EudoraFletcher68 - Kommentare
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Alle Kommentare von EudoraFletcher68
Ken Loach beschreibt die britische Innen- und Wirtschaftspolitik ab 1945, indem er Ausschnitte aus alten Interviews, vermutlich auch Spielfilmen (? Habe darüber nichts gefunden), Zeitungsartikel und Flugblätter mit von ihm erstellten Interviews und Nachrichtensendungen mischt. Seine Gesprächspartner (alte Arbeiter und Experten) erzählen aus ihrem Leben bzw. aus der damaligen Politik.
Am Ende des 2. Weltkriegs kehren die Soldaten in eine Heimat zurück, in der es eine große Arbeiterklasse gibt, die extrem arm ist. Eine Person spricht aus, was ich mir auch dachte: Wie kann das eigentlich sein? Ein so reiches Land mit so vielen Kolonien – und dann so viele arme Menschen? (Die Antwort ist natürlich naheliegend: Der Adel und die Landbesitzer haben die Arbeiterklasse ausgepresst genauso wie die Kolonien). Die Doku lässt die Atmosphäre der damaligen Zeit spürbar werden und sucht nach einer Antwort auf die Frage, wie es dazu kam, dass bei den Wahlen im Sommer 1945 die sozialistische Labour Party überraschend die absolute Mehrheit erhielt. Die Labour Regierung führte revolutionäre Veränderungen durch: Schlüsselindustrien (Eisenbahnen, Werften, Flugverkehr, Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke, Stahlwerke und sogar die Bank von England) wurden verstaatlicht, ein groß angelegtes Programm zum Bau bezahlbarer Sozialwohnungen wurde verabschiedet und ein Wohlfahrtsstaat inclusive eines kostenlosen Gesundheitssystems wurden installiert. Die meisten dieser Errungenschaften wurden dann von Margaret Thatcher (Premierministerin von 1979-1990) rückgängig gemacht.
Alte Frauen und Männer erzählen von den grauenhaften sozialen Zuständen vor 1945 und welche Auswirkungen auf ihr Leben die Reformen für sie hatten. Ärzte und Pflegerinnen berichten, wie fortschrittlich und effizient das kostenlose Gesundheitssystem über Jahrzehnte hinweg funktionierte. Volkswirte sprechen über die wirtschaftlichen Zusammenhänge, Gewerkschafter über ihr Wirken.
Ich habe gelesen, dass es Loach ein Bedürfnis war, der Ideologie und Legendenbildung der Torries etwas entgegen zu setzen, die in den 2010er Jahren die Reste des Sozialstaats zerstörten. Die Arbeiterklasse lebt wieder in Armut, es gibt Wohnungsnot, die Lohne sind gesunken und das Gesundheitssystem wird kaputt gekürzt (wie bei uns die Bundesbahn) und 2013 wurde die Royal Mail privatisiert.
Antwort(en) auf die Frage, warum eigentlich Thatcher 1979 gewählt wurde, findet sich in der Doku für mein Empfinden nicht ausreichend. Ein paar Kritikpunkte ware der Zentralismus, zu wenig Mitbestimmung der Arbeiter und zu wenig Einbezug der Öffentlichkeit. Es gelang den Labour-Regierungen nicht, die Industrie und die Wirtschaftskraft zu stärken und es habe hohe Inflationsraten gegeben, sowie viele Streiks aufgrund mächtiger Gewerkschaften (siehe auch https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/izpb/grossbritannien-262/10533/entwicklung-grossbritanniens-seit-1945/).
Auch wenn der Versuch einer sozialistischen Gesellschaft fehlschlug, ist es doch bedeutsam, dass die Labour-Regierungen ihre Reformen (= Investition in den Sozialstaat) in einer Zeit anging, als der britische Staat zu mehr als 200 % vom Bruttoinlandsprodukt verschuldet war. Die Regierung investierte also, statt zu sparen, mit dem Ergebnis, dass der Lebensstandard der britischen Bevölkerung sich bis Anfang der 1970er Jahr deutlich verbesserte.
Man muss für die Doku definitiv aufmerksam und wach sein, da sie doch zeitweise ein wenig trocken ist und Wissen oder eine schnelle Auffassungsgabe voraussetzt.
https://boxd.it/vXfYI
https://boxd.it/2sMNK
"Don't scab for the bosses, don't listen to their lies!
Us poor folks haven't got a chance, unless we organize!" (Pete Seeger)
https://www.youtube.com/watch?v=5IjZAIp6lMM
Kurzes Potpourri des Bergarbeiter-Streiks von 1984 im Vereinigten Königreich mit Liedern, Gedichten, Versammlungen, gemeinsamem Essen usw. Die Atmosphäre ist voller positiver Energie und Kampfgeist. Ohne die Geschichte zu kennen, genügt es zu wissen, dass der Streik während Margaret Thatchers Amtszeit stattfand, um zu wissen, wie das ausging.
An dieser Doku kann man schön sehen, wie gut Ken Loachs Spielfilme sind. Denn hätte ich nicht gewusst, dass das hier eine Doku ist, hätte ich gedacht, das sind Szenen aus einem seiner Spielfilme.
In OV: https://www.youtube.com/watch?v=ky4AcfJVgHE&list=WL&index=12&t=493s
https://boxd.it/vXfYI
Bis 4.7.25: https://www.zdf.de/filme/das-kleine-fernsehspiel/the-ordinaries-104.html
Bis 23.02.25: https://www.arte.tv/de/videos/102989-000-A/black-far-west-nicht-alle-cowboys-waren-weiss/
Bis zum 15.9.24: https://www.arte.tv/de/videos/112210-000-A/ich-bin-dein-mensch/
Doku über den Mitbegründer von Greenpeace und den Gründer von Sea Shepherd, einer gemeinnützigen Organisation, die sich auf den Weltmeeren gegen illegale Fischerei und gegen den Walfang einsetzt.
Paul Watson hat es sich bereits in jungen Jahren zu seiner Lebensaufgabe gemacht, gegen die unfassbare Zerstörung, die sich außerhalb unserer Sichtweite seit Jahrzehnten täglich abspielt, etwas zu unternehmen. Auf hoher See, wo keine Gesetze gelten, bzw. Überschreitungen nicht geahndet werden und große Fischfangflotten sowie Walfänger ungestört ihr Unwesen treiben. Nur einer versucht ihnen mit seinen Crews das Handwerk zu legen. Der Mann hat meine volle Hochachtung! Hier erfuhr ich erstmals zusammenhängend über seine Lebensgeschichte, seinen Werdegang, seine Aktionen. Außerdem geht es noch um seine Beziehung zu Medien und seine Kompetenz in der Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit. Heraus gekommen sind einige wahnsinnig spannende Dokus.
Gesehen habe ich davon:
CHASING THE THUNDER (10 Punkte)
SEASPIRACY (9 Punkte)
CONFESSIONS OF AN ECO-TERRORIST (8,5 Punkte)
WHALE WARS (8,5 Punkte)
HOW TO CHANGE THE WORLD (8 Punkte)
AT THE EDGE OF THE WORLD (8 Punkte)
ECO-PIRATE: THE STORY OF PAUL WATSON (8 Punkte)
SEA LIFE SAVERS: ILLEGAL FISHING OFF GABON CHALLENGED (7 Punkte)
Was mich in dieser Doku am meisten berührt hat, sind seine Schilderungen darüber, wie er versuchte, die kanadischen Fischer davon abzuhalten, Babyrobben für ihre Felle zu erschlagen. Er kam sogar auf die tolle Idee, dass man ihnen ihre Haare auskämmen kann, wenn sie diese im Alter von 3 (bin nicht 100% sicher, dass ich das korrekt verstanden habe) Wochen sowieso verlieren. Er legt sich zu der Robbe auf´s Eis und macht vor wie das geht. Das war schon ein rührender Anblick. Dieser große, bärige Mann, der ganz zärtlich der Robbe die Haare auszupft.... Die Fischer haben einen Mob gebildet und wollten ihn regelrecht lynchen. Auf seine Idee schrien sie ihm entgegen: Wir wollen keine Robben kraulen! Wir wollen Robben keulen (Übersetzung frei nach mir)! Wer glaubt, dass die Leute heutzutage aufgeklärter sind, der ist aus meiner Sicht nur naiv. Jedenfalls hatte er Glück, dass er da lebend weg kam.
William Shatner ist übrigens auch großer Fan: https://www.youtube.com/watch?v=t_8Dj-w899c
WATSON würde ich nicht unbedingt Einsteigern empfehlen, sondern denjenigen, die seine Tätigkeit schon seit längerem interessiert verfolgen. Einsteigern möchte ich eher SEASPIRACY und CHASING THE THUNDER ans Herz legen.
Von der Inszenierung der Doku würde ich 8 Punkte vergeben: Sehr schöne Unterwasserbilder, auch von Walen, wie ich sie noch nicht gesehen habe, gute Informationsvermittlung, wenig Hintergrundsprecher, abwechslungsreiche Geschichten werden erzählt. Ich empfand den Stil unterhaltsam und habe WATSON gerne gesehen. Für den Mann und seine Mission gibt es 10 Punkte von mir. Macht dann zusammen 9.
Watson ist 2019 aus der SeaSheperd Foundation ausgetreten, weil das MAnagement einen anderen Kurs beschlossen hatte, zu dem er nicht mehr passt (https://www.abc.net.au/news/science/2022-11-27/sea-shepherd-paul-watson-exiled-building-navy/101570694). Deshalb wer solche Aktivitäten unterstützen möchte: https://www.paulwatsonfoundation.org/donate/?form=donate
https://boxd.it/2sMNK
https://boxd.it/xXSkg
Ein Schiff der Sea Shepherd-Flotte mit einem anderen Kapitän als Paul Watson hilft dem Staat Gabun gegen den illegalen Fischfang für der Küste durch chinesische und europäische Superfischfangtrawler.
Die Inszenierung ist nicht so spannend wie viele andere Dokus über die Organisation, die ich gesehen habe und der Kapitän hat nicht das Charisma von Watson. Trotzdem interessant, da die Sea Shepherd hier mit den Behörden von Gabun zusammenarbeitet. Und man erfährt, was sich da so vor der Küste Gabuns abspielt.
https://boxd.it/xXSkg
Pferdefreunde aufgemerkt!
Eine 69jährige Pferdezüchterin ist Fan der Rasse Appaloosa. Anscheinend gibt es nicht mehr ausreichend Tiere in den USA, um die genetische Vielfalt aufrecht zu erhalten und es gab wohl in der Szene Streits, wo diese Tiere ursprünglich herkamen. Ihr ist es ein Anliegen, einem Gerücht auf den Grund zu gehen, dass Appaloosas auch in Kirgistan vorkommen, bzw. dort ihre Wurzeln haben.
Also begibt sie sich auf eine Mission und reist in ein krass entlegenes Tal zwischen China und Russland zu indigenen Nomaden, die angeblich diese Pferde haben.
Während ich zuerst ein bisschen genervt war von der (für mich übertriebenen) Emotionalität der Frau, gefiel mir die Doku mit der Laufzeit immer besser, denn die Reise wird immer faszinierender. Ungefähr nach 60 % der Laufzeit müssen Sie auf Pferden 4.200 m hohe Berge überqueren um überhaupt in dieses entlegene Tal zu gelangen. Keine Straße führt dorthin und anscheinend gibt es auch keinen Flughafen. Es ist saukalt und die Frau wird höhenkrank. Als sie dort ankommen finden sie tatsächlich Appaloosas vor. Sie vermessen und fotographieren die Pferde, entnehmen ihnen Haare für genetische Untersuchungen und bringen die Belege zurück in die Heimat.
Die Aufnahmen der Pferde und der Landschaft sind wahnsinnig schön! Gemacht ist die Doku auch auf eine Weise, wie sie mir zusagt. Wir schauen einfach den Leuten bei ihrer Mission zu. Einen Hintergrundsprecher gibt es nicht.
https://boxd.it/2sMNK
Diesen Anthologie-Film (definitiv keine Doku, wie von MP angegeben) hatte ich mir nur wegen des Beitrags von Ken Loach angeschaut. Es sind 11 Regisseure, darunter auch Sean Penn, den ich sehr schätze (auch als Mensch, denn er war einer der wenigen, die während Hurricane Katrina vor Ort konkret und aktiv geholfen hat). Aber auch die anderen Beiträge finde ich sehenswert.
Wir sehen verschiedene Perspektiven auf und die Auswirkungen von 9/11.
Es geht wohl darum, aufzuzeigen, dass der 11. September und alles, was folgte, keine Ausnahme ist. Wir lernen, dass solche Ereignisse häufig vorkommen und dass wir sie verhindern sollten unabhängig davon, wer davon betroffene ist und nicht erst, wenn die Gewalt auch die westliche Welt zu beeinflussen beginnt. Einige der Kurzfilme haben vermutlich kontroverse Reaktionen ausgelöst, da ein Jahr nach den Anschlägen eine antiamerikanische Stimmung besteht.
Wer gar nichts von den einzelnen Kurzfilmen wissen will, liest hier nicht weiter!
Film #1 von Samira Makhmalbaf (Iran)
Wir sehen afghanischer Flüchtlinge, die im Iran leben. Eine Lehrerin versucht Kindern die Bedeutung des 11. Septembers zu erklären. Die Kinder sprechen beiläufig über Gewalt und Tod. Gewalt und Lebensgefahr ist für viele der Menschen dort Alltag. Die Lehrerin versucht verzweifelt an dieser Normalität etwas zu verändern, den Kinder Empathie für die Opfer von 9/11 zu vermitteln, um so aus dem Kreislauf der Gewalt heraus zu kommen.
Film #2 von Claude Lelouch (Frankreich)
Szenen aus dem Leben einer taubstummen Frau am 11. September. Sehenswert ist der kleine Film, weil er den Einschlag in den Mikrokosmos dieser Frau, die ganz mit sich und der Angst vor dem Verlust ihrer Liebesbeziehung beschäftigt ist, sehr schön vermittelt. Der Regisseur spielt damit, dass wir wissen, was an diesem Tag passiert und dann sehen wir es auch. In dem Apartment der Frau läuft der Fernseher mit den Nachrichten, aber da sie nicht in der Nähe des Fernsehers sitzt und nichts hört, bekommt sie nichts davon mit. Ihr Freund ist Stadtführer und hatte morgens die Wohnung gereizt verlassen. Wir wissen nicht, ob er lebend zurückkehren wird.
Film #3 von Youssef Chahine (Ägypten)
Youssef spielt selbst die Hauptfigur und denkt darüber nach, wie er den 11. September um einen Tag verpasst hat, weil er am 10. bei den Türmen war. Danach erinnert sich der Protagonist an Bombenanschläge, bei denen zahlreiche amerikanische Soldaten ums Leben kamen. Er trifft auf den Geist eines der Soldaten und erfährt von seinem Leben. Der Film vertritt eine deutlich antiamerikanische Position ein, da er anprangert, wie die USA häufig mit der Welt interagieren und Konflikte erzeugt, die zu viele Toten führen.
Film #4 von Danis Tanović (Bosnien-Herzegowina)
Wir sehen Flüchtlinge, die aufgrund von Gewalt und Korruption nicht in ihr Land zurückkehren können. Man sieht eine Art Demonstration, die durch die Nachricht von 9/11 unterbrochen wurde. Die Hauptfigur beschließt, mit dem Protest fortzufahren und möchte dies nicht nur für sich selbst, sondern zu Ehren der Opfer des 11. September tun. Es geht wohl darum, aufzuzeigen, dass fürchterliche Dinge, wie 9/11 täglich passieren und nur, weil es einen nicht selbst betrifft, es nicht weniger bedeutsam ist.
Film #5 von Idrissa Ouedraggo (Burkina Faso)
Dieser afrikanische Film begleitet einige Kinder, die einen Mann fangen wollen, von dem sie glauben, dass es sich um Osama bin Laden handelt. Sie träumen von der Belohnung, mit der sie Medikamente und ärztliche Behandlung für die Mutter eines der Jungen kaufen könnten, damit dann der Junge wieder in die Schule gehen kann, denn seine Familie kann das Schulgeld nicht mehr aufbringen. Für mich einer der eindringlichsten Filme aus dieser Anthologie.
Film #6 von Ken Loach (UK)
Dieser Beitrag erzählt uns etwas über die Verbrechen der USA, die indirekt zu 9/11 führten. Die USA sorgte Jahrzehnte dafür, dass es uns in Deutschland gut geht, auf Kosten vieler anderer. Natürlich will kein vernünftig denkender Mensch lieber in einer Diktatur leben, nichts destotrotz schadet es nicht, sich zu vergegenwärtigen: Weil wir reich sind, sind die anderen arm. Und umgekehrt. Konkret geht es um den Tod von Salvador Allende am 11. September 1973, die Rolle der USA bei dem Putsch und der Machtübernahme durch Pinochet, sowie dem folgenden Massaker an politischen Gegnern.
Film #7 von Alejandro G. Iñàrritu (Mexiko)
Dieser Film bezieht sich direkt auf den 11. September. Es handelt sich hauptsächlich um eine Klangkulisse mit kurzen Aufnahmen von aus den Gebäuden springenden Menschen. Wir hören Nachrichtensprecher und andere Geräusche.
Film #8 von Amos Gitai (Israel)
Wir befinden uns mitten in einem Bombenanschlag in Jerusalem. Eine sehr sensationsgeile Journalistin will sofort alles genau wissen und steht den Helfern im Weg. Sie glaubt, sie hat den Beitrag ihres Lebens, weil sie wohl gerade zufällig vor Ort war. Aber ihr Beitrag wird durch die Nachrichten von 9/11 in den Hintergrund gedrängt. Gleichzeitig ist aber für die Betroffenen vor Ort das Geschehen in New York irrelevant.
Film #9 von Mira Nair (Indien)
New York nach 9/11. Polizei und andere Staatsbedienstete verfolgen Moslems, einfach nur, weil sie Moslems sind. Gleichzeitig findet die Suche nach vermissten Personen statt. Wir bekommen einen Eindruck davon, welche massiven Auswirkungen der 9. September auf NYC hatte.
Film #10 von Sean Penn (USA)
Ein älterer Witwer in NYC trauert über den Tod seiner Frau. Als der Anschlag geschieht, ist der Mann noch so mit sich selbst beschäftigt, dass er kaum begreift, was um ihn herum eigentlich passiert.
Film #11 von Shōhei Imamura (Japan).
Dieser japanische Beitrag hat keinen direkten Bezug zu 9/11. Stattdessen geht es um einen ehemaligen japanischen Soldaten am Ende des Zweiten Weltkriegs, der traumatisiert zurückgekehrt ist und glaubt, eine Schlange zu sein. Der Film ist total skurril! Ich habe die Message so verstanden, dass er sowohl eine Warnung an die Islamisten als auch an die USA darstellt, da er mit der Botschaft endet: „Es gibt keinen heiligen Krieg“.
https://boxd.it/vXfYI
Drei Episoden von drei Regisseuren in einem Zug, der (von Deutschland?) nach Rom fährt. Die einzige Konstante ist der Schaffner. Der erste Teil handelt von großer Sehnsucht und den Umgang mit der Begrenztheit des Lebens, der zweite Teil von Trauer- und Angstregulation und Grenzen von Hingabe und der dritte Teil (Ken Loach) von Egoismus versus Großzügigkeit und Güte. Ich vermute, dass die erste Episode von Abbas Kiarostami und die zweite von Ermanno Olmi ist, ein kurzer Check hat es nicht beantwortet.
https://boxd.it/vXfYI
https://boxd.it/eUmE2
Mamadi aus Burkina Faso studiert in Paris. Der Staat Burkina Faso hört auf, sein Stipendium zu bezahlen und nach einigen Monaten hat die Vermieterin seines Zimmers genug und wirft ihn raus. Er jobbt in einer Tiefgarage in einer relativ verantwortlichen Position, nämlich muss er die Videoüberwachung und die Ein- und Ausfahrt kontrollieren. Er kommt mit französischen Kriminellen in Kontakt und gerät in eine brenzlige Situation, weshalb er mit dem neuen Kollegen Franck nach Afrika flieht. Dort kommt es zu einer humoristischen Begegnung der Kulturen. Am Ende landen sie in Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos.
Sehr schön an dem Film ist die unterhaltsame Inszenierung der Unterschiede der Kulturen, z.B. im Hinblick auf innerfamiliäre Beziehungsgestaltung, die Behörden, aber auch in Bezug auf kleine Umgangsformen.
https://boxd.it/i1Ug0
https://boxd.it/tNt3o
https://boxd.it/ei1uE
Schwierige Aufgabe für mich. Ich habe keine Sommerfilme parat. Zuerst dachte ich an Filme, die in Ländern spielen, in denen quasi immer Sommer ist. Aber das ergibt wohl eher keinen Sinn. Dann bin ich meine Filmliste durchgegangen und es sind mir doch ein paar eingefallen:
HUNDSTAGE (2001) von Ulrich Seidl. Ein heißer Sommer in einem Wiener Vorort. Wahnsinnig fies, aber auch wahnsinnig gut.
DIE ZEIT MIT MONIKA (1953): Zwei junge Leute reißen im schwedischen Sommer aus und lassen sich auf einer einsamen Insel nieder, wo sie einfach in den Tag hineinleben.
AVA (2017): Eine Jugendliche mit einem Geheimnis verbringt den Sommer an der Atlantikküste.
SURFER, DUDE (2008): Für den Protagonisten ist immer Sommer und so lebt er auch (Schön, außerdem einer der Filme, in denen Matthew McConaughey und Woody Harrelson zusammen spielen).
DO THE RIGHT THING (1989): Ein krass heißer Sommer in Brooklyn. Alle schwitzen. Und irgendwann steigt die Aggression.
TSCHICK (2016): Zwei 14jährige klauen am ersten Tag der Sommerferien ein Auto und stellen lauter Unsinn an.
ROTER HIMMEL (2023): Ein paar junge Leute verbringen den Sommer in einem Haus am Meer.
Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #267
THREE THOUSAND YEARS OF LONGING hatte seine Premiere außerhalb des Wettbewerbs am 20.05.2022 während des Filmfestivals.
Von meinen Buddies hier hat der Film recht gespaltene Wertungen zwischen 1 und 10. Ich war optimistisch, weil ich Tilda Swinton recht gerne mag und ab und an ein netter Fantasyfilm ist vielleicht auch nicht verkehrt? Noch dazu von Autorenfilmer George Miller!
Und es fängt auch ganz nett an. Tilda Swinton ist eine Geschichtenerzählerin, die aufgrund eines Kaufs einer alten Vase einen Djinn befreit, der ihr 3 Wünsche anbietet. Sie will den Djinn aber lieber erst einmal kennen lernen, zumal sie weiß, wie gefährlich solche Wünsche sein können. Leider zieht sich die Geschichte des Djinns für mein Empfinden doch ganz schön... Außerdem ist es mehr eine Liebesgeschichte in einer Fantasywelt.
Insgesamt einigermaßen unterhaltsam, aber nichts, was länger in Erinnerung bleiben wird.
https://boxd.it/pX9xC
Eine junge Sängerin beendet ihre Karriere, um Schauspielerin zu werden. Sie lernt das Internet kennen (1997). Jemand hat unter ihrem Namen eine Homepage angelegt. Sie hat einen Stalker, der sehr gefährlich zu sein scheint. Außerdem hat sie einen inneren Konflikt, zwischen ihrem Sängerinnen-Selbst und ihrem Schauspielerinnen-Selbst. Für eine Serie muss sie eine krasse Vergewaltigungsszene drehen. Dann lässt sie Nacktfotos von sich machen.
@Blubberking: 1999 gabs sogar in Animationsfilmen noch Schamhaare! Falls du den also noch nicht in deiner Liste hast, kannst du PERFECT BLUE aufnehmen 😆
Äußerlich scheint das alles null Problemo für sie zu sein, innerlich erhöht sich jedoch die Anspannung und der Konflikt.
ANFANG SPOILER
Vielleicht entwickelt sie eine psychische Erkrankung (Multiple Persönlichkeitsstörung, oder Schizophrenie)?
ENDE SPOILER
Oder ist das doch nur die Filmproduktion, bei der sie mitwirkt?
Die Bilder gefallen mir, wie auch schon bei den anderen Werken von Satoshi Kon, sehr gut! Und das sage ich als jemand, der die meisten Animationsfilme nicht so interessant findet.
https://boxd.it/vF0Fg
https://boxd.it/5eyv2
Ein Vater aus ärmlichen Verhältnissen macht sich am Samstag morgen mit seinem ungefähr 6jährigen Sohn und einem alten Röhrenfernseher auf einen sehr weiten Weg, um diesen reparieren zu lassen, damit das Kind am Abend einen Film sehen kann. Werden sie es zu dem Reparateur schaffen und wieder rechtzeitig nach Hause? Und wird der Fernseher dann gehen?
Wahnsinn! Ich liebe Radu Jude!
https://boxd.it/uAGGc
https://boxd.it/ei1uE
https://boxd.it/joHRC
Danke an EddieLomax für die Empfehlung! Wie du schon geschrieben hast, könnte man SWAN SONG in einer Reihe Abschiedsfilme anderer alter Darsteller sehen, wie z.B. NEBRASKA (Bruce Dern) oder EWIGE JUGEND (Michael Caine und Harvey Keitel). THE COMEBACK TRAIL (Tommy Lee Jones, Morgan Freeman und Robert de Niro) ist zu klamaukig und noch zu weit weg vom eigenen Tod. Komplett würdelos ist Clint Eastwoods CRY MACHO.
Udo Kier spielt hier einen alten, abgehalfterten ehemaligen Friseur, der aus dem Pflegeheim zu einem letzten großen Auftrag in seine Hood zurückkommt. Ohne Geld stromert er durch das Viertel und man fragt sich die ganze Zeit, ob er es wohl schaffen wird, seinen Auftrag auszuführen oder ob er vorher noch selbst stirbt (oder wieder eingefangen wird). Wenn man Udo Kier mag, ist das auf jeden Fall zu empfehlen. Ansonsten auch, wenn einen das Thema alt werden und sterben umtreibt.
Ich empfehle diesen Film im Double Feature mit DIE BEAUTIFUL (2016).
Noch nicht gesehen. MP-Vorhersage: 7,7
Bis 10.11.24: https://www.arte.tv/de/videos/027777-000-A/lacombe-lucien-der-spitzel/
Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #266
THE SQUARE wurde mit der Goldenen Palme ausgezeichnet und Josefin Åsberg erhielt den Vulcain Prize for the Technical Artist.
Von Ruben Östlund mochte ich HÖHERE GEWALT nicht besonders, aber TRIANGLE OF SADNESS hat mir recht gut gefallen.
Das soll eine Satire auf die Kunstwelt sein, habe ich gelesen. Was ich wirklich witzig finde: In meinem Kopf hatte ich während der Sichtung darüber nachgedacht, wie wohl ein US-amerikanischer Film über dieses Thema aussuchen würde. Während ich den zurück genommenen, leisen und gleichzeitig total fiesen schwedische Humor sehe, fallen mir Jay und Silent Bob ein (es gibt zwei Charaktere, die womöglich eine Hommage an dieses Duo sind). Und darüber stelle ich mir dann vor, wie diese Geschichte wohl als US-amerikanische Produktion aussehen würde. Da liegen einfach Welten dazwischen.
Seit THE WIRE mag ich ja Dominic West recht gerne. Aber diese Drama-Serie über dieses Ehepaar (Name schon vergessen) habe ich nach der ersten oder zweiten Folge enttäuscht abgebrochen. Hier spielt er nur eine minikleine Nebenrolle, steht aber im Cast weit oben. Auch Elisabeth Moss kenne und schätze ich aus einer Serie, in MAD MEN war sie eine wunderbare Sekretärin. Hier ist sie eine nordamerikanische Journalistin.
Das ist insgesamt ein sehr merkwürdiger Film, dessen Handlung sich mir nicht so wirklich erschlossen hat. Ein Museumskurator stellt moderne Kunst aus, u.a. ein Quadrat eines Künstlers vor und dann auch mehrfach im Museum. Diese(s) Werke benötig(t)en dann einiges an Erklärung, weil sonst würde jemand wie ich nicht draufkommen, dass es sich um Kunstwerke handelt. Die Personen um den Museumsdirektor sind alle sehr steif und sozial irgendwie unbeholfen. Es gibt eine Sex-Szene, die auch total gruselig ist, sie ist gut gemacht, aber ganz, ganz schlimm!!! Dann gibt es ein paar Szenen mit Migranten, die sich ziemlich danebenbenehmen und die Schweden reagieren erstmal höflich, dann mit passiver Aggressivität und wenn das nichts hilft, werden sie direkt aggressiv. Wenn das alles auch nur ansatzweise die Realität widerspiegelt, dann muss ich sagen: Diese Schweden sind echt arm dran....
Parallel gibt es noch einen Diebstahl, der sich dank modernen Ortungsdiensten aufklären lässt, was aber unerwartete Weiterungen hat. Da sind vereinzelte Szenen, die ich ziemlich lustig finde, z.B. den Putzmann, der ein paar Teile der Kunstwerke aufsaugt, weil es sich dabei um Häufchen von irgendwelchen Schnitzelchen handelt. Oder auch die Youtube-Werbung mit dem blonden Kleinkind für das Museum (großartig!). Oder Das Dinner im Museum für die potenziellen Spender, alles reiche, weiße Menschen. Dort gibt es dann eine interessante Inszenierung, welche die Teilnehmer verstört.
Neben vielen anderen Themen geht es auch auf einer übergeordneten Ebene um die große Herausforderung, welche die Integration von Minderheiten und Migranten für Europa darstellt.
Mir hat THE SQUARE überraschend gut gefallen. Er ist 142 Minuten lang, aber ich habe mich nie gelangweilt.
Was den Film für mich so gut macht, ist dass er implizit so viele Themen behandelt und dies zum Teil en Passant, der Film ist wirklich von einer großen Eleganz und gleichzeitig machte er mir oftmals ganz, ganz unangenehme Gefühle!
https://boxd.it/pX9xC
https://boxd.it/gDz9A
Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #265
ROSE BERND war für die Goldene Palme nominiert.
Der in Oberbayern und in den Bavaria-Filmstudios gedrehte Film über eine hübsche blonde Magd (Maria Schell), die von mehreren Männern bedrängt wird, wurde mit Darstellern gedreht, die berlinern, hochdeutsch oder mit österreichischem Dialekt (Maria Schell und Käthe Gold) sprechen. Das passt für meine Ohren nicht zusammen.
Rose Bernd wird bedrängt von dem verheirateten Großbauern, für den sie arbeitet, von einem super-sexy Baggerführer und Frauenheld und ein anderer, uninteressanter Typ möchte sie gerne heiraten. Zwischendurch will sie das machen, um nicht weiter in Schwierigkeiten zu geraten. Ihr Vater setzt sie unter Druck.
Um ROSE BERND toll zu finden, muss man schon viel Liebe für den Film aus dem Deutschland der 1950er haben. Für mich gab es wenig, was mir gefallen hat. Die Bilder sind nichts Besonderes (im Gegenteil), Locations und Einrichtungen auch nicht und die Darsteller übertreiben es für meinen Geschmack oftmals. Hinzu kam für mich, dass ich die innere Welt der Rose nicht nachvollziehen konnte. Die letzten Minuten sind dann ziemlich dramatisch, aber das hat den Film insgesamt für mich dennoch nicht ansprechender gemacht.
https://boxd.it/pX9xC
Film #29, den ich von Ken Loach sehe!
Insezenierung einer Familiendynamik (einer kleinbürgerlichen Spießerfamilie aus dem Vereinigten Königreich) Anfang der 1970er und eines Psychogramms einer jungen Frau, die sich aus der destruktiven Beziehung zu ihren Eltern nicht ablösen kann. Außerdem sehen wir auch die diversen Behandlungsmethoden der Psychiatrie zu der Zeit (die auch zum Teil noch heute angewandt werden).
Die 18,19jährige orientierungslose Janice lebt noch bei ihren Eltern und will hauptsächlich Feiern. Berufsziele hat sie keine. Ich denke so ähnlich, wie die Eltern im Film waren meine Großeltern. Jedenfalls passt die Mutter zu dem, was mir meine Mutter über meine Großmutter erzählt hat.
ANFANG KLEINERE HANDLUNGSSPOILER
Auch meine Mutter war mit 19 ungewollt schwanger. Meine Großeltern haben sehr ähnlich darauf reagiert, wie die Eltern hier im Film. Jedenfalls hat die junge Frau ezurst einmal Glück, denn die Eltern gehen mit ihr auf Anraten des Hausarztes zu einem ungewöhnlichen Psychiater, der auch Psychotherapeut ist. Er spricht mit allen einzeln und auch manchmal mit der Familie gemeinsam. Er ist sehr einfühlsam und man lernt viel über die drei und vor allem was die Eltern antreibt und bewegt. Diese sehen ihre Tochter nicht, sondern haben normative Vorstellungen und wollen, dass Janice diesen entspricht.
Dann kommt es zu einem traumatischen Ereignis für die junge Frau, welche zu einem Klinikaufenthalt führt. Der nette und kompetente Psychiater hat eine eigene Station in einer Allgemeinpsychiatrie mit 1.200 Betten. Sein unkonventioneller Behandlungsansatz beinhaltet die Einbeziehung der Patientengruppe als Wirk-Agens und in der Hauptsache das therapeutische Gespräch. Das tut Janice recht gut. Es wird deutlich, dass sie einen großen Konflikt hat: Sie darf nicht sie selbst sein, denn das wäre gegen den Willen der Eltern und damit „böse“.
Natürlich macht der Arzt sich mit seinen Methoden beim Chefarzt nicht gerade beliebt. Dieser bevorzugt Medikamente und Elektroschocks. Weshalb er den Vertrag des Psychiaters nicht verlängert und die Station schließt. Das führt dazu, dass Janice mit Elektrokrampftherapie, wie man heutzutage euphemistisch sagt, und mit Medikamenten, behandelt wird. Was sie ruhig stellt, aber ihr natürlich nicht hilft. Sie bleibt abhängig von ihren Eltern. Ein paar Ausreißversuche schlagen fehl und das Ende ist traurig und folgerichtig.
ENDE SPOILER
Die Eltern sind dermaßen perfekt dargestellt, dass man echt schlucken muss, wenn man mit dieser Generation noch zu tun hatte. Auf Letterboxd fand ich einen Kommentar eines anderen Users, der auch seine Großmutter in der Mutter wieder erkannte!
Wer sich nur ansatzweise für Familiendynamiken und die Entstehung psychischer Erkrankungen interessiert, dem sei FAMILY LIFE ans Herz gelegt. Auch Freunde von guten Dramen und sozialkritischen Filmen werden hier fündig.
Ungewöhnlich für Ken Loach ist FAMILY LIFE nicht in einem semidokumentarischen Stil gedreht, sondern wie ein „normaler“ Spielfilm. Sehr gut ist die Bildqualität! Die Darsteller sind alle sehr überzeugend und das Drehbuch einfach nur fantastisch.
https://boxd.it/vXfYI
https://boxd.it/jrTey
Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #264
FAMILIENLEBEN war für die Goldene Palme nominiert.
Noch kein Kommentar auf MP, aber ein paar hohe Bewertungen von einigen Kollegen. Warum?
Kammerspiel über eine dysfunktionale Familie. Für mich eher langweilig. Ich mag Kammerspiele nur, wenn mich die Darsteller/Charaktere oder Dialoge interessieren. Das war hier nicht der Fall. Auch merkt man die ganze Zeit, dass Schauspieler Rollen spielen. Das mag ich auch nicht. Trotzdem habe ich bis zum Ende durchgehalten. Kein Vergleich zu dem gleichnamigen FAMILY LIFE, den ich kurz danach gesehen habe.
https://boxd.it/pX9xC
Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #263
Neben den Dardenne-Brüdern, Aki Kaurismäki, Lars von Trier und Michael Haneke ist Ken Loach Stammgast in Cannes. MY NAME IS JOE war für die Goldene Palme nominiert und Peter Mullan wurde (zu Recht) als bester Darsteller ausgezeichnet.
Ken Loach´s Filme haben unterschiedliche Stimmungen, manche sind von Anfang an Hardcore-deprimierend (SORRY; WE MISSED YOU, SWEET SIXTEEN, THE NAVIGATORS, LOOKS AND SMILES), andere sind leise-humorig (LOOKING FOR ERIC), andere laut-humorig (THE ANGELS´ SHARE, RAINING STONES), andere Brutale-Schläge-in-die-Magengrube (I, DANIEL BLAKE, THE WIND THAT SHAKES THE BARLEY), manche beginnen mit einer positiven Atmosphäre, und wiegen einen in Sicherheit, nur um einen dann so richtig fertig zu machen (LADYBIRD LADYBIRD), dann gibt es langsam beginnende, aber dann fesselnde Gesellschafts-Dramen mit unerwarteten Wendungen (JIMMY´S HALL, THE OLD OAK), andere mäandern ein bisschen herum und man weiß lange nicht, worauf das Ganze hinaus laufen soll (FATHERLAND, POOR COW) und wieder andere sind erstmal nüchtern-sachlich um nicht zu sagen etwas dröge, um dann aber doch noch auf einen interessanten Punkt zu kommen (ROUTE IRISH, HIDDEN AGENDA, AE FOND KISS, BREAD AND ROSES).
MY NAME IS JOE gehört zur Kategorie: manischer-Humor mit erwartbarem krassem Absturz, nur weiß man noch nicht wann und wo.
Am Anfang erzählt Joe mit einem stark schottischen Dialekt über das Drehtür-Gefängnis-System: Ein Mann säuft, bringt sich in Schwierigkeiten, kommt ins Gefängnis, wird ohne Unterstützung entlassen, säuft weiter, stellt irgendetwas an, landet im Gefängnis, wird entlassen.... Bis er irgendwann an seiner eigenen Kotze erstickt. Joe sitzt in einem AA-Meeting und erzählt dann auch seine eigene Geschichte. Wie er langsam zu der Einsicht gelangte, selbst Alkoholiker zu sein und wie er den Mut fand das 12-Steps-Programm zu absolvieren, one step at a time.
Die Stimmung ist humorig überdreht. Joe und seine Freunde sind sehr engagierte Fußball-Spieler. Dann verliebt er sich – was aber für ihn sehr gefährlich ist. Nicht nur für ihn.
Liebesfilm für Menschen, die keine Liebesfilme mögen: https://boxd.it/gdbcI
Aber es ist nicht nur ein Liebesfilm, sondern auch ein Drama, ein Thriller und eine Milieustudie.
Die Bilder sind top! Die Locations auch. Barry Ackroyd hat noch für ein paar andere Ken Loach-Filme die Kamera gemacht.
Filme von Ken Loach, die ich bis jetzt gesehen habe:
I, DANIEL BLAKE (9 Punkte)
LADYBIRD LADYBIRD (9 Punkte)
THE ANGELS' SHARE (8,5 Punkte)
SORRY WE MISSED YOU (8,5 Punkte)
JIMMY´S HALL (8,5 Punkte)
LOOKING FOR ERIC (8,5 Punkte)
POOR COW (8,5 Punkte)
THE OLD OAK (8 Punkte)
VATERLAND (8 Punkte)
THE WIND THAT SHAKES THE BARLEY (8 Punkte)
SWEET SIXTEEN (8 Punkte)
THE NAVIGATORS (8 Punkte)
RAINING STONES (8 Punkte)
LAND AND FREEDOM (8 Punkte)
IT´S A FREE WORLD (7 Punkte)
BREAD AND ROSES (7 Punkte)
LOOKS AND SMILES (7 Punkte)
McLIBEL (7 Punkte)
ROUTE IRISH (7 Punkte)
HIDDEN AGENDA (6,5 Punkte)
JUST A KISS (6,5 Punkte)
RIFF RAFF (6,5 Punkte)
KES (6,5 Punkte)
CATHY COME HOME (6 Punkte)
THE GAMEKEEPER (6 Punkte)
BLACK JACK (5,5 Punkte)
https://boxd.it/vXfYI
https://boxd.it/pX9xC
https://boxd.it/jrTey
Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #262
Tarkowskis Film war für die Goldene Palme nominiert und erhielt den Grand Prize of the Jury, den FIPRESCI Prize und den Preis der Ökumenischen Jury. Kameramann Sven Nykvist wurde mit dem Best Artistic Contribution ausgezeichnet (Echt jetzt???????).
Dieser Stil, von dem ich nicht weiß wie ich ihn nennen soll, sagt mir überhaupt nicht zu: Einige Menschen sind in einer Umgebung, die wenig verrät, in diesem Fall ist es anfangs einfach eine Landschaft, später eine herrschaftliche Villa und labern vor sich hin. Dass man das so machen kann, wenn man weder ein großes Budget noch ausreichend Darsteller noch genug Locations hat, ist mir klar. Nur für mich war es eine einzige große Ödnis! Vor allem, weil es No/Low-Budget-Filme gibt, die ich super finde. Die beiden Hauptdarsteller sind unattraktive, uninteressante alte Männer, die rumlabern. Grausam! Männer ab 60 laufen eh Gefahr, zu monologisieren. Wahnsinnig nervig! Allein, wenn ich den Tonfall von den Beiden höre, bin ich schon total entnervt. Also liebe Männer, passt auf, dass ihr nicht irgendwann in diese Fallte tappt!
So ähnlich geht es mir auch mit einigen Filmen von Ingmar Bergman, wobei der meistens wenigstens noch versuchte, ein bisschen was für´s Auge zur Verfügung zu stellen. Wahrscheinlich ist das eine Hommage an Bergman?
Mein größtes Problem mit OFFRET ist, dass ich mich schnell gelangweilt habe und daher bald ausgestiegen bin und den Monolog von dem Protagonisten nicht aufmerksam (OmU, also muss man lesen) verfolgt habe. Ich musste mich immer wieder zwingen, das Gesprochene aufzunehmen. Vorher hatte ich eine kurze Inhaltsangabe gelesen, also wusste ich grundsätzlich worum es ging. Was die Angelegenheit keineswegs besser gemacht hat.
Es wird gelabert und gelabert und gelabert. Über Schauspieler und wie sie sind oder sein sollten. Und das alles wie auf einer Theaterbühne. Sogar die Kakerlake über die man ab Minute 37 labert, sieht man nicht, es wird nur über sie gesprochen. Das ist wie ein Hörbuch oder ein Buch, aber ich schaue mir doch einen Film an, weil ich etwas sehen möchte, eine Geschichte sehen möchte und keine steifen Vorträge hören.... Das war ein ziemlich qualvolles Filmerlebnis.
Ich denke, dass Tarkowski eher nix für mich ist. Die 3,5 Punkte aus Respekt für die Schaffenden, rein von meinem Empfinden her wären es 0 gewesen, weil auch noch viel zu lang (MP-Vorhersage: 7,4)!
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Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #261
WAKE IN FRIGHT war für die Goldene Palme nominiert.
“New to the Yabba? Have a beer, will ya!”
Visuell ist der Film eine Wucht! Er hat mich atmosphärisch ein wenig an THE DRIVER (1978) erinnert, auch wenn er eine ganz andere Geschichte erzählt. Aber WAKE IN FRIGHT ist halt auch mega-cool!
Ein Lehrer aus Sidney, der sein Referendariat im Outback machen muss, hat Schulferien und will zurück nach Sidney. Auf dem Weg hat er einen Aufenthalt von einer Nacht in einem Kaff namens Bundanyabba, von den Einheimischen genannt the Yabba, wo er zuerst mit dem Polizisten sehr viel Bier trinkt, dann lässt er sich von ihm in ein Ess-Lokal führen in dem im Hinterzimmer eine Art Glücksspiel für Dumme durchgeführt wird: Man wettet darauf, ob zwei hoch geworfene Münzen, mit Kopf oder Zahl aufkommen werden. Der Lehrer findet Gefallen an dem Wettspiel. Und wie das halt so mit dem Glückspiel ist.... Am nächsten Tag hat er alles verzockt und weiß nicht mehr weiter. Sein Flugticket kann er nicht mehr bezahlen. Da ist eine unterschwellig unheimliche Atmosphäre und man kann darüber spekulieren, wie die Geschichte wohl weiter gehen wird. Ob der Lehrer wohl diesen seltsamen Ort aggressiver männlicher Gastfreundschaft jemals wieder verlassen wird?
Über die erschreckenden Jagdszenen auf die Kängurus kann man nachlesen „Photography of the hunting scenes in this film took place during an actual kangaroo hunt conducted by licensed professional hunters. No kangaroos were expressly killed for this motion picture. Because the survival of the Australian kangaroo is seriously threatened these scenes were included with approval of leading animal welfare organisations in Australia and the United Kingdom.” (https://www.sensesofcinema.com/2014/key-moments-in-australian-cinema-issue-70-march-2014/the-hunt-wake-in-fright-ted-kotcheff-1971/)
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Eudora guckt Filme, die auf den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden. #260
DIE LIEBESFÄLSCHER war für die Goldene Palme nominiert und Abbas Kiarostami erhielt den Award of the Youth. Juliette Binoche wurde als beste Darstellerin ausgezeichnet.
Eine junge Frau hört die Lesung eines britischen Autors. Sie lädt ihn in ihr Geschäft ein, in dem sie Statuen verkauft. Sie hat einen Sohn, der sie damit aufzieht, dass sie in den Autor verliebt sei. Dann kommt der Brite in ihren Laden und sie machen einen Ausflug auf´s Land. Dort entwickelt sich dann eine Dynamik, die durchaus Potenzial hat.
Jedoch hat mich nur weniges ansatzweise interessiert. Die Dialoge sind großteils redundant und todeslangweilig. Irgendwann fangen die beiden an sich zu streiten, aus verschiedenen Gründen bzw. Auslösern. Oder tun sie nur so?
Ich denke, Abbas Kiarostami ist nichts für mich. Auch DER GESCHMACK DER KIRSCHE fand ich langweilig. Eine kleine Hoffnung habe ich noch auf WO IST DAS HAUS MEINES FREUNDES?
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