Framolf - Kommentare

Alle Kommentare von Framolf

  • 5 .5

    Eines muss man den Autoren und Produzenten lassen: Ein neues Zeitalter ist innerhalb der Erzählung tatsächlich angebrochen. Dinosaurier, die (bzw. deren Spezies) strenggenommen vor den allermeisten in der Gegenwart dominierenden Arten auf der Welt waren, nehmen nun die Rollen von invasiven Arten ein und gliedern sich mehr schlecht als recht in diverse Ökosysteme ein. Konflikte stehen da natürlich an der Tagesordnung. Und wenn skrupellose Unternehmer vor diesem Hintergrund ihr ganz eigenes Süppchen kochen, kann man sich ausrechnen, wohin die Reise führt. Da wird es selbst für Owen Grady (Chris Pratt) schwer, die Kontrolle zu behalten. Ein Glück, das ihm ein paar altbekannte Haudegen zu Hilfe eilen. Das freut den Protagonisten – und viele Fans erst recht. Nur für einige Predatoren unter den Dinos und für die Gegenspieler der Publikumslieblinge ist das natürlich schlecht.

    Abgesehen von der neuen Prämisse bleibt allerdings so ziemlich alles beim Alten. Insofern halten sich die Innovationen dann natürlich doch wieder in Grenzen. Man will schließlich möglichst wenige alte Fans vor den Kopf stoßen. Doch genau diese Haltung dürfte 'Jurassic World 3' wahrscheinlich auch einiges an Zustimmung kosten. Trotz einer geballten Ladung Fanservice (siehe Besetzung) und einiger visueller Spielereien (wie beispielsweise der szenischen Nachstellung des 'Jurassic Park' Logos) rufen diverse Handlungsentwicklungen regelrecht zum Stirnrunzeln auf. Die plötzliche Katharsis, die dem Publikum als (vermutlich vorläufiges) Ende präsentiert wird, ist mit „unglaubwürdig“ noch wohlwollend umschrieben.

    Unter dem Strich ist hier weder alles gut noch alles schlecht. Für einen dinosaurigen Filmabend reicht es allemal, dinotastisch wird es aber nur sehr bedingt.

    KURZFAZIT

    Neues Zeitalter mit allerdings nur streng dosierten Veränderungen.

    33
    • 6

      David Leitch zeigt mit seinem Actioner 'Bullet Train', wie man eine Handlung kalkuliert wilde Haken schlagen und aus dem Ruder laufen lassen kann, ohne dabei mit einigen üblichen Drehbuchkonventionen zu brechen. Gleich zu Beginn werden zahlreiche Saatkörner auf den dramaturgischen Boden geworfen, von denen manche schnell wieder ausgerissen und andere gehegt und gepflegt und erst gegen Ende abgeerntet werden, während man einige weitere bewusst verkümmern lässt. Die Räuber- bzw. Killer- und Zugpassagierpistole, die dem Publikum hier aufgetischt wird, erscheint zwar teilweise extrem dick aufgetragen, aber genau daraus speist sich auch ein großer Teil des Unterhaltungsfaktors.

      Brad Pitt dient als Marketingvehikel, aber in Hinblick auf die Screentime der jeweiligen Darsteller handelt es sich hier fast schon um einen Ensemblefilm, in dem neben Pitt auch anderen Schauspielern viel Raum eingeräumt wird (besonders Brian Tyree Henry, Aaron Taylor-Johnson und Joey King). Die Geschichte wiederum erweist sich als schräger Mix aus Action, Gangsterstory und einigen wilden Gags. Zwar ist die Aufbereitung des Stoffes nicht halb so unkonventionell, wie sie vielleicht hätte sein können, aber irgendwie muss eben auch der Spagat aus Originalität und Massenkompatibilität gelingen.

      Das Ergebnis bringt tatsächlich etwas frischen Wind in das Genre, unter dem Strich bleibt das Konzept aber doch vornehmlich auf sicheren Pfaden. Für solide bis gute Unterhaltung dürfte für die meisten Actionfans jedenfalls gesorgt sein.

      Fun Fact 1: Wenige Monate nach der Veröffentlichung von 'The Lost City' kommt mit 'Bullet Train' ein zweiter Film in die Kinos, an dem Brad Pitt, Sandra Bullock und Channing Tatum als Darsteller mitwirken.

      Fun Fact 2: Neben Brian Tyree Henry ist mit Zazie Beetz eine zweite tragende Säule aus der Serie 'Atlanta' involviert.

      KURZFAZIT

      Kalkuliert durchgeknallter Trip ins Nirgendwo.

      32
      • 7 .5

        Kann es nach Treblinka noch Musik geben?

        ++ Minimale SPOILER ++

        Künstlerbiographie meets Geschichtsdrama.

        Abstrakt formuliert geht es um die Kategorien Holocaust, Religion, Musik und Psychologie. Konkret um einen jungen Musiker, der im Kindesalter von seinem Vater aus Warschau zu einer Gastfamilie nach London gebracht wird, wodurch er zwar dem Terror der Nazis entkommt, aber in ständiger Sorge und Ungewissheit über den Verbleib seiner Familie lebt. Ein Gefühl, dessen Auswirkungen letztlich sein ganzes Leben, aber auch das seines Ziehvaters und dessen leiblichen Sohnes bestimmen werden. Die Schrecken des Krieges und der Zerstörung reichen eben weit über territoriale und zeitliche Grenzen hinweg. Letztgenannter (Tim Roth) macht sich dreieinhalb Jahrzehnte nach dem letzten Kontakt der beiden auf die Suche nach seinem verlorenen Stiefbruder und öffnet damit Fenster in Gefühlswelten, die sich als hochkomplex erweisen.

        Erzählt wird die Geschichte in verschiedenen Handlungssträngen, die sich über drei Zeitebenen erstrecken: Die Zeit des 2. Weltkrieges, in der sich die Kindheit der beiden Protagonisten zuträgt, das Jahr 1955, als der Kontakt zwischen beiden in die Brüche geht und das Jahr 1990, während dessen der Engländer den Kreis zu schließen versucht, indem er den Verbleib seines langjährigen Freundes und Stiefbruders aufklären möchte. Denn schließlich lebt er in derselben Ungewissheit, von der auch die Kindheit des jüdischen Jungen geprägt war. Die Wellen des Krieges erschaffen also auch knapp fünf Dekaden später noch Ausläufer, deren Konsequenzen nur schwer abzusehen sind.

        Regisseur Francois Girard ('Der Chor – Stimmen des Herzens') nähert sich mit 'The Song of Names' Schritt für Schritt seinen beiden Hauptfiguren und macht sie und ihre Handlungen für die Zuschauer zwar teilweise begreifbar, aber allenfalls ansatzweise greifbar. Vermittelt wird ein Gespür für deren Motive (samt deren Herleitung) und doch gleitet einer der beiden dem Publikum – wie auch dem anderen Protagonisten - wie Pudding durch die Hände. Am Ende versteht man zwar, warum die beiden handeln, wie sie handeln und doch fühlt man sich rat- und hilfloser als zuvor. Zu mächtig sind die Schatten, die der Krieg auch Jahrzehnte später noch wirft. Und genau im Zutagefördern derartiger Eindrücke liegt die vielleicht größte Qualität dieser versiert umgesetzten Inszenierung eines bis ins kleinste Details durchdachten Drehbuchs. Auch wenn das handwerkliche Niveau durchweg hoch erscheint, ragt die Montage ganz besonders heraus. Die Verknüpfung der drei besagten Zeitebenen gehorcht nicht ausschließlich dem Spannungsaufbau, sondern es geht um eine schrittweise Annäherung an zwei Figuren, die als pars pro toto für ganze Generationen betrachtet werden können. Und so holen die Schrecken des Krieges mitunter auch Personen ein, die aufgrund zeitlicher und räumlicher Distanz zunächst vielleicht nur mittelbar betroffen waren. Die Zerstörungskraft von Kriegen, Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit endet eben nur in den seltensten Fällen mit der Einstellung gewalttätiger Handlungen. Girards Drama 'The Song of Names' erinnert eindringlich daran, gibt dem Publikum in einigen Facetten aber auch zarte Hoffnungspflänzchen mit auf den Weg. Denn auch wenn Schmerz für immer bleiben mag: Brücken können auch gebaut und nicht nur abgerissen werden. Und sei es „nur“ innerhalb der eigenen Ehe / Familie.

        KURZFAZIT

        Sorgfältig durchdachtes Musiker-, Historien-, Religions- und Menschen(!)drama, das sich viel aufbürdet, das Gewicht aber auch gut zu schultern vermag.

        28
        • 5 .5
          Framolf 29.08.2022, 06:58 Geändert 29.08.2022, 07:19
          über Tides

          Dystopischer Science Fiction Film europäischer Prägung. In einem trostlosen Setting aus Wattenmeer, brandenburgischem Tagebau, oberpfälzer Fabrikgebäuden und ähnlichen Locations versuchen einige Raumfahrer, eine Wiederbesiedelung der Erde vorzubereiten. Kein einfaches Unterfangen, da der blaue Planet nicht ganz so leergefegt ist, wie man anfangs vielleicht vermuten könnte.

          Vergleichsweise nüchtern und betont farblos wird hier eine Geschichte über Misstrauen, Verrat und Hoffnung(slosigkeit) vorgetragen, in der selbst größte Ungeheuerlichkeiten fatalistisch hingenommen werden (müssen). Für manche Menschen heiligt der Zweck die Mittel und der Rest kann sich nicht wehren. Keine besonders rosigen Aussichten

          Und genau diese düstere Perspektive vermag 'Tides' durchaus gut zu vermitteln. Naturgemäß wird das Rad hier nicht neu erfunden, aber das ist auch gar nicht nötig. Das Produktionsdesign wirkt stimmig und die Geschichte im Großen und Ganzen auch.

          Für Fans von Endzeitfilmen durchaus einen Versuch wert.

          KURZFAZIT

          Regisseur Tim Fehlbaum geht mit 'Tides' weder baden noch bekommt er übertrieben viel Oberwasser. Zu einem soliden Science Fiction Film mit einer eigenen Handschrift reicht es aber allemal.

          30
          • 5

            ++ Mini-SPOILER ++

            Rezept 1: Man packe ein paar Menschen in eine rollende Blechbüchse und ab damit auf Safari. Lass es dir schmecken, Löwe!

            Rezept 2: Man nehme eine Portion Tierhorror, mische sie mit etwas Familiendrama, ein wenig Thrill und Action sowie zwei bekannten Darstellern (Idris Elba und Sharlto Copley) und fertig ist der leichtverdauliche Snack für Kinogänger und andere Filmfreunde.

            Regie und Drehbuch von 'Beast – Jäger ohne Gnade' bieten Stangenware ohne nennenswerte Ausreißer nach oben oder unten (zumindest gemessen an den allermeisten anderen Produktionen aus demselben Genre. Idris Elba, ein Mediziner und Familienvater, der seine beiden Töchter zuletzt mehrfach enttäuscht hat, setzt seinen Verstand, seine medizinische Expertise und seine physische Präsenz gegen den König der Tiere ein. Aber nicht gegen irgendein Exemplar, sondern eine blutrünstige Bestie, die mit ihren Artgenossen nicht mehr viel gemeinsam hat. Stattdessen macht der tierische Widersacher des Protagonisten gezielt Jagd auf Menschen, um Rache wegen der um sich greifenden Wilderei zu üben. So wird es jedenfalls kommuniziert.

            Was soll man dazu sagen? Vermutlich dasselbe wie zu vielen anderen Tierhorrorfilmen: Kann man sich anschauen, aber hohe Erwartungen wären hier ziemlich fehl am Platz.

            KURZFAZIT

            In der Not frisst der Teu..., äh Löwe eben Flie..., äh Menschen – bzw. der Cineast halt diesen Film.

            28
            • 5 .5

              Die Welt von Hogwarts öffnet wieder ihre Pforten und lädt ihre Anhäger zum Verweilen an einigen altbekannten Orten ein. Besonders hinsichtlich der Kulissen und der Musik, die viele altbekannte Motive aufgreifen, fühlt sich der dritte Ausflug zu Newt Scamander und seinen Tierwesen wie eine Art Heimkehr an. Jedoch wie eine Rückkehr an einen Ort, über dem nun eine bedrohliche Düsternis liegt. Die unbeschwerten Tage sind vorbei – und doch will sich nur leidlich Spannung einstellen. Zu belanglos erscheinen die einzelnen Zwischenstationen und zu sehr scheint dieses Filmuniversum in seiner bisherigen Logik verhaftet zu sein. Da hilft es auch nur bedingt, dass sich die Atmosphäre mit jedem Film weiter ändert. Das Szenenbild bleibt gewohnt detailverliebt und doch liegt ein dunkler Schatten über der Welt der Muggel und magiebegabten Wesen.

              Das 'Harry Potter' Universum wird also erwachsen. Zumindest in der Hinsicht, dass statt Kindern nun eben Erwachsene dem Bösen den Kampf angesagt haben, und dass der Erzählton von Film zu Film ernster wird. Auf der anderen Seite steht eine Handlung, der es am möglichen (und vielleicht sogar nötigen) Tiefgang für einen „reifen“ Film mangelt. Überhaupt vermittelt die dritte Episode dieser Spin Off Reihe den Eindruck, dass die Geschichte eher als Überbrückung auf dem Weg zum Finale dienen soll. Aber auch das relativiert sich wieder angesichts eines Ende, das schon mal vorsichtshalber für den Fall ausbleibender Fortsetzungen vorsorgt. Notfalls könnte man es auch für sich stehen lassen und die Reihe damit beenden. Wobei die Zielrichtung aber natürlich klar - und schon aus der 'Harry Potter'-Reihe hinlänglich bekannt - ist. [SPOILER] Es läuft so lange auf unentschiedene Kämpfe oder temporäre Siege hinaus, bis ein großes Finale die endgültige Entscheidung bringt. [SPOILER ENDE] Wirklich spannend ist das nicht. Aber die Einladung zum Eskapismus wird so eben auch nicht durch allzu schrille Zwischentöne gestört.

              5,5 Punkte mit leichter Tendenz nach oben.

              KURZFAZIT

              Alter Wein in dunkleren Schläuchen.

              30
              • 5

                Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass sich ausgerechnet Amazon durch den MGM-Deal einen Film wie diesen ins Haus geholt hat. Die Dialoge während der ersten halben Stunde sind über weite Strecken jenseits von Gut und Böse. Eine ganze Reihe an Sprüchen ist komplett neben der Spur und rund ein halbes Jahrhundert später auch durch einen wie auch immer gearteten Sinn für Ironie kaum entschuldbar.

                Demgegenüber steht eine (zumindest oberflächlich betrachtet) recht übersichtlich gehaltene Handlung, die als durchaus progressiv bezeichnet werden kann. Zusammenfassen könnte man sie in drei Schlagwörtern: Profisportler, Dreiecksbeziehung und Sekte. Es geht also um von der Norm abweichende Lebensentwürfe und den Umgang damit (durch die Beteiligten, aber auch durch Außenstehende). Auch wenn das Geschehen eher flapsig aufbereitet wird, so wird hier doch an verschiedenen Stellen ein relevanter Kern getroffen – oder zumindest gestriffen. Und somit handelt es sich bei 'Semi-Tough' eben nicht nur um eine grobschlächtige Komödie, sondern auch um ein bisweilen nachdenkliches Schauspiel, das aufreizend salopp vorgetragen wird.

                KURZFAZIT

                Schräge Mischung: Teilweise aus der Zeit gefallen, aber in manchen Facetten durchaus modern.

                23
                • 5 .5
                  Framolf 16.08.2022, 05:51 Geändert 16.08.2022, 06:52

                  ++ Minimale SPOILER ++

                  Teile der Crew von 'Damages – Im Netz der Macht' haben sich nach Beendigung der fünf Staffeln erneut zusammengefunden und gemeinsam die Serie 'Bloodline' ausgeheckt, die durchaus einige Gemeinsamkeiten mit dem Vorgängerprojekt aufweist. Erneut stehen ein paar wohlhabende und teilweise auch einflussreiche Personen mit starkem Hang zur Kriminalität einigen deutlich ärmeren Leuten gegenüber, die es mit dem Gesetz auch nicht sehr viel genauer nehmen. Der Hauptunterschied zwischen beiden Gruppierungen besteht im Grunde lediglich im öffentlichen Ansehen und dem Grad der Verbissenheit, mit dem deren Taten durch die Behörden verfolgt werden. Natürlich gibt es keine Regel ohne Ausnahme, aber im Großen und Ganzen läuft es darauf hinaus, dass sich irgendwelche Verbrecher mit irgendwelchen anderen Verbrechern anlegen. Es wird gelogen, was das Zeug hält und irgendwie liegt stets ein leichter Hauch von 'Miami Vice' in der Luft – allerdings nur thematisch. In stilistischer Hinsicht wird hier ein völlig anderer Weg gegangen.

                  Der vielleicht größte Pluspunkt von 'Bloodline' dürfte die Besetzungsliste sein, die sich mit Namen wie Kyle Chandler, Ben Mendelsohn, Linda Cardellini, Sissy Spacek, Chloe Sevigny, Beau Bridges, John Leguizamo oder David Zayas auch vor den Casts vieler Kinofilme nicht verstecken muss. Einige der Darsteller bieten in manchen Szenen bemerkenswerte Leistungen auf, können jedoch auch nicht immer über den dramaturgischen Leerlauf hinwegtäuschen, der in vielen anderen Sequenzen herrscht.

                  Ebenfalls sehen lassen können sich die Kulissen aus dem Umfeld der Florida Keys, die besonders während der ersten Staffel in farbenprächtigen Bildern auf den Bildschirm gebracht werden. Anstelle der mitunter übersättigten Farben treten in der zweiten und dritten Staffel jedoch grauschleierhafte Farbfilter, die wohl Perspektivlosigkeit, Schmutz und die Abwesenheit eines Sinnes für die Schönheit signalisieren sollen, auf der anderen Seite den Kulissen jedoch auch nahezu jeglichen Schauwert rauben, was neben den bereits erwähnten Leerstellen in der Handlung den Unterhaltungswert deutlich trüben kann. Hinzu kommen einige dramaturgische Taschenspielertricks, wie man sie bereits aus 'Damages' kennt, wie zum Beispiel die häppchenweise Preisgabe von Informationen bezüglich zukünftiger oder vergangener Ereignisse, die je nach Kenntnisstand wiederholt komplett auf den Kopf gestellt werden. Ab der zweiten Staffel wird der Einsatz derartiger Stilmittel reduziert, wofür sich allerdings andere Marotten – wie etwa stetige Wiederholungen - einschleichen. Zudem werden mehrfach Handlungsentwicklungen bedeutungsschwanger aufgebauscht, um letztlich dann doch lapidar abgearbeitet zu werden. Zu alldem werden auch hier wieder Namen fast schon matraartig wiederholt. „Rayburn“ ist also das neue „Patty Hewes“, wenn man so möchte...

                  Zu Beginn der finalen Staffel ändert sich der Erzählrhythmus, indem in kurzen Abständen zwischen verschiedenen Handlungssträngen hin- und hergesprungen wird, wodurch die Parallelmontage fast schon zum leitenden Prinzip mehrerer Episoden erhoben wird. Gegen Ende hin wagen die Produzenten ein kleines Experiment durch die Verfilmung eines Skripts, das in so ähnlicher Form auch zu 'The Leftovers' passen könnte. Aber im Grunde ist es zu diesem Zeitpunkt bereits zu spät, sich selbst neu zu erfinden. Die Detailbewertungen in der imdb weisen auf ein paar wenige begeisterte und unzählige enttäuschte Zuschauer dieses immerhin gewagten und durchaus ambitionierten Experiments hin. Abgeschlossen wird die Serie durch ein Ende, das im Großen und Ganzen rund wirkt und zwar Anknüpfungspunkte für mögliche Fortsetzungen lässt, aber letztlich schon deutlich auf einen bündigen Abschluss bedacht ist. Zumindest in dieser Hinsicht kann man sich also mehr oder weniger bedenkenlos in den moralischen Sumpf der upper class Floridas begeben.

                  Wenn die Kombination aus 'Damages' und 'Bloodline' irgendetwas lehrt, dann dies: Egal ob Großstadtmoloch oder Rentnerparadies – im Verbrechen sind alle Gegenden gleich und Unterschiede in der gesellschaftlichen Herkunft bestehen allenfalls im nachträglichen Umgang mit Gesetzesüberschreitungen. Die mitunter etwas bizarre Faszination, die in beiden Serien für bestimmte soziale Milieus geäußert wird, wirkt anfangs in ihrer scheinbaren Naivität etwas irritierend und später in ihrer Ambivalenz eher befremdlich, aber gegen Ende hin dann doch einigermaßen nachvollziehbar und stimmig.

                  KURZFAZIT

                  Mischung aus Familiensaga und Thriller. Passend zur Location jedoch streckenweise im Schneckentempo vorgetragen, während an anderen Stellen etwas merkwürdig anmutende Zeitsprünge unternommen werden.

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                  • 7
                    Framolf 12.08.2022, 06:33 Geändert 12.08.2022, 06:34

                    ++ Leichte SPOILER ++

                    Wie gut kennst du deinen Partner? Würdest du in ausnahmslos allen Belangen deine Hand für ihn ins Feuer legen? Und was wäre, wenn die langjährige Beziehung nicht nur auf einer einzigen Lüge, sondern auf einem regelrechten Fundament von Unwahrheiten aufgebaut wäre?

                    Fragen wie diesen geht die Protagonistin (Sandra Hüller) in Jan Schomburgs Drama 'Über uns das All' nach. Natürlich wird der Bogen hier ganz bewusst deutlich überspannt, aber gerade auf diese Weise lässt sich das besagte Problem dann natürlich auch sichtbarer machen. Von heute auf morgen zieht es der Protagonistin den Boden unter den Füßen weg und sie beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Zwar ziemlich unkoordiniert, aber immerhin. Was in vielen Filmen als Grundlage für einen Thriller dient, wird hier in Dramenform aufbereitet, zumal die Protagonistin ab einem bestimmten Punkt ohnehin dazu übergeht, eine vergangene Situation neu herbeiführen zu wollen und dabei ihre Ermittlungen endgültig aus dem Auge verliert.

                    Zufriedenstellende Antworten auf die eingangs gestellten Fragen kann auch dieser Film nicht geben, aber er vermittelt ein Gefühl dafür, wie es vielleicht sein könnte, wenn man sich unvermittelt nahezu sämtlicher Gewissheiten beraubt sieht. Man schlingert dann eben möglicherweise erstmal nur durch das Leben, statt wirklich Kontrolle über die eingeschlagene Richtung zu haben. Und dieses Gefühl macht Jan Schomburg in 'Über uns das All' erlebbar. Gute Laune ist hier quasi permanent abwesend und ein Gefühl der Verzweiflung macht sich breit. Aber man lehnt sich wahrscheinlich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man feststellt, dass gerade in solchen Momenten das deutschsprachige Dramenkino oftmals am stärksten ist.

                    KURZFAZIT

                    Was bleibt einem noch bei einer nahezu vollständigen Abwesenheit von Gewissheiten? Gut, dieser Film hier. Aber sonst? Vielleicht eine ständige Wiederholung alter Muster. Doch wohin führst das? Womöglich in die Unendlichkeit des Alls.

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                    • 4
                      Framolf 05.08.2022, 04:10 Geändert 05.08.2022, 05:48

                      Vorneweg: Niemand erwartet eine Doku oder eine gute Geschichte von Filmen wie 'G.I. Joe – Die Abrechnung'. Aber die ohnehin schon niedrigen Erwartungen in dieser Hinsicht zu unterbieten, muss man erstmal schaffen.

                      Natürlich ist hier nicht alles schlecht. Die Besetzungsliste weist mit Dwayne Johnson, Bruce Willis, Channing Tatum, Walton Goggins, Jonathan Pryce, Ray Stevenson, RZA u.v.m. einige prominente Namen auf und zumindest ein Teil der Szenen wurde durchaus ansprechend umgesetzt. Doch die Geschichte, die hier erzählt wird, erscheint so abstrus, dass man sich wundert, dass überhaupt irgendein „Autor“ seinen Namen druntergesetzt hat. Glückwunsch an Paul Wernick und Rhett Reese.

                      Für einen FaHaBa-Abend (Film ab, Hirn aus, Bier auf) reicht es zwar allemal, aber selbst dafür wäre es ja keine Schande, wenn man als Produzent; Regisseur oder Autor zumindest so tun würde, als würde man das Publikum ernst nehmen. Aber so steht am Ende eben ein Film, den man sich schon irgendwie anschauen kann, der aber die Chance auf etwas mehr Qualität achtlos wegwirft.

                      KURZFAZIT

                      'G.I. Joe – Die Abrechnung' ist so stark auf die Actionfiguren, die hier beworben werden, zugeschnitten, dass man sie offenbar sogar das Drehbuch hat schreiben lassen...

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                      • 5
                        Framolf 27.07.2022, 06:28 Geändert 27.07.2022, 06:32

                        Die billigen Vorboten der Avengers...*

                        Okay, ernsthaft: Eine Gruppe von Soldaten mit außergewöhnlichen Fähigkeiten soll die Welt vor einer existenziellen Gefahr retten. Und genauso originell, wie die Prämisse klingt, fällt dann auch der gesamte Film aus. Im Grunde kennt man ihn schon, bevor man ihn gesehen hat. Irgendwo zwischen den 'X-Men' und 'The Expendables' wird hier ein Film präsentiert, für dessen Sichtung sich nicht allzu viele Argumente finden lassen, der aber zumindest einen soliden Unterhaltungsfaktor bietet. Für einen seichten Actionabend reicht's.

                        KURZFAZIT

                        Klassische Stangenware. Als Werbespot für Spielzeug aber durchaus bemerkenswert...

                        *(nicht in Bezug auf das Budget, das mit geschätzten 175 Mio US-Dollar noch mehr oder weniger üppig ausfällt)

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                        • 5

                          Hasbro folgt der Veröffentlichungsstrategie, die einst von Fox für die 'X-Men' Reihe ersonnen wurde – in Zeitlupe. Nach zwei Filmen über eine ganze Gruppe von Helden und Antihelden kam rund zwölf Jahre nach der Veröffentlichung des initialen Filmes ein erstes Spin Off in Form einer Origin Story in die Kinos. Erzählt wird die Geschichte des Kampfkünstlers Snake Eyes. Dementsprechend fällt auch die Inszenierung aus. Irgendwo zwischen Action-, Martial-Arts- und Superheldenfilm (letzteres bezieht sich eher auf den Aufbau der Handlung als auf die Charaktere) versucht man hier, mehrere Zielgruppen abzuholen, was zumindest mit durchwachsenem Erfolg gelingt. Zwar fügen sich die einzelnen Zutaten schon irgendwie halbwegs stimmig zusammen, wirkliche Neuerungen bietet das Ergebnis aber trotzdem nicht. Einzelne Szenen wissen durchaus zu unterhalten, der Film als Ganzes bietet aber trotzdem kaum Alleinstellungsmerkmale oder nennenswerte Vorzüge gegenüber anderen Actionfilmen.

                          KURZFAZIT

                          Durch und durch durchschnittlich.

                          34
                          • 3 .5

                            Satte 26 Jahre mussten unzählige Filmfans warten, bis der große Traum in Erfüllung ging: Eine Fortsetzung von 'Deadly Prey'! Und Familie Prior hat sich nicht lumpen lassen. Man hat ein paar Leute samt deren Angehörigen, wie etwa Tara und Shawn Kleinpeter oder Dimitri und Suki-Rose Sumakis (im Abspann noch als Suki-Rose Etter) mit eingespannt und mehreren von ihnen gleich eine ganze Reihe von Aufgaben anvertraut. Und getreu dem Motto, dass man ein erfolgreiches Team nie verändern sollte, wurden auch viele Darsteller aus dem Originalfilm erneut mit eingebunden. Einen Charakter, der im 80er Film getötet wurde, kann man dann natürlich nicht erneut auftreten lassen, aber glücklicherweise hat dieser einen bisher nie erwähnten Bruder, der exakt genauso aussieht. Selbstverständlich ist auch der Protagonist wieder dabei, der nach wie vor dafür zuständig ist, den Müll rauszubringen und immer noch bereitwillig Passanten (hier: Regisseur und Autor David A. Prior, Bruder des Hauptdarstellers Ted Prior) den Weg weist. Nur die legendäre Mikrojeans bleibt dieses mal (im wahrsten Sinn des Wortes) im Schrank.

                            Man sieht also: Die kaum vorhandene Handlung wird mit einem Augenzwinkern und einer kleinen Portion Selbstironie erzählt. Die Crew suhlt sich regelrecht im Trash und man merkt den Darstellern an, dass dieses Gaudiprojekt alles andere als eine lästige Pflichtübung für sie ist. Da selbst an einem Superhelden, über den in einem Dialog gemutmaßt wird, er könne das Vorbild für die Rambo-Filme sein, irgendwann der Zahn der Zeit nagt, finden einige der Kämpfe gefühlt in Zeitlupe statt; und auch der Laufstil einiger Darsteller deutet auf einige Wehwehchen hin. Doch auch wenn das Alter vielleicht dem Körper des Helden zusetzen mag, die Gegner können das ganz bestimmt nicht! Sollen sie nur kommen, diese Amateure. Sie werden sowieso wieder Stück für Stück(!) zurückgeschickt. Hand (oder besser: Arm) drauf!

                            KURZFAZIT

                            Trashige und einigermaßen unterhaltsame Fortsetzung, aber letztlich sicher nur der Auftakt zu 'Deadliest Prey of All', 'Deadly Prey Forever' und 'Deadly Prey in Space' – oder wie auch immer die weiteren Filme heißen mögen. ;-)

                            30
                            • 3 .5

                              In Unterhosen durch den Dschungel. Na gut, durch den Stadtwald.

                              Skrupellose Geschäftsleute kidnappen Otto Normalbürger, um sie als „Ausbildungsmaterial“ in ihrer Söldnerschule zu verwenden. Denn wie lässt sich das redliche Söldnerhandwerk besser erlernen, als durch die Jagd auf den Alpha Kevin von nebenan? Blöd nur, wenn man an einen Rambo-Imitator mit brontaler Frisur gerät, der so gar keinen Bock darauf hat, erstochen oder erschossen zu werden. Und so rennt er eben immer an den fünf selben Bäumen und Sträuchern vorbei und lauert dort den (offenbar mehrheitlich schwerhörigen) Leuten auf, die eigentlich hinter ihm her sind. 'Deadly Prey' eben.

                              80er Trash in Reinform. Legendäre Schauspieler, legendäre Action und sogar ein Hubschrauber sowie einige Panzer als Kulisse! Enttäuschend ist eigentlich nur, dass Chuck Norris nicht mitspielt. Aber zwei solcher Superhelden wären vielleicht auch des Guten zuviel. Denn dann wären die Bösen womöglich in zwei Minuten ausgelöscht und wir müssten den beiden Helden beim Biertrinken zusehen. In Unterhosen, versteht sich. Dann lieber doch Jogging mit Messer und Maschinengewehr; vorbei an den fünf üblichen Bäumen.

                              KURZFAZIT

                              Lauf weg! Nicht unbedingt vor den unfähigen Bösewichten, sondern vor diesem Machwerk!

                              27
                              • 5 .5

                                Der blaue Igel ist wieder da! Gut, eigentlich war er nie weg, aber sein Gegenspieler Dr. Robotnik (Jim Carrey) ist tatsächlich zurück vom Pilzplaneten; und er ist kein Stück weniger verrückt als früher - ganz im Gegenteil! Ansonsten bleibt im Großen und Ganzen alles beim Alten, mit dem kleinen Unterschied, dass sowohl Sonic als auch Robotnik Verstärkung haben. Gespielt wird also die Karte, auf die in vielen Fortsetzungen gesetzt wird: Das Wesen des Vorgängers beibehalten, aber in mehreren Facetten für Steigerung sorgen. Also mehr Tempo, mehr Action, mehr CGI und eine noch absurdere Handlung. Große Enttäuschungen bei den Fans des ersten Filmes sind damit fast ausgeschlossen, positive Überraschungen andererseits aber auch. Bemerkenswert ist die große Anzahl an Referenzen an zahlreiche andere Kinofilme (wie zum Beispiel 'Cast Away', 'Star Trek', 'Batman' und viele mehr), die aber meist über Oneliner oder kurze Bilder nicht hinausgehen.

                                Und so ist 'Sonic the Hedgehog 2' eben das, was es ist: Ein heiterer und durchaus kurzweiliger Spaß, dem man manchmal aber noch etwas mehr Mut zu einer eigenen Handschrift wünschen würde. Denn gerade die schlitzohrige Charakterzeichnung des kleinen Igels wirkt durchaus charmant, sodass es gar nicht unbedingt nötig wäre, bei der Struktur oder der Gestaltung der Actionsequenzen so nahe an erfolgreichen Produktionen der Konkurrenz zu bleiben.

                                KURZFAZIT

                                Kleiner Igel, (einigermaßen) große Unterhaltung.

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                                • 7

                                  Television war gestern. WandaVision ist heute. Aufbauend auf einem platten Wortspiel. dessen Grundidee vielleicht so oder so ähnlich gelautet haben könnte, präsentiert Disney den womöglich originellsten Streich, der bisher im Rahmen des MCU veröffentlicht wurde. Passenderweise hat man für dieses Projekt einen Titel gewählt, der kurz und bündig sowohl die beiden wichtigsten Charaktere als auch das Konzept der Erzählung gleichermaßen abbildet.

                                  Wenn man einen (zwischendurch eingeschobenen) Seitenarm der Handlung ausblendet, werden während der ersten beiden Drittel der voraussichtlich einzigen Staffel ausgehend von den 50er Jahren beliebte Comedyserien aus mehreren Dekaden adaptiert bzw. liebevoll persifliert. Und mit ihnen all die Qualitäten und Marotten der jeweiligen Phasen und Produktionen. Los geht es mit 'I Love Lucy' und ganz besonders 'The Dick Van Dyke Show', garniert mit ein paar augenzwinkernden Einsprengseln aus weiteren Formaten wie 'The Addams Family', 'The Munsters' und einigen mehr. Und so zieht sich ein roter Faden von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, wobei es die Autoren und Produzenten mit den Grenzen nicht allzu genau nehmen – was letztlich auch ohnehin nicht möglich wäre. Schließlich laufen ja viele Serien über Dekadengrenzen hinweg oder unterliegen einem ständigen Wandel, sodass es auch zwischen den einzelnen Staffeln deutliche Unterschiede gibt. Die Referenzen jedenfalls ziehen sich durch alle Ebenen des Inhalts und Stils. Das Drehbuch hält sich an inhaltliche Elemente der Vorbilder und gestaltet auch die Humoreinlagen dementsprechend. Aber auch Kamera, Musik, Schnitt, Maske, Kostüm, Ausstattung und Bühnenbild bedienen sich munter bei erfolgreichen Sitcoms und kombinieren deren Elemente neu – wobei in jeder Hinsicht pro Dekade jeweils eine Serie deutlich dominiert. Neben einer profunden Kenntnis der jeweiligen Epochen und Stilrichtungen beweist die Crew auch ein gutes Auge für Details und ein nicht minder eiskaltes, äh glückliches Händchen bei der filmischen Umsetzung. Im Schlussdrittel verfällt man dann wieder in „klassische“ MCU-Muster und serviert einen weiteren Aufguss des altbekannten Konzepts. So ganz kann und will man bei Disney eben nicht aus seiner Haut.

                                  Für Elizabeth Olsen erweist sich diese Serie als purer Glückfall (was aber ausdrücklich auch umgekehrt gilt). Sie darf eine große Bandbreite an Emotionen in einer facettenreichen Rolle zeigen und meistert diese Aufgabe hervorragend. Durch die Konzeption als Miniserie steht ausreichend Zeit zur Charakterentfaltung zur Verfügung, die in dieser Hinsicht auch versiert genutzt wird.

                                  Unter dem Strich zeigt 'WandaVision', was im Rahmen des MCU grundsätzlich noch möglich sein könnte, sofern man seitens Disney bereit ist, ein wenig ins Risiko zu gehen. Ob dieses Projekt in Bezug auf weitere Stilbrüche zukunftsweisend sein könnte, wird sich noch zeigen; eine gewisse Skepsis dürfte allerdings angebracht sein.

                                  KURZFAZIT

                                  Bezaubernd; auch wenn die Produzenten gegen Ende der Mut verlässt.

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                                  • 8

                                    ++ Leichte SPOILER ++

                                    Der Titel erweckt Assoziationen an Horrormachwerke wie 'Slender Man', 'Bye Bye Man' und Co. Doch weit gefehlt. Hier geht es in eine völlig andere Richtung.

                                    Auf einen unheilvoll präsentierten Prolog aus dem Himalaya folgt die Geschichte eines ausgebrannten Mannes (auch eine Form von Leere), der sich auf die Suche nach der vermissten Tochter einer Freundin macht. Erste Hinweise nähren den Verdacht, dass entweder eine mythische Sagengestalt oder eine Sekte eine Rolle bei dem Fall spielen könnte. Vielleicht ist auch beides oder nichts davon der Fall.

                                    Mit inszenatorischen Mitteln des Film Noir wird der Protagonist bei seine Ermittlungen begleitet, die eine enorme zerstörerische Kraft entfalten. Einerseits in Form von Selbstdestruktion, andererseits auch als Vernichtung, die eine Schneise durch sein Umfeld schlägt. Dabei gerät er immer tiefer in einen Sog, dem er sich nur schwer entziehen können wird. Ähnlich kann es einem dabei als Zuschauer gehen, wenn (auch dank des düsteren Scores) eine Atmosphäre kreiert wird, die die Bedrohung auch vor der Leinwand oder dem Bildschirm regelrecht erlebbar macht. Dass die Handlung eher minimalistisch gehalten ist, kann da schnell in den Hintergrund rücken, wenn man sich gerne von solchen filmischen Welten gefangen nehmen lässt. Speziell in dieser Hinsicht kann man wirklich nur sämtliche Hüte vor Regisseur David Prior ziehen. Denn genauso wie sich die Schlinge um den Protagonisten immer enger zieht, wird auch den Zuschauern eine zunehmend intensiver werdende Inszenierung geboten.

                                    Und so erhält der Titel dieses albtraumhaften Trips mit dem Ende eine ganz eigene zynische Note. Inwiefern? Findet es selbst heraus! Der Abstieg hinab in die Abgründe der Seele und der Psyche kann sich durchaus lohnen; besonders, wenn man atmosphärisch dichte Inszenierungen zu schätzen weiß.

                                    KURZFAZIT

                                    Das Verderben in Filmform: Grimmig, düster, pessimistisch.

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                                    • 5

                                      Ähnlich wie der vier Jahre später produzierte Science Fiction Thriller 'Replicas' befasst sich auch Wally Pfisters 'Transcendence' mit der Frage, ob und wie man in Zukunft Erinnerungen oder sogar eine komplette Persönlichkeit konservieren können wird. Direkt daran angeschlossen ist die Problematik über den Anteil der Wissenschaftler bzw. Programmierer an einem solchen Projekt. Würde es also gelingen, den gedanklichen und ideellen Inhalt eines Gehirnes zu speichern, hätte man dann tatsächlich auf „neutrale“ Weise eine absolut identische Kopie erstellt oder würde nicht auch eine gewisse Akzentuierung durch den Projektleiter oder andere Beteiligte mit in den Konservierungsprozess einfließen?

                                      Der Befund über das Ergebnis der Inszenierung fällt allerdings nicht gravierend anders aus als in Bezug auf den bereits genannten Thriller 'Replicas'. Ausgehend von einer durchaus anspruchsvollen Prämisse werden auch einige Fragen aufgeworfen, die aber gar nicht richtig beantwortet werden, sondern eher mit herkömmlichem Thrill erstickt werden. Kann man so machen, riecht aber auch ein wenig nach einer verpassten Chance.

                                      Sehen lassen kann sich immerhin die Besetzungsliste mit bekannten Namen und Gesichtern wie Johnny Depp, Rebecca Hall, Paul Bettany, Morgan Freeman, Cillian Murphy, Kate Mara oder Xander Berkeley. Über die Maßen gefordert wird allerdings keiner von ihnen.

                                      KURZFAZIT

                                      Ambitionierte Prämisse, die aber letztlich nur für ein paar wenige schnöde Actionszenen herhalten muss.

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                                      • 4 .5

                                        Nach einem tragischen Unfall mit Todesfolge spielt ein Wissenschaftler (Keanu Reeves) mit der Idee, seine bisherigen Forschungsergebnisse für eine Art verspäteten Wiederbelebungsversuch einzusetzen (dieser Einleitungssatz zur Prämisse enthält ganz bewusst Ungenauigkeiten, um nicht unnötig zu spoilern).

                                        Das Ergebnis der (aus handwerklicher Sicht) grundsoliden Inszenierung ist eine Mischung aus Science Fiction, Drama und Thriller, die allerdings ein wenig an ihrem Drehbuch krankt. Einige Handlungselemente wirken nur sehr bedingt plausibel und die Art und Weise, auf die dem Publikum das Ende verkauft wird, erscheint auch etwas zweifelhaft.* Grundsätzlich klingt die Idee für diesen Film durchaus vielversprechend, doch der Drehbuchautor Chad St. John manövriert sein Projekt schnell in eine Lage, in der man sich fragt, wie man die Situation halbwegs ambitioniert auflösen will bzw. wird. Und wie sich bereits früh andeutet, ist diese Herkulesaufgabe tatsächlich kaum zu bewältigen.

                                        Und so bleibt am Ende eben nur ein Film, der bestenfalls als Durchschnitt durchgeht. Einerseits immerhin, aber andererseits in Anbetracht der Fallhöhe der Thematik auch etwas ernüchternd.

                                        KURZFAZIT

                                        Science Fiction Räuberpistole. Als guilty pleasure okay, aber das war's dann auch schon.

                                        *++ SPOILER zum FILMENDE ++

                                        Mögliche medizinische Nebenwirkungen werden ebenso ausgeblendet wie psychische Komplikationen. Das „Happy End“ für die Tochter macht es auch nicht besser. Ganz im Gegenteil: Andernorts ist das der Stoff, aus dem Horrorfilme gemacht werden...

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                                        • 6 .5

                                          Launige Unsinnskomödie über drei „Seitensprungsbetroffene“, die sich in einer skurrilen Dreieckskonstellation befinden. Der gehörnte Ehemann fängt an, seinen zwischenzeitlichen Nebenbuhler, der mehr oder weniger eine Witzfigur ist, mit zweifelhaften Methoden und überschaubarem „Fachwissen“, das über Klischees nicht hinauskommt, in Sachen Flirttechniken zu coachen.

                                          In Bezug auf den Humor zieht das Drehbuch einige halbwegs unerwartete Register, wodurch die Erzählung recht kurzweilig und heiter wirkt. Die Handlung an sich kann man getrost den Filzläusen geben, aber wen kümmert schon die Geschichte bei solchen Spaßprojekten? Für rund anderthalb Stunden schräger Unterhaltung mit ein paar flotten Dialogen reicht es allemal.

                                          6 – 6,5 Punkte.

                                          KURZFAZIT

                                          Buddykomödie der etwas anderen Art.

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                                          • 5 .5

                                            Netflix wird bekanntlich gerne mal vorgeworfen, gerade im Horrorbereich nur uninspirierte Stangenware zu produzieren. Den Eindruck hatte auch ich bisher. Doch nach der Sichtung von 'I Am the Pretty Thing That Lives in the House' nehme ich alles zurück und behaupte das Gegenteil.

                                            Aber im Ernst: Natürlich macht eine blutige Schwalbe noch lange keinen Horrorsommer, aber speziell mit Blick auf diesen Film ist zumindest der Vorwurf der Mutlosigkeit komplett unbegründet. Das Problem ist nur, dass das hier präsentierte Ergebnis bei weiten Teilen des Publikums alles andere als gut anzukommen scheint. Wie das eben manchmal so ist mit den Geistern, die man rief. Rein thematisch bewegt man sich hier irgendwo zwischen Gaspar Noés 'Enter the Void' und David Lowerys 'A Ghost Story'. Die Langatmigkeit im Erzählstil verbindet Oz Perkins Netflix-Ausreißer auch mit letzterer Produktion. Erzählt wird die Geschichte einer verstorbenen Person, die die Zuschauer auf einen transzendentalen Rundgang durch das Gebäude mitnimmt, in dem einst das tödliche Verbrechen an ihr stattfand. Ein Mysterium wird rund um diese Prämisse gar nicht erst aufgemacht, da bereits von Anfang an die Karten offen auf dem Tisch liegen – zumindest was die besagte Ausgangslage betrifft. Im Zuge des Endes werden den Rezipienten dann allerdings doch nochmal ein paar Puzzleteile hingeworfen, die auf den ersten Blick in keiner der naheliegenden Konstellationen komplett zusammenpassen wollen. Für etwas Knobelfutter ist also durchaus gesorgt – sofern man nicht bereits vorher eingeschlafen ist oder die Sichtung abgebrochen hat. Denn stilistisch könnte man hier nicht sehr viel weiter von einem Durchschnittsfilm entfernt sein. Die Protagonistin schleicht von Raum zu Raum, erläutert aus dem Off ihre Eindrücke und Gedanken und rezitiert fiktive populärliterarische Texte.

                                            Klingt zäh und ist es irgendwie auch, doch in filmhandwerklicher Hinsicht kann die Inszenierung durchaus auch so etwas wie Genuss bieten – allerdings nur für sehr geduldige Zuschauer. Kamera und Beleuchtung sind versiert umgesetzt und ganz besonders der (vollkommen unmelodiöse) Score steuert auf anfangs subtile, später etwas offensichtlichere Weise die Atmosphäre. In selten dagewesener Monotonie legt er sich wie ein Teppich unter die Handlung und erzeugt zunehmendes Unbehagen. Denn das Tückische an einem Teppich in einem alten Haus ist eben auch, dass er Stellen verbergen kann, an denen der Boden möglicherweise nachgeben wird, wenn man auf sie tritt. Und genau so lässt sich eben auch Unsicherheit vermitteln und drohendes Unheil ankündigen. Dumm nur, wenn dieses dann nur angedeutet wird, statt sich eruptiv Bahn zu brechen. Lange Gesichter diesseits der Mattscheibe sind dann im Prinzip schon vorprogrammiert.

                                            Doch auch wenn Oz Perkins mit seinem Entwurf nur wenig bis gar nicht Rücksicht auf die Sehgewohnheiten und Erwartungen vieler Zuschauer zu nehmen scheint, ist sein Film keineswegs schlecht (besonders nicht in handwerklicher Hinsicht); er ist einfach nur anders. Völlig anders. Wer im Zweifelsfall lieber unperfekte filmische Sonderlinge sichtet als solide und routiniert abgefilmte Konfektionsware, kann durchaus mal einen Gang durch das Haus wagen, in dem (laut Selbstaussage) ein hübsches Ding lebt. Enttäuschungspotenzial dürfte trotzdem vorhanden sein. Sollte man allerdings auf der Suche nach einer „sicheren Nummer“ oder gar kurzweiliger Horrorunterhaltung sein, ist ein weiter Umweg um das ominöse Gebäude mehr als angeraten.

                                            KURZFAZIT

                                            Arthouse-Horror für besonders hartgesottene (Arthouse-, nicht Horror-)Fans.

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                                            • 6 .5

                                              ++ Minimale SPOILER ++

                                              Selbstreferenzielle Stoffe, in denen sich die Filmbranche selbst beweihräuchert oder durch den Kakao zieht, scheinen bei den Studios Hollywoods immer gerne gesehen zu sein. Warum auch nicht? Schließlich können sich Filmemacher dann in dem Metier bewegen, in dem sie ohnehin schon zu Hause sind und auch den einen oder anderen Gedanken unterbringen, der ihnen sowieso schon unter den Nägeln brennt. Von außen stellt sich der Eindruck ein, dass der eine oder andere große Name fast schon von selbst auf der Besetzungsliste auftaucht. Im Fall von 'Kings of Hollywood' wären dies mit den Oscar Gewinnern Robert De Niro, Tommy Lee Jones und Morgan Freeman drei Lichtgestalten ihres Faches, die u. a. von Zach Braff und Emile Hirsch flankiert werden.

                                              Als zweite Komponente gesellt sich zu der Geschichte über den Filmdreh eine Storyline über einen Versicherungsbetrug, der sich als mühsamer erweist als gedacht. In der Tradition der 'Road Runner' Episoden (und ein wenig auch im Geist von 'Ein Fisch namens Wanda') werden dabei irrwitzige Pläne geschmiedet, die allerdings schwer an ihrer Ausführung kranken. Wirklich bahnbrechend ist dieses Konzept zwar nicht (erst recht nicht, da es sich dabei um ein Remake einer Komödie aus den 80er Jahren handelt), wer den Film ungespoilert sichtet, dürfte aber dennoch solide Chancen auf gute Unterhaltung haben. Beim (Binnen-)Dreh des Western wäre vielleicht noch etwas mehr Akkuratesse wünschenswert gewesen (beispielsweise in Bezug auf die Kamerapositionen oder die plötzlich aus dem Nichts vorhandene Filmmusik bei der Aufführung im Autokino), aber im Großen und Ganzen erweist sich das Aufeinandertreffen der drei Kinolegenden als durchaus spaßiges Ereignis.

                                              KURZFAZIT

                                              Kürbis! Rhabarber! Zitronengras!

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                                              • 3
                                                Framolf 29.06.2022, 02:39 Geändert 19.01.2023, 05:08

                                                Universum XD5416X9-404, 05.01.2019, irgendwo in Süddeutschland (ob es sich bei XD5416X9-404 um unser Universum oder eine parallele Dimension handelt, bleibt der Phantasie der Filmfans überlassen). Thomas Gottschalk richtet sein Wort an Roland Emmerich: „Wetten, dass Sie es nicht schaffen, einen Film zu produzieren, dessen Handlung noch abstruser ist als die Geschichten all ihrer bisherigen Verfilmungen?“ Emmerich lächelt daraufhin nur müde und antwortet: „Lasst euch überraschen.“

                                                Rund 37 Monate später. Die Welt hat knapp zwei Jahre einer weltweiten Pandemie hinter sich, der russische Einmarsch in die Ukraine zeichnet sich ab und in Europa wächst die Inflationsgefahr. Doch es gibt auch Hoffnung für die Menschen. Roland Emmerich steht kurz davor, das Ergebnis seiner Wette zu präsentieren und den Kinogängern gut zwei Stunden Freude zu bieten. Gut, das Thema seiner Erzählung ist genauso hoffnungsfroh wie es originell ist: Der Stuttgarter Arthousefilmer möchte einmal mehr die filmische Welt in Schutt und Asche legen. Aber hey, warum auch nicht. Wenn er eine gute Geschichte zu erzählen hat, ist man doch gerne mit dabei!

                                                Das Attribut „gut“ ist bei derlei Produktionen natürlich relativ. Mit ein, zwei originellen Ideen und einer zumindest im Ansatz plausiblen Story ist schon viel gewonnen. Oder man macht es eben wie Roland Emmerich und vermischt ein Grundgerüst aus formelhaftem Aufbau (Backstorywound, Heldenreiseprinzip etc.) mit altbekannten Elementen aus der eigenen Filmographie (notdürftig miteinander verknüpfte Handlungsstränge auf der Erde und im All) und reichert sie mit so vielen absurden Einfällen an, wie sich in ungefähr 130 Minuten pressen lassen. Einige der Handlungselemente sind dabei so sehr an den Haaren herbeigezogen, dass selbst die Mondnazis aus dem finnischen Trasher 'Iron Sky' blass vor Neid werden (sofern sie es nicht schon vorher waren). Aber gut, bei einem Budget von kolportierten 150 Millionen Dollar sollte man vermutlich auch nicht zu hohe Ansprüche an das Skript stellen. Schließlich lautet die Faustregel einiger Studios, dass die ersten 500 Millionen Dollar eines Budgets grundsätzlich nur für Effekte und Darstellergagen zu verwenden sind (abgesehen von den Faktoren, die halt zwingend bezahlt werden müssen, wie beispielsweise Catering, Security, Transport, persönliche Assistenten usw.).

                                                Aber genug geätzt, das passendste pars pro toto liefert das Produktionsteam selbst mit dem wiederholten Product Placement einer russischen Anti-Virensoftware. Die erste reguläre Veröffentlichung von 'Moonfall' erfolgte am 02.02.2022 (Gerüchten zufolge wurde ganz gezielt ein Datum gewählt, das dem MP-Trashmob sehr nahekommt), in den USA war dies am 04.02.2022 der Fall und in Deutschland wurde dieses Machwerk am 10.02.2022 auf das Publikum losgelassen. Exakt 14 Tage nach dem Bundesstart hatte sich die Produktwerbung nach Russlands Invasion in der Ukraine schon wieder erledigt. Nicht viel anders verhält es sich mit dem Film als Ganzes. Zwar ist er auf seine ganz eigene Weise streckenweise durchaus kurzweilig, aber im Grunde war er schon im Veröffentlichungsmonat aus seiner Zeit gefallen. Speziell über die Handlung hätte man sicherlich sogar in den 90ern schon die Augen verdreht. In den 30er Jahren wäre man vielleicht gerade noch damit durchgekommen, aber im 21. Jahrhundert dürfte man damit bestenfalls noch Fragezeichen ernten.

                                                Ohne Frage, Action muss nicht immer logisch sein und Trash kann auch durchaus Spaß machen. Aber ob das Regal, in dem 'Geostorm', 'Skyscraper' & Co. stehen, nun wirklich einen weiteren Neuzugang gebraucht hat, sei mal dahingestellt.

                                                Seine Wette hat Emmerich damit natürlich klar gewonnen. Gottschalk wird nun seinen Wetteinsatz einlösen und eine weitere Fortsetzung zu 'Die Supernasen' schreiben müssen. Bislang unbestätigten Gerüchten zufolge liebäugelt Emmerich bereits mit einer Verfilmung des besagten Skripts, das er gerne als Katastrophenfilm inszenieren würde. Nun denn, ein Hoch auf das aktuelle Blockbusterkino!

                                                KURZFAZIT

                                                Im Grunde ist 'Moonfall' nichts anderes als Roland Emmerichs Bewerbungsvideo für Asylum. Möglicherweise ist jedoch sogar denen das Skript zu abstrus. Aber gut, einen Versuch ist es wert.

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                                                • 6 .5
                                                  über Roxanne

                                                  C. D. Bales, der nicht nur die Initialen und die lange Nase mit Cyrano de Bergerac gemeinsam hat, verliebt sich in eine Frau namens Roxanne und betätigt sich als Ghostwriter für seinen Kollegen, für den sich wiederum Roxanne interessiert.

                                                  Hauptdarsteller, Produzent und Drehbuchautor Steve Martin baut seine zeitgenössische Interpretation des Stoffes auf altbekannten Grundpfeilern auf (Rede- und. Beleidigungsduell, Balkonszene, Vorlesen des Briefes etc.), arrangiert und akzentuiert sie aber auf seine ganz eigene Weise. Die Exposition fällt deutlich ausführlicher aus und die besagten Sequenzen werden hier in einem deutlich anderen Licht präsentiert, bleiben aber dennoch so etwas wie Ankerpunkte in der Erzählung. Nachdem schon das Ende vollkommen verändert ausfällt (bzw. aus Vermarktungsgründen wohl anders ausfallen musste) und viele Handlungselemente in die 80er Jahre transferiert wurden, ist die Anzahl der verbliebenen Gewissheiten also relativ überschaubar. So sind der Protagonist und seine Kollegen nun Feuerwehrmänner statt Soldaten, technische Hilfsmittel (Computer, Funkgerät) finden Eingang in die Erzählung und überhaupt hat ein etwas lässigerer Zeitgeist Einzug gehalten (geschlechterübergreifende Freundschaften spielen eine größere Rolle usw.).

                                                  Ob tatsächlich jemand auf diese Adaption gewartet hat, sei dahingestellt, aber im Großen und Ganzen wirkt sie durchaus durchdacht und (je nach Szene) sehr bewusst entrümpelt bzw. ergänzt. In einem direkten Vergleich verschiedener Inszenierungen schneidet sie vielleicht sogar ein wenig besser ab, als wenn man sie isoliert von den restlichen Entwürfen betrachtet. Denn als reine Komödie ist 'Roxanne' auf den ersten Blick geprägt von Durchschnitt, als augenzwinkernde Re-Interpretation funktioniert der Film aber mehr als passabel.

                                                  Lange Nase, Kurzes Fazit:
                                                  Unter einer Schicht von Albernheiten findet sich ein durchaus ernstzunehmender Kern.

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                                                  • 6

                                                    'Getäuscht': Gefahr! Gemeiner Gernegroß geht gelegentlich gegen geliebte AnGEhörige vor.

                                                    90er Jahre Psychothriller: Kennste einen, kennste (fast) alle. Schwer zu entscheiden, ob das nun ein Vor oder Nachteil ist. Einerseits bekommt man normalerweise zuverlässig das, was man vor einer Sichtung erwartet, andererseits sind Überraschungen rar gesät. Und so verhält es sich ironischerweise auch mit 'Getäuscht'. Denn der Titel mag vielleicht auf die Protagonistin zutreffen, ganz sicher aber nicht auf das in der Regel mit allen Filmwassern gewaschene Thrillerpublikum. Bereits in den Anfangsminuten deutet sich hier ein Verdacht an und über ein paar vermeintliche Wendungen können viele Thriller-Haudegen im Publikum sicher nur müde lächeln. Spaß kann eine Sichtung aber trotzdem (oder vielleicht auch gerade deswegen) machen. Der vergleichsweise gemütliche Stil der 90er Jahre mit einer nicht allzu hektischen Erzählung und eher behutsamen Schnitten kann sicherlich ein wenig beim Eintauchen in die Geschichte helfen, wenn man gerne „klassische“ Psychothriller schaut. Überhaupt macht eine hektische Inszenierung einen Film ja nicht zwingend besser. Die Chancen auf solide Unterhaltung dürften für viele Genrefans also durchaus gut stehen.

                                                    KURZFAZIT

                                                    'Getäuscht' [habe ich] gestern gerne geschaut.

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