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Alle Kommentare von der cineast
Die Figuren der Serie treffen mittlerweile auf ihre eigene bizarre und komödiantische Sage in Form eines Theaterstücks, Menschen legen ihre Gesichter ab und ziehen sich neue wieder an. Tote erstehen wieder auf, eine heimliche Königin darf durch die Hilfe von Dr. Frankenstein nun wirklich eine sein, es wird in die Vergangenheit gereist und Schlachten so blutrünstig gefochten und geschlagen wie wohl nie zuvor. Ein grausames Märchen voller noch grausamer Märchen. Die sechste Staffel GAME OF THRONES wagt einen frischen Balanceakt zwischen Tradition und Neuartigkeit. Nun ist fast alles möglich, ein Wunder, dass GAME OF THRONES dennoch seine wunderschöne ästhetische Gussform behält. Ja, nicht nur der Glaube, Königreiche und Könige werden hinterfragt und hinterfragen sich, eine ganze Serie tut es nebenher auch.
Zuweilen meditativ und trügerisch ruhig gibt sich die fünfte Staffel von GAME OF THRONES, wie ein schlafender Drachen, eine schimmernde, dunkle Seeoberfläche, es scheint, als müssten sich die Charaktere und Königreiche von den Strapazen der fulminanten Folgen der vierten erholen. Staffel 5 ist der Anfang einer neuen (alten) Geschichte, eine Neujustierung, die schmerzhaft aufzeigt, wie sehr manch sagenhafter - in der Serie gestorbene - Schauspieler nun fehlt, um sich dann in den letzten Folgen in einen merkwürdig aufgesetzten Aktionismus zu stürzen, der zuweilen ohne emotionalen Hall bleibt. Eine gute, keine sensationelle Staffel.
GAME OF THRONES macht es Qualitätsserienskeptikern wie mir leider nunmehr völlig unmöglich skeptisch zu sein: Die 4. Staffel führt die mannigfaltigen Handlungsstränge, die ruhelosen Erzählungen und komplexen Figuren der vorangegangenen Folgen virtuos zusammen. Vier Hochzeiten und ein Todesfall. Ein Höhepunkt in zehn Akten. Ein ekstatischer Abgesang, eine mal tänzelnde, mindestens hoheitliche, erzählerische Offenbarung. Spott, Heimlichkeit, die Würde des Monsters. Ein prustender, schnaubender Ritt auf der gefährlichen Klinge filmischer Poesie. Ein Ende. Ein Buchdeckel schließt sich. Brillant. HBO.
Bisher ist es so gewesen, dass sich die Sensation in der neunten Folge einer jeden Staffel offenbart hat. Die marktschreierische Attraktion, die radikale Veränderung, der große Sturz kam nicht in der letzten Folge wie vielleicht vermutet, sondern überraschte einen unvermittelt zuvor. Die Enthauptung des Ned Stark in der ersten und das mächtige grüne Seefeuer in der zweiten Staffel setzten dramatische Höhepunkte, die dritte Staffel führt diese Tradition fort: Ein prächtiges Hochzeitsbankett entwickelt sich zur üblen Schlachtbank, die einem brachialen Tritt in die Magengrube gleichkommt. GAME OF THRONES, die Serie der seelischen Höllenqualen und niederträchtigsten Intrigen, verwandelt nicht unbedingt erkennbare psychische Leiden in ein schmatzendes Gelage des Terrors und Blutes, die bisher beliebteste und ohne Frage großartige Folge der Serie THE RAINS OF CASTAMERE (9,9 IMDB) kann aber auch nicht verbergen oder vergessen machen, dass die größte Show, der brutalste Mord und die schlimmsten Massaker nur das gleichwertige Gegenstück zu großem Schauspiel und inszenatorischer Könnerschaft sind. Feingliedrige Intrigen, aufblitzende Gefühle und schlummernde Begehren sind mit ihnen mindestens gleichauf.
Und so verharrt die zweite Staffel zuweilen ein wenig ratlos in bekannten vorzüglichen Arrangements von Intrigen und Verrat, bewegt sich nicht wirklich vom Fleck und erzählt weitaus weniger und lethargischer als die mitunter virtuose erste Staffel. Es beschleicht einen momentweise das Gefühl, dass alles schon aus einer spitzeren Feder und pfeffrigeren Perspektive gesehen zu haben.
Ein Gefangensein in determinierten Rollen, traditionellen Geschlechterbildern und aufgezwungener Familienbürde: GAME OF THRONES empfiehlt sich als ein wunderbar scharfzüngiges, irres und dramatisches Fernsehbühnenstück, das von Emanzipationen, dem Scheitern und blanker Brutalität und Grausamkeit erzählt.
Umtriebiger Wanna-Be-Bourne im Dauerlauf: Was an Car-Action durchaus beachtlich und brachial inszeniert daherkommt, fehlt dem Film in seinen Kämpfen (nicht gut geschnitten), Dialogen (verschnitten) und seiner (kümmerlichen) Erzählweise. Wenig Drive und Dynamik, zu viel Ausdauer, kaum Stringenz und Schneid.
Die strenge Komposition der bemerkenswerten Actionszenen steht im Kontrast zu einer unausgearbeiteten Werdung einer Killerin. Ist diese erst einmal vollzogen und die komplizierte, wenn auch schlichte Geschichte abgeschlossen, spürt man die inhaltliche Dürre des Films, die mit einer finalen Actionszene erneut blutig bewässert werden soll. Extravagant und tumb.
Tierisch doofe Actionhampelei, die John Wick schlussendlich zum Superhelden pusht: Für ein Fortbestehen als Held lässt ein Thor bei Marvel gerne mal kurzzeitig sein Auge, John Wick hier nun seinen kleinen Finger. Sonst bleibt natürlich alles beim Alten. So starr und hüftsteif war Action lange nicht mehr. Ödland. Eine Actionwüste.
Die erste Hälfte ist Zärtlichkeit und Beobachtung, dann wird Costner zum Racheengel fabuliert und REVENGE gerät mitunter zur schlaffen Albernheit. Anthony Quinn schnauft wie Mario Adorf und die Wassersprenger zirpen dazu. Sie sind die Grillen des Reichtums.
Absurd: Die Kirche wird zum großen Übel der Menschheit zusammengeschraubt, um dann im Finale mit einem heiligen, göttlichen Buch dem Satan die Hölle heiß zu machen. Die Wälder, der Nebel, die Dörfer und Pestbeulen sind alt, schön und schummrig, die Effekte nur schummrig und alt. Irgendwie gern zugeguckt. Auch Gurken schmecken nach Wasser.
Sehr vergnüglicher, momentweise zauberhafter Trivialfilm, der sich vollends und absolut einer sympathischen und nicht nervigen Postmoderne verschrieben hat und sich nur durch ein schwächliches, flachbrüstiges und ziemlich uninteressantes Finale um die Lorbeeren bringen lässt. Nett. Im nettesten Sinne des Wortes. Ich mag Drew Goddard.
GOLDENEYE ist ein betont düsterer und trister Film, erzählt er doch im Kern eine Geschichte von damaligen, bis heute schmerzenden Wunden und kaltblütigem Verrat. Ein wenig erinnert die Motivation des Bösewichts an die des Silva aus SKYFALL. Alles ist hier total persönlich, steif und ernst, weder leichtfüßig noch locker, auch M liest Bond in einer der besten Szenen die Leviten, die Kälte Russlands, dunkle Friedhöfe und karge Landschaften prägen ein 007-Abenteuer, das sich weit weg von einer sonnigen Reise durch die Kontinente zeigt. Die Musik ist eine wahre Blutgrätsche, die Einführung Brosnans immerhin ein echter Hingucker. Eine geile Panzerhatz gibt es noch dazu, aber ansonsten viele Leerstellen und verdammt nochmal viele Fragezeichen. Schmissig ist anders und packend schreibt man eben nicht klein.
Eine warme, bittertraurige und liebevolle Auseinandersetzung mit dem Geschichtenerzählen, der (ersten) Liebe, dem Schreiben, dem Werden und dem Verschwinden. Nicht blumig und prätentiös, sondern präzise und nahbar. Selten kann man Schauspielern so ehrlich in die Augen schauen und begegnen, selten zeigen sie ihre (persönlichen) Wunden und Verletzungen so offen. Keine Abgehobenheiten. Kein Show-Off. Nur Menschen, die langsam verschwinden. Wie glitzerndes Wasser, das sich am Strand langsam in den matten Sand zurückzieht.
Ein nahezu radikaler Film: Anders als in der Rom-Com gemeinhin üblich, kommt es nach dem Geständnis der Liebe nicht zur Happy-End-Romantik, sondern Julia Roberts Love Interest hat sich - wohl wissend, dass er im Prinzip nur Julia liebt - für ihre nervige, ultrareiche Nebenbuhlerin entschieden. Kind of shocking und unbefriedigend befriedigend. Und: Julia Roberts ist einfach ein verdammter Filmstar. Da blüht die Wiese.
Nie war Berlin ein schönerer, geheimerer, feurigerer und schwärzerer Blutdiamant des Kummers.
Der Untergang des Kinos? Möglicherweise. Sicherlich aber: Der ultimative Fanservice. Film als eine Form von Dienstleistung, als ein bestellbares Gericht, ein glücklich machender Tarif, in diesem Endspiel sieht der Fan dieser Filmreihen, dieses Universums, mit Bestimmtheit, das, was er erwartet hat, was er sehen möchte. Nach ENDGAME fühlt man sich vergewaltigt. Durchgespült. Irgendwie benutzt. Von einem Diktator, einer absoluten Macht, die herrscht und regiert. Aber, man kommt nicht umhin, auch ein wenig fasziniert zu sein davon, dass ein Event, schon bevor, während und danach, alle Fanherzen in schiere Ekstase versetzt. Infinity Fandom. Ende.
Würde es sich nicht um den Untergang des Kinos handeln, um einen Kurs, der eine Art Simulation von Kino befördert, ein riesiges Dauerfeuer an synthetischer Stimulanz, so könnte man AVENGERS 3: INFINITY WAR als kurzweiligen Trivial-Popanz verbuchen, der zwar von schauderhafter Sterilität, aber auch von schnippischer Schnelligkeit lebt. Alles, was passieren kann, wird passieren. Ein tönender Unfug ohne Gewicht, aber unheimlicher Relevanz. Dieser doofen und schrägen, weil selbstbesoffenen Aufgeblasenheit von Nichtigkeiten konnte ich mich nicht entziehen. Milliarden-Trash ohne Griff und Haptik. In 20 Jahren wünsche ich einer neuen Generation einen Blick auf diese Filme, als ein Kuriosum aus der Steinzeit der Digitalität.
Robert Zemeckis hängt einer alten Tradition des Starkinos von Hollywood nach, das es ist dieser Form heute nicht mehr existiert, weil es keine Stars mehr gibt. Ein Studiofilm wie aus einer längst vergangenen Zeit, momentweise langbärtig, aber mit einer ausdrücklichen Vehemenz und Geschlossenheit vorgetragen.
Beim zweiten Schauen noch bombastischer als im Kino. Spätestens das Finale in Las Vegas lässt die Kinnlade herabsinken, macht die Augen feucht und bringt das Herz zum Flattern wie 10 Energydrinks auf einmal. Hier sackt ein Actionfilm gegen Ende hin nicht ab, sondern hat sich sein ganzes Feuer bis zum Schluss aufgespart. Der Showdown von JASON BOURNE ist nicht von dieser Welt. Car-Chase-Ultrakunst. Eine der besten Actionsequenzen der Filmgeschichte.
Nachdem Regisseur Özgür Yıldırım nach seinem Meisterwerk CHIKO nur noch mit wurschtigen "Tatorten", fettigen Rapbios und einer künstlerisch schmalen Beteiligung bei 4 BLOCKS eher ins Klo gegriffen hat, findet der Schüler von Fatih Akin zu seiner Kunst und seinem Können zurück: Bei NUR GOTT KANN MICH RICHTEN stimmt wirklich jeder Seufzer, jedes Zittern des Augenlids und jeder nach Luft gierende Atmer. Da passiert nur Scheiße. 100 Minuten. Und man kann einfach nicht weggucken, so präzise führt Yıldırım seine Schauspieler. Genre-Brett. Hervorragend besetzt.
Mächtig, sich aufbäumend, schwitzend und ekstatisch mordet Mr. Robinson sein Opfer. Nach einem weiteren Mord, da legt er sich selbstzufrieden, von seiner Tat wonnig entzückt lang auf das Sofa, ganz gespreizt und keck. Doch ein Detail hat er übersehen, so muss sich der arglistige, windige und halbseidene Krawattenmörder wieder zurück an den Tatort begeben, er macht sich ganz scheußlich schmutzig, fingert zwischen Kartoffeln und erstarrten Extremitäten umher, die sich ihm widerwillig entgegenrecken. Der Mord ist nicht mehr gefährlich oder Angst einflößend, hat keine Anziehung und keine Bedrohung mehr an sich, er ist einfach jämmerlich, ganz und gar erbärmlich, ein pragmatischer Akt, teuflisch, ja, aber unendlich primitiv und einfältig. Ein göttlicher Schlusspunkt für das Serienkillergenre.
Typisches Erstlingswerk: Eine Ausstellung von Ideen und Können. Miyazakis erster Kinofilm ist eine rauschhafte, verspielte Hatz, die ausprobiert, variiert und versucht. Bei all dem Spaß an der Formulierung, könnte man fast auf die Idee kommen, dass es hier kaum um etwas geht und das sich Geheimnis und Zauber nie so wirklich einstellen wollen. Aber das wäre Blasphemie. Pssscht.
Sonne, Busen und Explosionen: Zwischen hart nervig, schrottig und einer Mordsgaudi ist alles dabei. Die Idee ist gut, das Drehbuch Banane, die Schauspieler wie ausm Porno, aber dafür ballern bis der Arzt kommt und Feuer unter der Haube.
Ein fehlerfreier Film. Ein anbetungswürdiger Urknall. PSYCHO ist das Fundament, Gerüst, Mauerwerk und Dach allem Hoheitlichen des Horrorfilms.