Deusfantasy - Kommentare
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Alle Kommentare von Deusfantasy
Auf Moviepilot bewertet sind etwa 1.600 Filme. Aber das ist natürlich nur die halbe Wahrheit. Da ich erst vor etwa 4 Jahren angefangen habe eine wirkliche Leidenschaft für Filme zu entwickeln und diese dann entsprechend auch zu bewerten, fehlen mir etliche Filme, die ich bereits vorher geschaut habe. Das sollten insgesamt so grob geschätzt 2.500 - 3.000 unterschiedliche Filme gewesen sein. Bei vielen sind die Erinnerungen aber teilweise ziemlich verschwommen, daher unterlasse ich nachträgliche Wertungen.
Ab und an mal, das muss einfach mal sein, gebe ich mir ganz bewusst einen wirklich schlechten Film, nur um mich mal wieder auf den Boden zurück zu holen und um die wirklich guten Filme umso mehr zu schätzen. Dabei kann es natürlich manchmal eine Höllenqual sein, solche Filme zu überstehen. Leider war auch „Survival Island – Gestrandet im Paradies“ keine Ausnahme und bot mir 90 Minuten pure Langeweile, voll von Logiklöchern und plumper Erotik.
Dabei hätte ein wundbrandiges Survival-Abenteuer mit schönen Menschen vor exotischer Kulisse doch eigentlich seinen Reiz. Nur von einem aufregenden Erotikthriller bei Inselidylle gibt es bei dem saublöden Plot rund um ein Ehepaar und einem Latin Lover, die nach einem Schiffbruch auf einer einsamen Insel gestrandet sind, nicht viel zu sehen. Stattdessen balzen die beiden Kerle unaufhaltsam um die Frau, - Das Leben ist schließlich ein Swingerclub, da gibt es Wichtigeres als sich ums überleben zu kümmern - labern ständig nur Blödsinn, während Miss Brook die Zuschauer mit Bikiniaufnahmen und der gelegentlichen Zuschaustellung ihrer Brüste bei der Stange hält. Trotz der runden Brüste seiner Hauptprotagonistin, ist die Erotik dagegen eher ziemlich platt. Von sexuell aufgeladener Spannung fehlt jede Spur. Dazu kommen die ständigen Voodoo-Einschübe, die komplett blödsinnig wirken und wohl als Erklärung für die Ereignisse auf der Insel dienen sollen.
Metaphorisch kann man übrigens die Rolle von Billy Zane sehen, der sich nach Titanic erneut auf einem sinkenden Schiff befindet, passend zu seiner Karriere. Der Mann sieht mittlerweile völlig aufgedunsen aus, ist sich seiner jetzigen Rolle in diesem C-Movie aber stets bewusst und spielt sie immerhin mit Anstand bis zum Ende durch. Aber auch er verhindert nicht, dass „Survival Island“ letzten Endes ein erschreckend belangloser und langweiliger Erotikthriller ist, der so viel Erotik versprüht, wie Mutter Teresa in einem Nachthemd.
Ich empfehle euch dann doch lieber zu einem Porno zu greifen. Die haben in der Regel mehr Handlung und mehr Brüste zu bieten.
Es lebe der Animationsfilm - carpenoctem410 und Deusfantasy auf den Spuren fremder Welten, erschaffen von Stiften, Computern und Knetfiguren.
Teil 3: „Der König der Löwen"
Eine rotglühende Sonne erhebt sich am Horizont, im Hintergrund erklingen folgende Worte:
„Nants ingonyama bagithi Baba, Sithi uhm ingonyama“ – Pure Gänsehaut!
Was für ein fantastischer Moment!
Was für eine überragende Einleitungssequenz!
Es dauert hier keine 5 Sekunden und „Der König der Löwen“ zieht mich damit sofort wieder in seinen Bann. Es ist mit Worten eigentlich nicht zu beschreiben, was mit mir geschieht, während der wunderbare afrikanische Gesang von Lebo M im Hintergrund zu hören ist und im Bild die Tiere durch die Savanne ziehen. Bild und Ton erzeugen diese einzigartige Disney-Magie, die man nicht erklären, sondern nur fühlen kann. Exakt hier gipfelt Disneys Können auf seinem Höhepunkt und gibt einen stimmungsvollen Einblick in das was noch folgen soll. Und genau dann, wenn „The Circle of Life“ trällert und der kleine Simba das erste Mal zu sehen ist, kommt wieder ein Stück Kindheit in mir hoch und ich bin urplötzlich wieder 8 Jahre alt.
Genau in diesem Alter war „Der König der Löwen“ mein damals erst zweiter Kinofilm (kleine Randbemerkung: mein erster Kinofilm war „Casper“) und ließ mich wie so viele andere Kinder auch vollkommen begeistert zurück.
Ich kann wohl ohne Übertreibung sagen, dass es DER FILM meiner Kindheit war. Dies gilt jedoch wohl gleichermaßen für Millionen von weiteren Kindern. War „Der König der Löwen“ doch der Film einer ganzen Generation von Kindern in den Neunzigern, der Kinderherzen gleichermaßen erstrahlen ließ und verantwortlich für Abermillionen von Tränen war, die die Kinos durchfluteten.
Seit meinem Kinobesuch damals habe ich ihn jedoch nicht noch einmal geschaut. Ich kann nicht mal sagen, warum. Vielleicht wollte ich mir den Status, den er anhand meiner Erinnerungen noch innehatte, nicht zerstören. Mich daher weiterhin in meiner Nostalgie suhlen. Ich hatte nämlich noch so gut wie jede Szene im Kopf, wusste was geschieht und hatte den Film unter »mega super fantastisch« in meinem Hirn abgelegt. Doch jetzt, 22 Jahre später, war es endlich wieder soweit und ich wollte unbedingt nochmal den Mythos dieses Filmes ergründen. Ich habe mir dabei gleich ganz fest vorgenommen, emotional völlig gefasst an die Sache heranzugehen, wusste noch ganz genau was passiert und wann es passiert. Doch jeglicher Vorsatz wurde durch den ersten tragischen Moment über den Haufen geworfen und ich verlor den Wettkampf gegen meinen Tränenkanal. Da war sie also wieder, diese Magie.
Disney erschuf mit „Der König der Löwen“ einfach einen ganz besonderen Film. Er basiert im Gegensatz zu allen anderen Disney-Filmen nämlich nicht auf Märchenerzählungen oder Romanvorlagen, sondern entsprang vollständig der Fantasie der Autoren und gilt gleichzeitig auch als einer der letzten großen Zeichentrick-Klassiker vor Anbruch der Animationsfilm-Ära.
Doch was macht diesen Zeichentrickfilm darüber hinaus nur so besonders, dass er von so vielen Leuten geliebt wird und als gelungenstes Werk des Studios gilt?
Es gibt sicherlich viele Aspekte, wie die großartigen Animationen, die bewegende Liebesgeschichte, die gelungene Mischung aus auflockerndem Humor und ernster Handlung, die für Disney-Verhältnisse von einer ungewohnten Ernsthaftigkeit geprägt ist, die außergewöhnlich gut entwickelten und liebenswerten Charaktere oder Lieder, die hier besonders eingängig sind und dadurch zu wirklichen Ohrwürmern wurden. All jene Bestandteile, die die größten Disney-Klassiker ausmachten, werden hier in Perfektion vereint und mit einer ordentlichen Portion Lebensweisheiten garniert.
Gerade der ewige Kreis des Lebens – das zentrale Thema des Films – wird geradlinig, ohne viel Pathos erläutert. Jedes Lebewesen ist vom Anderen abhängig, jedes Ende bedeutet auch einen Neuanfang. Der Generationswechsel und der damit einhergehende Verlust eines Familienmitglieds werden als ökologisch korrekter Kreislauf der Natur hervorgehoben. Eben jene Botschaften werden selbst für die kleinsten Zuschauer verständlich vermittelt, weswegen der Film nicht nur unterhaltsam, sondern auch sehr lehrreich ist.
Damit ist Disney wahrlich sein Meisterstück gelungen.
Ein zeitloser Zeichentrickfilm für die Ewigkeit.
In diesem Sinne, Hakuna Matata!
Wenn eine Filmreihe zwei qualitativ so hochwertige Werke wie „Alien“ und „Aliens – Die Rückkehr“ hervorgebracht hat, gleicht es fast einer Mammutaufgabe, einen adäquaten Nachfolger zu drehen. Die Erwartungshaltung ist schließlich gigantisch.
Diesen Nachfolger dann aber ausgerechnet in die Hände eines noch jungen Regisseurs zu legen, für den „Alien 3“ der Debütfilm sein sollte, war ein äußerst riskantes wie mutiges Unterfangen. David Fincher, heute einer der besten Regisseure unserer Zeit, nahm sich damals dieser undankbaren Aufgabe an und zeigte bereits hier durch die gute Kamera und Bildsprache sein großes Talent. An seinen Fähigkeiten lag es also nicht, dass er am Ende ein insgesamt enttäuschendes Werk ablieferte.
Bereits die unglaublich blöde und unverschämte Anfangssequenz löste bei mir nur ein Augenverdrehen und Stirnrunzeln aus. Hier beraubte man sich mit dem Holzhammer gleich aller Bezugspunkte zum Vorgänger. Ein folgenschwerer Fehler, von dem sich der Film leider nicht mehr erholen sollte. Dabei bietet gerade das Szenario in einer starren, kalten, gefühllosen Welt, wo der ausgestoßene Abschaum der Menschheit gottesfürchtig lebt, jede Menge Potenzial und die richtige Umgebung für ein tödliches Alien. Fincher erzeugt im Gefängnis zwar auch eine trostlose, düstere Atmosphäre, die darin lebenden Charaktere sind dafür aber allesamt unsympathisch und austauschbar, so dass es mir komplett gleichgültig war, wer denn jetzt nun stirbt. Um Ripley braucht man sich indes ohnehin keine Sorgen machen, da das Alien es nicht auf sie abgesehen hat, was nicht gerade spannungsfördernd ist.
Schlimmer als die Insassen ist aber sogar Sigourney Weaver selbst, die ihr Programm völlig routinemäßig abspult, dabei jedoch furchtbar lustlos wirkt. Bedenkt man, dass sie für Teil 2 noch zu Recht für den Oscar nominiert war, ist das eine ziemlich enttäuschende Vorstellung ihrerseits und fügt sich entsprechend in das eher negative Gesamtbild ein.
Das einzige Alien wiederum, sieht wegen übermäßigem CGI-Einsatz hingegen komplett misslungen und keinesfalls angsteinflößend aus. Eine furchtbare Designentscheidung und ebenfalls ein deutlicher Rückschritt gegenüber den beiden Vorgängern.
Zu allem Überfluss vermag auch die Geschichte mit ihrer totalen Ideenlosigkeit und den viel zu vorhersehbaren Alien-Angriffen nicht zu überzeugen. Wie unausgegoren die Handlung darüber hinaus ist, verdeutlicht das Beispiel mit der angedeuteten Liebesbeziehung zwischen Ripley und dem Gefängnisarzt, der einzig interessanten Figur unter den Insassen, die jedoch kurz darauf keine Rolle mehr spielt, weshalb die Liebelei vollkommen irrelevant ist und den Film kein Stück weiter bringt. Man merkt dem Film einfach zu oft an, dass während den Dreharbeiten noch am Drehbuch gearbeitet wurde.
Somit ist „Alien 3" selbst als eigenständiger Film kein Glanzlicht im Science-Fiction-Genre, viel mehr pures Mittelmaß und das ist insgesamt noch eine ziemlich gnädige Bewertung meinerseits. Aber als Nachfolger zweier solch glorreicher Vorgänger versagt er leider auf ganzer Linie. Damit ist er gleichzeitig der schwächste Teil dieser Reihe und generell Finchers misslungenster Film.
6 Minuten.
Innerhalb einer Serie mit 63 Folgen a 50 Minuten Laufzeit, eine äußerst geringe Zeitspanne. Eigentlich viel zu kurz, um gerade diese wenigen Minuten innerhalb der vielen Stunden an Material hervorzuheben. Doch in „Six Feet Under“ sind genau diese 6 besonderen Minuten die wundervollsten, emotionalsten, traurigsten und perfektesten Serienminuten, die wohl je über den Bildschirmen flimmerten. Denn sie zeigen den grandiosen Abschluss einer meisterhaften Serie, der man mit Worten eigentlich kaum gerecht werden kann. Trotzdem versuche ich mein Glück.
Ihr kennt das sicher selbst, je weiter eine geliebte Serie voranschreitet, desto mehr malt man sich aus, wie wohl das perfekte Ende aussehen könnte. Ich hatte zuvor lange überlegt, mir zahlreiche Szenarien ausgemalt, jedoch nie den Schluss gefunden, der mich vollends zufriedenstellte. Meine Angst, hier eine Enttäuschung zu erleben, war entsprechend groß. Aber was die Macher hier letztlich vollbracht haben übertraf dann jegliche Erwartungen und ist für mich unbestritten das beste Serienfinale aller Zeiten. Ich bekomme heute noch jedes Mal eine kleine Gänsehaut, wenn ich „Breath Me“ von Sia höre. Ich schwelge dann immer wieder in Erinnerungen und gehe diesen Schluss immer wieder im Gedanken durch. Jede einzelne Szene davon hat sich fest in mein Hirn gebrannt.
Was für eine enorme Bedeutung die Serie für mich zu jenem Zeitpunkt hatte, verdeutlicht wohl die Wirkung, die insbesondere diese 6 Minuten auf mich hatten. Denn nachdem allerlei Gefühle aufkochten und sich aus dem Innersten nach draußen wühlten, befand ich mich nur noch völlig in Tränen aufgelöst, kauernd im Bett, fertig mit der Welt. Mir wurde in diesem Augenblick bewusst, dass es vorbei ist. Endgültig.
Der lange und zwischenzeitliche auch beschwerliche Weg, den ich mit Familie Fisher gegangen bin, hat sein wohlverdientes Ende gefunden. Es ist unglaublich schwer sich von solch geliebten Charakteren zu verabschieden, die man inzwischen so stark ins Herz geschlossen hat. Die Fishers waren nämlich irgendwie fast sowas wie eine zweite Familie für mich. Eine Empfindung, die keine Serie zuvor und danach in mir auslöste.
Dabei war mein Start mit der Serie wirklich nicht ganz einfach. Denn diese Familie Fisher war höchst skurril, anfangs nur wenig greifbar, ja fast ein wenig unsympathisch. Zudem verlief die Serie in einigen Momenten recht zäh und ich kämpfte zugegebenermaßen sogar dagegen an, nicht vorzeitig abzubrechen. „Six Feet Under“ gehört für mich zu diesen Serien, die einen nicht sofort packen, sondern in die man sich erst reinarbeiten muss, um nach einiger Zeit zur wahren Klasse vorzustoßen und für seine Geduld belohnt zu werden.
Doch wie brillant die Serie wirklich war, wie viel sie mir wirklich bedeutet hat, wie sehr ich die Charaktere inzwischen tatsächlich mochte, wurde mir eigentlich erst endgültig innerhalb der letzten drei Folgen so richtig bewusst. Dann nämlich sind bei mir alle Dämme gebrochen und die Tränen flossen unentwegt. Ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass gerade ein von mir lieb gewonnener Charakter gestorben ist und dass die Serie bald ihr Ende findet.
Jeder einzelne Charakter war absolut einzigartig, war so unglaublich vielschichtig und großartig geschrieben. Jedes Mitglied der Familie Fisher gehört zu den komplexesten Serienfiguren, die in der Serienlandschaft zu finden sind. Auch Schauspielerisch boten alle Darsteller ganz großes Kino. Gerade Peter Krause und Michael C. Hall spielten sich hier regelmäßig in den Schauspielolymp. Gekrönt wurde das Gesamtbild durch die fantastische musikalische Untermalung der einzelnen Episoden, die nahezu immer ein Volltreffer war.
Inhaltlich widmete sich Schöpfer Alan Ball neben dem alles umfassenden Thema „Tod“, einer Vielzahl weiterer. Ob Existenzangst, Drogenmissbrauch, Familienzusammenhalt, Homosexualität, Depressionen, Hass, Liebe, Freundschaft, dem erforschen der eigenen Sexualität, Ausgrenzung, Bedauern, Adoption, Angst, Eifersucht, Untreue, Erniedrigung oder verdrängte Wünsche (diese Liste könnte man schier endlos weiterführen), „Six Feet Under“ greift ein gigantisches Spektrum unseres Lebens auf und zeigt darin die ganze Klaviatur der Gefühle. Einfach jeder Zuschauer kann sich hier ab einem bestimmten Punkt dort wiederfinden, sei es in der Thematik oder in den Charakteren.
Zudem liefert die Serie eindeutige Plädoyers für mehr Menschlichkeit, für Randgruppen jeder Art, für Träumen und Fühlen, für Leben und leben lassen. Mit sehr viel schwarzem Humor gelingt dabei ein beeindruckender Blick auf unser Tun und Irren in dieser Welt und auch darauf, wie unmittelbar und mitleidlos ein plötzlicher Tod immer ist.
All das eben beschriebene findet in eben jenen 6 Minuten seinen absoluten Höhepunkt. Ganz große Serie!
Deusfantasy und Mr_Phil begeben sich auf eine gefährliche Reise bei der Suche nach „Die verborgene Festung“.
#6 unserer persönlichen Kommentar-Reihe, bei der jeden Monat eine weitere Rezension von uns beiden folgt.
Schaut man sich mal die allgemeinen Meinungen zu „Die verborgene Festung" an, bekommt man oft zu hören, dass es sich hierbei eher um eines der schwächeren Werke von Akira Kurosawa handelt. Ich selber kann das noch kaum beurteilen, da ich in seiner Filmographie noch nicht sehr weit vorangeschritten bin. Doch sollte es sich hierbei tatsächlich um einen seiner schwächeren Filme handeln, kann dieser Mann sich verdammt glücklich schätzen. Denn „Die verborgene Festung" ist mitnichten ein schlechter Film, sondern ein durchaus gelungener Mix aus Road Movie und komischem Abenteuerfilm.
Die Handlung ist dabei im Grunde sehr einfach gestrickt. Die beiden sich ständig streitenden und dümmlichen Taugenichtse, Tahei und Matakishi, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, treffen per Zufall auf die junge Prinzessin Yuki und ihren Leibwächter Rokurota, einem ehemaligen General, mit denen sie fortan zusammen eine Ladung Gold durch das Feindesland zu schmuggeln versuchen und die Prinzessin wieder in ihre Herrschaftsposition zu setzen.
Tahei und Matakishi, deren Egoismus ihnen jeglichen Überblick über die Lage, in der sie sich befinden, verwehrt, denken dank ihrer Habgier ständig nur an ihren eigenen Vorteil. Mal sind sie dicke Freunde, mal gehen sie aufeinander los und streiten um das Gold. Aus solchen Situationen ergeben sich teilweise die komischen Momente des Films.
Rokurota wiederum ist das genaue Gegenstück zu den Beiden. Er fürchtet weder um sein Leben, noch zeigt er Angst. Er ist immer Herr der Lage und behält auch in kritischen Situationen einen kühlen Kopf. Seine Aufgabe ist klar – Die Prinzessin zu beschützen, notfalls sogar sein eigenes Leben für sie zu opfern.
Allerdings wird Rokurota vergleichsweise wenig Zeit eingeräumt, zu sehr liegt der Fokus auf den beiden eher uninteressanten Bauern, die mit ihrem slapstickhaft überzeichneten Humor irgendwann nervig wirken und die Handlung gar nicht voranbringen. Dadurch kann selbst die Präsenz von Toshiro Mifune, trotz eines zwischendurch wirklich fantastischen Speerkampfes, auch nicht die schleppende Dramaturgie, die sich innerhalb der stolzen Laufzeit von fast 140 Minuten bildet, ausgleichen. Kurosawa verliert zu oft den Fokus aufs Wesentliche, um über die volle Länge zu unterhalten. Entsprechend hätte eine Kürzung um mindestens 20 Minuten dem Film sichtbar gut getan.
Sehenswert ist sein Film trotzdem allemal, alleine schon, weil es etwaige Parallelen zu Star Wars zu entdecken gibt. Kurosawas Film diente George Lucas nämlich ziemlich offensichtlich als Inspirationsquelle. Seien es Tahei und Matakishi, die für R2-D2 und C-3PO Pate standen, oder dass eine Prinzessin auf einer gefährlichen Reise, begleitet von einem großen Krieger, vorkommt. Auch den berühmten „Wisch-Schnitt" gab es bereits bei Kurosawa zu sehen. Ob nun „Die verborgene Festung" oder „Star Wars“ gelungener ist, kann dabei jeder für sich selber entscheiden.
Der beste Film des Jahres!
Eine Kino-Revolution!
Jahrhundert-Kamera!
Die Rettung des deutschen Kinos!
Was wurde „Victoria“ im Vorfeld nicht alles mit Lobeshymnen überschüttet. Superlativ reihte sich an Superlativ, Lob an Lob, Höchstwertung an Höchstwertung. Doch diesen Vorschusslorbeeren wird der Film meines Erachtens nicht annähernd gerecht. Aber der Reihe nach.
Victoria wurde in einer einzigen, 140 Minuten langen Einstellung gedreht, und rauscht dabei unbeirrt durch ganz Berlin. Ob Clubs, Straßen, Wohnhäuser, Dächer, Tiefgaragen oder Hotels, die Kamera ist ständig dabei und hält ohne Pause drauf. Logistisch ist das völlig ohne jeden Zweifel eine absolute Meisterleistung, vor der ich mich wirklich tief verneige und der ich meinen aller größten Respekt zolle. Allerdings reicht eben die Machart alleine nicht aus, um mich zu beeindrucken. Denn abseits der Logistik ist der Film bis auf wenige Ausnahmen, wie etwa zu Beginn im Club, nicht sonderlich stark gefilmt. Die Bilder sind sehr häufig ziemlich verwackelt, hetzen nur den Protagonisten von einem Ort zum nächsten hinterher und sind bestenfalls durchschnitt. Von einer Jahrhundert-Kamera kann hier für mich über weite Teile des Films leider nicht die Rede sein.
Überzeugen muss allerdings auch der Inhalt, der idealerweise Hand in Hand mit der Machart geht. Insbesondere in den ersten 50 Minuten, bis zur allseits bekannten Klavierszene, geschieht das tatsächlich auch. Vier, wenn auch zutiefst unsympathische Jungs, mit typischer Berliner Schnauze und eine lebensfrohe, aufgeschlossene Frau streifen gemütlich durch die Nacht, reden, trinken, haben Spaß. Die meisten Dialoge im wunderbar gebrochenen „deutsch-englisch“ basieren lediglich auf einem 12-seitigen Skript und sind dabei frei improvisiert. Gerade durch diese radikale Spielfreiheit, die Regisseur Schipper seinen Figuren in der ersten Stunde gestattet, ist Victoria ein fantastischer Film, der einen unverfälschten, authentischen Blick auf das Berliner Nachtleben wirft und bis hierhin satt punktet. Wie gerne hätte ich darauffolgend einfach weiterhin einen Stadtrundgang durchs Nachtleben gesehen. Stattdessen unterzieht sich der Film ab der Tiefgarage lieber einem drastischen Genrewechsel und mutiert fortan plötzlich zu einem mittelmäßigen Heist-Thriller.
Ab dieser enorm peinlich inszenierten Szene nimmt Victoria dann auch leider einen klaren Wendepunkt zum Negativen hin. Die Story ist von nun an klischeehaft, berechenbar, stellenweise unlogisch und folgt einem zähen Spannungsbogen. Der Genrewechsel raubt jegliche Authentizität und das in einer simplen Geschichte die Hauptsächlich von gerade dieser lebt. Die Handlung wirkt zudem insgesamt eher wie eine Rechtfertigung für eine Plansequenz und nicht weil sie wirklich etwas zu erzählen hat. Von Berlin bekommt man ab diesem Zeitpunkt, abgesehen von der Sprache, auch nicht mehr viel mit, der Film hätte also auch ohne Weiteres in München, Köln oder Hamburg spielen können und ich hätte den Unterschied nicht gemerkt.
Ein weiteres großes Problem, das wohl eben der Logistik des One-Takes geschuldet ist, besteht darin, dass einige Szenen spürbar in die Länge gezogen wurden. Hier merkt man klar, dass die Menschen im Hintergrund sich gerade wieder positionieren mussten, damit es weiter gehen kann. Eine halbe Stunde weniger hätte dem Ganzen sichtlich gut getan, da der Film weniger anstrengend gewesen wäre, war aber aufgrund des Aufwands wahrscheinlich nur schwer realisierbar.
Mein größtes Problem hatte ich jedoch mit der blassen Hauptfigur selbst – Victoria.
Durch ihre mangelnde Charakterzeichnung und der dadurch fehlenden Motivation fehlte mir entsprechend die Erklärung ihres irrationalen Verhaltens. Mal ehrlich, da sind vier großspurige Typen die sich Blinker, Boxer, Sonne und Fuß nennen und irgendeinen blöden Scheiß quatschen. Alleine das sollte bereits ausreichen, um bei jeder Frau, die halbwegs bei Verstand ist und über einigermaßen Menschenkenntnis verfügt, die Alarmglocken schrillen zu lassen. Dass sie sich vor ihren Augen auch noch prügeln und versuchen, einen Wagen zu stehlen, macht die Jungs natürlich nur noch vertrauenswürdiger, akzeptiere ich mit ziemlich viel Wohlwollen aber immer noch. Nur allerspätestens nach der Tiefgarage macht sich Victoria völlig unglaubwürdig. Sie kennt diese Typen etwa eine Stunde, muss in zwei Stunden sogar wieder arbeiten, geht jedoch trotzdem mit denen mit. Ab diesem Punkt muss man ihr schlicht jeglichen Verstand absprechen, oder den Autoren die Fähigkeit, eine glaubwürdige Figur zu schreiben.
Dass Victoria zwischendrin mal vom Leid eines gescheiterten Musikstudiums berichtet, einsam ist oder ein Kompliment von Sonne wegen ihrer Klavierkünste erhält, genügt weder als Begründung zur Teilnahme an diesem gefährlichen Vorhaben, noch reicht es als Anhaltspunkt zu der sich bald anbahnenden „Liebe“. Zumal ihre vermeintliche Einsamkeit komplett weit hergeholt wirkt, da Victoria als ziemlich aufgeschlossener, lebensfroher Mensch präsentiert wird, der in einer so offenen Stadt wie Berlin wohl problemlos in der Lage sein sollte, innerhalb von drei Monaten irgendeinen Kontakt zu knüpfen. Zumal sie in einem Cafe und damit in einem Hotspot für Menschen arbeitet, von denen sie täglich einem Haufen begegnet. Da reicht auch das wirklich gute Schauspiel aller Darsteller nicht aus, um diese immensen Schwächen auszugleichen.
Trotz meinem eher negativ klingenden Beitrag ist „Victoria“ insgesamt dennoch ein sehenswerter Film, der mit seinem fantastischen Einsatz von Musik und gerade zu Beginn mit seiner Authentizität überzeugt, diese ab einem gewissen Zeitpunkt jedoch genau wie seine Glaubwürdigkeit verliert und ins mittelmäßige abdriftet. Die 140 Minuten Echtzeit sind nichtsdestotrotz ein besonderes Erlebnis, das man so nur selten geboten bekommt. Für ein Meisterwerk, die Rettung des deutschen Kinos oder gar für eine Kino-Revolution reicht ein 140-minütiger One-Take alleine allerdings nicht aus. Dazu braucht es dann doch mehr.
Würdet ihr euch einen Opa wünschen, der voller Vorurteile steckt, engstirnig und antisemitisch orientiert ist? Mit großer Sicherheit nicht.
Wohl eher einen, der euch auch mal herzlich knuddelt, euch etwas über das Leben lehrt, euch tolle Geschichten erzählt und immer für euch da ist, wenn ihr ihn mal braucht.
Doch was tun, wenn beides ein und derselbe Mann ist?
An dieser Stelle, würde die Entscheidung wohl schon deutlich kniffliger ausfallen. Doch für ein Kind in jungem Alter fiele die Wahl wahrscheinlich ohnehin nicht besonders schwer. Ich hätte trotz der negativen Eigenschaften viel dafür gegeben, so einen Opa zu haben, wie oben beschrieben, da ich selber kein besonders inniges Verhältnis zu meinen beiden Großvätern hatte. Der eine war bereits früh verstorben, der andere lebte im Ausland, weshalb ich ihn nur selten sehen konnte, bis er vor einigen Jahren ebenfalls verstarb.
Der kleine Claude hat mit Pepe mehr Glück. Dabei ist es nicht einmal sein echter Opa.
„Der alte Mann und das Kind“ spielt zu Zeiten des zweiten Weltkriegs in Frankreich, wo der 8-Jährige jüdische Claude zu seinem Schutz zu den Eltern einer katholischen Freundin aufs Land geschickt wird. Eben dort lernt es Pepe kennen. Zuvor wird er jedoch grob in einige wichtige Dinge des Katholizismus eingeweiht und darf seine Tarnung als Jude nicht preisgeben. Sehr brisant, wenn man die Ansichten von Pepe kennt. Doch obwohl das durchaus jede Menge Konfliktpotenzial bietet, hat der Film keine wirklich dramaturgischen Szenen. Er lebt viel eher einfach von dem Verhältnis zwischen Claude und Pepe, deren Umgang miteinander wirklich äußerst putzig mit anzusehen ist, bleibt dabei jedoch trotzdem zu keiner Sekunde langweilig.
Trotz seiner sicherlich stark zu hinterfragenden Ansichten, schafft es Michel Simon, diesen optisch etwas an Albert Einstein erinnernden alten Mann mit so viel Hingabe und Herz zu spielen, dass er stets liebenswürdig bleibt. Die allmählich immer inniger werdende Beziehung zweier komplett unterschiedlicher Menschen ist glaubhaft verkörpert und unglaublich liebevoll inszeniert. Es kristallisiert sich nach und nach immer mehr heraus, dass die beiden heimliche Seelenverwandte sind und sich in diesem Moment gegenseitig brauchten. Wer zudem ein besonderes Verhältnis zu seinen eigenen Großeltern hat oder hatte, durchlebt vielleicht sogar noch einmal den ein oder anderen magischen Moment seiner Kindheit.
Ein kluger und wunderbarer Film mit einem ebensolchen Ende, das in seiner schlichten Weisheit keiner moralischen Selbstbekräftigung bedarf.
Nicht erst seit „Gott des Gemetzels“ oder „Venus im Pelz“ ist bekannt, dass Roman Polanski es wie kaum ein anderer Regisseur versteht, ein ursprüngliches Theaterstück filmisch gekonnt auf die Leinwand zu transportieren und dabei mit geringsten Mitteln auf engstem Raum beinahe das Optimum herauszuholen. Bereits 1994 gelang ihm mit dem ebenfalls auf einem Theaterstück basierenden Film „Der Tod und das Mädchen“ ein meisterhaft inszeniertes, emotional packendes und vielschichtiges Psychodrama um Schuld und Sühne, Leid und Rache, was dank dem kammerspielartigen Szenario, der drei großartigen Darsteller und dem glänzenden Drehbuch samt starker Dialoge bis zum Ende hin fesselt.
Der Film zieht seine Grundspannung dabei gerade durch die Frage, ob der von Ben Kingsley großartig gespielte Dr. Miranda tatsächlich der Folterer und Vergewaltiger der durch die Militärjunta einstmals inhaftierten und dort gepeinigten Paulina ist. Die Beantwortung dieser Frage liefert ein bedrückendes Psychogramm zweier Personen, deren Rollen Polanski auf der Suche nach der Wahrheit tauschen lässt, wodurch die Grenzen zwischen Opfer und Täter verwischen. So schweben auch stets moralische Fragen im Raum, ob Rache am vermeintlichen Täter, trotz der selbst erlebten Gräueltaten, ein angebrachtes Mittel ist. Dadurch zwingt Polanski den Zuschauer sich umso mehr mit der Materie auseinanderzusetzen.
Stellvertretend dafür steht Gerardo Escobar, die dritte zentrale Figur des Films. Er repräsentiert als ahnungslos fungierende Person vor Ort sowas wie die Sicht des Zuschauers und wird zunehmend faszinierter Zeuge eines Schauprozesses, bei dem er nicht weiß, wem er Glauben schenken soll. Seiner psychisch angeschlagenen Frau Paulina, die anderen Personen gegenüber enorm misstrauisch geworden ist und lediglich anhand seiner Stimme von Mirandas Schuld überzeugt ist, eventuell also nur eine einfache Gelegenheit sucht, ihre Vergangenheit zu bewältigen. Oder der anfangs sympathische Dr. Miranda, der möglicherweise ein Alibi für die Zeit, in der seine Frau gefoltert wurde, vorweisen kann, und ständig seine Unschuld beteuert.
Polanski schafft es, nicht zuletzt auch aufgrund der unheilvollen, bedrückenden Atmosphäre, durchgängig eine große Spannung aufzubauen und den Zuschauer bis zum Ende hin stets im Unklaren über die Wahrheit zu lassen. Entsprechend war auch ich ständig hin und her gerissen.
Erst zum Ende hin baut sich der aufgestaute Druck in einem brillanten Finale ab. Gerade dieser finale Monolog und die darauf folgende Schlusseinstellung machen Polanskis Film erst so richtig faszinierend, weil es durchaus Spielraum für Interpretationen lässt.
Wenn man in einem Film bereits innerhalb der ersten 15 Minuten zahlreiche Tränen vergießen muss, komplett verzaubert von dem ist, was man da gerade gesehen hat und einem potenziellen Lieblingsfilm beiwohnt, dann ist die Enttäuschung nachher nur um so größer, wenn zwischen dem Start und den restlichen 81 Minuten ein so großes Leistungsgefälle besteht, wie es bei „Oben“ der Fall ist.
Die Eröffnungssequenz rund um Carl und seine Ehefrau, die in einer kurzen Montage ihr gemeinsames Leben zeigt, ist sehr ehrlich, sehr berührend, voller herzzerreißender Melancholie und verdeutlicht wortlos Carls spätere Motivation. Diese Sequenz spiegelt unsere Sehnsüchte wieder, jemanden zu finden, mit dem wir den Rest unseres Lebens teilen können, aber auch die vertanen Chancen, unseren Wünschen nachzugehen. Es ist meiner Ansicht nach jedenfalls das Beste, was Pixar je hervorgebracht hat, pures Filmgold, das sich als Kurzfilm volle 10 Punkte mit Sternchen und einem Herzen verdient hätte.
Doch leider ist „Oben“ kein Kurzfilm und endet eben nicht an dieser Stelle, sondern geht danach noch weiter und kann das anfängliche Niveau nicht annähernd halten. Einen solch großen Qualitätsabfall innerhalb eines Filmes, habe ich bislang nur selten erlebt. Zwar ist die Idee mit dem an Luftballons hängenden Haus und einen griesgrämigen Rentner als Hauptfigur zu wählen, der langsam sein Herz öffnet und sich in neue Abenteuer begibt, sehr kreativ, doch verliert sich besagte Kreativität im späteren Verlauf, wenn die Handlung mit lauter sprechenden Hunden und einem blassen Antagonisten zusehends verflacht. Hier richtet sich der Film zu eindeutig an das kindliche Publikum und lässt die Erwachsenen völlig außen vor. Das ist zwar alles noch solide Unterhaltung, aber eher belanglos und kein Vergleich zu Pixars anderen Werken, wo die Ausgewogenheit zwischen Jung und Alt erheblich besser gelungen ist.
Doch trotz etlicher Makel, ist „Oben“ dank dem großartigen Score, der tollen Animationen, der enthaltenen Botschaften und der überragenden ersten Viertelstunde immer noch ein äußerst sehenswerter Animationsfilm von Pixar, der für mich aber aufgrund der durchschnittlichen Restlaufzeit keinesfalls zu deren stärksten Filmen gehört.
Wenn ich mal Heißhunger auf ein wirklich schmackhaftes Animationsgericht bekomme, dann gehe ich sehr gerne vornehmlich ins PIXAR, dem 5 Sterne Restaurant unter den Animationsschmieden.
Leider kreiert PIXAR nur alle Zeit lang mal wieder ein neues Hauptgericht. Doch das Warten lohnt sich in den meisten Fällen, da es im Großen und Ganzen dort immer super lecker schmeckt, auch wenn die Qualität aufgrund von unterschiedlichen Köchen manchmal etwas schwankend ist. Dafür verlieren die alten Gerichte nichts von ihrer Qualität und schmecken immer wieder aufs Neue zeitlos gut.
Das bisher leckerste Erlebnis hatte ich 2007 unbestritten mit „Ratatouille“. Dieses äußerst liebevoll zubereitete Animationsgericht mundete mir vom ersten bis zum letzten Bissen und war selbst im Nachgang noch Stunden lang zu schmecken. Es war so unbeschreiblich köstlich, dass hier wahrlich keine Wünsche offen blieben und ich mein Herz daran verlor. Seither komme ich ohne eine regelmäßige Portion auch nicht mehr aus.
Sternekoch Brad Bird, der zur absoluten Haute Cuisine des Animationsfilms zählt, zauberte hier das wohl schmackhafteste, rundeste und reifste Animationsgericht auf die Leinwand, das je im Hause PIXAR zubereitet wurde.
Die Rezeptur war dabei denkbar einfach:
Man nehme einen Topf voll erstklassiger Animationen, würzt diese mit jeder Menge Charme, fügt einen Esslöffel Einfallsreichtum, einen Teelöffel liebenswürdiger Charaktere und eine Prise Detailverliebtheit hinzu. Alles mit sehr viel Liebe und Sorgfalt zusammengerührt, ergibt einen herzerwärmenden, wohldurchdachten und intelligenten Film für Jung und Alt.
Gerade in Anbetracht dessen, dass Ratten in Filmen üblicherweise oft als widerliche Wesen dargestellt und wahrgenommen werden, war es ein riskanter Zug von Pixar, ausgerechnet eine Ratte zur Hauptfigur eines ihrer Werke zu machen. Doch sollte sich diese Entscheidung als absoluter Glücksgriff erweisen. Denn der sympathische Hauptdarsteller Remy ist dabei mit der durchdachteste Charakter, den Pixar je erschaffen hat. Was er alleine durch seine subtile Mimik und seine dezenten Gesten ausdrückt, ist mehr als manche durch Worte zu vermitteln vermögen. Allerdings überzeugen hier auch die Nebenfiguren auf ganzer Linie.
Die Geschichte um die Ratte Remy, die das Essen liebt und Koch werden möchte, wird ohne Kitsch, dafür mit feinsinnigem und pointiertem Humor sehr einfühlsam erzählt. Der Film ist dabei unglaublich kreativ, fantasievoll, detailverliebt und wird überaus charmant präsentiert, lässt den nötigen Tiefgang jedoch nicht vermissen. Das Timing der humoristischen Einlagen ist ebenso famos wie die Animationen. Vom außergewöhnlich stimmungsvollen Paris, über das schmackhafte Essen, bis hin zu den sympathischen Figuren, wurde alles mit sehr viel Liebe zum Detail auf höchstem Niveau animiert. Der Film ist somit optisch wie erzählerisch ein wahrer Leckerbissen, der für den Zuschauer sehr bekömmlich im Abgang ist und ihn am Ende vollkommen gesättigt zurücklässt.
Ob wirklich jeder getreu dem Film kochen kann, weiß ich nicht. Aber zumindest weiß ich, dass jeder dieses großartige Werk mal genascht haben sollte. Denn „Ratatouille“ ist ein Plädoyer für den Genuss, für die Freundschaft, für Ehrlichkeit, gegen Vorurteile und für die Verwirklichung seiner Träume!
I Will Dance.
Lange war ein Zusatztitel nicht mehr so passend gewählt, wie im Falle von „Billy Elliot“. Denn es war genau die Lust zu tanzen, die ich am Ende des Films verspürte. Der unbedingte Wille seiner Leidenschaft nachzugehen, den Billy dabei an den Tag legt, ist unglaublich mitreißend. Ich war so berauscht von dem Glücksgefühl am Ende, so voller Tatendrang, dass ich mir am liebsten ein Tutu übergestreift und ein paar Pirouetten durch mein Zimmer gedreht hätte.
Dabei bin ich bekanntlich kein sonderlich großer Freund von Tanzfilmen, denn zu oft laufen sie nach demselben Schema ab. Doch „Billy Elliot“ ist so viel mehr als das. Hier wird nicht nur ein wenig das Tanzbein geschwungen, sondern eine tiefgründige Geschichte über die Selbstfindung eines 11-jährigen Jungen erzählt, der vor dem Hintergrund des britischen Bergarbeiterstreiks im Jahre 1984 seinem Herzen folgt und mit seiner Leidenschaft für das Tanzen in einem eigentlich hoffnungslosen Umfeld, die vorurteilsbehafteten familiären Ketten sprengt, um sich seinen Traum zu erfüllen.
Stephen Daldry verbindet dabei eine einfühlsam erzählte Coming of Age-Geschichte mit einer Sozialstudie der nordenglischen Kohlearbeiter, bei der er das englische Lebensgefühl der Unterschicht authentisch rüberbringt und größtenteils auf Pathos oder großen Kitsch verzichtet. Die tollen Darsteller, deren Charaktere gut gezeichnet sind und absolut authentisch wirken, sind alle absolut passend besetzt. Allen voran muss natürlich Jamie Bell erwähnt werden, der hier einfach nur der Wahnsinn ist und mit seiner Leidenschaft für das Tanzen ansteckend wirkt.
Stephen Daldry ist hier ein enorm menschlicher, witziger, gefühlvoller, glaubhafter und herzergreifender Film gelungen, das geradezu voller Inbrunst herausschreit – Lebe deinen Traum, du schaffst das schon!
1. Sie treffen eine fremde Person. Wer bietet wahrscheinlich eher das "Du" an?
--> Ich glaube, ich habe tatsächlich noch nie jemandem das Du angeboten. Ich warte da eher immer auf mein Gegenüber. In der Regel duze ich die Menschen, habe aber auch kein Problem damit sie zu siezen.
2. Sie dürfen eine Insel benennen. Würden Sie sie nach sich benennen oder nach etwas anderem?
--> Also auf keinen Fall nach mir. Ich meine, Janus Island klingt irgendwie scheiße ;D
Wie genau, darüber müsste ich allerdings zunächst nachdenken.
3. Sie eröffnen ein Restaurant mit Starkoch. Welche Art der Küche wird man vorfinden?
--> Mediterrane Küche, irgendwo schön am Strand.
4. Könnten Sie bei entsprechender Entlohnung für einen Tabakkonzern oder einen Waffenhersteller arbeiten oder hätten Sie moralische Bedenken?
--> Ich hätte damit überhaupt gar kein Problem. Schließlich bin ich nicht für das Unglück anderer Menschen verantwortlich, nur weil ich dort arbeite. Wie heißt es doch so schön: Nicht Waffen töten Menschen, sondern Menschen töten Menschen. Also alles easy.
5. Ein bekannter Schriftsteller schreibt unter Pseudonym und bietet ihnen als Nebenberuf an, sich in Interviews und Talkshows als dieses Pseudonym auszugeben. Nehmen Sie an?
--> Wenn die Bedingungen stimmen, also das Geld und eine Ausstiegsklausel vorhanden ist, dann durchaus, ja.
6. Sie bekommen das Angebot einen historischen Roman zu schreiben (gehen wir davon aus dass Sie das entsprechende Handwerk beherrschen), für welche Epoche entscheiden Sie sich?
--> Das 18. Jahrhundert.
7. Warum haben Sie ihr mp- Profilbild noch nie geändert bzw. warum haben Sie es schon einmal geändert bzw. warum ändern Sie es häufiger?
--> Ich habe es bisher exakt 1x geändert. Vor meinem gelben Alien hatte ich einen kleinen Kinderengel mit vielen brauntönen im Hintergrund. Gewechselt habe ich es, weil ich was auffälliges mit hohem Wiedererkennungswert haben wollte. Schätze, das ist mir gut gelungen ;)
8. Glauben Sie dass Menschen, die Belletristik lesen, klüger sind als solche die es nicht tun?
--> Da ich bis gerade eben ohne Google nicht einmal wusste, was Belletristik bedeutet, sind sie wahrscheinlich zumindest klüger als ich ;D
9. Würden Sie einen Trip ins All annehmen wenn Sie so eine Reise gewinnen würden (und nicht weiterverkaufen oder verschenken dürften)?
--> Früher ganz klar ja. Heutzutage ist mir das rein körperlich leider nicht mehr möglich.
10. Sie dürfen sich einen 100 € Gutschein aussuchen. Für welche Art von Geschäft entscheiden Sie sich?
--> Ein Elektronikladen. Kann immer wieder Nachschub in Sachen Videospiele gebrauchen.
11. Bei welcher Band würden Sie sofort einsteigen wenn diese an Ihrer Tür klingelt (und Sie das entsprechende musikalische Können mitbringen)?
--> Lifehouse <3
12. Ziehen Sie Ihre Dusche nach dem duschen ab oder lassen Sie es lufttrocknen?
--> Wenn ich nicht gerade faul bin, dann abziehen.
13. So gut wie jeder Mensch hat einen Spleen oder eine Macke. Welcher ist Ihrer?
--> Ich halte quasi immer etwas in meiner Hand, meistens einen Kugelschreiber. Das ist so, seit ich ein kleiner Bub bin. Dann habe ich noch einen ganz bescheuerten Tick. Es gibt diese Straßenkappen am Boden, manche eckig, andere oval oder rund. Ich bin seit ich ebenfalls ein kleiner Bub war, schon immer auf die runden draufgetreten, auf alle, die mir auf meinem Weg begegneten. Allen anderen bin ich aber stets ausgewichen. Fragt mich nicht wieso, es ist einfach so ;-D
14. Sie stürzen mit einer handvoll Leute auf eine einsame Insel ab und gründen ein autarkes Dorf. Welchen "Job" würden Sie dort am liebsten übernehmen?
--> Ich wäre wohl am ehesten als Koordinator zu gebrauchen, oder als Mann für die schweren Entscheidungen, da ich mich nicht vor solchen scheue.
15. Würden Sie Schimpansen- oder Gorillafleisch probieren oder sind Ihnen diese Tiere zu
menschenähnlich?
--> Natürlich. Tier ist Tier, ob Menschenähnlich oder nicht.
16. Durch eine zufällige Verkettung seltsamster Umstände werden Sie plötzlich King/ Queen von Groß Britannien. Welchen Namen verleihen Sie sich?
--> King Kong der Erste. Nein Scherz, was weiß ich. Finde die Frage auch irgendwie seltsam ;P
17. Die USA bietet bekanntlich (fast) jede Klimazone und Vegetation. Für welchen Staat oder Region würden Sie sich entscheiden wenn Sie in die USA auswandern müssten?
--> Florida. Ab nach Miami.
18. Betätigen Sie sich ehrenamtlich? Was tun Sie?
--> Nein. Obwohl ich zuletzt ein Praktikum in einem Jugendzentrum gemacht habe, vornehmlich für Flüchtlinge. Da es aber unbezahlt war, also irgendwie doch ;)
19. Sie gewinnen im Lotto. Glauben Sie Ihre Freunde würden sich Ihnen gegenüber verändern?
--> Solch ein Szenario, wäre hochinteressant. Gerade in einem solchen Fall trennt sich die Spreu vom Weizen. Da ich derzeit keine nennenswerten Freunde in meiner Nähe habe, erübrigt sich eine Antwort meinerseits aber.
20. Welches ist Ihre liebste Tiergeschichte, sofern Sie eine haben?
--> Selbsterlebte Tiergeschichten habe ich leider keine vorzuweisen. Zumindest keine interessanten.
21. Wo ist der am weitesten entfernte Punkt von Ihrem zu Hause aus gesehen, an dem Sie sich aufgehalten haben?
--> Sardinien.
Deusfantasy und Mr_Phil im Kampf für Gerechtigkeit und gegen Rassismus in „To Kill a Mockingbird“.
#5 unserer persönlichen Kommentar-Reihe, bei der jeden Monat eine weitere Rezension von uns beiden folgt.
„Ich werde dir jetzt einen schönen Trick sagen. Damit kommst du mit allen möglichen Leuten viel besser aus. Du verstehst einen Menschen erst richtig, wenn du die Dinge oder was es gerade ist, auch mal von seinem Standpunkt aus betrachtest… wenn du mal in seine Haut kriechst und darin herum spazierst.”
“Wer die Nachtigall stört” hat wirklich viele prägnante Szenen, die enormen Erinnerungswert besitzen. Allerdings ist bei mir nichts so sehr haften geblieben, wie dieses Zitat. Es ist irgendwo die zentrale Aussage dieses Films, denn tatsächlich betrachten wir viel zu selten die Dinge vom Standpunkt unseres Gegenübers aus, dabei könnte genau das so viele Konflikte lösen oder bereits im Vorfeld eindämmen. Auch bei mir hätte diese Sichtweise in der Vergangenheit durchaus einige Konflikte gelöst. Leider fehlte mir jemand, der mich solche Lebensweisheiten lehrte, als ich einst ein kleiner Bub war. Ganz anders als bei der kleinen Scout und deren Bruder Jem, aus deren Sicht die gesamte Geschichte des Films nämlich erzählt wird. Statt einer beschaulichen Kindheit voller Unschuld in einer idyllischen Kleinstadt, halten mit Rassenfeindlichkeit, Misstrauen und gesellschaftlicher Ausgrenzung die dunklen Seiten des Lebens Einzug in ihre Kindheit. Doch die beiden haben jemanden, der ihnen in diesen dunklen Zeiten zur Seite steht und als waschechtes Vorbild dient – Atticus Finch.
Dabei hätte auch ich in meinen jungen Jahren genau wie die beiden nichts sehnlicher gebraucht, als ein ebensolches Vorbild. Jemand, der mir aufzeigt, was richtig und was falsch ist und mir eine klare Richtung im Leben weist. Jemand, zu dem ich aufschauen und von dem ich sagen konnte, genauso will ich auch mal sein, wenn ich erwachsen bin. Im besten Fall übernehmen die eigenen Eltern diese Rolle, doch ein alkoholisierter Vater und eine damit überforderte Mutter haben für mich leider niemals dafür getaugt. Greifbare Alternativen waren ebenfalls nicht vorhanden, also wuchs ich ohne ein Vorbild auf. In der Rückschau wünschte ich nur, ich hätte bereits damals “Wer die Nachtigall stört” gesehen, denn dort hätte ich ein Vorbild gefunden, dem es sich nachzueifern wirklich gelohnt hätte.
Atticus Finch repräsentiert eine Idealvorstellung eines Vaters wie eines Mannes, der Gerechtigkeit und Verständnis für seine Mitmenschen zum primären Inhalt seines Lebens gemacht hat. Dies offenbart sich nicht nur im obigen Zitat, sondern auch gerade in seinem mehrminütigen Plädoyer vor Gericht, wo er mit aller Verzweiflung und Überzeugung gegen Ignoranz, Rassismus, Lüge und Verleumdung ankämpft.
Hinzu kommt eine tiefe Liebe zu seinen Kindern. Nie behandelt er sie von oben herab, sondern stets mit Respekt und Ehrlichkeit, ohne jedoch dabei zu vergessen ihnen einen moralischen Werterahmen zu vermitteln und Empathie für andere Menschen zu lehren.
Atticus Finch ist für mich dadurch fast sowas wie die Personifizierung eines Modernen Helden, der mit einem hohen Maß an Integrität, Courage und Rechtschaffenheit viele ehrenhafte Tugenden in sich vereint und der Mut im Angesicht des Feindes zeigt. Dank Gregory Peck wird seine Figur jedoch nicht etwa überzogen heroisch oder oberlehrerhaft dargestellt, viel mehr spielt er ihn eher zurückhaltend, ja beinahe schon minimalistisch und strahlt dabei eine Besonnenheit aus, die ihres gleichen sucht.
Schaut man sich die derzeitige Lage auf der Welt an, braucht es genau solche Menschen, die als ein Vorbild für uns alle taugen und sich mutig allen Widrigkeiten stellen. Auch wenn die Geschichte in den 1930er Jahren in den USA angesiedelt ist, wo Rassenhass an der Tagesordnung war, hat diese Thematik leider bis heute nichts von ihrer Brisanz und Aktualität verloren. Umso wichtiger ist es Zivilcourage zu zeigen und sich dem Kampf gegen rassistische Vorurteile zu stellen. Diese Botschaft vermittelt der Film sehr eindringlich.
“Wer die Nachtigall stört” wirkt an der ein oder anderen Stelle letztlich vielleicht nicht mehr so ganz tau frisch und hätte seine Botschaften durchaus auch ein wenig subtiler verpacken können. Doch nichtsdestotrotz ist es ein ungemein toller und wichtiger Film, der in seiner Ausdrucksstärke völlig zeitlos ist und die Kraft besitzt beim Zuschauer etwas Bleibendes zu hinterlassen. Bei mir hat er das!
Es ist schon ziemlich bedauerlich, wenn ein Film einen wirklich famosen Start hinlegt, damit die Hoffnung auf ein tolles Filmerlebnis schürt, der Rest des Films demgegenüber jedoch nicht mithalten kann und eine ungeheure Diskrepanz zum Anfang aufweist. Ein solcher Film ist "Ghost Ship", der zu Beginn ein wahrlich einschneidendes Erlebnis für den Zuschauer liefert, nur um dann den Rest der Laufzeit vollkommen blutleer und uninspiriert daher zu kommen. Dabei bietet der Film mit seinem dreckigen und verlassenen Schiff sogar ein gelungenes Setting, das optisch echt was her macht. Nur will darin einfach so gar keine richtige Atmosphäre aufkommen, genauso wenig wie echter Grusel. Stattdessen plätschert der Film nach seinem verheißungsvollen Beginn lange Zeit nur so vor sich hin - zwischendurch gibt es natürlich noch die obligatorischen Brüste zu sehen - bis dann endlich das große Sterben anfängt. Das geht allerdings ziemlich fix vonstatten und dann ist der Spuck auch schon vorbei.
Die Schauspieler bekommen dank des löchrigen Drehbuchs kaum etwas zu tun, bleiben daher blass und können damit auch nichts retten. Da hilft auch eine zwischenzeitig großartig inszenierte Zeitraffer-Sequenz nichts, die aufzeigt, dass durchaus etwas mehr drin gewesen wäre, als das schwache Gesamtergebnis. Das einzig gespenstische an diesem Film war letztlich nur die gähnende Langeweile.
Was Regisseur Rolf de Heer im Jahr 1993 mit seinem Film „Bad Boy Bubby“ geschaffen hat, ist eigentlich nur schwer in einem Wort zu beschreiben. Skurril, absurd, grotesk, bizarr, befremdlich, abstoßend, widerlich, schwarzhumorig oder gesellschaftskritisch sind alles durchaus treffende Ausdrücke, geben den Film aber trotzdem nicht vollkommen wieder.
Dieser Film ist eine groteske Mischung aus Coming-of-Age Story, Road Movie und Sozialdrama mit tragischem Einschlag, der durch die Skurrilität seiner Situationen oft für eine bitterböse, zynische humoristische Note sorgt.
Die erste halbe Stunde bietet dabei mit sozialer Verwahrlosung, psychischer Gewalt, dicken Titten, inzestuösem Sex, Morden, Tierkadavern, Gotteslästerei und krankem Wahnsinn ein riesiges Sammelsurium an Absurditäten, die im Kopf haften bleiben. Das sich gar nicht erst darum bemüht wird, mögliche Erklärungsversuche für diese Ausgangssituation zu finden, ist wahrscheinlich auch besser so.
Doch wer glaubt, dass es weniger skurril wird, sobald Bubby in Freiheit ist, der irrt. Denn erst dann beginnt die Odyssee eines 35-jährigen Mannes, der irgendwo eine Mischung aus Soziopath, Kaspar Hauser und Forrest Gump ist, so richtig. Bubby stolpert von nun an von einer abstrusen Begegnung zur nächsten und blickt dabei stets mit der Perspektive eines lernenden Kindes auf seine Umwelt. Denn abgeschottet von der Außenwelt, erhielt er keinerlei moralische oder mediale Erziehung, reflektiert seine Umwelt dadurch fast völlig unvorbelastet und interpretiert sie auf seine eigene schräge Weise. Das ist spannend zu beobachten und grandios von Hauptdarsteller Nicholas Hope verkörpert.
Leider ist der Film für mein Empfinden insgesamt aber doch zu abgedreht, was das Szenario in dieser Form auch vollkommen unglaubwürdig macht. Dadurch verloren gerade die sozialkritischen Töne bei mir ein wenig an Wirkung. Zudem war das kitschige Ende auch ein wenig zu dick aufgetragen. Etwas weniger wäre hier wohl mehr gewesen. Ansehen sollte man sich diesen Film aber dennoch unbedingt, denn sowas außergewöhnliches bekommt man sicher nicht alle Tage zu Gesicht. In diesem Sinne - Rock’n’Roll Bubby!
Wolfgang Petersen ist mit "Enemy Mine" eine echte Überraschung am Science-Fiction-Himmel gelungen, die sich positiv in diesem Genre von anderen Werken abhebt. Der Film besticht nämlich nicht durch billige Effekthascherei (die paar Effekte wirken ohnehin etwas altbacken, sind aber zu verkraften), sondern punktet vor allem mit seinem ungewöhnlichen Inhalt.
Die Geschichte um zwei verfeindete Rassen, die einen großen Krieg führen, entwickelt sich nicht wie in den ersten Minuten angenommen, zu einer reinen Weltraumschlacht, sondern viel mehr zu einem Drama über Freundschaft und Toleranz gegenüber fremden Kulturen. Dabei strandet je ein Mitglied beider Gattungen an einem verlassenen Planeten, woraufhin die beiden komplett verschiedenen Charaktere zusammenarbeiten müssen um zu überleben. Natürlich nähern sie sich hierbei einander immer mehr an und entwickeln im Laufe der Zeit eine enge Freundschaft. Sowohl Dennis Quaid als auch Louis Gossett Jr. spielen ihre Rollen dabei überaus überzeugend, womit die entstehende Freundschaft auch glaubhaft rüberkommt.
Interessant ist hierbei vor allem, wie die Rasse der Dracs dem Zuschauer näher gebracht wird. Weil Jerry kein Geschlecht hat, kann er sich glaubhaft vom anfangs finsteren Echsenkrieger zum humorvollen Buddy, spirituellen Lehrer, bis hin zum letztlich aufopferungsvollen Muttertier, entwickeln. Diese Entwicklungsschritte machen nicht nur die Dracs zu einer äußerst interessanten Rasse, sie machen den Handlungsverlauf dadurch auch nicht komplett vorhersehbar.
Leider muss sich der Film im letzten Viertel dann doch den genretypischen Gegebenheiten beugen und kommt nicht ohne unnötige Action aus. Die Weltraumsklavenhändler wirken dabei aber eher aufgesetzt und passen nicht so richtig zur eigentlichen Grundstimmung des Films. Das schmälert meinen sehr positiven Gesamteindruck zwar ein wenig, macht "Enemy Mine" aber nicht minder sehenswert.
01. Können Sie allein sein?
-> Ja, ich bin eigentlich immer allein, selbst dann, wenn ich mal unter Menschen bin. Ich gehöre irgendwie einfach nie dazu und bin seit ich denken kann ein Einzelgänger. Zum Glück komme ich damit ganz gut zurecht, da ich mich früh daran gewöhnt habe.
02. Was ist Ihr größter Erfolg?
-> Ist natürlich die Frage was man als Erfolg ansieht. Menschlich gesehen habe ich leider rein gar nix vorzuweisen.
03. Können Sie genießen?
-> Ja, das ist auch ganz wichtig, da mein Leben schon traurig genug ist. Sei es mal ein leckeres Essen, das ich nicht schnell runterschlinge oder einfach nur einen schönen Moment. Das macht das Leben doch erst lebenswert.
04. Stirbt jedes Lebewesen für sich allein?
-> Natürlich. Selbst wenn du von Dutzenden Menschen umgeben bist, beim Sterben ist jeder alleine.
05. Hatten Sie schon einmal den Zeitpunkt erreicht, an dem Ihnen die Welt zu eng wurde? Wenn ja, wieso empfanden Sie so?
-> Hier übernehme ich mal Jimmys Antwort: Die Welt kommt einem erst dann zu eng vor, wenn man nicht mehr gesund ist und nicht mehr all das machen kann, was man machen will.
06. Was sehen Sie in der Wildnis?
-> Freiheit.
07. Welcher ist der höchste Berg, den Sie je erklommen haben?
-> Weder Physikalisch noch Mental irgendeinen.
08. Wo zeigt Ihr innerer Kompass hin?
-> Wahrscheinlich nach unten, unter die Erde. Ansonsten schlägt der ständig aus und dreht sich unentwegt in alle Richtungen. Ich weiß wohl einfach nicht, wo ich hin soll.
09. Sind Sie oberflächlich oder zählen für Sie nur die inneren Werte?
-> Jeder Mensch ist ein wenig oberflächlich. Auch ich schließe mich davon nicht aus. Letztlich zählen die inneren Werte für mich jedoch deutlich mehr. Heute mehr denn je.
10. Das Leben ist eine endlose Party! Welche Musik spielt in Ihrem? Eine tragisch, traurige oder geht bei Ihnen richtig die Post ab?
-> Tragisch, traurige, melancholische Musik. Zwischendurch aber auch mal ein fröhlicher, schneller Song. Ist ja schließlich nicht nur non stop depri mein Leben ;)
11. Haben Sie negative oder positive Gedanken, wenn Sie morgens aufwachen?
-> Momentan, man hält es kaum für möglich, tatsächlich positive, weil ich derzeit wieder einen Sinn in meinem Leben habe. In den letzten Jahren bin ich allerdings immer mit einem sehr negativen Gefühl aufgewacht.
12. Was ist morgens Ihr erster Gedanke? Wenn dieser negativ ist, welchen positiven Gedanken könnten Sie stattdessen haben?
-> Erstmal wieder die Medikamente nehmen, nervig!
Positiver Gedanke: Ich bin geheilt, ich brauch keine Medikamente mehr, unfassbar!
13. Sind Sie im Einklang mit sich selbst?
-> Nicht wirklich. Ich glaube auch, dass ich das noch nie wirklich war.
14. Wählen Sie ein T-Shirt aus! Aber nur eines! Warum haben Sie gerade dieses genommen?
-> Love, weil ich mich sehr danach sehne.
15. Vollenden Sie den Satz: Träume sind ...
-> wichtig
16. Sie haben einen Wunsch frei, was wünschen Sie sich?
-> Das ich Kerngesund bin.
17. Wofür sind Sie dankbar?
-> Ganz ehrlich? Für gar nix.
18. Schließen Sie die Augen, nehmen Sie meine Hand und ... gehen Sie mit mir ins Ungewisse?
-> ... Natürlich :)
19. Was ist Ihr Leben wert?
-> Würde ich es an einem Geldbetrag bemessen, dann exakt so viel wie die Beerdigung kosten würde. Ansonsten erstaunlich wie oft ich heute gar nix schreibe.
20. Wer sind Sie?
-> Ich bin nicht der, der ich sein will und will nicht sein, wer ich bin.
Man kann Steven Spielbergs historischem Polit-Drama "Lincoln" auf den ersten Blick augenscheinlich nicht viel vorwerfen. Die Ausstattung, die Kostüme, Kulissen, dass Make-Up, wirklich alles wirkt detailgetreu und ist auf höchstem Niveau. Auf handwerklicher Ebene lässt sich Spielberg ohnehin kaum etwas ankreiden. Auch das Darsteller-Ensemble macht einen ausgezeichneten Job und ist bis in die letzte Rolle passend besetzt. Eine besondere Erwähnung verdient sich der herausragende Daniel Day-Lewis als Abraham Lincoln. Er hat sich so sehr in die Rolle vertieft, man könnte meinen, er sei wahrhaftig der 16. Präsident der USA gewesen. Dieser Mann ist ein Ausnahme-Charakterdarsteller und hat seinen Oscar dafür redlich verdient.
Inhaltlich fokussiert sich der Film auf eine kleine Zeitebene rund um den 13. Verfassungszusatz, den Lincoln mit allen (un)erlaubten Mittel durchboxen will. Und genau hier kommt mein kritischer Einwurf. Denn der Film konzentriert sich leider nur nebensächlich für Lincoln als Privatperson, stattdessen glorifiziert er ihn zu einem fast gottgleichen Wesen, das bei nahezu allen Leuten absolute Hochachtung genoss.
Eine kritische Auseinandersetzung mit Lincoln findet kaum statt. Zudem sind echte Emotionen im Film beinahe Mangelware, was an Spielbergs Inszenierung liegt. So fühlt sich "Lincoln" mehr wie eine Geschichtsstunde im Schulunterricht an, anstatt wie ein Unterhaltungsfilm. Thematisch ist das Gezeigte zwar höchst Interessant - Es hilft durchaus, bereits Vorkenntnisse über diese komplexe Thematik zu besitzen - wird aber so dermaßen staubtrocken präsentiert, dass es extrem ermüdend und zäh ist bis zum Ende durchzuhalten. Die Laufzeit von satten 150 Minuten kann dabei für manch einen sogar durchaus zu einem echten Hindernis werden. Nichtsdestotrotz ein empfehlenswerter Film, bei dem vornehmlich Rhetoriker ganz sicher ihren Spaß haben werden, den galanten Reden und tollen Dialogen zu folgen.
Du schreibst einfach so herrlich lebhaft, Christina, da fühlte es sich beinahe so an, als sei ich selber bei diesem Konzert mit dabei gewesen. Zumindest bekam ich eine annähernde Vorstellung davon, wie es gewesen sein könnte. Ohne Zweifel für mich einer der tollsten Kommentare, die ich bislang in diesem Jahr lesen durfte. Dafür danke ich wiederum dir :-)
Die ersten beiden Austin Powers-Teile waren durchaus sehr sehenswerte Agenten-Parodien, auch wenn der zweite Teil bereits sehr schamlos daher kam und mit viel Fäkalhumor um sich schmiss, was dem Erfolg jedoch keinen Abbruch tat. Kein Wunder also, dass sich der dritte Teil "Austin Powers in Goldständer" dem Prinzip Malen nach Zahlen verschrieben hat und das Erfolgsrezept der beiden Vorgänger mehr oder weniger einfach nur kopiert. Entsprechend werden die meisten Gags lediglich recycelt und sind dem Zuschauer bereits bekannt. Das wäre jedoch nur halb so schlimm, wenn die Figuren wenigstens mit Herz bei der Sache wären. Sind sie allerdings nicht. Stattdessen werden die Jokes völlig routiniert, größtenteils sogar lustlos von den Darstellern präsentiert. Immerhin erwies es sich als ein guter Kniff, "Mini-Me" ein wenig mehr Leinwandzeit zu geben. Dieser hat nämlich sichtlich Spaß bei der Arbeit und sorgt für die einzig nennenswerten Lacher. Die anderen Nebenfiguren bleiben hingegen komplett blass.
Insgesamt fehlte einfach spürbar der Charme, den beide Vorgänger noch aufwiesen. Genauso wie Einfallsreichtum und Kreativität. Dabei fing der Film mit seiner genialen Anfangssequenz wirklich famos an. Tom Cruise als Austin Powers und Kevin Spacey als Dr. Evil sind nicht nur zum brüllen komisch, sondern auch eine geniale Idee. Es ist das absolute Glanzstück des Films und ich hätte so viel lieber eine Fortführung mit den beiden Darstellern in den Hauptrollen gesehen, als den darauffolgenden schwachen Rest. Der ist nämlich auch schon wieder vergessen.
Wenn versucht wird, eine solch widerwärtige Schandtat zu verfilmen, wie sie 1965 in Illinois an Sylvia Marie Likens verübt wurde, kann es ganz leicht passieren, sich in der detaillierten Darstellung dieser Tat und somit in purem Voyeurismus zu verlieren. Genau diesen Weg wählte 2007 "Jack Ketchum's Evil", welcher den Fokus eher auf die Misshandlungen legte. Doch glücklicherweise hält sich "An American Crime", der im selben Jahr erschien und sich mit dem gleichen Verbrechen beschäftigt, diesbezüglich angenehm zurück und geht stattdessen fast schon behutsam mit der Thematik um. Regisseur Tommy O’Haver konzentriert sich nämlich eher auf die Gerichtsverhandlung und zeigt auch wie die Ereignisse ihren Anfang nahmen. Bei den Misshandlungen deutet er zumeist nur an und schwenkt im entscheidenden Augenblick weg. Das hat den Vorteil, dass so viel Spielraum für die Fantasie des Zuschauers bleibt. Das entstehende Kopfkino wird durch den Fakt, dass das Ganze so ähnlich tatsächlich einmal in der Realität passiert ist, noch intensiviert. Andererseits wäre ein kurzer Einblick in Sylvias Psyche durchaus wünschenswert gewesen, um den Schrecken der Ereignisse noch mehr zu verdeutlichen. Trotzdem liefert Ellen Page auch so eine grandiose Vorstellung eines körperlich zutiefst gepeinigten jungen Mädchens ab und hat jegliches Mitgefühl stets auf ihrer Seite. Wohingegen Catherine Keener, die als Psychopathin wirklich erschreckend überzeugend spielt, durch und durch hassenswert ist.
Erklärungsversuche für so eine unmenschliche Tat zu finden, die einigermaßen nachvollziehbar klingen, sind sicher die schwerste Aufgabe. Denn damals quälte nicht nur Gertrude Baniszewski Sylvia, sondern es beteiligten sich auch Gertrudes Kinder sowie die Nachbarskinder an diesem Martyrium. Und genau hier hat der Film seine größten Probleme. Während Tommy O’Haver vor allem Getrude am meisten beleuchtet, gerät dafür insbesondere der Abschnitt mit den anderen Jugendlichen viel zu kurz. Deren Motive werden gar nicht beleuchtet und lediglich mit einem bloßen "Weiß ich nicht" erklärt, weshalb es letzten Endes dem Film nicht gelingt, das Handeln der Personen plausibel zu machen.
Dafür beeindruckt das Illinois der 1960er Jahre, welches durch die detailverliebten Settings und das vermittelte Lebensgefühl dieser Zeit, sehr authentisch rüber kommt und als großer Pluspunkt zu werten ist.
Tommy O’Haver gelang mit „An American Crime“ letztlich aufgrund seiner Thematik ein alles andere als angenehm zu schauendes, aber dennoch packendes und sehenswertes Drama, das mit seiner umsichtigen Inszenierung eine Menge Taktgefühl beweist.
Ein deutscher Gangsterfilm? Das kann doch eigentlich nur in die Hose gehen. Diese Ansicht mag womöglich ein Vorurteil meinerseits sein, doch leider konnte mich auch Özgür Yildirim im Fall von „Chiko“ nicht eines Besseren belehren. Wobei, wenn ich so nach rechts zu den Wertungen meiner Freunde oder auf den Gesamtdurchschnitt blicke, vertrete ich diese Meinung eher ziemlich exklusiv. Habe ich nun einen anderen Film gesehen, leide ich vielleicht unter Geschmacksverkalkung oder woher stammt diese Diskrepanz? Meine Probleme mit diesem Film sind jedenfalls mannigfaltig.
Schon während „Chiko“ so über den Monitor flimmerte, spürte ich den amerikanischen Gangsterfilm stets im Hintergrund, denn die Ähnlichkeiten sind unverkennbar, vor allem mit Blick auf De Palmas „Scarface“. Nur ist Chiko soweit von der Qualität eines Scarface entfernt, wie Uwe Boll davon ein guter Regisseur zu sein. Okay, das war zugegebenermaßen jetzt etwas hart, denn ganz so beschissen ist der Film dann auch nicht. Trotzdem erzählt Özgür Yildirim nicht mehr als die bekannte Rise and Fall Geschichte zum x-ten Mal und liefert dabei weder irgendetwas Neues oder Eigenständiges, noch schafft er es aus den bekannten Versatzstücken des Genres ein vernünftiges Filmerlebnis zu schaffen.
Das Hauptproblem liegt für mich in erster Linie in seiner Hauptfigur begründet. Denn welcher Motivation Chiko eigentlich folgt, warum er aufsteigen und so viel Geld verdienen will, das bleibt offen. Bis auf die Tatsache, dass er scheinbar mit seiner Familie zerstritten ist, wird kaum Hintergrundwissen über ihn geliefert. Was erschwerend hinzu kommt ist, dass Chiko eine durch und durch unsympathische Filmfigur ist. Er interessiert sich kaum für seine Tochter, hat nur sich selbst im Blickpunkt. Es gibt kaum einen Grund seinem Weg zu folgen und mit ihm zu sympathisieren. Natürlich sind alle Gangster keine wirklichen Sympathieträger, doch während andere Schauspieler solche Missstände noch mit ihrem Charisma und ihrer Ausstrahlung kompensieren können, und den Zuschauer dadurch mitreißen und auf ihre Seite ziehen – Beispiele gibt es hierfür zu Hauf - hat Denis Moschitto so viel Charisma wie eine Schlaftablette und bleibt insgesamt ziemlich blass. Auch die anderen Charaktere sind eher uninteressant gestaltet und kaum ausgearbeitet. Darüber hinaus wirkte die Sprache der Figuren auf mich manchmal etwas gezwungen, deren Gangster Verhalten oftmals auch aufgesetzt. Ich habe es ihnen schlichtweg nicht abgekauft ein Gangster zu sein.
Ein weiterer großer Schwachpunkt des Films ist sein Drehbuch. Es sammeln sich beispielsweise zahlreiche Leute mit schweren Verletzungen im Krankenhaus, doch niemand hat es für nötig befunden, die Polizei einzuschalten. Die fehlt im Film nämlich gänzlich und hätte dem Ganzen nochmal mehr Dramatik verliehen. Aber scheiß auf die Polizei, die stört doch nur bei der Gewaltausübung. Gewalt gibt es nämlich reichlich, scheinbar um die inhaltlichen Schwächen zu übertünchen. Klappt nur leider nicht. Dummerweise taugt „Chiko“ nicht einmal als Milieu-Studie etwas. Denn seine Lebensumstände und die Gegend in der er lebt, werden so gut wie nicht thematisiert. Viel von Hamburg bekommt man hier also auch nicht mit.
Letzten Endes ist „Chiko“ für mich deshalb nur ein Scarface-light, das seine Daseinsberechtigung wohl einzig und allein dem Umstand verdankt, dass es in Deutschland nicht viele solcher Filme gibt. Wenn man sich dieses Ergebnis so ansieht, wird auch verständlich warum.
Es lebe der Animationsfilm - carpenoctem410 und Deusfantasy auf den Spuren fremder Welten, erschaffen von Stiften, Computern und Knetfiguren.
Teil 2: „Ghost in the Shell“
Das Animes nicht immer nur Kinderkramm sind, sondern auch Erwachsene Themen auf eine Erwachsene Art und Weise behandeln können, bewies 1988 „Akira“ und machte damit Animes im Westen erst richtig populär. Der neben „Akira“ wohl einflussreichste Anime ist der auf dem Manga von Masamune Shirow basierende „Ghost in the Shell“, der der zunehmenden Popularität in westlichen Ländern einen weiteren bedeutenden Schub verpasste und dabei sogar großen Einfluss in der Film- und Musikwelt hatte. So fand „Ghost in the Shell“ nicht nur Verwendung im Musikclip zu „King Of My Castle“ von Wamdue Project, sondern diente später auch den Wachowski-Geschwistern als offensichtliche Inspirationsquelle für ihre weltberühmte Matrix-Trilogie.
Doch was macht eigentlich den Reiz dieses Stoffs aus, dass alle Welt sich von ihm inspirieren lässt?
Vordergründig scheint es das beklemmende, düstere Zukunftsszenario mit Blade Runner-Ästhetik zu sein, in dem sich Regisseur Mamoru Oshii fundamentalen philosophischen Fragen rund um das Thema der Verschmelzung von Mensch und Maschine sowie der Furcht vor dem Verlust der eigenen Identität widmet.
Was macht einen Menschen eigentlich aus?
Wie lassen sich Wirklichkeit und Illusion unterscheiden?
Was macht unsere Persönlichkeit in ihrem innersten Wesen aus?
Ist es das Gehirn allein, was alle Wesenszüge, den nicht fassbaren Begriff der Seele ausmacht?
Ist die menschliche DNA vergleichbar mit einer Programmiersprache?
Könnte die organische Evolution gar durch eine elektronische Evolution ersetzt werden?
Diese und zahlreiche weiterer Fragen werden hier aufgeworfen, bleiben aber letztlich unbeantwortet im Raum stehen. Oshii vermeidet es nämlich Antworten auf diese Fragen zu liefern. Vielmehr sollen sie den Zuschauer dazu animieren, sich seine eigenen Gedanken zu machen und über diese unglaublich spannende Thematik zu schwadronieren.
Es ist jedoch noch viel mehr als nur die aufgeworfenen Fragen, das diesen Film so überaus faszinierend gestaltet. Denn darüber hinaus kreierte Oshii mit Megacity, der Metropole in der die Handlung spielt, eine nachhaltig bemerkenswerte Welt. Wenn zwischendurch nur Bilder der futuristischen Metropole gezeigt werden und dabei die sakral anmutende Musik in den Vordergrund tritt, entfaltet sich eine dermaßen dichte Atmosphäre, dass man regelrecht in sie eintauchen kann.
Doch hier setzt auch mein einziger Kritikpunkt an. Dieser Film gehört mit seinen 80 Minuten Laufzeit zu den wenigen Filmen, die mir tatsächlich zu kurz waren. Insgesamt erfährt man dadurch zu wenig über die Welt, die eine zwischen Korruption und Übertechnisierung zerrissene Gesellschaft verdeckt. Ich hätte wahrscheinlich noch stundenlang in dieses Universum abtauchen können, um deren Hintergründe zu erforschen.
Aber auch mit diesen 80 Minuten erschuf Mamoru Oshii mit seinen herausragenden Animationen, den dosierten Actioneinlagen, die er mit äußerst brutaler Gewalt verbindet, insgesamt einen herausragenden Animationsfilm. Im Zusammenspiel mit seinem philosophischen Kontext wird daraus letztlich sogar ein anspruchsvoll verschachteltes Science-Fiction-Werk, das Fans beider Genres unbedingt gesehen haben sollten.
Mogli is back – Und Disney hat bei der Rückkehr auf die große Leinwand keine Kosten und Mühen gescheut, um seinem Zeichentrick-Klassiker von 1967 ein zeitgemäßes Gewand zu verpassen. Technisch schöpft man dabei aus dem Vollen, ob CGI- Dschungel, CGI Wasser oder CGI-Tiere, bis auf den kleinen Mogli, wurde einfach alles in diesem Film Computeranimiert. Im Klartext heißt das, hier wird die volle Bandbreite der heutigen technischen Möglichkeiten vorgeführt. Und die sind in der Tat sehr beeindruckend. Der Dschungel sieht famos aus, man käme beim Schauen niemals auf die Idee, dass hier gar nicht in einem echten Dschungel gedreht wurde. Auch die Tiere sehen größtenteils ziemlich realistisch aus, gerade ihre Bewegungsabläufe wirken sehr geschmeidig. Allerdings überzeugen auch nicht alle Animationen restlos, da es bei einigen Tieren unabhängig der Sprache schlicht unverkennbar ist, dass sie aus einem Computer stammen. Zudem bleibt immer wieder eine gewisse CGI-Attitüde bestehen. So gut das alles auch aussehen mag, man ist sich immer dessen Bewusst, dass hier nichts echt ist.
Inhaltlich bewegt sich „The Jungle Book“ bis auf wenige, aber durchaus entscheidende Änderungen auf denselben Faden, wie die fröhlich-sympathische Zeichentrick-Variante von 1967. Und wie schon damals, gibt es auch hier keine wirkliche Handlung, sondern Mogli stolpert viel mehr von einem Ort zum anderen und trifft immer wieder auf neue Figuren. Anders hingegen ist jedoch die tonale Ausrichtung, denn die ist deutlich düsterer und ernster ausgefallen. Der Film ist sogar durchweg so unheimlich, dass er meiner Ansicht nach überhaupt nicht für jüngere Kinder geeignet und eine Einstufung ab 6 Jahren somit als höchst zweifelhaft anzusehen ist. Wer also auf harmlos-gutmütiges Familienkino mit seinen Kindern aus ist, dem wird hier gelinde gesagt vor den Kopf gestoßen.
Allerdings gelingt es Disney auch nicht, den Film konsequent auf ein Erwachsenes Publikum auszurichten. Denn dafür verfällt „The Jungle Book“ viel zu häufig in alte Tugenden und vermischt seinen düsteren Grundton mit alter Fröhlichkeit. Wenn fröhliche Songs von eigentlich bedrohlichen Tieren in einer bedrohlichen Situation geträllert werden, wirkt das nicht nur unglaublich befremdlich, es fühlt sich auch wie ein totaler Fremdkörper an. Exemplarisch hierzu sei der gesamte Part um King Louie erwähnt, der nebenbei bemerkt meines Erachtens visuell völlig missgestaltet wurde, wo man regelrecht mit dem Holzhammer auf die Nostalgie-Glocke haut. Diese Stimmungswechsel geschehen mehrfach und auch sehr abrupt, wirken dabei aber immer komplett deplatziert.
Solche Inkonsequenz macht sich jedoch auch noch beim Sprachgebrauch der Tiere bemerkbar. Es mutet hier schon ziemlich seltsam an, wenn ein Tier das Wort „Propaganda“ und dessen Bedeutung beherrscht, dann aber nicht weiß, wie die richtige Bezeichnung für Feuer lautet. Stattdessen wird es hier „rote Blume“ genannt. Blöd nur, wenn im selben Satz auch der Begriff Feuerschein fällt und ich dann mit reichlich Fragezeichen vor dem Kopf dasitze. Möglicherweise liegen diese Ungereimtheiten an der deutschen Übersetzung, den O-Ton kenne ich leider nicht. Sollte das allerdings auch dort der Fall sein, bleibt es ein klarer Negativpunkt, da auch hier eine klare Ausrichtung fehlt.
Das Mogli wiederum zahlreiche Handwerkliche Tricks beherrscht, die er eigentlich niemals kennen dürfte, da niemand sie im beigebracht haben kann, verbuche ich mal unter „aufgefallen, aber nicht schwerwiegend“.
Ein kurzes Wort noch zum Mogli-Darsteller. Optisch wurde er wunderbar getroffen, charakterlich gab es ohnehin keine Vorgabe, da der Zeichentrick-Mogli nicht mehr als ein Touristenführer ohne jegliche Eigenschaften war. Dementsprechend reißt er schauspielerisch sicher keine Bäume aus, ist nach dem Film auch schon wieder schnell vergessen, liefert in Anbetracht der Tatsache, dass er es die ganze Zeit nur mit fiktiven Figuren zu tun hatte, aber eine passable Leistung ab.
Was bleibt, ist ein technisch beeindruckendes Werk, das aber eigentlich gar nicht so beeindruckend ist, weil ein echter Dschungel und echte Tiere eben immer noch besser aussehen, als aus dem Computer stammende Gegenentwürfe. Immerhin ist das Tempo durchgängig hoch und die Action toll inszeniert, womit man trotzdem noch einen passablen Kinobesuch verbringen kann.
Ob es letztlich also tatsächlich nötig war, eine Realverfilmung dieses Stoffs zu realisieren, sei mal dahingestellt.
Es sei mir am Ende aber durchaus die Frage gestattet, wen Disney mit dieser Variante nun eigentlich genau ansprechen wollte? Für Kinder definitiv zu düster, für Erwachsene nicht konsequent genug, für Nostalgiker zu wenig Nostalgie. Disney wollte sehr wahrscheinlich schlicht alle Gruppen mit ins Boot holen, schaffte es dabei jedoch nicht die richtige Balance zu finden. Vielleicht ja im bereits angekündigten zweiten Teil.