filmschauer - Kommentare

Alle Kommentare von filmschauer

  • Zum Film: Ist schon länger vorgemerkt.
    Zur Kolumne: Die plötzliche Absetzung ist doch wohl ein schlechter Scherz, oder? Für mich jedenfalls war der Mittwoch zuletzt immer ein Grund, gezielt in den moviepilot-Feed zu schauen. Besonders bei der Vielzahl an oftmals redundanten Newsartikeln oder manch krampfhaft fortgeführter Artikelreihe wäre das ein herber Verlust für die Seite. :(
    Auf jeden Fall gilt dir ein großer Dank für viele interessante Anregungen, Thomas!

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    • 7 .5
      über XXY

      "XXY" greift ein sehr schwieriges Thema auf, welches man so nur ganz selten zu Gesicht bekommt: Die Intersexualität eines jungen Menschen, was gemeinhin auch unter dem Begriff 'Zwitter' bekannt ist. Die 15jährige Alex, Hauptfigur und mit dem auffallend zweideutigen Namen ausgestattet, lebt eigentlich als Mädchen und ist auf bestimmte Hormonpräparate angewiesen, weil sie ansonsten sich immer mehr zum männlichen Geschlecht hin entwickeln würde. Entsprechend schwierig gestaltet sich ihre Pubertät und die sich drängende Frage, welche Richtung nun eingeschlagen werden soll. Eine Entscheidung, die wohl kein Außenstehender entsprechend nachempfinden kann. Sehr behutsam und respektvoll bereitet die argentinische Regisseurin Lucía Puenzo dieses Schicksalsdrama auf, ohne die Andersartigkeit als solches zu verunglimpfen oder mehr als nötig zu präsentieren. Denn schnell wird klar, dass nicht Alex das Problem ist, sondern die Gesellschaft an sich, die offenkundig damit nicht umgehen kann. Sehr positiv an dem Film ist neben den subtilen wie wirkungsvollen Momenten die authentische Darstellerriege wie die der Eltern oder Alvaros Familie, welche ins Haus eingeladen wurden. All jene erfahren ebenso viel Beachtung wie die Protagonistin. Besonders Alvaros Gefühlswelt zeigt die andere Seite der Medaille beim Umgang mit der Intersexualität und erleichtert auch auf diesem Wege den Zugang zu Alex. Manchmal wirkt der Plot zwar etwas orientierungslos, was aber auch gut die innere Zerrissenheit aller Beteiligten widerspiegeln kann. Puenzo vermeidet gängige Coming-of-Age-Klischees und spielt sich auch nicht als große Problemlöserin auf. Darum verwundert es nicht, dass wir es eher mit einem unerwarteten Ausgang zu tun haben, was aber im Nachhinein sehr gut passt. So unvergleichlich und einzigartig wie Alex selbst ist eben auch "XXY". Empfehlenswertes Kino aus dem fernen Argentinien.

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      • Beides sind für sich genommen Genre-Meisterwerke (Horror, Sci-Fi, Action), doch nur Scotts Version hat es auch in die Ägide meiner Lieblingsfilme geschafft, da er in letzter Konsequenz den originären Charakter besitzt, besonders in stilistischer Hinsicht. Ohne "Alien" eben kein "Aliens". Über den Rest wurde, denk ich, schon genug geschrieben. Nur zeigt sich anhand dieses Beispiels doch mustergültig, wie gut eine Fortsetzung sein kann, wenn man die Stärken des Original anerkennt, ohne sie nur zu kopieren und diese dabei mit eigenen Ideen kombinieren kann. Und das hat Cameron sogar zweimal in seiner Karriere geschafft (siehe "Terminator 2").

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        • Typischer Fall von Cross-Promotion. Nuff said.

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          • Ich hab sofort an Sean Penn alia Jeff Spicoli aus "Fast Times at Ridgemont High" gedacht. Wer ihn da gesehen hat, weiß warum...

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              Schon mit seinem ersten Spielfilm "Stolz und Vorurteil" zeigt Joe Wright sein Händchen im Sinne einer visuellen Eintrittskarte für ein authentisches Period-Piece-Erlebnis, so angenehm wirken die Bilder von imposanten Anwesen, aufwendigen Innenräumen und der Schönheit der britischen Landschaft. Hinzu kommen die mittlerweile als kleines Wiedererkennungsmerkmal gekennzeichneten Plansequenzen, die sich ohne großes Auftun in das Geschehen einfügen und man selbige erst bemerkt, wenn sie schon vorbei sind. All diese Elemente scheinen auch nötig zu sein, haben wir es doch hier mit einer Adaption eines Jane-Austen-Stoffes zu tun. "Pride and Prejudice" ist wahrscheinlich der prominenteste Roman der Schriftstellerin, geht es hier doch um die großen Gefühle, Heiratschancen und einhergehend dem Willen zum Aufstieg im Rahmen der verkrusteten Struktur einer Ständegesellschaft (zumindest sind das meine Vorstellungen auf dem Papier, da Roman nicht gelesen). Wrights Film konzentriert sich allerdings hauptsächlich auf das sich anbahnende Beziehungswirrwarr zwischen Elizabeth und dem distanziert wirkenden Mr. Darcy, die restlichen Schwestern sind da nur nettes Beiwerk.

              Alles schön und gut, doch für zwei Stunden Film wirkt diese etwas monothematische Herangehensweise an einigen Stellen schon etwas eintönig, denn die gegebenen gesellschaftskritischen Ansätze bleiben hierdurch eher zurückgedrängt. Da gehören die Szenen, in denen wir es mit Lady Catherine zu tun bekommen (Judi Dench ist grandios), schon zu den brisanten Highlights. Genau diese Spitzen wären das Salz in der Suppe, die allerdings zu rar gesät sind. Ein weiterer Knackpunkt ist, dass die Chemie zwischen den zwei Protagonisten trotz mancher Anstrengung nicht dermaßen vorhanden ist, obwohl wir besonders in Matthew Macfadyen es mit einem sehr interessanten Charakterdarsteller zu tun haben. Elizabeth-Darstellerin Keira Knightley ist vielleicht nicht die allerbeste Wahl, doch immerhin so annehmbar, um dem Geschehen irgendwann nicht vollends den Rücken zu kehren. Aber vielleicht ist es auch das Sujet an sich, welches mich nicht vom Hocker reißen mag. Da gibt es andere Austen-Stoffe wie auch die biografische Abhandlung ihrer selbst ("Geliebte Jane"), die mir noch mehr zusagen. Nichtsdestotrotz, schön anzuschauen ist "Stolz und Vorurteil" dennoch. Und das will ja auch etwas heißen.

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              • 6

                Arnold Schwarzeneggers Schauspielerkarriere ist ohne Zweifel geprägt von harten und kompromisslosen Actionfilmen. Wie man es von diesem Genre kennt, kann deren Qualität dabei ganz schön weit auseinander gehen. Es sind sicherlich gute wie auch wirklich schlechte Filme in der Verlosung, doch da ist noch eine weitere Kategorie: So abtrus und blöd, dass es unweigerlich wieder Spaß macht. Darunter fällt das Bodycount-Vehikel "Phantom Kommando" wie kein anderer Schwarzenegger-Film. Eigentlich könnte man meinen, hier hätte man es mit einer satirischen Abhandlung seines eigenen Handeln zu tun, wenn man sich die Prämisse mal auf der Zunge zergehen lässt. Noch beim Intro wird ein extrem kitschiges Vater-Tochter-Leben in einem Berganwesen präsentiert, bevor es auch für den Ex-Soldaten wieder knallhart losgeht mit der Jagd. Entführungsfall vs. verweigerter Killermission, ein Wettlauf gegen die Zeit und viele, viele Tote: Gemäß der 80er-Jahre-Zeitgeists des amerikanischen Actionfilms wird hier nicht groß Filmmaterial für große Nebenplots verschwendet, sondern schnurgeradeaus im Sinne des unzerstörbaren Helden inszeniert. Keine Logiklücke ist zu groß für den Film, sodass man des öfteren schmunzeln muss, wenn nicht sowieso gerade wieder ein knackiger Oneliner ausgesprochen wird. Gewaltverherrlichend und moralisch fragwürdig ist dieser Ein-Mann-Krieg natürlich. Bescheuert ebenso, aber auch sehr kurzweilig und unterhaltsam, wenn man das Ganze genauso wenig ernst nimmt, wie sich Arnie um seine zahlreichen Kollateralschäden sorgt. Und wenn das die einzig wahre Mission der Macher war, dann haben sie auf Umwegen doch ihr Ziel erreicht.

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                • 4 .5

                  Wer sich in die Untiefen des umfangreichen Italowestern-Gefilde begiebt, kommt nicht umhin, auch unfreiwillig komische Entdeckungen zu machen. Darunter fällt mit Sicherheit auch "Blaue Bohnen für ein Halleluja", eines der wahrscheinlich größten Hassobjekte unter Genrefreunden. Auf dem Papier klingt zunächst alles normal: Regisseur ist Ferdinando Baldi, der schon für ordentliche Westerngeschichten gesorgt hat, Enzo Barboni ist ein sehr geschätzter Kameramann und in der Besetzungsliste finden sich mit u.a. Terence Hill oder Fernando Sancho bekannte Genregrößen. Doch da ist noch eine kleine, quirlige Hauptdarsteller namens Rita Pavone. Und die ist hauptberuflich Schlagersängerin. Was nichts anderes bedeutet, dass man es mit einem Italowestern mit eingeflochteten Musicaleinlagen zu tun hat. Wer für dieses Metiér keine Sympathien hegt, sollte gleich von dannen reiten, aber auch sonst muss man leider konstatieren, dass der Film durch manche Schwäche nur durchschnittlich unterhalten kann. So ist die Songauswahl nicht sehr facettenreich, man wird zwar bestimmt kein Ohrenbluten bekommen, aber im Gedächtnis bleiben die Lieder nicht wirklich, ganz im Gegensatz zu den Musikthemen großer Italowesternkomponisten. Die gezeigte Story ist zumindest ganz nett, doch das Dazwischenschieben manch krampfhafter Parodieeinlage (Django oder Ringo als Beispiele) wirkt nicht sehr ausgefallen. Selbst Terence Hills Auftritt erscheint ungemein schüchtern, was man eigentlich so gar nicht von ihm kennt, und der erwähnte Sancho gibt, wie sollte es auch anders sein, den großen Anführer einer mexikanischen Bande. "Blaue Bohnen für ein Halleluja" ist sicherlich nicht der schlechteste Italowestern, doch die gewagte Idee mit dem Musicalkonzept lässt viel vorhandenes Potenzial verpuffen. Kann man sich anschauen, muss man aber nicht.

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                  • 7

                    Darf man sich noch König des Slasherfilms nennen, wenn man nicht mehr auf dem deutschen Index gelistet wird (ok) und nun sogar schon bald als FSK-16-Fassung ungeschnitten bekommt (hui)!?

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                    • 6 .5

                      "Pixelschatten", wie der halbdokumentarische "Alice 5.0" ein Beitrag aus der "Bodybits - Analoge Körper in digitalen Zeiten"-Reihe, allerdings mit dem Fokus auf ein einzelnes Blog und vollständig fiktiv gehalten, ist auch kein ganz gewöhnlicher Film, sondern formal streng an das thematisierte Bloggersystem samt Datum, Uhrzeit, Text sowie allen Kommentaren der Leser gehalten. Die eingebetteten Videosequenzen sind ausschließlich aus der persönlichen Perspektive dieses Bloggers Paul gefilmt und sollen den ganz intimen Einblick in ein fremdes Leben ermöglichen. Eine kritische Auseinandersetzung mit Blogs an sich findet zwar an einigen wenigen Stellen statt, ansonsten ordnet sich alles dem gezeigten Bloggeschichte weitesgehend unter. Aber kann das auch über knapp eineinhalb Stunden unterhalten? Nun, wenn man sich vergegenwärtigt, wie oft man auf wildfremde Blogs mit ausschließlich persönlichen Inhalten ansteuern würde, kann man sich das wohl auch selbst ausmalen. Die Geschichte über Liebe, Beziehung, Job, Zukunftsängsten usw. von jungen Erwachsenen, welche sich hier über einen Zeitraum von mehreren Monaten beläuft, ist gemäß ihrer Prämisse auf authentisch getrimmt, ohne dabei steif oder gewollt zu wirken. Andererseits ist dies dann auch nur ein Beispiel einer persönlichen Geschichte, die man auch so im Internet finden könnte, unzählig oft wahrscheinlich. Denn auch der Bloggeralltag ist leider nur selten spannend, besonders wenn man nicht selbst beteiligt ist. Bestätigung wie Schwachpunkt zugleich für eine eigentlich sehr gute Filmidee.

                      • 5 .5

                        Eigentlich habe ich mich auf "Phase IV" gefreut. Wieder ein Science-Fiction-Werk aus den frühen 70ern, einem Zeitraum, wo häufig sehr intelligente und durchdachte, aber auch oft rationale und zurückgenommene Genreware anzutreffen war (Paradebeispiel: "Andromeda"). In "Phase IV" bekommen wir es nun mit dem Geheimnis der Schwarmintelligenz zu tun, in dem Fall die eines Ameisenstaates, welcher durch eine seltsame Einwirkung aus dem All sich jetzt gegen Mensch und Tier wendet. Auf der anderen Seite zwei Wissenschaftler in der Einöde Arizonas, die sich in einem Forschungsmodul zurückgezogen haben. Dezidiert wird nun vorgeführt, wie dieser unbarmherzige Kampf von statten geht. Regisseur Saul Bass versucht ein Konglomerat aus verschiedenen Stilrichtungen umzusetzen und unternimmt dabei alles, um diese schleichende Gefahr visuell darzustellen. Allerdings bleibt die Präsentation dieser Bilder angestrengt artifiziell, weswegen die mögliche Bedrohung für die Menschheit nicht so richtig übermittelt werden kann. Wenig Empathie bringen auch die Schauspieler rüber, alles bleibt eher kühl, vielleicht gibt aber auch die im Grunde sehr einfache Prämisse zu wenig her. Umso häufiger bekommt man es mit offenen Fragen zu tun. "Phase IV" ist ein bisschen Science-Fiction, eine Prise Tierhorror sowie etwas wissenschaftliche Abhandlung, nur ist das Gesamtergebnis ist leider nicht so überzeugend wie erhofft.

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                        • 7

                          Lee van Cleef als Pistolero-Lehrmeister und Giuliano Gemma als Zögling und Partner bilden die reizvolle Paarung im Italowestern "Der Tod ritt dienstags" von Regisseur Tonino Valerii. Dieser sammelte bekannterweise schon unter Sergio Leone als Regieassistent bei den ersten beiden Dollar-Filmen Erfahrungen und stellt unter anderem mit diesem Werk seine Fähigkeiten als alleiniger Regisseur unter Beweis. Die Handlung orientiert sich an einigen klassischen Elementen wie denen aus Kriminalgeschichten oder Mafiaepen: Der Aufstieg vom Tellerwäscher zum Millionär, der neben dem neuen Machtgefüge das Niederlegen ethischer und sozialer Wertmaßstäbe als Tribut fordert, nur diesmal im wilden Westen. Diese charakterlichen Veränderungen, die Gemmas Figur erfährt, mag zwar manchmal durch seine plötzlichen Stimmungsschwankungen etwas holprig und an wenigen Stellen sogar etwas konstruiert wirken, reiht sich im Rahmen dieser letztendlich sehr moralischen Geschichte allerdings doch ganz 'funktional' ein. Neben Gemmas Auftritt beeindruckt Lee van Cleef als charismatischer Gauner und Machtmensch, der in letzter Konsequenz immer sein Schießeisen gebrauchen würde. Die Inszenierung ist ordentlich mit ansehnlichen Setbauten (Saloons!) und einem guten Score von Riz Ortolani, der sogar schon durch Tarantinos "Kill Bill" geadelt wurde. Trotz manchem Rückgriff auf bekannte Konventionen ein sehenswerter Genrevertreter.

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                          • 8

                            Yo Ho! 2003 scheint mittlerweile weit weg zu sein. Das Jahr, welches zwei großartige, aber auch grundlegend unterschiedliche Seeabenteuer-Filme hervorgebracht hat: Zu einen Peter Weirs realistisch anmutender sowie mitreißender "Master and Commander", zum anderen eben "Fluch der Karibik" von Gore Verbinski, eine Realverfilmung im Geiste der großen "Pirates of the Caribbean"-Abteilung aus dem Disneyland-Park, bei welchem Walt Disney selbst noch seine Hände mit im Spiel hatte, als diese 1968 umgesetzt wurde. Adaptionen aus so manchen skurrilen Vorlagen und Quellen gibt es ja in der heutigen Filmlandschaft zuhauf, aber selbst Disney hat wohl nicht damit gerechnet, dass der Film ein solcher Erfolg werden sollte.

                            Was macht diesen Film so reizvoll, selbst nach mehrmaliger Sichtung? Zuallererst ist da das interessante Setting und die Atmosphäre eines Piratenfilms, welches die Sehnsucht erweckt, selbst in diese unwirkliche Filmwelt einzutauchen. Ob traumhafte Karibikbuchten, Segelschiffe, ausufernde Schlachten oder der große Goldschatz: Mit Liebe zum Detail wurde hier gearbeitet, um diese Piratenszenerie so glaubhaft wie möglich darzustellen, welche schließlich durch prägende Charaktere wie feindselige Schurken, eine große Herrschar an britischen Soldaten, eine Jugendfreundschaft sowie durch einen etwas tapsigen, rumerprobten Piraten namens Jack Sparrow mit Leben eingehaucht wird. Diese Figuren bieten die Grundlage für eine stimmige und trotz beträchtlicher Lauflänge keinesfalls überladenen Piratengeschichte, welche vielleicht etwas zu sehr der bekannten Blockbuster-Formel gestrickt ist, aber damit eben wunderbar funktionierendes Popcorn-Kino generiert. Bruckheimer-Kino at it's best können man sagen, der zudem auf Seiten der Spezialeffekte nichts dem Zufall überlassen hat.

                            Natürlich ist die Sparrow-Figur, die Johnny Depp so herausragend verkörpert, durch seine unvergleichliche Art ein mitentscheidendes Element für den Erfolg, doch wird seine Figur hier nicht allzu sehr in den Vordergrund gestellt, wodurch auch die anderen Charaktere (besonders das Schicksal von Elizabeth Swann und Will Turner) an Bedeutung in der Handlung gewinnen. Angenehmerweise ist vieles mit einem Augenzwinkern präsentiert ohne dabei in unnötige Albernheiten abzudriften, wodurch auch die böse Seite unter der Führung Barbossas (toll gespielt von Geoffrey Rush) seine angemessene Plattform bekommt.

                            "Fluch der Karibik" hat zweifelsohne einen originären Charakter in seiner Aufmachung und macht immer wieder Spaß, angesehen zu werden. Erstklassige Unterhaltung mit Charme, Witz und natürlich spannungsgeladenen Momenten, der auch daran erinnert, dass im besagten Jahr 2003 noch die Zeit war, in der noch nicht dermaßen die Marketingmaschine für das letztlich mehr als gewinnbringende Piraten-Franchise mit einhergehenden Sparrow-Glorifizierung angeworfen wurde. Aber das ist eine andere Geschichte.

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                            • 7 .5

                              Spannend, gewitzt und irgendwie einzigartig: Der Film "Nackte Gewalt", die goldene Mitte in den fünf Zusammenarbeiten zwischen Regisseur Anthony Mann und Schauspielerlegende James Stewart, kann durch eine interessante Umsetzung für mehr als sehenswerte Westernunterhaltung sorgen. Das liegt im Besonderen an seiner ungewöhnlichen Vorgabe, dass das Geschehen komplett in der Natur stattfindet und man es nur mit fünf unterschiedlichen Charakteren zu tun bekommt. Diese treffen eigentlich nur zusammen, da der Verbrecher Ben (Robert Ryan) durch ein lohnendes Kopfgeld hinter Gittern gebracht werden soll. Er ist gewissermaßen das schützenswerte Objekt der Begierde für die drei unterschiedlichen Personen (Farmer, Goldgräber, Soldat), die sich etwas vom Kuchen versprechen. Das Salz in der Suppe ist die fünfte im Bunde, Lina (Janet Leigh), die sich als Bens Verbündete fortlaufend zur Schlüsselperson bei dieser Reise entwickelt. Stereotypen werden bei der Charakterzeichnung weitesgehend vermieden, sodass alle mit ihren Stärken und Schwächen präsentiert werden, was auch den guten Darstellerleistungen zu verdanken ist. Besonders kann ein noch etwas jüngerer Robert Ryan hier als findiger Antagonist beeindrucken. Emotionaler Höhepunkt ist schließlich das sehr dramatische Finale, welches packend inszeniert ist und die Begebenheiten der bergigen Landschaft adäquat einzusetzen vermag. Ein richtig guter Western der klassischen Sorte.

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                              • 5

                                Dass Sam Peckinpah in seiner Laufbahn mit seinen Produzenten des öfteren Probleme besonders hinsichtlich des Final Cuts hatte, ist wohl hinlänglich bekannt. So auch in seinem erst dritten Film, "Sierra Charriba", der wieder im Western-Genre beheimatet ist. Doch ist der deutsche Titel nicht ganz treffend, da dieser Indianerhäuptling nur ein Aufhänger bzw. MacGuffin für die eigentliche Geschichte darstellt. Im Original trifft es mit "Major Dundee" um einiges besser, denn Peckinpahs Porträt über das beispiellose Scheitern einer Führungsperson bildet die Basis der breit angelegten Geschichte. Nun tue mich ein generell etwas schwer mit konkreten Kavalleriewestern, zu denen ich diesen Film auch einordnen würde. Noch wesentlicher ist aber, dass auch die heutige Schnittfassung wahrscheinlich nicht ganz Peckinpahs Wünschen entsprochen hätte (und sich auch nie wieder zu 100% herstellen lassen wird), es sich also noch immer nur um einen Kompromiss handelt. Zumindest in dieser wohl endgültigen Version habe ich so meine Probleme mit dem Film, da man eine gewisse Stringenz in seiner Erzählung vermisst, die zwar teilweise durch ein Tagebuch-Voice-Over von einem der Soldaten getragen wird, aber leider auch oft langweilig erscheint. Dabei sind doch sehr fähige und auch berühmte Darsteller mit von der Partie, wobei abseits der illustren Nebendarstellern wie James Coburn, Richard Harris, Mario Adorf oder Senta Berger im besonderen Charlton Heston die Schlüsselrolle übernehmen muss. Dieser macht seine Sache solide, aber auch nicht wirklich mitreißend und einprägend genug, falls eine tiefergehende Charakterstudie bezweckt werden sollte. Ob nun die originale Version des Regisseurs die Schwachpunkte ausgemerzt hätte, wird natürlich nie beantwortet werden. "Sierra Charriba" bleibt abschließend selbst aus Sicht eines bekennenden Peckinpah-Anhängers höchstens Durchschnitt, der in Anbetracht seines Œuvres zwischen so großartigen Nachbarfilmen wie "Sacramento" (davor) und "The Wild Bunch" (danach) ein wenig untergeht.

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                                • Schöner Artikel. "Metropolis" und "M" miteinander zu vergleichen, finde ich schwierig, da sie dann doch komplett unterschiedliche Genres bedienen und auch maßgeblich beeinflusst haben. "M" mag vielleicht einfacher zu konsumieren sein, ich finde aber beide Werke für sich genommen ganz, ganz toll. Für mich jedenfalls eine der Veröffentlichungen des Jahres. Kommt natürlich auch auf Blu-ray heraus. :)

                                  • 7

                                    "Alice 5.0" ist kein neues Computerspiel, sondern der Titel (Bedeutung erfährt man im Film irgendwann selbst) eines Beitrages aus der sogenannten "Bodybits - Analoge Körper in digitalen Zeiten"-Reihe des kleinen Fernsehspiels im ZDF. Durch eine von außen unerklärbare Fehlermeldung im Profil des freigeistigen Prometheus (netter Verweis zur griechischen Mythologie) im Netzwerk "Host" wirft der nur 45-minütige Film hauptsächlich die Frage(n) auf, welche Folgen ein virtueller Tod haben könnte und was Online-Freundschaften grundsätzlich wert sind. Man merkt schon, hier geht es um eine kritische Auseinandersetzung des allgegenwärtigen Social Networking. Konzipiert ist "Alice 5.0" als Mix aus Dokumentation und Fiktion, was per se das Vermeiden von Nennungen bekannter Netzwerken im Kontext erklärt, obwohl jeder wahrscheinlich weiß, wer hier angesprochen ist. Hinzu kommen ausgedachte Figuren, die neben der Prometheus-Handlung ihre Stellungnahmen zu dem Geschehen präsentieren, sich aber im Abspann als entsprechende 'Insider' dieser Branche entblößen. Ein konzeptionell manchmal irritierendes (ich sag jetzt einfach mal nur Huhn), aber inhaltlich lohnenswertes Ergebnis, das fragen lässt, wie viel von der dargestellten Fiktion wirklich ausgedacht ist oder was schon längst die Realität darstellt. Cybergrusel für zwischendurch.

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                                    • 8

                                      Die Terrorismus-Debatte, die in den USA und der ganzen westlichen Welt seit 2001 erst so richtig ins Bewusstsein gelangte, wurde schon zwei Jahre zuvor durch einen bemerkenswerten Thriller namens "Arlington Road" vorgezeichnet und innerhalb einer vermeintlichen Mikroebene umso mehr in seiner Quintessenz verdeutlicht. Paranoia, Angst, Misstrauen und Schuldzuweisungen sind Auswüchse und Folgen einer Ohnmacht, die sich in der Person des Familienvaters Michael Faraday konzentriert. Ein Professor, der eigentlich in Sachen "Terrorismus" bewandert scheint und anhand seiner Frau, die vor ihrem rätselhaften Tod bei der FBI gearbeitet hat, die entscheidenden Verbindungen 'nach oben' zu haben scheint. Sein Vermächtnis scheint es zu sein, nun auch seinen neuen Nachbarn samt Gattin und zuvor von Faraday selbst geretteten Kind zu begutachten, als sich erste Irritationen auftun. Ähnlich gelagerte Prämissen und Handlungsstränge gibt es zuletzt öfters, doch selten wurde die weiteren Verwicklungen, die an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden sollen, so spannend und nachvollziehbar aufgezeigt.

                                      Gerade weil die Terrorismus-Angst sich noch nicht dermaßen verbreitet hatte, gelingt es Regisseur Mark Pellington von plakativen Plotelementen abzusehen und einerseits subtil, andererseits auf den großen inszenatorischen Höhepunkt hinzuarbeiten, den man heute wohl mehr denn je als Mindfuck bezeichnen würde, sich aber angenehmerweise nicht als solcher anfühlt. Besonders die Figur Michael Faraday, die von Jeff Bridges sehr anvollziehbar präsentiert wird, gilt als Aufhänger der Geschichte und nimmt den Zuschauer in seinen Ermittlungen und Verwirrphasen immer mit. Auch die andere Seite der Arlington Road ist mit Tim Robbins und Joan Cusack als Lang-Ehepaar mit ihren ausdrucksstarken Szenen gut besetzt. Ein weiteres bedeutendes Element, warum man die gesamte Laufzeit mitfiebert, ist die musikalische Untermalung durch Angelo Badalamenti, der schon in diversen Lynch-Werken seinen Stempel aufsetzen konnte. Nur schade, dass der Regisseur selbst nicht so richtig im Filmgeschäft durchgestartet ist, doch immerhin hat er mit "Arlington Road" einen ausgezeichneten Thriller mit noch immer aktuellem Bezug realisiert, der gekonnt zwischen Hitchcock-Paranoia und klassischem Mindfuck-Film pendelt und dabei nie vergisst, wie Spannungskino in seiner Reinform funktioniert.

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                                        "Der Mann aus dem Westen" ist ein ganz gefälliger, wenn auch längst nicht einer der besten Anthony-Mann-Western. Gary Cooper spielt einen geläuterten, harmlos wirkenden Herren, der anständig und ordentlich sein Leben führt, allerdings auch eine dunkle Vergangenheit besitzt. Und so ist es beinahe genretypisch, dass man bei der Fahrt in einer Eisenbahn gerade von der Bande ausgeraubt wird, die mit dieser Vergangenheit nicht unwesentlich zu tun haben. Die erste Hälfte des Film ist wahrscheinlich der interessantere Teil, wenn die Verhältnisse und Taten älterer Tage beleuchtet werden, bevor nach weiteren Mutproben und Raubplänen es beim obligatorischen Finale leider arg konventionell zugeht. Der Star ist natürlich Gary Cooper und er überstrahlt regelrecht die anderen Darsteller, wodurch aber andere Figuren wie die Rollen von den beiden 'Anhängseln' Julie London und Arthur O'Connell zurückgedrängt und einfach gezeichnet bleiben. Immerhin bekommt man eine teilweise wunderschöne kalifornische Landschaft präsentiert, was jedoch nicht dafür entschädigen kann, dass diesem Western ein Schuss Genialität und Esprit fehlt, um als sehr guter Western in Erinnerung zu bleiben.

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                                          Jeder fängt mal klein an, auch ein gewisser James Cameron, der es bekanntermaßen zu Weltruhm gebracht hat. Trotz einer relativ kurzen Filmografie mit nur acht Spielfilmen wird sein Debüt allerdings gerne mal vergessen. "Piranha 2" war seine erste Prüfung im Langfilmbereich, dabei geknechtet von einem mächtigen Produzenten aus Italien (Ovidio G. Assonitis) und nur mit wenig finanziellen Mitteln ausgestattet. Mit der Kenntnis, dass der Film eher zu den unrühmlichen Erstlingswerken der Filmgeschichte gehören würde, war dennoch die Hoffnung in der Nachbetrachtung gegeben, nach dem soliden Vorgänger von Joe Dante wenigstens einen ansehbaren Tierhorrorfilm mit gehörigem Trash-Einschlag zu bekommen. Doch leider sollten all die Recht behalten, die dringend vor diesem Werk warnen. Was noch mit einer unfreiwillig komischen Exposition mit sehr klischeebeladenen Figuren (sogar Lance Henriksen gibt sich die Ehre) beginnt, entwickelt sich immer mehr zu einem grandiosen Langweiler. Wer schon einmal einen Film dieser Sparte gesehen hat, erahnt hier kilometerweit die bevorstehenden Plotpunkte, die dabei auch noch so ereignis- und spannungsarm präsentiert werden, dass die eineinhalbstündige Laufzeit zur Qual werden. Selbst als augenzwinkender Trashfilm funktioniert er nicht, da neben handwerklichen Schwachpunkten insbesondere das Pacing, ein Element, was Cameron später so wunderbar beherrschen sollte, nie stimmt und die wenig effektiven Horrorszenen bemerkenswert rar gesäet sind, falls man sie überhaupt als solche bezeichnen mag. Über den konkreten Inhalt (Stichwort: Fliegende Piranhas) braucht man wahrscheinlich nicht viele Worte zu verlieren, ist aber mit Sicherheit nicht der hervorstechendste Grund, warum "Piranha 2" ein wirklich unterirdischer Film geworden ist. Cameron konnte sich glücklich schätzen, irgendwann das "Terminator"-Skript in der Hinterhand gehabt zu haben. Zumindest verstehe ich jetzt, warum er diesen Film wahrscheinlich gern aus seiner Vita streichen würde...

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                                            Eigentlich schade, dass Sergio Sollima nur drei Italowestern gedreht hat. Doch galt bei ihm anscheinend nicht das Motto "Masse statt Klasse" und darum verwundert nicht die relativ hohe Qualität seiner Filme. So auch im zweiten Film der sogenannten Cuchillo-Trilogie, "Von Angesicht zu Angesicht" (ohne Cuchillo), der anders wie viele seiner Art weniger auf die facettenreiche Darstellung von Schießereien und ähnlichen Actionsequenzen eingeht, sondern speziell den in der Figurenzeichnung und in der Erzählweise vergleichsweise anspruchsvolleren Weg anschlägt. Besonders die Entwicklung der Schicksalsgemeinschaft Bennet, gespielt von Sollimas Stammschauspieler Tomas Milian, und Fletcher, der von Gian Maria Volontè verkörpert wird, bildet den Kern der gesellschaftskritischen Handlung. Hierbei ist Fletchers eigenwillige Katharsis unbedingt erwähnenswert, anhand dessen die fragwürdige Faszination von Gewalt und Macht beispielhaft porträtiert wird. Für Volontè, den man noch aus den Dollar-Filmen in Erinnerung hat, ist diese Rolle auf den Leib geschrieben, da sein Schauspieltalent mit den etwas theatralischen Auswüchsen passend eingesetzt wird. Eine der interessantesten Figuren, die man im Bereich des Italowesterns gesehen hat. Aber auch Milian zeigt eine sehr gute Leistung, der allerdings gemäß dem ernsten Ton diesmal nicht sein bekanntes kömodiantisches Potenzial zeigt. Komplettiert wird das Geschehen durch eine interessante Morricone-Komposition, die zwar nicht die bekanntesten Klänge seines Schaffens beeinhaltet, aber dennoch ausdrucksstark die Dramaturgie unterstützen kann. "Von Angesicht zu Angesicht" ist spannend, dabei ganz und gar speziell und gerade durch seinen psychologischen Ansatz ein absolutes Highlight im Genre.

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                                              Bei der ganzen Geschichte mit zahlreichem Django-Etikettenschwindel verwundert es im Nachhinein doch, dass es über 20 Jahre gedauert hat, bis eine offizielle Fortsetzung abgedreht wurde. Eine Zeit, in der die große Welle an Italowestern sich längst wieder gelegt hatte und die großen Stars der Szene ein wenig in die Jahre gekommen waren. Auf dem Papier konnten mit Franco Nero, Donald Pleasence sowie Genre-Bekanntheit William Berger namhafte Darsteller gewonnen werden und endlich bekam man das berühmte Maschinengewehr wieder zu Gesicht. Django-Erschaffer Sergio Corbucci, der sich in den 80ern meist nur noch mit Klamaukfilmen begnügte, war allerdings genauso wenig darin verwickelt wie der Rest des ursprünglichen Drehteams. Konnte man also vielleicht doch noch mal ein respektables Wiedersehen mit dem unvergessenen Westernantihelden erleben?

                                              Ich mache es kurz: Mir hat es gar nicht gefallen. Angefangen von der kruden Geschichte, die neben einer seltsamen religiösen Färbung sich einzig auf eine oberflächliche Vergeltungsodyssee beruft, über den stilistischen Bruch zum Vorgänger mit einem sehr ungewohnten Dschungelsetting, bis hin zu einer merkwürdig unattraktiven Darbietung des Geschehens, sei es inszenatorisch oder audiovisuell, konnte "Djangos Rückkehr" mich zu keiner Sekunde von meiner schnell aufgekommenen Enttäuschung befreien und auch unabhängig davon war die dargebotene Geschichte nur leidlich spannend geraten. Würde man es nicht vorher wissen, denkt man bei der Figur unweigerlich eher an die damals aktuelle Rambo-Figur als an den Revolverhelden aus den 60ern. Nur selten erkennt man vage Anknüpfungspunkte an den Vorgänger, bei der vielleicht die Grabszene noch ein Highlight darstellt. Besonders aus der Sicht eines Westernfans kann man an dieser Stelle nur konstanieren: Diese Fortsetzung hätte es eigentlich nicht gebraucht.

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                                              • 6 .5

                                                Sergio Corbuccis "Django" war ein großer Publikumserfolg in vielen Ländern und einer der Anstöße für die große Welle an neuartigen Western aus dem Produktionsland Italien. Doch nicht jeder Hauptdarsteller von ihnen hieß Django mit Vornamen. Auch nicht in Ferdinando Baldis "Texas, addio" aus dem gleichen Produktionsjahr 1966, der außer der Besetzung von Franco Nero und einigen Personen hinter der Kamera (u.a. Enzo Barboni in bekannter Position u. Franco Rossetti als einer der Autoren) nicht viel mit Corbuccis Werk zu tun hat. Das hat allerdings die Kinoverleiher hierzulande nicht abgehalten, den Film mit dem Titel "Django - Der Rächer" als eine adäquate Fortsetzung dem Publikum zu präsentieren und in der deutschen Synchronisation aus Burt Sullivan die Figur Django zu kreieren. Dabei kann man allerhöchstens durch die äußere Erscheinung Franco Neros einen Vergleich ziehen, doch charakterlich trennen die beiden viel.

                                                Gemäß der Gangart präsentiert sich der Film um einiges zurückhaltender in Sachen Brutalität und Depression, auch wenn dieser ebenso keineswegs Feel-Good-Stimmung verbreitet. Durch die Dreiecksbeziehung zwischen Burt, seinem jüngeren Bruder Jim sowie Cisco Delgado, dem Ziel des persönlichen Rachefeldzugs der beiden, setzt er auf herkömmlichere und bekanntere Töne im Genre, warum es auch nicht überrascht, dass Nero beim Thema "Texas, addio" auch von seinem 'amerikanischsten' Western spricht, an dem er beteiligt war. Dieses Familienschicksal mit all seinen Facetten (zahlreiche Rückblenden oder heftige Aussprachen), welches das eigentliche Herz des Film darstellen sollte, kann allerdings nicht vollständig überzeugen oder mitreißen, worunter auch so manche Länge im Geschehen sorgt. Der Film bleibt eben etwas vorhersehbar, weiß allerdings auch durch sehr gelungene Szenen zu unterhalten. "Texas, addio" ist losgelöst von der Django-Thematik dennoch ein sehr solider Vertreter seines Fachs, der zwar inszenatorisch nicht den radikalen Weg wie die Filme Corbuccis geht, aber dem Genre-Fan einen Schuss Beachtung wert sein sollte.

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                                                • Nispel ist meine cineastische No-go-Area.

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                                                    über Django

                                                    Django. Selten war ein Name, eine Filmfigur prägender. Ein zum Mythos avanciertes Symbol für den blutigen, gnadenlosen Einschnitt in der Chronologie des Western-Genres. Sergio Corbucci schuf den wohl bis dato beeindruckendsten Antihelden, der sich nicht richtig verorten lässt und jede noch so große Bande zum Spielball werden lässt. Neben seinen messerscharfen Onelinern beeindruckt besonders der Sarg, den er beständig bei sich zieht, schiebt oder trägt wie andere ihren Rucksack. Was sich darin befindet, wird nicht sehr lange geheimgehalten: Eine Tötungsmaschine, der niemand entkommen kann. Doch wer nun eine dumpfe Abschlachterei erwartet, liegt falsch. Zahlreiche wichtige Themen wie Gier, Habsucht, Glaube oder Macht finden sich in einem Plot, der konzentriert, spannend und geistreich zugleich ist und jede Sekunde zum cineastischen Genuss macht.

                                                    So brutal und hoffnungslos die gezeigten Geschichte auch sind, so beeindruckend ist die Umsetzung des Geschehens. Was in den Dollar-Filmen von Sergio Leone stylistisch schon begonnen wurde, setzt Corbucci gnadenlos fort, ohne dabei die zwei Jahre zuvor eingeführte Leone-Handschrift auf irgendeine Weise zu kopieren, sondern mittels eigener origineller Ideen (die sich in seinen nächsten Filmen noch weiter entwickeln sollten) dem kumulierten Begriff Italowestern endgültig die passende Richtung abseits des gewohnten US-Western-Harmonie vorzugeben. Dreckig, unverhohlen und ungemütlich wird mittels origineller Kameraarbeit eines Enzo Barboni und einem runterkommenen Setting eine spezielle Szenerie präsentiert, die man so noch bei keinem der Western gesehen hat. Hinzu kommt, dass sogar schon die heute eher unbeliebte Wackelkamera bei Actionpassagen eingesetzt wurde. Doch wirken die Bilder insgesamt so eingängig, dass man "Django" allzu gern noch einmal auf großer Leinwand sehen möchte.

                                                    Startschuss für das Subgenre waren sicher die ersten Dollar-Filme, doch der richtige Beginn der Italowestern-Hochphase war ganz bestimmt 1966 mit "Django" sowie natürlich Leones "Zwei glorreiche Halunken". Genauso war es auch der verdiente Durchbruch für den Schauspieler Franco Nero, der mit gerade einmal 23 Jahren und etwas Schminke diesen unvergleichlichen Western-Typen verkörpern konnte. Ob es die aufgrund des großen Erfolges hyperventilierenden Kinoverleiher mit ihren unzähligen "Django"-Neubezeichnungen und -Synchronisationen für die unterschiedlichsten Produktionen gebraucht hätte, wage ich zu bezweifeln. Auch so ist Corbuccis "Django" noch immer ein Meilenstein, der im Subgenre nur selten getoppt wurde und garantiert auch heute noch viele neue Freunde finden wird, selbst wenn sie dem Western ansonsten skeptisch gegenüberstehen.

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