Framolf - Kommentare

Alle Kommentare von Framolf

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    Framolf 23.03.2021, 01:43 Geändert 23.03.2021, 01:43

    Oscar Madness Film 19 (1 Nominierung)

    Regisseur Aaron Schneider geht in 'Greyhound' sofort in medias res und wirft das Publikum (fast) unvermittelt in das Getümmel einer Seeschlacht. Gewissermaßen kommt seine Inszenierung fast schon ein wenig im Fahrwasser von Christopher Nolans 'Dunkirk' daher; zumindest in der Hinsicht, dass ohne große Vor- oder Nebengeschichten eine ganz klare Fokussierung auf das Schlachtgeschehen stattfindet. Zunächst gelingt dies auch in einem halbwegs nüchternen Tonfall (im Gegensatz zu Beweihräucherungsarien wie Roland Emmerichs 'Midway – Kampf für die Freiheit'). Doch gegen Ende kann die Regie der Versuchung offenbar doch nicht mehr widerstehen, die Erzählung mit einer ordentlichen Portion Pathos anzureichern.

    Insgesamt betreibt Tom Hanks mit seiner Drehbuchvorlage weder eine romantische Verklärung (die zeitweise fast schon genretypische Beschwörung von Männerfreundschaften entfällt hier) noch eine Dämonisierung der Kriegshandlungen (ertrinkende oder verbrennende Matrosen werden von der Kamera mehr oder weniger ignoriert). Scherzhaft formuliert bekommen er (in seiner Eigenschaft als Autor) sowie die Verantwortlichen für die Dialogregie also die vollen Tantiemen für den halben Arbeitsaufwand. Denn der Großteil der Kommandos wird von den Charakteren unmittelbar nach der Order wiederholt.

    Im Rahmen der Oscarverleihung 2021 wurde 'Greyhound' mit einer Nominierung in der neu fusionierten Kategorie „Bester Ton“ bedacht.

    Fun Fact: Tom Hanks Sohn Chet Hanks ('Shameless') ist in einer kleinen Rolle mit dabei.

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      Framolf 22.03.2021, 01:09 Geändert 22.03.2021, 01:09
      über Mulan

      Oscar Madness Film 18 (1 Nominierung)

      Disney mal anders. Statt der ursprünglich angedachten Geschichte um die Liebe zu einem Prinzen wird von einer jungen Frau erzählt, die einer Einberufung ihres Vaters zum Militär folgt, um diesen zu schonen. Doch was hier geboten wird, geht weit über die Darbietungen diverser Travestiekomödien hinaus, denn in der Originalversion von 'Mulan' geht es in manchen Szenen ungewohnt düster und (trotz zahlreicher Slapstickeinlagen des Drachen Mushu) auch bemerkenswert ernsthaft zur Sache; zumindest in Hinblick auf den kriegerischen Hintergrund.

      Umgesetzt wurde die Erzählung in einer Mischung aus Wasserfarbenzeichnungen, die den Hintergründen einen bewusst verwaschenen Charme verleihen und einigen Animationen, für die u. a. auch eine Software von Pixar genutzt wurde.

      Im Vergleich mit der Live Action Version aus dem Jahr 2020 wird deutlich, dass im Original die Motivation, in den Krieg zu ziehen, viel stärker aus äußeren Zwängen heraus geboren ist als im Remake, in dem es der Protagonistin ganz gelegen zu kommen scheint, die Macht ihres „Qui“ unter Beweis stellen zu können. Dazu kommt, dass das Figurenensemble in der hier vorliegenden Version im Vergleich zur späteren Realverfilmung noch deutlich entschlackter wirkt. Darüber hinaus bietet das offenere Ende etwas mehr Raum für Interpretationen. Dieser wird zwar von einer sieben Jahre später veröffentlichten Fortsetzung gefüllt, doch zumindest in Sachen Kriegsteilnahme wirkt das hier gezeigte Ende deutlich weniger pathetisch.

      Wie man die Elemente der Handlung einordnet, die aus dem zeitlichen Rahmen fallen (wie etwa die Verwendung einer Zahnbürste und einer Tube Zahncreme), bleibt dem Geschmack der Zuschauer überlassen.

      Die Filmmusik wurde 1999 für den Oscar nominiert; die begehrte Trophäe ging jedoch an die Konkurrenz von 'Shakespeare in Love'.

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        über Mulan 2

        Leichte verdauliche Fortsetzung des oscarnominierten Zeichentrickfilmes von 1998. Statt der recht düsteren Kriegsthematik liegt der Fokus nun auf dem Themenkomplex der arrangierten Eheschließungen. Mulan und ihre Gefährten sollen drei Prinzessinnen in ein benachbartes Reich bringen, damit sie dort die ihnen zugedachten Bräutigame ehelichen können. Wenn jemand diesen Auftrag meistern kann, dann ja wohl Mulan, Shang, Mushu und die drei ungleichen Soldaten aus dem Vorgängerfilm.

        Zwar werden die erzählerische und atmosphärische Intensität des ersten Filmes nicht wieder erreicht, aber angesichts der deutlich weniger kriegerischen Handlung ist das auch gar nicht nötig. Und so bleiben am Ende 75 Minuten heiterer Unterhaltung, bei denen allein schon aufgrund der knappen Spieldauer kaum Langeweile aufkommt.

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          Framolf 21.03.2021, 03:38 Geändert 21.03.2021, 03:46
          über Mulan

          Oscar Madness Film 17 (2 Nominierungen)

          Im Rahmen der Oscarverleihung 2021 nominiert in zwei Kategorien. Während die Nominierung in der Kategorie „Beste visuelle Effekte“ eigentlich nur der kaum vorhandenen Konkurrenz nach zwölf Monaten Covid-Pandemie geschuldet sein kann, weiß zumindest das Kostümdesign durchaus zu überzeugen. Ohne jetzt genau zu wissen, inwieweit die Gewänder historischen Vorbildern entsprechen und ob diese Vorlagen auch tatsächlich alle aus demselben Jahrhundert entstammen, wirken sie zumindest detailreich und aufwändig gestaltet und werten den Film in visueller Hinsicht deutlich auf. Doch nun zum Inhalt:

          ++ Kann Spuren von Polemik enthalten ++

          Wäre die politische Lage rund um China nicht so heikel, könnte man fast meinen, Disney würde sich mit der 2020er Version von 'Mulan' selbst persiflieren. Gleich zu Beginn der Handlung macht die Protagonistin klar, dass sie nicht viel von Traditionen hält und eigentlich ohnehin viel lieber das Schwert als den Kochlöffel führen würde. Fast wie der idealtypische Disney-Fan, der nach unzähligen Lobliedern auf die Monarchie (Goldene Regel: Nur Animationsfilme mit Prinzessinnen sind gute Filme) in die Erwachsenenwelt der Kriegsabenteuer(-Blockbuster) mit Erlebnischarakter entlassen wird (Star Wars, Infinity War, Civil War usw. lassen grüßen).

          Im weiteren Verlauf schafft es das dünne Drehbuch dann auch tatsächlich noch, dem Publikum diverse Holprigkeiten aufzutischen wie etwa die nächtliche Badeszene oder die Rehabilitierung Mulans, nachdem ein paar rangniedere Soldaten für sie Partei ergreifen. Von den gesellschaftlichen Implikationen diverser Handlungsaspekte ganz zu schweigen.

          ++ SPOILER ++

          Am Ende wird dann ein Traum wahr und der Kaiser bittet sie, erneut für ihn zu Felde zu ziehen. Wenn das mal kein Grund für funkelnde Augen und einen sehnsuchtsvollen Blick in die Ferne ist. Der Top Gun Award für die liebevollste pazifistische Utopie geht daher an Disneys Live Action Verfilmung von 'Mulan'. 'Ferdinand, der Stier' und 'Lambert der ängstliche Löwe' kotzen derweil inbrünstig über ihre jeweilige Blumenwiesen. Wohl bekomm's!

          PS: Dass einem zudem noch die bevorstehende arrangierte Heirat von Mulans Schwester als Happy End verkauft wird, macht die Sache keinen Deut besser.

          PPS: Möchtest auch du „hoch in den Himmel wachsen“, zur Legende werden und willst dazu nicht erst einen schmierigen Prinzen heiraten müssen? Der zweite Bildungsweg dorthin wird kurz vor Einsetzen des Abspanns vorsichtshalber noch einmal idiotensicher aus dem Off skizziert: „Das Mädchen wurde zum Soldaten. Der Soldat wurde zum Anführer. Und der Anführer [– bedeutungsschwangere Pause –] wurde zur Legende." Wow! Gänsehaut!

          (Nur pro forma: Die Zeichentrickversion finde ich besser.)

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          • 7

            Die auf realen Ereignissen basierende Miniserie 'Escape at Dannemora' erzählt, wie der Titel schon andeutet, von den Ereignissen rund um einen Gefängnisausbruch im US-Bundesstaat New York. Nach einem etwas schleppenden Beginn verdichtet sich die Atmosphäre spürbar und der Ausbruch, der gleich zu Beginn der Pilotfolge thematisiert wird (insofern nimmt die Erzählung also keine Gefangenen...), nimmt konkretere Formen an. Dabei gibt es zwei Haupthandlungsstränge: Einen über die Ereignisse innerhalb der Gefängnismauern rund um die Gefangenen Richard Matt (Benicio del Toro) und David Sweat (Paul Dano) sowie deren Wärter Gene Palmer (David Morse). Darüber hinaus gibt es einen weiteren Handlungsstrang rund um das Privatleben einer Gefängnisangestellten (Patricia Arquette) und ihres Ehemannes.

            In handwerklicher Hinsicht spielt sich die gesamte Inszenierung auf hohem Niveau ab, aus dramaturgischer sind jedoch die ersten Episoden nicht Fisch und nicht Fleisch (also ähnlich wie das undefinierbare Gefängnisessen, das man aus vielen Produktionen kennt). Einerseits nimmt man sich viel Zeit für die Exposition, was die Erzählung für manche Zuschauer eventuell etwas schleppend erscheinen lassen kann, andererseits steht jedoch nicht genug Spieldauer zur Verfügung, um richtig tief in die Materie eintauchen zu können (was möglicherweise aber auch der Quellenlage geschuldet sein könnte). So gesehen hätte man also die Handlung auch gut und gerne noch um einige weitere Episoden aufstocken können – wobei man dann womöglich Gefahr gelaufen wäre, sich unnötig von den realen Geschehnissen zu entfernen. Oder man hätte die Geschichte noch ein wenig zusammenstutzen und die erste Hälfte der Staffel um ein bis zwei Episoden reduzieren können. Die finalen drei Episoden jedoch sind über jeden Zweifel erhaben. Sie treiben die Handlung unaufhaltsam voran (bzw. zurück, da auch eine Rückblicksepisode dabei ist) und erhöhen die Spannung immer stärker; was nicht zuletzt auch dadurch möglich wird, dass die Hauptfiguren durch den Rückblick für das Publikum deutlich greifbarer werden.

            → Für Fans von Gefängnisfilmen und -serien sollte 'Escape at Dannemora' eine sichere Nummer sein. Für alle anderen zumindest eine Miniserie, die durchaus einen Versuch wert sein könnte – zumal die Laufzeit mit nur sieben Episoden ohnehin sehr überschaubar ist.

            Fun Fact: Executive Producer und Regisseur Ben Stiller hat auch kleinere Rollen an seine ältere Schwester Amy Stiller und seine Tochter Ella Olivia Stiller vergeben.

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            • 7 .5

              In 'Diktatorland' geht Benjamin Zand auf leicht legere, aber dennoch stets ernsthafte und fokussierte Weise dem Wesen von autoritären Systemen auf die Spur. Dabei bereisen er und sein Team Belarus, Kasachstan und Tadschikistan und sprechen – soweit das überhaupt möglich ist – mit Einwohnern über deren Erfahrungen. Neben oppositionellen Kräften wird beispielsweise auch ein „Rapper“ aufgetan (die Anführungszeichen sind ganz bewusst gesetzt), der Loblieder auf den amtierenden Machthaber singt. Eines haben all die genannten Systeme gemein: Gesprochen werden kann entweder nur hinter vorgehaltener Hand oder gar nicht. Permanent sitzen dem Filmteam Zuträger der jeweiligen Inlandsgeheimdienste und / oder Geheimpolizeien im Nacken, sodass eine ungehinderte Berichterstattung nur mit großen Abstrichen möglich ist. Grundlegende Neuigkeiten erfährt man im Rahmen dieser Dokumentation zwar nicht, doch einige skurrile oder auch erschütternde Details werden dem Publikum allemal dargeboten. Darüber hinaus gibt es Eindrücke aus Ländern, in die unter den derzeitigen politischen Rahmenbedingungen ohnehin kaum jemand reisen wollen würde. Und – wie so oft bei derartigen Produktionen – auch unausgesprochene bzw. implizite Warnungen vor derartigen Entwicklungen in Nationen, in denen es derzeit noch (und hoffentlich auch weiterhin noch sehr lange) deutlich liberaler zugeht.

              'Diktatorland' ist daher auch (und gerade wegen) der kurzen Laufzeit eine klare Empfehlung für Anhänger politischer Dokumentationen wert.

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              • 6

                Die beiden Versionen von Justice League verhalten sich zueinander wie ein und derselbe Ort bei Tag und bei Nacht. Oder wie die Vorder- und Rückseite einer Münze. Irgendwie ist alles gleich und trotzdem völlig verschieden. Doch trotz aller Unterschiede könnte man den Kommentar zur ersten Fassung hier eigentlich nochmal einkopieren, denn die Schwächen und Stärken beider Filme liegen in ähnlichen Bereichen.

                Wie man es von Snyder erwarten würde, wirkt hier alles nochmal eine Spur unterkühlter und an CGI wird sowieso nicht gespart. Die Story ist nach wie vor recht dünn, wird aber gerade im ersten Drittel fast schon liebevoll ausgeschmückt, indem man sich viel Zeit für die Einführung der Charaktere und diverse Rückblicke und Erläuterungen nimmt. Der Epilog hingegen wirkt negativ formuliert etwas wirr und erinnert positiv ausgedrückt an eine fiebrig-albtraumhafte Vision.

                Die Unterschiede und Ergänzungen fallen meines Erachtens deutlich genug aus, um gut drei Jahre nach dem Kinostart der ersten Version auch eine Sichtung des Snyder Cuts zu wagen.

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                • 7
                  Framolf 19.03.2021, 02:13 Geändert 19.03.2021, 02:14

                  Erschreckend zeitloser Kriminalthriller aus den düstersten Zeiten des Kalten Krieges. Und das gleich in mehrerlei Hinsicht. Auch wenn sich die Umstände der damaligen weltpolitischen Lage enorm gewandelt haben mögen, so scheint die Welt ja derzeit doch wieder auf eine neuerliche Kältephase zuzusteuern. Aber ganz unabhängig davon dürften sich Konstellationen, in denen sich Polizei und Geheimdienst gegenseitig aufreiben, ganz sicher nicht exklusiv auf die Sowjetunion beziehen. Die Spannungen zwischen CIA und FBI im Vorfeld der Anschläge vom 11. September 2001 (Serientipp: 'The Looming Tower') oder diverse in den Medien kolportierte Ereignisse im Umfeld der Ermittlungen zum NSU-Komplex lassen grüßen. Als dritter Faktor einer gewissen Aktualität wären das Drehbuch und die Inszenierung zu nennen, die Gepflogenheiten folgen, die sich auch knapp vierzig Jahre später noch größter Beliebtheit erfreuen. Das mag zwar vielleicht an der einen oder anderen Stelle auf Kosten einer womöglich größeren Unvorhersehbarkeit gehen, erhöht aber mitunter auch den Thrill und liefert einprägsame Szenen.

                  Der Kriminalfall an sich scheint in einigen Aspekten auf etwas wackligen Beinen zu stehen, doch geschenkt; denn punkten kann 'Gorky Park' über die Atmosphäre, den Unterhaltungsfaktor und einen beherzt aufspielenden William Hurt.

                  Sollte man als Thrillerfan mal gesehen haben.

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                  • 7
                    Framolf 18.03.2021, 02:12 Geändert 18.03.2021, 02:16

                    Oscar Madness Film 16 (2 Nominierungen)

                    Auch wenn Julia von Heinz' 'Und morgen die ganze Welt', der von Deutschland eingereichte Beitrag zur Oscarverleihung 2021, bei der Auswahl für die Shortlist nicht berücksichtigt wurde, hat man hierzulande bei der Verleihung zwar vielleicht kein eigenes Pferd im Stall, aber zumindest eine Reitbeteiligung. Denn an Alexander Nanaus Dokumentation, die von Rumänien eingereicht wurde, waren deutsche Produzenten zumindest teilweise beteiligt.

                    Gezeigt und erzählt werden die Ereignisse im Nachgang einer Brandkatastrophe, bei der zahlreiche Menschen ums Leben kamen. Doch damit nicht genug. In den folgenden Wochen verstarben weitere rund drei Dutzend Menschen, von denen viele unter anderen Umständen wohl hätten überleben können. Denn für viele der Sterbefälle werden Krankenhauskeime verantwortlich gemacht, denen das Personal aufgrund (seitens des Herstellers) extrem stark verdünnter Desinfektionsmittel nicht Herr werden konnte. Und das ist nur die Spitze des Eisberges.

                    'Kollektiv - Korruption tötet' begleitet zunächst die vielleicht eifrigsten Journalisten bei der Aufklärung der Geschehnisse (wohlgemerkt Mitglieder einer Sportredaktion, während sich sogenannte Nachrichtenmagazine offenbar erfolgreich wegduckten) und folgt im späteren Verlauf dem neuen Gesundheitsminister, der gegen Windmühlen kämpft. Aber auch Opfer der Katastrophe und – letztlich auch des Systems – kommen zu Wort.

                    Wer sich mit der Thematik lieber in Form eines fiktionalen (aber sicher nicht realitätsfernen) Spielfilmes befassen will, dem sei 'Der Tod des Herrn Lazarescu' empfohlen, eines der eindringlichsten europäischen Dramen der vergangenen beiden Dekaden.

                    Im Rahmen der Oscarverleihung 2021 wurde 'Kollektiv - Korruption tötet' in zwei Kategorien nominiert; nämlich in den Rubriken „Bester Dokumentarfilm“ und „Bester fremdsprachiger Film“. In der erstgenannten Sparte könnte dem Film zum Verhängnis werden, dass einige Jurymitglieder das gezeigte Thema als branchenspezifisches rumänisches Phänomen abtun könnten. Natürlich ließe es sich in ähnlicher Form auf zahlreiche Länder und Branchen übertragen, worauf auch das gewählte Konstrukt mit dem bewusst extrem überteuerten Ankauf von Materialien aus einer Offshore Firma (um die Differenz als Schwarzgeld abschöpfen zu können) hindeutet. Doch die Vergangenheit zeigt, dass es in den USA angesiedelte Dokumentationen oftmals leichter haben, mit der begehrten Trophäe ausgezeichnet zu werden; von marketingstrategischen Vorgängen hinter den Kulissen ganz zu schweigen. . Doch so oder so dürfte diese Produktion, an der auch der MDR mitwirkte, durch die Doppelnominierung einen enormen Aufmerksamkeitsschub erfahren, womit immerhin auch schon viel gewonnen ist.

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                      Framolf 18.03.2021, 02:01 Geändert 14.05.2021, 06:26

                      Oscar Madness Film 15 (1 Auszeichnung)

                      ++ Enthält SPOILER ++

                      Animierter Kurzfilm über ein Ehepaar, das sich aktuell nicht viel zu sagen hat, deren Gedanken und Erinnerungen aber dennoch stets umeinander kreisen. Die Ursache dafür ist ganz offensichtlich ein schwerer Verlust; doch wie kam es dazu?

                      'If Anything Happens I Love You' macht sich auf den Weg, dies zu ergründen und tut dies in einer Erzählung über unermesslichen Schmerz (Verlust), der noch weiteren Schmerz generiert (Eheprobleme). Die Moral, die man daraus mitnehmen kann, ist offenkundig: Gemeinsam erlittener seelischer Schmerz wird in den allermeisten Fällen nicht kleiner, wenn man ihn alleine austrägt; und erst recht dann nicht, wenn man damit weiteren Schmerz erzeugt. Mag simpel klingen, aber könnte vermutlich dennoch kaum wahrer sein.

                      Bestimmt könnte man eine ganze Dissertation über dieses Thema schreiben (was höchstwahrscheinlich auch schon gemacht wurde), aber ein längerer Kommentar zu diesem Kurzfilm wäre trotzdem keine gute Idee, da man dann zwangsläufig auch noch die letzten Details der Handlung spoilern müsste. In diesem Sinne: Passt auf euch auf – und auf eure Liebsten!

                      Nachtrag: In der Kategorie „Bester animierter Kurzfilm“ im Rahmen der Oscarverleihung 2021 mit einem Award ausgezeichnet.

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                      • 5 .5

                        Michael Caine und Steve Martin als zwei konkurrierende Betrüger, die sich einen Wettbewerb um 50.000 Dollar liefern. Schenkelklopfergags sucht man hier weitgehend vergeblich, doch dafür schlittern die beiden Protagonisten von einer absurden Situation in die nächste. Während Michael Caine betont unterkühlt spielt, frönt Steve Martin nach Herzenslust dem Overacting und der Körperkomik. Wer diesen Stil mag, kann hier durchaus auf seine Kosten kommen.

                        Das Remake 'Glam Girls' ist im Grunde genommen eine zu eins Kopie dieses Filmes, nur mit vertauschten Geschlechterrollen und zwei, drei neuen Gags (Müllsack, Koffer), daher reicht es völlig, einen der beiden Filme zu kennen. In Bezug auf die Handlung muss man die Unterschiede schon mit der Lupe suchen.

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                        • 5

                          Eine neue Schülerin an der Schule freundet sich mit – wie es der Titel bereits erahnen lässt – einigen „zauberhaften“ Mitschülerinnen an und komplettiert deren Hexenzirkel. Gemeinsam zaubern sie sich ihren Alltag schöner; denn mal ehrlich, was soll da schon passieren...?

                          'Der Hexenclub' spult recht routiniert eine Geschichte ab, deren Schablone man auch aus so manchen anderen Genres, wie Kriminaldramen, Thrillern usw. kennt. Dementsprechend vorhersehbar gestaltet sich die Handlung. So gesehen taugt diese Verfilmung im Nachhinein auch eher zu einem Abtauchen in Teile der Jugendkultur der 90er Jahre als für Grusel- oder Schockmomente. Rein aus Horrorsicht lässt sich hier nur bedingt etwas holen.

                          Eine weitere Verfilmung gab es 24 Jahre später allerdings trotzdem. Die 2020er Version, die eine Mischung aus Remake und Fortsetzung darstellt, erzählt fast dieselbe Geschichte noch einmal und variiert diese nur ein wenig. Auch wenn dort in gewisser Hinsicht auch ein Bogen zum Originalfilm gespannt wird, dürfte sich eine Sichtung höchstens für überzeugte Fans der 1996er Version lohnen.

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                            Oscar Madness Film 14 (3 Auszeichnungen, 7 weitere Nominierungen)

                            'Das Leben des Emile Zola' erzählt die mittlerweile gut und gerne zehn mal verfilmte Geschichte um die Affäre Dreyfus aus Sicht des besagten Schriftstellers – und teilweise auch seines Freundes Paul Cézanne. Während der ersten beiden Akte nimmt sich Regisseur William Dieterle viel Zeit für die Geschichte der beiden Weggefährten und lässt sie u. a. eine beeindruckende Kurzdiskussion über Reichtum und Armut von Künstlern führen. Alfred Dreyfus, Marie-Georges Picquart und Major Walsin-Esterhazy bleiben eher Randnotizen hier, wodurch sich eine Sichtung auch für jene Zuschauer lohnen könnte, die mit dem Kernfall bereits vertraut sind.

                            Als kleines Bonmot zitiert Regisseur William Dieterle eine kurze Einstellung aus George Méliès Stummfilm 'L'Affair Dreyfus' von 1899, in der Alfred Dreyfus in seiner Zelle auf der Teufelsinsel Fußfesseln angelegt werden. Prämiert wurde Dieterles Werk mit den Oscars für den besten Film, das beste Originaldrehbuch sowie für Joseph Schildkraut als besten Nebendarsteller. Dieser hatte die Rolle des Alfred Dreyfus inne, für deren Ausführung ihm relativ wenig Screentime zugestanden wurde. Ausgefüllt hat er diese mit einem betont zurückhaltenden Spiel.

                            Darüber hinaus wurde 'Das Leben des Emile Zola' neben der Kategorie „Bester Ton“ mit einer ganzen Reihe weiterer Nominierungen bedacht:

                            Bester Hauptdarsteller: Paul Muni stellt in der Titelrolle (s)einen Charakter über eine verhältnismäßig lange Zeitspanne hinweg dar; entsprechende Wandlungen des Rollenbildes eingeschlossen. Diese Herausforderung meistert er souverän.

                            Beste Filmmusik, beste Regie, beste Regieassistenz: Wie bei so vielen Filmen aus dieser Dekade merkt man auch dem Score von 'Das Leben des Emile Zola' die deutliche zeitliche Nähe zur Stummfilmära an. Gerade zu Beginn wirken die Inszenierung allgemein – und der Score ganz besonders – fast so, als wollten sie einen gleitenden Übergang von den Sehgewohnheiten aus der Stummfilmzeit zu denen des Tonfilmzeitalters schaffen. Zwar blitzen im weiteren Verlauf des Filmes immer wieder erneut Relikte der alten Zeiten auf, doch trotzdem sind die dargebotenen Innovationen nicht zu überhören. Analog dazu verhält es sich mit der Inszenierung an sich: Die Jahre, die innerhalb der Handlung ins Land ziehen, spiegeln sich auch in den filmischen Stilmitteln wieder. Die Umsetzung wirkt mit fortschreitender Laufzeit immer moderner und wird in ihrem Verlauf auch immer aufwändiger umgesetzt. Wirkliche Schwächen finden sich im Grunde genommen in keiner Kategorie. Ganz im Gegenteil: Dieser Film wirkt deutlich jünger, als er tatsächlich ist, und würde bei den meisten Zuschauern wahrscheinlich auch als Verfilmung aus den frühen 50er Jahren durchgehen.

                            Bestes Szenenbild: Mit dem sozialen und finanziellen Aufstieg Zolas ging auch eine enorme Aufwertung seiner Wohnverhältnisse einher. Ein Fest für den verantwortlichen Szenenbildner Anton Grot, der sich in beide Richtungen austoben konnte: Zunächst eine Dachgeschosswohnung, die an Carl Spitzwegs 'Armen Poeten' erinnert, später dann eine opulent ausgestattete Villa und ein nicht minder sehenswerter Gerichtssaal.

                            Beste Originalgeschichte: Neben der Auszeichnung für das beste Originaldrehbuch gab es auch eine Nominierung für die beste Originalgeschichte, eine Kategorie, die von 1927 bis 1959 Bestand hatte.

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                            • 7
                              über Intrige

                              Roman Polanski setzt in seiner Neuverfilmung der Ereignisse rund um die Dreyfus Affäre stilistisch auf eine detailverliebte und stellenweise höchst authentisch wirkende Ausstattung (aus der Perspektive des Geheimdienstlers Marie-Georges Picquart) und inhaltlich auf die eine oder andere (mal mehr, mal weniger unterschwellig gesetzte) Parallele zu aktuellen Vorgängen. Auch wenn die damaligen Spionagemethoden mit geöffneten Briefen oder wiederzusammengesetzten Schriftstücken aus dem Papierkorb hier und da etwas unbeholfen wirken mögen, sind Parallelen zu Entwicklungen im 21. Jahrhundert dennoch augenscheinlich. So gesehen hätte Polanski vielleicht auch durchaus auf die Verfilmung eines Stoffes setzen können, der auf andere Weise endet. Aber gerade thematisch setzt er mit dem Fokus auf dem Antisemitismus in Frankreich noch eine zweite wichtige Marke. Nur mit Abstrichen überzeugend wirkt 'Intrige' jedoch in Hinblick auf den Spannungsaufbau. Eine Entschlackung der Erzählung um rund zwanzig Minuten wäre vermutlich nicht von Nachteil gewesen. In visueller Hinsicht erweist sich vor allem die Anfangssequenz als bemerkenswert, die nahezu eins zu eins die Demission von Alfred Dreyfus aus dem dreifach oscarprämierten Drama 'Das Leben des Emile Zola' (1938) nachstellt

                              Was bleibt, ist ein durchaus ambitionierter Ansatz, der stilsicher umgesetzt wurde, aber nicht so viel Spannung aufbaut, wie es vielleicht möglich gewesen wäre.

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                                Framolf 15.03.2021, 02:34 Geändert 05.01.2024, 04:32
                                über Ablakon

                                'Ablakon' (1985), ein Drama aus der Elfenbeinküste, ist eine Art Episodenfilm, dessen Erzählstruktur allerdings Regeln gehorcht, die man von kaum einem anderen Film kennt. Zunächst geht es um einen verhältnismäßig wohlhabenden Diplomaten (mit einem kaukasischen Bediensteten), der in Konflikt mit der örtlichen Polizei gerät sowie um eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen, die sich allerlei Dinge einfallen lassen, um an Essen zu kommen. Im späteren Verlauf fokussiert sich die Erzählung auf einen Betrüger, der einem ganzen Dorf den Kopf verdreht und auf diese Weise die tradierten Strukturen in Chaos stürzt.

                                Alle drei Geschichten werden im Stil einer Tragikomödie erzählt, deren Art von Humor sich als äußerst skurril erweist. So prahlt einer der Charaktere beispielsweise damit, 25 Jahre lang in sieben verschiedenen Ländern studiert zu haben und erntet für Aussagen wie diese zunächst sogar noch eine Mischung aus Bewunderung und Neid. Auch die anderen beiden Handlungsstränge sind mit ähnlichen Skurrilitäten angereichert, wie etwa einer Verhaftung wegen Autofahrens in Unterwäsche. Doch dies sollte hier nicht darüber hinwegtäuschen, dass 'Ablakon' in erster Linie den Finger in gesellschaftliche Wunden des Landes legt und auf seine ganz eigene Weise diverse Missstände thematisiert.

                                Die Montage wirkt zu Beginn etwas unstrukturiert, der Unterhaltungsfaktor ist solide. Dennoch kann sich eine Sichtung lohnen; ganz besonders dann, wenn man einen weißen Fleck auf der persönlichen cineastischen Weltkarte abarbeiten möchte und auf der Suche nach einem grundsoliden Film ist, der auch Einblicke in die sozialen und finanziellen Gegebenheiten in der Elfenbeinküste eröffnet.

                                (Dementsprechend hat sich die Sichtung für mich dann auch trotz der mittelmäßigen Wertung ganz klar gelohnt. Danke an Eudora für den Code für Filmingo, dem Filmportal für alle, denen Mubi zu mainstreamorientiert ist. – Kleiner Spaß ;-) )

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                                  über Mr. Mom

                                  'Mr. Mom', eine Rollentauschkomödie mit Michael Keaton in der Hauptrolle sowie Christopher Lloyd und Jeffrey Tambor in Nebenrollen, erzählt im Prinzip eine ähnliche Geschichte wie 'Mrs. Doubtfire'. Während seine Frau plötzlich Karriere macht, wird Jack Butler (Michael Keaton) plötzlich gefeuert und muss sich nun um die drei Kinder und den Haushalt kümmern. So weit, so witzig, wenn das Drehbuch nur nicht allzu oft an den falschen Stellen übertreiben würde. So erweist sich der Protagonist zu Beginn seines Abenteuers im heimischen Haushalt sogar als zu unbeholfen zum Einkaufen. Das Angebot an der Fleisch- und Käsetheke überfordert ihn ebenso wie das Steuern seines Einkaufswagens und das Hüten seiner Kinder. Mit der Zeit wird das Chaos immer größer, bis er sich (völlig überraschend...) plötzlich etwas mehr Mühe gibt und eher auf seine eigenen Stärken setzt, wie etwa das Heimwerken...

                                  Doch auch wenn viele Chancen ungenutzt bleiben und die Autoren offenbar nicht widerstehen konnte, in erster Linie Klischees abzuarbeiten, bietet die Handlung zumindest im Kleinen einige Überraschungen und ein paar halbwegs unvorhersehbare Gags, wodurch dann auch einiges wieder wett gemacht wird. Somit kann man sich als Fan von 80er Jahre Komödien durchaus mal an eine Sichtung wagen. Für solide Unterhaltung reicht es allemal.

                                  Fun Fact: Martin Mull ('Dads'), der zehn Jahre später auch im Cast von 'Mrs. Doubtfire' mitwirkte, ist hier in einer Nebenrolle mit dabei.

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                                  • 7

                                    ++ Enthält SPOILER ++

                                    Cameroon in a nutshell.

                                    Das kamerunische Drama 'Muna Moto' (1975) beginnt zunächst fast dokumentarisch und geht dann recht schnell in eine Art der Präsentation über, die sehr stark an die Ästhetik später Stummfilme erinnert. Zwar gibt es durchaus Dialoge, jedoch werden diese anfangs enorm sparsam eingesetzt und auch die Kameraführung und die Montage orientieren sich an Gepflogenheiten aus dem Ende der Stummfilmära. Nach und nach werden derlei stilistische Spielereien jedoch wieder weitgehend eingesammelt und es beginnt die deutlich Fokussierung auf die inhaltliche Ebene. Und auf dieser wird dem Publikum nicht weniger geboten als eine pointierte Bestandsaufnahme des Ist-Zustandes der kamerunischen Gesellschaft. Zumindest in Bezug auf das Produktionsdatum. In Bezug auf die Frauenrechte soll sich ab ungefähr 2010 vieles zum Positiven gewendet haben. Denn seitdem ist eine lautstarke Bürgerrechtsbewegung entstanden, der sich offenbar auch immer mehr Männer anschließen. Frauen können laut Ausführungen der Frauenrechtlerin Brigitte Moukoko Tomé mittlerweile Karriere machen und knapp ein Drittel der Abgeordneten im Parlament sind weiblich; doch es sei noch ein weiter Weg bis zu tatsächlicher Gleichberechtigung.

                                    Ganz anders jedoch sind die Verhältnisse zu der Zeit, in der die Geschichte dieses Filmes spielt. Heiratswillige Männer können junge Frauen deren Eltern abkaufen. So auch der Onkel des Protagonisten, der trotz einer Ehe mit vier Frauen gleichzeitig immer noch keinen Nachwuchs hat. Für ihn ein klarer Fall: Alle vier Gattinen müssen unfruchtbar sein. Also muss eine fünfte Ehefrau her. Da trifft es sich gut, dass bei der Freundin seines Neffen aktuell einiges auf eine beginnende Schwangerschaft hindeutet, von der aber noch niemand etwas weiß...

                                    'Muna Moto' singt ein bitteres Klagelied auf das Festhalten an menschenverachtenden Traditionen, unter denen im hier vorliegenden Fall nicht nur die besagte junge Frau zu leiden hat, sondern natürlich auch der junge Mann, mit dem sie gerne zusammenleben würde, der aber den Preis für einen „Erwerb“ der Braut nicht aufbringen kann. Zwar beginnt er, immer größere Bäume zu fällen, um höhere Einkünfte zu erzielen, aber es reicht einfach hinten und vorne nicht. Und so kommt es, wie es kommen muss.

                                    Doch neben einer gehörigen Portion Gesellschaftskritik bietet 'Muna Moto' auch einen Streifzug durch die Kultur Kameruns. Nicht nur Aberglaube und familiäre Traditionen werden thematisiert, sondern auch das kulturelle Erbe, indem beispielsweise Makossa gespielt und getanzt wird.

                                    Insgesamt mag dieses Drama zwar vielleicht auf manche Zuschauer etwas kauzig wirken, doch viele Perlentaucher, die sich gerne abseits des Mainstreams bewegen, dürften sich hier gut aufgehoben fühlen. In Äquivalenz zur Weltmusik, lässt sich 'Muna Moto' dann wohl auch als „Weltfilm“ einordnen. Nicht die schlechteste Wahl für einen cineastischen Blick über den geographischen und stilistischen Tellerrand.

                                    (Danke an Eudora für den Filmingo-Code)

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                                    • 5 .5

                                      'Teen Wolf Too' [sic!] erzählt im Prinzip dieselbe Geschichte des Vorgängerfilmes erneut. Nur mit Jason Bateman statt Michael J. Fox und mit Boxen statt Basketball. James Hampton ist erneut als Harold dabei (nun als Onkel des Protagonisten), doch in der Rolle des besten Kumpels Stiles wird den Zuschauern statt Jerry Levine nun Stuart Fratkin untergejubelt, der seinem Vorgänger noch nicht einmal ansatzweise ähnelt. Ansonsten wird aber konsequent dasselbe Programm erneut durchgezogen. Das geht sogar so weit, dass einige Szenen eins zu eins bewusst augenzwinkernd nachgestellt werden, wie etwa die „Gratulation“ durch die Freundin bzw. der angetäuschte Gang zum „Neben-Love-Interest“.

                                      Eigentlich ist diese Komödie eine durch und durch unnötige Fortsetzung, aber abgesehen von ein paar Peinlichkeiten (wie der Frösche-Schlacht im Biologie-Unterricht) wird durchaus kurzweilige Unterhaltung geboten. In der deutschsprachigen Synchrofassung wird in bester Rainer Brandt Manier drauf losgeblödelt. Einige der Sprüche gehen nach hinten los, andere sitzen durchaus. Wie so oft in den 80ern werden so viele bescheuerte Dialogzeilen auf die Zuschauer abgefeuert, dass schon fast zwangsläufig einige davon sitzen müssen. In diesem Sinne: „Danke, sehr aufdringlich!“

                                      5 - 5,5 Punkte.

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                                      • 6

                                        Verstecken war gestern (und morgen), aber ein Teenwolf (Michael J. Wolf, äh Fox) geht seinen ganz eigenen Weg. Ob beim Basketball, beim Flirten, im Kursraum oder beim Turnen auf einem fahrenden Transporter: Das freundliche Wertier von nebenan lässt gerne die Sau bzw. den Wolf raus. Und so wird er schnell zum Helden der ganzen Stadt.

                                        Wie man es aus zahlreichen Werwolf-Filmen kennt ('Die Zeit der Wölfe', 'Ginger Snaps' u.v.m.), werden auch hier einige nicht unbedingt subtile Pubertätsmetaphern eingestreut und der Protagonist stellt sich die Frage, worüber er sich eigentlich definiert. In diesem speziellen Fall möchte er um seiner selbst willen gemocht werden und nicht nur, weil er ein Wolf ist. Andererseits trägt er (im Gegensatz zu den Werwölfen in manch anderen Filmen) aber das Wolfsblut regelrecht in seinen Genen und wurde nicht erst später infiziert. Keine leichte Aufgabe also für einen Jugendlichen, das richtige Maß zu finden, mit dem er sich auch selbst wohlfühlt.

                                        → Recht unterhaltsame Highschool-Komödie mit einigen absurden Situationen und einigen augenzwinkernden Betrachtungen zum Thema Erwachsenwerden.

                                        5,5 - 6 Punkte.

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                                        • 7

                                          „Die Tiere beherrschen den Raum, die Bäume die Zeit.“

                                          Französische Dokumentation über das Ökosystem (Ur-)Wald und die Entstehung natürlicher Wälder. In Zeiten von Forstwirtschaft, Monokulturen und Monetarisierung natürlicher Ressourcen bekommt natürlich kaum noch ein Stück Wald genügend Zeit, sich selbst zu entwickeln. Schon gar nicht nicht die gut 700 Jahre, die es Filmemacher Luc Jacquet zufolge braucht, um ein natürliches Ökosystem Wald entstehen zu lassen. Auf „Pinonier-Bäume“ folgen größere und langlebigere Gewächse, in deren Fahrwasser wiederum allerlei andere Pflanzen geheihen. Unter anderem wird hier auch eine korbartige Palme gezeigt, die herunterfallende Blätter auffängt, um diese zu verstoffwechseln. Und natürlich wird auch auf die Tierwelt eingegangen, die (unfreiwillig) die Samen der Pflanzen herumträgt und somit für eine entsprechende Artenvielfalt und Durchmischung der Pflanzen sorgt; denn zu viele Exemplare derselben Art auf engstem Raum würden sich ohnehin gegenseitig in ihrem Wachstum behindern.

                                          'Das Geheimnis der Bäume' stellt derlei Zusammenhänge, die sicherlich größtenteils hinlänglich bekannt sein dürften, anschaulich zusammen und reichert sie mit einigen Details und Kuriositäten an, die zumindest noch nicht jeder gehört haben dürfte. Unter dem Strich hält sich der Informationswert zwar in Grenzen, aber die teils sehr beeindruckenden Bilder machen einiges wieder wett. Den anfangs inflationären Einsatz von Animationen hätte es (zumindest in dieser geballten Form) gar nicht gebraucht. Während der zweiten Hälfte wird dann auch deutlich sparsamer mit diesem Stilmittel umgegangen, was der Dokumentation sichtlich guttut, da die offenbar mit viel Geduld eingefangenen Bilder dann auch in viel mehr Szenen ungefiltert wirken können. Erfreuen wir uns an ihnen, so lange es sie noch gibt. Denn, so das treffende Fazit am Ende der Dokumentation (in Bezug auf die fortschreitende Zerstörung der Natur durch den Menschen):

                                          „Heute sind wir Opfer unserer eigenen Macht.“

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                                          • 5 .5

                                            Mit der Doku 'Malaysias Regenwald' verhält es sich im Grunde genommen wie mit dem echten Dschungel: Es gibt viel Licht, aber auch sehr viel Schatten, je nachdem auf welchem Standpunkt man sich gerade befindet. So findet sich eine ganze Reihe höchst ansprechender Aufnahmen in diesem Film; offenbar wurden einige Tiere sogar erstmals überhaupt im Rahmen einer Dokumentation gefilmt; alleine deshalb schon lohnt sich eine Sichtung für Tier- und Naturfreunde. Auf der anderen Seite wirken einige der Texte, als wären sie für Kleinkinder gesprochen worden. Etwas mehr (Sach-)Verstand sollte man den Zuschauern vielleicht doch zutrauen, zumal sich in der Regel ja ohnehin überwiegend Zuschauer mit einem gewissen Interesse an der Materie und entsprechenden Vorkenntnissen zu einer Sichtung entschließen dürften.

                                            Etwas überspitzt formuliert eignet sich diese Dokumentation hervorragend als „Hintergrundunterhaltung“ mit ausgeschaltetem Ton – oder eben für eine gemeinsame Sichtung mit der ganzen Familie.

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                                            • 7 .5

                                              'Mein Liebhaber, der Esel und ich' ist eines jener Feelgood-Movies, wie sie im Grunde genommen nur aus Frankreich kommen können. Eine überforderte Protagonistin, die trotzdem irgendwie Ruhe ausstrahlt, kämpft sich durch eine Handlung, der das Drehbuch auch mal Wendungen abseits formelhafter Drehbuchkonventionen zutraut. Und wie so oft aus Frankreich gibt es ein satirisch überzeichnetes Identifikationsangebot an die Zuschauer. Auf diese Weise werden dann auch immer wieder Fragen aufgeworfen, deren Beantwortung nicht zwangsläufig schon von vornherein feststeht. Teilweise werden zwar auch hier Lösungen skizziert, aber eher als loser Vorschlag denn als implizite Handlungsanweisung.

                                              Der Stil der Inszenierung erweist sich als nicht minder erwähnenswert als der Inhalt: Über mehr oder weniger die gesamte Laufzeit hinweg kokettiert Regisseurin Caroline Vignal mit scherzhaften Anleihen beim Westerngenre. Statt eines einsamen, eiskalten und nach Rache strebenden Reiters in der Steppe zieht hier eine chaotische und von ihren Emotionen getriebene Lehrerin, die ihrem Liebhaber nachstellt, einen störrischen Esel durch die französische Bergwelt. Auch die Panoramaaufnahmen und Teile des Scores verballhornen dieses Motiv, das vielen Zuschauern lange Zeit als Inbegriff der Männlichkeit galt, auf augenzwinkernde Weise.

                                              'Mein Liebhaber, der Esel und ich' legt einmal mehr den Verdacht nahe, dass sich einige französische Filme durch ihre extreme Fixierung auf Pariser Drehorte selbst ihrer größten Stärken berauben. Denn wie bei so manch anderen Beiträgen aus unserem Nachbarland gehört auch in dieser Komödie die malerische Kulisse zu den eigentlichen Stars der Produktion. Neben Laure Calamy und Esel Patrick natürlich. :-)

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                                              • 8 .5

                                                Der dokumentarische Spielfilm 'Russland – Im Reich der Tiger und Vulkane' zeigt teils atemberaubende Aufnahmen, die in sehenswerter Weise für die große Leinwand aufbereitet wurden. Doch nicht nur das: Im Zuge der Dreharbeiten entstand überdies ein bemerkenswert hochwertig produziertes und interessant kommentiertes Making Of über die Rahmenbedingungen bei der Erstellung der Aufnahmen.

                                                → Gerade für Naturfreunde sehr sehenswert!

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                                                • 7

                                                  Die Dokumentation 'Ungarn - Wildnis zwischen Donau und Theiß' bietet tolle Bilder von beeindruckender Natur an der Donau und singt ein regelrechtes Loblied auf eine Fauna, die sich womöglich als deutlich reichhaltiger erweist, als viele Zuschauer auf den ersten Blick vielleicht vermuten würden. Aufgrund der knapp bemessenen Laufzeit bleibt zwar nicht viel Zeit, um auf alle gezeigten Tiere ausführlich einzugehen, aber gerade als Überblick über die Thematik eignet sich dieser Film durchaus gut. Ein ganz besonderes Schauspiel ist beispielsweise das massenhafte Ausschwärmen der Theiß-Eintagsfliegen, das man – zumindest auf dem Bildschirm – eigentlich mal gesehen haben sollte. Aber auch viele andere Aufnahmen können sich sehen lassen.

                                                  Fazit: Infotainment der sehenswerten Sorte.

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                                                  • 5

                                                    Ein Spionagesatellit stürzt über Australien ab und sowohl ein paar Agenten als auch Terroristen sind nun auf der Suche nach der Blackbox. Das erzürnt natürlich Steve Irwin und seine Frau Terri, die die zwielichtigen Gangster für Wilderer halten. Und als ob das nicht schon genug der Unannehmlichkeiten wäre, müssen sich die beiden auch noch mit einer schießwütigen Farmerin herumplagen, die es auf die örtlichen Krokodile abgesehen hat.

                                                    Das Konzept dieses Filmes und dessen Ausführung sind so sagenhaft schlecht, dass es fast schon Schmerzen verursacht. Und auch die Methoden Irwins wären mit dem Attribut „verrückt“ noch wohlwollend umschrieben. Aber so grenzwertig seine Vorgehensweise auch sein mag, zumindest die Botschaften, die er verbreitet, sind durchaus ehrenwert. So wirbt er nicht nur für Tier- und Artenschutz, sondern bringt auch immer wieder konkrete Handlungsempfehlungen und Argumente mit ein, die nicht von der Hand zu weisen sind. Beispielsweise argumentiert Irwin, man solle die Kadaver überfahrener Tiere von der Fahrbahn an den Rand ziehen, damit nicht auch noch die angelockten Aasfresser überfahren werden. Und so wechseln sich gut gemeinte Ratschläge und halsbrecherische Aktionen munter ab.

                                                    Ach ja, nebenbei treiben die Krokodilhasserin und die vermeintlichen Wilderer natürlich weiterhin ihr Unwesen, aber wer Krokodilen ein Seil als Maulkorb umbindet, nimmt es mit solchen Typen natürlich ganz locker auf.

                                                    → Kompletter Schwachsinn, aber immerhin bemüht um eine ordentliche Moral und stellenweise so doof, dass man schon zwangsläufig schmunzeln muss. Mit viel gutem Willen 5 Punkte.

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