Framolf - Kommentare

Alle Kommentare von Framolf

  • 8

    Ein Agent des BND unterhält private Beziehungen zu einer Journalistin. Da er auch Zugang zu brisanten Informationen hat, braucht man keine besonders große Vorstellungskraft, um sich auszumalen, wie seine Vorgesetzten dazu stehen und welche Ereigniskette dadurch in Gang gesetzt wird.

    Auch wenn hier und da etwas dick aufgetragen wird (schließlich handelt es sich letzten Endes immer noch um einen Unterhaltungsfilm): Philipp Leinemann inszeniert 'Das Ende der Wahrheit' als einen über weite Strecken ruhig erzählten, aber düsteren Thriller, der seine wahre Sprengkraft zwischen den Zeilen verbirgt. Entscheidungsprozesse, Beförderungskriterien und interne Zuständigkeiten befinden sich fernab von der Welt von James Bond & Co. und decken sich eher mit dem Bild, das man aus diversen Zeitschriftenreportagen, Interviews, Aufsätzen und Sachbüchern erhält. Bestimmte Stellen werden nach dem Peter Prinzip besetzt, andere nach Vitamin B oder hinsichtlich Abhängigkeiten. Teile des Apparates verselbstständigen sich oder lagern prekäre Operationen an externe Dienstleister aus – selbstverständlich aus hehren Zielen im Dienste des Landes; doch ob diese auch tatsächlich erreicht werden, steht auf einem anderen Blatt.

    Unter dem Strich legt Philipp Leinemann mit 'Das Ende der Wahrheit' einen Film vor, der sein Thema spannend und meinungsstark zugleich vorträgt und im Großen und Ganzen sogar halbwegs massenkompatibel sein dürfte. Ein etwas größeres Publikum wäre ihm daher durchaus zu wünschen. Zwar könnte man den Autoren vorwerfen, dass hier und Aspekte der Handlung simplifiziert werden, doch gerade im Vergleich zu vielen anderen deutschsprachigen Thrillern schlägt sich Leinemanns Beitrag mehr als wacker.

    KURZFAZIT

    Zwar in manchen Punkten etwas dick aufgetragen, aber in Detailfragen näher an der Realität als viele anderen Agentenfilme.

    36
    • 6 .5

      Ein junger Mann, der schon seit der Kindheit bei der Wahl seiner Herzensdamen gerne mal ein Regal höher greift, hat die Veranstaltung von Parties als Betätigungsfeld für sich entdeckt. Mit Einfühlungsvermögen und einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit sammelt er bei manchen Gästen Sympathiepunkte, aber eckt dafür bei anderen an. Viele Situationen löst er augenscheinlich intuitiv, was in unterschiedlichem Ausmaß von Erfolg gekrönt ist.

      Inszeniert ist 'Cha Cha Real Smooth' als eine Art Coming of Age Film, der sich nicht mit einem Jugendlichen, aber mit einem Mann im Studentenalter befasst. Er befindet sich in einer Situation, in der er sich gezwungen sieht, nahezu alle Facetten seines Lebens zu überdenken: Die Partnerwahl, seine berufliche Zukunft, seine private Lebensgestaltung und auch das Verhältnis zu seinen Angehörigen (ganz besonders zum neuen Lebensgefährten seiner Mutter). Weitgehend ohne Überdramatisierung wird er dabei begleitet, wie er Familienfeiern organisiert und mit einer verlobten Frau und Mutter (Dakota Johnson) anbandelt. Den Zugang zu ihrem Herzen gewinnt er, indem er sich für die Belange ihrer Tochter starkmacht.

      Das Ergebnis dieser Inszenierung ist (im Vergleich zu anderen Tragikomödien) weder übermäßig tiefgründig noch außergewöhnlich reflektiert, doch zwischen den Zeilen werden durchaus relevante Gedanken aufgeworfen. Im Großen und Ganzen kann man jedoch entspannt einer unaufgeregt vorgetragenen Handlung folgen, die sich mehr oder weniger im Feelgood-Bereich verorten lässt. Cooper Raiff hat sich mit seiner Mammutaufgabe als Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller in Personalunion dabei keineswegs verhoben. Gelungen ist ihm ein zwar nicht in allen Belangen perfekter, aber dennoch mehr als solider Film über Probleme während der Adoleszenz und einen möglichen Umgang damit.

      KURZFAZIT

      Leicht verdauliche Tragikomödie, die weder übermäßig dramatisch noch besonders lustig ist, aber gerade durch ihre Bodenständigkeit und ihren Bezug zu alltäglichen Situationen zu unterhalten vermag.

      36
      • 7 .5
        über Cherry

        ++ Leichte SPOILER ++

        Alles beginnt mit einem Banküberfall. Doch was hat den Täter dazu getrieben? Es folgt ein Sprung um mehrere Jahre zurück und die Geschichte von 'Cherry' wird in aller Ruhe von seiner Studienzeit an erzählt. Er bandelt mit einer Kommilitonin an, die ihm kurze Zeit später das Herz zu brechen scheint, weshalb Cherry einfach nur noch weg möchte. Er meldet sich freiwillig zum Dienst in der Armee und wird nach Irak entsandt, von wo er deutlich kaputter zurückkehrt, als er hingereist ist.

        Die Russo-Brüder erzählen in ihrem Bankräuber-Epos vom Niedergang eines jungen Mannes, der zunächst einigermaßen vielversprechend in sein Erwachsenenleben startet, aber dann Schritt für Schritt die Treppe nach unten beschreitet. Vermutlich wäre alles ganz anders gekommen, wenn er die Abreise aus seiner Heimatstadt selbst organisiert hätte. Möglich gewesen wären beispielsweise ein Umzug auf eigene Faust oder das Anheuern auf einem zivilen Schiff. Er hätte sich auch Schaustellern anschließen können. Aber wie so viele junge Männer in den USA wählt er eben den schnellsten und bequemsten Weg – den Gang zu einem Rekrutierungsbüro. Schließlich findet man solche Dependancen in vielen Städten und die Armee gelangt auf diese Weise vorrangig an Menschen, die nicht allzu viel Eigeninitiative an den Tag legen. Eine win-win Situation für beide Seite. Bis irgendwann die Ausbildung endet und die Rekruten in einen Kriegseinsatz geschickt werden.

        Cherry kehrt jedenfalls mit massiven mentalen Problemen zurück, erhält aber im Nachgang nur unzureichende Betreuung. Gewählt wird auch hier ein einfacher Weg, indem man ihm fast ausschließlich medikamentös behandelt, wodurch eine weitere Spirale in Gang gesetzt wird.

        Joe und Anthony Russo sparen – zumindest zwischen den Zeilen – nicht mit Kritik an einer Verwaltung, die mittlerweile aus beiden politischen Lagern heftig attackiert wird. Spannung gewinnt die Geschichte in erster Linie über die Nebencharaktere, denn das Schicksal des Protagonisten wurde ja bereits zu Beginn skizziert. Zwar erfährt man später noch weitere Details über die späteren Entwicklungen, die ihn betreffen, doch die Lebenswege seiner Weggefährten sind eben sehr viel weniger deutlich vorgezeichnet als seiner.

        Unter dem Strich steht eine recht intensiv erzählte Mischung aus Drama und Thriller, die vielleicht hier und da zu leichten Übertreibungen oder Simplifizierungen neigt, im Großen und Ganzen den Kern einer gesellschaftlichen Problematik aber recht genau trifft.

        Gerade noch siebeneinhalb von zehn satirischen Banknamen.

        KURZFAZIT

        Fiktionale, aber nicht unbedingt untypische (wenn man die Banküberfälle mal außer Acht lässt) Veteranen-Biographie mit gesellschaftspolitischen Implikationen.

        35
        • 6

          ++ Minimale SPOILER ++

          „Ich vertraue gar keinem Weißen.“
          - „Wie kommen Sie mit der Einstellung nur weiter?“
          „Um ehrlich zu sein: Ich vertraue Schwarzen auch nicht.“

          Wie es der Titel dieses Films schon vermuten lässt, spielt dieses von wahren Begebenheiten inspirierte Drama im Banker-Milieu. Und als ob das hinsichtlich des entgegengebrachten Vertrauens nicht schon zweifelhaft genug wäre, schalten und walten die Protagonisten auch noch an der Schnittstelle zum Immobilienmarkt – bzw. sie toben sich auf beiden Geschäftsfeldern aus. Kein Wunder, wenn da einer der Beteiligten so gut wie niemandem vertrauen möchte – ironisch allerdings, wenn die Aussage von jemandem kommt, der selbst eine höchst dubiose Rolle innehat.
          Doch Gedanken wie diese scheinen den Autoren von 'The Banker' gar nicht erst in den Sinn zu kommen. Der Grundgedanke hinter dem Konzept lautet: Kapitalismus und (selbst windig finanzierte) Spekulationsgeschäfte sind eine gute Sache, so lange – sowohl auf der Kunden- als auch auf der Anbieterseite – niemand ausgeschlossen wird. Konkret bedeutet das, dass es Menschen jeglicher Hautfarbe erlaubt sein sollte, als Bankeigentümer oder Immobilienspekulanten aufzutreten. Das war in den USA jedoch nicht immer der Fall. Daher braucht der Hauptcharakter in dieser Geschichte zwingend einen kaukasischen Strohmann für seine Geschäfte.

          Durch die von der Demokratischen Partei vorangetriebene Deregulierung auf dem Bankensektor ist man im 21. Jahrhundert von derlei Einstiegshindernissen in den Markt weit entfernt; also weist die Handlung zumindest in dieser Hinsicht zur Zeit der Veröffentlichung kaum noch Brisanz auf. Anders verhält es sich mit der Rassismusfrage, die ebenfalls in den Sachverhalt mit hineinspielt. Systematische Benachteiligungen bestimmter Gruppen gibt es auf verschiedenen Gesellschaftsfeldern nach wie vor – nicht nur in Bezug auf die Hautfarbe. Auch die Rolle der Politik im Film hat sich im Lauf der Jahrzehnte nur marginal verändert. Der texanische Senator versucht den Fall dafür zu nutzen, seine eigene politische Agenda voranzutreiben und sich durch einen dubiose Deal Rückenwind für die Kampagne eines offenbar ohnehin schon geplanten Gesetzesvorhabens zu verschaffen. Oder verallgemeinert: Im Finanzmarkt liegt einiges im Argen, aber der verantwortliche Politiker versucht nur die Aspekte zu ändern, die ihm aus Eigennutz am Herzen liegen.

          Bei vielen Wählern der Demokratischen Partei dürften Filme wie dieser hinsichtlich der zugrundeliegenden Agenda offene Türen einrennen (außer vielleicht bei dem Parteiflügel um Bernie Sanders), während die Inszenierung von George Nolfi für viele Republikaner eine cineastischen Albtraum darstellen dürfte.
          Der Ansatz, (zumindest grundsätzlich) niemanden von der Kreditvergabe und der geschäftlichen Teilhabe auf dem Immobilienmarkt auszuschließen, sorgt für mehr Gerechtigkeit und bringt letztlich auch Schwung in das Geschäftsleben. Auf der anderen Seite stellt sich aber die Frage, ob ausgerechnet der Banken- und Immobiliensektor die ideale Kulisse für eine derartige Erzählung bieten. Denn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dürfte es auch auf anderen Geschäfts- oder Gesellschaftsfeldern Pioniere wie Bernard Garrett gegeben haben (beispielsweise in der Juristerei). Es bleibt also der Eindruck eines durchaus relevanten Filmbeitrags, in dessen Zentrum man aber ein etwas unverfänglicheriches Beispiel hätte stellen können.

          Immerhin: Ungerechtigkeiten bei der Auslebung des American Dream gibt es mittlerweile kaum noch, denn dieser dürfte nunmehr für nahezu alle Menschen – ganz unabhängig von der Hautfarbe – ausgeträumt sein.

          KURZFAZIT

          Renommierte Darsteller, Thematik von hoher Relevanz, aber ein vielleicht nicht unbedingt ideal gewähltes Fallbeispiel.

          33
          • 6
            über Tetris

            Wenn die Realfilmadaption eines Computerspiels nur wenig Sinn macht, erzählt man eben die Geschichte drumherum. Im Fall von 'Tetris' liest sich diese tatsächlich wie ein kleiner Thriller. Betrug und Korruption spielen dabei eine große Rolle, während das Thema Spionage zwar nicht direkt in die Handlung einfließt, aber stets wie ein Elefant im Raum steht. Dazu etwas Garnitur in Form von Kommentaren zu politischen Belangen der Wendezeit sowie ein paar (eher klischeehafte) Aspekte eines Familiendramas und fertig ist der Mix dieser Verfilmung. Ob sich tatsächlich alles in einer derart zugespitzten Weise zugetragen hat, wie im Film behauptet wird, sei mal dahingestellt, aber kurios scheint es bei der Lizenzvergabe so oder so zugegangen zu sein.

            Eine charmante Note erhält die Inszenierung durch an mehreren Stellen eingeflochtene visuelle Spielereien im Arcade-Stil sowie durch zahlreiche Variationen des berühmten Tetris-Musik-Themas. Die Erzählung wird dadurch in einen gewissen Retro-Charme eingebettet, der ganz offenkundig an Fans der ersten Stunde bzw. ersten Jahre gerichtet ist. Böse Zungen könnten behaupten, dass hier ganz gezielt Emotionen angesprochen werden könnten, damit sich die Blicke nicht voll und ganz auf die Handlung fokussieren. Ein Prinzip, das in der Werbung regelrecht zelebriert wird, scheint es hier – wie bei manch anderen Verfilmungen, die auf Computerspielen basieren - auch in das Medium Film geschafft zu haben.

            Im Großen und Ganzen erweist sich die so zusammengerührte Mischung als durchaus tragfähig für einen Spielfilm; dem überwältigenden Erfolg des Spieles wird die Verfilmung allerdings nur teilweise gerecht. Erneut könnte man ketzerisch behaupten, dass Spiel und Film zumindest in Sachen Schlichtheit gut korrelieren; aber das wäre wahrscheinlich etwas über das Ziel hinausgeschossen, denn schlecht ist die Spielfilmadaption von 'Tetris' beileibe nicht.

            KURZFAZIT

            Besser diese Verfilmung der Rahmenbedingungen als ein Animations- oder Actionfilm mit vom Himmel fallenden Vierer-Blöcken.

            32
            • 5 .5

              Während die Truppen der Nordstaaten Richtung Louisiana anrücken, stehen die dortigen Sklaven vor der Frage, ob sie einfach „nur“ durchhalten sollen oder ob sie besser flüchten sollten, um sich am Befreiungskampf zu beteiligen. Wer den Truppen der Nordstaaten entgegenmarschiert, muss wiederum einen Weg hinter die Frontlinie finden, um sich dort in die Armee eingliedern zu können.

              In überwiegend farblosen Bildern (hier und da wird davon abgewichen, um beispielsweise Hoffnung zu visualisieren) erzählt Antoine Fuqua eine Geschichte, die zu einem äußerst spannenden Zeitpunkt in der Historie angesiedelt ist. Eine Zeit wichtiger Weichenstellungen für die Zukunft wird hier durch den Rückspiegel betrachtet. Einige Dialogzeilen wären bei einer Produktion aus anderen Jahrzehnten wohl anders ausgefallen. So gesehen werfen viele Historienfilme wohl auch ein gewisses Schlaglicht auf die Zeit ihrer Entstehung und nicht nur auf die Zeit, in der sich die Handlung abspielt.

              Zugeschnitten ist die Erzählung in allererster Linie auf den Protagonisten, dessen Charakter wiederum Will Smith deutlich seinen Stempel aufdrückt. Die Inszenierung fällt vielmehr action- statt dramenlastig aus und erinnert in Sachen Stil eher an 'Apocalypto' als an Filme wie 'Amistad'. Das Ergebnis ist eine One Man Show, aus der neben dem Hauptdarsteller allenfalls noch sein Gegenspieler (dargestellt von Ben Foster) herausragt. Das geht so weit, dass sich der Held [SPOILER] schon in seiner ersten Schlacht zu einer Art Anführer aufschwingt, dem zahlreiche andere Soldaten bereitwillig in den Tod folgen, wodurch er fast schon den Eindruck eines Superhelden erweckt. [SPOILER ENDE] Wie nah das alles noch an den historischen Begebenheiten ist, auf denen der Film basiert, bleibt offen. Wenigstens das Foto ist verbürgt. Bezüglich des Rests erscheint zumindest in dieser Hinsicht einiges fragwürdig.

              KURZFAZIT

              Vielversprechende Prämisse, streitbare Ausführung.

              29
              • 6

                Eine Ehefrau und Mutter (Rashida Jones) stellt zusammen mit ihrem Vater (Bill Murray) Ermittlungen an, um mehr über ihren Gatten herauszufinden.

                Autorenfilmerin Sofia Coppola hat ihrem Star aus 'Lost in Translation' diese Rolle regelrecht auf den Leib geschrieben. Als spleeniger Charmeur, der zu nahezu jedem Thema eine (mal mehr, mal weniger) überzeugende These parat hat und gefühlt halb New York kennt, kann er dem Charakter des Felix deutlich seinen Stempel aufdrücken und dadurch auch die Tonlage der ganzen Inszenierung prägen. Die Handlung selbst kommt auf noch leiseren Sohlen daher als sein Schauspielstil und ihr Kern offenbart sich erst allmählich. Zunächst geht es einfach nur um den Alltag der Protagonistin, ehe die Geschichte zu einer detektivischen Farce wird und sich schlussendlich als Tragikomödie über den Zustand einer Familie entpuppt. Zum Finale setzt Sofia Coppola schließlich auf ein bewährtes Stilmittel, indem sie zumindest Raum für ein kleines Fragezeichen lässt.

                ++ SPOILER ++

                Zwar bekommt man eine Art Auflösung geboten, doch man muss sich dabei auch ein Stück weit auf Aussagen der Charaktere verlassen. Und das ist es wohl auch, was das Wesen einer Beziehung ausmacht: Ein gewisses Grundvertrauen ist unabdingbar. Die Ermittlungen verlaufen zwar im Sande, doch immerhin kommen sich Vater und Tochter dabei wieder ein wenig näher und entwickeln wieder etwas mehr Verständnis füreinander.

                ++ SPOILER ENDE ++

                KURZFAZIT

                Dialoglastiges Drama, dessen wesentliche Handlung sich zwischen den Zeilen abspielt.

                30
                • 6

                  ++ Minimale SPOILER ++

                  Eine alleinerziehende Mutter lebt mit ihrem jugendlichen Sohn mehr schlecht als recht im nicht gerade nobelsten Viertel Dublins zusammen. Wobei: Sie ist nur in einem gewissen Sinne alleinerziehend, denn teilweise lebt der Sohn auch bei seinem Vater. Nur Flora, die besagte Mutter, hat eben keinerlei organisatorische Unterstützung zu den Zeiten, die der Sohn bei ihr verbringt. Weder aus der Familie, noch von Freunden. Der Sohn steht jedenfalls mit einem Bein im Gefängnis und beschimpft seine Mutter regelmäßig. Doch es gibt auch ein Bindeglied zwischen den beiden Elternteilen und ihrem Sprössling: Alle drei lieben es, Musik zu machen. Zwar fühlen sie sich in völlig verschiedenen Stilrichtungen zu Hause, doch zumindest in dieser Hinsicht bringen sie Verständnis für einander auf und sind sich so zumindest nicht komplett fremd.

                  Regisseur John Carney knüpft In 'Flora & Son' an das Konzept seiner vorherigen Filme 'Once' und 'Can a Song Save Your Life?' an, lässt aber auch vereinzelte Anleihen aus 'Sing Street' einfließen. Das Ergebnis ist eine Mischung aus Musikfilm, Familiendrama und Milieustudie mit einem leichten Hauch von Love- bzw. Flirtstory. Vieles davon mag auf den ersten Blick vielleicht trivial wirken, doch zwischen den Zeilen werden durchaus auch weiterführende Gedanken geäußert. Überhaupt hat sich dieses Projekt nicht einfach nur der Trostlosigkeit verschrieben, sondern es soll eben trotz aller Hindernisse und Unwägbarkeiten auch immer wieder mal ein Lächeln durchblitzen. Die Kraft der Musik kann es zwar nicht alleine richten, aber wenn sie den Menschen den Alltag versüßen und zumindest ein Stück weit zu einem vernünftigen Zusammenleben beitragen kann, ist auch schon viel gewonnen.

                  KURZFAZIT

                  Musikdrama der zwar nicht unbedingt leisen, aber im Großen und Ganzen doch einigermaßen lebensnahen Töne.

                  28
                  • 6 .5

                    Als die ältere von zwei unzertrennlichen Schwestern unerwartet verstirbt, bricht die Welt der Hinterbliebenen von einem auf den anderen Tag zusammen. Sie kann sich nicht mehr auf ihren Alltag konzentrieren und selbst bei ihrer großen Leidenschaft, dem Musizieren, mangelt es ihr plötzlich an Inspiration. Überhaupt befindet sie sich emotional in einem extrem vulnerablen Zustand, was hier und da auch zu kleineren Konflikten mit Menschen in ihrem Umfeld führt.

                    In einem Erzählton irgendwo zwischen Prosa und Poesie begleitet Josephine Decker (Regie) ihre Protagonistin während der Trauerzeit, die für sie aber auch eine entscheidende Phase der Emanzipation darstellt – einerseits im Sinne von Persönlichkeitsentwicklung, aber andererseits auch um Sinne von Loslösung von ihrer verstorbenen Schwester. Dabei stellt sie fest, dass diese bereits einen Schritt weiter war, als sie es für möglich gehalten hätte. Bei aller geschwisterlichen Loyalität muss jede eben auch ein eigenes Leben leben. Ganz große Weisheiten werden hier zwar nicht vermittelt, aber das ist auch gar nicht nötig. Man folgt einfach einer jungen Frau bei der Bewältigung mehr oder minder alltäglicher Situationen, wobei hier und da auch ein leichter Hauch an magischem Realismus mitschwingt. Ob man daraus etwas mitnehmen kann, muss jede(r) für sich selbst entscheiden; grundsolide Unterhaltung in einem überwiegend positiven Erzählton bekommt man aber allemal geboten.

                    KURZFAZIT

                    Drama, das schwermütig und beschwingt zugleich wirkt und vielleicht gerade deshalb gar nicht mal ganz so weit vom realen Leben entfernt ist.

                    29
                    • 4

                      Als die Überlebende eines Schiffsunglücks im Rahmen einer polizeilichen Untersuchung befragt wird, dürfte bei vielen Horrorfans bereits das Kopfkino beginnen. Um es gleich vorwegzunehmen: Nahezu alles, was vielen Genrekennern dabei in den Sinn kommen mag, wird später auch exakt so eintreffen. Erzählt wird eine Geschichte, die vermutlich nicht mit dem Kugelschreiber oder auf einer Tastatur zu Papier gebracht wurde, sondern mit Stempeln und Schablonen. Die Handlung hat absolut nichts zu bieten, was nicht in irgendeiner Form zum Genrekanon gehören würde. Selbst vermeintliche Überraschungen stinken hier mehrere Seemeilen gegen den Wind.

                      Dabei fällt die Besetzungsliste mit Namen wie Gary Oldman, Emily Mortimer und Owen Teague eigentlich recht vielversprechend aus. Abverlangt wird ihnen allerdings kaum etwas. Immerhin nimmt Regisseur Michael Goi bei der Laufzeit keine Gefangenen, indem er seine Geschichte in deutlich unter 90 Minuten erzählt. Durch die straffe Inszenierung kommen zu7mindest kaum Längen auf. Auch sonst fällt die Umsetzung handwerklich grundsolide aus, was 'The Ship' immerhin noch ins untere Mittelmaß rettet. Höhere Ambitionen bestehen offenbar ohnehin nicht.

                      KURZFAZIT

                      Voll daneben geschifft.

                      29
                      • 4

                        ++ Minimale SPOILER ++

                        Wenn in Thrillern oder Horrorfilmen englischsprachige Touristen im fremdsprachigen Ausland (oder in den Backwoods) Urlaub machen, kann man als Zuschauer in den meisten Fällen schon mal die entsprechende Bullshit-Bingo Karte bereitlegen. Trauen kann man so gut wie niemandem. Sind schließlich alles Ausländer (bzw. Hinterwäldler). Und irgendwie hinkt auch alles ein wenig dem Zeitgeist hinterher. So richtig kann man der Protagonistin von 'Weekend Away' ihr Misstrauen auch nicht verdenken, denn in irgendeiner Weise hat fast jeder der relevanten männlichen Charaktere Dreck am Stecken. Ihre Freundin wiederum ist ein klassischer Luftikus mit dem Hang zum Fatalen. Es ist also alles angerichtet für einen Trip zum Haareraufen.

                        Und so findet sich Beth (Leighton Meester) eben nach einer durchzechten Nacht in einem Albtraum wieder, der sich immer weiter verschlimmert. Sie stellt Ermittlungen an und bringt sich dadurch noch stärker in Gefahr. Als Zuschauer sieht man manche vermeintliche Wendungen schon recht früh kommen, während sich andere Handlungsfacetten nur erahnen lassen. Im Großen und Ganzen halten sich die Überraschungen aber in Grenzen, sodass mit 'The Weekend Away' allenfalls Thriller-Durchschnittskost geboten wird.

                        KURZFAZIT

                        Auf dem Reißbrett durchkalkulierter Thriller ohne Mut zu nennenswerten eigenen Ideen.

                        28
                        • 5 .5
                          über Ghosted

                          Chris Evans trifft in einer klassischen Ryan Reynolds Rolle (der nebenbei bemerkt auch einen kurzen Auftritt hat) auf Ana De Armas, deren in 'James Bond 007: Keine Zeit zu sterben' erworbenes Agenten-Image auf die Spitze getrieben wird. Der Rest ist Malen nach Zahlen und man kennt den Film eigentlich schon, bevor man ihn erstmals gesehen hat.

                          Der Titel des Films spielt schon nach dem zweiten Akt keinerlei Rolle mehr. Stattdessen führt die Geschichte genretypisch in mehrere Länder und in Sachen Charakterzeichnung wird die Tradition aus zahlreichen Filmen zwischen 'Der Harte und der Zarte' bis 'Red Notice' fortgeführt. Ein wenig Würze erhält die Inszenierung durch einige von Cameos, mit denen auf Chris Evans Vergangenheit im Marvel Cinematic Universe angespielt wird.

                          Um Zeit zu sparen, kann daher an dieser Stelle ruhigen Gewissens auf die Reviews vieler anderer Agenten-Actionkomödien verwiesen werden.

                          KURZFAZIT

                          Relativ temporeich und locker, aber nahezu komplett vorhersehbar.

                          Randnotiz: Die Protagonistin trägt während ihres ersten Dates drei verschiedene Paar Schuhe. Zauberei, chamäleonartige Agententarnung oder Filmfehler? Bestimmt zweiteres...!

                          29
                          • 4

                            Eine Gruppe von Menschen findet sich gefangen in einem Raum wieder und soll (unter Beachtung dreier Regeln) entscheiden, wer von ihnen sterben muss. Routiniert werden sie von Drehbuch und Regie durch eine Art Horrormaze oder Escape Room Parcours geschickt, in dem sie nebenher kleinere Rätsel lösen sollen.

                            Die Idee, einen mexikanischen Thriller einem größeren deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen, erscheint durchaus charmant. Wenn der Handlungsaufbau dann aber doch eher holprig daherkommt, schüttet man womöglich das Kind mit dem Blutbad aus. Nachdem die Geschichte nur begrenzten Tiefgang hat und auch atmosphärisch überwiegend Hausmannskost geboten wird, bleibt das Vergnügen einer Sichtung relativ überschaubar – wie eben auch das kleine Horrorlabyrinth, durch das die Charaktere geschickt werden.

                            KURZFAZIT

                            Eines muss ambitionierter werden - nämlich die Handlung...

                            28
                            • 5 .5

                              Als das Personal einer psychiatrischen Einrichtung die Patienten zählt, um festzustellen, ob vielleicht einer ausgebüxt sein könnte oder sich irgendwo auf dem Gelände versteckt, stellen sie fest, dass sich vielmehr eine Person zu viel unter den Patienten befindet. Das Interesse des diensthabenden Therapeuten ist geweckt und er beginnt nicht nur ausgiebige Gespräche mit dem Neuzugang, sondern stellt auch außerhalb der Einrichtungen Nachforschungen an. Der rätselhafte Fremde sagt, man müsse ihn sich als eine Art Hologramm vorstellen. Doch ist er das wirklich? Oder vielleicht doch ein Außerirdischer? Oder sogar ein neuer religiöser Erlöser? In einer Reihe von Unterhaltungen und verschiedenen Erlebnissen geht Dr. Denis den Umständen auf den Grund bzw. er versucht es zumindest.

                              Dass bei einer Prämisse wie dieser Verbindungen zu 'K-Pax' gezogen werden, liegt auf der Hand. Die Stärken beider Produktionen könnten jedoch unterschiedlicher kaum sein. 'Der Mann, der nach Süden schaut' erscheint dabei sehr viel schroffer und ungehobelter, dafür liegt der Fokus sehr viel deutlicher auf den Inhalten der Konversationen und der Ausleuchtung einzelner Facetten der Charakterzeichnung. Jede Antwort, die hier gegeben wird, führt zu mindestens zwei weiteren Fragen, was bei aller Sympathie für den Ansatz auch zu etwas Ratlosigkeit führen kann. Wer den Weg als Ziel begreift und gerne auch mal die Gedanken umherschweifen lässt, kann viel Freude mit diesem argentinischen Drama haben. Erkenntnisgewinne muss der Zuschauer eher aus sich selbst heraus generieren. So gesehen liefert die Inszenierung von Eliseo Subieta einen guten Anstoß zu weiterführenden Gedanken. Wohin diese führen, ob man dafür überhaupt zugänglich ist und was man daraus macht, dürfte bei vielen Zuschauern höchst unterschiedlich sein.

                              Was aber auf jeden Fall bleibt, ist der Eindruck eines durchaus ambitionierten filmischen Experiments, dessen Sichtung sich für aufgeschlossene Filmfans allein schon aufgrund seiner Andersartigkeit lohnen kann.

                              KURZFAZIT

                              Etwas schrullige Reise ins Innere und an die Ränder des Menschseins zugleich.

                              [Danke an EudoraFletcher68 für den Tipp. Trotz der mittelmäßigen Wertung hat es sich alleine schon deshalb gelohnt, weil ab sofort ein Communityschnitt für diesen Film sichtbar ist. :-) ]

                              27
                              • 7

                                Mr. Corman, ein leidenschaftlicher Musiker, hat einen Traum: Er wäre gerne Rockstar. Doch wie es der Titel dieser Serie schon andeutet, wurde er Lehrer, lebt in einer Wohngemeinschaft mit seinem Kumpel und könnte nicht sehr viel weiter vom Alltag eines Bühnenhelden entfernt sein. Wie konnte es dazu kommen und wie geht er damit um? Welche Wege hätte sein Leben andernfalls nehmen können? Und wer ist dieser Mr. Corman überhaupt?

                                Fragen wie diesen wird in der Miniserie 'Mr. Corman' von und mit Joseph Gordon Levitt nachgegangen. Gezeigt wird der Alltag des Protagonisten sowie der einiger Personen, die ihm mehr oder weniger nahestehen. Mal als Arthousehousedrama, mal als Musical und mal im Comicstil – und das sind nur einige der Spielereien, die hier umgesetzt werden. Der Charakter des Protagonisten wird gewissermaßen eingekreist und aus mehreren Blickwinkeln betrachtet; wirklich nahe kommt man ihm trotzdem nicht. Es werden Blicke in seine Vergangenheit und seine Zukunft geworfen sowie in einer Art Flash-Sideways Wendungen aufgezeigt, die sein Leben unter anderen Umständen hätte nehmen können. Denn am Ende ist die Realität, in der er lebt (und wahrscheinlich auch wir), nur eine Welt von vielen möglichen.
                                Bemerkenswert: Neben 'Shameless' ist dies eine der wenigen Serien, in deren Handlung die Covid-19-Pandemie recht unaufgeregt und mehr oder weniger selbstverständlich eingearbeitet wurde. Ein Indiz dafür, dass die Geschichte offenbar in unserem Universum spielt.

                                Am Ende bleibt der Eindruck, zwar sehr viel mehr über Herrn Corman zu wissen, doch richtig greifbar wird seine Figur dadurch dennoch nicht. Auch die Erkenntnisse für den Zuschauer selbst halten sich in Grenzen. Die Einsicht, dass eine Reihe eigener Entscheidungen, aber auch äußerer Faktoren Einfluss auf unseren Alltag haben, ist so ganz neu jetzt nicht. Aber dank einiger recht lebensnaher Charaktere in alltagsnahen Situationen und einer ganzen Reihe an stilistischen Fingerübungen kann sich eine Sichtung durchaus lohnen. Das Ergebnis ist eine Serie irgendwo zwischen Drama und Groteske mit wechselnden Stimmungslagen – meist jedoch etwas wehmütig oder ernüchternd. Mr. Corman ist kein schlechter Kandidat für ein Treffen; was aber auch daran liegen könnte, dass dieses nicht besonders lange ausfällt (10 Episoden).

                                KURZFAZIT

                                Unkonventionelle Charakterstudie.

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                                  Framolf 29.12.2023, 21:27 Geändert 22.02.2024, 06:24

                                  Oscar Madness Film 425 (1 Nominierung)

                                  Zwei gelangweilte Investoren schließen eine Wette ab, um zu beweisen bzw. zu widerlegen, dass es reines Glücksspiel ist, ob jemand am oberen oder unteren Ende der finanziellen Nahrungskette landet (Verhaltensbiologen würden wohl von angeborenen versus erworbenen Merkmalen sprechen). Dementsprechend fädeln die beiden ein Szenario ein, in dem ein selbstgefälliger Broker (Dan Aykroyd) und ein (verbal) grobschlächtiger Bettler und Trickbetrüger (Eddie Murphy) die Posten tauschen (müssen). Während sich der frischgebackene Finanzhai schnell an seiner neuen Wirkungsstätte einlebt, kann der gefallene Schnösel froh sein, dass er durch ein Abkommen mit einer Prostituierten (Jamie Lee Curtis) einen noch tieferen Fall verhindern kann.

                                  Das Wortspiel im Originaltitel ('Trading Places') fängt die Grundidee der Handlung also auf den Punkt genau ein, was man vom Drehbuch jedoch nicht in dieser Konsequenz behaupten kann. An vielerlei Stellen wird platten Gags der Vorzug vor hintergründigen Scherzen gegeben, wodurch die Substanz der Geschichte enorm ausgehöhlt wird. Zwar wird anschaulich verdeutlicht, dass die beiden Börsenhaudegen im Grunde nicht viel mehr als zynische Zocker sind, die ihre Warentermingeschäfte mit Lebensmitteln nun auf die Spitze treiben. Zur Wertschöpfung tragen sie rein gar nichts bei, stattdessen vernichten sie (zu ihrem eigenen Vorteil) systematisch andere Marktteilnehmer. Dieses Spiel heben sie nun auf ein zusätzliches Level, indem sie es regelrecht zelebrieren, Gott zu spielen. Dabei bauen sie einen Newcomer auf, der schon nach wenigen Tagen den Markt durchschaut und aus einer Perspektive von unten heraus auch noch Prognosen abgibt, zu denen den beiden angehobenen Spekulanten jeglicher Zugang fehlt. Eine Reihe an Szenen wird in einer Schlichtheit erzählt, die nach unten hin keinen Boden zu kennen scheint. Auf diese Weise katapultieren Drehbuch und Regie ihren eigenen satirischen Ansatz wieder zurück in den Bereich einer reinen Gaudiveranstaltung.
                                  Einen Eintrag in zahlreiche Filmchroniken konnte Regisseur John Landis seiner Inszenierung aber dank der Arbeit des Komponisten Elmer Bernstein sichern, der 1984 für einen Oscar in der Kategorie „Beste Filmmusik“ nominiert wurde.

                                  KURZFAZIT

                                  Flott inszenierte Komödie mit einigen hintergründigen Spitzen, aber auch einer Reihe an platten Gags.

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                                    Framolf 28.12.2023, 21:02 Geändert 22.02.2024, 06:23

                                    Oscar Madness Film 424 (1 Nominierung)

                                    Jack Skellington aus Halloween-Town entdeckt ein Portal zur Weihnachtsstadt. Nach einem Rundgang dort entschließt er sich, selbst Geschenke für Kinder in Schornsteine werfen zu wollen. Einige seiner Gruselfreunde helfen ihm bei den Vorbereitungen, sodass einer Umsetzung seines Plans nichts mehr im Wege steht. Nur leider hat Jack den Sinn des Weihnachtsfests gründlich missverstanden.

                                    Soweit die Prämisse. Auch die restliche Handlung von 'Nightmare Before Christmas' ließe sich in wenigen Sätzen zusammenfassen – sofern man außer Acht lässt, dass zwischen den Zeilen noch etwas Subtext mitschwingt, ohne den die Geschichte aber dennoch funktioniert. Das Hauptaugenmerk liegt ohnehin auf der Konzeption und Umsetzung der visuellen Effekte, für die Gordon Baker, Pete Kozachik, Eric Leighton und Ariel Velasco-Shaw 1994 für einen Oscar nominiert wurden (verliehen wurde der Preis aber an die Konkurrenz von 'Jurassic Park'). Als nicht minder außergewöhnlich erweist sich die Inszenierung als Musical, wodurch die ohnehin schon skurrile Handlung und deren kauzige Visualisierung eine weitere unverwechselbare Note erhalten. Da der Hauptakzent ohnehin stärker auf dem Stil als dem Inhalt liegt, erscheint die Beschränkung auf eine vergleichsweise übersichtliche Laufzeit von rund 73 Minuten auch nur als konsequent.

                                    Produzent Tim Burton und Regisseur Henry Selick setzen bei diesem Stop Motion Film auf eine Mischung aus Musical, Komödie und familiengerechtem Horror, die in dieser Kombination ebenso wild wirkt wie das Design der Charaktere. Der Erfolg gibt ihnen recht, denn nicht zuletzt dank zahlreicher unverkennbarer Merkmale kann ihr Werk auch viele Jahre später noch auf eine große Fangemeinde zählen. Spuren der visuellen Konzeption finden sich auch in Burtons knapp zwei Jahrzehnte später produzierten Stop Motion Film 'Frankenweenie' wieder, womit Jack Skellington und seine Halloween-Mitstreiter eben auch auf der Leinwand einen gewissen Nachhall finden. Denn wenn Halloween schon Jahr für Jahr vom mehr oder weniger gegensätzlich konzipierten Weihnachtsfest abgelöst wird, haben es beide Feste in 'Nightmare Before Christmas' unter denselben Hut geschafft - auch wenn die Bescherung dort zwischenzeitlich zu einem ausgewachsenem Schlamassel wird.

                                    KURZFAZIT

                                    Außergewöhnliches Grusical in unverwechselbarem Produktionsdesign.

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                                      Framolf 27.12.2023, 22:04 Geändert 05.01.2024, 06:06

                                      Es gibt also doch noch weihnachtliche TV-Filme mit einer halbwegs ungewöhnlichen Handlung (zumindest im Vergleich zu anderen Produktionen aus diesem Subgenre). In der Tragikomödie 'Das Weihnachtsglas' erzählt Jonathan Wright (Regie) die Geschichte einer jungen Redaktionsmitarbeiterin, die kurz nach ihrer Geburt von ihrer Mutter weggegeben wurde. 21 Jahre später wittert sie ihre Chance auf eine gute Story, als jemand nach einem Einbruch ein Glas voller Münzen vor ihrer aufgebrochenen Wohnungstür hinterlässt. Was hat es damit auf sich und wer steckt dahinter?

                                      Präsentiert wird also eine Geschichte, die sich deutlich außerhalb der üblichen Schablonen abspielt. Auch wenn das eine oder andere Klischee durchaus bedient wird, so ist die Akzentuierung der Ereignisse doch eine andere. Zwar gibt es auch eine Liebesgeschichte, aber diese läuft eher nebenher und bildet nicht den Hauptbestandteil der Handlung. Vielmehr geht es hauptsächlich um den Familienaspekt und die Abwägung zwischen Privatleben und Beruf.

                                      Grundsätzlich hätte 'Das Weihnachtsglas' durchaus das Zeug zu einem Geheimtipp oder sogar einer kleinen Genreperle, wenn nur das Drehbuch und die Regie etwas ambitionierter ausfallen würden. Sage und schreibe sechs mal fällt binnen der rund anderthalb Stunden Laufzeit jemand hin und überhaupt ist das Anfangsdrittel in einigen Szenen doch recht trashlastig inszeniert. Nahezu alle wichtigen Entwicklungen sind schon lange vorher absehbar und wenn es mit dem Kitsch losgeht, wird dieser so dick aufgetragen, dass die Erzählung nur noch so davor trieft. Obendrauf kommt, dass einige Szenen nicht mal im Ansatz plausibel sind.

                                      Auf der Habenseite hingegen stehen neben der halbwegs unkonventionellen Handlung und den bodenständigen Charakteren, die von überwiegend engagierten Darstellern verkörpert werden, eine warmherzige Botschaft sowie die entsprechende Wohlfühlatmosphäre. Obendrauf gibt es sogar noch ein kleines Easter Egg aus 'The Big Lebowski'. Da hätte es die Extraportion Schmalz und Zuckerguss zum Finale gar nicht gebraucht.

                                      KURZFAZIT

                                      Warmherzige Tragikomödie, die sich durch ihre plakative Attitüde und eine stark überkonstruierte Handlung selbst um noch höhere Weihen bringt. Als reiner Feelgoodfilm aber empfehlenswert.

                                      [Danke an Christine Wesp für's Pushen]

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                                        ++ Leichte SPOILER ++

                                        Jules erbt einen Weihnachts-Freizeitpark und spielt mit dem Gedanken, diesen zu verkaufen, was für enttäuschte Gesichter in der Kleinstadt sorgt. Lässt sie sich noch umstimmen?

                                        Wie es sich für eine vorweihnachtliche TV-Romanze gehört, gibt es zwar auch hier eine Menge Probleme, jedoch keine, die sich nicht binnen weniger Minuten lösen lassen. Kein Wunder, schließlich hilft man sich zumeist gegenseitig. Und natürlich geht es auch in 'Hilfe, ich habe Weihnachten geerbt!' extrem zahm zu und alle Charaktere verhalten sich zumindest höflich. Selbst der einzigen Figur, die das Zeug zum Bösewicht hätte (der Immobilienhai) wurde der Zahn schon im Rahmen des Castings gezogen. Schließlich wurde sie mit niemand geringerem als Richard Karn (der langmütige Al aus 'Hör mal, wer da hämmert') besetzt. Viele Zuschauer aus der Zielgruppe dürften ihn noch aus seiner Sitcomzeit in bester Erinnerung haben. Wenn jemand mit seinem Rollenimage einen Gegenspieler der Protagonistin verkörpert, ist eigentlich schon von vornherein klar, dass man sich im Fall der Fälle irgendwie mit ihm einigen können wird. Zwar ist der angestrebte Kompromiss durchaus schmerzhaft, doch zähneknirschend können beide Seite damit leben. Also muss nur noch ein Weg gefunden werden, wie die Vereinbarung realisiert werden kann (es muss Geld aufgetrieben werden).

                                        Albern wird es hingegen als die Protagostin das Kunststück hinbekommt, zwei Männer zu daten, die mehrere tausend Kilometer von einander entfernt wohnen, sich aber als ehemalige Kommilitonen erweisen – und nicht etwa in einem Orchideenfach, sondern in Jura.

                                        Und so ist 'Hilfe, ich habe Weihnachten geerbt!' ein weiterer Weihnachtsfilm mit semibekannten Darstellern, die überwiegend gut gelaunt ihre zumeist recht unkomplizierten Dialogzeilen aufsagen und sich alle Mühe geben, eine möglichst unbeschwerte Stimmung in die heimischen Wohnzimmer zu transportieren. Nicht gerade hintergründig, aber zumindest nicht die allerschlechteste Medizin für eine zunehmend gestresste Gesellschaft.

                                        KURZFAZIT

                                        Qualität geht anders, schlechte Laune allerdings auch.

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                                          Framolf 26.12.2023, 08:30 Geändert 07.03.2024, 05:37

                                          Schriftsteller, die etwas auf sich halten, urlauben nicht in einem Ferienhaus, sondern einem Chalet. Dumm nur, wenn es aufgrund eines Buchungsfehlers zu einer Doppelbelegung kommt und sich auch eine Frau nebst ihrer Mutter und Tochter dort einquartieren wollen. Praktischerweise kann Oma – im Gegensatz zum besagten Poeten – gut kochen und er wiederum hat Ratschläge für die Tochter parat. Jetzt muss nur noch die (altersmäßig) mittlere der drei Damen von den Qualitäten des temporären Mitbewohners, der praktischerweise auch noch ungefähr in ihrem Alter ist, überzeugt werden. Trotz des unglücklichen Starts stehen die Sterne für ein fröhliches Weihnachtsfest also mehr als günstig.

                                          Der Regie gelingt das Kunststück, gefühlt die Hälfte aller Szenen mit derselben Melodie zu unterlegen. Die Charaktere wiederum kichern wiederholt über Dialogzeilen, die unlustiger kaum sein könnten. Vielleicht sind es aber auch nur die Darsteller, die sich über die Texte lustig machen. Trotz derlei Eigenheiten gibt es aber gewiss schlechtere Weihnachtsfilme als diesen. Ein Weihnachtswunder geschieht zwar nicht direkt – auch nicht im Chalet – aber wenn schon die Handlung reiner Durchschnitt ist, muss man eben beim Titel etwas dicker aufgetragen, haben sich die Produzenten offenbar gedacht. Doch trotz des angeblichen Wunders ist die Handlung weder gut noch schlecht genug, um sich langfristig in Erinnerung zu bringen. Immerhin: Das Chalet und dessen Umgebung verströmen eine Mischung aus vorweihnachtlicher Atmosphäre und Urlaubsstimmung und irgendwie wird durch die Charaktere auch der Geist der Weihnacht gelebt, was zwar auch auf viele andere Produktionen zutrifft, die als Weihnachtsfilme angepriesen werden, aber ganz sicher nicht auf alle.

                                          KURZFAZIT

                                          Ein Haunted House Film der etwas anderen Art. Heimgesucht wird man dort austauschbaren Schauspielern.

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                                            Framolf 26.12.2023, 08:29 Geändert 07.03.2024, 05:02

                                            Eine finanziell klamme Schule soll kurz nach Weihnachten geschlossen werden. Mitten im Schuljahr. Dabei sollten die Rechenkünstler, die während der Sommerferien die Finanzplanung erstellt haben, womöglich besser selbst nochmal die Schulbank drücken... Zum Glück ist der Ex-Freund der Schulleiterin ein mittlerweile berühmter Schauspieler, der aufgrund einer Imagekrise mit einem Wechsel ins Regiefach liebäugelt. An der Schule sucht man wiederum nach einem prominenten Regisseur, um Aufmerksamkeit für das eigene Anliegen zu erzeugen und womöglich auch Spenden zu generieren. Und so fügt sich eben – völlig überraschend – alles zusammen.

                                            Der vermutlich uncoolste Hollywoodstar aller Zeiten steht dem wahrscheinlich uncoolsten Schüler der Stadt als Mentor bei und nimmt nebenbei auch den Rest der schauspielenden Schüler unter seine Fittiche. Die Dialoge sind derart einfach gestrickt, dass einige andere weihnachtliche Fernsehproduktionen wie anspruchsvolle Literaturverfilmungen wirken. Überhaupt folgt die gesamte Handlung von 'A Christmas Break' (deutschsprachiger Titel: 'Weihnachtsferien zum Verlieben') einer derart simplen Logik, dass man ihr auch nach der dritten Flasche Glühwein noch problemlos folgen kann. Warum sich die beiden Protagonisten erneut in einander verlieben, bleibt allerdings unklar. Sie kennen sich von früher und er zeigt sich recht hilfsbereit – das muss als Begründung offenbar reichen. Als Zuschauer sollte man aber besser nicht erwarten, bei den Empfindungen der Protagonisten mitgenommen zu werden. Auch die gemütliche Amtosphäre, die viele TV-Weihanchstfilme auszeichnet, findet man hier höchstens in Spuren.

                                            Warum sollte man sich diesen Film also ansehen? „Weil es noch schlechtere gibt“, wäre eine mögliche Antwort. Das war es dann aber auch schon.

                                            KURZFAZIT

                                            A Christmas Breakdown – Weihnachtsferien zum Stirnrunzeln.

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                                              Framolf 25.12.2023, 17:15 Geändert 05.03.2024, 06:02

                                              In der Vorweihnachtsromanze 'A Very Corgi Christmas', die auch unter dem Titel 'Liebe auf vier Pfoten' vermarktet wird, wünscht sich der Sohn einer überarbeiteten alleinerziehenden Mutter zu Weihnachten einen Hund. Die Feiertage verbringen die beiden im Haus der Großeltern. Deren Nachbar, ein ebenfalls alleinerziehender Vater, hat seiner Tochter einen Welpen gekauft und bittet die Mutter des Jungen, auf das Tier bis zur Bescherung aufzupassen. Damit ist im Grunde auch schon alles gesagt, denn die Details der Handlung sollte man ohnehin besser nicht auf die Goldwaage legen. Abgesehen davon muss man nicht gerade viele Weihnachtsfilme gesehen haben, um sich den weiteren Verlauf der Geschichte schon nach wenigen Minuten zusammenreimen zu können...

                                              'A Very Corgi Christmas' ist eine TV-Weihnachtsromanze wie aus dem Bilderbuch und hat dieselben Stärken und Schwächen wie nahezu alle anderen Vertreter seiner Zunft: Schlichte Dialoge, überschaubare Darstellerleistungen, eine unkomplizierte Handlung ohne größere Konflikte und laue Scherze, aber auch durchweg freundliche Charaktere, viel Weihnachtsdeko, etwas Schnee und – speziell in diesem Fall – einen Hund, der entzückender kaum sein könnte. Mit seinem buchstäblichen Hundeblick stiehlt er den Zweibeinern ohne Wenn und Aber die Show und rettet den Film quasi im Alleingang auf ein passables Niveau – zumindest in Bezug auf den Unterhaltungswert. Da die Lauzeit mit rund anderthalb Stunden nicht übertrieben üppig ausfällt, reicht das im Grunde auch für eine halbwegs kurzweilige Sichtung. Für längere Zeit in Erinnerung bleiben dürfte diese Mischung aus Liebesfilm und Familienkomödie mit unbeschreiblich schlechten Humoreinlagen aber wohl kaum; dafür ist hier einfach alles – abgesehen vom Hund – viel zu austauschbar.

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                                              „In dog we trust“, scheint wohl das Motto der Produzenten zu sein.

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                                                Framolf 24.12.2023, 19:33 Geändert 06.03.2024, 05:00

                                                Als Ellie in der Adventszeit ihre Eltern besucht, merkt sie schnell, dass diese ihre Hilfe brauchen. Die Weihnachtssterne in der familieneigenen Gärtnerei sind noch grün und niemand weiß, warum. Wenn es doch nur jemanden gäbe, der/die während der Zeit als Gebäudeplanerin einen anderen Blickwinkel auf solche Fragen gewonnen hätte...

                                                So ziemlich alles hier ist Business as usual, allerdings nicht ganz so trashlastig wie in vielen anderen vorweihnachtlichen TV-Romanzen mit derselben Story Arc. 'Zurück zu den Weihnachtsternen' gehört somit augenscheinlich zu den besseren Vertretern dieses Subgenres – zumindest im Low Budget Bereich. Die Dialoge sind nicht ganz so dümmlich wie bei vielen anderen Produktionen und die Zahl an den Haaren herbeigezogener „Zufälle“ hält sich zumindest noch in Grenzen. Die wichtigsten Rollen sind mit Darstellern besetzt, die über vergleichsweise große Erfahrung im TV-Bereich verfügen und trotzdem noch nicht komplett gelangweilt wirken. John Schneider ('Ein Duke kommt selten allein', 'Smallville') sticht in dieser Hinsicht in besonderem Maße heraus, doch auch Sharon Lawrence (New York Cops: NYPD Blue'), Bethany Joy Lenz ('One Tree Hill') oder Weihnachtsfilm-Serientäter Marcus Rosner bringen relativ bekannte Namen mit ein.

                                                Mit der Gärtnerei wurde auch ein vergleichsweise bodenständiges Unternehmen gewählt, um das sich alles dreht. Da hat man anderswo schon ganz andere Auswüchse gesehen. Albern wird es zwar bei der sommerlichen Schneeballschlacht, aber abgesehen davon (und von einigen ähnlichen Kleinigkeiten) wirkt die Erzählung 'Zurück zu den Weihnachtssternen' deutlich charmanter als die manch anderer Adventsschnulzen.

                                                Gerade noch 6 Punkte.

                                                KURZFAZIT

                                                Christie Will Wolf (Regie) und Barbara Kymlicka (Drehbuch) scheinen zumindest einen halbwegs grün(-rot)en Daumen zu haben.

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                                                  Euch allen frohe Weihnachten, erholsame Feiertage und v. a. allerbeste Gesundheit! Kommt gut ins neue Jahr, bewahrt euch den Spaß an der Film- und Serienleidenschaft und lasst uns auch weiterhin als Community viele tolle Momente hier verbringen. Alles Gute euch allen!

                                                  Der filmtastische Adventskalender 2023

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                                                  Drei Schwestern machen in der Weihnachtszeit eine Entdeckung, die Auswirkungen bis an ihr Lebensende haben wird. Eine der Beteiligten erzählt in der Retrospektive den Hergang der Ereignisse in drei Episoden, zwischen denen jeweils zwei bis drei Jahrzehnte liegen.

                                                  Alles beginnt mit einem Geheimnis, das die Mitglieder der Familie miteinander vereint und sie zugleich auch entzweit. Überhaupt schleicht sich im Verlauf der Jahre eine regelrechte Geheimniskultur bei den Schwestern und ihren Angehörigen ein, die eine gewisse Eigendynamik entwickelt. Doch trotz aller Schwierigkeiten endet die Geschichte dann doch eher augenzwinkernd.

                                                  Aus dem großen Einheitsbrei an überwiegend seichten Produktionen ragt der vergleichsweise ambitionierte Ansatz dieser Miniserie durchaus heraus. Angesichts einer überschaubaren Spieldauer von rund drei Stunden hätte man die Handlung sicher auch als Episodenfilm montieren und ggf. die verschiedenen Zeitebenen entsprechend verzahnen können. Der stattdessen gewählte Ansatz verspricht hingegen mehr Übersichtlichkeit und eine klarere Struktur.

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                                                  Vom Arthousekino angehauchtes Familienporträt, dessen Sichtung sich als Alternative zu den meisten (vor)weihnachtlichen Fließbandproduktionen anbietet.

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                                                    Der filmtastische Adventskalender 2023

                                                    Hinter dem 24. Türchen verbirgt sich ein Doppelpack: Eine spanische und eine deutsche Miniserie, die beide auf derselben Grundidee aufbauen, nämlich einer Familie mit vielen Geheimnissen, die über drei Weihnachtsfeste hinweg porträtiert wird.

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                                                    Erzählt wird die Geschichte einer Familienzusammenkunft, bei der schnell klar wird, dass mehrere Personen Geheimnisse mit sich herumtragen. Nach und nach werden auf drei Zeitebenen Details enthüllt und Motive der Betreffenden verständlich gemacht.

                                                    Im Vergleich zur spanischen Adaption derselben Prämisse ('Three Days of Christmas'), die sich deutlich aufgeräumter und klarer strukturiert präsentiert, erscheint 'Zeit der Geheimnisse' wesentlich sprunghafter und auch nicht ganz so bedeutsam. Auch und vor allem der politische Aspekt erscheint hier deutlich stärker konstruiert und er weist sehr viel weniger Bezug zur breiten Bevölkerung auf als in der spanischen Variante. Die Verbrechen aus der Vergangenheit und die sprichwörtlichen Leichen im Keller ragen daher eher in den privaten Bereich als in den der gesamten Gesellschaft hinein. Zwar gibt es auch einige Motive, die in beiden Produktionen vorkommen, doch eingebunden werden sie auf teils völlig unterschiedliche Weise.

                                                    Geschmackssache dürfte der Teppich aus Gitarrenklängen sein, mit dem die Handlung unterlegt wird. Deutlich überzeugender wirkt hingegen das Auftreten des Ensembles, aus dem mehrere Mitglieder (u.a. Christiane Paul und Svenja Jung) mit nuanciertem Schauspiel herausragen.

                                                    Klischeehafte Weihnachtsstimmung im Sinne von Gemütlichkeit und Harmonie kommt hier nur selten auf. Dafür wird fleißig gestritten und sich auch gegenseitig (mal mehr, mal weniger) subtil gemobbt. Vielleicht ist die Erzählung auch gerade deshalb doch wieder etwas näher am Weihnachtsalltag vieler Familien als so manche kitschige Adventsromanze.

                                                    KURZFAZIT

                                                    Weihnachten mal anders. Ambitioniert, aber im Vergleich zur spanischen Variante etwas blasser und nicht ganz so bedeutsam.

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