DerDude_ - Kommentare

Alle Kommentare von DerDude_

  • Irgendwie finde ich die Serie TINY TOONES nicht mehr...
    Ist das ein Zeichen ?

    Und überhaupt, kleiner Aufruf an die MP-Vetereanen : Wer erinnert sich noch an den Zusammenhang mit der Serie ? ^^

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    • 5

      Dem deutschen Titel nach scheint die Reise ins Internet zu führen...

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      • Ich drehe ein bisschen durch...
        Nach NORTE bin ich so gespannt auf den Rest seiner Filme, aber die gibt es NIRGENDWO ! Kann mir irgendjemand helfen ?

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        • 8 .5

          Für Jenny von T

          Roy Andersson und sein letzter logischer Schritt zur Vollendung seiner Trilogie über die Menschlichkeit.
          Zu Beginn, ein Blick auf eine ausgestopfte Taube, eine kleine Vorwegnahme auf die Ouvertüre, in welchem uns Andersson drei Szenarien vorsetzt, die mit dem Tod zu tun haben. Erst danach setzt die eigentliche Handlung ein, die jedoch, wie üblich für den Regisseur, nur episodisch verläuft : Zwei Vertreter für Scherzartikel ziehen von Laden zu Laden um ihre Produkte loszuwerden. Doch die Menschen scheinen kein Interesse mehr an Spaß zu haben.
          Ein Mann erzählt die Geschichte wie er zu spät zu einem Treffen kam und beendet jeden Satz mit "Natürlich". Er hat das Unglück als Fakt akzeptiert. Für den pessimistischen Menschen ist das Unglück traurige Realität und immer vorhanden, und wenn man dann doch Glück hat ist es ein Wunder. Scheinbar führen alle Wege ins Unglück.
          Auf de Odyssee der beiden Vertreter begegnen wir einer Musicaleinlage und auch Karl XII, der in die Schlacht zieht : Andersson ist sich für keine Absurdität zu schade. Viel mehr aber entlarvt er mal wieder das menschliche Verhalten, wie wenn etwa ein Geschäftsmann am Fenster immer wieder im selben Rhythmus anfängt, loszulachen, so wirkte es wie die Spieglung des Kinosaales, in welchem sich auch die Zuschauer stellenweise nicht halten konnten. Ich frage mich, ob ein Außenstehender, der den Kinosaal beobachten würde, diesen auch als "absurd" abstempeln würde. In Anderssons Filmen steckt weiterhin mehr von uns selbst drin, als wir es zum Teilen wahrhaben wollen.
          Letztendlich aber wirkt EINE TAUBE SITZT AUF EINEM ZWEIG UND DENKT ÜBER DAS LEBEN NACH wie der Weg ans Licht, nach der Dunkelheit, die SONGS FROM THE SECOND FLOOR war. Rechnete Andersson damals noch radikal und bösartig grotesk mit dem Kapitalismus ab, so wirkt sein neuster Film irgendwie versöhnlich, ohne dabei in Wohlfühl-Kitsch zu verfallen. Anderssons Herz gehört den sensiblen Loosern (Jonathan und Sam), den unglücklich Verliebten und dem Menschen aus dem Alltag. Er sagt : Der Mensch ist nicht perfekt. Das Leben schon gar nicht. Aber wenn wird darüber lachen können, können wir erkennen, das das Leben doch wert ist, gelebt zu werden.
          Und manchmal brauch es halt Menschen, wie Roy Andersson, die uns zeigen, wie albern das alles doch manchmal ist und uns wieder zum lachen bringt.
          Magisch !

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          • https://www.youtube.com/watch?v=pBZ4vqhElaI

            Für nach dem Film DIE FRAU DES POLIZISTEN : Unglaublich interessantes Interview und Fragestunde mit Regisseur Philip Gröning, die sehr viel über den Symbolismus der Tiere, des alten Mannes und der Kapiteleinteilung.
            Für Menschen die der Film genauso wenig wie mich los lässt, ist dies sehr hilfreich.

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              • 9

                Vater ist Polizist. Mutter. Kind.
                Thema : Häusliche Gewalt.
                Klare Sache : Papa ist ein riesiges Arschloch, vom Job gefrustet und lässt es an Mama raus. Am besten noch ist Mama alleine. Klar : Papa ist Täter, Mama ist Opfer. So einfach kann man es sich machen. Wir lesen es in der Zeitung, hören davon in den Nachrichten. Wir denken uns "Menschen sind das, wie kann man nur".
                Ja, so einfach kann man es sich machen. Sich schön zuhause wohl fühlen. Der eigenen Wahrheit davon rennen, der Wahrheit das wir letztendlich alle keine Engel sind und häusliche Gewalt uns näher ist als wir denken.
                In Philip Grönings DIE FRAU DES POLIZISTEN wird nicht viel geredet, fast genauso wenig wie im vorherigen Film des Regisseurs DAS GROSSE SCHWEIGEN, einem 160 minütigen Film über das Leben der Mönche in einem Kloster. Fast genauso still ist das Haushalt der Familie. Kröning verzichtet auf Musikuntermalung und gestaltet seinen Film distanziert. Wir lernen das Innenleben der Familie kennen, sehen Vater Uwe bei der Arbeit, Mutter Christine im Haushalt und, unglaublich gut inszeniert, Tochter Clara als stille Beobachterin. Es gibt immer nur kurze Momente, weder ein insgesamt Bild der Harmonie, noch des Hasses entsteht vor unseren Augen. Es gibt Momente der Nähe, Zärtlichkeit, Fürsorglichkeit , aber auch des Verzweifelns, des Eskalierens, wenn Frust durch minimale Ereignisse plötzlich aufbricht. In unserem Haushalt wird die Familie praktisch eins, sie empfindet sich untereinander als sichere Basis, so sehr, bis wir sie irgendwann als selbstverständlich hinnehmen.Und ihr demnach auch alles von uns zumuten. Denn wir wissen ja, das sie uns auch liebt und nicht vor uns wegrennt, das wir sie genauso hinnehmen werden. Das hat nichts mit mangelndem Respekt zu tun, sondern schlicht mit Vertrauen und Intimität. Nur leider besteht darin ein schmaler Grat zwischen Zumutbaren und dem Unzumutbaren. Der kleinste Spaß, die winzigste Neckerei, kann auch zu einem kurzen Moment des Abscheus führen. Eine großartige Sequenz, die nur Szenen nach dem ersten Gewaltakt geschieht, zeigt Vater und Mutter, wie sie paradiesisch im Badezimmer mit einander spielen und wie Kleinkinder rumtollen, die Situation ist völlig entspannt, doch als Zuschauer geht man in Deckung, aus Angst, das Ganze könnte plötzlich wieder zum Zusammenbruch führen.
                Mitten zwischen diesen Parteien findet sich die kleine Tochter, die weder verstehen kann, noch es bewusst will und trotzdem fester Teil des Geschehens ist.
                Was diesen Film so außergewöhnlich macht ist, das er keine Struktur hat. Sie existiert einfach nicht. Er besteht aus 59 Kapiteln, die alle mit den Texttafeln "Anfang Kapitel X" und "Ende Kapitel X voneinander getrennt sind. Diese Kapitel können teilweise nur Sekunden lang sein und belanglose Dinge enthalten, wie etwa die Aufnahme eines Waldes, ein Fenster von Außen bei Nacht oder das Gesicht des schlafenden Kindes. Ab diesem Zeitpunkt habt sich DIE FRAU DES POLIZISTEN von einem Drama ab und wird zum mysteriösen Kunstwerk. Was Kröning hier erreicht ist genial : der Film verweigert sich einen Plot, sodass keine genaue Entwicklung im Verhalten des Paares deutlich wird. Sie existieren nur für dieses Kapitel, danach scheinen die Konflikte aufgehoben. Wer das diffus findet, hat nie darüber nachgedacht, das jeder Tag im Leben einer Familie vielleicht eine, in sich geschlossene, Episode ist.
                Zudem gelingt es Gröning so, den Schrecken des Augenblickes einzufangen. Besonders in Hinblick auf Tochter Clara ist dies interessant. Als Kind ist man unglaublich oft alleine, und so bekommt man in diesen Momenten immer mehr Dinge zu spüren, die man nicht versteht.
                Sehr interessant ist auch das Spiel mit der Kamera und der Bildgestaltung. Wenn Mutter und Tochter miteinander ein Bad nehmen, ist ihnen die Kamera ganz nahe. Wenn Vater und Mutter zusammen im Bett liegen und sich liebevoll streicheln, ebenso. Wärme und Zärtlichkeit.
                Später hingegen, wenn es zum Ausbruch der Gewalt kommt positioniert Gröning die Kamera im oberen Winkel des Raumes, sodass wir das Geschehen wie die Aufnahme einer Überwachungskamera verfolgen. Entfremdung und Distanz.
                Die Farbgestaltung erweist sich befremdlich rötlich. Kann sie in den Ruhemomenten noch die Wärme unterstreichen, scheint auch sie in den gefährlichen Momenten zur Bedrohung zu wachsen. Das eigene Haus wird plötzlich fremd.
                Und dann gibt es wieder ganz rätselhafte Momente, wenn Gröning das Leben der Tiere im Wald kurz filmt. Als würde er tierisches und menschliches Verhalten gegenüberstellen. Doch diese Aufnahmen erweisen sich als irreführend. Der friedliche Wald und der schwierige Haushalt.
                Im Abspann bedankt sich Philip Kröning bei all den Männern und Frauen, die den Mut fanden, mit ihm über Gewalt in Beziehungen zu sprechen. Kröning ist sowohl Dokumentarfilme, als auch Analyst, sowie großer Künstler. Und DIE FRAU DES POLIZISTEN ist sein Meisterwerk ! Der radikalste und stellenweise am härtesten zu ertragene deutsche Film seit einer Ewigkeit.
                Wer diesen Film gesehen hat, wird nur schwer anders können, als ihn mit sich zu tragen.

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                  Je mehr ich über diesen Film schreibe, desto weniger verstehe ich ihn...

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                  • Nummer 2 ist natürlich <3333
                    Unbedingt mehr von ihm schauen !

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                    • 8 .5

                      Ich glaube, ich hätte mir keinen unangenehmeren Ausklang aus dem Kinojahr 2014 wählen können.
                      NORTE von Lav Diaz erzählt in über 4 Stunden sehr lose die Idee von Fyodor Dostojewskis Roman "Verbrechen und Strafe" nach. Ich erinnere mich, wie ich damals den Roman innerhalb einer Woche verschlungen habe. In Diaz Film finden sich zwar Elemente, aber das Werk ist zu eigenständig um als direkte Literaturverfilmung durchzugehen.
                      Wir begegnen zwei Männer : Fabian ist Student und aus gutem Hause, nicht wirklich wohlhabend aber weit entfernt davon, arm zu sein. Er rebelliert sinnlos gegen das System der philippinischen Regierung und verhält sich irrational und aufmüpfig, eine Art Pendat zu Raskolnikov, wobei Fabian noch eine Spur hassenswerter ist, als Dostojewskis Protagonist. Dann wäre da noch Joaquin, ein verarmter Mann der mit seiner Frau Eliza unter sehr schlechten, ärmlichen Bedingungen lebt. Er ist Gast bei der Hehlerin Magda, einer Frau, der man alleine schon von ihrem Körpergewicht ansieht, das sie genug Essen hat. Von Magda borgt sich Joaquin permanent Geld, Magda ist geizig, hassenswert, ein Mensch der, wenn man nach der Philosophie von Fabian nachgeht "aus dem weg geräumt werden muss". Und in einem Anfall von Selbstüberschätzung und Rebellionsdrang ersticht Fabian Magda, muss dabei aber auch ihre Tochter töten, die Zeuge wurde. Doch für das Verbrechen angeklagt wird Joaquin, weil er ein Motiv hatte. Er wird zu lebenslanger Haft verurteilt. Von nun an folgt Diaz in drei Erzählsträngen die Schicksäle der Personen aus diesem Ereignis : Sowohl von dem, nun scheinbar bereuenden Fabian, der verzweifelten Eliza, die nun alleine mit den Kindern ist und auch von Joaquin und seinem harten Alltag im Gefängnis. Und irgendwie, fast beiläufig, fängt Diaz die Natur der Philippinen ein, es gibt mehrere Segmente, in denen die Kamera über die Felder und Wälder rauscht, völlig losgelöst, fast traumartig.
                      Ich glaube, es gibt kaum ein Inszenierungsstil, der mich in letzter Zeit so begeistert hat, wie der von Lav Diaz. Der Filmemacher verfügt über eine Dramaturgie jenseits der europäisch/amerikanischen Landschaft. Am ehesten wohl noch mit Bela Tarr vergleichbar, aber selbst das nicht direkt. Diaz nimmt sich unglaublich viel Zeit für Figuren und Aufbau der Story, seinen Film zu hetzten ist ihm fremd. Diaz blickt lange und tief in das Innenleben seiner Figuren und versucht sie irgendwie zu greifen. Symbolisieren tut sich dies in seiner Bildersprache, mit langen Einstellungen, in denen zuerst etwas Storyrelevantes geschieht, die Kamera aber immer noch einen Moment länger verweilt und seinen Film atmen lässt. In meinen Augen eine großartige Weise, eine solche Geschichte zu erzählen.
                      Nun zu der Stimmung : Es ist nicht so das NORTE ein klassischer Feel-Bad-Movie ist, der Film macht nicht nur einfach unglücklich, er negiert Glück. Er leugnet dessen Existenz und breitet sich in purer Hoffnungslosigkeit aus. Diaz hat Respekt vor seinen Figuren, demütigt sie nicht, aber gleichzeitig erspart er ihnen keine Ungerechtigkeit der philippinischen Gesellschaft, dessen drückende Schwüle sich auf den Zuschauer überträgt. Jedes mal wenn man glaubt, den Charakter des Fabians greifen zu können, zieht Diaz dem Zuschauer eiskalt den Boden unter den Füßen weg.
                      Nun zu einem Punkt, wo ich den Film in gewisser Weise verloren habe. Ich möchte gerne andere Leute, die diesen Film gesehen haben dazu auffordern, mir ihre Meinung zu diesemPunkt zu nennen. Die letzte Stunde des Filmes gestaltet sich wohl als die grausamste, hoffnungsloseste und vor allem verwirrenste, die ich in letzter Zeit sah. Diaz lässt alle Ideen hinter dem Handeln von Fabian hier komplett an die Wand fahren. Gerade als man glaubt, Fabian hätte, wie Raskolnikov, seine Lektion gelernt, ist geläutert und stellt sich der Polizei, tut er etwas anderes, etwas unglaublich radikales das Diaz komplett aus dem Nichts hochschrecken lässt. Wo Raskolikov Erlösung findet, verdrängt Fabian seine Schuld immer weiter und treibt sich in den Wahnsinn.
                      Für kurze Zeit habe ich diesen Film für dieses Ende gehasst, aber dies lag vermutlich daran, das es mich so überrumpelt hat. Ansonsten ist NORTE ein gigantisches, sehr ruhiges Werk das wohl, aufgrund seiner, relativ, kurzen Laufzeit in Hinblick auf die anderen Filme des Regisseurs, ein guter Einstieg in das Schaffen von ihm.

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                      • ?
                        über 5-25-77

                        "Other people watch movies when they are tired of real life, but for you, real life is something you do, when you are tired of watching movies"

                        Wow, mein ganzes Leben in einem Satz zusammengefasst...

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                        • 7

                          SPOILER ???

                          https://www.youtube.com/watch?v=vTqbTP5qy7k

                          Der Tod einer Zeit, einem Gefühl, einem Lebensgefühl. Warum musste es sterben ? Wir wissen es nicht. Es lag einfach mit ner Überdosis Heroin und nem Kopfschuss aus der Schrotflinte dar und die Party ist plötzlich aus...
                          Kurt Cobain ähhhh Blake (übrigens sehr intensiv von Michael Pitt verkörpert) läuft durch die Wälder, tranceartig. Er ist komplett abwesend. Zwar unterhält er sich mit den alten Band-Mitgliedern mehrfach, doch er ist nicht bei ihnen. Seine Worte sind nicht an sie gerichtet. Er hat sich verschanzt in seiner Villa mitten in den Wäldern, er hat keinen Kontakt mehr zu der Außenwelt. Die Welt scheint ihn nicht mehr zu interessieren.
                          LAST DAYS wirkt wie ein Film über das Ende der Welt, die Stimmung ist wie das Lagerfeuer nach dem Zusammenbruch der Zivilisation. Von richtiger Zivilisation ist in LAST DAYS nur ganz am Ende die Spur, sonst reagieren Musik/Drogen-Partys in verkommenen Waldhütten. Einsam klingen die Lieder der Nirvana-Mitglieder, in ihrer Mitte, ein Mann der der Welt abhanden gekommen ist.
                          Gus Van Sant lässt mal wieder alles offen und deutet mehr an. Er geht nur diesmal etwas feinfühliger um. Mitten in den Wäldern gräbt Blake / Cobain eine Schachtel aus. Ihren Inhalt erfahren wir nicht, wir können aber davon ausgehen das es Heroin ist. Eigentlich haben wir die Antworten schon und doch werden sie uns nicht direkt geliefert. Und letzter sorgt für Unbehagen, ja fast ein Gefühl des Horrors breitet sich aus, wenn Cobain n einem Blick der Verzweiflung in den Sternenhimmel schaut.
                          Dann wäre da ja noch eine andere Szene : In der Nacht vor Blakes Tod machen sich die Mitglieder der Band auf den Weg nach Hause und lassen ihn zurück. Einer der Mitglieder schaut noch zurück, als hätte er etwas fürchterliches gesehen. Wir schauen zurück : Unscharf wandert im Hintergrund eine rote Gestalt umher. Auch nachdem die Band-Mitglieder gegangen sind ist sie immer noch da.
                          Eine Andeutung auf die Mord-Theorie bei Cobains mysteriösem Tod ? Man bedenke : Die Gestalt ist nicht direkt zu sehen, wir erkennen nur sehr grob ihre Umrisse. Und doch ist etwas da, irgendein Gedanke in unserem Kopf vermutet das Entsetzliche, das Unerklärbare, doch es bleibt ungreifbar. Wir können nicht mit dem Finger auf unsere Angst deuten und doch ist sie omnipräsent.
                          Die letzte Szene stellt den Aufbruch in die Realität dar. Die Band-Mitglieder brechen wieder in die Zivilisation auf. Die Party ist endgültig vorbei, der Kater ausgeschlafen. Jetzt beginnt wieder das Leben.
                          LAST DAYS. Eine langatmige aber irgendwie faszinierende Erfahrung.

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                          • 7

                            SPOILER

                            Der Abgrund starrt immer zurück.

                            Gus Van Sant macht nicht wirklich einen Hehl daraus, das er hier das Massaker an der Columbine High-School rekonstruiert, einem Ereignis, welches zu diesem Zeitpunkt noch unglaublich aktuell war. Van Sant reißt bewusst diese Wunden auf und gleichzeitig ist dies das Lobenswerteste. Er versucht keine sterotype Dramatik in dieses entsetzliche Geschehen zu stecken. Viel mehr entlarvt er den Schrecken, verborgen im Alltäglichen.
                            Er ist nicht mal komplett im Bild zu sehen : Später, wenn wir in dem Haus von einem der Schüler sind, der später an dem Amoklauf beteiligt ist, hängt über dessen Bett die Zeichnung eines Elefanten. Nur in diesem kurzen Moment findet der Titel des Filmes einen Platz, ansonsten bleibt er mysteriös, wie der Rest des Filmes.
                            Redewendung : "Der Elefant im Raum" : Etwas offensichtliches wird totgeschwiegen. Das Grauen liegt auf der Hand, doch wir erkennen es nicht, wollen es nicht erkennen, schreiten nicht ein und dann passiert etwas, was man Katastrophe nennt. Nur leider macht es sich der Regisseur bei der Aufarbeitung zu einfach.
                            Die Teenager in Van Sants Filmen, also die Schüler, sind alles Klischees. Van Sant nimmt sich nicht die Zeit, sie näher zu beleuchten und hängt ihnen lieber Sterotypen an. Es gibt das unbeliebte, hässliche Mädchen, die beliebten Frauenhelden, die Mädchen-Gruppen, den liebenswerten Außenseiter etc. Erstmal kein wirklicher Fehler, Klischees haben schließlich immer etwas mit der Realität zu tun. Nur Van Sant überschreitet einen Punkt und zwar spätesten dann, wenn sich sämtliche Mädchen kollektiv auf einer Toilette den Finger in den Mund stecken, nur um die Magersucht zu verdeutlichen. Nicht nur erweist sich diese Szene als nicht wirklich brauchbar, sie ist so überzogen das man sich fragt, ob der Regisseur seinen eigenen Film ernst meint.
                            Van Sant fängt an, mit Klischees zu jonglieren. Diese Taktik bricht ihm völlig das Genick, als er anfängt, seine Täter zu charakterisieren. Anstatt keine Antworten für dessen Taten zu liefern, bemüht sich Van Sant dem Zuschauer ein breites Spektrum an möglichen Lösungen darzubieten. Machen Sachen wie die homosexuelle Andeutung unter der Dusche noch irgendwie Sinn (vielleicht war einer der Täter in den anderen verliebt und hat sich von diesem zu der Tat hinreißen lassen ?), so wird irgendwann mit Killerspielen und Hitler-Dokus, sowie Geklimper auf dem Klavier als Kontrast, um sich geworfen. Obwohl Van Sant all diese Faktoren nie vertieft und nur andeutet, so bewegt er sich hier auf einer plumpen Psychologisierung auf BILD-Niveau.
                            Am Ende bleiben fast alle Fragen offen und der Zuschauer wird hilflos wieder entlassen. Nur leider bemüht sich Van Sant zu sehr, seinem Zuschauer Klischees als potenzielle Antworten unter die Nase zu reiben. Alleine dadurch gibt er ihnen zu viel Aufmerksamkeit und verfehlt, zumindest in meinen Augen, sein Ziel.

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                            • 8 .5
                              über Gerry

                              SPOILER

                              Die Trilogie des Todes von Gus van Sant befasst sich in drei Filmen mit realen Mord und Todesfällen. Unter anderem der mysteriöse Selbstmord von Nirvana-Star Kurt Cobain, sowie das Massaker an der Columbine High-School. Die Fälle sind zwar oberflächlich eindeutig, aber gleichzeitig bewegen sie sich in einem Bereich, der jenseits einer genauen Erklärbarkeit existiert.
                              In GERRY, dem Auftakt der Trilogie, behandelt Van Sant den Tod von David Coughlin, der sich zusammen mit seinem Freund Raffi Kodakin in der Wüste verlief und solange umher irrten, bis sie völlig dehydriert waren. Kodakin tötete Coughlin aus Mitleid und plädierte so auch vor Gericht, wurde aber trotzdem wegen Mordes verurteilt.
                              Gerade die Tatsache, das die Geschichte hinter GERRY eine Wahre ist, macht ihn noch verzweifelter und hilfloser, weil er dem Zuschauer so noch näher geht und die Emotionen der beiden Gerrys, welche sich auf den Zuschauer, noch intensiver werden lässt.
                              Schon die Eröffnungssequenz wirkt befremdlich und doch einladend. Arvo Pärts wunderschöne Melodie "Spiegel im Spiegel" erklingt, während sich die Kamera hinter dem Auto der beiden Gerrys befindet. Es erinnert an die bedrohliche Eröffnungssequenz aus Stanley Kubricks SHINING, welche ein Unheil ankündigte. In GERRY hingegen fehlt dieses Element, die warmen Farben und die einladende Landschaft signalisieren nichts bedrohliches, sondern eine Art Ewigkeit und eine Stille.
                              Sobald die Musik verklungen ist, wandern wir mit Matt Damon und Casey Affleck durch die endlose Wüste. Es nimmt kein Ende, sämtliche Einstellungen ziehen sich bis an die Grenze jeglicher Erträglichkeit. Van Sant dokumentiert den Verfall der Natur auf den Menschen, ihre Schönheit verblasst, sie zeigt ihre bedrohliche Seite.
                              Warten auf Godot ?
                              Der Film, wie die Wüste, bleibt still stehend, sie liefern keine Erklärung, sie ist kein aktiver Faktor und vielleicht deswegen so bedrohlich. Die einzigen aktiven Faktoren, sind beide Gerrys, die durch ihr Wandern ihre Situation immer mehr verschlimmern. Aber gleichzeitig muss etwas getan werden, einfach stehen bleiben ist keine Option.
                              Unter den vielen Theorien halte ich das Warten auf Godot, die Suche nach dem Ausweg aus dem selbst erschaffenden Verderben, für die Plausibelste. Irgendwann ist der Ausweg da, nur, in Hinblick auf den Tod des einen Gerry, verlieren wir auf dem Weg vielleicht das Wichtigste.

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                              • Größteils absolute Zustimmung.

                                Aber Platz 10 ist spitze und macht Laune ;)

                                2
                                • 7 .5

                                  "Its too late to pull it out, man !"

                                  7
                                  • Frohe Weihnachten, meine lieben MP-Freunde !

                                    Oder sollte ich lieber sagen : https://www.youtube.com/watch?v=i7gIpuIVE3k

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                                    • 7 .5

                                      Die verdammten Kapitalistenschweine planen doch tatsächlich, dieses verfluchte Schundwerk doch in die Kinos zu bringen. Lernen sie denn nicht dazu ? Kunstfreiheit und Meinungsfreiheit funktionieren einfach nicht, seht es doch endlich ein, Amerika !

                                      Nee, Spaß beiseite, ein Film der 10 auf IMDB hält (http://www.imdb.com/title/tt2788710/?ref_=nv_sr_1) und das "grüne Duo" (Grüne Hornisse Seth Rogen und grüner Kobold James Franco) am Start hat muss episch werden.

                                      5
                                      • Nominiert werden :
                                        Höhere Gewalt
                                        Leviathan
                                        Ida
                                        Timbuktu
                                        Wild Tales

                                        Gewinnen wird :
                                        Ida <3

                                        Trotzdem ne Schande das solche Filme wie Winterschlaf oder der neue Roy Andersson hier nicht auftauchen. Aber die Academy sieht sich die Hälfte der Filme wahrscheinlich eh wieder nicht an.

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                                        • 4

                                          Hätten wir das hinter uns. Ich machs kurz : Es wird mal wieder nur geredet und geredet und unnötig die Laufzeit gefüllt. Es wird fast eine Stunde lang eine epische Schlacht angekündigt, die einfach nicht eintrifft. Und wenn sie dann da ist, ist das alles so ekelhaft Computer-Müll und kaputt animiert, das einem übel wird. Am Ende rannte ich freudig aus dem Kino.
                                          Der letzte Mittelerde-Film ? Gut so !

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                                              http://youtu.be/bC-3rnv_b3o

                                              Tyler hat ihn zwar schon gepostet aber dennoch kann ich nicht anders. Das sieht fast so aus als würde Terrence Malick einen Wim Wenders Film drehen.
                                              Natürlich absolutes Most Wanted Nr 1. Malick wird einfach immer über allem stehen .

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                                              • Polen räumt ab !

                                                Der Europäische Filmpreis 2014 geht an das Meisterwerk IDA, sowie der Regiepreis an Pawel Pawlikowski. Auch das beste Drehbuch ging an den Film. Den Darstellerpreis erhielt Timothy Spall und Marion Cotillard.
                                                Als bestes Erstlingswerk geht das Taubstimmen-Drama THE TRIBE heraus.

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                                                  Man stellt sich am Anfang eines solchen Kommentaren irgendwie immer die Frage wie man nun beginnen soll. Der Film war gestern um halb 1 Uhr nachts fertig, ich trottete nach fast vier Stunden Kino (die sich, und das ist absolut positiv gemeint, wie Tage anfühlten) einen sehr langen Heimweg durch die eisige Kälte zum Bahnhof und war eine Stunde später zu Hause. Ich legte mich schlafen. Jetzt sitze ich hier und will mein Erlebnis irgendwie beschreiben. Und ich glaube ich fange damit an zu sagen, das es bisher noch kein Film es geschafft hat mich mit folgendem Gefühl nach Hause zu schicken : Betroffenheit.
                                                  Der Weg nach Hause, alles suggerierte mir das das Leben jetzt einfach weitergeht, Film vorbei und schnell wieder in den Alltag. Aber so läuft das bei Nuri Bilge Ceylan nicht. Nach WINTERSCHLAF kann man nicht einfach mehr in den Alltag. Man sitzt da, mit einem Blick der kompletten Hoffnungslosigkeit, der doch gewürzt ist mit unendlicher Begeisterung. Jetzt an was anderes denken ? Den Film einfach Film sein lassen ? Unmöglich.

                                                  Aber genug der persönlichen Einleitung :
                                                  In Anatolien gibt es in den Bergen ein Hotel, ein großes, wohlhabendes Hotel. Hier haust der ehemalige Schauspieler Aydin mit seiner Frau Nihal und seiner Schwester Necla. Ihm geht es finanziell gut und Aydin arbeitet an einem Buch über das türkische Theater. Eines Tages als er mit dem Auto unterwegs ist wirft der Sohn einer verarmten Familie die bei Aydin zur Miete wohnt, einen Stein in das Auto. Niemand wird verletzt, der Sohn wird zuhause abgeliefert und man versucht die Situation vernünftig zu klären. Doch alleine dieser Versuch sorgt dafür das das Spannungsverhältnis zwischen der wohlhabenden und verarmten Familie sich entzündet, obwohl niemand der beiden Parteien etwas falsch gemacht hat.

                                                  Doch Vorsicht, WINTERSCHLAF, ist kein politischer Problemfilm, wie man bei diesem Inhalt glauben könnte. Dies ist vielleicht die größte Stärke von Ceylans Werk : Er versucht nicht den Finger auf Problemfamilien oder auf das Klaffende Loch im Verhältnis zwischen Arm und Reich zu richten, so wie es mancher Film tun würde. Ceylan verdeutlicht viel mehr wie sehr unsere menschlichen Absichten und wie andere Menschen diese verstehen, auseinander liegen können. In dem Beispiel mit dem Jungen und dem Stein sieht man es : Was für Aydin der Versuch einer Klärung ist (er geht kein einziges Mal auf die, zu bezahlende, Autoscheibe ein), ist für die verarmte Familie ein Demütigungsversuch, eine Aktion die dazu dient, die eigene Überlegenheit zu sichern. Dieses Motiv des gegenseitigen Missverstehens zieht sich durch den Film. So findet Aydin auch keinen Zugang zu seiner Frau Nihal, die ihn bei einer, von ihr organisierten, Spendenversammlung aus dem gemeinsamen Haus wirft, weil sie der festen Überzeugung ist, ihr Mann wolle die Aufmerksamkeit nur auf sich selbst ziehen.

                                                  Brachte der türkische Regisseur Nuri Bilge Ceylan mit seinem vergangenem Werk ONCE UPON A TIME IN ANATOLIA die Assoziationen mit dem russischen Regisseur Andrei Tarkovsky, durch verlängerte Landschafts und Naturaufnahmen, so wirkt er hier wie ein moderner Ingmar Bergman. Sicherlich gibt es immer noch Bilder die an den Meister aus Russland erinnern (das Pferd im Wasser), aber Ceylans Film spielt zum Großteil in dem Hotel und arbeitet sehr mit Dialogen. Dabei gestalten sich jede zum Teil aus den makellosesten Schauspielleistungen seit Jahren, und außerdem ihrer schieren Länge. In diesem, fast 4 Stunden langem, Film gibt es einen Dialog zwischen Aydin und Schwester Necla, der sich wie eine Unendlichkeit anfühlt und tatsächlich über 20 Minuten verschlingt. Dennoch aber wirkt er nie zu lang, er schafft es das Verhältnis zwischen Bruder und Schwester, gerade durch seine Unaufgeregtheit zu kristallisieren. Jedoch sei trotzdem gesagt das dies kein philosophischer Diskurs ist. Ceylans Film verweigert sich einer solchen Einteilung.

                                                  Die Visualität in Ceylans Film ist genauso kryptisch und faszinierend wie der Rest des Filmes. Man könnte erwarten, die Innenaufnahmen wären von Kälte geprägt, aber stadtessen herrscht eine trügerische Geborgenheit, wie etwa durch das gemütliche Licht einer Lampe oder des Kamins, der Sicherheit suggeriert. Ein Kontrast zu der Zerschlagenheit der Protagonisten ? Oder eher eine Wiedergabe für die Innere Ruhe des Protagonisten, der in sich selbst funktioniert, der aber nach Außen (symbolisiert durch den Winter) keinen Bezug mehr findet.
                                                  Bei den Außenaufnahmen wird Ceylan bildgewaltig : Wunderschöne Landschaften erstrecken sich über die gesamte Leinwand, die Freiheit wirkt grenzenlos und doch drücken alle Figuren eine Befangenheit aus, die nur in den letzten Szenen, wenn der Schnee mehr und mehr alles verschlingt, durchbrochen wird.

                                                  Immer wieder wird in diesem Film gesagt, in vielen der langen Dialoge, das man dem Bösen begegnen sollte, indem man es einfach in Ruhe lässt, nur um ihm so die Chance zu geben, die eigenen Fehler einzusehen. Ob diese Theorie stimmt, wird nicht beantwortet. Unzählige Konflikte entstehen nur durch die mangelnde Kommunikation der Beteiligten, sollen wir die Konflikte einfach sein lassen und hoffen, das sie von alleine verschwinden, statt ewig neue Wunden aufzureißen ? Denn in dem Falle müssen wir uns unsere eigene Verletzlichkeit eingestehen. Ob Ceylans Figuren dazu bereit sind, klärt er, wie schon in ONCE UPON A TIME IN ANATOLIA, in der grandiosen Schlusssequenz.

                                                  Neben der vielen Gesprächen gibt es eine Szene, die nie angesprochen wird. In einer unheimliche, mysteriösen Sequenz geht Aydin am frühen Morgen nach draußen und findet ein weißes Pferd. Er behält es ein paar Tage bei sich und lässt es schließlich frei. Wir erfahren weder, woher es kam, noch wohin es wieder geht. Diese Szene spielt im Rest des Filmes keine Rolle, sie wird nie angesprochen. Die Kommunikation mit der Außenwelt scheint unterbrochen. Aydin erzählt niemandem von dem Pferd, einfach weil er für kurze Zeit etwas gefunden hat, das nur ihm gehört und in keiner Relation zu jemand anderem steht. Hier werden irgendwie die Parallelen zu Bela Tarrs DAS TURINER PFERD deutlich. Das Pferd zieht wieder davon. Es geht weiter und steht nicht auf der Stelle, wie die Menschen. Wo es jetzt ist können wir nur erahnen. Vielleicht, und wenn wir ihn als wichtigen Einfluss für das Werk von Ceylan berücksichtigen, bei Robert Bressons Balthazar ?

                                                  WINTERSCHLAF kann man sehen und verstehen. Aber man muss damit rechnen das der Film einen selbst sehen und verstehen wird. Und das er einen an Orte bringt für die man vielleicht noch nicht bereit ist.
                                                  Nicht mehr und nicht weniger als eine filmische Offenbarung.

                                                  Und dann war es still.

                                                  https://www.youtube.com/watch?v=2Q2NPG0F5ko

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                                                    Beste Komödie : Birdman
                                                    Beste Regie : Richard Linklater - Boyhood
                                                    Bester Darsteller im Drama : Steve Carell - Foxcatcher
                                                    Beste Darstellerin im Drama : Julianne Moore - Still Alice
                                                    Bester Darsteller in Komödie : Michael Keaton - Birdman
                                                    Beste Darstellerin in Komödie : Julianne Moore - Maps to the Stars (Zweimal an einem Abend)
                                                    Bester Nebendarsteller : J.K. Simmons - Whiplash
                                                    Beste Nebendarstellerin : Patricia Arquette - Boyhood
                                                    Bestes Drehbuch : Grand Budapest Hotel
                                                    Bester Animationsfilm : The Lego Movie
                                                    Bester fremdsprachiger Film : Leviathan

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