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Alle Kommentare von der cineast
Schon der wunderschöne und vorsichtige, nahezu behutsame und feine Vorspann erzählt von Sequenzen, von dem Zusammensetzen von Teilen, dem Herantasten, dem Vordringen, einem Prozess, nicht nur die Bilder fügen sich, auch die Musik findet einen Klang, eine Melodie, setzt sich in ein Ganzes zusammen. Aber ein Umstand stellte etwas mit mir an, machte mich zuweilen sprachlos: Es war die sensationelle Beiläufigkeit mit der die Serie mühelos von bestialischen Mordgeschichten zu Alltagsproblemen wechselte, kaum merklich, inszenatorisch und erzählerisch gleichauf; die Mörder waren in diesen Prozess des Forschens involviert und integriert, sie waren zugehörig, gehörten der gleichen Welt an wie die Profiler. Den Killern gehörten keine effekthascherischen Performances, sie waren keine übergroßen, sadistischen Monster wie Hannibal Lector, kein absolut Böses, sie blieben Menschen ohne herausstechende Meistermonologe. Doch da war noch etwas anderes, noch eine Frage trieb mich um: Wie vermochte es die Serie, dass die brillant inszenierten Verhöre den Gesprächen der Ermittler untereinander nicht die Show stahlen, den Alltagsbeobachtungen, sie exakt so wertig darzubieten und zu inszenieren? Schnödes Wein trinken war genau so fesselnd wie ausgeklügelte, psychologische Vernehmungsmethoden. Ein banales Augenrollen so mächtig und wirkungsvoll wie der irre Blick eines Mörders. Alles war ein Prozess. Eine Werdung. Puzzlestücke. Und dann erst verstand ich, dass es sich hierbei um eine konzeptionelle Täuschung handelte: Genau wie die Serienkiller in den Verhören, die manipulierten, spielten und logen, tat dies die Serie auf ihre Art auch, sie verbarg gleichwohl subtil und klug, dass in den Verhören eigentlich nicht die Serienkiller erforscht und minutiös beobachtet wurden, sondern die Profiler. Und dann diese markerschütternden letzten Minuten, die virtuose Entblätterung und Entzauberung der Hauptfigur. Und die vielleicht triviale, aber durch und durch wahre Erkenntnis daraus, dass wir mehr mit unseren Ängsten, Obsessionen und Faszinationen zu tun haben, als wir gemeinhin glauben wollen. Sie sind unsere Freunde. Und wir ihnen eine Umarmung schuldig. Fincher Masterclass.
Die Serie STRANGER THINGS hat mit ihrer Unoriginalität zu kämpfen, sie ist im Kern ein Gemisch und Gebräu aus postmoderner Bescheidwisserei, Retro-Blödsinn und nostalgischen Nervvibes. Was hat man schon davon, dass ein JAWS-Plakat prominent im Zimmer hängt oder davon, dass die Kids an den Schienen entlang latschen wie in STAND BY ME, auf den gleichen Fahrrädern fahren wie in E.T. oder gedankliche Einschübe über STAR-WARS zum Besten geben? Die Geschichte um die STRANGER THINGS ist reichlich zusammengeklaubt, regelrecht schnarchig, wenig wirkungsvoll oder unheimlich, das Creature-Design ist zudem so uninspiriert, dass es sich nur im überstrapazierten Stroboskop-Effekt der Lichter zeigen darf und die Bebilderung und Inszenierung bleiben unentschlossen. Es ist lediglich dem guten Casting und niedlichen und charmanten Charakteren zu verdanken, dass man der Serie dann zuweilen doch ganz gerne folgen mag und eine Art von kurzer Rührung erfährt.
Pablo Escobar trägt eine vertrocknete, viel zu weite Jeanshose, eine vom Gürtel gestützte, stolz getragene und wohlverdiente Plauze und Polohemden aus der Altkleide. Er, der Milliardär, humpelt wie auf Stelzen, trägt keine teuren Uhren, höchstens ausgetretene Turnschuhe: Sein Charisma entsteht aus seiner Unscheinbarkeit, sein ausgesucht hässliches Auftreten ist die Eitelkeit des Mächtigen und eine schier gewitzte Unangreifbarkeit. Seine diabolische Schärfe gewinnt Escobar nur durch seine Gewöhnlichkeit, seine Gefährlichkeit ist wohl temperiert: Durch den Zaubertrick stets ein Mann von Nebenan zu bleiben, war er trotz seiner Taten lange von der Bevölkerung geliebt, für seine Feinde nicht berechenbar und für die Polizei weitgehend unsichtbar; das Geheimnis von Escobars Erfolg waren nicht seine Morde, Einschüchterungen oder Anschläge, es waren seine Kleider, sein geschwungener Schnurrbart und nicht zuletzt sein stolpernder Gang.
Die 1. Staffel VIKINGS empfiehlt sich vor allem für die ganz schlichten Gemüter: Man mag es kaum glauben, aber eisblauäugige Macho-Vikinger fordern sich unentwegt heraus, bestäuben die Weibchen im Kanon, nicht Kanu und segeln im Fjord umher oder üben sich in martialischen Ritualen. Totally by the numbers. Plot driven to the fullest. Alles ist getaucht in eine matte und a(r)schgraue Werbe-Clip-Ästhetik. also total totgegradet und zwischendurch knallt die Filmmusik aus dem Zimmerland und lässt die Zeitlupen so richtig knorke scheppern. Maximal öder Schrott für die Quarantäne.
THE WALKING DEAD goes TEXAS CHAINSAW MASSACRE: Die Lebendigen verkleiden sich als Untote. Ein geschickter Kniff, der die (unsäglichen) Zombieangriffe erstmalig in ein gruseliges und uneindeutiges Licht rückt. Der Tod des Rick Grimes erweist sich als berührender und surrealer Todesmarsch, sein Ableben ist erst Problem, dann aber Segen für die Serie; sie bekommt einen anderen Atem, eine andere Weite und Haptik. Auch Maggies (begrüßenswertes) Verschwinden sorgt für neue und frische Dynamiken. Und dann trägt Negan auch noch lovely Judith durch den Schnee oder löst mit ihr Matheaufgaben. Schöner kann es kaum werden. Auch ein Segen.
Am Ende wird einem Monster die Würde und sein Menschsein zurückgegeben, ein Akt der Vergebung, Tränen glitzern, der Entmenschlichung Einhalt gebieten. Ein abgeschriebener Tölpel lässt zudem ein Gefecht in aller Raschheit beenden und wird zu einem großen Helden und der Tod Carls - eine der berührendsten Folgen der gesamten Serie - hat einen nachdrücklichen Nachhall, der eine ganze neue Welt formulieren soll, eine Welt in der auch Negan seinen Platz haben könnte. Ein Gänsehautmoment. Das ist klug gedacht und gänzlich introspektiv und intim wie die gesamte 8. Staffel, die zwar Schlacht, aber eigentlich Selbstschlacht und Erforschung ist. Die 8. Staffel erweist sich als ein beachtlicher, wenn auch nicht ganz so gelungener Epilog zu dem furiosen wie meisterhaften Aufeinandertreffen der Giganten in der 7. Staffel und überrascht durch eine intelligente Zurückhaltung. Ein Abschluss. Ein Neuanfang.
PORCO ROSSO erzählt seine Geschichte über ein fliegendes Schwein so selbstverständlich, dass es einen nur wundernehmen kann. Regisseur Hayao Miyazaki ist eben nicht nur ein detailreich illustrierender, seinem eigenen Stil verschriebener und brillanter Animationskünstler und Zeichner, sondern eben auch ein begnadeter Geschichtenerzähler: Actionreiche Albernheiten sind mit trauriger Melodramatik verzahnt, surreale Märchenmomente bestehen neben wagemutigem Abenteuergeist. Ein luftiger Cocktail an allem. Fliegerleichtes Kino.
Bis zum Schluss bleibt GEDO SENKI ein absolutes Rätsel, ein Film, der noch verträumter, noch verstrahlter, noch weiter weg von allem zu sein scheint, als die Werke von Hayao Miyazaki, jenem Vater und Meister, dem sein Sohn Goro hier die Ehre erweisen will. Und dies gelingt als ein unspektakulärer, ein entschleunigter, ja, absolut in sich ruhender Film; wenig aufbrausend, nie effekthascherisch und doch betörend schweben die Minuten an einem vorbei. Ein Film von gleichem Klang.
Die ersten Minuten der 7. Staffel THE WALKING DEAD schreiben Seriengeschichte: Ein Monster steigt aus den Tiefen des nebligen Waldes, in der Hand eine massive Keule, ein Berserker und dunkler Zauberer zugleich, ein Gespenst und Richter: Negan. Er lässt die über Staffeln hinweg geschätzten und lieb gewonnenen Hauptfiguren vor sich knien, alle wohnen seinem diabolischen Schauspiel bei. Und dann zertrümmert er ihre Schädel - oder besser gesagt: Er zertrümmert die alte, verkrustete Serienstruktur, seine Gewalt kommt einem Befreiungsschlag gleich, die Serie will neue Wege gehen und dies tut sie in aller Radikalität. Kaum auszuhalten ist dieser Akt. Pure Minuten. Vielleicht hat die Serienwelt so etwas noch nie gesehen. Und vielleicht ist Negan einer der größten Bösewichte der Filmgeschichte. Ganz sicher aber ist, dass die 7. Staffel ihren grandiosen Auftakt auch noch mit einem meisterhaften Finale vollendet, dass nicht nur körperlich spürbare Hochspannung, kühnen Witz und gelungene Finten besitzt, sondern diese auch mit Emotionalität zu vereinen weiß. THE WALKING DEAD hat seinen Weg gefunden. Und es ist nun endlich ein glanzvoller Weg geworden.
Die 6. Staffel THE WALKING DEAD suhlt sich in inszenatorischen Konzentrationen mit absolutem Fokus: Wenn sich die Figuren erstmals wirklich zusammenfinden und zusammenraufen und einen solidarischen Einklang entwickeln und der Schnitt diesen montiert und findet und dazu ein ganzer See in züngelnden Flammen erblüht, dann produziert die Serie wunderschöne, naturalistische Bilder, die kein Grading und keine Filter kennen. So klar und pur wie die Nacht. Der humanistische Charakter der Serie wird weiter ausgeformt und die Resozialisierung ist mittlerweile eine nicht mehr wegzudenkende Komponente, es gibt wohl wenige Serien, die ihr gutes und bejahendes Menschenbild durch solch grausame Bilder verhüllen und verschleiern. Die finale Konfrontation führt dann in den dunklen Wald, wo sich ein gewisser Negan zu erkennen gibt, ein wahrlicher Höhepunkt, der einem den Atem stocken lässt. So gut kann THE WALKING DEAD sein? Musste der Weg dahin wirklich so unausgegoren sein? Oder waren diese Beschwerlichkeiten der nötige, langsame Pfad zum Glanz?
Selten, vielleicht aber auch noch nie, hingen die Greenscreen-Klöten so tief wie in THE TOUCH von Kameralegende (THE KILLER) und dem (zum Glück nur) dreimaligen Regisseur Peter Pau, der es sich nicht nehmen lässt ein Stunt-Ass wie Michelle Yeoh so erbärmlich an den Auswüchsen seines CGI-Unfestes baumeln zu lassen. Absolute Gülle.
Durch die blödsinnige und krude 2000er-Hightech-Hacker-Handlung inklusive Quatsch-Verschwörung steigen null Prozent der Zuschauer durch: Absolute Qualen muss man wegen den mit Plot vollgestopften, unverständlichen Filmminuten erleiden, wenn dann aber die Action kommt, dann ist diese ein Leckerbissen und kinetischer Hingucker, Gordon Chan lässt Actionfilm-Standards aussehen wie aufregendes, anderes Kino. Doch zu oft ist der Film einfach nicht auszuhalten und hinten raus geht ihm dann auch noch mächtig die Puste aus.
In von Licht überfluteten, melodramatischen Momenten gelingt es HOT WAR sogar durchaus zu berühren, eine Zelebration von Kitsch, die mit den dynamischen Stunts und Actionszenen sogar in bester Hongkong-Kino-Manier verschmelzen kann und eine Form bildet. Komponist Peter Kam macht dazu einen auf John Barry, Morricone oder manchmal auch auf übelsten Dudelmusiker. Ein Fest.
Action gibt es zum Quadrat, allerdings komplett ohne Stil oder Handschrift: THE VIRAL FACTOR ist ein Blockbuster wie man ihn von jeder Straßenecke her kennt, wenig virtuos, ziemlich doof und einfältig, auch, was die Actionregie angeht, wenngleich natürlich auch recht aufwendig. Actionfans riskieren einen Blick, alle anderen gehen schlafen.
Dante Lam hat einen Blick für die Details seiner Actionszenen, die wenige Action ist demnach ein Hingucker, wenn auch spärlich gesetzt und eher kleinteilig gehalten. Seine Regie vermag es immer ein Mittendrin zu erzeugen: Wir erleben uns nicht bloß als Zuschauer oder Betrachter, sondern Splitter in einem wirbelnden, unübersichtlichen Gefüge. Dem Ansatz Actionkino einen pulsierenden Körper zu geben, läuft eine unsubtile Emotionalisierung und Alles-Ist-Verbunden-Metapher mitunter zuwider und hindert den Film daran wirklich gut zu sein, interessant ist aber zu jeder Sekunde.
In den bisher schätzungsweise 3000 von mir gesehenen Filmen ist mir wohl noch keiner untergekommen, der eine so ausgiebige Motorradverfolgungsjagd hat wie dieser hier, natürlich total unspektakulär, weil nur ein bisschen über Berghänge, Schottergruben, Staudämme und steinerne Treppen gehoppelt wird, aber absolut schön anzusehen. Der Film hat wenig Geld, aber dafür 75 Minuten Tempo, Tempo, Tempo.
Politische Blödheit und Pathos sind in so einem Sujet natürlich Rezept, kann man sich damit arrangieren und kommt man über einen recht unrunden Anfang hinweg, dann wird sich an einer Stromleitung über die Dächer geschwungen und gehangelt, ein gelber Flitzer zerlegt in saftigster Manier eine Shopping-Mall und am Ende gehen mit Lam komplett die Pferde durch: Das Finale hat ganze 30 Minuten Druck und Wumms und prescht sich durch den Dschungel, schlussendlich gibt es dann noch ne Bootsverfolgung, die den besten des Genres die Ehre erweist. Sowas nennt man eine Sause. Chapeau!
Der bisher schwächsten Staffel von THE WALKING DEAD ist das Fehlen einer neuen interessanten Konstellation deutlich anzumerken: Das (filmisch durchwachsene, mitunter großartige, für die Serie immens wichtige) Spiel des Governors setzte die Gruppe um Rick und seine Freunde oftmals unter Druck und brachte sie in brenzliche Situationen und prekäre Umstände, es konfrontierte sie mit Wahrheiten, die sich niemand vorher zu denken traute. Und so gibt es diesmal eine (gedanklich reizvolle) Auseinandersetzung mit Kannibalen, die schnell, weil zu fleischlos, beendet wird, eine doch eher abgeschmackte Episode im Krankenhaus wärmt die Geschehnisse um Woodbury erneut auf ohne einen einen neuen Ansatz zu finden und erst der inszenatorisch absolut gelungene Tod von Tyreese setzt sehr spät die erste Bestmarke der Staffel, die Serie scheint sich nun in Alexandria neu zu orientieren, um neue Pfade einzuschlagen. THE WALKING DEAD ist nicht angekommen und noch auf der Suche. Eine durch und durch durchschnittliche Staffel.
Billie Eilishs Song steckt voller Trauer und Enttäuschung über ihren dürftigen Beitrag und die bedauerlichen, jammernden letzten Bondfilme.
THE LODGE ist manchmal ein frostig-distanzierter und erwachsen-professoraler Film, aber wenn er seinen Grusel aus dem Bauch heraus generiert und entfesselt, dann ist THE LODGE wunderbar schaurig, sequenzweise unaushaltbar gespenstisch und erdrückend, geradezu einengend, ohne jemals auf die Tube zu drücken. Lange fand ich es im Kino nicht so schön unangenehm und ausweglos die Filmminuten auszusitzen und über die Bühne zu bringen.
Wie so viele Filme unserer Zeit ist auch BIRDS OF PREY ein Film ohne Anfang und ohne Ende. Eine dramaturgische und narrative Vollkatastrophe. Auch wenn sich in dem Konfetti-Regen vielleicht sogar ein niedlicher Film versteckt haben könnte. BIRDS OF PREY ist aus der Angst vor einem haptischen Kino und dem Erzählen an sich natürlich nur ein Reigen und Dauerfeuer an postmodernem Popkultur-Potpourri wie aus den 90ern geworden, also immens äußerlich, hohlbratzig und prollig, wenngleich der Film auch den einen oder anderen Funken zum Glimmen bekommt: Eine süße Mini-Musical-Nummer, ein mitunter anschaubares Setdesign und eine kleine annehmbare Rollschuh-Hatz befördern BIRDS OF PREY deutlich vor die sonstigen DC-Tiefschläge der letzten Zeit.
Auf einem gekonnten und filmisch sorgfältigen Niveau breitet sich eine komödiantische und immens spaßige Satire auf dem Parkett der Klassenunterschiede aus, die in der Mitte des Films seinen vergnüglichen Aberwitz auf herrliche Weise kulminiert. Dann wird den Figuren plötzlich Tragik und Reflexion angedichtet und PARASITE verrennt sich in einem erwartbaren und absolut linkischen, spröden und sau kurzen Gewalt-Finale, das den urbanen Programmkino-Weinschwenker nicht völlig verschreckt und den Fan asiatischen Kinos nur müde lächeln lässt. Die guten Ideen werden verschenkt und durch lauwarmes Blut ersetzt, das höchstens tröpfeln darf, weil ja eben immer noch ein Film des guten Geschmacks. Immer fahriger und platter formuliert PARASITE seine Antworten und stellt keine Fragen mehr, nachdem der Teppich so vorzüglich ausgerollt wurde. Am Ende ist PARASITE nur ein kompetenter Arthouse-Blockbuster, weit weg von (filmischer) Intellektualität oder nachhaltiger Doppelbödigkeit. Ein gefallsüchtiger Film. Für die heutigen Oscars eben wie gemacht.
Ein nahezu schockierend missratener Studentenfilm, eine absolut klägliche Fingerübung: Breites Timing, grässliche Schauspielperfomances und die Angst vor dem wahren Grusel; eine unbefriedigende Installation, ein schieres Brainstorming-Cinema. Oder anders: THE CONJURING 3, obwohl man James Wan tatsächlich unrecht tun würde.
HALLOWEEN: H20 ist ein gänzlich klassischer Film, der auf das Intime des altehrwürdigen Klassikers von 1978 setzt: Erwartungen werden vorzüglichst untergraben, ein knarziges, ausgeklügeltes Sounddesign bereitet die Stimmungen und setzt Akzente und erst im hübschen Finale entfaltet sich erneut - auch durch den superben Spannungsscore - eine halluzinatorische, spannungsgetriebene Dichte und Sogwirkung, auf Kills oder ein Happening verzichtet der kluge Film bis dahin vollends. Am Ende gibt es dann einen emotionalen Schlusspunkt, der in wenigen Sekunden die tragische Dynamik aus Hass und Liebe der beiden Geschwister in drastische Bilder übersetzt. Ein achtzigminütiger, schöner, schlichter und schlanker Epilog.
Solche Filme wie AQUAMAN sind praktisch nur noch die Filme von Light-Designern, alles wird für den Kontrast von zwei Farben aufgedreht oder runtergeschraubt, Menschen sehen darin aus wie toter Fisch mit toten Augen, ein bisschen am Zappeln, aber chancenlos. Wie hier die CGI-Digital-Batterie angeworfen wird sucht seinesgleichen: Es gibt wohl keine Comicverfilmung, die derart aus dem Rechner stammt, selbst alle Avengers-Eskapaden zusammengeschweißt stinken nicht so zum künstlichen Himmel. Das ist wirklich nur noch ein Computerspiel mit rasendem Tempo, wo Schauspieler mit schlecht gefärbten Haaren dumm aus der Wäsche gucken, mit peinlichsten Kostümierungen stupide Sätze blöken. Um es anders zu sagen: Eine Gaudi aus dem Äther der Digitalität. Geil. Was habe ich da gerade nochmal geguckt? Alter!