JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
[...] Es ist dabei nicht mal die Pointe an sich, grundsätzlich ist fast jede Giallo-Story zweckdienlich bis unglaubwürdig konzipiert. Oft war man aber wenigstens so schlau, dem gar keine große Aufmerksamkeit zu schenken. Wer wen außen welchen Gründen um die Ecke gebracht hat, völlig nebensächlich, der Weg war das Ziel. Bei Body Puzzle wird erstaunlich (und extrem unvorteilhaft) viel Zeit mit den „Ermittlungen“ verschwendet, was nur verdeutlicht, wie unfassbar dämlich die betrieben werden. Eigentlich riecht man den Braten irgendwann schon, kann es aber kaum für möglich halten, da dafür praktisch alle andauernd aneinander vorbeireden und speziell das Polizeipersonal ein Maß an Unfähigkeit mitbringen müssten, das lässt sich eigentlich nicht glauben. Wie gesagt, ist theoretisch Giallo-Alltag, aber Lamberto Bava serviert nicht nur die Schwächen des Genres wie kein Zweiter auf dem Silbertablett, er verzichtet dazu auch noch komplett auf dessen Stärken. Die Inszenierung weißt keine der prägnanten, ästhetischen Charakteristiken auf, die einen Giallo in der Regel sehenswert machen. In lausiger Direct-to-VHS-Optik, unterlegt mit einem dauerpräsenten Konserven-Score wie man ihn heutzutage von The Asylum- oder SyFy-Channel-Produktionen kennt, erinnert das zwischenzeitlich an 80er/90er-Soaps wie Reich und Schön oder California Clan. Lediglich eine gute Szene (der Mord vor etlichen "Augenzeugen") hat sich in den Film verirrt, der Rest ist bald unzumutbar. [...]
[...] Die Urangst vor großen, bösen Wolf hat Züge eines düsteren Märchens, besonders da die Gefahr - wie immer in erster Linie vom Bürgermeister, der nichts von panikmachenden Präventivmaßnahmen hält – als abergläubischer Unfug abgetan wird. Es dauert eine ganze Weile, bis die hungrigen Raubtiere durch die Straßen schleichen, als typischer Tier-Horrorfilm funktioniert Wolfsziegel nur sehr geringfügig und will dies vermutlich auch gar nicht konkret sein.
Es sollen mehr die innere Struktur der Gemeinschaft und die durch die Wölfe verkörperte Symbolik in den Mittelpunkt rücken, die auch einen Diskurs zwischen Traditionen und Moderne, Religion, Gesellschaft und Politik in sich birgt. Dies gelingt dem Film allerdings nur sehr dürftig, da diese Konflikte lediglich grob angedeutet und niemals richtig vertieft werden. Eher steif abgefilmt als sich wirklich mit der Materie beschäftigend. Die zu erwartenden Machtkämpfe und (vermutlich sehr spannende) Selbstzerfleischung der Einwohner und ihrer verschiedenen „Anführer“ bleiben aus, das müssen letztlich doch die heulenden Wildlinge übernehmen. Wenn sie es denn machen dürften. Die Nacht der hungrigen Wölfe bietet ein paar anständige Bilder und dezentes Survival-Feeling, am Ende ist der Spuk aber schnell vorbei, auch dank eines holperigen, esoterisch-angehauchten Finales, das ähnlich blass ausfällt wie der gesamte Film. Bedauerlich, hier wäre um einiges mehr machbar gewesen, in verschiedene Richtungen. [...]
-„Nach was suchen wir?“
-„Nach etwas Kaputten.“
Gut dreißig Minuten lang droht „Passengers“ doch glatt interessant zu werden. Ähnlichkeiten zu „Der Marsianer“, „Silent Running“ oder sogar „Castaway“ sind nicht von der Hand zu weisen und sicherlich nicht unbeabsichtigt (ebenso eine deutliche Anleihe bei „Shining“). Solange sich die Story noch in diverse Richtung weiterentwickeln könnte, schlummert da einiges an Potenzial. Doch statt der denkbaren, spannenden Variationen verkümmert der Film in einem unkoordinierten, einfallslosen Mischmasch aus klumpiger Lovestory und einem notdürftig drangenagelten Schiffsbruch-Szenario, damit überhaupt noch was passiert. Zwischenmenschliches (sehr berechtigtes) Konfliktpotenzial spielt keine Rolle mehr, wenn man seine tapfere Männlichkeit im Angesicht der Gefahr zur Schau stellt, welche Frau würde da nicht weiche Knie bekommen? Vergeben und vergessen, eigentlich ist gemeinsam im All verrunzeln doch ganz schön. Soll die Olle doch dankbar sein. Hach, wie romantisch. Chris Pratt und (vor allem) Jennifer Lawrence sagen danke bei wenig Einsatz für zweistellige Millionengagen, Laurence Fishburne spielt Morgan Freeman (hatte der keine Zeit?) und den besten Auftritt hat eh…wird nicht verraten. 5 Sekunden im Bild, keinen Satz, nur einmal doof gucken. Was wird eigentlich für so was bezahlt? Zusammengeschustertes Möchtegern-Blockbuster-Kino ohne klare Ausrichtung, bei dem bestimmt jedem Zuschauer mindestens eine Idee einfällt, wie man die Prämisse besser hätte verwerten können. Viel belangloser geht ja auch kaum.
[...] Natürlich griff HAMMER in erster Linie auf den Stoff von Le Fanu zurück, um mit der Kombination aus Horror und (Lesben)Sex-Sells die verstaubten Lacken leicht schlüpfrig auszuschütteln, dafür hält man sich aber dennoch erstaunlich zurück, was ausgiebige, voyeuristische Nackedei-Szenen zwischen begierigen Damen anbelangt. Im Vergleich zu z.B. dem danach erschienenen, lasziven, massiv lüsternen und schmuddel-poppigen Vampyros Lesbos von Jess Franco ist das hier noch klassisch orientiertes Gruselkino mit etwas mehr Fleischbeschau und einer ganz interessanten, weiblichen Vampir-Story (von der einige Details überdeutlich später auch bei Bram Stoker landeten) , die jedoch speziell in der ersten Hälfte so einige Macken offenbart. Trotz der insgesamt bemühten Regie von Roy Ward Baker (Asylum – Irrgarten des Schreckens) lassen sich die HAMMER-typischen Low-Budget-Schnitzer nicht ausblenden, zudem fehlt es zunächst deutlich an narrativen Zug und was Madeline Smith (Theater des Grauens) in der Rolle der über-naiven Emma da abzieht, würde heutzutage in den Bereich Reality-Soap fallen. Dafür entschädigt das letzte Drittel, in dem nicht nur die Geschichte sichtlich Fahrt aufnimmt, sondern auch der äußerst fähige, männliche Cast endlich richtig mitspielen darf. Allen voran selbstverständlich Legende Peter Cushing (Krieg der Sterne), aber auch – diesmal von der anderen Seite des Buffets – „Graf Krolock“ Ferdy Mayne (Tanz der Vampire).
Anfangs weder mutig noch zielstrebig genug interpretiert, fängt sich „Gruft der Vampire“ in seinem nicht nur optisch attraktiven Schlussspurt merklich, erinnert da an die großen Filme des Studios, von denen es zu diesem Zeitpunkt schon keine mehr gab. Einer der besseren (und erfolgreichen) HAMMER-Filme der 70er, bei dem sich aber bereits die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit; Tradition und ungelenker Moderne; erprobter Qualität und unerforschtem Neuland deutlich widerspiegelt. [...]
The Immigrant bleibt einem trotz seiner an sich tragischen Geschichte und der wunderbaren Präsentation bald unverständlich fern. James Gray erweckt das wenig schillernde New York der 20er Jahre aus der Perspektive einer mittellosen, verzweifelten und mehrfach zu Boden gestreckten Einwanderin mit detailgetreuer und aufwändiger Ausstattung in edlen Bildern zu tristem Leben, Marion Cotillard und Joaquin Phoenix geben alles und das ist bei den beiden nicht wenig, aber in der glaubhaften Vertiefung von Charakteren und Handlung bleibt der Film merkwürdig banal. Grays Lieblingsthema – ein schon lange keimender Familienkonflikt der zur tragischen Eskalation führt – wird zu wenig erläutert, wirkt beinah aufgesetzt, um ernsthaft zu berühren. Gleiches gilt oft für die Figuren, die eher ihren Zweck erfüllen. Ein durchwegs interessanter und formell hochwertiger Film, der am Ende leicht enttäuscht zurücklässt.
[...] Isoliert betrachtet ist dieser Long Weekend selbstverständlich auch kein schlechter Film. Ein sich entfremdetes Ehepaar verliert sich endgültig im Schoß der Natur, die sie – wie sich inzwischen gegenseitig - nicht (mehr) wertschätzen und dafür die gerechte Strafe erhalten bzw. sich das eigen Grab schaufeln. Durch geringfügige Abweichung kann natürlich wenig an der inhaltlichen Wirkungen und dem interessanten Sub-Text verschoben werden, doch er ist dadurch wahnsinnig unnötig. Es existiert eigentlich nur eine Rechtfertigung, ihn sich anzugucken: Es ist aus irgendeinem Grund absolut unmöglich, zum Original zu greifen. Oder einfach nur, um den Direktvergleich zu ziehen. Das ist dann doch sehr dünn.
Danke, aber was soll das? „Long Weekend“ kopiert den gleichnamigen Mini-Klassiker bis aufs Haar, nur eben nicht so wirkungsvoll. Man könnte ihn blind betrachtet somit als nahezu gleichwertig betrachten. Wenn wir so argumentieren, bekommen wir jedes Jahr den gleichen Film und freuen uns, das er nur etwas schwächer ist und keiner erkennt, was in der Zwischenzeit nach einer Aktualisierung geschrien hat. Ups, zu spät…
[...] Eine Art Trash-Suspense, dessen konfuse Handlung sich gen Ende grob als kalkuliert erschließt. Nicht jeder der sonderbaren Momente ist so sinnlos wie vermutet, großzügig betrachtet könnte man den Film beinah unterstellen, er würde den Zuschauer geschickt manipulieren um seine eigentliche Geschichte erst spät zu enttarnen. Teilweise ist das sogar der Fall, übrig bleibt dennoch ein eher haarsträubender Unfug, der allerdings nicht schlechter ist als in den meisten Gialli, dafür um einiges individueller und aufgrund seiner selbstbewussten Herangehensweise fast schon wieder ein wirklich erwähnenswerter Beitrag zum Sub-Genre. Umberto Lenzi schafft es zweifellos einen Giallo auf die Beine zu stellen, den man so nicht alle Tage gesehen hat. Der größtenteils auf Gewalt und Bodycount verzichtet, sich nicht für eine dicke Portion Blödsinn zu schade ist. Trotzdem als kruder Spannungsfilm recht ordentlich aufgeht, da er sich wirklich nie richtig in die Karten gucken lässt und eine deutliche Abwechslung im oftmals sehr ähnlichen Mikrokosmus der wunderbaren Welt italienischer Kinosonderlinge darstellt. Interessante Pointe und Schlusseinstellung übrigens, bei der einem unweigerlich ein Klassiker des US-Slashers in der Sinn kommt, der wenige Jahre später erst entstehen sollte. [...]
[...] Wie eine Krankheit, ein hochansteckendes Virus hat sich die Barbarei in Juárez eingenistet und züchtet immer weitere Geschwüre, denn Antikörper wurden nie gebildet. Ein verschleppter Infekt, eine Buschfeuer das zum Flächenbrand geworden ist, das so einfach nicht mehr zu löschen ist. Juárez – Das Paradies der Mörder sucht sich natürlich zu bekämpfende Feindbilder, lässt sie aber gleichzeitig mit fortlaufender Spielzeit zu ebenso gesichtslosen Erscheinungen in der Masse verschwimmen wie auch die Opfer. Das Problem ist viel zu groß, zu gewachsen als das es sich jetzt noch an der Wurzel behandeln ließe. Selbst als endlich notdürftige Maßnahmen in die Wege geleitet werden, es sind nur Tropfen auf glühend heißen Steinen, die wirkungslos verdampfen. Der Film begeht nicht den Fehler, die grundsätzliche Thematik zu vereinfachen oder an Einzelschicksalen festmachen zu wollen. Eines wird als solches zwar früh aufgebaut, dramaturgisch betrachtet allerdings durchaus sinnvoll und nicht verallgemeinernd, sondern im Detail erschreckend stellvertretend für die Hoffnungslosigkeit und die Kreise, die die Situation inzwischen gezogen hat. Das Grausame ist beliebig geworden. Die Hydra hat zu viele Köpfe, als das ein oder zwei kräftige Schläge noch Folgen hätten. An einigen Stellen mag eine sehr krasse Schwarz-Weiß-Zeichnung herrschen (was leider oft zu plakativ runtergebrochen erscheint) , dafür werden eben durch diesen Side-Plot auch die ekelhaften Grautöne ermittelt, die wohl erst die Gesamtsituation ermöglichten. Ein nahezu gesetzloses Schlaraffenland zieht Kriminalität nicht nur an, es lässt sie zur Normalität werden. [...]
[...] Mit drastischer, ungeschminkter Dringlichkeit schildert Lee Tamahori die scheinbar nicht zu stoppende Abwärtsspirale von (es lässt sich kaum anders betiteln und soll nicht despektierlich klingen) „Unterschichtenproblematik“, die unmissverständlich und logisch auch ein wütender Hinweis auf die sozialen und interkulturellen Missstände seiner Heimat sind. Die Überreste von Stammestraditionen sind im Ghetto nur noch Sauflieder, brutales Gockelgehabe und Gangaktivitäten, während die Werte und Geschichte dahinter keiner mehr kennt. Wer sind hier die wahren „Wilden“? Speziell von der weiblichen Belegschaft um Rena Owen aufopferungsvoll und erschütternd authentisch gespielt ist es praktisch unmöglich, dass einen Die letzte Kriegerin (Once Were Warriors ist der eindeutig bessere Titel!) nicht an entscheidenden Punkten enorm mitnimmt, knüppelhart in Gesicht, Magen und Bewusstsein schlägt, obwohl Lee Tamahori sicher nicht der subtilste und eleganteste Feinmechaniker ist. Manchmal an der Grenze zum Elendstourismus und gerne mit dem dramaturgischen Holzhammer prügelt er ähnlich fest drauf los wie sein (von den Maori als undifferenziert-kritisch wahrgenommenes) Bild des wütenden, frauenverachtenden Mannes mit Schaum vorm Mund und nicht vorhandener Empathie im Schritt. Ganz entkräften lässt sich diese arge Schwarz-Weiß-Zeichnung sicher nicht, unabhängig davon hinterlässt der Film mit einem unangenehmen Gefühl, dass sicher die Realität mehr widerspiegelt als sie zu überzeichnen. Obwohl ihm ein klein Wenig mehr Geschick in Darbietung und Narration unbestreitbar besser zu Gesicht gestanden hätte, ohne zu verwässern. [...]
[...] Es wird schon ordentlich viel Zeit vertrödelt ohne die Geschichte entscheidend voranzubringen oder aufsehenerregend zu schmücken, obwohl das Ganze von John Frankenheimer natürlich souverän und fachmännisch kompetent vorgetragen wird, dazu auch noch recht hübsch fotografiert. Richtig Leben in die Bude kommt erst beim eigentlichen Beutezug, bei dem der Regisseur nun sein Können in dem Bereich ausleben darf. Kein Vergleich zu seinem durchgehend rasanten und spektakulären Vorgänger-Kracher Ronin, das gibt das Geschehen allein grundsätzlich nicht her, aber auf Frankenheimer ist was gut inszenierte Action angeht immer Verlass, die auch ohne die ganz großen Explosionen und überladenen CGI-Schnickschnack auskommt. Beinah gelingt es Wild Christmas gar durch seinen launigen Schlussakkord, die Gunst des Zuschauers doch noch für sich zu gewinnen oder zumindest über den bis dahin gerade so durchschnittlichen Rest wohlwollend hinwegzusehen. Bis er sich diese Goofy-Pointe unter den Baum legt, das haut dem glatt die Kerzen aus dem Adventskranz. Eine schöne Bescherung sieht dann doch anders aus. [...]
„Ein Wolf und ein Pinguin könnten nie zusammenleben. Genauso wenig wie ein Kamel und ein Nilpferd. Das wäre absurd.“
Sonst ist die Welt von „The Lopster“ weit entfernt von Absurditäten und Unruhe stiftenden Normabweichungen. Da gibt es keine halben Schuhgrößen oder Bisexualität, viel zu irritierend. Nur voll oder ganz; homo oder hetero; Einzel- oder Doppelzimmer; Nummer oder Name; Jäger oder Gejagter; Stadt oder Wald; einsam oder zweisam; Mensch oder Tier. Komplizierte Mischpoke unerwünscht, Einzelgänger (ob glücklich, unglücklich, freiwillig oder unfreiwillig) ebenso. Warum auch immer. Gegensätze ziehen sich vielleicht an, aber dürfen es nicht. Individualität ist nur mit exakt komplementären Gegenstück möglich und geduldet, dann gerne (und zwingend) bis sie nicht gestorben sind…oder einer von ihnen, sonst geht der ganze nervenaufreibende Zirkus von vorne los. Wer schwer vermittelbar, kein guter Schauspieler ist oder das einfach nicht mehr aushält kann sich einen guten Tierarzt suchen, aus dem Fenster springen oder zu den freilaufenden Singles in die Wälder flüchten, die sind aber ähnlich intolerant was Zwischenmenschliches angeht, nur eben genau andersherum. Nebeneinander leben, aber nicht zu nah bitte. „Wir tanzen nur allein. Deshalb spielen wir nur elektronische Musik“. Um ganz sicher zu gehen nur über Kopfhörer, Audio-Verhütung sozusagen. Bei den einen darf man sich die nächste Existenzstufe wählen, bei den anderen die letzte Ruhestätte aussuchen und selbst schaufeln, alles davor macht irgendwie keinen Spaß…obwohl Liebe manchmal gar nicht so kompliziert sein muss, wie in den beiden Extrembeispielen, zu denen es leider keine Alternative mehr gibt. Schade. Ich nehme die Kakerlake. Die ist nie allein, überlebt alles und schmeckt nicht gut. Hummer, lecker…ab jetzt mit noch schlechterem Gewissen als sonst. Einer der sonderbarsten, kreativstäten und schönsten Filme der letzten Jahre. Weil immer nur gleich auf Dauer eben nicht funktioniert.
[...] Solange Signs – Zeichen sich nicht genötigt fühlt die Bedrohung deutlich sichtbar zu machen (die wenigen Male bis zum Finale hätte man sich besser auch geschenkt) und sich auf das leise Gefühl einer Art schleichender, aber nicht heimlicher Home-Invasion von außen mit einhergehender Konflikten innen konzentriert, funktioniert der Film auch ohne großen Surprise-Maybe-Twist-Moment. Bezieht dadurch eher seine Stärke, da alles ohne künstlich aufgeblasenen Überraschung-Zinnober oder effekthascherische Schockmomente sanft und manchmal sogar sehr subtil seine Wirkung entfaltet. [...] Shyamalan ist dabei selten hochspannend, aber bis kurz vor Schluss stilsicher und konsequent auf einem guten Weg, bis ihn wohl das eigene Image oder das selbstauferlegte Dogma kräftig ein Bein stellt. In den letzten 20 Minuten ersäuft Signs – Zeichen bald in übertriebener, lächerlicher Sentimentalität und untermauert das durch den plötzlich doch notwendigen Finishing-Move aus dem Shyamalan-Zauberkasten, der diesmal leider nicht nur kack-doof sondern auch komplett unnötig ist. Es wäre wesentlich einfacher UND besser gewesen, den Film einfach ohne großes Geschwurbel und dann halt „nur“ (ja, das soll auch möglich sein) erwartungsgemäß ausklingen zu lassen, als durch sowas vor die Tür zu jagen. Es ist zwar kein kompletter Selbstmörder, dafür ist es schlicht zu unwichtig und popelig, der dadurch angerichtete Schaden ist allerdings verhältnismäßig groß. Wer Scary Movie 3 gesehen hat: Die hatten es bei ihrer ausgiebigen Parodie auf diesen Film wesentlich leichter, als man denken sollte. [...]
[...] Nachdem der titelgebende, nicht mal ansatzweise irgendwie charakterisierte Held seinen Sohn zu Gunsten einer namenlosen Schönheit verstößt (womit Jodorowsky seinen eigenen, traumatischen Vaterkomplex nicht unbedingt auf-, aber einarbeitet), gilt es zu ihrer Wohlgefallen die vier großen Revolverhelden der Wüste auszuschalten, um selbst deren Platz einzunehmen. Der dunkle, alttestamentarische Racheengel wird nun in vier sonderbare Duelle geschickt, mit Anleihen bei antiken Sagen und Mythologien, vom alten Griechenland bis zu Arthus und Excalibur. Bis er mit seinem Gott hadert, von seinen „Jünger(inne)n“ verraten, sinnbildlich gekreuzigt und begraben wird, nur um aufzuerstehen, in einem blasphemischen, Sekten-geführten Sodom & Gomorrha aufzuräumen, einen Aufstand der Aussätzigen zu ermöglichen und letztlich mit der eigenen Sünde in Form seiner schwarzgekleideten Nemesis konfrontiert zu werden. Auch wenn sich die simple heruntergebrochene Inhaltsangabe von El Topo liest wie das Buch des Apostel Jodorowsky, ihn nur darauf zu reduzieren wäre viel zu wenig. Aus dem roten Leitfaden – wenn man dem Vorgeführten überhaupt etwas Ähnliches zugestehen möchte – webt er ein Quilt der verschiedenen Glaubensrichtungen und spirituellen Ausrichtungen, malt ein Fresko aus den Farben von Gewalt, Vergeltung, Schicksal, Glaube, Hoffnung, Erlösung und Verdammnis. Wie es im Prinzip auch u.a. die Bibel macht, nur wesentlich radikaler, ungeschönter...und deutlich weltoffener.
Bewusst an der Grenze zum Skandalösen und manchmal darüber hinaus ist "El Topo" ein Film, der sich kaum exakt beschreiben, sondern nur erleben lässt und dieses ganz klar jedweder Narration unterordnet. Er will erstaunen, provozieren; diskutiert und gedeutet werden und schafft dies mit einem schier endlos wirkendem Repertoire aus Einfallsreichtum, Absurditäten, Gleichnissen und bizarren Momenten. Eine scheußlich-schöne Insel im nicht genau zu kategorisierenden Bermudadreieck des absonderlichen Kinos, das nicht jeder verstehen und lieben muss, aber kaum gar keine Reaktion hervorrufen kann. [...]
Mehr Drive, weniger Witz. Nach einem extrem schneidigen James-Bond-Intro setzt das Sequel deutlich auf die erhöhte Schlagzahl und ist in seinen Anspielungen wie den guten Action-Anteilen reizvoll, verlieft dabei jedoch den Charme der Vorlage. Die Geheimwaffen – die charakterstarken Nebenfiguren – werden zu minimalen Statisten degradiert, manche verschwinden nahezu gänzlich. Dagegen wird der Sidekick zum Helden gemacht, was auch nicht optimal funktioniert. Als Dödel nebenbei gemocht, als tragende Säule instabil, sehr rostig. Optisch prima und immer noch mit netten Ideen hier und da, aber grundsätzlich zu sehr am gewinnbringendem Plus des Vorgängers vorbei geparkt. Flott, aber kein Gewinner.
„Ich…bin…Speed!“
Eigentlich schon, aber durch das eigene Geltungsbedürfnis und eine Verkettung dummer Zufälle landet der nie ernsthaft ausgebremste Rennwagen-Egozentriker Lightning McQueen in dem von der ursprünglichen Route 66 abgenabelten und dadurch ausgedörrten Kaff Radiator Springs, wo sehnsüchtig auf eine Lebenszeichen und potenzielle Kunden gewartet wird. Sei es von dem mit einem tief hängenden Hippie-Nummernschild, offenbar leicht abgesoffenen 68er-Bus und seinem Bio-Sprit, Sergeant SUV und seinen nie genutzten Restposten, Chicko Ramone, der sich immer nur selbst pimpen darf, dem „Reifene“-Handel der Italo-Immigranten Luigi & Guido oder den anderen Romantikern, die an diesem vergessenen Flecken Erde festhalten…weil sie nirgendwo anders hinkönnen und besonders WOLLEN! Im Gegensatz zur One-Man-Show McQueen, der so rastlos durch seine noch junge, aber einsame Blitzkarriere knallt, das er weder links noch rechts, Licht einschalten oder Rücksichtnehmen lernen musste. Durch Zwangsarbeit an der Asphalttiermaschine und Trecker-Umschubsen mit dem treu-doofen, rostigen wie liebenswerten Abschleppwagen Hook lernt echte Werte zu erkennen, Freundschaft und Zugehörigkeit zu schätzen… auch, wann mit Mähdrescher Frank (<3) nicht gut Kirschenessen ist. CARS ist eine nach anfänglich üblicher Turbo-Einleitung ein wunderbar entschleunigter Trickfilm, der sich nicht deutlich an Hektik und Tohuwabohu klammert , eher das Tempo fast meta-technisch rausnimmt, was bei der etwas zu ausgiebigen Laufzeit von fast 2 Stunden nur gering für Längen sorgt. Lieber zieht er seinen Charme aus den liebenswerten Figuren und ihren kleinen Macken, setzt auf schön-reduzierte Gags als auf überdrehtes Halligalli, wo drollige Hampelmänner ständig rumkreischen müssen, damit jeder lacht. Könnte auch 20 Minuten straffer sein können, ansonsten gibt es erstaunlich wenig zu meckern. Äußerst charmant und für den Disney-Konzern wohl DIE Goldgrube schlechthin (nach dem Neuling STAR WARS), die Partyteller und Frühstücksdosen verkaufen sich sicher auch noch in 10 Jahren besser als geschnitten Brot.
[...] Was leicht beknackt aber gleichzeitig hochspannend klingt, wird in den Händen des fast rein fürs TV tätigen Regisseurs Don Taylor (eine der wenigen Ausnahmen: Omen 2 – Damien) zu einer behäbigen Mischung aus unentschlossener Diskussionsrunde und stolzer Flug-Werbeshow für das neueste Army-Equipment. Weltstar Kirk Douglas, damals ja auch schon 64 Jahre alt, darf gelenkschonend hauptsächlich rumsitzen und das großväterlich-weise letzte Wort haben, obwohl die von ihm geführte Truppe nie so richtig weiß, was sie denn nun beschicken soll. Die Japse abknallen oder lieber machen lassen, aber das wäre ja so unpatriotisch. Nachdem man sich mit der nicht alltäglichen Situation einer ungeplanten Zeitreise relativ schnell etwas achselzuckend abgefunden hat (Et kütt wie et kütt würde der Kölner sagen) kommt der Film nur in die Puschen, wenn mal wieder ein Flugzeug oder Helikopter durch die Lüfte sausen und knattern darf, das wird dann auch großspurig in Szene gesetzt. [...] Noch bevor der titelgebende letzte Countdown eigentlich angezählt wird, ist der Spuk auf einmal vorbei und bis etwas Schiffbrüchigenrettung, ein Herz für Tiere und Glenn Miller live im Radio hören (immerhin) wurde eigentlich nur brav zugesehen. Wer auf große Actiongefechte oder fatales Zeitreisen-Mikado nach dem Motto „Was wäre wenn…“ gehofft hat (und das dürfte so ziemlich jeder sein), guckt verdutzt, um nicht zu sagen leicht verärgert in die Röhre. [...] Ganz ohne kleinen Schmetterlings-Effekt kann es natürlich trotzdem nicht enden, der erinnert aber eher an eine Folge Fantasy Island als an einen großen Kinofilm, der mit der Möglichkeit hantiert, den Verlauf eines Weltkrieges in den Schicksals-Lostopf zu werfen. Dürftig, was leider prima zum Gesamtbild passt. [...] Nur gucken, nicht anfassen. Doc Brown wäre stolz…aber dann wäre „Zurück in die Zukunft“ ja auch stinklangweilig gewesen.
[...] Die Grundgeschichte erinnert stark an den meisterlichen Genre-Klassiker Les Yeux Sans Visage aus dem Jahr 1960, dessen Rohmasse mit mehr als einer Messerspitze puren Blödsinns und inszenatorischer Aussetzer am laufenden Band vermengt wird. Heraus kommt der (angeblich) erste „Sex-Horrorfilm“, der in beiden Kategorien rein gar nichts taugt. Gruselig ist nur die lächerliche Umsetzung und wer es erotische findet, dass sich Frauen von einem geisteskranken, stocksteifen Spinner angrabbeln lassen oder von zwei kleinwüchsigen Höhlenmenschen im Stroh fast vergewaltigt werden, der braucht sicher härteren Stoff als dieses lüsterne Schundfilmchen, damit der Zipfel salutiert. Der hinterletzte Schrott, aber stellenweise so ulkig. Der Empathie-Großmeister wirkt häufiger so als hätte er gerade einen Schlaganfall, stammelt wirres Zeug und bewegt sich mit dem Tempo einer Flasche Baldrian. Großartig ist der Moment, als er ein flüchtendes Weibchen mit dem Auto verfolgt. Immer brav im Schritttempo hinterher. Als sie zwei bis drei Mal hinfällt, müsste er theoretisch die Handbremse ziehen. Wenn sie die dann – wer konnte das denn ahnen – den Waldrand erreicht und die gemütliche Spazierfahrt nicht mehr fortgeführt werden kann, muss der Herr plötzlich zu Fuß richtig Gas geben. Wunderbar und nicht die einzige Szene, in der sich tatsächlich Spaß haben lässt, wenn man jedwede Qualitätsanforderungen direkt aus dem Fenster wirft.
Offenbar erstaunlich ernst gemeint und so dürftig durchdacht, dass die Storysprünge immer wieder durch eingeblendete Texttafeln erklärt werden müssen, klingt das nach einer echten Gute-Laune-Granate, doch selbst das wäre zu viel des Lobes. Eigentlich ist das ein verdammt lausiger Haufen Mist, der zwingend in Gesellschaft geschaut werden sollte. Sonst ist da nicht viel zu holen. Dann kann aber sogar so was noch das Minimum an Unterhaltungswert ziehen. Kalte Getränke mit Umdrehungen sind zur Vorführung zwingend zu reichen, damit das halbwegs perlt.
Truck Turner steht nicht nur morgens mit einem harten Prügel auf, er legt sich abends mit ihm im Halfter gleich ins Bett. Der coole Kopfgeldjäger - der seiner Freundin lieber Bier statt Blumen mitbringt - und sein Partner nieten einen schlimmen Luden leider um anstatt ihn festzunehmen und geraten somit auf die Abschussliste des Rotlichtmilieus. Isaac Hayes darf diesmal nicht nur den Titelsong raunen, er bringt die Erde ganz persönlich als Hauptdarsteller zum Beben. Lässiger Blaxploitation-Reißer vom jungen Jonathan Kaplan, der durch die Rainer Brandt-Synchro noch zusätzlich nachverschnoddert wird. Das macht ordentlich Spaß und am Ende werden keine Gefangenen gemacht. Lediglich die Herzdame von Isaac, die er mal ganz charmant in „Schutzhaft“ nehmen lässt. Geschmeidig. Die Dosenbier-Variante von Shaft, rockt.
„Ihr seid Frischfleisch. Man wird versuchen euch zu verletzen, zu bestehlen und zu vergewaltigen!“
Heutzutage mag man die alten Van-Damme-Filme durch die Nostalgiebrille oft etwas beschönigen, das fällt bei diesem billigen und lieblos hingerotzten Knastheuler aber ziemlich schwer. Ein kanadischer Super-Cop undercover im US-Justizvollzugs-Mülleimer, wo Massenmörder und Personal gemeinsame Geschäfte machen, Frischfleisch auf Herz, Nieren und seltene Blutgruppen überprüft wird und schwarze Pimps mit Voodoo-Augen im unbewachten Keller ihren Transen-Puff aufziehen. So vorhersehbar wie schäbig inszenierter (gerade noch) B-Movie-Ranz, bei dem selbst die JCVD-Action nicht richtig kickt. Hurtig, öde, aber am Ende gibt es noch diesen einen Fight: Van Damme gegen den 2-Meter-Maniac, den selbst Pistolenkugeln und das Fegefeuer nicht aufhalten, der muss erst zum Trocknen aufgehängt werden. Das ist auch bescheiden, dafür lustig, besonders da Jean-Claude beim wütend Brüllen so wunderbare Grimassen schneidet.
Vom Blumhouse-Küchenboden zusammengekehrt, was beim Schneiden auf dem Hexenbrett runtergefallen ist. Kurz abgewischt, das kann man noch verkaufen. Gruselig-lahme Horrorfilm-Blaupause mit schrecklichen Darstellern und (mal wieder) einem Haus, in dem seit Jahrzehnten niemand richtig den Keller und Dachboden aufgeräumt hat, da findet man manchmal ganz spannende Sachen. Nur längst schon keine brauchbaren Filme mehr. Höchstens äußerst merkwürdige Anschlussfehler, die lediglich bestätigen, dass selbst die Macher sich Null Komma gar nicht für ihr eigenes Werk interessiert haben, Hauptsache der Shit ist im Kasten und die Kasse klingelt. Auf zum nächsten Geisterschinken aus dem gleichen Drehbuch, dass hier seit Jahren immer wieder leicht abgewandelt wird, nur jedes Mal ein gutes Stück mieser. Aber aufpassen, „langsam“ wird’s nach unter echt dünn. Naja, zumindest muss Lin Shaye deshalb noch nicht wirklich ins Heim, dass sollte man positiv anrechnen.
Die Russen kommen. In einem Tempo, das SPEED wie eine Kaffeefahrt und CRANK wie einen Power-Walk wirken lässt. Ein Film als Ego-Shooter-Walkthrough, bei dem man leider nicht mitspielen darf. Wer 1 ½ Stunden seinem Kumpel beim Zocken zuguckt und nie das Joypad abbekommt findet das in der Regel nicht so prickelnd. Genau dieser Effekt stellt sich auch hier ratzfatz ein. Action am laufendenden Band, Sharlto Copley im Dauer-Loop, das im Gesamten innovative Konzept ist der einzige Stumpf-Trumpf, der schneller abgenutzt ist als das nächste Magazin leergeballert. Immerhin gelingt es diesem Synapsen-Killer im Finale tatsächlich nochmal einen draufzusetzen, das muss man erstmal schaffen. Das gibt Pluspunkte, alles in allem aber trotz aller Hektik und Non-Stop-Krawall auf die Dauer ermüdend. Rums-Bums, danke, auf Nimmerwiedersehen.
[...] Warum war Eis am Stiel denn seiner Zeit so ein Abräumer? Sicher nicht, weil er ein großartiger Film im eigentlichen Sinne war. Er wusste geschickt eine (möchte man meinen) zeitlose Teenager-Problematik glaubhaft und auf das Publikum sensibilisiert abgestimmt zu verkaufen, auch weil er seine Handlung um fast 20 Jahre zurück verlagerte. Als man noch wesentlich naiver handelte. Romantischer, intuitiver, weniger rational. Mit dem Transfer in die USA der 80er geht der Charme schon deftig flöten, ganz abgesehen von der eh lieblosen Umsetzung, die rein darauf bedacht ist, das vorher schon Gezeigte weniger interessiert hinzuklatschen. Ein sehr oberflächliches, banales und lustloses Remake eines ohnehin nicht sonderlich tiefgründigen, dafür sehr ehrlichen und hingebungsvollen Stück Coming-of-Age-Kinogeschichte, dass sich noch für seine Figuren, die Geschichte und das Publikum interessierte. Damit hat das hier nichts mehr zu tun. Ein gänzlich überflüssiger Film, der lediglich davon lebt, dass die Vorlage nicht schlecht ist. [...]
[...] Giulio Petroni (Tepepa) versteht offenbar sein Handwerk. Inszeniert einen formell einwandfreien Italo-Western mit einem von Rache getriebenen, (teilweise) amivalenten und sich nicht immer einigen Anti-Helden-Duo, das auf intensive Zusammenarbeit zunächst keinen gesteigerten Wert und sich gleichzeitig lieber immer wieder Steine in den Weg legt, im entscheidenden Moment wird sich aber gegenseitig regelmäßig der Allerwerteste gerettet. Letztlich ziehen sie natürlich doch an einem Strang, nur der allwissenden Zuschauer wartet nur auf den Moment, wenn es unweigerlich zur Stunde der Wahrheit kommen muss und die Best-Friends-Forever-Situation konsequenterweise mit Blei in irgendeiner Brust ein jähes Ende finden sollte. Das zögert Von Mann zu Mann bis ins Letzte hinaus (was gut ist), braucht dafür vielleicht mit 115 Minuten etwas zu viel Zeit und krankt mitunter an dem nicht ideal besetzten John Phillip Law. Bemüht versucht das Milchgesicht auf hasserfüllten Heißsporn zu machen und wirkt dabei etwas arg verkrampft, wogegen sein Partner – die schon leicht graue Western-Eminenz Lee Van Cleef – das mit aller Souveränität lässig aus der Hüfte spielt. Dem kann und braucht man nichts mehr erklären, einfach draufhalten, der alte Lee regelt das schon. Dazu gibt es feine Bilder von Carlo Calini, einen gewohnt stimmigen Score von Ennio Morricone, mit Luigi Pistilli (Der Schwanz des Skorpions) einen charismatischen Antagonisten und ein tolles Belagerungs-Finale mit Sandsturm. Im Gegensatz zu manch anderen Spaghetti dieser Tage sieht das niemals aus wie für eine Handvoll Lire runtergedreht, die Schönheitsfehler trennen nur sehr gut von mehr. [...]
„Es gibt keine harten Frauen, nur weiche Männer!“
[...] Nicht mal 10 Minuten sind ins Land gegangen und in Hannie Caulder – In einem Sattel mit dem Tod gab es bereits eine nicht gerade zimperliche Schießerei, eine blutige Hinrichtung und eine Gruppenvergewaltigung, holla! Deutlich näher am ranzigen, italienischen Western als am klassischen US-Helden-Modell inszeniert der Genre-erfahrene Regisseur Burt Kennedy (Die Gewaltigen) quasi ein frühes Rape & Revenge-Movie, denn die geschändete Schönheit sinnt auf Vergeltung. Da kommt ihr der zufällig vorbeigerittenen Kopfgeldjäger Price (Robert Culp; Tennisschläger und Kanonen) gerade recht. [...] Hannie Caulder – In einem Sattel mit dem Tod macht wirklich Spaß, obwohl der Film sichtlich selbst gar keine Ahnung hat, wo er denn gerne hin will. Die an sich ziemlich garstige Ausgangslage wird unterstützt durch knallharte Shootouts, in denen das Blei nicht nur ausgiebig durch die Luft fliegt, sondern auch spritzig in die Körper eindringt. Auf der anderen Seite werden die bitterbösen Halunken dargestellt wie eine entlaufene Komikertruppe (-„Das würdet ihr hübsch bleiben lassen, wenn Vater noch leben würde!“ –„Und er wäre noch am Leben, wenn du ihn nicht umgelegt hättest!“), Humor und Gewalt überrumpeln sich sprunghaft immer wieder offenbar unvorbereitet und selbst die Installation einer starken, weiblichen Heldin ist irgendwie zwiespältig. Die wird vergewaltigt, bietet sich kurz darauf als Währung an, geizt nicht mit ihren Reizen und verbittet sich gleichzeitig Anzüglichkeiten, ein einziges Hüh und Hott. Naja, letztlich relativ egal, denn unterhaltsam ist dieses unentschlossene Western-Kuddelmuddel zwischen Voyeurismus und Emanzipation trotzdem. Raquel Welch macht eine (nicht nur optisch) anständige Figur, die Co-Stars sind eh super und gerade weil das alles etwas merkwürdig zusammengeschraubt ist, hat das Wiedererkennungswert. [...]
[...] Beinah möchte man Das Duell aufgrund seiner Gemütlichkeit in der ersten Hälfte und dem (offenbar) geringen Plot-Potenzial schon als hübschen Versuch abtun, wenn da nicht dieser Figur des „Predigers“ wäre. Während Liam Hemsworth eine äußerst blasse Vorstellung als Cowboy-Hutständer mit Bart abliefert, erfüllt der grandiose Woody Harrelson seine spannende Rolle als glatzköpfiger Teufel in weißem Engelsgewand und dem Seelenfänger-Charisma eines manipulativen, heimtückischen, para-religiösen Gurus mit diabolischer Spielfreude wie sagenhafter Ausstrahlung. [...] Diese Mischung aus Western und Sektenthematik entwickelt sich in eine reizvolle Richtung, bevor der Film dann plötzlich wieder eine andere Abzweigung zu nehmen scheint und der „geistige Führer“ sich als Verfechter der ethnischen Säuberung entpuppt, der das das Geschäftliche ganz praktikabel mit dem „Notwendigen“ verknüpft. Das Duell will nach seiner ausgiebigen und nicht immer sinnvoll gefüllten Exposition nun ganz viel und liefert eigentlich Stoff für zwei Filme, die isoliert und dafür konsequent erzählt bestimmt besser funktioniert hätten. So entsteht ein Potpourri interessanter Ideen, die nur nicht richtig ineinandergreifen wollen bzw. können. Unabhängig davon mangelt es dem Film allerdings nicht an sehenswerten Momente, seien es teils wunderbaren Bilder, der druckvolle Endspurt, die spezielle Duell-Form auf Helena-Art und allen voran dieser Teufelskerl Woody Harrelson, der der Schnarchnase Hemsworth komplett die Show stiehlt. [...]