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Alle Kommentare von der cineast
Filmemachen und Erzählen der Stunde Null. Eine Geburt: DRAGGED ACROSS CONCRETE ist das Konzentrat eines Kinos, das keine Postmoderne kennt, sondern wieder rein intuitiv erzählt, ohne eine Erhabenheit und Verachtung gegenüber seinen Figuren, ohne einen die Wunden der Menschen offenlegenden Zynismus und ohne eine debile Ironie und zur Schaustellung der eigenen Überheblichkeit. Kein Bescheidwisserkino, kein um eine coole Pose bemühtes Kino, kein Kino, das das Wort Kult jemals gehört hat und wenn doch, dann nur um sich in dem Augenblick die Ohren zuzuhalten. Und so schafft es Zahler, dass sein intuitiv wirkendes, so frisches Kino auch immens komplex und kompositorisch daherkommt und arrangiert ist. Eigentlich eine Unmöglichkeit. Eine formale Großtat, die in einem stürmischen Tanz endet, der urkomisch, sauspannend und irrwitzig getanzt wird. Zahler bereitet das Parkett für ein neues, altes Kino, ohne einen Schulterschluss zu wünschen und einen Schulterklopfer bekommen zu wollen. Pure Cinema. Das genaue Gegenteil von ONCE UPON A TIME IN HOLLYWOOD. Filmemachen wie beim ersten Mal.
Die erste halbe Stunde ist eine üble, weil unlustige und brutal gescheiterte Jackie Chan Vertrashung und Comedy, die der Stuntgott angeblich wohl gar nicht in Ordnung fand. Dann aber wird HIGH RISK zu DIE HARD, nur eben in gut: Ein Bösewicht kidnappt Leute in einem Hochhaus und Jet Li prügelt sie raus, wenn dann auch noch der Helikopter in das Hotel kracht und alles zu Brei hackt, gibt es den totalen Knock-Out und Größenwahn, dann platzt der Action-Champagnerkorken und die Funken schießen.
Wunderbar sperriges, in sich verschlossenes und schüchternes Kleinod, voll Surrealem, Bösem, Groteskem und Tragischem. Ein ganz merkwürdiger Film.
Ziemlich aufwendige und gut gelaunte Rappelkiste mit drei großen, durchaus ansehnlichen Actionszenen, die zeigen, wo die Kohle geblieben ist. Tatsächlich kann man aber auch die Schere beim Rest des Films ansetzen und den Film um mindestens eine halbe Stunde Laufzeit stutzen. Entsetzliches Arschgelaber. Und: Humor aus der DEADPOOL-Hölle. Abzüge.
ANGEL HAS FALLEN ist in der ersten Hälfte eine geile 70s-Verschwörungssause mit Pyrotechnik im Dampfhammer-Modus und einem geprügelten und fett gewordenen Saufhund Butler in der Dauer-Schusslinie, schön grimmig, düster und stringent, hinten raus dann leider ein etwas schmales Geballer wie bei SCHUTZENGEL von Til Schweiger. Warum will man immer versuchen 40 Mios aussehen zu lassen wie 100? Dabei wäre das ökonomisch konzipiert und gedreht ein saftiges Budget, das heutzutage leider viel zu selten Verwendung findet. Aufgedunsener Action-Shit.
Spannende, zum Teil sogar gruselige Dystopie mit frischem Verve erzählt und einem Sinn für Inszenierung gedreht. Das schmucke Roboter-Design von Weta zeigt seine Wirkung und das stimmungsvolle Dauerflackern von grellen Lichtern verschafft dem Film eine fiebrige Stimmung. I AM MOTHER zieht seine Prämisse konsequent durch, auch wenn der große Moment, das große Bild, der besondere Kniff eines erfahrenen Regisseurs fehlt und der Film eben auch ein Kurzfilm auf zwei Stunden gebracht ist, so macht I AM MOTHER dennoch durchweg Freude. Ganz knapp vor gut.
Die vierte Staffel von DAS SOMMERHAUS DER STARS - man kann es nicht anders sagen - gleicht in unzähligen Momenten einem Meisterwerk: Das imposante und manipulative Schachspiel und monströs-mächtige Auftreten des ehemaligen Schauspielers Willi Herren, das erst zu einem kometenhaften Aufstieg und zum Anführerdasein im Haus führt und sich dann zum splitternden Fall wandelt. Willi Herren, der im wankenden Gang des Verlierens, Scheiterns und Schlingerns sogar noch manch anderem Gewinner und vermeintlichem Strahlemann eine noch üblere Maske von der Fratze zieht, kann als eine kostbare Sternstunde des Fernsehens bezeichnet werden, nein, das muss es sogar. Eine Fernsehpracht voll übler Gestalten und Schurken, voll Räuber, Hexen und Drachen im Burgfried von RTL. Selten war Missgunst, Narzissmus und Scharlatanerie so schön.
Der grelle und pompöse Anwalt Jimmy muss in der zweiten Staffel zwischen seiner flamboyanten Persönlichkeit und dem ihm auferlegten Anspruch eines seriösen Anwalts manövrieren. Das gerinnt mitunter zur klassischen Anwaltsserie - mit Grabenkämpfen und Intrigen - und lässt den überbordenden, schnippischen Witz ein wenig vermissen. Clever fun though.
Saul Goodman - vielleicht die unterhaltsamste Karikatur eines windigen Anwalts - entpuppt sich, was in BREAKING BAD nur andeutungsweise zu vermuten war, in der Serie BETTER CALL SAUL als differenziert gezeichnete, komplexe und widersprüchliche, schlichtweg liebenswerte Figur; sein Ringen, Scheitern und Kämpfen mit den Hürden der Rechtsstaatlichkeit und ihren Vertretern läuft zu frischen, charmanten und unterschiedlichen Serienepisoden zusammen, die immer wieder Überraschendes zu bieten haben: BETTER CALL SAUL kann Thriller, Komödie und pechschwarzes Drama und gibt sich somit noch als weitaus spielfreudiger und innovativer als BREAKING BAD zu erkennen.
Zunächst ein leidlich interessantes, schauspielerisch absurd lethargisches Psychogramm eines sehr blassen Victor Frankensteins, welches spätestens ab der Geburt des Monsters eine rasante, uneinheitliche und widersprüchliche Virtuosität entwickelt. Die herausragende Musik von Patrick Doyle näht, sticht und flickt die elliptische und inbrünstige Filmoper feurig und fast aus den Nähten platzend zusammen.
Dass sich die schale Marvel-Action als eine einzige Simulation entpuppt, ist ein wirklich ehrliches, unerwartetes Statement. Oder sollte man sagen: Nicht mal mehr Marvel kann die generischen Kampfeinlagen als Wahrheit verkaufen.
Das ist schon ein ziemlich guter Film, aber John Landis nervt einfach gewaltig, oder?
Krude und schraubige Filmmetastase, die von Könner Garland soghaft und intuitiv erzählt wird und spätestens im Finale seinen hypnotischen Reiz zur eigentümlichen Vollendung bringt und geflissentlich ausspielt.
Wie in dem Schwesterfilm BIRD BOX - bei dem es auch um die filmische Auslotung eines Sinnes geht - versucht auch hier eine schwangere Mutter, der die Fluchtblase platzt und gewissermaßen den Showdown einläutet, um das nackte Überleben zu kämpfen und ihre Kinder in einem apokalyptischen Setting zu retten. Es handelt sich um Filme, die versuchen dem Horrorkino wieder eine neue Sprache zu verleihen, ihm zu einer neuen Geburt zu verhelfen, bei dem einen darf man nicht sehen, bei dem anderen keine Laute verursachen. BIRD BOX ist ein rudernder Genre-Versuch, A QUIET PLACE eine streng komponierte, formalistische Anordnung von Suspense-Momenten. Was BIRD BOX an Klarheit (zuweilen unentschlossen und uneinheitlich inszeniert) und Struktur (uneindeutige gedankliche Ausrichtungen) fehlt, hat A QUIET PLACE, was A QUIET PLACE an Fantasie (das Monster lässt sich nach Minuten blicken) und Grusel (die vielen Auftritte der Kreaturen nutzen sich immer weiter ab) vermissen lässt, hat wiederum BIRD BOX in seinen besten Momente zu bieten. A QUIET PLACE ist manchmal einfach zu laut, wenn auch hübsch anzusehen.
Mit einer unfassbar flachen Serien-Ästhetik hingeschluderter Sommerurlaub von Netflix-Star und Aushängeschild Adam Sandler, der weder komisch, noch spannend ist. Fast zu verwechseln mit dem Traumschiff, nur Harald Schmidt fehlt.
Sandra Bullock mit Augenbinde auf einem schwankenden Boot - zwei Kinder mit eben solchen Binden neben ihr - das auf einem nebligen, reißenden Fluss im Nirgendwo umhertaumelt: Das ist natürlich das Bild des Films. Ein unglaublich einprägendes Bild. Tatsächlich auch ein unvergessliches Bild. Lange gab es im Horrorkino kein so verwehtes und eigentümliches Szenario. Keinen so absurden Ausgang. Wie konnte es nur zu dieser Lage kommen? Maximale Aufmerksamkeit in Bruchteilen von Sekunden. Das ist bis zum Schluss tatsächlich ein Stück weit radikal gedacht, mit einer originellen bis albernen Prämisse, die neben ihrem ernst gemeinten Grusel auch keine Albernheit scheut. Ein genuines Gefühl von Horror entwickelt der Film BIRD BOX mitunter überraschenderweise schon und löst viele grausame Versprechen auf erfrischende Weise nicht ein: Er ist nicht effekthascherisch, hat kein Interesse an äußerlichem Thrill, noch minder gibt der Film irgendeine Antwort. BIRD BOX ist am ständigen Versuchen und Ausprobieren und schrammt durchweg haarscharf an der Arschbombe vorbei und das ist grob und kühn und deswegen nicht clean, sondern echt. BIRD BOX appelliert an die Fantasie und das ist - man kann es nicht anders sagen - dieser Tage originär und auch radikal, trotz so mancher grober und fahrlässiger inszenatorischer Schnitzer und Unzulänglichkeiten.
BREAKING BAD in Gänze betrachtet ist manchmal so wie die Person des Walter White: BREAKING BAD kann furchtbar bieder erzählen, sehr keusch sein, maskenhaft, eine Serie, die Irres im Prinzip nur in in kleinen Dosen vertragen kann, die dann aber auch gerne aufgrund ihrer Ausstellung wie eine Überdosis wirken können. Heisenberg fehlt am Ende doch ein (filmisches) Geheimnis, eine gewisse prickelnde Magie, ein tiefer Zauber, obwohl diese Serie so vorzüglich gemacht ist, obwohl diese Serie wunderbar witzig sein kann und unterhaltsam im kompetentesten Sinne ist, so steif ist sie auch, ihr fehlt - und das könnte eine kleine Überraschung sein - einfach der Sex.
Bryan Cranstons Performance von Walter White war deshalb so interessant, weil er auch immer neben der Figur stand: Sein Spiel war brüchig, depersonalisiert und distanziert, als würde er auch stets nach Antworten der Figur verlangen, als wollte er sie in jeder Sekunde besser kennenlernen wollen. Aber Walter White kann man nicht kennenlernen, denn die Person dahinter hat sich gleich zwei Mal erschaffen: Einmal als Walter White - ein Biedermann, der eine reine Hülle zu sein scheint, die jede Emotion, jede Konfrontation in destruktiver Weise unterdrückt - und einmal als Heisenberg, der das genaue Gegenteil von Walter ist, ein Monster, das ihn zu Fleisch mit Atem werden lässt. Die Menschen um ihn herum haben ihn also nie kennengelernt, nur die Erschaffung des Heisenberg konnte ihn lebendig machen. Erstmalig. Dr. Jekyll und Mr. Hyde im Drogensumpf der Selbstfindung.
Bei all dem vielen Schönen, was BREAKING BAD zu bieten hat, darf nicht vergessen werden, wie schlampig doch manchmal mit der Erzählung und den aufgebauten Figuren umgegangen wird: Der Sohn von Walter White bleibt über vier Staffeln hinweg ein Stichwortgeber dem überhaupt keine eigene Geschichte zugestanden wird, Whites Schwägerin darf wieder einmal ein bisschen stehlen gehen und Walters Frau Skyler wird immer weiter in eine passive Unterordnung gedrängt. Und da liegt das Problem: Fast alle Figuren von Breaking Bad sind nur im Kontext von Walter White und seinen Machenschaften zu denken, er ist das Universum, das immer weiter expandiert und die anderen zuweilen nur schwarze Löcher, die er erhellt. Die reizvolle Prämisse eines kranken Highschool-Lehrers, der heimlich Meth brüht, wird immer weiter um viele Faktoren erleichtert; der Lehrer muss nicht mehr Lehrer sein, der kranke Mann ist nicht mehr krank, seine Familie ist nur noch ein Spielball, jeglicher Konflikt, auch zwischen ihm und Jesse, so scheint es, ist ausgetragen worden und zuweilen beschleicht einen das schale Gefühl, dass das Material, also das, was BREAKING BAD zu erzählen hat, immer dünner und wässriger wird und sich nur noch in eine reißerische Dramatik und abgefahrene Momente flüchtet, die Witz und Skurrilität vermissen lassen. BREAKING BAD rettet sich in der vierten Staffel aber durch die beste Figur der Serie: Gustavo Fring rückt in den (rückblendigen) Fokus, die Reibung mit seinem schurkischen Glanz und Imperium gerät zur sensationellen Zerreißprobe. Auch verzückt Hanks einmaliges kriminologisches Gespür, das ihn in einem herausragenden Monolog als einen Spürhund erster Klasse ausweist. Das Material wird dünner, die Luft auch, die Spannung bleibt. Ein hohes Niveau, viele Schlampigkeiten.
Zuweilen hat die Staffel etwas Gemütliches: Meth brühen ist jetzt halt eben ein normaler Job geworden, das Versteckspiel hat ein Ende und Machtkämpfe köcheln höchstens im Hintergrund: Schon lange hat Walts Drogengeschäft nichts mehr mit dem Beschützen der Familie zu tun, Walt ist gesund, Geld hat er genug, doch wie eine Fliege, die nicht einzufangen ist, hat Walts krimineller, zerstörerischer Flügelschlag längst die Überhand gewonnen: Die Leidenschaft für Chemie, eine Prise Wahnsinn hinter der Fassade des Biedermanns und eine neue, bedrohliche Identität haben Walter White nun schlussendlich auch zu einem unberechenbaren Killer mit Moral werden lassen. Entrückte Albernheiten neben bitterem Ernst. Die dritte Staffel zieht die Schlinge langsam zu.
Die skurrilen Elemente von BREAKING BAD werden weiter ausgereizt (Saul Goodman!) und lassen die Reagenzgläser glühen und schnauben: Walter White ist ein richtiges Schwein und eine wahrhaftige, tief gestörte, sich selbst verzehrende Figur und so kann diese Staffel das Gefühl eines pilothaften Ausprobierens erstmalig ablegen und ihren Körper finden. Die zweite Staffel hat unerwartet viel Schmerz, Gewitztheit und eine Spannungsdramaturgie, die an die Schwestersendung DEXTER erinnert und das ist kein zu verachtendes Kompliment.
Grell, blöd, plump, manchmal geil süffisant: Wenn es einen linken Populismus gibt, dann hat Michael Moore ihn erfunden. Die letzte halbe Stunde ist der helle Wahn. BILD ist gegen Michael Moore mehr als subtil. Mitunter aufschlussreich und interessant ist das Material, das Moore zeigt, nicht aber seine Schlüsse.
BREAKING BAD ist eine launige Dark-Comedy, die ihre triste Welt durch das knallbunte Auftreten von farblich hervorstechenden Objekten zu einem dampfenden und rüttelnden Chemielabor hochkesselt. Eine nette, eine komische, eine rührende Pilotfolge, die erstaunlicherweise aus der ganzen Staffel zu bestehen scheint.
Die wohl schlussendlich ausschlaggebende Entscheidung mir GAME OF THRONES von Beginn an anzusehen - nach all meiner persönlichen Abneigung gegenüber Serienevents und unendlich langem Erzählen und Ausbuchstabieren - war die zerstörerische Kraft einer finalen Staffel auf die Fanliebe ihrer Zuschauer. Wie konnten die Macher so sehr in die pechschwarze Tonne Hass greifen? Es scheint so, als hätten sich die Zuschauer über die Jahre hinweg dem Moralkodex einer anderen Welt angeglichen oder schlimmstenfalls auch angeschlossen. Dass dann auch noch ein Fanliebling die Welt in das größte Feuer der Serie stieß, war zu viel: Die Heilerin, die Erlöserin, die Auserwählte führte die Welt um Westeros in eine feuerrote Schwärze. Sie forderte mehr Opfer als jede(r) Bösewicht(in) zuvor. Die Fans schienen vergessen zu haben, dass die Idee einer das Heil bringenden Herrscherin immer auch per Definition eine faschistische ist. Die mordende Daenerys wurde zum Anakin Skywalker einer neuen Saga. Der Glaube von einer neuen Welt und einer Erlösung ist ein naiver, ein schöner, ein in letzter Konsequenz und Ausführung brutaler und grausamer Gedanke. Die 8. Staffel stellt also nicht nur den weißhaarig-bezopften und reinen Erlösungsgedanken inhaltlich in den das (falsche) Licht verschluckenden Schatten, sondern empfiehlt sich auch als eine künstlerisch zuweilen radikale und experimentelle Staffel. Eine ganze Schlacht ist von einer rabiaten (nicht nur ästhetisch eindrucksvollen) Schwärze und Ausweglosigkeit, eine intime Zerreißprobe in der das Glühen und Glimmen von Kerzen, Funken und Fackeln Leben und Innehalten bedeutet. Auch verweigert eine zweite Schlacht jedes heroische Element, sondern zelebriert eine nicht auszuhaltende Abschlachtung, die durch drastische Montagen und viele klitzekleinen Plansequenzen einen Rausch des unangenehmen Dabei-Seins inszeniert. Wenn dann alle Hoffnungen auf eine bessere Welt, jede Bemühungen vieler lieb gewonnener Figuren in den ersten Minuten der letzten Folge in einer unaushaltbar anzusehenden grauen und niederschmetternden neuen Welt ihr Ende finden, dann kann man sich nicht von der Serie betrogen fühlen, sondern sich nur bereichert sehen: Radikales Inszenieren mit erzählerischem Widerhall und facettenreichem Klangkörper.
Mit der Insel Dragonstone hat die Serie ihren bisher prächtigsten Schauplatz gefunden, die scharmützelhaften Ränkespiele und böigen Gefühlswelten der Figuren treten zuweilen bedauerlicherweise ein wenig in den Hintergrund, auch wenn Lady Olenna (hinreißend gut: Diana Rigg) und Lord Baelish (der größte Schachspieler der Serie) einen formidablen, weil unprätentiösen Abgang beschert bekommen. Dafür aber können blaues Feuer speiende Drachen und riesige Untotenarmeen bewundert werden. Die Verknappung und Entschlackung tut der Dringlichkeit der Serie gut, der Fokus ist gesetzt. Die letzte Folge schafft es dann sogar erstmalig die Brücke zwischen Serienepisode und Film zu schlagen und ein großartiges Finale zwischen Sentiment und Spannung zu sein. Winter Wonderland.