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Alle Kommentare von filmschauer
Der Versuch, einen der seltenen Filme von Terrence Malick hinreichend zu kommentieren oder gar zu erklären, ist eigentlich zum Scheitern verurteilt. Kino als eigenes Medium reduziert sich an dieser Stelle zu dem abgedroschenen Satz: Ein Bild, in diesem Fall sogar eine ganze Serie von Bildern sagen mehr als tausend Worte. Malick ist zuallererst ein großartiger Visualist, dessen Interpretationsmöglichkeiten, wenn man so will, relativ offen gelassen werden. Das macht seine Werke trotz eines Plots mehr zu subjektiv gehaltenden Erlebnissen als zu 'normalen' Spielfilmerfahrungen. Etwas, was man ziemlich selten zu Gesicht bekommt und allein diese deshalb zu so etwas wie Unikaten machen, unabhängig davon, welche Schlüsse man daraus ziehen mag. Eine 'gerechte' Bewertung fällt da wirklich schwer.
"Der schmale Grat" ist im Vergleich zu den neueren "The New World" und "The Tree of Life" da vielleicht noch der zugänglichste Malick-Film der letzten Zeit (wobei anzumerken sei, dass ich seine Filme aus den 70ern noch nicht gesehen habe). Eine Romanadaption über die historische Schlacht während des Pazifikkriegs auf einer Insel namens Guadalcanal, bei dem sich die Amerikaner gegen die Japaner bekämpfen. Doch haben wir es nicht mit einem ganz normalen Kriegsfilm zu tun, sondern einer philosophisch angehauchte Grenzbetrachtung über den Sinn des Krieges in Verbindung zur Natur. Dieser Einfluss macht sich in dem Gezeigtem bemerkbar: Hier findet ein Krieg zumeist auf der grünen Graswiese einer paradisischen Insellandschaft statt, einem Ort, der unbeeindruckt von Schusswechseln, Leichen oder Explosionen seine pure Schönheit bewahrt. Hinzu kommen die Monologzeilen von einem der Soldaten, der hier zumindest eine überhöhte Richtung vorgibt. Der Krieg wirkt wie eine Plattform, auf der konzentriert die Unterschiede eines jeden Menschen zu Tage kommen, besonders was Sehnsüchte, Hoffnungen oder Ängste betreffen. Da spielen die Kriegserfolge irgendwann weniger eine Rolle als die eigene Psyche und Befindlichkeit.
Auch wenn "Der schmale Grat", der mit einer sehr prominenten Darstellerriege (Nick Nolte ist toll) glänzen kann, mich insgesamt nicht ganz so packen konnte wie erhofft, ist dieser oftmals sehr absolut in seinen Handlungen, dazu musikalisch stark (Hans Zimmer mit einem seiner überzeugendsten Scores) und natürlich reich an einprägsamen Bildern. Ein typischer Malick-Film eben, würde ich mal meinen.
Sergio ist ein bekannter Vorname einiger geschätzter Westernregisseure italienischer Prägung. Leone, Corbucci oder Sollima sind wohl die prominentesten Beispiele. Es gibt aber noch einen, nämlich Garrone, der nach der Sichtung von "Django und die Bande der Bluthunde" (auch als "Django der Bastard" bekannt) zumindest mal auf dem erweiterten Radar gelangt ist. Zwar haftet diesem Film wie so vielen seiner Sorte die leidige Django-Betitelung an, dahinter befindet sich allerdings die absolut würdige Vorstellung eines guten Italowesterns.
Dabei ist der Beginn etwas seltsam und leicht irritierend. Ein Fremder (also Django) mit großem Hut und schwarzem Umhang kommt in die Stadt und erledigt allerlei Größen der Gemeinde mit ausgefallener Methode. Das jeweilige Kreuz mit dem Namen des Opfers ist schon vorher geschnitzt. Doch über die Motive und Hintergründe dieser exzessiven Rachemission erfährt man nichts. Vorerst, denn diese spart der Film sich für einige Rückblenden ungefähr zur Mitte der Laufzeit auf. Ein im Nachhinein guter Schachzug des Drehbuchs, um die Spannungsmomente weiter hinauszuzögern. Des weiteren bekommt man einen interessanten Subplot geboten, der sich um den Bruder des Antagonisten Murdock und dessen unglückliche Ehefrau dreht. Dieser Bruder ist einer der extremeren Figuren, der mit seiner einerseits psychisch höchstfragilem, andererseits sehr tragischem Charakterbild entfernt sogar an die Darbietungen eines Klaus Kinski erinnert.
Aber auch sonst wird die Geschichte mit allerlei (nicht nur religiösen) Symbolen und inszenatorischen Gimmicks des Subgenres versehen, die den Film aus der Vielzahl an vergleichbaren Werken herausstechen lässt. Anthony Steffen, den ich für einen soliden Darsteller halte (und hier sogar mit am Drehbuch gearbeitet hat), spielt diesen schweigsamen und fast phantomartigen Django effektiv und präzise, auf der anderen Seite bekommen wir es mit Luciano Rossi zu tun, der kurioserweise schon in Corbuccis "Django" mitgespielt hatte. Als Gegenpol wird der nicht ganz unerhebliche weibliche Part durch Rada Rassimov sehenswert verkörpert. Vom Grundsatz eines düsteren Rachefilms tun sich Vergleiche zum ein Jahr später entstandenen "Satan der Rache" von Antonio Margheriti auf, aber beide Filme haben genug eigene Identität bei der Visualität und Verständnis des Themas, um sich wohltuend voneinander abgrenzen zu können. Das alles macht "Django und die Bande der Bluthunde", der ein vergleichsweise unbekanntes Dasein in der Filmwelt fristet, zu einem wahren Geheimtipp für Italofans.
"Cars 2" ist schon an sich überflüssig, "Monster AG 2" steht in der Pipeline und jetzt wird sich wahrscheinlich noch ein weiteres Mal an "Toy Story" vergriffen, was letztes Jahr mit dem dritten Teil so wunderbar abgeschlossen wurde? Schade, dass das Pixar-Management anscheinend doch genauso arbeitet wie der Rest der Branche, von denen man sich ursprünglich noch voller Stolz abzugrenzen vermochte (DreamWorks & Co.). Da tröstet selbst der verheißungsvolle "Brave"-Film nur wenig.
Obwohl das vielbehandelte Vampir-Thema mehr als ausgelutscht erscheint, klang die Prämisse von "Daybreakers" mit seiner ernsthaften dystopischen Zukunftswelt zuerst nicht unappetitlich, da sie zudem durch die Unterdrückung der menschlichen Spezies und dem zermürbenden Widerstandskampf einen universellen Charakter bekommt. Dass solche düsteren Visionen gerne mit aufwändigen Artworks und visuellen Spielereien daherkommt, ist auch bekannt, wenngleich man es mit den Farbfiltern (mal grün, dann mehr orange) etwas übertrieben hat. Selbst bei den klar als CGI erkennbaren Effekten (Stichwort: Blut) kann man vielleicht noch ein Auge zudrücken. Wenn aber das Drehbuch sich über weite Strecken so konventionell und mutlos verhält wie hier und man beim Ende sogar sich den Vorwurf der frappierenden Ideenlosigkeit gefallen lassen muss, greift jenes "Style-over-Substance"-Syndrom, was man ein wenig befürchten konnte. Schade, da die Besetzung um Ethan Hawke, Willem Dafoe oder auch Sam Neill eigentlich ganz manierlich ist. "Daybreakers" hat Atmosphäre und eine passende Bebilderung, doch für mehr als das zweifelhafte Prädikat 'Durchschnittsware' reicht das nicht.
Gefällt! Besonders mag ich die starke Community-Einbindung. Dass mal mp-Kommentare in einem Video vorgelesen werden, damit habe ich wirklich nicht gerechnet. ;)
Einzig der Titel der Sendung ist gewöhnungsbedürftig (und erinnert zudem an eine alte GIGA-Sendung...).
Schön, die ARD wird ab dem 24. Juli "Sherlock" zeigen. Und diesmal ist die Austrahlung nicht nachts um eins, sondern jeweils direkt nach dem "Tatort" und noch vor der deutschen DVD-Veröffentlichung. Da werde ich nach den Lobpreisungen mal einen Blick drauf werfen (hoffentlich ist die Synchro ertragbar).
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Meine Episodenkritiken:
http://www.moviepilot.de/movies/sherlock-a-study-in-pink/comments#comment_369809
http://www.moviepilot.de/movies/sherlock-der-blinde-banker/comments#comment_373769
http://www.moviepilot.de/movies/sherlock-the-great-game/comments#comment_377322
http://www.moviepilot.de/movies/sherlock-a-scandal-in-belgravia/comments#comment_528643
http://www.moviepilot.de/movies/sherlock-die-hunde-von-baskerville/comments#comment_533450
http://www.moviepilot.de/movies/sherlock-der-reichenbachfall/comments#comment_561184
Sieht schonmal reichlich ansprechender aus als "Cars 2". Pixar kann bestimmt auch Märchen und wenn das tendenziell mehr nach Ghibli als nach klassische Disney-Art aussehen sollte, freue ich mich umso mehr darauf.
Der zweite Teil von Jean-François Richets "Public Enemy No. 1" macht genau da weiter, wo "Mordinstinkt" aufgehört hat. Die endlose Hatz vor Polizei und Justiz wird zum Lebensmotto von Jacques Mesrine, der sich in immer neuen Identitäten versteckt und sich mit neuen Partnern einlässt. Er wähnt sich am Zenit seines Verbrecher-Daseins, da es scheinbar kein legales Mittel für die Gesetzeshüter gibt, ihm das Handwerk zu legen. Wie ein Katz-und-Maus-Spiel wirkt es, wenn Mesrine zwar aufgespürt, gefangen und vor ein Gericht gestellt wird, die verhängte Haftstrafe in einem vermeintlich sichersten Gefängnissen Frankreichs für ihn einzig die Motivation gibt zu beweisen, dass er schneller wieder raus sein wird als sie denken könnten. Diese Ausbruchssequenzen sind an Pfiffigkeit und Ausgeklügeltheit fast nicht zu überbieten, da jede kleine Möglichkeit zuvor geplant und minutiös genutzt wird. Doch langsam dämmert die Identitätskrise. Zwar wird er zunehmend auch von der Presse wie ein kleiner Star gefeiert und er selbst fröhnt den Status des Staatsfeinds Nr. 1, doch privat vereinsamt dieser Mesrine gerade im Hinblick auf seine öfters wechselnden Bezugspersonen und scheint etwas müde von diesem kriminellen Lebensstil in Anbetracht dessen, welche politische Bewegungen in anderen Ländern herrschen. Selbst sein Robin-Hood-Stil mit den Banküberfällen würde dem Kapitalismus und 'denen da oben' nicht das Bein brechen. Trotzdem schafft er es weiterhin, dem Staat lange auf der Nase zu tanzen. So weit, bis dieser fast symptomatisch zum Äußersten greift - und man zu der Szene gelangt, die zu Beginn von Teil 1 gezeigt wurde. Auch "Todestrieb" lebt von der durchgängigen Brisanz und Aufgeregtheit, was sich in den raschen Szenenwechsel und Actionsequenzen zeigt. Vincent Cassel zeigt in der Rolle des sichtlich gealterten Mesrine wieder eine glaubhafte Darstellerleistung, die mit Nebenrollen von bekannteren Schauspielern aus Frankreich gut unterstützt werden. War es in "Mordinstinkt" noch der altehrwürdige Gerard Depardieu, so ist es nun u.a. Mathieu Amalric, der einen der zahlreichen Bekanntschaften Mesrines verkörpert. Insgesamt ist der zweite Teil durch den abnehmenden Überraschungseffekt der Handlungen des Gangsters und manch zu kurz gehaltene Episode seines Lebens etwas schwächer anzusehen als Teil 1, doch in der Kombination schlägt "Public Enemy No. 1" ähnlich wie "Ein Prophet" eine spannende neue Stilrichtung ein im Bereich des französischen Kriminaldramas und Gangsterfilms.
Zweiteiler haben oftmals den unschönen Nebeneffekt, dass manche Szenen oder ganze Handlungsabschnitte unnötig als Füllmaterial herhalten. Bei "Public Enemy No. 1" zumindest kann Entwarnung gegeben werden. Das verheißungsvolle Gangsterepos erfüllt sich von der ersten Minute an mit Leben. Wobei, eigentlich bekommt man gleich zu Beginn das blutige Ende des gefürchtesten Staatsfeind Frankreichs aufgezeigt, bevor mit der wirklichen Abhandlung dieses unvergleichlichen Werdegangs begonnen wird. Ehrlich gesagt war mir die Geschichte von diesem Jacques Mesrine zuvor gänzlich unbekannt. Umso spannender und überraschender, aber auch eindringlicher ist die Darbietung, die Vincent Cassel zur schauspielerischen Höchstleistung anspornt. Der erste Teil könnte als der Aufstieg Mesrines von der schicksalhaften Kriegserfahrung in Algerien über die familiären Spannungen bis hin zum glorreichen Eintritt in die französische Unterwelt samt Machtspielchen, Raubzügen sowie geglückte Fluchtversuche gesehen werden. Einer, der sich selbst als Systemkämpfer ansieht und bei seinen Zielen selbst vor seinen engsten Vertrauten lange keinen Halt macht. Durch die Verdichtung auf Spielfilmlänge rauscht diese Lebensgeschichte an einem schlichtweg vorbei, was aber nichts an diesem Mix aus gleichzeitiger Ablehnung und Faszination nimmt. Unbestritten seine Boshaftigkeit und Brutalität in seinen Einsätzen, aber genauso auch sein Charisma, seine Widerstandskraft und Cleverness, wodurch er selbst Rückschläge in Form von längeren Haftaufenthalten oder Schusswunden locker wegsteckt. Diese Realität ist brisanter als viele geschriebene Drehbücher, weswegen der auch ansonsten hochklassig umgesetzte "Mordinstinkt"-Abschnitt auf jeden Fall zu den aufregendsten Gangstergeschichten der letzten Jahre gezählt werden darf. Und zudem ganz große Lust auf den zweiten Teil macht.
Sergio Bergonzellis "Kopfgeld für Ringo" ist einer dieser früheren Italowestern, die sich noch stärker an den US-Vorbildern orientiert, aber das mehr schlecht als recht. Eine billige Machart abseits des geschätzten Genrelooks mit bemitleidenswert inszenierten Duellen kombiniert mit einem auffallend hölzern spielenden Protagonisten (Mickey Hargitay) sowie einer sehr uninspirierenden Westernhandlung von der Stange sind wahrlich keine guten Voraussetzungen, um den Film selbst den hartgesottesten Westernfreund empfehlen zu können. Dann doch lieber das 'Original' aus amerikanischen Lande. Wer sich trotzdem an dieses Vergnügen heranwagt, sollte, wenn (überhaupt) möglich, von der üblen DDR-Synchronisation Abstand nehmen.
Enzo Barboni, ein von mir sehr geschätzter Kameramann im Italowestern-Genre, hatte 1970 einen ziemlichen Schnitt in seiner Karriere gewagt, indem er seine ursprüngliche Passion ablegte und sich von da an sich auf dem Regiestuhl bequem machte. Symbolisch verpasste er sich mit E. B. Clucher (welch blöder Name) auch noch ein entsprechendes Pseudonym. "Django - Die Nacht der langen Messer", der nur in Deutschland mal wieder 'djangodisiert' wurde, war somit sein erstes eigenes Projekt, welches noch eher ernste Absichten verfolgte, bevor die ungleich heiteren und auch populäreren Filme mit Bud Spencer und Terence Hill folgen sollten. Trotz aller Umstände konnte man sich bei einem sicher sein: Der Film würde gut fotografiert sein. Für Italofans sind die Bilder von Landschaften, Gebäuden und unterschiedlichsten Kameraeinstellungsideen ein Augenschmaus, die zudem ordentlich von Riz Ortolani musikalisch begleitet werden. Obwohl die Geschichte über den Gedächtnisverlust beim Hauptdarsteller (Leonard Mann), welche in einer größeren Familientragödie endet, grundsätzlich eine härtere Gangart fährt, bleiben einige kurze Momente der feinen Ironie. Es gibt selbstverständlich sattelfestere Italowesternplots, dennoch weiß diese mit ihren Verwicklungen durchaus zu unterhalten, was auch an der spielfreudigen Besetzung liegt. Mit Woody Strode, Peter Martell oder George Eastman bekommt man zudem bekanntere Genregesichter zu sehen, wobei ersterer die undankbarste Rolle übernehmen musste. Die kultigen Spencer/Hill-Filme in Ehren, aber Barbonis keineswegs schlechter Debütfilm hätte sicherlich etwas mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt. So ist er ein wenig in Vergessenheit geraten. Leider.
Matthew Vaughn ist einer der ansprechendsten Regisseure der letzten Zeit im Mainstream-Bereich, der endlich das nachholen konnte, was er vor fünf Jahren schon mal fast unternommen hätte, nämlich einen X-Men-Film zu drehen. Damals hat sich noch aus der Produktion von "X-Men: Der letzte Widerstand" verabschiedet, mit "X-Men: Erste Entscheidung" konnte er nun beweisen, dass er mit der Bürde eines mittlerweile mehr als etablierten Franchise umzugehen vermag. Nach dem enttäuschenden Wolverine-Film ist es wieder ein Prequel, doch nicht auf den Logan-Charakter fokussierend. Diesmal geht es hauptsächlich um die allerersten Mutanten mit ihren Problemchen und im Besonderen um den Ursprung der großen Fehde zwischen Prof. Xavier und Erik Lehnsherr alias Magneto.
Schon in der Prämisse zeigen sich die gehoberen Ambitionen Vaughns. Der gesellschaftspolitische Aspekt in der Beziehung zwischen Mutanten und Menschen stehen genauso im Vordergrund wie die internen Konflikte in der Mutantenwelt. Hierzu geht der Film sprichwörtlich zu den Wurzeln zurück und greift gleich zu Beginn die Anfänge auf, die man schon in "X-Men" begutachten konnte, Stichwort Konzentrationslager. Des weiteren haben wir es nach den zwei weitreichenden Anfangssequenzen diesmal hauptsächlich mit den 60er Jahren zu tun, inklusive der Kuba-Krise. Gerade den damaligen Zeitgeist nutzt Vaughn, um sich sowohl visuell als auch narrativ von der Original-Trilogie zu lösen, ohne damit ihre Relevanz abzusprechen. Kostüme, Effekte, Musik oder Settings: Alles besitzt einen ganz eigenen Charme.
Sehr schön ist das Porträt über Xavier und Lehnsherr, die mit den ungleich jüngeren Darsteller McAvoy und Fassbender genauso eloquent und ausdrucksstark ihre ambivalente Beziehung darlegen wie einst Stewart und McKellen. Ihr Zusammenspiel ist eindeutig das stärkste Argument für den Film. Auch werden ihre ersten Mitstreiter präsentiert, bei denen die Bandbreite vom wichtigen Nebendarsteller bis unauffälligem Statist reicht. Dagegen wäre der Konflikt mit dem Oberbösewicht Sebastian Shaw und Gefolgschaft ausbaufähig gewesen. Leider wird dieser Handlungsstrang zu sehr mit dem aufkeimenden menschlichen Hassgefühl von Lehnsherr verquickt, was auf der einen Seite Shaws Darstellung als wirklich überzeugenden Antagonisten in diesem Film einschränkt (obwohl Kevin Bacon gut spielt) und das weitere Vorgehen und der finalen Metamorphose zum Magneto-Charakter auf der anderen Seite als nicht durchgängig glaubhaft erscheinen lässt. Das zeigt sich in einem Bombastfinale, das (fast schon typisch in dieser Comicreihe) einen eher mit einem zwiespältigen Eindruck zurücklässt.
"X-Men: Erste Entscheidung" ist zwar nicht Vaughns bestes Regieprojekt, nichtsdestotrotz ist ihm eine interessante Neuorientierung des X-Men-Sujets gelungen und hat mehr richtig als falsch gemacht. Seiner Handschrift der lockeren wie ansprechenden Unterhaltung, welche er in seiner noch sehr kurzen Filmografie herausgearbeitet hat, bleibt er weitesgehend treu, obwohl es mehr denn je ein straffes Blockbuster-Produkt ist. Obwohl ich grundsätzlich bei Prequel-Versuchen skeptisch bin: Die Lust, den Film noch ein weiteres Mal zu sehen, ist Vaughn jedenfalls geglückt.
Weil zwei Fortsetzungen und eine dadurch abgeschlossene Trilogie anscheinend nicht genug sind, besann man sich aufseiten von 20th Century Fox darauf, gleich zwei neumodische Plot-Auswüchse für sich zu nutzen: Einem Mix aus Spin-Off und Prequel. Aufgrund Wolverines Beliebtheit war es fast schon logisch aus ökonomischer Sicht, seinen Ursprung zum Thema zu machen. Keine Frage, dass Hugh Jackman sich wieder als Klingenmann zeigen würde, der sogar einer der Produzentenposten auf sich nahm. Regie benahm diesmal der Südafrikaner Gavin Hood, der mich leider noch nie überzeugen konnte. Warum "X-Men Origins: Wolverine" trotz niedriger Erwartungen am Ende nur wenig zufriedenstellen kann, hat gleich mehrere Gründe.
Dass es offensichtliche Widersprüche zu den kurzen Flashbacks in "X-Men 2" bezogen auf Wolverines Vergangenheit gibt, ist nicht einmal das größte Problem. Diese sogenannten Prequels haben es sowieso eher schwierig bei mir, weil sie meist versuchen, eine Vorgeschichte spannender zu machen als sie eigentlich ist und die gewünschte Verknüpfung zur vorher bereits erzähltem Plot oftmals sehr verkrampft umgesetzt wirkt. Hinzu kommt wie in diesem Fall, dass die Akzente falsch gesetzt werden, denn wenn man schon auf den großen Bruderzwist zwischen ihm und Victor Creed baut, dann müsste man auch diesen Ursprung breiter darlegen, als sie nur als kurze Einführung bzw. gar nur als Teil des Vorspann (immerhin ganz hübsch) zu integrieren. Jedes Mal, wenn es die Ansätze eines emotionaleren Moments mit vielleicht etwas Tiefgang gäbe, kommen die großen Kampfszenen, auf den die Macher anscheinend ihr Hauptaugenmerk gelegt haben. In dieser Form verhält sich mit der Beziehung zu Kayla Silverfox oder auch bei dem Zusammentreffen mit dem älteren Ehepaar. Natürlich gibt es wieder einmal neue Figuren aus dem X-Men-Universum zu sehen, die jedoch bis auf Victor alias Sabretooth völlig verheizt werden.
Richtig komisch wird es, wenn man sich die visuelle Umsetzung des Films betrachtet. Es ist zwar löblich, wenn man darauf hinweist, dass man auch auf waghalsige Stuntszenen gesetzt hat. Dagegen sehen allerdings die CGI-Effekte so billig und aufgesetzt aus wie in keinem anderen X-Men-Film und sind für einen potenziellen Blockbuster anno 2009 fast unwürdig. Trotz allem macht es über weite Strecken Laune, Jackman in seiner Lieblingsrolle zu sehen. Auch Liev Schreibers Performance als Victor ist weitesgehend ordentlich. Dennoch gibt es einige Punkte, die dermaßen ärgerlich sind, dass man deshalb bei "X-Men Origins: Wolverine" von keinem gelungenen Film sprechen kann. Vielleicht ist Wolverines Geschichte ja doch nicht dermaßen prickelnd wie zuvor gedacht. Gerade wenn daran denkt, dass 2011 nun ein erneutes, inhaltlich hiervon losgelöstes Prequel auf den Markt gekommen ist (mit einem ungleich interessanteren Ansatz), kann man eigentlich nur konstatieren: Diesen Film hätte es nicht gebraucht.
Rückblickend ist es schon etwas ärgerlich, dass Bryan Singer und Brett Ratner quasi ihre Regieposten gewechselt haben. Besonders in Anbetracht dessen, dass die Alternative "Superman Returns", weswegen Singer der dritten X-Men-Verfilmung aus terminlichen Engpässen absagen musste, mittlerweile so in Vergessenheit geraten ist, infolgedessen man aus Warner-Sicht sogar mit einem neuerlichen Superman-Reboot liebäugelt. Singers persönlicher Hintergrund und vorheriger Einsatz hätte sicherlich zu einem würdigen Abschluss verholfen. Wie dem auch sei, Ratner musste irgendwie versuchen, mit "X-Men: Der letzte Widerstand" die Filmtrilogie entsprechend abzuschließen. Singer hatte mit einem guten ersten und sehr starken zweiten Teil ein großes Erbe hinterlassen. Leider ist die Bombastattitüde, die manche Fortsetzungen zu zwiepältigen Erlebnissen machen, in "X-Men 2" noch gottseidank vermieden worden. Genau diese sollte allerdings in dem dritten Teil letztendlich doch überkommen.
Nach dem Ende des zweiten Teils wurden schon die Vorzeichen gemacht: Jean Grey würde ihre böse Seite, die Dark Phoenix, zu Tage bringen. So ultimativ, wie ihre Erscheinung wirkt, ist auch die Frage zu deuten, ob die Mutanten von der neuen Wunderheilung Gebrauch machen sollen. Und dann ist da noch Magneto, der nun völlig ohne Skrupel seinen Krieg anzetteln will. Viele Zutaten also, um das große Finale einzuläuten. Was aber nur in Ansätzen funktioniert. So ist die erste Hälfte des Films ganz ordentlich mit seinen unterschiedlichen Konfliktherden. Auch werden zum Teil sehr interessante Charaktere eingeführt wie Beast, Angel, Shadowcat/Kitty oder Juggernaut, welche mit u.a. Ben Foster oder Ellen Page eigentlich starken Jungdarstellern ausgefüllt werden. Neben Page, die meistens wie eine schlichte Einsatzwaffe dargestellt wird, ist allerdings gerade Foster einer derer, der durch den zum Ende hin immer mehr hetzenden Plot nur wenig von seinen schauspielerischen Fähigkeiten einbringen kann. Achja, das Finale. Wie ein heftiger Wirbelsturm der Spezialeffekte braust einem die nicht gerade kurze Endschlacht über den Kopf. Spektakel ist schön und gut, aber das ist dann doch etwas zuviel des guten, obwohl die CGI-Abteilung grundsätzlich keine schlechte Arbeit abgeliefert hat. Immerhin bekommt Ratner dramaturgisch noch etwas die Kurve und belohnt das voriger Verharren mit einer sehr schön Schlusseinstellung.
Was "X-Men: Der letzte Widerstand" leider insgesamt abgeht, sind die gelungenen Zwischentöne besonders aus dem zweiten Teil. Daraus resultierend leidet die eingebrachte Emotionalität für die einzelnen Figuren. Mehr denn je werden klar die Fronten abgesteckt auf den Seiten von Gut und Böse. Und so gestaltet sich auch die Frage nach dem Heilstoff (und deren fundamentalen Folgen) eher nur als Mittel zum Zweck, um eine benötigte Plotwendung zu vollführen. Schade, dass die eigentlich so vielverprechende Comicreihe in dieser Form enden muss. "X-Men: Der letzte Widerstand" ist damit immer noch ein solider und bisweilen unterhaltsamer Actioner (denn die bekommt mehr denn je geboten), aber qualitativ hat man sich damit unter Wert verkauft.
Die Welt der Mutanten mit all seinen unterschiedlichen Figuren an den Mann zu bringen ist nicht leicht. Da ist es für den zweiten Teil der X-Men-Reihe natürlich von Vorteil, wenn der Vorgängerfilm die entsprechenden Vorkehrungen gemacht hat. Was Regisseur Bryan Singer allerdings sehr zu nutzen weiß. Nach dem wunderschön gestylten Intro ist es gleich die erste Szene mit dem seltsamen Nightcrawler beim Einbruch ins Weiße Haus, welche dem Film schnell ein gutes Tempo verleiht und die abermals politische Komponente Menschheit/Mutanten aufzeigt. Dennoch ist er nur einer der wenigen Figuren, die in "X-Men 2" neu hinzugekommen sind. Ansonsten haben wir es mit der vertrauten Runde zu tun, die diesmal nicht gegen Magneto, sondern einen gewissen William Stryker und seinen Vernichtungsphantasien antreten müssen, um ihre Spezies zu retten. Magneto ist allerdings wieder mit von der (entscheidenden) Partie, der diesmal die Seiten zu wechseln scheint, um im Laufe der Geschichte seinen alten Freund Xavier plus Anhängerschaft zu retten. Die Mutanten haben mal wieder einiges zu tun.
Das Drehbuch hat einiges an Brisanz und Vielschichtigkeit zu bieten, was ausgesprochen homogen im Einklang zu den obligatorischen Actionsequenzen umgesetzt wurde und bei dem die prinzipiell befürchtete Überfrachtung nicht eintritt. Natürlich müssen einige Figuren mehr zurückstecken als andere. Die Konzentration auf die hier wichtigen Personen ist trotzdem richtig, um eine durchweg spannende Geschichte zu erzählen. Wohltuend ist nebenbei auch die Umsetzung. Die angesprochene Action ist gut inszeniert mit starken Effekten, welche aber eben nur dann eingesetzt wird, wenn es nötig ist. Trotz einer mitreißenden letzten halben Stunde bekommt man für einen X-Men-Film relativ wenig Explosionen oder Kämpfe geboten. Im Gedächtnis bleiben eher tolle Dialogszenen wie z.B. zwischen Magneto und Pyro im Jet oder zwischen Nightcrawler und Mystique am Lagerfeuer. Genau das aber gibt den Figuren mehr Glaubwürdigkeit und macht den Film vergleichsweise tiefgründig. Da werden sogar jene Charaktere vertrauter, die man im ersten Teil vielleicht noch distanzierter sah. Das Ganze ist damit trotz klitzekleiner Logikschwächen eine absolut überzeugende Comicverfilmung, deren Kragenweite in der Welt von Marvel leider nur wenige erreichen konnten. "X-Men 2" zeichnet das aus, was man von einem Film eines solchen Typus erwarten kann: Das Gefühl, dass man ein großes Abenteuer mit seinen Helden verlebt hat. Auch ohne übermäßiges Brimborium.
Lang, lang ist's her. Der Kinostart von Teil 1 des X-Men-Franchise liegt nun schon elf Jahre zurück und war einer der Schlüsselfilme (neben "Blade" vermutlich), warum es mittlerweile fast alle Marvel-Figuren auf die große Blockbuster-Leinwand geschafft haben. Auch Nicht-Comicnerds haben offensichtlich Gefallen an Superhelden & Co. gefunden, wie sonst ließe sich diese Erfolgsgeschichte erklären? Nun, zumindest beim ersten Mutantenableger kann einer der Helden hierfür nicht außer Acht gelassen werden. Denn Hugh Jackmans Verkörperung als Wolverine hatte sicherlich nicht nur für seine Schauspielerkarriere große Bedeutung, sondern pushte die filmische X-Men-Welt zudem auch ordentlich aus den Startlöchern. Neben der jungen Rogue ist er in der Geschichte der wesentliche Protagonist, der den Zuschauer mit an die Hand nimmt, um ohne große Akzeptanzhürden in diese unbekannte Welt der Mutanten einzutauchen. Dabei ist nicht zu übersehen, dass diese Parallelgesellschaft und ihr andauernder Konflikt mit der "normalen" Menschheit auch Ähnlichkeiten in Maßnahmen und Wirkungen bei der heutigen Gesellschaft aufwirft.
Was "X-Men" wirklich auszeichnet, ist seine Funktion als Appetizer. Der Plot über den Zwist mit Magneto, der im Gegensatz zu Charles Xavier ungleich radikalere Methoden zur 'Gleichberechtigung' der Mutanten heranzieht, ist vergleichsweise simpel gestrickt, unterhält aber besonders durch die erstmaligen Porträts der Ensemblemitglieder durchaus, bei denen jeder seine gewisse Präsenz im Film spendiert bekommt. Wenn man bedenkt, wie viele unterschiedliche Charaktere es bei den X-Men gibt, ist es sehr wohltuend, sich zuerst auf eine bestimmte Auswahl zu beschränken, um nicht gleich zu Beginn überladend zu wirken. Da kann auch mal das Finale etwas danebengehen, die kurzweilige und actionreiche Szenerie entschädigt dafür mit Leichtigkeit. Natürlich nagt den Computereffekten schon etwas der Zahn der Zeit, ansehnlich bleibt es allemal, zumal er doch deutlich der "billigste" Film der Reihe ist. Ob Regisseur Bryan Singer damals schon mit Hinblick auf einen eventuellen zweiten Teil gearbeitet hat, weiß ich nicht. Wenn ja, dann hat er mit dem ersten Teil, obwohl und vielleicht auch weil da noch Luft nach oben ist, auf jeden Fall gekonnt Lust auf mehr gemacht.
Der dänische Exportschlager Mads Mikkelsen als Protagonist in einem deutschen Psychodrama? Klingt erstmal seltsam, da man es hier mit einem Genre zu tun hat, welches man eben nicht so häufig in der hiesigen Kinolandschaft findet. Doch lohnt sich ein kleiner Blick in "Die Tür". Eigentlich liegt dem Film ein sehr ernste und traurige Familientragödie zu Grunde, welche nach einer klar abgesteckten Exposition (Tod der Tochter im eigenen Pool, Affäre mit Nachbarin) und einem kurzen Sprung auf die Lebenssituation nach fünf Jahren den Clou eines mysteriösen Durchgangs präsentiert. Dieser katapultiert den Hauptdarsteller plötzlich in genau jene Situation zurück, in der er seine Tochter doch noch vor dem Ertrinken retten kann. Der immaginäre Radiergummi für fatale Fehlentscheidungen also. Mikkelsen, der diesen verzweifelten Vater sehr glaubhaft verkörpert, kann sein Leben somit in die Bahnen lenken, welche er nach eigenen Fehlern unwiderbringlich verlassen hatte. Dass diese Situation nicht folgenlos bleibt, ist natürlich irgendwo abzusehen. Dennoch macht Regisseur Anno Saul nicht den Fehler, diesen mysterischen Kniff breit erklären zu wollen und damit in die klassische Logikfalle zu tappen. Vielmehr nutzt er dieses, um damit die emotionale Familiengeschichte auf der psychologischen Ebene zu vertiefen. Fragen, über die man bei einer herkömmlichen Vorgehensweise vielleicht nicht nachgedacht hätte. Zwar mutet so manche Aktion der Beteiligten etwas merkwürdig an, diese können allerdings dem insgesamt positiven Gesamteindruck nur wenig anhaben. Überraschend guter Film.
Guter Humor ist schwierig zu beschreiben und noch schwieriger, in entsprechende Kategorien einzuordnen. So auch beim überzeugten Neuköllner Kurt Krömer, der sich vom Tellerwäscher des RBB langsam aber sicher zu mehr als einem Geheimtipp in der ansonsten eher trostlosen Comedy-Szene dieses Landes hochgeschuftet hat. Ähnlich wie andere Künstler hat sich Krömer mit einem gewissen Typus in der Außendarstellung angefreundet, den er perfekt zelebrieren kann: Sehr frech, manchmal gar anarchisch veranlagt und immer mit stolzer Berliner Schnauze auftretend. Und das alles mit einer äußerst eigenen Moderichtung. Hinter der Fassade eines gutbürgerlichen Schwiegersohnlieblings mit geschniegelter Brille und Frisur steckt ein ganz Großer seines Fachs.
Seine letzte Sendung "Krömer - Die internationale Show", welche nach fünf Staffeln leider nicht mehr fortgeführt wird, war dann schließlich die konsequente Weiterentwicklung zu dem, was er zuvor im RBB gemacht hat (u.a. "Die Kurt-Krömer-Show"). Seine Stärke sind die Interviews mit mehr oder weniger prominenten Menschen, die allerdings weniger so verlaufen wie man es anderswo kennt, sondern meist nach kurzer Zeit zu allerlei Aktionen führen können. Da ist es fast schon egal, wer da nun kommt, unterhaltsam ist es immer. Dabei ist es eigentlich ein auf dem Papier striktes Konzept, der dieser Show zu Grunde liegt. Erst das Gespräch mit dem Gast im Vorzimmer per Durchsage, dann die Begrüßung inklusive Geschenk sowieso der anschließenden Frage nach einem Getränkewunsch, der natürlich jeden Mal schon bereit steht im kultigen Kühlschrank. Wenn dann aber die eigentlichen Interviewfragen kommen, wird es schwierig (für den Gast) und lustig (für das Publikum). In dieser Form bekommt man das in jeder Sendung 3x-4x zu sehen, bis eine Runde zusammengekommen ist, die in der Form jeweils einmalig sein wird und meistens in einem Chaos endet.
Vielleicht wird nicht jeder Kurt Krömer mögen (will er wahrscheinlich gar nicht), doch gerade seine Unangepasstheit ist das, was ihn auszeichnet. Hinzu kommt seine Spontanität und auch das präzise Timing für seine Gags, was bei dieser Figur auch nach Jahren wenig Abnutzungserscheinungen erkennen lässt, wenn es nicht gerade ein langer Bart ist. Genauso verhält es sich mit seiner Show. Es ist wie ein Kindergeburtstag mit Erwachsenen. Und da hat man eben die Wahl: Entweder man macht freudig mit oder man geht grimmig nach Hause. Ich hatte jedenfalls fünf Jahre großen Spaß mit dieser Show, von der ich keine Minute missen möchte. Danke, Kurti!
John Cleese geht eigentlich immer und so es grundsätzlich nicht falsch, sich mal einer Sichtung von "Clockwise" zu unterziehen. Dieser ist einer der ersten Gehversuche von Cleese Mitte der 80er, welcher mal komplett ohne seinen Kumpels aus der Monty-Python-Bande auskommt. Deshalb sollte man auch keinen typischen Python-Humor erwarten. Eher hat man es mit einem grundsoliden, voller schräger Situationen strotzenden Plot im Sinne eines Roadmovie zu tun. Cleese spielt einen sehr ordnungsfanatischen und stets leicht pikierten Schuldirektor, dessen gewählte Ausdrucksform trotz bester Absichten ihn ins Verderben führt. Diese langsame Demontage eines für sein Umfeld ziemlich anstrengenden Charakters ist die Essenz, woraus der Film seinen Unterhaltungswert hauptsächlich zieht und in den letzten Szenen zum genretypischen Höhepunkt verdichtet wird. Alles wohlgemerkt sehr simpel gestrickt und manchmal leider auch oft sehr bemüht, gibt es doch nur wenige Stellen, an denen man wirklich schmunzeln würde. Obwohl er wahrlich nicht alleine durch die britischen Dörfer tingelt, ist es doch das Schauspiel von Cleese, ohne dem der Film wohl zurecht vollständig in Vergessenheit geraten wäre. "Clockwise" ist nicht weniger als annehmbare Komödienkost, bleibt damit aber immer noch einer der schwächeren Filme mit der Beteiligung des großen Ex-Python. Oder? Recht so...
"Der Dämon und die Jungfrau" war wohl einer der ersten Vorboten der aufkommenden Giallo-Welle aus Italien. Kein Wunder, ist doch mit Mario Bava eine veritable Genregröße am Werk, der hier formal die berühmten Muster wie das ungewöhnliche Spiel mit der extremen Nahaufnahmen, Farbsymboliken oder lange Kamerafahrten aufzeigen kann. Die Geschichte über masochistische Fantasien ist denkbar einfach gestrickt, wodurch auch größere Dialogszenen eher rar gesät sind. Sie scheint in ihrer simplen Form damit zwar effektiv als Plattform für viele handwerkliche Spielereien geeignet, ist aber auch genauso vorhersehbar. Immerhin funktioniert die düstere Atmosphäre mit ihren zahlreichen Anpirschszenen trotz so mancher Länge, wofür auch die Besetzung wie verängstigte Daliah Lavi oder ein gewisser Christopher Lee sorgt, welcher Dracula-ähnlich sich das eine oder andere Mal in Szene setzen kann. Ein solider Gruselfilm mit Schwächen, aber besonders Freunde des Subgenres sollten ihn mal gesehen haben.
Ist es Dreistigkeit oder Ironie, dass die Meister des schlechten Plagiats ausgerechnet mit jener Fortsetzung hervorkriechen, die im Internet schon seit Jahren für amüsante Kurzvideos gut ist? "Anscheinend würde sich die Geschichte wiederholen!" heißt es mitten im Film von einem der Offiziere, denn ausgerechnet "Titanic 2" lautet das Teil, mit dem die Mockbuster-Schmiede (The) Asylum passend zum nächstjährigen Jubiläum an die große Schiffskatastrophe von 1912 erinnern will, aber wohl vielmehr wieder bei einigen uninformierten Spontan-DVD-Käufern für Verärgerung sorgt. Wobei man es mittlerweile eigentlich besser wissen müsste. Die Idee, dass eine solche Titanic II mit immerhin technischem Update überhaupt gebaut wird, ist schon fragwürdig genug, aber dass sie bei ihrer Jungfernfahrt es wieder mit Eisbergen zu tun bekommt (und hierbei natürlich mit voller Kraft vorauseilen müssen), ist dermaßen albern, dass es fast schon wieder amüsant wirkt. Jedoch nur fast, denn der Unterhaltungsfaktor, wenn man ihn bei Asylum-Produkten überhaupt als solchen bezeichnen sollte, hält höchstens in den Anfangsminuten an, bei dem man gewisse Katastrophenfilmklischees zu sehen bekommt, die man so nicht allzu selten bei verschiedensten Genrevertretern antrifft. Der Rest ist hart an der Schmerzgrenze, wenn die drei Protagonisten (darunter der Erbauer als Proll...) in einer langweiligen Abfolge an Fluchtversuchen ihre Haut retten wollen und man wie immer, falls man wieder für Action sorgen will, billigste CGI-Erzeugnisse präsentiert bekommt. Zwar ist "Titanic 2" minimal träglicher wie seinerzeit die Sichtung von "Transmorphers" vom gleichen 'Regisseur' Shane van Dyke, doch auch das macht dieses Machwerk keineswegs zu einem Tipp für Trashfans, da die erhoffte unfreiwillige Komik weitesgehend ausbleibt und der Film schon eher absäuft als das Schiff selbst. Nichts Neues also aus dem Hause Asylum.
Duncan Jones' zweiter Film nach dem sehenswerten und ambitionierten Debütfilm "Moon" führt wieder in die Welt der Science Fiction, gemixt mit teilweise philosophischen Elementen eines Psychothrillers. Zwar ist es in "Source Code" keine Mondszenerie, sondern ganz bodenständig eine Zugfahrt in Richtung Chicago, doch die große Idee dahinter ist nicht minder abgedreht. Acht Minuten werden durch den Hauptdarsteller, verkörpert durch Jake Gyllenhaal, immer wieder in diesem Zug verlebt, bei denen am Ende eine Bombe hochgeht. Das "Groundhog Day"-Prinzip in gewisser Weise, nur diesmal mit dem ernsten Terrorismus-Hintergrund. Eigentlich eignet sich diese utopische Version einer Zeitschleife immer glänzend für das Medium Film, um genauso wie die Beteiligten als Zuschauer selbst einen erweiterten Blick auf das Geschehen zu bekommen. Nur gibt es in diesem Fall einen anderen Blickwinkel des Geschehens, welcher im weiteren Verlauf mit ziemlich abstrusen Erklärungen diesen 'Source Code' schmackhaft machen wollen, was mehr schlecht als recht funktioniert. Auch deshalb sind eindeutig die Zugszenen die Stärke des Films, was besonders an den guten Leistungen von Gyllenhaal sowie auch der bezauberten Michelle Monaghan liegt, deren Zusammenspiel angenehm harmonisch und gefühlsecht wirkt. Alles andere ist ein sehr gewagtes Gedankenspiel, was an vielen Stellen zumindest unterhaltsam ist und bei dem man gerne noch mehr Gewitztheit wie in manchen Situationen gewünscht hätte, dessen Logikgerüst aber eben auch auf sehr wackeligen Beinen steht. Da ist es fast schon symptomatisch, dass zweimal der richtige Punkt zum Abblenden verpasst wurde, sondern man genau jenes Stück obendrauf packt, um als besonders gewieft darzustehen. Damit allerdings verblassen die zuvor aufgeworfenen Fragen über Moral und Menschlichkeit zugunsten der zuweit gedrehten Twistschraube, welche man leider häufig in diesem Genre antrifft. Da ist weniger manchmal mehr.
Ist moviepilot offiziell der Zweitverwerter von Linktipps des 5FF-Blogs? :P
Nicht minder lustig (und weitaus weniger berechnend) ist das Video eines Dale-Earnhardt-Junior-Fans beim NASCAR-Rennen in der letzten Woche. Stichwort: To finish first, you have to finish first. :) (Zugegeben, hat nichts mit dem Thema Film zu tun, passt aber emotional durchaus in diese Nonsense-Meldung)
http://www.youtube.com/watch?v=0j6tJ6VG9AM
[Trotz 80. Geburtstag des Films gibt es an dieser Stelle sicherheitshalber eine Spoilerwarnung]
Peter Lorre war erst 26 Jahre alt, als er in Fritz Langs "M" die Rolle desjenigen bekam, den dieser eine Buchstabe im Titel andeuten will: Die eines Mörders. Doch nicht nur irgendeinen Mörder, sondern einen, der es auf Kinder abgesehen hat. Einer, der sich nicht mit seinen Taten blümen kann und die Karriere eines glorreichen Schwerverbrechers anvisiert, denn für ihn sind diese Morde ein unaufhaltsamer Zwang, eine Krankheit womöglich. Genau so bricht es ihm in den finalen Szenen vor allerlei Personen, die ihm an den Kragen wollen, heraus. Ein denkwürdiger Monolog voller Verzweiflung und Scham, der selbst beim zehnten Mal wiederholt den Atem stocken lässt. Anno 1931 waren es aber keine lauten Jubelschreie, die ihm danach zuriefen, sondern kurioserweise die Angst, dass er auch in Wirklichkeit ein Mörder sei. Manchmal kann auch die größte schauspielerische Leistung zur Belastung werden.
Diese Szene im Keller stellt den dramatischen Höhepunkt des Films dar. Es ist die Folge der großen Hysterie einer ganzen Stadt. Ob es die Polizei, Mordkommission, ehemalige Gaunerbanden, Familien oder einfache Bettler sind, das Berlin der 30er Jahre ist in Aufruhr. Dabei kommen allerlei Interessen zum Vorschein, und die 10.000 Mark an Belohnung sind lediglich der erste Stein, der die Jagd ins Rollen bringt. Fritz Lang zeigt akribisch die Vorgehensweise der unterschiedlichen Gruppierungen auf und porträtiert damit nicht nur die ersten Gehversuche einer Rasterfahndung oder anderen kriminologischen Mitteln, sondern porträtiert auch die schwierigen Lebensverhältnisse in dieser Zeit. Fast dokumentarisch inszeniert er die Polizeiarbeit oder die Planungen der Unterwelt von Berlin, die jeweils selbst diesen Mörder zur Strecke bringen wollen, vergisst aber nicht den Spannungseffekt, der sich aus der Suche ergibt.
Diese Spannung generiert Lang allerdings ganz ungewöhnlich. Genau jene vermeintliche Sensationslust, die diese Straftaten auslösen können, begegnet Lang mit subtilen Schatteneffekten oder dem gewollten Nichtzeigen des Offensichtlichen. Da reicht es schon, wenn ein Ball einsam aus der Hecke rollt. Besonders das Tonkonzept ist interessant, denn obwohl wir es hier nicht mit einem Stummfilm zu tun haben, sind viele Impressionen komplett still gehalten und verstärken umso mehr den Effekt, wenn dem Zuschauer ein Geräusch bewusst entgegenkommen soll. Es wird einiges an Spielraum gelassen, um selbst die Szenen zu reflektieren, was schließlich in der besagten Kellerszene mündet mit der heiklen moralischen Frage über den Umgang mit Lorres Figur. Selbst 80 Jahre später ist genau diese Frage noch nicht 'gelöst', denn manches gesellschaftliche Schema von damals lässt sich noch immer beobachten.
"M" ist ein wichtiger und prägender Film, der tief in der deutschen Film- und Zeitgeschichte verwurzelt ist und seine Brisanz und Wirkung nicht verloren hat, da das Thema auch einen universellen Charakter besitzt. Handwerklich ist "M" unglaublich vielschichtig, was sich nach mehreren Sichtungen erst so richtig verdeutlicht. Neben Lorres phänomenaler Darbietung sind es noch zwei weitere Schauspieler, Gustav Gründgens als Schränker oder auch Otto Wernicke in der Rolle des Kommissar Lohmann, die in ihrer individuellen Präsenz und mitreißendem Einsatz unvergesslich geblieben sind und den Film auch zu dem machen, was er bis heute ist: einem Meisterwerk cineastischer Pionierkunst.
80th Anniversary Edition:
Man kommt nicht umhin, noch ein paar Sätze zur neuen Blu-ray-Edition von 2011 zu verlieren. Diese erneute Restaurierung von "M" ist erstaunlicherweise noch einmal ein riesiger Schritt. Das Bild ist nun deutlich sauberer geworden und in der Bildlage viel ruhiger im Vergleich zu vorher. Auch beim Ton konnte die ursprüngliche Idee von Lang endlich umgesetzt werden. Die stummen Momente sind entsprechend wirklich stumm, da man nicht mehr das stets begleitende Projektorrauschen hört. Bis auf vereinzelte Schnipsel, die leider noch immer fehlen (u.a. ganz am Ende), ist diese Fassung höchstwahrscheinlich als 'endgültig' zu bezeichnen.
Die Extras sind ebenso umfangreich wie informativ. Neben einem Audiokommentar über die geschichtlichen Hintergründe, bei denen besonders die Verbindung zum Serienmörder Peter Kürten zur Sprache kommt, was aber auch separat in einem Making-of behandelt wird, sind die Entwicklungen zwischen den unterschiedlichen "M"-Fassungen interessant (und gerade im direkten Vergleich verblüfft die Leistung der Restauratoren). Highlight ist auch ein altes Interview von 1968 mit Lang selbst, der u.a. auch über seine folgenschwere Bekanntschaft mit Joseph Goebbels erzählt. Das muss man mal gehört haben! Vollendet wird die Edition durch ein liebevolles Booklet, das sogar das originale Presseheft zu bieten hat. Eine tolle Edition, bei der man sich schon fast fragt, warum nicht jeder Klassiker so eine würdige Präsentation spendiert bekommt.
Das Thema Rache gehört genauso zum Western-Genre wie der Cowboyhut oder der Revolver. Viele Filme greifen gerne auf dieses altbekannte Mittel zurück, um ihre manchmal fast überirdischen (Anti-)Helden entsprechend zu positionieren und in ihrer Handlungsweise zu motivieren. Der Italowestern "Satan der Rache" setzt in fatalistischer Weise auf dieses Prinzip und kombiniert dies mit sehr düsteren Bildern, die man so eher selten zu Gesicht bekommt. Regisseur Antonio Margheriti ist eigentlich nicht für ausgefeilte Drehbücher und Geschichten bekannt, was in diesem Fall jedoch nicht schadet, da er gemäß des deutschen Titels sich nach einer prägnanten Einleitung stark auf den Racheaspekt konzentriert. Dunkel, grausam und fast diabolisch gestaltet sich dieser in allen Formen und wer könnte dabei jene kompromisslose Rächerfigur besser interpretieren als ein Klaus Kinski? Oftmals wirken ja seine Italowesternrollen eher enttäuschend, da sie ihn entweder schauspielerisch unterfordern oder sie nur als unbedeutende Nebenparts definiert sind. Doch hier kann Kinski einiges dazu beitragen, dass dieser Film länger im Gedächtnis verbleiben wird. Er redet zwar nicht viele Dialogzeilen, kann aber durch Mimik und körperlichen Einsatz beeindrucken, was sich beim Tragen eines großen Rucksacks voller Frust, Ungerechtigkeit und Erniedrigung in einer ganzen Nacht fulminant entlädt. Passend gesellt sich Wind und Wetter hinzu, sodass sich niemand in der Stadt mehr vor Kinskis Figur sicher sein kann, der jede Ecke, jeden Untergrund für sich im Kampf ausnutzt. Sein Konkurrent in Form von Peter Carsten bildet den geeigneten Gegenpol im Geflecht, wer aber die Sympathien des Publikums haben dürfte, sollte nicht schwer zu erraten sein. "Satan der Rache" ist auch deshalb so besonders, da Margheriti die ureigenen Mittel des Italowestern nutzt, um sich mehr denn je sich vom ursprünglichen klassisch-amerikanischen Genrevorbild zu distanzieren, sowohl visuell (gruselige Szenerie) als auch akustisch (tödliches Kirchturmläuten). Ein sehenswerter Rachefilm unvergleichlicher Art mit einem starken Kinski.