Framolf - Kommentare

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  • 5 .5
    Framolf 09.04.2021, 08:13 Geändert 21.10.2021, 06:27
    über Time

    Oscar Madness Film 37 (1 Nominierung)

    'Time' stellt sozusagen die filmische Antithese zum 2021 ebenfalls in der Rubrik “Best Documentary Feature“ nominierten Beitrag 'Kollektiv' dar. Während in letzterem Film handwerklich minimalistisch und - abgesehen von ein paar Aufnahmen zu einer Vernissage - schnörkellos und relativ nüchtern harte Fakten an den Mann bzw. an die Frau gebracht werden, wird hier der exakt gegenteilige Weg beschritten.

    Behandelt wird dabei ein Fall, über den dem Publikum so gut wie keine Informationen zur Verfügung gestellt werden. Ein Ehepaar wird für einen Raub zu unterschiedlich langen Haftstrafen verurteilt und die Dame kämpft nach ihrer Entlassung für die Freilassung ihres Gatten, was lose in einer Art Videotagebuch begleitet wird. Auf welche juristischen Argumentationen sich die Advokaten der Familie stützen, bleibt ebenso unklar wie Details über den Tathergang und die Schuldfrage. Zwar kann man als Rezipient die grundsätzlichen Eckpfeiler spekulativ herleiten, aber stets nur unter dem Vorbehalt, dass sämtliche Annahmen auf Sand gebaut sein könnten.

    Was der Film hingegen transportiert, sind Emotionen; und dies nicht zu knapp. Mit den Methoden eines Werbespots, in dem gezielt Affekte adressiert werden, weil es kaum Alleinstellungsmerkmale oder nüchterne oder gar objektiv messbare Kriterien gibt, anhand derer man die Kaufentscheidung über ein spezifisches Produkt fällen könnte, wird hier über einen Kriminalfall und dessen Auswirkungen auf die betroffene Familie berichtet. Aufgefangen wird diese inhaltliche Leichtfüßigkeit durch eine äußere Form, die man vielleicht am besten als hyperstilisierten Minimalismus umschreiben könnte. Schwarz-weiß Aufnahmen, unterlegt mit Klavier- und partiell auch Streicherklängen, machen im Arthouse-Stil das jahrelange Warten von Mrs. Richardson und ihren Söhnen erfahrbar. Für ein dokumentarisches Format eine durchaus innovative Herangehensweise, jedoch wird es den Zuschauern auf diese Weise nahezu unmöglich gemacht, die Begleitumstände einzuordnen. Zwar bekommt man eine Ahnung davon, was im US-Justizsystem im Argen liegt, aber da Garrett Bradleys Inszenierung zu keinem Zeitpunkt inhaltlich konkret wird, bleibt am Ende eine lange Reihe schwammiger Fragezeichen. Dabei hätte man durch die Bereitstellung einiger zusätzlicher Informationen aufkeimende Gedanken mancher Zuschauer, ob die Erzählung in einigen Punkten womöglich unangemessen manipulativ sein könnte, möglicherweise schon im Keim ersticken können.

    Regisseure wie Eugene Jarecki ('The House I Live In'), Werner Herzog ('On Death Row') oder Filmemacher David Simon ('The Wire') bringen die in 'Time' umrissene Problematik deutlich prägnanter auf den Punkt, obwohl die Akzentuierung ihrer jeweiligen Projekte auf völlig anderen Aspekten der US-Amerikanischen Strafvollzugspraxis liegt. Dass 'Time' dennoch einige Qualitäten hat (besonders in lyrischer Hinsicht) spiegelt sich in der erhaltenen Nominierung für einen Oscar in der Sparte "Bester Dokumentarfilm wider.

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    • 5 .5
      Framolf 09.04.2021, 07:30 Geändert 09.04.2021, 07:31

      'Secret Defense' erzählt im Grunde genommen eine Variation der 'Libelle[n]'- bzw. 'Nikita'-Geschichte und stellt dabei zwei junge Leute einander gegenüber, deren Ausgangslage durchaus vergleichbar ist, aber deren weitere Wege (trotz grundsätzlicher Parallelen) gegensätzlicher kaum sein könnten. Während die Studentin Diane, die sich (in mehrerlei Hinsicht) eher quälend durch ihre Studienzeit müht, vom Geheimdienst für eine Anti-Terror-Mission angeworben wird, wird ein junger Strafgefangener von islamistischen Extremisten umgarnt.

      Regisseur Philippe Haim spult hier routiniert ein bewährtes Agentenfilmkonzept ab und geht dementsprechend auf Nummer sicher. Für Genrefans gibt es hier allenfalls Spuren von Innovationen zu entdecken, andererseits kommt es durch die konservative Herangehensweise aber auch nicht zu größeren Durchhängern oder sonstigen Mängeln.

      Bei derart herkömmlichen Produktionen kann sich eine Sichtung zwar durchaus lohnen, ein ausführlicher Kommentar allerdings eher weniger, da der Film einfach kaum Alleinstellungsmerkmale aufweist.

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      • 7
        Framolf 08.04.2021, 06:56 Geändert 14.05.2021, 06:30

        Oscar Madness Film 36 (1 Auszeichnung)

        Ein Dokufilmer fühlt sich dazu berufen, eine Art Lightversion von Timothy Treadwell oder Steve Irwin zu geben und bemüht sich darum, Freundschaft mit einem Octopus zu schließen. Immer wieder sucht er auf seinen (laut eigener Aussage) täglichen Tauchgängen die Nähe zu einem ganz bestimmten Exemplar und scheint auch ansonsten allerlei Tiere zu streicheln, die seinen Weg kreuzen.

        Wiederholt kommt jedoch die Frage auf, ob es sich hierbei wirklich primär um eine Naturdoku handelt oder nicht vielleicht doch eher um das (Selbst-)Portrait eines Menschen, der sich selbst gerne reden hört und dazu neigt, tierisches Verhalten auf seine ganz eigene Weise zu vermenschlichen. Ob er der Fauna mit seinen täglichen Besuchen einen Gefallen tut, sei darüber hinaus mal dahingestellt.

        Heimlicher Star dieser Dokumentation ist trotz Mensch und Krake jedoch der Unterwasserwald, der hier in zahlreichen Bildern von unbeschreiblicher Schönheit in Szene gesetzt wird. Man kann nur hoffen, dass im Schlepptau dieses Filmes keine Tourismuswelle zu Orten wie diesem einsetzen wird, sonst hätten die Produzenten ihre Botschaft vom Artenschutz mit dem Tintenbeutel wieder eingerissen.

        Nachtrag: 'Mein Lehrer, der Krake' wurde 2021 mit einem Oscar in der Rubrik „Bester Dokumentarfilm“ ausgezeichnet.

        PS: Mit den Kriterien für die Montage scheint man es nicht allzu genau genommen zu haben, wenn man die Verfolgungsjagd mit dem Hai betrachtet...

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        • 5

          ++ Mini-SPOILER ++

          Recht viel mehr Durchschnitt geht eigentlich kaum. 'Midnighters' bringt einen kammerspielartigen Kriminalthriller auf den Bildschirm, in dem sich (abgesehen von den Ermittlern) nahezu alle relevanten Charaktere selbst immer tiefer in einen Strudel bewegen, aus dem es für sie kein Entrinnen mehr zu geben scheint. Beginnend mit einem Verkehrsunfall nimmt eine sagenhafte Reihe von (teils auch vermeintlichen) Fehleinschätzungen und -entscheidungen ihren Lauf, die nichts Gutes für die Figuren erahnen lässt.

          Analog zur erzählerischen Hausmannskost kommt (wohlwollend formuliert) auch die Inszenierung absolut bodenständig daher. Eine einmalige Sichtung sollte für die meisten Thrillerfans jedenfalls deutlich unblutiger ausgehen als für einige Charaktere die Handlung dieser Geschichte. ;-)

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          • 8

            Oscar Madness Film 35 (6 Nominierungen)

            'The Trial of the Chicago 7' ist einer jener Beiträge (aus einer langen Traditionslinie), die das Publikum aus westlichen Demokratien daran erinnern, besser nicht allzu blauäugig mit politischen Vorgängen im eigenen Land umzugehen. Gezeigt werden die Umstände rund um einen regelrechten Schauprozess, der beizeichnenderweise zwei Monate nach dem Beginn der Präsidentschaft Richard Nixons seinen Anfang nahm.

            Regisseur Adam Sorkin ('Molly's Game') zeichnet dabei ein düsteres Bild einer Justiz, die sich zum willfährigen Erfüllungsgehilfen der Politik macht und dabei nach einem bewährten Prinzip verfährt: Ein aufstrebender Staatsanwalt wird mit einem klaren politischen Auftrag ausgestattet (auch wenn es in Detailfragen – z. B. in Bezug auf die Rollenverteilung auf seiten der Ankläger - offenbar Abweichungen zwischen der Verfilmung und den Schilderungen von Prozessbeobachtern geben mag) und ein altersstarrer und aufgrund seiner langen Laufbahn höchst berechenbarer Richter sitzt dem Verfahren vor. Keine günstige Gemengelage für die Angeklagten.

            Verfilmt wurde dieses Justizdrama mit einem Cast, der namhafter kaum sein könnte. Neben Sasha Baron Cohen und Joseph Gordon Levitt gehören der Besetzung u. a. auch die Oscar Gewinner Eddie Redmayne ('Die Entdeckung der Unendlichkeit') und Mark Rylance ('Bridge of Spies') sowie die vormals für einen Oscar nominierten Frank Langella ('Frost/Nixon') und Michael Keaton ('Birdman') an.

            'The Trial of the Chicago 7' wurde 2021 mit insgesamt sechs Oscar-Nominierungen bedacht (Kamera, Schnitt, Nebendarsteller, Filmsong, Originaldrehbuch sowie bester Film):

            Nebendarsteller Sasha Baron Cohen erscheint geradezu prädestiniert für seinen Part: Einen humorvoll agitierenden Aktivisten. Auch und gerade wegen seiner bisherigen Rollenhistorie fügt sich seine Besetzung mehr oder minder nahtlos in seine Filmographie ein.

            Die Montage hingegen erinnert, um mal wieder einen kulinarischen Vergleich zu bemühen, ein wenig an ein Stück Formfleisch. Cutter Alan Baumgarten zerlegt diverse Sequenzen in einzelne Sinneinheiten und löst somit ihre chronologische Ordnung auf, bevor er sie nach thematischen Gesichtspunkten wieder zusammenfügt. Somit wirkt auch die auf diese Weise erschaffene Erzählstruktur wie aus einem Guss, allerdings zu dem Preis, dass das Publikum immer und immer wieder aus dem jeweiligen Kontext und auch aus dem Flair gerissen wird, in dem die betreffenden Aussagen getätigt wurden.

            Abgesehen von derlei Strukturfragen setzen der Schnitt, das Drehbuch und die Kamera auf eher klassische Wege, kommen den veränderten Sehgewohnheiten der vergangenen Jahre allerdings ein Stück weit entgegen.

            Für eine Berücksichtigung in der Kategorie „Bester Filmsong“ hätten sich grundsätzlich sicherlich mehrere Kandidaten angeboten (so zum Beispiel auch Celestes 'Take the Hill'), da es jedoch nur 'Hear my Voice' auf die Shortlist geschafft hatte, erübrigt sich diese Frage.

            In Bezug auf die Nominierung als bester Film fügt sich 'The Trial of the Chicago 7' recht schlüssig in die Liste der nominierten Beiträge und prämierten Filme der letzten Jahre ein.

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            • 8 .5

              Oscar Madness Film 34 (1 Nominierung)

              Ein junger Mann ohne festen Wohnsitz trifft nachts auf einen tauben und blinden Mann, der um Hilfe auf seinem Weg zu einer Bushaltestelle bittet.

              Statt diese durchaus ungewöhnliche Prämisse dramatisch auszuschlachten, fokussiert Regisseur Doug Roland seine Inszenierung auf die scheinbar unspektakulären Gesten und Handlungen, die das Leben um einiges lebenswerter machen und vielleicht sogar das Potenzial dazu haben, die nähere Zukunft nachhaltig verändern zu können.

              'Feeling Through' fühlt sich in diesem Sinne an wie die cineastische Version eines kleinen und flüchtigen, aber auch warmherzigen und aufrichtigen Lächelns, das einem im Alltag geschenkt wird. Kein großes Pathos, keine schwülstigen Worte und auch keine zentnerschwere Überfrachtung mit komplizierten Gedankengängen; und doch eine eine kleine Geste, die in manchen Situationen so viel mehr aussagen und bewirken kann, als es auf den ersten Blick vielleicht erscheinen mag – sofern man eben empfänglich dafür ist.

              Der (fraglos verdiente) Lohn für diesen warmherzigen Entwurf: Eine Nominierung für den Oscar 2021 in der Kategorie „Best Live Action Short“.

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              • 6

                Oscar Madness Film 33 (2 Nominierungen)

                Roberto Benigni hat es erneut getan. Nach seinem Mitwirken in der Titelrolle (2003) gibt er anno 2019 mit Geppetto nun den Vater bzw. den Schöpfer der berühmten Marionette. Regisseur Matteo Garrone geht bei der Umsetzung dieser Version voll ins Risiko und präsentiert den Stoff als düsteres Märchen, das vor Metaphern nur so strotzt. Einige von ihnen kommen plump daher, andere eher subtil, einige weitere kryptisch und bei manchen Szenen kann man als Zuschauer nur rätseln, ob sie nun im übertragenen Sinne zu verstehen sind oder einfach nur für sich stehen. Der Titel(anti)held selbst wirkt hier zunächst über die Maßen naiv, aber das ist eben auch Teil seines Werdeganges.

                Die doch recht unkonventionell erscheinende Ästhetik dieser 'Pinocchio'-Version kann fast schon als pars pro toto für die gesamte Produktion (vor allem auch in inhaltlicher Hinsicht) gesehen werden: Nicht primär für Kinder gedacht, aber andererseits auch für viele Erwachsene nicht ansprechend genug. Ironischerweise haben es bisher jedoch (ähnlich wie im Fall von Lewis Carrolls 'Alice im Wunderland') eher die entkernten und auf Äußerlichkeiten bezogenen Versionen zu Publikumserfolgen gebracht.

                Das Kostümdesign, das (passend zu den Kulissen) einen ungewohnten Spagat zwischen Detailreichtum, Opulenz und verdreckten Textilien vereint, wurde 2021 ebenso für den Oscar nominiert wie auch das Make-up und die Frisuren. Speziell die Masken ermöglichen es den Darstellern zwar sehr gut, Emotionen und teilweise Nuancen in der Mimik zu transportieren, in ästhetischer Hinsicht wirken sie - verhalten formuliert - unkonventionell und etwas überspitzt gesagt fast schon verstörend.

                Alle Zuschauer, die diese Verfilmung enttäuschend fanden, dürften aber bald schon eine weitere Chance bekommen; schließlich steht Guillermo del Toros Stop Motion Version bereits in den Startlöchern.

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                • 5 .5

                  Oscar Madness Film 32 (1 Nominierung)

                  ++ Enthält SPOILER ++

                  Ein Komponist unterhält sich mit seinem Großvater über (womöglich) entscheidende Wegmarken in dessen Lebenslauf. Dieser erzählt ihm von extrem herablassendem Verhalten gegenüber Afroamerikanern, das ihm während seiner Jugendzeit in Florida widerfahren ist. Über Detroit und weitere Umwege landet er schließlich in Los Angeles, wo er seine spätere Ehefrau kennenlernt. Die folgende Generation wird quasi komplett übersprungen und die Erzählung wird fortgesetzt mit der musikalischen Förderung des Enkels, aus dem viele Jahre später der besagte Komponist werden sollte.

                  Man könnte dieses Projekt als herzliche Liebeserklärung an den geliebten Großvater und Förderer verstehen, wenn sich der Komponist Kris Bowers, der auch als einer von zwei Regisseuren fungiert, nur selbst ein wenig stärker zurücknehmen würde. Denn so wirkt dieser Kurzfilm auch wie ein halbes Selbstporträt, was grundsätzlich natürlich nicht verwerflich ist. Doch angesichts der erfolgten Oscar-Nominierung stellt sich die Frage, was sich aus dieser Kurzdoku mitnehmen lässt. Dass man Kindern mit entsprechender Förderung ihren Lebensweg enorm erleichtert, ist offenkundig. Allerdings wendet sich diese Produktion über einen Komponisten von Orchestermusik ganz gezielt an ein Publikum, das ohnehin schon kulturaffin sein dürfte. Somit rennt man bei dieser Publikumsschicht mit einer derartigen Botschaft sowieso offene Türen ein. Dementsprechend bleibt am Ende der Eindruck, dass sich Kris Bowers hier durch die Hintertür auch selbst ein filmisches Denkmal setzen wollte. Dagegen ist natürlich nichts einzuwenden, aber eine Auszeichnung mit dem meistbeachteten Filmpreis der Welt wäre dann vielleicht doch etwas zu viel des Guten.

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                  • 7 .5
                    Framolf 05.04.2021, 07:11 Geändert 06.04.2021, 05:50

                    Oscar Madness Film 31 (1 Nominierung)

                    Die Geschichte von 'Crip Camp' beginnt mit einem Sommercamp für Jugendliche, das rund um die 1960er Jahre mehrfach abgehalten wurde. Anfangs als recht konventionelle Veranstaltung, später dann unter der Leitung einiger junger Hippies als eine Art Utopie, in der sich Menschen verschiedener Hautfarbe und mit oder ohne Behinderung auf Augenhöhe – und vor allem ohne Diskriminierungen, aber auch ohne übertriebene Bevormundungen - untereinander bewegen durften. Der Höhepunkt des Jahres für einige junge Leute, die sich zu dieser Zeit untereinander vernetzten und später eine Bürgerrechtsbewegung gründeten.

                    Diese wiederum schloss sich mit anderen Gruppierungen zusammen (weitere Bürgerrechtsgruppierungen, Gewerkschaften, Black Panther usw.), die ähnliche Ziele verfolgten, und sagte Nixon, sowie später Reagan – teils unter größten körperlichen Beschwerlichkeiten (wie Übernachtungen auf dem blanken Fußboden, was doppelt so problematisch sein kann, wenn man sich nicht aus eigener Kraft drehen kann und somit der Gefahr von Wundstellen ausgesetzt ist - den politischen Kampf an. Angetrieben von mangelnder Gleichberechtigung, Bevormundung und teils unhaltbaren Zuständen in Betreuungseinrichtungen entdeckten die besagten Aktivisten die Kraft der Gemeinsamkeit und die Möglichkeit sich durch Zusammenhalt Gehör verschaffen zu können. Garniert werden die gezeigten Archivaufnahmen und Erzählungen mit einigen schmunzelnd vorgetragenen Anekdoten, aber auch mit Einspielern, die einen unverkrampften und vorurteilsfreien Umgang miteinander nicht nur postulieren, sondern aktiv vorleben.

                    → Sehenswert, unverkrampft und relevant!

                    Im Rahmen der 2020/2021 Award Season erhielt 'Crip Camp' eine Nominierung als beste Dokumentation.

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                    • 8
                      Framolf 05.04.2021, 07:10 Geändert 05.01.2024, 04:50

                      Oscar Madness Film 30 (1 Nominierung)

                      ++ Mini-SPOILER ++

                      Das Kurzfilm-Drama (mit Anleihen bei der Tragikomödie) 'The Letter Room' mit keinem geringerem als Oscar Isaac in der Hauptrolle erzählt die Geschichte eines Gefängniswärters, der zum „Director of Prisoner Communications“ befördert wird. Ein bedeutungsschwangerer Titel für einen lausigen Job: Briefe an die Häftlinge – unter ihnen auch Todeskandidaten - lesen, kopieren, zensieren und verteilen. Kein leichtes Unterfangen für einen empathischen Menschen, der privat offenkundig selbst mit Einsamkeit zu kämpfen hat.

                      Elvira Linds behutsame Inszenierung punktet mit einer genauen Beobachtungsgabe und einer augenzwinkernden Pointe, die zumindest einen kleinen Funken von Menschlichkeit in den rauen und trostlosen Gefängnisalltag bringt. Oscar Isaac überzeugt dabei durch sein nuanciertes Spiel, das von der Kamera mit einem guten Gespür für Details eingefangen wird. Letztlich ist dieser Kurzfilm ganz sicher keiner der großen Töne, der mit übertriebenem Pathos prahlt oder auf sonstige Weise um Aufmerksamkeit bettelt. Vielmehr wird die Geschichte geprägt von Understatement und einem (in metaphorischem Sinne) kleinen verschmitzten Lächeln, das aber in vielen Szenen nur unterschwellig wahrnehmbar ist.

                      'The Letter Room' wurde 2021 als bester Live Action Kurzfilm für den Oscar nominiert.

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                      • 7
                        Framolf 04.04.2021, 07:49 Geändert 04.04.2021, 07:50

                        Oscar Madness Film 29 (3 Nominierungen)

                        Regina King orientiert sich in ihrem Regiedebüt an einem Bühnenstück von Kemp Powers, das auch auf der Leinwand klare Züge eines Kammerspiels trägt. Thematisiert wird dabei ein stark stilisiertes Treffen vier berühmter Persönlichkeiten, das in ähnlicher Form zwar tatsächlich stattgefunden haben mag, dessen Gesprächsinhalte allerdings reine Spekulation sein dürften. Durchgespielt wird also ein Gedankenexperiment, wie Cassius Clay, Malcolm X, Jim Brown und Sam Cooke wohl auf die (vor allem gesellschaftspolitischen) Positionen der jeweils anderen reagiert haben könnten. Keine leichte Übung und in einigen Punkten sicherlich auch reichlich spekulativ, aber augenscheinlich auch sehr gründlich durchdacht und geradezu gespickt mit allerlei Thesen und pointierte Zuspitzungen auf einige neuralgische Punkte.

                        Oscar-Nominierungen gab es 2021 dementsprechend für das beste adaptierte Drehbuch sowie für Leslie Odom Jr. in gleich zweifacher Hinsicht: Für seine Rolle als Sam Cooke sowie für seinen Song 'Speak Now', der zu Beginn des Abspanns gespielt wird.

                        Abschließend noch ein Gedanke zum aktuellen Umgang der Academy mit der Rassenthematik: Seit Beginn der OscarsSoWhite-Debatte (2015ff.) geht es zwar bei den Nominierungen in den vier Darstellerkategorien deutlich diverser zu und auch Stoffe mit entsprechender Thematik werden stärker berücksichtigt, bei genauerem Hinsehen handelt es sich bei den besagten Rollen allerdings in fast allen Fällen um historische Figuren oder um Personen mit Bezug zu Bürgerrechtsbewegungen (mit Fokus auf Rassendiskriminierung) oder Diskriminierungsopfer; also fast durchweg Rollen, die (mit Ausnahme der Bürgerrechtler) per se schon gar nicht mit hellhäutigen Darstellern besetzt werden können. Hauptrollen in Filmen, die weder politisch noch biographisch sind (also zum Beispiel in Scheidungs- oder Krankheitsdramen), scheint man aber nach wie vor nur sehr ungern an nicht-kaukasischstämmige Darsteller vergeben zu wollen. Man kann auch umgekehrt einen Schuh daraus machen: So relevant derlei Stoffe auch sein mögen, wirkliche Änderungen wird man nur durch einen etwas unverkrampfteren Umgang mit der Thematik herbeiführen können. Oder nochmal anders gesagt: Einerseits wurden zuletzt zwar viele Filme nominiert, die sich für ein Ende der Diskriminierung einsetzen, andererseits werden jedoch offenbar ganz bewusst auch vermehrt Filme nominiert, die ganz gezielt an den vermeintlichen(!) Polen der Gesellschaft angesiedelt sind. 'One Night in Miami', 'Ma Rainey's Black Bottom', 'Da 5 Bloods', 'Judas and the Black Messiah', 'A Love Song for Latasha' etc. auf der einen Seite, 'Hillbilly-Elegy', 'Emma', 'Neues aus der Welt' usw. auf der anderen Seite. Ausnahmen wie 'Tenet' bestätigen die Regel. Durch eine weitere Polarisierung wird man die Kuh nur schwerlich vom Eis bekommen. Gut möglich, dass in einigen Jahren ein weiterer Aufschrei folgen wird. (Diese Gedanken gelten ganz ausdrücklich nur für die Nominierungspraxis der Academy und nicht zwingend für andere Awards – und schon gar nicht für Spielfilme allgemein oder gar für Serien.)

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                        • 7 .5

                          Oscar Madness Film 28 (1 Nominierung)

                          Edoardo Pontis 'Du hast das Leben vor dir' erscheint – überspitzt formuliert – als eine in ihrer Prämisse übersteigerte, aber deutlich ernstere Variante von 'Ziemlich beste Freunde'. Ein Waisenjunge mit deutlichem Drall zum kriminellen Milieu wird in die Obhut einer älteren Dame (Sophia Loren) gegeben, die selbst auf ein Leben auf der Straße zurückblickt. Doch wie sich recht schnell herausstellt, soll keineswegs nur die betagte Dame (zusammen mit ihrer Patchwork Familie) den zunächst äußerst frechen Bengel beaufsichtigen, vielmehr sollen die beiden ganz offensichtlich gegenseitig aufeinander aufpassen.

                          Ponti bemüht sich, in seinem Remake von 'Madame Rosa' (1977) deutlich erkennbar um eine möglichst geerdete Handlung ohne allzu unplausible Kapriolen und ihm gelingt auf diese Weise ein zwar nüchtern vorgetragenes, aber keineswegs ödes oder gar weinerliches Stück Kino. Gerade durch den Verzicht auf eine übertriebene schwarz-weiß-Malerei und die (dramaturgische) Priorisierung von Grautönen erreicht seine Produktion ein respektables Maß an Glaubwürdigkeit, ohne an Unterhaltungswert einzubüßen.

                          → Durchaus sehenswertes Genrekino, das stets nah am Leben bleibt.

                          Diane Warrens und Laura Pausinis Lied 'Io Si', das die Handlung ausläutet und noch weit in den Abspann hineinragt, wurde 2021 für den Oscar nominiert.

                          Gerade noch 7,5 Punkte.

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                          • 8

                            Oscar Madness Film 27 (4 Nominierungen)

                            Die Formel von 'Neues aus der Welt' lässt sich im Grunde genommen in einer einzigen Phrase zusammenfassen: Minimalistische Geschichte ambitioniert umgesetzt. Der Urvater der heutigen Nachrichtensprecher trifft unterwegs auf eine Waise, die er zu ihren Verwandten bringen möchte. Die beiden Protagonisten (verkörpert von Tom Hanks und Helena Zengel) spielen gekonnt ihre jeweiligen Paraderollen und das Drehbuch scheint ohne Wenn und Aber auf die beiden zugeschnitten zu sein. Auch wenn man in Bezug auf eine noch sehr junge Darstellerin mit zu frühen (Rollen-)Festlegungen natürlich äußerst vorsichtig umgehen sollte, wird sicherlich niemand bestreiten, dass sie in 'Systemsprenger' einen ähnlich angelegten Part bereits hervorragend gemeistert hat.

                            Zwar passt die Geschichte dieses Westerns auf einen Handrücken passt, in handwerklicher Hinsicht jedoch wirkt 'Neues aus der Welt' dafür umso edler und ambitionierter. Honoriert wurde das Ergebnis - in Anerkennung der Leistungen in akustischer Hinsicht - mit Oscar-Nominierungen für den besten Ton und die beste Filmmusik. In Bezug auf die visuelle Umsetzung wurden die Kamera und das Szenenbild mit Nominierungen bedacht. Die Nominierung für die stimmungsvolle Musik erscheint folgerichtig, die Berücksichtigung in den beiden letztgenannten Kategorien aber fast schon obligatorisch. Denn gerade im Zusammenspiel zwischen Kulissen und Cinematographie gelingt es Paul Greengrass und seinem Team, die Dichotomie aus Weite und Beengtheit - und daraus resultierend aus friedvoller Ruhe und (bisweilen fatalistischer) Ausgeliefertheit gegenüber Kräften der Natur oder kriminellen Zeitgenossen – anschaulich auf den Punkt bzw. auf die Leinwand zu bringen. Die Natur strahlt hier neben Ursprünglichkeit und Erhabenheit auf der einen Seite jedoch auch Ungeschütztheit, Hilflosigkeit und Einsamkeit auf der anderen Seite aus. Ihr gegenüber stehen die (zu dieser Zeit noch erstaunlich kleinen) Ortschaften, die gewissermaßen Komfort und Geborgenheit (Möglichkeit zur Verpflegung, überdachte Schlafgelegenheit) bieten, allerdings durch ihren Schmelztiegelcharakter auch unterschiedlichste Charaktere auf engstem Raum miteinander in Kontakt bringen, was naturgemäß auch schnell zu Konflikten führen kann. Natürlich könnte man jetzt (mit Recht) argumentieren, dass derartige Befunde nichts als Banalitäten seien; diese allerdings nonverbal mit rein visuellen Mitteln auf den Punkt zu bringen und entsprechend spektakulär zu visualisieren, ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit; schon gar nicht in einem Jahr, in dem ohnehin nur verhältnismäßig wenig Großproduktionen veröffentlicht wurden.

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                            • 7
                              Framolf 03.04.2021, 07:35 Geändert 03.04.2021, 07:38

                              Oscar Madness Film 26 (2 Nominierungen)

                              Familien- und Gesellschaftsdrama, das auf einer autobiographischen Erzählung beruht. Wie üblich in solchen Fällen bekommt das Publikum eine stattliche Anzahl an intimen Einblicken in das Innenleben einer Familie geboten, allerdings zu dem Preis, dass sich das Ausmaß der Stilisierung nur schwerlich bis gar nicht abschätzen lässt.
                              Als Milieustudie taugt diese Verfilmung von J. D. Vances autobiographischem Roman mit dem Titel 'Hillbilly Elegy: A Memoir of a Family and Culture in Crisis' darüber hinaus nur bedingt, denn wirklich tief in die gesellschafts- und sozialpolitische Materie eingetaucht wird eigentlich zu keinem Zeitpunkt. Im Großen und Ganzen belässt es Regisseur Ron Howard bei vagen Andeutungen oder Allgemeinplätzen. Deutlich stärker punktet die Inszenierung hingegen in Bezug auf die zweite Dimension des Titels. Gerade in Bezug auf innerfamiliäre Dynamiken (hier vor allem diverse Mutter-Kind-Beziehungen) deutet der Film eine ganze Reihe von Problemstellungen an, die ziemlich nah an den Kindheitserfahrungen vieler Zuschauer verankert sein dürften; und ganz sicher nicht nur im „Hillbilly-Milieu“. Überforderte oder partiell desinteressierte Eltern gibt es schließlich überall und quer durch alle Gesellschaftsschichten.

                              Eine Oscar-Nominierung gab es 2021 in der Kategorie „Bestes Make-up und beste Frisuren“. Die DarstellerInnen, ganz besonders die Großmutter des Protagonisten, sehen ihren jeweiligen Rollenvorbildern ziemlich ähnlich. Glenn Close selbst hat überdies das Kunststück geschafft, in ihrer Nebenrolle sowohl für den Oscar als auch für die Goldene Himbeere nominiert zu werden.

                              Gerade noch 7 Punkte.

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                              • 6 .5
                                Framolf 02.04.2021, 08:11 Geändert 14.05.2021, 06:36

                                Oscar Madness Film 25 (2 Auszeichnungen, 3 weitere Nominierungen)

                                Kammerspielartige Erzählung über die Aufnahmen zu einem Blues-Song und dessen Begleitumstände. Viele Jahre nach dem Ende der Sklaverei gehören in den 1920er Jahren Ketten (im Wortsinne) der Vergangenheit an. Ausbeutung findet mittlerweile auf etwas weniger gewalttätige Weise statt: Nämlich vornehmlich mit Zettel und Stift statt mit Peitsche und Fessel. Denn gerade Geschäftsleute wollen nämlich nur das Beste von afroamerikanischen Künstlern: Nämlich deren Unterschrift unter einer Rechteabtretung...

                                Ma Rainey, die Protagonistin dieses Streifens und ihres Zeichens geachtete Musikerin und erfolgreiche Geschäftsfrau ist sich dessen bewusst, wodurch die besagten Manager hier auf einen Gegenpart treffen, der sich geschickt zu behaupten weiß. Während sie sich vor Beginn der Aufnahmen in einem großen Raum im Obergeschoss auf die bevorstehende Session vorbereitet, werden die Mitglieder ihrer Begleitband in ein dunkles Kellerloch zum Proben geschickt. Symbolhafte Bilder wie diese finden sich zuhauf in dieser Inszenierung von George C. Wolfe. Denn angereichert ist die Geschichte mit einer Vielzahl an Metaphern und Parabeln, von denen einige allerdings nicht unbedingt subtil in Szene gesetzt wurden [SPOILER] So gerät einer der Charaktere nach einer Zurückweisung und offenkundigen (versuchten) Übervorteilung durch einen kaukasischen Plattenboss derart in Rage, dass er sich in blinder Wut nach einem nichtigen Anlass zu einem Gewaltausbruch gegenüber einem Bandkollegen hinreißen lässt. Ohne die zugrunde liegende These in irgendeiner Weise schmälern zu wollen, hätte man sich mit einem etwas eleganteren Erzählstil vielleicht sogar noch für eine Oscar-Nominierung des Drehbuchs in Stellung bringen können. Ähnliches gilt für den Schlussakt mit der „Kaperung“ des Blues durch hellhäutige Musiker. Dennoch bleibt zu konstatieren, dass in nahezu allen Bereichen der Produktion augenscheinlich sehr gute Arbeit geleistet wurde.

                                Honoriert wurden diese Qualitäten mit stolzen fünf Oscar-Nominierungen. Neben den Stylisten Mia Neal, Sergio Lopez-Rivera und Jamika Wilson (Make-up und den Frisuren) wurden auch die Verantwortlichen für das Kostümdesign (Ann Roth) und das Szenenbild (Mark Ricker, Karen O'Hara, Diana Stoughton) nominiert. Darüber hinaus gab es eine postume Nominierung für Chadwick Boseman (in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“), der hier eine durchaus facettenreiche Rolle mit einer relativ großen Bandbreite an Emotionen bekleidet, sowie für Viola Davis als desillusionierte Sängerin in der Titelrolle. Letztere wird sich im Rennen um die begehrte Auszeichnung u. a. mit Vanessa Kirby ('Pieces of a Woman') und Frances McDormand ('Nomadland') messen müssen.

                                Nachtrag: In den Kategorien "Bestes Kostümdesign" und "Bestes Make-up und beste Frisuren" wurde 'Ma Rainey's Black Bottom' mit der begehrten Trophäe ausgezeichnet. Kurios: In allen drei Kategorien konnte man sich damit gegen die Konkurrenten 'Emma', 'Pinocchio' und 'Mank' durchsetzen; zusätzlich konnte man 'Mulan' (Kostümdesing) und 'Hillbilly Elegy' (Make-up und Frisuren) ausstechen.

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                                • 7 .5

                                  Oscar Madness Film 24 (1 Nominierung)

                                  Beziehungsdrama, das thematisch genau die Schnittstelle zwischen 'Manchester by the Sea' und 'Marriage Story' ansteuert, indem ein äußerst schwerer Verlust und dessen (versuchte) Bewältigung ins Zentrum einer Handlung stellen, die bedrückender kaum sein könnte; auch und gerade deshalb, weil sich das Thema kaum näher an der Realität befinden könnte. Doch der Umgang mit der Problematik innerhalb der Beziehung steht dabei keineswegs exklusiv im Zentrum der Handlung. Denn immer wieder werden auch (mal mehr, mal weniger unterschwellige) Vorwürfe an die Protagonistin herangetragen. Und von vielen Menschen erntet sie einfach nur betretene Gesichter; zumeist vermutlich aus Verlegenheit und manchmal womöglich auch aus fehlender Empathie oder gar anderen Gründen. So ziemlich jeder, der bereits einen Verlust im engsten Familienumfeld zu verzeichnen hatte, dürfte solch betretene Minen höchstwahrscheinlich aus seinem eigenen Alltag kennen. In Gewisser Hinsicht entspricht 'Pieces of a Woman' also inhaltlich einem Langfilm-Pendant des 2021 ebenfalls für einen Oscar nominierten animierten Kurzfilmes 'If Anything Happens I Love You'; nicht zuletzt auch deshalb, da in beiden Beiträgen eine klaffende Wunde innerhalb der Familie auch die Partnerschaft der Hinterbliebenen auf eine unfassbare schwere Belastungsprobe stellt. Handwerklich sind beide Produktionen überdies über so ziemlich jeden Zweifel erhaben.

                                  Am Ende steht für 'Pieces of a Woman' eine Oscar-Nominierung für Hauptdarstellerin Vanessa Kirby, die ihre ohnehin schon sehr gute Performance mit zwei besonders eindringlichen Szenen während der Entbindung und bei ihrer Einlassung vor Gericht krönt.

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                                  • 7 .5
                                    Framolf 01.04.2021, 07:25 Geändert 13.05.2021, 03:15
                                    über La Flor

                                    Voila, das vielleicht unkonventionellste Filmprojekt der jüngeren Vergangenheit (Laufzeit knapp 14 Stunden...): Wie auch bei so manch anderen Filmen, werde ich im Folgenden versuchen, die Stimmung und das Wesen von 'La Flor' möglichst treffend wiederzugeben. Daher: Langer Film mit verwirrenden Strukturen → langer Kommentar mit... Naja, ihr wisst schon. Sprunghafte Gedankengänge, Abschweifungen und dergleichen mehr sind dieses mal ausnahmsweise tatsächlich so gewollt. ;-) Nebenbei bemerkt kann ich jeden bestens verstehen, der sich das folgende Textmonster gar nicht erst antun will. Daher für die kurz angebundenen Moviepiloten hier vorneweg einen kleinen Abstract, der eigentlich schon alles Wesentliche transportiert:

                                    Verrückter Episodenfilm. Extrem lang, höchst experimentell und so ziemlich alles, nur nicht vorhersehbar. Vier Darstellerinnen nehmen mehrere Rollen ein und thematische Überschneidungen der Episoden werden vage angedeutet. Eine Episode beschäftigt sich mit Spionage, eine andere mit Besessenheit. Den Rest sollte man eher unvermittelt auf sich wirken lassen. Den Deckel drauf macht ein Abspann von nahezu epischen Ausmaßen...

                                    Jetzt zur Langversion, die (ganz bewusst) ähnlich entrückt daherkommen soll wie der Film an sich. Vamonos:

                                    Vor einigen Monaten hatte ich hier einen Film als DEN „Endgegner für alle Zuschauer mit ADS“ bezeichnet. Im Nachhinein weit gefehlt, denn damals kannte ich diese argentinische Produktion aus dem Jahre 2016 noch nicht.

                                    Du stehst auf Filme, die vielmehr einer Erfahrung als einem reinen Unterhaltungsprogramm gleichen? Du träumst von neuen Impulsen, die deine Art der Filmrezeption nachhaltig verändern könnten? Du suchst die ultimative Herausforderung für dein Sitzfleisch und betätigst grundsätzlich nie die Vorspultaste deiner Fernbedienung? Du ärgerst dich regelmäßig nach der Sichtung eines Director's Cuts über die viel zu kurze Laufzeit? Du bist es leid, dass dir viel zu oft Happy Ends vorgesetzt werden und kein Raum für die Phantasie mehr bleibt? Dir sind moderne Stummfilme wie 'The Artist' in ihrer Konzeption nicht gewagt genug? Du findest die Filme von Regisseuren wie Yorgos Lanthimos, David Lynch, Gaspar Noe oder Quentin Dupieux viel zu konventionell und mainstreamlastig? Dann kommt hier die perfekte Challenge für dich: Mario Llinás 'La Flor'.

                                    Dieses Mammutprojekt schnöde als „Film“ zu bezeichnen, käme fast schon einer Beleidigung, zumindest aber einer klaren Verkennung, gleich. Denn diese argentinische Blume geht weit über das Konzept herkömmlicher Filme hinaus. Alleine schon die Laufzeit von weit über 13 Stunden deutet den einzigartigen Charakter des zugrunde liegenden Entwurfes an. Gekrönt wird dieser ambitionierte Versuch durch einen Abspann, der sich gewaschen hat, doch dazu später mehr.

                                    Eröffnet wird die Erzählung durch einen Prolog, in dem der Regisseur die vierte Wand durchbricht und dem Publikum eine Art „Gebrauchsanleitung“ für die Sichtung an die Hand gibt. Doch man sollte tunlichst nicht dem Irrtum unterliegen, das Vorwort als eine Art Anmoderation des kommenden filmischen Beitrages zu begreifen. Vielmehr befindet man sich schon von der ersten Sekunde an mitten im Film. Denn hier hängt vieles zusammen und irgendwie auch nichts. Einzelne Elemente, seien es thematische, visuelle oder akustische Motive kehren an unterschiedlichen Stellen wieder und deuten oder täuschen dort eine Verknüpfung an; je nach Sichtweise und Lesart. Das Schlusslied der dritten Episode findet sich in einem späteren an Jean Paul erinnernden Einschub des Regisseurs wieder, während er durch eine Kulisse fährt, die bereits Eingang in zwei der vorherigen Episoden fand. In die ersten vier Episoden findet auf verschiedene Weisen eine Feder-Metaphorik Eingang, Episode I und II sowie im entferntesten Sinne auch Episode IV spielen in Erzählungen aus zweiter Hand direkt (I und II) oder indirekt (IV) mit Sinnbildern aus dem Bereich der Monarchie. Die Episoden I und III beziehen sich in ihrer Handlung auf Bestien verschiedener Art und innerhalb der zweiten Episode erlaubt sich das Drehbuch ein bizarres Spiel um Gift, das im Blut wirkt (vgl. Gift des Skorpions, das in einem Songtext in assoziative Nähe zum Gift innerhalb einer Liebesbeziehung gesetzt wird). Und in allen Episoden stehen übergriffige Männer als Elefant im Raum (während der ersten beiden Episoden noch explizit, in den weiteren Abschnitten mal mehr, mal weniger subtil).

                                    Doch genug der vagen Andeutungen, die im Vorfeld einer Sichtung kaum Sinn ergeben und im Nachhinein einigen Zuschauern gewiss als Offenkundigkeiten erscheinen. Es soll hier lediglich kurz das Prinzip angerissen werden, dem diese Inszenierung folgt, denn der große Clou an Llinás Konzept ist folgender: Die Handlung ist untergliedert in sechs Episoden und eine nur schwer definierbare Anzahl an Sinneinheiten. Einige SchauspielerInnen (allen voran die vier Hauptdarstellerinnen) tauchen in mehreren Rollen auf. Ob und wie diese zusammenhängen könnten, lässt sich nur schwer erschließen; denn spätestens ab der vierten Episode narrt der Regisseur sein Publikum ganz bewusst und treibt seine Charade auf die Spitze. Da seiner Konzeption vermutlich niemand außer ihm selbst vollumfänglich gerecht werden kann, soll hier auch gar nicht erst der Versuch dazu unternommen werden. Daher einfach nur ein schematischer Abriss über die sechs Episoden:

                                    Episode I orientiert sich nach Angaben des Regisseurs an einem B-Movie, was in visueller und inhaltlicher Hinsicht zweifelsfrei auch zutreffen mag, jedoch auch wie ein Kniff wirkt, um das Publikum sanft an die doch recht unkonventionell ausgestaltete Visualisierung zu gewöhnen, die ihm in den kommenden 800 Minuten bevorstehen wird. Ähnlich der Kameraführung in einer Telenovela rückt die Kamera extrem nahe an die Gesichter der vier Hauptdarstellerinnen heran. Die mitunter flüchtige Montage, eine Reihe verwackelter Bilder und die karge Beleuchtung lassen jedoch (noch) keine richtige Annäherung an die besagten Damen zu. Die Musik hingegen reißt durch ihre Dissonanzen Räume auf, erzeugt Unbehagen und entwirft ein Bedrohungsszenario, dessen Grenzen sich nur schwerlich vermessen lassen. Inhaltlich geht es um eine Geschichte über Besessenheit, die man auch anderswo schon unzählige male in ähnlicher Form gesehen hat. Dennoch gelingt Llinás hier eine anfangs zwar etwas unkonventionell dargebotene, aber doch recht spannend erzählte und atmosphärisch düster gehaltene Geschichte, über die ein abruptes Ende just in dem Moment hereinbricht, in dem es beginnt, so richtig spannend zu werden.

                                    In Episode II begegnen die Zuschauer denselben vier Hauptdarstellerinnen erneut; dieses mal in einer Geschichte, die in zwei Strängen erzählt wird. Der eine folgt einer Sängerin, die eine offenbar in Trümmern liegende Beziehung in einem Duett aufarbeitet, der andere dreht sich im weitesten Sinne um Drogenkonsum; jede darüber hinausgehende Information würde nur die Spannung verderben. Analog zur vorhergehenden Episode bricht auch hier die Handlung ausgerechnet an dem Punkt ab, an dem beide Welten kraftvoll aufeinanderzuprallen drohen. In cinematographischer Hinsicht kehrt nun spürbar Ruhe ein. Die Kamera rückt ihren Stars regelrecht aufdringlich auf die Pelle und bleibt mitunter fast schon quälend lange auf den Gesichtern verhaftet, was den Vorteil hat, dass der Zuschauer auf diese Weise die besagten vier Damen nun in aller Ruhe kennenlernen kann, darf oder muss (je nach Sichtweise). Wie es sich für eine Musiker-Episode gehört, kommen die Klänge enorm stilsicher, stimmungsvoll und dennoch eingängig daher. Und das, obwohl Llinás sein Publikum anfangs mit einem gekrächzten „Noooo“ verwirrt, das zunächst schlimmste Befürchtungen von Katzenmusik aufkommen lässt. Doch diese werden erst weit später eingelöst, denn in dieser Episode dominieren einzig und alleine ambitionierte und bedeutungstragende Klänge. Ein Konzept, dem eine höchst kauzige, aber dadurch sehr unverbrauchte Art von Humor zugrunde liegt, was zwei Episoden später noch ungeahnte Blüten treiben wird.

                                    (Du liest hier immer noch mit? Ernsthaft? Wow, damit habe ich nicht gerechnet. Danke für deine Geduld! Wegen Moviepiloten wie dir bin ich hier. <3 )

                                    Die dritte Episode erzählt eine knapp sechsstündige Spionagegeschichte, beginnt recht klassisch, verzettelt sich dann jedoch in diverse Rückblicke und Seitenstränge, von denen manche auch den Verdacht aufkommen lassen, dass hier ganz bewusst Zeit geschunden werden soll. Wenn etwa ein Charakter in einer Szenen bei seiner Jagd nach einer Fliege beobachtet wird, die den Zuschauern mutmaßlich vermitteln soll, dass er geduldig abwartet, ehe er zuschlägt, geschieht dies zu einem Zeitpunkt, zu dem dies längst klar ist. Darüber hinaus gibt es vier ausschweifende Rückblicke aus dem Leben der Protagonistinnen. Der Clou hierbei ist das fast schon babylonische Sprachengewirr. Denn gesprochen wird neben Spanisch auch Französisch, Deutsch, Englisch und Russisch. Auch hier ist die Musik wieder der heimliche Star der Inszenierung. Was man von den beiden kommenden Abschnitten jedoch ganz sicher nicht behaupten kann.

                                    Episode IV entzieht sich im Grunde genommen jeder bisher gemachten Erfahrung mit dem Medium Film und vermisst die Grenzen und Möglichkeiten des Kinos regelrecht neu. Was zunächst als eine Art Mockumentary über das eigene Making Of beginnt (was ja an sich schon ungewöhnlich genug wäre), biegt rasch in eine Richtung ab, die sich kaum noch in Worte fassen lässt. Zumindest nicht, wenn man weitgehend auf Spoiler verzichten möchte. Daher nur so viel: Der Regisseur verlässt mit ein paar ausgewählten Crewmitgliedern das Set, um Bäume zu filmen – sehr zum Ärger der Darstellerinnen, wie man sich denken kann. Am Drehort angekommen, darf der Zuschauer erst einmal einem Mitglied des Teams beim Verzehr mehrer Bananen beiwohnen. Helge Schneider hätte das vermutlich nicht graziler hinbekommen. Daran anschließend folgt eine Persiflage Llinás (der nebenbei bemerkt auch immer wieder auf inszenatorische Taschenspielertricks bei der Umsetzung seiner Ideen zurückgreift) auf diverse Genrekollegen und auch auf sich selbst. Denn der Regisseur gibt unentwegt unsinnige Anweisungen oder kritzelt wirre Gedanken in seine Mind map. So fordert er seinen Kameramann beispielsweise auf, den Vorder- und Hintergrund gleichzeitig zu fokussieren, gegen das Licht zu filmen oder eine Eiche aufzunehmen, die aber eher ein Eukalyptusbaum zu sein scheint. Irgendwann verliert sich seine Spur und ein anderer Charakter nimmt seine Fährte auf, schmökert in seinem Treatment und recherchiert im Umfeld einer Nervenheilanstalt, wo sich allerlei merkwürdige Szenen zutragen. Zwischendurch werden Abenteuer Casanovas nacherzählt und weitere wilde Haken geschlagen. Dieser ganze Abschnitt wirkt, als würde man dem völlig unstrukturierten Brainstorming eines Autoren mit Konzentrationsschwäche beiwohnen. Llinás stellt damit tradierte Sehgewohnheiten auf den Kopf und geht so sehr ins Risiko, wie man es sich wahrscheinlich nur traut, wenn man sein Publikum ohnehin schon neun Stunden an sich gebunden und entsprechend angehärtet hat. Spätestens hier wird klar, dass die Zeichnung auf dem Filmplakat nicht nur die kolportierte Struktur der Gesamtkonzeption illustriert, sondern dass die vier Blütenblätter der Blume auch die vier Damen im Zentrum des Filmes symbolisieren (die in dieser Episode übrigens in jeweils zwei bis vier verschiedenen Rollen auftauchen – so genau lässt sich das gar nicht festlegen bzw. unterscheiden).

                                    Die fünfte Episode erweist sich als eine extravagante Neuinterpretation von Jean Renoirs Kurzfilm 'Partie de campagne' (1936), der seinerseits wiederum auf Guy de Mauspassants Kurzgeschichte 'Une partie de campgane' (1881) beruht, die von einem Stelldichein in einem sommerlichen Park handelt. Da Renoir selbst seine Produktion niemals fertigstellte, bietet sich eine derartige Vorlage natürlich ganz besonders für einen überarbeiteten Entwurf an. Doch Llinás wäre nicht er selbst, wenn diese Verfilmung nicht wieder zu einer neuerlichen Fingerübung inklusive Lektion in Sachen visueller Horizonterweiterung nutzen würde. So werden weite Strecken seiner schwarz-weiß Inszenierung ohne jeglichen Ton erzählt, was den geneigten Zuschauer zu bedingungsloser Aufmerksamkeit gegenüber den teils spärlich ausgeleuchteten Bildern zwingt. Elisa Carricajo, Valeria Correa, Pilar Gamboa und Laura Paredes werden hier bedauerlicherweise übergangen, was vermutlich auch als Ausdruck eines schrägen Humorverständnisses in Replik zur Hexenthematik der vorherigen Episode zu verstehen ist.

                                    (Immer noch nicht eingeschlafen? Dann hast du ziemlich sicher auch das nötige Sitzfleisch für diesen bizarren Film mit seinen knapp 14 Stunden! ;-) Schön, dass es hier auch noch geduldige Menschen wie dich gibt. Das gibt Hoffnung und spendet große Freude in einer Zeit, in der in Blockbustern keine Szene mehr länger als zwei Minuten dauern darf, um die Zuschauer in ihrer Aufmerksamkeitsspanne bloß nicht zu überfordern. Und falls du einfach nur geschummelt und einen Teil übersprungen hast: Auch okay, hätte ich vielleicht auch gemacht. ;-) Hauptsache, du bist hier!

                                    In Episode 6 inszeniert Llinás auf schelmische Weise einen Tagebuchauszug aus dem 19. Jahrhundert. Dabei geht es um eine Frau, die mit einigen Gefährtinnen aus der Gefangenschaft in der Wüste flieht. Doch statt das tragische Ende für eine der Flüchtigen zum Anlass für eine tiefgehende Abhandlung zu nehmen (hier hätte sich eine Reihe schwerwiegender Problemstellungen aufgetan) entscheidet sich der kauzige Regisseur für einen Abschiedsgruß der lausbubenhaften Art und lässt das Auseinandergehen der vier Protagonistinnen fließend in einen Abschied der Darstellerinnen voneinander und von der Filmcrew übergehend. Der Chemie zwischen den vier tragenden Säulen des Casts scheinen die langwierigen Dreharbeiten nicht geschadet zu haben. Denn aktuell stehen sie gemeinsam mit dem Theaterstück 'Petroleo' auf der Bühne. Mittlerweile ist eigentlich auch nur noch pro forma zu anzumerken, dass auch in der finalen Episode wieder ein stellenweise unheilvoller Score die Bilder auf eine ganz spezielle Weise veredelt.

                                    Fast schon müßig, zu erwähnen, dass sich Llinás nach dieser Tour de Force auch in Sachen Abspann nicht lumpen lässt und diesen über rekordverdächtige 38 Minuten streckt – unterlegt von einem einzigen Lied, das eigentlich eher einem bitter-süßen und wehmütigen Thema gleicht als einer vollumfänglichen und autarken Komposition. Mit dieser Umschreibung soll der Charakter des besagten Musikstückes keineswegs herabgewürdigt werden; ganz im Gegenteil! Denn trotz der verhältnismäßig übersichtlich gehaltenen Struktur dieses Liedes kommt binnen der knapp 40-minütigen Darbietung keinerlei Eintönigkeit oder gar Langeweile auf.

                                    Bebildert ist die abschließende Sequenz mit den sich voneinander verabschiedenden und den Drehort verlassenden Darstellerinnen, diversen Helfern, die das Set abbauen und einem abschließenden abendlichen Blick in die weite Ferne, der entsprechend ausgedehnt ausfällt. Schlussendlich nimmt ein Mitglied der Filmcrew vor der Kamera Platz und lässt die Magie der Prärie auf sich wirken. Bittersüße Wehmut macht sich breit. Später entfernt er sich ein Stück weit vom Objektiv und vollendet so diesen Abschied auf Raten auf die denkbar schlüssigste Weise.

                                    Zu Beginn der Credits steht die Welt noch Kopf. Gleich einem Neugeborenen, dessen Gehirn noch nicht darauf konditioniert ist, die auf die Netzhaut projezierten Bilder um 180 Grad zu drehen, durchläuft das Publikum einen ausgedehnten Prozess, an dessen Ende die Bilder wieder richtig herum erscheinen und sich das Sichtfeld dahingehend erweitert, dass nun die Peripherie deutlich besser wahrnehmbar ist. Und dennoch verschwimmen die Konturen am Horizont und die Lichtverhältnisse unterliegen einem ständigen Wechsel. Der Betrachter hat zwar gelernt, besser zu sehen, doch von einer Zuverlässigkeit des Blickes ist er ganz offenkundig noch meilenweit entfernt. Sehen, Betrachten, Beobachten, Interpretieren, Abstrahieren und (vermeintliches) Verstehen sind eben Prozesse, die stetigen Veränderungen unterliegen, gelernt, geübt, präzisiert und erhalten werden wollen. Perfektion erscheint dabei wie eine Linie am Horizont. Man kann darauf zusteuern, wirklich erreichen wird man sie jedoch nie. Doch wer es gar nicht erst versucht, dem entgeht auf jeden Fall eine lange Reise - mit all ihren Schönheiten, Überraschungen und Beschwerlichkeiten. Wie das Leben eben. Oder wie 'La Flor'.

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                                    • 5 .5

                                      Oscar Madness Film 23 (1 Nominierung)

                                      2021 nominiert in der Kategorie „Bester dokumentarischer Kurzfilm“.

                                      Ein filmischer Nachruf auf einen liebgewonnenen Menschen, der viel zu früh aus dem Leben verschieden ist, verdient natürlich per se schon ein hohes Maß an Anerkennung; erst recht, wenn der Fall von derart hoher gesellschaftlicher Relevanz ist. Allerdings entbindet eine derartige Prämisse natürlich nicht von der Empfehlung, auch handwerklich den höchstmöglichen Anforderungen gerechten zu werden. Und gerade in diesem Punkt lässt 'Love Song for Latasha' dann leider noch jede Menge Potential ungenutzt liegen. Ganz klar, jeder Filmemacher kann nur so hoch fliegen, wie ihn oder sie die Flügel tragen, aber ein gewisses Maß an Ambitionen sollte noch keinem Oscar-Kandidaten geschadet haben. Eine kurze Anekdote aus dem Leben der Verstorbenen, ein paar spärliche Animationen und eine nachträgliche Einordnung der Ereignisse durch eine Texttafel: Das ist das Rezept, dem Sophia Nahli Allisons Kurzfilm-Regiedebüt folgt. Ganz gewiss kein schlechter Ansatz - und doch einer der verpassten Möglichkeiten. Denn zu sehr kreist dieses Projekt um sich selbst – fast so, als wäre es sich seiner Relevanz gar nicht so richtig bewusst.

                                      Diese Gedanken richten sich dann auch gar nicht so sehr an die Regie, sondern vielmehr an die Academy, die diesen Kurzfilm nominiert hat. Denn trotz fraglos vorhandener Qualitäten bleiben im handwerklichen Bereich (sowohl in visueller als auch in verbaler Hinsicht) einige Leerstellen.

                                      So bleibt am Ende eine Art filmisches Gedicht, eine Liebeserklärung, ein Nachruf auf eine geliebte Person. Die Nominierung dürfte es mutmaßlich aber auch aufgrund der gesellschaftspolitischen Implikationen gegeben haben. Und ausgerechnet in diesem Bereich fällt das Ergebnis eher dünn aus. Mit Blick auf die jüngeren Entwicklungen in den Kurzfilmkategorien dürften die Chancen auf einen Gewinn der Trophäe aber dennoch mehr als solide sein.

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                                        Brett Ratners Version von 'Hercules' kommt im Grunde genommen genau so daher, wie man es von einem historisch angehauchten Film mit Dwayne Johnson in der Hauptrolle auch erwarten würde: Relativ kurzweilig, leicht verdaulich und spürbar trashig angehaucht. Für Freunde realitätsnaher Historienfilme das pure Grauen, als nicht besonders ernst gemeinte Unterhaltungseinlage für zwischendurch aber durchaus geeignet – sofern man gerade in der richtigen Stimmung dafür ist.

                                        Eigentlich hätte man schon über die Backstory mit den zwölf Abenteuern eine ganze Serie drehen können, jedoch hat man sich dafür entschieden, eine Geschichte über einen Auftrag des thrakischen Königs (John Hurt) zu zeigen. Die Qualität der Effekte ist enorm wechselhaft – ebenso wie die daraus resultierende Atmosphäre. Als kleines Bonmot gibt es ein visuelles Zitat von William Brodies Hercules-Statue und nebenbei lernt man, dass Hercules offenbar der erste Superheld war, der einen eigenen Pressesprecher in seiner Entourage hatte. Klingt ordentlich cheesy und ist es auch. Aber immer nur gesundes Essen ist halt auch nichts. Hin und wieder dürfen es dann auch ruhig mal Pommes sein. Daher greift für mich hier (mit etwas Wohlwollen) die Trashwertungsskala und es gibt sieben Punkte für den Muskelprotz mit der schicken Frisur. Eine nüchterne Wertung ohne Trashbonus läge allerdings fraglos tiefer.

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                                          Framolf 25.03.2021, 23:50 Geändert 26.03.2021, 00:14

                                          Oscar Madness Film 22 (1 Nominierung)

                                          ++ Enthält SPOILER ++

                                          Indien ist überall.

                                          'Der weiße Tiger' erzählt die Parabel über einen gesellschaftlichen Aufsteiger, der sich in der Wahl seiner Methoden als äußerst flexibel erweist. Immer wieder finden sich dabei bissige cineastische Kommentare, die sich problemlos auch als Analogien für Entwicklungen in westlichen Ländern begreifen lassen. Beispiel: Nachdem der Fahrer eines Wagens ein Kind etwas unflätig zurechtweist, zeigt sich seine Passagierin augenscheinlich verschnupft (auch wenn sie ihre Bedenken ganz offensichtlich bewusst theatralisch und augenzwinkernd vorträgt). Mit der Fahrerflucht nach einem Verkehrsunfall mit einem Kind, der nur wenige Minuten später stattfindet, hat dieselbe Dame aber ganz offensichtlich deutlich weniger Probleme. Ein Schelm, wer sich dabei an diverse (Schein-)Debatten um das Thema der political correctness erinnert fühlt. [Achtung, bewusste Polemisierung!] Jenseits des Atlantiks hat man als Kaukasier nach der Tötung eines Afroamerikaners je nach Bundesstaat und Beruf (im Idealfall Polizist) mehr als solide Chancen, straffrei auszugehen. Das N-Wort hingegen ist (zurecht!) ein gesellschaftliches No-Go.*

                                          Aber es geht natürlich auch eine Nummer kleiner: Von der Partei, die sich hierzulande mit Abstand am stärksten für eine gendergerechte Sprache einsetzt, hört man erstaunlich wenig zum Thema equal pay. Und genau diese Lücke zwischen Worten und Taten (böse Zungen behaupten sogar, hier würden ganz bewusst Scheindiskussionen geschaffen, um von den Kernproblemen abzulenken) wird in der besagten Szene pointiert auf den Punkt gebracht. Folgerichtig wurde (bei Weitem nicht nur deshalb) 'Der weiße Tiger' dann auch mit einer Oscarnominierung für das beste adaptierte Drehbuch (zur Verleihung 2021) bedacht.

                                          Doch trotz aller Bildhaftigkeit stellt sich am Ende die Frage, worauf Ramin Bahrani mit seiner Inszenierung eigentlich hinauswill. Eine mögliche These wäre, dass es sich bei 'Der weiße Tiger' um eine indische Version von Joon-ho bongs 'Parasite' handelt. Und zwar in doppeltem Sinne: In der offensichtlichen Variation der Geschichte eines Emporkömmlings, der sich Zutritt zu höheren gesellschaftlichen Kreisen verschafft und sich dort mit viel Geschick, einer gehörigen Portion Glück und einem gerüttelt Maß krimineller Energie festbeißt. Und als Metapher für einen Schwellenstaat, der sich über Adaption, Kollaborationen und weitere Mittel empor arbeitet. Denn trotz der drei genannten Faktoren besteht eine der wesentlichen Methoden des Protagonisten schließlich darin, sich Wissen und Erfahrungen anzueignen, um die daraus resultierenden Erkenntnisse und Kontakte später für seine eigenen Zwecke nutzen zu können.

                                          Konkrete Handlungsanleitungen davon abzuleiten, sollte man aber tunlichst unterlassen; nicht zuletzt, da die allermeisten Tiger eben nicht weiß sind. Und auch weiße Tiger sind nicht unsterblich. Was lässt sich also daraus mitnehmen? Aus Perspektive eines Schwellenlandes dürfte die Erkenntnis (sofern es denn eine gibt) zweifellos anders ausfallen als aus der Sicht der reichen Industrienationen. Doch dort schert man sich in der schier grenzenlosen Arroganz, in der man es sich gemütlich gemacht hat, ohnehin nicht viel um andere Nationen und / oder Gesellschaftsentwürfe. Also ist es im Grunde genommen fast egal, ob dort die Metapher über die in Käfig gepferchte Hühner als Kampfansage verstanden wird oder nicht. Denn traditionell wacht man im Westen ohnehin erst auf, wenn das Kind schon seit Wochen im sprichwörtlichen Brunnen liegt. Der Protagonist hingegen bezeichnet sich selbst als „aufgewacht“, wodurch er sich einen Vorsprung gegenüber anderen verschafft habe (und sich ganz nebenbei selbst in assoziative Nähe zu Buddha setzt). Anderswo schläft man eben weiterhin den Schlaf der selbstgefälligen Ignoranten – seine Fahrer-Kollegen können ebenso ein Lied davon singen, wie es eines Tages der Westen können wird. Indien ist eben doch nicht überall. Und wo es mal war, ist es nun vielleicht schon lange nicht mehr. Das mag gut sein oder auch schlecht; wie das Auftreten eines weißen Tigers eben.

                                          *Disclaimer: Bevor mich jemand (womöglich sogar absichtlich) missversteht: Verbale Beleidigungen zu ächten ist ohne Wenn und Aber richtig und wichtig. Aber wenn die Zivilgesellschaft verbale Verfehlungen stärker sanktioniert als der Staat Kapitalverbrechen, klafft in dieser Hinsicht einfach eine Lücke, die in dieser Hinsicht nicht hinnehmbar ist. Die Lösung kann und sollte dann natürlich nicht sein, andere Leute zu beleidigen, was das Zeug hält, sondern eine größere Stringenz im Strafrecht.

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                                          • 6 .5

                                            Die Zukunft. Wir schreiben das Jahr 2018. Statt Universitäten oder gemeinnützigen Vereinen beherrschen Konzerne den Profisport, um den Menschen Spiele zu liefern. Das Brot kommt praktischerweise aus derselben Hand. Dumm nur, dass sich die Konzerne trotz kartell- und konglomeratartiger Strukturen in einem für die Bürger undurchschaubaren (Wirtschafts-)Krieg befinden.

                                            Der Protagonist (James Caan), Star des Houstoner Rollerballteams, droht, auf das Abstellgleis zu geraten und schickt sich an, Einzelheiten der undurchsichtigen Machenschaften im Hintergrund zu ergründen. Kein leichtes Unterfangen. Da fällt es schon deutlich leichter, den Gegner auf dem Spielfeld zu zermalmen. Wären da nur nicht ständige Regeländerungen, die den Sport immer brutaler und reißerischer werden lassen.

                                            Norman Jewisons 'Rollerball' gibt sich betobt kafkaesk, drückt sich damit aber auch um Antworten auf die Fragen, die hier aufgeworfen werden. Und so schwankt die Inszenierung zwischen der mahnenden Dystopie einer vermeintlich oder tatsächlich sinnentleerten Gesellschaft und einem leeren Hauch von Nichts. Bezeichnenderweise bieten gerade die drei gezeigten Rollerballmatches den größten – wenn auch höchst bizarren – Unterhaltungswert dieses Filmes. Viele der übrigen Szenen erscheinen einfach nur kryptisch oder greifen auf recht einfach gehaltene Metaphern zurück.

                                            Im Rahmen der Dreharbeiten war das Filmteam auch in München unterwegs. Nennenswert herumgekommen scheint man in der Stadt aber nicht zu sein, da die allermeisten Drehorte von der genutzten Halle aus fußläufig innerhalb weniger Minuten erreichbar sind (BMW Hauptzentrale & Museum, Olympisches Dorf, Olympiapark).

                                            Kommentar Ende. Ich gehe dann mal Fußball schauen. Vielleicht irgendein Spiel mit Bayer Leverkusen, VW Wolfsburg, SAP Hoffenheim oder Red Bull Leipzig.
                                            Naja, immerhin werden in der Realität des Jahres 2021 Großkonzerne nur im Sport dominanter, aber nicht in der Realwirtschaft. Und glücklicherweise sind auch massive Einschränkungen von Bürgerrechten kein Thema in unserer Zeit. Wie sich die Autoren dieses Filmes in den 1970er Jahren doch getäuscht haben, diese Amateure!

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                                            • 8

                                              Oscar Madness Film 21 (1 Nominierung)

                                              Bemerkenswert stilsichere Ballade aus Irland über das Verhältnis des Menschen zur Furcht und den entsprechenden Umgang damit. Monothematische Interpretationen des Inhalts verbieten sich in diesem Fall fast von selbst, da die Handlung fraglos auf mehrere Arten zu „lesen“ ist. Daher nur ein ganz kurzer Abriss der Prämisse: Lord Protector Cromwell sieht seine Stadt durch ein Rudel Wölfe im angrenzenden Wald bedroht und beauftragt einen Jäger mit deren Ausrottung, da diese letztlich wirtschaftlichen Interessen im Wege stehen. Gleichzeitig hält sich das Gerücht, es gäbe im Wald auch Mischwesen aus Wolf und Mensch, sogenannte Wolfwandler. Doch während der Jäger seine Fallen auslegt, sucht seine Tochter die Nähe der sagenumwobenen Waldbewohner.

                                              Trotz einer gewissen Vorhersehbarkeit erweist sich die Inszenierung als stellenweise enorm spannend; nicht zuletzt aufgrund der höchst versierten künstlerischen Umsetzung. Der Zeichenstil erinnert an religiöse Darstellungen aus dem 17. Jahrhundert, die ihrerseits noch vereinzelte Merkmale der Ikonographie in sich tragen.

                                              Nominiert wurde 'Wolfwalkers' im Rahmen der Oscarverleihung 2021 in der Kategorie 'Bester Animationsfilm', in der er sich mit den fast schon obligatorischen zwei Beiträgen aus dem Hause Disney auseinandersetzen muss ('Onward' und 'Soul', beide Pixar).

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                                              • 7 .5

                                                Politisches (Historien-)Drama über den dominikanischen Diktator Trujillo und dessen Umgang mit der Opposition. Aufgezeigt werden dessen Methoden exemplarisch anhand der Geschichte der Mirabal-Schwestern, die in jungen Jahren zunächst unpolitisch sind und aufgrund immer deutlicher zutage tretender Ungerechtigkeiten zunehmend im politischen Untergrund aktiv werden.

                                                Trujillo wird dabei als Soziopath skizziert, der es sich zum Hobby gemacht hat, den Willen junger Frauen zu brechen und der nahezu unendliche Tagesfreizeit zu haben scheint. Angesichts der schier allumfassenden Macht, die er seinerzeit in "seinem" Land innehatte, war es vermutlich sogar wirklich so, dass er sich mit Hingabe seinen „privaten Projekten“ widmen konnte, statt sich um eine zumindest halbwegs seriöse Abwicklung seiner Regierungsgeschäfte zu kümmern. Wozu hat man schließlich Vasallen...?

                                                Aber genug der Worte über diesen personifizierten Schandfleck in der politischen Geschichte des Inselstaates. Denn ein wahres filmisches bzw. literarisches Denkmal setzt Dedé Mirabal mit der literarischen Vorlage ihren drei Schwestern Minerva, Patria und Maria Teresa, deren Handeln durch beherztes Auftreten und aufrechtes Einstehen für ihre politischen Werte charakterisiert wird.

                                                → Filmische Verneigung vor drei politisch engagierten Frauen und ihre Weggefährten, die einen extrem hohen Preis für ihr Wirken zu entrichten hatten, deren politisches Erbe allerdings bis heute von unschätzbarem Wert für die Dominikanische Republik - und auch darüber hinaus - sein dürfte.

                                                7 Punkte für den Film an sich plus einen halben Bonuspunkt für die hohe politische Relevanz.

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                                                • 6

                                                  Oscar Madness Film 20 (1 Nominierung)

                                                  Kauzig und doch stilsicher - beginnend mit den Formatwechseln, durch die die Rückblicke und dokumentarischen Einschübe gekennzeichnet werden, über die „zeit- bzw. alterslose“ Darstellung der Protagonisten, bis hin zu der doch recht unkonventionellen Mischung aus ernsten Anklagen und satirischen Einwürfen. Auch wenn vom politischen Kabarett inspirierte Formate nicht zuletzt seit Adam McKays zynisch-bissigen Geschichtsstunden 'The Big Short' und 'Vice' immer salonfähiger werden, stellt Spikes Lees 'Da 5 Bloods' selbst innerhalb dieses Subgenres einen Sonderling dar. Inhaltlich geht es um eine kleine Gruppe afroamerikanischer Vietnam-Veteranen, die sich an den Ort zurückbegeben, an denen einer ihrer Kameraden gefallen ist (btw. ein Euphemismus, den man eigentlich höchstens noch auf zynische Weise verwenden sollte).

                                                  Fast ist man versucht, zu behaupten, dass man zwar die Leute aus dem Krieg bekommen kann, aber nicht den Krieg aus den Leuten. Aber selbst das stimmt im Fall von 'Da 5 Bloods' nicht so recht; denn die Protagonisten bringen sich ja selbst wieder zurück an die ehemaligen Kriegsschauplätze, an denen sie nun mit vietnamesischen Guerillas aneinandergeraten. Zweifellos tragische Schicksale, die hier zwar flapsig überzeichnet, aber zugleich auch mit der gebotenen Würde umschrieben auf den Bildschirm gebracht werden. Die Dialoge stellen dabei eine wilde Mischung aus augenzwinkernden Anspielungen, ernst gemeinten gesellschaftspolitischen Kommentaren und einigen Aphorismen dar, die regelrecht cheeky um einen Award betteln. Ironischerweise gab es die einzige Oscarnominierung im Rahmen der ersten Covid Season allerdings für Terrence Blanchard, dessen Score fast schon aufreizend konservativ daherkommt. Man könnte fast meinen, die Academy habe in ihrer Gesamtheit den Schalk ähnlich frech im Nacken sitzen wie Spike Lee.

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                                                    über Mulan

                                                    Mit einem Budget, das nur sechs Prozent der kolportierten Produktionskosten der Live Action Verfilmung durch Disney von 2020 entspricht, gelingt dem Team um Jingle Ma und Wei Dong in einigen Szenen ein Look, der dem seines großen Pendants in nichts nachsteht. Deutlich gravierender fallen die Unterschiede hingegen in Bezug auf das Drehbuch und dessen politische Implikationen aus. In der Version von 2009 erscheint Krieg vielmehr als unvermeidliches Übel denn als erlebenswertes Abenteuer. So äußert sich die Protagonistin dann auch ganz explizit dahingehend, dass ihr die Zeit in der Armee nicht gut getan habe, was letztlich auch impliziert, dass ihr durch die politischen Umstände zwölf Jahre eines ruhigeren Privatlebens geraubt wurden.

                                                    Dass dies nicht nur leere Worte sind, untermauert die Inszenierung auch durch eine Episode, in der die Entbehrungen und Gräuel des Kriegs mehr als nur angedeutet werden. Den Soldaten gehen die Vorräte aus und sie tragen aus den Kampfhandlungen deutlich sichtbare Narben davon – bestenfalls. Von (nach heutiger Definition) Kriegsverbrechen gegenüber Gefangenen und ähnlichen Brutalitäten ganz zu schweigen.

                                                    Dass auch hier die Charade um den „Geschlechtertausch“ in Teilaspekten etwas holprig daher kommt... geschenkt. Zumal sich hier im Vergleich zu Disney auch nicht ganz so viele Charaktere an der Nase herumführen lassen.

                                                    Fazit: Wenn schon eine Live Action Verfilmung von 'Mulan', dann - trotz kleinerer Unzulänglichkeiten - eindeutig diese Version hier.

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