Deusfantasy - Kommentare

Alle Kommentare von Deusfantasy

  • Deusfantasy 25.03.2017, 17:55 Geändert 25.03.2017, 17:56

    Hier muss ich nicht lange nachdenken, es kann an dieser Stelle nur eine Antwort von mir geben:
    Das unvergessliche, unvergleichliche, unbeschreibliche Serienfinale von SIX FEET UNDER.
    Perfekte 6 Minuten für die Ewigkeit, die mich emotional komplett zerstört zurückließen.

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      Deusfantasy 23.03.2017, 14:43 Geändert 23.03.2017, 22:26

      Eines muss man Lars von Trier wirklich lassen – Wenn du denkst, es geht nicht mehr schlimmer, dann setzt er stets doch noch einen drauf und zieht dich in einen Abgrund aus Tristesse und Depression. Mit „Nymph()maniac: Vol. 2“ setzt er unmittelbar nach seinem Vorgänger an und legt dabei eine deutlich härtere Gangart ein. Auf visuelle Spielereien und Humor, die Vol. 1 eine gewisse Leichtigkeit verliehen, wird fast komplett verzichtet. Die Natur der sexuellen Veranlagung der Nymphomanin bekommt immer mehr masochistische Züge. Entsprechend spitzen sich die sexuellen Ausschweifungen der desillusionierten Joe bis aufs Äußerste zu, bis zum nicht anders zu erwartenden bitteren Ende, das sich nochmal wie ein heftiger Schlag in die Magengrube anfühlt und lange nachwirkt.

      Auch wenn die tonale und stilistische Ausrichtung in Vol. 2 eine völlig andere, der Film noch provokativer, kompromissloser, düsterer und fokussierter auf die Erzählung der Geschichte ist als sein Vorgänger, bringt Lars von Trier dafür bedauerlicherweise nur noch wenig neue Facetten in den zweiten Teil mit hinein. So furchtbar Joes Exzesse auch sein mögen, so sehr wiederholen sie sich auch, wodurch der Film insgesamt anstrengend geraten ist und es zusätzlich einige unnötige Längen gibt, die mich leider Gottes einige Male auf meine Uhr schielen ließen. Einzeln betrachtet kann Vol. 2 seinem hervorragenden Vorgänger somit nicht das Wasser reichen, zu große ist der Qualitätsunterschied in meinen Augen, was entsprechend zu einer niedrigeren Wertung führt.

      Es ist jedoch oftmals zu lesen, „Nymph()maniac“ sollte als Gesamtwerk betrachtet werden, ähnlich wie Tarantinos Kill Bill. Wahrscheinlich ist auch genau das der richtige Weg. Denn schaut man beide Teile unmittelbar nacheinander, legt die verschiedenen Einzelteile übereinander, ergibt sich ein insgesamt stimmiges Bild, bei dem die Komplexität der Darstellung der Nymphomanie im Rückblick für eine urteilsfreie und allgemeingültige Akzeptanz sorgt, was bei allen Kontroversen um den Film wohl die größte Leistung ist.

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        Deusfantasy 22.03.2017, 14:40 Geändert 22.03.2017, 14:46

        Lars von Trier ist immer für einen Skandal gut. Insofern war es nicht unbedingt abwegig von mir im Vorfeld zu denken, bei „Nymph()maniac“ handelt es sich in erster Linie um einen expliziten, provokativen Film über Sexsucht, der eher oberflächlich in dieser Thematik bleibt. Doch entgegen meinen Erwartungen, ist „Nymph()maniac: Vol. 1“ trotz der mit Rammstein angekündigten Heftigkeit zu Beginn weit weniger skandalös als vermutet. Viel mehr ein absolut ernstzunehmender Spielfilm über Nymphomanie und gleichzeitig ein starkes Charakterporträt, einer darunter leidenden Frau, dessen marktschreierisch im Vorfeld angekündigten pornographischen Momente sogar beinahe nur eine untergeordnete Rolle spielen.

        Hauptfigur Joe definiert sich zwar selbst primär über ihren Sexualtrieb, der Film reiht jedoch nicht Sexszene an Sexszene, sondern nimmt sich viel Zeit, sie als ganze Person zu beschreiben und widmet sich ohne Auslassungen ihrem fragilen Seelenzustand. Die Handlung erforscht dabei nicht, welche Traumata Joe zu dem werden ließen was sie ist. Die Nymphomanie ist nicht die Folge, sondern der Ausgangspunkt ihrer Erzählung.
        Von Trier verurteilt seine Protagonistin nicht, sondern zeigt auf, dass Joes mechanische Befriedigung dabei eher einer Sucht gleicht und Nymphomanischer Sex ihr hier gleichzeitig als Schutzschild gegen die emotionalen Unwägbarkeiten der Liebe dient. Dieser Umstand allein grenzt das Werk bei aller deutlichen expliziten Darstellung, die wohlgemerkt alle Berechtigung hat, überdeutlich von schnöder Pornographie ab.

        Ich kann deshalb einmal mehr nur wieder meinen imaginären Hut vor Lars von Trier ziehen, der mich erneut absolut überzeugt hat und mit „Nymph()maniac: Vol. 1“ eine herausragende sexuelle Odyssee auf die Leinwand gebracht hat, die sogar viele visuelle Spielereien, Metaphern, Analogien und überraschend viele humorvolle Einschübe zu bieten hat. Der einzige Skandal hieran ist, dass der Film irgendwann leider endet.

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          Deusfantasy 16.03.2017, 14:35 Geändert 16.03.2017, 14:37

          Manche Filme, egal wie alt sie mittlerweile sind, scheinen einfach nicht zu altern. Auch nach nunmehr über 60 Jahren ist der Glanz von „Singin in the Rain“ noch immer nicht verblasst und der Film ist frisch wie eh und je. Nach meiner mittlerweile zweiten Sichtung hab ich mich dann auch schon ein klein wenig in den Film verliebt und kann nun endgültig behaupten, dass er seinem Ruf als das vielleicht beste Musical absolut gerecht wird.

          So simpel die eigentliche Rahmenhandlung, bei der der Übergang vom Stummfilm zum Tonfilm auf amüsante Weise parodiert wird, dabei auch sein mag, wirft der Film auch einen ungeschönten Blick hinter die Kulissen Hollywoods und ist somit wesentlich vielschichtiger, als zu Beginn zu vermuten ist. Doch das ist ohnehin beinahe Nebensache. Denn es sind gerade die riesige Spielfreude der Darsteller und ihre unvergesslichen Tanz- und Gesangseinlagen, die diesen Film so unglaublich herausheben.

          Jede einzelne Tanzeinlage ist hier von vorn bis hinten perfekt durchchoreographiert, da werden selbst die farbprächtigen Sets auf famose Weise mit eingebunden. Die Körperbeherrschung erreicht dabei teilweise ein schier überirdisches Niveau, wie ich es in keinem Film je zuvor gesehen habe. Die Songs, allen voran das weltbekannte Titellied, haben allesamt Ohrwurm-Potenzial und werden wunderbar vorgetragen. Es ist schlichtweg der pure Genuss, den Darstellern beim Singen und beim Tanzen zuzuschauen. Dank der unglaublichen Leichtfüßigkeit, die den gesamten Film von Anfang bis Ende durchströmt, war ich selber die ganze Zeit über so beschwingt, dass ich ständig am liebsten Mittanzen- und singen wollte. Ich hab viel gelacht, hatte durchgängig ein riesen Grinsen auf dem Gesicht und war perfekt unterhalten. Mehr kann ich nun wirklich nicht von einem solchen Film verlangen.

          „Singin in the Rain“ ist für mich daher ein Meisterwerk mit zahlreichen unvergesslichen Szenen, ein Film für die Ewigkeit, der auch in weiteren 60 Jahren immer noch funktionieren wird. Besser werden Musicals jedenfalls nicht mehr.

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            Das nennt man wohl eine Enttäuschung auf hohem Niveau. Schaut man sich mal die einzelnen Bestandteile von „Broken Circle“ an, handelt es sich hier um einen ganz klaren Kandidaten, der mich tief berühren und mir unglaublich gut gefallen müsste. Doch der Funke wollte während der Laufzeit einfach nicht so richtig rüber springen bzw. ist es erst ziemlich gegen Ende. Die erste Filmhälfte ließ mich trotz der bewegenden Ereignisse sogar beinahe komplett kalt. Dabei macht Regisseur Felix Van Groeningen in seinem emotional wuchtigen Drama vieles richtig. Er erzählt eine starke Geschichte, liefert tolle Dialoge, hat zwei großartige Hauptdarsteller, die in jedem Moment überzeugen, einen äußerst stimmungsvollen Soundtrack und trifft häufig den richtigen Ton.

            Zu meinem Bedauern hat er sich mit seiner verschachtelten Erzählstruktur jedoch verhoben und schöpft dadurch nicht das gesamte Potenzial des Filmes aus. So werden höchstes Glück und tiefstes Elend einander gegenüberstellt, wenn die Zeit der Krankheit, der Tag des Kennenlernens und die glücklichen Jahre des Familienlebens parallel montiert werden. Nimmt man die Szenen alle einzeln für sich, haben mich beinahe alle vollkommen überzeugt. Problematisch für mich war hier aber, dass durch diese Erzählstruktur das emotionale Fundament fehlte, auf dem die schlimmen Ereignisse letztlich fußen sollten. Ich konnte schlecht mit den Eltern mittrauern, wenn ich nichts von ihnen weiß und sofort in den Todeskampf der Tochter hinein geworfen werde. Eine rein chronologische Erzählweise hätte dem Ganzen hier Abhilfe geschaffen und wahrscheinlich Wunder bewirkt. So bleibt es immer noch ein guter Film, der aber noch wesentlich besser hätte sein können. Schade drum.

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            • Schon Wahnsinn, wie viele Regisseure du mittlerweile komplett gesichtet hast. Umso schöner natürlich, dass du bei deiner Auswahl auch die Stummfilmära, die ich mittlerweile sehr zu schätzen gelernt habe, nicht außer Acht lässt. Irgendwann werfe ich auch mal einen genaueren Blick auf Murnau. Dank deiner Links sind die Filme ja schnell zu finden :-)

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                Denke ich an meine Zukunft als alter Mensch, dann bekomme ich aufgrund meiner derzeitigen Lebenssituation riesen große Angst. Nicht etwa, weil ich mich vom alt sein an sich fürchte, nein, das gehört schließlich zum Leben dazu. Es sind vielmehr die Konsequenzen, die es mit sich bringen kann – verblasste Gefühle, Erinnerungen, Träume und vor allem ein Leben in schmerzvoller Einsamkeit.
                „Alive Inside: A Story of Music & Memory“ hat diese Angst nur noch weiter befeuert. Denn diese Dokumentation wirft einen beängstigenden Blick in die Zukunft einer immer weiter alternden Gesellschaft, in der Alte Menschen weder gebraucht noch geschätzt werden. Ganz schlimm ist es aber, wenn diese Menschen an Demenz oder Alzheimer leiden und ihnen von Tag zu Tag immer mehr Erinnerungen abgehen. Erinnerungen, die uns schließlich zu dem machen, was wir eigentlich sind.

                „Alive Inside“ wirft einen kritischen Blick auf das derzeitige US-Gesundheitssystem und berichtet in erster Linie über Dan Cohens Bemühungen, mit seiner gemeinnützigen Organisation Music & Memory alte Menschen mithilfe von Musik aus ihrem inneren Demenzschlaf zu reißen, um sich wieder erinnern zu können und für einige Momente neu aufzuleben. Alles was dazu nötig ist, sind lediglich ein iPod und ein Kopfhörer. Musik verfügt nämlich über eine enorme Kraft und ist für viele Menschen ein ganz wichtiger Bestandteil ihres Lebens (gewesen). Sie versteckt sich ganz tief in uns und ist in der Lage, verborgene Erinnerungen und Gefühle in uns hervorzurufen. Ein Gefühl, das möglicherweise viele von euch kennen, wenn sie ein ganz bestimmtes Lied hören, das sie mit einem bestimmten Ereignis oder einer Phase ihres Lebens verbinden, was durch die Musik wieder hervorgeholt wird. Mit Hilfe der Musik gelingt es Betroffene auf eine Weise zu stimulieren, wie es bisher kein Medikament kann. Es ist wahrlich berührend zu sehen, wenn apathisch zusammengesackte Menschen beim Klang ihrer Lieblingslieder urplötzlich von ihrem tristen Dasein erwachen und mitsingen, mittanzen oder wieder fühlen können. Ein Glücksgefühl, das nicht nur alle dort anwesenden Parteien ergreift, sondern auch auf mich überging.

                Allerdings muss ich auch kritisch anmerken, dass die Dokumentation kein Zahlenmaterial liefert, das die Effektivität der Musiktherapie belegt. Es werden lediglich einige betroffene Menschen gezeigt, bei denen die Therapie angeschlagen hatte. Hier hätte ich auch sehr gerne die andere Seite der Medaille gesehen. Trotzdem ist „Alive Inside“ enorm berührend, sehr informativ, regt stark zum Nachdenken an und ist einfach wichtig. Sollte ich irgendwann einmal im Altersheim mit Demenz verkümmern, wünsche ich mir auch jemanden wie Dan Cohen, der mir mit einem schlichten iPod ein Stück Würde, Erinnerung und Lebensfreude zurückgibt.

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                  Deusfantasy 15.01.2017, 14:41 Geändert 17.01.2017, 14:33

                  Eigentlich kann man es im Falle von „La La Land“ wirklich kurz machen und sagen, wer Kino liebt, der muss diesen Film unbedingt sehen. Mir wurde als Filmfan jedenfalls völlig warm ums Herz. Denn Damien Chazelle schuf hier das für mich ohne Zweifel beste Musical des bisherigen Jahrtausends. Seine rauschhaft schöne, mit grell bunter Farbgebung, betörenden Einstellungen und himmlischer Musik garnierte Mischung aus Musical, Drama und Liebesfilm ist eine gleichsam sinnliche Liebeserklärung an die Kraft der Träume und liebevolle Verbeugung vor dem goldenen Zeitalter Hollywoods und klassischer Musicals. Dennoch wartet man nie darauf, dass Fred Astaire und Ginger Rogers um die Ecke tänzeln, denn trotz aller Reminiszenzen und Verbeugungen verliert sich Chazelle nicht in purer Nostalgie, sondern hat seinen eigenen Stil, der erkennbar in der Gegenwart zu Hause ist.

                  Bemerkenswert an dem Film ist, und damit hätte ich im Vorfeld wirklich nicht gerechnet, dass er keine bloße simple Liebesgeschichte erzählt, die in puren Kitsch ausartet. Er trägt viel mehr auch eine ordentliche Portion Tiefgründigkeit mit rein, die dem Film tatsächlich eine gewisse Reife verleiht und somit sogar nachdenklich machen kann. Ganz besonders sticht hier das herausragende Finale hervor, in dem Chazelle so leicht den gesamten Film hätte kaputt machen können. Doch ihm gelingt der gefährliche Ritt auf der Rasierklinge, bei dem er die bedrohliche Kitschfalle gekonnt umgeht und stattdessen einen zauberhaften Schlussakkord hinlegt, der zum Dahinschmelzen ist. Überhaupt ist sein Film voll von unvergesslichen, zauberhaften Momenten wie dem bereits inszenatorisch grandiosen Auftakt auf der Brücke oder dem Walzer im Planetarium. Selbst hier wirkt der Kitsch nicht übertrieben, er wirkt immer passend zur Stimmung.

                  Es darf geträumt werden, es wird gesungen und getanzt, so berührend und überzeugend, dass man sich selbst darin verliert. Ryan Gosling und Emma Stone harmonieren als Leinwandpaar einfach nur phänomenal gut miteinander. Dass ihre gesanglichen und tänzerischen Darbietungen nicht perfekt sind, ist unbestreitbar, doch gerade das verleiht dem Ganzen nur noch mehr Charme und eine größere Natürlichkeit. Formidabel sind auch die Musikeinlagen, die nie bloßes Beiwerk sind um etwas Zeit zu füllen. Viel mehr fügen sie sich immer nahtlos ins Geschehen und bringen die Geschichte weiter. Mit City of Stars ist zudem ein absoluter Ohrwurm erschaffen worden, der das Zeug hat zum Klassiker zu werden, genau wie der Film selbst.

                  Abseits einiger kleiner Längen im Mittelteil gibt es formell nichts zu meckern, außer dass ich mir sogar noch mehr Gesangseinlagen gewünscht hätte, weil diese einfach so fabelhaft waren. Und diesen Wunsch hat bisher noch kein Musical in mir ausgelöst. Es ist jedenfalls schon mal ein sagenhaft guter Start ins Jahr, mit dem womöglich jetzt schon größten Highlight des Jahres. In jedem Fall waren es zwei wunderbare Stunden pures Kinoglück!

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                    Keinem Filmschaffenden hab ich letztes Jahr so viel Zeit gewidmet, wie Charles Chaplin. Ich hatte das große Vergnügen alle seine Filme zu sehen, in denen er selbst Regie führte. Wirklich endgültig zum absoluten Fan machte mich aber erst sein drittletzter großer Spielfilm –„Rampenlicht“. Vielleicht war es daher sogar tatsächlich irgendwo Schicksal, dass ausgerechnet dieser, sein unbestritten persönlichster und womöglich deshalb auch mein liebster Film, völlig ungeplant erst ganz zum Schluss in meinen Player wanderte. Denn sonst hätte ich sehr wahrscheinlich versäumt zu erkennen, welche Metaebene und Brillanz in diesem so sträflich unterschätzten und unterbewerteten Werk stecken.

                    Wer sich mit Chaplins Werken und seinem Leben beschäftigt hat - was vor der Sichtung nur zu empfehlen ist, damit der Film seine volle Wirkung entfalten kann - erkennt sofort die autobiographische Reflexion des Regisseurs. Neben der Figur des Tramp, die er selbst lange Jahre gespielt hat, setzt er sich hier mit dem Abstieg von Künstlern und der Vergänglichkeit von Ruhm auseinander. Auffallend dabei ist, welche Altersweisheit Chaplin hier an den Tag legt. Immer wieder hält er als Calvero Predigten an die so viel jüngere Thereza, in denen er eine Weisheit nach der anderen preisgibt. Dabei handelt es sich aber nicht um bloße Kalenderweisheiten, wie sie in jedem Glückskeks zu finden sind, es sind vielmehr elementare Erkenntnisse und Lehren eines gereiften, gestandenen alten Mannes, über die Liebe, das Leben oder das Showbusiness, die enorm zum Nachdenken anregen. Ich habe jedes Wort dieses Mannes förmlich aufgesogen.

                    Er spricht in diesem Film jedoch nicht nur zu Thereza, er spricht auch zu uns Zuschauern. Es wirkt daher beinahe wie eine Art filmisches Testament seinerseits, um alle wichtigen Erkenntnisse, die ihm das Leben gebracht hat, gebündelt in einem Film weiter zu geben. Dieser Eindruck täuschte nicht, ging Chaplin doch zu diesem Zeitpunkt davon aus, dass dieser Film tatsächlich sein letzter, zugleich aber auch sein größter werden würde. Deshalb bezeichnete er ihn selbst gerne als „künstlerisches Testament". Das wird auch an der Verteilung der Rollen sichtbar - er ließ alle seine sechs Kinder mitspielen und verteilte die anderen Rollen fast ausschließlich an alte Freunde. Besonders erwähnenswert ist hier der Auftritt von Buster Keaton, bekanntlich Chaplins größter Konkurrent in seiner großen Stummfilmzeit, der hier in einer Szene seinen Partner mimt und damit erstmals gemeinsam mit Chaplin in einem Film zu sehen war.

                    Ihm ist hier ein tief bewegendes Drama um einen gealterten Clown, den keiner mehr sehen will, gelungen, dass den Verfall in totale Bitterkeit jedoch immer gekonnt umschifft. Gleichzeitig ist sein Film auch eine wunderbar melancholische Hommage an die goldene Ära des Varietés und rückt das oftmals vorherrschende Bild des immer fröhlichen Vagabunden in ein völlig neues Licht. Dass die Handlung zudem ausgerechnet im Jahr 1914 angesiedelt ist, das Jahr von Chaplins Durchbruch, und hier mit dem Abstieg Calveros kollidiert, ist sicherlich auch kein bloßer Zufall. Jede Nuance dieses Films wirkt strickt durchdacht. Chaplin hat hier noch einmal all sein Talent rein geworfen und einen großen Film erschaffen. Keiner seiner Filme ließ mich am Ende jedenfalls so beeindruckt zurück. Ich kann mich abermals nur tief vor Charles Chaplin verneigen.

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                      Deusfantasy 21.12.2016, 14:39 Geändert 21.12.2016, 14:42

                      Es ist vollbracht.
                      Insgesamt 450 Minuten Film liegen hinter mir und damit wahrscheinlich eine der ultimativen cineastischen Herausforderungen, denen man sich überhaupt stellen kann. Für mich war Béla Tarrs existenzialistisches Drama SÁTÁNTANGÓ dies ohne jeden Zweifel. Noch dazu die intensivste Filmerfahrung meines bisherigen Lebens. Zurück bleibt nichts weiter als pure Sprachlosigkeit.

                      Meine ursprüngliche Angst, diesen Film womöglich nicht durchstehen zu können, wich mit jeder laufenden Minute der Zuversicht. Anstrengung, Langeweile oder Ermüdungserscheinungen waren irgendwann keine Faktoren mehr. Viel mehr hieß es nur noch eintauchen, erleben und fühlen.

                      Eintauchen in ein ungarisches Dorf, in welchem die Felder nicht mehr bestellt werden, die meisten Häuser bereits brüchig sind und wo der Putz bröckelt. Alles wirkt verfallen, verdreckt, verschrumpelt, verschimmelt und somit dem Zerfall preisgegeben. Es regnet fast ununterbrochen. Der graue Himmel liegt bleischwer über der Landschaft, fast so tief, dass er die Menschen zu erdrücken droht. Die letzte Schar Bewohner vegetiert entsprechend in dumpfer Untätigkeit vor sich hin, da die graue Depression ihnen jede Entschlusskraft geraubt zu haben scheint.

                      Die Hoffnungslosigkeit, die Aussichtslosigkeit, die Trostlosigkeit, die Unmenschlichkeit, ich konnte sie förmlich fühlen. Fühlen, weil ich dank der durchgehend in einem verwaschenen schwarzweiß gehaltenen Bilder und der sagenhaften Atmosphäre in diese düstere Welt eingetaucht bin. SÁTÁNTANGÓ entwickelte bei mir dabei einen einzigartigen Sog, durch den ich fast in einen meditativen Zustand verfallen bin, der mein Herzschlag zu verlangsamen schien. Mein Körper nahm sich dem Erzähltempo des Films an, der mal über ganze Sequenzen in Stille ausharrt und mal mit minutenlangen Einstellungen daherkommt. Ich nahm meine Umwelt nicht mehr wahr, ich war nur noch in diesem ungarischen Dorf zugegen. Die Zeit schien in einigen Momenten beinahe still zu stehen.

                      Béla Tarrs dunkle Parabel über ein angstvolles, aggressives Land voller Verzweiflung, Perspektivlosigkeit und Unmenschlichkeit, ist tatsächlich ein Erlebnis. Eines, das ich so schnell nicht vergessen werde und was mit Worten nicht ausreichend beschrieben werden kann. Am besten selbst einfach eintauchen, erleben und fühlen.

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                      • Deusfantasy 19.12.2016, 13:44 Geändert 19.12.2016, 14:18

                        Ganz spontan, Stand heute:

                        1. Die zwölf Geschworenen (1957)
                        2. Fight Club (1999)
                        3. Der Pate (1972)
                        4. Terminator 2 (1991)
                        5. Spiel mir das Lied vom Tod (1968)
                        6. Apocalypse Now (1979)
                        7. There will be Blood (2007)
                        8. 2001: A Space Odyssey (1968)
                        9. American Beauty (1999)
                        10. Die werckmeisterschen Harmonien (2000)

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                          Deusfantasy 18.12.2016, 12:50 Geändert 18.12.2016, 12:51

                          Deusfantasy und Mr_Phil begeben sich auf die Pfade von Elvis Presley in „Mystery Train“.
                          #12 unserer persönlichen Kommentar-Reihe, bei der jeden Monat eine weitere Rezension von uns beiden folgt.

                          Jim Jarmusch scheint ein wirklich guter Beobachter zu sein. Ich gehe sogar so weit und behaupte, er scheint das menschliche Wesen wirklich gut zu kennen. Zumindest würde es erklären, warum die Figuren in seinen Filmen immer wie ganz normale Menschen mit ganz normalen Freuden, Fragen und Sorgen, stets authentisch, glaubhaft und lebensnah, wirken. Eben wie Menschen, die man ganz normal auf der Straße antreffen könnte. Alles was sie tun, was sie sagen, sei es manchmal noch so durchgeknallt, kaufe ich ihnen stets ab. Außerdem hat er ein Händchen für unterschiedliche Kulturen, Banalitäten, die Zufälle des Lebens und Alltäglichkeiten des Lebens. Dabei interessiert sich Jarmusch gar nicht erst für übliche Erzählkonventionen, großartige Dramatik, Spannungsmomente oder Effekthascherei. Er bleibt vielmehr bodenständig, nah bei den Menschen und schafft es, dass unter seiner Regie gerade Alltägliches als besonders erzählenswert erscheint. Es ist gerade dieser Aspekt, der seine Filme für mich so außergewöhnlich sehenswert und einzigartig macht, wodurch er binnen kürzester Zeit zu einem meiner Lieblings-Regisseure avancierte.

                          All das, was ich oben über Jarmusch geschrieben habe, lässt sich selbstverständlich auch auf seinen Film „Mystery Train“ übertragen, der ein purer Jim Jarmusch in seiner Reinform ist. Hier laufen die Schicksale verschiedener Menschen unterschiedlicher Kulturen in Memphis, der Heimatstadt von Elvis Presley, zusammen. Dabei baut Jarmusch der Geburtsstadt des Rock mit heruntergekommenen Gebäuden, schmutzigen Straßen und billigen Hotels sicherlich kein Hochglanzdenkmal. Dennoch zeichnet er ein gefühlvolles, manchmal resignierendes aber stets liebenswertes Bild der Stadt. Der Film scheint gleichzeitig Liebes- und Bankrotterklärung.
                          Die drei Episoden weisen zunächst lange Zeit kaum Berührungspunkte miteinander auf, sie offenbaren am Ende auch kein großes zusammenhängendes Ganzes. Wer dies erwartet, wird eher enttäuscht zurückbleiben. Viel mehr zeigt Jarmusch auf, dass die Bewohner dieser Stadt durch mehr verbunden sind, als für gewöhnlich offenbar wird. Schon dasselbe Lied, das Menschen zur selben Zeit hören, hier „Blue Moon" von Elvis Presley, oder zur selben Zeit am gleichen Ort zu sein, verbindet. Eben die ganz gewöhnlichen Alltäglichkeiten im Leben.

                          Für mich reiht sich dieser Film mit seinen sympathischen Charakteren, der unkonventionellen Erzählweise und den teilweise ziemlich grotesken Situationen ganz klar in die Riege seiner gelungensten Filme ein. Wer Jarmusch mag, der wird somit auch „Mystery Train“ mögen. Also alles einsteigen und die Fahrt genießen.

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                            Deusfantasy 15.12.2016, 13:19 Geändert 01.01.2017, 00:29

                            Die Zeit vergeht so schnell wenn man jung ist, doch so unendlich langsam wenn man jemanden vermisst oder auf ihn wartet. Die Sehnsucht steigt unermüdlich, jede Sekunde fühlt sich dann nach Stunden an, jeder Tag nach einem Jahr. Liegt man sich am Ende aber wieder in den Armen, war es das Warten wert. Manchmal jedoch warten wir zulange, sind nicht in der Lage, dem anderen unsere Gefühle zu gestehen, bis es zu spät ist und wir es unser Leben lang bereuen. Das Gefühl, wenn man getrennt ist von Menschen die man liebt, was die Ferne in der Liebe anrichtet, unerfüllte Liebe, verpasste Möglichkeiten, emotionale Entfremdung, Trennungen, Hoffnungen, Sehnsüchte oder Herzschmerz, beinahe jeder von uns hat mindestens eine dieser Erfahrungen durchlebt. Genau deshalb liegt so ein hohes Identifikationspotenzial in diesem Film und dessen Figuren. Und genau deshalb hat dieser Film auch mich so unendlich tief in meinem Inneren erwischt und mich in totale Melancholie verfallen lassen.

                            5 Centimeters per Second ist einfach so berührend, dass ich mehrfach Lächeln musste.
                            So voller Wärme, dass mein Herz erstrahlte.
                            So voller Wahrheit, dass ich mehrfach weinen wollte.
                            So schmerzlich, dass es tatsächlich mehrfach wehtat.
                            So voller zarter Momente, dass ich diese Augenblicke für immer festhalten wollte.
                            So bitter-süß, wie das Leben selbst.
                            So wundervoll, dass ich ihn unmittelbar danach direkt wieder sehen wollte.
                            Ein Lieblingsfilm.

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                              Deusfantasy 13.12.2016, 12:54 Geändert 13.12.2016, 18:28

                              Die Rache einer Frau kann besonders tückisch sein, vor allem dann, wenn die sich vom naiven Jungmädchen zur Rachegöttin gewandelt hat. Abermals in sieben Gesänge unterteilt, spielt im zweiten Teil von Fritz Langs Nibelungen-Saga diesmal die berühmte Nibelungentreue, die aus Kriemhild ein gewissenloses Monster macht, das die Burgunder und die Hunnen mit sich in den Abgrund reißt, die tragende Rolle. Entsprechend fällt der Grundton in „Die Nibelungen: Kriemhilds Rache“ deutlich düsterer aus als noch im Vorgänger. So trägt Kriemhild im Gegensatz zum ersten Teil, wo sie wie Siegfried immer weiß gekleidet war, jetzt stattdessen durchweg schwarz. Der heroischen Atmosphäre des ersten Teils wiederum folgt ein Szenario aus Hass und Rache, die die Triebfedern Kriemhilds sind. Fantasy-Elemente sind nicht mehr existent, der zweite Teil wird viel mehr von ornamentalen Massenszenen und überlebensgroßen Todesvisionen geprägt.

                              Genau wie sein Vorgänger, war auch „Die Nibelungen: Kriemhilds Rache“ mit aufwändigen und epischen Sets, atemberaubenden Kostümen und wunderbaren Bildern seiner Zeit weit voraus und ist ebenso dank der restaurierten Fassung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, die hier sogar zusätzliche verschollen geglaubte Szenen mit eingebettet hat, kaum gealtert und sieht wegen der unglaublich guten Bildqualität auch heute noch schlicht fantastisch aus.

                              Die Klasse vom ersten Teil wird dennoch nicht ganz erreicht, da es einerseits inhaltlich für mich deutlich weniger Abwechslung gibt und der Film andererseits speziell im letzten Drittel etwas zu sehr auf der Stelle tritt und sich etwas wiederholt, weshalb sogar kleine Längen entstehen. Dennoch bleibt es ein ausgesprochen starker Stummfilm, den man sich ohnehin am besten im Doppelpack anschauen sollte, wo die Saga ihre volle Wirkung entfaltet.

                              Den kompletten Film gibt es hier zu sehen:
                              https://www.youtube.com/watch?v=Ss-xNGS0w6M

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                              • Schönes Ranking, Phil.
                                Mir wird dadurch aber erst bewusst, wie unterrepräsentiert dieser Mann bei mir doch eigentlich ist. Ich habe gerade einmal drei seiner Filme gesehen, die mir auch noch alle sehr gut gefallen haben, wobei Existenz wiederum extrem lange zurückliegt, so dass eine Wertung sich erübrigt. Daher nehme ich diese Liste mal als Anlass, um in Zukunft mehr von Cronenberg zu sehen. Es scheint sich ja sehr zu lohnen.

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                                  Deusfantasy 11.12.2016, 12:49 Geändert 11.12.2016, 12:50

                                  Schuhe sind in erster Linie dafür gedacht, unsere Füße vor Kälte, Schmutz und Verletzungen zu schützen. Diese eigentliche Funktion der Schuhe gerät in unserer Modernen Gesellschaft aber immer wieder in den Hintergrund, verwenden wir sie teilweise doch eher als modisches Accessoire oder gar als reines Statussymbol. Nicht umsonst werden von manchen Leuten teilweise irrsinnige Beträge für Sneakers bezahlt, die nicht mal getragen werden, sondern am Ende des Tages nur als Sammelobjekt in der Vitrine zu begutachten sind. Optik steht über Funktionalität.

                                  Ich selbst besitze neun Paar Schuhe. Keines davon war wirklich teuer, doch davon getragen habe ich dieses Jahr lediglich vier. Die anderen fünf Paar habe ich irgendwann mal gekauft, weil sie mir gefallen haben oder gerade im Angebot waren. Doch so viel muss ich mir eingestehen, sie sind überhaupt nicht nötig und vergammeln entsprechend fröhlich in meinem Schuhschrank. Dieser Überfluss ist purer Luxus und stellvertretend für die klaffende Lücke einer großen Industrienation zu den armen Ländern dieser Welt. Denn während ich es als völlig selbstverständlich erachte, mir einfach neue Schuhe zu kaufen, ob ich sie brauche oder nicht, gelten in manchen Ländern bereits ein Paar einfache Kinderschuhe als überaus kostbarer, beinahe unersetzbarer Besitz.

                                  Auch wenn das Wohlstandsgefälle bereits innerhalb des Irans in „Kinder des Himmels“ ziemlich deutlich wird, prangert Majid Majidi hier jedoch keine Missstände an. Er zeigt lediglich das Leben einer in Armut lebenden iranischen Familie, bei der das Geld selbst für Unterkunft und Nahrung knapp ist, weshalb sogar junge Kinder einen erheblichen Beitrag zum Wohl der Familie leisten müssen, indem sie zusätzlich zum Schulalltag Einkäufe erledigen, im Haushalt helfen oder auf die noch jüngeren Geschwister aufpassen. Dabei besitzt der Film trotz der Laiendarsteller, der unspektakulären Optik und der extrem simpel gestrickten Handlung eine überaus warmherzige Reinheit und entfaltet so eine bemerkenswerte Wirkung. Tatsächlich habe ich mir noch nie so viele Gedanken über meinen Umgang mit Schuhen gemacht, wie nach diesem Film. Doch vielleicht sind es auch gerade die Einfachheit und die Darstellung des täglichen Lebens in tiefster Armut von Ali und seiner Familie mit all den Anstrengungen und Entbehrungen, aber auch dem Zusammenhalt in tiefster Not und Armut, die dem Film so besonders sehenswert machen und ihm für einen Kinderfilm einen bemerkenswerten Charakter verleihen.

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                                    Damit ein Liebesfilm bei mir funktioniert, muss nicht nur die Chemie zwischen den Liebenden stimmen, ihre Liebe muss vor allem glaubhaft sein. Im Falle von Anne Hathaway und Jim Sturgess, die in „Zwei an einem Tag“ auf Umwegen zu der Erkenntnis gelangen, dass die ganz große Liebe schon seit je her vor der eigenen Nase zu finden ist (wie originell), trifft das leider nicht zu. Der von Sturgess gespielte Dexter ist ein egoistischer Frauenheld, der über weite Strecken des Films ein unsympathisches Arschloch ist und der die von Hathaway gespielte Emma sogar mehrfach schlecht behandelt hat. Eine plausible Antwort darauf, warum sie ihn trotzdem liebt und warum beide so eine enge Freundschaft haben, liefert der Film nicht wirklich. Liebe ist halt manchmal unergründlich.

                                    Eine Ursache dafür ist das Konzept des Films, bei dem Szenen immer nur am selben Tag in aufeinander folgenden Jahren gezeigt werden. Was sich zunächst als durchaus originelle Idee anhört, erweist sich letztlich eher als Boomerang. Denn die Handlung bekommt so nie einen wirklich organisch wirkenden Erzählfluss, sondern wirkt eher wie eine Aneinanderreihung von kaum verbundenen Szenen. Die Charaktere entwickeln sich innerhalb dieser Jahre im Schnelldurchlauf weiter, wodurch die Entwicklung der Leidenschaft zwischen den beiden dabei viel zu kurz kommt. Der Funke wollte bei den beiden einfach nicht überspringen, so dass sich mir auch nach 108 Minuten entsprechend nicht erschloss, was Emma jetzt eigentlich so toll an Dexter findet.

                                    Überhaupt erschien ihre Männerauswahl im Allgemeinen nicht nachvollziehbar. Ihre zwischenzeitliche Liebelei mit einem Comedian war wirklich unendlich unglaubwürdig. Nicht nur, dass sie ihn körperlich überhaupt nicht anziehend fand, nein, sie empfand ihn auch noch als überaus nervig und unlustig. Gemeinsamkeiten waren bei beiden ohnehin keine vorhanden. Über den gesamten Film gab es nur negative Schwingungen zwischen den beiden und trotzdem waren sie einige Jahre liiert. Da Emma jetzt auch nicht wie eine Frau wirkte, die absolut nicht allein sein kann, erwies sich diese Beziehung leider als ein kompletter Fehlgriff.

                                    Eine komplette Enttäuschung ist der Film aber auch nicht. So sind die Einblendungen der einzelnen Jahre teilweise sehr einfallsreich im Film mit eingebunden. Es gibt erstaunlich wenige kitschige Momente und die Schauspieler machen trotz des unausgegorenen Drehbuchs einen wirklich guten Job. Zudem lies mich das melancholische und wirklich schöne Ende mit einem Lächeln zurück. Übers Mittelmaß hievt es „Zwei an einem Tag“ aber leider auch nicht mehr. Denn, der Film ist aus o.g. Gründen weder besonders romantisch, noch wirklich berührend und für ein Liebesdrama somit größtenteils gescheitert.

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                                    • Deusfantasy 02.12.2016, 15:25 Geändert 02.12.2016, 17:19

                                      Ich war seit etwa 3 Jahren auf IMDB unterwegs und wollte unbedingt auch eine deutsche Community finden, mit der ich mich über Filme und Serien austauschen konnte. Moviepilot lockte mich zunächst vor allem aber mit der Listenfunktion und den TV-Tipps, die ich immer dankend annehme. Das Schreiben war damals bei der Anmeldung eigentlich noch kein großes Thema. Auch wenn mein Output seither sicher relativ überschaubar ausgefallen ist, ist das Kommentieren für mich nun jedoch nicht mehr wegzudenken. Außerdem seit ihr meine absoluten Glücksengel, so oft wie ich hier schon bei euren Gewinnspielen gewonnen habe ;-D
                                      Am Wichtigsten ist aber ohnehin die tolle Community, durch die ich schon zahlreiche Neuentdeckungen gemacht (danke dafür) und mit denen ich tolle Diskussionen geführt habe. Sogar Freundschaften sind entstanden, was ich im Vorfeld niemals für möglich gehalten hätte. Ich kann hier sein wie ich bin, fühle mich wohl unter den ganzen Filmverrückten. Diese Seite ist seit meiner Anmeldung einfach ein beständiger und wichtiger Teil meines Lebens geworden und genauso wenig wie die wöchentlichen Monologe und ständigen Neckereien mit dem guten Mr_Phil kaum mehr aus meinem Leben wegzudenken ;-)

                                      Auf hoffentlich weitere 10 Jahre!

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                                        Deusfantasy 27.11.2016, 12:56 Geändert 27.11.2016, 17:53

                                        ★ ★ Dies ist mein Wichtelkommentar für den 1. Advent im Rahmen der Community-Wichtelaktion 2016 für moviesforlife.★ ★

                                        Stille.
                                        Diese wundervolle Stille umgibt mich.
                                        Ich nehme meine Umgebung plötzlich nicht mehr wahr.
                                        Ich gebe mich vollkommen dem Moment hin.
                                        Ich spüre die Gelassenheit.
                                        Eine innere Ruhe durchströmt mich.
                                        Gefühle, Emotionen, schwirren überall um mich herum.
                                        Neue Erkenntnisse werden mir zuteil.
                                        Sie offenbaren mir einen ganz anderen Blick auf die Welt.
                                        Irgendwie ergibt plötzlich alles einen Sinn.
                                        Ich bin jetzt im Einklang mit mir und der Welt.

                                        Es ist bloß ein zarter Versuch, meinen Empfindungen und Eindrücken irgendwie Ausdruck zu verleihen. Die richtigen Worte dafür zu finden, ist ohnehin kaum möglich. Ein Film mit einer derart meditativen Kraft ist mir bisher einfach noch nicht begegnet. Ich wurde komplett in seinen Bann gezogen. Unmöglich, meinen Blick davon abzuwenden. In der Ruhe liegt ja bekanntermaßen die Kraft, und diese Ruhe hier ist besonders kraftvoll, hat mich im Innersten erreicht, hat zu mir gesprochen, ich wurde vollkommen von ihr übermannt.

                                        Eingefangen in atemberaubenden Bildern einer idyllischen Naturkulisse, voller Klarheit, voller Ruhe, voller Schönheit, erzählt Ki-duk Kim uns hier eine ebenso einfache wie universelle Geschichte über nichts Geringeres als den Kreislauf des Lebens, die auf das Notwendige reduziert ist. Es wird nicht viel gesprochen, doch so viel gesagt. Jedes Wort hat Gewicht.
                                        „Frühling, Sommer, Herbst, Winter ... und Frühling" ist jedoch kein Ethno-Kitsch, sondern mehr eine Meditation über das Leben - ruhig, lyrisch, weise, schön, beinahe schon erleuchtend. Die feinen Botschaften des Films treffen niemals mit der Wucht eines Dampfhammers, sondern schleichen sich subtil in das Bewusstsein, um sich dann in voller Tragweite zu entfalten.

                                        Die fünf Geschichten vom Mönch spiegeln sich dabei in den Bildern der einzelnen Jahreszeiten wieder. Es geht darin um die Bedeutung der Reife in unserem Leben, wie wir uns entwickeln, um die Grausamkeit von Unschuld, das Besessensein von Begierden und den Schmerz mörderischer Intentionen. Doch vielleicht sagt der Film aber auch etwas ganz anderes aus. Wir sind lediglich stiller Beobachter, es wird jedem selbst überlassen, welche Schlüsse wir daraus ziehen. Nur eines ist am Ende ganz Gewiss - Auf jeden Winter folgt erneut der Frühling und der Kreislauf beginnt von vorn.

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                                        • Deusfantasy 20.11.2016, 12:48 Geändert 31.12.2016, 23:08

                                          Es ist fast vollbracht. Mittlerweile hab ich beinahe all seine hier gelisteten Werke, in denen er selber Regie führte, gesehen. Einmal mit seinen Filmen angefangen, konnte ich gar nicht mehr damit aufhören. Gute Laune war fast vorprogrammiert. Am Ende bleibt von meiner Seite nichts weiter als pure Bewunderung für ihn übrig.

                                          Was für ein großer Künstler.
                                          Ein prägender Künstler.
                                          Ein Meister der Slapstick- und Situationskomik.

                                          Er war Schauspieler, schrieb Drehbücher, führte Regie, machte den Schnitt und zeigte sich teilweise sogar für die Musik verantwortlich. Er war vor und hinter der Kamera ein alles entscheidender Perfektionist, der beinahe alles konnte. Ja, er war ein absolutes Multitalent und unbestreitbar einer der größten Stars seiner Zeit, der die ganze Stummfilmära prägte und dem sogar der Sprung in die Tonfilmära geglückt ist. Sein Gespür für Situationskomik und seine wahnsinnige Körperbeherrschung sind wirklich legendär, genau wie sein berühmter Watschelgang. Chaplin konnte sogar witzig sein, selbst wenn er gar nichts machte. Er war einfach ein geborener Komiker, der die Leute ohne zu reden, zum Lachen bringen konnte. Sein Humor ist genau wie der Großteil seiner Werke völlig zeitlos geblieben.

                                          Was ich aber vor allem so bemerkenswert an ihm finde, ist seine genommene Entwicklung. Vom ewigen Tramp (seiner absoluten Paraderolle) und Slapstickbarden vom Dienst, mauserte er sich nach und nach zu einem ernst zu nehmenden Regisseur und beizeiten auch giftsprühenden Satiriker, dessen Werke dann mitnichten nur aus harmloser Blödelei bestanden. Charles Chaplin schaffte es Komödie und Drama, Humor und Anspruch, gepaart mit Gesellschaftskritik unter einen Hut zu bringen. Bereits im Jahre 1936 hatte er in „Modern Times“ einen dystopischen Blick auf das Zeitalter der Industrialisierung geworfen, während er beim „großen Diktator“ schon früh die Gefahren des Nationalsozialismus erkannte und anprangerte. Chaplin war seiner Zeit einfach voraus.

                                          Gleiches gilt für sein Schaffen als Regisseur. Wenn er in seinen späteren Filmen eine traumhafte Einstellung haben wollte, dann wusste er, wie er sie dreht. Gerade die letzte Einstellung in „Lichter der Großstadt“, wo das vorher blinde Mädchen ihn zum ersten Mal sieht, ist ganz großes Kino. Es ist, als sehen wir ihn als Zuschauer in diesem Augenblick auch zum ersten Mal. Oder seine irrwitzige Steine Fangeinlage in „Lohntag“, wo all seine Körperbeherrschung zum Tragen kam und ich mich fragte, wie er solch eine Szene damals nur realisieren konnte. Je mehr Filme er drehte, desto merklich besser wurde er.

                                          Dazu sind diverse Szenen, wie der Tanz mit der Weltkugel aus „Der große Diktator“, der berühmte Brötchentanz aus „Goldrausch“ oder die Durchfahrt innerhalb der Zahnräder in „Modern Times“ vollkommen zu Recht in die Filmgeschichte eingegangen. Aber ausgerechnet für seinen wohl berühmtesten Moment, gebrauchte der sonst so stumme Chaplin seine Stimme. Denn ohne diese, hätten wir nie den aufrüttelnden Schlussmonolog beim „großen Diktator“ erlebt, dem möglicherweise besten und wichtigsten Monolog der Filmgeschichte.

                                          Seinen für mich bemerkenswertesten Auftritt als Darsteller legte er jedoch im Film „Der Frauenmörder von Paris“ hin. Hier zeigte Chaplin seine Wandlungsfähigkeit und spielte auf dem Papier einen eher negativen Charakter. Er beutete Frauen aus und tötete sie, war dabei dennoch zutiefst charmant und sympathisch. Mit seiner sehr ambivalenten Darstellung und seinem abermals exzellenten Schlussmonolog beeindruckte er mich ein weiteres Mal und konnte mich endgültig für sich einnehmen.

                                          Ja, ich kann mich nur vor diesem Mann verneigen. Einziger Wermutstropfen für mich ist, dass ausgerechnet sein letztes Werk „Die Gräfin von Hongkong“ eher durchwachsen ausfiel und er dadurch keinen so gebührenden Abschied aus der Filmwelt bekam, wie er ihn verdient hätte. Hätte er es nur bei "Rampenlicht" belassen, den er einst als sein künstlerisches Testament bezeichnete und den perfekten Abschluss einer bemerkenswerten Karriere dargestellt hätte. Trotzdem darf, oder vielmehr muss er zu den größten Filmstars aller Zeiten gezählt werden. Wer sein gesamtes Schaffen gesehen hat, kann dem fast nur zustimmen.

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                                          • Es ist tatsächlich ganz schön schwierig, sich auf 10 Filme zu einigen, da es doch ziemlich viele wriklich gute Filme in diesem Genre gibt.
                                            Auf diese 10 konnte ich mich letztlich festlegen: http://www.moviepilot.de/liste/listenparade-meine-top-10-fantasy-lieblingsfilme-deusfantasy

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                                              Deusfantasy und Mr_Phil bestreiten das Abenteuer ihres Lebens in „Kubo and the Two Strings“.
                                              #11 unserer persönlichen Kommentar-Reihe, bei der jeden Monat eine weitere Rezension von uns beiden folgt.

                                              Zwei Dinge stechen bei „Kubo – Der tapfere Samurai“ sofort hervor. Der Film ist nicht nur visuell ein herausragendes Animations-Abenteuer, es ist vor allem auch ein Film der Rekorde. Zum einen der längste Film aller Zeiten, der im Stop-Motion-Animationsverfahren realisiert wurde. Zum anderen wurde mit einer Höhe von fast 5 Metern die bislang größte Stop-Motion-Puppe aller Zeiten erschaffen. Darüber hinaus betrug der Produktionszeitraum 94 Wochen und umfasst eine ungefähre Arbeitszeit von 1.149.015 Stunden. Diese unglaublichen Zahlen lassen bereits erahnen, was für ein irrsinniger Aufwand hinter diesem Stop-Motion-Animationsfilm steckt. Doch dieser hat sich gelohnt, denn die Hingabe der Entwickler spiegelt sich in beinahe jeder Szene wieder. Frisch nach dem Kinobesuch war die Begeisterung in meinem Gesicht entsprechend deutlich abzulesen. Ich hab gegrinst wie die Grinsekatze aus Alice im Wunderland. Der klassische Charme von Hand geformten Figuren ist eben durch nichts zu ersetzen.

                                              Gerade optisch ist „Kubo – Der tapfere Samurai“ einfach ein ungeheurer Hochgenuss. Genau für solche visuell prachtvollen Filme ist das Kino gemacht. Die visuelle Ausgestaltung des gesamten Films ist liebevoll an die japanische Origami-Faltkunst angelehnt. Dabei werden auch in Kombination mit Computeranimationen Bilder geboten, die jedes Fan-Herz höher schlagen lassen sollten. Ob diverse Monster, herrlich inszenierte Martial-Arts-Kämpfe, großartige Umgebungen oder Gesichtsanimationen, die in einem Stop-Motion-Film noch nie so ausdrucksstark waren, die phantasievolle Gestaltung ist reich an Details, Farben und Liebreiz. Das Stop-Motion-Verfahren hat hiermit ganz klar seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht.

                                              Den Film jedoch nur auf seine unbestreitbar großartigen visuellen Reize zu reduzieren, wäre ein Fehler. Mich konnte auch die Geschichte überzeugen, die eine gelungene Mischung aus Gruselelementen, Tragik, Abenteuer und Komik aufweist, wodurch der Film gleichermaßen für Jung und Alt geeignet ist, auch wenn gerade die gruseligen Momente für die aller Kleinsten vielleicht etwas zu viel sein dürften. Hier obliegt es der Einschätzung der Eltern, wie viel Grusel ihre Kinder bereits vertragen. Zugegeben, die Suche nach den drei Gegenständen, die Kubo braucht, um sich dem Mondkönig stellen zu können, gestaltet sich recht konventionell. Der Aufbau ist altbekannt. Zudem wirkt vor allem der Sprung zwischen den Handlungsorten immer eher etwas willkürlich und nicht wirklich durchdacht.
                                              Doch die sympathischen Charaktere und die absolut großartige Präsentation der Geschichte, kaschieren, dass sich die Samurai-Geschichte mit ein paar generischen Story-Elementen behilft. Obendrein ist auch die Geschichte letztlich tiefsinniger als man zunächst vermuten könnte. Gerade die Verarbeitung von Verlusten thematisiert der Film einfühlsam und damit auch für die kleineren Besucher verständlich. Sämtliche Hauptfiguren haben nämlich etwas verloren und finden im Verlauf der Handlung einen Weg, damit umzugehen. Sie akzeptieren die Vergänglichkeit der Dinge. Damit hinterlässt Kubo auch abseits der Optik durchaus einen bleibenden, hoffnungsvollen Eindruck und kann gerade für jüngere Zuschauer in seiner Botschaft recht profund wirken.

                                              Dass in meiner Kinovorstellung neben mir lediglich drei weitere Personen ein Kinoticket gelöst haben, stimmt mich gemessen an der Qualität dieses Werkes dafür extrem traurig. Ich drücke Laika dennoch ganz fest die Daumen, dass sich der Mut der Macher auch an den Kinokassen (und hoffentlich auch bei der kommenden Oscarverleihung) auszahlen wird, damit wir in Zukunft noch weitere solcher zauberhaften Werke zu Gesicht bekommen. Es wäre zutiefst wünschenswert.

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                                                Deusfantasy 01.11.2016, 12:40 Geändert 13.12.2016, 18:30

                                                Denkt man an Fantasy in Film und TV, kommen den allermeisten hier sicherlich fast unweigerlich Game of Thrones oder der Herr der Ringe in den Sinn. Ich bilde da beileibe keine Ausnahme. Doch bereits lange Zeit bevor Tolkien überhaupt auch nur einen seiner weltberühmten Romane veröffentlichte, erschuf Fritz Lang mit seiner Nibelungen-Saga quasi die Mutter aller Fantasy-Epen, bei der sich die beiden genannten auch merklich bedient haben. Obwohl ich schon als kleines Kind mal davon gehört habe, von Siegfried dem Drachentöter, mir die Geschichte zuletzt wie so vielen anderen auch bei Tarantinos Django Unchained begegnete, kannte ich die Sage bis dato nur bruchstückhaft, jedoch nie als Ganzes. Daher wollte ich nun endlich diese Wissenslücke über die bekannteste deutsche Sage schließen und konnte durch Fritz Langs Stummfilmepos gleichzeitig auch eine große filmische Bildungslücke schließen.

                                                Und meine Güte, bin ich von diesem Film im gleichen Maße begeistert wie beeindruckt. In sieben Gesänge unterteilt, berichtet der erste Teil „Siegfried“ von unerfüllter Liebe, Betrug und Verrat, folgt seinem Helden vom Kampf mit dem Drachen über die Erringung des Nibelungenschatzes bis zur Brautwerbung um Brunhild und seiner Ermordung durch Hagen von Tronje. Dabei besticht der Film mit überraschend hochwertigen Effekten (Der Drache macht heute natürlich nichts mehr her, ein gewisser Charme ist aber nicht von der Hand zu weisen), aufwändigen und opulenten Sets, wunderbaren Kostümen, einer fabelhaften Filmmusik, toller Atmosphäre und einem hervorragenden Tempo, wodurch die 143 Minuten wie im Flug vergingen.

                                                Damals war der Film mit seinen überwältigenden Spezialeffekten und atemberaubend schönen Bildern seiner Zeit bereits weit voraus und muss tierisch beeindruckend gewirkt haben. Aber selbst heute, unfassbare 92 Jahre später, die dieses Werk mittlerweile auf seinem Buckel hat, ist der Film dank der restaurierten Fassung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, die dank der orangefarbenen Tonung, die besondere Licht- und Schatten-Dramaturgie des Werks zur Geltung bringt, aber kaum gealtert und sieht wegen der unglaublich guten Bildqualität auch heute noch schlicht fantastisch aus.

                                                Gewöhnungsbedürftig dürfte für den heutigen Zuschauer wohl vor allem das Schauspiel sein, müssen doch all die inneren und äußeren Vorgänge und Emotionen ohne Worte nur durch Gesten und Mimik und die eine oder andere Texttafel verdeutlicht werden. Allerdings leisten alle Beteiligten hier großartige Arbeit und lassen ihre Stimmungen immer klar durchblicken.

                                                „Die Nibelungen: Siegfried“ darf sicher zu den besten deutschen Werken der Filmgeschichte gezählt werden, genau wie zu den gelungensten Stummfilmen. Für mich ist es zudem einfach ein ganz famoses Fantasy-Epos, das selbst heute noch fast alle nachfolgenden Werke dieses Genres locker in ihre Schranken verweist und sich auch vor Peter Jacksons Trilogie nicht zu verstecken braucht.

                                                Den kompletten Film gibt es hier zu sehen:
                                                https://www.youtube.com/watch?v=1OnsUdveNC8

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                                                  Deusfantasy 30.10.2016, 12:43 Geändert 30.10.2016, 16:07

                                                  Manchmal reicht nur ein kurzer Augenblick und das Leben steht auf einmal Kopf. Gerade eben war noch alles gut und einen Moment später bricht das Leben wie eine Riesenwelle urplötzlich über dich hinein. Völliger Machtlosigkeit ausgesetzt, krachen Tausende Tonnen Wasser auf dich runter, schleudern dich herum und drücken dich in die Tiefe, bis deine Lunge zu platzen droht. Die Surfer nennen das „Wipe Out“ – Auslöschen.

                                                  Ein ähnliches Gefühl umgibt Julie, deren Leben ebenfalls in einem einzigen Moment über ihr zusammenschlug. Ausgelöscht. Hilflos. Machtlos.
                                                  Der seelische Schmerz ist so groß, dass sie anschließend radikal mit ihrem bisherigen Leben bricht, versucht vor der eigenen Erinnerung zu flüchten und sich eine vollkommen neue Existenz aufzubauen.
                                                  Vergessen durch Verdrängen.
                                                  Doch die Klauen des Schicksals lassen sie nicht los, das Leben holt sie immer wieder ein. Die Freiheit, die Julie wählt, indem sie sich von allen Dingen des vorherigen Lebens trennen möchte, führt nicht zum gewünschten Ziel. Krzysztof Kieslowski stellt im ersten Teil seiner Farbtrilogie, die mit Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit die Eckpfeiler der Französischen Flagge thematisiert, wunderbar das Prinzip der persönlichen Freiheit in Frage, zeigt in ruhiger Art die Unumkehrbarkeit des Schicksals auf.

                                                  Juliette Binoches Spiel in der Hauptrolle ist minimalistisch, trifft aber genau den richtigen (depressiven) Ton. Genauso wie Zbigniev Preisner musikalisch, dessen wunderbare Klänge immer wieder harmonisch in die Dramaturgie mit einfließen, teilweise nur mit Fragmenten, teilweise mit längeren Auszügen.

                                                  Die Farbe Blau kommt dabei nicht nur im Filmtitel vor, sondern zieht sich auch visuell wie ein 'blauer' Faden durch den ganzen Film. Ob ein strahlend blaues Wasser im Hallenbad, eine Diamantenkette in der Wohnung oder der Hintergrund bei den Credits, immer wieder wird der Film von blauer Farbe dominiert, was einen interessanten Kontrast zwischen ihrer eigentlichen Bedeutung und dem Geschehen im Film bildet.

                                                  Somit ein wirklich sehr gelungener Auftakt dieser Trilogie.

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                                                    Deusfantasy 23.10.2016, 12:47 Geändert 23.10.2016, 12:50

                                                    Was für ein gleichermaßen seltsamer und cooler Film von Jonathan Demme, der wenige Jahre später mit „Das Schweigen der Lämmer" Filmgeschichte schrieb. Nur hat sein „Something Wild" damit herzlich wenig zu tun und geht in eine komplett andere Richtung.
                                                    Der Film beginnt ohne Umschweife mit dem Geschehen und ist in der ersten Filmhälfte ein überaus rasantes Roadmovie mit Lovestory, das gerade aufgrund von Melanie Griffith bestens unterhalten kann. Sie ist wild, sexy, impulsiv und irgendwie ein bisschen verrückt, doch gerade dadurch verdreht sie allen Männern den Kopf. So auch dem überrumpelten Jeff Daniels, mit dem Sie von einer verrückten Situation zur nächsten eilt. Bevor er sich versieht, muss er ihren Fake-Ehemann spielen, wird in Diebstähle verwickelt und sie werden von der Polizei gesucht. Dazu erweist sich der gewählte Soundtrack als überaus passend. Die erste Filmhälfte ist somit witzig und macht verdammt viel Laune.
                                                    Nur gibt es dann mit dem Auftauchen von Ray Liotta urplötzlich einen kompletten tonalen Bruch. Der Ton des Filmes wird mit seinem Erscheinen ziemlich rau, gegen Ende sogar bierernst und mutet dort fast wie ein Psychothriller an. Hier ist nicht nur die komplette Leichtigkeit weg, die vorher zu finden war, sondern auch Griffiths Charakter ist plötzlich unterwürfig und unsicher. Die zweite Filmhälfte wollte irgendwie einfach nicht so richtig zum restlichen Teil des Filmes passen, weshalb der knallbunte Genre-Mix aus RomCom, Roadmovie, Drama und Thriller leider etwas hinter seinen Möglichkeiten bleibt und nicht in Gänze zu überzeugen weiß. Insgesamt gesehen ist es für mich aber dennoch ein guter Film, der unberechenbar, witzig, seltsam, verrückt, cool und dadurch absolut sehenswert ist.

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