Frankie Dunn - Kommentare

Alle Kommentare von Frankie Dunn

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    In der deutschen Synchronisation mitunter Dialoge wie aus einem Softporno und in jeder Sprachversion durchgängig Frisuren wie aus den 80ern :D Aber auch unabhängig von unfreiwilliger Komik erweist sich "La Boum" als ausgesprochen humortauglich. Insbesondere die erwachsenen Schauspieler wissen zu überzeugen und manch eine Szene mit Ehepaar Beretton oder auch Uroma Poupette ist tatsächlich urkomisch. Leider ist die Inszenierung, insbesondere die Gestaltung der Settings, durchwachsen. Atmosphärisch wird es immer dann, wenn "Dreams are my Reality" einsetzt und/oder das Licht ein bisschen gedimmt ist bzw. nächtliche Autofahrten unternommen werden. Schön, sehr schön!

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    • 7

      Guilty Pleasure für RomCom-Fanatiker <3 Das Drehbuch ist, wie vielfach beschrieben, nicht wirklich das Gelbe vom Ei, zumal alle 3 Liebesgeschichten der Schriftstellerfamilie (Vater, Tochter, Sohn) nach mehr oder weniger identischem Muster ablaufen (was auch immer der Drehbuchautor damit bezwecken oder ausdrücken wollte). Dank der sympathischen Darsteller, Figuren, Story, Dialoge in RomCom-Stimmung genau das Richtige, solange man weiß, worauf man sich einlässt, da der Film zu keiner Sekunde beansprucht mehr zu sein als sympathisch-träumerisch-naive Unterhaltung. Aber RomComs sind ja sowieso die Volksmusik unter den Filmgenres, und "Stuck in Love" beschränkt sich genau auf die Essenz dieses Genres. Sehenswert! (mit ganz viel gutem Willen und Sympathie für die naiv-träumerische Grundeinstellung, die der Film transportiert/propagiert)

      annaberlin:
      "Welche Kirche hat bitte diesen Rotz gesponsort?
      [...]
      Stuck in Love sollte besser Stuck in Quark heissen und der Autor mal seinen Arsch aus seinem putzeligen Beach House ins echte Leben hinausbewegen, wo es andere Fragen gibt, als die, wann das erste Buch veröffentlicht wird oder das nächste."
      Muhaha, eine promiske Zynikerin mit atheistischen Tendenzen :D (sicherlich keine falsche Lesart des Films, auch wenn ich meinen Spaß hatte)

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      • 7 .5

        Ausgesprochen interessant, für diejenigen, die sich für israelische Sicherheitspolitik interessieren. Der in Tel Aviv ansässige Inlandsgeheimdienst Schin Bet veranstaltet einen Tag der Offenen Tür und diskutiert über Terrorbekämpfung und Gesellschaftspolitik. Sehr tiefsinnige Interviews, kluge Personen (Avraham Schalom (1981–1986 Direktor des Schin Bet), Ja’akov Peri (1988–1994), Karmi Gilon (1994–1996), Ami Ajalon (1996–2000), Avi Dichter (2000–2005), Juval Diskin (2005–2011)), spannend und hochwertig gefilmt. Die vielen Originalaufnahmen unterstützen die Interviewpassagen sinnvoll und geben einen umfassenden Überblick über mehrere Jahrzehnte israelisch-arabische Geschichte.

        (Ceterum censeo Carthaginem esse delendam: Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die EU aufhören sollte, Organisationen wie die Fatah, die zu Hass und Gemetzel aufrufen, mit Millionen und Milliarden zu sponsern, da dieses Geld nicht nur in Gewaltpropaganda fließt, sondern auch zum Beispiel konkret den Familien von "Märtyrern" zufließt und somit den eigentlichen Zielen der EU - Toleranz und Frieden - ein klein wenig zuwider läuft. Gut gemeint ist eben nicht immer tatsächlich das Richtige, wenn man sich mal anschaut, wer die Leute sind, die das Geld bekommen, und wofür das Geld von ihnen verwendet wird.)

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        • 5 .5
          über Neerja

          Gut dass die typischen Bollywood Elemente gleich zu Beginn des Films abgearbeitet werden und es dann weitgehend ohne Gesang hinein in die Geschichte geht. Mit einem Thriller hat man es hier dennoch nicht zu tun. Bei Interesse ist "Neerja" ein solides Drama, jedoch ohne größere inhaltliche oder künstlerische Ansprüche. Drehbuch und Regie begeistern mich nicht, wobei ich eher die Regie verantwortlich sehe, da die Story schon vernünftig erzählt, aber durch die mangelhafte Regiearbeit und schwaches Schauspiel nicht ansprechend visuell übermittelt wurde. Die wackelige Kameraarbeit empfand ich als ausgesprochen störend. Die Hauptdarstellerin spielt solide und weiß zu überzeugen. Solider Film, interessante Geschichte, sympathische Produktion, ausbaufähiges Handwerk. Aber zumindest das indische Publikum sowie die indische Presse scheinen zufrieden zu sein (https://en.wikipedia.org/wiki/Neerja#Critical_reception, Schnitt von 8.0 auf IMDB).

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          • 9

            Ziemlich tiefsinniges Charakterporträt und thematisch interessant, aber leider sehr, sehr zäh, da der Film in uninteressantem Interviewstil erzählt wurde und somit durch die nicht besonders versierte Rhetorik der Interviewpartner sowie die vor allem zu Beginn wenig überzeugenden visuellen Inszenierungen der verbal erzählten Ereignisse nicht besonders inspirierend und mitreißend daherkommt. Lohnt sich in schriftlicher Form vermutlich noch mehr. Trotzdem eine sehr interessante Lebensgeschichte und faszinierend, sich in dieser Tiefe in einen solchen Charakter hineinzudenken. Mit genügend Sitzfleisch durchaus lohnenswert, speziell aufgrund der Originalaufnahmen und Informationen, die man durch diese über Hamas, Fatah oder auch den katarischen Islamistensender Al Jazeera bekommt. Entwickelt sich nach und nach aber auch zu einem einigermaßen spannenden Spionagethriller und vor allem zu einem sehr emotionalen Lebensdrama um humanistische Werte. Sehenswert und faszinierend!

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            • 10

              Herausragende HBO-Produktion, die die wichtigen makroökonomischen Aspekte der Thematik abdeckt, auch wenn hier nicht ins theoretische Detail gegangen wird und der heilige Gral zur Lösung der Problematik nicht gefunden werden konnte (und zum Glück auch nicht gesucht wurde bzw. nicht vorgegeben wurde, ihn zu kennen). Über die Ak­ku­ra­tes­se der Porträtierung der verschiedenen realen Personen, Unternehmen, Handlungsdetails kann man wie bei jedem Dokumentarfilm diskutieren, aber hier gelingt es "Too Big to Fail" eine ausgewogene Mischung zu präsentieren bzw. den Fokus auf die wichtigen Zusammenhänge, die Komplexität sowie das Dilemma der Problematik zu legen. Schade, dass die Masse (siehe Kommentare zu diesem Dokudrama und siehe Begeisterung für andere Sorten von Filmen zu diesem Thema) der 80 Millionen Bundestrainer das nicht zu schätzen wissen wird.

              Nebenbei bemerkt habe ich schon eine Weile keinen spannenderen und packenderen Film mehr gesehen. Super Cast, super Drehbuch, gute Regie und das alles bei einer TV-Produktion.

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              • 7 .5

                Ausgesprochen schönes Drama mit exzellenten Darstellern und der richtigen Mischung aus inhaltlichem Anspruch und emotionaler Wirkung. Sehenswert inszeniert mit einigen Bildern und Klängen, deren atmosphärische Wirkung noch lange nachhallt. Freilich ohne die ganz große Tiefe oder formale Brillanz und phasenweise mit einigen Längen, die jedoch insgesamt dem Film nicht schlecht stehen.

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                • 8 .5
                  Frankie Dunn 23.07.2016, 22:00 Geändert 23.07.2016, 22:23

                  Schon erstaunlich, was für einen starken Film man hier zu sehen bekommt. Habe ich absolut nicht erwartet. Bei Inszenierung, Schauspiel und Erzähltempo hätte man sicher noch ein bisschen mehr herausholen können, aber gerade im inhaltlichen Bereich, was mir bei solch einem politischen Film am wichtigsten erscheint, hat "Eye in the Sky" seine Stärken. Sehr stark geschrieben, sehr gut passendes Darsteller- und vor allem Figurenensemble, das die komplette Bandbreite der Thematik, inklusive aller Absurditäten im Bereich der politischen Verantwortlichkeiten, abdeckt. Angenehm unbefriedigend und zwiespältig, am Limit der präzisen Differenzierung und in der Detailtiefe genau richtig abgestimmt. Und: Fast der gesamte Cast, die Zieltargets mal außen vor, taugen als Identifikationsfiguren für den Zuschauer, in deren - schwierige - Situation er sich nicht leichter hineinversetzen könnte. Je nach Ausschnitt der Unterhaltung (ja, hier haben wir es mit einer Art erweitertem Kammerspiel in Echtzeit zu tun) wechseln die Sympathien dabei von Figur zu Figur, bis der Zuschauer am Ende völlig ratlos ist, was das Richtige zu entscheiden wäre.

                  Abseits der doch recht konventionellen Inszenierung und des teilweise durchschnittlichen Schauspiels mancher Darsteller (z.B. Aaron Paul und Phoebe Fox) ein herausragendes Politdrama.

                  PS Gerade erst gesehen, dass es Alan Rickmans letzter Auftritt in einem Film gewesen sein wird. Ein würdiger Abschied. Seine Figur und sein Schauspiel zählen zu den Highlights des Films.

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                  • 10

                    "Keine Geschichte"
                    Doch!

                    "keine Bilder"
                    Doch!

                    "keine Hilfe."
                    Zugegeben, das ist korrekt.

                    "Der Film liefert seine Bilder, ja durchaus großartige, bietet aber darüber hinaus wirklich wenig bis nichts, woran ein Zuschauer sich festhalten könnte. Und dafür geht man nicht ins Kino."
                    Zum Festhalten geht man in die Kirche. Für ein Erlebnis von Freiheit, um Kunst zu bestaunen, zur Meditation, um sein Hirn mal so richtig rattern oder auch entspannen zu lassen, geht man ins Kino.

                    Inwieweit man etwas damit anfangen kann, dass ein Film bewusst jegliche sonst stets übliche Hilfestellung unterlässt, ist sicher individuelle Geschmackssache und hängt auch stark von der eigenen augenblicklichen Stimmung und Einstellung zum thematischen Kontext des Werks ab, mit der letztendlich ja man an das Stück Kunst herantritt*. Insofern ist hier jede ablehnende Meinung legitim und verständlich. Ich finde aber, die formalen Qualitäten von "The Assassin" sind schon sehr deutlich auszumachen, und zwar nicht nur im Regie- und Kamerabereich, sondern auch beim Drehbuch und dem allgemeinen Anspruch, mit dem Hsiao-hsien Hou an dieses Werk herangegangen ist. Über Sinn und Zweck sowie Wirkung der formalen Qualitäten des Films kann man - auch rein objektiv abseits des individuellen Geschmacks - streiten. Über Sympathie gegenüber Werk, Künstler, Thematik, Kultur und Natur des Ursprungslandes des Films sowieso. Inhaltlich nimmt der Film einen wirklich in keiner Weise mit auf den Weg, weswegen es definitiv ein sehr stark von subjektiver Sympathie und Bereitschaft zum Hereinkämpfen in die Details geprägter Film ist. Aber, gerade Kunstliebhaber dürften genau das wiederum zu schätzen wissen.

                    Bei mir hat der Film nach etwa der ersten Stunde gezündet. Und bei der Zweitsichtung sowie langfristigen Beurteilung wird er sicher sogar noch wachsen. Aber, auch ich muss mich in solche Filme erst einmal hineinkämpfen, wenn ich es denn möchte, und dafür muss ein Film mir erst einmal Gründe bieten, mit der richtigen Einstellung an die Sache zu gehen (siehe * oben). Anfangsskepsis meines allgemein kritischen Naturells wegen (bei Filmen umso mehr, weil ich bewusst kritisch an die Sache rangehe) ist es dann meist, die mich solche Filme erst ab einer gewissen Zeit oder gar erst bei der Reflexion bzw. mehrfachen Sichtung genießen lässt. Letztendlich macht doch beides Spaß: Filme, die einen sofort in die Filmwelt hineinziehen und bis zum Ende mitreißen. Und Filme, die einem etwas zu knabbern geben, die erst nach und nach wachsen. Mir gefallen letztere Arten von Filmen meist langfristig als Gesamtkunstwerke besser, wobei ich beide Arten von Filmen vermissen würde, wenn es sie nicht gäbe.

                    Ob man an einem solchen Werk wie "The Assassin" knabbern will? Geschmackssache. Ich war vorher auch sehr skeptisch, aber mir hat er dann doch gefallen. Wichtig ist vor allem, dass der Zuschauer vorher weiß, worauf er sich einlässt, bevor er sich den Film ansieht, und da leisten die Kommentare verschiedener Art hier einen guten Beitrag um sich einen Eindruck zu verschaffen, was für eine Art von Film "The Assassin" ist.

                    "Von 0 bis 10 könnte da alles bei dir rauskommen^^" (brainchild)
                    "Oh ja :D Da bin ich mir sicher. Muss ich in der richtigen Stimmung ansehen."

                    PS "Dheepan" fand ich noch stärker. Aus thematischen und emotionalen Gründen.

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                    • 7 .5
                      über Mustang

                      Schon ein wenig islamophob das Ganze. Die bösen Kopftuchfrauen aus der Nachbarschaft. "Mustang" wurde von der katarischen (!) Organisation "Doha Film Institute", die von Al-Mayassa bint Hamad bin Khalifa Al-Thani, der Schwester des amtierenden Emirs von Katar, 2010 ins Leben gerufen wurde, mitproduziert. Katar, das Land des wahhabitischen Islams, in dem im Jahre 2022 eine Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen wird. Die Elite von Katar veranstaltet Sportevent-Veranstaltungen, produziert feministische Erziehungsfilme und läuft westlich gekleidet und freizügig umher, während die von der Mehrheit der Türkei demokratisch gewählte, weibliche türkische Elite sich Müllsäcke um die Köpfe schnürt. Kaum zu glauben diese Rollenumkehrung. Sicherlich hat das verstärkte Engagement Katars in europäischen Wirtschaftsbereichen machtpolitische und ökonomische Intentionen. Man versucht sich für die Zukunft zu rüsten, in der der momentan (pro Kopf, nach Kaufkraftparität) reichste Staat der Welt nicht mehr allein auf Öl-Einnahmen und Inderarbeiter zählen kann. Dennoch bin ich verhalten positiv überrascht davon, dass solch ein Film wie "Mustang" nicht nur von der "Film- und Medienstiftung NRW" Fördergelder bekommt. Was die katarischen Bürger wohl von solchen Filmen halten? ;)

                      Eine andere Frage ist jetzt die inhaltliche Qualität des Films. Filmtechnisch finde ich die Umsetzung ausgesprochen gut. Deniz Gamze Ergüven hat einen angenehmen, subtilen Regiestil. Die Kameraarbeit ist gelungen. Der Score ebenfalls. Während ich die erwachsenen Darsteller nicht durchweg überzeugend fand, haben die jungen Darstellerinnen ihre Sache ziemlich gut gemacht. Ein bisschen zu überdreht fand ich ihre Figuren zu Beginn, wofür das Drehbuch verantwortlich zu machen ist, aber es ist durchaus gelungen, das Verhalten von Kindern der dargestellten Altersgruppen treffend zu charakterisieren. Insbesondere Lale, die Jüngste der Schwestern und von Güneş Nezihe Şensoy vortrefflich gespielt, funktioniert ausgezeichnet als Identifikationsfigur für den Zuschauer und trägt den Film über weite Strecken auf ihren Schultern, um ihm am Ende dann auch den richtigen Kick zu mitreißender Dramatik zu geben.

                      Nicht komplett überzeugend fand ich jedoch die Darstellung der Lebensumgebung, in der die 5 Schwestern aufwachsen, sowie die Ausarbeitung der zentralen Konflikte des Films. Mitunter wirkt der Umgang mancher Figuren miteinander recht holprig, das Verhalten der Erwachsenen wird (bewusst) karikiert skizziert. Der Ernst der Lage der Figuren und der Ernst der Sache im Allgemeinen werden von der Atmosphäre über weite Strecken des Films nicht ausreichend transportiert, was sich jedoch bei mehrfacher Sichtung bzw. Reflexion nach Beendigung des Films durchaus legt. Ergüven umgeht das direkte Dramatisieren, indem sie viele Dinge nur andeutet. Vom Erzählstil her gefällt mir das sehr gut, es verhindert jedoch über weite Strecken das emotionale Mitnehmen des Zuschauers, insbesondere bei der Erstsichtung.

                      Psychologisch und philosophisch fehlt es an Tiefe, was für mich letztlich, gerade vor dem Hintergrund der über weite Strecken mangelnden dramatischen Atmosphäre, das Hauptproblem von "Mustang" darstellt. Der Film thematisiert äußere Zwänge, indem er die nach Freiheit strebenden Mädchen auf böse Erwachsene treffen lässt, innere Zwänge behandelt er nicht. Diese sind jedoch der Kern der Problematik. Eine simple Gut-vs-Böse-Geschichte wird der Thematik nicht gerecht. Die im Film dargestellten klischeehaften äußeren Zwänge sind der absolute Ausnahmefall, auch wenn es so etwas natürlich gibt. Der Film funktioniert durchaus als empathischer Coming-of-Age-Film mit Thriller-Potential aus der Sicht der Mädchen, als psychologisches Drama und als aufklärerischer, feministischer, religionsideologiekritischer Film leider nicht, aber vielleicht waren das auch gar nicht die Ansprüche (hier erfährt man mehr dazu: "There’s also something emotional and jubilatory in the film; more jubilatory than life itself because these girls are very brave. The scene where the girls play on the boys’ shoulders which causes this big scandal, for example, is from my own personal life. But at that time I looked down, I blushed, I felt ashamed of myself… It’s only years later that I wanted to react. So in the film, I let that little voice in my head that had been silenced express itself."*), sondern vielleicht sollte "Mustang" tatsächlich nur eine persönliche Ode an die Freiheit sein.

                      Die Einstellung der Regisseurin und Drehbuchautorin ist jedenfalls angenehm zu sehen, das Schauspiel der jungen Darstellerinnen engagiert, der Film an sich sympathisch, die Settings schön gefilmt, die letzte Viertelstunde mitreißend und packend. Sehenswerter Coming-of-Age-Film, den man auf sich wirken lassen sollte, jedoch inhaltlich ohne die thematisch nötige Tiefe und am psychologisch-philosophischen Kern des Problems vorbei, was mich bei solch einer ernsten Thematik und sympathischen Herangehensweise doch etwas enttäuscht zurücklässt. Deniz Gamze Ergüven zeigt aber Talent als Regisseurin und Autorin ihres ersten Langfilms. Ich bin sicher, von ihr wird man noch hören und noch stärkere Filme zu sehen bekommen. Wunderschöne letzte Viertelstunde und die beste Reiseempfehlung für Istanbul, die ich in letzter Zeit gesehen habe.

                      7 1/2 Praktikantinnen für Omas Wife Factory!

                      *http://canimistanbul.com/blog/en/interview-deniz-gamze-erguven/

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                      • 4

                        Wie auch "Cartel Land" hat mich "Winter on Fire" sehr enttäuscht. Auch dieser Dokumentarfilm über den Beginn der proeuropäischen Proteste von Studenten in Kiev im November 2013 bis hin zum gewaltsamen Sturz des ukrainischen Präsidenten Yanukovych im Februar 2014 vermittelt mir als Zuschauer nahezu keine brauchbaren Informationen über seine Thematik und lässt mich so informiert zurück wie zuvor (oder gar desinformierter). Alles, was der russische Regisseur hier zustande bringt, ist mir mit seiner 100-minütigen Zurschaustellung von Demonstrationen, Interviews mit Demonstranten, Aufnahmen von Demonstranten, die Steine auf Polizisten werfen, Aufnahmen von Polizisten (und Berkut (https://de.wikipedia.org/wiki/Berkut_(Spezialeinheit)), die auf Demonstranten einprügeln, Aufnahmen von Polizisten (und Berkut), die auf Demonstranten schießen, und so weiter, den Sturz von Yanukovych madig zu machen.

                        Was lernt man hier? Wenn Menschen wütend sind, auf die Straße gehen, etwas undemokratisch über Proteste durchsetzen wollen, die Regierung durch Demonstrationen stürzen wollen, dann übernehmen Polizei (und Spezialkräfte) die Aufgabe, die öffentliche Ordnung zur Not mit Gewalt aufrecht zu erhalten. Nichts Neues, nicht Ungewöhnliches, nichts Undemokratisches, und auch nichts Schlimmes. Wenn sich in Deutschland 100.000 Leute auf der Straße treffen, um die Regierung zu stürzen, geht das Ganze genauso aus. In jedem demokratischen Staat der Welt wäre das so, zumindest wenn der Staat eine seiner Hauptaufgaben wahrnimmt bzw. wahrnehmen kann.

                        Die eigentliche Frage ist, ob die ukrainische Regierung eine legitime ukrainische Regierung war, ob der ukrainische Präsident demokratisch gewählt worden ist, ob die Machtbefugnis und Machtausübung des ukrainischen Präsidenten der eines demokratischen Staatsoberhauptes entsprach. Wenn die ukrainische Bevölkerung mehrheitlich einen Präsidenten möchte, der das Assoziierungsabkommen zwischen der Europäischen Union und der Ukraine unterzeichnet...warum nicht bis zur nächsten Wahl warten? Und: Waren die nächsten Wahlen nach dem Sturz des Präsidenten demokratisch(er), ist die nächste Regierung legitimer, ist der nächste Präsident legitimer, welche Persönlichkeit haben die Menschen in der Ukraine als ihren neuen Präsidenten gewählt, welche Parteien haben sie mit welcher Mandatszahl ins Parlament gewählt, wie haben sich die politischen Entscheidungen in der Ukraine entwickelt, wurde das Assoziierungsabkommen umgesetzt, ist es überhaupt sinnvoll, hat es sich im Nachhinein als Erfolg erwiesen oder wurden die Hoffnungen nicht erfüllt, welche Maßnahmen sind in der Ukraine nötig, um das Land voran zu bringen, was hat es überhaupt mit der Spaltung des Landes in europäisch-orientierte Bürger und russisch-orientierte Bürger auf sich, welchen Einfluss nimmt die russische Regierung auf die Wahlen in der Ukraine, auf die Medien, auf das Internet, auf die Territoriale Integrität der Ukraine?

                        Fragen über Fragen, zu denen ich bereits einiges weiß, aber gerne mehr erfahren würde. Von Dokumentarfilmen über die ukrainische, russische, europäische Geschichte ganz abgesehen. Dieser Film fokussiert sich darauf, von Polizisten verprügelte Demonstranten zu interviewen und dies zu einer Art religiös-nationalen Heldenverehrung (Anwesenheit Gottes, der Oxymoron-Klassiker^^) zu formen. Immerhin spart er die Bilder von Steine werfenden Demonstranten ebenfalls nicht aus, sodass man auch die andere Seite der Medaille zu sehen bekommt. Nur eben keine vernünftige argumentative politische Auseinandersetzung, sondern reines Kopfgehacke von Polizisten und Demonstranten. Bei aller Sympathie mit den ukrainischen Bürgern (und Polizisten) ist das reine Zeitverschwendung.

                        https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4sidentschaftswahl_in_der_Ukraine_2014
                        https://de.wikipedia.org/wiki/Parlamentswahl_in_der_Ukraine_2014

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                        • 8
                          über Flowers

                          Schön gefilmt und gespielt. Die Story hätte man sicher noch aufregender gestalten können, aber sie entwickelt sich. Langsam, aber beständig. Für Freunde des kleinen, feinen Dramas ist "Loreak" das Richtige (wohl aber auch ausschließlich für die). Untermalt von einem wunderbaren Filmscore lohnt es sich, die Bilder und Eindrücke auf sich wirken zu lassen. Der Film behandelt im weitesten Sinne Themen, die man bislang selten bis nie im Kino gesehen hat. Selbiges gilt für einige der kunstvoll gefilmten Bilder. Itziar Ituño gefiel mir als Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Einer der besten Filme des Jahres 2014.

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                            Unfassbar trashig, misogyn....und 9-fach (!) oscarprämiert. "Was ich so daherrede. Keine Ahnung, was das soll". Man merkt es den Schauspielern an, die hier bestenfalls als Kulisse, nicht jedoch als Darsteller lebendiger Figuren fungieren. Dialoge, Figuren und Handlung wie aus einem ZDF-Sonntagabendmelodram.

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                            • 4

                              Kein filmisches Meisterwerk und handwerklich ziemlich durchwachsen (besonders schlimm ist der 80er Score), aber aufgrund des realen Hintergrunds interessant. Kann man natürlich auch negativ sehen, dass diese ernsthaften Themen für einen billigen Chuck Norris Actionfilm ausgebeutet werden. Ich empfand die inhaltliche Umsetzung trotz der miesen Dialoge und schwachen Darsteller als ausreichend, um die filmische Verwendung des Stoffes zu rechtfertigen. Jedoch deutlich zu lang, mit nervigem Score und nicht besonders spannend geschrieben und inszeniert.

                              PS Wer einen der folgenden Männer kennt, kann sich glücklich schätzen.
                              https://en.wikipedia.org/wiki/Hassan_Izz-Al-Din
                              https://en.wikipedia.org/wiki/Ali_Atwa
                              https://de.wikipedia.org/wiki/Mohammed_Ali_Hamadi

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                              • ?

                                https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%81rp%C3%A1d_Pusztai#Pusztai-Aff.C3.A4re
                                https://de.wikipedia.org/wiki/Gilles-%C3%89ric_S%C3%A9ralini#Kontroversen

                                http://www.zeit.de/wissen/2014-02/studie-wissenschaft-publikation-umstritten-genmais

                                https://de.wikipedia.org/wiki/Monsanto#Kontroversen

                                https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCne_Gentechnik#Umweltauswirkungen
                                https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCne_Gentechnik#Rezeption_in_der_.C3.96ffentlichkeit
                                https://de.wikipedia.org/wiki/Transgener_Mais
                                https://en.wikipedia.org/wiki/Genetically_modified_food_controversies#Health

                                Ist vielleicht sinnvoller, sich selbst mal ein bisschen über dieses Thema schlau zu machen (sinnvollerweise mit Blick auf die Gesamtkomplexität der damit in Verbindung stehenden Themenkomplexe) als sich solche Film-Dokumentationen anzusehen, die ja letztlich doch nur davon leben, mit möglichst großer Hysterie Kasse zu machen.

                                So liest sich das dann bei einem solchen "Dokumentarfilm":
                                https://de.wikipedia.org/wiki/Monsanto,_mit_Gift_und_Genen#Filminhalt

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                                • Wenn "Carol" noch besser als "Brooklyn" ist, dann kann ich mich ja auf was freuen. Brooklyn ist ein ziemlich untypischer Oscar-Nominierter. Weitgehend pathosfrei. Für viele Zuschauer sicher zu unauffällig und unaufgeregt. Hat aber auch sehr intensive emotionale Momente. Ich würde ihm höchstens den Sieg in der Kategorie der besten Hauptdarstellerinnen zutrauen (da folgen die Jurys ja keinem wirklichen Muster), auch wenn da die Konkurrenz erfreulicherweise besonders stark ist und der Film durchaus auch den Award für den Besten Film verdient hätte. Den wird sich aber sicher ein größerer Film schnappen. Hoffe auf "Spotlight".

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                                  • Erstaunlich, dass hier kein Wort zum Thema Israelis/Araber gesagt wird. Elite Zexer ist ja ganz offensichtlich eine israelische/jüdische Bürgerin Israels und hat hier einen Film über arabische Beduinen in arabischer Sprache mit arabischen Darstellern gedreht. Nach ihrem eigenen Drehbuch. Über ein kulturell-religiöses Thema. Ich nehme an, die Tatsache, dass das hier mit keinem Wort im Artikel erwähnt wird, lässt darauf schließen, dass der Film inhaltlich wirklich überzeugend ist und die Herkunft der Regisseurin/Drehbuchautorin keinen negativen Einfluss auf irgendwelche inhaltlichen Aspekte des Films hatte, oder?

                                    "Was Elite Zexer hier an Beobachtungen abliefert, ist absolut herausragend, über die Maßen ausgewogen und definitiv relevant. Alleine die Klarheit, mit der sich die Regisseurin der schwierigen - weil komplexen wie sensiblen - Thematik annähert, ist grandios."

                                    Klingt ja super. Nehme den Artikel mal als Anlass, mir den Film vorzumerken.

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                                    • 5 .5

                                      Großartiger Cast, starker Regisseur mit eigenem Stil, toller Hauptdarsteller. So stark, wie Matt Damon seine Figur in "The Martian" gespielt hat, bin ich mächtig gespannt auf seine nächsten Projekte. Greengrass ist immer sehenswert. Tommy Lee Jones und Vincent Cassel mit an Bord...vorgemerkt. Das wird ein Spektakel!

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                                      • "Es ist echt gut, dass der NDR dieses Projekt unterstützt."

                                        Ja, wir sind alle sehr begeistert. Kindesmissbrauch und Organhandel sollen wirklich nicht allzu schön sein. Gut, dass da mal jemand Nachforschungen anstellt und wir die Recherche finanziell unterstützen dürfen.

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                                        • 3
                                          über Trumbo

                                          Ziemlich problematische Geschichtsverfälschung, als Standard-Oscarstoff konzipiert, aber sehr schwach umgesetzt (die inhaltlichenen Mängel bezüglich der realen Hintergründe kommen als zusätzliche Probleme hinzu). Letztendlich erfährt man hier überhaupt nichts über die Figuren, insbesondere die titelgebende Hauptfigur bleibt sehr blass und dient dem Regisseur nur als Stichwortgeber für die volle Dröhnung an Pathos. Politisch wird der Film nur an wenigen Stellen - und da belässt er es bei Vereinfachungen und Trivialitäten. Auch hier vor allem mit der Absicht, auf die Pathos-Drüse drücken zu können.

                                          Trotz all der Mängel war ich dank solider bis guter Darstellerleistungen (neben Hauptdarsteller Bryan Cranston und Dean O'Gorman als Kirk Douglas gefiel mir - wie üblich - vor allem John Goodman auf seine unnachahmliche Art) nur bedingt verärgert. Die Inszenierung ist solide, auch wenn die Entwicklung der Story und ihrer Figuren sehr schleppend bis unstimmig verläuft und weder Kameraarbeit noch Schnitt, Score, Ausstattung, etc in irgendeiner Weise positiv hervorstechen. Bryan Cranston hält den Laden mit einer ordentlichen Portion Sil und Charisma zusammen. Man kann sich Trumbo, auch dank ordentlich geschriebener Dialoge und einer sympathisch wirkenden Hauptfiguren-Familie, mit der man mitfiebern kann, halbwegs schmerzfrei ansehen. Als nervig empfand ich allerdings Teile des Scores, die mich an den "The Intouchables" Score von Ludovico Einaudi erinnerten. Dieser französische Feel-good-Film konnte sich die volle Dröhnung an Pathos und Kitsch vielleicht noch einigermaßen leisten, auch wenn auch er darunter deutlich litt. Bei einem historisch-biographischen (das steht zumindest unter den Genreangaben zu Trumbo) Drama wirkt das jedoch komplett deplatziert und symbolisiert sehr präzise die elementaren Mängel in der Grundkonzeption dieses Films.

                                          Misslungener Oscarstoff, würde ich sagen. Inhaltlich belanglos, frei von jeglicher Tiefe bei Figurenzeichnung und Story, nicht spannend genug erzählt um kurzweilig zu sein, ohne besondere künstlerische Aspekte (auch die Oscarnominierung für den Hauptdarsteller empfinde ich als unangebracht), humorlos und pathetisch im Tonfall. Sehr enttäuschend, vor allem, wenn man sich vor Augen führt, was für Mengen an interessantem Material Regisseur und Drehbuchautor zur Verfügung gestanden hätten.

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                                          • Frankie Dunn 19.01.2016, 15:14 Geändert 19.01.2016, 15:20

                                            Und schon wieder geht die Gruppe der Blinden bei den Oscars in der Kategorie "Beste Kamera" leer aus. Jahr für Jahr das gleiche Spiel. Diskriminierung!

                                            (Provokation mit Nonsens erfüllt, RockyBalbea. Legt leider dem wirklichen Kampf gegen Diskriminierung von Frauen und anderen Gruppen kräftig Steine in den Weg. Mein Rat: Vielleicht selbst mal etwas Vernünftiges studieren und anderen Frauen (/welchen Gruppen auch immer) ein gutes Vorbild sein. Es gibt genügend Personen, an denen man sich da bereits ein Beispiel nehmen kann. Leider bekommen die - auch hier in den "News" auf Moviepilot - keine Plattform.)

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                                            • 6 .5

                                              Good job.

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                                              • ?

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                                                  Frankie Dunn 25.05.2015, 22:20 Geändert 25.05.2015, 22:36

                                                  Die Kriegsthematik meistert Clint Eastwood meiner Meinung nach ohne Probleme. Verstehe die Aufregung angesichts dieses Films nicht - über die Biographie, auf der er basiert, kann man vermutlich geteilter Meinung sein. Das Problem an "American Sniper" ist nicht der Inhalt, das Problem sind Figurenzeichnung, Dialoge und Spannungskurve. Damit wären wir wieder bei der Hauptfigur, seiner Familie und seinen Kollegen. Thematisiert der Film interessante Figuren? Ich finde nicht. Es ist ja schön und gut, dass er so tolle Arbeit geleistet hat, aber wo soll in diesem Film der Stoff für eine interessante Geschichte mit interessanten Figuren stecken? Inhaltlich bzw. filmtechnisch gibt es keinen Grund dafür, diese auf realen Ereignissen bzw. einer Biographie basierende Geschichte zu erzählen, anstatt sich einfach eine eigene Geschichte mit eigenen Figuren, die mit diesem Krieg zu tun hat, auszudenken. Zumal jeder, der sich etwas mit der Thematik beschäftigt hat, die Geschichte der Hauptfigur bereits kennt und somit keinerlei Spannung bezüglich der Story aufkommen kann. Interessant waren die im Irak spielenden Szenen, vor allem die Szenen, in denen entschieden werden musste, ob geschossen werden soll oder nicht. Dahin hätte der Film seinen Schwerpunkt legen sollen, mit mehr Dramatik, Spannung, Storydichte.

                                                  Die Oscarnominierungen verstehe ich in keiner Kategorie, denn auch abseits der fehlenden Spannung ist der Film rein technisch allenfalls "gut gemacht", aber ganz sicher nicht kunstvoll, innovativ, tiefsinnig oder sonst irgendetwas, das eine solche Nominierung rechtfertigen könnte. Eher eine Art kleines "Hurt Locker".

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                                                    Frankie Dunn 23.05.2015, 03:01 Geändert 23.05.2015, 16:03

                                                    SPOILER

                                                    "Birdman" ist eine extrem plakative Auseinandersetzung mit dem Gegensatz zwischen der situativen, endlichen "Admiration", die Publikum, Kritik und Medien einem Menschen entgegen bringen können, und der Art absoluter "Liebe", um die es im Leben eigentlich geht. Primär, der Liebe zu sich selbst. Sekundär, der Liebe zu Frau und Kind ;)

                                                    Die größte Stärke des Films sind mitnichten seine technischen Qualitäten, nicht die nicht sonderlich subtil im Film untergebrachten Seitenhiebe auf Hollywood, Superheldenfilme, Kino, Theater, Kritiker, Journalisten (wobei die Interview-Szene köstlich geschrieben und perfekt getimed gespielt war), Medien, Fans, Internet, etc...auch nicht irgendwelche ebenso wenig subtilen Metaebenen, für die sich letztlich weder Zuschauer noch Produzenten besonders viel kaufen können. Meiner Ansicht nach schaden diese Elemente dem Film sogar, denn, abseits dieser aufdringlich wirkenden Versuche das ganz große Ding zu drehen bzw. alles Mögliche in den Film hineinzustecken, ist Birdman bereits genügend von herausragender Qualität erfüllt.

                                                    Mein Highlight des Films: Michael Keaton. Seine Figur Riggan Thomson ist mit beeindruckender Tiefe und Präzision geschrieben sowie gespielt worden. Vor allem die Szenen mit seiner Ex-Frau und seiner Tochter sind äußerst aufschlussreich. Wir erleben nur 2 Tage im Leben dieser Figur...eigentlich passiert gar nicht viel Handlung während der nicht enden wollenden Theater-Kamerafahrt. Und doch: Wir sehen (u.A. auch dank der Verknüpfung der Realität der Hauptfiguren mit den Dialogzeilen, die sie - gemäß Drehbuch oder improvisiert - während der dem Filmzuschauer gezeigten Szenen aus Proben, Previews und Premierenaufführung sprechen) genug, um uns ein Bild von Riggan Thomson (und auch den anderen Figuren) zu machen. Von seinen Fehlern. Von seinen Selbstzweifeln. Von seiner Unzufriedenheit mit Privatleben und Karriere. Von seinen Depressionen. Von Birdman, seinem Segen und Fluch, der ihn jeden Tag daran erinnert, was er mal gewesen ist, was er heute ist, was er niemals war und niemals sein wird. Was, nicht wer. Es ist ein verblassender Ruhm, und doch ist es Ruhm. Keine künstlerische oder persönliche Wertschätzung, aber immerhin Aufmerksamkeit. Ist es Riggan ein persönliches Bedürfnis, in seinem Leben etwas Künstlerisches kreiert zu haben, weil er die Kunst liebt und das Gefühl haben möchte in seinem Leben etwas "erreicht" zu haben, oder ist es Riggan ein persönliches Bedürfnis, in seinem Leben etwas Künstlerisches kreiert zu haben, weil die Welt die Kunst liebt und Riggan das Gefühl haben möchte in seinem Leben etwas "erreicht" zu haben? Wo liegt überhaupt der Unterschied? Wie viel Hingabe an das Produkt, das man kreiert, ist erforderlich, wie viel Hingabe ist noch gesund? Michael Keaton gewinnt seiner Figur sehr viele verschiedene Facetten, im Zusammenspiel mit den anderen Schauspielern, ab. Allgemein sind Cast und Figurenzeichnungen, wie bei Iñárritu üblich, großartig.

                                                    Da der Film "Birdman" sehr differenziert gezeichnete Figuren besitzt und im Kern bereits eine bunte Vielfalt an Themen anschneidet, benötigt er die zusätzlichen Elemente, die nicht von den Figuren, sondern vom Regisseur des Films auszugehen scheinen, überhaupt nicht. "You hate bloggers. You mock Twitter. You don't even have a Facebook page!" Here's the thing: You got 3 lines that all say the same. And let's be honest: You don't sound like an depressive teenager, you sound like a (depressive) 51-year-old director who seems to be annoyed by some things in the world and, instead of ignoring them or only naming your opinion about them straight away in some of your interviews, you fill your whole movie with annoying complaints about these things that anyway everybody is as annoyed by as you are. So, why ruining your movie with complaints about Spiderman if you can simply make a good movie? Imagine a classical concert and somewhere in the middle of its symphony a loud annoying voice comes up saying things like "David Guetta, you hear this?". Ein simples "Nobody cares about you, Dad. People used to know you cause of these Birdman movies you made decades ago, and that's it. Nobody gives a damn about you anymore!" hätte gereicht. Die aufdringlich und aus meiner Sicht verzweifelt gewollt wirkende Art manche Dinge im Film unterzubringen, auch manche künstlerische Spielereien wie die Meteorit/Spiderman/Trommler/ Statue of Libery/Quallen Bilder, schaden dem Gesamtbild enorm, da sie nicht zum an sich subtilen und realitätsnahen Rest des Films passen. Iñárritu kann Figuren schreiben, er kann Schauspieler zu Höchstleistungen bringen und in seine ausgezeichnet geschriebenen Figuren eintauchen lassen, er kann Zwischenmenschliches und Innermenschliches vielfältig und bezüglich der jeweiligen Figuren präzise und realitätsnah darstellen. Als tragikomisches Drama über einen depressiven Schauspieler wäre Birdman ein Meisterwerk geworden. Iñárritu schießt aber auch hier wieder - wie schon bei seinen Vorgängerfilmen, die Birdman sehr ähnlich sind - vollkommen übers Ziel hinaus. Dieses Mal keine Seelen-Kacke, stattdessen Gejammer des Regisseurs selbst. Der (erneute) verzweifelte Versuch des Regisseurs selbst, etwas Großes zu erschaffen (wahnsinnig meta, ja), ohne dass er sich dafür ein "großes Thema" oder geeignete filmische Mittel beschafft. Alle Schwächen von "Amores Perros" lassen sich auch in "Birdman" wieder finden. Natürlich sind das dennoch Filme, die in sämtlichen Bereichen hohe Qualität aufweisen. Aber wie bei Nolan und Aronofsky habe ich (mittlerweile) auch bei Iñárritu permanent das Gefühl, dass seine Filme mehr sein wollen, als sie sind. "Birdman" bettelt geradezu um Anerkennung. Ja, total meta, weil die Hauptfiguren des Films um dieselbe Aufmerksamkeit betteln und Hollywood sich hier also unglaublich tiefsinnig reflektiert, ich weiß. "Birdman" erzählt mir nicht genug vom Inneren von Riggan Thomson, dafür zu viel vom Inneren von Alejandro González Iñárritu. Der Film wirkt gewollt; als ob 4 Autoren die Ideen eines depressiven Regisseurs zur Verarbeitung seiner schweren Phase umsetzen und dabei, initiiert durch seine Ideen, das ganz große Ding drehen wollten. Das ist alles nicht schlecht, aber es erzeugt für mich kein stimmiges Ganzes.

                                                    Beispielhaft dafür steht die Schlussszene: Ich denke, wir können uns darauf einigen, dass Riggan nach seinem Suizidversuch während des zweiten Akts der Premierenaufführung seines Stücks so tot ist, wie er nach seinem Versuch, sich im Meer zu ertränken war. Körperlich zumindest (zum psychischen Zustand, der sich verbessert zu haben scheint, gleich mehr). In beiden Fällen kläglich gescheitert. Wie das bei Suizidversuchen so ist. Ansonsten würde die Schlussszene um seine Ex-Frau, seinen Manager, die Diskussion der beiden Figuren und den schwarzen Humor der Szene (Kameraschwenk auf Birdmans "Gesicht" nach der "This is what you wanted, isn't it?"-Aussage seines Managers) keinen Sinn ergeben. Das ist - in der Filmwelt von "Birdman" - real. Plakativer schwarzer Humor statt Feinsinnigkeit (wie z.B. in Filmen der Coens...."Barton Fink", der vielfach im Zusammenhang mit Birdman genannt wird, hat mit diesem Film stilistisch überhaupt nichts gemein), aber immerhin lustig. Also, Riggan hat sich definitiv einfach nur die Nase weggeschossen, wird dafür gefeiert, das wiederum stellt "Birdman" satirisch dar. So weit geht das in Ordnung. Problematisch ist für mich zunächst einmal aber, dass das atmosphärisch (wie der ganze Film) nicht mit den anderen Inhalten der Szene zusammenpasst. Die Beziehung zwischen Riggan und seiner Ex-Frau bzw. seiner Tochter bzw. sich selbst versucht Iñárritu auch gleich noch in der Szene unterzubringen. Gehen wir mal davon aus, dass diese Inhalte nicht auch noch "satirisch"-zynisch kommentiert werden sollen (z.B. im Sinne von "Jetzt auf einmal haben sich alle wieder lieb, nur weil Dad sich die Nase weggeballert hat"...oder die letzte Einstellung des Films im Sinne von "Oh, schön. Dad hat sich endlich erfolgreich zu einer Blutlache zermatscht. Jetzt macht das Betrachten des blauen Himmels gleich viel mehr Spaß.") bzw. Iñárritu seinen Film als Ganzes mit positiver Grundeinstellung intendiert hat. Dann bedeutet das Ende Folgendes: Riggan fliegt wirklich - metaphorisch natürlich - und zwar ohne sein Alter Ego Birdman. Er verabschiedet sich von Birdman, denn er hat wieder zu sich selbst gefunden. An Birdman hatte er sich nur geklammert, weil er kein Ich mehr hatte und Menschen in depressiven Phasen nun mal Höhepunkten ihres Lebens hinterherrennen, die ihnen im einen Moment Trost verschaffen, im nächsten Moment Bitterkeit. "Byebye. And fuck you". Riggan wirkt in der Schlussszene befreit. Wie gesagt, man kann die Szene natürlich auch negativ/zynisch verstehen. Aber es würde keinen Sinn machen. Also: Riggan versucht keineswegs, sich ein weiteres Mal umzubringen. Er hat wieder einen dieser "Ich kann fliegen"-Momente. Nur dieses Mal, ohne dass ihm sein Alter Ego Birdman Selbstvertrauen/-überschätzung eingeredet hat (, weil Riggan mit sich, seinem Leben und seiner Wahrnehmung durch Andere unzufrieden ist). Er schaut in den Spiegel. Er wirkt befreit. Er ist erschrocken über seine Nase, klar, aber er wirkt nicht von dieser Neuigkeit gebrochen. Das macht Keatons Mimik ganz deutlich. Er spielt seine Figur in dieser Szene lebendiger als im Rest des Films. Die gesamte Szene wirkt von der Inszenierung her befreit und natürlich (abgesehen von der Performance seines Managers und allen anderen Elementen der "Medienwelt", die in der Szene auftreten, aber ganz eindeutig eine gewisse Distanz zu Riggan haben). Natürlich taucht Birdman wieder in seinem Kopf auf, nachdem er sich im Spiegel betrachtet. Aber es ist anders als zu Beginn des Films. Birdman spricht nicht zu ihm, redet nicht wild auf ihn ein. Er sitzt einfach nur da und Riggan gelingt es "Byebye" zu sagen. Mich hat das Ende u.A. stark an die Schlussszene von "Fight Club" (neben "Taxi Driver", "Black Swan" und Iñárritus anderen Filmen) erinnert. Die Stimmen im Kopf, die aufgrund mangelnder Akzeptanz des eigenen Ichs entstanden sind und nach dem finalen Schuss (, der nicht tödlich ist) verschwinden. "All you need is love [in order to get along with yourself and your life]" als zentrale "Botschaft". Der Blick aus dem Fenster auf New York...wie auch immer. Riggan fliegt schließlich (metaphorisch natürlich, wie alle übernatürlichen Szenen des Films) ohne Unterstützung seines Alter Egos. Er ist wieder er selbst. Das Schöne an der Schlussszene (und meine "Interpretation" ist mMn die einzige, die diesem Moment einen Sinn gibt): Der Blick seiner Tochter, als sie ihren Vater fliegen sieht. Warum kann während des gesamten Films niemand Riggan fliegen sehen? Warum gehen alle Menschen um ihn herum davon aus, er wolle sich vom Dach stürzen? Warum verlangen Taxifahrer von ihm Geld, wenn er doch eigentlich geflogen ist? Natürlich geht es bei diesen Fragen um die metaphorische Bedeutung des Fliegens. Riggan ist ein depressiver Schauspieler, der früher mal Birdman gespielt hat und diesen Erfolgen nun in Zeiten der Melancholie verbittert hinterhertrauert. Warum kann ihn wohl niemand "fliegen" sehen?.....Seine Tochter ist wiederum ebenso depressiv. Elementarer Bestandteil ihrer Verbitterung ist ihr Vater und seine fehlende Zufriedenheit mit sich und seiner Familie. Ein Vater, der Aufmerksamkeit und Bewunderung hinterherhechelt. Selbstverständlich kann sie ihn nicht "fliegen" sehen. Stark war auch besagte Szene zwischen Vater und Tochter, in der sie ihm vorwarf, irrelevant zu sein und dies zu akzeptieren habe. In dieser Szene steckt psychologisch extrem viel. Es passt ausgezeichnet zu den beiden Figuren und ihrer Beziehung zueinander. Emma Stone beginnt die Szene vielleicht etwas überdreht und so wie die Kamera ihr näher kommt, wirkt die Szene wie eine Szene aus einer Soap oder eher noch wie aus einem Youtube-Video. Wie gesagt kommt dann das Twitter-Generve dazu. Das ist gut gemacht, nervt aber und wäre nicht notwendig, um das psychologisch Wichtige im Zusammenspiel der beiden Figuren in dieser Szene zu zeigen. Der Regisseur spricht hier, nicht die Figur. Allgemein halte ich die Kameraarbeit für nicht besonders effektiv. In einzelnen Momenten sind die Bewegungen schön, einzelne "fehlende Schnitte" sind als Übergänge sehr schön anzusehen. In anderen Momenten stört die Kameraarbeit. Alles in allem kann ich die Begeisterung (wie schon bei "Gravity") nicht nachvollziehen. Aber wie Emma Stone die Szene spielt und nach der Beendigung ihres "Get used to it"-Monologs rettet, ist großartig. Wie auch immer. Riggans Tochter sieht ihren Vater zum Schluss "fliegen". Er sieht sich ebenfalls "fliegen". Ohne die Unterstützung eines Alter Egos, das ihm Selbstbewusstsein einredet, das nicht da ist und auch von niemandem gesehen wird. Metaphorisch (wenn es so gemeint ist) ein schönes Ende. Jetzt bin ich mehrfach vom Thema abgekommen. Eigentlich wollte ich ja sagen, warum die Schlussszene beispielhaft für den gesamten Film stehend kein stimmiges Ganzes ergibt. Das liegt daran, dass verschiedene Elemente atmosphärisch im Widerspruch zueinander stehen (alleine schon die Genres des Films an sich), dass der Film nicht klar genug in seiner Eindeutigkeit ist (das zeigen die bunten Interpretationen), dass diese Mehrdeutigkeit aber nicht mit dem Regie-Stil Iñárritus, den Inhalten und der beabsichtigten Atmosphäre harmoniert (wenn die Schlussszene nicht real oder sogar zynisch gemeint ist, macht im Grunde die gesamte Hauptfigur und ihre Beziehung zu sich selbst, zum Alter Ego und zu Ex-Frau und Tochter keinen Sinn...ergo kann man sich für Mehrdeutigkeit nichts kaufen bzw. sie schadet), dass Einzelheiten von Regie, Kamera, Score und Script aus meiner Sicht keinen Sinn machen, usw. Ein Beispiel für Letzteres bezüglich des Scores: Warum setzen die Drums in der letzten Szene des Films wieder ein? Sie waren doch Ausdruck des Stresses und der Getriebenheit der Hauptfigur(en) während der letzten Tage vor der Premierenaufführung (und waren da schon nervig genug). Das passt doch beim besten Willen nicht zu der Stimmung, die das Ende eigentlich vermitteln will.

                                                    Und allgemein: Was haben die nervigen Meteorit/Spiderman/Trommler/ Statue of Libery/Quallen-Momente in solch einem starken Film zu suchen? Gibt es gute Ansätze zur Beschreibung eines Sinns dahinter? Selbst wenn dahinter ein echter Sinn steckt - es sind und es bleiben nervige "Ich bin Kunst und ich bin total tiefsinnig"-Momente billiger Metaphorik, die stilistisch überhaupt nicht in den Film passen, der im Kern an sich ein schönes Drama zum Thema Depression bzw. "Midlife-Crisis" (unter Schauspielern) ist. Teile des Films (/Momente) sind subtil und tiefsinnig, andere Teile (/Momente) sind es nicht. Der Film schwankt qualitativ ziemlich hin und her, finde ich. Die Offstage-Szenen mit Edward Norton und Emma Stone (sowie die Kampfszene zwischen Keaton und Norton) fallen zudem meiner Meinung nach gegenüber dem Rest des Films ab. Sie machen Sinn, um die beiden Figuren näher zu beleuchten, aber ich finde, die paar Informationen über die beiden, die man erfährt (primär über Nortons Charakter), hätten auf bessere Weise im Script untergebracht werden können. Aber der Film schwankt allgemein. In der einen Szene harmonieren Keaton und Galifianakis großartig, in der nächsten übertreibt es das Script mit seinen Dialogen. Michael Keaton spielt grandios, der Rest des Films ist ambitioniert, aber als Ganzes zu unstimmig. Bleibt mir zu sagen: Naomi Watts, you made it. With Laura Harring, in "Mulholland Drive". Anspielungen dieser etwas subtileren und künstlerisch ansprechenden Art sind willkommen, Herr Iñárritu. Auf trommelnde Spidermans verzichte ich lieber.

                                                    "Stop the music!"

                                                    https://nelsonriveramovies.files.wordpress.com/2015/01/vlcsnap-2015-01-11-16h35m56s36.png

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