JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

  • 8

    Regisseur Ron Howard, sonst eher ein Mann des größeren Kinos und auch Pathos nicht immer abgeneigt, nimmt sich hier angenehm zurück und vertraut stattdessen auf das Drehbuch und seine Darsteller. Richtig so, in den Punkten ist "Frost/Nixon" grandios. Das soll nicht heißen, dass Howard keine tolle Arbeit abliefert, im Gegenteil. Er hat verstanden, dass es keine Effekthascherei oder künstlich aufgebaute Emotionen braucht. Er konzentriert sich auf eine nüchterne, dennoch flotte und unterhaltsame Inszenierung und ganz besonders auf die seiner Darsteller. Besonders Frank Langella (das war mal Skeletor!) ist bombastisch. Anfangs war ich mir nicht ganz sicher, ob er wohl die Idealbesetzung ist, rein optisch. Dem echten Nixon sieht er nicht gerade zum verwechseln ähnlich. Das er dieses schnell vergessen lässt, spricht für ihn. Selbst der große Anthony Hopkins hat ihn (trotz starker Leistung) für mich nicht so glaubhaft verkörpert. Langella gelingt es, alle Facetten dieses Mannes ungemein glaubhaft und bis ins kleinste Detail perfekt zu verkörpern. Vielleicht die beste Leistung seiner Karriere. Seinen Anteil daran hat natürlich auch das Drehbuch, dessen hervorragende Dialoge erst die Basis für diese darstellerischen Glanzleistungen liefern (neben Langella ist der restliche Cast ebenfalls großartig, er muß nur besonders erwähnt werden).
    Viel spannender und intensiver, als es sich im ersten Moment anhören mag, selbst für nicht so politisch-historisch interessierte Menschen. Das verbale Psychoduell von Frost & Nixon ist dafür viel zu packend entwickelt und umgesetzt.

    10
    • 5

      Das Steven Spielberg einen Hang zu nicht immer angebrachten Kitsch und Pathos hat ist ja hinlänglich bekannt, was er hier im letzten Drittel vom Stapel lässt ist aber kaum noch auszuhalten und zerstört einen bis dahin soliden bis guten Film. Die Thematik ist interessant, die Geschichte wird in schönen Bildern eingefangen und die Darsteller wissen zu überzeugen. Dramaturgisch gibt es jedoch schon Mängel, zudem wirkt mir Spielberg Inszenierung noch deutlich zu harmlos. Speziell der Teil im Gefangenenlager ist gemessen an dem Thema zu weich gezeichnet, mehr Coming-of-Age-Story vor dem Hintergrund der Kriegsgefangenschaft. Es gibt durchaus einige gelungene Momente, die auch die notwendige Ernsthaftigkeit besitzen, insgesamt dann doch zu wenig. Zwischendurch immer mal wieder Stellen, in denen der Kitsch die Oberhand gewinnt (das Betätscheln des japanischen Fliegers mit anschließendem Salutieren vor den Piloten, na ja...). Trotzdem, ganz ordentlich gemacht und unterhaltend.

      Richtig schlimm wird es dann hinten raus, alles ersäuft komplett im Kitsch. Das grenzt schon ans Lächerliche, obwohl aus den Geschehnissen doch so viel ernsthaft Ergreifendes möglich gewesen wäre. Mir haben sich die Nackenhaare hochgestellt, aber nicht im positiven Sinn ("Ich habe heute ein neues Wort gelernt: Atombombe. Ich habe das weiße Licht am Himmel gesehen. Als wenn Gott ein Foto machen würde." Ja, genau).

      Hätte sich Spielberg da halbwegs zusammengerissen, ein durchaus vernünftiger Film. So retten die guten Momente noch den Durchschnitt, das letzte Drittel war einfach nur furchtbar.

      5
      • Über den Plot ist bisher wenig bekannt? Wenn es so gemacht wird wie bei Teil 2, ist ALLES bekannt.

        • 10

          Es gibt Filme, die funtionieren beim ersten oder zweiten Mal anschauen unglaublich gut, verlieren danach jedoch ihre Wirkung. Schließlich weiß man, worauf es hinausläuft, der Überraschungseffekt ist nicht mehr da und man erkennt eventuelle Schwachpunkte, die von der anfänglichen Faszination überschattet wurden. Solche Filme gibt es, doch "Angel Heart" ist da komplett anders. Tatsächlich gewinnt er mit jeder Sichtung hinzu. Trotz des bekannten Ablaufs, der nicht mehr eintrettenden Überraschung. Es erschließen sich dafür immer mehr Details, die die Genialität der Geschichte, des Drehbuchs und Alan Parkers meisterhafter Inszenierung immer größer werden lassen. Der Film ist vollgestopft mit Symbolik und Metaphern, ist bis ins Kleinste nahezu perfekt konstruiert und durchdacht. Je öfter man ihn sieht, desto mehr entdeckt man in den einzelnen Szenen. Beim ersten Durchlauf ist dies absolut unmöglich, selbst beim zweiten oder dritten Mal lassen sich nicht alle Anspielungen von Parker erkennen. Wo andere Filme hier und da mal etwas einstreuen, das bei wiederholter Sichtung für einen Aha-Effekt sorgt, besteht bei "Angel Heart" jede Szenen fast nur aus solchen Aha-Momenten. Das ist so unglaublich brillant konzipiert, der pure Wahnsinn.

          Das soll jetzt aber um Himmels Willen nicht abschrecken: Auch beim ersten Mal ist "Angel Heart" bereits sensationell. Schon beim Vorspann, in dem nur eine düstere Gasse gezeigt wird, schleicht sich diese unheilvolle Stimmung ein, dank Trevor Jones' grauenvoll-wunderschönen Score, der einen über den ganzen Film begleitet und maßgeblich zu der fesselnden Stimmung beiträgt. "Angel Heart" ist wohl einer der atmosphärischsten Filme, die ich jemals gesehen habe. Von Anfang an, und doch steigert es sich kontinuierlich. Obwohl, oder gerade wohl weil der Film nie ein hohes Tempo fährt, schnürt sich die Stimmung gnadenlos zusammen. Harry Angel bei seinen Ermittlungen in der okkulten Szene von New Orleans zuzusehen, wie er immer weiter in einen Fall hineinschlittert, der so unscheinbar beginnt, mit jedem Tag mysteriöser und bedrohlicher wird, ist Spannung auf aller höchstem Niveau. Wie schon gesagt, Alan Parker schafft es durch seine auf den Punkt optimale Inszenierung, dass man als Zuschauer, wie Harry Angel, immer tiefer in diesen Sumpf hineingezogen wird, bis zum Schluss nicht sicher, was einem am Ende der Reise erwarten wird. Ohne jetzt zu viel zu verraten, dafür müsste man erschossen werden, das Finale setzt allem die Krone auf.

          Zu guter Letzt muss noch auf die Darsteller eingegangen werden: "Angel Heart" ist die beste Rolle, die Mickey Rourke je verkörpert hat. Was aus dem Mann hätte werden können, stellt er hier eindrucksvoll unter Beweis. Er hätte wirklich der nächste Marlon Brando sein können. Ein unglaubliches Charisma und darstellerisch hier auf Weltklasseniveau.
          Lisa Bonet, dem breiten Publikum sonst nur aus der "Cosby-Show" bekannt, ist die augenscheinliche Unschuld und Versuchung in Person. Diese Rolle hätte sie fast ihr Engagement in der Erfolgssitcom gekostet, die wohl um ihren sauberen Ruf gefürchtet hat.
          Und dann natürlich Robert De Niro, einer der größten aller Zeiten, der in seinen wenigen Szenen eine Präsenz an den Tag legt, die einen den Atem anhalten lässt. Wie faszinierend es sein kann, wenn jemand ein Ei isst (grandiose Szene, Paradebeispiel für die Wirkung bei mehrfacher Sichtung).

          "Angel Heart" ist ein absolutes Meisterwerk, das ohne jeden Zweifel rein gar nichts über die Jahre eingebüßt hat und eigentlich nur noch besser wird. In praktisch jeder Hinsicht perfekt.

          "Dafür wirst du brennen, Angel!" Gänsehaut.

          20
          • In "Gone Baby Gone" hat er auch nicht mitgespielt, obwohl er Regie geführt hat. Nicht die schlechteste Entscheidung, als Regiesseur ist er um Welten besser.

            • 6 .5

              "The Expendables", Action auf die alte Art. Heutzutage werden für 300 Millionen Dollar CGI-Roboter aufeinander losgelassen, milchgesichtige Bubis zu Actionhelden gemacht, alles muss immer noch politisch korrekt sein, Lovestorys werden eingestreut und die holde Weiblichkeit darf natürlich auch zeigen, dass Mädels sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Actionkino will gar nicht mehr so primitiv, sexistisch, brutal und reaktionär sein. "The Expendables" schon.

              Die Story ist dünner als Toilettenpapier von der Autobahnraststätte, der Bodycount maßlos, es gibt nur gut und böse, der Zweck heiligt die Mittel, immer feste druff. Emanzipation hat für 2 Stunden mal Pause, Frauen sind zum Retten da oder müssen durch eine Demonstration der puren Männlichkeit mal darauf hingewiesen werden, wer die dicksten Eier hat. Testosteron liegt nicht in der Luft, man steht bis zum Hals drin. Es werden gesichtlose Schurken umgemäht wie im Egoshooter und dazu coole bis saublöde Sprüche rausgehauen, die Grenzen sind da fließend.

              So was kann natürlich nicht irgendwer, und da heute nur noch Lappen rumlaufen, macht Opa Sly das eben selber. Nochmal frisch aufgespritzt und den alten Knautschkörper durchtrainiert schreitet er zur Tat. Der einzige aktuelle Macho-Knüppel Jason Statham wurde mit an Bord geholt, Jet Li als Mann für die Martial-Arts-Momente, sonst dürfen seine alten Kumpels ran, von denen einige bestimmt schon bei ihm wohnen. Gerade die, Dolph Lundgren und Eric Roberts, sind die absoluten Highlights im Cast. Offensichtlich wirklich dankbar für diese Chance, scheinen sie den Witz des Films am besten verstanden zu haben und überspitzen ihre Rollen derartig, dass es eine Freude ist.

              "The Expendables" ist durch seinen altbackenen Stil, seine Primitivität und seine Sinnlosigkeit wie ein frischer Wind mit dem sympathischen Geruch von Mottenkugeln. Gerade weil das Ganze durchgehend mit einem Augenzwinkern versehen ist, macht er Laune. Blöd, knackig und unterhaltsam. Allgemein ganz gut, in der richtigen Gesellschaft und Situation bestimmt auch viel mehr.

              20
              • Kilngt alles interessant. Besonders "Twelve Years A Slave", McQueen und Fassbender war bisher pures Gold.

                4
                • 5 .5

                  Die Kombination von Western und Horrorfilm besitzt ein unglaubliches Potenzial, das bisher kaum genutzt wurde (wenn, dann in mauen Low-Budget Streifen). Low-Budget trifft auch auf "Exit Humanity" zu (ca. 300.000 kanadische Dollar Budget), eher mau leider auch. Dabei hat der schon was, wirklich gute Ansätze. Neben dem interessanten Setting lässt sich besonders der Willen anrechnen, mehr zu sein als der übliche DVD-Billig-Horror. Das schmale Budget wird zu kaschieren versucht, was aber nur teilweise gelingt. Es wirkt schon so, als wenn alle Szenen im selben kleinen Waldstücken gedreht wurden, die Darsteller munter im Kreis laufen und das einem als Ortswechsel verkauft wird. Das Zombiedesign ist gemessen an den Möglichkeiten okay, da muss man gar nicht groß meckern. Recht clever ist die Idee mit den Comicsequenzen: Das sieht gut aus, sorgt für einen gewissen kreativen Einschlag und ist, sicherlich nicht nur nebenbei, kosteneffizient. So umgeht man einige blutige, aufwändige und dadurch kostspielige Szenen. Gar nicht blöd.

                  An sich positiv ist zudem das Vorhaben, keinen reinen Zombiefilm zu machen, sondern eher ein Szenario zu kreieren, dass die Zombies nur als Aufhänger benutzt. So weit so gut, an diesem Anspruch scheitert "Exit Humanity" dann aber auch. Dafür ist die Dramaturgie doch zu schwach, obwohl der Ansatz zu erkennen ist. Mit 108 Minuten ist es auch schlicht zu lang, dafür bietet die Geschichte zu wenig. Deutliche Längen bleiben so nicht aus. Stellenweise recht atmosphärisch, zu selten aber spannend.

                  Hätte tatsächlich ein Geheimtipp für Genrefans sein können, so eher nur was für Komplettisten.

                  7
                  • Na so was, wer hätte das gedacht... ;)

                    4
                    • "The Wrestler" wird immer als Comeback von Rourke bezeichnet, eigentlich war es "Sin City". Daher sehr schön, dass er wieder an Bord ist, bei der Rollenauswahl in den letzten 2 Jahren braucht er schon wieder eins. Go Mickey!

                      2
                      • 7 .5

                        Kim Jee-woon ist mal nicht auf düstere Rache aus, stattdessen gibt es eine liebevolle, schrille und mächtig unterhaltsame Hommage an Sergio Leones Klassiker "The Good, the Bad & the Ugly". Die Geschichte wird übernommen: Drei Kerle auf der Jagd nach einem legendären Schatz. Statt im wilden Westen angesiedelt in der Mandschurei, sonst mit etlichen klassischen Westernelementen versehen. Dazu gibt es reichlich asiatischen Einschlag, eine Menge witziger Ideen, satte und zum Teil spektakuläre Actionszenen und als Sahnehäubchen einen genialen Score, eine Art Ennio Morricone auf Wasabi. Die Idee ist einfach großartig und Kim Jee-woon setzt das gewohnt sensationell um.

                        Was stört da eigentlich? Der reine Ansatz ist genial und stellenweise kann man schlicht begeistert sein. Im Endeffekt verlässt sich Kim aber etwas zu sehr auf seine geile Idee und sein handwerkliches Können, etwas mehr Feinschliff an der Story hätte schon gut getan, da gibt es deutliche Hänger. Außerdem ist der asiatische Humor doch etwas sehr speziell, zu überdreht und albern. Das muss man schon mögen, was nicht immer leicht fällt.

                        Unterm Strich ist "The Good, the Bad, the Weird" dennoch mächtig gute und innovative Unterhaltung, die speziell jedem Sergio Leone Fan ans Herz gelegt sei, der sich an einer gekonnten Verbeugung vor dem Meister erfreuen kann.

                        9
                        • 8 .5

                          Ein bitter-süßer Rachethriller, der von Kraft und Wucht nur so strotz.

                          Die Geschichte ist schon sehr simpel gestrickt, in anderen Variationen schon öfter gesehen. Jedoch stört das praktisch gar nicht. Kim Jee-woon ist inszenatorisch ein Meisterwerk gelungen. Grandiose, knallharte Actionszenen verpackt er in einen von düsterer, melancholischer Ästhetik geprägten Bilderrausch. Erbarmungslose Brutalität erscheint wie ein erschütterndes, gleichwohl aber auch wunderschönes Gemälde. Wahnsinnig faszinierend, meisterhaft gefilmt und mit einem erlesenen Score unterlegt. Der unbarmherzige Rachefeldzug bekommt durch Hauptdarsteller Lee Byung-hun ein eiskaltes und trauriges Gesicht, phänomenale Leistung. Kim Jee-woon erzählt zwar keine außergewöhnliche Geschichte, verkauft sie dabei aber so fantastisch, dass es zur Randnotiz wird. Trotz seines einfachen Strickmusters wirkt "A Bittersweet Life" sogar ergreifend, was schlicht seiner handwerklichen Finesse zuzuschreiben ist. Besser wäre diese Geschichte wohl nicht zu verfilmen gewesen. Knüppelhart, mitreißend und der Beweis dafür, dass auch in ihrem Grundgerüst einfach Rachethriller pure Kunst sein können.

                          22
                          • 1

                            "Die rote Flut" Down Under, und das im Jahr 2010. kaum zu fassen.

                            "Tomorrow, When the War Began" hat quasi die gleiche Geschichte, wobei hier keine konkrete Nation als Schurkenstaat benannt wird (zumindest nicht direkt: Die Invasoren sind Asiaten, da fallen einem schnell die üblichen Verdächtigen ein). Besser macht der Verzicht auf politische Propaganda diesen Schund nicht wirklich. Das wird durch die unfassbar einfältige und mit Teenie-Kitsch verzuckerte Geschichte locker ausgeglichen. Schon die Zusammenstellung der Charaktere ist schwer lächerlich. Auf keine Klischeeranderscheinung wurde verzichtet, wieso sich eine Gruppe aus so unterschiedlichen Figuren überhaupt zusammenfindet, lässt schon zu Beginn jegliche Glaubwürdigkeit über Bord gehen. Wenn dann wenigstens der actionlastige Teil funktionieren würde. Pustekuchen, das wird ebenfalls durch das komplett deplatziert wirkende Coming-Of-Age und Teenieproblemgewälze versaut. Da wird sich mitten im Guerilla-Einsatz darüber unterhalten, dass XY so gut küssen kann, wer auf wen steht und auch auf lockere Sprüche während halsbrecherischer Verfolgungsjagden wird nicht verzichtet. Soviel Spaß muss sein. Geht ja gar nicht. Unglaublich dämlicher und nerviger Kackstreifen.

                            9
                            • 2

                              Ich bin ein hoffnungsloser Mickey Rourke Fan. Hat er ja auch genug Gründe für geliefert. Wer seine Filme aus den 80ern kennt, wird das verstehen. Anfang der 90er wurde es dann ganz bitter, aus der ganz dunklen Phase stammt "Fall Time", der sogar auf dem Sundance Filmfestival lief und merkwürdigerweise von einigen Menschen (laut IMDB) sogar sehr gemocht wird. Dieser Streifen ist so gut, dass er seine Premiere nicht in den USA, sondern Südkorea hatte. Na, wenn das kein Qualitätsmerkmal ist. Es existiert sogar eine über 110 minütige Version (um Himmels Willen), die nur in Argentinien erschienen ist. Klingt komisch? Wenn man den gesehen hat, erscheint alles möglich.

                              An sich hört sich die Geschichte auch irgendwie reizvoll an (als B-Movie), auch wenn nicht glaubwürdig. Drei Halbstarke wollen sich einen Spaß daraus machen, ihre verschlafene Kleinstadt etwas zu erschrecken. Sie planen eine gefakte Schießerei auf offener Straße, um die "Leiche" im Kofferraum zu verstauen und dann zu verschwinden. Lustig, oder? Ganz blöd, dass sie dabei ein richtig mieses Timing haben und ihren Gag genau dann durchziehen, als zwei böse Gangster (Mickey Rourke und Stephen Baldwin) die ortsansässige Bank überfallen. Zack, steckt nicht ihr Kumpel, sondern Baldwin im Kofferraum und der Schlamassel nimmt seinen Lauf. Hä, wie kann denn das passieren? Fragt man sich auch, wenn man es selber sieht. Es ist so unglaublich konstruiert, geht gar nicht. Aber selbst wenn, lass es ein spaßiges B-Movie werden. Nicht wirklich.

                              Handwerklich ganz schwach, nie auch nur ansatzweise nachvollziehbar oder zumindest akzeptabel, einfach wirr und ohne Hand und Fuß. Baldwin wirkt so degeneriert wie immer, hier noch etwas milchgesichtig und durch eine (gespielte?) Naivität leicht drollig. Rourke scheint von allen guten Geistern verlassen (was damals leider der Realität entsprach) und spielt seinen Part mit einer merkwürdigen Mischung aus Coolness, Desinteresse und geistiger Abwesenheit runter, ein Trauerspiel. Dazu wird aus der eh schon grenzwertigen Handlung praktisch nichts rausgeholt, inklusive C-Movie Look. Ganz komische Nummer, bei der ich mich andauernd gefragt habe, was soll das? Das den keine Sau (außer in Südkorea, Argentinien oder den Fans bei IMDB) gesehen hat, wundert mich nicht. Punkte nur wegen meinem Faible für Rourke, der in seiner Blödheit trotzdem noch nicht uninteressanten Grundidee und er Tatsache, dass ich bis zum Schluss darauf gehofft habe, dass es irgendwie noch nett wird.

                              5
                              • 6

                                Da braucht und kann man gar nichts verschönigen: "Deep Blue Sea" ist schon mächtig blöd und funktioniert als ernstzunehmender Film keine 5 Minuten. Was einem allein in der ersten halben Stunde vorgeklatscht wird, ist schwer albern und nicht unbedingt so gewollt. Big-Budget-Trash mit einer hanebüchenen Story, wahnsinnig beknackten Dialogen und Onelinern (nicht ganz wortwörtlich, aber sinngemäß: "Haie stammen aus einer alten Epoche. Eine Zeit, in der es nur Fleisch und Zähne gab.") und einem halben Dutzend von Schießbudenfiguren aus dem B-Movie-Baukasten. Speziell bei den Charakteren wird so dick aufgetragen, Schmunzeln oder sogar Lachen vermeiden unmöglich. Saffron Burrows ist das knackige, aber genauso taffe Wissenschaftsschnucki vom Dienst, LL Cool J der humoristische schwarze Sidekick mit Publikumsbonus und die Klischeekrone geht an Thomas Jane, als der rostfreie Edelstahl-Hai-Pflege-Obermacker mit dem coolen Blick.

                                Nach dieser etwas schwer durchzuhaltenden Lachnummer drehen die Superschlau-Haie dann ordentlich auf, was dann zumindest dazu führt, dass der tief-blaue Quatsch echt nicht langweilig wird. Dank hohem Tempo, einem nett überfluteten Set und recht ordentlichen Animationen macht der Irrsinn tatsächlich Spaß, wobei Anspruch zwingend zu entfernen ist. Blöd ist das immer noch hoch zehn, keine Frage, die Dialoge werden sogar noch dämmlicher. Praktisch jeder zweite Satz ist so unfassbar, als Trinkspiel (ein Schnaps, wenn jemand was dummes sagt) russisches Roulette. Es gibt noch reichlich alberne Szenen, die unter dem Aspekt Trash aber unterhalten können. Gerade weil diese Comicfiguren nicht eine Sekunde aus ihren drolligen Rollenklischees ausbrechen, ist es irgendwie lustig. Rein technisch ist es dann eben auch so gut gemacht, dass das wohl der klassische No-Brainer ist.

                                Empfehlenswert ist der nur sehr eingeschränkt. Wer ernsthaft gute Hai-Spannung sehen will, da gibt es noch so einen kleinen Geheimtipp aus den 70ern, dessen Name mir nur gerade nicht einfällt. Wer es gerne saublöd und mit etwas Alkohol mag, läuft ja oft genug in der Glotze.

                                13
                                • 7 .5

                                  Fesselnder Ausi-Thriller aus einer Zeit, als Sam Neill noch als Lover von Nicole Kidman durchgehen konnte, die noch ihr echtes Gesicht und Haar spazieren trug und Billy Zane noch wie ein talentierter Darsteller wirkte, bevor er von Uwe Boll gestillt werden musste.

                                  Phillip Noyce inszeniert ein straffes, extrem atmosphärisches Kammerspiel auf hoher See. Drei Akteure, ein minimaler Handlungsort und der Ozean als optisch zwar weites, tatsächlich aber um so begrenzteres Spielfeld. Noyce macht von Anfang an alles richtig und wird dem Titel des Films (im Original wie der deutschen Übersetzung) absolut gerecht. Musik gibt es fast nicht (wenn nur sehr dezent und ausgewählt platziert), in der Stille liegt die Furcht. Kompakt und schnörkellos treibt er die Geschichte voran, die selbst in den ersten, für den Zuschauer noch als idyllisch erscheinenden Minuten schon eine Stimmung erzeugt, in der Bedrohung schlummert. Auch als die Handlung richtig Fahrt aufnimmt, verfällt Noyce nicht in Hektik und hält seine ruhige, dabei aber fiebrige Spannung konstant.
                                  Die Inszenierung ist somit großartig, wenn das Drehbuch da immer mithalten könnte, ein fantastischer Film.

                                  In dem Punkt gibt es kleine Hänger, das vorhandene Potenzial wird nicht bis zur letzten Konsequenz abgerufen. Da wäre noch ein wenig mehr drin gewesen, aber sei es drum: "Todesstille" macht seinem Namen alle Ehre und ist auch so ein richtig guter Thriller. Zwingend empfehlenswert.

                                  8
                                  • 2
                                    über Jonas

                                    Die Idee, Christian Ulmen wie schon in seiner glänzenden Show "Mein neuer Freund" erneut dauerhaft in eine Kunstfigur zu verwandeln und ihn "undercover" in eine Schule zu schicken, im ersten Moment klingt das vielversprechend. Was dabei raus kommt, ist schwer ernüchternd. Ulmen ist der einzige (kleine) Lichtblick, der kann echt nichts für diesen Rohrkrepierer. Man kann ihm nur ein Kompliment aussprechen, dass er unter solchen Bedingungen mal wieder voll in eine Figur eintaucht und das so cool durchzieht. Das kann nicht jeder, nur diesen Film rettet das nicht. Er versucht, witzige Situationen zu provozieren, seine ahnungslosen (???) Mitspieler aus der Reserve zu locken, doch die machen da einfach nicht mit. Ist ja auch blöd, wenn die sich durchgehend bewusst sind, dass sie gefilmt werden. Bei "Mein neuer Freund" hat das so grandios funktioniert, da die "Opfer" (außer dem Kandidaten) gar nicht wussten, dass da irgendwo eine Kamera steht und deshalb ganz anders reagiert haben. So sieht man einen bemühten Ulmen 105 Minuten dabei zu, wie er in der Schule sitzt. Ja, super, Grimme-Preis. War das langweilig, verschenkt, was nicht alles, nur nicht gut oder unterhaltsam. Komplett in den Sack gehauen.

                                    6
                                    • 1

                                      Das Folgende bitte nicht in den falschen Hals bekommen.

                                      Schon mal illegale Drogen genommen? Nein? Gut so, schlimme Sache, nicht empfehlenswert.
                                      Wäre es empfehlenswert, "Ultraviolet" in Kombination mit illegalen Drogen zu konsumieren? Ja, ziemlich sicher.

                                      Aus diesen Gründen könnte "Ultraviolet" dann besser sein:
                                      - Man verfällt dem Irrglauben, der Handlung einfach nicht mehr folgen zu können. Doch, kann man, gibt nur praktisch keine.
                                      - Man könnte das gebotene Effektgewurste als Resultat des Rauschmittels abtun, was entweder zur Folge hätte, dass man danach nur noch oder nie wieder dieses Zeug haben will. Da man stocknüchtern das Gefühl hat, dass man im völlig falschen Film ist, zumindest eine 50:50 Chance auf Spaß.
                                      - Man könnte glauben, dass "Ultraviolet" eine Komödie ist und einfach herzhaft drauflos lachen. Bestimmt dann super lustig. In dem Zustand würde es aber auch reichen, wenn jemand Konfetti in die Luft schmeißt und laut "Hui" ruft, der Abend ist gerettet.
                                      Nüchtern bleibt gelegentliches Lachen auch nicht aus, wird nur leider in seiner vollen Erbärmlichkeit erkannt und dient mehr der Seelenreinigung als dem Vergnügen.
                                      - Man könnte glauben, das war alles nur ein Traum.
                                      - Es ist einem einfach alles scheißegal.

                                      Was lernt man daraus: Drogen sollte man nicht konsumieren, "Ultraviolet" noch viel weniger. Das Eine funktioniert wenigstens auch ohne das Andere.

                                      15
                                      • JA!!!
                                        Da ist mir im ersten Moment sogar scheißegal wer Regie führt, ich will das nur realisiert wissen. Aufregen kann ich mich später. He-Man, mein Held.
                                        Mickey Rourke als Skeletor! :)

                                        3
                                        • Alles Gute, bekommst einen Kuchen mit ner Feile drin.

                                          8
                                          • 4 .5

                                            Nein, das war nicht mein Film. Gehöre zu den zwei Leuten, die das Buch auch nicht gelesen haben, daher kann ich nicht beurteilen, in wie weit meine inhaltliche Kritik sich auf die Vorlage bezieht, oder ob das einfach nicht entsprechend umgesetzt wurde.
                                            Ich fange dafür gerne mit einem positiven Punkt an: Kate Winslet spielt wirklich ziemlich gut. So, muss sie dafür den Oscar bekommen? Mmh, nicht zwingend, gab aber schon unverdientere Sieger. Allerdings fand ich sie zwei Jahre vorher in "Little Children" viel stärker, da hätte sie den gerne mit nach Hause nehmen dürfen. So gut sie spielt, das Alterungs-Make-Up ist (wie leider oft) nicht so richtig gelungen, das nimmt mir gleich immer etwas die Stimmung. Die Inszenierung fand ich jetzt auch nicht so prickelnd, stellenweise hätte das auch ein üblicher deutscher TV-Film sein können, wenn nicht Tante Käthe und Ralph Fiennes im Bild sind.

                                            Zum Inhalt: ACHTUNG, AB HIER SPOILER
                                            Grundsätzlich würde mich mal interessieren, wie die erste Filmhälfte wohl aufgenommen würde, wenn die Geschlechterverteilung anders herum wäre. Tante Käthe verführt einen 15jährigen Knaben, das scheint ja nicht weiter zu stören. Wenn das ein 36jähriger Kerl und ein 15jähriges, naives Mädel wären? Schon gleich ganz anders, oder? Gut, von mir aus, das eigentliche Kopfschütteln fängt bei der Gerichtsverhandlung an. Angeklagt wegen 300fachen Mordes, das sieht schlecht aus. Man könnte eine lebenslange Freiheitsstrafe aber umgehen und wie die Mitangeklagten nur 4 Jahre einsitzen. Aus Scham darüber, dass man nicht lesen kann, ignoriert man das aber einfach? Also bitte! Ja, ich weiß nicht wie es ist Analphabet zu sein, sicher schämen sich diese Leute, kann ich nachvollziehen. Unter normalen Umständen würde ich wohl auch alles tun, damit das geheim bleibt, aber lebenslang weggesperrt werden? Einmal das und ich persönlich würde mich viel mehr dafür schämen, wenn mich alle für den Hauptverantwortlichen an 300fachen Mord halten. Bin ich jetzt naiv? Ich hoffe doch nicht. Vielleicht wurde das im Buch ja irgendwie besser verkauft (wie das gehen soll, keine Ahnung, aber ich weiß es halt nicht besser), das ging für mich auf keine Kuhhaut. Selbst wenn ich das ausklammere, was eigentlich unmöglich ist, erzeugt die Geschichte auf mich keine große Wirkung. Weder von der Herangehensweise, den Figuren oder der Umsetzung. Mögen mich jetzt alle engstirnig und Kulturbanause schimpfen, da muss ich dann duch. Uninteressant.

                                            12
                                            • Bis auf das One-Hit-Wonder auf der 10, klasse Liste. ;)

                                              1
                                              • Sehr schöne Auswahl, Sachen gibt's. :D
                                                Ein Kollege von mir hat sich mal die DVD von "Chained Heat 2 - Exzesse im Frauengefägnis" gekauft, den Titel find ich auch sehr geil. Noch besser war Text auf der DVD vom deutschen Verleih, die da rein gar nichts verschönigen (grobes Erinnerungsprotokoll): "Ein Film, der perfekt in unser übliches Programmniveau passt."
                                                Das bringt auch nicht jeder. :) Der Film ist übrigens auch ganz lustig, Brigitte Nielsen als knallharte Gefägniswärterin, die gerne schmutzige Spielchen mit den Insassinnen treibt. ;)

                                                1
                                                • Hatte noch nie so einen WtF?-Moment wie bei "Underwater Love". Unglaublich. Irgendwie aber witzig. :)

                                                  • Bin nicht so der Actiontyp, daher passt aus meiner Sicht nicht alles, die Treffer sind aber gut gewählt ("True Romance" läuft bei mir auch nicht als Actionfilm, dafür als Lieblingsfilm). :)