EudoraFletcher68 - Kommentare
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Alle Kommentare von EudoraFletcher68
Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #229
L´AVVENTURA war für die Goldene Palme nominiert und erhielt den Jury Prize.
Auf IMDB kann man nachlesen, dass der Film bei der Premiere in Cannes so extrem ausgebuht wurde, dass Antonioni und Vitti aus dem Kino geflohen sind. Die 2. Aufführung brachte offenbar einen Wandel, weshalb der Film dann mit dem Jury Preis ausgezeichnet wurde.
Was schon einmal sehr positiv ist: Der gesamte Film wurde auf Sizilien bzw. einigen äolischen Inseln gedreht. Sizilien und ein paar der umliegenden Inseln habe ich viele Male besucht.
Irgendwo habe ich gelesen, es handele sich um einen tiefgründigen Film mit oberflächlichen Figuren. Das ist für mich keine so gute Voraussetzung. Auf einem Bootsausflug zu einer kleinen Felseninsel geht eine junge Frau verloren. Eine Frau, die sich permanent ungeliebt fühlt, obwohl alle Menschen um sie herum, ihr dauernd versichern, wie wichtig sie ist. Einige der Menschen bleiben auf der Felseninsel und suchen nach ihr bzw. warten auf sie. Man denkt, so wie ihre Freundin, dass sie sich vielleicht nur versteckt hat, um die anderen nervös zu machen, aber sie bleibt verschwunden.
Nach einer längeren Phase, die mir jenseits der Bilder weniger gesagt hatte, keimte in mir ein Verdacht auf, was wohl mit der verschwundenen Frau passiert sein könnte.
Jedenfalls sehen wir hier schöne Menschen, schön gefilmt, in ästhetischen Umgebungen, wie sie sich gegenseitig hintergehen. Für mich keine Offenbarung, aber doch recht ansehnlich.
https://boxd.it/eUmE2
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Sigourney Weaver
Susan Sarandon
Pam Grier
Tilda Swinton
Helena Zengel
Frances McDormand
Penelope Cruz
Uma Thurman
Adèle Exarchopoulos
Anita Linda
Special mention:
Gillian Anderson
Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #228
KES lief 1970 in der Woche der Kritiker.
Für den Hauptdarsteller und einige der Nebenrollen war das der erste Film.
Ein wie 12 aussehender aber anscheinend 15jähriger Junge aus prekären Verhältnissen in einer ländlichen Gegen Nordenglands entwickelt Interesse daran, einen jungen Falken zu fangen und zu trainieren. Er wird überall schickaniert und misshandelt, warum erfährt man nicht.
Es ist außerdem eine Art Milieustudie oder Zeitstudie, die mir nicht so wirklich gut gefallen hat, weil viele der Szenen unzusammenhängend aneinander gereiht auf mich wirken. Der Junge in der Schule, der Junge mit seinem großen Bruder im Zimmer, beim Zeitungaustragen, beim Trainieren des Vogels.
KES gibt im Verhältnis zu vielen anderen Werken von Loach für mich nicht so wirklich viel her. Schwarze Pädagogik, Aggression, Mobbing und Billy mit seinem Falken. Die Darsteller sind ok.
Die Bilder höchstens mittelmäßig. Der Schnitt ist ungelenk. Man könnte meinen, vielleicht konnte Loach es damals noch nicht besser. Aber das stimmt definitiv nicht. POOR COW von 1967 ist sehr viel eleganter.
Für mich unbegreiflicherweise ist das genau einer der wenigen Loach-Filme, die sowohl hier auf MP als auch auf Letterboxd von vielen Kollegen gesehen wurde und relativ beliebt ist. Warum? Meine Vermutung ist, dass es um einen liebenswerten armen Außenseiter geht, der ein Tier trainiert und daran wächst. Das rührt die Herzen an? Der aus meiner Sicht viel bessere POOR COW aus derselben Zeit hat eine eher problematische Protagonistin. Außerdem wird hier wenig Gesellschaftskritik an den bestehenden Verhältnissen geübt, will sagen, KES ist eher unpolitisch.
https://boxd.it/pX9xC
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Als erstes fällt mir der Soundtrack sehr positiv auf: Donovan. Ihn verbinde ich hauptsächlich mit Gemütlichkeit. Vor meinem 6. LJ erinnere ich mich, dass der bei mir zu Hause immer sonntags zum Frühstücken lief. Als zweites fallen mir die tollen Bilder und die Auswahl der Locations, Einrichtung und das Aussehen der Figuren positiv auf. Das ist eher ungewöhnlich bei Ken Loach-Filmen. Die Bilder sind sonst eher etwas roh. Kameramann Brian Probyn hat auch bei BADLANDS die Kamera gemacht.
Mit Vor- und Rückblenden sehen wir die Geschichte einer jungen, ungebildeten Frau, die nur Mode, Schmuck und Geld im Kopf hat. Sie heiratet einen zwielichten Kerl, weil er den Eindruck macht, sie versorgen zu können. Von ihm bekommt sie ein Kind. Wegen des deutschen Titels wartete ich die ganze Zeit auf die Gewalt, die diese Frau erfahren wird. Warum macht man so einen Titel, der Wesentliches aus dem Film spoilert? Denn die Geschichte wird so erzählt, dass man damit nicht rechnet. Eigentlich ist alles super. Die Frau ist nett und auch ihr 2. Partner ist es. Es scheint ihr einigermaßen gut zu gehen, die Atmosphäre ist ein bisschen romantisch und wenn man Ken Loach kennt, weiß man, dass das so nicht bleiben wird. Was ich hier mal wieder genial finde, ist dass man nicht weiß, wann es kippen wird und was passieren wird. Anfangs dachte ich, dass die Frau vielleicht ihr Baby vernachlässigen/misshandeln wird, oder ihr Mann sie oder das Kind misshandeln wird, oder, oder, oder....
Der Film nimmt eine für mich unerwartete Wendung, was mir sehr gut gefallen hat. Auch der Schluss ist unerwartet.
In Minute 24 sitzen einige Personen mit Straßenschuhen auf dem Bett: https://boxd.it/joDOY
Ein bisschen seltsam ist, dass im Leben der Frau einige Jahre zu vergehen scheinen, aber das Kind wird nicht älter. Wahrscheinlich wollte man halt nicht immer ein anderes Kind nehmen.
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Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #227
Neben den Dardenne-Brüdern, Aki Kaurismäki, Lars von Trier und Michael Haneke ist Ken Loach Stammgast in Cannes. RIFF-RAFF wurde mit dem FIPRESCI-Preis ausgezeichnet.
Ich wäre vielleicht zu einer höheren Bewertung gekommen, wenn ich nicht die OV ohne UT gesehen hätte und deshalb viel nicht verstanden habe.
Ein Teil des Films der spielt in einer Gruppe Handwerker, die lust- und motivationslos an Häusern herum werkeln und sich über den Lohn streiten. Außerdem wird hier auf Sicherheit keinen Wert gelegt, weshalb es immer wieder zu mehr oder weniger schwerwiegenden Unfällen kommt. Vermutlich alles Schwarzarbeiter. Unter ihnen einige konkret Schwarze, die einen unverständlichen Pidgin-Dialekt gesprochen haben. Keine Ahnung, worum es da im Detail ging.
Dann gibt es ein Paar, das sich viel streitet, in einer herunter gekommenen Wohnung. Sie ist drogensüchtig und will Musical-Sängerin werden, obwohl sie nicht gut singen kann und er unterstützt sie darin. Aber er ist total ambivalent und will sich dauernd von ihr trennen – warum? Später stellt sich heraus, dass er nicht der ist, der er zu sein vorgibt (glaube ich jedenfalls).
Ich konnte mit den Figuren nur begrenzt etwas anfangen. Skurrile Situationskomik gibt es auf einer Theaterbühne, bei der Verstreuung der Asche aus einer Urne und bei der Hausbesichtigung einiger Burka-tragender Araberinnen.
Insgesamt hatte ich den Eindruck des völlig Desolaten. Was genau los war, habe ich nicht so ganz verstanden. Je länger der Film lief, desto besser gefiel er mir.
Ken Loach-Filme, die ich bis jetzt gesehen habe:
I, DANIEL BLAKE (9 Punkte)
LADYBIRD LADYBIRD (9 Punkte)
THE ANGELS' SHARE (8,5 Punkte)
SORRY WE MISSED YOU (8,5 Punkte)
JIMMY´S HALL (8,5 Punkte)
LOOKING FOR ERIC (8,5 Punkte)
THE OLD OAK (8 Punkte)
FATHERLAND (8 Punkte)
IT´S A FREE WORLD (7 Punkte)
BREAD AND ROSES (7 Punkte)
LOOKS AND SMILES (7 Punkte)
McLIBEL (7 Punkte)
JUST A KISS (6,5 Punkte)
HIDDEN AGENDA (6,5 Punkte)
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Erstaunlich optimistische Doku über den Thunfisch. Scheint so, als würden sich die Bestände im Mittelmeer erholen und die Inselföderation von Mikronesien scheint auch Wert auf nachhaltigen Fang zu legen. Sehr spannend fand ich Thunfischfarmen. Ich dachte, dass der Thunfisch sich nicht in Gefangenschaft halten lässt, aber man hat nun doch Mittel und Wege gefunden, diese Tiere auch in Gefangenschaft zu halten. Dann wird natürlich auch Japan besucht und dort dann noch ein Ausflug zu Algen-Farmen.
Nicht uninteressant, aber auch nicht richtig toll. Die verschiedenen Locations, die der Protagonist für die Doku ansteuert kommen mir etwas willkürlich vor.
Die Inszenierung, wie immer bei ARTE-Produktionen von der Stange.
Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #226
HIDDEN AGENDA war für die Goldene Palme nominiert und wurde mit dem Jury Prize und dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet.
Belfast, Nord-Irland in den 1980ern.
Zwei amerikanische Journalisten recherchieren in Nord-Irland an einer Story über Folterungen und Morde an irischen Gefangenen durch die britischen Behörden. Es kommt zu einem Zwischenfall mit dramatischem Ausgang. Der Zuseher weiß, was passiert ist, aber die Journalistin und andere Beteiligte wissen es nicht. Es war eine verdeckte Aktion von einem der diversen britischen Geheimdienste (MI5, MI6?), davon scheint es viele verschiedene gegeben zu haben. Die waren hinter einem Tonband her, auf dem anscheinend ein für die britische Regierung kompromittierender Inhalt enthalten ist. Die USA entsenden einen Ermittler, der den Fall aufklären soll. Das gefällt den Briten überhaupt nicht.
Schön ein bekanntes Gesicht zu sehen: Die sehr junge Frances McDormand (Ich hätte sie fast nicht erkannt)!
Für mich eins der schwächeren Werke von Loach. Die Inszenierung ist mir etwas zu trocken, obwohl die Geschichte an sich spannend sein könnte. Es wird aber wahnsinnig viel geredet, meistens der Ermittler mit einem der Briten. Das beste am Film ist der Anfang und der Schluss, als die Journalistin endlich den Inhalt des Tapes anhört! Das klingt mir nach einem typischen Vorgehen für die USA/Großbritannien. Leider weiß ich aber zu wenig über die Situation in Nord-Irland, um das Geschehen einordnen zu können. Häufig nimmt Ken Loach ja reale Gegebenheiten und erzählt eine Geschichte dazu, die sich genauso abgespielt haben könnte. Keine Ahnung wie viel Realitätsgehalt hier drin ist.
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Was mir an der Schweizer Tierdoku gut gefällt, ist die Inszenierung. Diese ist zwar manchmal etwas unfokussiert, oder anders ausgedrückt assoziativ? Aber man hat interessante Plätze gefunden, an denen sich Krähen gerne aufhalten, wie z.B. den Wiener Prater. Die Krähen sind sehr schön gefilmt. Überhaupt sind manche der Bilder herausragend. Und man erfährt, wie Forscher sich mit den Tieren beschäftigen und sie sehen.
Nicht so toll finde ich die Situation mit den Hintergrundsprechern, aber immerhin gibt es mehrere Sprecher, was für Abwechslung sorgt. Selbst wenn man vielleicht eine der Stimmen nicht mag, wird man andere als angenehm empfinden. Das ist für mich der bestmögliche Umgang mit Hintergrundsprechern.
Es handelt sich mehr um eine Doku über Fachleute und Forscher, die uns zeigen, wie sie die Krähen erforschen und erzählen und was sie über die Krähen wissen. Der Titel ist somit etwas irreführend und ich könnte mir vorstellen, dass Tierliebhaber hier nicht auf ihre Kosten kommen. Auch werden Krähen-Jäger gezeigt, die die Bestände dezimieren sollen. Was die zu erzählen haben, ist auch spannend, könnte mir aber ebenfalls vorstellen, dass manche Tierliebhabern das nicht gefällt.
Vermittelte Information: Krähen sind ziemlich intelligente Tiere, können Werkzeuge herstellen, sind sehr gute Beobachter und können schnell Schlussfolgerungen aus ihren Beobachtungen ziehen (erkennen z.B. sofort das Auto eines Jägers wieder und verschwinden, wenn der ein 2. Mal kommt). Sie verfolgen uns, weil sie sich Nahrung von uns versprechen, genauso wie sie Wölfe verfolgen oder andere Raubtiere.
Insgesamt hätte es ein bisschen mehr Information sein können.
Gibt´s zur Zeit auf Prime für 0,99 €.
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Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #226
IL GATTOPARDO wurde mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.
Noch einer der Filme, die schon ewig auf meiner WL verstaubte. Vor 2 Jahren unter MareikeHBs Kommentar angekündigt, dass ich mir den bald ansehen werde. Aber da ahnte ich es schon, denn dort stand: „überlanger Historienfilm.... Leider ist der Film etwas zäh und handlungsarm geraten.“ 186 Minuten!
Und was soll ich sagen: Genauso ist es. Burt Lancaster spielt seine Rolle als gelangweilter Adeliger überzeugend – aber was hilft mir das? Interessiert mich das Schicksal der Adeligen? Nein! Der junge Alain Delon ist ein wunderbarer Verführer. Sizilien im Jahr 1860. Es gibt gesellschaftspolitische Veränderungen, der Adel verliert an Einfluss, das Bürgertum steigt auf. Es gibt eine Volksabstimmung darüber, ob man mit Italien zusammen gehen will oder nicht. Als Regierungsform ist eine konstitutionelle Monarchie vorgesehen. Der Fürst versucht seinen Status und sein Vermögen zu schützen.
Über die historische gesellschaftspolitische Situation, die erzählt wird, weiß ich zu wenig, um so richtig Gefallen daran zu finden, auch wenn mich die Geschichte Siziliens durchaus interessiert.
Ein großer Teil des Films verfolgt das Alltagsleben der Adeligen, zeigt ihr borniertes (ein paar Mal habe ich mich gefragt, ob Visconti dies bewusst aufzeigen wollte, im Sinne einer Gesellschaftskritik oder ob es eher eine Hommage an den Feudalismus darstellt? Die Einstellung des Fürsten wirkt so glatt und selbstverständlich) Selbstverständnis, ihre Umgangsformen, sozialen Aktivitäten, den Umgang mit Bediensteten usw. Wenn einen das interessiert, wird man vermutlich begeistert von dem Film sein, wenn nicht, dann hat man es schwerer.
Toll sind die Locations – die Landschaft Siziliens, Palermo und die Innenräume der Palazzi inclusive Ausstattung, auch die Kleider. Super!
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Worum es genau geht, habe ich nicht verstanden. Vermutlich ist es eher eine Art Potpourri eines georgischen Dorflebens im Sommer. Der Humor erinnert mich an einige Filme vom Balkan, die ich gesehen habe, ist nicht wirklich meins, aber damit hätte ich noch leben können, wenn nicht völlig unreflektiert und unhinterfragt eine 14jährige sexuell obsessiv den Vater ihres Freundes verfolgen würde. Der Charakter dieses Mädchens wirkt ein bisschen wie ein feuchter Männertraum. Allerdings handelt es sich um das Werk einer mir bis dahin unbekannten Autorenfilmerin. Ich komme nicht umhin als mich zu fragen, warum ein junges Mädchen so sexuell fixiert ist und provokant auftritt. Eine sich mir aufdrängende Antwort ist, dass sie sexuell missbraucht wurde. Denn das ist eine der möglichen Folgen. Diese Frage hat sich aber ganz offensichtlich die Autorin-Regisseurin nicht gestellt.
Wie auch immer, mir hat der Film nicht gefallen, auch wenn er sicherlich nach objektiven Kriterien nicht wirklich schlecht ist.
Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #224
Autorenfilmerin Hafsia Herzi wurde mit dem Un Certain Regard Award ausgezeichnet.
Die Protagonistin Nora wird von der Laiendarstellerin Halima Benhamed gespielt. Weiß man das, kann man ihr ein paar kleine Momente, in denen sie irgendwie seltsam wirkt, verzeihen, vor allem weil die Kamera oft sehr lange, sehr nah an ihrem Gesicht ist. Hier authentisch zu wirken, stelle ich mir sehr schwer vor. Auch einige der anderen Charaktere werden Laien dargestellt.
Die ungefähr 50jährige Nora hat wahnsinnig viele (so kam es mir am Anfang vor. Genau genommen sind es 5) Kinder, die alle bei ihr leben. Sie ist alleinerziehend und arbeitet als Putzfrau und versucht, ihren Kindern Werte zu vermitteln und ihnen ein Vorbild zu sein, ist dabei besonders bei den Söhnen aber viel zu nachgiebig. Die Kinder wollen das schnelle Geld verdienen und machen dumme Sachen. Eine noch jugendliche Tochter hat bereits selbst eine kleine Tochter und kümmert sich nicht sehr gut um sie. Ein Sohn sollte noch in die Schule gehen, hängt aber stattdessen irgendwo ab und macht zu Hause nur Dreck, schläft und isst. Eine weitere Tochter arbeite als Kassiererin im Supermarkt und stiehlt. Der jüngste Sohn geht in die Schule und hat gar nicht mal so schlechte Noten. Der älteste Sohn ist im Gefängnis wegen eines Überfalls auf eine Tankstelle. Ihn besucht sie regelmäßig. Sie weiß nicht mehr, wie sie die Anwaltskosten für ihn aufbringen soll.
Ich kann die Impulse ihrer Kinder nachvollziehen, denn sie sehen am Beispiel ihrer Mutter, dass man von Lohnarbeit gerade mal die Miete am sozialen Brennpunkt bezahlen kann und obwohl man sich den Arsch aufreißt nicht sehr weit kommt.
Auf jeden Fall empfehlenswert für Freunde roher Sozialstudien mit Handlung.
Achtung: Nur noch bis zum 28.6.24 in OmU: https://www.arte.tv/de/videos/107852-000-A/eine-gute-mutter/
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Vorläufer von SONNE UND BETON, aber weniger authentisch. Das ist mMn das größte Problem dieses Films: er ist zum Teil doch recht übertrieben. Jenny Elvers ist das zweite Problem. Das dritte Problem sind die teilweise mehr als grenzwertigen Dialoge - die sind unter aller Kanone!!
Ansonsten hat KNALLHART durchaus Unterhaltungswert, ist gelegentlich spannend und auch gruselig. Kida Khodr Ramadan spielt mit, seit 4 BLOCKS sehe ich ihn sehr gerne.
Mischung aus Coming-of-Age, Milieustudie und Thriller: Ein Jugendlicher fliegt mit seiner ebenfalls jugendlichen Mutter aus einer Villa in Zehlendorf. Mittellos ziehen sie in eine Bruchbude in Neukölln. Dort lernt der Junge eine gefährliche Gang kennen, die es auf ihn abgesehen haben und gewinnt aber auch ein paar Freunde.
In den letzten 15, 20 Minuten wird KNALLHART komplett absurd, aber auf keine gute Art.
Irgendwo habe ich gelesen, dass dem Film Rassismus vorgeworfen wird. Könnte man tatsächlich so sehen.
Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #223
CYRANO DE BERGERAC war für die Goldene Palme nominiert, Gérard Depardieu wurde als bester Darsteller ausgezeichnet und Kameramann Pierre Lhomme erhielt den Technical Grand Prize.
Ich schätze, dass ich den Film Anfang der 1990er gesehen habe, vielleicht sogar im Kino. Und ich erinnere mich dunkel, dass ich Gérard Depardieu schon irgendwie mochte, aber ich kann überhaupt gar nichts mit Filmen anfangen, die Originaltexte von irgendwelchen alten Theaterstücken verwenden. Und so ist es eben auch hier. Außerdem mag ich auch keine Liebesfilme.
Oh welche schreckliche Langeweile, die über mich hereinbrach! Es war als habe man mich foltern wollen, mit all diesen blumigen und dramatischen Labersätzen, voller romantischer Inhaltsleere. Dies kann doch nicht für mich bestimmt sein, oh es schwindelt mir vor Grauen.... Wie schön für all die anderen, die mit tiefer Freude und voller Glück sich diesem Werke überlassen, mit zitternden Knien, berauscht von all den schönen Worten.... Niemals wieder, niemals wieder! Oh nein!
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Die Zusammenfassung von MP ist mal wieder so absurd, dass es fast schon wieder komisch ist. Wenn es nicht so traurig wäre.
Bei einer Karaoke-Veranstaltung singt Maggie, eine Frau um die 35, ein melancholisches Lied. Jorge, ein paraguyanischer Flüchtling findet Gefallen an ihr und bemüht sich, mit ihr in Kontakt zu kommen. Ich vermutete, dass er eine Aufenthaltsgenehmigung braucht und deshalb eine Frau sucht, die ihn heiratet. Ob das auch so ist, müsst ihr selbst schauen.
Sie hat vier Kinder von vier verschiedenen Männern, die ihr vom Sozialamt weggenommen wurden. Warum, erfährt man nach und nach. Sie hatte einen gewalttätigen Vater, dann hatte sie einen gewalttätigen Partner und floh mit den Kindern ins Frauenhaus. Nachdem sie sich von dem Mann getrennt hatte, wollte sie „nur“ mal einen Abend eine gute Zeit haben und ließ die Kinder (ca. 1, 4, 6 und 9) allein zu Hause. Man könnte denken, wer macht denn so etwas? Aber das kommt häufiger vor, als man annehmen würde. Ich höre entsprechende Geschichten öfter von alleinerziehenden Müttern und auch von Menschen, wenn sie über ihre Kindheiten erzählen. Jedenfalls machte die Frau noch einen zusätzlichen Fehler. Und dann noch einen, und dann noch einen ..... Psychodynamik und Geschichte von Maggie sind glaubhaft und emotional nachvollziehbar dargestellt. Es zerriss mir fast das Herz, dieser ungebildeten Frau mit ihrer destruktiven Beziehungsdynamik zuzusehen. Die Behörden agieren in dieser Dynamik mit, was häufiger passiert, als man annehmen würde.
Crissy Rock spielt die Frau aus dem britischen Prekariat mit Impulskontrollproblemen absolut überzeugend! Verdientermaßen hat sie dafür Auszeichnungen u.a. auf dem Berliner Internationalen Film Festival erhalten.
Ich habe gelesen, dass der Film nach dem Bericht einer Sozialarbeiterin entstand. Krass!
Wer SYSTEMSPRENGER mag, wird diesen Film sicherlich auch goutieren.
Ein kleines Meisterwerk!
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Das ist hart! Ich habe mir diejenigen ausgewählt, von denen ich möglichst viele Filme gesehen habe und von denen mir dann auch die meisten sehr gut gefallen.
1. Quentin Tarantino
2. Jim Jarmusch
3. Ken Loach
4. Brillante Mendoza
5. Pedro Almodóvar
6. Wong Kar-wai
7. Coen-Brüder
8. Paolo Sorrentino
9. Nuri Bilge Ceylan
10. Fatih Akin
Honorable Mention: Ridley Scott, Wim Wenders, Werner Herzog, Reiner Werner Fassbinder, Martin Scorsese, Francis Ford Coppola, Stanley Kubrick, Aki Kaurismäki, Woody Allen, Terry Gilliam, Oliver Stone...
Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #222
THE MYTH OF THE AMERICAN SLEEPOVER war für die Goldene Kamera und den Critics Week Grand Prize nominiert.
Spießer Jugendliche in einem amerikanischen Vorort übernachten beieinander oder besuchen sich auch nur gegenseitig. Ich hasse diese amerikanischen Vororte und die darin lebenden Spießer. DESPERATE HOUSWIVES hat mir gut gefallen, aber das macht sich ja auch lustig über diese Szene. Am schlimmsten sind die Kinder und Jugendlichen. Und von denen am schlimmsten sind die fürchterlich affektierten, leeren Mädchen. Einfach nur grauselig!
Bei diesen neumodischen Filmen ist es ja öfter mal so, dass das Genre in der 2. Hälfte oder der letzten halben Stunde wechselt. Darauf kann man hier vergeblich hoffen.
IT FOLLOWS hat mir deutlich besser gefallen und auch UNDER THE SILVER LAKE mochte ich mehr.
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Am Anfang wird ein reicher alter Sack ermordet. Dann ist da ein junger Typ irgendwo in Asien in einem archaischen Tattoo-Studio. Er hilft einer Damsel in Distress und die Belohnung ist ein Aufenthalt im Gefängnis. Der junge Typ ist der Adoptivsohn des Ermordeten. Während er den Mord aufklärt gibt es Rückblenden in die Geschichte des jungen und alten Manns. Die Geschichte des Milliardärs ist ein neo-liberales Aufstiegsmärchen, das uns vermitteln soll, dass wir alle Milliardäre werden können, wenn wir uns nur schön anstrengen und nicht aufmucken.
Jedenfalls ist der Milliardärs-Adoptivsohn der Alleinerbe und will nun natürlich den Tod des Vaters aufklären. Er ist natürlich ein topfitter Kämpfer und bestimmt auch hochbegabt. Außerdem ist er der Schönste von allen und die Frauen liegen ihm zu Füßen. Die/der Bösewicht/e sind ebenfalls mega... Also im Prinzip so etwas wie 007.
Kurz, ein Film den die Welt nicht gebraucht hat. Aufgrund der politischen Message muss ich außerdem noch 1 Punkt abziehen.
Vielen Dank an Blubberking für diesen wertvollen Hinweis: Ab Minute 19:52 gibt es einige schöne Kakerlaken, die auf dem Protagonisten in einer Gefängniszelle herumkrabbeln, so wie man das erwarten kann. Deshalb ein Neuzugang für: https://boxd.it/2Uexk
Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #221
LA DOUBLE VIE DE VÉRONIQUE war für die Goldene Palme nominiert und wurde mit dem FIPRESCI-Preis und dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet. Irène Jacob wurde als beste Darstellerin ausgezeichnet.
Wir sehen zwei identische Frauen, die nichts voneinander wissen. Die eine lebt in Polen, die andere in Frankreich. Einmal kommt es zu einer zufälligen Begegnung, als die Französin aus einem Reisebus heraus fotografiert, während draußen die andere steht und sie zu sehen scheint. Beide Frauen haben sehr ähnliche Leben. Sie sind Sängerinnen. Aber dann gibt es doch einen wesentlichen, existenziellen Unterschied. Ob die Handlung noch irgendeinen Sinn ergeben soll, weiß ich nicht. Mir hat sich jedenfalls keiner aufgedrängt.
Der Film spielt mit den Farben, ähnlich wie später in der Farben-Trilogie des Autorenfilmers Krzysztof Kieslowski und die Locations sind teilweise auch sehenswert. Das Beste sind für mich hier die Bilder. Allerdings sieht man, dass hier öfter ein Farbfilter über alles gelegt wurde, kommt mir nicht sehr gekonnt vor. Das allein reicht mir eh nicht.
Diese Art von Film von Kieslowskis, ist nicht so wirklich mein Ding. Die DREI FARBEN WEIß (6,5 Punkte) habe ich gesehen und keine Lust auf ROT oder BLAU entwickelt. Die DEKALOG-Filme habe ich alle gesehen und großteils gerne: Eins (7 Punkte), Zwei (7,5 Punkte), Drei (7 Punkte), Vier (6 Punkte), Fünf (8 Punkte), Sechs (7 Punkte), Sieben (7 Punkte), Acht (5,5 Punkte), Neun (7 Punkte), Zehn (7,5 Punkte).
Mit LA DOUBLE VIE DE VÉRONIQUE weiß ich nichts anzufangen. Immer wieder gibt es Szenen von Konzerten. Die Frau singt schön, aber diese Art von Musik ist nicht so sehr meins. Ich glaube, da fehlt mir die emotionale Verbindung. Der Film wirkt auf mich wie ein Gemälde, das mir verschlossen bleibt. Und das Empfinden beim Zusehen ähnelt einem Museumsbesuch, wenn mich die Ausstellung nicht interessiert. Ermüdend. Könnte man sagen, das ist ein poetischer Film? Wenn ja, dann ist das mein Problem damit. Meine Erfahrung mit poetischen Filmen ist, dass ich nichts mit ihnen anfangen kann.
https://boxd.it/pX9xC
https://boxd.it/eqWlK
MP-Vorhersage: 7,8
Was ich neben den scheußlichen Bildern dieses Stils gruselig finde, sind die Synchron-Stimmen und auch die Texte. Ich sehe keinen Sinn darin, einen japanischen Animationsfilm in OmU zu sehen, und ein kurzer Test machte es für meine Ohren auch nicht besser.
Die Geschichte sagt mir sicherlich mehr zu als die anderen viel gepriesenen Filme des Ghibli-Studios, die ich kenne. Dennoch hat mich der Film nicht überzeugt. Kein Vergleich zu Black Rain (1989) z.B.
Japan im 2. WK, Zivilisten werden ausgebombt. Ein Jugendlicher ist mit seiner ungefähr 3jährigen Schwester unterwegs, seine Mutter ist ihren Verletzungen erlegen. Zuerst ziehen sie bei seiner Tante ein, aber die ist unzufrieden mit ihm. Irgendwann gehen sie von der Tante weg und hausen in einer leeren Hütte im Wald. Sie hungern, stehlen und erleben schlimme Dinge.
Ich habe gelesen, dass viele von euch viele Tränen vergossen haben. Vielleicht habe ich ein Herz aus Stein, denn mich hat DIE LETZTEN GLÜHWÜRMCHEN nicht erreicht. Ich finde den Film grauenhaft kitschig. Die Mischung mit der traurigen Geschichte hat eher an meinen Nerven gezerrt, als dass sie mich berührt hätte.
Sorry, @GlorreicherHalunke und wer mir den Film sonst noch ans Herz gelegt hatte.
https://boxd.it/5eyv2
https://boxd.it/vF0Fg
https://boxd.it/h0Ene
Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #220
THE STAGGERING GIRL hatte seine Premiere auf der Directors Fortnight.
Das Thema ist nicht uninteressant: Eine in New York lebende Frau um die 45-50 besucht ihre deutsche Mutter, die allein in Rom lebt und langsam dement wird. Sie sollte nicht mehr allein leben. Die Tochter versucht sie davon zu überzeugen, aber die Mutter ist sehr stur.
Leider hat mich der Film in erster Linie gelangweilt. Trotz einiger schöner Bilder aus Rom.
https://boxd.it/eUmE2
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Wir sehen dem Leben von zwei ungefähr 8jährigen Jungen, Amir und Hassan, vermutlich in Kabul zu. Sie stammen aus verschiedenen Schichten, der eine der Sohn eines reichen Vaters, der andere der Sohn des Personals, der eine ängstlich, der andere mutig, der eine verwöhnt, der andere tough. Der Sport der Jungs ist das Drachensteigen. Davon gibt es schönen Szenen.
Die Freundschaft wird belastet, als Hassan eine traumatische Gewalterfahrung macht und Amir ihm nicht beisteht.
Als die politische Situation in Afghanistan zu gefährlich wird, wandert Amirs Vater mit ihm in die USA aus. Später gibt es einen Grund für ihn, in sein Heimatland zurück zu kehren. Dort ist es inzwischen sehr gefährlich geworden.
Das Ende ist ziemlich kitschig, was mir nicht zusagt.
Eine türkisch-kurdische Familie flieht in die Schweiz, beantragt dort Asyl und beginnt ihr Leben in einer Flüchtlingsunterkunft mit Menschen aus allen möglichen anderen Ländern. Zuerst werden sie ärztlich untersucht und geimpft. Dann müssen sie Formulare ausfüllen. Sie werden befragt. Bis zur Befragung werden sie von einem Verwandten instruiert, was sie tun müssen, um Asyl zu bekommen.
Unaufgeregt inszeniert, hat man den Eindruck, realistisch einen solchen Prozess zu beobachten und eine Idee zu bekommen, was die Motive der Familie sind und was es für alle Beteiligten bedeutet, ihre Heimat zu verlassen.
In Minute 12 gehen die Kinder mit Schuhen in ihre Betten: https://boxd.it/joDOY
https://boxd.it/tNt3o
Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #219
DIE KLASSE wurde mir der Goldenen Palme ausgezeichnet.
MP-Vorhersage: 6,7
So langsam werde ich noch zum Fan des französischen Kinos 🎇
Ein neuer Französischlehrer kommt an eine Brennpunkt-Schule in Paris. Oder eigentlich wirkt es gar nicht wie eine Brennpunkt-Schule, sondern einfach eine Schule mit hohem Migrantenanteil. Jedenfalls sehen wir seinen Unterricht von Grammatik und Sprache im Allgemeinen und seinen Austausch mit seiner Schulklasse. Er ist auch der Klassenlehrer.
Wir beobachten, wie ein Lehrer seinen Schülern etwas beibringen möchte und sehen, wie uninteressant vieles von den Inhalten für die Schüler ist, die überhaupt keinen Bezug zur Hochsprache des Französischen haben.
Die Darsteller sind alle super! Die Dialoge total natürlich. Ganz anders als der viel gepriesene DAS LEHRERZIMMER. Auch und vor allem die Szenen im Lehrerzimmer, die Wut und die Verzweiflung über die Kinder, mit denen es die Lehrer manchmal zu tun haben, die Kürzungen von wichtigen Materialien. Außerdem sieht man Lehrerbesprechungen, die auf mich auch authentisch wirken, man überlegt gemeinsam, wie man mit den Kindern umgehen könnte, sucht nach Disziplinarmöglichkeiten und positiver Verstärkung. Ob es diese Gespräche so überhaupt gibt, weiß ich nicht. Meine Lehrer-Patienten berichten mir häufig, dass in den Konferenzen genau kein Raum für übergeordneten Gedanken und Überlegungen ist, sondern hauptsächlich hierarchisch über Termine und anstehende Projekte gesprochen wird, Arbeiten verteilt werden und überlegt wird, was man mit Problemkindern macht. Was mir gut gefällt ist, dass die Lehrer sich Gedanken über die Dinge machen, die ich auch problematisch finden würde.
Später im Film sieht man den Lehrer in den Elterngesprächen. Das wirkt auf mich genauso, wie es mir „meine“ Lehrerinnen von den Brennpunktschulen erzählen: Es kommen Eltern, die kein Französisch (Deutsch) sprechen, zum Teil mit einem Familienmitglied, das dann übersetzt und es wird oftmals nicht geglaubt/verstanden, was die Lehrer über die Kinder sagen. Die Einheimischen mit den Kindern, die die bessren Noten haben, haben ständig Angst, dass ihre Kinder von den „schlechteren runtergezogen“ werden könnten. Was die Lehrer da an Integrationsarbeit leisten sollen, ohne gruppendynamische Ausbildung, das finde ich wirklich unfassbar. Und keine Schulbehörde, kein Kultusminister kapiert, was die tägliche Arbeit den Lehrern heutzutage abverlangt. Dieser Lehrer hier ist jedenfalls super engagiert und bemüht.
Es wird viel Laufzeit mit dem konkreten Unterricht verbracht, was ich sehr spannend fand. Wer dafür keinen Sinn hat, wird sich womöglich langweilen. Es fasziniert mich, wenn s eine Kommunikation zwischen einem Lehrer und einer Klasse voller Jugendlicher aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern, gelingt. Die Schüler hier sind einigermaßen kooperativ und noch nicht völlig verloren.
Was den Film so gut macht: „Die meisten Darsteller sind im wirklichen Leben ebenfalls Schüler oder Lehrer an der Schule im Pariser Nordosten. Die Schüler spielen jedoch nicht sich selbst, sondern jeweils zusammen mit dem Regisseur in Improvisationsworkshops entwickelte Persönlichkeiten.“ (Wikipedia)
Die Kamera ist auch ziemlich gut. Kurzum: Für mich ein kleines Meisterwerk! (Das man selbstverständlich nur in OmU ansehen kann)
https://boxd.it/pX9xC
https://boxd.it/eqWlK
https://boxd.it/tNt3o
Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #218
VOM GIEßEN DES ZITRONENBAUMS war für die Goldene Palme nominiert und Autorenfilmer Elia Suleiman wurde mit Special Mention und dem FIPRESCI-Preis ausgezeichnet.
Wenngleich der Film oftmals recht statisch wirkt, was ich manchmal als anstrengend empfand, so hat er doch etwas sehr Reizvolles: Die Bilder sind künstlerisch und intelligent arrangiert (dauert eine Weile, bis ich das goutieren konnte). Dass Suleiman selbst die Hauptrolle spielt, hat mir auch gefallen. So bekam ich einen Eindruck davon, was für ein Typ er ist. Ein humorvoller Melancholiker, der auch gerne mal provoziert, würde ich sagen. Er spielt mit vielen Symbolen (wie z.B. den Polizisten, die trotz oder wegen ihrer Ferngläser nicht sehen, was sich vor ihnen abspielt und vor allem auch nichts gegen die oder den anderen Polizisten, die im Auto bei hoher Geschwindigkeit ihre Sonnenbrillen austauschen und nicht auf die Straße achten, hinten in ihrem Fahrzeug sitzt eine vermutlich verhaftete Frau mit Augenbinde – interessant. Wer ist das? Justitia? Soll mir vielleicht sagen, dass in Israel Justitia in Haft genommen wurde und auf dem Rücksitz eines Fahrzeugs sitzt, das von ein paar narzisstischen Spinnern gelenkt wird, die weder wissen, wohin die Reise geht, noch sich dafür interessieren?), die ich nicht immer verstanden habe. Dennoch gefallen mir die Kreativität, die Bilder, die Atmosphäre und die selten eingesetzte Musik. Auch die wenigen Dialoge sind genial!
Wenn ich das richtig sehe, so hat er Szenen aus verschiedenen Städten verwendet, die ihn an seine Heimatstadt Nazareth bzw. seine Heimat Israel erinnern, wo der Film auch beginnt. In Paris gibt es dann z.B. tatsächlich Elemente, wie man sie aus Israel kennt: Panzer fahren durch eine Straße an ihm vorbei, Menschen werden von der Polizei verfolgt/überwacht, aggressive Rowdies bedrohen einen usw.. Wie er es geschafft hat, Paris so menschenleer zu filmen? Vielleicht morgens um 5.00? Ganz oft sehen wir misslungene Begegnungen von 2 Parteien. Das soll vielleicht auch die Dynamik zwischen jüdischen und palästinensischen Israelis verdeutlichen. Dazwischen gibt es entzückende Bilder, z.B. als Suleiman einen kleinen Vogel bei sich aufnimmt.
Insgesamt ist der Film für mich doch sehr sehenswert, obwohl es nicht mal ansatzweise einen konventionellen Erzählfluss gibt. Der Autorenfilmer teilt uns auf eine sehr kluge und kreativ-künstlerische Weise mit, wie er die Welt sieht – das finde ich großartig. Je länger der Film lief, desto besser gefiel er mir.
Wem z.B. LIMITS OF CONTROL gefällt, der dürfte auch mit diesem Werk etwas anfangen können.
Sehr schade, dass der Film bei den wenigen MP-Kollegen, die ihn gesehen haben, nicht so gut ankommt. Aus meiner Sicht definitiv ein Kandidat für meine Filmempfehlungsliste: https://boxd.it/jrTey
https://boxd.it/pX9xC
https://boxd.it/eqWlK
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Das Dokudrama begleitet eine libanesische Familie, die in Neukölln lebt und ständig von der Abschiebung bedroht ist. Die Kinder sind alle in Neukölln aufgewachsen. Die Geschwister Maradona, Hassan und Lial machen Musik und Breakdance.
Es wird gezeigt, wie die Familie auf ziemlich engem Raum lebt und wie man miteinander umgeht. Eines Tages werden die Mutter und einige der Geschwister ausgewiesen, während Lial eine 3jährige und Hassan eine 1jährige Aufenthaltserlaubnis bekommt. Lial ist in Ausbildung und Hassan in der Schule.
Wie der Film überhaupt zustande gekommen ist: Autorenfilmer Agostino Imondi wollte einen Film zum Thema Integration machen und wurde eingeladen, bei einem Jugendclub einen "Breakdance-Battle" zu begleiten. Dort lernte er den damals 12jährigen Maradona kennen, einen sehr guten Tänzer. Er fragte den Jungen, ob er Interesse hätte, bei einem Film mitzumachen. Das Drehbuch entwickelte sich im Prozess. Imondi und Kameramann Dietmar Ratsch haben die Familie über 3 Jahre begleitet.
(https://www.bpb.de/themen/migration-integration/neukoelln-unlimited/190621/interview-mit-den-regisseuren-von-neukoelln-unlimited/)
Nicht uninteressant, weil ich Einblicke in eine Flüchtlingsfamilie bekomme, die ich sonst niemals bekommen hätte. Auch die Inszenierung inclusive einiger Comic-Szenen ist nicht schlecht, aber insgesamt kein Meisterwerk.
https://boxd.it/tNt3o