Framolf - Kommentare
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Alle Kommentare von Framolf
Wilder Genremix aus den 50ern. Rudolph Matés 'Mörder ohne Maske' beginnt als Gangsterfilm, setzt sich als Romanze fort und endet mit Mitteln des Actionthrillers (wobei das Etikett „Action“ hier schon etwas hochgegriffen erscheint). Offenbar war es das Ziel, möglichst viele Zuschauer gleichzeitig zu unterhalten. Was dabei herauskam, ist ein Film, der in seinem Verlauf nicht besonders homogen wirkt, auch wenn der Handlungsverlauf schon irgendwie konsequent erscheint. Die Inszenierung aber gestaltet sich ein wenig unrund. Grundsätzlich ist sie keinesfalls schlecht, doch hier und da fehlt es etwas an Geschmeidigkeit, die angesichts des doppelten Wechsels der Tonlage vielleicht angebracht wäre.
Der grobe Kern der Geschichte hätte auch gut und gerne mehrere Jahrzehnte später verfilmt werden können, doch in einigen Details der Handlung ist 'Mörder ohne Maske' nicht wirklich gut gealtert. Eine verheiratete Frau wird öffentlich geohrfeigt, weil sie durch einen Tanz mit einem anderen Mann Schande über ihre Familie gebracht haben soll. Von den umstehenden Personen wundert sich kaum jemand. So ist das eben in Mexiko... In einer anderen Szene wird ein Freudenfeuerwerk gezeigt, das eher an Explosionen in einem Krieg erinnert. An geprüfte Sicherheit war damals eben noch nicht zu denken... Aber diese Punkte sollten tunlichst nicht als negative Kritik verstanden werden, sondern schlichtweg als Beobachtung. O tempora, o mores! Manchen Drehbuchautoren sind Mitte des vergangenen Jahrhunderts Skripte gelungen, die man problemlos auch viele Jahrzehnte später noch unverändert hätte verfilmen können. Oscar Millards Drehbuch zu diesem Film hier gehört aber ganz sicher nicht dazu.
KURZFAZIT
Durchgehende Geschichte, die aber in stilistischer Hinsicht (zumindest gefühlt) in drei Kurzfilmen erzählt wird.
Bester Film
- Ugetsu - Erzählungen unter dem Regenmond
- Böse Saat
- Die zwölf Geschworenen
- Der unsichtbare Dritte
- Immer Ärger mit Harry
Lieblings-Regisseur
- Alfred Hitchcock
- Orson Welles
Bei den restlichen Kategorien enthalte ich mich, weil die Sichtungen vieler Filme schon sehr lange zurückliegen.
Über Jahre hinweg wurde Disney (wahrscheinlich nicht zu unrecht) vorgeworfen, die immer gleichen Geschichten zu verfilmen; nicht nur in Bezug auf die Unmengen an Remakes und Fortsetzungen, sondern auch mit Blick auf zahlreiche vermeintlich neue Origin Stories, die aber dennoch alle demselben Grundgerüst folgen. Diesen Vorwurf kann man 'Doctor Strange in the Multiverse of Madness' aber nicht unbedingt machen. Statt einfach nur beliebte Formate zu kopieren, gehen Regisseur Sam Raimi und seine Crew hier einen anderen Weg: Sie nehmen Handlungselemente aus 'WandaVision', 'Spider-Man: No Way Home', 'Loki' und einigen anderen Marvel-Produktionen, mixen sie wild durcheinander und reichern sie um ein paar Bestandteile aus „externen“ Produktionen wie beispielsweise 'Fringe' an. Heraus kommt dabei ein bruchstückhaftes Gebilde, das diverse Kämpfe und Gastauftritte aneinanderreiht, um eine Geschichte zu erzählen, die nur bedingt plausibel erscheint.
Einerseits spielt man erneut die Multiversen-Karte, die eine Vielzahl erzählerischer Möglichkeiten eröffnet, andererseits macht man aber so gut wie keinen Gebrauch von diesen und begnügt sich mit der Zurschaustellung einiger Skurrilitäten und dem Umstand eines schier unerschöpflichen Figurenreservoirs. Kategorien wie der Tod werden dabei komplett entwertet, denn wenn eine Figur das Zeitliche segnet, zieht man halt deren Pendant aus einem anderen Universum heran. Und so verkommen viele der Universen zu Zirkusattraktionen, die im Stile einer Nummernrevue durchlaufen werden, ohne auch nur im Ansatz etwas tiefer beleuchtet zu werden. Ob das in Zukunft vielleicht noch erfolgen mag, weiß wohl nur Kevin Feige, aber eine gesunde Portion Skepsis ist sicherlich angebracht.
Auffällig ist darüber hinaus die Tendenz, in welch atemberaubenden Tempo in Disney-Produktionen in jüngster Zeit Probleme gelöst und Bedrohungsszenarien aufgelöst werden. Zwar liegt das zum Teil sicherlich auch an den Zwängen, die die Altersfreigabe betreffen, und wahrscheinlich ist es auch dem Trend geschuldet, dem Publikum in Sachen Aufmerksamkeitsspanne immer weniger zuzutrauen. Aber auf der anderen Seite beißt sich diese Herangehensweise auch mit der Strategie, das MCU immer weiter aufzublähen. Die Handlung von 'Doctor Strange in the Multiverse of Madness' baut zu einem guten Teil auf der von 'WandaVision' auf und fast schon beiläufig rührt man im Rahmen der Erzählung auch für die beiden Staffeln von 'Marvel's Agent Carter' nochmal die Werbetrommel. In der Breite bläht sich das MCU zunehmend weiter auf, doch in der Tiefe wird das Ausmaß immer mickriger. Letztlich ist es eine Glaubensfrage, worauf man mehr Wert legt und der Erfolg gibt Disney bisher recht. Mal sehen, wohin die Reise noch führen wird.
KURZFAZIT
Viel Zauberei, aber wenig (Kino-)Magie.
In den 70er Jahren, als Disney in (un)schöner Regelmäßigkeit schludrig abgefilmte Komödien veröffentlichte, in denen (im positiven Sinn) teils komplett absurde Geschichten erzählt wurden, steuerte Regisseur Vincent McEveety mit der Footballkomödie 'Gus' (mit Ed Asner) einen nicht minder skurrilen Beitrag zu dieser Reihe bei. Erzählt wird dabei die Geschichte eines erfolglosen Teams, dessen Eigentümer einen jugoslawischen Maulesel(!) als Kicker anheuert, der zuverlässig Field Goals erzielt und die Mannschaft auf diese Weise wieder konkurrenzfähig macht.
Geboten wird dabei über weite Strecken purer Klamauk. Einige der Gags sitzen, andere hingegen laden zum Fremdschämen ein. Die Produzenten verlassen sich überwiegend auf Slapstickeinlagen und leidlich lustige Dialoge, überziehen aber an einigen Stellen derart extrem, dass ihnen doch die eine oder andere Überraschung gelingt, was bei Humoreinlagen schließlich nie verkehrt ist. Ärgerlich ist jedoch die filmhandwerkliche Umsetzung, die schlampiger kaum sein könnte. Dass bei einer albernen Komödie aus den 70er Jahren der Maßstab nicht allzu hoch angelegt werden sollte, versteht sich von selbst. Doch was hier geboten wird, ist streckenweise schon jenseits von Gut und Böse. Anerkennung verdient wiederum, dass eine ganze Reihe an Szenen kreativ und verspielt inszeniert wurde. Insgesamt halten sich Licht und Schatten einigermaßen die Waage.
KURZFAZIT
Solide Gaudiproduktion aus Disneys Trashcan. Wer mit den absurden Gags nichts anfangen kann, kann das Ding aber getrost in die Tonne zurückkicken.
++ Leichte SPOILER ++
Ein Mann, ein Boot (bzw. streng genommen zwei), ein Film. Winston Azzopardi beweist mit 'The Boat', dass man auch mit äußerst minimalistischen Mitteln eine absolut sehenswerte Inszenierung auf den Bildschirm bringen kann. Das Ergebnis ist ein Mysterydrama mit Horror- und Thrilleranleihen, das auf eine antike Sage zurückgeht. Denn Azzopardis Werk erweist sich als eine freie Neuinterpretation des Aiolos-Mythos, die aber auch für Kenner dieser Geschichte einige Überraschungen bereithalten dürfte. Als Vergleich könnte man die 'Planet der Affen' Verfilmungen von Franklin J. Schaffner und Tim Burton heranziehen, die zwar irgendwie dieselbe Geschichte erzählen, aber an wesentlichen Stellen doch völlig andere Akzente setzen, wodurch sich letztlich ein komplett anderes Gebilde ergibt. Und so oder so ähnlich verhält es sich eben auch mit Azzopardis Umgang mit der historischen Vorlage, die er in eine moderne Bildsprache übersetzt, aber durch den besagten Minimalismus doch wieder auf das Wesentliche, also die Reise des Protagonisten und seinen Überlebenskampf, reduziert. Obwohl dieser auf sich alleine gestellt ist, kommen – im Vergleich zu einigen anderen Survival-Filmen – dennoch keine nennenswerten Längen auf. Ganz im Gegenteil: Die Schrauben werden immer stärker angezogen, die Atmosphäre wird zunehmend beklemmender und gegen Ende hin wird es noch rätselhafter als ohnehin schon. Nebenbei bemerkt gibt die Gegend um Valetta eine spektakuläre Kulisse ab.
Fans von entschleunigten und fast schon hypnotischen Thrillern, die vor allem auf Atmosphäre setzen, kommen hier voll auf ihre Kosten und können schon mal die Segel setzen. Wer stattdessen Wert auf Action und rasante Inszenierungen legt, dürfte mit diesem Film wahrscheinlich nicht besonders glücklich werden bzw. damit baden gehen.
Unqualifiziertes KURZFAZIT mit kostenlosen Rechtschreibfehlern
SEEhr spannender Film über einen BOOTagonisten, der ins MEER SCHIFFt!
Die Prämisse von 'Come Play' weist so offensichtliche Schnittmengen mit 'Der Babadook' auf, dass man fast schon von einem etwas frei interpretierten Remake sprechen könnte. Und doch gibt es durchaus gravierende Unterschiede. Denn hier wird die Mutter durch ihren Sohn auf eine völlig andere Art und Weise herausgefordert. Statt eines gefühlt durchweg quängelnden Jungen ist es in 'Come Play' ein introvertierter Knabe, der vermeintlich selbstverschuldet von einer Schwierigkeit in die nächste stolpert. Als Zuschauer hat man einen gewissen Wissensvorsprung und bekommt Einblicke in Erlebnisse des Protagonisten, die seinen Eltern verwehrt bleiben. Und genau dadurch wird hier auch ein guter Teil der Spannung generiert, Überhaupt wurde die Handlung durch Regisseur Jacob Chase in einer äußerst passenden Atmosphäre in Szene gesetzt. In diversen Sequenzen wird durch eine gut durchdachte Beleuchtung und Kameraführung gekonnt mit den Erwartungen des Publikums gespielt und dadurch Spannung aufgebaut. Auf diese Weise wird aus einem auf den ersten Eindruck recht durchschnittlichen Horrorfilm mit fortschreitender Spieldauer dann doch ein Werk, das durch eine Handvoll guter Einfälle und eine noch bessere handwerkliche Umsetzung dieser Ideen durchaus punkten kann.
KURZFAZIT
Wollen wir Freunde sein?
Spaß, war eine rhetorische Frage; du hast eh keine Wahl! ;-D
Oscar Madness Film 302 (3 Nominierungen)
Jonas Poher Rasmussen hat mit 'Flee' 2022 das seltene Kunststück geschafft, neben der Sparte „Bester internationaler Film“ sowohl in den Kategorien „Bester Dokumentarfilm“ als auch „Bester Animationsfilm“ für einen Oscar nominiert zu werden. Was auf den ersten Blick vielleicht etwas paradox klingen mag, löst sich aber schon zu Beginn der Sichtung schnell auf: Gezeigt wird die Geschichte einer Flucht, die von einem Beteiligten geschildert, aber eben überwiegend mit stilistischen Mitteln des Animationsfilms bebildert wird. Allzu absolut wird dieses Konzept durch den Filmemacher aber nicht betrachtet, denn zwischendurch werden immer wieder auch zeitgeschichtliche Dokumente aus diversen Fernsehsendungen eingespielt, die die Erzählung in ihren historischen Kontext einbetten. Darüber hinaus werden auch ein paar vereinzelte Einstellungen gezeigt, die sozusagen als Proof fungieren und Personen oder Orte in prosaischem „Realstil“ zeigen, die kurz zuvor in gezeichneter Form gezeigt wurden. Alleine schon aufgrund dieser stilistischen Besonderheiten sollte sich für viele Filmfreunde eine Sichtung dieses ambitionierten Projekts lohnen.
Doch auch der Inhalt lässt aufhorchen. Zunächst berichtet der Protagonist von seiner Kindheit und Jugend in Afghanistan, wo durch die russische Invasion und die US-Amerikanische Unterstützung der Mudschahidin eine fatale Gemengelage für unzählige Zivilisten entstanden ist. Geschildert werden die Geschehnisse, ohne eine explizite Anklage an die USA für deren Unterstützung späterer Taliban-Akteure zu richten. In ihrer Not flieht die Familie des Erzählers jedenfalls nach Moskau, was jedoch erst den Auftakt zu einer Reihe weiterer Ereignisse bildet.
In eindringlichen Worten und plastischen Bildern werden diverse Eindrücke dieser Odyssee wiedergegeben und somit regelrecht greifbar gemacht. Die Verengung auf den subjektiven Blickwinkel eines Jugendlichen bringt es mit sich, dass die Schilderungen mehr oder weniger direkt auf das Publikum wirken können, haben aber auch den Nachteil, dass hier und da der Blick auf ein größeres Ganzes verloren geht. Dies kann, wie bereits erwähnt, teilweise dadurch abgefangen werden, dass auch immer wieder Bilder aus Nachrichtensendungen und dergleichen eingespielt werden. Wie genau man die Gewichtung beider Blöcke austarieren kann oder soll, ist eine extrem schwierige Hürde, die hier im Großen und Ganze aber recht gut genommen wird. Dass die Migrationspolitik der Europäischen Union teils absurde Züge trägt, wird hier zwar angedeutet, aber natürlich ist ein Film wie 'Flee' auch nicht unbedingt das Format, in dem derlei Fragen zwingend in allen Einzelheiten ausformuliert werden müssen.
KURZFAZIT
Alleine schon aus stilistischen Gründen absolut sehenswert, aber auch inhaltlich ein wertvoller Beitrag in einer oftmals nur noch mit Schlagwörtern geführten Debatte.
Mark Wahlberg bastelt ganz offenkundig an einem weiteren Standbein neben seiner Action- und Komödienkarriere und spielt hier die Hauptrolle in einem Drama mit Road-Movie-Zügen. In einer auf wahren Begebenheiten basierenden Geschichte wandert er in Anlehnung an die tatsächlich Tour von Joe Bell von Stadt zu Stadt, um dort mit Menschen ins Gespräch zu kommen oder Vorträge über das Thema Mobbing zu halten. Auch in Gesellschaft anderer Leute wirkt er isoliert und einsam, auch wenn er durchaus kommunikativ ist. Wahlberg spielt seine Rolle solide bis gut und geht damit einen großen Schritt in Richtung eines möglichen Imagewandels. Ob er diesen tatsächlich vollziehen wird, bleibt vorerst offen, doch grundsätzlich wäre erstmal die Möglichkeit dazu geschaffen, auch wenn der Übergang ganz offenbar gleitend sein soll. Denn trotz aller Dramenmerkmale ist 'Joe Bell' auch ein Outdoorfilm über einen knorrigen und geradlinigen Familienvater, was ganz gut zu Wahlbergs bisherigem Image passt.
Regisseur Reinaldo Marcus Green ('King Richard') inszeniert dieses Drama, bei dem Jake Gyllenhaal als Executive Producer fungiert, betont ruhig, zurückhaltend und lebensnah, aber dennoch unter Rückgriff auf einige Kunstgriffe, die dem Film auch eine gewisse literarische Note verleihen. Die Struktur der Erzählung weist zunächst einen gewissen Faktor der Rätselhaftigkeit auf, wodurch etwas zusätzliche Spannung aufgebaut wird. Insgesamt überwiegen aber ganz klar die nachdenklichen und besinnlichen Töne. Als Fan von Dramen oder Biopics macht man mit 'Joe Bell' gewiss nicht viel falsch, auch wenn es sicherlich Beiträge gibt, die eine noch größere Fallhöhe aufweisen.
KURZFAZIT
Ruhig, nachdenklich und mit einer klaren Botschaft.
Man nehme fünf anthropomorphe Tiere, vor denen viele Menschen (warum auch immer) Angst haben und lasse sie einen Bund des Bösen bilden. Aber natürlich sind Wolf, Spinne, Hai, Piranha und Schlange nur ein bisschen böse, aber irgendwie auch charmant (Wolf), geschickt (Spinne), mutig (Piranha), humorvoll (Hai) oder schlau (Schlange), wobei die Charakterzuschreibungen mitunter auch zwischen den Figuren getauscht werden können. Wie man es eben auch aus der Bande um Danny Ocean kennt, die ebenfalls ganz gerne auf gewiefte Beutezüge geht. Gegenübergestellt wird diesen Antihelden ein Meerschweinchen, das jedermanns Liebling ist und den Ruf eines Wohltäters genießt. Kein leichtes Spiel für das Quintett, falls es irgendwann mal hart auf hart kommen sollte und Aussage gegen Aussage steht.
Dreamworks bereitet in 'Die Gangster Gang' eine fast schon klassische Heist-Story familiengerecht auf und ist offenkundig sehr darauf bedacht, nicht nur kleine Kinder, sondern ausdrücklich auch größere Kinder jenseits der Volljährigkeitsschwelle zu unterhalten. Und wie man es von diesem Studio gewohnt ist, gelingt dieses Vorhaben auch ganz passabel, wobei natürlich trotzdem zu jeder Zeit klar ist, dass in allererster Linie Kinder adressiert werden und Erwachsene eher über Sidekicks und popkulturelle Referenzen bei Laune gehalten werden sollen. Der ganz große Wurf ist Pierre Perifels Film zwar sicher nicht, für rund hundert Minuten lockerer Unterhaltung reicht es aber allemal.
KURZFAZIT
Spaßige Tour mit einer ungewöhnlichen Crew von Outlaws, die zwei Botschaften bereithält. Eine von beiden ist zum Gähnen langweilig, die andere bezieht immerhin ganz ausdrücklich Opposition zum fraglos größten Konkurrenten unter den Animationsfilmstudios.
++ SPOILER über das Ende des Filmes ++
Einerseits übernehmen die Diebe Verantwortung für ihr Handeln und tragen die Konsequenzen fast schon bereitwillig. Andererseits wird aber auch vermittelt, dass man sich nicht zu sehr darauf verlassen sollte, das Böse am Aussehen zu erkennen. Während bei Disney viele Bösewichte über Jahrzehnte hinweg anhand einer Schablone gezeichnet wurden, erweist sich in 'Die Gangster Gang' ausgerechnet der selbsternannte Wohltäter, das Meerschweinchen, als der wahre Schurke und als übler Blender.
++ Leichte SPOILER ++
Die Handlung von 'The Betrayed' beginnt zunächst wie die eines klassischen Horrorthrillers. Eine Frau, die Mutter eines Sohnes, wird entführt und in einen verliesartigen Raum gesperrt. Doch schon nach kurzer Zeit zeichnet sich ab, dass es sich hier um keine schnöde Lösegelderpressung handelt, sondern dass es den Entführern um etwas völlig anderes geht. Nach und nach ändert sich dementsprechend auch die Stoßrichtung der Inszenierung. Die Protagonistin sitzt zwar in ihrer Zelle fest, bleibt aber nicht komplett passiv, da die Entführer auf ihrer Mithilfe in einer ganz bestimmten Angelegenheit bestehen.
Und so entspinnt sich ein Psychoduell, dessen Konstellation sukzessive verkompliziert wird. Der Ansatz ist zwar nicht komplett neu, aber doch frisch genug, um für recht spannende Unterhaltung zu sorgen. So lange man die Handlung nicht zu sehr hinterfragt, steht einem passablen Thrillerabend eigentlich nichts mehr im Wege.
5,5 – 6 Punkte.
KURZFAZIT
Mit dem Rücken zur Wand
und dem Herz in der Hand
ist der Verstand
das wichtigste Pfand!
–---
(Das MP-Label „Exklusiv auf Apple+“ ist einmal mehr blanker Unfug. Der Film ist über den MGM-Channel bei Amazon abrufbar.)
Oscar Madness Film 300 (1 Auszeichnung, 4 weitere Nominierungen)
Aus der Masse an „klassischen“ Cyrano-Adaptionen ragen drei ganz besonders heraus. Die vielleicht schillerndste dieser Versionen dürfte vielleicht die von Jean-Paul Rappeneau sein. Zwar findet hier nicht unbedingt eine kompromisslose Verdichtung auf einen ganz bestimmten spezifischen Kern statt. Stattdessen wird gefühlt jede Verkürzung des Stoffes mit Arabesken an anderen Stellen wieder ausgeglichen, was diese Fassung trotz der in Alexandrinern vorgetragenen Dialoge unverkennbarer als Kinofilm ausweist als die beiden anderen Produktionen, die im direkten Vergleich dann doch etwas stärker ausgeprägte theatrale Züge tragen.
Im Vergleich mit den beiden anderen Cyrano-Verfilmungen, die im Rahmen der Academy Awards mit einer Nominierung ('Cyrano' von Joe Wright) bzw. einer Auszeichnung ('Der letzte Musketier' von Michael Gordon) berücksichtigt wurden, fällt auf, dass in Jean-Paul Rappeneaus Adaption von 1990 den Nebenfiguren signifikant mehr Raum eingeräumt wird. Der Bäcker beispielsweise wird deutlich konturenreichen charakterisiert und auch den „namenlosen“ Soldaten aus Cyranos Regiment wird mehr Raum eingeräumt. Diese Liebe zum Detail spiegelt sich auch und besonders in der Ausstattung wider. So wurden Ezio Frigerio und Jacques Rouxel (Szenenbild) ebenso für einen Oscar nominiert wie Michèle Burke und Jean-Pierre Eychenne für das Make-up. Zwar wurde in beiden Sparten die Trophäe an die Konkurrenz von 'Dick Tracy' verliehen, dennoch wurde hier ein bedeutsames Ausrufezeichen gesetzt. Nur selten sieht man europäische Produktionen mit einem derart aufwändig und detailverliebt gestalteten Produktionsdesign wie 'Cyrano von Bergerac'. Auch Requisiten, die eigentlich nur für Randaspekte der Geschichte eine Rolle spielen, werden scheinbar beiläufig, aber doch akribisch und liebevoll in die Szenerie mit eingearbeitet, wodurch sich der Eindruck verfestigt, dass hinter den Kulissen mit großer Leidenschaft und einem guten Auge für Details gearbeitet wurde. Den Gipfel in dieser Hinsicht stellt die Auszeichnung mit einem Oscar für das beste Kostümdesign dar (Franca Squarciapino), das die geschilderten Eindrücke abrundet. Daran konnte dann auch die ebenfalls nominierte Crew von 'Dick Tracy' nicht mehr viel ändern.
Doch auch vor der Kamera ist die Qualität von Rappeneaus Inszenierung hoch. Allen voran kann hier der ebenfalls nominierte Gérard Depardieu genannt werden, der hier mit einer schelmischen, aber doch reflektierten Darstellung punktet. Dass er bei der Verleihung gegenüber Jeremy Irons und dessen hintergründiger Darbietung in 'Die Affäre der Sunny von B.' das Nachsehen hatte, dürfte (neben Gründen, die nicht unbedingt mit fachlichen Dingen zu tun haben) eher in der Struktur der jeweiligen Rollen als in der konkreten Ausgestaltung durch die jeweiligen Darsteller begründet sein. Der Verweis auf eine weitere Nominierung in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ erübrigt sich angesichts der hier dargebotenen handwerklichen Qualität fast schon von selbst.
KURZFAZIT
Europäische Literaturverfilmung von enorm hoher handwerklicher Qualität.
Lügen haben oftmals kurze Beine, doch Poesie hat hier eine lange Nase!
Oscar Madness Film 301 (1 Auszeichnung)
Obwohl Hauptdarsteller José Ferrer für seine anfangs schnippische und später eher leidgeplagte Darstellung des Cyrano de Bergerac 1951 mit einem Oscar geehrt wurde, findet Michael Gordons Interpretation des Cyrano-Stoffes unter Cineasten einige Dekaden später nur noch bedingt Beachtung. Dabei setzt sie sich in einigen Punkten durchaus von den beiden Versionen ab, die mehrere Jahrzehnte später ebenfalls mit einer Oscarnominierung ('Cyrano' von Joe Wright) bzw. einer Auszeichnung und vier weiteren Nominierungen ('Cyrano de Bergerac' von Jean-Paul Rappeneau) bedacht wurden. Im Vergleich zu Wrights Fassung sind beispielsweise zu Beginn gravierende Unterschiede bei der Charakterzeichnung zu erkennen. So tritt etwa der Protagonist bei Gordon bisweilen betont spöttisch auf, während Roxannes Dienerin eher höflich und zurückhaltend wirkt, während es im Film von 2021 eher umgekehrt erscheint. Von Äußerlichkeiten wie der Nase oder komplett verschieden arrangierten Sequenzen wie der Kriegsepisode ganz zu schweigen.
In stilistischer Hinsicht könnten die Unterschiede zwischen dem Musical von 2021, dem opulent ausgestatteten Drama von 1990 und der eher theatralen Variante von 1950 ohnehin nicht größer sein, was sich nicht nur im Szenenbild, sondern auch im jeweiligen Schauspiel der Darsteller widerspiegelt. Gerade Ferrers Darbietung ist noch nicht ansatzweise so stark auf mimische Nuancen ausgerichtet wie etwa die spätere Aufführung von Peter Dinklage. Dafür kommt hier theatralischen Gesten (bzw. den Relikten davon) noch eine sehr viel größere Bedeutung zu. Die Dialoge hingegen sind hier überwiegend prosaischer Natur, was der Inszenierung neben den komödiantischen Elementen bei aller Tragik der Ereignisse auch eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Regisseur Michael Gordon legt offenkundig großen Wert auf den Unterhaltungsaspekt und er nimmt dabei augenscheinlich ganz bewusst sowohl ein weibliches als auch ein männliches Zielpublikum ins Visier. Die moralischen und ethischen Implikationen der Geschichte scheint er hingegen eher nebenbei mitzunehmen, da sie in in der literarischen Vorlage ohnehin schon so deutlich angelegt sind, dass sie nicht zwingend einer zusätzlichen Emphase bedürfen.
KURZFAZIT
Konventionell inszeniert, aber dennoch etwas weniger angestaubt als so manch andere Produktion der 1950er Jahre.
Oscar Madness Film 299 (1 Nominierung)
Guten NASEnd, damals am GymNASium haben wir uns gerne mal bei einer Portion NASi Goreng über Literaturverfilmungen unterhalten. Also bei einem Gericht, das man ja bekanntlich iN ASIen (speziell in IndoNASien) gerne isst. Oh sorry, falscher Film. Was für ein Otto kommt denn auf solche Texte!? Neuer Versuch:
In Joe Wrights Version von 'Cyrano' spielt die Nase bei der Gestaltung des Protagonisten keine große Rolle mehr. Stattdessen steht nun ein kleinwüchsiger Poet im Zentrum der Handlung, die ansonsten allerdings nur marginale Änderungen gegenüber den meisten vorherigen Inszenierungen bietet. Zwar lässt sich aufgrund dieser Änderungen ein etwas anderer, stärker dem Zeitgeist des Veröffentlichungsdatums entsprechender Kern aus der Handlung schälen, in groben Zügen bleibt die Erzählung jedoch dieselbe.
Auf stilistischer Ebene würde jedoch einiges auf links gekrempelt. Die Lieder, die intoniert werden, tragen zahlreiche Kennzeichen moderner Popsongs und auch die Frisuren scheinen mehr über das Jahr der Produktion als über die historischen Rahmenbedingungen auszusagen. Die Gestaltung der Kulissen hingegen wirkt sorgfältig durchdacht, was ganz besonders für das Theater gilt. Das Kostümdesign wiederum vereint beide Zeitebenen miteinander und setzt auf eine Mischung aus historischer Akkuratesse, modernen Stilelementen und „sprechenden“ Eigenschaften. So kann es durchaus auch mal sein, dass ein Nebenbuhler und Gegenspieler in seiner bedrohlichsten Szene als eine Art Mischung aus Skeletor und Darth Vader stilisiert wird. Jacqueline Durran und Massimo Cantini Parrini wurden dafür mit einer Oscar-Nominierung bedacht. Ausgezeichnet wurde in dieser Kategorie jedoch Jenny Beavan für ihre Arbeit an 'Cruella'.
Die Kostüme und Kulissen sind neben Peter Dinklages Schauspiel dann auch die größten Trümpfe, die Joe Wright mit seiner Inszenierung in die Waagschale werfen kann. Bei der Einbindung der Gesangs- und Tanzszenen in die Handlung wechseln sich Licht und Schatten munter ab. Die Erzählung als solche bietet zwar ein paar Neuerungen, diese fallen jedoch eher sparsam dosiert aus und dürften als Argument für eine Sichtung nur bedingt taugen.
KURZFAZIT
Inhaltliche Neuerungen gibt es nur in Nuancen, aber in stilistischer Hinsicht findet ein enormes Facelifting statt. Fast so, als würde jemand seine Nase, aber eben nur diese, korrigieren lassen.
Sergio Leone präsentiert dem Publikum mit 'Todesmelodie' einen bunten Genremix. Die Erzählung beginnt als Spätwestern, wird dann zum Heist Movie und schließlich zu einem Mittelding aus Revolutionsdrama und (Bürger-)Kriegsepos. Inszeniert wird diese wilde Mischung mit stilistischen Mitteln des Buddy-Films und des Italo-Westerns. Wenn das mal kein ehrgeiziger Ansatz ist. Und zweifelsfrei ist Leone damit auch ein sehr eigenständiger Beitrag gelungen, der sehr viel stärker die Handschrift des Regisseurs als die des Studios trägt. Die finale Fassung trägt so ziemlich alle Züge eines Director's Cuts. Leone, der auch als einer der Drehbuchautoren fungiert, nimmt sich ausreichend Zeit für seine Erzählung und lässt auch bestimmte Bilder deutlich länger auf die Zuschauer wirken, als es vielleicht bei manch anderem Regisseur der Fall wäre. In musikalischer Hinsicht leistet Ennio Morricone seinen gewohnt guten Beitrag, der zumindest durch den deutschsprachigen Filmtitel nochmal eine gesonderte Würdigung erfährt.
Die Geschichte an sich ist mit einer Reihe an subversiven und progressiven Elementen durchtränkt, wodurch hier einmal mehr eine klare Opposition zum „klassischen“ Western vorheriger Dekaden bezogen wird. Allerdings bezieht sich dies nur auf gesellschaftspolitische Teilbereiche, denn Frauen beispielsweise sind nahezu komplett aus der Handlung getilgt. Es bedarf schon einiger Verrenkungen, um eine Geschichte über einen Protagonisten mit (mindestens) sechs Nachkommen so zu schreiben, dass keine Frauen darin vorkommen – von den Szenen in Mesa Verde ganz zu schweigen. Über patriarchale Strukturen in einer Gegend, in der die Zeit stehengeblieben zu sein scheint, muss wahrscheinlich nicht allzu lange diskutiert werden, aber man kann es auch übertreiben.
Auf politischer Ebene spannt Leone einen Bogen von Irland nach Mexiko und indirekt auch von der Vergangenheit in die Gegenwart, der im Nachhinein bis in die damalige Zukunft (also beispielsweise das 21. Jahrhundert) reicht. Einige gesellschaftliche Phänomene und Vorgänge (wie etwas Verteilungskämpfe) scheinen nahezu zeitlos zu sein und sich - mit wechselnden Methoden - immer wieder abzuspielen.
Unter dem Strich erscheint 'Todesmelodie' als ambitionierter Entwurf, bei dem vermutlich auch ganz bewusst eine gewisse Spaltung des Publikums in Kauf genommen wurde. In handwerklicher Hinsicht weiß dieser über weite Strecken zu überzeugen. In Bezug auf den Erzählstil scheiden sich daran jedoch die Geister. Doch gerade für aufgeschlossene Cineasten gibt es ganz gewiss schlechtere Kandidaten für eine Sichtung.
KURZFAZIT
Gier führt zu Bumm!
++ Leichte SPOILER ++
Alles beginnt mit einer Sorgerechtsverhandlung. Die Frau wirft dem Mann eine Neigung zur Gewalt vor, er bezichtigt sie der Lüge. Und das Gericht hat nun darüber zu befinden, ob ihm der Kontakt zu seinen beiden Kindern, einer jugendlichen Tochter und vor allem seinem noch etwas jüngeren Sohn verwehrt werden soll. In der Folge werden verschiedene Episoden des familiären Miteinanders (oder besser: Gegeneinanders) gezeigt. Dabei bezieht sich die Erzählung nicht nur auf das ehemalige Ehepaar und seinen Nachwuchs, sondern ein Stück weit auch auf deren Eltern. Nach und nach nimmt eine Dynamik an Fahrt auf, bei der vor allem der junge Sohn unter die Räder zu kommen droht, während sich seine Schwester immer stärker isoliert fühlt.
Wenn man Xavier Legrands Inszenierung als reines Drama begreifen möchte, lässt sich ihr vielleicht vorwerfen, den Problemen nur bedingt auf den Grund zu gehen. Doch andererseits stellt sich auch die Frage, ob dies überhaupt nötig ist. Schließlich geht es nicht darum, Fehlverhalten in familiären Konflikten zu entschuldigen, sondern die teils verheerenden Auswirkungen solcher Auswüchse zu skizzieren. Und genau dies gelingt hier mit erschreckender Intensität. Eine enorm beklemmende Atmosphäre macht sich zunehmend breit, sodass man sich selbst beim Zuschauen unwohl fühlt. Immer wieder steht dröhnendes Schweigen wie eine Drohung im Raum; von den tatsächlichen verbalen und körperlichen Drohgebärden ganz zu schweigen. Mit einfachsten Mitteln wird hier eine Bedrohungslage skizziert, die selbst so manche Slasherfilme in den Schatten stellt, wenn beispielsweise dem Sohn sogar noch seine allerletzten Rückzugsorte genommen werden. Mit vergleichsweise einfachen, aber höchst effektiven Mitteln wird hier die Macht der Einschüchterung regelrecht greifbar gemacht. Jeder Zuschauer, der auch nur annähernd ähnliche Charaktere in seinem persönlichen Umfeld hat oder hatte, wird hier einiges wiedererkennen.
Ein erhobener Zeigefinger oder ähnliche Belehrungen sind im Rahmen dieser Inszenierung auch gar nicht mehr nötig, da sie die Lage des Sohnes (und nicht nur seine) derart greifbar und miterlebbar macht, dass die Schrecken hier ganz für sich stehen und eine entsprechende Wirkungsmacht entfalten. Das Ergebnis ist unangenehm anzusehen, aber auch von einer enormen Spannung geprägt, die in der Luft liegt – auch im Sinn von Spannungen zwischen den Charakteren. Im Grunde liegt auf jeder einzelnen Szene der Schimmel der Beklemmung, dessen Sporen die Atmosphäre vergiften und bis in die einzelnen Charaktere hineinwirken.
KURZFAZIT
Höchst effektiv inszeniert. Unangenehm, aber (bzw. gerade deswegen) ganz klar sehenswert.
Herkömmlicher Psychothriller mit Licht und Schatten. Alles beginnt ganz harmlos, doch langsam, aber unaufhaltsam wird die Schlinge um die Protagonistin immer enger gezogen und das vermeintlich perfekte Leben gleitet ab in einen Albtraum.
Der Cast kann kann sich mit hinlänglich bekannten Namen wie Gwyneth Paltrow, Jessica Lange, Debi Mazar oder Hal Holbrook durchaus sehen lassen, doch leider mangelt es dem Drehbuch an Mut und es wird eine recht herkömmliche Geschichte erzählt, die noch dazu mit konventionellen Mitteln inszeniert wird. Eigentlich hätte man in der einen oder anderen Szene gut mit den Erwartungen der Zuschauer spielen können, doch wirklich angetäuscht wird hier nur selten. Vielmehr wandelt die Erzählung überwiegend auf bekannten Pfaden und verlässt sich voll und ganz darauf, dass sich ein Gefühl einstellen soll, dass es aus dieser Situation kein Entrinnen geben wird. Stellenweise kommt auch durchaus Spannung auf, auch wenn hier und da etwas dick aufgetragen wird. Andererseits pflegt Regisseur Jonathan Darby einen Stil, wie man ihn aus vielen Thrillern der 90er Jahre kennt, was durchaus auch einen Reiz haben kann, wenn man ganz gezielt einen dieser Filme sehen möchte. Denn so gesehen offeriert 'Eisige Stille' einen ehrlichen Deal: Man bekommt einen typischen Psychothriller dieser Dekade mit all seinen Stärken und Schwächen.
KURZFAZIT
Nicht besonders einfallsreich, aber mitunter doch spannend. Und es gibt Kuchen!
5 - 5,5 Punkte.
++ Leichte SPOILER ++
Eine Gruppe von Freunden, bestehend aus drei Paaren, bricht zu einer gemeinsamen Seereise auf. Zu ihnen gesellen sich ein Kapitän und eine Köchin, die für einen reibungslosen Ablauf der Urlaubszeit sorgen sollen. Grundsätzlich ist also alles angerichtet für eine entspannte und wunderschöne Zeit auf dem offenen Meer. Aber die französische Filmindustrie wäre nicht sie selbst, wenn man nicht ein immer turbulenter werdendes Kammerspiel aus dieser Prämisse gestrickt hätte. Erste mögliche Konfliktlinien werden schon früh skizziert und es ist kein großes Geheimnis, dass an diesen Sollbruchstellen Konflikte erzeugt werden, die immer stärker auf den Rest der Passagiere übergreifen und überhaupt die Situation kontinuierlich verschärfen. Zum Glück hat man mit dem Kapitän und der Köchin zwei echte Profis an Bord, die schlimmeres verhindern können; außer, jemand spricht das Wort „Kaninchen“ aus, denn das bringt angeblich Unglück auf hoher See. Aber gut, wahrscheinlich ist das nur Seemannsgarn und die drei Paare werden gemeinsam die schönste Zeit ihres Lebens verbringen.
Regisseur Olivier Baroux liefert mit 'Unter Freunden' genau das, was man aufgrund der Ausgangskonstellation erwarten würde: Eine dialoglastige Komödie über einige Best Ager, von denen jeder seinen ganz eigenen Rucksack an Problemen und Marotten mit sich trägt. Dass die Handlung ab einem gewissen Punkt komplett aus dem Ruder läuft, bringt zwar Schwung in die Kajüte, versenkt aber auch die Chance auf eine noch etwas geistreichere Handlungsentwicklung.
KURZFAZIT
Eine Seefahrt, die ist lustig
eine Seefahrt, die ist schön
denn da kann man sich gut streiten
und gemeinsam baden gehen.
Die Produzenten der Anthologie-Serie 'Dimension 404' machen kein großes Geheimnis daraus, wer die Vorbilder ihres Projekts sind. Ganz im Gegenteil, sie kokettieren regelrecht damit, wenn sie ihre Erzählungen mit einem Vorspann eröffnen, der mehr als nur inspiriert von der Anfangssequenz aus 'Outer Limits' ist. Eigentlich handelt es sich dabei fast schon um ein Plagiat, zumindest aber um eine Variation davon. Das zweite Vorbild, an das sich man sich hier anlehnt, ist ganz offensichtlich 'Black Mirror'. Zwar wird weder die inhaltliche noch die dramaturgische die Fallhöhe der frühen 'Black Mirror' Staffeln erreicht, aber Parallelen sind dennoch unverkennbar. Denn auch wenn es (von Ausnahmen abgesehen) mehreren Episoden an einem halbwegs gehaltvollen Subtext mangelt, sind einige thematische Überschneidungen doch unverkennbar: Es geht um mehr oder weniger neue Technologien und mögliche Auswirkungen. Letztere werden hier allerdings ganz bewusst im Stile von Karikaturen überzeichnet. Dieser Stil sorgt zwar hier und da für etwas Heiterkeit, geht jedoch auch zu Lasten der Spannung. Statt konsequent mehr Druck auf den Kessel zu geben, wird aufkeimende Düsternis immer wieder durch humoristische Einlagen durchbrochen, was zwar sicherlich auch seinen Reiz hat, aber auch die Frage offenlässt, ob neben einer dichteren Atmosphäre nicht auch noch etwas mehr inhaltliche Gravitas möglich gewesen wäre.
Allerdings lässt sich auch festhalten, dass die einzige Regel zu sein scheint, dass es eben keine Regeln gibt. Denn egal, was man über diese Serie sagt und schreibt, es wird sich immer ein Gegenbeispiel finden lassen. Daher noch ein paar kurze Worte zu den einzelnen Episoden, bei denen aber ganz bewusst nicht auf die konkrete Handlung eingegangen werden soll, da die jeweilige Spieldauer mit rund 40 – 45 Minuten ohnehin schon recht überschaubar ausfällt.
'Matchmaker': Kurzweilige Erzählung über eine Dating-App mit einigen absurden, aber durchaus hintergründigen Einfällen.
'Cinethrax': Eine neuartige Technik hält im Kino Einzug und ein Kinogänger (Patton Oswalt) wagt sich mit seiner Nicht in eine der Vorstellungen. Man hätte ein düsteres Bedrohungsszenario oder eine bitterböse Mediensatire aus dieser Prämisse schaffen können. Leider wurde es ein Mix aus beidem, angereichert mit komödiantischen Zwischentönen. So steht am Ende eine Episode, die nicht Fisch und nicht Fleisch ist und leider auch nicht in allen Details plausibel erscheint bzw. in der mehrere Fragen offen bleiben.
'Chronos': Spaßiges Zeitreise-Abenteuer mit zahlreichen popkulturellen Referenzen an die 90er Jahre. Zwar wirken einige Ideen reichlich weltfremd (Beispiel: Wer schreibt eine Abschlussarbeit innerhalb einer Stunde?), doch da der Spaß bei dieser absurden Farce deutlich im Vordergrund steht, lässt sich darüber locker hinwegsehen.
'Polybius': Düsterer Retrotrip zurück in die 80er, der von Horroranwandlungen dominiert wird und sich unter der Oberfläche mit Persönlichkeitsentwicklung und dem Umgang mit Homophobie beschäftigt.
'Bob': Die Überwachungsmethoden der NSA werden in eine Art positive Utopie überführt. Vielleicht der ungewöhnlichste Ansatz unter den sechs Episoden. Allerdings erscheint der Umgang mit der Thematik auch etwas lapidar.
'Impulse': Das vielleicht verrückteste Ausrufezeichen wird hier zum Schluss gesetzt. Eine neues Rauschmittel ist auf dem Markt, das Zeit intensiver erlebbar macht, indem Ereignisse in Zeitlupe wahrgenommen werden. Was soll schon schiefgehen, wenn man dieses Zeug überdosiert? Schnappt euch ein leckeres Getränk und findet es heraus!
Fazit: Gesehen haben „muss“ man 'Dimension 404' ganz sicher nicht, ein gewisser Unterhaltungsfaktor ist aber fraglos vorhanden. Wer damit leben kann, dass nicht immer so tief getaucht wird, wie die jeweilige Prämisse es vielleicht hergeben würde, sollte durchaus mal einen Übertritt in die Dimension 404 wagen.
++ Leichte SPOILER ++
Wenn das mal keine Ironie ist: Ausgerechnet die Crew von 'Choose or Die' kann sich nicht zwischen einfallsreichem Horror und billigem Trash entscheiden. Die Inszenierung geht gleich zu Beginn in medias res und zeigt den Familienvater Hal (Eddie Marsan, der hier einmal mehr in einer extravaganten Rolle zu sehen ist) bei der Bewältigung einiger absurd anmutender Missionen, die ihm im Rahmen eines Spiels auferlegt werden. Und irgendjemand scheint ihn dabei zu beobachten. Schummeln dürfte also keine gute Idee sein. Doch wie kann das sein?
Vorneweg: Eine zufriedenstellende Erklärung für die Macht des Spieles wird man auch im späteren Verlauf nicht bekommen. Zwar wird ab einem gewissen Punkt alles detailliert erklärt, jedoch dürfte diese Auflösung für die meisten Zuschauer weder plausibel noch zufriedenstellend wirken. Schließlich bleibt eine ganze Reihe an Fragezeichen im Raum stehen und so richtig auf den Grund der Ereignisse geht die Erklärung auch nicht, wodurch sie schon enorm abstrus wirkt. Ohne zu viel zu verraten: Letztlich ziehen sich Regie und Drehbuch auf die Position zurück, dass der Algorithmus des Spiels halt nunmal so ist, weil er eben so programmiert wurde.
Wie auch immer, wenn man bereit ist, auch mal fünf gerade sein zu lassen und die Handlung nicht weiter zu hinterfragen, bekommt man einen Horrorthriller geboten, der in manchen Szenen durch eine düstere Atmosphäre, ein dreckiges Setting und einen gewissen 80er Jahre Charme überzeugt. Veredelt werden diese Eindrücke durch den Score von Liam Howlett (The Prodigy), der der Inszenierung den passenden morbiden Touch verleiht. Dazu gesellen sich ein paar kleinere visuelle Spielereien, die als kleiner Gruß an frühere Arcade Spieler zu verstehen sein dürften. Aus stilistischer Sicht lässt sich 'Choose or Die' also durchaus einiges abgewinnen, auch wenn sicherlich nicht für jeden, denn die Zielgruppe erscheint schon sehr scharf umrissen: Horrorfans, die in den 80er- und/oder 90er-Jahren aufgewachsen sind und damals auch ganz gerne mal das eine oder andere Spiel gespielt haben. In stilistischer Hinsicht ist alles auf ein dementsprechendes Publikum zugeschnitten. Die Handlung wiederum ist komplett auf Sand gebaut – da nutzt auch eine Kindheit oder Jugend Ende des vergangenen Jahrtausends nicht mehr viel.
KURZFAZIT
Stil: Passt! Inhalt: Echt jetzt!? O.o
Regisseur David Bruckner spielt in 'The House at Night' mit klassischen Elementen des Spukhausfilms und reichert diese mit geheimnisvollen Vorgängen, die außerhalb des Hauses stattfinden, an. So richtig neu ist sein Konzept zwar nicht, aber zumindest in dieser Kombination hält es dann doch ein paar Überraschungsmomente parat. Mit Rebecca Hall wurde die Hauptrolle recht namhaft besetzt und auch atmosphärisch ist hier alles im grünen Bereich; im dunkelgrünen, versteht sich!
Mit dem Ende gehen die Autoren – wie es im Mystery- und Horrorgenre derzeit fast schon üblich ist - offenbar ganz bewusst ins Risiko. Einerseits hält es eine Wendung bereit, die nur schwer vorauszuahnen sein dürfte, andererseits ist dabei wahrscheinlich schon mit eingepreist, dass einige Zuschauer die Nase rümpfen (werden). Dementsprechend schwer fällt es dann eben auch, eine Empfehlung oder Warnung für diesen Film auszusprechen. Im Grunde muss man sich darauf einlassen und wird erst gegen Ende erfahren, ob die Sichtung Zeitverschwendung war oder nicht. Denn letztlich steht und fällt hier (fast) alles mit dem Schluss. Daher dieses mal ein mehr oder minder neutral gehaltener Kurzkommentar von mir. Mich selbst hat der Film einigermaßen unterhalten und das Ende nicht weiter gestört, denn im Ansatz war es durchaus interessant. Allerdings lässt sich auch kaum abstreiten, dass im vorherigen Verlauf durch die Trauer- und Verlustthematik bei vielen Zuschauern womöglich eher anderweitige Erwartungen geweckt wurden.
Oscar Madness Film 197 (1 Auszeichnung)
++ Enthält indirekte SPOILER ++
Eine Mutter findet bei dem Versuch, ihrem Sohn die konkreten Auswirkungen des Holocausts auf die jüdische Nachbarsfamilie zu erklären, Worte, die den Sohn zu einer folgenschweren Entscheidung verleiten.
In Bezug auf das Schauspiel wäre hier vermutlich noch etwas mehr zu holen gewesen und einige Szenen erwecken den Eindruck, etwas hastig gedreht worden zu sein, was in Anbetracht der Produktionsumstände der allermeisten Kurzfilme aber sicher nicht zum Vorwurf gereichen sollte. Neben dem Szenenbild lebt Jochen Alexander Freydanks oscarprämierter Kurzfilm ohnehin in allererster Linie vom Schnitt, der das Publikum anfangs bewusst herausfordert, sich im weiteren Verlauf jedoch auf eine Konzeption stützt, die das Fundament zu der Erzählung bildet. Vermeintliche Logiklücken, die sich auf den ersten Blick vielleicht auftun mögen, lassen sich aus der Montage heraus aufklären oder zumindest nicht mit letzter Sicherheit nachweisen, da die veröffentlichte Schnittfassung bewusst eine Reihe von Leerstellen lässt.
Die letzte Szene bildet insofern den Höhepunkt der Inszenierung, dass sie die gesamte Quintessenz des Filmes in einem einzigen Bild zusammenfasst. Zu sehen sind vier Hände, von denen zwei höchstwahrscheinlich einem jüdischen Mann und die beiden anderen einem nichtjüdischen Mann gehören. Die Unterscheidung der Hände bzw. die Interpretation dieser Einstellung ergibt sich lediglich aus dem Kontext. Rein visuell sind allenfalls Nuancen in Bezug auf Unterschiede zu erkennen, was abschließend pointiert zusammenfasst, wie absurd eine Einteilung von Menschen - noch dazu Kindern - aufgrund einer (in den allermeisten Fällen ererbten bzw. von den Eltern vorgegebenen) Religionszugehörigkeit ist. Insofern bezieht sich 'Spielzeugland' auch nicht ausschließlich auf das Dritte Reich, sondern durchaus auch auf die Gegenwart sowie die Zukunft, was vielleicht auch einer der Gründe für die Auszeichnung mit einem Oscar sein dürfte.
So, ich bin dann mal wieder einer der letzten und mache ggf. die Türe zu.
Bester Film:
Shining
Nightmare - Mörderische Träume
Terminator
Batman
Zurück in die Zukunft 2
Faustrecht - Terror an der Highschool
Ghostbusters - Die Geisterjäger
Der Elefantenmensch
Platoon
Blue Velvet
Beste Serie:
Ein Colt für alle Fälle
Miami Vice
Star Trek - The Next Generation
Sledge Hammer
Die Simpsons
Bester Animationsfilm:
Das letzte Einhorn
Die kleine Lampe
Bester Soundtrack:
Batman
Noch mehr Rauch um überhaupt nichts
Bester Schauspieler:
Daniel Day-Lewis / Mein linker Fuß
Ben Kingsley / Gandhi
Jack Nicholson / Shining
Robert De Niro / Wie ein wilder Stier
Willem Dafoe / Platoon
Beste Schauspielerin:
Whoopi Goldberg / Die Farbe Lila
Linda Hunt / Ein Jahr in der Hölle
Sigourney Weaver / Aliens - Die Rückkehr
Heitere Mischung aus Vampirhorror und -komödie mit einem ordentlichen Schuss Gesellschaftskritik. Konkret geht es bei letzterer um Gentrifizierung. Die untoten Blutsauger werden dabei in assoziative, räumliche und ideologische Nähe zu sterblichen Artgenossen (Immobilienmaklern) gesetzt – und beide Gruppierungen haben sich im Verbund vorgenommen, die Bronx zu erobern. Osmany Rodriguez inszeniert ihren Feldzug, den anfangs nur ein paar Jugendliche durchschauen, als urbanes Jugendabenteuer, bei dem natürlich auch flapsige Sprüche nicht fehlen dürfen. Die Straßenbanden, die man angesichts des Titels vielleicht in einem maßgeblichen Part vermuten würde, spielen nur eine untergeordnete Rolle, kommen aber zumindest in einigen Szenen vor. Die Hauptarbeit im Kampf gegen die Invasoren haben die besagten Schüler zu verrichten, die von den Erwachsenen, der Polizei und den Gangs auch nur sehr überschaubare Unterstützung erhalten.
Wie die Prämisse vielleicht schon vermuten lässt, ist die Handlung (abgesehen von der Verknüpfung mit der Immobilienproblematik) nicht übermäßig originell, daher dürfte hier vieles von der Erwartungshaltung der Zuschauer abhängig sein. Wer eine kurzweilige und relativ straff inszenierte Vampirkomödie sehen möchte, ist bei 'Vampires vs. The Bronx' definitiv besser aufgehoben als jemand, der sich einen blutigen Horrortrip erhofft. Fans von Jugendabenteuern mit einem leicht mysteriösen Einschlag könnten vielleicht auch noch gute Karten haben. Und wer einfach nur einen Film sehen möchte, in dem Immobilienmakler schlecht wegkommen, kann ebenfalls beherzt zugreifen. Ganz schlechte Karten haben Fans von Vampirromanzen, denn von 'Twilight' und Co. ist man hier meilenweit entfernt.
Seth Holts Horrorthriller 'Ein Toter spielt Klavier' (Originaltitel: 'Taste of Fear', Alternativtitel: 'Scream of Fear') beginnt mit einer fast schon klassischen Prämisse: Eine junge Frau mit Handicap (hier: Eine Lähmung) kommt in ein Haus, in dem es nicht mit rechten Dingen zuzugehen scheint. Es kommt zu wiederholten Begegnungen mit einer Person, die je nach Hypothese bzw. Aussage entweder verreist oder tot sein soll. Doch die Protagonistin lässt sich nicht beirren und ermittelt auf eigene Faust, was dort wohl vor sich gehen mag. So weit, so herkömmlich. Doch die Geschichte nimmt mehrere Wendungen, die auch für eingefleischte Genrefans nur schwer vorauszuahnen sein dürften.
Holts Inszenierung ist von sorgfältiger Arbeit geprägt, was sich nicht zuletzt in einer ansprechend umgesetzten Beleuchtung äußert. Daraus wiederum resultiert eine geheimnisvolle Atmosphäre, die sich in manchen Szenen regelrecht mit den Händen greifen lässt. Und so erwächst aus einem vermeintlich gewöhnlichen Plot eine Erzählung, die auch viele Jahrzehnte später noch zu fesseln vermag. Dank einiger wilder Twists, die im Großen und Ganzen gerade noch plausibel erscheinen, und eines passenden Settings, das gelungen in Szene gesetzt wurde, zieht sich die Schlinge aus Spannung und Atmosphäre immer enger. Dass angesichts der sehr überschaubaren Laufzeit auch in dieser Hinsicht keine Gefangenen genommen werden, erhöht den Unterhaltungswert noch zusätzlich. Gerade für Thriller- und Horrorfans sollte kein Weg an der Sichtung dieser kleinen Genreperle vorbeiführen. Es lohnt sich!
Die Äußerlichkeiten zuerst, denn diese sind im Fall von 'Antebellum' schnell abgehandelt: In handwerklicher Hinsicht muss sich die Crew um die beiden Autorenfilmer Gerard Bush und Christopher Renz nicht viel vorwerfen lassen. Gleich zu Beginn wird ein cinematographisches und inszenatorisches Ausrufezeichen in Form einer ausgeklügelten Plansequenz gesetzt. Die Atmosphäre wirkt ebenfalls stimmig, wozu auch der Score einiges beiträgt. Darüber hinaus erfüllt auch die Ausstattung genau den Zweck, dem sie dienen soll; etwaige Ungenauigkeiten sind genau so gewollt; was der Geschichte zumindest einen Schuss von Plausibilität verleiht, andererseits aber auch auf Kosten des Überraschungseffekts geht bzw. diesen ein Stück weit abmildert.
Über die Drehbuchstruktur lässt sich nur schwerlich ohne Spoiler schreiben, aber einen Versuch ist es wert: Unter Formulierung einiger vager Andeutungen wird zunächst das Kernstück der Handlung in den Fokus genommen, ehe die Erzählung einen Schwenk nimmt, der eine bestimmte Art von Erwartungshaltung befeuert, die im weiteren Verlauf jedoch wieder relativiert wird. Am Ende steht eine kleine Schlusspointe, die dem Film in Sachen Plausibiltät aber eher schadet als nutzt.
Die Moral von der Geschicht' wird den Zuschauern nicht nur mit dem Holzhammer, sondern direkt mit dem Presslufthammer eingeprügelt, was so ziemlich alles, nur nicht subtil ist. Man könnte auch durchaus diskutieren, ob mit einem derartigen Ansatz nicht sogar noch weiteres Öl ins Feuer gegossen wird. Andererseits kommt er aber auch einem verzweifelten Hilferuf gleich, der die Frage aufwirft, wie sich die tiefen Gräben in vielen Ländern jemals wieder zuschütten lassen sollen.
Eine Punktewertung fällt dementsprechend alles andere als leicht, da sich im Grunde genommen gegen so ziemlich jede Punktzahl auch Einwände hervorbringen ließen. Vielleicht sollte man den Film einfach als bewusst provokativ formulierten Diskussionsbeitrag betrachten; also wenn man so möchte, als fiktionales Äquivalent zu einer Glosse. Und als solche lässt sich 'Antebellum' durchaus als gehobenes Mittelmaß einordnen.