Framolf - Kommentare

Alle Kommentare von Framolf

  • 4
    Framolf 23.12.2023, 07:44 Geändert 07.03.2024, 05:19

    Der filmtastische Adventskalender 2023

    [23]

    Emma freut sich auf ihren Feiertagsurlaub unter der heißen Sonne des Südens. Sie ist bekennender Weihnachtsmuffel und als Single könnten ihre Feiertage ohnehin langweilig ausfallen, fürchtet sie. Also lässt sie ihre Assistentin einen Flug nach St. John auf den Jungferninseln buchen. Dumm nur, dass diese versehentlich einen Flug nach St. John in Alaska bucht. Dort angekommen muss Emma feststellen, dass alle anstehenden Flüge wetterbedingt bis auf Weiteres gestrichen wurden. Zu allem Überfluss ist da auch noch dieser Kerl auf dem Flughafen, der sie mit schnippischen Bemerkungen aufzieht. Und als ob dem nicht genug wäre, ist dieser Typ in der kleinen Stadt auch noch omnipräsent. Dabei will Emma doch einfach nur wieder weg – und bis dahin ihre Ruhe. Immerhin hat ist in diesem Kaff weit weg von allen beruflichen Angelegenheiten – oder...?

    Gerade während der ersten Hälfte wird das Publikum mit einer Reihe von Gaga-Dialogen überzogen, was zwar nicht gerade gehaltvoll wirkt, aber immerhin für Heiterkeit sorgen kann. Nicht zuletzt fällt die Erzählung dadurch auch immerhin recht kurzweilig aus. Die Chemie zwischen dem Hauptdarstellerduo wirkt – passend zum Setting – jedoch unterkühlt, was die beiden mit ihren schauspielerischen Mitteln auch nur bedingt aufwiegen können. Ansonsten wird eben die gewohnte Checkliste an Motiven aus vorweihnachtlichen Alaska-Liebeskomödien routiniert abgearbeitet: Von Polarlichtern über Schlitten und eine Protagonistin, die eigentlich auf gepackten Koffern sitzt, bis hin zu zu einem finalen Kuss („Buuuuh! Spoiler!“) ist alles mit dabei. Kurz nach der Sichtung hat man das Geschehen aber sowieso schon wieder fast vergessen.

    KURZFAZIT

    Worum ging es nochmal? Ach ja: Anfangs heiter, doch dann so belanglos, dass man die Handlung wenige Minuten später schon wieder vergessen hat. Das war's!

    31
    • 3
      Framolf 22.12.2023, 16:45 Geändert 06.03.2024, 04:28

      Der filmtastische Adventskalender 2023

      [22]

      Ein alleinerziehender Familienvater (Dean Cain aus 'Rat Race') ist hin- und hergerissen. Seine beiden Kinder wünschen sich einen Hund, doch seine Lebensgefärtin (Kristy Swanson aus der 'Playboy'-Ausgabe 11/2002) hat eine Hundehaarallergie. Und dabei ist sie doch eigentlich so nett. So hat sie beispielsweise extra den Schmuck seiner verstorbenen Ehefrau an sich genommen, um gut darauf aufzupassen... Noch lieber würde sie allerdings auf sein Haus und sein sonstiges Eigentum aufpassen. Die Kinder bekommen den Hund trotzdem. Doch dadurch wird ein Katz- und Maus-... bzw. Hund- und Katz-Spiel in Gang gesetzt. Die Kinder und die neue Lebensgefährtin des Vaters schikanieren sich gegenseitig und die Lage eskaliert immer stärker.

      In schauspielerischer Hinsicht regiert hier das pure Elend und die Regie steht dieser Qualitätsdefensive in nichts nach. Am ehesten für Unterhaltung sorgt noch der Nachbarsjunge, der seine Rolle (womöglich intuitiv) in einem 80er-Jahre Stil interpretiert und so zumindest etwas Lockerheit in die Geschichte bringt. Abgesehen davon jagt eine trashige Szene die nächste. Lustig ist das nur bedingt, aber immerhin spielt ein Hund mit. Doch leider ist auch der nur gelegentlich zu sehen. Schade eigentlich, denn schauspielerisch steht er dem Rest der Besetzung in nichts nach. Die Inszenierung als Ganzes vermittelt den Eindruck, dass während der Dreharbeit ständig auf die Uhr gesehen worden sein muss. Viele Szenen wirken hastig abgefilmt, wobei hier und da ein zusätzlicher Take augenscheinlich eine gute Idee gewesen wäre. Weite Teile der Crew werden sich dessen sicherlich bewusst gewesen sein, doch wenn die Möglichkeiten aufgrund eines schmalen Budgets und eines engen Zeitplans begrenzt sind, sind den Filmschaffenden eben auch die Hände gebunden.

      Empfehlenswert ist diese Verfilmung am ehesten noch für Kinder – am besten für solche, die man nicht besonders gut leiden kann...

      KURZFAZIT

      Trashige Familienkomödie, die knapp an einem kompletten Fiasko vorbeischrammt.

      [Danke an Eudora für den Hinweis, dass ein Teil der Einreichungen per MMM jetzt in der Datenbank zu finden ist. Andernfalls hätte ich dieses Highlight noch gar nicht kommentieren können. :-) ]

      30
      • 5 .5
        Framolf 21.12.2023, 22:49 Geändert 06.03.2024, 04:44

        Der filmtastische Adventskalender 2023

        [21]

        Eine junge Frau (Kat Graham) bekommt einen geheimnisvollen europäischen Adventskalender geschenkt, dessen Inhalte auf verblüffende Weise mit Ereignissen aus ihrem Alltag korrespondieren. Klingt ähnlich wie die Prämisse des französischen Weihnachtshorrorfilms 'The Advent Calendar' – nur mit dem Unterschied, dass hier nicht die Köpfe rollen oder das Blut spritzt, sondern einfach nur die Herzen höher schlagen. Die Protagonistin steht dabei zwischen zwei Männern, die für sie beide interessant erscheinen. Allerdings zeigt sich recht schnell, dass einer von beiden [SPOILER] ein Lügner und der andere ein Jammerlappen ist. [SPOILER ENDE] Für wen wird sie sich entscheiden?

        Kat Graham ('Alles Gute kommt von oben') verblüfft in diesem Weihnachtsfilm vor allem durch ihre Frisuren. Sie sieht nach dem Aufstehen aus, als wäre sie drei Stunden in der Maske gesessen, verlässt ihre Wohnung und hat nach der Ankunft schon wieder eine andere Frisur. Selten war es in einem Film so offensichtlich, dass die Szenen an einzelnen Schauplätzen direkt nacheinander abgefilmt wurden – ganz unabhängig davon, wann sie im Verlauf der Handlung stattfinden bzw, an welcher Position sie sich in der finalen Schnittfassung befinden. Bekanntermaßen eine gängige Praxis im Produktionsprozess, doch hier haben Maske, Regie und Schnitt offenbar ein wenig den Überblick verloren. Für den Gesamteindruck halb so wild, aber dennoch eine Randnotiz wert. Ansonsten wird hier ohne große Abweichungen das genreübliche Standardprogramm abgespult, sodass am Ende genau das Ergebnis steht, das vorher zu erwarten war. Das Resultat ist eine Mischung aus Flirt- und Wohlfühlszenen in vorweihnachtlichem Kleinstadtflair.

        Gut gemeinte 5,5 Punkte.

        KURZFAZIT

        Ein Adventskalender mit durchsichtigen Türchen – man weiß schon vorher, was drin ist.

        27
        • 5 .5
          Framolf 21.12.2023, 00:00 Geändert 21.12.2023, 22:18

          Der filmtastische Adventskalender 2023

          [20]

          Eine Popsängerin (Aimee Garcia), die sich in einer mittlerweile offenbar chronischen Schaffenskrise befindet, soll bei ihrem Plattenlabel binnen weniger Tage einen Weihnachtssong abliefern. Da sie anscheinend weder einen Komponisten noch einen Texter an ihrer Seite hat, will sie sich mit einem ihrer größten Fans, einer 15-jährigen Schülerin, treffen, um wieder neue Impulse zu bekommen. Praktischerweise ist der Vater der Jugendlichen Musiklehrer und auch noch Witwer (Freddie Prinze Jr.). Zufälle gibt’s! Mal sehen, ob sie sich gegenseitig befruchten können (auch in musikalischer Hinsicht, haha).

          Neben ein paar passablen Gags kann 'Christmas With You' ein Protagonistenpaar auf der Habenseite verbuchen, das für Weihnachtsfilmverhältnisse (zumindest in Bezug auf Romanzen) recht erfahren und fast schon prominent daherkommt. Dementsprechend routiniert und gelassen schultern die beiden ihre Rollen. Glanzleistungen werden ihnen zwar nicht abverlangt, aber sie bringen zumindest eine gewisse Lockerheit mit, die diese Produktion dann doch etwas aus der Masse weihnachtlicher Fließbandproduktionen abhebt.

          Die Handlung ist und bleibt natürlich höchst vorhersehbar und die Inszenierung der Musikszenen scheint direkt aus der Hölle zu kommen. Man hört elektronische Drums, obwohl angeblich ein Schlagzeuger zu dem Lied trommelt (wann die Band das kurzfristig komponierte Musikstück einstudiert haben will, steht ohnehin als großes Fragezeichen im Raum) und bei einem anderen Auftritt ist die Singstimme auch ohne Mikrofon laut zu hören. Derlei Schludrigkeiten häufen sich und vermitteln den Eindruck, dass es der Regie auch nicht besonders wichtig ist, über die B-Note zu punkten. Selbiges gilt für die Wahl der Schuhe der Protagonistin und ähnliche Details. Offenbar wollten einige Mitwirkende nicht mehr Zeit und Mühe in das Projekt stecken als unbedingt notwendig.

          Am Ende bleibt ein lockerer und unterhaltsamer Weihnachtsfilm nach Schema F, der aber wenigstens durch seinen etwas flapsigen Erzählton, seine beiden Hauptdarsteller sowie die begeisterungsfähige Tochter und die knurrige Großmutter in Nebenrollen punktet.

          KURZFAZIT

          Stangenware, die sich immerhin selbst nicht allzu ernst nimmt.

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          • 2 .5

            Der filmtastische Adventskalender 2023

            [19]

            Nachdem man bereits im ersten 'A California Christmas' Film keine richtige Geschichte zu erzählen hatte, hat man es sich bei Netflix nicht nehmen lassen, trotzdem eine Fortsetzung zu produzieren. Humor ist schließlich, wenn man trotzdem Weihnachten feiert. In bester 'Crocodile Dundee' Manier verschlägt es das Protagonistenpärchen nun in die Großstadt (in diesem Fall nach San Francisco). Die Farm und das Weingut können sie vorübergehend getrost in die Hände von zwei Freunden geben, denn das Geschäft läuft quasi wie von selbst. Innerhalb von nur einem Jahr ist es ihnen gelungen, auf vertrocknetem Ödland hektarweise Weine der oberen Preisklassen anzubauen. Es grünt, wohin man nur sieht. In der ersten Episode heißt es zwar, dass die finanzielle Rettung nur aufgrund der Erhaltung einer als ausgestorben geglaubten Rebsorte gelingen konnte, doch nur zwölf Monate später sind offenbar auch alle anderen Weine der Neuwinzer ziemlich gefragt. Die Botschaft an das Publikum lautet also: Spitzenweine anbauen kann jeder! Wieso der Regisseur trotzdem lieber Schundfilme dreht, bleibt sein Geheimnis.

            Als positiv hingegen erweist sich, dass zahlreiche Darsteller aus dem Vorgängerfilm erneut eingebunden sind, was sich teilweise bis in kleine Nebenrollen durchzieht. In einem Nebenstrang der Handlung bekommt zudem der andere Manny (also der echte) nun auch eine Herzensdame zum Anschmachten. Der Chauffeur und Assistent, mit dem er bisher eine fast schon romantische Beziehung unterhielt, nimmt es sportlich.

            Wie auch immer, erzählt wird die Geschichte eines schwerreichen Firmenerben, der sein Unternehmen auf links krempeln und es zukünftig etwas wohltätiger ausrichten will. Was wäre Amerika nur ohne seine Philantropen? Da freut sich dann auch der schuhlose Junge auf der Weihnachtsfeier.

            Um Missverständnisse zu vermeiden: Es spricht nichts dagegen, Turbokapitalisten und Vertreter der sozialen Marktwirtschaft einander gegenüberzustellen. Ganz im Gegenteil, im Film trifft es nicht die Falschen. Die profitgeilen Speichellecker, die in 'A California Christmas: City Lights' als Unsympathen hingestellt werden, verdienen fraglos jeden Spott der Welt. Doch die Botschaft der Geschichte zerschellt eben an einer Realität, in der Whitewashing und ähnliche Praktiken an der Tagesordnung stehen.

            Am Ende bleibt ein uninspiriertes Filmchen mit einer dünnen Handlung, das – anders als die erste Episode – auch der Genuss eines guten Glases Wein während der Sichtung nicht mehr retten kann.

            KURZFAZIT

            More of just the same.

            30
            • 3 .5
              Framolf 18.12.2023, 19:46 Geändert 18.12.2023, 22:20

              Der filmtastische Adventskalender 2023

              [18]

              Das geerbete Landgut einer jungen Frau aus Kalifornien ist in eine bedenkliche finanzielle Schieflage geraten. Der Sohn einer Investorin soll es ihr unter einem Vorwand abluchsen. Soweit der Plan. Doch auf der anderen Seite sind beide auch Singles und einer Annäherung keineswegs abgeneigt...

              Im Grunde gibt es zu dieser Fließbandproduktion nur wenige Anmerkungen, die es wert sind, überhaupt erwähnt zu werden. Eine davon betrifft den Cast, denn die beiden Hauptrollen wurden mit Lauren und Josh Swickard besetzt, die im realen Leben miteinander verheiratet sind. Ebenfalls ungewöhnlich ist, dass die genre- und protoypische Rolle des handwerklich begabten Junggesellen hier auf zwei Figuren aufgeteilt wurde: Eben auf den besagten Sohn der Investorin (Josh Swickard) und einen Farmarbeiter (David Del Rio), der ihm im Hintergrund mit Rat und Tat zur Seite steht. Aufgrund einer Verwechslung bzw. Lüge sind beide in der kleinen Ortschaft unter demselben Namen bekannt (Manny), womit die Autoren ihr Skript gewissermaßen selbst persiflieren. Beide Charaktere bilden also die zwei Seiten derselben Münze bzw. Rolle - zumindest wenn man die Handlung in Bezug zu den allermeisten anderen weihnachtlichen Romanzen setzt.

              Was sich Regie und Maske jedoch beim Erscheinungsbild der Protagonistin gedacht haben, ist einer professionellen Filmproduktion kaum würdig. Top gestylt verrichtet die Bäuerin ihre Arbeit auf der Farm und selbst direkt nach dem Aufwachen sitzen Make-up und Frisur perfekt. Zwar kennt man das aus vielen Filmen, aber hier erreicht dieser Unfug eine neue Dimension.

              Sehr viel mehr Ungewöhnlichkeiten hat 'A California Christmas' aber nicht zu bieten; dementsprechend vorhersehbar fällt auch die Handlung aus.

              Fast schon wieder witzig: Ausgerechnet der Chauffeur bechert von morgens bis abends.

              KURZFAZIT

              Netflix empfiehlt übrigens „ein Glas Rebensaft“ als passendes Getränk zur Sichtung. Gesagt, getan. Keine schlechte Idee. Die Schwächen des Drehbuchs können dadurch allerdings auch nicht kaschiert werden.

              28
              • 6

                Der filmtastische Adventskalender 2023

                [17]

                Weihnachten steht vor der Tür – und ein Serienkiller ebenso. Zumindest vor der Tür des Studentenwohnheims. Der Rest der Geschichte ist mehr oder weniger selbsterklärend.

                Zum Miträtseln, wer der Killer sein könnte, taugt die 1974er Version von 'Black Christmas' so gut wie gar nicht, denn es gibt maximal zwei Verdächtige (wenn überhaupt). Am Ende wird also entweder eine offensichtliche Lösung stehen oder es wird ein Kaninchen aus dem Hut gezaubert werden, dessen Präsentation niemand vorhersehen konnte. In diesem Licht haben Drehbuch und Regie für das Finale eine mehr als passable Lösung gefunden. Zwar lässt sich auch diese ein Stück weit erahnen, doch dank einer atmosphärischen Inszenierung kann sich das Ende durchaus sehen lassen.

                Am Ende steht also ein solider Slasher aus den Siebzigern, der auch einige Jahrzehnten später noch passabel funktioniert – zumindest für Genrefans. Immerhin.

                KURZFAZIT

                Wer nach der Sichtung an den Feiertagen nicht gelegentlich im Schrank nachschaut, ist selbst schuld!

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                • 3
                  Framolf 16.12.2023, 20:40 Geändert 01.03.2024, 05:48

                  Der filmtastische Adventskalender 2023

                  [16]

                  Ein Vater und seine Tochter...

                  Ach, ganz ehrlich: Im Fall von 'Candy Cane Lane' kann man sich eine Zusammenfassung der Prämisse getrost sparen. Das Drehbuch stinkt an allen Ecken und Enden. Viele der vermeintlichen Gags zünden nicht, die allermeisten Handlungselemente hat man anderswo schon (zumeist besser) gesehen und selbst das Menschenbild erscheint irgendwie zweifelhaft. Zu allem Überfluss wirkt auch ein Teil der Darstellerriege überfordert. Spätestens das Finale schlägt in seiner Mischung aus Schlichtheit, abgestandenen Scherzen und Chaos dem Fass dann endgültig den Boden aus.

                  Der Bezug zu Weihnachten ist zwar durchweg gegeben, doch eher in dem Sinne, dass allerlei Requisiten, Lieder und Motive wild durcheinander in den Ring geworfen werden. Der Geist der Weihnacht lässt sich vielleicht noch insofern ableiten, dass die die Familie als Einheit am besten funktioniert – besonders dann, wenn sich alle gegenseitig (inklusive der vorhandenen Schwächen) akzeptieren und jede(r) seine persönlichen Stärken mit einbringt. Ob das Drehbuch in diesem Punkt aber wirklich überzeugend wirkt, sei dahingestellt.

                  Auch die beabsichtigte Klammer zwischen jüngeren und älteren Zuschauern funktioniert mehr schlecht als recht. Die Dialoge sind teilweise auf Kinder zugeschnitten, während die Hauptrolle mit Eddie Murphy besetzt ist, wodurch eher die Eltern adressiert werden dürften – aber das war es dann auch schon mit Identifikationsangeboten. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass die Resonanz auf diesen Weihnachtsfilm doch recht verhalten ausfällt.

                  Bei aller Kritik: Nicht alles an 'Candy Cane Lane' ist schlecht, doch gemessen am Aufwand, der hier betrieben wird, fällt das Ergebnis dann doch sehr ernüchternd aus.

                  KURZFAZIT

                  Nicht durchweg schlecht, aber schlecht könnte einem werden von diesem Candy.

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                  • 4
                    Framolf 15.12.2023, 20:03 Geändert 23.02.2024, 04:53

                    Der filmtastische Adventskalender 2023

                    [15]

                    Für die Zusammenfassung der Handlung bietet sich ein Mustertext an, der wohl für mindestens die Hälfte der Weihnachtsfilme von Hallmark zutreffend sein dürfte:
                    Eine junge Frau erbt [hier eine beliebige Firma einfügen], weshalb sie in der Adventszeit nach Alaska reist. Zwar gibt es vor Ort eine Reihe ungelöster Probleme, doch da ein junger, sportlicher Tausendsassa dort angestellt ist, der viele Schwierigkeiten hemdsärmlig aus dem Weg räumt, erscheint alles nur noch halb so wild. Daher bleibt auch genügend Zeit für die Liebe. Glücklicherweise sind sowohl die Erbin (die vorzugsweise rote Pullis trägt) als auch der Angestellte (trägt gerne grün) Singles. Schade, dass eine(r) von beiden ein Weihnachtsmuffel ist (und dass die Frau zurück an ihren aktuellen Wohnort reisen muss). Doch gut, dass die Adventszeit genügend Anlässe bietet, das noch zu ändern.

                    Zu dieser Formel kommen natürlich in jeder Geschichte noch einige individuelle Aspekte, deren Bedeutung allerdings eher marginal ausfällt. Probleme werden in der Regel schnell gelöst – speziell im Fall von 'Im Norden strahlt der Weihnachtsstern' fallen sie allerdings ohnehin nicht besonders groß aus. Genau dieser Umstand verleiht der Handlung aber auch eine gewisse Unbeschwertheit und Leichtigkeit, die gerade in der Vorweihnachtszeit eben auch als passend empfunden werden kann. Vieles wirkt trivial und manche Dialogzeilen erscheinen sogar dümmlich, auf der anderen Seite bleiben dem Publikum aber auch einige Stereotype, die man aus anderen Genres gewohnt ist, erspart. Klassische Bösewichte oder Gegenspieler sucht man in diesem Film vergebens, stattdessen sagen mehr oder minder alle Darsteller entspannt ihre zumeist freundlichen Dialogzeilen auf und zeigen dabei ihre gebleachten Zähne. Vielleicht wäre es allerdings besser gewesen, das Geld für die kosmetischen Zahnbehandlungen zu sparen und es einem arbeitslosen Schauspielcoach zu geben, damit er sich ans Set stellt und den Nebendarstellern Tipps für ihre Präsentation gibt.

                    KURZFAZIT

                    Zwar sind einige Szenen schauderhaft schlecht geschrieben und inszeniert, doch auf der anderen Seite werden durchweg positive und sanftmütige Schwingungen transportiert. So gesehen ist 'Im Norden strahlt der Weihnachtsstern' eine gute Wahl für einen betont ruhigen Abend bei einer Tasse Glühwein – in den meisten Fällen nicht unbedingt hochpreisig, aber dafür bodenständig und durchaus schmackhaft.

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                      Framolf 14.12.2023, 22:02 Geändert 05.03.2024, 05:50

                      Der filmtastische Adventskalender 2023

                      [14]

                      Familie Claus macht Skiurlaub in Österreich, wo rein zufällig auch die Nachbarstochter einen Ferienjob verrichtet. Kurz nach der Ankunft kommt es zu einer Entwicklung, die (zumindest in ähnlicher Form) schon aus dem ersten Teil der Reihe kennt, nur dass dieses mal dadurch noch mehr Chaos gestiftet wird. In einem Nebenstrang der Handlung soll zudem ein Skifahrer im Kindesalter durch konsequentes Training zu einer Nachwuchshoffnung getrimmt werden.

                      Die Handlung (oder das, was den Zuschauern als solche verkauft wird) wirkt hastig zusammengeschustert. Trotz einer höchst überschaubaren Laufzeit von gerade mal 73 Minuten (inklusive Abspann) schleppt sich die Erzählung mehr schlecht als recht ins Ziel. In zwei (oder streng genommen drei) Handlungssträngen werden Geschichten erzählt, die austauschbarer kaum sein könnten und die man alle in anderen Filmen schon mehrfach gesehen hat. Speziell die Geschichte um den Skilehrer und seinen Schützling legt den Verdacht nahe, dass hier in erster Linie das Skigebiet in Szene gesetzt werden sollte. Ein Teil der rudimentären Handlung müffelt also sogar noch nach Reklame bzw. Marketing. Obendrein wirkt ein Teil der Charakterentwicklungen nur bedingt plausibel und der heimelige Charme des Auftaktfilmes ist mittlerweile komplett verloren gegangen. Zum Ende hin lassen die Autoren zwar die Entwicklungen des Hauptstrangs ein Stück weit eskalieren, doch selbst das wirkt eher wie eine Verlegenheitslösung. Das Endergebnis ist eine Geschichte, die für einen Spielfilm zu dünn, aber für einen Werbespot viel zu lange ist.

                      Unter derlei Voraussetzungen machen Fortsetzungen kaum noch Sinn. Man kann nur hoffen, dass man im Falle weitere Sequels wieder mehr Zeit und Mühe für das Drehbuchkonzept aufwenden wird und dass schließlich wieder der Kern der Reihe in den Fokus rücken wird.

                      KURZFAZIT

                      Werbefilm für Tiroler Skigebiete mit lausiger Story.

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                      • 5 .5
                        Framolf 13.12.2023, 22:26 Geändert 05.03.2024, 05:36

                        Der filmtastische Adventskalender 2023

                        [13]

                        Nach einer ersten Einarbeitungsphase des zukünftigen Weihnachtsmannes möchte dieser ein paar eigene Ideen einbringen. Und zwar will er nicht mehr ausschließlich materielle Geschenke verteilen, sondern auch bei anderweitigen Sorgen helfen. Konkret geht es um den Fall eines Mädchens aus der Nachbarschaft, das schwer unter der Trennung der Eltern leidet. Die Beteuerungen des Vorgängers, dass man in solchen Fällen nicht helfen könne, möchte der Jungspund nicht akzeptieren. Also schmiedet er eifrig Pläne, um die Ehe der besagten Eltern zu retten. Doch leider verschlimmbessert er die Lage zunächst erst einmal.

                        Erzählt wird also eine märchenhafte Version eines klassischen Generationenkonflikts, der aber genregemäß nicht allzu sehr eskaliert. Der Nachrücker bringt eigene Ideen mit, will bestehende Hindernisse nicht akzeptieren und eben eigene Erfahrungen sammeln. Ein Teil seiner Ideen lässt sich halbwegs einfach in die Tat umsetzen, mit anderen scheint er krachend zu scheitern. Das bringt einige heitere Situationen und Humoreinlagen mit sich, die sich primär an Kinder richten, aber so inszeniert sind, dass auch erwachsene Zuschauer einigermaßen solide unterhalten werden. Während anfangs noch zahlreiche Widerstände im Weg stehen, werden gegen Ende hin dann aber doch ziemlich schlichte Lösungen präsentiert. Die handwerkliche Umsetzung ist durchaus gelungen, doch in inhaltlicher Hinsicht dominiert biedere Durchschnittskost – was aber keineswegs heißen soll, dass 'Die Familie Claus 2' langweilig wäre.

                        Als Fortsetzung der ersten Episode erscheint 'Die Familie Claus 2' ganz passabel, als überzeugender Einstieg in die Reihe (für Zuschauer, die den Vorgängerfilm noch nicht kennen) dürfte dieses Sequel allerdings kaum funktionieren.

                        KURZFAZIT

                        Solide Fortsetzung eines halbwegs ambitionierten europäischen Weihnachtsfilms.

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                        • 6 .5

                          Der filmtastische Adventskalender 2023

                          [12]

                          ++ Mäßige SPOILER ++

                          Ein Jugendlicher, dessen Vater viel zu früh verstorben ist, erfährt, dass er einer mehr oder weniger langen Dynastie von Nikoläusen entstammt. Dumm nur, dass er Weihnachten hasst und dies auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit betont. Aktuell hält sein Opa noch den Laden am Laufen, aber früher oder später steht die Übergabe an den jungen Nachfolger an. Es gilt also noch einiges an Überzeugungs- und Aufbauarbeit zu leisten. In einem Nebenstrang der Handlung ist der Arbeitgeber der Mutter, eine Keksbäckerei, von der Insolvenz bedroht. Wenn sich doch alle Probleme irgendwie unter einen Hut bringen ließen...

                          Santa Claus ist also Belgier – wer hätte das gedacht? Und es gab in der Vergangenheit sogar einige weibliche Amtsträgerinnen. Abgesehen davon läuft hier allerdings recht viel nach Schema F ab. Der Inhalt folgt amerikanischen Vorbildern, bei der Umsetzung orientiert man sich teilweise auch am französischen und belgischen Kino. Matthias Temmermans (Regie) baut neben der Alltagswelt einen kleine magischen Sektor unterhalb der Stadt auf, in dem der Weihnachtsmann und seine Elfen ihre Geschäfte organisieren. Nach Logik (offenbar ist die halbe Ortschaft unterkellert und überhaupt könnte das Tempo bei der Geschenkezusammenstellung langsamer kaum sein) sollte man besser nicht fragen, doch abgesehen davon wird sowohl in den schmalen Gassen des Städtchens als auch in den Räumen des Weihnachtsmanns und der Keksbäckerei ein winterliches Flair erschaffen, wodurch aus 'Die Familie Claus' ein immerhin entspannter Streifen wird, der allerdings außer Wohlfühlatmosphäre und gemütlicher Kulissen nicht allzu viel zu bieten hat. Der Humor der Elfen richtet sich in erster Linie an ein kindliches Publikum, durch die Mitwirkung zahlreicher erwachsener Charaktere werden aber immerhin auch den Größeren im Publikum Identifikationsangebote gemacht.

                          KURZFAZIT

                          Ein Film der einfachen Lösungen und der gemütlichen Kulissen.

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                          • 3 .5
                            Framolf 11.12.2023, 19:57 Geändert 01.03.2024, 06:04
                            über EXmas

                            Der filmtastische Adventskalender 2023

                            [11]

                            Ein Hitchcock-Film zu Weihnachten. Zwar nicht von Regie-Altmeister Hitchcock, aber immerhin mit Schauspieler Michael Hitchcock (wer kennt ihn nicht?) in einer Nebenrolle. Nun denn...

                            Als Graham kurzfristig seine Familie zu Weihnachten besucht, staunt er nicht schlecht. Seine Ex will die Feiertage dort nämlich ebenfalls verbringen. Denn seine Familie hat nach wie vor einen guten Draht zu ihr und sie daher eingeladen. Soweit die Prämisse der Handlung. Den Rest kann man sich getrost selbst zusammenreimen, denn Überraschungen findet man hier ähnlich selten wie gelungene Humoreinlagen.

                            Während der Master of Suspense seinem Publikum oftmals ein kleinen Wissensvorsprung vor den Charakteren einräumt, hat man im Fall von 'EXmas' schon von Beginn an einen Überblick, der bis zum Abspann reicht. Was die Gags betrifft, sieht das Bild mindestens ebenso verheerend aus. Die meisten davon (besonders die Streiche, die sich die beiden Hauptcharaktere gegenseitig spielen) fallen sogar hinter die Scherze aus den Pauker-Filmen zurück und ergeben teilweise nicht einmal Sinn (zum Beispiel die Szene mit der Ziege, aber ganz besonders der Toilettenstreich). Auch in Bezug auf die Diversitätsagenda, die sich Amazon für Eigenproduktionen selbst auferlegt hat, geraten Drehbuch und Regie ins Stolpern. Letztlich wirkt die Produktion also in mehreren Belangen unrund. Zwar ist die Erzählung etwas spritziger als in vielen anderen Weihnachtsromanzen, dafür geht jedoch wieder ein Teil des dortigen Wohlfühlfaktors flöten. Letztlich bleibt es wohl eine Geschmacksfrage, welchen Ansatz man lieber mag. Ein nachhaltiges Ausrufezeichen in Sachen Stilprägung kann Amazon mit 'EXmas' aber augenscheinlich nicht setzen.

                            KURZFAZIT

                            EXtramiese Streiche und Scherze in einem ansonsten bestenfalls durchschnittlichen Weihnachtsfilm.

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                              Framolf 10.12.2023, 21:59 Geändert 01.03.2024, 05:56

                              Der filmtastische Adventskalender 2023

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                              Ein Häftling flüchtet im Weihnachtsmannkostüm aus dem Gefängnis und versteckt sich ausgerechnet im Keller eines Hauses, das bald geräumt werden soll. Zwei Kinder, die dort wohnen, sind fest davon überzeugt, dass es sich bei ihm um den echten Santa Claus handelt. Für den flüchtigen Verbrecher ist das insofern hilfreich, dass er sie in seine Pläne mit einspannen kann. Aber wer weiß, vielleicht lässt sich ja auch eine Situation herbeiführen, von der alle profitieren?

                              Zwar nicht beispiellos (zwei Jahre später sollte 'Das Wunder in der 8. Straße' produziert werden), aber halbwegs ungewöhnlich ist die Verknüpfung einer vorweihnachtlichen Geschichte mit sozialen Fragen im Allgemeinen und ganz speziell in Bezug auf den Wohnungsmarkt. René Auberjonois ('ST: DS9') als kaltherziger Vater und Immobilienspekulant und Edward Asner ('The Mary Tyler Moore Show') bekommen hier beste Gelegenheiten, ihr jeweiliges Rollenimage zu variieren, wodurch sie ein wenig zusätzliche Farbe in die Inszenierung von Alan Shapiro bringen. Um allzu heftigen Kitsch wird hier lange Zeit ein weiter Bogen gemacht, auf der anderen Seite bekommt man aber auch einige Motive zu sehen, die abgestandener kaum sein könnten. Das Finale wiederum hat einen Fantasyanstrich (es werden Dinge visualisiert, die eher im übertragenen Sinn stattfinden), der nicht so recht zum ansonsten recht nüchternen Erzählton und der Verhaftung Konkreten passen mag; doch immerhin findet die Geschichte dadurch – sowie durch den Wandel des Antagonisten der Hausbewohner - wieder zum Geist der Weihnacht zurück; vielleicht sogar besser als in so manch anderem Weihnachtsfilm.

                              KURZFAZIT

                              Weihnachtsdrama (mit Hang zur Tragikomödie) mit Ecken und Kanten, aber auch mit einer Botschaft, in der es nicht rein um den persönlichen oder familiären Bereich geht, sondern auch um soziale bzw. gesellschaftliche Kälte.

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                                über Krampus

                                Der filmtastische Adventskalender 2023

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                                ++ Mäßige SPOILER ++

                                Der Weihnachtsmann – Wer nicht an ihn glaubt, muss dran glauben.

                                So oder so ähnlich lässt sich die Handlung von Krampus zusammenfassen. Das stimmt zwar nicht ganz, aber um nicht mehr zu verraten als nötig, kann man den Einleitungssatz schon so stehen lassen. Eine wirkliche Rolle spielt Santa Claus hier allerdings nicht bzw. er wirkt höchstens als Elefant im Raum mit. Vielmehr steht hier sein düsterer und gewalttätiger Kompagnon Krampus im Mittelpunkt – ein Wesen, das in Teilen Bayerns (und Österreichs) noch mehr gefürchtet wird als ein bayerischer Ministerpräsident, der nicht von der CSU kommt.

                                Dieser Mythos kommt nicht von ungefähr. In meiner Familie wurde in der Adventszeit gerne eine Anekdote aus der Kindheit meines Vaters zum Besten gegeben. Als er ein kleiner Junge war, kamen zu ihm - wie zu vielen anderen Kindern auch – der Nikolaus und der Krampus im Doppelpack. Die Erziehungsmethoden waren seinerzeit noch deutlich rabiater und offenbar wurde in einem Jahr ein betrunkener Psycho ins Krampuskostüm gesteckt. Jedenfalls hat er nach der obligatorischen Nikolausrede meinen Vater regelrecht aus dem Haus gezerrt und gut hundert Meter weit mitgeschleppt. Einigen anderen Kindern in der Straße erging es vermutlich nicht anders. Ob es genutzt hat und sie sich im folgenden Jahr besser benommen haben? Man weiß es nicht. Doch so wie manche Leute seinerzeit ihre Kinder erzogen haben, wurde dem groben Krampus-“Darsteller“ sogar wahrscheinlich noch einiges an zusätzlichem Trinkgeld zugesteckt...

                                Jedenfalls ist mit dieser Figur nicht zu spaßen – erst recht nicht, wenn ein Soziopath im Kostüm steckt... Regisseur Michael Dougherty hält sich nur sehr lose an tradierte Überlieferungen und stattet das Weihnachtsmonster mit einer Reihe von skurrilen Helfern aus. Aggressive Lebkuchenmänner und allerlei weitere Kämpfer der Finsternis heizen den teils soziopathischen Mitgliedern einer dysfunktionalen Familie ein. Am liebsten terrorisieren sie offenbar Republikaner, aber die Karten der Demokraten stehen auch nicht sehr viel besser. Die Handlung lässt sich als halbwegs kreative und etwas grobschlächtige Satire begreifen, aber auch als hanebüchen zusammengeschusterte Kollektion von weihnachtlichen Traditionen und Mythen. Letztlich bleibt die Wahl der Lesart den zuschauern überlassen.

                                KURZFAZIT

                                Vogelwuid. Halbwegs unkonventionell, aber auch etwas chaotisch zusammengestellt.

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                                  Framolf 08.12.2023, 22:13 Geändert 06.03.2024, 05:12

                                  Werner Herzog und Clive Oppenheimer gehen den Mythen auf die Spur, die sich in den vergangenen Jahrhunderten rund um Meteoriten gebildet haben. Das Ergebnis ihrer Präsentation ist weniger eine wissenschaftliche Abhandlung über kosmische Phänomene, sondern in erster Linie eine kulturgeschichtliche Betrachtung über die Deutungen und deren Auswirkungen auf das Zusammenleben unterschiedlicher Völker auf verschiedenen Kontinenten. So wurde beispielsweise eine Sternschnuppe im Elsass als göttliche Legitimation des wenige Tage zuvor gekrönten Königs interpretiert.

                                  Im Mittelteil dieser Doku werden in erster Linie Fakten erörtert, auch wenn Herzog darauf hinweist, dass ein Expertengespräch um einiges gekürzt wurde, um die Lage nicht unnötig zu verkomplizieren. Wer sich genau deshalb für eine Sichtung von 'Fireball – Visitors From Darker Worlds' entscheidet und nur bedingtes Interesse an der kulturellen Einordnung hat, findet also einen Film vor, dessen Ränder – gleich denen eines Meteors beim Eintritt in die Erdatmosphäre – regelrecht verglühen, wobei am Ende ein recht überschaubarer Kern übrig bleibt.

                                  Anders formuliert kann man hier also zwar etwas über die Struktur der sagenumwobenen Gesteinsbrocken lernen, noch mehr erfährt man jedoch über den Umgang verschiedener Zivilisationen mit Phänomenen, deren Hintergründe sich vor einigen Jahrhunderten nur unzureichend mit wissenschaftlichen Mitteln und Methoden erklären ließen. Dementsprechend häufig wurden die Beobachtungen mit mythischen, gesellschaftlichen oder auch politischen Interpretationen aufgeladen. In mehreren Fällen wird dabei auch der enge Bezug zwischen Himmel als Horizont und Himmel als Raum des Göttlichen offenbar. Denn schließlich kommen die Gesteinsbrocken von oben, was oftmals als Indiz dafür gewertet wurde, dass sie von Gott geschickt wurden. Herzog und Oppenheimer zeichnen dies nach und zeigen damit nicht zuletzt, dass viele Völker und Gruppierungen trotz vielfältiger kultureller Unterschiede gerade in Bezug auf religiöse Muster gar nicht einmal so viel trennt, wie man es auf den ersten Blick vielleicht vermuten könnte.

                                  KURZFAZIT

                                  Dokumentation von Werner Herzog und Clive Oppenheimer, die mindestens ebenso viel über menschliche Kulturgeschichte aussagt wie über Gesteinsbrocken aus dem Weltall.

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                                    Framolf 08.12.2023, 00:16 Geändert 06.03.2024, 04:11

                                    Der filmtastische Adventskalender 2023

                                    [8]

                                    Emma (Haley Orrantia) ist schockiert: Ihr Vater (Dermot Mulroney) wird sexuell belästigt. Von einer jungen Frau, die genauso alt ist wie sie und mit der sie früher sogar mal befreundet war. Anders ist es schließlich nicht zu erklären, warum sie die beiden bei einem Kuss ertappt und warum Brandy unvermittelt bei ihr zu Hause auftaucht. Also bleibt Emma nur eines: Die Krallen ausfahren und den Eindringling mit allen Mitteln bekämpfen. Nach kurzem Zögern sieht Brandy (Janel Parrish) es ähnlich und das Duell kann beginnen.

                                    So richtig neu ist die Prämisse von 'Christmas is Canceled' zwar nicht und die Gags sind auch nicht unbedingt bahnbrechend, eine heitere Geschichte wird aber allemal erzählt. Über weite Strecken werden altbewährte Formeln bemüht, aber zumindest stellenweise wird auch mal vom üblichen Konzept abgewichen. Als Weihnachtsfilm geht die Inszenierung von Prathana Mohan aber nur bedingt durch. Zwar ist immer wieder weihnachtliche Dekoration im Bildhintergrund zu sehen, es werden auch mal Plätzchen gebacken oder ein Baum geschmückt, aber abgesehen davon könnte sich die Handlung auch zu jeder anderen Jahreszeit abspielen. Immerhin bietet dies den Vorteil, dass sich diese Komödie zumindest teilweise von anderen Weihanchtsfilmen unterscheidet, was gerade für Filmfans, die sich mehrere Xmas-Movies in der Adventszeit einverleiben wollen, etwas Abwechslung bringen dürfte. Unter dem Strich ist 'Christmas is Canceled' also eher eine Beziehungs- als eine Weihnachtskomödie.

                                    Dass sich die Tochter und ihre neue „Stiefmutter“ in vielerlei Hinsicht erschreckend ähnlich sind, verleiht der Geschichte fast schon wieder eine bedenkliche Note. So gesehen ist das schier grenzenlos erscheinende Entsetzen Emmas auch gar nicht mal so unverständlich.

                                    KURZFAZIT

                                    Weihnachtliche Variante von 'Why Him?'.

                                    [Das passende Plakat zu diesem Film hat MP auf der Seite der Doku 'Messy Christmas' eingepflegt... https://www.moviepilot.de/movies/messy-christmas ]

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                                      Der filmtastische Adventskalender 2023

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                                      Drei Männer in Nikolauskostümen werden bei dem Versuch, eine Hauswand hochzuklettern (bzw. in einem davor geparkten Auto sitzend), verhaftet. Augenscheinlich ist der Polizei die berüchtigte „Weihnachtsmannbande“ ins Netz gegangen. Da an Weihnachten der Stammanwalt eines der Delinquenten (Heiner Lauterbach) nicht sofort ans Telefon geht, sieht die diensthabende Kommissarin (Annette Frier) ihre Chance gekommen, den drei Chaoten ein Geständnis zu entlocken und so den Fall unkompliziert abzuschließen. Doch offenbar hat sie nicht damit gerechnet, dass ihr die drei Verdächtigen eine ellenlange Geschichte auftischen wollen, statt einfach nur die Situation zu erklären, in der sie ertappt wurden.

                                      Gerade die Verhaftungs- und Verhörsituation bergen einige trashige Auswüchse, während man in den Rückblicken offenbar um ein Mindestmaß an Plausibilität bemüht ist, was mal besser und mal schlechter gelingt. Spätestens an den Humoreinlagen dürften sich jedoch die Geister scheiden. Bei einer Vielzahl der Gags tritt eine Grundhaltung zutage, die biederer kaum sein könnte. Die Sprüche über den arbeitslosen Hallodri (Oliver Korittke) und den Bigamisten mit dem Doppelleben (Wolfgang Stumph) sind bestimmt lustig – für Leute, die in den frühen 1960er Jahren sozialisiert wurden. Offenbar ist dies aber auch genau in dieser Form beabsichtigt, denn nicht wenige der sonstigen Dialogzeilen zielen auf genau diese Zielgruppe. Zwar ist auch der eine oder andere Scherz dabei, der ein etwas größeres Publikum ins Visier nimmt, doch im Großen und Ganzen wird das Drehbuch den doch recht bekannten Namen auf der Besetzungsliste bestenfalls ansatzweise gerecht. Nur unwesentlich weniger grobschlächtig kommt die nonverbale Informationsvermittlung daher. Speziell die Kostüme sprechen in dieser Hinsicht Bände. Zuschauer, die den Ton stummschalten, werden mit ziemlich großer Sicherheit trotzdem mitbekommen, wie welche Figur gestrickt ist. Speziell die Outfits der drei Titelantihelden während ihres Streits sprechen Bände.

                                      Positiv anmerken lässt sich hingegen, dass immerhin versucht wird, eine (zumindest in dieser Kombination) halbwegs unverbrauchte Geschichte zu erzählen - auch wenn diese aus überwiegend altbekannten Elementen zusammengeschustert wurde. Die Hauptdarsteller spielen routiniert ihren (Nikolaus-)Stiefel herunter, haben aber allesamt Filme in ihrer Vita stehen, in denen sie bereits deutlich besser auftrumpften. Der Verdacht steht also im Raum, dass sowohl beim Skript als auch bei den Dreharbeiten einiges mit heißer Nadel gestrickt wurde. Das Ergebnis fällt dementsprechend aus. Fraglos gibt es zwar schlechtere Filme, doch allzu weit ist man hier von einem Lowlight nicht mehr entfernt.

                                      KURZFAZIT

                                      Ho-Ho-Ho-
                                      -he Wertungen sind für diesen Weihnachtsmännerfilm leider nicht drin.

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                                        Ein Soldat (Alexander Ludwig aus 'Vikings'), der wie eine Mischung aus Alexander Skarsgard ('True Blood') und Danger aus den 'Fack Ju Göhte' Filmen (Max von der Groeben) auftritt, opfert seine ganze Freizeit (und offenbar nicht nur die) sowie überschüssige Ressourcen zur Organisation humanitärer Hilfe. Eine Abgeordnete aus dem zuständigen Ausschuss entsendet eine Mitarbeiterin zu dessen Militärbasis, um dort zu prüfen, ob Kostenersparnisse – oder sogar eine Schließung - möglich wären. Glücklicherweise sind beide Singles...

                                        Die Soldatenpistole, die dem Publikum hier aufgetischt wird, beruht lose auf einer Wohltätigkeitsaktion, die offenbar seit Jahrzehnten tatsächlich durchgeführt wird. Doch genau das erweist sich als recht zweischneidiges Schwert. Denn einerseits findet hier Whitewashing in einer doch recht albernen Form statt, andererseits werden Militärangehörige ausnahmsweise mal für Aktivitäten als Helden gefeiert, die außerhalb eines Krieges stattfinden. Dementsprechend gering dürfte daher die Überraschung über die Unterstützung durch das Pentagon ausfallen. Doch bei genauerem Hinsehen wird hier nicht unbedingt das Ansehen der Streitkräfte oder gar der gesamten USA verbessert, sondern eher das einzelner Soldaten. Nennenswerte Unterstützung durch den Staat erfahren sie anscheinend nicht – abgesehen davon, dass sie zeitweise Lagerhallen und Flugzeuge für ihre Tätigkeiten nutzen dürfen. Vermutlich erledigen sie auch einige der besagten Tätigkeiten während ihrer Dienstzeit, doch ob sie nun tatenlos herumsitzen oder diese PR-Aktion durchführen, dürfte für den Staat aus finanzieller Sicht auf dasselbe hinauslaufen. Im Gegenteil: Letztlich dürfte das Verteidigungsministerium sogar einen Nutzen aus dieser Aktion ziehen.

                                        Uneingeschränkt positiv zu sehen sind die durchweg sehenswerten Landschaftsaufnahmen in satten Farben. Weihnachten unter Palmen hat augenscheinlich einen ganz eigenen Reiz – aber auch unabhängig von den Feiertagen lässt es sich sicherlich gut an den Drehorten aushalten. Für ein leichtes Schmunzeln sorgen auch die Frisuren und der Kleidungsstil der Protagonistin, die gewissermaßen den Wandel ihrer Befindlichkeit und ihre fortschreitende Lockerheit sichtbar machen.

                                        Unter dem Strich steht eine etwas unrunde Mischung aus positiven und negativen Eindrücken. Empfehlen kann man diesen Film kaum jemandem, doch man hat definitiv schon schlechtere Weihnachtsfilme gesehen.

                                        KURZFAZIT

                                        Alles Gute kommt von oben.
                                        Dieser Film kommt offenkundig irgendwo anders her.

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                                          Gibt es einen größeren Bruchpiloten als den Weihnachtsmann? Immer wieder stürzt er in irgendwelchen Filmen mit seinem Schlitten ab und verliert dabei sein Gedächtnis. Die Rentiere sind dann auf sich gestellt oder werden eingesperrt und die Elfen haben keine Ahnung, wie nun die Geschenke ausgeliefert werden sollen (im Fall von 'Rettet Weihnachten!' aus sehr speziellen medizinischen Gründen).

                                          Doch so uninspiriert diese Geschichte auch klingen mag, so heiter kommt die Umsetzung durch Regisseur Christopher Smith daher. Wenn sich Santa als „Langfinger-Claus“ mit böse-cooler Frisur im Knast Respekt verschafft, während ein Sohn mit seinem kriminellen Vater, der nach seiner Haftentlassung auf Bewährung ist, ein entlaufenes Rentier einsammelt und andere Probleme beheben möchte, folgt eine skurrile Situation auf die nächste. Durch den relativ temporeichen Stil wurde eine Mischung gefunden, die sowohl für „normale“ Kinder als auch sehr große (also volljährige) Kinder gut funktionieren dürfte. Durch die Besetzung zweier Hauptrollen mit einem Vater-Sohn-Gespann sowie den deutlich älteren Weihnachtsmann werden Identifikationsangebote für mehrere Generationen geschaffen und eine Geschichte erzählt, die für die ganze Familie funktioniert (zumindest mehr oder weniger). Auch wenn eine ganze Reihe von Klischees bedient wird, bietet die Erzählung genug Abwechslung und ausreichend Absurditäten, um mehr als solide zu unterhalten.

                                          Der ganz große Wurf unter den Weihnachtskomödien ist dadurch zwar nicht gelungen, aber zu rund 100 Minuten heiterer Unterhaltung reicht es allemal – und sei es nur deshalb, weil einer der Häftlinge von Warwick Davis ('Leprechaun') gespielt wird, der neben Rafe Spall, Jim Broadbent, Jodie Whittaker, Ewen Bremner, Hera Hilmar und Stephen Graham einen vergleichsweise namhaften Cast komplettiert.

                                          KURZFAZIT

                                          Abgestandene Geschichte, die aber lebhaft und mit ein paar originellen Gags erzählt wird.

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                                            Framolf 04.12.2023, 21:52 Geändert 04.12.2023, 22:24

                                            Der filmtastische Adventskalender 2023

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                                            ++ Mäßige SPOILER ++

                                            Ein Familienvater, der sich für eine Realversion von Clark Griswold hält, zieht mit seiner Familie in eine beschauliche Siedlung in einem entlegenen Winkel von Idaho (was ja für sich genommen schon eine Tautologie ist). Das Problem: Die Nachbarschaft wird von einer Eigentümergemeinschaft verwaltet und größere Ausreißer bedürfen eines Mehrheitsbeschlusses. Wahrscheinlich lässt sich oft auch eine Lösung finden, wenn jemand seine Einfahrt anders gestalten möchte als der Rest usw. Der Neuankömmling droht allerdings schon vor seinem Einzug mit einer Klage, da er an seinem alten Wohnort in seinem Vorgarten private Weihnachtsmärkte organisierte, zu denen teils tausende Besucher pro Abend pilgerten. Mitunter wurden sie sogar mit Bussen herangekarrt (offen bleibt, durch wen diese Fahrten organisiert wurden) und mehr oder weniger die komplette Nachbarschaft wurde von den Leuten zugeparkt, die mit dem Auto anreisten. Eine Horrorvorstellung für die neuen Nachbarn in spe. Also greifen diese offenbar auch ihrerseits zu zweifelhaften Maßnahmen und der ganze Fall läuft komplett aus dem Ruder.

                                            Auch wenn es nicht explizit ausgesprochen wird, scheint der fanatische Weihnachtsfan auch ein überzeugter Trumpist sein. Zumindest bedient er sich ähnlicher Argumentationsmuster, indem er den Fall auf einen Kulturkampf zuspitzt und behauptet, es gehe seinen neuen Nachbarn darum, seine Religionsfreiheit und die Art seiner Lebensgestaltung einzuschränken. Zur Verbreitung seiner Positionen wendet er sich gezielt an Fox News und schafft es auf diesem Weg auch, zahlreiche Unterstützer zu mobilisieren. Anscheinend erhofft er sich von der Bekanntheit seines Falles einen Karrierebooster für seine Anwaltslaufbahn, was laut seiner Aussage idealerweise in einer Präsidentschaft(!) gipfeln soll. Zu seinen zweifelhaften Methoden kommen also auch noch ein extrem übersteigertes Sendungsbewusstsein sowie ein doch recht exklusives Verständnis von Freiheit. Dies macht 'Messy Christmas' gewissermaßen auch zu einer Parabel auf den gesellschaftspolitischen Zustand der USA in den 2010er Jahren.

                                            Der Ton der Schilderungen ist trotzdem weitgehend neutral gehalten, denn auch das Vorgehen der Eigentümergemeinschaft ist nicht über jeden Zweifel erhaben. In ihrer Überforderung begehen die juristischen Laien so manchen taktischen Fehler und einigen von ihnen wird u. a. vorgeworfen, gegenüber Besuchern des privaten Weihnachtsmarktes übergriffig geworden zu sein. Sachbeschädigung und das Vortäuschen von Straftaten (besonders Körperverletzung) stehen ebenfalls im Raum. Letztlich mutet dieser Fall wie eine moderne (aber immerhin unblutigere) Version der Hatfields gegen die McCoys an.

                                            Der einzige Gewinner in diesem Fall dürfte am Ende irgendein (unbekannter) Bewohner sein, der vorher in der Nachbarschaft nicht besonders beliebt war (zum Beispiel weil er seinen Rasen zu selten mäht oder sich nicht bei den Dorffesten blicken lässt). An ihm dürfte sich nach dem Zuzug und dem damit verbundenen Theater des Möchtegern-Griswolds kaum noch jemand stören...

                                            KURZFAZIT

                                            Ernst vorgetragene Schilderung eines geradezu absurden Vorfalls. Eine weihnachtliche Dokumentation der besonders schrägen Art.

                                            [Das Filmplakat auf MP bezieht sich auf einen völlig anderen Film, nämlich diesen hier: https://www.moviepilot.de/movies/christmas-is-canceled ]

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                                              Framolf 03.12.2023, 21:18 Geändert 05.01.2024, 06:07

                                              Der filmtastische Adventskalender 2023

                                              [3]

                                              Der kleine Roald bricht nach dem Tod seines Vaters auf eigene Faust auf, um die mürrische Beatrix Potter zu besuchen und sie dazu zu überreden, ein neues Werk zu veröffentlichen. Keine leichte Aufgabe, denn die erfolgreiche Schriftstellerin gibt sich gerne knurrig, kommt mit ihrem aktuellen Werk kaum voran und liegt zu allem Überfluss auch noch im Clinch mit ihrem Verlag. Roald wird also ein wenig Optimismus, Beharrlichkeit und ein halbwegs dickes Fell brauchen, wenn er sich bei ihr wirklich Gehör verschaffen will. Einerseits kommt es dann zwar fast so wie erwartet, aber irgendwie auch doch völlig anders.

                                              „Bezwingt das Tragische durch das Magische“

                                              Beatrice Potter wird durch ihren Verleger vorgeworfen, zu viele Alltäglichkeiten ungeschönt in ihr Werk zu übernehmen (beispielsweise die Schlachtung von Tieren). Auf der anderen Seite ist ihr Œuvre aber auch durchzogen von Phantasmen und fabelhaften Ereignissen. Eine Kombination, die ihre Texte in einen magischen Realismus der etwas anderen Art kleidet. Und genau in diesem Stil versucht Regisseur David Kerr auch seine biographisch angehauchte Episode 'Der kleine Roald Dahl und die Maus' zu inszenieren. Immer wieder werden animierte fiktionale Figuren aus Potters und Dahls Werk eingewoben oder es kommt zu ironischen Zwischenspielen mit realen Tieren - wie etwa einer Ente, der höchstens noch eine Zukunft als Weihnachtsbraten bevorstehen soll. Und wenn einer blinden Maus der Schwanz abgehackt wird, dann trägt sie ihn eben als Schal. Der Originaltitel 'Roald & Beatrix: The Tail of The Curious Mouse' fängt auch diese Facette recht gut ein. Hier und da durchbricht auch die Protagonistin selbst die Schwelle zwischen ihrem literarischen Werk und der „Realität“ der Filmhandlung, indem sie etwa einen Eindringling in ihren Garten (den kleinen Roald) fragend als „Peter Hase“ bezeichnet.

                                              In einer straffen Laufzeit von gerade einmal rund 70 Minuten wird die Begegnung einer erfolgreichen Kinderbuchautorin, die das Zeug zum Scrooge hat, mit einem Jungen nachskizziert, der eines Tages selbst ein weltberühmter Schriftsteller werden sollte. Weihnachtsfilm, Familientragikomödie und (ein doppeltes) Künstlerbiopic kommen so unter einen Hut und ergeben eine kurzweilig erzählte Adventsgeschichte von vergleichsweise solider Substanz.

                                              KURZFAZIT

                                              Weihnachtliche Erzählung mit einem Hauch von Magie für Groß und Klein.

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                                                **** Adventswichtelaktion 2023 ****
                                                ++ Filmempfehlung von EurodaFletcher68 ++
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                                                Die zwölfjährige Lilet hat es nicht leicht. Ihr kleiner Bruder sieht zu ihr auf und erhofft sich Unterstützung von ihr. Ihre Schwester ist indes über alle Berge, der Stiefvater ist übergriffig und die Mutter betrachtet den Körper ihrer Tochter als Einnahmequelle. Lilet selbst ist tough in ihrem Auftreten und weiß sich zumeist gut zu helfen. Ihr fast schon notorischer Hang zu trotzigem Verhalten erweist sich jedoch als Trumpfkarte und Achillesferse zugleich.

                                                Jacco Groen (Regie und Drehbuch) ist sichtlich darum bemüht, bei seinen Schilderungen eine möglichst neutrale Position einzunehmen. Gerade die Balance zwischen philippinischer Perspektive und westlicher Deutung erscheint gut austariert. Gerade als Beitrag in der Debatte um die Rolle von White Saviors erscheint die Behandlung in 'Lilet Never Happened' sehr ausgewogen; weder werden sie glorifiziert noch verteufelt. Ihr Ansatz ist im Grunde gut gemeint, aber in vielen Fällen zum Scheitern verurteilt. Die entsprechenden Charaktere im Film versagen in manchen Fällen krachend, ob das aber für alle Fälle gilt, bleibt offen. Die Kinder wiederum scheinen hin- und hergerissen zu sein zwischen zwei Welten, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Hier eine umzäunte und bewachte Jugendeinrichtung (inklusive Schule), die regelrecht abgekapselt ist vom Rest der Stadt und der Gesellschaft; dort das Gesetz der Straße. Die goldene Mitte (bezogen auf philippinische Verhältnisse) scheint diesen Kindern hingegen überhaupt nicht zugänglich zu sein.

                                                Und so nimmt die Geschichte, die hier erzählt wird, eben ihren Lauf. Im Grunde gleicht sie einer stetigen Achterbahnfahrt. Wann genau sich die Protagonistin nach eigenem Empfinden ganz oben und wann ganz unten wähnt, lässt sich dabei gar nicht so eindeutig ausmachen. Die Welt von Lilet ist eben sehr viel komplexer als ein Gemälde in schwarz und weiß. Einfache Lösungen gibt es ganz offenkundig nicht, da viel zu viele verschiedene Faktoren mit hineinspielen (finanzielle Lage, soziale Strukturen, psychische Konstitution, systembedingte Faktoren wie beispielsweise Korruption usw.). Die Vermutung liegt nahe, dass manche Kinder und Jugendliche deutlich stärker gefährdet sind, unter die Räder zu geraten als andere. Allgemeingültige Patentrezepte gibt es also offenkundig nicht. Insofern bleibt man als Zuschauer nach der Sichtung auch etwas ratlos zurück. Trotzdem – bzw. gerade deshalb – ist eine Sichtung dieses Dramas ganz besonders interessant.

                                                KURZFAZIT

                                                Eindringliches Drama über ein tragisches Schicksal.

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                                                  Framolf 02.12.2023, 13:08 Geändert 01.03.2024, 06:17

                                                  Der filmtastische Adventskalender 2023

                                                  [2]

                                                  Eine junge Chirurgin aus San Francisco nimmt kurz nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten eine Stelle als (einzige) Allgemeinmedizinerin(!) in einem kleinen Krankenhaus in Alaska an. Die USA - Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten...

                                                  Wie es sich für einen TV-Weihnachtsfilm gehört, trifft die besagte Ärtzin dort einen schneidigen Junggesellen in ihrem Alter, der hemdsärmelig die Aufgaben löst, die im Kleinstadtalltag eben so anfallen. Sein Vater, der Santa Claus bemerkenswert ähnlich sieht, isst am liebsten Kekse mit Milch und in seinem Garten treibt sich ein rätselhafter Wichtel in grüner Kleidung herum. Er wird doch nicht etwa...

                                                  In der Weihnachtsromanze 'Folge deinem Polarlicht – Eine Weihnachtsgeschichte', die auch unter den Titeln 'Ein Weihnachtsgeheimnis' und 'Christmas Under Wraps' vermarktet wird, wird im Grunde dieselbe Geschichte erzählt, wie in zahlreichen anderen Weihnachtsfilmen auch. Die auftretenden Probleme sind (mit einer Ausnahme) nicht besonders gravierend und können schnell gelöst werden. Fast alle Charaktere sind überaus freundlich zueinander und natürlich liegt überall Schnee herum (mal Kunst- und mal Naturschnee). Bemerkenswert ist allenfalls noch die Mitwirkung von Schauspiel-Haudegen Robert Pine in einer Nebenrolle als Vater der Protagonistin. Abgesehen davon bietet diese Verfilmung kaum Alleinstellungsmerkmale, aber zumindest eine große Portion Weihnachtsharmonie.

                                                  KURZFAZIT

                                                  Weihnachtsfilm von der Stange, der fast ausschließlich über seine Wohlfühlatmosphäre und einige spektakuläre Naturaufnahmen punkten kann, die einmontiert wurden. Die Studioaufnahmen machen den Eindruck einer sehenswerten Kulisse aber weitgehend wieder zunichte (was zumindest insofern nicht weiter ins Gewicht fällt, als die meisten Außenaufnahmen sowieso in Utah statt in Alaska entstanden sind).

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                                                    Framolf 01.12.2023, 18:52 Geändert 08.03.2024, 05:19

                                                    Der filmtastische Adventskalender 2023

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                                                    Der Weihnachtsmann leidet nach einem Unfall an einer Amnesie und kann sich weder an seine Identität noch an seine Feiertags-Aufgabe erinnern. Außer einem Jungen, der fest davon überzeugt ist, dass es sich bei dem Verletzten um den echten Santa Claus handeln muss, hat niemand eine Ahnung, wer der freundliche Fremde sein könnte. Dass gleichzeititig eine Herde gestrandeter Rentiere auftaucht und kurz darauf auch noch einige koboldartige Sonderlinge in der Statd einfallen, sorgt zwar für zusätzliche Verwirrung, doch so richtig mag kaum jemand einen Zusammenhang zwischen diesen Ereignisse herstellen. Und so wird zwar fleißig ermittelt, doch so recht kommen die Nachforschungen nicht voran.

                                                    Die meisten der Gags sind ebenso abgestanden wie die Prämisse, die computergenerierten Effekte sind lausig und ein Großteil des Casts agiert hölzern. Einen Farbtupfer erhält die Produktion hingegen durch die Mitwirkung von Leslie Nielsen als Weihnachtsmann, dessen Auftritt allerdings weitgehend ohne Geblödel vonstattengeht. Ein paar wenige eingestreute Gags lassen sich Drehbuch, Regie und Leslie Nielsen aber natürlich trotzdem nicht nehmen, wobei allerdings nur die wenigsten der Scherze auch wirklich zünden oder zumindest der typischen Art von Humor entsprechen, die man von dem populären Comedy-Haudegen gewohnt ist. Der Rest ist relativ biedere Fließbandarbeit – und zwar auf allen Ebenen. Regie, Drehbuch, Darsteller, Ausstattung sind allesamt keinen Deut besser als in den allermeisten anderen Weihnachtsfilmen.

                                                    Für eine vorweihnachtliche Sichtung gibt es trotzdem schlechtere Kandidaten als 'Hallo, ja bin ich denn der Weihnachtsmann?', was aber nicht an der Qualität dieses Filmes liegt, sondern eher an der großen Menge an Trashproduktionen und Mogelpackungen im Weihnachtsfilm-Genre.

                                                    KURZFAZIT

                                                    Uninspiriert, aber zumindest einigermaßen kurzweilig.

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