EudoraFletcher68 - Kommentare

Alle Kommentare von EudoraFletcher68

  • 6 .5

    Tragische Geschichte in den Wirren des 1. Weltkrieges. Ein junger Soldat wird nach Flandern versetzt und verliebt sich dort in eine Flämin. Nach anfänglichem Zögern reagiert sie auch positiv auf ihn. Leider wird er nach der 1. Gemeinsamen Nacht schon weitergeschickt. Sie begegnen sich später mehr zufällig wieder. Wir erleben, wie unfrei die Menschen unter diesen Bedingungen sind und wie alle versuchen, während des Krieges ihr normales Leben weiter zu leben.

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    • 8
      EudoraFletcher68 30.05.2022, 08:00 Geändert 17.06.2022, 11:32

      AWAARA gehört zu den All-Time 100 besten Spielfilmen auf der Liste der Times (magazine): https://entertainment.time.com/2005/02/12/all-time-100-movies/slide/raj-kapoor-awara/

      4 Jahre nach der Unabhängigkeit Indiens dreht der 26jährige (!) Raj Kapoor dieses tragische Melodrama des verstoßenen Sohns eines Richters und seines Werdegangs, bis hin zu einem versuchten Mord und spielt selbst die Hauptrolle des Raj. Für die Darstellung des Hauptprotagonisten wurde er lt. Wikipedia-Eintrag besonders gelobt, ich konnte das aber weder verifizieren noch falsifizieren. Mich jedenfalls hat er überzeugt.

      AWAARA beginnt mit einem Gerichtsprozess. Was mich überraschte war, dass eine Rechtsanwältin die Verteidigung eines mittellosen Angeklagten übernimmt. Mit so viel Gleichberechtigung hätte ich 1951 in Indien nicht gerechnet und ich habe mich sofort gefragt, wie viele Rechtsanwältinnen es wohl 1951 in Deutschland gab. Auf die Schnelle habe ich keine exakte Zahl dazu gefunden.

      Ein Mann ist also angeklagt, versucht zu haben, einen Richter zu ermorden. Die Rechtsanwältin verlangt vom Opfer, dass er erklärt, warum er 25 Jahre zuvor seine Ehefrau aus dem Haus gejagt hatte. Es gibt einen Szenenwechsel in die Vergangenheit, als der Mann mit seiner Ehefrau in trauter Harmonie in einer Art Palast lebte und die Aussicht auf einen Richterposten im Amtsgericht hatte. Seine Frau wurde entführt von einem Mann, den ihr Mann zu einer Strafe verurteilt hatte. Der Mann ist wütend, vor allem über die Aussage des Richters, dass Kinder von guten Vätern gute Menschen werden und Kinder von Banditen eben selbst zu Banditen werden. Nun will er die Entführte vergewaltigen, um sich an dem Richter zu rächen.

      Es entwickelt sich ein Melodrama mit Psychothriller-Momenten in einem überwiegend großbürgerlichen Milieu, das gut durchdacht ist und sich eben mit einigen ethischen Fragen beschäftigt, wie z.B. was ist ein guter/schlechter Mensch eigentlich und wie wird man gut/böse?

      Trotz der langen Laufzeit kurzweilig.

      Gibt´s momentan beim großen A für 0,99 €. Die UT sind nur Assoziationen zu dem, was gesprochen wird. Man versteht es aber trotzdem.

      Gedanken beim Ansehen: Viele der Darsteller sehen nicht so aus, wie ich die Inder kennen gelernt habe, auch wenn mir bekannt ist, dass es dort auch sehr hellhäutige Menschen gibt. Vieles wirkt britisch angehaucht. Erinnert mich an einige Produktionen aus den Philippinen, in denen sich auch die Kolonialzeit bemerkbar macht und die in der Oberschicht spielen. Das Land, das man kennenlernt, wenn man kein Millionär ist, sieht ganz anders aus. Die Szenen, die im Slum spielen sind Kulisse, genauso wie die Szenen beim Baden. Letztere wirkte auf mich total absurd. Auch sind die meisten Menschen westlich oder doch zumindest sehr schick gekleidet. Das war vermutlich der Stil, in dem man zu dieser Zeit Filme gedreht hat. (Auch das Product Placement von Coca Cola in Minute 62 hat wohl wenig mit der Lebensrealität der meisten Inder zu dieser Zeit zu tun, die vermutlich nicht wussten was Coca Cola überhaupt ist).

      Wir sehen keine indischen Großfamilien und das Thema der Kasten oder Eheschließungen scheint tabuisiert zu sein.

      Die Tanzeinlagen sind super (ich kann weder etwas mit Musicals anfangen, noch mit den Tanzszenen aus indischen Filmen, die ich bislang gesehen habe)! Dann gibt´s noch eine nette kleine Referenz zu Charlie Chaplins TRAMP (denke ich jedenfalls).

      https://boxd.it/cQ8hC

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        EudoraFletcher68 30.05.2022, 07:58 Geändert 30.05.2022, 08:31

        Diese vierteilige Mini-Doku-Serie gibt uns einen Eindruck von der indischen Polizeiarbeit in Bangalore. SEHR interessant, wenn man ein bisschen was über das Land und die Kultur erfahren will.

        Die Ermittlungen laufen ziemlich anders ab, als bei uns. Man sieht, wie es da insgesamt zugeht. Man erfährt auch viel über die Einstellung der Polizeibeamten. Ganz anders als in manchen dieser glatt gebügelten Mainstream-Produktionen.

        Inszenierung und Informationsgehalt finde ich sehr gut. Die Kamera ist halt dokumäßig pragmatisch.

        Am spannendsten war für mich der 4. Teil, in dem ein Kleinkind entführt wurde.
        Der Polizist befragt die Eltern: Wo lebt ihr?
        Der Vater: Unter der Sowieso-Brücke.
        Polizist: Habt ihr da ein Haus?
        Vater: Nein, wir schlafen darunter.
        Und genauso ist es dann auch.

        Die Aufklärung ist nicht überraschend, aber deshalb nicht weniger tragisch.

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          EudoraFletcher68 29.05.2022, 07:07 Geändert 29.05.2022, 09:56
          über Yara

          Danke Framolf, für den Tipp!

          Ein Verbrechen ist geschehen. Eine Jugendliche, die am frühen Abend in einer winterlichen italienischen Kleinstadt Winter zu Fuß nach Hause läuft, ist verschwunden. Der frische Schnee hauptsächlich am Anfang ist hier sehr schön eingefangen und trägt zur Atmosphäre bei. Deshalb: https://boxd.it/3Maow

          Ansonsten handelt es sich um die (zu?) ruhig inszenierte Aufklärung eines Kriminalfalls, geleitet durch eine Kommissarin mit italienischem Flair. Ich habe den Film keinesfalls ungern gesehen und Krimifreunde werden den womöglich höher bewerten. Denn er ist soweit recht gut gemacht und auch die Dynamik der Ermittlungen inclusive Sackgassen, neuen Spuren und neuen Sackgassen. Die Frustration der stockenden Ermittlungen kommt gut rüber. Richtig gut fand ich dann aber die Gerichtsverhandlung und die Überführung des Täters. Da ich nicht so sehr der Krimi-Fan bin, war YARA für mich nur bedingt sehenswert, gefiel mir aber mit zunehmender Laufzeit immer besser. Während meine Bewertung bis zur ersten Hälfte bei 5,5 – 6 Punkten lag, wurden es dann am Ende doch 7.

          https://boxd.it/eUmE2

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            EudoraFletcher68 29.05.2022, 07:06 Geändert 29.05.2022, 09:46

            Am Anfang geht es um das große Thema Heiraten in einem Indien, in dem die Kinder der Mittelschicht anscheinend nicht mehr ganz selbstverständlich verheiratet werden, sondern anscheinend mitreden wollen und Ausreden erfinden. Eine Zeit, in der Töchter zu ihren Vätern sagen, sie sollen doch einfach die „alte Hexe“ verlassen.

            Homosexualität ist aber nach wie vor indiskutabel, obwohl es Dating-Apps für Homosexuelle gibt.

            Bei der Arbeit werden ganz selbstverständlich Telefonat mit Verwandten geführt. Wenn man jemanden verhaftet, weil er was angestellt hat, wird der ganz selbstverständlich verprügelt. Es gibt da ja auch diese irre (verrückt finde ich sie, weil sie selbstverständlich krasse Situationen und Verhaltensweisen zeigt) indische Polizei-Mini-Doku (inszeniert)-Serie CRIME STORIES: INDIAN DETECTIVES, in der man eine Idee von indischer Polizeiermittlung bekommt. Die ist so ganz anders als in Europa oder den USA. Dort sieht man auf jeden Fall sehr schön, wie voll es da immer ist. Überall Unmengen an Leuten und eine oft klaustrophobische Enge.

            Zurück zu BADHAAI DO.
            Ein schwuler Polizist stolpert zufällig über eine lesbische Frau aus derselben Kaste und überzeugt sie ihn zu heiraten. So können beide unerkannt ihre Beziehungen weiterführen. Typisch indischer Machismo steht die schwule Beziehung erstmal im Vordergrund und ist WAHNSINNIG kitschig inszeniert. Auch nicht erotisch, sprich es hat zwischen den beiden Kerlen nicht glaubhaft gefunkt. Da ist noch einiges an Potenzial. immerhin addressiert und kritisiert die weibliche Hauptprotagonistin das dann später im Film.
            Dennoch ist es positiv zu bewerten, dass die Homosexualität im Mainstreamkino Indiens angekommen ist. Eine Kurzrecherche dazu führte mal wieder zu einer Erweiterung meiner Watchlist. Dem Artikel „Gender, Sexuality and (Be) longing: The Representation of Queer (LGBT) in Hindi Cinema“ von 2017 kann man u.a. entnehmen, dass Homosexualität in Indien wieder verboten wurde. Zwischen 2009 und 2013 war die Kriminalisierung abgeschafft worden. Außerdem geht daraus auch hervor, dass Homosexualität im indischen Film nach wie vor heikel ist. Laut Wikipedia sind gleichgeschlechtliche Beziehung seit 2018 legalisiert.

            Der Film versucht wohl, dem heterosexuellen Zuschauer nicht allzuviel zuzumuten, was BADHAAI DO für mich eher uninteressant macht. Als QUEER AS FOLK (2000)-Fan bin ich da anderes gewöhnt. Wahrscheinlich verfolgt man hier die Bildung der heterosexuellen Allgemeinbevölkerung, was lobenswert ist. Aber ich bin nicht die richtige Zielgruppe dafür. Ähnliche Produktionen habe ich von den Philippinen gesehen, obwohl es da auch parallel ganz andere Arthousefilme /Low Budget-Produktionen gibt, die recht offen mit (Homo-)Sexualität umgehen.

            https://boxd.it/cQ8hC

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            • Danke sehr! 17 habe ich immerhin schon gesehen.

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              • 7 .5
                EudoraFletcher68 28.05.2022, 07:14 Geändert 28.05.2022, 08:56
                über RRR

                Während der britischen Kolonial-Herrschaft über Indien entführt ein reiches britisches Gouverneurs-Ehepaar ein Kind von einer kleinen Ethnie irgendwo im Hinterland. Sie wollen das Mädchen im Prinzip als Spielzeug haben. Und schlagen die Mutter (halb-?)tot, die das verhindern möchte. Diese Leute sind nicht wehrhaft, sondern friedliebend. Sie haben aber eine Besonderheit: Man darf sie nicht voneinander trennen. Sie brauchen einander. Deshalb gibt es einen Beschützer, der das Mädchen zurückholen muss.

                Der Held! Ein sympathischer Typ, der sich also auf den Weg macht, das Mädchen zu finden.
                Sein Antagonist ist ein indischer Polizist, der aus einem Grund, den ich nicht so ganz kapiert habe, völlig identifiziert mit dem britischen Unterdrückungsapparat ist und beauftragt wird, den Helden wegen Rebellion zu verhaften, da die Nachricht von seiner Mission zum Gouverneurspalast durchgedrungen ist. Der Polizist weiß nicht, wie der Held aussieht.

                Sie lernen sich unwissend bei einer zufälligen Rettung eines anderen Kindes kennen und lieben (brüderlich). Dann gibt es da noch eine junge Britin, die im Gouverneurspalast lebt, aber keine Rassistin ist. Sie verguckt sich in den Helden, der sie auch toll findet, aber gleichzeitig nutzt, um in den Palast zu seiner gefangenen Schwester zu gelangen. Das ist mehr oder weniger die Einleitung.

                Wenn ich mal von den Sachen absehe, die ich hier etwas daneben fand, dann hat RRR auf jeden Fall Unterhaltungswert und ich habe den Film gerne gesehen. Sowohl was den Plot angeht, als auch einige Dinge, von denen ich nach meinen 2 Ausflügen in dieses sehr ungewöhnlich Land und einiges an Literatur, sagen würde „typisch indisch“, wobei das vermutlich noch weniger aussagt, wie typisch amerikanisch. Was meine ich damit? Der Hang zu einer bestimmten Art von Übertreibungen zum Beispiel (Die mir allemal lieber als in vielen US-amerikanischen Produktionen sind, einfach weil sie einen Charme haben, der mir zusagt). Dann die Neigung wahrscheinlich der meisten indischen Mainstream-Produktionen, die Drehorte zu verkitschen und menschenleer darzustellen. An der Stelle wäre dann BaltiCineManiac gefragt, ich habe nicht genug indische Filme gesehen, um das fundiert beurteilen zu können. Hier ist es jedenfalls so. Die Locations haben wenig mit dem realen Indien zu tun. Alles ist total sauber. Sogar die Einzelzelle, in die einer der Guten gesperrt wird. Es gibt auch viele CGI-Tiere, die durch die Gegend springen und einen lustigen Kampf von Feuer gegen Wasser. Auch wenn ich teilweise kopfschüttelnd vor dem Fernseher saß, so überwog für mich insgesamt das Positive.

                Die Darstellung der britischen Kolonialherrn hat sich echt gewaschen!! Find ich gut, dass das so gezeigt wird. Menschenverachtende Rassisten, die auf die Inder nur herabsehen und sie als Untermenschen betrachten. Auch hier: Ich weiß nicht, ob das üblich ist im indischen Film. Die historisch-politische Message ist unbedingt relevant.

                Die cineastische Einordnung wird wahrscheinlich demnächst von BaltiCineManiac erfolgen. Freu mich schon darauf, denn das wird einige meiner Fragen beantworten, wie z.B. ob´s einen Bezug zu real existierenden Personen oder Ereignissen gibt und für welche Art von Kino RRR eigentlich steht.

                Ich kann nur meinen Eindruck widergeben und finde, dass der Film durchaus spannend ist und wenn man für sowas offen ist, bekommt man hier ein kleines Bild vom Selbstverständnis Indiens in 2022. Zum Ende hin habe ich mir gedacht, dass es doch wohl Gandhis Methoden des gewaltfreien Widerstands waren, die eine Veränderung erreicht haben und keine Waffengewalt, wie es in RRR dargestellt wird. Für mich wirft der Film doch einige Fragen auf.

                Mit europäischen oder amerikanischen Maßstäben sollte man aber nicht an die Sichtung gehen.

                Insoweit möchte ich sagen: Empfehlenswert für Leute, die mal einen Abstecher ins indische Kino machen wollen und sich an ein wenig Kitsch, Künstlichkeit in den Bildern und etwas Überdramatisierung nicht stören. Klar, dass man auch UT lesen muss.

                https://boxd.it/cQ8hC

                Nun bekomme ich vielleicht doch ein paar mehr Filme für die Bewertung von 2022 zusammen.

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                • 5 .5
                  EudoraFletcher68 28.05.2022, 07:06 Geändert 28.05.2022, 08:10

                  George Clooney ist der beste Gentleman-Kriminellen von allen! Trotzdem kann er in solchen Rollen nicht ansatzweise sein Talent zu völlig absurden Typen anbringen. Ich liebe ihn für seine Figuren bei den Coen-Brüdern: BURN AFTER READING, O BROTHER, WHERE ART THOU? oder auch INTOLERABLE CRUELTY.

                  Hier ist er einfach ein intelligenter und charmanter Dieb, der einen Einbruch in ein Kasino plant und ausführt. Ob man sich wohl 2001 erträumt hat, dass Trump irgendwann Präsident wird? Es gibt nämlich eine schöne Szene mit Clooney am Telefon und im Hintergrund die Schriftzüge des Trump Plaza, das soweit ich das gelesen habe, ein großes Verlustgeschäft gewesen sein soll.

                  OCEAN´S ELEVEN ist halbwegs unterhaltsam, aber so richtig viel hat er mir nicht gegeben. Hatte den besser in Erinnerung.

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                  • 13
                    • 8 .5

                      Esst mehr Gemüse!

                      Schon lange nicht mehr so gelacht bei einem Actionfilm!

                      Erstmal vielen Dank an Jichi für die Empfehlung! Dein Kommentar hatte mich so neugierig gemacht, dass ich mir SHOOT `EM UP gleich angesehen habe. Es sind hier besonders die kleinen Feinheiten, die ich sehr geschätzt habe. Und sogar die Synchro ist absolut in Ordnung („Sucht mir jede tropfende Brust in dieser Stadt!“), da habe ihr recht S-Patriot und Jichi!

                      Die Kamera ist hervorragend, aber vor allem Inszenierung und Choreographien sind einfach toll! Ich hatte ja noch extra vorher nachgefragt, ob der Film in Richtung JOHN WICK gehen würde. Was er nicht tut. SHOOT `EM UP punktet mit einem hohen Maß an Originalität und lustigen Ideen (Auch mich regt es auf, dass die Leute im Straßenverkehr immer weniger blinken. Der Hauptprotagonist will im Waffengeschäft mit Essensmarken bezahlen.). Sogar die Frage des Tragens von Sicherheitsgurten (die in Filmen oft wie selbstverständlich nicht angelegt werden) wird humoristisch thematisiert.

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                      • 5 .5

                        Nette Transvestitenkomödie mit liebenswertem Ende. Die beiden Hauptdarsteller harmonieren schön.
                        Dennoch für mich auf die Dauer nicht unterhaltsam genug. Andere Werke von Billy Wilder gefallen mir besser.

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                        • 8 .5
                          EudoraFletcher68 26.05.2022, 08:15 Geändert 09.07.2022, 21:16

                          Nun habe ich eine Idee, wo Woody Allen sich für INNENLEBEN und SEPTEMBER seine Inspiration hergeholt hat. Ich habe HERBSTSONATE ohne Vorwissen angesehen und als die Mutter der Hauptprotagonistin sie besucht, kurz nachdem ihr Lebensgefährte gestorben ist und anfängt die Tochter mit Oberflächlichkeiten und leerem Gerede voll zu blubbern, fielen mir diese beiden Werke von Allen ein, der sich ja oft auf Bergman bezogen hat. Ich liebe es, Filme ohne Vorwissen anzusehen und dann darin etwas zu entdecken (Auch wenn das genauso oft misslingt und ich ohne Vorwissen überhaupt nix mit manchen Filmen anfangen kann, manchmal aber auch nicht, selbst wenn ich mich eingelesen habe).

                          Hier jedenfalls haben wir es mit einem steifen Ehepaar zu tun, er (mal wieder) Pfarrer, sie Journalistin für religiöse Themen. Sie hat also ihre Mutter zu sich eingeladen, nach 7 Jahren der Funkstille. Die Mutter kommt und benimmt sich aufgekratzt. Man wundert sich, hätte erwartet, dass sie in Trauer ist. Versteht, dass das die Art der Mutter ist, mit tiefem Schmerz umzugehen. Die 2. Irritation erfolgt, als die Tochter der Mutter offenbart, dass Helena bei ihr wohnt und die Mutter darüber ganz und gar nicht erbaut ist. Wir wissen erst einmal nicht sicher, wer Helena ist, nur dass sie schwer körperbehindert ist, erfahren wir sofort. Mutter und Tochter sind von großer Ambivalenz erfüllt. Der Ehemann ist unbeeindruckt und immer gleich zugewandt. Er verwendet wohl eine ähnliche Ausdrucksweise wie die Mutter, was die Frau dem Mann auch rückmeldet. Vermutlich hat sie eine Mutterübertragung auf ihn. So geht es dann weiter, die vier Personen interagieren miteinander. Es gibt eine schöne Szene, in der die Mutter der Tochter ein Stück von Chopin erklärt. Allerdings geschieht dies nur, um der Tochter zu zeigen, dass sie keinen Peil hat, bzw. die Tochter erlebt das so. Und da die Mutter Konzertpianistin ist, ist von vorneherein klar, dass die Tochter das Stück niemals so gut wird spielen können, wie sie.

                          Der Film spielt in der Hauptsache nur an wenigen Tagen im Haus des Ehepaars.
                          Irgendwann kommt es dann zu einer Aussprache zwischen Mutter und Tochter und wir erfahren auch wer Helena ist.

                          Was macht den Film so gut? Bergman hat einfach einen sehr exakten Blick für Beziehungs- und Psychodynamiken. Er zeigt auf, wie die Beziehungen zu den Eltern einen geprägt haben und sich auch noch in der Gegenwart auswirken. Wie destruktiv Menschen sein können, aber dies ganz ohne Mord und Totschlag, sondern ganz nonchalant, im Vorbeigehen quasi. Fast alle Interaktionen hier sind (auch) schmerzhafter Natur.

                          Meine einzigen zwei Kritikpunkte betreffen die Kamera, die finde ich in Ordnung, aber nicht besonders gut. Und 2. die Aussprache zwischen Mutter und Tochter. So ein offenes und ehrliches Gespräch nach Jahrzehnten der Verschlossenheit und Unehrlichkeit halte ich für extrem unwahrscheinlich.

                          Mir hat HERBSTSONATE viel besser gefallen, als Woody Allens Assoziationen dazu, auch wenn diese keinesfalls schlecht sind.

                          https://boxd.it/gDz9A
                          https://boxd.it/hj53m

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                          • 5

                            Nervige Alte, die in einem Bus vor dem Haus eines zwanghaften Schriftstellers parkt und offensichtlich nicht ganz dicht ist. Eher unfreiwillig beginnt er, sich um die Frau zu kümmern.
                            Hat mir nicht besonders viel gegeben.

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                            • 8

                              EUDORA KOMMENTIERT IN LOSER FOLGE LIEBLINGS-FILME IHRER BUDDYS

                              Diese Aktion wurde initiiert von Loretta (https://www.moviepilot.de/users/alex-de-large).

                              In meinen Worten: Ich wähle mir einen Lieblingsfilm eines Kollegen aus seiner Liste aus, schaue ihn mir irgendwann an und poste ihm/ihr einen Kommentar dazu.

                              Dieser Kommentar ist für MichaelGG, der schon 9 Jahre bei MP ist, den ich aber erst seit ungefähr einem Jahr befreundet bin. Sein Profilbild löst in mir unangenehme Gefühle aus, da es das gruselige Kind von WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN ist. Und im Gegensatz zu MichaelGG mochte ich den Film überhaupt gar nicht! Weiter kann man geschmacklich kaum auseinander liegen, als wir beide bei diesem Film. Glücklicherweise gibt es aber viele andere Filme, bei denen wir mehr Gemeinsamkeiten haben. Leider hat er sein Profil so eingestellt, dass man seine Filmliste nicht einsehen kann.

                              Von 4.607 bewerteten Filmen hat er 30 Lieblingsfilme, 26 kenne ich davon. Darunter die erste STAR WARS Trilogie, PULP FICTION, APOCALYPSE NOW, INTO THE WILD und TERMINATOR 2, die ich alle auch toll finde.

                              Nicolas Cage als Privat-Detektiv, der die Echtheit eines Snuff-Films überprüfen soll. Er tut dies, indem er nach dem Opfer sucht. Auftraggeberin ist eine alte Millionärin. Sie befürchtet, dass ihr verstorbener Gatte etwas damit zu tun hatte.

                              Der Cast hat mir gefallen: Ganz kurz Norman Reedus (Daryl in TWD) als Knacki. Peter Stormare überzeugt als widerlicher Porno-Regisseur. Der noch schlanke und gesund aussehende James Gandolfini in einer Nebenrolle als Agent. Am schönsten ist aber der noch sehr junge Joaquin Phoenix als Verkäufer in einem Pornoladen, der vom Privat-Detektiv überzeugt wird, ihn in die Unterwelt der illegalen Sex-Sachen einzuführen. Die beiden harmonieren gut zusammen.

                              Sehr gut kreierte gruselige Atmosphäre, gute Kamera, tolle Locations. Spannend von Anfang bis Ende mit Ideen und Wendungen, die meine Aufmerksamkeit fesselten. Etwas nervig/störend fand ich die Ehefrau, mit der er dauernd telefoniert. Aber das dient wohl dazu, die beiden Pole darzustellen, mit denen es der Detektiv zu tun hat.

                              Es gibt nicht mehr viele Thriller und Krimis, die mich noch hinter dem Ofen vorlocken. 2/3 von 8 MM fand ich topp! Einzig die Endphase (nachdem die alte Frau tot ist) hat mir den Filmgenuss etwas verdorben, weshalb es von mir 1 Punkt Abzug gibt (Das ist vielleicht auch der Grund, warum einige Kollegen den Film nicht mochten.).

                              ANFANG SPOILER
                              In sich ergibt das zwar Sinn, dass der Detektiv beschließt alle Bösewichte umzubringen: Er wurde in den Abgrund dieser Welt hinabgezogen und ist nun selbst auch Teil davon geworden. Deshalb sagt er ja ganz am Ende auch zu seiner Frau, dass sie ihn retten/erlösen (save me!) soll. Für mich wäre der Film trotzdem besser gewesen, wenn es bspwse mit dem Tod der alten Frau zu Ende gewesen wäre.

                              https://boxd.it/fMo0c

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                              • 5

                                Directors Cut. Sehr lange höchstens mittelmäßig lustig. Auf die Dauer nicht ausreichend unterhaltsam.
                                Erst sehr spät gibt es ein paar sehenswerte Moment, da haben viele vielleicht schon aufgegeben.

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                                • Ich finde die Idee im Prinzip eine sehr gute, aber dann hätte ich gerne 4-6 Wochen Zeit mir mal überhaupt ein paar mehr Filme aus dieser Zeit anzuschauen, ansonsten kann ich kaum abstimmen. Hab zuwenig gesehen.

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                                  • 9 .5
                                    EudoraFletcher68 24.05.2022, 08:14 Geändert 24.05.2022, 10:24

                                    EUDORA KOMMENTIERT IN LOSER FOLGE LIEBLINGS-FILME IHRER BUDDYS

                                    Diese Aktion wurde initiiert von Loretta (https://www.moviepilot.de/users/alex-de-large).

                                    In meinen Worten: Ich wähle mir einen Lieblingsfilm eines Kollegen aus seiner Liste aus, schaue ihn mir irgendwann an und poste ihm/ihr einen Kommentar dazu.

                                    Dieser Kommentar ist für ScV, von dem/der (?) ich mir bisher noch überhaupt noch kein richtiges Bild gemacht hatte. Das Profilbild aus KILL BILL ist zwar sympathisch, aber wir haben noch nicht viel miteinander interagiert. Nun, als ich mir ihre/seine Lieblingsfilmliste durchsah, ging mir zumindest ein kleines Lichtlein auf: Wir teilen denselben Humor: BRAINDEAD, DARK STAR, CHRISTMAS VACATION, BACK TO THE FUTURE und unglaublicherweise THE LONG KISS GOODNIGHT! Ich dachte ja schon, dass ich vielleicht am Ende doch die Einzige bin, die diesen Film einfach unfassbar lustig findet. Samuel Jackson in seinen verschiedenen Anzügen und seine ganze Art hier ist einfach zum Schreien komisch, aber niemand außer mir schien das bisher auch so zu empfinden. Wie schön, ScV, dass ich dich gefunden habe! (Ich sehe mal darüber hinweg, dass ich mit EINE LEICHE ZUM DESSERT so ziemlich gar nix und mit ARMY OF DARKNESS wenig anfangen konnte.) Aus dieser Überschwänglichkeit habe ich zugegriffen und …..

                                    …DAVE MADE A MAZE, der schon länger auf meiner Watchlist stand, ist hiermit aufgenommen in meine Lieblingsfilmliste! Für mich einfach ein absoluter Gute-Laune-Film!

                                    Die Grundidee ist nichts Neues: Entwicklungsprozess eines knapp 30jährigen, der Angst vor dem Erwachsenwerden hat. Die Umsetzung ist aber schlicht und ergreifend großartig! Ich habe als Kind regelmäßig aus Möbeln, aber auch Kartonagen in der Wohnung Höhlen und Gänge gebaut und darin gespielt. Somit konnte ich mit der Idee gut connecten.

                                    Die einzelnen Ideen sind genial! Das ist mal wieder ein Beispiel, was man aus einem kleinen Budget (wie klein, scheinen die Zuständigen nicht sagen zu wollen: https://www.sharegrid.com/blog/posts/dave-made-a-maze-creating-a-cardboard-world-on-an-indie-budget) alles herausholen kann!

                                    Das Drehbuch ist super und die Darsteller machen ihre Sache auch gut. Meera Rohit Kumbhani ist entzückend und hat wahnsinnig große Augen! Man merkt, dass der Film den Beteiligten richtig Spaß gemacht hat.

                                    Wer nur ein kleines bisschen ein Herz für ungewöhnliche Low Budget Fantasy-Filme hat, dem lege ich DAVE MADE A MAZE ans Herz!

                                    Fazit: ScV, du bist ab sofort auf jeden Fall für mich ein großer Ansprechpartner in Sachen Komödien! Ob ich umgekehrt diesbezüglich etwas anzubieten habe, kannst nur du selbst entscheiden: https://boxd.it/2svzG

                                    https://boxd.it/fMo0c
                                    https://boxd.it/esNdm

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                                      Ich gehöre ja zu denjenigen, die Jesse Eisenberg mögen. Seine skurrile Art, ähnlich wie die von Adam Driver, finde ich lustig. Und Jeff Daniels habe ich in THE NEWSROOM lieben gelernt. Wer das noch nicht kennt: Gucken!
                                      Ansonsten geht´s halt hier um eine Familie mit zwei Kindern in Brooklyn. Die Eltern streiten sich und dann trennen sie sich. Wir erleben den Prozess mit. Und das Coming of Age von Jesse Eisenbergs Charakter.
                                      Nix besonderes und für mein Empfinden ein bisschen sehr gewollt, aber passt schon.

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                                        EUDORA KOMMENTIERT IN LOSER FOLGE LIEBLINGS-FILME IHRER BUDDYS

                                        Diese Aktion wurde initiiert von Loretta (https://www.moviepilot.de/users/alex-de-large).

                                        In meinen Worten: Ich wähle mir einen Lieblingsfilm eines Kollegen aus seiner Liste aus, schaue ihn mir irgendwann an und poste ihm/ihr einen Kommentar dazu.

                                        Dieser Kommentar ist für smartbo, der zu den aktiven Kollegen hier gehört, die regelmäßig Kommentare posten und kommunikationsfreudig sind. Ich schätze ihn seit mehreren Jahren als konstruktiven Gesprächspartner. Erfreulicherweise beteiligt er sich auch an der Buddy-Lieblingsfilm-Aktion, weshalb es nun aber höchste Zeit ist, dass auch er einen solchen Kommentar bekommt.
                                        Von 1.939 bewerteten Filmen hat er 36 Lieblingsfilme, darunter auch einer meiner durch diese Aktion entdeckten neuen Lieblinge, nämlich BUTTERFLY EFFECT. Dass er DER GOLDENE HANDSCHUH auf dieser Liste hat, finde ich mutig 😅. Ansonsten sind wir uns bei den gängigen großen US-amerikanischen Werken überwiegend einig. Größere Gegensätze gibt es nur bei wenigen Werken (SNOWPIERCER, LIFE OF PI, THE NORTHMAN), wobei ich LIFE OF PI irgendwann noch eine 2. Chance geben werden. Er hat eine sehr lange Liste mit überwiegend deutschen Produktionen, die er mit 0-1 Punkten bewertet hat, darunter auch wenige Filme, die ich sehr gut finde, wie DIE KRIEGERIN und den fantastischen SUPERMARKT. Aber so ist es halt, die 100 %ige Übereinstimmung gibt es nicht. Nach Durchsicht seiner Filmliste wundert es mich, warum wir nur auf 57 % kommen.

                                        Es fiel mir schwer, mehr über THE AUTOPSY OF JANE DOE zu schreiben, deshalb hat es mit meinem Kommentar auch etwas gedauert.

                                        Bei diesem Film handelt es sich um eine sehr ästhetische Darstellung einer kleinen gerichtsmedizinischen Praxis von Vater und Sohn. Die Bilder sind wirklich toll! Und dafür hat sich THE AUTOPSY OF JANE DOE für mich schon absolut gelohnt. Wir sehen den beiden Pathologen dabei zu, wie sie eine neue Leiche, die in einem verlassenen Haus, halb unter der Erde gefunden wurde und seltsam frisch wirkt, untersuchen. Sie entdecken einige Hinweise darauf, wie die Frau zu Tode gekommen sein könnte.

                                        KLEINER SPOILER - Die Ideen der Frau, wie sie nach ihrem Tod die Polizei zu den Tätern leiten könnte, haben mir sehr gut gefallen und auch den Prozess, wie die beiden Ärzte sich damit beschäftigen ENDE SPOILER

                                        Es kommt dann zu seltsamen Ereignissen, auf die ich nicht näher eingehe. Somit beginnt der Film eigentlich als Kriminalfall und mutiert dann aber zu einer anderen Art Gespenster-/Spukfilm, was grundsätzlich überhaupt nicht nach meinem Geschmack ist. Dafür, dass ich auf so etwas nicht stehe, finde ich THE AUTOPSY OF JANE DOE aber hervorragend und ich kann mir vorstellen, dass Genrefreunde ihn für die tolle Atmosphäre lieben.

                                        Insoweit kann ich nur sagen: Wer gerne ästhetische Bilder einer Leichenschau sehen möchte mit langsam sich entwickelndem Gruselfaktor, kann hier eigentlich nix falsch machen.

                                        https://boxd.it/fMo0c

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                                          Nette Milieustudie von Sommer-Badegästen am Meer. Passt schon aber nochmal würde ich den nicht sehen wollen.
                                          Ich versteh schon, dass das ein großer Klassiker ist und habe auch eine Idee, warum.
                                          Meinen Geschmack und meinen Humor trifft der Film aber nicht.

                                          https://boxd.it/eqWlK

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                                          • EudoraFletcher68 22.05.2022, 10:05 Geändert 22.05.2022, 14:19

                                            - Bester Film
                                            Ein Fisch namens Wanda
                                            Rantes - Der Mann, der nach Süden schaut
                                            Down by Law
                                            Ghostbusters
                                            Shining
                                            Womit habe ich das verdient?
                                            Fitzcarraldo
                                            Der Elefantenmensch
                                            Stardust Memories
                                            Paris, Texas

                                            - Bester Animationsfilm
                                            Wenn der Wind weht
                                            Der Mann, der Bäume pflanzte

                                            - Beste Serie
                                            Falls diese als Serie gelten, sind zumindes auf MP so eingetragen:
                                            Heimat – eine deutsche Chronik
                                            Dekalog
                                            Michael Palin - in 80 Tagen um die Welt

                                            - Bester Schauspieler (Name des Darstellers und zugehöriger Film)
                                            Shafiq Syed (Salaam Bombay)
                                            Dustin Hoffman (Rain Man)
                                            Tom Waits (Down by Law)
                                            Billy Murray (Ghostbusters)
                                            Antonio Banderas (Das Gesetz der Begierde)

                                            - Beste Schauspielerin
                                            Jamie Lee Curtis (Ein Fisch namens Wanda)
                                            Sigourney Weaver (Alien 2)
                                            Carmen Maura (Womit habe ich das verdient?)
                                            Eszter Balint (Stranger than paradise)
                                            Sissy Spacek (Nashville Lady)

                                            - Bester Soundtrack
                                            Down by Law
                                            Ghostbusters
                                            Stranger than paradise
                                            Blues Brothers

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                                              EudoraFletcher68 22.05.2022, 07:02 Geändert 22.05.2022, 08:16

                                              EUDORA KOMMENTIERT IN LOSER FOLGE LIEBLINGS-FILME IHRER BUDDYS

                                              Diese Aktion wurde initiiert von Loretta (https://www.moviepilot.de/users/alex-de-large).

                                              In meinen Worten: Ich wähle mir einen Lieblingsfilm eines Kollegen aus seiner Liste aus, schaue ihn mir irgendwann an und poste ihm/ihr einen Kommentar dazu.

                                              Dieser Kommentar ist für DudeLanez, der ein alter Hase auf MP ist, auf meiner FL ist er aber noch nicht lange. Er ist mir ein bisschen ein Rätsel, da er selten etwas schreibt und wenn, dann oft auch keinen Kommentar zu einem Film. Seine Filmlisten hat er verborgen, sodass ich keine genaue Vorstellung davon habe, was uns tatsächlich miteinander verbindet. Sehr geheimnisvolles Profil!
                                              Von den 6.308 bewerteten Filmen hat er nur 7 Lieblingsfilme (Bei Letterboxd ein paar mehr), die bis auf MODERNE ZEITEN intellektuelle Herausforderungen sein dürften und die ich alle noch nicht kannte. Vielleicht ist DudeLanez Philosophie-Professor oder Filmwissenschaftler?

                                              Kommentar enthält leichte SPOILER

                                              TEOREMA hat verschiedene Ebenen, darunter findet sich die Abrechnung mit dem Großbürgertum und die Spiegelung der Strömungen in der italienischen Gesellschaft in den 1960ern. Dann handelt es ich außerdem auch um eine abstrakte und gleichzeitig dramatische Darstellung eines Falls von Liebeskrankheit, die verursacht wird durch einen schweigsamen, attraktiven Mann, der eine großbürgerliche Familie besucht (heimsucht könnte man fast schon sagen). Alle Mitglieder, einschließlich der Dienstbotin verehren und verlieben sich in ihn. Jede/r auf seine Weise. Warum das so ist, kann man nur mutmaßen. Ich würde denken, seine stille, aber einladende Art in Kombination mit seinem attraktiven Äußeren lädt zu Projektionen und Fantasien ein. So kann jeder seine Idealvorstellung in ihn hinein fantasieren.

                                              Vor diesem Besuch erfahren wir aber noch, dass ein Fabrikbesitzer seine Fabrik seinen Arbeitern vermacht hat. Warum das so ist, klärt sich später auf. Der Film hat also auch eine konkrete Handlung.

                                              Nach seiner Abreise verlässt Emilia, die Hausangestellte, mit einem großen Koffer die Familie und kehrt zurück zu ihrer eigenen Familie, wo sie beginnt, Wunder zu vollbringen. Die Familienmitglieder reagieren auf die Abwesenheit ihres Liebesobjekts auf ihre Weise (was ich ziemlich witzig fand). Man sieht, dass sie eigentlich kaum etwas miteinander teilen und sich auch nichts zu sagen haben.

                                              TEOREMA vermittelt die Leere und Sinnlosigkeit des (groß-)bürgerlichen Lebens, seiner ganzen Oberflächlichkeit und sinnlosen Konventionen. Die Inszenierung ist, gelinde gesagt, unkonventionell. Wenn man sich nicht durch die merkwürdige Atmosphäre, die gute Kamera und die schöne Bildsprache angesprochen fühlt, wird man vermutlich sehr unzufrieden mit dem Film sein. Mich hat er durchaus erreicht, auch wegen des leisen Humors oder vielmehr des ironischen Untertons. Den Soundtrack fand ich gut ausgewählt.
                                              Jedoch hielt sich der Sehgenuss in Grenzen, weshalb es zu einer höheren Bewertung nicht reicht.

                                              https://boxd.it/fMo0c
                                              https://boxd.it/eUmE2

                                              P.S.: Obwohl es auf MP ja einige Pasolini-Fans gibt, hat außer mir noch niemand LA MACCHINAZIONE (2016) bewertet oder kommentiert. An dieser Stelle spreche ich mal wieder eine Empfehlung aus! LA MACCHINAZIONE hat mir die Person Pasolini nähergebracht. Dort geht es um seinen gewaltsamen Tod, und darum, wie es (womöglich) dazu kam.

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                                                EudoraFletcher68 22.05.2022, 07:00 Geändert 22.05.2022, 07:25

                                                Großen Dank an Loretta für die Empfehlung und gute Bewerbung dieser köstlichen Persiflage und Parodie erst einmal auf Johnny Cash (wer WALK THE LINE gesehen hat, wird große Teile davon wieder entdecken) und später dann auf Bob Dylan, die Beatles, David Bowie und ich meine, ich hätte auch Jim Morrison gesehen.

                                                Das tolle an WALK HARD ist, dass man einerseits deutlich erkennt, worauf er sich bezieht, und andererseits hat der Film genug Eigenständiges, so dass er für sich alleinstehend auch noch funktioniert. Außerdem ist er einfach auch ziemlich witzig. Aber mit dem Humor ist es ja immer so die Sache – entweder man findet´s lustig oder eben halt nicht. Meinen Humor hat WALK HARD jedenfalls getroffen.

                                                Das Drehbuch ist toll, der Autor hat sich nicht nur die aktuellen Musik-Biopics genau angeschaut, sondern auch die Stimmung der 1950-70er gut eingefangen! Ab den 1980ern hetzt WALK HARD ein wenig durch die Zeit, aber John C. Reilly überzeugt als Rocksänger, kann gar nicht mal so schlecht singen und ist insgesamt einfach ziemlich komisch.

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                                                  EudoraFletcher68 21.05.2022, 07:43 Geändert 09.08.2024, 21:35

                                                  EUDORA KOMMENTIERT IN LOSER FOLGE LIEBLINGS-FILME IHRER BUDDYS

                                                  Diese Aktion wurde initiiert von Loretta (https://www.moviepilot.de/users/alex-de-large).

                                                  In meinen Worten: Ich wähle mir einen Lieblingsfilm eines Kollegen aus seiner Liste aus, schaue ihn mir irgendwann an und poste ihm/ihr einen Kommentar dazu.

                                                  Dieser Kommentar ist für Dady. Ich vermute, dass er auch gerne komplette Werkschauen von seinen favorisierten Regisseuren macht, da er bei seinem Kommentar zu NIXON erwähnte, dass nun seine Oliver Stone-Filmografie komplett ist. Seine Kommentare lese ich gerne. Sie haben eine gute Länge, sind persönlich und sagen einem etwas über den jeweiligen Film. Er ist sehr freundlich in seinem Kontaktverhalten und nicht gleich beleidigt, wenn man ihn kritisiert. Er ist ein regelmäßig präsenter Kollege, was ich auch sehr schätze.

                                                  Wir haben eine solide Übereinstimmung von 66 %. Von 1.472 Filmen hat er 17 Lieblingsfilme. 14 davon kenne ich und 8 finde ich auch überdurchschnittlich.

                                                  DANCES WITH WOLVES habe ich in den 1990ern einmal gesehen und gemocht. Nur noch eine sehr vage Erinnerung daran gehabt. Nun erstmals in OV. Und mal wieder scheine ich den großen Fehler gemacht zu haben, die falsche Version gekauft zu haben: 172 Minuten hat meine DVD. Ich habe allerdings nichts vermisst und bin mit dem Film glücklich gewesen, auch wenn mich natürlich interessieren würde, was in der 4. Stunde noch alles passiert.

                                                  Nicht umsonst wurde DANCES WITH WOLVES mit 7 Oscars und sehr vielen anderen Preisen ausgezeichnet. Er ist wirklich verdammt gut!

                                                  Die Geschichte nimmt sich Zeit für die Einführung der Charaktere, ist dabei aber niemals langatmig. Die gesamte Dauer über ist der Film unterhaltsam, spannend, anrührend, aufregend, traurig, lustig, schmerzhaft, bedrohlich und nochmal spannend. Mit viel Feingefühl nähert sich Kevin Costner als Regisseur und in der Hauptrolle als erster Vorreiter der weißen Eindringlinge einem Stamm der Sioux an. Weder wird das Leben dieser Leute romantisiert, sie als edle Wilde dargestellt, noch wirken sie primitiv oder hinterwäldlerisch. Costner hat für mein Empfinden den richtigen Blickwinkel auf die Ureinwohner Amerikas, auch wenn man natürlich kritisieren kann, dass hier ein Nachkomme der Eroberer einen Film über einen Weißen macht, der zum Retter für einen Indianerstamm wird. Andererseits ist es aber ja auch so, dass der Protagonist sich mit dem Lebensstil der Sioux so sehr identifiziert, dass er das Empfinden hat, erstmals überhaupt er selbst zu sein und beginnt, sich dort mehr zu Hause zu fühlen als je zuvor in seinem Leben. Man könnte also sagen, er wird dort neu geboren – was mir viel wesentlicher erscheint, als seine großen Heldentaten für den Stamm. Und er wird außerdem auch von ihnen gerettet.

                                                  Sehr schön finde ich, dass ein großer Teil des Films in Lakota mit UT gesprochen wird, das schafft Authentizität und war meines Wissens in den 1990ern in Hollywood nicht unbedingt üblich. Man kann auf Wikipedia nachlesen, dass bis auf einen der Darsteller für alle anderen Lakota eine Fremdsprache war, die sie mehr oder weniger gut erlernten. Native Speakers haben sich wohl ein bisschen lustig darüber gemacht.

                                                  Außerdem scheint der Film bei den Ureinwohnern auf gemischte Resonanz gestoßen zu sein. Einige waren sehr angetan von Costners Werk und nahmen ihn in ihre Familien auf.

                                                  Ein bisschen musste ich am Ende an EASY RIDER denken. Bei beiden Werken geht es um den Untergang eines freien Lebensstils durch eine Übermacht an ängstlichen und brutale Primitivlingen, denen Menschen, die sich von ihnen unterscheiden ein Dorn im Auge sind und die man deshalb ausradieren muss.

                                                  https://boxd.it/fMo0c
                                                  https://boxd.it/ejXdS

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                                                    EudoraFletcher68 21.05.2022, 07:37 Geändert 17.06.2022, 08:50

                                                    Ich habe gelesen, dass DR. STRANGELOVE… ein paar Monate vor FAIL SAFE in die Kinos kam und dass das Publikum FAIL SAFE nicht so gut angenommen hätte. Das kann ich nachempfinden, bzw. geht es mir auch ein bisschen so:
                                                    Habe ich doch kürzlich zum 2. Mal DR. STRANGELOVE… gesehen und bin begeistert! Vielleicht war ich bei der Sichtung von FAIL SAFE auch in keiner Stimmung für ein 2stündiges Kammerspiel. Ansonsten hätte mir der Film wahrscheinlich mehr zugesagt. So fand ich ihn gut und habe ihn mit Interesse gesehen, aber es fehlten mir eben genau die Elemente, die DR. STRANGELOVE..... für mich so großartig machen: Der skurrile Humor, die großartige Kamera, die aberwitzigen Dialoge und Slapstickeinlagen, jedes Detail auf den Punkt.

                                                    Nicht, dass Kamera oder Inszenierung von FAIL SAFE schlecht wäre, ganz und gar nicht. Das ist ein guter Film! Aber ich konnte nicht anders, als immer wieder diesen Vergleich ziehen.

                                                    Für mich wurde FAIL SAFE erst in den letzten 30 Minuten so richtig spannend. Ab da war er es dann echt geniale Dramaturgie!

                                                    Vielen Dank an Loretta für den Tipp! Ich werde die BR mal für eine Zweitsichtung behalten.

                                                    https://boxd.it/h0Ene

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