JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

  • 1

    "Onyxxx' Kiste der Pandora", Teil 2:
    "Night of the Dead" (der Titel ist schon unglaublich kreativ).

    Die erste Szene weist schon den weiteren Weg (hundsmiserabel gemacht), weckt aber immerhin gewisse Hoffnungen. Im Detail: Es wird ein Frosch seziert (sieht aus wie gekreuzigt, bei den Amis kann man da nie so sicher sein), es wird ihm ein Serum gespritzt und das Biest erwacht wieder zum Leben, ganz böse gelaunt. Die Szene ist unglaublich bekloppt und recht lustig, "Angriff der Zombiefrösche" hätte jetzt Spaß gemacht. Leider heißt der Film nicht so und es war die lustigste Szene. Danach ist Humor (gewollt und ungewollt) immer noch vorhanden, nur so dezent eingestreut, dass es den anderen Schrott nicht retten kann.

    Um hier überhaupt noch Punkte zu rechtfertigen, eine kleine Aufzählung:
    1. Der Film ist eindeutig nicht bierernst gemeint, macht dies auch klar deutlich und erzeugt gelegentlich Humor, der ganz kurz funktioniert.
    2. Der Arzt heißt Dr. Schrecklich, toll.
    3. Ich habe schon Genrefilme gesehen, bei denen Masken und Effekte deutlich schlechter waren, immerhin.
    4. In einer Szene wird auf einen Zombie eingeschlagen und es klingt wie bei "Street Fighter" (dem Spiel) oder einem Spencer/Hill Film, drollig.

    Tja, was mach ich jetzt damit? Ich weiß es nicht. Grottig, billig, optisch irgendwo zwischen Homevideo und Internetporno, dafür ganz kurz witzig. Ist eigentlich keinen einzigen Punkt wert, aber man muss ja auch mal nett sein und Mitleid bringt selbst Leute wie mich vielleicht mal in den Himmel, also einen Punkt. Sehr gnädig.

    9
    • 7

      Schnoddriger 70er Giallo, der neben Suspens-Elementen, blutigen Slasherszenen (obwohl dieses Genre ja offiziell erst viel später als solches enstand) nicht zu Letzt eine dicke Portion Softporno-Ambiente enthält. Gerade das wird oft und gerne eingestreut, was das Ganze etwas verrucht wirken lässt. Regisseur Sergio Martino hatte daran ganz offensichtlich ziemlich viel Freude (vielleicht wurde er mit der Flasche aufgezogen?). Aus diesen Zutaten bereitet er ein schmackhaftes Mahl zu. Es besticht nicht durch besondere Cleverness, funktioniert dank seiner gut vermengten Bestandteile aber sehr zufriedenstellend.

      Es gibt reichlich hübsche, in puncto Nacktheit sehr unbefangenen Damen (Erotik), einige zwielichtige Herrschaften, die alle mehr oder weniger als Täter in Frage kommen, inklusive einem immer wieder angedeuteten Motiv (die Puppe, Suspense) und schon recht deftige Mordszenen (Slasher), bei denen natürlich die im deutschen Titel angekündigte Säge nicht fehlen darf. Durchgehen atmosphärisch, da Martino, neben seinen ausgeprägten Männerphantasien, sein Handwerk zweifelsfrei versteht. Kameraführung- wie einstellungen, Schnitt und Musik sind wirklich klasse, an Stimmung und Spannung mangelt es nicht. Besonders nicht im Finale in der Bergvilla, da werden diese Stärken hervorragend ausgespielt und es stellt sich ein fast klaustrophobisches Gefühl ein. Ja, die endgültige Auflösung ist schon etwas albern, was soll's, irgendwie hat das gepasst und macht Spaß.

      Schmutzig, spannend, unterhaltsam. "Die Säge des Teufels" bringt alles mit, was man von so einem Film erwarten und erhoffen darf.

      18
      • 8
        über 7 Days

        Mag "7 Days" zunächst nach einem Psychothriller/Folterhorrorstreifen klingen, entwickelt sich zusehends ein Psychodrama, das allerdings aufgrund seiner Thematik und seiner zum Teil schon sehr drastischen Szenen dennoch nicht leicht verdaulich und nicht jedem zu empfehlen ist.

        Wie würde man reagieren, wenn die kleine Tochter vergewaltigt und ermordet wird? Würde man auf die Justiz vertrauen? Wäre selbst die höchste Haftstrafe angemessen? Wie weit würde man gehen, um Vergeltung zu üben? Und wenn man sich für den Weg der Selbstjustiz entscheidet, was hat man im Endeffekt davon? Ist es befriedigend? Lindert es den Schmerz? Hat man das Gefühl, das Richtige getan zu haben? Wo endet Rache und beginnt Besessenheit?

        "7 Days" schildert in farbreduzierten, kalten, hervorragenden Bildern den Vergeltungsakt eines Vaters. Das Ganze wird dabei bewusst nüchtern vorgetragen. Keine Musik, keine schnellen Schnitte, Emotionen gibt es reichlich, die sich aber nie künstlich herbei gesteuert wirken. Das ist deprimierend, kühl und hoffnungslos. Ein sehr echter Film, da keinerlei Effekthascherei oder Glorifizierung betrieben wird. Das Streben nach Rache ist nachvollziehbar, sie wird zelebriert, sich aber nicht daran ergötzt. "7 Days" wirkt nie platt oder reißerisch. So sehr man Verständnis für den Vater aufbringt, so sehr man den Kinderschänder verachtet, dass Szenario ist nie cool, es ist so uncool, dass echte Sympathien für niemanden aufgebracht werden. Nicht für den Mörder, selbst wenn er in der Opferrolle leiden muss, nicht für die Polizisten, die das Ganze unterbinden wollen/müssen, nicht für den Vater, der sich in seiner Rache verliert. Das ist kein Schwachpunkt, im Gegenteil, das ist die Stärke des Films. Kein Schwarz, kein Weiß, nur kaltes Grau. Bedrückend, sehr stark.

        20
        • 7

          Es ist tatsächlich nachvollziehbar, dass dieser Film indiziert ist (obwohl die Hemmschwelle in den letzten Jahren so weit gefallen ist), egal was man generell von dieser Maßnahme halten mag. Es ist zu einem gewissen Grat sogar verständlich, dass dieser Film verteufelt wird und viele den Kopf schütteln, warum man so was gut finden kann. "Ich spuck' auf dein Grab" (was für ein Titel. Hat zwar nichts mit dem Originaltitel "The Day of the Woman" zu tun, funktioniert auf seine Art aber fast genauso gut, nur in eine andere Richtung) ist ganz grenzwertig, wenn nicht sogar überschreitend, eher schon das.

          Sonnig-beschaulich startet dieses abgebrühte Rape & Revenge Stück, um die Idylle dann komplett zu zerstören. Das gibt dem noch mehr Beklemmung und wirkt abartiger, da nicht von vornherein so berechnend und kalkulierbar. Was dann passiert, ist schon richtig übel und polarisiert so extrem, dass Abwehrreaktionen von Seiten vieler Filmfans nicht unnatürlich sind. Eine derart ausschweifende, gnadenlose und unglaublich unangenehme Szene (was da genau passiert, kann man sich bei der Genre-Bezeichnung wohl denken) gab es selten zu sehen. Klar stellt das den Film irgendwie in eine perverse, voyeuristische Ecke und somit wohl auch seine Befürworter.

          Aber: Fand das jemand geil? Hat jemand gedacht: "Ja, weiter, immer feste drauf, gib's der Schlampe!"? Wenn ja, die Leute sollten wirklich ärztliche Behandlung aufsuchen. Wer danach keinen Bock mehr auf den Film hat, alles klar. Wenn doch, ist man nicht gleich krank. Denn: Durch seine unglaubliche Grausamkeit, seine exzessive Härte und seine fast endlos wirkende Vorarbeit, bildet er erst das Fundament für die zweite Hälfte. Alles was dann geschieht, wird trotz der nicht minder gnadenlosen Härte als gerecht und absolut notwendig empfunden. Auge um Auge. Ja sicher, im realen Leben ist das nicht die feine englische Art und von Nachahmung wird abgeraten, das ist ein Film. Und da werden nun mal Dinge gezeigt, die im realen Leben auch passieren (können) und für mich oft den Reiz daraus beziehen, dass es mir nicht im Alltag passiert bzw. passieren sollte. Ich will nichts für's Leben lernen, ich will Szenarien erleben, die mit meinem Leben nichts zu tun haben, zumindest ab und zu. Losgelöst von Moral, ist das was passiert eben absolut nachvollziehbar, aufgrund der Abgründe, die einem zuvor präsentiert werden.

          Daher ist "Ich spuck' auf dein Grab" sehenswert, aber nur für Leute, die sich von Filminhalten distanzieren können, Genre-interessiert sind, nicht in allem die Moral finden müssen, menschliche Triebe nach Rache und Vergeltung als solches nachvollziehen können, ohne sie zwangsläufig gutheißen zu müssen, und selbst mit extrem derben Inhalten kokettieren können, wenn sie einen Sinn verfolgen. Das tut "Ich spuck' auf dein Grab". Hinter seiner brutalen Fassade ist er sogar ein Stück Emanzipation. Die Frau wird von den Männern wie ein Stück Fleisch behandelt, erniedrigt und misbraucht, schlägt dafür mit aller Konsequenz zurück und bedient sich ihrer Weiblichkeit als Waffe. "The Day of the Woman" ist daher der passendere Titel, obwohl "Ich spuck' auf dein Grab" die Kompromisslosigkeit ebenso widerspiegelt.

          Lange Rede, kurzer Sinn: Das ist kein Meisterwerk und wird vielen ganz übel aufstoßen, aber mit Sicherheit kein perverses Machwerk, als das er gerne vorschnell abgestempelt wird.

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          • 6

            Onyxxx' Kiste der Pandora, Teil 1.
            "Flesh Eating Mothers"

            Mal ehrlich, der Titel ist doch schon super, oder? Was einem hier vorgesetzt wird, ist Trash in seiner reinsten Form. Das ist ein Knaller, eine Granate, da fehlen einem glatt die Worte. Noch mehr zu der technische Präsentation des Films. Der DVD-Transfer ist so unfassbar, das erinnert an die Kindheit. Damals, als kopierte VHS-Bänder mit "verbotenen" Horrorfilmen wie Gold gehandelt wurden. Bild und Ton sind wirklich wie eine dutzendfach über- und abgespielte VHS, die Qualität des Films passt da voll rein.

            Es ist grottenschlecht, keine Diskussion, aber so lustig (nicht nur unfreiwillig), irre. Selbst eigentlich unglaublich geschmacklose Szenen (Mutter frisst ihr kleines Kind, eine Katze wird in zwei Teile gerissen) können nie in irgendeiner Form als widerlich oder grenzüberschreitend verkauft werden, da das Drumherum so lächerlich, dilettantisch und auch bewusst absurd-humorvoll gemacht ist. Sei es die billige Machart, die Figuren, die unglaublich schlechten Darsteller (richtig geil: Diese blonde "Wissenschaftlerin", eindeutig eine Pornodarstellerin, die bei jeder Textzeile ihre Schlaubi-Schlumpf-Brille auf- und absetzt, um ihre Intelligenz zu unterstreichen, dabei immer mit diesem Blick, als ob sie ihrem Gegenüber gleich einen Blow-Job verpassen will, göttlich!), die alberne Musik, die ulkigen Masken, es ist ein Fest.

            Die absolute Krönung dieser Zwerchfellattacke sind eindeutig die Dialoge. Nur ein Beispiel aus einem Sammelsurium, das mehrere Seiten füllen könnte:

            - "Meine Mutter...sie...sie hat meinen Bruder gegessen."
            - "Ja, unsere Mütter auch."
            - "Meine Mutter aß meinen Vater".
            - "Sie hat so was noch nie vorher gemacht!"

            Ist das ein Brüller? Das geht die ganze Zeit so. Meine persönliche Lachkrampfstelle Nummer 1 (das ist echt schwer): Der Virus unter dem Mikroskop. Ich konnte echt nicht mehr.

            "Flesh Eating Mothers" ist die Geheimwaffe für einen Trashfilmabend, bei dem die Grenzen zwischen gewollt und ausversehen so verschwimmen, dass eine klare Trennung nicht mehr möglich ist. Es ist auch vollkommen schnurz, was hier wirklich lustig sein sollte und was nicht, unterhaltsam ist das Gesamtpacket, und wie.

            Onyxxx, wie konntest du den denn hergeben? Ich sage artig danke, aber auch mit der Befürchtung, die echte Perle aus der Kiste der Pandora gleich zu Beginn gegriffen zu haben.

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            • Schöne neue Fragen, sehr schönen Antworten und ich weiß jetzt, dass es einem Film namens "Raped By An Angel 4" (und scheinbar auch mindestens drei weitere Teile) gibt. Unglaublich. :)

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              • 1

                So Kinder, das passiert wenn man nicht immer fleißig den Teller leer isst, treudoof den Fahneneid aufsagt und nicht die Republikaner wählt. Das habt ihr ungewaschenen Hippies und liberalen Teppichknüpfer nun davon. Seid ihr darauf stolz? Weil ihr Waschlappen "Die Grünen" zur entscheidenden Partei in Westdeutschland gemacht habt (was allein im Vorspann von "Die rote Flut" abgelassen wird, spottet jeder Beschreibung), landen nun die hundsgemeinen Russen, die schmutzigen Kubaner und das ganze andere bestialische Kommunistenpack im Nabel der freien Welt, also irgendeinem Kuhkaff der USA, um es Ronald Reagan, Chuck Norris, Charlton Heston, dem lieben Gott und allen anderen anständigen Geschöpfen der wilden 80ern mal so richtig zu zeigen. Seit ihr jetzt glücklich? Das kommt davon, wenn man Andersdenker und Staatsfeinde nicht sofort und konsequent mit Atomwaffen zudröhnt, auf das jede kubanische Zigarre noch 2050 im Dunkel grün leuchtet. Seht es euch an, wie anständige, waffentreue Footballspieler unter Einsatz ihres Lebens und dem Verzicht auf jegliche Vernunft sich in den Bergen zusammenrotten müssen, um diese Ungerechtigkeit zu unterbinden. Die Kommunisten haben ja nix besseres zu tun, nachdem sie die Weltmacht überhaupt mit diesem listigen Fallschirmangriff überrumpellt haben, alles zu vergewaltigen und zu meucheln, was nicht bei drei auf dem Baum ist oder "Die Grünen" wählt. Gott, oder Reagan, oder Norris, oder Heston, wer auch immer gerade den Himmel bewacht sei Dank, gibt es noch Patrick Swayze, Charlie Sheen und C. Thomas Howell. Die haben noch keine Karriere und machen bei dieser unglaublich dreisten Politpropaganda blauäugig (will man doch hoffen) mit, auf das ihr Stern in Hollywood steigen möge und jeder intelligente Mensch erkennt, wie gut es doch ist, das der 80er Ami immer genug Munition im Haus hat, milchgesichtige Pfeifen zu allem bereit sind und das jeder tote Bolshevik ein Vergewaltiger weniger ist.

                Gott schütze Amerika = Die Welt und mögen wir alle froh sein, dass es "Die Grünen" dort nie an die Macht schaffen, sonst wären wir schon alle lange tot oder würden die russische Hymne singen. Nicht auszudenken. Klassiker...

                ...oder berechnende Scheiße, die nicht mal "subtil" versucht, seine unglaublich menschenverachtende Botschaft und den politisch-manipulierenden Hintergrund zu verschleiern. Unfassbar.

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                • 1
                  • 6 .5

                    "The Grey" macht es mir echt nicht einfach. Er hätte deutlich besser sein können, er will wahrscheinlich zu viel, aber er macht einiges gut und hat viele Dinge, die ich mag.

                    Ich mag Survivalfilme. Ein an und für sich einfaches Genre, dass aber auch nicht so viel braucht. Ich muss den Überlebenskampf nur glauben können, es fühlen, dann sind mir gewisse Logiklöcher auch so was von Schnurz, wenn ich drin bin, bin ich drin.

                    Ich mag Schnee (nicht im realen Leben: Wie ich kotzen könnte wenn ich morgens das Auto unter weißen Hügeln suchen und ausgraben muss und dann auch noch in meiner NIEMALS geräumten Seitenstraße stecken bleibe, beim Versuch abzubiegen), aber im Film sind verschneite Sets der Hammer. Das gibt fast jedem Film diese gewisse Note, es wirkt kühler, unangenehmer, Schnee im Film ist großartig.

                    Ich mag tierische Gegner. Ja, da gibt es unglaublich viel Schrott, viel zu viel, aber tierische Gegner, die noch als "echte" Tiere zu erkennen sind, sind einfach geil. Als überzogenen und albernen Monster, die nur das Erscheinungsbild eines Tieres tragen kann das zwar unterhaltsam sein, aber was ist den bitte bedrohlicher als "echte" Tiere? Sie jagen dich instinktiv, aus Hunger, aus Selbsterhaltungstrieb, warum auch immer, aber was kannst du dagegen tun? Verhandeln? An ihre "Menschlichkeit" appelieren? Sie anzeigen? Nö, weglaufen, angreifen oder sterben.

                    Ich mag Liam Neeson, obwohl er es mir in den letzten Jahren nicht so einfach gemacht hat. Seit "96 Hours" hat er sich auf seine alten Tage zum Actionstar entwickelt, warum auch immer. Guter Mann, die Rollenauswahl dennoch etwas merkwürdig.

                    Ich mochte auch mal Joe Carnahan, einen Film lang. Das war "Narc", eine Perle. Dieses düstere Low-Budget Krimidrama war großartig und hat mich dazu verleitet, mir seinen Namen zu merken. Was danach kam, hat seinen Namen für mich mit einem dunklen Schatten belegt. "Smoking Aces" war pseudo-cooler Käse, "A-Team" ist einer der wenigen Filme, die ich nach kurzer Zeit abgebrochen habe, ging einfach nicht.

                    An den beiden Negativbeispielen gemessen ist "The Grey" (um endlich mal zum Film zu kommen) eine klare Steigerung und zeigt durchaus, das Carnahan doch nicht alles verlernt hat. Handwerklich ist "The Grey" toll, keine Frage. Das eisige Set wird gekonnt genutzt, es gibt schöne, dabei auch beklemmende Naturaufnahmen, sehr gute Bilder (ich bin mir nicht sicher, ob das Absicht war: Etwa in der Mitte gibt es eine Einstellung, in der nur der dunkle Himmel gezeigt wird, die Wolkendecke reißt nur an einer Stelle auf, und der darin erscheinende Mond sieht so aus, wie ein Wolfsauge. Wenn das so sein sollte, super.).

                    Das Problem von "The Grey" ist seine nicht klare Festlegung. Als reiner Survivalhorror oder als etwas anspruchsvolleres Survivaldrama hätte er wunderbar funktionieren können, die etwas unausgewogene Mischung ist für mich der Knackpunkt.
                    Als Survivalhorror wäre es stark, da neben den schon angesprochenen Pluspunkten (eisiges Set, tolle Bilder) die Attacken des Wolfsrudels meist sehr packend inszeniert wurden. Die Wölfe erscheinen etwas zu groß, zu mächtig, zu überlegt, zu furchtlos und gnadenlos, ob das in der Realität so glaubhaft ist, sei mal dahingestellt. Aber sie sind einfach die pure Bedrohung (allein diese Soundkulisse: Ich zucke ja schon zusammen, wenn die Biester im Zoo anfangen zu heulen, für mich einer der bedrohlichsten Naturlaute überhaupt). Dafür wäre/ist er leider zu lang und versucht mehr zu sein, was ihn als reiner Genrefilm nicht komplett zünden lässt.

                    Als Survivaldrama hätte es ihm gut getan, wenn die Wölfe etwas realistischer dargestellt und ihre Angriffe etwas dezenter und nur als kleines Highlight eingestreut genutzt würden. Dann hätten im Gegenzug aber auch die Nebenfiguren besser charakterisiert werden müssen, sie erscheinen neben Neeson nicht wichtig genug, ihr Schicksal ist vorbestimmt. Es wird zwar versucht, ihnen mehr Profil zu geben (kleine Gänsehautszene: "Ich hab dich lieb Daddy!"), im Endeffekt bangt man mit ihnen zu wenig mit, halt austauschbar.

                    So erscheint "The Grey" sehr ambitioniert, aber letztendlich nicht in die eine wie die andere Richtung konsequent genug umgesetzt. Gefallen hat er mir, da war vieles wirklich gut, die Mischung hat nur nicht gepasst. Schade, aber Carnahan sollte an dem Punkt weiter machen und etwas mehr die Mitte finden, immer noch deutlich besser als "Smoking A-Team" oder so ein Mist.

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                    • 8
                      über Europa

                      Von Trier schickt den Zuschauer auf eine düstere Reise durch das blutjunge Nachkriegsdeutschland 1945. Ein Land, in dem offiziell Frieden herrscht, das praktisch immer noch mit den Nachbeben des 2. Weltkriegs zu kämpfen hat. Man erlebt diese Reise mit einem Blick über die Schulter von Leopold Kessler (Jean-Luc Barr), einem Amerikaner deutscher Abstammung, der als Zugschaffner in diesem zerstörten Land anheuert. Obwohl von Trier mit "Europa" keine surreale Geschichte erzählt, wirkt es zum Teil so. Seine Inszenierung ist grandios, verstörend und visuell fantastisch. Als wenn man ein Ticket für eine Rundfahrt durch einen realen, trotzdem merkwürdig abstrakten Albtraum erworben hat. Über weite Strecken in schwarz-weiß gehalten, wechselt von Trier an geschickt gewählten Momenten zu Farbbildern, berauscht gelegentlich durch tolle Hintergrundmontagen, stehts in wahnsinnig mitreißende Bilder eingefangen und mit dementsprechender Musik hinterlegt. "Europa" ist ungemein fesselndes Arthauskino, großartig gespielt, sehr stilsicher und thematisch hoch interessant.

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                      • 8

                        Jetzt bin ich schon etwas angefressen, dass ich den nicht im Kino genießen konnte.
                        Ehrlich gesagt hätte ich auch nie erwartet, dass ein Kinobesuch in 3D, was ich bisher für komplette Augenwischerei hielt, so entscheidend sein könnte. Man erkennt auch in 2D zu großen Teilen, wann diese "Augenwischerei" genutzt wurde, das muss großartig gewesen sein und maßgeblich zur Wirkung beigetragen haben. Wie gesagt, schade, aber auch so ist "Hugo" optisch ein wahres Fest. Auch ohne die nur zu erahnenden Effekte erschafft Scorsese durch seine umwerfende, detailverliebte Ausstattung und Atmosphäre grandiose Filmmagie, die der Liebe zu diesem Medium Ausdruck verleiht. "Hugo" ist eine zweistündige Liebeserklärung an die Anfänge des Kinos und die Wirkung, die Filme für viele Menschen heute noch haben. Das macht "Hugo" so stark, nicht direkt seine Geschichte. Brillant ist die nicht unbedingt, auch nicht richtig spannend, aber Scorsese gelingt es tatsächlich, dass man in eine ganz andere Welt abtaucht und die Faszination des damals noch jungen, teils unerforschten und dadurch noch fast unschuldig wirkenden Medium am eigenen Leib miterlebt. Der Film lebt von seiner Stimmung, seinen wunderbaren Momenten und Scorseses Hingabe und Leidenschaft, die sich zwangsläufig auf den Zuschauer überträgt. Selbst die jüngere Generation, die es bis heute nicht gewagt hat über den Tellerrand hinaus zuschauen, muss davon angesteckt werden. Wenn nicht, ist denen nicht mehr zu helfen. Wunderschön und mit soviel Herz, das meins vor Freude hüpft. Das ist nicht mein Lieblingsscorsese (was keine Schande ist), aber vielleicht seiner. Das merkt und versteht man.

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                        • 6
                          über Cyborg

                          - "Aber man könnte das Elend beenden."
                          - "Das Elend mag ich aber!"
                          - "Man könnte die Welt ändern."
                          - "Die Welt ist doch gut so."
                          - "Fahr zur Hölle!"
                          - "Da war ich schon."

                          Geiler Dialog zum Einstieg, tatsächlich sogar der beste im ganzen Film. Über so was wie "Cyborg" kann man gar nicht objektiv urteilen. Da würde nicht viel übrig bleiben. Frei von der Leber weg, ist "Cyborg" wahnsinnig beknackter, post-apokalyptischer 80er Trash, der zum Grölen und Abfeiern auffordert, gerade weil es so bescheuert und hingebungsvoll-dilettantisch umgesetzt ist. Auf knappe 85 Minuten wird ein grobes Storygerüst gezimmert, das vom ultrabösen Bad Guy, ausufernder Brutalität, talentfreien Darstellern, primitiver Erzählweise und einer albernen Inszenierung einfach alles zu bieten hat, was für hemmungslose Trashunterhaltung sorgt. Gerade weil das alles so wunderbar ineinander greift und niemals nur eine Sekunde ernst zu nehmen ist, eine gute Laune Granate.

                          Jetzt mal ins Detail: Story ist ganz simpel, halt ein Gerüst, dafür kurz, knackig und immer nur auf den schnellen Kick aus. Mag aus anspruchsvoller Sicht eine Katastrophe sein, solche Erwartungen darf man einfach nicht stellen. Die düstere Brutalowelt am Ende der Zivilisation hat sogar einen gewissen Reiz, wird dabei so überzogen serviert, dass es einfach als blöde Unterhaltung funktioniert. Ein rost-braun gebrannter Van Damme mit Zementmimik knüppelt sich durch endlos wirkende Horden von Bösewichten, alle muskelbepackt, dreckig und geistesgestört. Die sprechen nicht, die grunzen. Der Film hangelt sich von einer Action- und Metzelszene in die nächste, die in der Uncut-Fassung zwar brutal, trotzdem noch grottig geschnitten sind, so das man Regisseur Albert Pyun wirklich jegliches Talent absprechen muss. Die Sets sind schön gammelig und abgefuckt, was nur ein geschönter Begriff für recht billig ist, passt aber in den Gesamtkontext dieses Werks und hat daher irgendwie Charme. Vincent Klyn, Darsteller des Oberfieslings, sieht so herrlich blöd-böse aus und dreht dementsprechend auf, geile Nummer. DER Castknaller schlechthin ist aber zweifellos Rolf Mueller. Rolf who? Kennen hier wahrscheinlich alle, damals hielt er seinen bürgerlichen Namen wohl nicht hollywoodlike genug. Wer jetzt immer noch grübelt, wird nicht verraten (so viel hat sich beim Namen nicht geändert), einfach auf Minute 35 warten. Sobald "Rolf" ins Bild kommt, geht die Party richtig los. Was für ein Auftritt. Denkwürdige "Frisur" und sein Text begrenzt sich auf: "AHHHH! OHHHH! MMMMPFFF!". Dabei immer blöd gucken und kräftig die Adern anspannen, das ist zu geil.

                          "Cyborg" ist unfassbar unterhaltsam, gerade weil er so blöd ist. 80er Action aus der ganz räudigen Ecke, dafür eben mit diesem Charme und Unvermögen gesegnet, dass man ihn einfach lieb haben muss. Wer sich über so was amüsieren kann, immer ran.

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                          • Na endlich, auf dich habe ich die ganze Zeit gewartet.
                            Hast mich nicht entäuscht, sehr schöne und klasse formulierte Antworten. Und auf der richtigen Seite ist Analverkehr doch auch ganz nett. ;)

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                            • 4 .5

                              Richtig viel spricht nicht gerade für "Dead Meat". Zombiekram wie man es kennt, mit ersichtlich ganz magerem Budget und Darstellern, die mehr als das auch nicht machen können. Masken und Effekte schwanken zwischen ganz billig und halbwegs erträglich, je dunkler die Szene, desto "überzeugender". Dank der überschaubaren Laufzeit kommen zwar keine großen Längen auf, die unkreative Handlung kann die inszenatorischen Mängel aber leider nicht ausbügeln. Zum Finale hin gibt es zumindest ordentlich Schweinkram, einen witzigen Goreeffekt schon zu Beginn (Staubsauger) und mein Spektrum an Killertieren wurde um eine Gattung erweitert, auf die ich schon lange gewartet habe. Das war zwar albern, aber jetzt hab ich es mal gesehen. Abgehakt. Gibt's schon was mit Hühnern?

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                              • 7

                                "Ausgelöscht" beweist gerade durch seine Defizite, warum Walter Hill einmal einer der besten Actionfilmregisseure überhaupt war. Wirklich schade, dass nach "Last Man Standing" der Ofen aus war, vielleicht war er als Oldschool-Actionmann nicht mehr am Nabel der Zeit.

                                Wieso erkennt man Hills Talent aufgrund der Defizite? Na ja, die Story und das Drehbuch von "Ausgelöscht" sind jetzt nicht unbedingt der Hammer. Einfach gehalten, nicht optimal erzählt und nur rein aufgrund seiner Inszenierung sehenswert.
                                Sicher ist "Ausgelöscht" etwas primitiv, humorlos und vielleicht zu knochentrocken, und schon wieder zieht der Walter-Hill-Joker. Er hat es einfach drauf. Die Shootouts und Actionszenen wirken handgemacht, brauchen keine Zeitlupe, hektischen Schnitte, aufgeblasene Special-Effects oder andere Augenwischerein, das funzt auch so.
                                "Ausgelöscht" wirkt die gesamte Zeit über eher wie ein moderner Western, besonders im Finale. Staubig, blutig, Auge um Auge, Moral und Kompromisse sind was für Mädchen. Es funktioniert. Wenn sich speziell Nolte und Boothe die Machodialoge zuwerfen, ist die Stimmung klasse und lässt sämtliche Hänger kurzzeitig vergessen. Echte Kerle wie sie sein müssen, Powers Boothe zerdrückt auch mal locker Skorpione mit der Hand.

                                Und das, genau das, macht Walter Hill so gut. Der versteht das Genre, lässt es trotz aller Klischees nie albern oder lächerlich wirken und macht es in den entscheidenden Punkten einfach richtig abgebrüht. Da mag das manchmal noch so dünn sein, es sei ihm verziehen. Als wenn Sam Peckinpah den Staffelstab weitergegeben hätte, leider hat Hill Ende der 90er keinen Abnehmer gefunden. Schade.

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                                • 0 .5
                                  über Slasher

                                  Heute habe ich einen der schlechtesten Filme meines Lebens gesehen. Einen deutschen Slasher namens...tata... "Slasher". Null Punkte bekommt der aber nicht. Rein objektiv gesehen hätte er die natürlich verdient, kann man gar nicht anders verkaufen. Was Unvermögen aller Beteiligten angeht, ist der kaum zu toppen. Allerdings war er wirklich so grottig und lächerlich, dass ich mehr als einmal laut gelacht habe. Damit hat er dann ja doch so was wie eine Leistung erbracht und er bekommt zumindest 0,5 Gurkenpunkte.

                                  Zudem nimmt einem "Slasher" irgendwie die Scheu davor, sich selbst mal an einem Filmdreh zu versuchen. Wenn das hier auf DVD veröffentlicht wird, immer ran Leute. Leiht euch irgendwo eine Kamera (für ein Wochenende dürfte reichen), ein bis zwei Mikrofone (mehr haben die glaube ich auch nicht verwendet, ich hab die teilweise echt schlecht verstanden. Nicht das das bei der Qualität eine Rolle spielen würde), einige Liter Filmblut zum anrühren (muss nichts gutes sein, rotes Wassereis mit Marmelade angedickt scheint vollkommen zu reichen) und sucht vorher per Zeitungsannonce (am besten in einschlägigen Fachblättern, "Praline" oder so) nach einigen Dirnen mit leicht bis schwer ausgeprägten exhibitionistischen Neigungen, denen man ganz ungeniert etwas von einem "Karrieresprungbrett" erzählt, gezahlt wird später. Alles ins nächst Waldstück verfrachtet und ab geht die Luzie. Wie, keine Geschichte? Stellt euch mal nicht so an, schon mal "Texas Chainsaw Massacre" oder "Freitag, der 13." gesehen? Na also, so ähnlich halt, kiffen, ficken, sterben, der Rest ergibt sich schon beim Dreh.

                                  Ach ja, ganz wichtig, unbedingt noch vorher am Bahnhof halten und mit lauwarmen Astra-Rotlicht noch ein bis zwei Gestalten anlocken, was wäre ein Slasher ohne schmutzige Hinterwäldler? In diesem speziellen "Slasher" sind die das absolute Highlight, der leicht angeschimmelte Bauernvater ist ja wohl der Knaller ("Und du geh rein und schäl Kartoffeln!" oder "Du bist doch meine Tochter. Du musst doch lieb zu mir sein!"). Was ich mich allein über den weggeschmissen habe, geht gar nicht.

                                  So muss man auch an den Film ran gehen. Ehrlich, ich will das nicht beschönigen, er ist abgrundtief schlecht, viel mieser geht nicht. Ich sag mal so, Tele 5 würde den nicht senden. Aber es gab schon einige Filme, die hab ich echt gehasst, den nicht. Ein bisschen Spaß muss sein.

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                                    Aus den USA kam lange kein großer Gangsterfilm mehr, die Franzosen haben in den letzten Jahren gleich zwei (bzw. drei) richtig dicke Fische ins Rennen geworfen. Neben "Public Enemy No.1" (in zwei Filme aufgeteilt) "Ein Prophet". Die Story klingt im ersten Moment nicht revolutionär. Ein Kleinganove muss sich im harten Knastalltag behaupten, wird zum Spielball der großen Strippenzieher und arbeitet sich Stück für Stück nach oben. Dieser Prozess wird dafür grandios erzählt. Realistisch, ohne künstlichen Schmuck versehen und durch seinen authentischen Look sehr packend serviert. Man erlebt den klassischen Aufstieg des Bücklings zum Macher, von ganz unten nach ganz oben, dabei immer glaubhaft und mit richtig intensivem Stallgeruch. Keine Gangsterschickeria, kein Prunk und Protz, "Ein Prophet" erzählt eine Gangsterstory von der Basis aus. Eindringlich, hervorragend gespielt und brillant umgesetzt. Ständig hat man das Gefühl, eine wahre Geschichte zu sehen, gerade weil der Film zu absoluter Aufmerksamkeit zwingt, um nicht den Faden zu verlieren. Das ist keine geschönte und leicht verdauliche Hollywoodunterhaltung, das ist richtig nah dran. Zu recht hoch gelobt und gefeiert, denn "Ein Prophet" ist ein absolutes Highlight des europäischen Kinos der letzten Jahre. Ein Gangsterfilm des neuen Jahrtausends, der sich nicht in die Blütezeit der Mafia flüchten muss, sondern durch seinen aktuellen Zeitbezug richtig zu fesseln weiß. Fantastisch.

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                                    • Trash trifft Trash. Passt schon. Nic The Sick ist mein absoluter Hassdarsteller, das könnte (ernsthaft) sein Projekt werden. Er braucht nur eine Rolle, die unglaublich bekloppt und auf seine Gesichtsdisco zugeschnitten ist, dann könnte das was werden.
                                      Sonst: Eastwood wäre schön, aufgrund seines Alters und seiner Projektivität hat er bestimmt besseres zu tun. Ford wäre denkbar, was hat er denn sonst? Snipes ist der klassische Expendable, muss da rein.
                                      Alternativen:
                                      Danny Trejo
                                      Kiefer Sutherland
                                      Charlie Sheen
                                      Michael Dudikoff
                                      David Hasselhoff
                                      James Russo
                                      Michael Madsen
                                      Michael Biehn
                                      Samuel L. Jackson
                                      C. Thomas Howell
                                      Robert Englund
                                      Rutger Hauer

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                                        Bitter, wie die Filmkarriere von Tim Roth nach dem (zu recht) derben Flop vom "Planet der Affen"-Remake versandet ist. In den 90ern hat er praktisch nur gute Filme gedreht, seit diesem Fiasko nur noch selten zu sehen und wenn, kam kaum was dabei rum. "The Last Sign" ist ein sterbenslangweiliger Mystery-Quark, der nicht mal auf eine vernünftige Pointe hinsteuert. Es ist nie spannend und wenn überhaupt nur aus dem Grund interessant, dass man irgendeinen Kniff am Ende herbeisehnt. Das Warten lohnt sich nicht, man kommt sich sogar verarscht vor. Deshalb hat man 83 Minuten (zum Glück nur so wenig, sonst müsste man die Macher wegen Lebenszeitdiebstahl verklagen) durchgehalten? So eine Frechheit.

                                        Ex-Schnucki Andy Macdowell, im tiefsten Winter ihrer Karriere angekommen, guckt die ganze Zeit wie ein angeschossenes Reh durch die Gegend, wohl auf der Suche nach ihrem Agenten, der ihr diesen Mist eingebrockt hat. Tim Roth hat nur relativ wenig Screentime und ist dann der einzige Lichtblick, aber was kann er da noch retten?

                                        Ich hoffe, dass diese 10. Bewertung (ja, so viele) auch die letzte bleibt. Daher rufe ich jetzt zu dieser Aktion auf: Die 10 muss stehen!
                                        Danke.

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                                          Eine der richtig schwachen King-Verfilmungen. "Salem's Lot" war erst sein zweiter Roman, war noch etwas simpel gehalten, gehört dennoch zu seinen guten Werken. Tobe Hooper, der mit "Texas Chainsaw Massacre" den Horrorfilm wenige Jahre zuvor maßgeblich geprägt hat, versagt bei der Umsetzung auf ganzer Linie. Sowohl in der knapp 3 stündigen TV-Fassung, wie in der ca. 105 minütigen Kurzfassung. Welche besser/weniger schlimm ist, schwer zu sagen. Objektiv ist die TV-Fassung besser, da man der Kurzversion die deutlichen Straffungen ansieht und sie extrem sprunghaft erzählt wird. Dafür ist sie schneller vorbei, in dem Fall gar nicht verkehrt.

                                          So oder so, "Brennen muß Salem" kann nie auch nur ansatzweise die Stimmung der Romanvorlage erzeugen, ist richtig schwach inszeniert und oft eher unfreiwillig komisch. Bei TCM konnte Hooper gerade durch sein Händchen für Atmosphäre punkten, hier geht das Richtung Null und wirkt eher wie billiges Schmierentheater. Die Darsteller agieren lustlos und müssen sich mit zum Teil dämlichen Dialogen herumquälen. Selbst für einen inzwischen über 30 Jahre alten Film sind Effekte, Masken und inszenatorische Mittel mehr als dürftig, im Prinzip stimmt gar nichts. Übrig bleibt Kings tolle Geschichte, das war es dann auch. Gott sei Dank gab es 2004 eine Neuauflage, ebenfalls als TV-Zweiteiler, der deutlich besser war, die Stimmung des Romans in weiten Teilen gut wiedergeben konnte, vernünftig inszeniert wurde und eine ordentliche Besetzung vorzuweisen hatte. Also praktisch alles, was Hoopers billiges Filmchen nicht hat.

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                                            Kein Vergleich zu Hitchcocks Meisterwerken, daran gemessen zu werden ist aber auch eine schwer zu nehmende Hürde. "Ich beichte" ist gewohnt gekonnt und stimmungsvoll inszeniert und kann auch nach 60 Jahren wirklich gut unterhalten. Die Story um die Tücken des Beichtgeheimnisses ist sehr interessant und bietet genug Spannungspotenzial. Dazu muss jedoch gesagt werden, dass es schon recht konstruiert ist und der Zufall eine nicht geringe Rolle spielt, um überhaupt für das vermeidliche Motiv des Priesters zu sorgen. Genaueres darf aus Spoilergründen nicht erwähnt werden, auch so eine Art Schweigegelübde. Das mindert den Gesamteindruck, es bleibt trotzdem ein guter Film. Die Darsteller wissen ebenfalls zu gefallen, speziell die Nebendarsteller O.E. Hasse & Karl Malden.

                                            Empfehlenswert, wenn auch nicht der beste Hitchcock.

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                                            • Hervorragend. Delon wäre stolz.

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                                              • Pst...demnächst kommen noch andere Filme, ganz ohne Batman. Hab ich gehört, mag man kaum glauben, Hollywood ist immer für Überraschungen gut. So kreativ.

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                                                  Die Diskrepanz zwischen Umsetzung und Drehbuch, Wirkung und Logik ist hier gewaltig.
                                                  Großes Kompliment an Kathryn Bigelow, die ihrem Ruf als einzige ernstzunehmende US-Regisseurin im "Männerbereich" mehr als gerecht wird. Zwei Jahre nach "Near Dark", dem vielleicht besten Vampirfilm der 80er, liefert sie mit "Blue Steel" eine erneut lupenreine Regiearbeit ab. Die Stimmung des Films ist toll, eingefangen in (passend zum Titel) stahl-blaue Bilder. Ihrer Leistung ist es zu verdanken, dass "Blue Steel" trotz heftiger Logikaussetzer über die gesamte Laufzeit spannend und unterhaltsam ist.

                                                  Das Stirnrunzeln fängt schon beim Bad Guy an, dessen Motivation für seine Taten nicht zu ersehen ist. Gut, da zieht der Psychopathen-Joker, irre ist irre, gib ihm nur die Möglichkeit. Kann man gelten lassen, vor allem wenn dann jemand wie Ron Silver kommt. Hat nie eine große Karriere gemacht, hier ist er klasse. Klasse im Sinne von komplett überzogen, dabei aber wirklich super. Ihm nimmt man einfach ab, dass er nicht mehr alle Latten am Zaun hat und nur mordet, weil es geil ist und ihn befriedigt ("Ich will es sehen. Ich will das du siehst, wie die Kugel kommt. In deinem Gesicht will ich es sehen. Musst es verlieren, das Licht. Das Ende.").

                                                  Das fällt daher nicht mal unter Logikfehler, mehr der gesamte Ablauf. Klassischer Fall von sehr konstruiert. Niemand will der jungen Polizistin glauben, jede ihrer Aussagen wird erst mal bezweifelt und selbst als alles mehr als offensichtlich ist, lässt sich der Täter einfach nicht festnageln. Gut für die Spannung, kaum zu glauben.

                                                  Egal, was anderen Filmen jetzt schon zum Verhängnis werden würde, fängt "Blue Steel" durch seinen Unterhaltungswert und sein handwerkliches Können auf. Es ist einfach super umgesetzt, nie auch nur im Ansatz langweilig und toll gespielt. Neben dem herrlich bekloppten Ron Silver von Jamie Lee Curtis und Clancy Brown, der ausnahmsweise mal nicht den Schurken geben muss.

                                                  Nicht zu ernst nehmen, einfach Spaß haben. Dann klappt das mit "Blue Steel" bestens.

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                                                    Das soll jetzt nicht abwertend klingen, aber geht es Wesley Snipes aktuell im Knast wirklich schlechter als unmittelbar zuvor? Jetzt hat er regelmäßig warme Mahlzeiten, muss sich nicht um die Miete, Steuern oder andere lästigen Fixkosten kümmern und ist bestimmt wieder die coolste Sau in der Nachbarschaft. Wenn man das hier sieht, ist das leider realistisch. Jetzt muss er zumindest nicht in einem Wohnwagen in Osteuropa hausen und sich für kleines Geld durch grausame Fließbandschinken durchschämen. Das ihm seine Lustlosigkeit durchgehend anzusehen ist, kaum zu verübeln. Wer vorher mit Leuten wie Spike Lee, Robert De Niro oder Sean Connery gearbeitet hat, muss sich seinem Elend voll bewusst gewesen sein. Wenn es wenigstens erträgliche B-Klasse-Action wie z.B. "The Art of War" wäre, davon ist "The Marksman" (stellvertretend für den gesamten Bullshit dieser Jahre) meilenweit entfernt. Das als Actionfilm zu bezeichnen ist schon mutig, gibt es wenig von zu sehen. Wenn, war das ungefähr so spektakulär, als wenn einem vor Langeweile das Bier aus der Hand fällt, da hast du deutlich mehr Action. Zumindest musste sich Wesley keine Mühe geben, die paar Dialoge waren sicher schnell gelernt/improvisiert (würde wohl niemanden überfordern), sonst heißt es nur tapfer gute/gelangweilte Miene zum bösen Spiel machen, was ihm sichtlich schwerer gefallen ist. Verständlich, bei diesem hektisch zusammengekleisterten Billigheimer. Da darf er durch olle Kellergewölbe laufen oder kurz die frische, osteuropäische Waldluft schnuppern, fast wie jetzt, nur mit weniger Stolz.

                                                    Wesley, freu dich über diese Auszeit, eventuell ist danach ein Neustart möglich. Besser, als sich länger im Hamsterrad der Armseligkeit zu Tode zu strampeln.

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