JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

  • 8

    George Clooney zählt zu den wenigen Schauspielern in Hollywood, die sowohl vor und hinter der Kamera konstant eine gute Figur machen. Löblich, dass er seinen großen Namen bei seinen Regiearbeiten immer dazu nutzt Projekte ins Rampenlicht zu rücken, die sonst wohl kaum soviel Aufmerksamkeit bekommen würden.

    "The Ides Of March" liefert einen sehr glaubwürdigen Blick hinter die Kulissen der US-Wahlkampfwelt und schafft es trotz (oder wegen?) seiner sehr nüchternen Erzählweise, seine Spannung und Intensität bis zum Ende Stück für Stück zu steigern. Clooney zeigt, wie die anfänglich sympathisch und idealistischen Figuren diese Attribute im Verlauf der Geschichte hinter sich lassen (müssen), sobald sie in die Mühlen von Wahlkampftaktiken, Intrigen und der dadurch hervorgerufenen Existenzsorgen geraten. Ohne Grabenkämpfe, Erpressungen und heuchlerische Kompromisse geht man in dieser Welt unter, das schildert "The Ides Of March" sehr authentisch. Am Ende des Tages fragt keiner mehr nach der Moral und nach einem guten Gewissen, am Ende steht einzig und allein das nackte Resultat. Im letzten Drittel des Films wird dies überdeutlich und der im ersten Moment noch sehr theatralisch wirkenden Filmtitel entpuppt sich als sehr passend.

    Neben Clooneys hervorragender Regie und den stark geschriebenen Dialogen ist auch die Besetzung ein wichtiger Baustein des gelungenen Gesamtwerks. Alle Darsteller sind nicht nur erwiesenermaßen sehr fähige Leute, sondern sind auf ihre jeweiligen Rollen auch noch exakt besetzt.

    Ein spannender, reifer und ernüchternder Film, zumindest wenn man geglaubt hat, dass politische Wahlkämpfe so sauber ablaufen, wie sich die Herren in der Öffentlichkeit gerne präsentieren.

    10
    • "Angel Heart"!!!
      Von meinen 80er Lieblingen fehlen außerdem "Das Ding aus einer anderen Welt", "Blood Simple", "Terminator", "Hitcher", "Mississippi Burning", "Die Verdammten des Krieges".

      2
      • 7

        Eastwoods erster US-Western scheint nicht nur wegen seinem Darsteller stark durch die europäischen Genrebeiträge geprägt. Von der manchmal etwas beschaulich wirkenden Westernromantik und den strahlenden Helden alter Tage bleibt nicht mehr so viel übrig. Es geht deutlich räudiger zur Sache, Vergeltung wird ganz groß geschrieben und es wird gehängt was das Zeug hält. So sollten Western sein.

        "Hängt ihn höher" macht vieles richtig, ist sehr gut inszeniert, dadurch sehr stimmungsvoll (klasse Score) und kann mit einem durch die Bank guten Cast punkten (Pat Hingle als Richter ist wirklich toll). Hier und da merkt man dann aber doch noch, dass das kein (guter) Italo-Western ist. Das Tempo wird stellenweise etwas unglücklich gebremst und schlussendlich ist er in seiner dreckigen Gangart nicht bis ins Letzte konsequent.

        Leichte, leider auffällige Schönheitsfehler, unterm Strich aber zweifelsfrei ein wirklich guter Western, aus dem Leone oder Corbucci einen Klassiker gemacht hätten.

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        • 4

          So interessant das Projekt klingt, so planlos ist es dahin geschludert.

          Dani Levy fand seine Idee um eine satirische Demontage des Massenschlächters Adolf Hitler, gekrönt durch die unglaubliche Besetzung dieser Figur durch Helge Schneider, wohl so geil, dass ihm die Entwicklung des Drumherum aus den Händen geglitten ist.
          Es gibt in "Mein Führer" durchaus einige gelungene Stellen, in denen Hitler und sein Gefolge gekonnt der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Besonders die Tatsache, dass die Führungsetage, sich eigentlich der Niederlage schon bewusst, händeringend und auf recht alberne Weise noch versucht, sich das nicht eingestehen zu müssen. Die Darsteller können ebenfalls überzeugen. Der großartige Ulrich Mühe und Sylvester Groth reißen viel raus. Bei Helge Schneider ist das grenzwertig. Auf jeden Fall überrascht er und zeigt durchaus Talent für das Schauspiel. Man hat nie "den Helge" vor Augen, dafür Kompliment. Allerdings kann man auch nie Adolf Hitler in der Rolle sehen. Natürlich soll es nur eine Karikatur sein, trotzdem. Mag auch an dem ganzen Make Up liegen, viel zu deutlich ist da eine zusammengebastelte Maske zu sehen.

          Der große Schwachpunkt ist der Magel an wirklich guten Ideen und dem Drehbuch. Was Levy heir abliefert wirkt unschlüssig und oft albern. Dem Führer einen Vaterkomplex aufdrücken und wie einen Hund bellen lassen, und sonst? Mit dem vorhandenen Potenzial wird sehr fahrlässig umgegangen, was letztendlich sogar etwas ärgerlich ist. Charlie Chaplin hat schon über 60 Jahre vorher das Kunststück vollbracht, Hitler und sein Naziregime äußerst lustig an die Wand zu klatschen. Davon ist "Mein Führer" leider weit entfernt.

          Immerhin, Helge Schneider konnte beweisen (wenn auch nicht unbedingt in der richtigen Rolle), dass man ihm durchaus als Darsteller etwas zutrauen kann. Vielleicht kommt da nochmal was, neugierig macht das schon.

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          • Machst deinem Namen alle Ehre. Herrliche Anekdoten, klasse. Sollte ich mal an die Reihe kommen, hab ich Angst vor Antwort 3 (zumindest der Part mit Scorsese & De Niro), das kann ich eigentlich nur umformulieren.

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              • 8 .5

                "May You be in Heaven Half an Hour, before the Devil Knows You're Dead".

                Möge der 2011 verstorbene Sidney Lumet länger als eine halbe Stunde im Himmel verbracht haben. Möge er mit Hitchcock, Kubrick und Peckinpah (ok, der hat die halbe Stunde wohl nicht geschafft) auf einer Wolke sitzen.

                So traurig der Tod des großen Regisseurs war, so schön ist es, dass sein letzter Film seiner würdig war. Lumet war schon über 80, als er "Before the Devil Knows You're Dead" inszenierte. In dem Alter sind die meisten Menschen froh, noch alleine auf die Toilette gehen zu können. Lumet hat seinem Schaffen einen großartigen Schlusspunkt gesetzt.

                Was als Thriller um einen Raubüberfall beginnt, entwickelt sich zu einem bitterbösen Familiendrama. Eine schmerzhafte, trotz seiner kühlen Distanz emotionalen Tragödie, die schonungslos bis zur letzten Konsequenz ausgereizt wird. Die geschickte, mit Rückblenden und persönlichen Perspektiven arbeitende Erzählweise, erweist sich als Glücksgriff. Das zerbrechende Familiengefüge wird dadurch viel deutlicher, die Figuren einem noch näher gebracht, und die Stimmung zum Schneiden dick. Schon relativ schnell dürfte selbst unerfahrenen Zuschauern klar sein, man darf alles erwarten, nur kein Happy End. Dafür lässt einem die erdrückende und enorm fesselnde Atmosphäre nie auch nur den Hauch einer Chance. Erschaffen wird die nicht nur durch Lumets meisterliche Inszenierung und den einprägend-melancholischen Score, sondern nicht zu Letzt durch die aufopfernd spielenden Darsteller.

                Ethan Hawke hat nicht unbedingt immer das beste Händchen bei seiner Rollenauswahl und schwankt daher auch mit seinen Leistungen, hier wächst er über sich selbst hinaus. Philip Seymour Hoffman ist wie so oft genial, der Star des Films ist aber eigentlich Albert Finney. Sein Gesicht spiegelt soviel Leid, Trauer, Wut, Schmerz, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit wieder, eine umwerfende und traurig-berührende Leistung.

                "Before the Devil Knows You're Dead" ist ein Spätwerk, wie man es einem großen Regisseur nur wünschen kann. Auch wir gerne noch einen (oder viele) Film(e) von Lumet gesehen hätten, lieber so ein Ende, auf das er von oben stolz herabblicken kann.
                Hoffentlich schaffen das auch andere (besonders SIE, Francis Ford Coppola) noch, bevor die letzte Klappe fällt.

                Danke Sidney, viel Spaß da oben, und Grüße an Alfred, Stanley und (vielleicht) Sam.

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                • 1
                  • 4

                    - Ein mal Standard von der Thrillertheke bitte.
                    - Geschnitten oder am Stück?
                    - Egal, hauptsache ein bekanntes Zugpferd, der Rest wie man es kennt, bloß nicht zu doll würzen, nachher schmeckt es wem nicht.
                    - Bitte, 08/15 am Stück. 100 mal gegessen, 99 mal unverdaut wieder rausgekommen.

                    Denzel Washington, zweifacher Oscarpreisträger, hat wohl keinen Platz mehr in der Vitrine. Jetzt, altersgemäß mit 57 Jahren, macht er lieber Actionfilme. Tony Scott hatte wohl keine Zeit, auch egal, etwas auf schmuddelig getrimmte Hochglanzoptik bekommen auch andere hin. Einen austauschbaren, grundsätzlich blassen Co-Star wie Ryan Reynolds zur Seite gestellt, der einem nie droht die Show zu stehlen, kräftig im Agenten-Verschwörungsthriller-Säckchen der letzten Jahre gegraben, fertig ist die Laube.

                    Einfallslosigkeit ist trumpf. Man muss dem Film nicht unbedingt einen Strick daraus drehen, das er fleißig kopiert. Meine Güte, müsste man fast jedem (Genre)Film vorwerfen, fast alles hat man irgendwie und irgendwo schon mal gesehen. Dann müssen sich aber zumindest besondere Merkmale herausstellen, irgendwas, das man toll finden kann. Richtig gut ist hier nichts. So richtig schlecht auch nicht, aber reicht das dann für eine wohlwollende Kritik? Eher nicht. Das ist ja das Problem: "Safe House" ist so beliebig und austauschbar, den braucht kein Mensch.

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                    • Freue mich auf viele interessante Texte. Herzlich willkommen. :)

                      • 7

                        Henri Verneuil hat mit seinem Gangsterfilm "Der Clan der Sizilianer" ein kaltes Meisterwerk geschaffen. Damit lässt sich dieser Film kein Stück vergleichen. Die enorm stimmungsvolle Anfangssequenz, unterlegt von den genialen Klängen des großen Ennio Morricone, erinnert kurz an einen Giallo. Daraus hätte man sogar fast einen machen können. Die Story dreht sich zwar um einen Seriemörder, konzentriert sich dabei jedoch deutlich auf die Actionsequenzen und dem Coole-Sau-Image von Belmondo. Etwas schade, da diese Geschichte doch viel besser hätte genutzt werden können. Aber eins muss man dem Film lassen: Wenn Action, dann richtig.

                        Zeit zum Luftholen bleibt dann nicht. Die Verfolgungsjagd in der Mitte des Films ist überdurchschnittlich lang, irrsinnig temporeich und grandios gefilmt. Allein die Jagd über die Dächer von Paris ist großartig eingefangen. Ernst nehmen kann man den Film kaum, dafür ist das zu sehr over the top. Da wird wild ohne Rücksicht auf Verluste um sich geballert, gerannt, geklettert und geheizt bis die Schwarte kracht und Prinz Cool Belmondo macht das auch noch alles selbst. Dafür Respekt.

                        Auch wenn das Drehbuch echt keine Bäume ausreist, Spaß macht der Film allemal. Allein die großartige Inszenierung der Actionszenen macht, abseits von jeglichem Realismus, richtig Laune. Kurzweilig und wirklich unterhaltsam.

                        P.S.: Sehr geeignet für ein Trinkspiel: Immer wenn Belmondo eine Kippe raucht, wird getrunken. Das wird speziell in der ersten Hälfte echt hart.

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                        • 6

                          Der zweite Auftritt von John Shaft ist leider ernüchternd. Vielleicht war der überraschende und immense Erfolg der Vorgängers eher hinderlich. Der Film wirkt viel zu wenig ausgereift und eher hektisch zusammengebastelt. Da musste wohl schnellstmöglich eine Fortsetzung her.

                          Zugegeben, auch die Story von "Shaft" war nicht wahnsinnig innovativ, ein solider Krimiplot halt. Entscheidend war die Umsetzung. Der Film hat etwas ausgestrahlt, hatte Power und man merkte ihm an, dass er mit viel Hingabe und Willen gemacht wurde.

                          "Shaft" war ein besonderer Film. Gerade das lässt "Shaft's Big Score" vermissen. Die Handlung erinnert vom Inhalt und leider auch der Inszenierung eher an eine Folge einer 70er Krimiserie. Von der Erzählweise und der handwerklichen Umsetzung wirkt das oft recht schlurig, halt viel zu hastig runtergekurbelt. Die Regeln einer Fortsetzung greifen auch schon hier: Etwas mehr Action, etwas mehr lockere Sprüche und Shaft darf auch noch etwas öfter seine Libido ausleben. Das sorgt dafür, dass der zweite Teil sicherlich noch unterhaltsam ist, über seine deutlichen Unzulänglichkeiten kann das aber nicht wirklich hinwegtäuschen. Wer unantastbar ist und bleibt, Richard Roundtree. Er verkörpert John Shaft mit einer dicken Portion Charisma, Coolness und auch Humor, die Rolle ist ihm wirklich auf den Leib geschrieben. Schade, dass es beim Rest nicht so passt.

                          Der zweite Shaft kann sich auf gar keinen Fall mit seinem Vorgänger messen, enttäuscht unter diesem Gesichtspunkt mächtig, unterhält aber noch recht solide und hat einen gewissen Bonus. Muss manchmal reichen.

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                          • Wow, sehr schön. Ein Großteil der Filme hätte ich auch genannt. Klar würden mir noch etliche mehr einfallen, aber fast alle meine Lieblingsfilme aus der Zeit sind enthalten.

                            • 0

                              Die Hollywoodhyänen Seltzer & Friedberg fallen mal wieder über die Kadaver bekannter Blockbuster her und betreiben Restevergewaltigung der widerlichsten Sorte.
                              Man sollte ihre Schandtaten eigentlich überhaupt nicht erwähnen, das ist schon viel zu viel und sorgt für einen Dialog über diese Vögel, aber manchmal muss es einfach raus.

                              Aneinanderreihungen loser Pseudoparodie-Schnippel, die an Peinlichkeit kaum zu übertreffen sind. Höchstens noch von dieser unglaublichen Dreistigkeit. Manche Filme sind einfach abgrundtief schlecht, aber denen muss man zumindest anrechnen, dass sie Filme im eigentlichen Sinn sind. Die können noch so grottig sein, zumindest fühlt man sich da als Zuschauer doch nicht komplett für dumm verkauft. Diese "Dinger" von Seltzer & Friedberg verursachen mehr Schmerzen, als Alka-Seltzer je gestoppt haben.

                              Das Schlimmste: Die liefen ja sogar im Kino. Da haben Menschen um die 8 Euro bezahlt, um sich das auf großer Leinwand zu geben. Geht's noch? Nichts gegen Quatsch, No-Brainer, Unfug und was auch immer, aber entschieden gegen bodenlose Unverschämtheiten. Im vollem Bewusstsein, dass jede Form von Einsatz für Qualität nur reine Zeit- und Geldverschwendung wäre, wird einem ein Torso, ach was, Pansen von Film vorgeklascht und damit sogar gut verdient. Das ist doch zum kotzen!

                              Es gibt dumme Filme, es gibt schlechte Filme, es gibt Filme, die sind zumindest welche, das ist überhaupt nichts. Schlimm, ganz schlimm...

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                              • 5 .5

                                Komödie, Lovestory, Gaunerstück á la "Catch Me if You Can", mit einer Prise Drama. Viele Zutaten können einen außergewöhnlichen Film machen, oder eben so ein halbgares Produkt. Statt ein ausgewogenes Ganzes zu ergeben schwankt es zwischen den Genres hin und her. Das scheint auch die Darsteller, speziell Jim Carrey, irritiert zu haben. Der war sich wohl nicht sicher, ob er in seinen typischen Kaspermodus verfallen, oder lieber eine seiner (viel zu seltenen) ernsthaft guten Performances abrufen soll.

                                Vielleicht, sogar sehr wahrscheinlich, wäre ein anderer Darsteller besser gewesen. Der sonst so verlässliche Ewan McGregor enttäuscht leider auch. Sein Spiel ist viel zu überzogen. Das weiche, verletzliche Sensibelchen lässt er zu stark raushängen. Das wirkt so, als wollte er keinen schwulen Mann, sondern eine Frau spielen. Insgesamt nimmt sich die Lovestory durch viele Kleinigkeiten die Ernsthaftigkeit. Besonders am Anfang geizt der Film nicht mit eher unangebracht wirkenden Homo-Witzchen und Klischees (wer seine Homosexualität entdeckt zieht nach Florida, kauft sich zwei Fußhupen und geht shoppen was das Zeug hält). Ja, eine wahre Geschichte und so, ob das so genau den Tatsachen entspricht, wage ich trotzdem dezent zu bezweifeln. Und selbst wenn nicht, die Mischung passt einfach nicht.

                                Tja, und nun? Schlecht ist der Film nicht, hat seine Momente, jedoch weit hinter seinen Möglichkeiten und wenig überzeugend gespielt. Daher die Grauzone.

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                                • 5

                                  Sehr schade, die Voraussetzungen waren gar nicht so schlecht.
                                  Christian Zübert hatte Jahre vorher mit "Lammbock" eine durchaus gelungene Komödie gemacht, da hätte man ihm zutrauen können, die Geschichte um einen Groschenromanautoren in Düsseldorfs Kleinkriminellenmilieu ansprechend umzusetzen. Ganz schmucklos ist "Hardcover" ja auch nicht, seine klitzekleinen Momente hat er, obwohl die gegen die zahlreichen lauwarmen Stellen eher verpuffen. Wotan Wilke Möhring und Justus von Dohnanyi können ihre Figuren auch nett rüberbringen, obwohl sie vor Klischees nur so triefen. Trotzdem, nett. Total blass wirkt dagegen Lucas Gregorowicz. Und wenn wir schon bei Klischees sind: Das geht auch in gut. Das wusste wohl auch Zübert, zu offensichtlich bedient er sich beim deutschen Vorzeige-Möchtegern-Gangster-Klischeefilm (dudenreifes Wort) "Bang Boom Bang". DA wurden herrlich überzogene Charaktere gekonnt durch ein zitatreiches, sehr charmantes Krimidebakel gejagt. Was damals (wie heute) so cool, ideenreich, genau beobachtet und wahnsinnig sympathisch rübergekommen ist, verkommt hier zu zweitklassiger TV-Unterhaltung. Dafür fehlt es zu deutlich an guten Einfällen und der entsprechenden Umsetzung.
                                  Im Ansatz halbwegs löblich, in der Umsetzung viel zu fade und bemüht. So endet "Hardcover" genau in so einer Ansammlung von Szenen, die er in seiner ersten noch auf die Schippe nimmt.

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                                  • 6

                                    Überraschend gelungenes Low-Budget-Filmchen aus Kanada. Kurze Laufzeit, keine bekannten Darsteller, wenig Mittel zur Verfügung, oft endet so was in Genre-Billig-Gurken für die DVD-Schrottpresse. Davon ist "The Dark Hours" weit entfernt. Von Anfang an recht stimmig, zwischenzeitlich sogar verdammt atmosphärisch, niemals langweilig und ordentlich gespielt. An manchen Stellen riecht das schon stark nach Geheimtipp. Speziell die Inszenierung ist um Längen besser, als man das von vergleichbarem Material gewohnt ist. Da wird sogar ein recht schickes Spiel mit den Farben eingebaut, was besonders bei der Zweitsichtung deutlich wird. Am Ende wirkt es leider doch etwas zu erzwungen clever. Überraschend, aber rückwirkend nicht immer im Detail nachvollziehbar.

                                    Im Endeffekt eine wirklich gut anschaubare, deutlich besser als erwartete DVD-Premiere, die sich nicht aufzwingt, aber in einer gut sortierten Sammlung keinen Schandfleck darstellt. Lieber 5-6 Euro für so einen Kauf hinlegen (viel kostspieliger kann der eigentlich nicht sein), als wieder 7-10 Euro für irgendeinen überteuerten Blockbuster an der Kinokasse löhnen, den man morgen wieder vergessen hat.

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                                    • 9

                                      "Irreversibel" lässt sich mit einem Wort beschreiben: unangenehm.
                                      Wenn man sich die enorme Spanne der Beurteilungen anschaut, scheint das zumindest für jeden zutreffend.
                                      Anfangs ist er nicht nur unangenehm im Sinne seiner Wirkung, sondern einfach nur unangenehm anzuschauen. Das kann man schon nicht mehr als Kamerafahrten bezeichnen, man kann dem Geschehen kaum folgen. Da stellen sich ernsthafte Bedenken ein, ob man das 95 Minuten durchhält. Der Einstieg erfordert somit Geduld, macht rückwirkend aber absolut Sinn.

                                      Denn "Irreversibel" erzählt seine Geschichte rückwärts. Somit startet der Zuschauer im eigentlichen Finale, und demenstprechend inszeniert es Gaspar Noe: Seine Bilder schildern die aktuelle Situation und die emotionale Stimmung. Es ist hektisch, wütend, aufgeladen. Mit fortlaufender Spielzeit beruhigt es sich Stück für Stück. Statt wie sonst von Harmonie und einem entspannten Beginn auf ein angespanntes und heftiges Finale zu zulaufen, werden die Geschehnisse und dadurch auch die Emotionen eben von hinten aufgerollt. Gerade darin liegt die Stärke und Wirkung von Noes Film. Denn die Geschichte an sich ist schnell erzählt und ehrlich gesagt auch total simpel. Seine Präsentation ist dafür außergewöhnlich und erfordert es vom Zuschauer, sich auf diesen Erzählstil einzulassen.

                                      Tatsächlich kann "Irreversibel" aber auch nur so funktionieren, chronologisch würde das nie so wirken. Das trifft speziell auf das Ende des Films (den eigentlichen Anfang der Geschichte) zu. Nach diesen grausamen Faustschlägen, diesen schockierende Szenen, denen man bereits ausgesetzt war, trifft diese entspannte Heiterkeit wie ein weiterer Schlag in den Magen. Man weiß, was auf die Figuren noch zukommt und sieht sie in den letzten Momenten ihres Glücks, nichts ahnend, dass dieser Abend ihr Leben komplett zerstören wird. Von Noes hektisch-verstörenden Bebilderung ist nichts mehr übrig, in der nun herrschenden Ruhe und Idylle liegt der bittere Beigeschmack. Genauso wie in dem eigentlich so schönen Moment einer frohen Botschaft, die dem Szenario seine unglaublich tragische Krone aufsetzt.

                                      Klar ist "Irreversibel" wahnsinnig kontrovers und in seiner schonungslosen Darstellung alles andere als leicht verdaulich. Klar provoziert Noe mit voller Absicht und auch mit dem Vorsatz, dass sein Film auf Abneigung und sogar Hass stoßen wird. Die Gewaltdarstellung ist wirklich abstoßend und kann selbst von Gorehounds nicht als unterhaltsam gesehen werden. So drastisch, direkt und kompromisslos, dass es selbst die abgebrühtesten Zuschauer kurz den Atem anhalten lässt. Man mag das voyeuristisch und widerlich nennen, ich habe mich dabei aber nicht wie ein Voyeur gefühlt. Ich habe es nicht genossen, ich war schockiert, das passiert mir selten. Genau deshalb hat mich das, was danach (chronologisch also davor) passierte so beschäftigt.

                                      Um es auf den Punkt zu bringen: "Irreversibel" kann unmöglich von jedem gemocht werden, wenn ihn nicht einige hassen würden, hätte er sein Ziel verfehlt. Das hier Gebotene liegt tonnenschwer im Magen, wer damit nichts anfangen kann, sollte bloß die Finger davon lassen. Schau ihn dir mit 10 Leuten an: 3 werden ihn lieben, 3 hassen und 4 schauen fassungslos ins Leere und wissen ihn nicht einzuordnen. Ich gehöre zu den ersten Dreien.

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                                      • Was sich hier in den letzten Wochen so tut, verdient ein ganz dickes Lob! Ich mochte euch immer, im Moment aber noch etwas mehr. :)

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                                        • 8

                                          Inhaltlich ist Fassbinder ein wirklich zeitloser Film gelungen. Vorurteile, Spießbürgertum, die kultivierte Höflichkeit endet spätestens dann, wenn "der Fremde" Einzug in den eigenen Wohlfühlkreis hält. Die Aussage des Film hat nichts an Wirkung verloren und wird sie trauriger Weise wohl auch nie. Wenn der fremdländische Kerl mir das Essen serviert oder das Klo repariert ist das in Ordnung, wenn er in mein Haus einzieht, in meinem Laden einkaufen will oder am aller schlimmsten, plötzlich ein Familienmitglied ist, hört die "Toleranz" aber ganz schnell auf. Das zeigt Fassbinder glasklar und sehr deutlich, fast schon überdeutlich. Es wirkt wie eine krasse Überzeichnung der Realität, bei der Figurenzeichnung und deren Darstellern. Im realen Leben wäre das in der Quintessenz genau so, in seiner Präsentation wirkt das etwas statisch und künstlich. Vielleicht soll diese Überzeichnung das Problem bei den Hinterläufen packen und wach rütteln, dem Leben einen Spiegel vorhalten, der ein vereinfachtes, aber im Kern wahres Bild wiedergibt. Nicht nur vielleicht, sogar sehr wahrscheinlich.

                                          Unbestreitbar großartig ist Brigitte Mira, grandiose Leistung. Gerade weil ihre Figur als wohl einzige nicht so künstlich und klischeehaft wirkt, sondern so echt, einsam und bedauernswert, dass man wahnsinnig mit ihr mitleiden kann. Wenn sie eingeschüchtert "ein Cola" bestellt, dabei nur mit spöttischen Blick belächelt wird, sich aber nur nach etwas Zuneigung sehnt. Diese bekommt sie, aber für einen hohen Preis und mit der Ernüchterung versehen, das auch Selbstaufopferung nicht zwangsläufig mit Treue belohnt wird. Das sind die Momente, die "Angst essen Seele auf" ganz groß machen.

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                                          • 7 .5

                                            Schon bei seinem Erstling aus den frühen 80ern kann Michael Mann andeuten, was er inszenatorisch auf dem Kasten hat. "Thief" ist geprägt durch seine starke Atmosphäre, irgendwie kühl und unnahbar, dabei aber nie glatt oder oberflächlich. Im Gegenteil, Mann legt viel Wert auf die Charakterisierung seiner Hauptfigur. James Caan ist exzellent in der Rolle des hochprofessionellen Diebes, der nicht wie eine künstliche, sondern durch und durch echte Figur wirkt. Mal ist er cool und überlegt, mal geht auch sein Temperament mit ihm durch. Mal wirkt er eiskalt und unerschütterlich, zeigt aber auch seine menschliche Seite. Ein Mann, dem Freundschaft und Familie mehr bedeuten, als man zunächst annimmt.

                                            Dieser Charakterzeichnung stellt Mann lange den Heist-Plot hinten an, was durchaus zu einem langsamen Erzähltempo führt und zwischenzeitlich etwas Geduld einfordert. Bei seinem 14 Jahre später folgenden Meisterwerk "Heat", der in gewissen Punkten wie eine Weiterentwicklung und Perfektionierung von "Thief" wirkt, gelang es ihm, beides besser miteinander zu kombinieren, so dass das Tempo nie darunter zu leiden hatte. Das mag man ihm in diesen Fall aber verzeihen, den Vegleich mit dem Ausnahmefilm können kaum welche standhalten. Es beweist nur, das Mann sich einerseits weiterentwickelte, andererseits aber schon zu seinen Anfängen nicht bloß einen reinen Thriller machen wollte. Letztendlich tut dem Film diese ausgiebige Figurenzeichnung sehr gut, da das harte und kompromisslose Finale dadurch nur noch intensiver und einprägsamer wirkt.

                                            "Thief" ist nicht perfekt und bis ins Detail ausgereift, aber enorm stilsicher und trotz kleiner Längen mitreissend. Zudem besticht er durch Manns typisch starke Bilder und den tollen 80er Soundtrack von Tangerine Dream, der die Szenen akustisch eindrucksvoll untermalt.

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                                            • 6

                                              Ein durchaus liebenswerter Film, was sich durch sein starkes Darstellerensemble (Redford & Freeman sehr stark, J-Lo überraschend erträglich), die schönen, rauen Bilder, die daraus resultierende Stimmung und Lasse Hallströms unaufgeregte, aber sehr präzise Regie ergibt. Das alles ist wirklich gelungen, nur wird keine ernsthaft starke Geschichte erzählt. Das ist schon enorm vorhersehbar und arm an echten Höhepunkten. Die Story vom leicht grantigen Großvater, der mit der Zeit sein Herz für Enkelin und Schwiegertochter erwärmt, mutet leicht wie Heidi in Wyoming an. Sympathischer als es sich jetzt vielleicht anhört, der Kitschanteil wird durch die beschriebenen Vorzüge kaschiert, kann aber letztendlich nicht komplett verleugnet werden. Das ist normalerweise nicht unbedingt meins, ging dafür aber sehr angenehm durch. Eine klare Empfehlung? Nein. Anschaubar? Doch, auf jeden Fall.

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                                              • Der schlechteste Film dieser Dekade und vielleicht aller Zeiten dürfte die DVD-Horror-Krücke "30 Days To Die" sein. Der hat nur nicht genug Bewertungen (23, Durchschnitt 1,9) um hier aufgelistet zu sein. Ich habe NOCH NIE so einen Scheißdreck gesehen, jede Wertung über 0 ist absolut unbegreiflich!

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                                                • 4

                                                  Fangen wir doch mit den positiven Dingen an, das geht schneller: Das beste am Film ist zweifellos Charlize Theron. Die gibt sich als böse Königin sichtlich Mühe und bringt das klasse rüber. Sicher überzieht sie hier und da mal, aber schließlich spielt sie auch ein übertrieben böse Märchenfigur, da ist dezente Übertreibung absolut gestattet, solange die Wirkung stimmt. Sie zeigt den beiden anderen Hauptdarstellern, wie man sein Handwerk auszuüben hat. Allein sie rettet hier einiges an Punkten. Schade, das auch sie manchmal etwas komisch rüberkommt, dafür kann sie aber nichts. Mit dieser merkwürdigen Blechkrone und dem ganzen Gebamsel dran sieht sie aus wie die Freiheitsstatur.

                                                  Als positiv lässt sich auch die Arbeit der Effektschmiede anrechnen. Das sieht schon recht gut, an einigen Stellen sogar richtig gut aus. Stellenweise wird die düstere Stimmung erzeugt, die dem Film über die gesamte Zeit gut gestanden hätte. Damit wären die positiven Dinge aufgezählt.

                                                  Aber jetzt: Kristen Stewart! Da Madame ja die inzwischen bestbezahlte Hollywoodlady ist, könnte sie die Kohle an der Schauspieltheke für eine große Tüte Talent und Charisma ausgeben, da besteht dringend Bedarf. Mit etwas Glück bekommt sie noch ein, zwei Scheiben Gesichtswurst dazu, die kann sie sich dann alternativ zur Mimik aufs Gesicht klatschen. Egal in welcher Szenen, sie glotzt immer gleich durch die Gegend. Das schwankt zwischen nervig und unfreiwillig komisch. Kleiner Stylingtipp: Die Haare offen tragen. Im Finale sieht sie mit ihren unproportional großen Ohren und Vorderzähnen aus wie ein Kampfmonchichi. Irgendwie drollig, wenn sie jetzt noch am Daumen nuckeln würde, möchte man sie fast knuddeln. Frau Stewart kann zwar nicht schauspielern, aber wenigstens ohne Sattel reiten wie der Teufel und Trolle in die Flucht kreischen, immerhin. Zur Seite steht ihr der ähnlich begabte Chris Hemsworth, kernig und...äh, ja kernig, das wars. Mimisch hat auch der nicht viel zu bieten, ist aber zumindest unzerstörbar. Eigentlich hätte der bei den "Avengers" doch Ironman spielen müssen, was der alles wegsteckt. Der wird vom Pferd weggetreten, vom Troll übel vermöbelt und bekommt auch sonst viel auf die Fresse, schüttelt sich mal kurz und ist wieder voll dabei. Ein ganzer Kerl. Der ist auch der Einzige, der bei der großen Schlacht am Ende auf die Rüstung verzichtet, das ist nur was für Lappen. Mr. Unbreakable hat das doch nicht nötig.

                                                  Die Beiden gehen gar nicht, es gibt neben Charlize Theron aber durchaus gute Darsteller im Film. Leider wird das halbe Dutzend guter britischer Darsteller (u.a. Bob Hoskins, Ray Winstone, Nick Frost) als Zwerge verheizt. Bei dem darstellerischen Schiffbruch im Hauptcast sehr schade.

                                                  Wäre "Snow White..." jetzt wenigstens konsequent düster gehalten, aufgrund der familienfilmtauglichen Jugenfreigabe leider nicht möglich. Die kurzzeitig ordentliche Stimmung im dunklen Wald wird durch das idyllisch-heitere Waldstücken mit den moosbewachsenen Knuddeltierchen und dem weißen Hirsch mit dem Baum auf'm Kopf ausgeglichen, damit die lieben Kleinen kein Trauma davon tragen. Es gibt auch Schlachtszenen, die aber jede zu deutliche Gewaltdarstellung vermeiden, obwohl gerade das den Film noch hätte aufwerten können. Schade, denn eigentlich sind die gar nicht schlecht gemacht, durch ihre Verharmlosung aber nicht wuchtig und eindrucksvoll genug.

                                                  Was bleibt am Ende übrig? Eine herbe Enttäuschung, gerade weil das ja nicht alles mieß ist. Aufgrund der tollen Charlize Theron, der recht ordentlichen Bilder und dem Spaß am unfreiwilligen Humor bekommt der Film das Maximum an Gnadenpunkten.

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                                                  • 7 .5

                                                    Beliebtes Hitchcock Thema, der zu unrecht Beschuldigte. "Der falsche Mann" ist keiner von seinen Hochspannungsfilmen, lässt dafür mit seinem bemitleidenswerten Protagonisten mitfühlen. Henry Fonda verkörpert seine Figur wirklich hervorragend. Der Zuschauer sieht ihn sich überfordert in einem Hamsterrad aus erdrückenden Indizien abstrampeln. Sehr glaubhaft vermittelt er den Eindruck, von dem ihm vorgeworfenen Anschuldigungen regelrecht überrollt zu werden, darauf wartend und hoffend, dass ihn doch bitte jemand mal aufwecken möge, damit dieser Alptraum ein Ende hat.

                                                    Dank der atmosphärisch dichten Inszenierung, mit leicht humorvollen Einlagen (wenn Fonda von einem Laden zum anderen gescheucht wird, um an den Tatorten wie auf dem Catwalk auf- und abzuspazieren, dabei immer mit diesem fassungslosen Gesichtsausdruck, das hat schon was) wirkt "Der falsche Mann" auch ohne wirklich spannungsintensive Momente konstant interessant und lässt nie auch nur die Spur von Langeweile zu. Was voreilige Anschuldigungen selbst mit einem vollkommen unschuldigen Mann anrichten und wie schwer es sein kann, trotz einer weißen Weste seine Unschuld zu beweisen, wird auf sehr wirkungsvolle Weise gezeigt. Toller Auftritt auch von Vera Miles in der zweiten Filmhälfte, deren Figur dem ganzen Szenario noch die Krone aufsetzt. Man hat das Gefühl, Hitchcock hatte richtig Spaß dabei, seine Hauptfigur von 0 auf 100 in die Scheiße zu reiten und ihn dabei hilflos zuschauen zu lassen. Das ist schon fast ein bisschen sadistisch, aber mit einem leichten Augenzwinkern versehen.

                                                    Obwohl einen die Spannung nie in den Fernsehsessel drückt, ein sehr angenehmer Hitchcock, toll inszeniert und wunderbar gespielt.

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