dbeutner - Kommentare

Alle Kommentare von dbeutner

  • 7

    Es ist mir geradezu peinlich, aber ich habe den Film schon als unterhaltsam, teilweise lustig bzw. originell empfunden. Wobei ich zu meiner Entschuldigung hinzufügen kann und will, dass der platte Teen-Humor zumindest teilweise subtil persifliert / überzogen ist. Allerdings ist auch das gleich wieder zu relativieren: Selbst die deutlich selbstironischen Kalauer können auch als eben doch recht platte Kalauer wahrgenommen werden, und mit zunehmender Laufzeit bleiben viele Pointen am Ende doch eben auf anstrengend peinlichem Niveau.

    Aber wie gesagt, das geht durchaus gemischt einher, und wenn etwa zu Beginn bei der Fahrradszene mal die Filmmusik ausgesetzt wird, ist das schon auch mit Filmwitz verbunden.

    Für ausnahmslos intellektuell Anspruchsvolle zu meiden, wer noch einen Funken Pubertät auf der einen und eine gewissen ironischen Abstand zur selben auf der anderen Seite in sich hat, kann sich zumindest diese lockere Kost zwischendurch genehmigen, ohne dass es sauer aufstoßen muss.

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    • Und für die, die MBD noch nicht gesehen haben: Den Film gibt es bei Amazon.FR als BluRay, deutsche Untertitel gibt es auf OpenSubtitles. Habe mir daraus meine eigene BD gezaubert. Wenn's die Industrie nicht hinbekommt...

      • 7 .5

        Meine umfangreicheren Anmerkungen habe ich bei Teil 1 von 2009 hinterlassen. Abweichend hiervon fand ich die Erzählart (zuviel Rumgekloppe) und wieder einmal die Hintergrundstory (over the top) eher schwächer, die technisch-optische Finesse des ersten Teils fehlte mir, aber Spaß/Unterhaltung hat's am Ende schon gebracht, aber nur noch auf Durchnittsniveau. In Summe also wahrnehmbar schwächer als der erste Teil, aber auch kein Totalreinfall.

        Und: Auch wenn ich die Serie "Sherlock" gleich gewertet habe - eigentlich hat sie zumindest gegenüber dem Ritchie-Holmes von 2011 irgendwie mehr Witz, selbst wenn mir die Serien-Holmes-Darstellung mitunter zu überzogen ist.

        Egal. Am Ende alles mindestens gute Unterhaltung, und mehr will's ja auch gar nicht sein.

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        • 8

          Immer wieder Sherlock Holmes... Diesmal von Guy Ritchie, dem ich zwar eine gewisse Einseitigkeit vorwerfe, aber na klar: Ich mag diese eine Seite schon recht gern. Und im ersten seiner "Holmes" steckt auch durchaus ein bisschen Innovation, gerade was die Action-Szenen angeht, denn hier wird keineswegs nur mit SlowMotion gearbeitet, Kamerafahrten und Perspektiven (London Bridge zB) sind schon mit Liebe gestaltet.

          Vor allem daher konnte mich der Film einfach grundsolide unterhalten, eine gewisse Humorlastigkeit gibt es auch noch - und ich bin bedient. Die Story - nicht anders bei Teil 2 - ist mir tendenziell zu überfrachtet, nicht ausreichend pointiert, aber das ist nun mal ein häufiger Fehler, dass die Drehbuchautoren meinen, unter drohendem Weltuntergang auf die eine oder andere Art geht mal gar nichts. Leider ein Zeichen mangelnden Intellekts, denn die "Größe einer Verschwörung" muss man mitnichten an den universellen kriminellen Zielen der Gegner messen; eine Nummer kleiner hätte nicht eine Nummer weniger schlau bedeuten müssen.

          Sei's drum. Dieser Film will nicht nachdenklich machen, er will keinen Intelligenztest darstellen, er will unterhalten. Und das hat er - mich. Aufgrund der Kombination einer hochwertigen DarstellerInnenriege und der technischen Spielereien, die mir sehr gut gefielen, bin ich mit dieser Art des Popcornkinos hochzufrieden. Keine höhere Kunst, aber Spaß.

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          • 6

            Hm hm. Also ich fand die Inszenierung mit Ryan Reynolds wie meistens etwas bubihaft daherkommend (Reynolds hat diesen einen merkwürdigen "Hach-was-bin-ich-überrascht-aber-achte-noch-drauf-dass-ich-dabei-smart-ausschaue"-Blick, nicht nur in diesem Film), der Rest des Cast war ähnlich, tendenziell besser, Hope Davis noch am stärksten.

            Die Stories der drei Episoden waren, soweit sie rein narrativ waren, doch eher oberseicht; daher kann der Film, selbst wenn unter der Oberfläche sehr viel mehr schlummern würde, mich nicht ernsthaft begeistern. Wenn ich einen guten Film sehen will, dann will ich den nicht erst im Anschluss gut finden...

            Und dann kommen wir zu dem, was unter der Oberfläche steckt. Ich gebe zu, irritiert hat mich das schon, und so habe ich ein wenig gegrübelt und geschaut, und finde diesen Beitrag noch am Ergiebigsten: http://voices.yahoo.com/an-analysis-film-nines-526632.html?cat=38 -- Was der Beitrag vollkommen außen vor lässt, was aber ganz sicher noch ganz ganz wichtig ist, ist der Bezug zum Erschaffen von Welten durch KünstlerInnen, also SchriftstellerInnen etc pp. Deren Involviert-Sein und "sich-rausziehen-Müssen" ist das eigentliche Motiv für den Film, der dieses Motiv etwas aufs "Transzendentale" abstrahiert. Was (mir) aber keinen Spaß mehr gemacht hat.

            "Gewollt und nicht gekonnt" ist sicher kein Vorwurf, der völlig danebenlangt. Deutlich mehr Kaufman als Lynch, aber selbst Kaufman ist dabei einfach, schlicht: viel intelligenter. Wenn auch "Synecdoche, New York" mich in seiner Erzählart eher angeödet hat, so war da das Vexierspiel mit den unterschiedlichen Ebenen zumindest schön schlau angelegt; in kleinen Teilen ist davon etwas in der zweiten Epsiode zu spüren, wenn in der Reality-Serie die Produktion einer TV-Serie gefilmt wird, um am Ende das Kamerateam fehlt - aber die Kamera ja doch noch da ist. Gerade an dieser Stelle aber merkt man - daraus wurde nichts gemacht. Da steckt am Ende nichts dahinter.

            Bei aller Kritik: Der Film hat mich zwar unter keinem Gesichtspunkt ansatzweise begeistert, aber doch ausreichend beschäftigt, um ihn nicht anschließend in die zwischen-0-und-4-Punkte-Kategorie zu stupsen. Nicht wirklich tief, ein Wanna-Be, aber ich bin jetzt nicht ganz so böse wie andere hier.

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            • 6 .5

              Für Kult-Trash leidet der Film an zwei durchgehenden Mängeln: Erstens ist das darstellerische Niveau (darf man davon überhaupt sprechen) unnötig unterirdisch (Trash ist nicht nur "schlecht" und/oder "ungekonnt", sondern, wenn es Kult werden will, "billig-witzig", aber fürs Schauspielern gilt hier nur "billig&schlecht"), zweitens sind die Gags, die eigentlich an einigen Stellen zumindest viel Potential haben, furchtbar inszeniert, da wird vieles verschenkt (die UN-Runde zB, da gibt es einen ganzen Haufen grundsätzlich witziger Einfälle, wie zB die "wer-war's?"-Frage und das Bekenntnis Nord-Koreas; oder das unbewaffnete finnische Raumschiff).

              Die Story an sich hätte, wäre etwas mehr Finesse in die Umsetzung gesteckt worden, durchaus Potential. Technisch ist der Film zB viel größer. Vielleicht sollte man an solch gewagte Werke aber auch Regisseure setzen, die schon etwas "wirkliche Großes" vollbracht haben - die Tatsache, dass Timo Vuorensola bisher gerade mal ein bisschen SciFi-Parodie auf Spielplatzniveau gemacht hat, lässt befürchten, dass die schlimmen darstellerischen "Leistungen" nicht einmal in der Absicht entstanden, dadurch den Trash zu unterstreichen (was eh nicht funktioniert, s.o.), sondern - der kann das nicht anders.

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              • Nur um mal klar zu machen, wie oft sich die Gelegenheit ergibt, diesen Film im Fernsehen zu sehen: Die letzte Ausstrahlung von WaD fand 2002 statt...

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                • 7 .5

                  Contraband nimmt "Reykjavik-Rotterdam" und bemüht sich redlich, dessen erzählerische Lücken und Schwächen auszugleichen; insbesondere wird die Nebengeschichte um Kate nicht so unangenehm klischeehaft überfrachtet wie im Original, wobei am Ende dadurch neue erzählerische Schwächen entstehen, weil man dann doch Szenen des Originals übernimmt, die dem neuen Stoff eigentlich nicht entsprechen. In Summe aber, ganz klar: Drehbuchautor Aaron Guzikowski hat im Original die gleichen Schwächen entdeckt, die mir auch aufgefallen sind, ein runderes Ende dazugepackt und kleinere Teile so abgewandelt, dass es etwas actionlastiger und spannender wurde. Damit ist die Erzählung insgesamt besser, der Film aber dennoch nicht.

                  Das liegt vor allem am fehlenden nordischen Flair und Herz, was dabei etwas auf der Strecke blieb. Sicherlich ist der Cast in vielen Rollen eher klassisch-skurril-stark (Giovanni Ribisi, William Lucking (Piney in SoA, hier allerdings nur kleine Nebenrolle), David O'Hara), gerade aber Mark Wahlberg zieht die Sache eher runter. Obwohl ich ihn persönlich grundunsympathisch finde, spielt er immerhin für seine Verhältnisse überdurchschnittlich, aber dennoch ohne Abwechselung; halt das bekannte stoische Wahlberg-Gesicht (der kurze Aufrtritt seines Bruders ist nicht zu übersehen: "Ha, noch so ein stoisches Gesicht; das muss die gleiche Familie sein!"). Es gibt nur eine Szene, wo fehlendes Talent richtig doll durchsticht und man "Klappe! Nochmal!" rufen möchte, aber "ordentlich" ist halt nicht "klasse".

                  Ich habe keine Ahnung, wie mir der Film ohne das Wissen um das Vorbild gefallen hätte, vermutlich eher schlechter. Beide Versionen haben ihre Stärken und Schwächen, Contraband ist dabei der mit etwas mehr Action gesalzene Gangster-Krimi.

                  Würde man die Stärken beider Filme mischen und ihre Schwächen rauslassen - könnte das ohne weiteres einen sehr soliden 8-Punkte-Streifen bringen. Spaß hat's beides gemacht, einige Sachen haben gestört, aber nicht zu sehr. Kein Filmkunst, aber für mich war's ein durchaus guter Zeitvertreib.

                  • 7 .5

                    Die Vorlage zu Contraband. Ich kann nur empfehlen, diesen Film zuerst zu sehen, versteht man so doch sehr viel mehr, warum es zum Remake kam, von allen Grundsatzdiskussionen zu diesem Thema einmal abgesehen.

                    "Reykjavik - Rotterdam" (unbedingt im O-Ton sichten!) hat vor allem Herz, nordisches Herz; Flair. Die Darsteller schaukeln ihre Sache auch durchgehend gut, Regie und Drehbuch haben aber erzählerische Lücken, die offensichtlich nicht nur mir aufgefallen sind (und die im Remake weitgehend ausgebügelt wurden).

                    Am Meisten stört noch die "Ex-Frau-Geschichte", weil sie sehr stereotyp daher kommt und aus einem atmosphärischen Island-Film einen Suspense-Thriller werden lassen will und sich dabei verhebt. Auch hier geht das Remake eigene, etwas weniger stereotype Wege.

                    Beide Inszenierungen sind keine Action-Filme, schon gar keine Kracher, sondern eher klassische Gangster-Krimis. Das Original, aufgrund der isländischen Charaktere und der Sprache verfügt über einen Schuss mehr Seele, das Remake über einen Schuss mehr Stimmigkeit. Für einen wirklich guten Film müsste man die Stärken beider Filme mischen und die jeweiligen Schwächen rauslassen.

                    • 4
                      dbeutner 03.06.2012, 15:58 Geändert 19.08.2016, 22:52

                      Ich hätte mich besser informieren sollen: Pamela Katz schrieb das Drehbuch, das vermutlich an erster Stelle zu zerreissen ist, wobei ich Regie und DarstellerInnen keineswegs schonen möchte. Aber zunächst ist es ein Drehbuch, was Dialoge und Einzelhandlungen diese berühmten zwei Zentimeter neben der Spur sein lässt, die man Realismus nennt. Und Pamela Katz schrieb auch schon das Drehbuch zu "Rosenstraße", ein Film, den ich M.v.Trotta heute noch sehr sehr übel nehme, aber natürlich ist die Geschichtsfälschung, die der Film betrieb (siehe Kritik dort), zunächst auf die Autorin zurückzuführen. Aber immerhin: Ich weiß jetzt, dass "Hannah Arendt", der dieses Jahr in die Kinos kommen wird, auch von Katz ist, und wenn v.Trotta auch dort wieder Regie führt, weiß ich, dass das nicht viel zu bedeuten hat. Ich werde den Film schauen, weil mir das Thema zu wichtig ist, aber ich ahne, dass ich kurz vorm Tobsuchtsanfall stehen werde, nach der Sichtung. Ich ordere schon mal Baldrian.

                      Nun denn, also "Die verlorene Zeit". Drehbuch hatten wir. Regie: Nimmt die Drehbuchfehler nicht wahr und bügelt keine einzige Unmöglichkeit aus. Der Schnitt ist mitunter "hach-wie-innovativ", wiederholt Szenen in einer Art und Weise, dass man gegen den DVD-Player treten möchte, weil der scheinbar einen Sprung produziert. Wenn man sein Metier nicht beherrscht, sollte man sich dreimal hüten, "Innovation" einzubringen, dann kommt die ganze handwerkliche Unfähigkeit nämlich erst so richtig raus.

                      Drehbuch und Darstellung schaffen es dann auch noch, die englischen Dialoge nicht nur von DarstellerInnen aufsagen zu lassen, dass es einfach übelst deutsch klingt (egal wie deutsch die Vergangenheit der Dargestellten ist, immerhin reden wir von 30 Jahren USA, und hören akustisch, im Dialekt, nicht einen Tag davon); nein, genau so schlimm oder noch schlimmer ist es, dass man hört, dass der Dialog von einer Deutschen geschrieben wurde. Grundkurs Oberstufe, das ist das Dialognivau. Peinlich.

                      Das Casting bekommt auch noch was auf die Ohren: Die junge und die alte Hannah können so sehr die gleiche Person sein, wie aus einer Erdbeere durch vorüberziehende Zeit eine Stachelbeere werden kann.

                      Wenn auch die DarstellerInnen, insbesondere der 1976-Cast, eher heftig grenzwertig ist, so würde ich hier doch schnelles Abdrehen und schlechte Regie noch etwas mehr in die Verantwortung nehmen als die DarstellerInnen selbst, wenn diese sicherlich auch überzeugend gezeigt haben, dass sie es selbständig nicht bringen, sondern ein anderes Regiekaliber benötigen würden, um nicht ganz so neben der Spur zu spielen.

                      Bestes Beispiel: Florian Lukas. Nun ist der Kerl, so witzig er sein mag, bekanntermaßen kein A-Star. Aber, unter einer führenden Regie, rollen sich auch nicht die Fußnägel hoch, wenn man ihn sieht ("Liegen Lernen", "Keine Lieder über Liebe"). Sein Auftritt hier allerdings lässt die Fußnägel - hops - direkt rausspringen. Schultheaterniveau.

                      Achja, und inhaltlich: Trübe. Die Darstellung im Krieg hat natürlich etwas dramatisches, aber nicht so sehr durch den Film, sondern durch die Zeit, die es nun einmal gab. Ob Sex im KZ an Nr. 1 der Bedürfnisse stand, sei mal dahingestellt; die Szene ist zumindest in ihrer Art peinlich. Aber sei's drum - vor allem die Darstellung 1976 kommt völlig plötzlich daher, man sieht keinerlei "dazwischen", sieht nicht das Leiden über den geglaubten Verlust, sondern (nur) das plötzliche Hereinbrechen der Geschichte, und dann ist's auch vorbei: Nach einer selten dämlichen Reaktion ihres Mannes reist Hannah nach Polen und trifft Tomasz wieder - nur davon sehen wir zwei Sekunden, und dann ist der Film aus. Eigentlich erzählt der Film alles das nicht, was unter der Oberflächlichkeit geschieht.

                      Aus der Reihe: "Und wenn Ihr wissen wollt, wiiieee schlecht es um den deutschen Film bestellt ist...". Dringend meiden um Lebenszeit zu sparen.

                      • 6 .5

                        Erst vor kurzem "Snabba Cash" gesehen - und was soll ich sagen, "Daniel Espinosa, bleib in Skandinavien", oder so. "Safe House" bietet einen teuren Cast, wobei ich persönlich Denzel Washington eher unterdurchschnittlich und Ryan Reynolds eher überdurchschnittlich fand (für ihre jeweiligen Verhältnisse), aber sonst nicht sooo viel.

                        Am Ende - ein Actionfilm ohne echte Substanz, etwas zu viele Logiklöcher (weil der Film sich zu ernst nimmt, kann man das auch nicht zu sehr übersehen) und dem vorhersehbarsten Standard-Twist seit der Erfindung des Thrillers (schon das könnte als Spoiler durchgehen - sorry, aber das ist SOOOO vorhersehbar, dass man es mit dem Auftritt des "Twist-Darstellers" (und das ist früh!!!!) sofort ahnt und zu keiner Sekunde überrascht wird.

                        Wem das alles egal ist, der wird sicherlich gut unterhalten. Aber auf diesem Niveau kann man eigentlich immer unterhalten werden, sprich: Es gibt keinen wichtigen Grund, diesen Film zu sehen.

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                        • 7

                          Benoît Poelvoorde, Belgien, Schwarzweiß, schwarze Komödie - den etwas älteren Semestern fällt da geradezu zwangsweise "Mann beißt Hund" (1992) ein. Offensichtlich zu wenigen, denn noch niemand hier hat den Film kommentiert (außer den "Profis"), und die Kinos klagen über leere Säle - auch gestern war ich einer von 5 (in Frankfurt a.M.), und auch die BesucherInnenzahlen in Mainz sollen in dieser Höhe gelegen haben. So lässt sich schlecht Kino machen, klar. Aber auch klar, dass der Film offenbar zu schwach beworben wurde, denn eigentlich sollte bei den o.a. Zutaten einige Menschen "Wow!" sagen und in die Säle strömen...

                          Ich sagte also "Wow!" Und "Wow! Wow!", denn "Mann beißt Hund" halt ich nach wie vor für eine der größten und bösesten Innovationen der 90er. Und bekam weniger als erhofft: Tolle Einzelzutaten, die leider nicht im Ansatz ordentlich zusammengemischt worden waren.

                          "Kill Me Please" beginnt als eher harmlose Komödie, die durchaus wichtige Fragen im Zusammenhang mit Sterbehilfe etwas überspitzt auf den Punkt bringt: Anhand welcher Kriterien soll entschieden werden, wem die "Gnade des würdevollen Todes" zusteht - und wem nicht?! Da ich mich mit diesem Gedanken schon länger herumschleppe und mich dabei meist ziemlich einsam fühle, fand ich das natürlich zunächst toll. Und der Film schafft es sogar, diese Frage aus mehreren Perspektiven zu beleuchten. Wie "endgültig" krank "muss" man sein, um in die Klinik aufgenommen zu werden? Und bedeutet "endgültig schwerst krank" zugleich, dass diese PatientInnen auf jeden Fall nur eines wollen: sterben!?! Beides wird (richtigerweise) in Frage gestellt, ohne dabei Sterbehilfe grundsätzlich in Frage zu stellen oder pauschal erweitern zu wollen. Auch die (möglichen) Interessen dritter Seite werden (allerdings hier etwas plump) erwähnt.

                          Durch die rel. hohe Anzahl an Figuren, primär PatientInnen, verfängt der Film schon rel. früh nicht richtig. Es ist zunächst mehr eine episodenhafte Erzählung, die aber weder mit wirklich großem Witz noch inhaltlicher Tiefe punktet. Nach der guten Hälfte wird's dann plötzlich böse, nun aber interessieren Drehbuch und Regie nicht mehr die Motivation der handelnden Personen, sondern nur noch das Abstruse um des Abstrusen Willen (warum sollten die Gegner einer solchen Institution, wie verrückt sie auch sein mögen, gleich die PatientInnen mit erledigen wollen? Etc pp, das meiste Handeln ist einfach sinnentleert.).

                          Und da gibt es dann auch wieder Szenen, die gefallen. Alleine die Akustik der ersten Schüsse, zusammen mit dem ruhigen schönen Wald: Super inszeniert. Aber es bleibt dabei: Es werden Szenen inszenziert, kein runder Film. Wer keinen bösen schwarzen Humor sein eigen nennt, wird nur kopfschüttelnd da sitzen und sich fragen: Was soll das? Und diese Frage hat ihre Berechtigung.

                          Wer diesen Humor allerdings hat, kann evtl. wie ich über die ohne Frage massiv vorhandenen erzählerischen Schwächen (um es zurückhaltend zu formulieren) etwas hinwegsehen und sich an den bösen Einzelszenen erfreuen. Oder am Ensemble, das im Wesentlichen durchaus hochkarätig spielt. Oder woran auch immer.

                          In Summe: Ein Film aus meiner Rubrik "Ach wie jammerschade, jammerjammerschade", weil ich mir /viel/ mehr erhofft habe. Aufgrund der tollen Einzelzutaten dennoch irgendwie sehenswert, auch wenn das Gesamtfilmwerk wirklich dürftig ist und ich absolut verstehen kann, warum der ein oder andere "Profirezensent" hier eher einen Verriss abliefert.

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                          • 8

                            "Balada triste de trompeta" ist eine groteske Parabel auf den Kampf um die Ideale; ob man dem Film oder dem Publikum vorwerfen muss, dass die meisten RezensentInnen die hinter der Liebesgeschichte steckende Analogie nicht sehen, sei dahingestellt. Vielleicht trägt das unmittelbar Visuelle, das grotesk Überzogene und der körperlich spürbare Schmerz dazu bei, dass der Blick hinter diese grellen Kulissen nicht naheliegend scheint.

                            Die Grundaussage ist dabei am Ende sehr schlicht: Egal von welcher Seite man mit welchem scheinbaren Recht auch immer meint, für seine Ideale "über Leichen zu gehen" - am Ende sind diese Ideale absolut verloren. Die Umsetzung aber hat es in sich.

                            Dabei spart de la Iglesia nicht mit symbolhaften Bildern. Man könnte meinen, hier sei der spanische Halbbruder Terry Gilliams züggellos ans Werk gegangen.

                            Sehr stark inszeniert, und weder darstellerisch noch visuell ist wirklich etwas auszusetzen. Die weitgehende Abwesenheit von Humor auf der einen (es gibt ein paar "Gags", aber die Story an sich ist humorfrei), die dem zugrundliegenden Ernst nicht unbedingt immer dienliche groteske Überzeichnung auf der anderen Seite lassen diesen Film aber etwas klumpig im Magen zurück, nichts, was man die ganze Zeit mir großer Begeisterung Minute für Minute weiter verschlingt. Gerade einmal drei Kommentare mit über 8.5 Punkten bisher sind wohl ein Ergebnis dessen. Denn originell und massiv kommt der Film durchaus daher und sollte von daher Randgruppenkultpotential haben.

                            Meine acht Punkte sind "gerade so" vergeben, aber ich bin mir recht sicher, dass sich das bei einer Zweitsichtung eher bestätigt (statt in Frage gestellt zu werden). Ich vermute einfach mal, dass es noch einiges hinter der grellen Fassade zu entdecken gibt, was auch mir beim ersten Mal entging. In jedem Fall (außer für ganz zarte Gemüter): Anschauen!

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                            • 5

                              Mag ja sein, dass der Film mehr sein wollte, Parabel, Existentialismus, was-weiß-ich. Aber davon ist der Film weiter entfernt als seine Protagonisten von der Zivilisation. Daher kann der Film auch auf dieser evtl. anvisierten "tieferen Ebene" in etwa 0/10 Punkten einfahren. Es bleibt also die Oberfläche, und die ist leider nicht viel besser.

                              "Geht 'n Mann um die Ecke zum Pinkeln, kommt 'n Wolf." Wäre zumindest ein etwas lustigerer Titel gewesen. Und hätte deutlich gemacht, dass die einzelnen Angriffe an Langeweile kaum zu überbieten sind, weil durchgehend nach Schema F "... dann waren's nur noch vier..." verfahren wird. Einen Punkt gibt es dafür, dass der Film den "Ketch-Up!"-Witz aus Pulp Fiction verfilmt hat, als einer aus der Gruppe auf offenem Feld etwas zurück bleibt... ;-)

                              Die Inszenierung der Wölfe - zum Fremdschämen. Und da meine ich nicht einmal die optische Darstellung der Tiere an sich. Sondern zB das sehr plötzlich eintretende Geheule, wo man vor seinem geistigen Augen den Tontechniker sieht, der das Potentiometer hochdreht, und nach Abgang der Wölfe plötzlich wieder runter. Klingt ein bisschen so, wie die Geschichte der "??? auf der Geisterinsel", wo es gar keine Geister gab, sondern nur jemanden, der anderen mit einem Tonband Angst machen wollte.

                              Optisch sieht das nicht besser aus. "Sie laufen in Formation!" hätte Billy aus Easy Rider gesagt, wenn er in Alaska gekifft hätte. Die leuchtenden Augen ein- und ausgeschaltet wie der Ton, und dann gibt es wirklich eine Szene, bei denen das ganze mehr nach Wolfsballett aussieht als nach rauher Wildnis.

                              Wer (nur) gebissen wird, beißt halt mal die Zähne zusammen... Aber na gut, dass der Film keinerlei Realismusanspruch hat, ist ja eh klar, dafür ist ja schon die Ausgangssituation - Wölfe machen die Menschen kalt - zu abwegig. Aber bloß weil ein Film sagt: "Ich mache mal einen auf Parabel, bitte nimm mich nicht zu wörtlich", heißt das nicht, dass er sich alles erlauben darf. Das tut er aber. Physik zB? Pappalapapp.

                              Neben dem mehr oder meistens eher weniger spannenden Wolfsdrama werden auch noch echte dramatische Szenen eingebunden, wie etwa das Verabschieden eines gerade Sterbenden, Erinnerungen an die eigene Frau, etc. pp. Diese Szenen sind ziemlich durchgend durch eine Sauce "Überdrama" mit einer Prise Kitsch gezogen worden und ebenfalls alles, nur nicht subtil.

                              "Henrick, run!" Ja, irgendwie ein bisschen zum Weglaufen. Henrick allerdings könnte nichts Dümmeres empfohlen werden, als sich im Sprinten mit Wölfen zu messen (habe ich schon erwähnt, dass sich der Film meint, jeden Schwachsinn erlauben zu können?).

                              Naja. 5 Punkte sind das augenzudrückende Maximum, weil ich Liam Neeson eigentlich so gerne mag (der aber auch hier viel zu einseitig inszeniert wurde), die Schnitte (vor allem in den Frau-Erinnerungs-Szenen) mitunter gut waren, es ab und an leidlich Spannung gab und Bild und Ton nicht völlig grottig waren.

                              Vermutlich der Film des Jahres in der Kategorie "Wo Anspruch und Wirklichkeit am Meisten auseinanderliegen". Meiden.

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                              • Wilfred ist vor allem: Sehr originell. "Albern und dämlich" liegt ziemlich daneben - richtig ist, was ja auch beschrieben wurde, dass der Witz mitunter scheinbar (!) platt ist, tatsächlich behandeln die einzelnen Folgen aber menschliche Gefühle auf eine grundsätzlich eher tiefgehende Weise. Die Ernsthaftigkeit ist hier mehr zwischen den Zeilen zu finden, aber keineswegs lange zu suchen, wenn man etwas intellektuelle Bereitschaft mit bringt, auch über den platten äußeren Witz hinaus sich auf den Inhalt einzustellen.

                                Und am 28. Juni geht es weiter mit Staffel 2... :-)

                                • 8

                                  "Intermission" ist ein kleiner Film mit rel. großen Schauspielern - Colin Farrell, Colm Meaney & Cillian Murphy sind ja schon ein paar Namen (Farell & Murphy beide noch mehr oder minder am Anfang ihrer größeren Karriere). Und: es macht einfach Spaß!

                                  Ein Potpourri kleiner Geschichten in einer kleinen Stadt, bei der eben alle irgendwie mit allen zusammenhängen; man kann es als Episodenfilm bezeichnen, letztlich wechseln aber die Orte und Personen in so hohem Tempo, dass schon die Vermischung des Ganzen mehr im Mittelpunkt steht als die Einzelgeschichten selbst.

                                  Man könnte kritisieren, dass der Film - aber s.o., er will es auch gar nicht - keinen großen Bogen schlägt, keine große Geschichte vermittelt -- aber genau das ist ja der Reiz hier, die kleinen Gangster, die kleinen großen Lieben, die kleinen Fehlschritte, die kleinen dämlichen Bosse etc pp zu beleuchten.

                                  Auch wenn die Eröffnungsszene sicherlich mit das Beste am Film ist - wer diese lustig findet, wird auch mit dem restlichen Film sein Vergnügen haben. Kein Kunstkino, nichts "Großes", aber verdammt kurzweilig. Irisch, schwarz, trocken - daher auf jeden Fall im O-Ton, alles andere nimmt diesem Film die Grundlage seines Charmes.

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                                  • Ich denke, auf MP sollte man sich möglichst fachlich austauschen - zu Filmen (und schon da wird es mitunter abwegig). Die Meute nach gefühltem Strafmaß zu befragen - das geht nach hinten los. Siehe die ersten beiden Kommentare, die mal so richtig mit Feingefühl und Argumenten an die Sache rangehen ;-)

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                                    • 6

                                      Es funktioniert einfach nicht. Ralph Fiennes, den ich sehr sehr gerne mag, hat es sich viel zu einfach gemacht. Shakespeare zu adaptieren geht nun mal auf durchaus vielfältige Art und Weise. Werkgetreu, nah adaptiert in eine andere Zeit / einen anderen Ort, frei adaptiert, so dass nur noch die Motive übrig bleiben - alles möglich, alles möglicherweise großartig. Fiennes Ansatz, den Original-Text in eine andere Zeit mit entsprechenden Bildern zu legen, scheitert hingegen. Und ich war wirklich so voller Euphorie für diesen Film...

                                      Shakespeare übt ja nicht nur eine große Faszination aus, weil die Sprache so schön und die historischen Dinge so fesselnd sind - es ist vor allem die Zeitlosigkeit der Tragödien und Dramen, die Herrschaftskonflikte, die einen universellen Charakter haben. Von daher ist es ja nur naheliegend, die Zeitungebundenheit der Stücke und die Aktualität der Konflikte dadurch zu betonen und herauszuarbeiten, dass man die Geschichte ins Jetzt "parallelisiert", auf die eine oder andere Art und Weise. Julia Taymor etwa hat sich in "Titus" die Freiheit genommen, die Geschichte im Jetzt beginnen zu lassen und (rel. schnell) durch verschiedene Epochen in seine Ursprungszeit zurückzuführen; denkt man nach "Coriolanus" darüber nach, hat Taymor vielleicht einfach gesehen, das die 1:1 Umsetzung im Jetzt eben immer wieder übel hakt. Nicht nur das Visuelle und die außergewöhnlich guten darstellerischen Leistungen in Titus machen den Film so besonders, sondern auch insbesondere diese sehr sehr schlaue Art, die Zeitlosigkeit des Stoffes zu betonen.

                                      Ich gebe mal nur ein Beispiel: Im Jahr 2000++ zeichnen sich "Kriegsherrn" / Generäle nicht mehr durch die Anzahl der Narben auf dem Körper aus. Hier widersprechen einfach "gezeigte" und "erzählte" Zeit. Und hiervon gibt es viele Einzelbeispiele, es ist aber dadurch auch das Gesamtwerk, was höchst unrund und unstimmig wird.

                                      Auch darstellerisch hakt die Sprache immer wieder, und das Ensemble ist ebenfalls äußerst "unrund". Vanessa Redgrave etwa. Klar, irgendwie groß, aber im Context sehr unpassend, weil sie eher die "rückwärts" gewandte Seite vertreten hat, also ein bisschen so wirkte, als sei sie aus "Coriolanus"-Zeit ins Jetzt katapultiert worden und würd's nicht merken.

                                      Dabei hätte der Stoff, hätte Fiennes sich wirklich Interpretation zugetraut, so viel Potential gehabt. Man hätte ihn etwa in eine der ehemaligen jugoslawischen Metropolen verlegen können, um nur etwas sehr Naheliegendes zu nennen. Gerne auch meinetwegen abstrakter. Eigentlich: Egal wie. Nur nicht so.

                                      Sehr schade. Aber die Sichtung hat auch ihren Wert gehabt: Von nun an weiß ich, dass "Apokalypse Now" die "bessere Coriolanus-Verfilmung" ist. Zwar bin ich nicht der erste, dem sich der Vergleich überhaupt aufdrängte, aber schon für die Rezeption von "Apocalypse Now" ist das ein Plus.

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                                      • Mein Recap-Tipp der Woche wie immer: http://www.nowpublic.com/culture/game-thrones-s02e06-recap-review-spoiler-alert-2925208.html

                                        Und dann noch eine weitere Introkopie, diesmal in Lego: http://www.youtube.com/watch?v=cAnsW06v5t4

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                                          Ich fange mal mit einer verbesserten Inhaltsangabe an: Muntu Ndebele & Norman Knox sind die Kinder-Stars im "rassenübergreifenden" Film "Forever Young, Forever Free" von 1975 und seitdem eng befreundet. "A Million Colours" zeigt das Leben der beiden (mit klarem Schwerpunkt auf Muntu, erzählt aus der Perspektive Normans) in den Jahren danach, vom SchülerInnen-Aufstand 1976 in Soweto (mit mehreren hundert Toten) über das sich langsam auflösende Apartheidsregime und den Irrungen und Wirrungen, die darum herum entstanden, inkl. Gangstertum in den Townships etc pp.

                                          Erzählerischer Leitfaden ist allerdings die Liebesgeschichte zwischen Muntu und Sabela, einer schwarzen Schülerin, die später verheiratet werden soll. Es kommen neben den politischen Themen von oben also noch kulturelle Themen hinzu, wobei der Film eben in erster Linie Schicksalsdrama vor dem Hintergrund von Politik und Kultur ist; keineswegs versucht sich der Film in dokumentarischen Ansätzen über die Verhältnisse Südafrikas über einen Zeitraum von 25 Jahren - dazu wäre die Themenpalette auch viel zu breit.

                                          Und man merkt dem Film diese Themenvielfalt zunächst nicht an. Alles beginnt sehr gemächlich, beinahe langweilig, und fühlt sich wie ein "Gutmenschenstatement" zur (Unmöglichkeit der) Liebe in Südafrika an. Findet der Film zunächst schwer Tritt und erzählt seine ersten Geschichten auch sehr versatzstückhaft, so entfaltet er nach und nach seine inhaltliche Palette, durchaus fast episch, aber angenehm. Es lohnt sich, dabei zu bleiben (ich war nach 20 Minuten kurz vorm Abbruch)! Man wird im letzten Drittel teilweise fast an südamerikanische Werke wie City of God / City of Men erinnert, nicht die komplexe und fein gefilmte Umsetzung betreffend, aber die geschilderte auswegslose Problematik. Spannung kommt also auf jeden Fall hinzu.

                                          Thematisch ist der Film daher doch äußerst gelungen; die Perspektive ist sehr humanistisch, und auch Norman Knox können wir beobachten, wie er in der Armee versucht, Widerstand zu leisten.

                                          Auf der negativen Seite sind der unsicher inszenierte Beginn, die (oft eher unerträgliche) Filmmusik (erinnert an Schmachtstreifen der 50er oder so), das zu rührselig gehaltene Ende (da wird tendenziell wirklich übertrieben) und einige DarstellerInnen-Leistungen, die unter Amateurschnitt angesiedelt sind (einschließlich der die Sabela spielenden Masello Motana).

                                          Dennoch für FreundInnen des internationalen Kinos auf jeden Fall sehenswert!

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                                            "2 Coelhos" kommt daher wir Quantin Tarantino in Brasilien auf Speed. Ich denke, dass umreißt's ganz gut.

                                            Die Klassifizierung als "Actionfilm" geht nur bedingt klar; wirklich (einseitig) actionlastig wird es eigentlich erst im letzten Drittel, allerdings startet der Film mit hohem Tempo und behält dieses im Wesentlichen auch bei. Afonso Poyart, dessen erster Langfilm es ist, macht dabei leider den üblichen Fehler der Regisseure, die ein paar Ideen haben - er verschießt sein kreatives Pulver in der ersten Hälfte und versucht dann, mit "gewöhnlicher Action" den Rest auszugleichen. Daneben ist die Gesamtstory deutlich zu komplex und künstlich aufgebaut - wenn man die Geschichte linear durchdenkt, merkt man doch: Hups, doch etwas an den Haaren herbeigezogen bzw. unnötig komplex aufgesetzt.

                                            Aber egal. Wichtiger: Es macht Spaß. Ein bisschen Comic ins Bild einzuzeichnen, ein bisschen Ultraslowmotion, ein bisschen übercoole Gangster - na klar, die Einzelzutaten sind nichts Neues, und wer vom Film genervt ist, könnte hier mit einer gewissen Berechtigung das Zusammenklauen von Einzelideen ankreiden. Man muss aber zugeben, dass Poyart offensichtlich mit Spaß an die Sache gegangen ist, und technisch auch viele Dinge richtig gemacht hat, etwa bei der Soundauswahl und dem Gefühl für die Kombination von Ton und Bild - das wird schon in den ersten 30 Sekunden des Films vorgeführt.

                                            Ganz sicher bin ich mir bei der Wertung nicht, der Spaß-Faktor war eigentlich höher, die künstlich überfrachtete Story wiederum mit der Zeit eher etwas abtörnend - eine zweite Sichtung wird sicherlich noch folgen, mal schauen, welches Gefühl dann überwiegt.

                                            In jedem Fall: Freunde des südamerikanischen Actionkinos ;-) - greift zu, ein kleiner Geheimtipp ist es in jedem Fall.

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                                              "The Gray Man", so der weniger plumpe Originaltitel, ist ziemlich durchgehend beklemmend, da der großartige Patrick Bauchau den höflichen und redegewandten Albert Fish eben die meiste Zeit "nett" darstellt, man aber ja weiß, dass in dem Mann die Bestie steckt. Warum der Film aber eine FSK-18-Einstufung bekommen hat, wissen wohl nur Gremien-Mitglieder selbst, die sich vermutlich nach dem Steak zum Mittagessen darüber echauffiert haben, dass das Verspeisen menschlichen Fleisches an sich bereits so dermaßen außerhalb alles Zugelassenen sei, dass die Jugend geschützt werden müsse... Sei's drum.

                                              Die Details zur Geschichte Albert Fishs sind entweder verschollen, oder die Drehbuchauchtoren (zwei an der Zahl, erstes Drehbuch der beiden) haben sich zB auf den deutschen Wikipedia-Eintrag verlassen. Denn obwohl es sich eben um einen Serienkiller handelte, wird der Focus auf einen einzelnen Fall gelegt (ein weiterer wird ganz kurz angerissen), und auch die "Jagd" nach dem Killer ist doch sehr versatzstückhaft und keineswegs eine langsame Annährung. Als Hintergrund bekommen wir auch nicht mehr mit, als dass Fish als Kind misshandelt wurde.

                                              Die Motive bzw. der Hintergrund des Charakters Albert Fish bleiben also sehr unausgeleuchtet. Der ihn jagende Polizist spricht in der Ich-Erzählung, was deswegen irritiert, als dass diese Erzählform weniger als die Hälfte des Films ausmacht. Die Geschichte und ihre Inszenierung hätten also sicherlich viel mehr hergeben können, wären erfahrene MacherInnen am Werk gewesen - es ist auch der Erstling des Regisseurs Scott L. Flynn.

                                              Gerettet wird dies alles aber dadurch, dass die Geschichte um Grace Budd (das Opfer, das am bekanntesten ist, allerdings schlecht stellvertretend, da Fish ansonsten mehr Jungs auf dem Gewissen hat, wozu wohl auch versucht wurde, den anderen Fall (dort: ein Junge) noch mit einzuflechten) ruhig und beklemmend erzählt wird, und diese Erzählung selbst funktioniert. Der Cast ist durchgehend in Ordnung, wer Patrick Bauchau mag, sollte sich schon seinetwegen den Film anschauen (im O-Ton, da Bauchaus Stimme ja seine größte Stärke ist), sonst ist er ja eher selten in Hauptrollen zu bewundern.

                                              Sieht man über einzelne echte Ärgernisse hinweg (die überzogene Darstellung der Mutter von Grace, die nach dem Verschwinden ihrer Tochter nur noch schicke Medienpräsenz haben möchte - das ist wirklich etwas müllig übertrieben), bleibt ein Film mit sehr beschränkten Mitteln, der einzelne Stärken hat und daher durchaus gut anzusehen ist, in Summe aber unrund wirkt, was wohl am Anfängertum der beteiligten Macher liegt. Dafür ist es aber letztlich ordentlich geworden. Ohne Bauchau hätte ich aber eher einen Punkt weniger verteilt.

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                                                Enttäuschung pur. Mizzi Meyer (Buch) & Arne Feldhusen (Regie & Idee, zsm. mit Bjarne Mädel) liefern erst einmal Dialoge ab, die einfach so schlicht sind, dass es deutsches Fernsehen sein muss...

                                                Dazu gesellt man dann jeweils einen "Gaststar", der offensichtlich aus dem Theater kommt und wenig Filmerfahrung hat. Katharina Marie Schubert in Folge 1 ist immerhin aus "Shoppen" bekannt gewesen, wobei sie bereits dort eher zu den schwächeren DarstellerInnen gehörte; Shoppen hatte aber viele Freiheiten, weil der Film in Ansätzen experimentell war und es darum ging, völlig überzogene Charaktere abzubilden. Da kann man dann unsicheres Acting irgendwie verzeihen, es passt beinahe. Hier aber...

                                                Nach Folge 1 war ich maßlos enttäuscht und fühlte mich auch intellektuell nicht ernst genommen. Folge 2 wollte ich dann noch eine Chance geben, aber die gleichen Probleme, und über die Zeit war Bernd Moss (ebf. zZ. Deutsches Theater Berlin, wie Schubert) noch unerträglicher. Die mögen ja Bühnenpräsenz haben, aber das reicht nun einmal nicht für Film. Schlimmes Beispiel mal wieder.

                                                Aber wie gesagt. Hätte CMH Moss ersetzt, wäre es bestimmt ein bisschen witziger gewesen und auch professioneller. Das allzu schlichte Skript hätte das aber immer noch nicht "gut" werden lassen.

                                                Selbst Mädel spielt deutlich unter seinem möglichen Niveau, aber das geht noch.

                                                Ein paar Witze sind gut, und Mädel mag ich ja eigentlich wirklich gern, aber das gleicht nicht aus, was da offensichtlich an Qualität fehlt.

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                                                  "Snabba Cash" ist in gewisser Weise die schwedische Antwort auf die Pusher-Trilogie. Wohlgemerkt: Die spezifisch schwedische Antwort. Der dänische Humor fehlt, und dass "JW" zur glitzernden Gesellschaft der reichen und schönen Blonden gehören will, auch dass ist halt mehr sauberes Schweden als dreckiger dänischer Untergrund. Und dennoch: Sehen wir den Untergrund. Dass in Skandinavien die Stereotypen der Drogenringe sich immer sehr ähnlich sehen und meistens zumindest auch etwas mit Serben, Albanern oder anderen "aus dieser Ecke" zu tun haben - naja, geschenkt.

                                                  Im Zentrum steht schon JW, dessen schüchterne Art auch sympathische Züge hat, der als Person aber psychisch doch ziemlich neben der Spur lebt, eine Art "Magnus Gäfgen, wenn er kein Kind umgebracht hätte". Student der Wirtschaftswissenschaften, im Wesentlichen mittellos, aber feiert gerne teuer. Und das führt am Ende... zu nichts Gutem...

                                                  Die Darsteller sind auf üblich-hohem skandinavischem Niveau, die Bilder deutlich über Fernseh-Niveau, der Ton mitunter gewaltig (leider mal wieder etwas unausgeglichen, ich hasse diese Toningenieure, die ultralaute Disko-Beats neben Flüsterlautstärke legen, so dass man ständig die Lautstärke nachregulieren muss), Abzüge gibt es fürs Storytelling: Die Verhältnisse sind eigentlich gar nicht so komplex, aber wer hier mit wem und gegen wen, das wird beim ersten Sehen nicht unbedingt so erklärt, dass es sehr zugänglich ist. "Scheinkomplex". Da ich bei meiner Erstsichtung auch schon sehr müde war, hatte ich nach etwa der Hälfte abgebrochen, beim zweiten Mal konnte ich dann besser aufpassen, da ich ja schon wusste, wer am Ende mit wem oder von wem gejagt oder...

                                                  Kommt natürlich nicht an Pusher ran, dazu möchte Snabba Cash einfach selbst zu gerne bei den schönen und teuren mitspielen. Schlägt aber, auch der Vergleich liegt ja nicht soo fern - skandinavische Trilogie - das Milleniums-Gedöns ganz locker, wobei ich das auch wirklich schwach inszeniert fand (halt Fernseh-Unterhaltung).

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                                                    über Pariah

                                                    Sehr authentisch erzähltes ComingOfAge/ComingOut Drama mit dem zusätzlichem Hintergrund einer erzkatholischen schwarzen Familie (da macht das ComingOut dann gleich dreimal so wenig Spaß...). Hat alles, was das Leben hergibt: Anstrengende Eltern, anstrengende Kinder, und viel, viel Unsicherheit bei der Persönlichkeitsfindung.

                                                    Unaufgeregt gefilmt, gespielt & erzählt. Die Handkamera für empfindliche Geister mitunter etwas hektisch, mE aber nur Teil des authentischen Ganzen. Spike Lee grüßt zum Abschluss noch als ausführender Produzent - macht Sinn, der Film - Dee Rees' Erstling - ist wohl mit das Beste, was zum Thema produziert wurde, vermeidet es zB, auch nur ansatzweise ins Komödiantische abzugleiten, ist ernst, aber nicht überladen. Starkes schwarzes Kino.

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