Drehmumdiebolzen - Kommentare

Alle Kommentare von Drehmumdiebolzen

  • 4 .5

    Leider sehr oft eher "Extremely Annoying and Incredibly Far Far Away": Wenn in wenigen stillen, kraftvollen Momenten tatsächlich etwas unmittelbar, wahrhaftig greifbar erscheint, wird es jäh von Stephen Daldrys Manipulationskonzert auf der Tränendrüsen-Klaviatur Alexandre Desplats übertönt, wobei "Klein-Oskarchen" Thomas Horn es auch so ganz ohne Blechtrommel an den Haustüren und Nerven ahnungsloser New Yorker (und Zuschauer) ordentlich scheppern, klingeln, schellen lassen kann.

    9
    • 8

      Wenn Hitch die Wahlwiederholungstaste drückt

      Nach dem kongenial verflochtenen "Rope" sowie der hundsgemeinen, unverhofften Begegnung mit einem gewissen "Fremden im Zug" kombiniert der "Master of Suspense" hier die auffälligsten Charakteristika beider Werke. Heraus kommt "Bei Anruf: Mord".
      Ungemein redselig, aber nie ausschweifend geschwätzig wie im schwächeren "Falle Paradins", buchstabiert der Großmeister einmal mehr sein Lieblingsthema aus, zerlegt die Theorie detailversessen in kleinste Fragmente, um sie dann in Summe aller Teile zum scheinbar perfekten Verbrechen zu bündeln und anschließend einem reellen Praxistest zu unterziehen.
      Absolute Perfektion wie diese aber scheint gerade gegen Routine, (schlechte) Angewohnheiten, geringfügigste Nachlässigkeiten aus dem Alltag nicht allzu gefeit. Mit gewohnt voyeuristischem Objektiv fokussiert, entleert sich der zunächst Banalität verheißende Inhalt der (Mantel-)taschen: Kleingeld, Briefe, Banknoten, Scheren, Strümpfe. Rein auf den Effekt hin konzipiert, funktioniert Hitchcocks dezentes Dahintapsen in dreidimensionalen Kinderschuhen auch ohne rot-blau getünchte Anaglyphen-Nasenfahrräder oder optische Ermüdungserscheinungen heute immer noch prächtig. Obgleich weniger perfide konstruiert als die unglückseelige Dinnerparty (Cocktail für eine Leiche) und rein durch die Bühnen-Herkunft (Dramaturg Frederick Knott adaptierte selbst seinen Broadway-Erfolg) reduziert, wenn auch konventionell aufgezogen, besticht dieser Klassiker neben wirksam eingesetzter Musik (Dimitri Tiomkin, "Ist das Leben nicht schön?") nicht zuletzt durch den hier mit berechnender, eiskalter Präzision aufspielenden Ray Milland, der blitzschnell zu allem (anpassungs-)fähig agiert, sowie John Williams als gewitztem Schnüffler. Wohingegen Grace Kelly als neuestes Modell der Kollektion "Hitchcock Blondes" spürbar abfällt (direkt darauf drehte sie mit Hitch "Das Fenster zum Hof"), wenn selbst Robert Cummings' unbeholfener Trivialkrimi-Autor fähiger scheint, des Rätsels Schlüssel mir nichts dir nichts aus der Tasche zu ziehen.

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      • 7

        "Sam Wilson: Hey, Cap, how do we know the good guys from the bad guys?

        Steve Rogers: If they're shooting at you, they're bad."

        Ende vergangenen Jahres fuhren die Marvel Studios, oder vielmehr Produzent Kevin Feige als Hüter der Schlüssel des sogenannten „Marvel Cinematic Universe“, viel Lob ein, dass sie nicht nur das Wagnis eingegangen waren, mit den „Guardians of the Galaxy“ vornehmlich eher den hartgesotteneren Geeks bekannte Comichelden auf die große Leinwand zu bringen, sondern dieses Unterfangen obendrein noch dem ebenfalls bevorzugt abseits der Mainstream-Pfade agierenden James Gunn, der sich beispielsweise mit „Super – Shut up, Crime“, einer Parodie auf eben jenes Genre einen Namen machte, anzuvertrauen.
        Doch das Risiko, hier einen gar nicht mal so unwahrscheinlichen Flop zu landen, sollte sich mehr als auszahlen. Gunns „Guardians“ avancierten nicht nur im Handumdrehen zum erfolgreichsten Film des Jahres nach Michael Bays Effektorgie „Transfomers 4“, sondern eroberten darüber hinaus auch mit ihrem schrägen Charme als waschechte Anti-Helden im Sturm die Herzen der Zuschauer.

        Anders verhielt es sich da noch 2011. Um die Bühne für das ultimative Superhelden-G7 Gipfeltreffen in „Marvels The Avengers“ Stück für Stück (oder besser noch Film für Film) vorzubereiten, wurde es am Ende von „Phase 1“, wie Marvel den präzise ausgearbeiteten Schlachtplan nannte, schließlich notwendig, dass mit „Captain America“ das Urgestein der Comic-Welt seinen eigenen Film bekommen musste. Ein mitunter genauso heikles Unterfangen, galt der ursprünglich im Zuge von US-Propaganda während des Zweiten Weltkriegs entstandene Supersoldat selbst in Heimatgefilden als nicht unumstritten, geschweige denn in Europa, wo der Film in russischen Kinos prompt in „The First Avenger“ umgetauft werden musste, um überhaupt eine Chance an den Kinokassen zu haben.
        Auch wenn sich das stattliche Budget von 140 Millionen US-Dollar durchaus mit immerhin 176 Millionen Einspiel in den USA (weltweit gerade einmal 368 Mio.) einigermaßen rentierte, so war eigentliche Ergebnis gelinde gesagt doch eher ernüchternd. Routinier Joe Johnston inszenierte trotz einiger beachtlicher Schauwerte, welche das etwas andere Setting der 40er Jahre aber auch zwangsläufig mit sich brachte, die Entstehungsgeschichte des allerersten Avengers als überraschungsarmen Blockbuster von der Stange mit überdrehtem Edeltrashtouch, der mit seiner altbackenen Story kaum jemanden hinterm Ofen hervorgelockt haben dürfte und zudem neben einer völlig unterforderten Starriege Hauptdarsteller Chris Evans sowohl vor als auch nach seiner Verwandlung durchweg blass bleiben blieb.

        Keine allzu guten Voraussetzungen also für ein, nach den Vorstellungen von Marvel sogar mit gleich mindestens mehreren Nachfolgern gewürdigtes Sequel, auch wenn sich Evans im ersten Superhelden-Clash unter Joss Whedons Fuchtel in seiner Rolle deutlich wohler gefühlt und langsam in seine Rolle reingewachsen schien.
        Den zuvor überwiegend im TV- /Kömodienbereich (Ich, du und der Andere) aktiven Brüdern Joe und Anthony Russo fiel nun also die gegenüber dem mauen Vorgänger noch undankbarere Aufgabe zu, den antiquierten „Captain“ glaubhaft in unserer modernen Welt zu etablieren, dabei die losen Enden des ersten Teils sowie der ersten „Avengers“ Offensive aufzunehmen, ihm handlungstechnisch kaum eine Verschnaufpause bis zum nächsten großen Clash in „Avengers: Age of Ultron“ zu lassen und darüber hinaus dem Charakter, der bislang kaum mehr als eine wandelnde US-Flagge darstellte, deutlich mehr Profil zu verleihen.

        An dieser Stelle kann nun aber endlich einmal Entwarnung gegeben werden, denn den Big-Budget Neulingen gelingt mit „Captain America: The Winter Soldier“ (hierzulande nach russischem Vorbild schlicht „The Return of the First Avenger“ genannt) eine Fortsetzung, die den ersten Reinfall (beinahe) vergessen macht und liefern locker aus dem Handgelenk mal so eben den besten Beitrag zum MCU seit Jon Favereaus einst so leichtfüßig daherkommenden „Iron Man“.

        Mühelos schließt der Film an die Ereignisse nach dem "Supergau" in New York an. Steve Rogers hadert nach wie vor mit seiner Existenz in der Moderne, was zu Beginn schon mit einem Augenzwinkern honoriert wird, wenn Chris Evans beim Joggen am Washingtoner Lincoln Memorial bei einem heißen Musiktipp prompt den Notizblock zückt, auf dem er sich bereits bedeutende historische Ereignisse wie den Bau und Fall der Berliner Mauer, aber auch popkulturelle wie Star Wars/Trek“, oder den amerikanischen TV-Klassiker „I love Lucy“vermerkt hat.
        Die Russos befreien somit ihren Helden geschickt vom merkwürdig gestelzten Humor des Vorgängers, sowie der bleiernen Schwere des Weltkriegsszenarios und setzen dafür ihr Augenmerk auf eine völlig andere Art von Schauplatz.
        Wenn mit einem Mal die bereits in „Avengers“ immer unseriöser erscheinende Geheimorganisation S.H.I.E.L.D. in den Fokus rückt, wagen die Russos und ihre Drehbuchautoren Christopher Marcus und Stephen McFeely (bei denen man kaum glauben mag, dass sie ebenfalls schon das hauchdünne Skript für den Erstling lieferten) tatsächlich einmal etwas Anderes. Sie inszenieren, offensichtlich am Polit-Spannungskino der 70er Jahre inspiriert, eine weitreichende Verschwörung in den Reihen jener Agency, die sich just gegen Rogers und Mitstreiterin Black Widow richtet und fortan Jagd auf beide macht. Damit nicht genug: Gleichzeitig taucht ein mysteriöser Attentäter auf, der nur als der „Winter Soldier“ bekannt ist und dem Captain ebenfalls ans Leder will.

        Abseits solcher Elemente, denen dann doch deutlich die Herkunft aus den Marvel-Heften anzumerken ist, könnte „The Return of the First Avenger“ in vielen Momenten beinahe als Spionagethriller der alten Schule durchgehen, was mit der Besetzung von Altstar Robert Redford in einer zentralen Schlüsselrolle umso stimmiger erscheint. Auch wenn es sich selbstverständlich immer noch um leicht konsumierbares Mainstream-Kino handelt, gönnt man den Figuren immer wieder mal kleinere Auszeiten, von denen sie sichtlich profitieren. Scarlett Johansson, die sich zum mittlerweile dritten Mal in das hautenge sexy Outfit zwängt, kann ihrer Black Widow endlich einmal ein wenig Tragweite geben, wodurch sie hier als mehr als nahezu gleichwertige Partnerin denn bloßes Eye-Candy überzeugen kann.
        Vor allem aber ist es Chris Evans, der mittlerweile in seinem schicken, modernisierten Aufzug nicht bloß physisch, sondern auch darstellerisch mehr Eindruck als bisher machen kann. Sein Steve Rogers scheint sich nach und nach mit den Gegebenheiten unserer Gegenwart anzufreunden und hat mit einigen netten Onelinern sogar manchmal die Lacher auf seiner Seite, wenn sie ihm einmal nicht von Sam Wilson (Anthony Mackie) der als „Falcon“ seinen Einstand für kommende Filme gibt, vorweggenommen werden.

        Trotz der ungewöhnlich quanti-wie qualitativen Dialoglastigkeit lassen es die zwei Brüder, wenn es dann mal kracht, auch richtig krachen. Dabei wirken die relativ am Anfang veranstaltete Autoverfolgungsjagd mit Samuel L. Jackson alias Nick Fury oder auch die Aufeinandertreffen mit dem geheimnisvollen „Winter Soldier“ direkt wie aus dem modernen Actionkosmos der „Bourne Trilogie“ (Captain America agiert sogar überwiegend in sehr ähnlicher Montur) oder dem „James Bond Reboot“ importiert. Wenn sie dafür auch fürs sichere „Tensionbuilding“ zur Handkamera inklusive dem berüchtigten Verwackel-Look und erhöhter Cut-Frequenz greifen, verlieren die teils famos choreographierten Kämpfe nichts von ihrer wohltuenden, rauen Dynamik, nie wird es unübersichtlich wie beispielweise beim nahezu Übelkeit erregenden Schnittmassaker in Marc Forsters „Ein Quantum Trost“.

        Bei allem Lob zu den regelmäßigen Ausflügen in fast genrefremde Gefilde, die hier so kühn unternommen werden, fällt der Film aber auch immer wieder auf seine Sequel-Füße, denen die Ereignisse aus dem Vorgänger wie ein widerwillig mitgeschleifter Klotz am Bein hängen. Wenn dann plötzlich die tot geglaubte, dubiose Nazi-Unterabteilung „Hydra“ wieder spruchreif wird, scheint sich der Film nur ungern im Marvel-Universum angesiedelt wiederzufinden. Aber auch wenn versucht wird, selbst diese eher weit hergeholten Begebenheiten mit ein paar Seitenhieben aufs derzeitige Weltgeschehen, wie etwa auf die Risiken totaler globaler Vernetzung oder die jüngsten NSA-Skandale zu würzen, wirkt das weniger glücklich durchdacht oder subtil. Auch weiß man mit dem namensgebenden „Winter Soldier“ nicht wirklich viel außerhalb der Action anzufangen, was allerdings mehr aufs Konto der durchweg schwachen Charakterzeichnung des ersten Teils geht.

        Am Ende müssen sich aber auch frische Freigeister wie die Gebrüder Russo dem Konventions-Diktat eines großen Blockbusters geschlagen geben, wobei sie zwar durchaus aus dem Vollen ihrer Möglichkeiten schöpfen, letztlich aber nur recht vorhersehbares Spektakel abliefern können, dem auch die vorher so vorzüglich durchgehaltene Spannungskurve zusehends abhanden kommt.

        Fazit: „Internet, so helpful“, freut sich Steve Rogers alias „Captain America“ noch zu Beginn, während er sich bereits wenig später über die eindeutigen Schattenseiten im Klaren wird.
        Genau umgekehrt verhält es sich mit seinen zwei Leinwandausflügen. Wo der erste „Captain America“ noch einer absoluten Enttäuschung gleichkam, kann der Ur-Avenger sich nun neben den „Stars and Stripes“ auch einen 51. Fleißstern anpinnen, denn „The Return of the First Avenger“ erweist sich wider Erwarten unter der Regie von zwei vielversprechenden Newcomern als durchweg solide Fortsetzung, die zusätzlich auch ihre Daseinsberechtigung mit ein paar einschneidenden Ereignissen in Hinblick auf den anstehenden „Age of Ultron“ sowie den Stand-Alone Nachfolger "Civil War", welcher dann direkt in den großen Avengers-Zweiteiler "Infinity War" überleiten wird (in beiden Fällen wurden die Russos bereits ebenfalls unter Vertrag genommen) hat.

        „It looks like you're giving the orders now, Captain.“

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        • "If I lift it, will I get to rule Asgard? I will be fair, but firmly cruel."
          Schöne Würdigung, Sascha ;)

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          • Schöner Artikel, Dude! Bei "Spider-Man 2" teilen wir wohl eine gemeinsame Schwäche, find' den immer wieder super. Eigentlich ein rundum gelungener Mainstream-Cocktail, den Raimi da zusammengemixt hat. Klar ab und an recht kitschig, aber mit Herz und Seele.

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            • 3 .5

              Hail Hype!

              Einen gewissen Reiz hat es ja durchaus, wenn sich Joe Johnston für seinen Abspann der reichhaltigen US-Propaganda aus den frühen Vierziger Jahren bedient, deren seinerzeit gut geölter Propagandamaschinerie der mit öminösen "Göttersteroiden" aufgepumpte Colonel "Stars and Stripes" schließlich doch einst entsprungen ist, und dabei dem ausgestreckten, ermahnenden Fingerzeig "Uncle Sams" obendrein durch das schwindelerregende 3D-Gewand ein zeitgemäßeres Update verpassen möchte.
              Doch so sehr sich Johnston, seines Zeichens einst preisgekröntes Visual Art Directing Genie in den Diensten George Lucas' und Steven Spielbergs, darum bemüht, auf dass man sich in dieser, entgegen anderen Comicverfilmungen, erfrischend anderen Welt mit ihrer aufwendigen Ausstattung und den durchweg beeindruckenden Dekors (besonders denkwürdig: der Besuch der „Stark-Expo“ im New Yorker Stadtteil Queens) verlieren könnte, so sehr kann er im Gegenzug damit nicht auf Dauer die gähnende Leere, die sich hier zu gerne Handlung nennt, kaschieren, welche sich hinter der schicken Verpackung aus dem Nostalgic Art Katalog auftut.

              Beinahe als zäh wie Leder, nicht hart, dafür kalt wie Kruppstahl, lässt sich diese pflichtschuldige Auftragsarbeit bezeichnen (im Übrigen die Letzte von Marvel für Paramount nach dem Lizenz-Hausverkauf an Disney). Obgleich hochkarätig besetzt in den limitierten Nebenrollen, etwa mit Stanley Tucci (sträflich verheizt), Tommy Lee Jones (lovely grumpy as always) Toby Jones, „Pillars of the Earth“ Newcomerin Hayley Atwell, sowie den zu der Zeit noch unbekannteren, zukünftigen Stars Richard Armitage (Hobbit Trilogie) und Natalie Dormer (Game of Thrones), kommt keiner aus diesem Schauspieler-Ensemble gegen die durchweg einfältige Charakterzeichnung oder das generelle Desinteresse des Drehbuchs/ Regisseurs an den Figuren an. Als Zuschauer ist man da schnell geneigt, es ihnen gleichzutun.

              Es gibt zwar eine Handvoll netter Referenzen an die anderen Filme im Kanon, so z.B. der Auftritt eines jungen Howard Stark (Dominic Cooper) oder aber den Tesserakt, die wahlweise auf die vergangenen Teile, in erster Linie aber auf den Superhelden-Clash „Avengers“ hindeuten sollen, auf den schließlich in alles in Marvels Phase 1 hinauslaufen soll.
              Abseits dieser „Avengers“ Appetizer hat der Film hingegen nichts wirklich Berauschendes zu bieten. Die erstaunlicherweise eher recht rar gesäten Actionszenen werden zu kreativlos, zu routiniert runtergespult und sind teils so schnell wieder vorbei, dass kaum etwas länger als zehn Minuten im Gedächtnis haften bleibt. Johnston müht sich vergeblich mit wohl als zynisch angedachten, satirischen Spitzen zur damaligen Kriegspropaganda, die jedoch überwiegend zahnlos im Sande verlaufen, die für so einen Mainstream-Blockbuster ja unbedingt notwendige Liason mit Peggy Carter köchelt vornehmlich auf kleiner Flamme und ist nichts weiter als eine fadenscheinig abgehakte, überflüssige, an den Rand gedrängte Plot-Konvention.

              Am schlimmsten aber ist die quälend langweilige, eintönige Story, die selbst den Marvel-Fans an für sich kaum mehr als ein müdes Lächeln entlocken kann. Neben allerhand obligatorischem Dreschen von Patriotsparolen und -phrasen, wird hier die Geschichte des wohl Durchschnittlichsten aller Durchschnittssuperhelden erzählt, während man angestaubte Feindbilder, buchstäblich "demaskiert dämonisch", in krampfiger B-Movie-Optik und mit dem nötigen Schuss einfallsreich hahnebüchender Historie auferstehen, ihr zweifelhaftes Comeback feiern lässt.

              In der Zukunft gäbe es keine Flaggen, sagt Oberst Teufel Johann Schmidt alias „Red Skull“ (Hugo Weaving überzeugt nach "V for Vendetta" erneut trotz Hemmschwellen-Maskerade) in einer Szene, worauf Kapitän Breitschild schlicht entgegnet: "Not in my future."
              Dabei bleibt er ganz der stolze, der aufopferungsvolle Amerikaner, der ewig widerspenstig nur seinen Brüdern beim Ruf zu den Waffen folgen wollte, als zu (CGI-)hühnerbrüstig, zu schwach ausgemustert, disqualifiziert wurde und sich nun als der mustergültig beispielhaft den "American Way of Life" mit beiden Beinen beschreitende, aufgerüstete Supersoldat beweisen muss. Chris Evans bleibt dabei in dem albernen Pathos-Strampler erschreckend blass, konturlos, lediglich das wehende Banner, allerhöchstens die Galionsfigur am Bug des sich aufbäumenden Propaganda-Flaggschiffs des US-Militärs, mit dem man dem Volk in diesen schweren Zeiten Mut zusprechen will.

              Durch Bösewicht "Red Skull" hingegen wird das eh schon allzu leichte, bequeme Feindbild der Nazis, das sich auch außerhalb der USA mit Freuden verachten lässt, comichaft entstellt. Dem stolzgeschwellten Patriot steht hier lediglich nur noch eine wahnhafte, diabolische Fratze gegenüber, umringt von einer Schar gesichtsloser "Gasmakenwesen", die sich selbst als Unterorganisation "Hydra" und darüber definiert, dass, sollte einer von ihnen fallen, genau zweimal so viele Vergeltung üben würden. Tatsächlich scheinen sie sich in einer Massenszene, während der die Kamera über die zum Appell angetretenen Streitkräfte fährt, schier unendlich aus dem Raum heraus selbst zu vervielfältigen, ein Gasmaskenkopf nach dem anderen sprießt aus dem Dunkel auf der Leinwand hervor und reckt lächerlich plakativ gleich beide Arme zum Hitler-Gruß-Double Feature. Doppelt hält eben besser, und diese faschistischen HB-Männchen sind deshalb nochmal gleich zwei Nummern böser; sektenartig verehren sie ihren Totenkopf von Größenwahn-Götzen mit "Verschwindibus-Knarre" , erinnern nur noch in ihrer vagen SS-Symbolik an die wahren Teufel in der fernen Heimat, von denen sich Johann Schmidt in einem der wenigen Momente, wo diese (merkwürdigerweise ohne Hakenkreuz) in Erscheinung treten, klar und deutlich "distanziert".

              Wenn Captain America und Red Skull aber nun beide von einer Zukunft sprechen, in der es keinerlei Erkennungsbanner mehr gibt, dann kann dies natürlich zum Einen bedeuten, dass sich das stärkere Individuum durchgesetzt und das Volk unter seiner Herrschaft gleichgeschaltet hat. Zum Anderen aber auch, dass beide im Grunde genommen völlig ahnungslos sind, was ihnen diese Zukunft genau bringen wird. Denn wenn der Krieg von einer der beiden Seiten gewonnen würde, wären sie, diese pöbelmotivierenden Volksmaskottchen, schlichtweg überflüssig. Ohne den Krieg würde aus dem blank polierten Strahlestern Captain America wieder der (noch farblosere) Steve Rogers, der mit seinem Leben nun auch kaum mehr etwas anzufangen wüsste.
              Aus der Schreckensgestalt Red Skull müsste zwar nicht zwangsläufig wieder Johann Schmidt werden, denn wie ließe sich schon besser mit Angst und Schrecken ein Regiment führen als mit blurotem Satansschädel. Nur müsste er sich abseits seiner getreuen Bestie „Hydra“ irgendwann dazu gezwungen sehen, sich betont „volksnah“ zu geben. Und da sich jemand in seiner Position das alleinige Recht zu herrschen vorbehält, wäre ein Vasall, der die Massen an seiner Statt instrumentalisieren und möglicherweise früher oder später gegen seinen Meister aufbegehren könnte, wohl auch keine Langzeit-Alternative.
              Schlussendlich kann man sagen, dass diese Zukunft, die beide vor sich zu haben glauben, nicht nur unbestimmt, sondern schlichtweg eine bleiche Leerstelle, nicht unter keinem Banner, sondern unter weißem Adler auf weißem Grund begründet ist.

              Eben genau so verhält es sich auch mit Joe Johnstons Film, der bereits jetzt, neben all den übrigen Vertretern im "Marvel Cinematic Universe“, allenfalls als eine die „Avengers“ vorbereitende, der Vollständigkeit halber in Kauf zu nehmende Randnotiz angesehen wird.
              Wenn die derzeitige Flut an immer neuen Comicverfilmungen und der Hype eines Tages zum Erliegen kommt, wird ein Film wie „Captain America“ noch vor der Ebbe schon forgespült und vergessen sein.
              Vielleicht ist es da sogar nur folgerichtig und durchaus erfreulich, dass man sich am Ende mit der/den Fortsetzung/en aus dem mit altbackenen Pathos beladenen Zweite-Weltkkriegs-Szenario verabschiedet hat, denn nur so kann ein Propaganda-Fossil wie der Captain, wenn überhaupt, überleben. Indem er auf das heutige Amerika trifft, das sich, derselben Devise folgend, hier nach wie vor als in einem kulturellen Schockzustand gefrorene Nation outet.
              Immerhin dürfte sich dort, selbst für Steve Rogers nach seinem 70 Jahre andauernden Dornröschen-Schlaf, kaum allzu viel verändert haben.

              Hype Prevails.

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              • Hoppla! Dann hab' ich dich marveltechnisch wohl doch nicht soo toll eingeschätzt, was? :D

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                • Schön, wenn die Wahl zur KdW-Königin die hochgeschätzte Autorin doch mal wieder auf die Seite locken kann ;)
                  Glückwunsch!

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                  • 6

                    Als Gregory Pecks Anwalt ins Schlafzimmer seiner mysteriösen Mandantin tritt, welche seine Gefühlswelt schon zuvor längst für sich vereinnahmt hat, scheint er mit einem Mal selbst hier, auf dem Cumber(batch?)land-Landsitz, fernab der mahnenden Blicke Madame Justitias, nicht mehr länger sicher vor (un-)freundlichen Augen.
                    Mit dem gleichen, kleinlaut distanzierten Ausdruck wie zuvor beim Klienten-Besuch, prangt ihr abweisendes Ebenbild, über allen Tatsachen thronend, ewig wachsam auf dem kunstvollen Bettrahmen, verfolgt den seelig Unglückseeligen von nun an unablässig auf Schritt und Tritt.

                    So in etwa muss es Alfred Hitchcock, eingepfercht zwischen stetig anschlagendem Budget-Barometer und tickendem Zeitplan, unter der strengen Produzenten-Ägide des nach "Vom Winde verweht" scheinbar noch weiter abgehobenen David O. Selznick vorgekommen sein.
                    Mit zurechtgestutzter Maßstabs-Besetzung wird hier zunächst einigermaßen zäh ein Kriminalfall aufgerollt, der dort seinen Anfang nimmt, wo andere längst aufhören, um dann völlig Hitchcock-untypisch dialoggeschwätzig ein Plädoyer mit allerlei juristischem Hickhack durchzuexerzieren, ohne dabei je inszenatorisch über den altehrwürdigen (und penibel detailgetreu nachkonstruierten) Old Bailey hinauszugehen. Ab und an zwar süffisant aufgelockert durch den nach "Zeugin der Anklage" zum Vorsitz beförderten Charles Laughton, der es aber wie die Zuschauer irgendwann leid ist, Pecks überheblichem Advokaten (was hat Laurence Olivier zu der Zeit stattdessen eigentlich so getrieben?) noch länger zuzuhören. Doch auf der Anklagebank kristallisiert sich zusehends der harte, glattgeschliffene Rohdiamant dieses ansonsten leider eher blassen Hitchcock-Juwels heraus: Alida Valli ist mit ihrem durchdringenden, kalten, die letzten Antworten auf die wenig bohrenden Fragen zurückhaltenden Silberblick mitunter mattes Gold wert.

                    Wahre Genies sollte man niemals drängen. Was einem im "Falle Paradins" umso schmerzlicher bewusst wird.

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                    • Schöner Artikel, auch wenn wohl bewusst ihre darstellerischen Totalausfälle etwas zu kurz kommen...^^
                      Sie ist ja durchaus 'ne Hübsche, aber auch so ein...Fels...in der Brandung natürlich ;)

                      Werde mir aber wohl mal die Filme ihrer anscheinend durchaus hochgeschätzten Indie-Karriere ansehen, zu deren Ursprung sich nach dem Dahinsiechen im Schauspiel-Zwielicht hoffentlich wieder zurückkehren kann.

                      Alles Gute, mach was draus!

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                      • 5

                        "Safety never takes a holiday."

                        Wie bei Kevin James selbst als auch seinem Pakete ausliefernden Serien Alter Ego gilt für dessen Security-Reinkarnation"Paul Blart: Mall Cop": "What you see is what you get".

                        Ein netter, tollpatschiger Korpulenz-Kumpel, mit dem man zwar jetzt nicht unbedingt ein Bierchen nach Ladenschluss kippen, aber durchaus mal ein paar freundliche Worte auf dem Parkplatz wechseln kann, wenn der Parkkartenautomat den Geist aufgegeben hat, rettet in weichgespülter "Die Hard" Manier die Galeria Kaufhof, statt an Heiligabend nur schon am "Black Friday", natürlich mit deutlich weniger massiven Kollateralschäden und abgefucktem "Ho-Ho-Ho".
                        Für Fans des kultigen Ex-King of Comedy-Quotes gibt es hier trotz mangels zickiger Ehefrau und dem alles andere als "stillen" Schwiegervater zudem immer wieder kleine Schmankerl wie z.B. Real-Ehefrau Steffiana de la Cruz (das Märchen von den die dicksten Kartoffeln erntenden Bauern ist wohl doch keins) oder den Kurzauftritt von James' Halbbruder Gary Valentine aka "Danny Heffernan" obendrauf.

                        Nette, lauwarme Harmlos-Unterhaltung nach maßgerechtem Family-Entertainment-Rezept, die vollgepackt mit den üblichen "Witzen von Dicken über Dicke für mitunter auch leicht zur Rundlichkeit neigende Amis" und Klischees aus dem, Achtung Kaufhauskatalog beladen ungelenk mit dem Segway statt dem guten alten olivgrünen IPS-Truck um die Ecke auf der Shoppingmeile daher gerollt kommt und nichts weiter als ein spaßiger Zeitvertreib für einen regnerischen Sonntagnachmittag sein will.
                        Fortsetzung folgt...? Leider ja.

                        Safety never takes a holiday, but also greed.
                        Happy News, indeed.

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                        • 6 .5

                          Der weise gewählte Originaltitel umschreibt es eigentlich am besten, denn zum Einen präsentiert sich "Brave" für Pixar-Verhältnisse erstaunlich "braveless" und mutlos, zum anderen ist auch im Deutschen die erst doch so eigenwillige Merida trotz der zerzausten, feuerroten Rebellenmähne und mal wieder unvermeidbarer, unpassender PR-Gag-Synchro (Keinohrbetthäschen Nora Tschirner) eher eine ganz "Brave".

                          Die Story, bei welcher Regisseurin Brenda Chapman offensichtlich die Beziehung zu ihrer dem zarten Kindesalter entwachsenden Tochter aufarbeitet, gestaltet sich in Anlehnung an geläufige Legenden und Sagen ausgesprochen, ja fast schon wieder zu klassisch. Vieles wirkt sehr schablonenhaft und oft eher so, als hätte man viel Zeit mit dem Inspizieren des Storyboard-Papierkorbs der Macher von "Frozen" und "Tangled", statt im heimeligen Writer's Room in Emeryville verbracht.
                          Auch macht sich durchaus bemerkbar, dass Chapman, die mit "Der Prinz von Ägypten" immerhin den wohl aufwendigsten Trickfilm überhaupt vorweisen kann, nicht besonders angetan gewesen sein muss, als man ihr mitten in der Produktionsphase die Erfüllungsgehilfen Mark Andrews und Steve Purcell vor die Nase setzte, womit "kreative Differenzen" praktisch vorprogrammiert waren, die sich schließlich nie gut auf das Endprodukt auswirken.

                          Obwohl man bei den schicken Trailern klugerweise kaum etwas von der eigentlichen Handlung offenbart hat, kann einen der fertige Film nie so wirklich überraschen.
                          Dafür können einen zwar teils die durchaus charmanten und einmal mehr mit fantastischer Mimik ausgestatteten Charaktere wie Meridas Vater Fergus (der allerdings vom Design verdächtig an Hicks' Wikingerpapa aus "How to Train your Dragon" erinnert) entschädigen, die für ausreichend Kurzweil sorgen, aber auch nie wirklich den allzu überschaubaren Plot interessanter gestalten können.

                          Besonders schade ist das im Fall der verschiedenen Lords, die nach einer kleinen, aber feinen Drehbuch-Modifikation (God blesses America) jetzt nicht mehr selbst über die so gerade eben eventuell geschlechtsreife Merida herfallen, sondern ihren depperten Nachwuchs zum grobschlächtigen Bräutigamsschaulaufen antreten lassen. So müssen sich hier u.a. Billy Connolly, Kevin McKidd oder auch Robbie Coltrane mit Sprecheinlagen zufrieden geben, die zwar (im Original) mit ihrem prächtigen Schottisch ein kleines Fest für die Ohren bieten, ansonsten aber kaum über einen reinen Stichwortgeber-Part hinauskommen, obwohl bei manchen ihrer Figuren vielleicht sogar Potenzial für mehr schlummern könnte. Vielleicht für kein vollwertiges Spin-Off, aber eventuell den nächsten Vorfilm.
                          Viel zu wenig Screentime bekommen auch die buchstäblich "sidegekickten", aber witzigen kleinen Brüder von Merida und vor allen Dingen die von "Molly Weasley" Julie Walters gesprochene Hexe, die wohl so etwas wie Pixars eigene Version von Yubaba aus Ghiblis "Spirited Away" darstellen soll, leider aber nur ein Mittel zum Zweck bleibt.

                          Obgleich die wilden Locken der gar nicht mal so widerspenstigen Hauptfigur zweifellos das animationstechnische Meisterstück darstellen, zeigt sich Pixar rein visuell auch sonst wieder mal absolut von seiner Schokoladenseite und lässt die noch am ehesten ebenbürtige Dreamworks-Konkurrenz weit hinter sich. Die schottischen Highlands mit ihren altehrwürdigen Burgen und malerischen Landschaften sehen selbst in der vermeintlich flacheren 2D-Fassung absolut atemberaubend aus und es zahlt sich aus, dass man auf die altbekannten Verdächtigen wie Thomas Newman oder Michael Giacchino diesmal verzichtet hat und stattdessen den eher in den letzten Jahren unterbeschäftigten Patrick Doyle den Taktstock schwingen und einen stimmigen Score mit Anleihen am Stil von James Horners "Braveheart" oder Carter Burwells Arbeit zu "Rob Roy" komponieren ließ, der ordentlich für Stimmung sorgen kann.

                          Auch wenn sich die Story vom aussöhnenden Fishing statt Shopping mit Mama SPOILER Bär SPOILER bis zum viel zu kurzen und eigentlich vollkommen spannungsfreien Finale schleppt und letzten Endes nicht so wirklich mit der plötzlich im Raum stehenden Botschaft für Selbstbestimmung plus einer Prise eher holprigem Coming of Age anfreunden möchte, ist "Brave" nie wirklich langweilig oder gar ärgerlich. Nur fehlt es dem Streifen neben dem Herz, was er ja durchaus am rechten Fleck hat, trotz all dem aufgewirbelten Staub aus der mythologischen Mottenkiste an wahrer (Pixar-) Magie.

                          Fazit: Der Tod von Steve Jobs, welchem der Film als geistiger Pixar-Vater gewidmet ist, scheint die sonst so multikreativen Köpfe hinter den Macs 2012 arg mitgenommen zu haben.
                          So ist "Brave" neben den ebenfalls eher mittelprächtigen Sequels "Monster Uni" und "Cars 2" der dritte, nur noch "ganz nette" Streifen aus der kalifornischen Erfolgs-Animationsschmiede.

                          Bleibt also zu hoffen, dass sie nach der Kreativpause 2014 im dieses Jahr endlich anstehenden "Inside Out" wieder ihr an für sich grenzenlos einfallsreiches "Inneres nach Außen" kehren können.

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                            Hitch in "Always in Trouble with MacGuffin"

                            Nach spitzfindigen Betrügereien (Über den Dächern von Nizza) und akribisch geplanten wie ausgeführten Ehemorden (Bei Anruf Mord, Der Fremde im Zug) ist dem sichtlich in die Jahre gekommenen Suspense-Meister nach etwas Leichterem zumute. Die ständige Auseinandersetzung mit den amerikanischen Zensurbehörden schlaucht Hitch, was ihn allerdings nicht davon abbringt, die scheinbar harmlose Fingerübung mit allerlei Zweideutigkeiten zu versehen, wenn er im malerisch herbstlichen Vermont einmal mehr seinem tiefschwarzen Humor frönt.
                            Damit keiner auf die Idee kommt, dass die Zuschauer hier, abgesehen vom tatsächlichen Cameo (als Passant auf der Straße) nur wieder mit furchtbarem Zeter und Mordio konfrontiert werden könnten, lässt er gleich zu Beginn vorsorglich den potenziellen Störenfried beseitigen.
                            Nicht ahnend, dass er damit so mir nichts dir nichts selbst seine wohl maßgeblichste filmische Errungenschaft, Lord MacGuffin höchstpersönlich, auf den Plan gerufen hat, auf den er dann letztlich doch nicht so ganz verzichten will.

                            So handelt eine der wenigen Komödien Hitchcocks im Prinzip davon, wie dieser sich partout nicht entscheiden kann, ob er seine doch so innig geliebte Konvention dieses Mal vergraben oder doch besser wieder ausbuddeln soll..?

                            Alles gar nicht mal so einfach!

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                            • Sehr treffende Einschätzung von Disneys "Cinderella". Gegen die echten Trick-Klassiker nicht vielmehr als Durchschnitt und teils sogar recht einfallslos.

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                                "Können wir jetzt endlich dieses verfickte Scheiss-Floß zuende bauen?
                                -"Gott, ist dieser Junge hässlich."
                                "Cindy"(Berlinerisch):Det is meine Tochter!
                                -Nanny Peschel:Oh, das tut mir Leid! Entschuldigst du dich bitte mal beim ihrem Vater?
                                -"Cindy": Und ick bin die Mutter, du Wichsbirne!"

                                Vorhin beim Zappen zufällig beim Sat.1 Frühstücksfernsehen hängen geblieben, wo sich anhand von Schweig(er)höfers aktuellster Feel-Good-Ejakulation mit tatkräftiger Unterstützung einer Pseudo-Benimm-Pädagogin (wohl eine geistige Cousine dritten Grades von Super-Nanny Katharina Saalfrank) darüber mokiert wurde, was für schlimme, schlimme Schimpfwörter die heutige Jugend schon draufhat. Und wie man's besser machen kann, natürlich.
                                Hat man doch in den Ferien ausreichend Gelegenheit, entsprechend beim eigenen Nachwuchs für den gepflegt manierlichen South Park Jargon vorzubeugen.

                                Was bietet sich da also schon mehr für an als Kino?

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                                • Also merkwürdig finde ich, dass Matt Singer die einseitige Auswahl der Screen Junkies kritisiert.
                                  Das mag vielleicht am Anfang gezogen haben, wo es bequem war, überwiegend verhasste Streifen wie eben die "Twilight" Saga auseinanderzunehmen, aber schon kurze Zeit später basierte das Konzept doch darauf, das die Youtuber selber per Kommentar vorschlagen konnten, welcher Film als nächstes "totally honest" präsentiert wird. Was doch auch jedes Mal eingeblendet wird, wenn der Bildschirm zu Beginn mit fordernden Kommentaren geradezu zugeballert wird, bis es dann manchmal sogar mit "Ok, guys, we got it already! Calm down!" kommentiert wird.

                                  Von daher ist es doch kein Wunder, dass es dann in erster Linie die großen Mainstream-Blockbuster sind, die, gerade eben aus den Kinos, frisch zum Heimkinorelease hochgenommen werden sollen, eben weil auch ein großer Teil der YT-Community eher selten über den Tellerrand hinausblickt.
                                  Das ist natürlich durchaus zu bedauern, kann man aber m. E. dann nicht wirklich den "Screen Junkies" als Solches zur Last legen.

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                                    "Mad Mel" lädt nach dem ebenfalls schon furchtbar religiös verquasten Selbstfindungsexkurs inmitten von shyamalanisch umnachteten Kornkreisfeldern nun erneut auf sein Landgut und damit endgültig in die eigens errichtete, kinematograpische Kapelle zum letzten Abendmahl.

                                    Wenn er dabei nicht bloß die zugrunde liegende "Buchvorlage" ideologieverfärbt interpretiert, hinzudichtet (unter anderem Satan alias "Lucifilla Androgynica Celentania" mitsamt spätparadiesischer Schlangenbeschwörung direkt aus der Hölle der Holzhammermetaphorik), in der filmischen Darstellung des Martyriums Jesu entgegen den denkwürdigen, differenzierten und zeitgemäßeren Ansätzen eines Martin Scorsese oder Franco Zeffirelli, nicht ein oder zwei Schritte, sondern gleich mal locker einen ganzen, rückwärts gerichteten Kreuzweg beschreitet und uns den geschundenen Heiland nach einem betont grobkörnig kompromisslosen, enthumanisierenden 15-minütigen Gewaltexzess, der seinesgleichen sucht, schlussendlich nur noch als bluttriefenden Klumpen Fleisch serviert-

                                    dann, ja dann bin ich durchaus gewillt, diesen Kelch, den mir Gibson aus seinem gewiss reichhaltigen, anonymen Alkoholiker-Fundus reichen will, an mir vorüberziehen zu lassen.
                                    Glaube kann bekanntlich Berge versetzen und jeder soll an das glauben, was und wie er oder sie es für richtig hält.

                                    "Die Passion Christi" zu schauen aber, gleicht dem Verzehr von rohem Fleisch. Und bei diesem "Leib Christi" werde ich wohl freiwillig zum Vegetarier, wenn nicht gleich sogar zum Veganer.

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                                    • Da fällt mir eigentlich direkt nur ein Buch ein: "Die unendliche Geschichte" von Michael Ende sollte endlich einmal komplett verfilmt werden.
                                      Der Petersen-Film von damals ist vielleicht heute an guten Tagen ein Fest für Nostalgiker, an schlechten aus heutiger Sicht aber auch eine ziemliche Trash-Orgie.
                                      Immerhin ist er aber noch relativ buchgetreu, was man dann von den katastrophalen Fortsetzungen und der noch unterirdischeren TV Serie (falls die überhaupt einer gesehen hat?!) nicht gerade behaupten konnte.

                                      Vor einigen Jahren hat Leonardo DiCaprio mal groß rumposaunt, dass er gerne ein Remake produzieren würde, wie beispielsweise beim "Herrn der Ringe" als Trilogie. Über die Jahre hab ich immer mal wieder rumgegooglet, wie da der aktuelle Stand der Dinge ist, aber ich schätze, dass da wohl nichts mehr kommen wird...

                                      Vielleicht auch besser so, wenn man bedenkt, dass selbst von Jacksons Hobbit-Seitengezerre in ein paar Jahren nicht viel mehr als ein hässlicher CGI-Klumpen in Erinnerung bleiben wird, der obendrein wohl auch noch schlechter altern wird als die HDR Trilogie, die bis heute immer noch gut und einigermaßen homogen und vor allem besser als die neueren Filme aussieht.
                                      Und bevor Phantasien dasselbe Schicksal ereilt und irgendein überbezahlter Hollywood-Heini meine Kindheitserinnerungen mit grottenhässlicher Computerpaste bestreicht und zum Frühstück verspeist, bleibt das besser unerledigt.
                                      Auch wenn wohl der Wunsch bleiben wird, dass eines Tages nicht nur die Felsenbeißer, Fuchur, usw., sondern auch etwa der Alte vom wandernden Berge, Ygramul die Viele, Dame Aíuóla, usw, usf, und einzigartige Schauplätze wie die Silberstadt, das Bergwerk der Bilder, die Alte-Kaiser-Stadt, das Sternenkloster, der Nachtwald Perelín etc, pp. auch auf der Leinwand zum Leben erweckt werden können.
                                      Spannend fände ich außerdem, wie der stufenweise Fall und (spätere) Verfall von Bastian endlich einmal gezeigt würde.
                                      So könnte man auch nochmal deutlich vor Augen führen, wie absolut wortwörtlich fantastisch, zeitlos und vielschichtig Michael Endes Buch ist.

                                      Bis dahin bleibt es wohl reines Wunschdenken, wodurch die Fantasie immerhin dann dort bleibt, wo sie auch hingehört: nach Phantasien.

                                      Aber man wird ja wohl noch träumen dürfen...

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                                      • Vielleicht kein Easter Egg im eigentlichen Sinne, aber:

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                                        Obwohl "Senate Spy" aber alles andere als zu den gelungeneren Folgen dieser auch insgesamt extrem durchwachsenen Serie gezählt werden kann, ist es doch interessant, dass es sich tatsächlich (laut Wikipedia und u.a. einem Amateur-Blog) um eine Hommage an den Hitchcock-Klassiker handelt. Nicht nur, dass die Ausgangssituation nahezu dieselbe ist, auch die denkwürdigen Momente zum Schluss, etwa wenn Cary Grant mit Ingrid Bergman im Arm die Treppenstufen hinabsteigt, sind wirklich quasi 1:1 übernommen.
                                        Dabei war es gar nicht mal so, dass ich diese auffälligen Parallelen zunächst als wirklich mehr als rein zufällig betrachtet hätte. Aber als ich dann durch das Wissen um das Ende von "Senate Spy" erkannte, dass "Notorious" genau mit einer ähnlichen Einstellung von "Mr. Sebastian" Claude Rains und dem "We have to talk" aus dem Off endet, konnte da absolut kein Zweifel mehr bestehen.

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                                        • "Dear Mister Cranston,

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                                          I know there is so much smoke blowing and sickening bullshit in this business, and I've sort of lost belief in anything really. But this work of yours is spectacular – absolutely stunning. What is extraordinary, is the sheer power of everyone in the entire production. What was it? Five or six years in the making? How the producers (yourself being one of them), the writers, directors, cinematographers... every department – casting etc... managed to keep the discipline and control from beginning to the end is awesome.

                                          From what started as a black comedy, descended into a labyrinth of blood, destruction and hell. It was like a great Jacobean, Shakespearian or Greek Tragedy.

                                          If you ever get a chance to – would you pass on my admiration to everyone – Anna Gunn, Dean Norris, Aaron Paul, Betsy Brandt, RJ Mitte, Bob Odenkirk, Jonathan Banks, Steven Michael Quezada – everyone – everyone gave master classes of performance... The list is endless.

                                          Thank you. That kind of work/artistry is rare, and when, once in a while, it occurs, as in this epic work, it restores confidence. You and all the cast are the best actors I've ever seen. That may sound like a good lung full of smoke blowing. But it is not. It's almost midnight out here in Malibu, and I felt compelled to write this email.

                                          Congratulations and my deepest respect. You are truly a great, great actor.

                                          Best regards,
                                          Tony Hopkins"

                                          Sir Anthony, once again, you're goddamn right.

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                                            https://www.youtube.com/watch?v=eMkiK_BvmW4&spfreload=10

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                                              "Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte."
                                              (Max Liebermann)

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                                              • Stell' dir vor, es ist Tatort und keiner schaltet ein- ähm geht hin.

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                                                  "Father James Lavelle: I think there's too much talk about sins and not enough about virtues."

                                                  So rau wie die malerischen Landschaften und so spröde wie die Klippen, auf denen Brendan Gleeson, dieser solide, aber doch wettergegerbte Fels in der Brandung steht, während die verbliebenen Tage vom Rest seines Lebens ihn wie die aufschäumende Gischt umpeitschen und dabei nie gänzlich zur Ruhe kommen lassen.

                                                  "Calvary" (was in etwa so viel wie Golgatha, Schädelstätte bedeutet) präsentiert sich deutlich reifer als noch der liebenswert verschrobene Buddy-Spaß, den John Michael McDonagh mit seinem Regiedebüt "The Guard" vorlegte. Zwar ziehen sich ab und an durchaus Spurenelemente desselben, garstigen Humors, den im Übrigen schon den auf Anhieb kultverdächtigen "Brügge sehen...und sterben?" seines Bruders Martin McDonagh auszeichnete, durch diesen Streifen, doch überwiegt nach und nach die melancholische, nachdenklichere Note der geistigen Vorgänger.

                                                  Fürs blockbusterverwöhnte Publikum mag "Calvary" mit seinem manchmal etwas zu gemächlichen Tempo und seiner Unaufgeregtheit, mit der man sich einem denkbar heiklem Thema widmet, schlichtweg zu sperrig und eher schwer verdaulich daherkommen.
                                                  Trotz etwas Leerlauf gelingt es McDonagh jedoch, eine intensiv spürbare Atmosphäre der stetigen Ungewissheit aufzubauen.
                                                  Father James Lavelle hat während der siebentägigen Passion nicht nur seinen Frieden mit Gott, sondern auch mit der Welt zu machen.

                                                  So schreitet der Zuschauer mit Lavelle auf seinem ganz persönlichen Kreuzweg, sucht nach Sinn und Sinnlosigkeit in dieser irischen Gemeinde, die von allerlei unliebsamen Gemütern bevölkert ist. Unter anderem gilt es dabei, auch die nicht mehr allzu tadellose Beziehung zu seiner Tochter Fiona zu bereinigen, die gerade erst ihren ersten Suizidversuch unternommen hat.
                                                  Obwohl diese Geschichten vornehmlich am Wegesrand erzählt werden, ist es doch bewundernswert, wie sich der raubeinige, aber fürsorgliche James in die Zwist- und Widrigkeiten seiner Schäfchen untereinander zusehends verwickeln lässt.
                                                  Dem Publikum wird unterdessen schnell klar, dass es wohl kaum nach dem altbewährten Prinzip klassischer Whodunit-(oder besser gesagt Whowilldunit?)Krimis möglich sein wird, die Identität des potenziellen Peinigers im Beichtstuhl aufzudecken. Derer ist sich der kantige Pater hingegen zwar bereits zu Beginn vollkommen bewusst, doch ist James auch pflichtgetreu durch das Beichtgeheimnis von vornherein zu absoluter Verschwiegenheit und damit zum Passiven verdammt.

                                                  Auch wenn es der einmal mehr famose, ruppig-irische Charmebolzen Brendan Gleeson ist, der den Film, nun völlig vom ewigen Nebendarsteller-Abonnement befreit, mühelos auf seinen breiten Schultern trägt, so ist der Cast gespickt mit dem einen oder anderen bekannten Gesicht von der grünen Insel, was es mittlerweile auch nach Hollywood geschafft hat. Erwähnt sei hier vor allem Kelly Reilly (bekannt aus den Guy Ritchie Sherlock Holmes Verfilmungen oder Robert Zemeckis' „Flight“) und für Serienfans des US-Quality TV Senders HBO gibt es ein Wiedersehen mit Aidan Gillen, auch wenn die optisch frappierende Ähnlichkeit zu seiner Rolle in "Game of Thrones" den Eindruck erweckt, als sei er bei der aktuellen Staffel in den Drehpausen mal eben ans Set gehuscht.

                                                  In vielen ruhigen Passagen und in Bildern, welche bei Außenaufnahmen eine Art triste Schönheit zutage fördern, die durch den fast schon opernhaften Score von Patrick Cassidy noch unterstrichen wird, schafft es der Film, uns zum Nachdenken zu bewegen.
                                                  Unübersehbar werden die Missstände und deren mitunter systematische Vertuschung innerhalb des Klerus angeprangert. Bezieht man hierbei noch Irland als Schauplatz mit ein, welches seit Beginn der 90er Jahre durch ans Licht der Öffentlichkeit geratene, zahlreiche Missbrauchsfälle beispielsweise in katholischen Bildungseinrichtungen bis heute konstant in den Schlagzeilen vertreten ist, lässt sich aus McDonaghs Film beinahe so etwas wie die blanke Wut herauslesen, obgleich er nie wirklich Partei für mutmaßliche Opfer bzw. Täter ergreift.
                                                  So wird einem nicht zuletzt auch die jeglichem Sinn entfremdete Absurdität des Ganzen bewusst, wenn ein kindheitstraumatisiertes Opfer, das in die Täterrolle wechselt, die öffentliche Meinung eben genau dadurch ins Wanken bringen und schockieren will, dass er ein vollkommen unbeteiligtes Unschuldslamm schlachtet und für die Schandtaten unzähliger Anderer büßen lässt.
                                                  Natürlich ist einiges mit religiösen, geradezu biblischen Überdeutlichkeiten aufgeladen, allerdings niemals so, dass der unglückseelige Sündenfall ins plakative Pathos eintritt. Gott sei Dank.

                                                  Fazit: „Calvary“ ist beileibe kein einfacher Film.
                                                  Eine pechschwarze Komödie, bei der einem jegliche Sicher-und Lockerheit Stück für Stück abhanden kommt und das Lachen irgendwann unweigerlich im Halse stecken bleiben wird.
                                                  Zugleich aber auch eine bittere Studie über Schuld und Sühne, aus der Perspektive eines Mannes, der nicht in seinem Glauben an Gott, jedoch an dem an das grundsätzlich Gute im Menschen verzweifelt.

                                                  "Fiona Lavelle: What would be your number one?
                                                  Father James Lavelle: I think forgiveness has been highly underrated."

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                                                  • "Roberto Orci [gefeierter Autor von Star Trek Into Darkness, Anm.von Jenny Jecke, Filmkritikerin]"

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