Framolf - Kommentare

Alle Kommentare von Framolf

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    Framolf 22.09.2023, 01:43 Geändert 17.01.2024, 06:01

    Oscar Madness Film 405 (7 Auszeichnungen, 1 weitere Nominierung)

    Britische Soldaten in japanischer Kriegsgefangenschaft sollen eine Brücke über den Fluss Kwai bauen, deren Errichtung den alliierten Streitkräften ein Dorn im Auge ist. Während also die Gefangenen auf Hochtouren das Bauwerk errichten, erörtern deren Landsleute außerhalb des Lagers die Zerstörung dieses Infrastrukturprojekts. Während für die Saboteure in spe die Lage ab einem gewissen Punkt klar ist, werden die Insassen des Lagers gegen die Interessen ihrer Armeeführung eingesetzt. Und hier beginnt es bereits, etwas holprig zu werden. Nach einer nur mäßig erfolgreichen Disziplinarmaßnahme gegen die inhaftierten Offiziere erhalten diese sogar leitende Funktionen bei der Planung und dem Bau der Brücke, was diese wiederum als Chance für eine Demonstration britischer Überlegenheit betrachten. Infolgedessen stellt sich schnell der Eindruck ein, sie würden die Brücke nicht mehr aus Zwängen heraus, sondern fast schon aus eigenem Antrieb bauen. Schließlich möchte man den Japanern Leistungen zeigen, zu denen diese (vermeintlich) gar nicht in der Lage seien. Weshalb sie in ihrer Hybris ihre Gegner nicht einfach eine untaugliche Brücke konstruieren lassen, wissen sie nur selbst.

    In einem zweiten Handlungsstrang, der sich nach zwei Akten vom ersten abtrennt, läuft vieles auf die Bildung eines zusammengewürfelten Sabotagekommandos hinaus, das den Strang genau entgegengesetzt zu ihren Landsleute ziehen soll. Die Männer, die losgeschickt werden, können so ziemlich alles, außer ihr Gepäck zu tragen. Das überlassen sie lieber zierlichen einheimischen Damen.

    Im Rahmen der Oscarverleihung 1958, welche als erste vollständig im Fernsehen übertragen wurde, konnte die Crew von 'Die Brücke am Kwai' in sieben von acht Kategorien, in denen ihre Produktion nominiert war, den Gewinn der begehrten Goldstatue für sich verbuchen. Ironischerweise war Japan auch hier unterlegen, denn ausgerechnet Nebendarsteller Sessue Hayakawa ging als einziger leer aus, während Musik, Kamera, Schnitt, Regie, Drehbuch, Hauptdarsteller Alec Guinness und der Film als solcher mit Oscars prämiert wurden. Speziell die Auszeichnung für das Drehbuch dürfte die wohl umstrittenste gewesen sein, da sich viele Rezipienten uneinig über die Botschaft der Handlung waren. Während eine Fraktion ein Plädoyer für unbedingte Pflichterfüllung erkannt haben wollte, ging eine andere vom exakten Gegenteil dieser Position aus. Weshalb das Schicksal der allermeisten Gefangenen ungeklärt bleibt, lässt aber sich aus beiden Ansätzen nicht herleiten...

    Die handwerkliche Reife (wenn auch nicht Perfektion) der Inszenierung vermag auch viele Jahrzehnte später noch zu überzeugen, jedoch kann die Ambivalenz in einigen inhaltlichen Bereichen eventuell für mehr Verwirrung als Klarheit sorgen.

    KURZFAZIT

    Großer Filmklassiker, von dem in inhaltlicher Hinsicht der Lack nicht erst seit gestern abblättert.

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    • 4 .5
      über Caveman

      Nach dem (Publikums-)Erfolg der entsprechenden englisch- und deutschsprachigen Theaterstücke war es nur eine Frage der Zeit, bis es der 'Caveman'-Stoff auch auf die Leinwand schafft. Nur leider hat man für die Umsetzung nicht Pinsel, Ölfarben und Staffelei gewählt, sondern sich mit Kamera, Mikrofon und Beleuchtung beholfen. Und so landete eine Geschichte, die klischeehafter nicht sein könnte, eben auf der Kinoleinwand; wobei ein Gemälde den klaren Vorteil gehabt hätte, dass sich vieles im Kopf des Betrachters abspielt und nicht jeder noch so vorurteilsbehaftete Gedanke ausgesprochen wird.

      Hier und da machen Drehbuch und Regie zweifellos auch einen Punkt, was auch gar nicht in Abrede gestellt werden soll. Zudem erzielen einige der Gagversuche durchaus ihre Wirkung, doch ob das eine regelrechte Parade an abgestandenen Witzchen rechtfertigt, sei mal dahingestellt.

      Der nach der Veröffentlichung wiederholt hervorgebrachte Vorwurf der Männerfeindlichkeit scheint zwar mehr über die jeweiligen Kommentatoren als über die Regisseurin und Drehbuchautorin auszusagen, aber wirklich wertvolle Beiträge zur Geschlechterdiskussion oder in Sachen Beziehungsdynamiken werden hier auch nicht geliefert. Mit anderen Worten: Man muss sich von dem Skript nicht zwingend angegriffen fühlen – und falls doch, kann man es (Achtung, Klischeealarm) ruhig auch mal wie ein Mann hinnehmen; aber für das dünne Konzept dieser Verfilmung muss man auch nicht gerade applaudieren. Dann vielleicht doch lieber zurück in die Höhle und (Achtung, Platonalarm) ein Bild betrachten; notfalls auch ein Schattenbild, wenn kein Ölgemälde vorhanden ist.

      KURZFAZIT

      Abgestandene Beziehungskomödie, die zwar kein kompletter Reinfall ist, aber auf der anderen Seite auch keine herausragenden Qualitäten zu bieten hat.

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        Framolf 19.09.2023, 20:29 Geändert 17.01.2024, 06:09

        Oscar Madness Film 416 (2 Auszeichnungen, 6 weitere Nominierungen)

        Die Karriere und teilweise auch das Privatleben des Jake LaMotta schreien regelrecht nach einer Verfilmung. Talent und ein großes Kämpferherz zeichnen ihn aus, auf der anderen Seite wird er immer wieder mit fragwürdigen Punktrichterentscheidungen konfrontiert, bis ihm eines Tages Vertreter der Mafia (freundlich formuliert) einen Weg aus seiner Misere aufzeigen. Auch privat gleicht sein Leben einer Achterbahnfahrt. Insgesamt sieben Eheschließungen sprechen in dieser Hinsicht eine deutliche Sprache. Die Frage lautet letztlich: Wird er einmal öfter aufstehen, als er hinfällt?

        Man muss es eigentlich gar nicht erwähnen, aber Robert De Niro geht mit einer Hingabe in seiner Rolle auf, wie man es nur von wenigen Darstellern kennt. Sein Method Acting flankiert er mit einer Gewichtszunahme von rund 30 Kilogramm, um sowohl den durchtrainierten Weltklasseboxer als auch den späteren Vielesser realitätsnah darstellen zu können. Die Oscarauszeichnung, die er dafür erhalten hat, erscheint in diesem Licht fast schon obligatorisch (weitere Nominierungen gab es für Nebendarsteller(in) Cathy Moriarty und Joe Pesci). Da das (oscarnominierte) Drehbuch auf der Autobiographie von Jake LaMotta basiert, der zudem als Berater in die Dreharbeiten eingebunden war, ist davon auszugehen, dass die Szenen, in denen er in einem negativen Licht erscheint, wohl nicht komplett an den Haaren herbeigezogen sein werden. Welche Details ausgespart wurden, wird hingegen vermutlich für immer im Dunkeln bleiben. In sportlicher Hinsicht wird eine große Anzahl an Kämpfen thematisiert, von denen in vielen Fällen einige Schlüsselszenen gezeigt werden. Spannungsaufbau über mehrere Runden hinweg spielt hier allenfalls eine untergeordnete Rolle, doch dafür hat es so mancher kurze Schlagabtausch in sich. Die Folge: Ein Oscar für den besten Schnitt sowie Nominierungen für Regie, Kamera, Ton und in der Kategorie Bester Film.

        Randnotiz: Martin Scorsese soll zunächst wenig bis gar kein Interesse an der Verfilmung dieses Stoffes gezeigt haben, ehe er durch Robert De Niro von dem Projekt überzeugt wurde. Im Nachhinein entpuppte sich dieser Film als einer der größten Erfolge seiner Karriere – zumindest in Bezug auf die Kritikerresonanz und den Anklang in der Award Season. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich der Ansturm an den Kinokassen in Grenzen hielt. Zwar wurden die Produktionskosten wieder eingespielt, aber der ganz große Publikumserfolg blieb zunächst aus.

        KURZFAZIT

        Boxerdrama und Charakterstudie zugleich.

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        • 8
          Framolf 18.09.2023, 20:58 Geändert 17.01.2024, 06:04

          Oscar Madness Film 406 (3 Auszeichnungen, 2 weitere Nominierungen)

          ++ Leichte SPOILER ++

          „Der Pöbel liebt keine menschlichen Züge an seinen Göttern.“

          Der zwielichtige Handelsvertreter Elmer Gantry (Burt Lancaster) reist quer durch das Land und zieht seinen Kunden das Geld mit Haushaltswaren von minderer Qualität aus der Tasche. Abgeschmackte Herrenwitze haben sich für ihn als Türöffner bei der Geschäftsanbahnung erweisen. Zwar spielt auch Religion in seinem Leben eine Rolle, allerdings auf eine Weise, die er relativ exklusiv für sich haben dürfte. Doch alles ändert sich, als er eines Tages auf eine Wanderpredigerin trifft, die mit ihren Zeremonien ganze Veranstaltungszelte füllt und die Landbevölkerung begeistert. Spenden werden bei ihren Auftritten nicht mit Klingelbeuteln gesammelt, sondern mit Eimern. Das weckt natürlich Elmers Sportsgeist und er versucht mit gerissenen Mitteln, Teil dieser Show werden zu dürfen. Wenn seine Eloquenz auf das Charisma der Predigerin trifft, sollten die Dollars der eigentlich klammen Kirchengänger die Eimer übersprudeln lassen, so seine Hoffnung.

          Es ist fast müßig zu erwähnen, dass Unstimmigkeiten mit örtlichen Vertretern der jeweils besuchten (oder besser: heimgesuchten) Tourneeorte nicht lange ausbleiben. Schließlich tritt man mit den sonntäglichen Veranstaltungen in Konkurrenz zu den ortsansässigen Kirchengemeinden und zu Wanderzirkussen. Und genau das ist des Pudels Kern. Mit einer Mischung aus feiner Ironie und hintergründigem Spott schickt der Drehbuchautor, Oscar-Gewinner Richard Brooks, das Publikum auf eine Reise mit Gantry, die über weite Strecken nur schwer vorhersehbar erscheint. Zwar deuten sich einige Eckpfeiler der Handlung bereits früh an, doch der Teufel steckt im Detail – auch für den Protagonisten. Denn bei aller Gerissenheit entziehen sich einige Entwicklungen seiner Kontrolle, wodurch die Lage mehr und mehr aus dem Ruder läuft. Während auf der einen Seite über das wahre Wesen und die Legitimation der sektenähnlichen Veranstaltungen gestritten wird, schlagen die Veranstalter enormen Profit aus der unkritischen Haltung der Gläubigen. Ein zweischneidiges Schwert, denn sie sind nicht nur für die Botschaften der Predigerin empfänglich. Opportunistische und bigotte Amtsträger verschärfen die Lage noch zusätzlich, wodurch eine Gemengelage entsteht, die nur noch schwerlich kontrollierbar erscheint – sowohl für Gantry, als auch für die Polizei.

          Hauptdarsteller Burt Lancaster, der hier mit außerordentlich großer Spielfreude zu Werke geht, zaubert in seiner Rolle der Titelfigur einen Spagat auf die Leinwand, der auch Jahrzehnte später noch aufhorchen lässt. Mit atemberaubendem Engagement und großem körperlichen Einsatz verkörpert er hier eine Art Prediger, der mit den Mitteln eines Demagogen als Verkäufer fungiert, ohne dass seine Zuhörer letzteres bemerken. Lancaster interpretiert die Titelrolle als die eines vermeintlichen Heiligen, aus dessen Antlitz immer wieder diabolische Blicke funkeln. Ihm zur Seite bzw. gegenüber gestellt wird mit Jean Simmons eine nicht minder versierte Darstellerin, die bei ihrer Darbietung einer gegensätzlichen Konzeption folgt. Lancasters extrovertiertem Spiel setzt sie eine nuancierte Mimik entgegen, deren Ausdruckskraft in mehreren Szenen verbale Äußerungen unnötig machen. Mit einem Oscar wurde neben dem Hauptdarsteller jedoch nicht Jean Simmons, sondern Nebendarstellerin Shirley Jones ausgezeichnet, die ihre verhältnismäßig überschaubare Screentime mit einer beachtlichen Bandbreite an Variationen des Ausdrucks zu nutzen vermag. Im Grunde vereint ihr Part die wesentlichen Kennzeichen der beiden Hauptrollen. Weitere Nominierungen in den Kategorien Beste Musik und Bester Film runden das Gesamtbild vollends ab.

          KURZFAZIT

          Unkonventionelles Drama, das auf einem gut durchdachten Skript basiert und durch äußerst engagierte Darsteller umgesetzt wird. Ein sehenswertes Filmjuwel für ein Nischenpublikum.

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            Framolf 17.09.2023, 19:27 Geändert 30.01.2024, 05:27

            Adonis Creed schwingt wieder die Fäuste. Die Autoren spendieren ihm dieses mal eine leicht verfeinerte Backstory, was jedoch zu dem Preis geschieht, dass sein Gegner im Boxring nur noch bedingt bedrohlich wirkt. Beide kennen sich nur zu gut und schätzen sich trotz zwischenzeitlicher Differenzen auch irgendwie gegenseitig. In sportlicher Hinsicht erscheint lange Zeit fraglich, wie Newcomer, der selbst nicht mehr der allerjüngste Boxer ist, einen ehemaligen Champion sportlich in Bedrängnis bringen will. Zudem erscheinen die Umstände, wie es überhaupt zu der Ansetzung dieses Kampfes kommen konnte, ohnehin etwas nebulös. Erfreulich ist auf der anderen Seite, dass viele Handlungselemente der Hauptstory erneut aufgegriffen werden, jedoch ist 'Rocky' ohne Rocky dann eben doch nur 'Creed III'.

            Doch bei aller Kritik: Die Umstände der Kinoveröffentlichung mit der unsäglichen TikTok Challenge und den mutwillig vermüllten Sälen hat dieser Film nicht verdient. Regelrechte Horden an Krawallbrüdern hatten sich in einigen Städten verabredet, um Vorstellungen gezielt zum Abbruch zu bringen, was sicherlich so manche unbeteiligte Rocky-, Creed-, Boxsport- und Sportfilmfans von einer Sichtung abgehalten dürfte. Auch angesichts derartiger Zustände fiel das Ergebnis am Boxoffice mehr als respektabel aus.

            Doch zurück zum Geschehen auf der Leinwand: Die Vereinigung von Sportfilm und Drama bleibt nach wie vor ein Markenzeichen dieses Filmuniversums und sie bekommt durch den Handlungsstrang um Creeds Tochter eine neue Note. Und so dreht sich das Franchise zwar im Kreis, doch immerhin weht auch ein frischer Wind; zwar nicht im Boxring, aber zumindest in Bezug auf das Privatleben des Protagonisten. Gewiss gibt es bessere Sportfilme als 'Creed III', ebenso sicher aber auch deutlich schlechtere.

            KURZFAZIT

            Solides Boxerdrama.

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              Framolf 16.09.2023, 18:52 Geändert 30.01.2024, 04:59

              ++ Minimale SPOILER ++

              Die Roboter schlagen wieder zu. Dieses mal nicht nur als Zweibeiner oder Fahrzeuge, sondern auch in Tiergestalt. Wobei die Formulierung „wieder“ hier auch etwas irreführend ist. Angesiedelt ist die Handlung (sofern man sie überhaupt so nennen mag) vor den Actionabenteuern der vorherigen sechs Episoden, was der Geschichte ein Stück weit auch die Spannung raubt, auf der anderen Seite jedoch auch ein vergleichsweise frisches Setting mit sich bringt sowie neue Möglichkeiten in Bezug auf weitere Fortsetzungen oder Crossovers, die am Ende des Filmes auch bereits kokett angedeutet werden. Immerhin kann dadurch möglicherweise eines Tages eine Reihe von Türen aufgestoßen werden, was nicht nur frischen Wind ins 'Transformers'-Universum bringen könnte, sondern mittelfristig könnte es sogar auf die Schaffung eines ganzen Filmuniversums hinauslaufen. In Bezug auf das Marketing bzw. Merchandising wiederum dürften die tierischen Mitstreiter einiges an Potenzial bieten.

              Durch welche der besagten Türen Hasbro und Paramount gehen werden, bleibt abzuwarten, da bislang nur schwerlich eine klare Linie bei der Wahl der jeweiligen Projekte zu erkennen ist. Hilfreich könnte es unter Umständen sein, den einzelnen Bestandteilen des in der Entstehung befindlichen Filmkosmos deutlichere eigene Stempel aufzudrücken, nachdem man zumindest in Bezug auf 'Bumblebee' (2018) sowohl finanziell als auch in Bezug auf das Image (in Form von positiven Kritiken und Zuschauerreaktionen) sicherlich nicht allzu schlecht damit gefahren ist. So gesehen stellt sich 'Aufstieg der Bestien' eher als eine Bewegung dar, in der auf einen Schritt nach vorne ein anderer zurück folgt.

              Es gibt also viel zu tun; warten wir es ab.

              KURZFAZIT

              Die gewohnte Mischung aus leichtverdaulicher Action und Spielzeugwerbung.

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              • 6 .5
                über Maniac

                Owen (Jonah Hill), der ohne Leitplanken durch seinen Alltag schlittert, nimmt an einer Medikamentenstudie teil und lernt dabei Annie kennen, die einen nicht minder schweren Rucksack mit sich herumschleppt. Im Tandem stacheln sie sich noch weiter an und erleben (teils einzeln, teils zusammen – teils in ihren Gedanken, teils im realen Leben) eine Abfolge von Ereignissen, von denen eines absurder als das andere erscheint.

                Mehr kann und sollte man über die Handlung nicht schreiben, denn der irre Parforceritt des Protagonistenduos lässt sich weder angemessen in Worte fassen noch sollte man darüber mehr verraten als unbedingt nötig. Noch nicht einmal die grobe Erzählstruktur lässt sich mit den bekannten Kategorien erfassen. Zwar erweist sich die Handlung als irgendwie fortlaufend, jedoch auch mit stark episodisch geprägter Struktur; allerdings nicht auf die Weise, die man aus unzähligen anderen Serien kennt, sondern irgendwie steht hier alles auf tönernen Füßen, da auch sehr oft unklar ist, was wirklich passiert und bei welchen Eindrücken es sich um Halluzinationen handelt.

                Ohnehin stellt sich die Frage, ob es sich tatsächlich lohnt, ausgiebig über jede Einzelheit nachzudenken. Dass eine gewisser „philosophischer Überbau“ vorhanden ist, soll gar nicht bestritten werden, doch bezogen auf die Ebene der Einzelereignisse bleibt der Verdacht, dass man sich entweder auch Ornamente leistet und Ballast mitschleppt oder dass die Details derart verkopft sind, dass sie kaum noch jemand versteht. Am Ende steht jedenfalls ein Trip, der selbst dem Publikum das Gefühl geben kann, Teilnehmer der besagten Medikamentenstudie zu sein. Wohl bekomm's!

                KURZFAZIT

                Eine Miniserie wie eine wilde Achterbahnfahrt. Zwar bewusst durchkalkuliert, aber mit unzähligen kurz aufeinanderfolgenden Richtungswechseln, die unterschiedliche Effekte auf die Zuschauer bewerkstelligen können.

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                • 6 .5
                  Framolf 15.09.2023, 00:47 Geändert 17.01.2024, 06:00
                  über Charade

                  Oscar Madness Film 403 (1 Nominierung)

                  Jeder gegen jeden und niemandem kann man trauen; nicht einmal dem kleinen Jungen; denn der ist zwar nicht unbedingt korrupt oder gar böse, doch dafür behindert er anderweitig die Nachforschungen...

                  Regisseur und Produzent Stanley Donen nimmt sich Stil, Inhalt, Besetzung und sogar die Filmplakate von Alfred Hitchcocks Kriminalfilmen und Thrillern zum Vorbild und legt dem Publikum einen Film vor, der fast vom großen Altmeister selbst stammen könnte. Unterschiede gibt es zwar noch in Bezug auf Hitchcocks spielerische Raffinesse und Kreativität mit der Kamera, doch im Großen und Ganzen dürfte es sich so (oder so ähnlich) wohl anfühlen, wenn der Meister der Spannung einen Schüler unter seine Fittiche nehmen und instruieren würde.

                  Donen kann dabei mit Audrey Hepburn und Carey Grant (mit dem er ein Jahr später auch den ebenfalls oscarnominierten Hybriden aus Kriegs- und Beziehungskomödie 'Der große Wolf ruft' drehen sollte) sowie James Coburn, George Kennedy und Walter Matthau auf einen äußerst namhaften Cast zurückgreifen, was diese Verfilmung umso interessanter erscheinen lässt. Gerade das Katz- und Maus-Spiel, das die Hauptcharaktere hier aufführen, ist von so vielen gegenseitigen Anschuldigungen, Finten und Lügen geprägt, dass sich die prominenten Schauspieler auch in dieser Genremischung aus Agententhriller, Kriminalfilm und romantischer Komödie nicht unterfordert fühlen dürften. Stattdessen lässt das Drehbuch jedem von ihnen (besonders Hepburn, Grant und Matthau) genug Raum zur Entfaltung, der von den Darstellern auch dankbar genutzt wird. Denn bei aller Begeisterung, die diesem Werk oft entgegengebracht wird: Die Handlung ist zwar gewitzt, aber so richtig drückt erst die Besetzung den Charakteren ihren jeweiligen Stempel auf. Das gilt zwar auch für unzählige andere Verfilmungen, doch speziell im Fall von 'Charade' wird das zwar gut durchdachte Skript in ganz besonderem Maße durch die Schauspieler veredelt.

                  In den Chroniken der Filmgeschichte konnte Stanley Donen seine Inszenierung nicht zuletzt auch deshalb verewigen, weil 'Charade' nicht nur für zwei Golden Globes (Audrey Hepburn und Carey Grant), sondern in der Kategorie Bester Song auch für einen Oscar nominiert wurde.

                  KURZFAZIT

                  Dreistes Plagiat oder tiefe Verneigung vor Hitchcock? Einerlei, das Ergebnis zählt und das fällt durchaus unterhaltsam aus.

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                    Framolf 14.09.2023, 02:24 Geändert 17.01.2024, 06:08

                    Oscar Madness Film 413 (2 Nominierungen)

                    Wenige Jahre nach Billy Wilders 'Reporter des Satans' (1951) kommt 1958 George Seatons 'Reporter der Liebe' in die Kinos. Die Marketingstrategen der deutschsprachigen Verleihfirmen haben sich offenbar bereits in der Mitte des 20 Jahrhunderts auf unvergleichliche Weise ins Zeug gelegt...

                    Die Prämisse kommt zumindest in Grundzügen nicht gerade originell daher, bekam aber zumindest einen durchaus gehaltvollen Hintergrund spendiert: Ein Reporter, der unbekannterweise in einen Konflikt mit einer Dozentin gerät, gibt sich als einer ihrer Studenten aus schmilzt schneller dahin, als man „Eis“ sagen kann. Das Resultat: Eine (Achtung, Überraschung:) Verwechselungskomödie mit Doris Day...

                    Die Dialoge erweisen sich hier – gemessen an vielen anderen Verwechslungskomödien mit Doris Day – als ausgesprochen bieder, was aber keineswegs bedeuten soll, dass man hier komplett auf Zweideutigkeiten verzichten würde. Allerdings spielt sich vieles entweder zwischen den Zeilen ab oder es wird bei harmlosen Andeutungen belassen. Geschuldet sein dürfte dies neben dem Produktionsdatum in den 50er Jahren wohl auch der Besetzung der männlichen Hauptrolle mit Clark Gable, der im Vergleich zu Doris Days späteren Filmpartnern wie Rock Hudson oder Cary Grant doch etwas hüftsteifer wirkt und für ein anderes Rollenimage steht. Auf die Habenseite bekommt Regisseur George Seaton auf diese Weise jedoch eine ganze Reihe von Szenen mit gequälter oder leidender Miene des Hauptdarstellers, was nicht selten zu einer enormen Aufwertung der Sequenzen beiträgt.

                    Angereichert wird Geschichte einer sich möglicherweise anbahnenden Liebe, die ursprünglich als Drama konzipiert war und nach ihrer Umarbeitung zu einer Komödie sogar für einen Drehbuch-Oscar nominiert wurde, durch eine Reihe durchaus fundierter Kommentare zum Pressewesen. Neben einigen Allgemeinplätzen und durchaus erinnerungswürdigen Aphorismen werden auch verschiedene Ansätze des Publizierens diskutiert und auf unterschiedliche Weisen betrachtet. Dabei wird schnell klar, dass die Journalistik schon in den 50er Jahren einem vergleichsweise rasantem Wandel unterlag. Ethische Fragen werden dabei genauso aufgeworfen wie pekuniäre, woraus (in Bezug auf den Rahmen einer Komödie) eine Einbettung resultiert, die in den allermeisten Dialogen Hand und Fuß hat.

                    Vier Jahre nach der Produktion von 'Reporter der Liebe' stehen Doris Day und der oscarnominierte Nebendarsteller Gig Young am Set der ebenfalls oscarnominierten Komödie 'Ein Hauch von Nerz' in ähnlicher Konstellation gemeinsam vor der Kamera; Doris Day als teils empörte, teils verliebe Protagonistin und Gig Young als verunsicherter, aber durchaus smarter Charakter, der den zweitwichtigsten Part nach der männlichen Hauptrolle innehat.

                    KURZFAZIT

                    Deutlich weniger schlüpfrig als viele andere Komödien mit Doris Day, dafür aber mit einer Prise sanftmütig vorgetragener Medienkritik angereichert.

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                      Framolf 12.09.2023, 23:39 Geändert 17.01.2024, 06:05

                      Oscar Madness Film 407 (3 Nominierungen)

                      Mit ein 'Hauch von Nerz' präsentiert Universal dem Publikum die abschließende Episode eines Dreierpacks, das zwar keine Trilogie im eigentlichen Sinn darstellt, dessen Filme 'Bettgeflüster' (1959), 'Ein Pyjama für Zwei' (1961) und 'Ein Hauch von Nerz' (1962) aber dennoch wie durch ein imaginäres Band verbunden scheinen. Nicht nur, dass sie alle vom selben Studio produziert wurden, sie weisen auch die Gemeinsamkeit auf, dass rund um 1960 gedreht wurden, dass Doris Day jeweils eine der beiden Hauptrollen spielt (neben ihr zunächst zwei mal Rock Hudson und abschließend Cary Grant) und die Drehbücher allesamt aus der Feder von Stanley Shapiro (et al.) stammen. Letzterer brachte seinerzeit das Kunststück zusammen, binnen weniger Jahre mit allen drei Geschichten, die jeweils nur Variationen derselben Grundidee darstellen, für einen Drehbuch-Oscar nominiert zu werden (im Fall von 'Bettgeflüster' konnte er die entsprechende Trophäe sogar gewinnen). Die Tatsache, dass mit Delbert Mann bei den beiden späteren Verfilmungen auch noch derselbe Director auf dem Regiestuhl saß, und bei den ersten beiden Filmen mit Frank de Vol (Musik) und Arthur E. Arling (Kamera) zwei weitere Verantwortliche zwei mal involviert waren, macht den Einheitsbrei endgültig komplett. Der Krug geht eben so lange zum Brunnen, bis er bricht – was sich für Hollywoods Studiosystem mittelfristig als Fluch und Segen zugleich erweisen sollte.

                      Neben Waldon O. Watson (Ton) wurden 1963 mit Robert Clatworthy, Alexander Golitzen und George Milo die Verantwortlichen für das Szenenbild für einen Oscar nominiert, was tief in die Produktionsbedingungen der 1960er Jahre blicken lässt. Mit großem Aufwand und viel Liebe zum Detail wurden hier Kulissen geschaffen, die man ohne große Mühe auch unter freiem Himmel hätte finden können. Beide Ansätze sind naturgemäß mit zahlreichen Vor- und Nachteilen verbunden und man hat sich hier – einmal mehr – für den Ansatz entschieden, einer vereinfachten Logistik, zusätzlichen Möglichkeiten bei der Beleuchtung und besseren Bedingungen bei der Aufnahme des Tons den Vorzug zu geben. Unabhängig davon wirkt allerdings auch die Einbindung des Essensausgabeautomaten derart kurios, dass sie wie ein visuelles Markenzeichen dieses Filmes wirkt, an das sich viele Zuschauer sicher auch noch Jahre nach der Sichtung erinnern können.

                      Eine Beschreibung der Handlung kann man sich hier im Grunde sparen, denn nach Sichtung der beiden „Vorgängerfilme“ weiß man ohnehin schon, was einen erwartet, Da kann es nicht schaden, zumindest ein paar Leerstellen offen zu lassen, von denen man sich dann überraschen lassen kann.

                      KURZFAZIT

                      Zusätzliche Variation des Erfolgskonzepts aus 'Bettgeflüster' und 'Ein Pyjama für Zwei'. Kurzweilig, aber so ziemlich alles andere als kreativ. Und zumindest im dritten Anlauf hätte man eine Formel finden können, die wenigstens halbwegs glaubwürdig erscheint. Auf der anderen Seite steht eine heitere Komödie, deren Resonanz beim Publikum und während der Award Season sich durchaus sehen lassen kann.

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                        Framolf 12.09.2023, 05:34 Geändert 17.01.2024, 06:05

                        Oscar Madness Film 408 (1 Nominierung)

                        Zwei Jahre nach der Produktion von 'Bettgeflüster' und ein Jahr vor 'Ein Hauch von Nerz' drehte Regisseur Delbert Mann mit Doris Day die mittlere Episode dieser von Stanley Shapiro verfassten Trilogie, die aber eigentlich gar keine ist. Nach dem Gewinn der Oscar-Trophäe im Jahr 1960 legt Shapiro mit 'Ein Pyjama für Zwei' ein ähnliches Konzept vor und wird tatsächlich erneut nominiert. Nur selten dürfte eine Nominierung derart unkompliziert zu haben gewesen sein.

                        Doris Day überzeugt hier besonders durch ihre Mimik, indem sie vor allem immer dann zur Höchstform aufläuft, wenn es negative Emotionen und Gemütsregungen darzustellen gilt (Fassungslosigkeit, Empörung, Zweifel, Genervtheit etc.). Im Zusammenspiel mit ihrem Filmpartner Rock Hudson kommt es zu allerlei verbalen und visuell angedeuteten Schlüpfrigkeiten, die jedoch durchweg diesseits der zeitgenössischen bürgerlichen Normen bleiben. Im Zweifelsfall wird dann eben auch mal geheiratet, um vermeintliche Tabubrüche zu legitimieren. Der von Hudson gespielte Charakter ist für eine romantische Komödie erstaunlich vielschichtig angelegt: Hallodri, aber geschäftlich erfolgreich (auch wenn er mitunter selbst nicht so recht weiß, wie ihm geschieht); oft sehr direkt, aber dann auch wieder mit Ränkespielen; scheinbar selbstbewusst, aber trotzdem mit privaten Verlustängsten behaftet.

                        Die Konstellation um einen überforderten und zumeist ahnungslosen Chef sollte ein Jahr später in 'Ein Hauch von Nerz' in leicht variierter Form auf den Kopf gestellt werden, wenn der von Cary Grant dargestellte Protagonist einen Finanzberater beschäftigt, der psychotherapeutische Hilfe benötigt - wobei ein weiterer Unterschied darin besteht, dass dieser größtenteils unverschuldet in Not gerät, während sich der Firmeneigentümer in 'Ein Pyjama für Zwei' in einer fatalen Mischung aus Furcht und Geltungsdrang selbst immer stärker in Bedrängnis bringt.

                        Randnotizen: 1964 folgte eine weitere Komödie mit Doris Day und Rock Hudson in den Hauptrollen. Diese stammt jedoch aus der Feder von Julius J. Epstein. Die Idee mit dem geteilten Pyjama wird einige Jahre später auch in 'Frei geboren' (Film & Serie) aufgegriffen und als eine Art nonverbaler Running Gag verwendet.

                        KURZFAZIT

                        Leichte und kurzweilige Unterhaltungskost, bei der bewährte Elemente wie eine Liebesgeschichte, eine Verwechslung oder regelmäßig eingeflochtene Sidekicks sowie mindestens zwei schillernde Namen auf der Besetzungsliste nicht fehlen dürfen. Sicher Nummer für Fans von Komödien aus den 60er Jahren.

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                          Framolf 11.09.2023, 01:43 Geändert 17.01.2024, 05:59

                          Oscar Madness Film 402 (1 Auszeichnung, 4 weitere Nominierungen)

                          Ein notorischer Frauenheld und Herzensbrecher (Rock Hudson) und eine alleinstehende Dame (Doris Day), teilen sich eine Telefonleitung. Dabei geraten sie regelmäßig in (fernmüdlichen) Streit miteinander, ohne sich tatsächlich über den Weg zu laufen. Bis sie eines Tages zeitgleich dasselbe Lokal besuchen, in dem sie an zwei benachbarten Tischen Platz nehmen.

                          Man muss kein Prophet sein, um zu erahnen, welchen weiteren Verlauf die Geschichte nehmen wird. Dass Drehbuchautor Stanley Shapiro und seine drei Mitstreiter dennoch mit einem Oscar für das beste Drehbuch ausgezeichnet wurden, dürfte jedoch eine ganze Reihe von Gründen haben: Die Dialoge bzw. die gesamte Handlung bewegen sich durchweg am Rande der damaligen moralischen Konventionen und sorgen so für Unterhaltung, die zwar als frisch und (je nach Sichtweise) auch als kess empfunden wurde, jedoch nie Grenzen überschreitet. Die Autoren sind sich offenbar sehr genau bewusst, wie man exakt auf dieser Linie balanciert, ohne dabei in die eine oder andere Richtung zu kippen. Nicht zuletzt deshalb, aber auch wegen der Struktur der Handlung wurde hier ein Erfolgsrezept gefunden bzw. verfeinert, das in den folgenden Jahrzehnten für zahllose weitere Kassenschlager sorgen sollte. Stanley Shapiro gelang übrigens das Kunststück, mit zwei geringfügigen Variationen dieser Geschichte ('Ein Pyjama für Zwei' und 'Ein Hauch von Nerz') erneut für einen Oscar nominiert zu werden.

                          Neben Hauptdarstellerin Doris Day, die hier, wie auch in den beiden anderen genannten Filmen, besonders durch ihre empörte und verärgerte Mimik überzeugt, wurde Thelma Ritter in ihrer Nebenrolle der dauerbetrunkenen Haushälterin Alma für einen Oscar nominiert. Die Komödie bereichert letztere durch ihr explizites Spiel ohne jede Frage; in einer Dramenverfilmung wäre genau diese Art der Darbietung aber vermutlich nur bedingt auf positive Resonanz gestoßen. Weitere Nominierungen konnte die Crew um Regisseur Michael Gordon in den Bereichen Szenenbild (alleine schon die Wohnung des Protagonisten bietet vor und nach der Umgestaltung vielfältige Möglichkeiten, in diesem Bereich Ausrufezeichen zu setzen) und Filmmusik. Letztere hat hier vor allem funktionalen Charakter. Auch wer ausschließlich die Musik hört, wird sofort bemerken, dass es sich beim dazugehörigen Film nur um eine Komödie handeln kann und dass durch die Musik an vielen Stellen körperbetonte Komik unterstützt wird (verschiedenste mimische Regungen oder außergewöhnliche Gesten, wie etwas das Straucheln einer Figur, werden hier musikalisch auf eine Weise untermalt, die man ansonsten eher aus Cartoons kennt). Dennoch gleitet die musikalische Untermalung nicht zwingend ins Banale ab, sondern es werden auch durchaus „seriösere“ Töne angeschlagen, wenn es erforderlich ist.

                          Auch wenn 'Bettgeflüster' mehrere Jahrzehnte später sicher nicht mehr ganz so frech und forsch erscheint, wie es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch der Fall gewesen sein mag, so wird auch mit diesem großen zeitlichen Abstand noch kurzweilige Unterhaltung geboten, die nicht nur von den vergleichsweise flotten Dialogen, sondern auch dem (gemessen an der überschaubaren Handlung) hohen Erzähltempo lebt.

                          Randnotizen: Doris Day, Rock Hudson und Tony Randall bilden auch den Kern der Besetzung der ebenfalls von Stanley Shapiro geschriebenen Komödie 'Ein Pyjama für Zwei', die letztlich eine Variation der Geschichte von 'Bettgeflüster' darstellt. Die Konzeption der männlichen Hauptrolle (promiskuitiver Komponist) diente ganz offenkundig auch als Inspiration für Chuck Lorres Comedyserie 'Two and a Half Men'. Auch die zweitwichtigste männliche Figur im Film (ein unruhiger, oftmals unsicher agierender Mann mit deutlich weniger Glück bei den Frauen, den eine Mischung aus Freundschaft und Rivalität mit dem Hauptcharakter verbindet) findet sich in nahezu identischer Form in der Erfolgsserie von 2003 (ff.) wieder.

                          KURZFAZIT

                          Romantische Komödie, die gemessen am Produktionsjahr durchaus schlüpfrig und hier und da auch etwas frech wirkt, in der allerdings peinlich genau darauf geachtet wird, die Moralvorstellungen vieler Zuschauer nicht überzustrapazieren.

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                            Framolf 10.09.2023, 01:31 Geändert 17.01.2024, 06:05

                            Oscar Madness Film 410 (3 Nominierungen)

                            König Richard Löwenherz wurde entführt. Dem Ritter Wilfred von Ivanhoe liegt ein Schreiben vor, wonach Leopold V. ein Lösegeld in Höhe von 150.000 Silbermark für ihn fordert. Also verkleidet sich Ivanhoe zunächst als Barde, bevor er sich auf den Weg macht, den König zu befreien.

                            Aufhorchen lässt die Inszenierung nicht zuletzt durch die Mitwirkung der 20-jährigen Liz Taylor, die ihr Image als Kinder- und später Teenager-Darstellerin erst seit kurzer Zeit hinter sich gelassen hatte. Anfangs zunächst mit halbverschleiertem Gesicht und mehr schlecht als recht „versteckt“ im Hintergrund wird Schritt für Schritt immer mehr von ihrem Aussehen enthüllt. Ähnliches gilt für die Wesenszüge und die Backstory ihrer vergleichsweise geheimnisvoll angelegten Rolle. Regisseur Richard Thorpe scheint offenbar bereits in diesem frühen Karrierestadium des späteren Weltstars darauf bedacht gewesen zu sein, ihr Image behutsam aufzubauen. Vielleicht hat Elizabeth Taylor im Vorfeld der Dreharbeiten auch einfach nur gut verhandelt (bzw. verhandeln lassen); so oder so dürfte dieser Auftritt (dem wenige Jahre später bekanntlich der ganz große Durchbruch folgte) dem weiteren Verlauf ihrer Karriere enorm zuträglich gewesen sein.

                            Mit Berücksichtigungen in den Sparten „Beste Kamera“, „Beste Filmmusik“ und der Königskategorie „Bester Film“ wurde 'Ivanhoe – Der schwarze Ritter' 1953 insgesamt für drei Oscars nominiert, wovon jedoch keiner gewonnen werden konnte. Unabhängig davon zählt die Inszenierung von Richard Thorpe aber auch Jahrzehnte später noch zu den Klassikern dieses Genres. Auch wenn die stellenweise dargebotenen Monologe mittlerweile etwas angestaubt wirken, enthält die Handlung auch so noch genügend Elemente, die als regelrecht wegweisend für spätere Produktionen gelten können. Sowohl die Erzählstruktur als auch die Inszenierung der Turnierszenen wirken wie ein Fingerzeig für zahlreiche nachfolgende Produktionen.

                            Unfreiwillig komisch wird es jedoch bei der Belagerung der Burg, wenn Dutzende (wenn nicht gar Hunderte) von Holzpfeilen, die so harmlos sind, dass sie wahrscheinlich noch nicht mal Hautkratzer verursachen könnten, ganz offenkundig in Richtung der Burgmauer geworfen (und nicht geschossen) werden.

                            KURZFAZIT

                            Trotz des mittlerweile recht hohen Alters nach wie vor ein einflussreicher Meilenstein in der Historie des Ritterfilm-Genres.

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                              „Alles was ich mache, ist Kunst“

                              Oder etwa doch nicht?

                              ++ Leichte SPOILER ++

                              Nur selten kamen deutschsprachige Miniserien derart ambitioniert daher wie in den 80er und 90er Jahren. Einer der prominentesten Vertreter dieser Gattung dürfte wohl Dieter Wedels Kaufhaus-Saga 'Der große Bellheim' gewesen sein, in der es (wenn auch etwas verklärt) nicht zuletzt um den Themenkomplex „Unternehmerethos“ ging. Es dürfte kein Zufall sein, dass die Produzenten von 'The Billion Dollar Code' ausgerechnet das Format einer Miniserie wählten, um ihre Geschichte zu erzählen, die ebenfalls kurz nach der Wende beginnt. Zwei befreundete Nerds schließen sich mit einigen Mitstreitern zusammen, um mit Unterstützung der Telekom ein Kunstprojekt zu realisieren. Die Manager des Telefondienstleisters möchten damit offenbar eine Imagekampagne vorantreiben, ohne so richtig das geschäftliche Potential des besagten Projekts zu erkennen. Nach einer Weile bekommen die jungen Tüftler Besuch von einem vermeintlichen Gesinnungsgenossen aus den USA. Einige Zeit später stellt Google seine „Google Earth“ Anwendung vor, deren Quellcode auf verblüffende Weise dem des Berliner Projekts ähneln soll. Auf einer zweiten Zeitebene lassen sich die beiden Hauptverantwortlichen des Projekts viele Jahre später von einer renommierten Anwaltskanzlei auf einen Prozess gegen den IT-Riesen vorbereiten.

                              Auch wenn von den Autoren dieser Netflix-Produktion in mehrfacher Hinsicht in die Schilderung der Ereignisse eingegriffen worden sein soll (mehrere Figuren werden zu ein paar wenigen zusammengefasst, bei der Schilderung des Prozesse wurden Entwicklungen komprimiert und teils auch in ein anderes Licht gestellt), so geht der Kern, auf den sich die Handlung reduzieren lässt, doch (bzw. gerade deshalb) weit über die Ereignisse dieses konkreten Falles hinaus. Schließlich geht es um eine ungleiche Auseinandersetzung zwischen einem kleinen Unternehmen und einem Weltkonzern, die auf zumindest ähnliche Weise schon zwischen unzähligen Firmen ausgefochten worden sein dürfte. Schließlich geht es auch um die Frage von Marktmacht und (zumindest einigermaßen) fairen Wettbewerbsbedingungen zwischen Großkonzernen auf der einen Seite und mittelständischen oder gar noch kleineren Firmen auf der anderen Seite.

                              Auch wenn die Inszenierung vielleicht hier und da etwas schroff und ungeschliffen wirken mag, so liegt vielleicht auch gerade darin ein großer Reiz für die Sichtung von 'The Billion Dollar Code'. Gerade auf ein deutschsprachiges Publikum dürfte der Aspekt der Bodenständigkeit gar nicht mal so unpassend wirken. Im Gegenteil: Üppig finanzierte Hochglanzproduktionen finden sich jenseits des großen Teiches genug, doch dem Geist der hier erzählten Handlung entspricht der gewählte stellenweise etwas ruppige Ansatz dann doch sehr viel mehr. Man fühlt sich beim Zuschauen regelrecht mitgenommen auf der Reise der Berliner Technikfreaks. Zudem schwingt hier ein gewisser Michael-Kohlhaas-Effekt mit, der die Spannung zusätzlich erhöht. Klare Empfehlung!

                              KURZFAZIT

                              Unscheinbares Juwel in der durchaus großen Kiesgrube deutscher Serienproduktionen.

                              [PS: Falls ihr nicht sicher seid, ob diese Miniserie etwas für euch sein könnte, schaut euch mal die Punktewertungen der Kommentatoren unter mir an.] :-)

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                                Framolf 08.09.2023, 01:27 Geändert 17.01.2024, 06:11
                                über Yentl

                                Oscar Madness Film 417 (1 Auszeichnung, 4 weitere Nominierungen)

                                Nach dem Tod ihres Vaters gibt sich die junge Jüdin Yentl als Mann aus, um den Talmud studieren zu können. Schon bald freundet sie sich mit einem anderen Schüler an (Mandy Patinkin, 'Homeland'), was zu allerlei Irrungen und Wirrungen bis hin zu einer Dreiecksbeziehung führt.

                                Ein Stoff, der (ohne die religiösen Implikationen) schon unzählige Male als Komödie verfilmt wurde, wird in 'Yentl' von Barbra Streisand (Hauptdarstellerin, Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin in Personalunion) als Mischung aus Drama und Musical inszeniert. Regelmäßig werden dabei Gesangseinlagen eingestreut; gesungen wird jedoch ausschließlich von ihr. Viele der Lieder werden dazu genutzt, um die Gedanken der Protagonistin hörbar zu machen. Manchmal geht es dabei um philosophische Gedanken und bisweilen auch nur um Banalitäten (wie beispielsweise Eindrücke, die sie gerade wahrnimmt). Schlüpfrigkeiten wiederum bleiben überwiegend auf den visuellen Bereich beschränkt und werden zumeist nicht kommentiert. Die Filmmusik wurde 1984 jedenfalls mit einem Oscar prämiert und gleich zwei der Songs ('Papa, Can You Hear Me?' und 'The Way He Makes Me Feel') wurden mit Nominierungen bedacht – ebenso wie das Szenenbild sowie Amy Irving als beste Nebendarstellerin.

                                Das Drehbuch macht sich besonders für Frauenrechte stark und spart auch sonst nicht mit Kritik an verkrusteten Strukturen. Traditionen, deren Sinn gerade den jungen Leuten nicht immer ganz klar erscheint, machen nicht wenigen Menschen das Leben schwer und sorgen mitunter für abenteuerliche Entscheidungen. Streisand macht dies vor allem anhand der Lage dreier Charaktere sichtbar, die sich in einer Art asymmetrischer Dreieckskonstellation befinden und auf die seitens der Lehrer und Eltern in verschiedenen Angelegenheiten Druck ausgeübt wird. Trotz strenger Religiosität (bzw. gerade deshalb) erkennt Yentl Widersprüche in der Argumentation der „Alten“, gegen die sie fundierte Argumente anbringen kann. Genau aus diesem Grund können ihre Gesprächspartner die Ohren auch nicht komplett vor ihrer Argumentation verschließen, was die Handlung eben weit von unzähligen anderen Filmen mit Verkleidungsthematik abhebt.

                                KURZFAZIT

                                Ungewöhnliche Mischung aus Drama und Musical über einen religiösen Hintergrund, zu dem bislang noch nicht allzu viele Filme auf der Leinwand zu sehen waren.

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                                  Framolf 07.09.2023, 01:47 Geändert 17.01.2024, 06:00

                                  Oscar Madness Film 404 (4 Nominierungen)

                                  Sgt. John Stryker (John Wayne) nimmt seine Rekruten hart ran; schließlich sollen sie möglichst gut vorbereitet in den Krieg geschickt werden. Doch selbst die beste Vorbereitung erweist sich auf dem Schlachtfeld als unzureichend.

                                  Regisseur Allan Dwan bringt (unter Rückgriff auf zahlreiche dokumentarische Sequenzen) in den beiden Schlachtszenen regelrecht die Hölle auf die Leinwand. In apokalyptischen Bildern brennt, raucht und staubt es dermaßen, dass es selbst im Kino- oder Fernsehsessel unangenehm wird. Menschen haben hier keinen Wert mehr und sind eigentlich nur Manövriermasse oder Futter für Maschinen, die alles niedermähen. Wer sich aus der Deckung erhebt, um den Standort zu wechseln, ist in vielen Fällen schon so gut wie tot. Am Strand, der in Friedenszeiten ein idyllischer und erholsamer Ort sein könnte, sieht man nichts als Dreck, Stahl und tote Körper. Trotzdem muss es immer weiter vorwärts gehen; selbst wenn nur 10 Meter Ödland gewonnen werden.

                                  Greifbarer lässt sich die Fragwürdigkeit - wenn nicht gar Sinnlosigkeit - einiger Schlachten nur schwer darstellen. Auf der anderen Seite klafft jedoch auch eine tiefe Lücke zwischen den Dialog- und Kampfszenen. Im Endeffekt läuft es darauf hinaus, dass Krieg eben ein notwendiges Übel ist, für das man im Notfall eben auch mal sein Leben geben muss. Trotz dieser Ambivalenz (bzw. wahrscheinlich genau deshalb) wurde der Kriegsfilm 'Du warst unser Kamerad', der im deutschsprachigen Raum auch unter dem Alternativtitel 'Todeskommando' vermarktet wird, für einen Oscar in der Kategorie „Beste Originalgeschichte“ nominiert. Die bereits angesprochene Verzahnung aus dokumentarischen und fiktionalen Szenen sowie die plastische Gestaltung der Kriegsszenen wurden wiederum durch Nominierungen in den Sparten Schnitt und Ton goutiert. Dass nicht auch die Regie mit einer Nominierung geadelt wurde, dürfte wohl auch mit einigen nur schwer nachvollziehbaren Ereignissen im Kriegsgetümmel zu tun haben. Wiederholt werden Charaktere offenbar in den Rücken geschossen, obwohl sich hinter ihnen eigentlich nur eigene Kameraden sowie das offene Meer befinden; zumindest entsteht dieser Eindruck.

                                  Doch auch wenn der Gesamteindruck gemischt ausfällt: Als stilprägend (oder zumindest „stilmitprägend“) lässt sich diese Verfilmung ohne Zweifel bezeichnen. Nicht nur in Bezug auf die Kampfszenen, sondern auch bezüglich der Ausgestaltung des Hauptcharakters. Auch wenn das Konzept schon zuvor bestand, so wird es hier dennoch weiter ausdifferenziert. Züge von John Waynes Darbietung als Ausbilder finden sich auch in unzähligen späteren Soldatenfilmen wieder. Für Wayne persönlich gab es dafür die erste Oscarnominierung seiner Karriere; bis zum Gewinn dieser Trophäe sollten jedoch noch 20 weitere Jahre vergehen.

                                  KURZFAZIT

                                  Regisseur Allan Dwan skizziert eine Geschichte über die Schrecken, aber auch über die Notwendigkeit des Krieges (bzw. letztere wird einfach als Fakt vorausgesetzt – auch wenn hier und da kritische Töne geäußert werden); eine eigentümliche Mischung, die sich nur schwer bewerten lässt.

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                                    Framolf 06.09.2023, 01:50 Geändert 30.01.2024, 05:14

                                    Die gute Nachricht zuerst: Ein trashiger Ausritt ins Weltall bleibt dem Publikum dieses mal erspart, aber ansonsten ist hier so ziemlich alles beim Alten: Rasante Action mit übersteigerten Verfolgungsjagden und aufgesetzte Sprüche wechseln sich munter ab. Wie bereits in den vorherigen Episoden gilt: Wer jedes mal, wenn Dominic Toretto (Vin Diesel) „Familie“ sagt, einen Kurzen nimmt, dürfte nach dem Abspann kaum noch fahrtüchtig sein. Immerhin scheint es innerhalb dieser Filmreihe so zuzugehen wie in echten Familien: Auch wer zwischenzeitlich ausgeschlossen wird, bleibt trotzdem irgendwie ein Teil der Sippschaft. In Bezug auf die 'Fast & Furios' Reihe relativiert sich dementsprechend die Bedeutung öffentlichkeitswirksam ausgetragener Streitigkeiten schnell wieder, wenn es darum geht, gemeinsam Zuschauer in die Kinosäle oder vor die Bildschirme zu locken.

                                    Im Grunde ist die Reihe wie ein Donut, der auf den Asphalt gekringelt wird. Immer dieselbe Leier, nur der Abdruck wird stärker und stärker. Alles scheint sich im Kreis zu bewegen. Doch nach Ausflügen mit nahezu allen denkbaren Fortbewegungsmitteln (inklusive eines U-Boots oder eines weltalltauglichen Autos) wird es ziemlich schwer, noch einen obendrauf zu setzen. Offenbar ist man sich dessen aber mittlerweile bewusst, weshalb auch gar nicht mehr versucht wird, die „Handlung“ (Anführungszeichen sind bewusst gesetzt) und deren Eskapaden noch verrückter zu gestalten als in den vorherigen Episoden. Stattdessen verlässt man sich eher auf den frischen Wind, den Jason Momoa mit sich bringen soll und spult ansonsten routiniert das übliche Programm ab.

                                    Und wenn sie nicht gestorben sind oder (aus der Sicht von Vin Diesel noch sehr viel schlimmer) aus der Familie ausgeschlossen wurden, so malen sie ihre Donuts auch heute noch auf den Teer.

                                    KURZFAZIT

                                    Spätestens nach der Sichtung von 'Fast X' ist auch klar, woher das geflügelte Wort von der x.ten Wiederholung kommt...

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                                      Framolf 05.09.2023, 01:47 Geändert 17.01.2024, 06:08

                                      Oscar Madness Film 414 (1 Nominierung)

                                      Ein Minenarbeiter wird in einem Stollen verschüttet und eine der ersten Personen, die bei ihm sind, ist ein versoffener Reporter, der eine große Story und somit die Chance auf ein Comeback wittert. Der örtliche Sheriff, der komplett überfordert zu sein scheint, lässt ihn weitestgehend gewähren und das Spektakel nimmt seinen Lauf. Immer mehr Schaulustige aus Nah und Fern reisen an, wodurch wiederum Händler und Schausteller das große Geschäft wittern. So werden Souvenirs verkauft und es werden diverse Fahrgeschäfte, wie beispielsweise ein Riesenrad, aufgebaut. Selbst die Ehefrau des Verschütteten sowie einige Touristen wollen ein Stück vom Kuchen ab, indem sie sich im Licht der Kameras sonnen. Währenddessen liegt Bergmann Leo weiterhin in der Höhle, die bald zu seinem Grab werden könnte und sein Zustand verschlechtert sich Tag für Tag.

                                      Das (oscarnominierte) Drehbuch, das auf Ereignissen aus dem Jahr 1925 basiert, bringt eine bittere Abrechnung mit der Sensationsgier vieler Menschen auf die Leinwand. Im Verbund mit einem mangelhaften (bis komplett fehlenden) journalistischen Ethos entsteht so ein düsteres Bild einer Gesellschaft, deren Mitglieder (oder zumindest einige von ihnen) den eigenen Vorteil im Leid eines Mitbürgers suchen. Anderen geht es wiederum „nur“ um eine Befriedigung der eigenen Sensationslust, was für die an der Rettung beteiligten Helfer jedoch auch nicht gerade hilfreich sein dürfte. Einzig die Chefredakteure kommen in Billy Wilders Betrachtung noch vergleichsweise glimpflich davon; die Verleger und Eigentümer der jeweiligen Verlagshäuser werden sogar nahezu komplett ausgespart. Letztlich ist das Problem nicht nur tief in der Gesellschaft verwurzelt, sondern es ragt auch weit nach oben. Doch so oder so: Wilder bringt das Problem auf zynische Weise auf den Punkt und macht ganz nebenbei sichtbar, wie stark die Grenzen zwischen Satire und Realität oftmals verwischen. Einiges wird hier zwar überspitzt dargestellt, doch in vielen Punkten wurde sein Entwurf auch längst von der Realität eingeholt und man hat den Eindruck, dass sich seit der Produktion dieses Filmes die Lage eher noch verschlimmert hat. Besserung ist nicht in Sicht, womit die Traditionslinie an Filmen wie 'Reporter des Satans' wohl noch lange fortgeführt werden wird.

                                      7 / 10 „Schlangen im Busch“.

                                      KURZFAZIT

                                      Bittere Abrechnung mit einer ganzen Gesellschaft – und letztlich auch mit dem Publikum vor der Leinwand.

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                                        Framolf 04.09.2023, 01:27 Geändert 17.01.2024, 06:06

                                        Oscar Madness Film 411 (1 Auszeichnung, 5 weitere Nominierungen)

                                        Der verhältnismäßig einflussreiche Viehzüchter Rufus Ryker verbreitet unter den benachbarten Selbstversorgungsbauern Angst und Schrecken. Seine Viehherden zertrampeln die jungen Pflanzen auf den Feldern und sein Schlägertrupp ist ständig auf der Suche nach Ärger. Doch eines Tages wendet sich das Blatt. Ein unbekannter Reiter freundet sich mit den bedrohten Farmern an und unterstützt sie tatkräftig – sowohl bei der Arbeit als auch beim Widerstand gegen den Großgrundbesitzer. Die Waagschale könnte also bald zugunsten der kleinen Leute kippen – wenn nicht Ryker ebenfalls einen geheimnisvollen Fremden (Jack Palance) engagiert hätte.

                                        George Stevens ('Giganten') Inszenierung wirkt über weite Strecken wie ein früher Vorläufer der Western mit Terrence Hill – nur ohne die in den späteren Filmen obligatorischen Humoreinlagen. Sowohl Grundzüge der Charakterzeichnung des fremden Helfers als auch die Gestaltung mehrere Szenen sowie der Rahmenhandlung sollten zwei Jahrzehnte später ein mehrfaches Echo finden. Bemerkenswert erscheint, dass über die Hintergründe beider Neuankömmlinge so gut wie nichts bekannt ist. Zwar werden einige Andeutungen gemacht, doch insgesamt bleibt die Vergangenheit beider nebulös. Nebenbei bemerkt bleibt auch in Bezug auf das Protagonistenehepaar einiges im Vagen.

                                        Besonders Jack Palance vermag die Leerstellen, die das Skript bei der Gestaltung seiner Rolle lässt, ansprechend zu füllen, was ihm 1954 ebenso wie Kinderdarsteller Brandon de Wilde eine Oscarnominierung als bester Nebendarsteller einbrachte. Letzterer wurde wohl auch nicht zuletzt deshalb besetzt, weil er bereits als Neunjähriger auf dem Broadway mit dem Donaldson Award ausgezeichnet wurde. Seine Darbietung in 'Mein großer Freund Shane' fällt zwar in vielerlei Hinsicht recht unspektakulär aus, doch gemessen an seinem Alter verfügt er über relativ viel Screentime und es wird ihm eine nicht ganz einfach zu spielende Szene anvertraut, die er kurioserweise souveräner löst als ein paar der eher alltäglichen Dialoge, was aber sicher auch mit der Regie und der Anzahl der genommenen Takes zusammenhängen dürfte. George Stevens wurde (sicher nicht zuletzt auch für den gelungenen Spannungsaufbau und die recht akribische Inszenierung) sowohl in den Kategorien Regie als auch bester Film für einen Oscar nominiert. Hand in Hand gehen seine Nominierungen mit denen für Drehbuchautor A. B. Guthrie Junior. Mit Loyal Griggs (Kamera) konnte einer der Nominierten die begehrte Trophäe sogar tatsächlich erringen. Ihm gelangen nicht nur einige imposante Außenaufnahmen in Wyoming, die teilweise auch für die entsprechenden Hintergrundprojektionen genutzt wurden. Gerade in visueller Hinsicht erweist sich 'Mein großer Freund Shane' als vergleichsweise prachtvoll – besonders in Anbetracht des Produktionsjahres.

                                        KURZFAZIT

                                        Einigermaßen gut gealterter Western mit einem nahezu zeitlosen Handlungsrahmen (mächtiger Mann im Kampf gegen kleine Bürger), der durch den hinzugekommenen Helden und seinen nicht minder geheimnisvollen Gegenspieler auch Züge eines Märchens oder Superheldenfilmes trägt.

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                                          Framolf 02.09.2023, 21:34 Geändert 17.01.2024, 06:05

                                          Oscar Madness Film 409 (1 Nominierung)

                                          ++ Minimale SPOILER ++

                                          Ein altgedienter Militärhaudegen (Clint Eastwood) wird nach einer wiederholten Verfehlung damit „bestraft“, dass er einen zusammengewürfelten Haufen mehr oder minder untauglicher Rekruten zu einer schlagkräftigen Einheit formen soll. Während er seinen Schützlingen Respekt und Gehorsam eintrichtert, bringt er seinen eigenen Vorgesetzten pure Verachtung entgegen. Nahezu jeder seiner Sätze ist völlig over the top und läuft im Endeffekt auf Selbstbeweihräucherung hinaus. Eine Rolle wie diese kann man sich als Regisseur im Grunde nur selbst auf den Leib inszenieren. Einige Handlungen und Dialogzeilen wirken derart albern, und werden aber dennoch in plakativer Ernsthaftigkeit vorgetragen, dass man sich fast schon in einer Komödie von und mit Til Schweiger wähnt. Zumindest eine Achillesferse gönnt er dem von ihm dargestellten Charakter aber immerhin doch: In Beziehungsfragen läuft es alles andere als rund für ihn. Immer wieder stellt er seiner ehemaligen (und irgendwie auch aktuellen) Herzensdame nach und blitzt über weite Strecken doch bei ihr ab. Aber kann es wirklich sein, dass ein von Eastwood dargestellter Charakter in irgendetwas auf ganzer Linie versagt? Das Ende des Films wird es zeigen...

                                          Ansonsten: Wer gerne sportlichen Männern in lächerlich unpassender Bekleidung bei überwiegend sinnfreien Übungen zusieht, ist mit einer Sichtung von 'Heartbreak Ridge' sicherlich gut beraten. Einen Film über die Schlacht von Heartbreak Ridge sollte man aber besser nicht erwarten, denn diese dient allenfalls als Backstory zu dieser doch recht kruden Selbstbeweihräucherungsarie von Clint Eastwood. Tatsächlich präsentiert bekommt man hingegen Eastwoods gewohnt eigentümliche Mischung aus Patriotismus und Kritik am System. Im Widerspruch zu letzterem Punkt kommt das Ende dann allerdings doch wieder reichlich naiv daher.

                                          Der Vollständigkeit halber soll jedoch nicht verschwiegen werden, dass Les Fresholtz, Rick Alexander, Vern Poore und Bill Nelson 1987 mit einer Oscarnominierung in der Kategorie „Bester Ton“ bedacht wurden. Bezeichnenderweise wurde die Trophäe jedoch an ihre Konkurrenten aus der Crew von Oliver Stones 'Platoon' verliehen.

                                          KURZFAZIT

                                          Zusammen mit 'Firefox' (1982) einer der eher grenzwertigen Einträge in Clint Eastwoods Filmographie.

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                                          • 5

                                            Ein Raumschiff mit einer Patchwork-Familie der etwas anderen Art strandet auf einem fernen Planeten. Die Umgebung entpuppt sich schnell als rau und fast schon lebensfeindlich, reicht aber gerade noch zu einem passablen Auskommen aus. Die Handlung, die auf dieser Prämisse aufgebaut wird, erweist sich als Mischung aus Science Fiction, Survivalthriller und Gesellschaftsdrama (mit Fokus auf den Themen Familie und Religion). Klingt nach einer wilden Mischung und ist es letztlich auch. Die deutlichen Unterschiede in Sachen Tonalität und Erzähltempo zwischen den beiden Staffeln lassen das Gesamtbild noch kantiger erscheinen. Während die erste Staffeln noch von einer höchst übersichtlichen Figurenkonstellation, einem kargen Setting, relativer Handlungsarmut und einem langsamen Erzähltempo geprägt ist, findet in der zweiten Staffel eine Eskalation auf gleich mehreren Ebenen statt. Mehr Figuren, mehr Action, mehr Gewalt, mehr Tempo – wobei es nach wie vor vergleichsweise beschaulich zugeht. Zwar hat der Erzählstil nicht mehr den fast schon meditativen Charakter der ersten Episoden, dafür spielt die Religionsthematik später eine noch größere Rolle.

                                            Auch wenn hier und da ein paar philosophische Überlegungen in die Handlung mit einfließen mögen, bleibt der Tiefgang (für HBO-Verhältnisse und angesichts der Thematik) doch relativ überschaubar. Natürlich gibt es unzählige Serien, die noch deutlich seichter sind, aber gemessen an der Prämisse, der philosophisch angehauchten Grundhaltung und dem Erzählstil, der durchaus eine gewisse Schwere erwarten lässt, werden die so gemachten Versprechungen nur bedingt eingelöst. Im Grunde gilt dieser Befund auch für zahlreiche andere Felder der Produktion von 'Raised by Wolves'. Klar hervorzuheben ist allerdings das Szenenbild, das mit seinen zumeist aufgeräumten Bildern einen stimmigen Eindruck vermittelt und so gewissermaßen die Visitenkarte dieser Serie darstellt.

                                            KURZFAZIT

                                            Eine Serie, die wie die Witze ihres Hauptdarstellers (Father) daherkommt: Etwas hintergründig (aber zumeist doch nicht so sehr, wie es vielleicht möglich wäre), ein wenig schräg, irgendwie verwunderlich, aber zumindest stellenweise unterhaltsam (sofern man sich mit dem zumeist ruhigen Erzählstil arrangieren kann).

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                                            • 5 .5
                                              Framolf 01.09.2023, 01:44 Geändert 17.01.2024, 06:09

                                              Oscar Madness Film 415 (1 Nominierung)

                                              Cary Grant scheint in den Jahren rund um 1960 eine große Vorliebe für Komödien gehabt zu haben, in denen ramponierte Boote und junge Frauen, die in anhimmeln, eine wesentliche Rolle spielen. Nach 'Hausboot' (1958) und 'Der große Wolf ruft' (1964) geht er 1959 in 'Unternehmen Petticoat' im Pazifik auf Tauchstation.

                                              Als nach einem japanischen Luftangriff das Unterseeboot Sea Tiger schwer getroffen wird, erhält Konteradmiral Matt Sherman (Cary Grant) – auf eigenes Betreiben hin - den Auftrag, es wieder seetüchtig zu machen und in einen anderen Hafen zu bringen. Zur Seite gestellt wird ihm ein zwielichtiger Lieutenant (Tony Curtis), der sich zwar als hilfreich für die Materialbeschaffung erweist, aber grobe Mängel in Sachen Disziplin aufweist. Nachdem eine Weile später einige weibliche Armeeangehörige an Bord des trotz einer Notreparatur nahezu schrottreifen U-Bootes kommen, befürchtet Sherman, dass das Unternehmen Petticoat zum Unternehmen Pettingboat verkommen könnte (was natürlich nicht in dieser Deutlichkeit ausgesprochen wird) – und zumindest so ganz unrecht hat er damit nicht. Für reichlich Chaos auf hoher See ist jedenfalls gesorgt.

                                              Regie führt bei dieser vom US-Verteidigungsministerium unterstützten Produktion kein geringerer als Blake Edwards, was dann auch schon erahnen lässt, was dies in Bezug auf den Erzählton bedeutet. Inhaltlich findet keine eindeutige Positionierung statt. Denn obwohl die Navy drei U-Boote zur Verfügung stellte, wird hier und da durchaus auch Kritik geübt – zumeist auf heitere und satirische Weise. Dem Autorenteam um Stanley Shapiro brachte das halbwegs unfallfreie Gelingen dieses nicht ganz einfachen Spagats 1960 eine Nominierung für das beste Originaldrehbuch ein.

                                              Abschließend ein Gedanke zur Figurenzeichnung des Protagonisten: Es fällt auf, dass in zahlreichen US-Komödien aus den 50er und frühen 60er Jahren (und teilweise auch deutlich später) gerade die betont maskulin auftretenden Charaktere oftmals extrem unsicher und geradezu naiv im Umgang mit dem anderen Geschlecht wirken. Eine These wäre, dass hier vielleicht der Preis sichtbar gemacht werden könnte, den viele Soldaten durch jahrelange Abwesenheit von ihrem gewohnten sozialen Umfeld zu entrichten hatten. Natürlich finden sich auch zahlreiche Männerfiguren, die deutlich routinierter im Umgang mit der Damenwelt wirken, aber zumeist sind das dann eben nicht die klassischen Macho-Abziehbilder mit militärischem Hintergrund.

                                              5,5 – 6 Punkte.

                                              KURZFAZIT

                                              Satirische Komödie mit sparsamer Handlung, aber durchaus treffenden parodistischen Einlagen. Zwar wäre noch etwas mehr Biss möglich gewesen, doch dann hätte man wahrscheinlich auf die U-Boot Leihgaben verzichten müssen, was die Produktion womöglich so sehr verteuert hätte, dass sie in irgendeinem Giftschrank gelandet wäre.

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                                              • 6 .5
                                                Framolf 31.08.2023, 00:04 Geändert 16.01.2024, 05:30

                                                Oscar Madness Film 397 (1 Nominierung)

                                                Nachdem eine ägyptische Armee unter britischer Führung im Sudan eine krachende Niederlage gegen Muhammad „Mahdi“ Ahmad und seine Gefolgsleute hinnehmen musste, berät sich Premierminister William Gladstone mit seinen Ministern über einen angemessenen Umgang mit dieser Schmach. Der Verlust von rund 10.000 Soldaten schmerzt sie nicht weiter, doch sind den Aufständischen im Rahmen der Schlacht zahlreiche Waffen in die Hände gefallen, was der britischen Führung Sorgen bereitet. Also entschließt man sich, General Charles George Gordon (Charlton Heston) nach Khartoum zu schicken. Schließlich gilt dieser als erfahren und durchaus erfolgreich. Da Gordon mit einer rudimentären Entourage den Nil hinauf reist, ist also durchaus denkbar, dass sich die Geschichte wiederholen wird und es erneut zu einem Aufeinandertreffen von Ägyptern unter britischer Führung auf der einen Seite und Mahdis Armee auf der anderen kommen könnte.

                                                Speziell in visueller Hinsicht fällt der Gesamteindruck der Gestaltung von 'Khartoum' nicht weniger als überragend aus. Imposante Außenaufnahmen, stimmige Szenenbilder und vergleichsweise kurze, aber spektakuläre Schlachtszenen sorgen für enorme Schauwerte. Einige der Stunts erzeugen einen gewissen Eindruck der Unfreiwilligkeit. Es erscheint durchaus möglich, dass einige davon deutlich halsbrecherischer ausfielen als ursprünglich geplant. Weniger glücklich erscheinen hingegen ein paar Unsicherheiten im Bereich der Regie und des Schnitts, aber angesichts der im Großen und Ganzen virtuos komponierten Bilder fallen diese nicht weiter ins Gewicht. Erschwert wurden die Dreharbeiten auch durch den Umstand, dass Laurence Olivier aus Sicherheitsgründen nicht in den Sudan reisen wollte und alle Szenen mit ihm daher in England gedreht wurden.

                                                Kurioserweise wurde mit dem Drehbuch jedoch der wohl umstrittenste Bestandteil dieser Produktion für einen Oscar nominiert. Zwar lässt die Struktur der Erzählung durch eine verhältnismäßig unkonventionelle Gliederung durchaus aufhorchen, doch wird die Geschichte auf der anderen Seite auch deutlich verkürzt dargestellt und (wenn auch zurückhaltend) aus dem Off auf eine Weise gedeutet, die sicherlich nicht jeder Zuschauer unterschreiben würde. Die Wahl des Themas und des Zeitraums beweist einen gewissen Mut, der durch das Fazit des Sprechers jedoch wieder zunichte gemacht wird.

                                                KURZFAZIT

                                                Visuell überragend, dramaturgisch umstritten. Insgesamt ein durchaus ambitionierter Vertreter seines Genres.

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                                                  Framolf 30.08.2023, 01:47 Geändert 16.01.2024, 05:31

                                                  Oscar Madness Film 393 (1 Nominierung)

                                                  ++ Minimale SPOILER ++

                                                  Der sichtlich überforderte Kleinstadt-Sheriff Ben Owens (Anthony Perkins, 'Psycho') ist nur mäßig begeistert, als ihm eines Tages der mit allen Wassern gewaschene Kopfgeldjäger Morgan Hickman (Henry Fonda, 'Spiel mir das Lied vom Tod') den Leichnam eines gesuchten Verbrechers bringt. Letzterer will bis zur Erledigung der Formalitäten zur Auszahlung des Kopfgeldes in der Stadt bleiben, was dem jungen Sheriff angesichts einiger rabiater Einwohner allerdings gar nicht mal so ungelegen kommen dürfte. Als eine Art Mentor nimmt Hickman den jungen Sheriff unter seine Fittiche; eine Ausbildung, die dieser angesichts drohender Gefahren dringend brauchen kann.

                                                  Mitunter wurde Anthony Manns Inszenierung von 'Der Stern des Gesetzes' vorgeworfen, ein Abklatsch von 'High Noon' zu sein, doch vielmehr handelt es sich um eine Art Antwort darauf. Zwar haben beide Kleinstädte (aus unterschiedlichen Gründen) ein gewisses Defizit auf der Gesetzeshüterposition und es gibt auch darüber hinaus mehrere Parallelen, doch während sich die Bürger Hadleyvilles angesichts der herannahenden Bedrohung (mit ganz wenigen Ausnahmen) feige wegducken, hat Sheriff Owens mit einem gegenteiligen Problem zu kämpfen: Nachdem kurz nach einer Bluttat der Verdacht auf zwei mögliche Täter fällt, rottet sich eine übereifrige Meute zusammen, um Lynchjustiz zu verüben, und erschwert so die Arbeit des Gesetzesvertreters ganz massiv.

                                                  Beleuchtet wird also die Kehrseite des in 'High Noon' entworfenen Szenarios, jedoch auf eine völlig andere Art als in Howard Hawks 'Rio Bravo'. Denn auch in 'Der Stern des Gesetzes' hat man es mit Gesetzeshütern zu tun, die ihre Arbeit eher widerwillig und aus einer Notwendigkeit verrichten und mit einer Bevölkerung, die bei der Verbrechensbekämpfung nicht gerade hilfreich ist. Nur dass die Leute hier eben nicht angsterfüllt oder gar desinteressiert sind, sondern sich leicht aufwiegeln lassen und dann mit Schaum vor dem Mund in blinden Aktionismus verfallen. Das Autoren-Trio Dudley Nichols, Barney Slater und Joel Kane wurde 1958 hierfür für einen Oscar nominiert, hatte jedoch gegenüber Orson Welles ('Warum hab' ich ja gesagt?') das Nachsehen.

                                                  Ebenfalls bemerkenswert gestaltet sich die Bebilderung durch Loyal Griggs ('Die Brücken von Toko-Ri'). Sorgsam durchdachte Einstellungen und bemerkenswert reflektierte Bildkompositionen setzen die Szenerie mitunter auf eine fast schon „sprechende“ Weise in Szene. Informationen werden so teils vorweggenommen oder präzisiert. Leicht abgemildert wird der Gesamteindruck lediglich durch ein paar kleinere Ungenauigkeiten bei der Beleuchtung.

                                                  Alles in allem erscheint 'Der Stern des Gesetzes' auch Jahrzehnte später noch als kurzweiliger und gut durchdachter Genrebeitrag, dessen Sichtung besonders Westernfans ausdrücklich ans Herz zu legen ist.

                                                  KURZFAZIT

                                                  Anthony Mann zeigt hier die Kehrseite von 'High Noon'. Allerdings in dem Sinne, dass beide Regisseure bzw. Filme die unterschiedlichen Seiten derselben Münze zeigen (wodurch 'Der Stern des Gesetzes' also keineswegs als Gegenentwurf zu verstehen ist).

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                                                    Framolf 28.08.2023, 22:05 Geändert 16.01.2024, 05:30

                                                    Oscar Madness Film 396 (2 Nominierungen)

                                                    ++ Leichte SPOILER ++

                                                    Ein U-Boot Kapitän (Rock Hudson) und seine Mannschaft werden Richtung Arktis geschickt, um dort die Belegschaft einer Forschungsstation zu evakuieren. Bereits bei der Erteilung des Befehls wird dem Kapitän angedeutet, dass der wahre Hintergrund der Mission geheim bleibe und dass er weitere Personen mitzunehmen habe, die ihrerseits Aufträge zu erfüllen hätten. Nach einer Weile kommt es an Bord des Unterseebootes zu Zwischenfällen, die stark nach Sabotage aussehen. Doch wer ist dafür verantwortlich?

                                                    Die Handlung von 'Eisstation Zebra' lässt sich grob in zwei Hälften unterteilen: Die Reise zur Arktis und die Mission in Schnee und Eis. Besonders der erste Abschnitt ist geprägt von teils ausgeklügelten Aufnahmen und einigen kreativ umgesetzten visuellen Tricks, was 1969 durch Oscarnominierungen in den Sparten „Beste Kamera“ und „Beste visuelle Effekte“ honoriert wurde. Jedoch fällt das vergleichsweise hohe Niveau in beiden Kategorien während der zweiten Hälfte etwas ab, was teilweise jedoch auch dem hausbackenen Szenenbild bei den vermeintlichen Außenaufnahmen geschuldet ist. Die Eiswüste, die im Studio geschaffen wurde, überzeugt nur leidlich, wohingegen das Innere des U-Bootes deutlich greifbarer daherkommt, was es auch für Kameramann Daniel L. Fapp einfacher gemacht haben dürfte. Einige der eingesetzten Filmtricks scheinen auch die Produzenten von 'Das Boot' (1981) inspiriert zu haben. Ein größeres Lob als eine Nachwirkung auf erfolgreiche Nachfolgeproduktionen kann es in einer handwerklich dominierten Kategorie eigentlich nicht geben.

                                                    Das Ende der Geschichte dürfte einigen besonders eifrigen US-Amerikanischen Patrioten nicht gerade gut gefallen haben, denn es wurde zwar eine naheliegende und irgendwie auch bequeme Variante gewählt; allerdings keine, die die Herzen des rechten Flügels der Konservativen höherschlagen lassen dürfte.

                                                    ++ SPOILER ++

                                                    Der Schluss wurde derart gestaltet, dass beide rivalisierenden Seiten zähneknirschend mit dem Ergebnis ihrer jeweiligen Missionen leben können; ein klassisches Remis also, das die jahrezehntelange Pattsituation zwischen den beiden Supermächten durchaus passend abbildet.

                                                    KURZFAZIT

                                                    Zwei grundverschiedene Hälften, die unter dem Strich einen soliden bis überdurchschnittlichen Thriller aus der Ära des Kalten Krieges ergeben.

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