DerDude_ - Kommentare

Alle Kommentare von DerDude_

  • 8
    über Capote

    Die Faszination des Abgrundes

    Truman Capote, der Schriftsteller, der Künstler. Er sieht die Welt künstlerisch verzerrt. Doch er ist nicht der einzige Teil dieser Geschichte. Der andere Teil ist Perry Smith, der Mörder, der Handelnde.
    Was für den einen ein neues Buch ist, ist für den anderen Tat. Der eine muss für sie büßen, der andere nutzt sie aus. Capote blickt tief in den Abgrund eines kaltblütigen Mordes, das Potenzial für ein neues Buch hat ihn angesteckt. Niemand kann ihn aufhalten, jedes Mittel ist ihm recht, jede Lüge, jede Manipulation hat einen Sinn.
    Doch Capote übersieht dabei das der Abgrund, bekanntlich, immer zurück starrt. Erst in den letzten Minuten des Filmes erreicht Capote den Boden des Abgrundes und was er sieht ist das wohl verstörendste was man sich vorstellen konnte. Dort unten lauert kein Ungeheuer, kein Monster, nicht mal ein Geisteskranker. Dort unten lauert gar nichts. Eine Familie, mit mehreren kleinen Kindern, ist sinnlos gestorben. Und nichts, kein Kunstwerk, kein Roman, kann ihn davor retten. Das Leben ist nicht immer Teil eines großen Puzzle, manchmal ergibt sich ein Teil, das nirgendwo hinein passt. Smith akzeptiert es, genau wie seine Schuld und seine Strafe, Capote kann es nicht.
    Bennett Miller zeichnet in stillen, trostlosen, großartig detailreichen Bildern den Künstler Capote und dessen Arbeit an seinem großen Roman "Kaltblütig". Und er fängt dabei ein Gefühl ein, das nicht mal mehr Beklemmung oder Anspannung gerecht wird. Hier lauert Angst, schreckliche Angst, tief versteckt in den Zeilen.
    Und Philip Seymour Hoffman hat sich selbst ein Denkmal errichtet. Ich hab auch aufgegeben seine darstellerische Leistung irgendwie beschreiben zu wollen. Am Ende hänge ich nur Superlativ an Superlativ.

    20
    • 7

      Eine Wertung der Liebe...

      Zum einen natürlich aus Liebe zu der Musik von Johnny Cash. Denn wer sich Fan des Mannes und seiner großartigen Musik nennt kommt hier definitiv auf seine Kosten.
      Zum anderen aus Liebe zu Joaquin Phoenix und seiner makellosen Darstellung des Man in Black. Es ist immer wieder ein einziges Erlebnis, ein riesiger Sog, fast ein bisschen unheimlich, Phoenix bei solchen darstellerischen Transformationen zuzusehen. Er wirkt sensibel, verletzt und doch leidenschaftlich, einfach geladen mit rohen Emotionen die an die Oberfläche brodeln und sich in Wutausbrüchen entladen. Und doch wirkt all das nie erzwungen oder überzogen, nie zu viel, immer genau das richtige Maß. Das einer solchen Darbietung der Oscar verwehrt blieb, lag lediglich daran das im selben Jahr ein anderer Gott (Philipp Seymour Hoffman) geehrt werden musste. Neben Phoenix beweist Reese Witherspoon das, wenn sie ihren hübschen Hintern mal in ernstere Gebiete bewegt, sie mehr als zu überzeugen vermag. Zumindest hier war der Oscar drin.
      Ansonsten ist WALK THE LINE halt ein typisches Biopic aus dem Buche : Zeichnung der Hauptfigur und seines Umfeldes, ein bisschen Kitsch und Tragik hier und oftmals schön übertreiben ("Der falsche Sohn ist tot !"). Auch die Darstellung von Cashs erster Ehefrau ist etwas fragwürdig, ob sie tatsächlich ein derart emotionales Wrack war. Gleichzeitig aber kann der Film echte Begeisterung für sein Thema beweise und bleibt, wie Phoenix und Witherspoon, leidenschaftlich.

      Kein perfekter Film, aber mit Mut zu Gefühlen.

      19
      • 11
        • 7
          • 6

            Forrest Gump besiegt die Nazis oder "Der Autist, unser schräger Retter !"

            Zugegeben THE IMITATION GAME ist nicht halb so ekelhaft moralinsauer wie DIE ENTDECKUNG DER UNENDLICHKEIT, ebenso ein typisches Oscar-Biopic dieses Jahr, und bietet tatsächlich Momente inszenatorischer Raffinesse. Aber der Film macht es sich zu einfach. Es ist die sehr merkwürdige Art, einen Autisten als Held zu zeichnen. Dieser muss neben seiner mathematischen Höchstbegabung natürlich stottern und völliger sozialer Aussenseiter sein. Zudem ist nicht bestätigt ob Alan Turing tatsächlich Autist war, aber das kann man dem Film als künstlerische Freiheit durchgehen lassen.
            Statt tief in das Innenleben dieses Menschen zu blicken bleibt er an der Oberfläche.Jeder Mensch ist ein Rätsel, aber THE IMITATION GAME kann dieses Rätsel nicht knacken. Alan Turing verkommt zu einer Art Forrest Gump im zweiten Weltkrieg, ein totaler Aussenseiter der zum Helden aufsteigt. Dazu noch neunmalkluge Sprüche ala "Es sind die von denen man es am wenigsten erwartet, die das Unvorstellbare schaffen", welche auch gleich aus dem erwähnten, käsigem Stephen Hawking-Biopic hätten stammen können.
            Gleichzeitig wird versucht, durch einzelne Rückblenden in Turings Kindheit ihn sehr banal zu psychologisieren. Jedoch sei dem Film positiv angemerkt das er die Homosexualität von Turing nie nur andeutet sondern wirklich zum Teil seiner Figur macht. Ob es nun stimmt das Turing seine Maschine nach seiner verlorenen, großen Liebe benannt hat, mag kitschig sein, aber sie berührt und es sind Details wie diese, die diese sonst so vereinfachte Figur des Fachidioten irgendwie greifbar macht.
            Ich muss mich an dieser Stelle jedoch zu etwas bekennen, wofür mich viele schelten werden : Ich bin kein Fan von Benedict Cumberbatch. Ich halte ihn für einen durchschnittlichen Schauspieler der jedoch in seiner Mimik zu übertrieben agiert und nur selten Zwischentöne zulässt. Das Schauspiel einer Keira Knightley bleibt für mich auch nicht wirklich bewundernswert. In diesen Bereichen bleibt THE IMITATION GAME leider auch erschreckend durchschnittlich.
            Man muss THE IMITATION GAME zugute halten das er sich keinem pathetischen Heldenkitsch opfert, aber sein Protagonist bleibt nur an der Oberfläche, sodass von dem Film nur eine typische Vergangenheitsbewältigung übrig bleibt. Gut gemacht, aber völlig harmlos.
            Oscar-Kino halt und damit leider ziemlich bedeutungslos.

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            • Ehrlich mag diese Serie tatsächlich sein. Sie hasst ihre Kandidaten wirklich und gibt zu, sie nur vorzuführen, Doch macht es das besser ?

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              • 7

                Alter, wie geil !
                Der neue Wim Wenders (endlich wieder ein Spielfilm !!!!!) läuft dieses Jahr auf der Berlinale. An Bord : James Franco und Charlotte Gainsbourg !!!
                Und wenn das nicht genug wäre : Der neue Werner Herzog läuft auch an, ebenfalls mit James Franco ;)

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                • https://www.youtube.com/watch?v=1lgnmM3ujes
                  Wunderschön ♥

                  8
                  • 3 .5

                    Meine Damen und Herren : Der Oscar-Kitsch der Saison !

                    Und obendrein ein Film, für alle die DAS SCHICKSAL IST EIN MEISER VERRÄTER mochten. Denn hier geht es eigentlich gar nicht um die Person Stephen Hawking, völlig ohne Zweifel eine faszierende Persönlichkeit, dessen Theorien ich zu gerne besprochen gesehen hätte. Wer ist Stephen Hawking ? Wie denkt er ? All das erfahren wir hier nicht, er ist halt schlau, mehr wissen wir nicht über ihn.
                    Hier geht es einfach nur um ein Paar, bei dem der Ehemann immer behinderter wird. So sehr vereinfacht der Film seine Figuren. Er bleibt völlig an der Oberfläche. Wir dürfen uns immer wieder anhören, wie tapfer eine sind und wie sie es durchstehen, aber das Innenleben der Figuren bleibt unangetastet. Wie hat sich eigentlich Jane Hawking gefühlt ? Hatte sie Sehnsüchte, vielleicht nach einem einfacherem Leben ? Der Film reist das nur an und opfert es dann einem rührseligem "Du musst nur an dich glauben, dann schaffst du alles"-Kitsch.
                    Eddie Redmayne spielt Stephen Hawking, zugegeben, recht ordentlich, aber er wird halt im Verlauf der Handlung immer mehr Opfer seiner Rolle und bleibt gefesselt. Felicity Jones ist irgendwie sexy, ich weiß auch nicht. Bonus gibt es für die kleinen, aber feine Rollen von David Thewlis und Emily Watson.
                    Ansonsten, aber ein ganz schrecklich käsiger, klebriger Film voller Kitsch und Wehmut. Vor allem aber ein Film der Opfer des lahmen Genre des Biopic wird, einschließlich Texttafeln am Ende. Nur das obligatorische Foto der realen Person bleibt diesmal aus.
                    Na immerhin...

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                    • Bin ich der einzige der diesen Film mit Seth Rogen und James Franco unbedingt sehen würde ?

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                      • 8

                        Alle werden älter, nicht jeder wird erwachsen

                        Oder : Jugendliche Impulsivität vs ältere Rationalität
                        oder : der Reiz der Vergangenheit vs der Frust der Gegenwart

                        Ja, Oliver Assayas neuer Film ist doch mehrdeutbarer als man denken mag. Sich einem konkretem Genre zu zuordnen reißt er verschiedene Motive des Generationskonflikts-Drama, Hollywood Satire und Verweigerung, Suche des eigenen Selbst und Aufarbeitung des grausamen Vergehens der Zeit pendelt sein Film permanent zwischen reizvollem, mysteriösem Kunstwerk und großartigem Schauspielkino.
                        Maria Enders (unglaublich gut und wandelbar : Juliette Binoche) ist eine typische alte Hollywood-Dame : Respektiert, geehrt und umjubelt. Einst bekannt geworden durch ein Theaterstück, in welche sie als Jugendliche eine Verführerin spielte. Jeder schwärmt von ihr, jeder will ihr die Hand schütteln, und doch ist ihre Zeit irgendwie zu Ende. Als ihr alter Theaterschreiber Wilhelm Melchior stirbt wird sie sich ihrer eigenen Vergänglichkeit bewusst. Der Fokus liegt nicht mehr auf ihr, nur noch nach denen, die ihr Folgen. Ihre einzige Anhängerin, auf jedem Gebiet, ist ihre professionell, freundliche Assistentin Valentine (wundervoll still und feinfühlig : Kristen Stewart) , doch ihre Meinung scheint Maria permanent zu übergehen. Sie kommt bis zum Ende des Filmes nie wirklich zu Wort. Maria und Valentine unternehmen schließlich eine Reise nach Sils Maria, hier soll für das neue Theaterstück gelernt werden. Die Abgeschiedenheit bietet den zwei Frauen Stoff für Diskurse über Kino, Theater und wie wir die Zeit nicht aufhalten können.
                        DIE WOLKEN VON SILS MARIA schlägt oberflächlich in dieselbe Kerbe wie David Cronenbergs MAPS TO THE STARS. Jedoch macht Assayas genau das richtig, was Cronenberg falsch macht : Maria Enders ist nicht noch eine Norma Desmond, keine völlig besessene, von der Gier von Hollywood zerstörte Furie, sondern eine gestandene Frau, die noch ihren Stolz hat. Anders als David Cronenberg und seiner Julianne Moore-Figur hat Maria Enders nicht wirklich Angst als Star vergessen zu werden, weil sie über dieser Oberflächlichkeit zu stehen scheint, sie hat Angst als Mensch vergessen zu werden. Angst das all das Wunderbare, das sie erlebte und welche sie dank ihrem Status, mit der ganzen Welt teilte, plötzlich nicht mehr zählt. Assayas rechnet mit dem Startum zwar ab, aber er fällt nicht in Klischees zurück. Jedoch erlaubt er sich dann doch einige Schnitzer, wenn etwa die junge Schauspielerin Jo-Anne Ellis als fiktionalisierte Lindsay Lohan auftaucht und das moderne Hollywood verkörpert, übertreibt es Assayas dann doch. Besonders wenn ein Abschnitt aus ihrem Kinofilm gezeigt wird, der wie aus einem Spoof-Film wirkt und dessen Lächerlichkeit nie wirklich angesprochen wird.
                        Gleichzeitig aber überzeugt Assayas in anderen Gebieten, nämlich wenn er die Theater/Realität-Konflikte anspricht und sie immer mehr verdient. Wer glaubt, Maria und Valentine wären Sinnbilder für die Theaterfiguren Helena und Sigrid, der verirrt sich : Im Theaterstück verführt die junge Sigrid die alte Helena. Doch verführt wird hier niemand, es wird sich eher abgestoßen. Maria ist weder die instabile, hysterische Frau, noch ist Valentine das impulsive und durchtriebene Mädchen. Beide Figuren sind komplett gegenseitig und doch suchen beide nach demselben. Valentine sehnt sich nach dem Startum und ist sowohl von Maria als auch Jo-Anne fasziniert, während Maria sich Jugendlichkeit erwünscht. Nur bewegen sich beide Extremen immer mehr aneinander und es ist nur eine Frage der Zeit, bis das eine, das Andere auflöst.
                        Und dann wäre ja noch die Zeit : Maria Enders kann nicht akzeptieren, wie schnell sie verfolgen ist. Sie klammert sich verzweifelt an sie und will sie nicht gehen lassen. Ja, das Leben war schön, aber ist es wirklich so schnell vorbei ? Nur sie stößt damit ihre einzige Verbündete von sich und, was das Ganze noch tragischer macht, sie bemerkt es nicht. Egal wie schön es ist, wie die Wolken von Sils Maria ziehen sie vorbei. Leider kann es Assayas am Ende nicht lassen und greift in der letzten Szene ein wenig zum metaphorischen Holzhammer, doch bleibt sein Film dennoch ein hochinteressanter Diskurs über die größten Themen auf kurzem Raum.

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                        • Negativ :
                          Kein Timothy Spall (!!!!!!!!!!!!, wenn auch abzusehen)
                          Kein Jake Gyllenhaal
                          Kein Ralph Fiennes
                          Kein Joaquin Phoenix
                          Kein Lego Movie (als bester Animationsfilm)
                          Keine Höhere Gewalt. Das Winterschlaf nicht vertreten sein wird, war ja bereits klar, aber es ist trotzdem so eine Schande. Ist ja nur der beste Film des letzten Jahres gewesen....

                          Positiv :
                          Whiplash als Bester Film
                          Die vielen zahlreichen Nominierungen für Grand Budapest Hotel
                          Das Inherent Vice nicht führend sein wird war klar, aber dennoch freut es mich das er es in die Drehbuch-Kategorie geschafft hat.

                          Freut mich aber das dieses Jahr bis auf SELMA kaum Filme dabei sind, die der Academy als käsige Vergangenheitsbewältigung dienen.

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                          • ?
                            über Selma

                            Um den weisen VisitorQ mal zu zitieren :
                            "12 Years a Slave 2015"

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                            • Dämlich ist es nur das sich einige Mitglieder hier kein Stück benehmen können und bei jedem Gewinn von einem Film / oder Person immer wieder schreiben "Boah, der Film geht mir auf den Sack" und "Die kann nix".
                              Sicherlich bin ich auf dem Gebiet auch kein Engel, aber wie oft das heute Nacht von statten ging, lässt mich zweifeln wie wenig diese Personen von ihrer eigenen Meinung überzeugt zu sein scheinen, sodass sie sie immer wieder vor sich her sagen müssen.
                              Werdet erwachsen....

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                              • Hab mir gerade die Zusammenfassung der Golden Globe Verleihung noch einmal durchgelesen und bin sehr Zwiegestalten. Würde mich sehr über eure Meinung freuen.

                                Was ich kommen sah :
                                Das BOYHOOD der große Sieger wird stand außer Frage, er wird eh auch den Oscar erhalten. Ist schließlich ein großartiges Meisterwerk. Dasselbe gilt für Richard Linklater. Schön zu sehen das es auch ehrliche, menschliche Filme ohne käsige Aufarbeitung der Historie die Herzen erobern können. Ich freue mich sehr für Julianne Moore, bin sehr auf STILL ALICE gespannt und hielt sie schon immer für unterschätzt. Sie ist eine der aufopferndsten Schauspielerinnen unserer Zeit.
                                Zudem erhalten Michael Keaton und Patricia Arquette gerade so etwas wie ein Karriere Comeback, durch ihre gefeierten Rollen und ihre Siege für BIRDMAN und BOYHOOD. Find ich richtig gut ! Der aller größte Sieg ist aber glasklar J.K. Simmons für WHIPLASH, dessen Leistung jenseits jeglicher Worte war.

                                Was ich nicht kommen sah :
                                Ich kann mir nicht helfen, aber ich kann mich so gar nicht für Eddie Redmayne und DIE ENTDECKUNG DER UNENDLICHKEIT freuen. Einfach weil dies der anbiederndeste Film der ganzen Saison war. Ich weiß : Never judge a book by its cover, aber der Film sieht wirklich sehr kitschig aus. Vielleicht kann ich aber auch einfach den Trailer nicht mehr sehen, der mir seid Wochen in Kinos um die Ohren gehauen wurde. Zudem hätte ich eher Steve Carell für FOXCATCHER eingeplant.
                                Ausserdem hätte ich eher BIRDMAN als Sieger unter den Komödien erwartet, aber GRAND BUDAPEST HOTEL freut mich genauso, eigentlich noch mehr. Wes Anderson kann einfach nicht genug Preise bekommen ! Schön ist auch Amy Adams, schon wieder als Siegerin, diesmal für BIG EYES. Ich hätte ja IDA als sicheren Sieger des fremdsprachigen Preises erwartet, doch LEVIATHAN freut mich ungemein. Sind bestimmt beides großartige Filme.

                                Alles in allem : gute Entscheidungen, aber nicht ohne Fehler.

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                                • 8

                                  Meisterwerk

                                  8
                                  • 3
                                    • 8 .5

                                      Philip Gröning scheint so etwas wie der Schleicher unter den Regisseuren zu sein.
                                      Wie die Stille oder das Schweigen selbst kann DIE GROßE STILLE für sich selbst stehen. Die äußeren Umstände des Filmes reichen um ihn zu beschreiben, denn genau wie das Leben der Mönche, bewegt sich der Film in seinen 170 Minuten auf einer Ebene, die genauso wenig erklärt, noch beschrieben werden kann.
                                      Regisseur Philip Gröning forderte 1984 an, das Leben der Mönche im Grande Chartreuse dokumentieren zu wollen. Dieser Ort ist einer der streng christlichsten der Welt. Der Orden sagte, sie sei noch nicht so weit, er soll in 10 Jahren wiederkommen. Nach 16 Jahren erhielt Gröning den Anruf, das jetzt die Zeit gekommen sei. Gröning lebte 6 Monate unter den Mönchen und fast genau wie sie. Die Mönche dürfen nahezu kein Wort von sich geben.

                                      Der Rest ist Schweigen.

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                                      • Noch so ein Urgestein in der MP-Geschichte.
                                        Hach, gute alte Zeiten auf MP, die meisten Kommentare stehen hier sogar noch :D Und sie sind immer noch genauso komisch...

                                        Ich denke zurück ...
                                        https://www.youtube.com/watch?v=6inwzOooXRU

                                        5
                                        • Am 26sten Januar 2006 kommt Joaquin Phoenix auf der Fahrt nach Hause mit seinem Auto von der Straße ab und baut einen Unfall. Der verwirrte Phoenix erkennt den Ernst der Situation nicht, als sich plötzlich eine Gestalt ihm nähert. Die Gestalt, die Phoenix nicht identifizieren kann, sagt zu ihm "Just relax" woraufhin Phoenix antwortet "I am relaxed". Urplötzlich versucht er sich eine Zigarette anzuzünden und bemerkt dabei nicht, das aus dem Auto Benzin tropft und dies demnach keine gute Idee darstellt. Die Gestalt sagt zu ihm "No, you are not" und konfisziert das Feuerzeug. Anschließend zertrümmert der mysteriöse Mann die hintere Scheibe und zieht Phoenix aus dem Auto und rettet ihm somit das Leben.
                                          Dieser Mann war niemand geringeres als Werner Herzog, der nach dem Eintreffen der Polizei still und heimlich verschwindet und keinen auf Helden macht.

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                                          • Still better than Mark Webbs Spider-Man

                                            Jetzt mal im Ernst : Klar hat der Film machen und neigt zu Albernheiten und Kitsch, doch Raimi nimmt das in Kauf, denn sein Peter Parker ist greifbarer nie gewesen, denn Raimi opfert ihn keiner Webbschen Pseudo-Coolness. Der Spier-Man eines Marc Webb ist kein Held, weil er nur die Sau raus lässt und keine Konsequenzen akzeptiert. Deswegen ist der Spier-Man von Sam Raimi ein Held und doch ein echter Mensch, weil er das Richtige tut, egal wie scher es wird.

                                            "It does not matter Pete...you are my friend"
                                            "Yeah, best friend..."
                                            Ich glaube ich hab da was im Auge ;)

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                                            • DerDude_ 07.01.2015, 12:10 Geändert 07.01.2015, 12:15

                                              Refn hat mich sowieso immer am Wickel, aber jetzt mit Elle Fanning bin ich richtig angefixt. Es wird sinnlich....

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                                              • 8 .5

                                                "Do you think I am stupid ? I know it was you..."

                                                Sicherlich, dieser Film enthält Elemente, die vielleicht etwas überzogen sind und der Realität irgendwie vorbei gehen. Aber ehrlich gesagt ist mir das momentan egal. Die Frage die sich mir stellt : Nach Nuri Bilge Ceylans WINTERSCHLAF und THE MAN WHO WASENT THERE von den Coen Brüdern ist WHIPLASH nun der dritte Film, der innerhalb kürzester Zeit von mir die Höchstpunktzahl erhält. Bin ich leichter zu beeindrucken geworden ? Oder stoplere ich schlicht und ergreifend in ein Meisterwerk nach dem anderen ? Ich hoffe das letzteres der Fall ist...
                                                WHIPLASH erzählt keine typische Erfolgsstory. obwohl ihn der Film schon in der ersten Szene als hochtalentiert zeigt, ist Andrew nie der totale Gewinnertyp und auch kein verklemmter Fachidiot. Er wirkt unglaublich menschlich und in seinem, schlichten Uni-Leben stecken Sehnsüchte und Ehrgeiz. Miles Teller verkörpert ihn auf sympathische und mitreissende Weise, sodass man zu jeder Zeit mit ihm mitfiebert. Ähnlich großartig zeichnet der Film den Antagonisten Terrence Fletcher. Dieser wirkt nicht nur unglaublich bedrohlich sondern auch so vom Erfolg seiner Schüler besessen, das er ihnen alles zumutet. Das faszinierende an seinem Charakter ist, das ihn der Film nie zum eindimensionalem Bösewicht verkommen lässt, er zeigt auch gegen Ende hin den Funken Mensch in ihm. Was Fletcher aber so gefährlich macht, ist eben die Tatsache, das er ein menschliches Wesen durch und durch ist. Jemand, der sich jeglichem Mitleid und Verständnis hinweg setzt und seine Schüler Abgründe spüren lässt, quasi jemand, der diese perfide Autorität nicht nur verkörpert, sondern sie längst verinnerlich hat. J.K. Simmons Leistung ist wohl die Entdeckung des Filmes, man fürchtet sich vor ihm, kann ihn nie einschätzen und er zieht einem permanent den Boden unter den Füßen weg.
                                                Das herzzerreißende an WHIPLASH ist letztendlich, das er seinem Protagonisten keine Flucht vor sich selbst lässt. Niemand zwingt Andrew zu solchen Höchstleistungen, weder Fletcher, noch irgendein möglicher Elternteil wie sonst in solchen Geschichten (ich glaube selten erlebt man einen sensibleren und verständnisvolleren Vater als in diesem Film). Andrew ist Opfer seines eigenen Ehrgeizes, er verletzt sich permanent selbst, steht jede Tortur freiwillig durch um zu Höchstleistungen zu kommen. Seine Energie trifft mit Fletcher letztendlich auf eine unüberwindbare Wand, an der er nicht vorbei kommt, ohne ein Stück von sich selbst aufzugeben, zu was er sogar noch bereit ist. Gibt es einen Ausweg ? In gewisser Weise schon...
                                                Selten erlebt man einen mutigeren Film als diesen hier, ein Film der seinem Zuschauer so wenig Halt bietet und der so furios inszeniert ist. Die eleganten Schnitte, welche fast von Edgar Wright sein könnten, der fettige Jazz-Soundtrack, oder die Dramaturgie, die dem Zuschauer nie zu viel Raum zum Atmen lässt. Und obendrein noch das spannungsgeladenste Finale seit langem.
                                                Meisterwerk ! Fertig !

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                                                • 8

                                                  Lav Diaz verfilmt eine Geschichte, an die sich sonst nur Theodores Angelopoulos wagen würde...

                                                  Völlig egal, was nun noch alles kommt, egal ob Jim Jarmusch, Bela Tarr, Gus van Sant oder noch wer ist, niemand wird HEREMIAS von Lav Diaz in Sachen Langsamkeit übertreffen. Diese derartige, filmische Grenzerfahrung bleibt wohl unübertroffen.
                                                  Das fängt schon beim ersten Shot an : 10 Minuten lang sehen wir eine Straße, welche von Bauern, Wägen und Kühen passiert wird. Diaz zwingt uns diesen Shot geradezu auf. Vorbei ist es mit der Handkamera aus EVOLUTION OF A FILIPINO FAMILY, die uns direkt in das Geschehen geworfen hat, HEREMIAS besteht fast ausschließlich aus Totalen und die Kamera bleibt komplett statisch. Irgendwann kommt ein Bauer namens Heremias mit seiner Kuh vorbei. Er unterhält sich am Lagerfeuer mit seinen Weggefährten. Doch am nächsten Morgen macht er sich plötzlich alleine durch seinen Weg durch die Philippinen.
                                                  Und das ist es.
                                                  Der Rest ist wie folgt : 9 Stunden lang wandert ein Mann mit seiner Kuh durch die Philippinen. Wer glaubt, viel sonst würde hier passieren, sollte sich definitiv von diesem Film feenhaften. Denn ungefähr so ist der ganze Film. Heremias und seine Kuh wandern durch Landschaften und Wälder, überqueren Flüsse und müssen sich gegen das Unwetter hinweg setzten. Ich glaube mindestens 4 oder 5 Stunden von diesem Film kommen völlig ohne Dialog aus.
                                                  Was sich unerträglich langweilig anhört ist in Wahrheit aber überraschend mitreissend. Wo die apokalyptische Laufzeit von über 9 Stunden in EVOLUTION OF A FILIPINO FAMILY noch dazu diente, die epische Familiengeschichte Raum zur Entfaltung zu geben, so bietet glaube ich kaum ein Film so ein Wandergefühl wie dieser hier. Ähnlich wie in Gus van Sants GERRY bekommen wir durch die lange Laufzeit ein wirkliches Gefühl der ewigen Wanderung, welcher sich der Protagonist unterzieht. Als Zuschauer verschmitzt man mehr und mehr mit Heremias. In manchen Szenen filmt Diaz die Umgebung aus der Ego-Perspektive von ihm.
                                                  Wie dem auch sei : Nach ungefähr 5 Stunden findet die Reise ein Ende : Die Kuh ist verschwunden, scheinbar gestohlen. Was nun beginnt ist e religiöse Parabel und eine eiskalte Kriminalgeschichte, in welche Heremias hineingerät. Hier findet Diaz auch seinen inszenatorischen Höhepunkt : Jeremias beobachtet Jugendliche beim randalieren in einem Haus, gefilmt aus der Ego-Perspektive, eine Einstellung, die sich tatsächlich über 1 Stunde zieht !
                                                  Der Begriff "Echtzeit" bekommt bei Diaz eine ganz neue Bedeutung.
                                                  Ein filmischer Kraftakt und doch ein Erlebnis.

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                                                    Es sei gesagt das nach den 10 Stunden EVOLUTION OF A FILIPINO FAMILY jetzt erst mal großes Aufatmen herrscht.
                                                    Diesen Film als Zumutung zu beschreiben wäre fast eine Art Kompliment, viel eher sei dieser Film als "Bittere Pille" beschrieben, die der Zuschauer schlucken muss. In den düsteren, kargen, pessimistischen Stunden, die Lav Diaz gigantisches Familienepos überdauert, herrscht sowohl technischer Minimalismus eines Jim Jarmusch und erzählerische Größenanordnung eines Edgar Reitz. Doch eines nach dem Anderen...
                                                    Lav Diaz Film überspannt 16 Jahre der Familie Gallardo, welche in den Philippinen als Bauern arbeiten. Zu Beginn wandern sie durch das Feld, die Sonne erhellt das Schwarz/Weiß-Bild, es wirkt fast idyllisch. Doch der Schein trügt : Seit Jahren herrscht auf den Philippinen das gefürchtete Marcos-Regime, unter dessen gefordertem Kriegsrecht das ganze Land leidet. Diaz beschreibt nun in seinen 10 Stunden ausführlich den Werdegang jedes einzelnen Familienmitgliedes.
                                                    Da wäre der jüngste Sohn, der zum Goldgräber wird, oder die beiden Töchtern, die sich entschließen, weiter auf den Feldern zu arbeiten. Erster Schlüsselpunkt ist die Ermordung der Mutter, durch einen Verbrecher, welcher daraufhin von dem neunjährigen Raynaldo, der selbst von der Familie damals als Kind in einer Mülltonne gefunden wurde, erschossen wird.
                                                    Die Lage spitzt sich immer weiter zu, dem Streben der individuellen Mitglieder der Familie steht die knallharte Realität gegenüber. Dabei zeigt Diaz die gefürchteten Vertreter des Regimes nie richtig, erst in den letzten Stunden tauchen Polizisten in einer Massenschlägerei auf.
                                                    Und irgendwie spielt dabei noch ein reflektierender Aspekt mit : Im letzten Teil Drittel des Filmes entschliesst sich der Vater der Familie, einen weltberühmten Regisseur zu ermorden (der übrigens tatsächlich existierte), bringt es jedoch nicht fertig. Stadtessen wird er selbst Opfer. In einer der grossartigsten Momente bricht er sterbend vor der Kamera zusammen, eine Sequenz, die sich 10 Minuten zieht. Es wirkt fast so, als würde er mit der Leinwand selbst kämpfen, und verlieren.
                                                    Lav Diaz Inszenierung ist sowohl minimalistisch, als auch monumental.
                                                    In karger Schwarz/Weiß-Optik filmt Diaz die mühselige Arbeit auf dem Feld, ist es jedoch nachts, so erkennt man kaum etwas, nur dunkle Gestalten, die sich durch die düstere Umgebung bewegen. Diaz lässt stellenweise Einstellungen minutenlang ausatmen, seien es die Kinder die am Strand idyllisch spielen, die Goldgräber bei der Arbeit oder auch einsame Nachtgesänge, jede Einstellung wird verinnerlicht und ausformuliert. Das kann zwar anstrengend wirken, aber ich persönlich lobe mir so eine Entschleunigung, die sich wunderbar mit der schlichten Inszenierung ergänzt. Gleichzeitig aber ist es ein riesiger Erzählungen, den Diaz hier spannt : Sein Film erzählt jeden Erzählsprung in den 16 Jahren, den drei Generationen der Familie, sehr ausführlich. Wie einst der große deutsche Chronist Edgar Reitz, doch wo dessen Werke eigentlich TV-Mehrteiler darstellten und als solche gesehen werden konnten, so verweigert sich Diaz einer zu linearen Struktur, es empfiehlt sich die 10 Stunden an einem Stück durchzuschauen.
                                                    Den nur so kann man sich Diaz meisterlichen Sog seines großen Familien/Gesellschaftspanoramas hingeben.
                                                    Das beeindruckendste an diesem Film sind vermutlich seine großartigen Bildkompositionen : In einer der letzten Szenen des Filmes fährt ein großer Zug durch das Bild, hinter ihm trotet kurz darauf der kleine Raynaldo, völlig klein und hilflos im Angesicht des großen Systems.
                                                    Immer wenn man denkt, Diaz fügt nicht noch einen Erzählstrang, nicht noch eine thematische Ebene hinzu, so überrascht er den Zuschauer in den letzten Minuten noch mit einem Faustschlag. Spätesten dann wissen wir : Wir sind mit unserem Leid nie alleine, doch geht es uns selbst in diesem Kenntnis besser ?
                                                    Ein überwältigendes Meisterwerk in so vieler Hinsicht !

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