Der Witte - Kommentare

Alle Kommentare von Der Witte

  • 'Musste' PRISONERS wählen - SPRING BREAKERS, ACT OF KILLING, PAIN & GAIN, MAN OF STEEL, UPSTREAM COLOR, TORE TANZT und ONLY GOD FORGIVES fehlen ja leider.

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    • 9

      Tja, hat wohl noch nicht gereicht, das OLDBOY-Remake am Boden zerschellen zu sehen: http://www.slashfilm.com/the-grey-producers-to-remake-kim-jee-woons-i-saw-the-devil/

      • 3 .5

        Hallo Leute, Witte wieder hier. Ich habe mit meinen Buddys VisitorQ und S.Bendix den aller, aller allergeilsten Weihnachtsfilm in der Geschichte des modernen Kinos gesehen. Er hat zwar den etwas gewöhnlichen Namen "Mr. Christmas" aber lasst Euch vom Titel nicht täuschen. Der Film steckt voller Liebe und das Herz des Zuschauers fühlt sich danach einfach warm an. S.Bendix ist bei zwei Szenen eine Träne entwichen. VisitorQ musste einmal wild schluchzend den Raum verlassen und rief laut nach seiner Mutti. Worte können nicht beschreiben was momentan in uns vorgeht. Ein Film, der definitiv mehr Beachtung geschenkt bekommen sollte. Eine Perle, ein Juwel. Ein Lieblingsfilm.

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        • 7 .5

          Oha, hier hat es mich doch wieder mal knallhart erwischt. Ich hatte nicht allzu viel von dem Titel erwartet, schließlich gibt es kaum Besprechungen oder Meinungen zum Film im weiten Internet, jedoch konnten mich die Synopsis und der pervers kleine Preis auf amazon überzeugen, mal reinzuschauen (ich weiß, klingt bis jetzt wie ein assiger Sales-Pitch, aber bleibt bitte dran).

          Und schau mal einer an, da habe ich wieder mal ein schön wirkungsvolles, deutsches Melodram aus den 50ern an Land gezogen. Am Anfang verhält sich das alles zugegebenermaßen noch recht unaufgeregt und altbacken, wird die malerische, norwegische Landschaft an der Küste hier doch in allzu konventionelles Schwarz-Weiß-Vollbild eingebettet, begleitet von durchweg wehmütig-schwankenden Symphoniesalven und Kulissen wie aus dem Mittelalter.

          Hierin entfaltet sich der dramatische Plot um das junge Pärchen Haldor (♂) und Salvör (♀), welches auf seinem altertümlich erscheinenden Hof die Ehe plant, während der Händler Samuelsen noch immer nach Salvörs Liebe schmachtet. Eines Tages erleidet Haldor auf hoher See Schiffbruch und landet dabei in einem anderen kleinen Dorf mit Bauernhof, wo er sich im Zeitraum seiner Genesung allmählich in die Hofstochter Maria verguckt und sie sogar schwängert, wie sich später nach seiner Rückkehr in die Heimat herausstellt.

          Haldor kann nicht anders, folgt seinem Herzen und bringt die junge Maria auf den Hof, heiratet sie und so rennt Salvör inbrünstig-enttäuscht doch noch in Samuelsen's Arme. *SPOILER* Haldors Glück hält jedoch nur von kurzer Dauer, schließlich stirbt Maria bei der Geburt ihrer Tochter Gunna. Jahrzehnte später hat sich nicht viel geändert in jener Küstenstätte. Salvör jedenfalls hat schon 2 Kinder mit Samuelsen - eines davon, der stattliche Sohnemann Ragnar, ist schon erwachsen und mustert sich zum angehenden Architekten, plant er doch den Hafen an diesem Ort zu modernisieren. Allerdings will er dies nicht nur mit Haldors Hilfe schaffen, sondern ist auch noch unsterblich in Gunna verliebt.

          Seine Mutter Salvör will es ihm jedoch verbieten, ist sie nach all den Jahren doch noch immer voller Hass darüber, was ihr Haldor angetan hat, auch wenn Samuelsen sie inständig darum bittet, vernünftig zu sein und das Vergangene vergangen sein zu lassen. Ragnar kann dies nicht verstehen, schließlich kennt er die Hintergründe nicht und so entbrennt ein heftiger Streit zwischen Mutter und Sohn - ihr bleibt nur noch die Möglichkeit, ihm das wohl einschlagendste Geheimnis seines Lebens zu beichten. Und auch wenn ich vorher schon eine Spoiler-Markierung gesetzt habe, werde ich an dieser Stelle nicht weiter verraten, was dann noch passiert - das würde dem Film eine gute Menge Kraft nehmen. *SPOILER ENDE*

          Auch wenn DU DARFST NICHT LÄNGER SCHWEIGEN anfangs noch als zwar recht beschauliches, aber ein Stück weit biederes Heimatdrama rüberkommt - welches sich wohlgemerkt nie wirklich dem großen Kitsch ergibt, dafür gibt das streng-kontrastreiche Schwarz-Weiß schon eine ordentlich-erdrückende Richtung an - so liefert es nach seinem gemächlich formelhaften Aufbau besonders ab der zweiten Hälfte eine ganze Reihe schwer-bitterer Schicksalsschläge an, die sich meisterhaft in zwischenmenschlicher Anspannung und verdient-herbeigeführter Vergebung üben, trotz relativ hohem Bodycount.

          Da musste ich schon echt mit den Tränchen kämpfen, auch wenn die Generations-übergreifende, harte Romanze an sich keine besonders originelle Geschichte darstellt, weder für damalige Verhältnisse noch für heutige. Doch ich muss zugeben: die Umsetzung hier kommt vom Herzen und liefert ebenso leidenschaftliche Darstellerleistungen (allen voran Heidemarie Hatheyer als Salvör), welche das im Film thematisierte humanistische Ringen um Liebe und Verständnis in archaisch-griesgrämigen Verhältnissen umso glaubwürdiger machen.

          Auch wenn dieses Werk von Robert A. Stemmle wahrscheinlich am Ehesten als beruhigender Nachkriegs-Crowdpleaser (und im Subtext vielleicht sogar ein Plädoyer für die Vergebung der Kriegstaten) gedacht war, so kommt man nicht umhin, hierin nicht bloß eine solide Herzensarbeit in kalt-holziger Landschaft zu sichten, sondern auch noch ganz tief dabei mitzufühlen - selbst wenn die Enthüllungen nicht mehr dermaßen schockierend erscheinen mögen wie in den 50ern: krass einzuwirken gelingt ihnen dennoch.

          Auf DVD gibt's das Herzensbrecher-Stück in ausgezeichneter Bildqualität von MAGIC PICTURE (der Ton ist hingegen schon etwas blechern, zudem hört man an wenigen Stellen ein leichtes, unnatürliches Brummen - nächstes Mal: Handys aus beim Transfer!). Zu haben gibt's die Scheibe u.a. im amazon-Marketplace schon für ca. 4 €, mit Versandkosten. An eurer Stelle würde ich zuschlagen ;)

          7
          • 7

            Als ich eines Tages den dt. Trailer zu TIMEBOMB auf einer ollen Videokassette fand - wo er noch recht konfus 'NAMELESS - TOTAL TERMINATOR' genannt wurde, weil: Michael Biehn - machte ich es mir zur nicht-ganz-so-lebenswichtigen Aufgabe, ihn irgendwann mal tatsächlich anzuschauen, ohne dass ich überhaupt genau wusste, worum es ging (bzw. ich hatte es bis dahin wieder vergessen).

            Nun denn, schließlich habe ich mich doch noch überwunden, die DVD zu kaufen (von einem Geschenkgutschein natürlich) und wurde dabei doch recht angenehm überrascht. TIMEBOMB fängt zunächst recht hemdsärmelig an, reiht sich vom Produktionsbudget irgendwo zwischen PM Entertainment und Cannon ein, immerhin spielt hier ja auch Billy Blanks als 'Mr. Brown' mit. Das austauschbare Konzept wird auch schnell dargelegt: Es geht um politische Attentate und Supersöldner, ein Stück weit auch schon 'Schläferzellen'.

            Eine davon ist der unscheinbare, bescheidene Uhrenmacher Eddie Kaye, der eines Tages bei einem Hochhausbrand den Retter gibt und dabei von einigen zwielichtigen Militärhonchos erkannt wird. Nun sind ihm diese auf den Fersen und wollen ihn killen, doch bei ihm kommen dabei einige krasse Combat-Skills zum Vorschein. Haben wir hier einen Proto-'HISTORY OF VIOLENCE' am Start?

            Zusammen mit seiner vertrauten Psychoanalytikerin Anna Nolmar (eine mit honkigster Brille versehene Patsy Kensit, die das hässliche Ding im Verlauf des Films abnimmt) begibt sich Eddie sodann auf innere Spurensuche, ist er doch ebenso darüber verwundert, dass er mehreren Mordversuchen ausweichen musste und KONNTE, zudem mit ihr problemlos ungarisch parlieren kann (übrigens gibt's für solche Enthüllungen immer passende, unfassbar ulkige Flashbacks zu seiner dubiosen Vergangenheit, also ist man als Zuschauer immer schneller an der Wahrheit als Eddie selbst).

            Ab diesem Zeitpunkt zeigt TIMEBOMB sein wahres Gesicht, als Eddie sich mit ihr auf die Flucht vor den Mercs macht, dabei wie selbstverständlich präzise mit Knarren umgehen kann, allerdings auch IMMER wie eine hysterische Hyäne wild herumbrüllt (soll ausdrücken, dass er langsam daran zerbricht, dass seine sorgfältig aufgebaute Identität nur noch Schall und Rauch ist). Und was platzen da auch die Blood Squibs in stetiger Manie! Er knebelt Anna sogar psycho-mäßig an einen Stuhl im Hotelzimmer, mit geladener Waffe vor ihrem Gesicht, dass sie ja nicht auf die Idee kommt zu flüchten, weil sie sonst mit Salven vollgepumpt wird - Holy Shit!

            Schließlich finden beide allmählich zu seiner alten, geheimen Militärbasis und obwohl der verstaubte Laden inzwischen (recht eindrücklich, muss ich sagen) wie die Zwischenwelt am Ende von Fulci's 'GEISTERSTADT DER ZOMBIES' ausschaut, überkommt Eddie ein beschwörendes Gefühl von Vertrautheit, legt sich sodann in seine einstmals embryonale Kapsel, in der man ihm die Kunst des Tötens implantierte. Und weil das soviel in ihm aufwirbelt, erst mit der ganzen Action und der anstehenden Mission zur Verhinderung eines folgenschweren Anschlags drumherum, steigt er pünktlich zum 3. Akt mit Anna in die Kiste zum Beischlaf - ähnlich wie in, joa, TERMINATOR!

            All dies deutet auf eine sympathische Ader des Films hin, die mir nach und nach klarer wurde: Regisseur und Autor Avi Nesher, Filmemacher aus Israel, inszenierte hiermit nämlich seine herrlich naive, wilde Vorstellung eines Hollywood-Actionblockbusters. Verpackt mit populären Elementen, jagt er im atemlosen, knalligen Tempo einem stichpunktartigen Plotpoint nach dem anderem hinterher, ohne dass es insgesamt wirklich Sinn macht. Warum z.B. wollen die Mercs Eddie ausschalten und dabei seine Erinnerung an die geheime Militärzeit geradezu aufzwingen, dass sie eigentlich keine Chance mehr gegen ihn haben können? Warum muss das alles auch noch VOR dem großen Attentat passieren, wollen sie etwa, dass er sie letztendlich schnappt? Wäre es sowieso nicht effizienter, ihn einfach im Uhrengeschäft dahinvegetieren zu lassen und sich auf die Arbeit zu konzentrieren? Damn hippies!

            Doch gerade das macht Nesher's Vision von Film so charmant: es ist alles so freimütig und durchgeknallt aneinandergewürfelt, in plakativ-klobigen Sets und tough-affigen Darstellerleistungen - auf der Suche nach einer gemeinsamen Kultur und zudem so durchtrieben mit absolut phantastisch-wirren Einfällen (u.a. die Szene, in der Anna von den Bösen drangsaliert wird und Eddie urplötzlich mit einer Eisenkette, die er irgendwo her hat, ins Zimmer stürmt), dass man einfach nicht umhin kann, es abzufeiern. Man kann sich das ungefähr so vorstellen, als ob SAMURAI COP-Regisseur Amir Shervan einen Film mit Millionenbudget hätte inszenieren dürfen, Synth-Orchesterscore und massig Explosionen inkl., quasi wie Sam Firstenberg oder Craig R. Baxley.

            Also von daher: alle Macht der TIMEBOMB - ein wahrer, dusseliger Bomber des mittelbudgierten Actionkinos. Spaßgarant im enthusiastischen Rausch!

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            • 8

              Früher oder später muss man ja mal über das Erstlingswerk von Jeff Nichols stolpern, erst recht, wenn er wie eh und je Michael Shannon im Cast zur großen Kunst erblühen lässt. SHOTGUN STORIES bildet da keine Ausnahme und gehört eindeutig zu dem Härtesten, was der Regisseur bis dato abgeliefert hat - was nicht unbedingt heißt, dass er bei so einem Sujet wie viele junge Filmschaffende in Blut & Gewalt ertränkt, oh nein, dafür arbeitet er schon ausgezeichnet-ökonomisch und angenehm-suggestiv, mit höchst packendem Ergebnis.

              In eben diesem Film chronologisiert er innerhalb der weiten Felder des modernen Americanas einen folgenschweren Zwist zweier Familien mit demselben Vater - da stoßen Halbbrüder gegeneinander, die auf beiden Seiten gelehrt bekommen haben, ihre Quasi-Geschwister zu verachten. Die eine Seite, unsere Hauptprotagonisten um Shannon und seine 2 Bros, kennt den Vater nur als flüchtigen Säufer, welcher sie im frühen Alter einer hasserfüllten Mutter ausgesetzt hat. Die andere Seite kennt ihn als wiedergeborenen Christen, der ein geregeltes Leben für sie bereitstellen konnte.

              'Beide' Familien verbindet jeweils ein Ehrgefühl untereinander, allerdings nicht dem Vater gegenüber - und sobald er eines Tages das Zeitliche segnet, werden bei seiner Beerdigung nochmals ehrlich-indiskret, aber folgenschwer die Fronten gezogen. Von dort aus entwickelt sich dann die unaufhaltbare, tief-bittere Spirale des Hasses, der Ehre und leider auch der Rache - selbst wenn man notgedrungen auf Frieden hoffen will, ein kleiner Tropfen bringt das Fass immer zum Überlaufen und hinterlässt seine grausam-einschlagenden Spuren.

              Die Gewalt und Luft-abschnürende Spannung ist omnipräsent in diesem Film, wird aber nie exzessiv ausgewalzt, zelebriert und nicht mal wirklich dämonisiert. Nichols liefert uns dafür einen objektiven Querschnitt durch die Landschaft und deren Einwohner, gibt dem Ambiente eine tief-hauchende Musikuntermalung, welche höchstens durch bescheidene Gitarrenklänge in stimmige Höhen getrieben wird, während die Kamera das Geschehen und das scheinbar-blühende Land in machtlos-beobachtender Stringenz einfängt. Die Menschen, die hierbei wirken, könnten ihrem Schicksal hingegen theoretisch entkommen, doch hinter ihren Augen entfaltet sich stets ein Gros der Gefühle, welches keinerlei Kompromisse zulassen möchte - dafür sind Stolz und Respekt vor der Familie einfach zu stark verwurzelt, ob nun vom Vater oder vom Zusammenleben mit den jeweiligen Brüdern.

              Dies gestaltet sich wahrlich als trauriges Familiendrama, zwar nicht übermäßig sentimental, aber gerade deshalb umso nachvollziehbarer und härter, immer tiefer in den rachsüchtigen Abgrund einer trotz grellen Sonnenschein nimmer perfekten Welt. Aber wie heißt es doch so schön: Familien halten zusammen - selbst, wenn sie sich dafür vollends entzweien müssen. Da wartet die Vergebung auch nicht unbedingt auf beiden Seiten, aber immerhin auf jener, wo es zählt. Starker Einstieg, Mr. Nichols!

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              • 6 .5

                Ab und an kann ich es mir nicht verkneifen und komme bei diesem kleinen Porno-Filmchen aus deutschen Landen unter. Nicht dass er besonders kunstvoll oder wunderschön sexy daherkommt, dafür ist er stellenweise echt zu 'haarig' und ausgesprochen klobig-zweckmäßig in Szene gesetzt. Nein, hier spielen andere Faktoren eine weit größere Rolle. Allen voran: Ginny Noack in der Hauptrolle der Simone (eine Rosi im Film selbst gibt es gar nicht).

                Ginny Noack stellt eine gewisse Besonderheit dar, hat sie gar nicht mal so sehr die aufgebretzelte Erscheinung dessen, was wir unter einem Erotikstarlet verstehen - kaum Make-Up im Gesicht, höchstens alle paar Tage einen profanen Lippenstift in Gebrauch, hat sie mal abgesehen von einigen allgemein tauglichen Kleidern & Pullis ansonsten eigentlich nie was an, läuft meistens so herum wie Gott sie geschaffen hat.

                Durchaus ein Geniestreich, verkörpert sie doch damit so ungeniert die uralte Fantasie vom verdorbenen, stets bumsbereiten Mädchen von nebenan, dass durchweg drollig mit der Zunge schnalzt und keine freie Minute verbringen kann, ohne sich selbst anzufassen. Daraus schlägt der Film sodann einvernehmendes, naturalistisches Kapital, indem er sie in eine urtypisch-verschnarchte, deutsche Wohnung mit proviniziell-morbider Ausstattung steckt, welche nur bedingt zum idealistischen Freie-Liebe-Bild der 70er passt.

                Aber da fängt der Spaß ja erst an, wachen wir als Zuschauer doch gemeinsam mit ihr pudelnackt im lauen Morgenlicht zwischen spießigen Gardinen auf und feiern ihren 19. Geburtstag mit einem ordentlich einladenden, spritzigen Körperspiel zwischen ihr und ihrem Geliebten Ralph. Der muss danach aber sofort ins Büro und auf lange Geschäftsreise, lässt die genüsslich-nymphomanische Simone in ihrem Rausch zurück, auch wenn er ihr nur schwer widerstehen kann und 2mal hintereinander rangeht - sodann zu spät am Arbeitsplatz erscheint.

                Was dem Ralph auf seinen Reisen dann passiert, interessiert mich grundsätzlich nicht so sehr, taucht er hier doch in metropolisch-extravagante Erotikabenteuer ein, welche die Provinzialität von Simones Umfeld auflockern oder aufpeppen sollen. Ein stockender Fehlgriff würde ich sagen, merkt man doch, dass ROSI NIMMERSATT gerade daraus seine unterhaltsame Stärke zieht, wenn man erlebt, wie Simone widerwillig, doch zielstrebig durch das grantige Winterwetter stampft, um doch noch einen Mann in ihrer biederen Wohnung mit strengen Tapetenmustern extrem aufgegeilt verführen zu können, im Nachhinein ganz locker mit Zigaretten zuzuqualmen - das allein hätte für den gesamten Film gereicht.

                Als sich ihr neuester Verehrer, ein junger Pickelbursche mit Brille, allerdings nach dem ersten Beischlaf unsterblich in sie verliebt und ihr komplett romantisch mit Heirat 'droht', während sie mit seinem kotzigen, grünen VW-Kasten durch die verschneite, kalte Vorstadt schleichen, rastet sie vollends aus und deklariert - nach einem Kaffeekränzchen mit dessen Eltern, wo sie seinem frustrierten Vater nach Jahrzehnten mal wieder einen Ständer verpasst hat - dass die Ehe für sie nimmer in Frage kommt, den Leuten das Leben aussaugt und sie sich ausschließlich dem Ficken verschreiben will, denn das hält ewig.

                Irgendwann kommt dann auch Ralph mal wieder nach Hause und erwischt Simone im Liebesspiel mit einer schwarzen Braut - sodann springen er & sein Kleiner beherzt dazwischen und der Film ergibt sich in seinem Finale zwischen altdeutschen Wänden und gespreizten Schenkeln der schlicht sexuellen, freilebigen Auflösung ins lustvolle Glück, abrupt zum Schwarzbild. Bis zum nächsten Mal, ROSI, bleib geschmeidig ;D

                6
                • 7 .5

                  Holla, ich hab mich wieder mal verliebt - diesmal in die famose Vera Tschechowa, die hier zwar noch das naiv-unschuldige Mädel gibt, aber mit ihren Titel-gebenden Augen die Wände zum Herzen einreißt. Und das auch noch in einem wunderbar knallig-reißerischen Milieu-Krimi wie diesen hier.

                  In der Rio-Rita-Bar im Hamburger Untergrund wird zwar heiß getanzt, aber noch heißer mit dem Verbrechen diniert, klauen doch die Autoschieber-Lakaien (u.a. Hans Clarin) des leicht cholerischen, intrigant-durchtriebenen Gangsterbosses Carlo Gormann (Wolfgang Preiss) den feinen Herren des Etablissements die Edelkarossen weg, schrecken dabei auch nicht vor Mord zurück - selbst in ihrer unscheinbaren Zentrale, dem Werkstatthof des nervös-saufenden Tessmann (Gert Fröbe).

                  In diese gefährlichen Kreise tritt sodann unser Unschuldsengel, Tessmanns Tochter Katja (Vera Tschechowa), ganz unschuldig und unwissend hinein, lässt sich ganz euphorisch vom Gormann einen Job als Tänzerin in besagter Bar beschaffen, während hinter verschlossenen Türen Schädel eingeschlagen und im Hafen an der Elbe unliebsame Bulllen mit Lastwagen überfahren werden.

                  Jene ermitteln übrigens schon eine ganze Weile gegen die dubiosen Machenschaften des Gormanns, lassen sich dabei auch nicht allzu günstige Spesen entgehen, um das Nachtleben in Saus und Braus aufzumischen. Dort erlebt dann Kommissar Wilms (Blacky Fuchsberger) erstmals die atemberaubende Show unserer tollen Katja - und da muss man einfach zugeben: was Geileres als die Tschechowa sieht man selten in so einem hauchdünnen Overall, erst recht in so schön-schummrigen Schwarz-Weiß.

                  Da verbindet Wilms natürlich das Nützliche mit dem Angenehmen und bandelt mit ihr an, spaziert mit ihr über den Hamburger Dom und segelt die Alster entlang, hinein ins romantische, zum Schmusen prädestinierte Schilf, um ihr schlussendlich zu beichten, dass er von der Polente ist und ihr sowie ihrem Vater helfen will, von Gormanns Aktivitäten entlastet zu werden, wenn sie denn Informationen liefert und quasi undercover geht.

                  Da geht's sodann drunter und drüber im eifrigen Ermittlungs-Feuer der Kripo und der hinterfotzigen Gewalt & Verschleierungskunst des Gormanns, dass sich Katja's Vater vor Wut der Schädel dreht und nur durch die bei ihm umtriebigen Schergen mit Weinbrand Marke Gormann (3 Sterne) besänftigt werden kann. Doch auch dieser Tanz landet allmählich auf rutschigem Boden - Zack, die Falltür knackt auf!

                  Ein herrlich-rasanter und verhältnismäßig derber Raudi-Spaß im neblig-backsteinigen Hamburg der späten 50er - Sittlichkeit kann man woanders suchen, hier steigt der Bodycount inkl. schmierig-amourösen Avancen. Und wenn das nicht reicht und etwas altbacken daherkommt, gibt es noch immer diese abgefahren-scharfen Tanzsequenzen des Katzenmädels Katjas, miau! Baby Doll, guck dir davon was ab! Gibt's als recht günstige DVD-9er von MAGIC PICTURE, inkl. sehr guter, anamorpher Bildquali. Da funkeln die Katzenaugen...

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                  • 7 .5

                    [...] Ein sehr sorgsam gewobenes Jugendabenteuer [...], das stets wehmütig nach der Sonne greift und sich dennoch am Ende des Tages pflichtbewusst und mit einer gewissen, bescheidenen Ehre seinem 'einfachen Leben' ergibt. Wird dennoch vom Mysterium des 'Outlaws' angelockt, der geholfen werden will, was man schließlich gerne für ihn in die Hand nimmt, denn immerhin wurde man ja gut erzogen - insgeheim freut man sich als junger Spund dennoch eher, dass mal was Aufregendes passiert. [...]

                    9
                    • 8

                      [...] SENSATIONS will [...] nicht nur erregende Körperschau sein, auch wenn er das augenscheinlich sehr gut hinbekommt - geht den Weg der stetigen Entklemmung für das Selbstbewusstsein der unschuldigen Margaret, sich endlich ihren tiefsten Sehnsüchten und der sinnlichen Erforschung hinzugeben, bis ins orgasmische Extrem, hinein ins luftige Nirvana bzw. ab in den rauschhaften Himmel. [...]

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                      • 6 .5

                        Ein Hoch auf die vorzügliche, expressionistische Optik und eine frivol-selbstbewusste Marlene Dietrich, die dank diesem Film zur Ikone wurde und anhand dessen in die Kinogeschichte eingebrannten Bilder stets wiedererkannt wird!

                        Nicht so sehr auf gleicher Höhe: die unentschlossene Mixtur aus biederem Lausbuben-Lustspiel und plakativer (zumindest im Dialog schön deftig gestalteter) Milieustudie, inkl. mahnenden Moralfinger: 'Schuster, bleib bei deinen strengen, griesgrämigen Leisten und lass dich nicht auf das Nachtvolk ein, wird es dich doch mit seiner Gesellschafts-untauglichen Zwecklosigkeit, anders als der Beruf des Lehrers, gnadenlos zugrunde richten.'.

                        Nun ja, zumindest gibt der Jannings darstellerisch insofern alles in seinem sozialen Abstieg als Professor/Lehrer, der von seiner naiven Liebe zu einer unkonventionell-freimütigen (und in der Konsequenz ehrlosen) Sängerin an der Nase herumgeführt wird und wortwörtlich zum dummen August verkommt. Ich denke mal, aus jener Zeit brauche ich aber auch nichts Anderes erwarten, als dass sowas tatsächlich ein positives Ende nehmen könnte - und weil DER BLAUE ENGEL von Anfang an ja einen eher ulkigeren Ton anschlagen will, sollte man das alles vielleicht nicht ganz so ernst nehmen.

                        Schade bloß, dass er sich dennoch nur selten zur ausgelassenen Luftigkeit hinreißen lässt, selbst für damalige Verhältnisse etwas verschnarcht durch sein Geschehen geführt wird, wenn es nicht gerade wieder lautstarken Streit hinter der Showbühne gibt. Ich habe da wohl von so einem etablierten Klassiker etwas mehr erwartet. Was soll's, nächstes Mal klappt's bestimmt wieder besser.

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                        • Basierend auf diesen Bild, rufe ich erstmal lieber den STABILIZER http://www.internalbleeding.net/wp-content/uploads/2008/08/the-stabilizer-10.jpg

                          • 7

                            Sauniedliche und knuffig-gewitzte 'Womanchild'-Charakterstudie in rasantem Schwarz-Weiß. Ein geborener Indie-Darling: harmlos, ungezwungen-konstruiert und komplett entrückt von unserer Welt mit überclever-coolen Dialogen eines frenetisch-perspektivenlosen Manic-Pixie-Dream-Girls sympathischster Natur - welches immer mehr vom ernüchternden Erwachsenensein enttäuscht wird, trotzdem nervös vorgibt, zufrieden zu sein und sich dringlichst nach Freundschaft sehnt. Drolliges und idealistisches Feel-Good-Filmchen - echt nett und leichtfüßig, ein kompletter naiver Wunschtraum.

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                            • 7

                              Wenn ich nicht schon 'Was geschah wirklich mit Baby Jane?' und 'Die Zwangsjacke' mit Joan Crawford (der essenziell dieselbe Story beackert) vorher gesehen hätte, könnte ich diesen Film fast originell nennen. 'Wiegenlied für eine Leiche' ist insofern für mich leider doch recht 'more of the same' von Robert Aldrich, der wohl dieselbe magnetische Power seiner 'Baby Jane' rekreieren, wieder mit der Davis und der Crawford (welche ja mitten in den Dreharbeiten 'krank' wurde) besetzen wollte.

                              Nun gestaltet sich das recht ähnliche Szenario psychischer Quälerei noch horribler, noch expliziter, mörderischer, hysterischer, mit noch mehr Leichen zum Entsorgen - und beeindruckt leider nicht mehr so überwältigend, trotz Cajun-Sleaze-Faktor, als perfid-nihilistischer White-Trash-Krimi. Die Davis trotz halbseidenem 'Rollentausch' wieder in keifender Panik zu erleben, macht den Film natürlich noch immer sehenswert, doch fühlt sich das schon über den Großteil der Laufzeit recht 'dagewesen' an. Immerhin wird die fortschreitende Psychose ihrer Figur noch ein gutes Stück wehmütiger gestaltet, sogar mit einigen stimmigen Visionen vergangener Geister, fast schon wie in Margheritis 'CASTLE OF BLOOD'.

                              Ich muss zugeben: insgesamt und für sich kann 'WIEGENLIED FÜR EINE LEICHE' tatsächlich noch immer überzeugen und hält als abgrundtief böser, plakativ-exploitativer Frauen-Horror eine gute Stange Dynamit an garstiger Asozialität bereit, erst recht in seiner weit deftigeren, zweiten Hälfte. Das macht auf jeden Fall Spaß, geht ständig over-the-top, haut aber nun mal nicht so hart rein wie 2 Jahre zuvor 'Baby Jane', an dessen einzigartig-erfolgreichen Stellenwert sich hier allzu deutlich rangehängt wurde.

                              Ich habe das 'Original' nun mal schon in zweierlei Form zuhause stehen, da kann mich diese Form von 'Abklatsch' bzw. Spin-Off leider nicht mehr so granatenmäßig hinreißen, vergebt mir.

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                              • Hier auf moviepilot fehlt sein Film 'ODYSSEY - THE ULTIMATE TRIP' von 1977.

                                Schon mal vorweg: Gerard Damiano huldigt hier natürlich, gemäß seines Rufes, dem obligatorischen Sex, das wohl wichtigste Element zur Erschaffung und Erhaltung des Lebens. Jedoch ist er hier nicht daran interessiert, eine billig-pornographische Attitüde an den Tag zu legen und einfach ein hedonistisches Szenario an das nächste zu reihen.

                                'ODYSSEY' ist nämlich ein recht offener, freiförmig-episodenhafter Film über die 'human condition', zeigt dysfunktionale Beziehungen menschlicher Natur in der modernen Gesellschaft auf: einmal in der Ehe, der im Lauf der Jahre und eingeschlichener Langeweile voreinander inzwischen die Lust zum Beibehalten geraubt wurde. Dann im vielseitig-vertretenen, doch gehemmten Selbstbewusstsein, dass von keinem Psychiater entwirrt werden kann, im beständig-perspektivenlosen Frust nach Bestätigung sucht. Und zum Schluss im Stolz und in der persönlichen Erfüllung, welche von zwangsmäßiger Unterdrückung und Unterwerfung in den Selbstmord getrieben werden.

                                Die einzige Lösung, die Damiano hoffnungsvoll anbieten kann, ist die uneingeschränkte Lust am Beischlaf jeder Art. Den Weg dorthin organisiert er in seinem fragmentarischen Narrativ ähnlich wie Aronofsky in THE FOUNTAIN, durchlaufen doch seine Protagonisten auch hier im Grunde dieselbe geteilte, interdimensionale Bürde, sehnen sich nach Befreiung aus der Misere ihres Daseins und machen parallel denselben Fortschritt - an einem Ort, an einer Quelle finden sie ihr Seelenheil und schöpfen solange davon, wie sie nur können, bis zum Ende, selbst wenn es keine Hoffnung mehr gibt, Genuss ist King. Und zudem so kochend-rhythmisch, dass allesamt in orgasmischer Atemlosigkeit erstarren.

                                Im Umkehrschluss entpuppt sich diese Oase der klebrigen Blowjobs und glitschigen Fingerspielchen dank besonderer Rauschhaftigkeit als einsaugendes Nirvana - als Hafen der Lust, Entspannung und Ekstase, aus dem man nimmer ablegen will. Die darausfolgenden Entzugserscheinungen und Depressionen können unsere Subjekte des Leidens kaum noch ertragen, für sie gibt es kein Zurück mehr. Da will 'ODYSSEY' einen fast schon mahnen, die Lust nicht zu überstrapazieren, macht aber auch unumgänglich deutlich, dass eben jene Flucht zu ihr tragische, allzu menschliche Gründe hat.

                                Wir als Mitmenschen erhalten jedenfalls die Einsicht zur Pflicht auf den Weg, diese armen Seelen aufzugreifen und jedwede Gefühle miteinander zu teilen. Denn gerade mit Sex erreicht man dies doch auf so vielen Ebenen. Von daher ein schönes Werk von Damiano, hätte so eine humanistische Ader von ihm nicht unbedingt erwartet, auch wenn die Erotik sein größter Selling Point bleibt - in ihrer Funktion erscheint sie hier aber absolut sinnvoll.

                                6,5/10

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                                • 6

                                  Der inoffizielle moviepilot-Kurzfilmtag nimmt eine unerwartete Wendung! Jetzt wird gelaufen, denn das macht die Essenz im Beruf des TOP MODELS aus. Eine konzentrierte, alles sagende Fassung von Joe D'Amato's Sleaze-Drama, über den Laufsteg des Lebens: https://www.youtube.com/watch?v=R5d12LFRU_Y

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                                  • 7 .5

                                    Kreativität kann man nicht erzwingen, Kreativität kann man niemandem aufdrängen, Kreativität kann man nicht in eine homogenisierte Schublade stecken - lasst euch nicht das Gehirn waschen, liebe Kinder: denkt und kreiert so, wie ihr wollt und wie ihr könnt. Niemand kann es euch vorschreiben, ihr habt die freie Entscheidung, euer Weg ist der richtige...oh Shit, jetzt mach ich den selben Fehler...oder doch nicht? :(

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                                    • 8

                                      Sauknuffiger und kreativer Animations-Shortie mit betörendem Design und ätherisch-klimpernden Musikschönheiten - geboren aus Schneeflocken, in Liebe und Spiel vereint, zwar im Endeffekt durch Wind entzweit, aber dem Himmel sei gedankt nur scheinbar. Abstrakte Bewältigung von Verlust & Tod oder die hoffnungsvolle Offenbarung vom Gesamtgefüge der allumfassenden Natur? You decide: http://www.youtube.com/watch?v=YXWc3aFrxCo

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                                      • 8 .5

                                        Da ist das Haus extrem nah am Wasser gebaut - und der Zuschauer ist es am Ende natürlich auch. Erinnert dabei an die ersten Minuten von PIXAR's 'OBEN', nur dass das Haus/Leben des alten Herren hier nicht in die Luft emporsteigt, sondern seine schönen und schmerzhaften Erinnerungen rückwärts, tief verborgen in den stetig aufsteigenden und ruhevollen Tiefen des Meeres abarbeitet. Und dennoch überlebt der Wille, weiter über Wasser zu bleiben - denn ob oben oder unten: überall spielt das Leben. Sehr schön!

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                                        • 7 .5

                                          An diesem Krimi-Reißer mit Home-Invasion-Elementen von Jürgen Roland gibt es weit mehr als nur 4 Eckpunte der cineastischen Unterhaltung zu bewundern: er ist zum einen knallhart-präzise und genüsslich-zynisch aufbereitet, macht bereits von Anfang an klar, wie der Hase läuft, indem er per Off-Sprecher verlautbart, ein Begräbnis von 104 Minuten Länge mit ebenso 104 rasanteren Minuten der vorangegangenen Ereignisse jenes Begräbnisses darzulegen, ganz profan des Kino-Nervenkitzels wegen. Holla!

                                          In seinem Plot um die perfekt geplante Ausraubung eines Bankdirektors in Hamburg macht der Film aus seinem Konzept einen wahren Spaß- & Spannungsgaranten, gelingt der Raub doch erst dadurch, die titelgebenden 4 Schlüsselträger hintereinander ausfindig und unschädlich zu machen, vor der alltäglichen Polizeikontrolle, um an den großen Schatz zu gelangen. Warum unternimmt unsere Gruppe an Ganoven jenen Teufelsplan, inkl. entführter Tochter des Bankenbosses als Druckmittel?

                                          Na weil sie, wie sie dem Bankdirektor in süffisanter Direktheit und maßgeschneiderten Anzügen ganz gemütlich (mit vorgezogener Knarre natürlich) ans Herz legt, nicht allzu viel vom Wirtschaftswunder abbekommen hat - sich deshalb auch keinen feuchten Furz um Pathos und Politik schert, welche mit ihren Parolen von Souveränität und Sicherheit unserem geplagten Bankboss in dieser Situation recht unbehilflich sind. Was ein schöner Schabernack!

                                          Da bezieht der Film zudem einen gewitzten zeitgenössischen Bezug, wurde seine Drehzeit doch nicht nur u.a. in die Zeiten des wahren Wahlkampfs verlagert, um möglichst viele politische Plakate und Banner günstig auf Zelluloid abzustauben und die Message greifbar ins Mark des Zuschauers zu schneiden, sondern auch noch um den Besuch der ROLLING STONES in Hamburg und andere populäre Ereignisse, wie Fußballspiele, Premierengalas und TV-Prominente konstruiert.

                                          Alles beinahe 'dokumentarisch' und exploitativ-zweckmäßig aufgefangen - aber hey, wenn man schon die Möglichkeit hat, auf die Art sein Hauptthema, den fließenden Wandel vom selbstgefälligen Scheinheilig-Altbackenen in moderne, ausgefuchstere Verhältnisse darzustellen, so wie ihn unsere unbarmherzig-schlagfertigen Edel-Gangster beispielhaft an den Tag legen, warum nicht? Da bin ich mit dem Roland auf einer Wellenlänge, bietet sich Hamburg gerade für sowas immer am Besten an.

                                          Durchweg reibungslos kann sich sein gegensätzliches Spannungsfeld natürlich nicht vertragen, das wäre ja zu einfach - vieles verläuft nicht gerade nach Plan und genug starrköpfigen, erschwerenden Widerstand gibt es sowieso. Doch so wie alteingesessene Parteien alle paar Jahre wieder ihre schicken Pamphlete und Kürzel für die Öffentlichkeit schmackhaft abfeiern, ohne dass sich dafür im Lande großartig was ändert, schreitet auch das kriminelle Vorhaben unserer nihilistischen Verbrecherbande mit abgefuckt-pragmatischen Methoden voran - ganz einfach, weil das nun mal der Lauf der Dinge ist und der Film sowieso seine Priorität festgesetzt hat, zum Schluss hin wieder am Begräbnis anzukommen.

                                          Insgesamt bietet 4 SCHLÜSSEL sowieso keinerlei große Hoffnungsschimmer, gibt konsequent und rücksichtslos Vollgas, hält seine Bildgestaltung zwar im kontrastreichen Schwarz und Weiß, siedelt sein Figurengefüge aber in der ambivalenten Grauzone an, dass man in keiner Instanz von Unschuldigen sprechen kann. In dieser Gesellschaft der jungen BRD muss man nun mal damit rechnen, dass jeder exzessive Auswuchs, ob 'legaler' oder 'illegaler' Natur, selbstverständlich sein kann und seine Berechtigung erhält.

                                          Insofern wird in dieser Lage die Demokratie in jeder Hinsicht zwar allzu locker ausgelegt, doch erlaubt sich der Film letztendlich kein Urteil darüber - bleibt wie die überall auftauchenden Schaulustigen des Szenarios ganz neutraler Beobachter der ewig-währenden, menschlichen Horrorshow und zieht daraus seine spannende, deftige Kraft im knackigen Rampenlicht. Eben ein klassischer Jürgen Roland!

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                                          • 7 .5

                                            Da verliebt sich unsere schon etwas ältere Bühnenautorin Myra Hudson (Joan Crawford) in den noch recht jungen Schauspieler Lester Blaine (Jack Palance), der ihr geschickt den Hof macht und sie romantisch umgarnt - einfach nur perfekt erscheint diese Pärchenbildung, auferstanden aus einem kleinen Streit über die Besetzung ihres letzten Broadway-Erfolges.

                                            Es kommt sogar soweit, dass die Beiden heiraten, Myra nun erstmals so viel Liebe und Glück empfindet, wie in ihrem ganzen Leben noch nie zuvor. Doch hinter seiner Liebe steckt ein perfider Plan, an ihr Vermögen ranzukommen, arbeitet er doch zusammen mit seiner Geliebten im Hintergrund an eine mörderische Tat, mit der sie ihr Erbe einsacken wollen.

                                            Als Myra plötzlich einen zufällig aufgezeichneten Mitschnitt dieses Plans aus ihrer heimischen Stereoanlage heraushört, zerbricht ihre schöne, heile Welt in tausend Stücke - ihre Blicke münden sodann in totales Entsetzen und tränenreiche Enttäuschung, während die Tonaufnahme immer perfidere Wahrheiten in ihr goldig ausgestattetes Wohnzimmer aussendet. Zudem vernimmt sie daraus, dass man sie zu irgendeinem noch nicht festgelegten Zeitpunkt umbringen und dies wie einen Unfall aussehen lassen müsste. Da wirkt nun endlich der Originaltitel des Films, SUDDEN FEAR, am Härtesten:

                                            Sie verfällt in hysterische Furcht, verkrümelt sich ratlos & verstört ins Bett und erlebt grausame Visionen ihres Todes, muss sie doch nun jede Minute mit dem Schlimmsten, mit dem plötzlichen Ableben rechnen, im Zusammensein mit einem Mann, den sie einst liebte und welcher jetzt nur noch extrem-gefährlicher Schein denn Sein ist - der hinter seinem Lächeln schon die Klinge verstecken könnte. Da muss Myra ihm aus unaufhaltbarer Angst auch noch vorspielen, als ob sie nichts wüsste, genauso wie er es mit ihr hält. Eine horrible, schlaflose Vorstellung!

                                            Dabei hätte sie es von Anfang an wissen müssen, wollte sie ihn doch schon nicht für ihr Bühnenstück besetzen, weil sie glaubte, dass er als romantischer Liebhaber einfach nicht glaubwürdig genug erscheinen kann (denn wir reden hier immerhin von Jack 'Eisenwangen' Palance). Dennoch gab sie ihm eine zweite Chance, fühlte sie doch, dass sie vielleicht ein bisschen harsch zu ihm war und wollte doch noch seine andere, humanere Seite außerhalb der Schauspielerei kennen lernen. Jetzt hat sie den Schlamassel.

                                            Da hilft nur noch eins: eine Art Gegenschlag in die Wege zu leiten. Schweigsam, jenseits vom Gesetz, berechnend und dennoch voll nervös-dringlicher Inbrunst. Doch auch wenn sie jetzt genauso minutiös vorausschaut und manipuliert wie ihr Gatte, unterlaufen ihr ebenso wie ihm unvorhergesehene Abweichungen vom Masterplan. Da kann sie auch beinahe nur noch vollends furchtsam zitternd im Dunkeln verharren, ohne Aussicht darauf, wie es weitergehen könnte. Den Lauf der Dinge kann sie jedenfalls nicht mehr aufhalten, das Feld zum schicksalhaften Mord verengt sich wie von selbst.

                                            Bis zum Anschlag gefüllt mit innerer und äußerer Spannung schlägt sich SUDDEN FEAR durch knapp 2 Stunden nervenzerfetzender Angst, hin zu einem Showdown, in welchem sich die Fronten mit vorgehaltener Maske voreinander verstecken und in ihrer Manie nur erahnen können, wer wer ist.

                                            In seinem knallharten Komplex der Mordgefahr konzentriert der Film seine visuelle Kraft auf das einkesselnde, abwürgende Dunkel, in welchem die strebsame Methodik zum Ausbruch aus der psychischen Qual in seiner Verzweiflung immer höher steigt - auch dank einer Tonspur, die in den heftigsten Momenten jede Musikuntermalung ausklammert, die verhängnisvollsten Geräusche und rastlos-japsende Atemzüge der zentralen, darstellerischen Eigenmacht Joan Crawford verstärkt. Bei so einem charismatischen, hypnotisch-kantigen Killer wie Jack Palance bleibt einem aber auch nichts anderes übrig.

                                            Klassisches und wortwörtlich eindringendes Genrekino als plötzliche, schier furchteinflößende Inanspruchnahme der Sinne.

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                                            • 7 .5

                                              So ein Film begegnet einem nicht alle Tage: eine Erotik-Satire von Michael Verhoeven, welcher im selben Jahr, 1970, mit seinem kontroversen Vietnam-Drama "O.K." für Furore sorgte, hier die kuriosen Abenteuer eines Münchener Studenten in der Ära der 'freien Liebe' bewandert.

                                              Seine lust-fokusierte Achterbahn der jugendlichen Körper-Action gestaltet sich aber im Vergleich zur Erwartungshaltung gegenüber dem Filmtitel überraschenderweise nur wenig anzüglich und auch nur bedingt exploitativ, entlädt sich aber dennoch in einem luftig-hedonistischen Lebensrausch zwischen Bett und Immatrikulationsbüro. Da lässt Verhoeven das Geschehen sodann mit einer fast schon dokumentarischen und gleichsam psychotronischen Kamera einfangen, macht freie Bahn für ausgelassene Frechheiten innerhalb des vergammelt-grantigen Establishments.

                                              Da kommt unser junger, aufgedreht-verpeilter BETTENSTUDENT Christoph zum einen nicht dazu, sich für die Betriebswirtschaftslehre anzumelden, wird dann aber von seinem neuen Kumpel "Sportsfreund" (Karl Dall) unter die Arme gegriffen, dass sie einen saufen gehen können, nächtliche Lall-Anrufe tätigen und in der modernen Wohnung seiner hippiesken Cousine (Hannelore Elsner) ein Fress- & Saufgelage untereinander vollführen - wobei ihm auch langsam klar wird, dass sie ein steiles Auge auf ihn geworfen hat. Was übrigens vollkommen ok ist, da sie eine recht offene Beziehung zu ihrem Mann hält.

                                              Doch für solche Liebeleien hat Christoph in den Irrungen und Wirrungen seines anstehenden Erwachsenensein nur wenig Zeit, denn er weiß nicht wohin mit seinem Kopf - rangt sich noch immer darum, endlich einen Studienplatz zu erhalten, weshalb er selbst außerhalb der Anmeldezeiten vor den Türen der Universitätsleitung kampiert und abgefahrene Alpträume erlebt, nur leider trotzdem die Anmeldefrist immer wieder verpennt. Da fängt er stattdessen im Schlichtbüro seines "Sportfreundes" an, wo die meiste Zeit eh lieber 'Schiffe versenken' gespielt, denn sich um die Belange der Studenten gekümmert wird.

                                              Viel mehr wird wiederum für das Wohlergehen verschiedener Mäuse gesorgt, die über den ganzen Film verteilt auftauchen und so naturalistisch-ungeschönt von der Kamera umspielt werden, dass es schon an die klinische Morbidität ähnlicher Szenarien in Veit Harlan's 'HANNA AMON' erinnert, jedoch stets von mütterlicher Duldsamkeit zeugt. Ähnlich ist da auch das Verhältnis zu Kindern in diesem Film, welche mit vergrinster Selbstsicherheit Polizisten mit Wasserpistolen nass spritzen können, da sich diese darüber höchst köstlich beömmeln. Da werden ihnen sogar ganz freche Streiche verziehen, höchstens mit dem Kneifen der Nase bestraft.

                                              Nur die ganz alten Mitbürger setzen dem frivolen Treiben einen Keil in den Weg, leben sie doch in einer verdammt bornierten Vergangenheit, verwirrt und nervend-hasserfüllt im Besserwisserwahn ethnischer Sauberkeit. Dem kann man nur mit irren, grotesken Schreckgespenstern entgegenkommen, dass man sich schlussendlich auf die Fahne schreiben kann: "Frechheit siegt" und sodann seine ersten unbeholfenen, doch niedlich-ulkigen Schritte in die aufkeimende Sexualität angeht.

                                              Dass der Spaß für Verhoeven in diesem Szenario an erster Stelle steht, bleibt kaum zu bezweifeln, feiert er doch die neu gefundene Freiheit der gesellschaftlichen Entklemmung genauso leichtfüßig ab, wie er seinen auf Fun konzentrierten Narrativ aneinanderwürfelt: beständig am Puls des Spontanen, der Lockerheit. Lässt Wunschvorstellungen jugendlicher Hormondrüsen und bumsfideler Anarcho-Späße wahr werden, zieht uns in diese anhand eines ehrlich-lausbubigen Voiceovers mitten hinein und scheut auch nicht vor irreal-infantilen, Sketch-artigen Bewältigungsmethoden zurück. Und wenn das nicht reicht, lädt einen die visuelle Ebene zwischen gemütlich-tollpatschiger Provinz, sämiger Flur-Kälte und weitwinkeliger Honk-Hysterie zum sympathischen Genuss ein.

                                              Weiße Mäuse auf dem Klavier und nackte Brüste - Mensch, was waren das Zeiten, da wäre man gerne wieder jung.

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                                                Da kommt so mir nichts, dir nichts die neue Leitung ins Geschäft und will den Laden zur besseren Vermarktung aufwendig-exotisch aufdröseln und Arbeiter rausschmeißen/konzentrieren, um effektiver Kunden anzulocken. Ein Szenario, welches in der Welt des Kapitalismus gang und gäbe ist, seit Jahrhunderten schon. Wie immer gibt's auch auf der anderen Seite den Widerstand der Arbeiter, im Dienste des Gemeinschaftssinns und des fairen Marktes, meistens auch verbunden mit einer Gewerkschaft.

                                                Dieses System macht auch in diesem Film, welcher den alteingesessenen Konflikt im umtriebigen Nachtclub-Milieu allzu offensichtlich stellvertretet, Schule. An der Spitze des Arbeiteraufstandes, von den schaffenden Frauen jener Etablissements: Bette Davis als aufreizende Hardboiled-Hostess Mary Dwight, die es faustdick hinter den Ohren hat und dem neuen Boss der Unterwelt, in seiner Funktion als wirtschaftlicher, rücksichtsloser Umgestalter des profitablen Markes, Paroli bietet - sich mit ihren verbraucht-abgeklärten, um die Zukunft bangenden Mitstreitern verbündet.

                                                Doch die neuen Machthaber haben harte Tricks parat, um ihre Stellung in der Hierarchie klar zu machen, was natürlich, wie der dt. Verleihtitel schon verrät, in kaltblütigen Mord endet - Methoden, gegen welche das Gesetz, vertreten durch den aufrichtigen Bezirksstaatsanwalt David Graham (Humphrey Bogart) beinahe machtlos ist, wird doch suggeriert, dass die Täter einflussreiche Beziehungen in politische Kreise unterhalten. Die Einzigen, die ins Fadenkreuz geraten, sind die Unterwürfigen, die Arbeiter, die Frauen.

                                                Das können sich die Bosse jedoch auch nicht leisten, fürchten sie doch um ihren Profit, also setzen sie auf Einschüchterung und Erpressung der Damen, dass auch nicht zu viel ausgeplappert wird. Damit stärken sie aber im Gegenzug die Verbundenheit jener Zeugen zur legislativen Gegenseite, bemüht sich diese doch in jenem Fall ebenso um faire Behandlung der Arbeiterklasse, natürlich auch zur raschen Auflösung des Verbrechens, im Gerichtssaal.

                                                Da unser Film hier jedoch erst zur Hälfte der Laufzeit angesetzt hat, kann der Fall nicht so erfolgreich abgeschlossen werden, zudem wird die Glaubwürdigkeit unserer Mary Dwight in Frage gestellt - im konservativen Antlitz einer Gesellschaft, die mit ihrer Profession nicht einhergehen will, diese verdammt und folgerichtig die brutalen, augenscheinlich-edlen Drahtzieher zurück in die Freiheit entlässt.

                                                Selbst ihre Schwester kann sich nicht vorstellen, mit dieser Schande weiterleben zu können. Ironischerweise (und recht vorhersehbar konstruiert) gerät sie dennoch unbedarft in dasselbe kriminelle, doch prunkvolle Umfeld, was ihrer geschwisterlichen Aufpasserin Mary Sorge macht, bangt sie doch darum, nun vollends im Zwiespalt mit ihrem eigenen Arbeitsfeld, als unschuldiges Madel daran zu zerbrechen - und so geschieht es dann auch.

                                                Ihr wisst, was das heißt: weibliche Rache ist angesagt! Zusammen mit der Polizei wird sodann gemeinschaftlich an einem Strang gezogen, um Gerechtigkeit für ihre engagierte Alpha-Arbeiterin walten zu lassen und den unmenschlichen Herrschern ultimativ die Stirn zu bieten, die Wahrheit zu offenbaren - man spaßt nun mal nicht mit der Gewerkschaft, erst recht wenn man meint, Schellen verteilen und Kreuze in Gesichter reinschneiden zu müssen.

                                                MORD IM NACHTCLUB stellt an sich keine große Besonderheit in seinem Genre da, geht genau die Pfade, die man von ihm erwartet, zwar in durchaus souveräner Manier in Sachen Gestaltung und Spiel, aber größtenteils überraschungsfrei und in seinem zielstrebig-chronologischen Prozedere einem bestimmten, moralisierenden Standard angebunden, basiert er doch auf dem wahren Prozess gegen Gangstermogul Lucky Luciano, 1936 (ein Jahr vor Veröffentlichung dieses Films).

                                                Und dennoch taugt er allzu gut als rechtschaffenes Eskapismus-Kino für den kleinen Mann bzw. insbesondere für die Frau von einst und heute, schlägt sich auf deren Seite und schafft dank der Justiz eine genügsame Katharsis, die sich dafür einsetzt, nicht einfach alles hinzunehmen und für das menschenwürdige Recht einzustehen, selbst im etwas schmuddeligen Beruf als Hostesse.

                                                Ein durchaus demokratischer Gedanke, allen voran die Bestärkung für soziale Gewerkschaften, nur ganz knapp vor dem Kommunismus, wie Amerika's Zukunft in folgenden Jahren diskutieren würde (und an vielen ein Exempel statuierte, bis hin zu Jimmy Hoffa). Da zieht dieser Film auf jeden Fall schon eine durchaus positive Bilanz und zeigt zudem Frauen, die am Ende nicht immer mit ihren männlichen Verbündeten romantisch zusammenkommen müssen, wurden sie doch von der Männerwelt im Vornherein schon in den Ruin getrieben.

                                                Es gilt für sie in der Konsequenz stattdessen neue und gerechtere Wege im Leben einzuschlagen, sich nicht mehr unter Marktwert zu verkaufen, frei zu sein. Schon recht mutig für seine Zeit und heutzutage noch immer nicht selbstverständlich, ebenso wenig in der Welt des Kinos. Hier könnten sich so manche ein Beispiel dran nehmen.

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                                                  Ein todtristes, karges Hotel berlinerischer Couleur, unter der Ägide eines uralten, planlosen Trottels, füllt sich im Angesicht des geteilten Deutschlands mit abrufbereiten Frauen, die sich selbstverständlich dienst-eifernd der männlichen Kundschaft mit intensivem Verkehr annehmen - ihre wildesten Fantasien ausleben lassen, jedenfalls soviel, wie die blassen Tapeten und entfärbten Möbel jene Kommerz-Schoßhunde anregen können. Da wir es hier sowieso mit unschuldigem Softsex-Klamauk zu tun haben, bleiben ihre erwünschten Stellungen ebenso "normal" und bis zur Lächerlichkeit surreal-sperrig.

                                                  In diese erschlagend graue und dennoch freimütig-laszive Infrastruktur entfesselter/zweckdienlicher weiblicher Körperlichkeit (welche sich dennoch äußerst trocken anschmiegt, wie in Kalk gepudert) verschlägt es eine proletenhafte, bayrische Blaskapelle mit bunten Baumwollkluften im streng quadratischen Format. Ihr Ziel ist es, anhand provinzieller Tricks sexuellen Anarchismus durch alle Stockwerke zu verbumsen und mit ihrer gaudigen Musik die frivole Lebenslust zu stärken.

                                                  Dazu gesellen sich aber sodann 2 Milieu-behaftete Erpresser, welche die freizügige Hotelleitung an die Polizei verpfeifen wollen, wenn sie denn nicht einen Anteil aus dem Geschäft angeboten bekommen - haben im Vornherein aber natürlich auch genussvoll 'Beweise' für's sündige Vergehen gesammelt und drohen nun verschmitzt mit orthodoxem, Geschäfts-ruinierenden Anstand & sittsamer Sauberkeit, ähnlich wie Alice Schwarzer.

                                                  Da helfen dank der episodischen Struktur des Narrativs hauptsächlich zahllose weitere, poppige Sexszenarien und eine dufte Prügelorgie gegen das Verbrechen, durch unsere kernigen, bayrischen Lederhosenträger und eine engagierte Schlägerbande aus ganz Deutschland - vereint gegen das Verbrechen, für die Ehre des ältesten Gewerbes der Welt.

                                                  Und auch die wahre Liebe kommt nicht zu kurz: einerseits in einem unbedarften, mäßig romantischen Subplot um die junge Zuneigung eines Bart-tragenden Pagen all'Italia zu einer blonden Glücklichmacherin und andererseits in der Darstellung der Hotel-"Puffmutter", die auf vergangene und unerfüllte Liebeleien zurückblickt, sich aber immerhin im fortschreitenden Alter auf ihre im Geschäft aufgewachsenen Freunde verlassen kann.

                                                  Doch irgendwann platzt selbst die schönste, verträumte Blase der perfekten, nuttigen Welt und das lustig-obszöne Geschäft muss wohl oder übel auf Eis gelegt werden, da die Gesellschaft offenbar noch nicht bereit ist für solche Dienstleistungen außerhalb des normalen Strichs (Hurenhotels sind in der Welt dieses Films, ähnlich einer Dystopie, irgendwie ein allgemeines No-Go). Aber Vergebung wartet in dieser Berufsgruppe um jede Ecke und so wird das Hotel praktischerweise in volkstümlich-einladendes, bayrisches Design gebettet, dass der Laden wieder so richtig in Schwung kommt - jetzt aber noch versauter denn je!

                                                  Ein profan-naives, extrem reduziertes Sittengemälde, welches sich mit seinem tolldreisten Eroslapstick für körperliche Dienstleistungen im Auftrag der Entspannung und Lebensfreude kräftig macht, dabei wie üblich für die Entstehungszeit mit sympathisch-körperbewussten Geschöpfen der Weiblichkeit und räudig-hackfressigen Vertretern des männlichen Trottel-Geschlechts punkten kann. Harmloser, aufgegeilter und zeitweise liebenswerter Quatsch über aktive Verjüngskur in (auf VHS erst so richtig versiffter) verwaschener Kalter-Kriegs-Tristesse.

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