigefinger oder moralischen Überlegenheitsanspruch daher.

                                                    Das geht ganz einfach: Es wird eben kein politischer Blick auf Verhältnisse geworfen, sondern "nur" einer aus dem Blick des mehr oder minder fiktiven Regisseurs Hussein. Da "stören" dann viele Dinge, weil es die Herstellung des Films behindert.

                                                    Und so streift der Film scheinbar ganz pragmatisch an den Interessen einer Filmcrew orientiert verschiedene Problemstellungen; dass es um viel mehr geht, spürt man zwar, es wird einem aber nicht um die Ohren gehauen.

                                                    Da kommt dann auch zB das sich-lustig-Machen über volkstümliche Musiker einfach als großer Spaß daher.

                                                    Eine sehr angenehme Mischung aus Komik und kritischer Heimatliebe. Für am Thema Interessierte auf jeden Fall ein Tipp!

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