Hendrik - Kommentare

Alle Kommentare von Hendrik

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      Manchmal werden im Windschatten eines Trends Filme verwirklicht, bei denen spätere Generationen kaum glauben können, dass sie tatsächlich existieren, geschweige denn ins Kino schafften. "Gwendoline", der während des durch "Raiders of the Lost Ark" ausgelösten Abenteuerfilmhypes Mitte der 80er Jahre entstand, ist so ein Fall (glaube ich zumindest, laut meinen Recherchen lief er im Kino, was ich mir aber kaum vorstellen kann - und so schnell sind wir wieder am Anfang).

      Die Titelheldin sucht zusammen mit ihrer patenten Zofe Beth (die sich anscheinend den Friseur mit Anna Williams, Mia Wallace und Irina Spalko teilt) im China der 30er Jahre nach ihrem verschwundenen Vater, ist dabei aber auf die Hilfe des Abenteurers Willard angewiesen, der sich nur durch Geld zur Mitarbeit überreden lässt und zudem leichte Ähnlichkeit mit einem gewissen Kult-Archäologen besitzt. Klingt bis hierhin noch nicht so außergewöhnlich? Nun ja, der Film basiert auf einem BDSM-Comic (der übrigens "Die Ärzte" nicht nur zu einem ihrer berühmt-berüchtigten indizierten Songs sondern auch zu ihrem Band-Maskottchen inspirierte), für Drehbuch und Regie ist der Mann verantwortlich, der der Welt auch den Original-"Emanuelle" von 1974 bescherte, und die letzten 40 Minuten spielen in einer seltsamen unterirdischen Stadt, die von einem Volk von Bondage-Amazonen in bizarren Rüstungen bewohnt wird. Kaum verwunderlich also, dass er für mich in dem Teil in Sachen WtF?-Faktor schon fast "Zardoz"-Niveau erreicht. Wer bei diesem Film eine billige Optik erwartet, wird übrigens überrascht sein: "Gwendoline" ist wunderschön gefilmt und schlägt in dem Bereich beispielsweise die beiden wenig später entstandenen Quatermain-Filme um Längen.

      Ein unterhaltsamer Film, den arte gerne mal im Rahmen seiner Trash-Reihe zeigen dürfte: Züchtiger und geschmackvoller als die Werbepausen bei der kommerziellen Konkurrenz zur gleichen Zeit sind die Softcore-Abenteuer von Gwendoline auf jeden Fall!

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      • 6

        Tony Scott dreht nach einem Drehbuch von Quentin Tarantino einen der angeblich besten Liebesfilme aller Zeiten, aber das mit Abstand interessanteste Paar wird von Christopher Walken und Dennis Hopper gespielt und hat leider nur eine einzige gemeinsame Szene. Leider sind die Hauptfiguren in "True Romance" Clarence - den man auch Clary-Sue nennen könnte - und Alabama, die von Christian Slater und Patricia Arquette dargestellt werden.

        Er, Comicbuchverkäufer, schaut gerne Eastern, belästigt seine Mitmenschen mit spannenden Fakten über Elvis und fädelt auch schon mal einen Drogendeal ein wenn es sein muß. Sie, Ex-Callgirl, wird hauptsächlich durch gutes Aussehen, grenzenlose Naivität und ständiges Kichern charakterisiert, Basis ihrer immer behaupteten, aber nie gezeigten großen Liebe scheint ihr gemeinsames Faible für modische Sonnenbrillen zu sein. Unter gezeigter Liebe im Film verstehe ich übrigens etwas anderes als einen Quickie in der Telefonzelle oder das, was wir zu sehen bekommen, wenn Clarence ihr vom Tod ihres Zuhälters berichtet. Besagte fremdschämverdächtige Szene halte ich übrigens für das unglaubwürdigste und schlechteste von Tarantino verfasste Stück Drehbuch, das je seinen Weg auf die große Leinwand gefunden hat.

        Weit interessanter sind da viele Nebenrollen, unter denen man überraschend oft ein bekanntes Gesicht entdecken kann. Das ständige inkompetente bis schlichtweg dämliche Verhalten diverser Charaktere ist teilweise witzig, wirkt aber irgendwann viel zu erzwungen. Gut gefallen hat mir die Optik, selten hat man die 90er so stylish-bunt gesehen. Der Soundtrack ist OK und übrigens eines von Zimmers besseren Werken (sprich: Man hat ihn nicht schon auf halbem Weg vom Trommelfell ins Gehirn vergessen), die Stärke liegt allerdings hauptsächlich in Fremdkompositionen, das Quasi-Main Theme "You're so cool" klingt wie eine abgelehnte Geräuschkulisse für einen Bacardi-Werbespot, schafft es aber immerhin beim Anschauen aufzufallen.

        Letztendlich ein ziemlich überhypter Film, der hauptsächlich von interessanten Nebensächlichkeiten wie dem "Hey, den Schauspieler kenne ich doch irgendwoher..?"-Effekt profitiert.

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        • 4

          "Come drink with me!"

          Wenn mit Jackie Chan und Jet Li die Robert de Niro und Al Pacino des chinesischen Kloppkinos das erste Mal in einem Film aufeinandertreffen, erwarte ich beileibe keine Geschichte von Shakespearschen Ausmaßen - ein bißchen mehr als eine einfallslose 08/15-Quest mit einer Rahmenhandlung á la "Die unendliche Geschichte" hätte es aber schon sein dürfen. Auch actionmäßig war ich eher enttäuscht, da haben die beiden Prügelknaben in anderen Filmen schon packenderes gezeigt. Vielleicht haben Genrefans mehr Freude an diesem Werk, auch da es anscheinend einige Anspielungen auf einschlägige Filme gibt, ich allerdings nur drei davon erkannt habe (inklusive meines Eingangszitats).

          Letztendlich am besten gefallen hat mir die weißhaarige Peitschenlady mit der magischen Martial-Arts-Mähne - und das aus eher offensichtlichen Gründen. Dafür nachhaltig verstört hat mich die Szene, in der Jet Li auf Jackie Chan uriniert - was sollte das? Irgendeine subtile Message rüberbringen? Anbiederung an das Friedberg/Seltzer-Publikum? Eine Kostprobe von typisch chinesischem Humor?

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          • Komisch, jedesmal wenn ich Kristen Bell sehe, bekomme ich das starke Bedürfnis, sie in den Arm zu nehmen und zu knuddeln... äh ja, jedenfalls wünsche ich ihr aus nicht ganz uneigennützigen Gründen viel Erfolg bei ihrer Mission!

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            • 6 .5

              "Je stärker der Schurke, desto stärker der Film!" Diese alte Weisheit vom Master of Suspense trifft zwar nicht immer zu, bringt aber mein Hauptproblem mit "Sin City" wunderbar auf den Punkt. 3 Geschichten aus der kriminellsten Stadt des Sonnensystems, und keine wartet mit einem halbwegs interessanten Antagonisten auf. In Story Nummer 2, in der sich Damen der käuflichen Zuneigung und ein Fotograf mit Iren um die Leiche eines korrupten Polizisten mit Waffengewalt streiten (komisch, wenn ich es so schreibe klingt es fast wie ein schlechter Monty Python-Sketch) ist so jemand nicht wirklich vorhanden, und in den Stories 1 und 3... sagen wir mal so, nur weil ein Charakter abartige Neigungen hat, macht ihn das noch lange nicht interessant, da kann sich Hannibal Lecter auf den Kopf stellen und mit den Füßen wackeln. Btw: Der Bruder ein religiöser Wirrkopf mit ungesundem Appetit auf Menschenfleisch, der Sohn ein kastrierter Sado-Pädophiler mit ungesunder Gesichtsfarbe - familientechnisch gesehen hat Senator Roark eine der größten Arschkarten der Filmgeschichte gezogen.

              Ansonsten: Schauspieler gut, Spannung vorhanden, Humor kaum, Selbstironie leider überhaupt nicht, Handlung ging so (Grund siehe oben), zuviele überflüssige Geschmacklosigkeiten (Grund siehe oben), Voice-Overs irgendwo zwischen OK und nervend sowie - yep, genau: Die einzigartige Optik, die, wenn ich mich an Bilder aus dem Film zurückerinnere, diese wie Comicpanels erscheinen lässt, das größte Plus von "Sin City" darstellt und mindestens einen Punkt in meiner Bewertung ausmacht. Ansonsten bleibt mir nur zu sagen: Rodriguez ist dann am besten, wenn er Rodriguez verfilmt!

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              • In 3D und völlig verwackelt - so könnte man wenigstens mit dem Spruch werben "So haben sie das antike Ägypten noch nie gesehen!"

                • 8 .5

                  "That is impossible. How can a blind man be a lookout?" - "How can an idiot be a police officer?"

                  Wie schon im ersten Teil geht es um den Diebstahl des berühmtesten fiktiven Diamanten der Welt, hat aber sonst wenig mit diesem gemein. Inspektor Clouseau ist hier natürlich die eindeutige Hauptfigur und bestreitet mit seinen Ermittlungen, bei denen er eine Schneise der Verwüstung durch mehrere Länder zieht, eindeutig die Haupthandlung. Dann gibt es noch die Nebenhandlung um Chief Inspector Dreyfus, der sich immer stärker in seinen Clouseau-Wahn hineinsteigert. Das hat man so ähnlich zwar schon zehn Jahre zuvor in "A Shot in the Dark" gesehen, tut dem Spaß allerdings keinen Abbruch - da es hier ausführlicher geschildert und mit neuen Ideen versehen wird, ist es mindestens genauso lustig wie im Vorgänger. In der zweiten Nebenhandlung sucht der zu Unrecht verdächtigte Charles Litton ebenfalls nach dem echten Dieb - zur Abwechslung liegt hier der Fokus etwas mehr auf Spannung als auf Humor, ein geschickter Schachzug der Macher, da man so dem Zuschauer Lachpausen zugesteht ohne Längen aufkommen zu lassen. Christopher Plummer hat mir in dieser Rolle ehrlich gesagt sogar besser gefallen als David Niven, wahrscheinlich weil sein Phantom mehr ein Mann der Tat ist.

                  Als Zuckerguss gibt es noch ein paar Gags, die für mich deswegen so gut funktioniert haben, weil sie so dämlich waren dass ich sie nicht habe kommen sehen - der Taxifahrer in Gstaad zum Beispiel, herrlich! Von den Nebendarstellern will ich noch kurz Burt Kwouk als Clouseaus leidensfähigen Diener Cato erwähnen, einfach weil es sonst kaum jemand macht, und Catherine Schell, die hier deswegen mehrmals so auffallend natürlich lacht, weil sie in diesen Momenten nicht schauspielert.

                  Um jetzt aber zum Schluss zu kommen: Ganz knapp hinter seinem überdrehten Nachfolger ist "The Return of the Pink Panther" für mich unbestritten der zweitbeste Film der Reihe.

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                    Schuster, bleib bei deinen Leisten! oder: Sorry Kevin, aber wenn du einen Horrorfilm drehen willst, dann bitte einen, der erstens diese Genrebezeichnung nicht nur aus Marketinggründen spazierenführt und bei dem man zweitens nicht schon nach einer Zwei-Sätze-Kurzinhaltsangabe merkt, dass er nichts taugen wird. P.S: Ab wann darf ich eigentlich mit "Clerks 3" rechnen?

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                    • 6 .5

                      Sorry Sergio, durch deine Dollar-Trilogie wirst du zwar immer einen Stammplatz in meiner Liste der besten Regisseure aller Zeiten haben, aber deine Abschiedsvorstellung namens "Once Upon A Time In America" ist leider vergleichsweise durchwachsen geraten. Ich habe schon Filme gesehen, die in einem Drittel der gefühlten Laufzeit doppelt so viel Handlung untergebracht haben, ob da ein 6-Stunden-Cut, wie von dir ursprünglich intendiert, wirklich ratsam gewesen wäre, bezweifle ich. Außerdem bin ich immer noch unentschlossen, ob ich deinen Film oder nur seine Protagonisten für frauenfeindlich halten soll. Trotzdem liebe Grüße!

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                      • 8 .5

                        Scheibenwelt-Realverfilmung, die dritte: "Going Postal" ist für mich die bis dato beste, aber auch die erste, deren Romanvorlage ich nicht kenne.

                        Uneingeschränkte Empfehlung für alle, die in einem Fantasyfilm weder epische Schlachten noch düstere Prophezeiungen brauchen, aber eine moralische Geschichte mit Humor, Anspielungen auf die reale Welt (Stichwort Finanzkrise), kurze Flirts mit Western-Ästhetik und der sexysten "Dirty Harry"-Hommage aller Zeiten mindestens genauso reizvoll finden können.

                        • 7 .5

                          "What kind of movie is this?" - Ein humoristisches Feuerwerk - aber leider nicht durchgehend. Schuld daran sind einfach ein paar Längen zuviel, die irgendwann ermüdenden Wortgefechte von David Niven mit seinen diversen Damenbekanntschaften und Neffe George, den ich nur im Gorillakostüm nicht affig finde. Groß sind allerdings die Szene mit der Versteckaktion im Schlafzimmer der Clouseaus und die letzten 20 Minuten. Auch noch großartig: Der Soundtrack von Henry Mancini ("It had better be tonight" bleibt einem auch nach dem Film noch als Ohrwurm erhalten, und das "Pink Panther Theme" gehört völlig zu Recht zur filmmusikalischen Allgemeinbildung), sämtliche Schauplätze (mit wunderschönen Schneelandschaften kriegt man mich sowieso immer, selbst jetzt, wenn ich dazu nur aus dem Fenster schauen müsste) und Peter Sellers, der mit Inspektor Clouseau die Rolle seines Lebens gesucht und gefunden hat.

                          Unterm Strich ein Film, den ich so gerne lieben würde, aber leider doch 'nur' mag...

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                          • Auch von mir frohe Weihnachten und alles, was so dazu gehört!

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                              Da Chun Li vor langer Zeit mal mein Lieblings-SF-Charakter war - und zwar bis in "Super Street Fighter 2" Cammy eingeführt wurde (ähem) - und ich sowieso Interesse an dieser Art von Filmen habe, egal wie schlecht ihr jeweiliger Ruf ist, war es nur eine Frage der Zeit, bis ich mir auch den hier mal zu Gemüte führen würde. Und wie so oft bei Videospielverfilmungen regt man sich am meisten über das verschenkte Potential auf - hier wurde sogar Trash-Potential verschwendet. Um mal die Hauptkritikpunkte zusammenzufassen: Es würde mich nicht wundern, wenn die Hauptverantwortlichen dieses Films noch minderjährig sind, das wäre jedenfalls noch die annehmbarste Entschuldigung für das naive Drehbuch, den Großteil des Casts und die plumpen Kampfchoreographien. Um so kurz vor Weihnachten aber noch versöhnliche Töne anzustimmen: Die Location-Scouts haben als einzige gute Arbeit geleistet (und vielleicht noch die Catering-Leute - man weiß es nicht) und als Mittel, um gewaltsam Zeit totzuprügeln, kann man notfalls auf "Street Fighter: The Legend of Chun-Li" gerade noch so zurückgreifen.

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                                über Gamer

                                Wäre der Film "Gamer" ein Kommentar zum Film "Gamer", könnte er - abzüglich Rechtschreibfehlern und Wörtern wie 'geil' - vielleicht so aussehen (Ähnlichkeiten zu real existierenden Trollen sind möglich, aber nicht beabsichtigt):

                                "Nachdem Taylor und Neveldine in ihrem Debüt-Doublefeature, den sensiblen Außenseiterdramen "Speed 1" und "Speed 2: Complete Control" gewohnt ruhige Töne anschlugen, lassen sie in ihrem im Dogma-Stil gedrehten Lederhosenfilm "Gamer" endlich mal wieder die Sau raus. Man sollte ihn allerdings als schlecht im Kino abgefilmte Raubkopie auf einem Schwarz-Weiß-Fernseher anschauen, denn nur so kommen die atemberaubenden Stop-Motion-Animationen voll zur Geltung (Wie der eine von links nach rechts läuft - Wahnsinn! Und dann geht er wieder zurück!). Ich habe ihn mir so schon höchstens 16mal angeschaut und er wird nicht besser. Die Handlung ist genial, aber darum geht es in so einem Film nicht, und wenn ich eine intellektuelle Story will, schalte ich donnerstags um 20:15 Uhr RTL ein. Auch die in den Outtakes gezeigten schauspielerischen Leistungen sind fernsehpreisverdächtig, insbesondere Russell Crowe zeigt, warum ihm zurecht nicht die Titelrolle in "Marie-Antoinette Now" angeboten wurde. Und an all die Spießer, die sich wegen der Gewalt aufregen, wenn ihr unbedingt Tote, Schwerverletzte, Leichtverletzte und Unverletzte sehen wollt, dann lest doch lieber mal wieder ein anspruchsvolles Buch, anstatt mit durchdachten und verständlich formulierten Argumenten 13jährigen Filmexperten auf die Nerven zu fallen! Mein Mitleid haben alle, die die in diesem Absatz vertretene Meinung teilen, anstatt einfach mal den Kopf abzuschalten und mit anderen Körperteilen zu denken.

                                Spätestens wenn "Gamer 2" nächstes Jahr sämtliche wichtigen Preise in Cannes und Venedig abräumt, werden all die Möchtegernfilmgenießer, die diesen Film grundlos in den Himmel jubeln, merken, dass sie Recht haben. Ich würde jetzt noch gerne auf den autoerotischen Subtext und die Anspielungen auf schlüpfrige Screwballkomödien aus der Spätrenaissance eingehen, aber es ist schon spät und ich muß noch meine Medizin nehmen..."

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                                • Der konsequenteste Titel wäre "Judd Apatow Movie", der ehrlichste wahrscheinlich "Überschlecht" und ansonsten weigere ich mich, mich für so einen Film kreativ anzustrengen - die Macher haben das sicherlich auch nicht gemacht!

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                                  • 6 .5

                                    "Masters of Horror" - eigentlich so gar nicht meine Baustelle. Als ich zufällig auf eine Inhaltsangabe zu "Sick Girl" stieß, dachte ich aber, dass dieser Film ein interessantes Experiment werden könnte: Was wird wohl siegen - mein Faible für Filme mit lesbischer Thematik oder meine Abneigung gegenüber Insekten?

                                    Was als niedliche Liebesgeschichte beginnt, mutiert immer stärker zu Monsterhorror, und bietet einige mehr oder minder subtile Kommentare zu Homophobie und Beziehungen. Lobend erwähnen will ich noch Misty Mundae, die ich bisher aus unerfindlichen Gründen in die Schublade mit der Beschriftung 'uninteressante Softcore-Tante' gesteckt habe, jetzt aber dringendst umsortieren muß. Ach ja, und wen es interessiert: Letzten Endes ging das Experiment 2:2 aus!

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                                    • 10
                                      über Sieben

                                      *Enthält leichte und mittelschwere Spoiler*

                                      Einer der besten Filme der Neunziger Jahre. Und der beste im nicht gerade durch viele Highlights glänzende Serienkillerthriller-Genre sowieso. Fincher kann hier erstmals voll sein Talent für eine düstere, depressive Atmosphäre, die lange Zeit sein Trademark sein sollte, voll ausspielen, der verregnete Moloch New York als ein Quasi-Hauptdarsteller ist extrem wirkungsvoll - besonders wenn die Erstsichtung wie bei mir in einem völlig verrauchten Raum am Morgen des trübsten Montags im Dezember des Jahres 1999 stattfand. Eines der intensivsten Filmerlebnisse, die ich je hatte, stimmungsmäßig war der Rest des Tages jedenfalls im Eimer. David Fincher schafft es, die Spannung den ganzen Film über zu halten, selbst als man sich kurz vor Ende in unsicherer Sicherheit wiegt. Sie haben ihn, sie werden von einem Hubschrauber inklusive Spezialkommando überwacht, über das weite Feld kann er nicht entkommen und sogar die Sonne scheint: Eigentlich kann nichts mehr schiefgehen - und genau das zerrt an den Nerven, da man als erfahrener Zuschauer weiß, dass noch etwas kommen MUSS!

                                      Was "Se7en" noch positiv von scheinbar vergleichbaren Filmen abhebt - sogar von Finchers eigenem "Zodiac": Se7en ist ausschließlich ein Film über die Jagd auf einen Serienkiller, niemals ein Film über einen Serienkiller. Man bekommt keine einzige Szene aufgetischt, die den Killer bei seinen Taten zeigt, wenn ich mich nicht irre gibt es im Gegenzug keine einzige Szene, in der keiner der beiden Ermittler Mills und Somerset (selten so gut: Brad Pitt und Morgan Freeman) irgendwie anwesend ist - und genauso muß ein Film dieser Art sein: Professionellen Kriminalisten bei der Arbeit zuschauen und dabei keinerlei voyeuristische Zelebrierung von Grausamkeiten. Zwar kommt einem bei der Erstsichtung der Film wahrscheinlich brutaler vor, als er ist, tatsächlich spielt sich das Meiste allerdings im Kopf ab, und mit dem Trägheits-Opfer hat man auch schon das heftigste überstanden - nämlich eine Szene mit einem extrem wirkungsvollen Schock. Ansonsten gibt es hier ziemlich viel exzellenten Suspense zu bewundern - ich stelle jetzt beispielsweise mal die rhetorische Frage, wieso es ein böser Spoiler wäre, wenn ich den Namen des großartigen und bekannten Schauspielers, der den Killer John Doe spielt, nennen würde, obwohl es nichts von der Handlung vorwegnimmt?

                                      Diese und ähnliche effektive Mechanismen von "Se7en" haben die Macher von grausamen Möchtegern-Epigonen wie "Resurrection", "Horsemen" oder dem ersten "Saw" nicht mal ansatzweise verstanden, vielmehr wollen sie mit der Faszination des Bösen locken und nerven doch nur mal wieder mit der Banalität des Blöden. Wer aber tatsächlich solche oder ähnliche Machwerke "Se7en" vorzieht, den soll John Doe heimsuchen und mit dem non-stop-anschauen von Platinum Dunes-Streifen nicht unter sieben Tagen bestrafen!

                                      P.S: Kommt es mir eigentlich nur so vor, oder geht es in gefühlten 85% der Romane in der Krimiabteilung deutscher Buchhandlungen um Serienmörder?

                                      P.P.S: Ach, und könnte bitte mal jemand das unpassende und für "Se7en" fast schon beleidigende Genre-Tag 'Horrorfilm' oben entfernen? Danke!

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                                      • 2

                                        Hat mich irgendwie an den Song "You Suffer" von Napalm Death erinnert...

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                                        • 7 .5

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                                          • 5

                                            Ein Film voller Trotz: Denn trotz John Woo auf dem Regiestuhl, trotz Mr. Room als Klangkonstrukteur, trotz Slaters nicht vorhandener Präsenz, trotz Travoltas stellenweise zu dick aufgetragenem Knallchargieren als Bösewicht und trotz einer uninspirierten vorhersehbaren Story ist "Die Hard in the National Park" noch ganz erträglich geworden!

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                                            • 2

                                              John Woo, (Anti)Kriegsfilme und das Action-Genre - 3 Dinge, die man tunlichst voneinander fernhalten sollte!

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                                              • So viele Promi-Pornos... - und keiner dabei, den ich mir freiwillig ansehen würde!

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                                                • *hust* Das sympathische Tierchen aus der Zahnpastawerbung schreibt sich ohne 'ie', also 'Biber'!

                                                  • 7

                                                    Wer mal einen realistischeren Agentenfilm sehen will, sollte nicht zu Bourne greifen (OK - das sollte man so oder so nicht), sondern besser zu dem hier: Hier bittet der Held auch mal um eine Gehaltserhöhung und der Chef droht bei Mißerfolg mit der Schließung der Abteilung.

                                                    Spröde, nur stellenweise spannend, trotzdem hat mir "Ipcress" gefallen. Einzig Harry Palmers Brille - ein Accessoire, um ihn optisch von anderen von Caine verkörperten Charakteren abzuheben - hat mich irgendwie gestört. Klingt komisch, ist aber so!

                                                    (Die 7,0 hat sich der Film an sich verdient, da ist kein Bonus dabei, nur weil man im Vorspann die Namen Harry Saltzman, Peter Hunt, John Barry und Ken Adam zu lesen bekommt. Und erst recht keiner, nur weil ich Michael Caine schon mal in einem Christopher-Nolan-Film gesehen habe!)

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