Framolf - Kommentare
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Alle Kommentare von Framolf
Im Fahrwasser der Dreharbeiten zu 'Das Herz von Jenin' (2008), einer Doku über den Vater eines getöteten palästinensischen Jungen, dessen Organe an (unter anderem auch israelische) kranke Kinder gespendet wurden, entstand auch Marcus Vetters 'Cinema Jenin', ein Film über die Wiedererrichtung eines Kinos in einer Stadt, in der es immer wieder zu heftigen Zusammenstößen kommt. Ismail Chatib, der Vater des Jungen aus dem erstgenannten Film, gehört bei der Produktion der zweiten Dokumentation der Filmcrew Vetters an und wirkt auch beim Aufbau des Kino mit. Konzipiert wird dieses als utopischer Ort des Friedens, in dem vorrangig Filme mit mäßigendem Charakter gezeigt werden sollen, was den Betreibern jedoch auch Kritik einbringt (bzgl. einer Untermauerung des status quo). Gezeigt wurde dort in einer Vorstellung unter freiem Himmel übrigens auch 'Das Herz von Jenin'.
Begleitet werden die Beteiligten bei der Planung, den Verhandlungen, den Bau- und Renovierungsarbeiten sowie bei diversen Zusammentreffen mit Unterstützern wie Roger Waters oder Matthias Platzeck. Eines ist klar: Auch wenn friedliche Absichten bei der Umsetzung des Kinos ganz klar im Vordergrund standen: Angreifen lässt sich das Projekt in der aktuell (2021) extrem aufgehetzten Situation natürlich aus mehreren Richtungen bzw. aus verschiedenen Motiven. Doch es wäre ohnehin müßig, darüber zu streiten, denn mittlerweile gehört es schon wieder der Vergangenheit an. An der Stelle des besagten Lichtspielhauses soll offenbar ein Einkaufszentrum entstehen...
Nebenbei bemerkt: Schon lange keinen Film mehr gesehen, in dem so extrem viele Zigaretten gequalmt wurden.
Biographien, die einen klassischen Rise-and-Fall-Bogen spannen, werden bekanntlich schon seit vielen Jahren gerne zur Grundlage für Dokumentationen genommen. Die dahinterstehende Tragik ist oftmals auch wirklich nur schwer in Worte zu fassen. Im Fall (im doppelten Wortsinn) von Whitney Houston ist das bekanntermaßen nicht viel anders. Nach einer Kindheit in einem finanziell soliden, aber in familiärer Hinsicht äußerst schwierigen Umfeld, muss ihr kometenhafter Aufstieg zunächst wie ein modernes Märchen angemutet haben. Die Mutter, ihres Zeichens selbst Sängerin, war häufig abwesend, weshalb die Kinder abwechselnd bei fünf verschiedenen Familien „abgeladen“ wurden. Bei einer dieser Familien kam es offenbar zu schweren Übergriffen. Als Whitney und ihre Geschwister diesem Umfeld entwachsen waren und sie mit ihren Brüdern (in ihrer Entourage) um die Welt tourte, muss sich ihr Leben zunächst angefühlt haben, wie eine schier endlose Party. Das tragische Ende dieser Exzesse ist hinlänglich bekannt.
'Whitney – Die wahre Geschichte einer Legende' zeichnet diesen Weg des Weltstars anhand unzähliger Archivaufnahmen und Aussagen von Zeitzeugen (unter ihnen viele Verwandte Whitneys) chronologisch nach und nimmt das Publikum auch wiederholt hinter die Kulissen mit – im wahrsten Sinne des Wortes, da immer wieder auch Backstage Aufnahmen gezeigt werden. Insgesamt ist es wie so oft im Falle berühmter Persönlichkeiten: Die groben Züge der Geschichte sind bekannt, aber es werden auch einige Details „serviert“, die mit Stimmen aus ihrem engsten Umfeld belegt werden.
Fazit: Sehenswert. Nicht nur für Fans der berühmten Sängerin.
(Den Bewertungen zufolge) Sehr beliebte Netflix-Serie, für deren Reize ich aber offenbar nicht besonders empfänglich bin.
Zu Beginn dieser Doku-Mini-Serie wird das Publikum mit Kurzberichten zu einem guten Dutzend an Gräueltaten regelrecht erschlagen. Jedoch kommen die jeweiligen Schilderungen kaum über den Charakter einer Aufzählung hinaus. Während einige andere Serien auf nur einem einzigen Mordfall basieren, dessen Details aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden, wird hier allerdings nur an der Oberfläche gekratzt. Und zwar so flüchtig, dass man sich als Zuschauer durchaus fragen kann, was man nun eigentlich mit einer derartigen Aneinanderreihung anfangen soll. Auf einen brutalen Mordfall folgt der nächste und daraufhin ein weiterer – und alle werden sie im Stile der Boulevardmedien präsentiert. Möglichst reißerisch, gerne auch unterlegt mit plakativen Aussagen, aber eigentlich ohne wirklichen Informationswert. Kommentiert wird der Fortgang der Ereignisse von einigen Zeitzeugen, von denen die Hinterbliebenen und entkommenen Opfer die mit weitem Abstand bemerkenswertesten Aussagen beisteuern. Hinzu kommen einige Journalisten und Ermittler, von denen einer damit prahlt, einen Zeugen geschlagen zu haben und ein anderer nicht müde wird, sich selbst zu loben. Und das nach einem Fall, dessen Ermittlungen offenkundig alles andere als glatt verliefen. Über ein Jahr lang konnte der Night Stalker mordend durch's Land ziehen und bis heute ist nicht klar, wie hoch die Dunkelziffer der von ihm begangenen Verbrechen liegt. Ironischerweise wurde er letztlich auch nicht von Polizisten dingfest gemacht, sondern von einem wütenden Mob, von dem ihn die Ermittler nur noch abzuholen brauchten. Dennoch setzt man den Ermittlern – und letztlich auch dem Killer selbst – in dieser Dokumentation ein zweifelhaftes Denkmal. Auch die Wahl des Titels wirkt in diesem Licht alles andere als glücklich. Fans des Killers dem Gespött preiszugeben, erscheint den Produzenten offenkundig dennoch als legitimes Mittel. Mehr Bigotterie geht eigentlich kaum – wie man es aus den Boulevardmedien eben auch kennt.
Fazit: Trotz einiger unbestrittener Stärken in der Inszenierung (wie etwa der plastischen Wiedergabe des 80er Jahre Flairs) erscheint der Informationswert enorm dünn und auch die (Selbst-)Inszenierung von Täter und Ermittlern, denen hier eine Bühne geboten wird, wirkt äußerst zweifelhaft. 'Night Stalker' ist daher nur bedingt sehenswert.
Namhaft besetzte Politsatire mit Steve Carell, Rose Byrne, Mackenzie Davis, Chris Cooper, Topher Grace, Natasha Lyonne und Brent Sexton.
Regisseur und Drehbuchautor Jon Stewart nimmt sich Auswüchse in US-Amerikanischen Präsidentschafts-Wahlkämpfen zur Brust und übersetzt sie auf eine Bürgermeisterwahl, was das ganze Szenario gleich nochmal absurder erscheinen lässt. Zwei vermeintlich beratungsbedürftige Kandidaten stehen sich in einem Wahlkampf gegenüber, der auf fast schon perverse Weise überfinanziert erscheint. Mit völlig überzogenen Methoden kämpfen Republikaner und Demokraten um Stimmen für ihre jeweiligen Kandidaten, da ihnen diese Abstimmung in einem Swing State als höchst prestigeträchtig erscheint. Viele der Situationen wirken völlig absurd, was aber fast schon verstörend wirkt, wenn man berücksichtigt, wie nahe das Drehbuch (zumindest in mancherlei Hinsicht) an der Realität bleibt. Wenn man die Budgets und gewählten Mittel ins Verhältnis zu bundesweiten Wahlen setzt, dürfte man gar nicht mehr allzu weit von den tatsächlichen Gegebenheiten entfernt sein.
Natürlich wird die Erzählung immer wieder ironisch durchbrochen – ganz besonders bezüglich der alternativen Enden – doch an den meisten Stellen wird die Handlung schneller wieder von realitätsbasierten Entwicklungen eingeholt, als einem lieb sein dürfte (so auch während des Abspanns).
Zwar ist 'Irresistible' weit davon entfernt, ein Meisterwerk zu sein, doch allein schon die Idee, einen Wahlkampf (im Stile von 'Swing Vote' mit Kevin Costner) auf eine greifbare Dimension herunterzubrechen, um die Absurdität in vollem Ausmaß begreifbar zu machen, macht diesen Film interessant genug für eine Sichtung – zumindest für politisch interessierte Zuschauer.
6 Punkte für den Film an sich plus einen Bonuspunkt für die verhältnismäßig ungewöhnliche Herangehensweise an die Thematik.
Sechsteilige Dokumentation über den Mordfall Peggy Knobloch. Naturgemäß ist es nicht ganz einfach, eine Mini-Serie über einen Fall zu drehen, der derart prominent in den Medien behandelt wurde und bezüglich dessen nahezu alle interessierten Zuschauer bereits über ein gewisses Vorwissen verfügen dürften. Andererseits erscheint die Lage der Dinge höchst undurchsichtig und die Ermittlungsarbeit scheint (vorsichtig ausgedrückt) ohnehin extrem unglücklich gelaufen zu sein. Berichte über zweifelhafte Verhörmethoden gehören mittlerweile sowieso zum festen Repertoire von True Crime Dokus. So gesehen ist das zu beackernde Feld für ein Produktionsteam natürlich außerordentlich groß.
Präsentiert werden die Ereignisse mehr oder minder in chronologischer Reihenfolge des öffentlichen Kenntnisstandes. Nachgezeichnet wird also keine Zeitleiste des (ohnehin höchst nebulösen) Tatherganges, sondern der Informationen, zu denen die Öffentlichkeit bzw. die Pressevertreter und Strafverteidiger Zugang hatten. Nachgezeichnet werden diese Entwicklungen in allererster Linie von Journalisten, es kommen jedoch auch Ermittler, Anwälte, Einwohner von Lichtenberg und andere Akteure zu Wort. Dazwischen gibt es immer wieder Drohnen- und weitere Außenaufnahmen, unterlegt mit Klängen im Stile des 'Twin Peaks' Scores, die diesen nordöstlichen Winkel Oberfrankens als düsteres Region darstellen und die Berichte in eine bedrohliche Atmosphäre kleiden. Die Aussagen an sich bleiben grundsätzlich unkommentiert durch das Produktionsteam, werden aber hier und da subtil auf die eine oder andere Art eingeordnet bzw. in einen entsprechenden Kontext gebettet.
Ganz allgemein besteht die Hauptleistung, die hier vollbracht wurde, darin, dass den Befragten ganz offenkundig sehr gut durchdachte Fragen gestellt und die entsprechenden Antworten dann versiert montiert wurden. Das Ergebnis ist eine Dokuserie, die auch jenen Zuschauern noch neue Details vemittlen dürfte, die bereits über ein solides Vorwissen über den Fall verfügen. Für True Crime Fans unbedingt sehenswert!
++ Enthält massive SPOILER (auch zum Ende der Serie!) ++
„Der Papst spricht in Bildern.“ So oder so ähnlich äußert sich Lenny Belardo des Öfteren – und selbiges lässt sich auch über „seine“ Serie konstatieren.
In Anspielung auf (den realen) Johannes Paul I. entwickeln zum Ende von 'The Young Pope' bzw. zu Beginn von 'The New Pope' gleich zwei Päpste mit Reformbestrebungen nach kurzer Zeit enorme Herzprobleme. Wie kann das sein? Ein Attentat innerhalb des Vatikans würde auf das Konklave ein ebenso schummriges Licht werfen wie ein vermeintlicher „Irrtum“ bei der Papstwahl. Also sollte man besser gar nicht erst mit einer Aufklärung der Umstände rechnen...
'The New Pope' führt das Erfolgsrezept des vorhergehenden Erzählung fort und setzt zunächst auf die bewährte Mischung aus irrwitzigem Humor (Stichwort: Taube oder Doppelgänger) und politischen Ränkespielen. Und erneut wird der Vatikan als Ort der Promiskuität in Szene gesetzt, an dem auch Kapitalverbrechen als legitimes Mittel betrachtet werden. Doch während viele der Exzesse vor einigen Jahrzehnten noch als Tabubruch wahrgenommen worden wären, wirken sie heute fast schon eher gemäßigt.
Nach einer relativ gemächlichen Exposition läuft die Serie während der letzten drei Episoden jedoch zu ihrer absoluten Höchstform auf. Zahlreiche Elemente fügen sich ineinander und die Mysterien werden zugleich enträtselt als auch in noch mehr Nebel gehüllt. Ein Widerspruch, der eigentlich nicht zusammengeht, und doch das Wesen dieser Produktion ausmacht.
Abgefilmt wurde diese Staffel (wie schon ihr Vorgänger) in einer handwerklichen Qualität, die in vielen Bereichen der Perfektion nahekommt. Die Darstellerleistungen, die Kostüme sowie das Szenenbild sind schlichtweg überragend und überfluten das Auge regelrecht mit großer Schönheit. Gezeigt werden opulente Bilderwelten, die den Reichtum der katholischen Kirche gar nicht besser illustrieren könnten. Fast schon unbeschreiblich hochwertig ist zudem die Cinematographie, die von einer derartigen Brillanz ist, wie man sie selbst im Kino nur höchst selten zu sehen bekommt. Nicht wenigen Cineasten dürfte dabei regelrecht das Herz aufgehen.
Doch während sich die katholische Kirche in ihrem Reichtum sonnt und die maßgeblichen Akteure darum kämpfen, die finanziellen Privilegien ihrer Institution nicht aufgeben zu müssen, scheinen ärmere Menschen in dieser Welt keine Rolle zuspielen. Die Nonnen der sixtinischen Kapelle organisieren eine Sammlung, um einer ihrer Glaubensschwestern die Fahrt zu ihrer kranken Mutter zu ermöglichen und bekommen dabei gerade mal 90€ zusammen. Fehlen noch 200€, um die sie einen der Kardinäle bitten. Dieser lehnt ab. Schließlich muss zunächst erst einmal die Finanzierung eines neuen Bentleys gesichert werden... John Brannox bringt die Lage in einer Parabel auf den Punkt, indem er von einem Bettler erzählt, der sterbend am Straßenrand liegt. Verschiedene Akteure kommen vorbei und geben ihm, was sie für sinnvoll erachten. Seine Schwester gibt ihm etwas Geld, sein Freund eine Flasche Wein usw. Und die Kirche? Sie denkt über ihn nach... Deutlicher kann man es fast nicht pointieren.
Weniger überzeugend ist natürlich, dass Lenny unmittelbar nach seinem Erwachen aus dem Koma durchtrainierter wirkt als je zuvor. Da verfängt dann auch die Berufung auf ein medizinisches Wunder nicht so richtig. Aber über derlei Nebensächlichkeiten lässt es sich leicht hinwegsehen.
Zum Finale läuft die Inszenierung bezüglich der christlichen Symbolik, die die gesamte Serie durchzieht, zur absoluten Höchstform auf. Nachdem Pius XIII. kurz zuvor noch einen scheinbaren Heiligenschein hatte, der jedoch nichts anderes als ein runder Pool im Hintergrund ist, nimmt er auf dem Gipfel seiner Verehrung eine Pose ein, die unschwer als Reminiszenz an Christis Kreuzigung zu erkennen ist. Doch opfert er sich für die Gläubigen oder doch eher für die Kirche (oder gar aus Gründen der eigenen Eitelkeit)? Und opfert er nur seine „Karriere“ oder gar sein Leben? Ist/war er Messias, ein Heiliger oder gar der Antichrist? Am Ende wird der persönliche Glaube entscheiden müssen. Wie im nonfiktionalen Leben auch.
Bei aller Schwere der Thematik wird aber auch diese Frage am Ende wieder durch einen ironischen Einschub in Form eines filmischen 'Shining'-Zitats durchbrochen, indem der Vatikan in assoziative Nähe zu Stephen Kings Overlook-Hotel gerückt wird. 'The Young/New Pope' ist und bleibt eben alles – nur nicht verbindlich. Womit wir letztlich wieder beim Glauben wären. Und somit bringt diese von Absurditäten regelrecht durchzogene Serie das wahre Leben in manchen Aspekten deutlicher auf den Punkt, als zahllose Produktionen, die deutlich prosaischer daherkommen.
++ Enthält SPOILER ++
Gleich zu Beginn der Erzählung könnte man meinen, bei der Serie 'The Young Pope' handele es sich um eine Art 'House of Cards' mit Kardinälen. Und ganz so falsch ist dieser Eindruck noch nicht einmal. Denn hüben wie drüben werden hinter den Kulissen Intrigen gesponnen, Fäden gezogen und Machtspiele gespielt, die weit über den Spielcharakter hinausgehen und nicht selten auf existenzielle Bedrohungen hinauslaufen. Doch während in der US-Version der Politikserie ein Schwerverbrecher in Amt und (Un-)Würden steht, übernimmt in der Vatikan-Serie ein Papst das Ruder, dessen Wesen ambivalenter kaum sein könnte. Auch weil Jude Law hier und da kleinere schauspielerische Anleihen von Kevin Spacey hier einfließen lässt (und auch frisurentechnisch sind beide nicht allzu weit voneinander entfernt), erweist sich Pius XIII. (ohne jede Übertreibung) als einer der am schwersten greifbaren Protagonisten der Seriengeschichte. Er vermag es, Wunder herbeizubeten, verfolgt aber auch mit kaltem Kalkül knallharte machtpolitische Interessen. Dabei pendelt er zwischen unbeschreiblicher Güte und alttestamentarischer Härte. Kein einfaches Unterfangen für Staatssekretär und Strippenzieher Voiello, die vermeintliche Marionette unter Kontrolle zu halten. Schon bald muss er einsehen, sich diesbezüglich schwer verkalkuliert zu haben. Oder doch nicht? Die Geschichte von 'The Young Pope' wird es zeigen.
Bereits die Eingangssequenz verspricht großes Fernsehen, das in visueller Hinsicht ohne jeden Zweifel auf der großen Leinwand am besten aufgehoben wäre. Mit enormer Stilsicherheit werden hier mutig eigene Wege beschritten und Bilderwelten inszeniert, die innerhalb der Serienlandschaft ihresgleichen suchen. Nur eine höchst überschaubare Anzahl von seriellen Produktionen aus den letzten Jahren dürfte in dieser Hinsicht mithalten können. Der Zauber beginnt bereits mit der Titelsequenz:
Pius XIII. schreitet an einigen Bildern der Kirchengeschichte vorbei. Während sich einige Gemälde älteren Datums halbwegs schadlos halten, werden andere wahlweise inhaltlich aus den Fugen gehoben (Stichwort: Gefallener Engel) oder gar regelrecht in Brand gesteckt. Denn hinter dem Papst zieht ein Stern mit seinem Schweif durch viele der Bilder. Vielleicht ist es der Stern von Bethlehem, vielleicht aber auch ein Meteorit, der auf der Erde einschlagen und große Verwüstung hinterlassen wird. Die Schlusspointe gibt den entscheidenden Hinweis, der aber wieder weitere Fragen nach sich zieht. Kurz zuvor durchbricht Pius die dritte Wand, indem er sein übersteigertes Sendungsbewusstsein mit einer minimalistischen Geste bzw. Mimik zur Schau stellt und dem Publikum zuzwinkert. Ist die Welt bereit für so einen Papst? Und wenn ja, was sind seine Ziele?
Der Modus der Erzählung pendelt zwischen skurrilem Humor, philosophischen Gedanken, nüchterner Machtpolitik und transzendentalen Ereignissen, die das Numinose zugleich greifbar und verständlich machen, aber dennoch undurchdringlich und rätselhaft erscheinen lassen; ein Oxymoron wie die gesamte Handlung und auch die Charakterzeichnung des Protagonisten. Ob die Fortsetzung ('The New Pope') in dieser Hinsicht Aufklärung bieten kann? So viel sei bereits vorab verraten: Zwar werden dort die Profile noch stärker geschärft, leichter zu durchdringen werden sie dadurch aber noch lange nicht.
Acht von zehn Kängurus.
(Reihenweise hohe Bewertungen für 'The Young Pope') und dennoch bekam 'The New Pope' nur ein Drittel der Kommentare und Punktewertungen im Vergleich zur ersten Staffel ab. Ein Phänomen, das sich auf MP auch bei vielen Spielfilm-Mehrteilern beobachten lässt. Warum auch immer...)
'Beginning' startet mit einer biblischen Metapher in die Erzählung und endet mit einem weiteren religiösen Bild. Dazwischen berichtet dieser Film über Unterdrückung (mal mittels Gewalt, mal eher subtil, aber offenbar stets system- oder zumindest gesellschaftsimmanent), Außenseitertum und die Stellung der Frau in der (nicht nur georgischen) Gesellschaft. Auch wenn diese Mischung hohe inhaltliche Relevanz aufweist und in dieser Zusammenstellung sicherlich noch nicht allzu oft im Kino zu sehen war, sind die formalen Aspekte dieser Melange vielleicht sogar noch bemerkenswerter.
Denn gerade in Bezug auf die Kameraarbeit gehen Regisseurin Dea Kulumbegashvili und ihr Kameramann Arseni Khachaturan verhältnismäßig eigenständige Wege. Ihr Mittel der Wahl sind vorrangig die Totale und gelegentlich auch die Halbtotale (und zwar in einer bisher selten dagewesenen Radikalität), wodurch der Zuschauer größtmögliche Entscheidungsgewalt darüber erhält, worauf er seinen Blick richten möchte. Dass es dazu einer möglichst großen Projektionsfläche bedarf und der Film in dieser Hinsicht auf der großen Leinwand weit mehr Sinn macht als auf einem Fernseher oder gar einem Handy, versteht sich von selbst. Auch Kameraschwenks werden nur höchst sparsam (vier mal) eingesetzt. Da die allermeisten Rezipienten auf das ungeschriebene Cinematographengesetz konditioniert sein dürften, dass entweder die Kamera oder mindestens ein Element im Bild sich zu bewegen habe, wird das Publikum eine Lage versetzt, in manchen Einstellungen regelrecht nach Bewegungen – und seien sie auch noch so klein – suchen zu müssen. Auf diese Weise gehen sie fast schon so etwas wie eine distanzierte Komplizenschaft mit den Darstellern ein. Und dennoch bleiben diese den Zuschauern mehr oder weniger fremd, da ihnen die Autorenfilmerin (ganz bewusst) schlichtweg nicht genug an die Hand gibt, um die Figuren zu enträtseln. Schließlich wohnten auch allen Menschen im realen Leben – seien sie einem auch noch so vertraut – Geheimnisse inne. Denn egal, wie gut man sich kennt, irgendeine (wie auch immer geartete) Leerstelle wird es höchstwahrscheinlich immer geben.
Damit bricht Kulumbegashvili einerseits tradierte Sehgewohnheiten auf und gestattet den Zuschauern mehr Kontrolle über die jeweiligen Details, die diese in den Fokus nehmen wollen, können und sollen. Dies geschieht jedoch zu dem Preis, dass dadurch auf einige fast schon konventionalisierte Stilmittel verzichtet wird, von denen einige ja durchaus „hilfreiche“ Zwecke verfolgen. 'Beginning' ist damit ganz sicher kein Stück Zelluloid, das sich so einfach nebenbei wegkonsumieren lässt, sondern erfordert große Aufmerksamkeit – sofern man nicht Gefahr laufen will, wesentliche Aspekte der Handlung zu verpassen. Wer sich aber ganz bewusst gerne abseits ausgetretener Pfade bewegt, dürfte ganz gute Chancen haben, hier gut ausgehoben zu sein.
Insgesamt wirkt Dea Kulumbegashvilis Spielfilmdebüt in seiner schroffen Schönheit wie ein ungeschliffener Rohdiamant. Man darf gespannt sein, welche Projekte sie noch folgen lassen wird, denn die Vermutung liegt nahe, dass sie ihr Konzept und die entsprechende Ästhetik noch weiter verfeinern und weiterentwickeln wird und 'Beginning' rückwirkend „nur“ den Eingang zu einer kleinen cineastischen Welt darstellen wird. Lassen wir uns überraschen!
Eine junge Frau begibt sich auf der Suche nach emotionalem Halt – und letztlich auch nach sich selbst - auf eine Reise, die kaum steiniger verlaufen könnte.
Gleich der Beginn der Erzählung von 'Somersault' erinnert an Andrea Arnolds 2009 produziertes Drama 'Fish Tank', doch hinsichtlich der Akzentuierung unterscheiden sich beide Werke dann doch schon recht bald – wenngleich sie durchaus ähnliche Richtungen einschlagen. Eine (naturgemäß) von Unsicherheit geprägte Protagonistin versucht ihren eigenen „Wert“ und ihr eigentliches Wesen auszuloten und begibt sich auf diese Weise von einer potenziell heiklen Situation in die nächste.
Trotz aller Qualitäten, die diese Verfilmung auf sich vereint, und die ganz sicher nicht zu Unrecht mit diversen Auszeichnungen prämiert wurde, stellt sich zumindest in visueller Hinsicht die Frage nach dem Zweck einiger verwendeter Farbfilter. Doch geschenkt, auf inhaltlicher Ebene wird hier so vieles richtig gemacht, dass derartige Detailfragen ohnehin eher in den Hintergrund geraten. Und nicht zuletzt deshalb erscheint 'Somersault' auch so viele Jahre nach der Veröffentlichung als durchaus sehenswert für Freunde internationaler Dramen.
Sieben von zehn brontalen Männerfrisuren.
'Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess' ist einer jener Familienfilme, die diese Einordnung auch wirklich verdienen und die damit verbundenen Erwartungen einlösen. Während dieses Label oftmals Produktionen angeheftet wird, die sich primär an Kinder wenden und allenfalls ein paar wenige Metagags für die erwachsenen Zuschauer einstreuen, bietet dieser Film hier ein vergleichsweise anspruchsvolles Ferienabenteuer für die Kleinen sowie ein solides coming-of-age Drama für die Großen. Zwar zu dem Preis, dass im Vergleich zu vielen reinen Kinderfilmen deutlich weniger Humor vorkommt und gemessen an manch anderen coming-of-age Filmen nicht ganz so tief in die Psyche der Hauptfiguren eingetaucht wird, wie es vielleicht möglich wäre. Doch so oder so: Der Spagat zwischen beiden Genres und Zielgruppen gelingt Regisseur Steven Wouterlood ganz respektabel.
Handwerklich wird hier durch nahezu alle Bereiche der Produktion hinweg solide bis gute Arbeit geleistet. Einziger kleiner Wermutstropfen ist vielleicht der Zeitpunkt, zu dem die Erzählung endet. Hier hat man sich – wohl auch als Konzession an die jüngeren Zuschauer – für den Abbruch an einer Stelle entschieden, an der (fast schon naturgemäß) vieles erstmal positiv aussieht. Wohin die Entwicklungen in der Zukunft führen könnten, lässt sich nur schwer absehen. Aber dieses Problem schleppen ja auch viele Sport- oder Liebesfilme mit sich herum, um nur mal zwei Beispiele zu nennen. Daher sollte das Ende bei der Bewertung auch keine große Rolle spielen – aber es hat sich einfach angeboten, an dieser Stelle einen kleinen (grundsätzlichen) Gedanken zum Abschluss von Geschichten einzuflechten. :-)
6,5 Punkte mit klarer Tendenz nach oben.
Düsterer Thriller, der aber trotz zahlreicher Anleihen bei 'Sieben' über weite Strecken als Kriminaldrama daherkommt. Zwei Ermittler (wie in diesem Genre üblich ein eher ungleiches Paar) versuchen, einen Serienkiller zu überführen, was sich aber trotz einer erdrückenden Indizienlast als gar nicht mal so einfach erweist. Ohnehin ermitteln die beiden nicht unbedingt ergebnisoffen, sondern lassen sich vielmehr von ihren Instinkten leiten und überschreiten dabei so manche Grenzen.
'The Little Things' wartet mit sage und schreibe drei Oscar-Gewinnern in den drei größten Rollen auf, denn neben Hauptdarsteller Denzel Washington wirken auch Rami Malek und Jared Leto in tragenden Rollen mit. Obwohl alle drei durchaus gute Leistungen bringen, verlangen ihnen das Drehbuch und die Regie allerdings keine Dinge ab, die sie bis ans absolute Limit führen. Und so so lässt sich Film als Ganzes analog zu den Schauspielerleistungen klassifizieren: Hochwertig und sehenswert, aber kein Projekt für die Ewigkeit.
Zwei Paare (Alison Brie, Dan Stevens, Sheila Vand und Jeremy Allen White) mieten für einen Kurzurlaub ein Ferienhaus an. Werden sie alle wieder zurückkehren und wenn ja, in wie vielen Einzelteilen?
Dave Francos Spielfilm-Regiedebüt bietet inhaltlich nicht besonders viele Innovationen (eigentlich sogar überhaupt keine), punktet aber mit einer atmosphärisch überzeugenden Inszenierung, was nicht zuletzt an der stimmungsvollen musikalischen Untermalung liegen dürfte. Auch in visueller Hinsicht leistet sein Team sehr ordentliche Arbeit. Und auch wenn er eigentlich keine nennenswert kreative Geschichte zu erzählen hat, legt er gegen Ende vorsichtshalber einen Köder für (mindestens) eine mögliche Fortsetzung aus; schließlich kann man nie wissen. Das Zeug zu einer mehrteiligen B-Movie Reihe hätte die Grundkonstellation allemal, wie diverse ähnlich gelagerte Filmreihen beweisen. Für den trotzdem nicht allzu wahrscheinlichen Fall, dass es so kommen sollte: Nur zu!
5,5 – 6 Punkte.
Und wieder eines dieser Liebesdramen, in denen einer der beiden Partner schwer krank ist. Naturgemäß fällt es da nicht leicht, sich von der Konkurrenz abzusetzen. Also wählt man hier den Weg, die Thematik mit der des oscarnominierten Dramas 'Breakthrough – Zurück ins Leben' zu kreuzen, in dem die Bewohner einer Gemeinde versuchen, einen verunglückten Jungen gesundzubeten.
Um nicht missverstanden zu werden: Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit versucht dem Publikum zu vermitteln, dass man trotz aller Schicksalsschläge den Lebensmut nicht verlieren sollte. Wenn auch nur ein Mensch auf dieser Erde Mut daraus schöpft, hat es sich schon gelohnt. Die Handlung könnte trauriger kaum sein und verdient als filmisches Denkmal für die besagte Person auch absolute Anerkennung. Dennoch bleibt der Eindruck, dass Geschichten wie diese in den letzten Jahren auf fast schon inflationäre Weise ausgeschlachtet werden, da sich die Studios offenbar auch eine gute Rendite davon erhoffen. So bleibt die Einordnung dann auch ein zweischneidiges Schwert. Daher (ausnahmsweise) eine Kompromisswertung von 5 Punkten.
Im Subgenre der Zeitschleifenfilme neue Akzente zu setzen, dürfte gar nicht mal so einfach sein. Regisseur Ian Samuels und Drehbuchautor Lev Grossman scheinen sich dessen bewusst zu sein, was sich im Film auch von Beginn an äußert. Statt nach und nach diverse Handlungselemente zu etablieren und Erwartungen zu erschaffen, die zu späterer Zeit durchbrochen werden können, wird hier bereits von Anfang an klar, dass der Protagonist schon eine ganze Weile in „seiner“ Schleife festsitzt und bereits zahlreiche Variationen hinter sich hat. Weniger klar ist hingegen, was genau in die jeweils nächste Runde mitgenommen werden kann. Gerade die titelgebende „Map of tiny perfect things“ wirft in dieser Hinsicht einige Fragen auf. Auch wenn sie jedes mal neu gezeichnet werden muss: Finden tatsächlich alle Ereignisse in jedem Durchgang auf exakt dieselbe Weise statt? Gibt es in dieser Hinsicht keinen Schmetterlingseffekt?
Doch geschenkt, 'Sechzehn Stunden Ewigkeit' bietet knapp hundert Minuten kurzweiliger Unterhaltung und verbindet die zunächst salopp präsentierte Zeitschleifenthematik mit Elementen des „klassischen“ Jugenddramas. Auch wenn die kleinen Dinge hier eher „besungen“ als im Stil der Inszenierung berücksichtigt werden: Die Geschichte ist ganz offensichtlich gut gemeint und handwerklich auch tadellos umgesetzt. Die (Auf)Lösung der Geschichte wirkt zwar etwas uninspiriert, doch wer dem Ende etwas abgewinnen kann, dürfte relativ sicher auf einem guten Weg zu einer mehr oder weniger hohen Punktewertung sein.
- ENDE -
Im Subgenre der Zeitschleifenfilme neue Akzente zu setzen, dürfte gar nicht mal so leicht sein. Regisseur Ian Samuels und Drehbuchautor Lev Grossman scheinen sich dessen bewusst zu sein, was sich im Film auch von Beginn an äußert. Gleich von Anfang an lässt es der Protagonist ordentlich krachen, da er ganz offenkundig schon eine ganze Weile in seiner Schleife feststeckt. Seine Umwelt merkt – wie in diesem Genre üblich – nicht viel von den ständigen Wiederholungen. Bis auf eine Ausnahme...
Was passiert nun also, wenn sich die beiden Variablen in der Geschichte gemeinsam auf den Weg durch das Murmeltierszenario machen? Werden sie so der Sisyphos-Tour entrinnen können? Regisseur Ian Samuels und Drehbuchautor Lev Grossman machen sich mit 'Sechzehn Stunden Ewigkeit' auf den Weg, dies zu ergründen und liefern so eine kurzweilige Variation einer mittlerweile fast schon klassischen Thematik, die sie mit Motiven des Jugenddramas verbinden. Zwar vielleicht nicht unbedingt visionär, aber unterhaltsam allemal.
- ENDE -
Im Subgenre der Zeitschleifenfilme neue Akzente zu setzen, dürfte...
;-)
Launige Horrorkomödie, wie sie derzeit eigentlich (fast) nur von Blumhouse kommen kann. Man nehme eine bewährte Idee, kombiniere sie mit einer 08/15 Horrorgeschichte und setze die Mischung zeitgemäß um; fertig ist das Horror Fast Food. Warum auch nicht? So lange derartige Mischungen beim Publikum funktionieren, macht es ja auch durchaus Sinn. Es gibt schließlich auch Studios, die ihre komplette Identität auf Wiederholungen aufgebaut haben. Insofern: Messer raus und los geht der Spaß!
Vince Vaughn kreiert zwar mit seinem Overacting, das er regelrecht zelebriert, einige durchaus klamaukige Momente, doch er wirft damit auch Fragen auf: Wieso legt Millie beispielsweise im Körper des Killers plötzlich Gesten an den Tag, die sie zuvor nie gezeigt hatte? Ob man dieser Art von Humor etwas abgewinnen kann, muss jeder für sich selbst entscheiden. Kathryn Newton hingegen hält ihr Spiel betont einfach und beschränkt sich auf böse Blicke einen nach vorne geneigten Kopf.
→ 'Freaky' erfindet ganz sicher das Rad nicht neu, aber liefert eine unterhaltsame Variation von 'Freaky Friday' und ähnlichen Komödien und beschreitet in dieser Hinsicht einen ähnlichen Weg wie 'Happy Deathday'. Man darf gespannt sein, welche Horror-Mashups Blumhouse in Zukunft folgen lassen wird.
Moritz Bleibtreu begibt sich mit seinem Erstlingswerk als Autorenfilmer zu den Abgründen der Psyche und lässt dabei Realität und Gedankenwelt miteinander verschmelzen. Ein Terrain, das ihm nicht zuletzt seit seiner Mitwirkung an 'Stereo' und 'Die dunkle Seite des Mondes' nicht ganz unbekannt sein dürfte. In buchstäblich traumhaften Bildern fängt er dabei eine Geschichte ein, von der zunächst einmal gar nicht klar ist, ob es diese in der präsentierten Form überhaupt gibt, zumal über weite Strecken unklar bleibt, wo hier die Grenzen zwischen Traum, Wahn und Realität verlaufen. Getrieben von Schlaflosigkeit und geplagt von Albträumen geht der Protagonist durch tiefe Täler, aus denen es keinen Ausweg zu geben scheint.
Was man bei aller Unzuverlässigkeit des Erzählens festhalten kann: Der Antiheld im Zentrum der Geschichte, verarbeitet in seinen Träumen Beziehungsprobleme und einiges mehr. Die Handlung zu entschlüsseln und zu interpretieren, bleibt dem Publikum überlassen. Ob sich jeder Zuschauer die Mühe machen will, sich durch das undurchsichtige Geflecht zu kämpfen, erscheint aber mehr als fraglich, denn einen eindeutigen Schlüssel gibt Bleibtreu seinem Publikum nicht an die Hand. Vieles bleibt im Ungewissen und auch das Ende gibt nur bedingt Aufschluss. Denn am Schluss steht (je nach Sichtweise) [SPOILER] der Tod oder ein metaphorischer Neuanfang. Wohin dieser führen wird, bleibt lässt sich nur schwer erahnen, denn dazu bleibt Bleibtreus Erzählung einfach zu vage.
Die Bewertung der 2021er-Version von 'Mortal Kombat' steht und fällt im Grunde genommen mit den persönlichen Präferenzen – mehr noch als bei den allermeisten anderen Filmen. Die maßgeblichen Charaktere und viele weitere Details der Games werden standesgemäß in eine Filmversion übersetzt und selbst die Geschichte – sofern man überhaupt von einer sprechen kann – entfernt sich nicht besonders weit von den Spielen. Und irgendwie bekommt es Regisseur Simon McQuoid auch unter einen Hut, einen Bogen von den frühen Spielen der Reihe zu den neueren zu spannen.
Eine Handlung im eigentlichen Sinn ist aber nur rudimentär vorhanden; präsentiert wird eigentlich nur die Exposition. Die Charaktere werden eingeführt, trainieren für ihre entscheidenden Kämpfe und müssen zunächst ihre jeweiligen Fähigkeiten entdecken. 'Mortal Kombat' fühlt sich also an wie der Pilotfilm zu einer Serie. Und siehe da (was ich erst nach der Sichtung erfahren habe): Es sind tatsächlich mehrere Fortsetzungen geplant. Insofern kann man durchaus den Hut davor ziehen, dass hier der Mut aufgebracht wird, sich Zeit zu lassen beim Aufbau dieses Filmuniversums.
Ob das Publikum diesen Ansatz honorieren wird und ob die Sequels tatsächlich realisiert werden? Lassen wir uns überraschen.
Tom und Jerry stiften Chaos in New York. Positiv ist natürlich, dass eine ganze Reihe von Elementen und Charakteren der Zeichentrickserie aufgegriffen und in modernisierter Form nun in einem Live Action Film präsentiert werden. In groben Zügen erinnert die Geschichte natürlich ein wenig an die der Schlümpfe, die es in der Verfilmung von 2011 ebenfalls in den Big Apple verschlägt, aber natürlich ist 'Tom & Jerry' völlig anders als die Filme über den Osterhasen ('Hop') oder die Chipmunks, die in Los Angeles ihr Unwesen treiben...
Na gut, schön wär's... Regisseur Tim Story spult relativ routiniert ein 08/15 Programm ab, das aber zumindest durch mehrere kleine Versatzstücke aus vergangenen Tagen punkten kann. Eine wirkliche Seele sucht man in seiner Inszenierung allerdings ebenso vergebens wie eine Geschichte, die über eine Aneinanderreihung von Klischees hinauskommt. Einige bewusst übersteigerte Absurditäten und zumindest leichte Anflüge eines Retro-Charmes retten die Realverfilmung mit den beiden Schlingeln dann aber zumindest ins solide Mittelmaß.
Leicht verdaulicher Katastrophenfilm vom Fließband mit vielen der üblichen Vorzüge und Schwächen. Einzelne Szenen kommen durchaus spannend daher, andere hinterlassen eher Stirnrunzeln; vor allem immer dann, wenn es an der Plausibilität zu hapern beginnt – und das geschieht hier eigentlich am laufenden Band. Doch geschenkt, bei einem Film mit einer derartigen Prämisse weiß man im Grunde bereits vorher, was einen erwarten wird - und in diesem Sinne wird dann auch zuverlässig geliefert. Trotz der mitunter etwas arg schäbigen CGI gelingt es Regisseur Ric Roman Waugh ('Angel Has Fallen'), in einigen Szenen eine durchaus ansprechende Atmosphäre aufzubauen. Und so vergeht die Zeit dann auch wie im Meteoritenflug und das Spektakel endet, als es eigentlich erst so richtig interessant zu werden beginnt.
→ Für eine einmalige Sichtung ganz okay.
'Peninsula' schickt sich an, in die großen Fußstapfen zu treten, die 'Train to Busan' hinterlassen hat und kopiert nicht einfach nur das Erfolgsrezept des Vorgängers, sondern öffnet die Tür zu einer neuen Welt und einem neuen Stil. Leider, wie man im Nachhinein bedauerlicherweise feststellen muss.
Zwar wird die Geschichte in ein apokalyptisches Setting eingebettet und es wird eine kleine Welt gebaut, durch die sich die Charaktere bewegen müssen, doch von den bissigen Spitzen des ersten Filmes ist leider ebenso wenig zu sehen wie von der Wucht, die trotz (oder gerade wegen) der kammerspielartigen Voraussetzungen den ersten Teil dominiert. Stattdessen gibt es nun eine donnerkuppelartige Kampfarena und einige Handlungselemente, die sich mehrfach wiederholen. Von A wie „angetäuschten Suizid“ bis Z wie „Zombie-Bowling mit Fahrzeugen“ gibt es mehrere Entwicklungen, die dem Publikum wiederholt untergejubelt werden. Untermalt werden die Szenen mit einem Score, der stellenweise komplett austauschbar wirkt.
Unter dem Strich ergibt das zwar noch lange keinen schlechten Endzeitfilm, aber einen richtig guten Eben auch nicht. Daher eine Einordnung im unteren Mittelmaß (4 Punkte).
Fast möchte man vor der Sichtung sagen: „Ein Film über Al Capone? Das gab es ja noch nie...“ Doch Überraschung: Einen Ansatz wie den hier gewählten sucht man bisher tatsächlich vergebens.
Denn Tom Hardy gibt hier den Gangsterkönig nicht während der Blütezeit seines kriminellen Schaffens, sondern während seines letzten Lebensjahres, als dieser bereits schwer gezeichnet von seiner Erkrankung ein Leben als Pflegefall führt. Seine Verständigung findet phasenweise weniger verbal als vielmehr durch Grunzlaute statt und auch sein Körper und sein Gehirn spielen ihm regelmäßig übel mit.
Doch Regisseur Josh Trank lässt ihn nicht einfach nur im Dreck liegen. Vielmehr lässt er das Publikum gemeinsam mit dem Protagonisten hinabsteigen in eine Welt aus Erinnerungen und Dämonen aus der eigenen Vergangenheit, die Fonz (so soll er während seiner letzten Lebensphase genannt werden) ebenso quälen wie seine nächsten Angehörigen, die indirekt darunter zu leiden haben.
Tranks 'Capone' stellt die Erwartungen des Publikums regelrecht auf den Kopf und zerstört eine bizarre Legende auf eine groteske Art. Analog dazu wird hier auch gleich noch ein ganzes Subgenre auf links gedreht. Unter dem Strich bleibt ein doch recht ungewöhnlicher Entwurf, der gerade deshalb für die meisten Zuschauer (un)interessant sein dürfte.
Maue Fortsetzung einer ohnehin schon halbgaren Verfilmung. Regisseur Roger Kumble vertraut dabei in erster Linie auf den Markenkern des Vorgängerfilmes von Jenny Gage: Überforderte DarstellerInnen, eine Aneinanderreihung von Klischees und ein nicht gerade filigran ausgearbeitetes Drehbuch... Aber gut, der Erfolg gibt den Produzenten recht. Also auf in eine neue Runde (unter teilweise neuen Voraussetzungen):
Die Protagonistin ist knapp bei Kasse. Zwar verfügt sie über einen schier unerschöpflichen Fundus an Textilien (deren Auswahl jedoch keinerlei roten Faden erkennen lässt), aber eine Anzahlung für einen acht Jahre alten Gebrauchtwagen ist nicht drin. Auf der anderen Seite ihr Love-, äh... Lust-, äh... eigentlich doch Love-Interest, das bzw. der nicht einfach nur ein harter Hund ist, sondern die Härte sogar im Namen trägt. Und er äußert sie natürlich auch in seinen Dialogzeilen, die nur so vor anarchischen Anwandlungen strotzen. Beispiel gefällig? Nein? Egal, hier kommt trotzdem eines:
Hardin: „Frohe Weihnachten!“
Tessa: „Weihnachten ist nächste Woche.“
Hardin: „Regeln haben mich noch nie interessiert.“ (55:08)
Was für ein Rebell...! Zeigt der Gesellschaft den Mittelfinger, indem er seine Weihnachtsgeschenke schon ein paar Tage früher verteilt. Friss das, Establishment! Wenn das mal keine Basis für die beiden weiteren Fortsetzungen ist, die derzeit produziert werden. Wird bestimmt großartig.
Miniserie, die anhand des Schicksals von Kunta Kinte und seiner Nachfahren mehrere Biographien skizzenhaft nachzeichnet, die wahrscheinlich als exemplarisch für den Lebensweg vieler Afroamerikaner während des 18, und 19. Jahrhunderts gelten dürften. Sklaverei, enttäuschte Hoffnungen, mentale und körperlich Härten, Bestrebungen verschiedenster Art, die Freiheit zu erlangen und schließlich der Bürgerkrieg mit all seinen Grausamkeiten und einem Ende, das zwar Hoffnung verheißt, aber noch meilenweit von einem Idealzustand entfernt ist.
Die Erzählung nimmt den Titel der Sendung durchaus ernst und zeigt eine Geschichte, die sich über insgesamt sechs Generationen erstreckt, von denen die mittleren vier ganz besonders in den Fokus genommen werden (Kuntas Eltern und Georges Enkel kommen nur am Rande vor).
Rein nominell sind die Nebenrollen bemerkenswerterweise prominenter besetzt als die Hauptrollen. Neben Laurence Fishburne, Anna Paquin, James Purefoy, Matthew Goode, Chad Coleman und Jonathan Rhys Meyers gibt sich beispielsweise auch Oscar Preisträger Forest Whitaker ein Stelldichein. Levar Burton ('Star Trek TNG'), der bereits in der Originalserie als Darsteller mitwirkte, ist als Executive Producer involviert.
Einziger Wermutstropfen ist im Grunde genommen die Maske, die hier und da etwas überzeugender ausfallen könnte, denn gerade die Alterung einiger Akteure wirkt nur mit Abstrichen überzeugend.
→ Mit 'Roots' beweisen die Verantwortlichen des History Channels einmal mehr, dass sich die beiden Hauptkomponenten des Infotainments keineswegs gegenseitig ausschließen, sondern dass die Darstellungen stellenweise sogar umso erschütternder wirken, da den Geschehnissen reale Ereignisse zugrunde liegen. Folglich ist das Remake von 'Roots' ein klarer Geheimtipp unter den Historienserien der 2010er Jahre.
Forest Whitaker und Eric Bana in einem Drama über die juristische und moralische Aufarbeitung der Apartheid in Südafrika. Und genau in dieser Prämisse liegt eigentlich auch schon die vielleicht größte Besonderheit dieser Produktion begründet. Denn im Fokus steht eine Situation, die zumindest hierzulande noch nicht allzu oft in fiktionalen Filmen zu sehen war. Zwar gibt es immer wieder Produktionen über die Zeit der Rassentrennung, doch die Zeit nach Ende der Übergangsphase (also nach 1994) wurde bisher oftmals eher stiefmütterlich behandelt.
Doch trotz dieser gleichermaßen interessanten wie relevanten Prämisse weiß Roland Joffés Inszenierung nur bedingt zu überzeugen. Im besten Falle kommt sie nüchtern daher, im schlechtesten Falle eher behäbig. Selbst das aus einer Bombendrohung resultierende Gefahrenszenario wird präsentiert, als ginge es um eingeschlafene Füße. Bei allem Mut zu betonter Unaufgeregtheit: Man kann es auch damit übertreiben. Nichtsdestotrotz kommt es jedoch auch zu einigen drastischen Entwicklungen, die durchaus auch etwas Thrill erzeugen.
Fazit: Egal, ob man sich für oder gegen eine Sichtung entscheidet, in beiden Fällen macht man nicht allzu viel falsch.
Bodenständiger, kleiner Horrorfilm, der zwar inhaltlich nicht unbedingt originell daherkommt, dafür aber in formaler Hinsicht durchaus einen gewissen Charme versprüht (der allerdings nur bei einem Teil des Publikums seine Wirkung entfalten dürfte). Die Inszenierung kommt betont gesetzt daher und orientiert sich in Bezug auf die Handlung an Geschichten wie 'Disturbia' oder 'The Good Neighbor' auf der einen Seite und Filmen wie 'The VVitch' auf der anderen. Stilistisch dürften vor allem Fans von eher unscheinbaren Horrorfilmen sowie Freunde von B-Movies oder 70er-Jahre Horrorfilmen auf ihre Kosten kommen (in denen auch gerne mal mit okkulter Symbolik gespielt wird). Jedenfalls gehört diese Produktion ganz sicher nicht zu jenen Filmen, die sich visuell aufplustern, um dann doch nur Murks zu liefern. Vielmehr wird hier von vornherein mit offenen Karten gespielt, indem grundsolide Hausmannskost versprochen und auch geliefert wird. Selbst der Urlaubsort, an dem die Handlung angesiedelt ist (Northport, Michigan) scheint im Vergleich zu vielen anderen Drehorten eher von Understatement geprägt zu sein.
Um es mal metaphorisch auszudrücken: Viele US-Horrorfilme laden das Publikum zum Champagner schlürfen mit Models an den Florida Keys ein, doch vor Ort stellt man fest, dass man in einem 2-Sterne Schuppen mit drei Stunden Fußweg zum Strand untergebracht werden soll. Und zu trinken werden nur die übrig gebliebenen und abgestandenen Reste einer vergangenen Party serviert. 'The Witch Next Door' hingegen verspricht von vornherein nur einen rustikalen Wanderurlaub in der Eifel; aber immerhin gibt es Bier!