jacker - Kommentare

Alle Kommentare von jacker

  • 8

    ...das dritte Advents-Türchen geht auf und raus kommt eine versteckte Film-Perle.

    'Vor einer langen Zeit lebten auf einer einsamen Insel im Ozean eine handvoll Menschen. Ihre Gedanken formten sich in den verschiedenen Sprachen und sie suchten die Worte zueinander. Zu Beginn waren sie friedlich und halfen einander, doch bald zerbrach die Harmonie und Gegensätze taten sich auf. Der Vater liebt den Sohn und nicht der Sohn die Mutter. Der Tod liebt das Leben und nicht das Leben die Geburt. Das Vordere ist hinten und das Hintere schwimmt plötzlich vorn.'

    Gründe sich "Egomania - Insel ohne Hoffnung" anzusehen gibt es zuhauf!
    Ausreichend ist bereits dass Schlingensief hier die Regie geführt hat, wohl einer der interessantesten Filmemacher, die dieses Land je hervor gebracht hat und bringen wird (und das sage ich mit gutem Gewissen nach Sichtung erst der halben Filmografie!).
    Wer sich da noch nichts drunter vorstellen kann, dürfte stattdessen im Cast genügend Gründe finden: Udo Kier hat viel gemacht, dennoch wird dieser Auftritt auf der Abstraktheits-Skala seiner Figuren (und auch des ganzen Settings) sehr weit oben angesiedelt sein. Der Mann füllt die Szenen mit einer so großen Präsenz, dass man (ich zumindest) vor dem Fernseher erschaudert (bin) - dieser Blick, dieser Körpersprache, diese plötzlich explodierende, ausbrechende Wut - einzigartig. Als Sahnehäubchen darf man ihn hier in den skurrilsten Momenten beobachten, sei es dass er vom Hunger gequält Schlamm frisst, auf Stöckelschuhen durch die Tundra stolpert, oder im wahnsinnigen Tanz mit seinem Gegenüber versinkt.
    An seiner Seite / als sein Gegenüber steht die junge Tilda Swinton in einer ihrer ersten (oder sogar ihrer ersten) Filmrolle(n), auch damals schon mit ähnlicher Präsenz wie Kier gesegnet.

    Abseits des Schauspielensembles liegt aber die wahre Qualität, denn "Egomania" ist obskur, nahezu psychotisch, im nächsten Moment amüsant & leicht und in seiner Gesamtheit und Bildhaftigkeit von einer nahezu mystischen Eigenartigkeit getragen. Alles kann alles bedeuten, die Geschichte liegt in einer abstrahierten und versteckten Form vor die mir mit ganzer Wucht die Normalität und Geradlinigkeit der eigenen Denke bewusst macht - ein Werk um es zu reflektieren, genau zu horchen und zu VERSUCHEN es zu verstehen! Eine wahnsinnige und doch tiefschöne Verbildlichung des uralten Kampfes des Guten gegen das Böse, des Hasses gegen die Liebe.

    Verschiedene Literaturzitate leiten uns und geben Hinweise, das Puzzle zusammensetzen muss jedoch jeder selbst - eine Aufgabe die sicher nicht einfach ist und gehörigen Einsatz erfordert - sofern er es will, denn "Egomania" kann alles sein, auch eine Qual und eine 80minütige Erfahrung, auf die viele lieber verzichten würden (wofür ich VOLLSTES Verständnis habe, denn hier ist alles zwischen Totenkopf und Herz möglich und legitim)! Dieser Film fordert das Hirn enorm und verstört es nicht zu knapp - Harmonie in Reinform und im nächsten Moment springt der Wahnsinn uns an!

    Für Interessierte ein kleine Impression (zum Film / Dreh):
    http://www.youtube.com/watch?gl=DE&hl=de&v=K1JZE23iUu8

    Ich schließe mit dem Appell: Schlingensief's (auch von mir erst vor kurzem entdeckte) Werk draf nicht in Vergessenheit geraten - zieht es euch rein!

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    • "Godzilla Vs Mechagodzilla" in guter Optik und ohne den Trash-Faktor.. Hammer!
      Sieht (soweit ich das auf dem Smartphone-Screen beurteilen kann) richtig gut aus!

      • Ich kann mir schwer vorstellen was (ausser flüssigeren, ruckelfreien Bewegungen / Schwenks) daran anders sein soll?

        • Die prozentuale Liste liest sich spannender und überraschender.
          Dennoch ist es etwas befremdlich mit 15 Fans (=100%) Zunahme vor Leuten mit 150 Fans mehr zu stehen.
          15+15=30 = immernoch viel zu wenig!
          Trotzdem: Sono, Refn, McQueen! Passt!

          • Wenn diese gesamten Aussagen nicht eh nur heisse Luft wären würde ich sagen: 'Lasst doch einfach mal eine fertig erzählte Geschichte, eine fertig erzählte Geschichte sein!'
            "Kill Bill Vol. 1 & 2" sagen alles was gesagt werden muss und das ausführlich! Reicht, mehr will und brauch ich nicht!
            Diese Ausschlachtungsorgien verwässern doch so dermaßen die Eigenständigkeit und den Charakter der 'Originale'!

            • 'Die Rolle gehört mir'

              Und wie! Ein andere Gandalf, das ginge einfach nicht!

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              • Ich hoffe der zweite Teil löst sich mehr von Raimi's Filmen und macht endlich was eigenes! Dann wird es auch nciht so ein Desaster wie "The Amazing Spiderman"!

                  • Von ihm halte ich ganz viel, ahbe eigentlich noch nichts mit ihm gesehen was (in Bezug auf seine Leistung) enttäuscht hat!
                    "Was nützt die Liebe in Gedanken" ist auch mehr als erwähnenswert!
                    Schön wie er im Rundgang ganz nebenbei die Essenz der Filmrezeption anspricht: 'Guter Film, aber das ist ja auch alles immer ganz subjektiv, da hat ja jeder eine andere Meinung zu!'
                    Und "Eraserhead" VIER mal hintereinenader?!?! Respekt!

                    • Immer wieder eine Freude.
                      Er schafft es die Filme/Serien bereits durch bloße Präsenz aufzuwerten und hat nicht lang gebraucht um sich für immer ins Gedächtnis zu spielen!
                      Von seinen eigenen Regiarbeiten habe ich erst "Interview" gesehen und fand ihn super, vor allem auch weil Buscemi sich hier mal mehr Screentime gibt!
                      Eigentlich schade, dass er so oft auf Nebenrollen gesetzt wurde, aber vielleicht hat auch genau das geholfen seinen Ruf zu formen!
                      Auf jeden fall Hebbi Börsdeeh!

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                      • War er das nicht mit diesen miesen Aussagen über den "Avengers"-Kollegen?
                        Der Film klingt für den Technologie/SciFi-affinen Filmschauer natürlich interessant..

                        • Braucht es nicht, stört aber auch nicht!
                          Immerhin eine Möglichkeit die Filme noch mal im Kino zu sehen. Von daher nicht verkehrt!

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                            Mr. Vincent Vega hatte mit deinem "Das Rezeptionsdiktat in Online-Communities"-Artikel schon irgendwie recht: man fühlt sich komisch wenn einem ein so einheitlich und ultimativ hochgefeiertes 'Meisterwerk' nur wenig gegeben hat. Erst recht wenn alle Zeichen - stilistisch wie inhaltlich - im Vorfeld auf 'Über-like' stehen!

                            Nur wenig, denn krasse Momente hat der Film ohne Frage, Momente in denen man plötzlich das Gefühl hat in direkter Interaktion mit zwei Wahnsinnigen zu stehen, von ihnen angesehen, instantan durschaut zu werden - abseits dieser Momente ging mir "Possession" jedoch immer wieder und über weite Strecken ziemlich auf die Nerven. Das meisterhafte Schauspiel (AKA maximal möglichstes Overacting), was ja zu weiten Teilen nur aus abartig lautem Gebrülle besteht, war mir einfach bis auf ein unerträgliches Level zu viel (gefühlt: Claudia Wilson's hysterisches 'Get Out!' Gebrülle aus "Magnolia" im 2 Stunden Loop), teilweise driftet das ganze dann endgültig ins lächerliche ab: Die U-Bahn Tunnel Szene hat einfach zu viel von Helge Schneider's 'Nachbeben' aus "Texas", als das ich mir das Lachen hätte verkneifen können!

                            Dabei hätte diese ganze Beziehungskiste so schön mit dem Vorschlaghammer die Magengrube malträtieren können, hätte ich sie denn ernst nehmen können. Ich glaube ich bin einfach was, impulsives, unkontrolliertes Verhalten betrifft, so meilenweit vom Psychoterror der zwei Protagonisten entfernt, dass ihr Verhalten sich für mich gegenüber jeglicher Nachvollziehbarkeit verschliesst.

                            Ich glaube aber "Possession" und ich, das passte speziell GESTERN wohl nicht richtig zusammen. Kaputt, müde, wenig aufnahmefähig ist (vielleicht) keine gute Basis für einen recht anstrengenden Film, der überwiegend über seinen Interpretationsspielraum funktioniert. Speziell der zweite Tei des Films - in dem es ja immer obskurer wird, was mir eigentlich immer mehr zusagen würde - hat mich immer mehr verstimmt.
                            Versuch ich nochmal und hoffe die guten Momente weiten sich vom Empfinden her aus. Bis dahin kann ich leider nicht von einem Sog Sprechen, sehe kein 'Meisterwerk' und war leider nur teils fasziniert und überwiegend genervt.
                            Und jetzt 3, 2, 1... Samourai in!

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                            • SOllen nur 'gute' in die Liste?
                              Mir fallen auf Anhieb noch "Tommyknockers", "Thinner - Der Fluch" und "Dead Zone - Das Attentat" ein..

                              • Ob das nun gut oder schlecht geworden wäre, steht in den Sternen.
                                Viel gutes habe ich über das "Vermächtnis" bis jetzt noch nicht gehört, überzeuge ich mich aber wenn er in die Videotheken kommt selber von!

                                • Stark.
                                  Auf Fassbinder's Epos bin ich auch gespannt, der gammelt schon ewig auf meiner Lovefilm-Liste rum, aber der Zufall hat die ersten Discs noch nicht in meinem Briefkasten landen lassen. Will aber vorher auch eigentlich noch ein paar ältere von ihm sehen..
                                  Empfehlungen?

                                  • Bardem ist klasse, aber der Film wird mir oft zu sehr als seine Show dargestellt. Eigentlich ist jede noch so kleine Nebenrolle erwähnenswert!
                                    Woody Harrelson !!!

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                                    • Sehr schöne, ausführliche, persönliche Antworten, dazu eine weitreichende, allumfassende Liebe zum Film!
                                      Besser geht es ja gar nicht :)

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                                      • Fein, von Shyamalan kenne ich nur die frühen Werke, die haben mich als (damals wenig filminteressierten) Teenager schon sehr beeindruckt. "The 6th Sense" etwas mehr als der Folgefilm "Unbreakbable". Dann kamen der schwache "Signs" und der desaströse "The Village" und ich hatte den Herren erst mal abgeschrieben. Die neueren interessieren mich aber schon irgendwie, speziell "Devil".
                                        Und bei Nolan bin ich gespannt was du von "Prestige" und "Insomnia" hälst (falls du planst die mal zu schauen). "Insomnia" ist (m.M.n.) megamäßig unterschätzt, einer der letzten Glanzauftritte von Pacino und lebt von einer fantastisch surrealen Atmosphäre :)

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                                          über Tetsuo

                                          ... das zweite Advents-Türchen geht auf und raus kommt eine versteckte Film-Perle.

                                          Genaugenommen ähnelt dieses Werk nach klassischer (langweiliger?) Definition nur aufgrund der Wahl seines Mediums einem 'Film'. Was genau ist "Tetsuo"? Das zu entscheiden, zu definieren, diese groteske Darbietung zu analysieren fällt schwer und sei jedem selbst zu überlassen!
                                          Ich sage: definitiv Film, aber eben kein Spiel- sondern Kunstfilm, avantgardistisch und experimentell!
                                          In seiner Ästhetik wirkt "Tetsuo" wie ein 65 minütiger, völlig durchgedrehter Industrial/IDM-Videoclip (Chris Cunningham's "Come To Daddy" und "Rubber Johnny" lassen grüßen, bzw. lässt "Tetsuo" der je wesentlich älter ist, korrekterweise in ihnen grüßen!): Schnelle, berauschende Bilderflut, mit sekundenschnellen Cuts, ein hämmernder, metallisch-kalter Soundtrack, mal wirklich Beat, mal Gedröhne - lebendig gewordene industrielle Maschinen deren nie endender Rhythmus treibt und treibt und treibt - dazu absurde, surreale Motive - die Metamorphose vom Mensch zur Maschine, das Fortschreiten des Eisens, die Symbiose der Elemente.

                                          Alles an diesem Film ist ein Trip und schockiert, verdreht, amüsiert, fordert. Mal enorm intensiv und abstoßend, an anderer Stelle wieder nahezu witzig. Lachmuskeln und Nackenhaare reichen sich die Klinke.

                                          Es ist beachtlich, was Regisseur Shin’ya Tsukamoto hier mit offensichtlich geringen Mitteln für ein Feuerwerk schaft: Industrial-Splatter, um eine Flut von seltsamen metallischen Formen gesponnen, treibende hochgeschwindigkeits-Stop-Motion die von reiner Verwandlung der Formen bis zur menschlich/maschinellen-Rakete reicht, dazu ein unappetitliches Rumgesaue - Schleim, Glibber, seltsam lebendige Metalgewächse - dass in einem bizarr-tödlichen Bohrmaschinenpenis gipfelt. Abgerundet wird das alles von phänomenal verzerrten Grimassen, Gegrunze und Literweise Schweißperlen der Qual.

                                          Die 80er waren scheinbar ein gesunder Nährboden, für experimentelle und abartig intensive Kunstfilme jeglicher Art - irgendwie musste ich die ganze Zeit an den psychedelischen Wahnsinn denken, den Schlingensief hierzulande ein paar Jahre früher abgedreht hat - "Tetsuo" ist völlig anders und doch irgendwie ähnlich, denn auch wenn er seine irre Wirkung mehr über visuelle und akustische Reize erzielt (und sie nicht erst im Kopf entstehen lässt), er zielt doch voll auf die Synapsen!

                                          Wenn man will kann man hier wahrscheinlich sogar einiges reininterpretieren, Denkansätze sind genug vorhanden, man kann sich aber auch (wie ich) einfach nur berauschen lassen und am Ende entscheiden, ob man das irgendwie genial findet, oder gerade den größten Mist aller Zeiten gesehen hat! Ich tendiere zu erstem, obwohl es mir gegen Ende wirklich ein wenig zuviel des Guten wurde..

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                                          • 7 .5

                                            Es hat etwa 20 Minuten gedauert.
                                            Dann hatte er mich!
                                            Vollkommen!
                                            Nach besagten 20 Minuten musste ich kurz pausieren, an der Tür stand der Pizzamann um mir mein Abendessen zu bringen. Diese Pause habe ich genutzt um mir zusätzlich noch einen Erkältungstee zu kochen und eine Tüte gebrannte Mandeln aus meiner Tasche zu holen.
                                            Zweieinhalb Stunden später.
                                            Vor mir steht ein kalter Erkältungstee, aus dem nicht mal der Beutel rausgenommen wurde.
                                            Ich hatte vergessen zu trinken
                                            Vor mir steht auch noch eine kalte, halbe Pizza.
                                            Ich hatte irgendwann vergessen weiter zu essen.
                                            Vor mir liegen die Mandeln - unangetastet.
                                            Ich hatte auch vergessen zu naschen.

                                            Lebe ich noch?
                                            Denn mir erscheint es sehr plausibel, dass ich irgendwann in diesem Sog aus Gotham City auch vergessen habe weiter zu atmen. Dauerhaft!

                                            Für mich ist das der absolut perfekte Abschluss für diese Trilogie.
                                            Erklären warum es aus filmischer Sicht so ist kann ich nicht besser als mein Comicversessener Buddy rubelzar, also steht hier die Erklärung:
                                            http://www.moviepilot.de/movies/the-dark-knight-rises-batman-3/comments/572804

                                            Erklären was emotional mit mir los war kann ich nicht besser als audreyfan in ihrem Kommentar beschreibt, also hier:
                                            http://www.moviepilot.de/movies/the-dark-knight-rises-batman-3/comments/575016

                                            Der Film wurde schon von allen Seiten totanalysiert, das mache ich jetzt nicht noch mal. Nur so viel: Er hat das was er soll und das was ich mir von ihm erhofft habe so unglaublich gut erfüllt. Nicht ganz perfekt, denn das war "TDK".. Aber fast!

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                                              Was, bzw. ob "Rio Das Mortes" mir etwas sagen will, weiß ich nicht.

                                              Es gibt einige Themen die Fassbinder hier anschneidet, allerdings allesamt so oberflächlich, dass man kaum von Abhandlung sprechen kann. Ich suche jetzt ein wenig nach der Kernaussage, doch ich finde auch nach üppiger Überlegung keine. Wenn überhaupt (mit viel Phantasie) steckt da sowas wie: 'Die ollen Frauen sind doch eh nur ein Klotz am Bein, such dir nen wahren Freund und lebe deinen Traum, da hat man am Ende mehr von!' drin.
                                              Muss jeder für sich entscheiden wie er das sieht, meinen Nerv trifft es nicht wirklich.
                                              Nichts gegen Filme über wahre Männerfreundschaften, gut ausformulierte 'Bromances' haben auf jeden Fall ihre Daseinsberechtigung, aber hier wird mir zu abfällig mit der Thematik umgegangen.

                                              Nebenbei schneidet Fassbinder noch mal sehr kurz und fast dokumentarisch die Ausbeutung der dritten Welt an und platziert sehr offensichtliche Kritik am (damals ja gerade auf der Startbahn der totalen Globalisierung befindlichen) internationalen Wirtschaftssystem. Allerdings nur in Form einer kurzen 'Interviews' mit einem Fachmann, das war es dann auch schon wieder.

                                              Bis auf zwei unfreiwillig komisch/niedliche Kloppereien und eine nette Tanzeinlage der (trotz Achselbehaarung) bezaubernden Hanna Schygulla und Fassbinder himself passiert sonst nicht viel, einzig kurze Momente mit starker Atmosphäre flackern auf (der Monolog des befreundeten Archäologiestudenten, oder die herrliche, weil unheimlich echte Rede Günther Kaufman's über sein Matrosendasein), leiten aber nichts konstantes, oder größeres ein.

                                              Vielleicht was für Fassbinder Fans, ich bin noch keiner, wobei mir andere seiner Filme gezeigt haben, dass sich das wahrscheinlich noch ändern wird!

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                                                Zwei hochsensible Themen behandelt "Zappelphilipp", zum einen die enorme, an der Grenze zur Überforderung rangierende Belastung, der heutige Lehrer teilweise ausgesetzt sind, zum anderen der schwierige und moralisch fordernde Umgang mit 'Problemkindern'.

                                                Beides für sich schon Themen deren Tragweite mehrere Filme füllen könnte und so macht sich zunächst die Vermutung breit, dass sich hier eventuell verhoben wurde. Allerdings jonglieren die Macher geschickt mit der Tiefe der Problemdarstellung und verweben Sie in einer symbiotischen Art und Weise zu einem stimmigen Ganzen. Das Lehrerdasein wird über den Umgang mit gennanten Kindern gezeigt, die Hürden dargestellt und aus dieser Perspektive heraus die Unterschiede zwischen optimistischer, hoffnungsvoller Wahrnehmung einer (zugegebenermaßen sehr engagierten und aufopferungsvollen) Lehrerin und der überforderten, ich-bezogenen Mutter deutlich gemacht.

                                                Bereits offensichtlich werden viele Probleme angesprochen, doch nicht der Fehler begangen den ernstgemeinten Ansatz einer Lösung zu liefern - und auch zwischen den Zeilen steht viel geschrieben.
                                                Nimmt man sich die Zeit auf die Probleme eines hyperaktiven, schwierigen Kindes einzugehen, eine natürliche Lösung und einen zufriedenstellenden Umgang mit der 'Störung' zu finden? Oder setzt man auf medikamentöse Ruhigstellung - Symptome weg, aber vielleicht auch ein Stück Persönlichkeit?

                                                'Dem Fabian geht es jetzt viel besser mit den Medikamenten, in Mathe steht er auf Zwei. Nur das Besondere... das ist irgendwie weg!'

                                                Irgendwie schon ein Spiegel und auch eine kritische Reflektion unserer Epoche - einer Epoche in der alles schnell gehen muss, in der immer nur das Resultat zählt und in der vielerorts leider nur Symptome bekämpft werden anstatt an die Basis zu gehen. Auch lädt "Zappelphilipp" förmlich ein sich weiter mit der Frage und Definition der 'Normalität' zu beschäftigen:
                                                Wer definiert normal? Und wie sehr muss man von dieser Definition abweichen um eine 'Störung' diagnostiziert zu bekommen?

                                                Doch auch abseits dieser Kernfrage, thematisiert der Film viele kleine und große Probleme des Lebens, des Alltags und des Umgangs mit der eigenen Persönlichkeit. Ein überdurchschnittlich guter deutscher Fernsehfilm, dessen Abschlusszitat den heutigen Umgang mit den thematisierten Problemen wohl am besten beschreibt:
                                                'Und was willst du jetzt tun? - Ich weiß es nicht... Ich weiß es wirklich nicht!'

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                                                • Sehr interessant!
                                                  Vielleicht kopiere ich die Listenidee mal beizeiten, allerdings erst nachdem ich einige von mir bei Anmeldung auf MP aus dem Gedächtnis wahrscheinlich zu hoch bewertete FIlme neu bewertet habe (und vorher natürlich neu gesichtet!).

                                                  Und mal wieder finde ich deinen Geschmack sehr interessant!
                                                  Ist spannend, dass Filme so verschieden auf verschiedene Menschen wirken, meine Filmliste sähe sicher ganz anders aus!

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                                                  • Da soll noch mal einer meckern...
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                                                    Macht aber nichts, denn allein die Freude darüber Polanski mit seinen zwei enorm intensiven Klassikern hier in den Top10 (!!!) vertreten zu sehen ist schon groß genug!

                                                    "Possession" wird die Tage auch endlich mal gesichtet!

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