dbeutner - Kommentare

Alle Kommentare von dbeutner

  • Ich hatte ihn schon aus Frankreich als BluRay, aber am 21. März erscheint er auch in diesem Format in Deutschland, sogar als SteelBookEdition (vorbestellbar bei A.). Da kann ich mir das Zusammenmixen von franz. Bild&Ton und deutschen Untertiteln gleich mal sparen!

    • 6 .5

      Klares B-Movie in optisch guter Verpackung. Aber Dialoge, DarstellerInnen und Drehbuch sind einfach max. zweite bis dritte Liga. Dax Shepard überzeugt insofern weder als Drehbuchautor, noch als Regisseur, geschweige denn als Hauptdarsteller.

      Hat man sich erst einmal auf das rel. niedrige Niveau eingelassen, hat der Film aber dennoch etwas zu bieten. Es gibt kleine Sequenzen, die ein bisschen Potential durchschimmern lassen, etwa die Hundeszene rel. weit am Anfang. Da geht es über einen One-Liner hinaus und die darstellerischen Leistungen haben zwar keine wirkliche Größe, aber man wird auch nicht radikal zum Fremdschämen verleitet.

      Wenn man in Trash-Stimmung ist, kann man sich das sicherlich ansehen; dann sogar ab und zu mal lachen oder zumindest grinsen. Und als Zugabe gibt es noch ein - nicht spektakuläres, aber immerhin - Wiedersehen mit Kristin Chenoweth ("Olive" aus Pushing Daisies). Mehr kann und sollte man dann aber auch nicht erwarten.

      2
      • 6 .5
        dbeutner 02.01.2013, 13:57 Geändert 17.11.2016, 19:58
        über Pusher

        Zu einer Zeit, als niemand sich um seinen Namen scherte, drehte Refn "Pusher", später, immer noch unbekannt / im Großen und Ganzen ignoriert, die Nachfolger-Teile (die leider in ihrer Dichte gegenüber dem intensiven Erstling etwas abfielen).

        16 Jahre später: Refn wird international gefeiert, insbesondere aufgrund seines Kassenschlagers "Drive", der mE (neben dem sehr fragwürdigen Walhalla Rising) qualitativ, vor allem in seiner Erzählung, deutlich hinter seinen 5 Erstlingen liegt (ebenfalls sehr intensiv: "Bleeder"; absolut großes, wenn auch leicht verstörendes Kino: "Fear X"; mit "Bronson" wurde es dann zwar noch gut, aber schon glatter).

        Also wird mal was "verwurstet". Leider ausgerechnet "Pusher". Und wenn wir dieser "ich-möchte-auch-mal-cool-sein"-Kopie etwas abgewinnen können, dann dies: Wer bisher nicht verstanden hat, wie stimmig "Pusher" in sich ist (also: das Original), der kann hier ggf. noch dazu lernen.

        Denn Pusher(2012) zeigt, dass er das Original an vielen Stellen schlicht nicht verstanden hat. Was mich etwas irritiert ist, dass Refn hier als ausführender Produzent agiert und den Dingen so ihren Lauf ließ - obwohl sein Erstling hier an der einen oder anderen Stelle geradezu vergewaltigt wird.

        Zunächst versucht versucht Pusher(2012) im Großen und Ganzen, das Original geradezu sklavisch zu imitieren; viele Szenen sind 1:1-Nachstellungen, die dann auch so wirken, als würde eine einigermaßen begabte Truppe ein großes Werk "nachspielen" - das ist dann zwar nicht unaushaltbar, aber eben nachgespielt. Am deutlichsten zu merken etwa, wenn Zlatko Burić sich selbst nachspielt, und dabei zwar irgendwie noch etwas Spaß macht, weil's halt Zlatko Burić ist, aber: Die lässige Rotzigkeit, die er im Dänischen beherrscht, weil es eben seine zweite Sprache ist, der Wechsel zwischen locker-zynischem "Freund" und "gleich knips ich Dir mal 'nen Finger ab" - das schafft auch Burić qualitativ hochwertig nur in Dänisch, im Englischen spricht er sich selbst nach und liegt ganze Klassen unter seinen Fähigkeiten in einer Sprache, die er mehr oder minder beherrscht.

        Es gibt, das ist zuzugeben, ein paar Stellen, an denen Pusher(2012) kleinere Drehbuchschwächen des Erstlings erfolgreich korrigiert. In dem Moment allerdings, wo der Film sich traut, wirklich eigenständig zu werden, komplett neue Dialoge, Szenen oder Verhältnisse einbaut oder Original-Szenen vollständig fallen lässt, stolpert der Film; ach was, er fliegt geradezu voll auf die Fresse. Ich könnte ein Buch drüber schreiben, will es aber mit zwei kurzen aber drastischen Beispielen (SPOILER ahead) nur exemplarisch belegen:

        1.) In Pusher(1996) haut Frank dem Typen, bei dem die Amsterdam-Tussi übernachtet hat, eins auf die Glocke. Diese Szene ist sehr sehr lang eingeleitet. Dazu gehört schon die Auto-in-Gasse-Szene (fehlt in 2012), wo das Spiel seinen Lauf nimmt, und Frank wegen des Pseudo-Dope unmittelbar wieder unter (recht finalen) Druck gerät. Dem muss er entkommen. Dann krallt er sich die Amsterdam-Tussi, die gibt sich überrascht, sagt, sie hätte den Stoff kontrolliert (Frank weiß also: den Stoff gab es zumindest in echt), erfährt dann, dass sie bei 'nem Typen übernachtet hat, und schließt: Der muss es ausgetauscht haben. Daraufhin gezielt zu der Wohnung etc pp. In der Neuverfilmung fehlt die Auto-Szene und wird durch eine Diner-Szene ersetzt (OK OK, wir sind nicht in den USA, aber sieht aus wie eine typische Diner-Szene), die Druck raus nimmt. Im Gespräch mit der Tussi sagt sie auch nur noch, sie glaubt, sie habe den Stoff getestet. In der Wohnung trifft er dann zufällig auf den Typen und - geht jetzt wieder auf ihn los, aber mehr oder minder motivationsfrei (zwar auch, weil er ihn verdächtigt, aber der einzige Grund, den jetzt zu verdächtigen, ist: da gab es einen Film vor 16 Jahren, da wurde der auch verdächtigt; die Handlung, die das schlüssig sein lässt, wurde entfernt).

        2.) Die Beziehung zwischen Frank und Vic wurde 1996 sehr stimmig inszeniert. Vic war 1996 sozial viel weiter unten (wie fast alle anderen auch), sie träumte immer von einem besseren Leben, klammerte sich dabei an Frank, der zwar etwas für sie empfand, aber zu kaputt war für Liebe. Romantik gab es nur in Vics Augen, nie in Franks. Deshalb verzweifelt Vic auch, als die Spanienträume platzen und greift zu. Diese Szene, kurz vor Ende des Films, wurde in ihrer Schlüssigkeit mit jeder Filmminute zuvor eingeleitet. 2012 ist Vic eher ein Hochglanzpüppchen, irgendwie (immerhin) fast ein Vic-Typ, aber eben doch weit entfernt. Die Beziehung ist um einiges romantischer. Franks Glaube an "alles-wird-gut" nach dem finalen Milo-Anruf macht 1996 noch irgendwo Sinn, weil Frank durchgedreht und am Ende ist, 2012 wirkt es nur noch lächerlich. Als Vic dann zugreift, verhält es sich wie unter 1.: Die einzige echte Motivation ist, dass es 1996 einen Film gab, der das so erzählt hat. Schlüssig macht es der Film nicht.

        Man sollte zum zweiten Punkt im Zweifelsfall auch "Bleeder" sehen, der Kim Bodnia (Frank 1996) noch einmal in einer sozial abgefuckten Beziehung zeigt. Refn hat Motive, die er schon sehr bewusst und gezielt einsetzt. Sein "dänisches Kino" ist "echt", nah und intensiv. Die Original-Pusher-Trilogie zeigt auch, welchen Stellenwert ein Casting hat, dass den Film und seine Zwischentöne versteht. Auch hier kann Pusher(2012) nur als leicht abschreckendes Gegenbeispiel funktionieren.

        Wie gesagt, ich könnte noch viel länger, aber ich höre hier mal auf. Ich gebe dem britischen Wanna-Be unsichere 6.5 Punkte. Das hört sich nach der Vorrede nach evtl. etwas vielen Punkten an, ist aber auf meiner persönlichen Skala durchaus schon mit Strafcharakter zu verstehen. Hinzu kommt, dass eine schärfere Bewertung nur noch angetrieben wäre vom Vergleich. Würde ich das Original nicht kennen, würde ich sicherlich nicht weniger Punkte vergeben, weil es eben doch auch unterhält. Mehr aber auch nicht.

        Zum Ende noch eine Bemerkung zum Ende, und damit eigentlich zum ganzen Film: Pusher(1996) steuerte gut 100 Minuten auf eine Szene hin. Abgründe. Pusher(2012) hört halt auf. Allein das sind Unterschiede, die ganze Klassen Abstand haben.

        Meiden. Und Refn I - V anschauen, um zu sehen, warum der so toll ist.

        5
        • 6 .5

          Stark gefilmt mit - wie inzwischen fast "üblich" in spanischen Produktionen - überdurchschnittlichen DarstellerInnen (alle loben hier nur Luis Tosar als Protagonisten, aber Marta Etura spielt durchaus auf Augenhöge; echte Ausfälle gibt es daneben keine).

          Allerdings ist das Drehbuch "nicht ganz dicht". Es gibt so viele Lücken, dass es wirklich nervt, wieee doof alle sein müssen, um dem Kerl nicht auf die Schliche zu kommen. Gerade da Schauspiel und Kamera und Rest ziemlich oben auf sind, lassen solche Schwächen den Film doch ziemlich einbrechen.

          Wobei es evtl. auch darauf ankommt, wie sehr man sich hier billig manipulieren lässt. Denn neben der Tatsache, dass Luis Tosar im Film sympathisch wirkt (wohlgemerkt, ich spreche vom Darsteller, nicht vom Dargestellten!), konnte ich trotz des evtl. Versuchs, mich Empathie mit dem Protagonisten empfinden zu lassen, dies nicht wirklich tun. Wer das durch den kompletten Film doch tut, sollte das evtl. auch als Warnzeichen ansehen, seinen moralischen Kompass neu ausrichten zu müssen. Was ich aber eigentlich sagen wollte: Wer sich insoweit manipulieren lässt, sieht evtl. auch über die von mir beanstandeten (und mE objektiv vorhandenen) dicken Drehbuchlöcher mehr hinweg, als wenn man den Film mit einer gewissen Distanz verfolgt.

          3
          • 7

            Alle theoretische Kritik hin oder her - es hat mir auf jeden Fall Spaß gemacht. Ja, vieles geklaut. Ja, die Geschichte ist letztlich extrem schlicht. Und auch meine ernsteste Kritik: Ja, die drei Hauptdarsteller sind so etwas von austauschbar und Mittelmaß, zumindest diesen zentralen Punkt hätte man wahrscheinlich mit einiger Leichtigkeit deutlich besser machen können. Aber der Film ist wie er ist und hat mir trotz all dieser anbringbaren Kritikpunkte Spaß gemacht. Thornton - so sehr Nebenrolle er ist - ist zumindest gut inszeniert, wobei man, würde man kritischer sein wollen, der Einäugige halt König unter den Blinden ist.

            Egal. Positiv kommen neben (zugegeben: schlichtem) Spaß auch noch ein recht nettes Bild mit Farbfiltern, die durchaus passend eingesetzt werden und so auch noch etwas vom Trash-Faktor ablenken.

            Leider ist das Drehbuch halt doch so verflacht und wenig anspruchsvoll, dass mehrmaliges Sehen eher abträglich sein dürfte, daher auch nicht gerade ein Kauftipp.

            • 5 .5

              Ganz klar: Wanna-Be. Die Schwächen des Films stechen zu sehr heraus, allem voran die zwei- bis vierfache Wiederholung jedes Satzes, bei der das ebenfalls von Gallo mitgeschriebene Drehbuch sich auch nicht auf dieses Element als Charakterzeichnung einer Person beschränkt, sondern andere machen sogar mit. Kurzum: Die Macke, die man zunächst meint, in einer (oder am Ende eben mehrerer) dargestellten Person(en) zu sehen, sitzt vermutlich eher beim Drehbuchschreiber. Würde man die Wiederholungen aus den Dialogen streichen, hätte der Film schon mal keine Überlänge, die er aber auch sonst nicht so recht verteidigen kann.

              Der Stoff ist ja grundsätzlich interessant, aber durchgehend so etwas von over-the-top umgesetzt, dass das Interesse dann doch recht schnell wieder schwindet. "Subtil" ist wohl das Gegenteil dieses Films, der seine namensmäßig eher brillianten DarstellerInnen (alleine Ben Gazzara - man vergleiche mal einen LvT, was der aus diesem Mann nur 5 Jahre später in Dogville an Exzellenz herausholt, mit Gallo, der die Eltern-Szene über weiteste Strecken zur verschrobenen Karikatur - ohne Lacher - verkommen lässt) verheizt.

              Was bleibt: Ein Ansatz, eine Idee, die einiges Potential inne hat, eine (mir zu) verschrobene und überzogene Inszenierung und eine Reihe brillianter DarstellerInnen, die keinen Raum bekommen, etwas davon zu zeigen. Große Enttäuschung.

              2
              • "Damals verschwand ein 13-Jähriger aus San Antonio, Texas und tauchte dreieinhalb Stunden später völlig verstört in Spanien wieder auf und enthüllt seine unfassbare Geschichte."

                Wäre er dreieinhalb Stunden später in Spanien aufgetaucht, das würde ich mal "unfassbare Geschichte" nennen ;-) Es waren dreieinhalb Jahre.

                7
                • 7 .5

                  Engagierte Sozialdramen von der Insel - immer wieder kleine Goldstücke. Und warum dieser Film gut und hart und auch ein bisschen soft ist, wurde hier ausreichend beschrieben. Insbesondere möchte ich mich jedem Lob über die HauptdarstellerInnen anschließen. Ob ich mit dem Ende konform gehen kann, sei mal dahingestellt, Knast als Chance, wie man es interpretieren kann, empfinde ich ja nun als eher abartig; aber das ist eine kleine, zwar nicht ganz unbedeutende, am Ende aber schließlich doch nur Nebenfrage.

                  Was viel ärgerlicher ist: Warum wird dieser Film mal wieder ultrabekannt, daneben verschwinden aber ähnliche Werke in der kompletten Versenkung der nicht-Wahrnehmung. Im gleichen Jahr 2011 erschien "Junkhearts", ebenfalls mit Eddie Marsan (dort in der Hauptrolle), ebenfalls bitteres Sozialdrama, sogar tendenziell weniger optimistisch. Tyrannosaur: 18 Kritiker-Bewertungen, 528 Community-Bewertungen. Junkhearts: 0 Kritikerbewertungen, 2 Community-Bewertungen (davon eine von mir).

                  Insofern möchte ich den Platz hier nutzen, Junkhearts zu bewerben, denn wer sich für Sozialdramen interessiert, sollte an dem nicht unbedingt vorbei.

                  1
                  • 9

                    Style over Substance?! Mir doch egal ;-)

                    So oder so - Dick Tracy ist Comic auf hohem Niveau (hinsichtlich der "comicartigen" Umsetzung in einem Film), macht Spaß, ist überzogen, und - nicht zu vergessen - fast 23 Jahre alt!

                    Am 11. Dezember 2012 erscheint eine BD-Version, bisher nur in den USA; ich vermute/hoffe, dass ein europäischer Release folgen wird... (in den USA schon vorbestellbar).

                    3
                    • 4

                      Haneke mal wieder. Ein Name, der mir nicht im Ansatz sagt, wohin die Reise geht. Ich liebe ihn (Caché), ich finde ihn unoriginell anstrengend (Funny Games) oder auch mal peinlich (die schlimmste Kafka-Verfilmung). "Das weiße Band" hat mich thematisch grundsätzlich interessiert, aber immer vor mir her geschoben. Und was soll ich sagen: Totalreinfall.

                      Zunächst einmal: Wo bitte sind denn die tollen darstellerischen Leistungen, die jeder lobt? Wo, bitte? Ich sehe nach, dass es die Dialoge den DarstellerInnen nicht immer einfach machten, aber selbst das eingerechnet - etwa 30 Prozent des Vortrags verbuche ich jenseits der Erträglichkeitsgrenze. Ulrich Tukur etwa, wie eigentlich immer: Hat ein paar Situationen, in denen er wirklich glänzt, aber auch einige, wo man beschämt wegschaut (Treppenhausszene zB). Wobei ich ihn ganz klar in Summe noch eher zu den Highlights zähle.

                      Nun gut, dabei will ich es belassen, auch wenn man jedes vernichtende Urteil mE sehr gründlich alleine an diesem Punkt festmachen könnte. Aber das war's ja nicht allein. Es gibt wirklich enervierende Szenen, in denen z.B. der etwa 5-jährige Junge fragt: "Tod, was ist denn das?" Ach Michael Haneke, ein Junge auf dem Dorf, der richtig reden kann, weiß nicht was "Tod" ist, wo die Fensterbretter immer voller toter Fliegen liegen?

                      Ja, schon klar, die Szene wollte nicht die oberflächliche Frage transportieren. Aber genau daran stoße ich mich: Unsinniges Zeug wird serviert, damit man dahinter schaut und ganz schwere tiefe Dinge sieht. Aber nö, auch die sind da gar nicht zu finden.

                      Dann wird der Film noch schwarzweiß gemacht, und schon kommen die Jünger und preisen: "stilecht in schwarzweiß". Ach herrjee, ich habe ja so gar nichts gegen SW, aber "stilecht" wird es dadurch ja nun nicht gleich, auch 1913 gab es Farbe.

                      Und die Message?! Also wenn die Message die sein soll, die man dem Film nachsagt (von sowas kommt sowas...), ist sie schon reichlich platt. Aber ein Film sollte auch für sich stehen können, ohne den ganz weiten Wurf in die Zukunft, und auch da: Interessiert mich der Film nicht, was aber nicht grundsätzlich an einem Desinteresse meinerseits an der Thematik liegt (s.o., potentiell eher im Gegenteil), sondern an der Art des Servierens, an Bruchstellen (da schreibt sich Haneke die kompliziert-hochtrabende Sprache vom Leib und baut dennoch immer wieder grammatikalische Fehler (ja, auch zu der Zeit) ein, dass man erschauert) verschiedenster Arten, an inszenatorischen Schwächen, an fehlender Nähe zum Thema.

                      Vor allem frage ich mich: Da sind so viele objektive Fehler und Unstimmigkeiten im Film, wie kann so etwas der Preise-Abräumer schlechthin werden? Thema reicht? Naja, mir nicht.

                      4
                      • 7 .5

                        Macht Spaß, war aber gegenüber meiner Erwartung tendenziell eher eine Enttäuschung. "7 Psychos" fühlt sich an wie eine Übung, ein Filmtraining, das man sich anschaut und anschließend sagt: Coole Idee, da kann richtig was draus werden. Dumm nur, dass das der fertige Film ist... Neben den Mängeln an einer klaren Story-Linie - der Film wirkt mitunter verfahren, lustlos (was das Vorantreiben einer Story betrifft) - wirkte auch der Sound so, als ob da noch dran gearbeitet werden sollte - er fehlte mitunter eher als dass er da war. Und schließlich begeht der Film noch einen Kardinal-Fehler: Er startet in den ersten zwei Minuten sehr stark, hält dieses Niveau nicht, und dann rutscht die zweite Hälfte nochmal ab. Achja, und einen ordentlichen Rhythmus habe ich auch vermisst.

                        Genug des Gemeckers. Es hat Spaß gemacht, die Besetzung ist natürlich klasse (wenn auch teilweise arg stereotyp, insb. Harrelson), wobei mich persönlich Christopher Walken und Tom Waits besonders gefreut haben - letzterer hat zwar nur einen Gastauftritt, aber der macht Laune, und Walken... wow... wobei vor allem seine leicht kehlige Stimme im Alter verbunden mit der Ruhe, die er ausstrahlt (und ausstrahlen soll), wirklich der Hammer ist. Schon deshalb: O-Ton!

                        "In Bruges" war eine Klasse drüber, wirkte sehr viel konzentrierter, aber wer so etwas in der Richtung grundsätzlich mag (und wem - recht entsprechend - die Besetzung eh zusagt), macht mit dem Film sicherlich nichts falsch. Erwartungen am besten etwas nach unten schrauben, dann wird's schon...

                        1
                        • 7 .5

                          "Lobos de Arga" macht durchgehend Spaß, soviel vorweg. Darstellerisch darf man sich bei spanischen Produktionen ja zunehmend darauf verlassen, dass da nichts ins Peinliche abgleitet, und der Film (über)erfüllt diese Erwartungshaltung auch ordentlich, wenn man den Film auch nicht wegen herausragenden Spiels anschauen sollte. Aber gerade der ruhige Anfang, der immer wieder mit Augenzwinkern um die Ecke kommt, funktioniert erst durch die soliden darstellerischen Leistungen; später kommen noch ein paar recht schräge Charaktere dazu.

                          Im Hauptteil und vor allem zum Schluss hin wird, wie Guggenheim schon treffend schrieb, "das Rad zwar nicht neu erfunden", aber die hier und dort geklauten Einstellungen oder Ideen sind immer so ordentlich umgesetzt, dass das höchstens am Rande stört. Ein paar Logiklöcher waren kurz davor, mich doch etwas zu nerven, aber ich habe das mit dem Gedanken "Auch Werwölfe sind nicht logisch" einigermaßen erfolgreich versucht zu ignorieren.

                          Der Spaß den ich hatte war eher groß und an einigen Stellen führte das zu echten lauten Lachern, wobei der schwarzhumorige Anteil nicht gering ist. Die Effekte sind für Genre-Liebhaber sicherlich eher "ausbaufähig", aber auf so was gebe ich persönlich eher nichts.

                          Mit etwas mehr Originalität, ein klein wenig mehr Geschichte (die Überlänge von 10 Minuten hätte man kürzen können und sollen) und ohne ein zwei Hänger in der Mitte hätten das 8 Punkte werden können. So immerhin noch ganz selbstbewusste 7.5. Macht Spaß, der Wiedersehensfaktor ist aber eher gering.

                          • 8

                            Während "2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß" von Malte Ludin (bisher von mir noch ungesehen, aber steht an) über seinen Vater eine recht zentrale Figur des Nationasozialismus und die familiäre nicht-Aufarbeitung in den Mittelpunkt rückt, ist "Winterkinder" eher ein Film über "die ordinären Nazis" und die Weigerung in den folgenden Generationen, sich mit der Rolle der Väter und Großväter auseinanderzusetzen.

                            Er drängt seine im Grund dazu auch bereite Mutter, sich mit der Rolle ihres Vaters auseinanderzusetzen - und stößt doch immer wieder auf Hemmnisse, sich mit Schuld in der eigenen Familie zu beschäftigen, die Möglichkeit auch nur anzuerkennen. Auch die Schwestern reagieren unterschiedlich, aber in jedem Fall berührt-empfindlich.

                            Winterkinder zeigt dabei u.a. das Bild des innerfamiliär fürsorglichen Nazis, an dessen Linientreue und entsprechender Menschenverachtung nach außen letztlich kein ernsthafter Zweifel bestehen kann. Dass dabei nicht einer "der großen berühmten Schlächter" ins Visier genommen wird, ist mE gerade die Stärke des Films, dem man sich dadurch viel schwerer entziehen kann.

                            Was hat mein Opa in Jugoslawien erlebt? Ich weiß es nicht, weil er nie darüber sprechen wollte - soviel weiß ich, immerhin, dass dieser innerfamiliär ebenfalls sehr liebe süße Mensch nicht einen Funken von Stolz diesbezüglich in sich trug. Wie hat sich meine Oma seinerzeit gestellt? Ich ahne nur Böses, aufgrund zwischenzeiliger Bemerkungen, aber auch meine Mutter hat sich mit diesen Aspekten kaum auseinandergesetzt, man möchte das ja auch nicht, wenn man befürchtet, Bilder zerstören oder zurecht rücken zu müssen.

                            Und so "schweigt jeder von etwas anderem" - und das wiederum ist meine Double-Feature-Empfehlung zum vorliegenden Film, allerdings lieber auf zwei Abende verteilen. "Jeder schweigt von etwas anderem" hat einen anderen historischen Hintergrund, nämlich Stasi-Opfer-Geschichten, und das Schweigen der Betroffenen und ihrer Kinder über die damaligen Erlebnisse, wobei eine Geschichtsvergessenheit an den Tag tritt, die erschreckend ist.

                            • 8 .5

                              "Jeder schweigt von etwas anderem" ist ein recht grandioser Titel - sowohl als "Spruch" allgemein (immer wieder verwendbar), aber auch als Titel dieser sehr wertvollen Dokumentation, der den (besonderen) Inhalt treffend umreißt. Geht es doch emotional viel mehr um das nicht-Sprechen-Können der Betroffenen als um die dahinter stehenden Geschichten in der DDR - wobei diese selbstverständlich auch einen breiten erzählerischen Raum einnehmen.

                              Die Doku betreibt daher auch keine politische Werbung im Sinne eines plakativen und platten Spruches "Unrechtsstaat", sondern geht viel differenzierter vor. Die Geschichte der Betroffenen, die teils von ihren Kindern getrennt wurden, berührt durchaus, schockierend wird es aber erst, wenn die heutigen Kinder erklären, worüber sie nichts oder nichts mehr hören wollen. Die Geschichtslosigkeit einer Jugend, die mehr als allen Grund hätte, hier als Ausnahme herauszustechen. Das erst hat mich beim zufälligen Sehen ernsthaft erschüttert.

                              Unbedingt empfehlenswert, da die aufgeworfenen Fragen eben nicht die ganz "üblichen" sind und eine wertvolle, wenngleich auch mitunter deprimierende Vermengung der Historie mit dem Jetzt stattfindet.

                              Ich gebe ja gern DoubleFeature-Empfehlungen, wobei meine heutige für zwei Filme an einem Abend eher sinnlos ist, da sollte man sich schon jeweils einen eigenen Tag für geben, aber Titel und Inhalt legen die Empfehlung einfach nahe: "Winterkinder - Die schweigende Generation". Dort geht es um die bisher nicht geschehene Aufarbeitung der Rolle des Großvaters des Filmemachers Jens Schanze. Intim und wertvoll. Und dann machen wir gleich drei draus: Im selben Jahr entstand auch "2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß" - das gleiche Thema vom Sohn von Hanns Ludin (den habe ich selbst noch nicht gesehen).

                              3
                              • 7

                                Deutlich mehr Kaurismäki als Frankreich, aber die Mischung macht den Film natürlich schon aus. Mehr denn je passt die Umschreibung Kaurismäkis als "finnischer Fassbinder", so dass alleine diese Reminiszenzen Spaß machen.

                                Dass er "nur" sieben Punkte von mir bekommt ist diesmal ganz und gar subjektiv - Kaurimäki's Lakonie ist mir hier nicht konsequent genug, es ist schon fast "zu viel" Geschichte, die mich dann zu wenig gegriffen hat. Aber wie gesagt, das ist reine Geschmacksfrage; wie bei kaum einem anderen Film verstehe ich hier potentiell, wenn andere diesen Film "abgrundtief langweilig" oder auch "göttlich" finden würden, beides ist - je nach eigener Vorliebe - sicherlich berechtigt möglich.

                                In jedem Fall: Warmherzig, mit einer guten Moral ("Man kann etwas tun, egal wer man ist oder zu sein glaubt.") und grundsympathisch. FreundInnen des verlangsamten Kinos mit einem Herz für Flüchtlinge und gegen den Status Quo des westlichen Selbstverständnisses sollten in jedem Fall zugreifen.

                                2
                                • Mein Homeland-Urteil fällt etwas differenziert aus: Der reine Unterhaltungswert ist ziemlich hoch, allerdings sind viele Sachen arg zurechtgescripted. Wenn in den Bewertungen ein Qualitäts-Vergleich zu BrBa gezogen wird, ist das sicherlich mehr als gewagt. Aber die filmische Umsetzung ist schon sehr ordentlich, wenn auch Claire Danes die letzten Folgen von Staffel 1 völlig overacted und da nicht mehr richtig raus kommt, eine überzogene Maske unterstreicht das leider noch einmal; der Rest des Casts ist da stabiler, vor allem Mandy Patinkin (Saul) ist schon sehr sehr stark.

                                  Man muss also storytechnisch immer wieder einige Augen zudrücken, will man den Drehbuchautoren nicht böse werden. Positiv ist in jedem Fall die rel. ausgeglichene Darstellung der politischen Seiten, wir haben es keineswegs mit einer "Homeland Security Werbeveranstaltung" zu tun; andererseits sollte man auch keine ernsthafte politische Kritik erwarten. Hauptziel ist gehobene Unterhaltung, die um der Spannung willen Logik, Wahrscheinlichkeiten und menschliches Verhalten mitunter arg zurecht biegt. Das macht Sons of Anarchy zwar auch immer wieder, aber dennoch ist SoA von der Komplexität der Serie schon ne größere Nummer.

                                  Meine Vorhersage von 7.8 finde ich im Moment recht elegant. Ob's bei 7.5 Punkten oder 8 landet, lasse ich die zweite Staffel entscheiden. Die größte Chance für Homeland hätte sicherlich im Format einer Miniserie gelegen, denn mehr gibt der Stoff - ohne eben willkürlich zu werden - eigentlich nicht her. Insofern befürchte ich, dass jede Staffel Verlängerung eher zwangsweise zum Qualitätsverlust führen muss.

                                  • 5
                                    über Argo

                                    Shoot the Cutter! Wenn aber der Schnitt, der durch den gesamten Film wirkt, als hätte ein Praktikant den Job besetzt (das große Geld ging für große Schauspieler drauf, wobei ich allerdings nicht von Ben Affleck spreche...), doch nur das einzige Problem des Films wäre...

                                    Ben Affleck war bisher für mich ein zweischneidiges Schwert: Ein überschätzter Darsteller, der eigentlich keine Rolle zu füllen weiß, aber ein Regisseur, der mit "Gone Baby Gone" einen der seltenen Fälle moralischer Fragen ohne belehrende Antworten auf den Tisch geworfen und dazu seinen mehr als talentierten Bruder als Hauptdarsteller besetzt hat. Vielleicht hat Ben gemerkt, dass Gesichter - oberflächlich gesehen - mehr wahrgenommen werden als Regisseure, und so hat er dann in "The Town" (noch ungesehen) und Argo diesen "Fehler" nicht noch einmal begangen, sondern sich selbst zur Hauptperson erklärt. Und das - jeweils - umgeben von so hochrangigen Namen, dieser berühmten Riege "zweiter Klasse"-Darsteller, die lediglich aus irgendwelchen historischen Umständen "zweite Klasse" blieben, tatsächlich aber wirklich herausragende Charaktere sind, häufig vor allem in hochwertigen Serien ihre eigentliche Klasse zeigen konnten. Daneben wirken Leute wie Affleck - ob man ihn nun für gnadenlos verloren hält oder für "annehmbar" und durchschnittlich (mehr wäre schlicht gelogen) - nun einmal eher peinlich.

                                    Schauen wir uns also an, wen er in Argo so alles verheizt: John Goodman (zu wenig Screentime, verkommt hier zum schwergewichtigen Nebendarsteller), Bryan Cranston (Breaking Bad), Alan Arkin (Glengarry Glen Ross, gerade zum 20jährigen Jubiläum auf BluRay erschienen!), Titus Welliver (Gone Baby Gone; Sons of Anarchy), Clea DuVall (Carnivàle; hier keinerlei Möglichkeit, ihre Fähigkeiten zu zeigen). Die Liste lässt sich je nach persönlichen Vorlieben sicherlich noch ergänzen.

                                    Aber was macht es so schlimm in meinen Augen? Um ehrlich zu sein: Fast alles. Der Film beginnt mit einer zwar oberflächlichen, aber um grobe Neutralität bemühten kurzen historischen Einordnung. Wäre kein Problem, wenn man danach tiefer schürfen würde, aber: Mit "Tiefe" war's das dann auch schon. Weder historisch (durch die folgende Einseitigkeit der Darstellung aus rein amerikanischer "Betroffenheitssicht" ist der Film zutiefst rassistisch) noch persönlich -- ich wäre einer der ersten, die sich für eine wirklich persönliche Geschichte betroffener Menschen - vollkommen egal, auf welcher nationalen Seite diese stehen - begeistern könnte. Aber hier bekommen die "Opfer" (also die Botschaftsangehörigen) keine Persönlichkeit, keine Tiefe, keine Entwicklung. Es gibt große Zeitsprünge, die gerade diese persönliche Seite auslassen. Auch das wäre zu akzeptieren, wenn es nun einmal um etwas anderes gehen würde.

                                    Aber dann - um was? Um einen "Thriller", der unterhalten will? Spannung gab es für mich keine Sekunde, und ich möchte mich vorab entschuldigen, wenn ich jemandem mit den folgenden Worten zu nahe trete, aber wer hier Spannung empfindet (das ist tatsächlich immer wieder zu lesen, hier und andernorts), ist etwas schlicht gestrickt. Ich glaube das auch objektiv begründen zu können: Zum einen ist der Ausgang der Geschichte bekannt. Das allein ist noch kein Killerkriterium, denn für nachhaltig gute Regisseure ist das kein Problem. Affleck aber versucht mit Mitteln der simpel-überspitzten Dramaturgie - parallele Handlungsstränge, die sich im Wettlauf miteinander befinden, und das so oft und so konstruiert, dass es unmittelbare Müdigkeit hervorruft - hier gegenzusteuern. Ich kann nicht sagen: Und scheitert. Denn viele kaufen ihm das ja ab und fühlen sich unterhalten. Aber ich wage zu sagen: Objektiv ist das extrem schlichtes Handwerk, keinerlei Kunst, geradezu eine Absage an das Medium Film als etwas Künstlerisches.

                                    Der Thriller klappt also nicht wirklich. Und da gibt es tatsächlich auch noch etwas anderes: Komik. Aber eine Komödie soll der Film nun wirklich nicht sein, so größenwahnsinnig ist nicht einmal Affleck. Alles andere als "lockere" One-Liner füllen mitunter komplette Szenen, auch hier die fehlende - Dialogtiefe. Vor allem Arkin kann das mit seinem Talent für trockene Komik mitunter etwas auffangen, und vor allem diese "unschuldigen" großen Mimen sind es, die meine Wut über diesen Film ein klein wenig bremsen.

                                    Und irgendwann kommt auch noch ein Nachspann, wo wir lernen, dass der CIA-Held, den uns Affleck verkauft, der so voller persönlicher "Verantwortung" steckt, und dann, achgottchen, eine Ehrung ganz im Geheimen bekommt, weil die Kanadier die Lorbeeren einheimsen, dass dieser Held also später doch noch seine Auszeichnung auch öffentlich tragen durfte. Na, da fiel mit aber ein Stein vom Herzen...

                                    Es ist, mit Verlaub, zum Kotzen: Da macht ein Affleck ein unausgegorenes Werk über eine historisch ganz sicher interessante Geschichte, lässt großartige DarstellerInnen keinen Raum zum Spiel, raubt der Geschichte Herz und Verstand, beschäftigt einen Cutter, der mit faulen Tomaten beworfen gehört - und alles jubelt und preist den Oscar-Kandidaten, der uns die iranische Bevölkerung nach drei Minuten nur noch entweder als ausschließlich waffenvernarrten Mob oder Amerika-freundliche Ausnahme darstellt.

                                    Ein anderer Film des Jahres - Diaz - zeigt uns, dass die Botschaftsangehörigen 1979 froh sein sollten, dass die Botschaft nicht von der italienischen Polizei gestümt wurde, die in Genua 2001 mal ordentlich gezeigt hat, wie freiheitsliebend die westlichen Demokratien sein können... Wobei - noch einmal - ich das persönliche Schicksal nicht kleinreden will, es wurde in "Argo" nur nicht verhandelt. Und wer schaut "Diaz"? Niemand.

                                    Westen, fuck yourself!

                                    (Meine Wertung mit 5 Punkten ist ein vllt. sinnloser Kompromiss. Inhaltlich finde ich den Film, aber vor auch seine Rezeption extrem beschämend. Technisch unausgegoren bis nervtötend. Allein die Riege der Darsteller mit kleinen Momenten, die nicht einmal ein Affleck versauen konnte, lässt mich diese absolut maximale Punktzahl vergeben, die aber im Verhältnis zu Amateurfilmen vielleicht auch noch gerecht ist. Dennoch, um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: sicherlich einer der überbewertesten und (auch daher) ärgerlichsten Filme des Jahres.)

                                    6
                                    • 6 .5

                                      Plätscher Plitscher Feder,
                                      Wasser mag doch jeder,
                                      geh schon mal nach Haus,
                                      ich komm ein bisschen später...

                                      Das kam mir gerade zu "Salmon Fishing in the Yemen" in den Sinn, das lustige Alfred-Jodokus-Kwak-Lied von Hermann van Veen. Aus drei Gründen: "Wasser" (in dem die Lachse sind). Und "Plätscher" (das macht der Film). Und "komm später" (der Soldat kommt später...).

                                      Ein Film, der eine beachtliche Riege eher höherkarätiger DarstellerInnen zu bieten hat, die auch keineswegs schwächeln. Ewan McGregor hat mich persönlich zwar schon immer rel. kalt gelassen, aber das ist subjektiver Eindruck, keine objektive Kritik. Kristin Scott Thomas war zwar immer etwas overacting, aber sollte es auch und hat damit auch noch die meisten Spaßpunkte eingesammelt. Persönlich habe ich mich über das Wiedersehen mit Conleth Hill ("Varys" in "Game of Thrones") gefreut, der aber nur mäßige Präsenz hat und auch auch nicht so viel Raum, wirklich aus sich herauszugehen/-spielen.

                                      Aber was nützt die beste Darstellerei, wenn der Inhalt - plätschert. Alle Erzählstränge sind halbgar, nehmen wir nur den Soldatenfreund, der wieder aus dem Nichts auftaucht (ist gerade sehr "in", in drei Tagen dreimal gesehen: Arrow, Homeland, Selmon...). Der wird so schnell abserviert (ich meine, warum sollte man sich überhaupt mit einem Soldaten einlassen, selbst Schuld, aber jetzt mal grundsätzlich...), dass die dargestellte Oberflächlichkeit nur dann durchgehen kann, wenn man sich auf die schlichteste Art und Weise über das Glück der beiden anderen freut.

                                      Von dieser Qualität ist leider auch der Rest. Die Romanze ist oberflächlich, der Witz knallt nicht, "politisch" ist der Film auch nur für Leute, die nun wirklich gar nicht politisch sind, etc pp.

                                      Kann man sich ansehen, aber gut verzichtbar. Handwerklich sauber, aber inhaltsleer. Zielgruppe: Bürgerliches Milieu, das mal etwas "ganz Verrücktes" wie Lachse im Yemen sehen möchte und sich ansonsten auf keinen Fall weh tun will...

                                      2
                                      • 8 .5
                                        dbeutner 04.11.2012, 14:37 Geändert 27.05.2015, 19:25

                                        Und es hört und hört nicht auf...

                                        Ganz sicher kein Kandidat für den Preis "Der schönste Film des Jahres", wohl aber einer ganz oben auf der Liste für den vielleicht wichtigsten Film des Jahres.

                                        Über elf Jahre ist der G8-Gipfel in Genua her, bei politisch nicht sehr aufmerksamen Menschen ist "Diaz" vermutlich nie ein Begriff gewesen, schon gar nicht nach so langer Zeit. Und doch stellen die Ereignisse einen zentralen Punkt in Sachen Polizeigewalt dar: Die Ereignisse sind nach allen Aufarbeitungen völlig unumstritten, die Manipulation von Beweisen konnte durch glückliche Zufälle nachgewiesen werden (und dennoch wurden nur sehr wenige der Beteiligten auf Staatsseite überhaupt verurteilt). Die anschließende "Behandlung" (Folter) der DemonstrantInnen im Gefängnis wird sogar eher "milder", vor allem eher an Einzelbeispielen als in der tatsächlichen Masse, dargestellt.

                                        Kurzum: Wer, wie wohl über 90% der Deutschen, nicht an systematische Polizeigewalt glaubt, sollte sich vor oder nach dem Film dringend darüber informieren, dass das, was er sieht, der Minimalkonsens über die Wahrheit der damaligen Ereignisse ist. Ansonsten wird man nur sagen: Das kann doch gar nicht sein! Wer allerdings etwas demonstrationserfahren ist und sich auch schon theoretisch mit dem Zustandekommen von exzessiver Polizeigewalt beschäftigt hat, den überraschen die Vorgänge letztlich keinen mm - sie schockieren dennoch, denn auch wenn man weiß, dass und warum das möglich ist, bedeutet das nicht, das man so abgebrüht ist, beim Zuschauen emotionslos zu sein...

                                        Filmisch sind die knapp zwei Stunden Spielzeit in Summe auch ordentlich aufbereitet. Die erste halbe Stunde ist noch etwas zerfahren, es geht darum, Protagonisten einzuführen, Szenerien in Stellung gegeneinander zu bringen, eine Basis zu legen. Dann geht "es" auch schon bald los, die Schnelligkeit zieht an, man wünscht sich, dass es nicht schlimmer wird. Aber es wird schlimmer. Man wünscht sich, dass es aufhört. Aber es hört nicht auf. Das Ende des Sturms ist für viele Betroffene nur eine Pause, es geht im Gefängnis weiter, gerade Ärzte zeigen besonders sadistische Tendenzen - und noch einmal: Das ist keine fiktive Darstellung, das sind belegte Ereignisse aus Akten, alles im Kern inzwischen unumstritten.

                                        Lediglich die Auftritte deutscher DarstellerInnen haben des öfteren einen etwas faden Beigeschmack, handelt es sich doch um C-Chargen, irgendwo zwischen annehmbar und peinlichem Text-Aufsagen - ansonsten ist darstellerisch alles in Ordnung, vielleicht aber auch, da ich die Authentizität des gesprochenen Wortes vor allem von Italienisch nicht einschätzen kann.

                                        Nach zwei Stunden wird man entlassen - und dann muss jedeR schauen, wie man mit dem Gesehenen umgeht. Ich empfehle, den Film eher nicht alleine zu sehen, denn Reden ist sicherlich sinnvoll.

                                        Dem Film wurde teilweise vorgeworfen, dass er die Protagonisten auf beiden Seiten zu schemenhaft skizziere, insbesondere bei den DemonstrantInnen nicht genügend auf Hintergründe eingehe, politische Motivation beleuchte etc pp. Ich halte den Vorwurf für unangebracht, denn letzten Endes geht es um diese Tage der extrem ausufernden Polizeigewalt, da spielt die Motivation des Einzelnen keine große Rolle - nicht in diesem Zusammenhang zumindest.

                                        Persönlich empfinde ich es als besonders frustrierend, dass so ein Film am Ende kaum Wirkung hat, obwohl er Augen öffnen müsste. Der Film lief in Deutschland auf der Berlinale, und das war es wohl auch mit Kino. Er ist in Deutschland eher schwer erhältlich, am günstigsten über amazon.it zu beziehen - wo es etwa gerade einmal 3 Rezensionen gibt.

                                        Anschauen, verdauen, weiterverbreiten! Deutsche Untertitel sollte man ggf. auch noch schaffen (englische sind auf der DVD/BD aber dabei!), um den Kreis der Verbreitung noch zu erhöhen.

                                        [Nachtrag: Inzwischen ist der Film auch in Deutschland erschienen, DVD & BD, inkl. deutscher Untertitel (und einer halbgaren Synchronfassung, die man sich schenken sollte)]

                                        5
                                        • 6 .5

                                          Ist schon einige Tage her, aber was mir in Erinnerung blieb: Ein Film mit einem ansehnlichen Cast, auf die Dauer etwas zermürbendem trockenem Nichts, das gerne Humor wäre, einigen furchtbar vorhersehbaren Teilen, die auch noch eher dämlich inszeniert waren (die Kollegin der Mutter), aber zugleich auch einer gewissen Leichtigkeit, mit der man sich, wenn man seeeehr entspannt ist, durch den Film tragen lassen kann.

                                          Mein "zweiter Duplass" (neben dem definitiv schlechteren "Safety Not Guaranteed"), wobei ich dazu tendiere, die Gebrüder in Zukunft eher links liegen zu lassen; nicht wirklich grottig, aber sie treffen meine persönliche Ader nicht so recht.

                                          1
                                          • 7 .5

                                            Nachdem ich mich beim FantasyFilmFest 2011 mal wieder etwas mehr mit Zombies angefreundet habe, entdeckte ich The Walking Dead zum genau richtigen Moment. Staffel 1 war ein kleiner Knaller, spannend, abwechselungsreich, dramatisch, und: tolle Locations. Dann saß ich aber schnell in Staffel 2, und viele der ultrastarken Momente der ersten Staffel waren verflogen. Dennoch: Irgendwie hielt es mich. Neben einigen eher nervigeren und auch nur sehr bedingt talentiert dargestellten Charaketeren gab es immer zum Ausgleich ein paar gute Mimen. Inhaltlich war es aber klar zu dünn, man merkte der Show an, dass der Geldhahn extrem gedrosselt wurde. Staffel 3 startete da nun wieder etwas anders, mit zwei parallelen Strängen, wobei vor allem der neue Strang mal wieder größere psychische Abgründe und "mehr" als "nur Zombieapokalypse" bot - leider wird dieses Potential immer weiter zerfahren. Da wird einfach nicht ausreichend Geld&Liebe reingesteckt, nicht schlau...

                                            Nach diesem Auf und Ab habe ich akut das Gefühl, mit sieben Punkten kaum etwas falsch machen zu können. Weniger verdient die Serie sicher nicht, aber da müsste eine vierte Staffel schon nochmal eine andere Qualitätsstufe erklimmen, um nach oben rauszuschießen.

                                            1
                                            • 5

                                              Vorhersage: 9 Punkte. Naaaaja, mal wieder ein Desaster der MP-Algorithmus. Aber letztlich trifft den Algorithmus vermutlich nur wenig Schuld, mehr wohl die durchgehende Überbewertung der Serie, wobei ich das recht objektiv meine: Denn vor allem wird häufig gelobt, wie "schlau", "genial" die Story und die Twists seien. Genau hier aber hängt der Haken: Es gibt so viele logische Fehler, dass man, gerade wenn man sich die Serie mit einer Erwartungshaltung in dieser Richtung anschaut (und ein bisschen logisches Grundverständnis und/oder theoretisches Schachspiel im Kopf hat), bitter enttäuscht von der Schludrigkeit des Drehbuchs ist. Ich habe gute zehn Folgen ächzend durchgehalten, da ich dachte, irgendwann wird es vielleicht doch noch schlau - Fehlanzeige.

                                              2
                                              • 6
                                                über Arrow

                                                Die Serie startet gerade recht erfolgreich und ist hierzulande noch sehr unbekannt, also habe ich einen Blick reingewagt. Und bin schon wieder - und mit sehr gutem sicheren Gefühl - draußen. Eine Serie, deren Protagonisten entweder eher unsympathisch oder einfach nur sterbenslangweilig sind, Folgen, die zwar versuchen, mit dem Insel-Thema etwas Mystik und eine längere Grundstory einzuflechten, aber beim Verflechten scheitern, da die Handlung im Hier und Jetzt die klar bestimmende - und klar langweilige ist. Der Held gibt jedem "Bösen" die Chance, von alleine alles wieder gut zu machen, damit der Held dem Bösen aber bei einem Plausch eine Chance einräumen kann, muss er vorher erstmal das Umfeld dezimieren; anschließend geht es um die banale "Umverteilung" von Geldern in "seiner Stadt" (als ob "Gotham City" Vorbild sei, was schon Fremdschämen verursacht). Ach, ich könnte unendlich weiter lästern. Oder es auf die Kurzformel bringen: Bestimmt interessant für Teenager, die mit dieser Serie sich schon gut aufgehoben fühlen ggü sicher vielen existenten noch deutlich schlechteren Serien. Wer aber Serie als Kunstform begreift, als Möglichkeit, große Dinge zu leisten, wendet sich hier sicher schnell wieder kopfschüttelnd ab.

                                                • 7

                                                  Vieles wurde schon drüber geschrieben, der Film hat nun auch wirklich keine Tiefen, die in 70 Kommentaren nicht irgendwo angerissen worden sind. Also nur eine kleine persönliche Zusammenfassung: Der Cast war es vor allem, der mein Interesse geweckt hat, und ich kam auch in mindestens einer Szene darstellerisch wirklich auf meine Kosten - wenn Tom Wilkinson seine Geschichte erzählt, geschieht das auf einer Höhe, die auch ein Anthony Hopkins zumindest nicht deutlich geschlagen hätte. Sehr toll. Der Rest ist eher "aber": Alle Einzelgeschichten bleiben arg an der Oberrfläche, obwohl (gerade etwa die Geschichte um Tom Wilkinson) viele Potential für mehr, für mehr gegen den Strich, für mehr Tiefe etc pp gehabt hätten. Aber es ist halt ein Film für die (älteren) Massen, letztlich für das Publikum, was auch dargestellt wird: Sich selbst als etwas alternativ verstehendes Bildungsbürgertum. Viele Rollen sind dementsprechend klischeehaft gestrickt - unterhalten wird man durchgängig, aber viel mehr wird leider nicht geboten. Sogar Nighys Spiel und Präsenz - den ich ebenfalls sehr gerne mag - leidet etwas unter diesen gesetzten Grenzen.

                                                  Dennoch: Einmal durchaus sehenswert; allerdings keineswegs ein Muss.

                                                  • 7 .5

                                                    Sehr ordentlicher Korea-Thriller, mit schrägen Charakteren und mitunter so etwas wie einer Prise trockenen Humors; allerdings auch mitunter sehr hart und explizit, nichts für weichere Seelen. Leider fallen die letzten 20 Minuten völlig aus dem Raster, vorhersehbar, schlecht geschrieben, so wie Thriller-Massenware inszeniert ist. Schade drum, hat ihn meine 8er-Bewertung gekostet.

                                                    Nach dem Film ist klar: In Korea möchte ich glaube ich lieber Straßenfeger als Mafiosi sein, das wäre selbst mir ne Nummer zu hart ;-)

                                                    2