Frankie Dunn - Kommentare

Alle Kommentare von Frankie Dunn

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    Frankie Dunn 18.05.2015, 14:29 Geändert 18.05.2015, 16:28

    "Exodus" hatte im ersten Drittel des Films durchaus Potential für ein solides Fantasy-Historien-Drama. Christian Bale ist keineswegs eine Fehlbesetzung als Moses; das Problem ist die Entwicklung seiner Figur im Verlauf des Films. Sein innerlicher Konflikt zwischen zwei unterschiedlichen Welten, zwischen Herrschern und Beherrschten, hätte dem Film genügend Potential für ein zweistündiges Drama geboten.

    Scott hätte die Beziehung zwischen Moses und seiner alten Familie - inklusive "Bruder" - thematisieren können, die Beziehung zu seiner neuen Familie, und so weiter. Dabei hätte Scott sich natürlich vom Stoff des Buches "Bibel" entfernen müssen. Stattdessen werden die einzelnen Stationen der Moses-Figur aus dem Buch Etappe für Etappe abgehakt. Viel zu viel (irrelevanter) Stoff für einen Film. Die "Charakterentwicklung" von Bales Figur ist beim besten Willen nicht nachzuvollziehen, geschweige denn zu akzeptieren. Die Figur macht an sich überhaupt keinen Sinn. Das hätte Scott doch wohl klar sein müssen, dass er sich hier vom unsinnigen Mythen-Stoff komplett entfernen sollte, um einen vernünftigen zusammenhängenden Film zu kreieren. Moses ein paar Geröllbrocken an den Kopf zu werfen reicht nicht aus, denn wofür danach noch Stunden weiter irgendwelche Fantasy-Geschichten über diese ohnehin fiktionale Figur erzählen, wenn man sie bereits als geisteskrank eingestuft hat? Nein, Scott hätte viel mehr Fokus auf die innerlichen Konflikte von Bales Figur legen müssen. Bale hat als Bruce Wayne/Batman gezeigt, wie gut er solche Rollen spielen kann, und auch hier zeigt er in einzelnen Szenen das Potential seiner Figur. Scott hätte ganz von den göttlichen Plagen weggehen sollen, die dem Zuschauer sowieso nicht mehr als CGI-Gewichse ala Emmerich bieten können. Er hätte den Fokus auf Moses als zerrissenen Mann legen sollen. Auf einen Mann, der nicht weiß, was er tun soll, aber sich bewusst ist, dass er wichtige Entscheidungen treffen muss. Auf einen Mann, der versucht, seine verschiedenen Überzeugungen, Wünsche und Verantwortungen unter einen Hut zu bringen. Das Potential für ein starkes Drama wäre vorhanden gewesen.

    Lohnt sich ein (4-stündiger) Director's Cut? Ich bezweifle es. Der Film krankt an der Grundstory, da er versucht, interessante Ideen mit den einzelnen Etappen der literarischen Geschichte unter einen Hut zu bringen. Das letzte Drittel ist dann nur noch Hollywood-Pathos nach Schema F bzw. nach Schema "Gladiator", nur eben ohne dessen Rundheit/Stimmigkeit/Knackigkeit/Kurzweil/Emotionen/Sympathiefiguren/etc. Die Meer-Szene ist der Tiefpunkt des Films. Das Ende deutet wieder ein bisschen Potential an und stimmt somit einigermaßen versöhnlich. Vielleicht könnte ein Director's Cut zeigen, wie viel des im Film steckenden Potentials sich Regisseur Scott und seine Drehbuchautoren bewusst waren. Das ändert aber auch nichts daran, dass dieses Potential durch die in Teilen überflüssige Grundstory und durch die nervigen Actionszenen vollkommen verschenkt wurde. Ich hätte 80% der Szenen/Story des Films komplett weggelassen und mit den restlichen 20% einen knackiges 90-Minuten-Drama geschaffen. Spannung bietet Exodus so gut wie überhaupt nicht. Der Unterhaltungsfaktor ist niedrig. Die Action eher nervig als mitreißend. Emotionen tauchen in einzelnen Szenen auf - und verschwinden nach 1-2 Minuten direkt wieder. Der Film besitzt keinen Rhythmus. Die Tiefe, die durchaus immer wieder angedeutet wird, wird in keinem einzelnen Fall weiter verfolgt, sondern verschwindet mit dem nächsten Szenenwechsel sofort wieder. Diese "Andeutungen" von Tiefe sind das Beste, was der Film zu bieten hat, wie es auch schon bei Prometheus der Fall war. Einige Landschaftsaufnahmen sind schön anzusehen, wobei ich von dieser (CGI-)Optik grundsätzlich allerdings nicht viel halte. Schauspielerisch ist Exodus enttäuschend. Bale macht seine Sache ordentlich, der Rest des Casts ist (trotz interessanter Namen) nicht der Rede wert. Macht alles in allem maximal einen mittelmäßigen Film, der auf keine Weise wirklich funktioniert, während beispielsweise der keineswegs inhaltlich tiefere "Gladiator" bei gedrosselter Erwartungshaltung immerhin kurzweilig-emotionales Popcorn-Entertainment bot.

    Und die Moral von der Geschicht? Bergsteigen ist ungesund?! ;)

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    • Frankie Dunn 02.05.2015, 20:28 Geändert 02.05.2015, 20:59

      "Damit wäre die deutsche sowie europäische Filmförderung passé."

      Was wäre so schlimm daran? Ich sehne genau diesen Subventionsabbau herbei. Das deutsche Kino ist nicht gestorben (ja, es ist bereits tot), weil es nicht genügend subventioniert wird. Es ist gestorben, weil der Konsument - also wir - das, was es uns anbieten kann, nicht will bzw. weil er - also wir !!! - das deutsche Kino abseits von Schweiger und Schweighöfer nicht will. Kurzum: Weil wir die falschen Filme schauen. Wie oft höre ich das Gejammer über die schlimmen amerikanischen Filmkonzerne (Disney, etc)? Wie oft höre ich das Gejammer über die flachen amerikanischen Blockbuster? Sehr oft. Wie wäre es hiermit: Einfach nicht mehr euer Geld in diese Filme bzw. in Produkte dieser Konzerne stecken. Dann schaut euch doch europäische Filme an! Ich bin sicher nicht derjenige, der den Massengeschmack des 21. Jahrhunderts verteidigt. Der ist in Deutschland übrigens nicht besser als in den USA. Ich befürchte sogar, dass in Deutschland noch weniger als in den USA in gesundes, leckeres Essen investiert wird. Das TV-Programm ist hierzulande auch nicht besser. "Phoenix" ist ein Lichtblick mit einem Marktanteil von unter 1%. In den USA (und in diversen anderen Ländern) leisten sich die Leute HBO und andere Pay-TV-Sender. Der Deutsche ist dazu nicht in der Lage, sondern muss vom Staat zum (abseits von "Phoenix", Sport und einigen anderen Doku-Produktionen ziemlich durchwachsenen) Pay-TV gezwungen werden. Wie wäre es, wenn wir alle mal unseren Geschmack und den Geschmack unserer deutschen Nachbarn verbessern (/anspruchsvoller gestalten) würden, anstatt über das schlechte Angebot, das wir uns durch unsere Nachfrage selbst heranzüchten, zu jammern.

      Qualitätsregisseure sind (u.A.): David Cronenberg (->Kanada). Paul Thomas Anderson. Joel & Ethan Coen. David Lynch. Das sind keine Deutschen. Diese Leute mögen vielleicht den Massengeschmack nur bedingt treffen (meinen dafür umso mehr), aber wer soll bitteschön darüber entscheiden, was "Kunst", "Kultur" und "Filmqualität"ist, die vom Steuerzahler gefördert werden muss? Wer, wenn nicht der Zuschauer selbst?

      Keine Steuerzahler-Subventionen für Schweiger, Schweighöfer und Filme, von denen auf Moviepilot.de noch nie jemand gehört hat, mehr? Mir kommen bald die Tränen - vor Freude. Her mit TTIP*, jetzt erst recht.

      *Die Chlorhühner will ich übrigens auch haben. Auch da gilt wieder: Niemand muss sie essen. Die Nachfrage macht das Angebot. Will sie niemand haben, bekommt sie niemand. Wie bei den Filmen. Dass diversen deutschen Lobbys, offenbar auch die Profiteure der Film- und Kultursubventionen, das nicht in den Kram passt, ist keine Überraschung.

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      • über 2011

        Notiz an mich selbst (und jeden, den es interessiert):

        Thematik = Grundsätzliche Relevanz des Inhalts des Films für den Zuschauer bzw. die Welt. Hängt natürlich auch von der Umsetzung bzw. der Komplexität und Tiefe der dargestellten Inhalte ab, zielt aber primär auf die Frage, wie wertvoll die Thematik des Films grundsätzlich ist. Beispiel: Nazi-Propaganda. Diese kann formal grandios inszeniert sein. Diese kann auch in gewisser Weise "inhaltlich tief und komplex" sein, diese kann auch unterhaltsam sein. In der Kategorie "Thematik" wird sie aber eine 0.0 bekommen. Die Gesamtwertung erfolgt unabhängig der einzelnen Kategorie-Wertungen bzw. je nach Film individuell abgewogen. Die Kategorie-Wertungen sollen helfen, die Stärken und Schwächen eines Films zusätzlich zu Gesamtwertung (und eventuellem Kommentar) festzuhalten. Außerdem helfen solche Überlegungen bei der Wahl einer fairen Gesamtbewertung und besseren Vergleichbarkeit mit anderen Filmen.

        Subjektiver Unterhaltungsfaktor (Erstsichtung) = Spaß, den ich bei der ersten Sichtung hatte. Ist hochgradig subjektiv und von der jeweiligen Laune abhängig. Eine Unterscheidung in "Kurzweil" und "Spaß" schenke ich mir. Den Unterhaltungsfaktor versuche ich zu schätzen. In jüngeren Jahren lag der Fokus weitaus stärker auf diesem Unterhaltungsfaktor. Jetzt bin ich in der Lage, Filme als Entertainment zu genießen und sie trotzdem während des Films und/oder danach kritisch zu analysieren (bzw. manipulative Filme unterhalten mich immer weniger). Man kann sich von simplen Filmen mitreißen und unterhalten lassen, wenn man Figuren+Story mag, in der richtigen Stimmung ist, das Hirn ausschaltet, längere Zeit keine Filme mehr gesehen hat, und so weiter...trotzdem sind diese Filme keine objektiven Meisterwerke. Sie funktionieren bloß in der jeweiligen Situation für einen selbst. Die meisten Filme bekommen nur eine Erstsichtung. Ist wahrscheinlich besser so^^

        Subjektiver Unterhaltungsfaktor (Zweitsichtung) = Kann unter Umständen besser sein als die Erstsichtung. Häufig funktionieren die formal großartigen Filme erst beim zweiten Versuch, während die einfach nur auf maximalen Effekt abzielenden Filme beim ersten Ansehen vielleicht mitreißen, beim zweiten Mal aber schon anfangen zu langweilen und/oder nerven. Formal überzeugende Filme sehe ich mir meist zwangsläufig mehrfach an, egal wie sehr sie mich beim ersten Versuch gelangweilt haben. Häufig hilft es auch, wenn mir einzelne Szenen gefallen oder ich ab einem gewissen Zeitpunkt Zugang zu dem Film bekomme. Manchmal folgt die Zweitsichtung dann sofort.

        Subjektiver Unterhaltungsfaktor (langfristig) = Geschätzt, anhand von mehrmaligen Sichtungen, Ausschnitten, Trailern, Gedanken zu den Filmen, etc. Hier fließen auch die formale Qualität und die Relevanz der Thematik für unterschiedliche Altersgruppen ein, aber dennoch bleibt diese Wertung subjektiv. Nur eben abhängig davon, ob ich glaube, dass mir der Film auch noch in 5, 10 oder 20 Jahren gefallen wird. Wie bei Musikliedern gibt es auch bei Filmen unterschiedliche Arten von Filmen. Filme, die beim ersten Ansehen zünden. Filme, die beim zweiten Ansehen nerven. Filme, die langfristig nerven. Filme, die mehrere Anläufe brauchen, um ihre Qualität entfalten zu können (meist sind dies die langfristig besten Lieder/Filme). Und so weiter...

        Inhaltliche Tiefe = Gemeint ist hier vor allem die Qualität des Scripts, genauer gesagt die Tiefe, in die es eindringt. Zum Beispiel in Bezug auf die Psychologie der Figuren. Oder auch in Bezug auf andere inhaltlich-thematische Dinge, die der Film behandelt. Überschneidet sich mit "Formale Qualität", denn die Tiefe des Scripts oder die Komplexität der Psychologie der Figuren kann ein wesentlicher Bestandteil der formalen Qualitäten eines Films sein. Aber ich halte es für wichtig, dies auch noch einmal separat festzuhalten, denn viele Filme überzeugen sowohl bei Regie, Kamera, Schauspiel, Schnitt, Soundtrack, aber besitzen kein ebenbürtiges Script, während andere durch ihren Inhalt überzeugen, aber sehr dröge inszeniert worden sind. Überschneidet sich außerdem mit "Thematik", ist aber nur ein kleiner Teil von ihr. Ein grandios geschriebener Film über Löwen wäre sehr interessant, keine Frage. Aber wenn dieser Film keine Elemente beinhaltet, deren Relevanz über die Welt der Löwen hinausreicht, wäre das für mich keine 10.0 in der Kategorie "Thematik". Auch wenn mich Löwen interessieren. Ein grandioser Film zur Außenpolitik der USA ist (wahrscheinlich) relevanter als ein grandioser Film zur Außenpolitik Italiens. Hängt von den konkreten Inhalten ab. Aber "Inhaltliche Tiefe" allein reicht nicht, um einen Film von thematischer Relevanz zu drehen.

        Formale Qualität = Hier bleibt der Effekt auf den Zuschauer komplett außen vor (-> "Unterhaltungsfaktor"). Hier geht es um die Frage, wie gut der Film hinsichtlich Script, Regisseur, Ausstattung, Kamerateam, Darsteller, Schnitt, Soundtrack, etc ist. Ob diese formale Qualität letztendlich Unterhaltung/Kurzweil/Spaß bringt, ob sie letztendlich inhaltliche Bedeutung beinhaltet, ob sie einer interessanten Grundidee oder einer wichtigen Thematik zu cineastischer Qualität verhilft, ist eine ganz andere Frage. Der Aspekt "Kunst" steckt in dieser Kategorie "Formale Qualität". Es geht also nicht nur um reines Handwerk. Inhalt und Entertainment bleiben in dieser Kategorie außen vor. Für den Durschnittszuschauer dürfte der Entertainment-Faktor entscheidend sein, doch manch ein Cineast wertet Filme mit hoher formaler Qualität besser als Filme, die ihn beim ersten Ansehen unterhalten haben, aber von keinerlei Langzeitwert sind. Der langfristige Unterhaltungsfaktor hängt für mich sehr stark mit diesen formalen Qualitäten zusammen. Ebenso die Gesamtwertung. Bei der Gesamtwertung versuche ich abzuwägen, was man als Zuschauer von dem Film hat...wie der Film langfristig in Erinnerung bleibt.

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          Frankie Dunn 25.04.2015, 23:59 Geändert 26.04.2015, 00:13

          Zu kurz, zu manipulativ-penetrant (Score (!!!), Kameraarbeit, Script, Voice-over,...), nicht genügend (psychologische) Tiefe, nicht genügend Komplexität in Figurenzeichnung und Story, zu schematische und unindividuelle schauspielerische Darstellung der beiden Hauptfiguren, in einigen Szenen (gerade zu Beginn) Leerlauf in belanglosen Dialogen und belanglosen Teilen der Story, und so weiter...

          Aber trotzdem gefiel mir der Film. Trotzdem gefällt mir der Score ausgezeichnet. Ich halte ihn nur für zu "episch" für die mittelmäßige Tiefe, Komplexität und Intensität, die die Dramatik des Films bietet. Der Film funktioniert, aber man sollte sich nicht aufgrund von Wertungen+Kommentaren zu große Hoffnungen hinsichtlich Figurenzeichnung und Story machen. Perfect Sense bietet ein Auf und Ab der Gefühle. Nicht mehr und nicht weniger. Kitschig ist hieran überhaupt nichts. Diesen Vorwurf umschifft Perfect Sense problemlos. Aber den Vorwurf der Leere kann man ihm leicht machen. Inszenierung, Score, Story und Voice-over sind emotional manipulierend, ohne dass am Ende größere Erkenntnisse zu Buche stehen als: Das Leben ist schön. Egal wie viele Sinne uns noch zur Verfügung stehen, um Gefühle in uns hervorzurufen. Egal welche Fehler wir im Leben begangen haben, die wir uns nicht verzeihen können.

          An sich gefällt mir das, denn die Einstellung, die hier vermittelt wird, ist tatsächlich die richtige, um das Leben anzugehen. Was wir Zuschauer nun mal alle - bis es vorüber ist - machen müssen. Dass tatsächlich auch mit nur einem Sinn oder gar ohne Sinne Gefühle und Liebe möglich sind, glaube ich dem Film gerne, auch wenn der Film dies für mich aufgrund der fehlenden Tiefe seiner Hauptfiguren nicht wirklich greifbar gemacht hat. Es ist eine schöne Grundidee. Die Umsetzung funktioniert (für mich nur in Einzelszenen auf oberflächlicher Ebene, für die meisten Zuschauer offenbar von Beginn bis Ende). Trotzdem, für mich ist dies kein runder, zufriedenstellender Film.

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            Frankie Dunn 19.04.2015, 01:28 Geändert 19.04.2015, 01:31

            The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford konnte mich beim ersten Ansehen nur schwerlich begeistern. Falsche Stimmung? Falsche Erwartungshaltung? Nicht genügend Aufmerksamkeit? Sicherlich. Allerdings macht es der Film einem auch nicht wirklich leicht. Von Beginn an ist das Tempo zäh. Die Dialoge gefielen mir zu Beginn überhaupt nicht. Die Figuren mochte ich nicht. Die Story war mir egal. Meine Aufmerksamkeit sank und sank. Die coolen Western-Charaktere, die lässigen Dialoge, die spannenden Actionszenen, die wir von anderen Genrevertretern kennen, gibt es hier nicht. The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford ist ein von Details der Inszenierung und des Schauspiels lebendes Drama, das nicht nur das Western-Genre revolutioniert, sondern uns auch einiges über die Entstehung gesellschaftlicher Mythen erzählt. Im Übrigen ist der Trailer des Films wahrscheinlich der beste Trailer, den ich jemals sehen durfte. Allein für dessen 2 Minuten würde ich den Eintrittspreis eines normalen Kino-Films (was kostet das mittlerweile? 8 Euro? 9 Euro? 10 Euro?) ohne mit der Wimper zu zucken zahlen. Ganz so knackig darf man sich den Film nicht vorstellen. Er ist Arbeit für den Zuschauer. Der Trailer verdeutlicht, was den Film auszeichnet. Da sind die Bilder, die den Namen "Gemälde" wirklich einmal verdienen. Die Ausstattung des Films, die Arbeit mit Licht und Schatten, mit Schnee und Feuer, Wind und Ruhe, die Kameraarbeit, die Settings und Landschaften, die gesamte Inszenierung wirkt wie aus einem Guss. Dabei verkommt sie jedoch niemals zum bloßen Gimmick, soll nicht für Unterhaltung sorgen, soll nicht einfach nur kunstvoll aussehen. Die Atmosphäre, wundervoll unterstützt durch den ebenso melancholischen wie feinfühligen Score, setzt die Darsteller prachtvoll und tiefgründig in Szene. Insbesondere Casey Affleck kann hier als Robert Ford richtig aufdrehen. The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford ist einer dieser Filme, der es seinen Schauspielern ermöglicht, komplett hinter ihren Rollen zu verschwinden. Casey Affleck ist das Highlight des Films, doch auch alle anderen Darsteller spielen groß auf. Selbst Brad Pitt, kein besonders unbekanntes Gesicht, das ich schon in gefühlt zwei Dutzend Rollen erlebt habe, geht in seiner Rolle als Jesse James so sehr auf, dass ich den Darsteller hinter der Rolle nicht mehr erkennen kann. Daran erkennt man die Filme, die von ihren Figuren geprägt sind. Hier holt Brad Pitt alles aus seiner Rolle als Jesse James heraus und stellt den perfekten Gegenpart zum unglaublich feinfühlig und nuanciert spielenden Casey Affleck dar. Sowohl Mimik als auch Gestik zum Niederknien, durch Atmosphäre, Ausstattung, Kameraarbeit, Schnitt und Score perfekt in Szene gesetzt. The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford ist ein waschechter Western, der alles beinhaltet, was ein Western beinhalten kann. Aber er geht weit darüber hinaus; er geht in die Tiefe, in Bereiche, deren Reflexion den üblichen Vertretern des Western-Genre nicht gut tun würde. Spätestens die letzte halbe Stunde ist dann nur noch Gänsehaut pur.

            156 Minuten muss man sich Zeit nehmen. Wenn man nicht bereit ist, zweieinhalb Stunden Aufmerksamkeit in diese beiden Figuren zu investieren, kann man den Film vergessen. Möglicherweise sollte man den Trailer gesehen haben, bevor man sich den Film ansieht. Oder man bereitet sich darauf vor, ihn sich zweimal anzusehen. Oder man sieht ihn sich in der richtigen Stimmung an. Ein Wundermittel habe ich jedenfalls noch nicht gefunden. Komischerweise zündeten fast alle meine Lieblingsfilme beim ersten Ansehen nicht. Bei den Filmen des Jahres 2007 war dies besonders auffällig: Neben "The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford" zählen "Zodiac", "No Country for Old Men" und "There Will Be Blood" zu meinen Highlights des Jahres. Keiner dieser Filme wollte auf Anhieb zünden. Allein "4 luni, 3 săptămâni și 2 zile" funktionierte von Beginn an. Das aber auch nur aufgrund gedrosselter Erwartungshaltung und großem Sympathievorschuss für dieses kleine, aber unglaublich feine Meisterwerk aus Rumänien. Auch beim Gewinner von Cannes hat es mich mindestens eine Stunde "Arbeit" gekostet, bis ich den Film und seine grandiose Regiearbeit genießen konnte. Darauf muss man sich hier bei The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford ebenfalls einstellen. Kurzweilig ist hieran keine einzige Sekunde. Actionszenen gibt es keine. Der Film steigert sich. Inhaltlich wie qualitativ. Im schlimmsten Fall reißt er erst in der letzten halben Stunde mit. Dann kann man ihn sich gleich noch ein zweites Mal ansehen. Viel Applaus scheint Robert "Bob" Ford nach seiner Tat damals nicht bekommen zu haben. Ich befürchte, dass auch Casey Affleck, Andrew Dominik und The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford nicht den Umfang an Applaus bekommen, den sie verdienen. Ich hatte nicht das Vergnügen, diesen Film im Kino sehen zu dürfen. Doch egal, ob irgendjemand meinen Applaus hören konnte: Ich bin während des Abspanns von der Couch aufgesprungen und habe dem Film und den an seiner Produktion beteiligten Personen die verdienten Standing Ovations spendiert. Nach dem zweiten Ansehen.

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              Komische Soße, die hier angerührt wird. Bietet schöne Bilder, ordentliche Atmosphäre, einige interessante Archivausschnitte und zum Teil auch interessante Interviews, aber irgendwie will das alles nicht zusammenpassen und wirkt teilweise leider sehr reißerisch. Nach ein paar Minuten folgt zwar das nächste Thema bzw. das nächste Interview und es wird möglicherweise wieder interessanter, aber dennoch stören manche Interviews den Erzählfluss massiv. Es kommen unterschiedliche Leute mit unterschiedlichen Positionen zu unterschiedlichen Themen zu Wort. Mal nicke ich, mal schüttele ich den Kopf...was ich während dieser 2-stündigen Dokumentation aber leider kein einziges Mal erlebt habe, war: Überraschung. Ich habe nichts dabei gelernt, nichts Neues erfahren. Daran muss sich eine Dokumentation messen lassen und daran scheitert diese. Trivialität wird über Trivialität gestapelt und dann nennt man das "kritische Dokumentation". Ich hätte mir lieber eine Doku über Schimpansen ansehen sollen, denn die Ausschnitte zu Experimenten mit ihnen versprachen noch am ehesten Neuigkeitswert. Die Produktion von Surviving Progress ist professionell und gelungen, der Inhalt nicht der Rede wert.

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                Ist momentan der Film mit der schlechtesten Vorhersage (unter den Filmen, die ich (noch) nicht als uninteressant markiert habe). Danke Moviepilot!

                • Rain Man :D Ich verteidige ja gerne mal die USA, aber bei der Einstufung des richtigen Alters von Kindern zum Ansehen bestimmter Filme läuft dort definitiv mehr schief als hier :D Rain Man!?

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                    "Es ist Valentinstag"

                    Frauen gehen ins Kino, um einen Film zu sehen, der davon handelt, dass ein Mann eine Frau nach allen Regeln der Sexualität dominiert und ihr seinen Willen aufzwingt, weil sie selbst diese Gefühle in ihrem eigenen Leben vermissen und glauben für ein paar Euro diesen Makel ausgleichen zu können*....und was machen sie? Nehmen ihre Männer mit. Und was machen die Männer? Heulen sich nachher hier aus*. Welch Ironie :P

                    *Was nicht bedeutet, dass nicht auch die ein oder andere Person den Film sich einfach aus cineastischem Interesse angesehen hat.
                    *Wobei ich denke, dass der ein oder andere den Film sich einfach aus cineastischem Interesse angesehen hat, hier bei seinem 0er-Wertungskommentar aber lieber angibt, ins Kino "gezwungen" worden zu sein.

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                    • "Shades of Grey zeigt exakt das, was aus der sexuellen Befreiung geworden ist. Und einige haben das schon vor Jahrzehnten vorausgesehen. Während Foucault noch glaubte, seine Ausflüge in die Sadomaso-Keller von San Francisco seien subversiv, hat zur gleichen Zeit...."

                      Allein die Vorstellung davon, wie Wolfgang M. Schmitt jun. im Kino sitzt und über solche Sätze grübelt, während sich links und rechts von ihm einsame Hausfrauen in ihren Sitzen verhaken, reicht mir schon, um ein weiteres Mal "Danke!" für eine seiner Analysen zu sagen ;)

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                        Über weite Strecken ist The Living Daylights ein sehr unterhaltsamer Bond, weit stärker als seine beiden Moore-Vorgängerfilme Octopussy und A View to a Kill. Dann wendet sich der Film leider dem dunkelsten Kapitel der europäisch-amerikanischen Geschichte seit 1945 zu und macht dieselben Fehler wie Rambo 3. Vermutlich hat man sie sich damals 1987 wirklich so vorgestellt, die Freiheitskämpfer. Wer gegen die bösen Russen und für die eigene Freiheit kämpft, muss doch zwangsläufig zu den Guten zählen, oder? Die Erkenntnis, dass manchmal auch Arschlöcher gegen noch größere Arschlöcher kämpfen, ist auch heute noch kaum verbreitet. Auf der einen Seite böse Diktatoren. Dann müssen die Anderen doch die Guten sein. Wie im Märchen. Oder wie in Ägypten, Libyen, Syrien (, Irak, Iran, Türkei, Tschetschenien, Ukraine,...).

                        Wer waren also die wirklichen afghanischen Mudschaheddin? Damals, Mitte der 80er beauftrage die CIA Saudi Arabien die weltweit größten Arschlöcher zusammenzusuchen. Ohne den Saudis zu nahe treten zu wollen (wer will das schon): Sie waren prädestiniert für den Job. Von der CIA ausgebildet und bewaffnet wurden diese Männer dann in Afghanistan ausgesetzt und auf die gottlosen Russen losgelassen. Auf die Idee, sie nach erfolgreicher Mission Russenvertreibung wieder einzufangen, kam 12 Jahre lang niemand. Warum auch? Der Kalte Krieg war vorüber, die Russen hatten sich für die Seite der Gute, also uns ;) , entschieden. Afghanistan sah so aus wie vorher. Gut, ein paar neue Bodenschätze moderner Art und einige arabische Arschlöcher mittelaltriger Art hatten Russland+USA hinterlassen. Aber ansonsten war es noch das alte Afghanistan. Abgesehen von den aus Arabien, Pakistan, Iran und Tadschikistan unterstützten Mördern war es frei. Also keine fremde Besatzungsmacht mehr. Endlich ihr eigener Bürgerkrieg. Super.

                        Aufgrund dieser (äußerst merkwürdig eingebauten) Wende in der Handlung von The Living Daylights geht jegliches Potential des Films verloren. Inhaltlich ist es bescheuert. Moralisch ist es daneben. Politisch ist es kurzsichtig und naiv. Für die beiden gut harmonierenden Hauptdarsteller wurde es schwer, die Sympathien des Zuschauers zu halten. Mit der inhaltlichen Ebene bricht auch jegliche Spannung weg. Bond Filme kennen ja sowieso inhaltlich meist nur schwarz und weiß. Wenn grau hinzukommt, wird es in der Regel weitaus interessanter. Aber, richtig abgeschmeckt und mit Ironie gewürzt, können auch simple schwarz-weiß Handlungen Spaß bereiten. Insbesondere wenn auf der einen Seite ein charmanter britischer Agent und auf der anderen Seite ein von Weltherrschaftsfantasien geplagter, charismatischer Psychopath agiert. Eine Cold-War-böse-Kommunisten-gute-Gotteskrieger-Märchengeschichte, die entweder der munteren naiven Fantasie westlicher Bürger, oder aber der bewussten Täuschung der westlichen Öffentlichkeit durch unsere militärische Führung entspringt, ist aber nicht das Richtige für Bond. Dalton, das (endlich einmal) toughe Bondgirl und die gegen Ende vollkommen aus dem Ruder gelaufene krachende Action schaffen es mit Ach und Krach den Film einigermaßen über die Zeit zu retten.

                        Dalton kann man jedenfalls als ausgezeichneten Bond-Darsteller bezeichnen, der Ende der 80er genau der Richtige für seine 2 Auftritte war. Action und Spannung sind in The Living Daylights zwar nicht auf demselben Level wie im in dieser Hinsicht besten Bond "Im Geheimdienst Ihrer Majestät", aber zweifelsohne ist der Film packender gefilmt als John Glens vorherigen Versuche mit dem für Stuntszenen 500 Jahre zu alten Roger Moore. Der Humoranteil ist dafür bei Dalton entsprechend niedriger und niemals albern-selbstironisch wie bei Moore. Die Nebenfiguren (außer Q!) und der Antagonist bleiben leider blass. Dafür machen die Kulissen wieder etwas her, sodass die Atmosphäre der in (Zentral-)Europa spielenden Szenen vorzüglich in den Ost-West-Konflikt der 80er Jahre passt. Insgesamt ein sehenswerter Dalton-Bond, wenn man sich die misslungene letzte Stunde um Sindbads lustige Abenteurer wegdenkt. Daltons zweiter Auftritt "Licence to Kill" sollte dann sogar eines der Highlights der Reihe darstellen, auch wenn in der zweiten Hälfte der 80er finanziell bei Bond die Luft raus war. Die Kinozuschauer mochten Moore lieber. Ich bin unentschlossen, da sowohl The Spy Who Loved Me als auch Licence to Kill ihre Reize haben, aber eben ganz unterschiedlichen Stils sind.

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                        • Dankeschön! Für mich als Fan von Michael Manns audiovisuellem Stil eine sehr spannende Analyse.

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                            Frankie Dunn 07.01.2015, 04:10 Geändert 07.01.2015, 04:19

                            Inhaltlich ist das für mich der stärkste Bond mit der besten weiblichen Hauptrolle. Die bisherigen Craig-Bonds schlägt er allemal, sodass abgesehen von Lazenbys einmaligem Auftritt mir kein anderer Bond einfällt, der in den Kategorien mithalten kann, die Licence to kill auszeichnen.

                            In Sachen Stil und Unterhaltung haben natürlich Goldfinger und The Spy Who Loved Me die Nase vorn. Action, Ernsthaftigkeit der Story, Spannung und Figurenzeichnung gehen meiner Meinung nach an Licence to kill. Trotz kleinerer Humoreinlagen, die den Film auflockern und ihm wichtige Sympathiepunkte bringen, geht der Film als knallharter Actionthriller durch. Im Geheimdienst Ihrer Majestät punktet dagegen mit seiner Mischung aus Action, (hier und da ein bisschen) Romantik, dramatischer Spannung, Intensität und Unterhaltung, nicht zuletzt aufgrund seiner besseren Drehorte (Piz Gloria!) und Stunts, mit denen sonst nur The Spy Who Loved Me mithalten kann. Schade, dass der Film (Im Geheimdienst Ihrer Majestät) jedoch auch viele inhaltlich und darstellerisch alberne Elemente beinhaltet, die nicht wirklich zum eigentlich äußerst stilvoll (Ende!) gemachten Film passen wollen. Ansonsten wäre er wohl mein Favorit und Lazenby mein Lieblingsbond. So kann es nur Goldfinger sein, der von allen Bonds auch nach so vielen Jahrzehnten noch am rundesten und modernsten wirkt.

                            Da ich sie nun endlich alle mindestens einmal (außer Sag niemals nie) gesehen habe:

                            1. Goldfinger 9.0
                            2. The Spy Who Loved Me 9.0
                            -> Die beiden könnte ich mir jeden Monat einmal ansehen.
                            3. Licence to kill 8.5
                            4. On Her Majesty's Secret Service 8.5
                            -> Minimal schlechter, weil ihnen die "Rundheit", der Stil und das Bond-Feeling fehlt. Dafür sind sie äußerst intensiv und spannend. Sobald man sie gestartet hat, kann man bis zum Abspann kaum abschalten. Vielleicht werte ich sie auf, wenn sie mir beim zweiten Ansehen noch besser gefallen.
                            5. For Your Eyes Only 8.0
                            -> Unscheinbar. Ein bisschen lahmarschig. Trotzdem ein sehr stilvoller, unterhaltsamer Moore-Bond mit vielfältigen Settings und Actionszenen, der auch mehrfach wunderbar zu unterhalten weiß. Sozusagen der kleine Bruder von The Spy Who Loved Me. Schade, dass man Moore nicht öfter vernünftige Filme ermöglicht hat. Der nächstbeste von ihm ist meiner Meinung nach bereits der zu Recht viel kritisierte Moonraker (7.0) und auch der hebt sich nur durch seine Masse an Ideen, nicht ihre Klasse, von Moores anderen 4 Auftritten als Bond ab. Trash pur.

                            6. Thunderball 7.5
                            -> Stilvoll, aufwendig, ein bisschen langatmig. Hier haben sich Sean Connery und Regisseur Terence Young noch richtig Mühe gegeben, bevor es danach mit zwei weiteren Filmen von Connery und den ersten beiden Moore-Bonds - unterbrochen nur durch Lazenbys herrlichen Auftritt - steil bergab ging.
                            7. Casino Royale 7.5
                            -> Der Story-Ansatz gefällt mir sehr gut. Besonders gut ist die Story trotzdem nicht geworden. Wirkt zu sehr gewollt. Darstellerisch ebenfalls zu gewollt, wobei Craig doch einige Szenen einzubauen weiß, bei denen er Bond nicht nur versucht zu spielen, sondern tatsächlich ist. Mochte Casino Royale beim ersten Ansehen nicht. Beim zweiten schon. Beim dritten nur noch einigermaßen. Also abgewertet in den 7er-Bereich. Kein Bond, den ich mir noch in 30 Jahren ansehen werde. Stark ist eigentlich nur die Art und Weise wie die Story dem Nachfolger Raum zur Entfaltung bot (, die dieser nicht genutzt hat). Die Anspielungen an die Reihe an sich sind nett, aber mittelmäßig. Immerhin ist Bond nach 2 ordentlichen und 2 missratenen Auftritten von Brosnan - unsichtbare Silikontitten inklusive - wieder zurück.
                            8. Skyfall 7.5
                            -> Komischerweise finde ich hier besonders die Actionszenen klasse, was ich von Sam Mendes überhaupt nicht erwartet hätte. Inhaltlich und stilistisch eigentlich - bis auf den mal wieder grandiosen Titelsong - nichts Besonderes. Je länger der Film dauerte, desto schwächer fand ich ihn. Inhaltlich. Trotzdem stehe ich auf diese Art von Action (, die von The Dark Knight 1:1 kopiert wurde) und empfand auch Bardem (, die 1:1-Kopie von Ledger,) als ausgezeichneten Gegenspieler. In Punkto Action ist Skyfall sicherlich neben Licence to kill und dem seiner Zeit um Jahrtausende vorausgeeilten On Her Majesty's Secret Service einer der besten. Casino Royale sehe ich aufgrund seines Finales trotzdem minimal vorne.
                            9. From Russia with Love 7.0
                            -> Stilvoll und näher am Agenten-Genre als alle anderen Filme, aber eben auch nicht besonders intensiv, spannend, actionreich, lustig, unterhaltsam, abwechslungsreich, beeindruckend hinsichtlich Settings, etc. Ohne diverse Elemente (Zigeuner wtf?), die den Film wirken lassen wie aus dem 17. Jahrhundert statt 1 Jahr vor Goldfinger oder 6 Jahre vor Lazenby, könnte ich ihm vielleicht als ruhigem, stilvollem Bond eine 8.0 geben, doch die diversen Schnitzer töten jede aufkommende Spannung und lassen den Film trotz guter Ansätze sehr zäh wirken. Dr. No hatte schon ähnliche Probleme. Auch dort bremsten unnötige Elemente den Film aus, während anderes zu kurz kam. Erst Goldfinger traf dann voll ins Schwarze.
                            10. The Living Daylights 7.0
                            -> Trotz des in Afghanistan verlorenen Potentials meiner Meinung nach einer der 10 besten Bond-Filme mit tollen Wien/Bratislava Szenen. Dalton spielte seine Rolle ausgezeichnet. Besser als Craig und Brosnan. Da Sean Connery und Roger Moore von Film zu Film schwankten und Lazenby von der grandiosen Regie (Peter R. Hunt) und den vielen Ideen seines einzigen Films (Anfängerglück? Überraschungseffekt?) profitierte, würde ich hiermit den unscheinbaren Timothy Dalton zum meiner Meinung nach besten Bond-Darsteller küren. The Living Daylights von A-Ha ist zudem ein cooler 80er-Titelsong, der gut zur Cold War Atmosphäre passt.

                            Auf Platz 11 folgt bei mir Moonraker, der, nur weil er aufgrund seiner Masse an billigen Albernheiten als trashiger Spaß immer wieder genießbar ist, eine 7.0 verdient hat. Alle anderen 12 Bonds kamen zumindest nach der Erstsichtung nicht über 6.5 hinaus. Eine entsprechende Aufwertung kann ich mir eigentlich nur bei You Only Live Twice (Platz 12, 6.5) vorstellen. Mal abwarten, ob Sag niemals nie taugt.

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                                Frankie Dunn 25.11.2014, 23:15 Geändert 26.11.2014, 11:13

                                Schade, als Alien-Prequel hätte das was werden können, denn Ansätze sind vorhanden und die Optik ist top. Was Scott bzw. die Drehbuchschreiber hier aber alles in die (Ur-)Suppe gemischt haben, geht auf keine Kuhhaut mehr. Oberflächlich, keinerlei Ansätze vertiefend, manche Idee gar ärgerlich. Im Nachhinein gefiel mir Charlize Theron's Figur noch am besten, denn solch eine vollkommen am Film vorbeigehende Figur habe ich noch nicht erlebt. Gefühlte 10 Stunden Screentime, am Ende wohl tot, und ich wusste immer noch nicht, wozu diese Figur nun gut gewesen sein könnte. Sie war eben da. Noomi Rapace und Michael Fassbender spielen mehr (Fassbender) oder weniger (Rapace) traurige Abziehbilder der ersten beiden Alien-Filme, Idris Elba die einzige halbwegs vernünftige Figur des Films, da er seine (Witz-)Rolle angemessen ironisch betont spielte und so wenigstens für gute Laune sorgte in diesem durch und durch ernsthaft und wichtigtuerisch erscheinenden Film, dessen Autoren anscheinend schlicht und ergreifend alles in den Topf geworfen haben, was ihnen zwischen die Figur kam. Fazit: Man sollte lieber die Finger von Prometheus lassen, gerade wenn man die ersten beiden Alien Filme mochte. Allerdings ist es dennoch kein schlechter Film, sondern ordentliche (enttäuschende) Unterhaltung.

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                                  Frankie Dunn 24.11.2014, 10:57 Geändert 24.11.2014, 11:41

                                  Spoiler

                                  Großartig gefilmt, aber solch widerlichen Film habe ich bislang wohl noch nicht gesehen und da stelle ich mir dann die Frage, warum man so etwas schreibt und verfilmt. Wofür soll es gut sein, die Pädophilie-Aspekte des sowieso rein fiktionalen Vampir-Themas zu behandeln? Warum die freie Interpretierbarkeit des Films? Oskar wird wie Hakan als pädophiler Blutbeschaffer von Eli enden und Eli wird nach ein paar glücklichen Jahren mit einem gleichaltrigen Freund wieder da enden, wo er am Anfang des Films stand?! Ja, ich weiß, dass das Vampirleben unappetitlich ist. Bloß warum muss man das zeigen, wenn Vampire sowieso rein fiktional sind?

                                  (http://wiki.badmovies.de/index.php/So_finster_die_Nacht Die Analyse auf dieser Seite ist lesenswert)

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                                  • https://www.youtube.com/watch?v=0UZPGhZRA9U
                                    Cronenberg on Cronenberg (3sat)

                                    Der intelligenteste und gleichzeitig bescheidenste Regisseur von allen. Super Typ, super Filme!

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                                      SPOILER. Allerdings ist Fight Club sowieso kein Thriller, der auf seine Story reduziert werden sollte.

                                      "Eigentlich geht es ja um das genaue Gegenteil. Der Hauptcharakter sucht sich das ganze antikapitalistische Zeug ja nur als Ventil für seine eigene Unzufriedenheit und am Ende bleibt eine Lovestory und der Aufruf, den ganzen Rebellionsquatsch sein zu lassen. Das ganze Project Mayhem ist viel gruseliger als alles, wogegen sie kämpfen." (Ichundso)

                                      Derek sagt, man solle einen Kommentar zu Fight Club am besten mit einem Zitat beginnen (frei nach American History X). Liest man sich Kommentare zu Fight Club durch, fällt auf, dass kaum jemand - Einzeiler (ich hätte fast Einzeller geschrieben) außen vor - den Film auf dieselbe Weise wie jemand anderes aufgenommen hat. Fight Club ist - technisch - herausragend inszeniert, - technisch - herausragend gespielt, bietet Spannung, einen starken Twist und eine atmosphärisch in den Sitz pressende letzte halbe Stunde, die es in Sachen Spannung mit Seven oder The Game, zwei meiner Lieblingsthriller, aufnehmen kann. Kurzum, als Thriller funktioniert Fight Club. Das Problem an der Sache: Im Gegensatz zu Finchers vorherigen Filmen ist Fight Club kein Thriller. Bis zur letzten halben Stunde muss man sich durch 2 Stunden Depressions-Drama kämpfen und mit höchst unsympathischen Figuren mitfiebern. Der Film will mehr sein als bloßes Entertainment mit ein bisschen angedeuteter Tiefe. Ist er das?

                                      Oberflächlich jedenfalls nicht. Die Charakterisierung der Hauptfiguren geht kaum in die Tiefe, es wird bloß Klischee an Klischee gereiht. Die Gesellschaftskritik, von den beiden Hauptfiguren verbal thematisiert, bleibt noch oberflächlicher. Ist Fight Club also bloß ein Poserfilm für frustrierte männliche Jugendliche, die gegen Feminismus und Kapitalismus protestieren, indem sie sich in (Männer-)Gruppen mit faschistischen Tendenzen organisieren und gegenseitig die Fressen polieren? Ganz sicher nicht. Der Film ist eindeutig. Vieles bleibt zwar vage, doch eindeutig ist, dass die beiden Hauptfiguren keine Helden sind, dass Fincher sie nicht als Vorbild für den Zuschauer präsentiert. Warum beispielsweise Kritiker wie Roger Ebert den Film als faschistisch bezeichnen, ist mir nicht ganz klar. Vielmehr beschäftigt sich Fincher auch hier, wie in quasi allen seinen Filmen, mit (sexuell) frustrierten Männern und den Konsequenten ihres Frusts für die Gesellschaft. Der Film zeigt Symptome, er ruft nicht dazu auf, selbst zum Symptom zu werden. Die Tatsache, dass viele Zuschauer, insbesondere diejenigen, die den Film mögen, "ja, ja, ja, so ist es" zu dem, was Tyler ihnen vorsetzt, sagen, ist entlarvend und zeigt, dass Fincher mit seinem Film den Nerv der Zeit nicht nur getroffen, sondern wohl DEN Film des (beginnenden) 21. Jahrhunderts gedreht hat. Kleinere Filme, die ich unter Umständen sogar bevorzuge, außen vor. Dabei ist ihm aber diverses vorzuwerfen, was ihn jetzt bei kritischem Durchblättern meiner Lieblingsfilme meine 10.0 kostet:

                                      Durch seine stylische Inszenierung hat Fincher Fight Club selbst zum Kult gemacht und bedient damit die Zielgruppe, dessen Symptome er eigentlich aufzeigen wollte. Das Ende kann in die Fresse schlagen, richtig wirkungsvoll scheint es aber nicht zu sein. Im Gegenteil: Vielfach wird Fight Club auf seinen Twist reduziert. Tyler Durdens Kult scheint es nicht geschadet zu haben. Darin liegt aber auch wieder die Stärke des Films: Wenn sich junge (und alte) Männer mit (offensichtlichen) männlichen Minderwertigkeitskomplexen mit fiktiven männlichen Figuren identifizieren, die selbst bloße Einbildung fiktiver männlicher Figuren mit männlichen Minderwertigkeitskomplexen sind, ist das nicht nur gesellschaftskritisch entlarvend, sondern gar urkomisch. Dass ausgerechnet David Fincher, Edward Norton und Brad Pitt (!!) aufgrund eines glatt polierten Ästhetikfilms zu Symbolen des Antikapitalismus und der Konsumkritik im 21. Jahrhunderts geworden sind - grandios.

                                      Hauptproblem von Fight Club ist, dass er vieles nur anreißt und nicht vertieft, dass er Unterhaltung eindeutig und klar formuliertem Inhalt vorzieht, dass er zwar seinen Protagonisten, nicht jedoch seinen Zuschauer vor den Kopf stoßen möchte. Richtig gute Filme schlagen dem Zuschauer die Zähne aus. Selbst wenn die Selbstentlarvung des Zuschauers bewusst provoziert wurde, wäre es mir lieber solch ein Film würde in aller Klarheit Aussagen formulieren, anstatt ihre Interpretation dem Zuschauer zu überlassen. Gesellschaftskritische Denkanstöße in alle Richtungen gibt er dennoch, hochgradig unterhaltsam ist er, in jeglicher Hinsicht großartig produziert ist er. Tief, neuartig, klar und direkt ist er leider jedoch nicht. Jeder kann sich aussuchen, was er in ihm sieht: "All you need is love" (The Beatles). "Die Revolution frisst ihre Kinder" (Pierre Vergniaud). Das Aufzeigen von Symptomen einer kriegslosen Generation. Gar die Erkenntnis, dass der Mensch (/der Mann) ohne Gewalt nicht leben kann. Oder schlicht und ergreifend eine Satire auf seine eigenen Zuschauer, die nach Fight Club alle wie Tyler Durden sein und seine Cargo-Hosen tragen wollten, um sich dann gepflegt selbst die Fresse zu polieren, weil niemand mit ihnen Krieg spielen oder Liebe machen möchte.

                                      Von mir gibt es dafür eine 9.0, wie auch für The Social Network, der eine ähnliche Thematik auf ähnliche Weise ähnlich gut umsetzte (bei genauem Blick sind die Ähnlichkeiten immens). Fight Club ist unterhaltsamer, hat aber einen etwas bitteren Nachgeschmack, während The Social Network stellenweise richtig gute Laune macht. Seven und The Game mag ich lieber, denn sie sind einfacher und klarer. Gesellschaftskritik ist dort bloßes Randthema, über das diejenigen Zuschauer, die möchten, nachdenken können, während der Rest gradlinige Thriller-Unterhaltung serviert bekommt.

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                                        Guilty Pleasure! Ich liebe einfach den 80er Soundtrack, die 80er Kulissen und die 80 verschiedenen Varianten von "Fuck". Cast und Soundtrack sind - im Rahmen dessen, was sie leisten sollen - Extraklasse. Ursprünglich hatte Drehbuchautor Oliver Stone wohl (mal wieder) vor, den American Dream mithilfe seiner Variante einer Rags to riches Geschichte aufs Korn zu nehmen. Davon bleibt im fertigen Film nur noch der Grundansatz (armer Kubaner kommt in die USA und kämpft sich mit Gewalt und Drogenhandel nach oben) übrig. Wirkliche Bezugspunkte zum American Dream innerhalb der Story von "Scarface" sehe ich nicht. Hat es de Palma, dessen Filme nicht besonders für ihre inhaltliche Stärken bekannt sind, vergeigt, oder war bereits das Drehbuch schwach? Man weiß es nicht. Jedenfalls sieht das Endprodukt so aus, wie man es von einer de Palma/Stone Zusammenarbeit erwarten würde. Unterhaltsam, kontrovers, ein bisschen trashig, gut gefilmt, inhaltlich nicht überzeugend. Dass Scarface zum Kultfilm der Gangsterrap-Szene geworden ist, überrascht nicht, ist dem Film aber auch nicht unbedingt explizit vorzuwerfen. Was ihm sehr wohl vorzuwerfen ist, sind die wenig überzeugenden gesellschaftskritischen Ansätze, die im finalen Film zu finden sind. Wenn Stone vorhatte, den American Dream als etwas negatives zu schildern, ist er (bei den meisten Zuschauern) grandios gescheitert. Nicht "Geht brav zur Schule, zahlt Steuern und kümmert euch um andere Menschen" nimmt man hier mit...auch nicht "Wir brauchen stärkere soziale Sicherungssysteme und ein Gesundheitssystem für alle US-Bürger"...nein, hängen bleiben "The World Is Yours", "Push It To The Limit", YOLO und diverse Zitate, die mit "Fuck" beginnen und mit "Fuck" enden. Mag ich trotzdem, beziehungsweise gerade deswegen!

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                                          Propaganda für die Dümmsten der Dümmsten, die man nicht lange mit Politik beschäftigen sollte, sondern besser damit rumkriegt, indem man die andere Seite (Sowjetunion) als unsportlich darstellt und den eigenen Außenseiter die Herzen der Zuschauer auf "subtile" Weise gewinnen lässt. Schade, dass Lundgren mitgespielt hat, anstatt Stallone einfach die Fresse zu polieren :D Wenn ein amerikanischer Propagandafilm dafür sorgt, dass der Zuschauer mit den Russen mitfiebert, kann er nicht besonders gut gemacht sein. Schade, denn ich steh auf diese 80er-Soundtracks und könnte ruhig mal wieder einen gut gemachten US-Propaganda-Actionfilm vertragen.

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                                            Frankie Dunn 05.11.2014, 11:11 Geändert 05.11.2014, 11:27
                                            über Rambo

                                            Ich verstehe nicht, wie dieser Film funktionieren soll. Schlecht gefilmt ist er nicht; überragend aber auch nicht. Der Regisseur ist nun nicht gerade für seine vielen Meisterwerke bekannt - der Cast auch nicht. Passable gefilmte Action ist es trotzdem. Nur wie genießt man so einen Film? Schon der erste Rambo ist Propaganda! Ich bin ja nun wirklich keiner, der bei jeder Gelegenheit CIA-Verschwörungen und US-Propaganda wittert - es ist lächerlich, was diesbezüglich vor allem in Deutschland abgeht - und auch keiner, der sonderlich viel Liebe für "Linke" und "Friedensaktivisten" verspürt. Insofern frage ich mich doch wie andere solch einen Film mögen können. John Rambo - Kriegsheld in Vietnam - kommt nach seiner Rückkehr in die Heimat einfach nicht mehr zurecht. Weil Krieg den Verstand von Soldaten zerstört? Nein, weit gefehlt. Kriegsgegner sind schuld daran, dass die Vereinigten Staaten den Vietnam-Krieg verloren und der arme John Rambo in Depressionen versinkt. Das muss schon schlimm sein, wenn man fürs Morden nicht gefeiert wird. Ich betrachte Rambo als reinen Actionfilm und lass die Kriegspropaganda-Aspekte mal außen vor. Wie soll man einen Actionfilm genießen, bei dem man auf keinen Fall auf die inhaltliche Tiefe (Propaganda!) achten darf, um nicht kotzen zu müssen, und somit ausschließlich mit den Figuren, die hassenswerter nicht sein könnten, mitfiebern kann? Als Naturdokumentation über amerikanische Wälder ist Rambo schön! Aber dann kann ich mir auch ganz andere Filme ansehen...

                                            Man muss schon verdammt viel Fantasie haben, um "First Blood" als Drama zu begreifen, das die Folgen von Krieg und Gewalt auf den menschlichen Verstand analysiert (wie es Filme wie "Apocalypse Now" oder "Full Metal Jacket" taten). Die Änderung des ursprünglichen Endes der Romanvorlage sagt schon alles:

                                            "Der verletzte John Rambo wird in der Romanvorlage von Col. Trautman erschossen. Kirk Douglas, der ursprünglich für die Rolle des Trautman vorgesehen war, sagte seine Teilnahme an der Rolle ab, als er erfuhr, dass ein anderes Ende für den Film vorgesehen sei. Er hielt es für dramatischer, wenn Trautmann erkennt, was für ein amoralisches, gefährliches "Frankenstein-Monster" er erschaffen hat und Rambo daher tötet. Stallone warb dagegen für ein anderes Ende, da die Filmversion Rambo weniger als brutal-mordend, sondern als zerrissen darstellt und die Zuschauer seinen gewaltsamen Tod nicht akzeptieren würden. In einer ersten gedrehten Fassung begeht John Rambo zum Schluss Selbstmord im Beisein von Trautmann, diese Fassung wurde jedoch verworfen, nachdem das Testpublikum sehr schlecht darauf reagierte. Auf Drängen Stallones genehmigten die Produzenten daher ein alternatives Ende und der Film erhielt für den regulären Kinostart am 22. Oktober 1982 das bekannte Ende, in dem Rambo überlebt.[4]" (http://de.wikipedia.org/wiki/Rambo_(Film)#Rezeption)

                                            Wäre First Blood ein guter Film, hätte die Figur des John Rambo die Bekanntheit und Beliebtheit der Figur des Private Paula aus Full Metal Jacket. Das wollte Stallone nicht, das wollten die Zuschauer nicht. Stattdessen hat man einen stupiden, ekelhaften Actionfilm und 3 ebensolche Nachfolger gedreht. Schade, dass ein - möglicherweise - interessanter Roman für so einen Schrott herhalten muss.

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                                                http://amufilm.wordpress.com/2011/06/12/a-second-look-at-the-social-network/

                                                -> Der beste Kommentar, den ich zum Film bislang lesen durfte. Wer des Englischen mächtig ist, sollte mal reinschauen. Ich schwanke noch in Sachen Bewertung. Im Grunde ist The Social Network ein klasse Film (siehe Link), doch stören mich einige Dinge: a) Der Film ist aufgrund seiner Figuren, Schauspieler und Geschichten schwer zu genießen. Mich interessiert allein die Gesellschaftskritik dahinter. b) Die meisten Zuschauer werden die Details wohl kaum aufgenommen haben. Ich auch nicht beim ersten Ansehen. Subtilität ist immer schön, doch sollte solch wichtige Gesellschaftskritik für den Zuschauer eindeutig zu erkennen sein. Allerdings: Viele Dinge, insbesondere natürlich die Schlussszene, sind nicht misszuverstehen und wenn man sich dessen erst einmal bewusst ist (war ich leider erst nach dem ersten halb-aufmerksamen Ansehen), kann man den Rest des Films auch gut verstehen. Ich denke, dass die Gesellschaftskritik im Zentrum des Films stand und gut gelungen ist, auch wenn sie zum Teil in dieser langweiligen Biographie versteckt wurde. Ich werde wohl deutlich aufwerten. Momentane Wertung: 7.0.

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                                                  Frankie Dunn 01.11.2014, 15:07 Geändert 01.11.2014, 16:25

                                                  ...und ich frage mich immer noch, wie blöd Leute, die normalerweise hauptberuflich antikapitalistische Parolen von sich geben, sein müssen, um so einen Scheiß (nicht den Film selbst, sondern die aus Sicht der Hauptfigur erzählten Geschehnisse) feiern zu können. The Wolf of Wall Street funktioniert nicht. Nicht einmal als aus Belfort's Sicht erzählte Biographie. Ob die Welt so etwas braucht, darf sowieso bezweifelt werden. Genauso wenig funktioniert der Film als Satire. Wie auch, wenn er gleichzeitig realistisch sein möchte. Satire muss überzeichnen und der Lächerlichkeit preisgeben! Satire muss ins Auge springen und in die Fresse schlagen! Als Horrorfilm funktioniert er auch nicht, selbst wenn ich manche Teile des Films ähnlich zäh und nervig fand. Für eine Moralgeschichte benötigt ein Film Botschaften. Will der Regisseur dem Zuschauer keine Meinung aufdrücken, kann ein Film auch als Moralgeschichte nicht funktionieren. Als Realitätsbeschreibung (siehe Ende) funktioniert er auch nicht. Wie sollte er, wenn 95% des Films aus Sicht der Hauptfigur erzähltes Komödien-Entertainment ist. Redet irgendwer nach diesem Film über die U-Bahn-Szene, eine der wenigen komplett gelungenen Szenen des Films? Das Ende von TWoWS ist vergleichbar mit einer 5-minütigen realistischen romantischen Liebesszene zweier durchschnittlich aussehenden Menschen nach einem 2-stündigen Gangbang-Porno. Wenn das die Moral von der Geschicht (Leute, macht die Augen auf...Kriminelle stehlen euch euer Geld, lachen euch dann noch aus, weil es ihnen selbst im Knast noch besser geht als euch in der U-Bahn...und halten schlussendlich Vorträge, für die ihr und eure Kinder Geld bezahlen, weil ihr doch auch nur gierige geldgeile Arschlöcher seid, bloß weniger erfolgreich als die Wölfe...ihr ALLE seid geldgeil, auch wenn ihr von Kapitalismus nichts haltet, weil man euch erzählt hat, dass Kapitalismus etwas schlechtes sei, das dafür sorgt, dass ihr arm bleibt und andere reich bleiben...), dann frage ich mich, wofür die 2 Stunden Gangbang davor gut waren. Soll das Ende ein Schlag in die Magengrube sein? Scheint ja sehr hart gewesen zu sein...die Leute taumelten voller Abscheu und Ekel aus den Kinos.....

                                                  Wer The Wolf of Wall Street als Demaskierung der Finanzmärkte schätzt, macht sich selbst etwas vor. Erstens einmal ist dies ein Einzelfall (klingt lustig, ist aber so :P) und auf keinen Fall auf die ganze Branche übertragbar. Umso ärgerlicher, dass ausgerechnet die Biographie dieses einen kriminellen Herrn verfilmt wurde. Zudem muss man sehen, dass nicht nur die Wall Street so gestrickt ist, sondern unsere gesamte Gesellschaft. Das (!) müsste ein Film aufgreifen, und zwar richtig aufgreifen und dem Zuschauer deutlich machen. Nicht bloß mir. Ich sehe das sowieso so und denke mir daher bei diesem Ende (U-Bahn, Tennis-Platz, Vortrag vor jungen faszinierten Zuschauern) meinen Teil. Die normale Zuschauer denkt sich aber nichts dabei, sondern findet es vielmehr "voll cool", wie der Wolf am Ende noch mal seine "Verkaufen Sie mir diesen Stift" Nummer abzieht. Voll cool, ja.

                                                  Nicht "Das System" ist das Problem, viele Menschen sind es, und speziell die Zielgruppe solcher Filme. Anstatt dies dem Zuschauer ins Gesicht zu reiben, kriecht Scorsese der Hauptfigur und dem die Hauptfigur feiernden Zuschauer gleichermaßen in den Hintern. Als Unterhaltungsfilm geht The Wolf of Wall Street noch einigermaßen klar (obwohl bei mir wie man sieht eindeutig der Ärger überwiegt), denn gut gefilmt und gut gespielt ist das Ganze, doch mit eingeschaltetem Verstand betrachtet, kann man dieses Ergebnis und insbesondere die Beliebtheit des Films nur ärgerlich finden, denn den Großteil seiner Beliebtheit zieht der Film aus der Beliebtheit seiner Hauptfigur - bedingt dadurch, dass die meisten Kinozuschauer ihr Hirn an der Popcorn-Theke abgeben. Anstatt Gesellschaftskritik zu betreiben, befeuert der Film die Problematik nur noch weiter und schneidet sich - als kapitalistisches Massenprodukt - natürlich dabei sein Stück vom Kuchen ab.

                                                  Nein, ich kann mir den Film einfach nicht schön reden, selbst wenn ich einige Szenen unterhaltsam und gut gefilmt finde. Gelungen an ihm ist allein, dass er diverse Zeitgenossen der Lächerlichkeit preisgibt, unbeabsichtigt. Und selbst dafür wäre er nicht nötig, denn das schaffen sie schon allein. In dem Sinne: Scheiß Kapitalismus. Scheiß Geld. Ich will Autos, Yachten, Koks und Nutten*. Und Cosmopolis ein drittes Mal sehen. Das ist nämlich tatsächlich ein gelungener gesellschaftskritischer Film, wenn auch schwer zu genießen (was eine seiner Qualitäten darstellt).

                                                  * und neben all dem [durchaus sinnvollen] Spaß, den Hobbys, Drogen und Nutten bringen, möchte ich den Großteil meines Geldes für Statussymbole und meine Frau ausgeben. Weil Status in unserer Gesellschaft wichtig ist.

                                                  Edit: Die vermeintliche Subtilität, die auch bloße Überinterpretation sein kann, funktioniert nicht. Der Film versucht (!) jeden Zuschauer unabhängig von seiner Intelligenz - Spötter behaupten gar, er ziele ausschließlich auf Dummköpfe ab - zu unterhalten...wie bitteschön soll da Subtilität wirken? Man kann auch in Transformers subtile Kritik an Medien, Militär, Marketingexperten und Marsmenschen sehen - wenn man es denn gerne möchte. Fakt ist: Diese Filme funktionieren anders. Nicht auf subtile Weise.

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                                                  • 7 .5

                                                    Ich bin erstaunt, wie schlecht Monster's Ball hier weg kommt. Perfekt ist der Film sicherlich nicht, denn die typischen Schwächen konstruierter Dramen lassen sich auch im Drehbuch von Monster's Ball finden, doch überdecken Spannung, Dramatik, Romantik, Botschaften, die schauspielerischen Leistungen sowie Forster's Regiearbeit diese Schwächen. Keine der Figuren verkommt zum bloßen Klischee, was für solch einen Film schon eine besondere Leistung ist. Die Chemie zwischen Billy Bob Thornton und Halle Berry funktioniert ausgezeichnet. Forster's Regie rundet das sehr gut gelungene, emotional packende Drama ab. Eine glatte 8.0 wirkt aus meiner Sicht angemessen. Monster's Ball gehört definitiv zu den Highlights 2001. Billy Bob Thornton war 2001 zudem im noch einmal ein gutes Stück besseren Coen-Meisterwerk "The Man Who Wasn't There" zu sehen. Ein tolles Filmjahr für ihn!

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