Juli Jane - Kommentare

Alle Kommentare von Juli Jane

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    Heftig-deftig, parodistisch geschüttelt und kräftig mit zahlreichen Geheimagenten-Mythen verrührt Witzig, kurzweilig. Gut gespielt. Jackson, Firth und Eggsy.

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      Juli Jane 15.01.2017, 21:36 Geändert 16.01.2017, 16:22

      Ein sich selbst auflösender kunstvoller Filmknoten der japanisch-viktorianischen Art

      Ein zweifacher Schwindel, oder war es ein drei-oder vierfacher?
      Ein kunstvoll verknoteter Film, sich wundervoll ausflösend, prächtig ausgestattet, die äußerst detailverliebte Kamera erforscht ein altes Herrenhaus. Natürlich ist das sichtbar ein koreanischer Film des Meisters Park Chan -Wook, diesmal mit vielen japanischen Verweisen, aber für mich auch ziemlich europäisch erscheinend, bzw er lässt doch auch recht viele westliche Einflüsse in der Filmsprache deutlich werden. Eine seltsame, aber irgendwie stimmige Melange... und das 30er Jahre Milieu, des von den Japanern besetzten Korea, verschwamm für mich mehr und mehr mit einem viktorianisch anmutenden Zeitalter ....welches irgendwie auch eigentümlich in die Moderne hineinragt. Ein Gesellschaftdrama der Marke "Zimmer mit Aussicht", ein Erotikthriller, es mischen sich Horrorelemente dazu, aber im Kern ist "Die Taschendiebin" eine Liebesgeschichte. Viele Park Chan-Wooksche Garnituren lassen sich ausmachen (der Tintenfisch räkelt sich übergroß im Aquarium oder lümmelt sich äußerst wollüstig auf einer japanischen Erotikzeichnung beim Tentakelsex mit dem nackten Körper einer Frau.)
      Eine gewisse Schwülstigkeit lässt sich nicht leugnen, die löst sich aber zum Glück immer wieder auf. Was mit Kleinkinderverschachern beginnt, mündet in ein riesiges Lügengebäude. Jedenfalls.. als die Taschendiebin im Gewand der Dienerin das riesige Herrenhaus betritt, welches der schmierige Onkel mit seiner unschuldigen Nichte bewohnt, beginnt ein Spiel um Macht und Täuschung und sogar das Haus (die Frauen sind dort eingesperrt) wandelt dauernd sein Gesicht: mal ist es gediegen altenglisch, dann wieder japanisch, dann wieder Spukschloss und der Keller tarnt sich als Bibliothek. Bis sich irgendwann alles vollständig zusammenfügt. Viel Schein, aber dahinter immer ein Sein und auch Sinn. Mehrere Schichten.. mit fast ausschließlich mit visuellen Mitteln und sinnlicher Sorgfalt aufeinander geschichtete Wahrheiten. Sie offenbaren sich auch bei den Darstellern eher über Blicke und Gesten, als über das gesprochene Wort und bilden die neue Wirklichkeit ab, ohne die vorige zu nichte zu machen. In der dritten Retrospektive dann.. eine Befreiung.
      Stark.

      Vorbild war übrigens der Roman "Fingersmith",bzw. seine gelungene britische BBC Verfilmung von 2005. Eigentlich ein Remake: https://www.youtube.com/watch?v=NtfCt152meQ

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      • Ein Jahr. Zeit für eine Tasse Tee.
        https://www.youtube.com/watch?v=eob7V_WtAVg&t=11s

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          Juli Jane 14.01.2017, 11:14 Geändert 25.01.2017, 10:31

          Trotz abgedroschener Liebesgeschichte und eigentlich reiner Retromagie entwickelt sich La La Land zu etwas Modernem und zu einem Hochkaräter. Ein Bezauberer.
          Das liegt daran, dass sich das leicht angejazzte La La Land zwar meist betont locker und leicht gibt, dennoch manchmal abrutscht in ernstere Sphären, um dann wieder in Träumen zu schweben, die uns manches Mal fast surreal anmuten. Jedenfalls beschreitet La La Land rein formal innerhalb der ausgetretene Pfaden des Liebesfilms (und auch des Retro-Musicals) immer wieder neue Wege und hat enorme Zugkraft (wie mir das auch schon bei Whiplash erging, den ich gar nicht mögen wollte, aber schließlich musste). Immer wieder gibt es große Szenen ganz ohne Schnitte - dann harte Schnitte - aber auch die Szenenwechsel verbinden sich wunderbar wie aus einem Guss mit dem Gesamtwerk.
          Und immer, wenn ich dachte, jetzt wird es doch etwas schnöde, dann erzählt sich die Geschichte einfach nochmal neu. Und zieht und lockt.. berauscht mich. Aber nicht nur formal, auch inhaltlich.. irgendwann hat es sich ausgeträumt, aber selbst die Demaskierungen der Träume enden nicht nur mit der Wirklichkeit, sondern auch mit Poesie.
          Und bei Gosling ist es egal, ob er er einfach nur rumläuft und guckt, oder ob er mit einer Gummipuppe verliebt auf dem Sofa sitzt oder ober plötzlich fredastairartig zu singen und zu steppen anfängt...irgendwie ist bei ihm immer das, was bei anderen peinlich wäre, cool. Das muss man einfach bewundern.
          Bevor ich's vergess: Als eine, die Emma Stones großen Augen schnell überdrüssig wird, muss ich aber auch ihre Leistung ausdrücklich loben, sie ist ziemlich hinreißend hier.Ihr Telefonat beim Casting ist ganz groß. Ansonsten, wird hier nicht die große Gesangs- und Tanzkunst oder wahrer Jazz gezeigt, sondern normale Menschen.
          Und mir ist es übrigens sche*ßegal, ob der Film purer Amerikanismus ist und mit American Dream nur Ablenken will von der bösen Welt und vom bösen Trump. So lass ich mir Hollywoods Traummaschine gefallen, dafür ist sie schließlich erfunden worden.

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            Juli Jane 09.01.2017, 15:04 Geändert 13.01.2017, 13:49

            Der arme Poet und die Bürgerstochter

            Wer glaubt noch an das Ideal der ewig reinen und romantischen Liebe? Jane Campions Werk ist eine einzige Huldigung dieses Ideals, eine Ode an die Romantik, die Liebe und die Poesie. Auch wenn es hier um den realen Dichter Keats geht, ist "Bright Star" kein Künstlerportrait, sondern der Film konzentriert sich ganz und gar auf die, übrigens historisch verbürgte, Liebesgeschichte zwischen eben diesem John Keats und der Schneiderin Fanny Brawne.
            1795 wurde Keats in London geboren. Er gilt als der wichtigste Vertreter der englischen Romantik. 1818 lernte er Fanny kennen und lieben, hier setzt der Film ein.
            Als "Bright Star" bezeichnete Keats seine Fanny in einem Gedicht, welches er ihr widmete.

            1818 Hampstead bei London: Der fragile 23 Jahre alte John Keats, lebt zusammen mit seinem spöttischen und poltrigen Freund und Mentor Mr. Brown in ärmlichen Verhältnissen. Sie haben sich ganz der Dichtkunst verschrieben, gefördert allein durch die finanziellen Mildtätigkeiten einiger Unterstützer. Noch ahnt kaum einer etwas vom wahren Genie des Dichters. Die 18jährige Schneiderin Fanny Brawne, zwar gescheit und redegewandt, aber eher ungebildet, wagt es über seine Gedichte zu urteilen. Fanny besticht Keats mit ihrer direkten Art und der schwermütige Poet verfällt ihr. Fannys Mutter hält ihren Nachbarn Keats zwar für sympathisch, ist aber klar gegen eine Verbindung ihrer Tochter mit ihm, denn er ist nun mal arm wie eine Kirchenmaus und könnte nie und nimmer für eine Familie sorgen. Johns Mentor Mr. Brown ist ebenfalls vehement dagegen, die Liebe würde Keats nur von seiner Bestimmung, nämlich ein Dichter zu sein, ablenken. Aber es ist uns ja auch allen klar: Der Poet ohne Geld in der Tasche und die situierte Bürgertochter, das ist doch noch nie gut gegangen! Fanny lässt sich, anfangs scheint mir eher aus Trotz, auf den zerbrechlichen Mann ein. Und es entspinnt sich langsam ein zartes Netz der Verbundenheit. Die beiden erörtern wie Gedichte entstehen und es entwickelt sich eine Intimität, die eigentlich ohne Berührung auskommt. Hier eine kleine verstohlene Berührung der Hände - irgendwann ein paar keusche Küsse.

            "Mr. Keats hat Hampstead verlassen." schreibt Fanny trocken in ihr Tagebuch, es soll das letzte Mal dass sie ihn hier erwähnt. Um einander nah zu sein, dient den Liebenden fortan ein inniger Briefwechsel. Keats Briefe an Fanny sind im Gegensatz zu denen, welche Fanny schrieb, der Nachwelt glücklicherweise erhalten geblieben und sorgten Jahrzehnte später beim Erscheinen nach Fannys Tod, sogar für einen kleinen Skandal.
            Ich dachte diese Brieftexte und Keats fiebrig-morbide Gedichte, sowie deren Bebilderung, wären das eigentliche und tragende Element dieser Verfilmung, aber ich musste erstaunt feststellen, dass nicht Poesie, blaue Waldhyazinthen, allegorische Landschaften und sinnbildliche Kostüme allein dominieren, sondern alles auch recht alltagstauglich und bodenständig, ja auch dialogstark und teils sogar deftig, in Szene gesetzt wurde. Also wenn man hier von "deftig" sprechen kann ;-)

            Ein besonderes Augenmerk möchte ich Fannys Mutter Mrs. Brawne und Keats Freund Mr. Brown einräumen. Sie sind die erkennbaren Hindernisse, die dem Paar im Wege stehen. Aber irgendwie sind diese beiden auch diejenigen, die für Erfrischung in diesem schwermütigen Melodrama sorgen. Der lieben Mrs. Brawnes Vorbehalte sind eigentlich halbherzig und langmütig. Und Mr. Brown (Paul Schneider, "Lars und die Frauen"), ist zwar (herrlich) respektlos gegenüber Fanny und humorig-kämpferisch im allgemeinen, aber auch im Endeffekt harmlos. Es wird zunehmend offenkundig, dass keine Menschen der Liebe im Wege stehen, sondern das Leben oder.. anders ausgedrückt, der Tod.

            Jane Campion hat schon immer eher feministische Arthaus-Filme gemacht. "Das Piano" dürfte ihr berühmtester sein. Oft werden die Probleme von Frauen in rigiden Gesellschaften angesprochen und auch hier steht eigentlich eine Frau im Mittelpunkt: Fanny Brawne. Man sieht im Film nur das, was sie selbst gesehen haben könnte. Ihr Kampf um Selbstbestimmung fällt nicht so klar triumphierend aus, wie Adas in "Das Piano" und ihr Charakter ist wesentlich konventioneller und zahmer, aber damit auch greifbarer und klarer, als die etwas prätentiösen Frauencharaktere aus vorigen Filmen, wie Das Piano o. Portrait of a Lady. Das Band der Liebe, um die es hier geht, ist zart, aber im Endeffekt hat Fannys beharrliches Festhalten daran, auch schon was Rebellisches.
            -- Abbie Cornish als Fanny ist auch klar das Herzstück des Filmes. Ihr subtiles Spiel zwischen Trotz, Humor und Hingabe, bringt alles zum Ausdruck.Zurückhaltung, die doch viel zeigt - man kann in ihrem Gesicht lesen.
            --- Der schmächtige Ben Whishaw : In seinem Gesicht spiegelt sich die Empfindsamkeit und der heilige Ernst des wahren Romantikers. Mit den trauerumflorten Augen unter der blassen Dichterstirn, mimt er den angekränkelten John Keats sehr rührend und überzeugend. Gibt ihm aber auch einen schlicht menschlichen Charakter mit Albernheiten und Mittelmäßigkeiten.

            Das Fortschreiten der Geschichte drückt sich auch in diesem Film wieder deutlich über die Landschaften, die Natur und die Jahreszeiten aus. Sogar über Fannys geschneiderte Kreationen. Es ist typisch für Campion, dass sie ihre Filme mit Metaphern auflädt. Der emotionale Stoff wird in wunderschönen Bildern gezeigt, wenngleich alles auf eine eher seltsam nüchterne und dezent zurückhaltende Art dargeboten wird. Dadurch erhält das Pathos ein wunderbares Gleichgewicht und wirkt nie zu schwer. Die Beschreibung des Lebens Anfangs des 19.JH wird erscheint uns eher gewöhnlich und karg - jedoch werden (wie das die Romantiker taten) Gegenstände mit romantischer Bedeutung beseelt. Die lichtdurchfluteten Bilder der Natur, das ganze eigenwillige Setting und die vielen magischen Orte an die BRIGHT STAR uns führt, bringen die Gedichte Keats zum Strahlen und setzen die Poesie in Bilder um. Nicht nur tote Schmetterlinge künden von von der Vergänglichkeit - sie landen übrigens in der Kehrschaufel. So findet immer wieder Erdung statt und stellt so eine glaubhafte und emotionale Wirkung her. Auf Süßlichkeit wird verzichtet, dennoch kann der Film hoffnungslos romantisch sein, und uns rühren, ohne je zum Ausgleich herb sein zu müssen. Einzig eine Prise gesalzenen Humors und eine wohl gesetzte Einlage von Respektlosigkeiten würzen den Regency-Film, der zur guten alten Zeit Jane Austens spielt. Der Film wirkt, obwohl er sehr authentisch die Zeit um 1800 herum abbildet, auf eine seltsame Art gegenwärtiger und moderner, als man denken mag.
            Meine Erwartungen waren sehr hoch, sie wurden übertroffen. Die magische Wucht der Bildersprache war noch intensiver in seiner Wirkung, als ich es mir erhofft hatte.
            Hat es Jane Campion hat es tatsächlich geschafft, einen neuen Lieblingsfilm für mich zu erschaffen? Die Jahre werden es zeigen. Aber es wäre möglich.[yes, she did.]

            Wem gefällt "Bright Star"?
            Ich würde sagen dieser Film ist eher eine Art Leinwandgedicht, als ein Handlungsspielfilm.
            Hier gibt es nichts schwungvolles, abenteuerliches oder ausschweifend dramatisches. Der Film wird wohl eher Menschen gefallen, denen eine lebendige Filmhandlung nicht fehlt, und die sich auf ein getragene Inszenierung, langsame Einstellungen, sowie auf den konsequent ursprünglichen Gedanken der Romantik einlassen können.

            Ach ja, Tarantino, der ja bekennender Jane Austen- und Kostümfilmhasser ist, nahm diesen Film in seine persönliche Top Ten der Lieblingsfilme des damaligen Kinojahres auf. ;-) hehe

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              Juli Jane 08.01.2017, 13:22 Geändert 09.01.2017, 07:55

              Kammerspiel

              Ein sich ziemlich unter die Haut schleichender Psycho-Horror mit nur einem einzigen unterirdischen Schauplatz. Unterm Strich vielleicht eher ein filmisches Experiment, als ein Unterhaltungsfilm; und eher eine zynische Konfrontation mit einer Grundangst, als die Inszenierung zünftigen und echten Horrors.

              Ein Rappeln in der Kiste. Zunächst bleibt die Leinwand schwarz. Schnaufen, ächzen, irgendwann Brüllen: Lebendig begraben - der Alptraum schlechthin - fast eine Urangst. Irgendwann flackert gelblich ein Sturmfeuerzeug auf: Paul Conroy ein LKW Fahrer, erwacht plötzlich unter irakischem Wüstensand - in einem Sarg begraben. Er muss mit minimalsten Mitteln versuchen einen Ausweg aus dieser tödlichen Lage zu finden. Möglichst schnell, der Sauerstoff scheint nicht lange auszureichen.

              Es gehört zu den stilistische Eigenheiten des Films, dass dem Zuschauer durch die Kamera die Perspektive des Begrabenen schier aufgezwungen wird. Man bekommt fast das Gefühl Seite an Seite mit dem armen Paul im Sarg zu liegen. Und ich muss sagen Hut ab, was die Kamera aus dem kleinen Raum herausholt, aus diesem einem Gesicht und den wenigen beleuchteten Objekten, das kann man schon bewundern, auch wie visuell überzeugend BURIED insgesamt daher kommt.

              Wenn ein Regisseur sich so heftig einschränkt und sich vom Schauplatz her auf 2qm begrenzt, dann sind ihm schon etwas die Hände gebunden, wenn nicht mal ein zweiter Darsteller zur Verfügung steht. Stellt sich die Frage, wie füllt man damit 90 Minuten Film? Da muss der Spanier Rodrigo Cortes storytechnisch schon was in der Hinterhand haben. Dazu möchte ich eigentlich nicht allzu viel verraten, nur - ja, es gelingt Cortes die Filmminuten zu füllen....und naja, Paul steht in seinem Sarg immerhin ein Handy zur Verfügung und somit gibt es immerhin Dialoge. Für das Drehbuch hat man sich eine kleine Schnitzeljagd ausgedacht, die ohne Bewegungsfreiheit auskommt. Sogar ein politischer Kontext lässt sich ausmachen.

              Häh? Der sonst eher als Prinz Charming bekannte schönlinghafte Ryan Reynolds (Verliebt in die Braut) beweist in diesem bitterbösen auf die einzige Frage hinauslaufenden "wird-er-überleben-Schocker" ziemliche darstellerische Klasse. Als schwitzender, schwer atmender Underdog macht er eine ganz gute Figur. Ich meine damit, er durchlebt hier sehr begreiflich diese Extremsituation, denn er verhält sich weder besonders klug, noch beherrscht, noch sonst irgendwie besonders. Das ist echt. Er hat Angst. Und er ist überzeugend in seinen Stimmungsschwankungen. ;-) Seine vielen "Fucks!" kann man jedenfalls sehr gut nachvollziehen.

              Schaurig komisch:
              Diese durchweg unbefriedigenden Handy-Gespräche ... Vom Sarg aus betrachtet, erscheint uns Amerika als fernes Land der Bürokratie und der Herzlosigkeit. Man fragt sich irgendwann: Macht Regisseur Cortes aus Paul einen Kolalateralschaden? Oder ist das einfach die Misere des heutigen Arbeitnehmers.
              "Wie lautet ihre Versicherungsnummer?" Richtige Schockmomente gibt es hier jedenfalls keine und der typische Mainstreamgucker dürfte sich evtl. langweilen, ebenso der, welcher auf klassischen oder blutrünstigen Horror aus ist. Rodrigo Cortés zelebriert irgendwie mehr den Zynismus, als unbedingt den Horror. Oder die Traurigkeit. Die Telefongespräche verraten jedenfalls auch bald die offenkundige Leere in seinem Leben.
              Die Wendungen und Drehungen der Kamera sind toll. Die Wendungen und Drehungen der Story wirkten auf mich dann doch manches mal etwas bemüht, die "animalische" und die "Chef-Sache" dann sogar an den Haaren herbei gezogen, aber es gelingt BURIED doch immer wieder zur Nachvollziehbarkeit zurückzukehren. Wenn es dann doch manchmal etwas länger dauert. Aber bevor man es sich allzu gemütlich einrichten will, mit dem ganz netten Paul in der Kiste, kommt dann doch noch ein klaustrophobisches Sahnehäubchen oben drauf.

              Übrigens: Der Film spielt nicht ganz in Echtzeit, sondern erstreckt sich über einen Zeitraum von knapp drei Stunden (das erste Mal schaut Conroy um 6.12 Uhr auf die Uhr, das Ultimatum läuft um 9 Uhr ab).

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                Juli Jane 08.01.2017, 13:02 Geändert 09.01.2017, 13:19

                Vorsicht paar Spoiler

                Das ist mal wieder typisch: ich dachte beim Sehen und direkt danach: Aha. Und jetzt? Was soll denn das? Und warum hat ein Freund die ganze Zeit so ein Gewese um diesen Film gemacht? (ich hatte die Kill List von ihm als dringende Hausaufgabe aufbekommen)
                Okay...es war amüsant, wie das Ehepaar sich stritt, während Gäste da waren, bzw. es war furchtbar anzusehen *g* und man sah wie sich etwas seltsames zusammenbraut. Ich konnte es aber nicht fassen. Krude und vor allem grob. Richtig grobkörnig. Der Typ, der ihn mit mir zusammen ansah, war noch weniger angetan. Ich fand ja wenigstens die beiden Hauptdarsteller ziemlich cool.
                Das Ende erschien mir aber zu verwirrend und gar nicht zum Rest passend bzw völlig abwegig und das Mittelstück, das Auftragskillerszenariao wirkte auf mich ebenfalls schon komplett aufgesetzt ... und unglaubwürdig.. obgleich nicht uninteressant. Aber dann kommt ja noch dieser Schluss obendrauf.
                Gesamtfazit: Häh? Was war den das?
                Aber dann, am nächsten oder übernächsten Tag, ist glaub ich der Groschen gefallen. Bei mir passiert das immer dann, wenn ich mich von der vordergründigen Handlung distanzieren kann und sie als symbolhaft begreife. Auf die Metaebene gehen, war schon immer der Schlüssel die Filmwelt zu begreifen. Wenn man von etwas Okkultem ausgeht (die nette fremde Dame und ihre Spuren) und von den inneren Dämonen des traumatisierten Hauptprotagonisten. Dass er durch schlimmste Erfahrungen gesellschaftlich gestrandet ist, nicht mehr lieben kann und niemandem vertraut. Dann bekommt plötzlich der Auftragskillerpart einen Schuh. Und der Pakt, der mit Blut besiegelt wurde. Mit dem Teufel? Jedenfalls ein Bündnis mit dem Bösen. Dann die Liste. Die Kill List. 1. Der Priester, der sich der Mündung zuwendet - sich bedankt 2.Der Bibliothekar :o 3.Der Politiker.. ;) 4. Der Bucklige. ..ist ja klar wofür der steht. Und da kam dann auch die Gänsehaut.
                Auf der Metaebene funktioniert er plötzlich, der Film.

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                  Absolut wundervoll, hübsch! und voll stiller Poesie.
                  Ein Puppentrickfilm aus dem Jahre 1937.
                  Einer Verschmelzung der beiden Märchen "Die sieben Raben" und "Die sechs Schwäne".

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                    Juli Jane 06.01.2017, 12:36 Geändert 06.01.2017, 16:14

                    Nichts ist wie es scheint.

                    Leicht thrillernder französisch wirkender US Beziehungsfilm.

                    Schon allein wegen dieser Szene sehenswert, bzw hörenswert:

                    https://www.youtube.com/watch?v=7WixG49FZyg

                    Alan Rickman's voice on Bach.

                    Fast ein Jahr. Ich werde seine Präsenz weiterhin vermissen. Es gibt keinen KEINEN in der weiten Filmwelt, der bedeutungsschwangere Undurchschaubarkeit besser darstellen konnte.

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                      Juli Jane 04.01.2017, 21:46 Geändert 11.01.2017, 08:30

                      VORSICHT voller SPOILER – eher Analyse als Filmtipp

                      Betörend und beklemmend.

                      Real und märchenhaft.

                      Entsetzlich und wunderwunderschön.

                      Alles gleichzeitig. Diese Ambivalenzen stören sich nicht, sie greifen ineinander und bilden eine Einheit.

                      Charlotte Gainsbourg, auch diese fast beängstigend zerbrechliche Person, wie sie sich nach und nach in eine rabiate Furie verwandelt, das ist nicht nur die schauspielerische Sensation in diesem Antichrist, sondern auch in ihrer Figur arbeiten von Beginn an starke Ambivalenzen gegeneinander/ miteinander. Genauso wie in der Rolle des Mannes. Willem Dafoe hat Regisseur Trier anscheinend vor allem wegen seinem großen Penis ausgesucht. Aber ich glaube nicht nur deswegen;) Er hat auch in anderer Hinsicht eine sehr große männliche Präsenz. Auch ihm nimmt man die Rolle des Helfers ab, vermutet aber gleichzeitig in ihm einen falschen (arroganten) Erlöser.

                      Ein Ehepaar: Mann und Frau. Nach dem Unfalltod ihres kleinen Jungen (eine unfassbar schöne, schwebende … von einer herzzerreißenden Händel-Arie getragene SlowMotion Schneeflocken-Eingangssequenz) fühlt sich vor allem die Frau schuldig. Sie hatte Sex mit ihrem Mann, während das Kind aus dem Fenster fiel. Aus ihrer Verzweiflung, Trauer und den Schuldgefühlen entwickeln sich starke Ängste. Die Frau ist nicht mehr fähig im Alltag zu bestehen. Der Mann (ein Psychologe ;) versucht die Depression mit einer Konfrontationstherapie zu heilen und seine Frau an den Ort zu führen, an dem scheinbar ihre Ängste liegen: im Wald.
                      Eden. Eine Hütte tief im Wald. Archetypus. In der Nacht prasseln unaufhörlich Eicheln auf das Dach. Das Rauschen der Bäume ist nicht lieblich. Chaos. Die Natur als Kirche Satans? Ich weiß nicht, ob es irgendeinen Zuschauer gibt, der sich, als der Film in Eden Fuß fasst, eine paradiesische Entwicklung hätte vorstellen können, in dieser doch ganz klar sinnbildlichen Rückführung des Paares direkt an den Ursprungsort des Menschen. Des ersten Menschenpaares. Der Wald und seine namentliche Anlehnung an das Paradies: Eden. Schließlich ist dieses Paar schon vor langer langer Zeit von dort vertrieben worden.
                      Eher das Gegenteil werden wir dort finden. Eher eine Hölle.
                      In Eden, wie die Waldhütte heißt, entwickelt sich etwas ganz anderes. Trier konstruiert das Drama von hier ab als „Haus des Schreckens“. Das Knarren der Bäume, flüsternder Wind im Farn, die Angst vor dunklen Ecken und Winkeln, die düstere Hütte ausgestattet mit einer knarrendenr Falltür, die zum Mühlstein in den dunklen Keller führt, einem fürchterlichen Dachboden und aufziehenden Phantomen. So befindet man sich plötzlich in einer Art „Tanz der Teufel.“ Nur, dass es außer den beiden niemanden gibt. ;) Okay, ein sprechender Fuchs als Ratgeber: „Das Chaos herrscht“ Dennoch wartete ich irgendwie auch gleichzeitig fast die ganze Zeit über auf das Auftauchen von Rotkäppchen. Aber es ist schließlich Bambi, welchem wir begegnen.. Nur, wer hat es getötet? Auch ein Rabe ist beigeordnet. Das ist plump, aber das macht gar nichts. Hier konfrontieren wir uns mit unseren verwickelten Ängsten vor der ursprünglichen Natur und der weiblichen Sexualität. Ein Ort der schlüpfenden Schlangen, der bösen Bäume. Hinter der Hütte liegt eine düstere, feuchte Höhle, und auf dem Rasen sitzt der gräuliche Fuchs.
                      Wer dann gegen Ende des Films durch Dafoes blutejakulierender Penis nicht vertrieben wurde und wer auch noch dem Einsatz der Schere standhielt, wird vielleicht vermuten, dass man erleichtert ist, wenn der Mann seine Frau schließlich auf dem Scheiterhaufen verbrennt.
                      Ich war es nicht..
                      Ihr?
                      Die Natur als Kirche Satans?
                      Die Frau als seine Braut?
                      Ist das der eigentliche Punkt?
                      Nein. Und der Teufel… er sitzt nicht in der Natur, er sitzt im Verhältnis der Geschlechter. Nicht die Frau als Böses. Ich habe vielfach gehört, Trier wäre ein Frauenfeind und dieser Film hätte es endlich bewiesen. Das sagt eher etwas über die aus, die das so interpretieren wollen ;) die Spuren im Film deuten in eine andere Richtung. Wer sich zu sehr mit Frauenfeindlichkeit beschäftigt i(denti)fiziert sich am Ende selbst damit. …die Dissertation über die Hexenverfolgung liegt unfertig auf dem Dachboden, während sich das Ehepaar unten zerfleischt. Und hier geben sich beide nichts. Hier sind Mann und Frau in strindbergscher Manier.. masochistisch aneinander gekettet - und mit ihnen die Kinder. Die Sexualität der Frau … so lange dämonisiert… bis sie sich am Ende selbst kastriert ( und den Mann gleich mit).
                      Auch wenn Trier mit seinen Musen im Film (und am Set) nicht gerade sanft umspringt, egal ob in der „Goldlöckchentrilogie“ oder hier in der "Trilogie der Depression" stellt er dennoch nahezu immer Frauen in den Mittelpunkt seiner Werke. Die Männer sind meist Schwächlinge, oder Schwätzer oder womöglich nur Staffage. Trier liebt seine Heldinnen, er geht nicht unbedingt mit IHNEN hart ins Gericht, sondern mit der Welt. Mit der Welt und der Gesellschaft, unter der er seine Frauen leiden lässt. Alle.
                      Selbstverständlich funktioniert der Film nur auf metaphorischer Ebene. Ein Theater der Geschichte von Mann und Frau unter dem Patriarchat, in das märchenhafte, wunderschöne Gewand eines Horrorfilmes gehüllt. Aufgeführt in der nackten, womöglich doch gottlosen Natur, ein Theater, auf der Bühne der Ehe ausgetragen und den dabei ungewollt in Mitleidenschaft gezogen Kindern.
                      Tiefdunkel das alles.

                      So. Geschwurbelende. Natürlich kann man hier auch rumsuchen ohne Ende im Gewirr und dem nächtlichen Gezweig der Sternen. Wirklich irgendwo hin führen wird der Film keinen Zuschauer, und er wird sich auch auf allen klären wollenden intellektuellen Interpretationsebenen immer wieder erfolgreich widersetzen und sich dagegen sträuben.
                      Und das macht einfach mal gar nichts aus. Antichrist könnte auch einfach nichts zu bedeuten haben. Was Trier hier jedoch eingefangen hat, bzw er ließ einen anderen die Kamera führen, da er durch seine Depression selbst nicht im Stande war, ist einfach so furchtbar schön und sinnlich, mit einer rauschhaften Geräuschkulisse und berauschend in seinen Bildern, es reicht völlig ihn in seiner bereitwilligen Anlehnung an die Vertreibung der Menschen aus dem Paradies zu verstehen.
                      Ich hab hier schon 5 mal hinsehen müssen, obwohl ich Schrecken im Film in Wiederholungen sonst instinktiv eher ausweiche. Und dem Schrecken begegnet man hier wahrlich. Die Wirkung ist aber einfach irgendwie atemberaubend schön und man sucht sie fast zwanghaft, wie eine Droge.

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                        Juli Jane 04.01.2017, 12:33 Geändert 05.01.2017, 10:47

                        Ich glaube hier ist mir passiert, was mir damals schon bei Krabat passiert ist. Es sieht alles angemessen, märchenhaft, düster und ernst aus, eine wunderschöne Waldtonspur, ich fand sogar, dass man die moderne Musik (Trommelritus) lassen kann und die Tattoos...auch die Schauspieler könnten schlechtere sein. (Wobei Moritz Bleibtreu als Holländermichel...als Eingeborener? uiuiuiu Das Glasmännlein mit Knochen im Haar und im Baströckchen?!?? Ich finde, da hätten sie gleich Schwarzwaldkitsch nehmen können, als ihn einfach durch anderen zu ersetzten.
                        Aber wenn das kalte Herz dein Herz nicht erreicht... dann ist es schlimm. Irgendwie halbherzig. Hätte sich der Film doch einfach auf das Märchen verlassen. Und wenn dann doch mal nebenbei etwas wirklich zauberhaftes passiert, tut der Film den riesigen, unverzeihlichen Fehler und erklärt es auch noch.
                        Die Oberflächen können noch so schön sein, auf das Innere, das Pulsieren, kommt es schließlich an.

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                          Juli Jane 03.01.2017, 22:19 Geändert 04.01.2017, 13:34

                          Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit.

                          Der Sohn kehrt heim zur Familie. Der geliebte, schöne, talentierte Sohn/Bruder. Aber auch der, der die Familie seit vielen Jahren im Stich gelassen hat. Und nicht ohne Grund, wie das halt so ist. Der schweigt, obwohl er etwas zu sagen hätte. Ein milionenfach gelebtes Schicksal von Kindern/Geschwistern, auch ohne "Du musst-Sterben-Diagnose".

                          Was mit zähen Alltagsbanalitäten am Couchtisch beginnt, lediglich unterbrochen von den kleinen zynischen und gemeinen Einschüben des gekränkten älteren Bruders ( wer kann das besser der Narzißtengroßmeister Cassel), gipfelt dann doch in einem leicht überspitzten Clash of Family. Wenn auch stets die sublimen, nicht ausgesprochenen Regungen überwiegen. Ausgenommen der galligen Sprechblasen aus Vincent Cassels Mund, diesem hilflosen nicht enden wollenden Sturm von Giftpfeilen.
                          Da musste ich schnell an "Im August in Osage County " denken, auch wenn "Einfach das Ende der Welt" zurückhaltender, schlichter und vor allem auch schweigender bleibt.
                          Diese Saugknopfkamera hält sich einfach an allem fest, auch am Unausgesprochenen, am Nicht-Einmal-Zu-Ende-Gedachten, sogar das fängt sie ein... in dem sie sich einfach auf die Gesichter drauf setzt. Und dabei kommt natürlich etwas heraus, denn diese Gesichter gehören Lea Seydoux, Marion Cotillard und Vincent Cassel. Und nicht zu vergessen Gaspard Ulliel, dessen Gesicht die ganzen Nöte und Hilflosigkeiten zeigt, weswegen er damals gegangen ist.
                          Cotillard zum Beispiel..sie ringt den ganzen Film um Worte, redet eigentlich nur Mist, aber zeigt dennoch alles. Weiß alles. Das gilt auch für diesen Film.

                          Auch wenn "Einfach das Ende der Welt" eigentlich keinen richtigen Plot hat, sondern eher eine innerfamiliäre Gefühlslage darstellt, auch wenn man niemandem eine solche um sich selbst kreisende Horrorverwandschaft wünscht... wer nach den Festtagen weiß nicht, wie fürchterlich es zu hause sein kann? Und wer hätte es nicht verdient, sich das mal von Dolan unter die Nase reiben zu lassen?
                          Also.

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                            Juli Jane 03.01.2017, 18:10 Geändert 06.01.2017, 10:49
                            über Frantz

                            Lieben Trauern Loslassen. Vergeben.

                            Mit Stille und viel Zeit inszeniert, bildet "Frantz" eine beschauliche Kleinstadt in Deutschland 1919 ab. Eine Kleinfamilie einer Kleinstadt. Frantz, der Sohn einer Arztfamilie, das einzige Kind, starb 1918 im Krieg. Die Verlobte wohnt im Trauerjahr weiterhin bei den Schwiegereltern in spe.
                            Der Film kann sehr gut Trauer abbilden, die in dieser Familie einen riesigen Raum einnimmt und bei jedem seinen eigenen schwarzen Abdruck hinterlassen hat. Beim Vater, der Mutter, der Verlobten.
                            Das Trauma schwelt jedoch über der ganzen Stadt.
                            Um das Grab des gefallenen Frantz schleicht ein junger französischer Soldat, er platzt in die kriegsgespannte Atmosphäre voller Schuldzuweisungen und stößt als Franzose natürlich auf große Ablehnung. Jedoch er kannte Frantz. War sein Freund. Hat Geschichten von ihm aus Paris zu erzählen und kann allen Trost bringen.
                            Bald gehört er fast zur Familie. Und bald kann er sich vielleicht auch vage in das Herz einer trauernden Liebenden schleichen?
                            Zwei Menschen lieben, geht das? Wie das erkennen, wie das zulassen? Verlieben und gleichzeitig trauern und loslassen. Auf diese inneren Prozesse richtet Ozon zeitlassend seinen Focus und auf die Wege, die die Heldin zurücklegt. Buchstäblich und meist zu Fuß.
                            Es passieren ein paar etwas zugespitzte Höhepunkte, die ich nicht so gerne habe, aber in dieser sonstigen filmischen Zurückhaltung störte es mich nicht sehr. Das Melodrama wird nicht breit ausgewalzt oder gar gezuckert oder geschmalzt und der Ausflug in einen Pariser Hotelpuff sorgt unerwartet für Erfrischung.

                            Die Schauspieler sind durch die Bank Sahne: der Arzt und dessen Gattin.
                            die sehr tolle Hauptdarstellerin Paula Beer ( kenne ich
                            doch aus Poll, wo sie gerade mal 14 Jahre alt war und dort den Beginn des I WK erlebte) und der junge Soldatenfranzose Piere Niney. Wow..

                            Dann auch die Darstellung von Deutschland und Frankreich in ihrem Zwist
                            um 1919.. ästhetisch sehr schön.. schwarz-weiß, mit den nötigen Grautönen, ohne scharfe Schatten oder überdeutliche Konturen. Es geht natürlich auch um Vergebung. Auch hier lässt sich das Familiendrama leicht auf die deutsch französische Beziehung übertragen. Und dazu passt dann auch sein Ende.
                            Historisch authentisch ausgestattet, wirkt wie aus der Zeit gefallen.

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                              Juli Jane 03.01.2017, 14:05 Geändert 03.01.2017, 14:26
                              über Abbitte

                              Eigentlich galt das Buch als un- bzw. nur schwer verfilmbar, da alles aus verschieden Blickwinkeln und Zeitperspektiven erzählt wird. Und unendlich langsam. Dies hat Regisseur Jo Wright mit filmischen Mitteln meisterhaft umgesetzt und auch die lastende Hitze und die Überspanntheit der großen Eingangssequenz grandios in Szene gesetzt. Auch wenn "Abbitte" nach der erstem Filmhälfte leider doch deutlich konventioneller ausfällt in der Inszenierung, als in der ersten Filmhälfte.
                              An den Darstellern (allesamt) gibt es unterstützenderweise überhaupt nichts zu mäkeln.

                              Jedenfalls... immer wenn ich an diese Geschichte denke, habe ich dieses eigenartige flaue Gefühl im Magen, eine Art von Sehnsucht, wie es einem nur manchmal passiert.

                              Dies ist eine Geschichte mit den alten großen Themen: Liebe, Vergänglichkeit und Schuld. Eine Geschichte, in der erzählt wird, wie sich das Leben zweier Familien für immer verändert: An einem einzigen heißen Sommertag, durch einen tragischen Vorfall, die unglückliche Verkettung von Umständen und nicht zuletzt, durch eine Lüge.
                              Faszinierend ist die Atmosphäre die sowohl das Buch und auch der Film ausstrahlt. Die ersten zwei Drittel der Story erzählen von den Begebenheiten dieses EINEN EINZIGEN heißen Sommertages 1935 auf einem Landgut vor London, und alles findet fast in Echtzeit statt. Man spürt die erdrückende Hitze, die willkommene Kühle im Haus und die seltsame Gespanntheit, die auf allen Personen, die sich hier bewegen, zu lasten scheint.

                              Drei Geschwister: Da ist die dreizehnjährige Briony Tallis (Garay/Ronan), schwer in der vorpubertären Phase steckend und am Anfang ihre Schriftstellerei stehend. Ihr großer aber unreifer Bruder Leon. Ihre ältere Schwester Cecilia (Knightley), die in den Collegeferien nach Hause gekommen ist und sich plötzlich gegenüber Robbie (McAvoy) dem alten Freund aus Kindertagen, befangen fühlt.
                              Eben dieser Robbie... der uneheliche Sohn der Köchin, der zusammen mit den drei Geschwistern aufgewachsen ist. Er und Cecilia stoßen an diesem Tag bei mehreren denkwürdigen Begebenheiten aufeinander und entdecken bis zum Abend, dass sie sich nicht verabscheuen, sondern lieben.
                              Schließlich die Mutter Mrs Tallis, die wenig glücklich verheiratet und immer überspannt ist, sowie deren allesamt pubertierender Nichten- und Neffenanhang.

                              Briony schreibt an ihrem ersten Theaterstück und beobachtet vom Fenster aus eine seltsame "Brunnenszene" zwischen Cecilia und Robbie, wo Cecilia sich so gut wie nackt zeigt. Schockiert und erschreckt, kann sie diese Szene zwar instinktiv irgendwie "erotisch" interpretieren, aber in ihrer Kindlichkeit noch nicht in ihr "normales" Weltbild einordnen. Irritiert beobachtet Briony weitere seltsame Dinge....

                              Nun wird aus den Begegnungen und den kleinen Ereignissen, dieses Tages, mithilfe der jeweils unterschiedlichen Perspektiven, und zeitlich gekonnt verschachtelt, ein Bild gewoben, das sehr plastisch und eindringlich ist. Sehr sinnlich: Licht, Schatten, Geräusche. Das löwenmähnige Gras. Der Score und die Symbolik der klappernden Schreibmaschine verknüpfen meisterhaft noch eine übergeordnete Ebene mit der Gegenwart.
                              Was mir auffiel ist, dass die Hitze dieses Tages nicht nur ein Begleitumstand ist, sondern fast als Ursache für jene Ereignisse erscheint, die auf dem Landsitz der Tallis ihren fatalen Lauf nehmen. Etwas Unerhörtes liegt in der Luft. Zunächst passiert jedoch nur wenig... Die kleinen Begebenheiten, deren Sinn sich erst später entschlüsseln wird, reihen sich aneinander, bis das Unerhörte tatsächlich passiert.
                              Ein plötzlicher krasser Break wir befinden uns abrupt mitten im Geschehen an der Front des zweiten Weltkriegs. Dieser relativ kleine Abschnitt verwebt den Schrecken diese Tages mit dem Schrecken des Krieges und das Erzählen pendelt nun zwischen Robbies Kriegserlebnissen und Briony Geschichte, die mittlerweile als Krankenschwester im Lazarett in London "Abbitte" leistet. Auch der Prozess, ihrer Entwicklung zur Schriftstellerin wird vermittelt und, ein Geniestreich, in die Geschichte verwoben. ... und ganz am Ende erwartet uns eine weitere Wendung, die sowohl verblüfft, als auch betroffen macht und gleichfalls bezaubert: Sie zeigt uns die epische Geste des Films , die sich uns erst im Epilog erschließt.

                              In allem liegt eine Traurigkeit über das Vergängliche und die Liebe und das Verstreichen der Zeit und die Vermischung von Wunsch und Wirklichkeit.

                              Ach, ja: Lasst Euch auch das Buch nicht nicht entgehen, so wie ihr sehr langsamem Erzähltempo aber dafür atmosphärischer Intensität nicht abgeneigt seid.: Abbitte Ian McEwan _ vielleicht fast mein Lieblingsbuch.

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                                    Rotkäppchen frisst den Wolf.

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                                      Juli Jane 21.12.2016, 11:24 Geändert 26.12.2016, 12:27

                                      Die verabschiedete Königin: ... kein Geniestreich, ein irgendwie kleiner, aber auch sehr prächtiger Film, der auf den ersten Blick vielleicht sogar etwas anbiedernd wirkt, so nach dem Motto: guck Dir meine Hauptdarstellerin Lea Seydoux an. Wenn man ihre Figur, Sidonie, eine Bedienstete der Königin am franz. Hof, nicht vom samtigen Ohrläppchen über lange Augenwimpern und niedlicher Oberlippe bis bis zum flaumigen Nacken ausgiebig betrachten kann, wird bestimmt gerade jemand anderer, als die Kamera, ihre Frische & Jugend preisen. Und das hat Jacquot ja bei "Sade" und bei der in den Wald Geschleppten in "Deep in the Woods" auch gemacht.
                                      Dennoch.. bei aller Anbiederung...es existiert wieder diese gewisse Weltabgewandheit... die war für mich auch hier wieder spürbar, vielleicht typisch für den Regisseur? und ich empfand sie abermals als sehr anziehend.. Sogar die großen und umwälzenden politischen Aspekte erscheinen aus dieser abgewandten, Nebenbei-Perspektive: Wie hier der Zusammenbruch der Monarchie, als quasi Untergang der Titanic in Echtzeit gezeigt wird, nach dem Rammen des Eisbergs ( Bastillesturm ) aber ganz dezent, in kleinen Ausschnitten, allesamt aus dem Blickwinkel dieser jungen Sidonie.. ist schon... ungewöhnlich. Man sieht aus großer Distanz und dennoch sehr deutlich: den König und seine Brüder, die im Wissen dass die Bastille ist gestürmt ist & ihre Namen auf der Liste stehen ( Ihr weißt auf welcher) ... und wie sie da wirken, nicht was sie sagen oder tun, sondern wie sie wirken, bei den zwei kleinen öffentlichen Auftritten, das hab ich als sehr gut erspürt und eingefangen empfunden.

                                      Ansonsten immer wieder Blicke in zwei Schlafgemächer, das der Königin und das ihrer Vorleserin Sidonie. Und die Vorleserin stets auf dem Weg zwischen diesen beiden Gemächern hin und her, eilig, stolpernd über ihre Röcke, und ja, wir folgen ihr ganz eng auf ihren Wegen durch teils lediglich von Kerzen erhellten Gänge voller Gesinde, Lakaien und Hofdamen. Immer ganz loyal und ihre Königin sogar körperlich liebend. Diese bleibt allerdings so blass, wie ich sie mir auch nicht anders habe vorstellen kann, die Heidelinde *g* Kruger. Nicht mehr, aber auch nicht weniger, ist der Film. Und deshalb eben auch sehenswert. Ich bin froh ihn auf der Leinwand gehabt zu haben. Man könnte sich als Ungeneigter dabei aber wirklich auch sehr langweilen.

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                                        Juli Jane 21.12.2016, 10:41 Geändert 21.12.2016, 12:34

                                        Werner Herzog ist wieder da.
                                        Na ja, eigentlich war er ja nie weg, aber ich hatte ihn irgendwie vergessen. Okay... von seinen Dokus hörte ich mal was, aber dafür hatte ich irgendwie nie die Motivation oder die Gelegenheit gehabt. Natürlich habe ich ihn nie ganz vergessen. Wie könnte ich die unglaubliche Kombination Herzog / Kinski aus meinem Gedächtnis verlieren. Deren gemeinsamer Wahnsinn hat sie doch die ungewöhnlichsten Werke schaffen lassen. Nur..er gehörte für mich irgendwie schon zu einer längst vergangenen Dekade. Kinski starb 1991. Und der letzte Film des Duos stammt von 1987. Da kann man leicht das Gefühl bekommen, Werner Herzog sei Geschichte.
                                        Und nun das.
                                        Ich muss gestehen, dass ich erst ein wenig auf dem Schlauch stand. Als ich nämlich zufällig den Bad Lieutenant-Trailer begutachte, entging mir doch glatt, dass da Herzog drunter steht. ;-) Ich nahm nur Nicolas Cage wahr und... so kann es einem gehen... allein dessen Auftauchen war schon genug, um den Film als absolut unsehenswert abzustempeln.;-) Nicht falsch verstehen, ich hielt früher in den 90ern viel von Cage, ich halte ihn für hochbegabt, ich bin ein absoluter Fan von Wild at Heart und nach Leaving Las Vegas liebte ich Cage gar. Aber was danach kam... es gibt wohl wenige Schauspieler, die sich so sehr in billigen und billigsten Filmen verloren wie er. Eigentlich reichte mir am Ende, wenn sein Name im Cast auftauchte, um den Film abzuschreiben. Auch den.
                                        Und nun das.

                                        Herzog hat einen neuen Dschungel gefunden:
                                        Das geflutete New Orleans
                                        Und einen neuen Wahnsinnigen:
                                        Nicholas Cage
                                        Cage spielt hier so dermaßen gut wie schon ewig nicht mehr. Zum Niederknien...
                                        Und der Wahnsinn nimmt abermals seinen Lauf in diesem Film. Wer einen (ein)gängigen Cop-Film erwartet, wird zwangsläufig enttäuscht, denn Herzogs Markenzeichen ist schließlich die Seherwartungen und -gewohnheiten zu unterlaufen. Wer hier gar eine Moralstütze sucht.. *abwink*
                                        Die Geschichte basiert lose auf dem Skript des Abel Ferrara Films, aber Herzog ist nicht in erster Linie Geschichtenerzähler. Das soll wohl wirklich kein echtes Remake des (ebenfalls tollen) Filmes von 1992 sein. Die beide Filme haben eigentlich lediglich den korrupten Cop in der Krise gemeinsam. Gewohnt unkonventionell herzogt der Thriller mit diversen Versatzstücken des Genres in eine düstere Farce hinein, wandelt dort traumwandlerisch und genüsslich, bis in einen finalen surreal anmutenden Höllentrip hinein.

                                        Eine Schlange windet sich durch die Gitterstäbe eines überfluteten Gefängnisses in New Orleans nach der Flutkatastrophe. In dieser genialen Eingangssequenz, weiß man eigentlich sofort in was für einem Film man da gelandet ist, bekommt gleich die richtige Dosis Noir und Gewissenlosigkeit ab. Cop Mc-Donagh (Cage) errettet während der Flutkatastrophe widerwillig einen Gefangenen und bekommt für seinen "Heldenmut" den Lieutenantstitel verliehen. Durch seinen selbstlosen ;-) Einsatz verdarb er nicht nur seine teuere Designer-Shorts, es blieb ihm auch eine dauerhaft schmerzende Rückenverletzung. Geplagt von den starken Schmerzen irrt Mc-Donagh ständig auf Vicodin und anderen Drogen durch den Dschungel von New Orleans. Selbst alte Damen im Altersheim sind nicht vor ihm sicher.

                                        Damit können nicht viele:
                                        <<Also was hier dem Zuschauer erwartet, ist die reinste Zumutung.>>
                                        << Der Film hat keinerlei Story, davon abgesehen, dass Cage nur auf Drogen ist, sich gerade Drogen reinzieht, auf der Suche nach Drogen ist oder sich Drogen beschafft, auf welche Art auch immer.>>
                                        << Cage spielt einen völlig verpennerten drogensüchtigen. in diesem film gibt es keine guten, nur böse und Abschaum.>>

                                        Yep. Stimmt.
                                        Najaa... ganz ohne Story isser ja nicht. Mc-Donagh hat immerhin einen Fall zu lösen: Drogendealer Big Fate hat ein Massaker an einer 5-köpfigen senegalesischen Einwandererfamilie verbüßt. Ihn zu jagen gilt es und den Botenjunge Daryl zu schützen. Daryl ist der einzige Augenzeuge des brutalen Mordes. Lieutnant Mc-Donagh berauscht sich während seiner Arbeit auf eigenwillige Art mit Sex- und Machspielchen, betäubt seine heftigen Rückenschmerzen, sowie seine Sucht mit Koks, Crack, Marihuana, Heroin, Vicodin, ... was er halt so findet.
                                        Einfach der Knaller: Grimassierend, steifschultrig, die Hand stets nervös an der Nase, klatscht er launig-gereizt in die Luft. Nur Alkohol verpönt er, glaub ich. So schlurft er irgendwie knochenlos und mit Zischlauten , durch die dunstigen Hinterzimmer der Dealer. Abgefahren...
                                        Seine Freundin, die Nobellhure Frankie (Mendes), braucht ihn, emotional, aber auch als Drogenspender. Sie ist fast so druff wie er. Und sie verstrickt sich schnell mit ihm in diesem neworleanschen Sumpf.
                                        Ein bemerkenswertes Ende, es mündet, man glaubt es kaum, doch wieder in einer Art Parodie. Oder wie soll man das sonst verstehen? :))

                                        Auch wen Eva Mendes für mich bisher stets lediglich eine Art Dekobeigabe war, hat sie hier eine Rolle und mich fast überzeugt. Aber eigentlich zählt hier von den Akteuren nur Cage. Das hier ist seine Show. Welcome back. Das krude Mienenspiel einer gequälten Seele beherrscht er einfach aus den ff.
                                        Den toten quer über der Straße liegenden Alligator fand ich auch klasse, irgendwann übernimmt die Kamera den Blickwinkel seines lebenden Artgenossen. Dann die in der Untersicht gefilmten "Halluzinations-Leguane"...*tihi * wohl typisch für den Regisseur, allerdings riefen sie bei mir zunächst lediglich ein irritiertes "Häh?" hervor, was vermutlich auch ihre Aufgabe war, stehen aber wohl auch für "bedrohlich lauernd" und den zunehmenden Drogenwahn.
                                        Am Ende gibt es noch träumende Fische. *g*

                                        Ich war unglaublich überrascht von diesem Film! Wie ein Fiebertraum. Amphibisch fiebriges New Orleans. Irgendwo zwischen Kunst- und B-Movie. Ich empfand ihn als dicht, noir, bissig, ungewöhnlich, auf 'ne irre Art witzig, irgendwie sogar sexy, fesselnd, völlig wertfrei aber absolut sehenswert.
                                        Wenn man so was mag.

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                                          Irgendwie führt Schneeland das Herz in eine Art Winterstarre und wärmt es dann an der Ofenglut. Es riecht nach Kerzen, ungewaschenem Haar und uralten Zeiten.

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                                          • Hollywood, Emotionsklavitatur, Familienpopcorn.

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                                              Juli Jane 13.12.2016, 10:58 Geändert 14.12.2016, 10:51

                                              Die Liebe von Michael aus Wien und seiner Gabi scheint am Ende. Die Entfremdung in der langjährigen Beziehung scheint eingezogen zu sein und Gabi ausgezogen. Er sucht sie in Berlin in einem Hinterhaus, welches er erst einmal nicht mehr verlassen kann, denn er trifft in Gabis leerer Wohnung nicht nur auf die Handwerker. Vieles hier scheint angelehnt zu sein an den HitchcockKlassiker "Fenster zum Hof", auch dort ist der Mord eher die Garnitur und das eigentliche Thema die (angeknackste) Beziehung zwischen Grant und Kelly und im Zentrum der bewegungslose Voyeurismus, gerichtet auf alle möglichen Arten menschlichen Verhaltens im Haus gegenüber. Hier in Rammbock ein kleiner Verhaltenskatalog eines Berliner Hinterhauses und das Ganze garniert mit Zombies. Nicht Großes...lang nicht an sein Vorbild heranreichend, aber nett. :)

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                                                Juli Jane 13.12.2016, 08:48 Geändert 13.12.2016, 09:32

                                                Der Liebesfilm ist tot – es lebe der Liebesfilm!
                                                Nee, ohne Witz, mittlerweile meide ich romantische Komödien, denn sie sind eigentlich durch. Früher mit Doris Day und Rock Hudson warn sie noch neu, oder etwas später die mit Loren und Mastroianni. Dann kamen die 90er und die Meg Ryans und Julia Roberts haben wirklich ALLE Variationen durchgespielt. Nun schafft es alle paar Jahre mal jemand eine romantische Komödie zu machen, die anders, die wirklich gut ist.... und dich am Kragen zu packen vermag.
                                                Diese hier hat es sogar geschafft, mich richtig zu begeistern.
                                                Wobei.. so sicher bin ich mir gar nicht, dass dies überhaupt eine Komödie ist. Das Lachen verebbt und die Romantik wird nicht nur ausgelebt, sondern auch aufgespießt.

                                                Margot (Michelle Williams) ist 29 und seit fünf Jahren mit dem Kochbuchautor Lou (Seth Rogen) verheiratet. Sie haben es sich gemütlich gemacht in der Beziehung. Bei Zimmertemperatur gewissermaßen. Als Margot im Flugzeug den anziehenden Daniel (Luke Kirby) kennen lernt, wird es auch gleich warm. Aber als sich die unmittelbare Wärme zwischen den beiden plötzlich zu erhitzen scheint, ist sie vollkommen überfordert.
                                                - Ich bin verheiratet.
                                                - Oh, das tut mir leid.
                                                Dummerweise lebt die Verlockung auch noch gerade schräg gegenüber, so dass man sich künftig schwer aus dem Weg gehen / bzw. leicht „zufällig“ über den Weg laufen kann. Das hört sich eigentlich super banal an. Aber der als Rikschafahrer Geld verdienenden Künstler Daniel ist gar nicht lediglich eine erotische Versuchung, der die Treue zu ihrem Mann gefährdet, sondern er scheint Margot deutlich zu machen, was alles schief läuft in ihrem Leben. Da ist plötzlich ein tiefer Riss in Margots Leben.
                                                Oder war der vorher schon da?

                                                Fünf Jahre Ehe. Die 33-jährige kanadische Regisseurin ( und Schauspielerin!) Sarah Polley, die auch das Drehbuch geschrieben hat, zeigt die liebevollen Rituale dieses Ehepaars so schonungslos, dass man schwankt zwischen sich fremdschämen und es süß finden, die ironischen Komplimente, die albernen Liebschwüre im Torture-Porn-Style und dutzende „Ich liebe Dichs“ in etwa 27 Tonarten. Es ist nicht üblich im Kino die langjährige Liebe eines Paares in den Fokus zu rücken, ihre teils noch zündenden, teils abgeschmackten Rituale. Schließlich wird im Film selten ein Hauptstrang, der im Alltag und in der Normalität gelandeten Liebe gewidmet, die eben auch Facetten zeigt, die im Breitbandformat ziemlich ernüchternd wirken. (Stellt Euch vor man hätte über die dem Tode entronnenen Romeo & Julia einen Film gemacht nach 5 Jahren Ehe.)
                                                Ja, auch das tief traurige Blue Valentine hat dies gewagt, sich aber ganz dem bitteren Zerbrechen einer Ehe gewidmet. Übrigens ebenfalls mit Michelle Williams in der Hauptrolle.
                                                Aber hier geht es eher um den nicht minder traurigen Prozess der Entfremdung.

                                                Dennoch, auch wenn man hier ohne Rüschen auskommt, geht es in "Take this Waltz" auch um das Verlieben.
                                                Um die Angst. (nicht nur vor Anschlussflügen)
                                                Um das Begehren.
                                                Es groovt zwischen Margot und Daniel.
                                                Viele Fettnäpfchen werden von Margot durchlatscht und keins ist wirklich peinlich, sie werden weggelacht und sogar von Daniel hochgeschätzt. Es entsteht eine humorvolle Verschwörerschaft, eine meist unverkrampfte Nähe, die es zulässt auch tiefe Ängste gegenseitig zu entblößen.
                                                Die Verliebtheit bleibt in der Schwebe, lebt sich in der Phantasie aus... wird zu einer quälenden Sehnsucht.
                                                Das Kennenlernen im Flugzeug.
                                                Danach ein stilles, manchmal trotziges, gegenseitiges Umkreisen und Abtasten.
                                                Das Genießen der Qual des Unerfüllbaren.

                                                Einige was-wäre-wenn-Sex-Szenen.
                                                Wie die, als Daniel mit seiner Rikscha Margot und ihren Mann zieht und sie wie gebannt auf seinen arbeitenden Nacken, die sich bewegenden Muskeln schaut. Daniels Atem wird immer schneller, lauter, sein Rücken nass –
                                                Oder auf dem Jahrmarkt, wo sie sich in einem Fahrgeschäft zu "Video killed the radio star" ekstatisch dem Höhepunkt entgegen schrauben, wie ein Rausch, um am Ende fröstelnd wieder auf dem grauen, plötzlich sehr traurig anmutenden Boden der Realität zu landen.
                                                Ein Unterwasserakt, der ohne Berührung auskommt.
                                                Es gibt einige Augenblicke, die einen in ihrer Intensität umhauen, vor allem der Moment, wo sich die beiden bei den Drinks gegenüber sitzen.
                                                Und er sie verbal verführt.
                                                (Ich sach nur, Harry und Sally, ihr könnt nach Hause fahren.)
                                                Wen schert es da, dass Daniel wohl doch nur die Inkarnation von Margots Sehnsüchten ist? Er bleibt absichtlich sehr unscharf in seinem Wesen, man weiß nur, dass er malt und eine Rikscha zieht und was Margot an ihm findet.
                                                Die Frage ist eher:
                                                Wie lang kann man eigentlich etwas in der Schwebe halten?
                                                Und wer oder was bricht als erstes unter dem Gewicht zusammen...

                                                Und dann ständig dieses Hochsommersurren, die kreiselnden Ventilatoren, auch die beiden Angefixten umkreisen sich stets mit schweißglänzender Haut, im langen Hemd oder durchgeschwitzten Blümchenshirt, alles unterstreicht das zunehmende Erhitzen der Luft zwischen den beiden. Toronto im Sommerflirren. Auch in Leonard Cohens Song "Take this Walz" dreht es sich bis man schwindlig wird und das reiht sich ein, in die vielen Kreiselbewegungen des Films.

                                                Michelle Williams. Was für eine Frau. Jedes Mal ist sie anders. Hier lebt sie in ihrer Rolle als Margot eine mädchenhafte, leichtfüßige Seite aus, barfüßig in kurzen Overalls, Blumenkleidern. Sehr süß und mädchenhaft, mit Babyspeck. Ziemlich weit weg vom Hollywoodschönformat. Trägt zu große Karohemden und zu kleine Shorts, unsicher, unperfekt. Dann ist sie plötzlich furchtbar verführerisch und verstrahlt innere Größe, kann aber auch fröhlich giggelnd und innerlich frei wirken, dann wieder tief melancholisch und rätselhaft. Sie ist wow.
                                                Wie dieser Film mit Nacktheit umgeht (die Damen unter der Dusche sind sehr toll), und auch das ungeschminkte Gesicht Williams, eigentlich ist es auch stets nackt, bis auf den unvermeidbaren Schweißfilm in der Sommerhitze, jede kleine Emotion und intime Veränderung wird darin sichtbar. Man kann gar nicht weg sehen und manchmal manifestiert sich leise, aber unübersehbar eine Erschütterung in ihrem Ausdruck. Manchmal vergaß ich zu atmen.

                                                Lou, Margots Mann, von Komiker Seth Rogen gespielt, er gibt ihn niedlich-bärig, ein wenig langweilig, aber durch und durch liebenswert. Er ist ein ruhiger, gemütlicher Mensch – somit das komplette Gegenteil von Daniel (oder ist er nur die Version von Daniel, wie er selbst in ein paar Jahren sein wird?) Jedenfalls: zum Pferdestehlen und doch irgendwie verletzlich. Niemand würde ihm wehtun wollen!

                                                Daniel, perfekt gewählt: Luke Kirby, denn die viel beschworene CHEMIE zwischen den beiden ist sensationell und für das Gelingen des Films absolut unverzichtbar. Er verkörpert die richtige Mischung aus ironischer Überlegenheit, geheimnisvolle Aura und verständnisvoller Authentizität. Man hätte kaum einen Besseren finden können. Habe selten ein Paar gesehen, das so Funken sprüht.

                                                RESÜMEE:

                                                Auch das Neue wird irgendwann alt.

                                                „Take this Waltz“ verläuft in seiner Handlungsstruktur zwar einfach, ja fast schon simpel, ist aber dennoch sehr gekonnt gegen den dramaturgischen Strich gebürstet, so dass mir die 2 Std. Filmzeit nie zu lang (oder gar langweilig) wurden und ist dabei völlig frei von Kitsch. Auch auf melodramatische Paukenschläge verzichtet der Film ganz. Es werden lediglich zart Finger an wunde Punkte gelegt, die sie offenlegen und zeigen. Der Film ist nach außen hin leicht, oft wirkt er sogar zart, er hat aber auch ordentlich Rumms und Humor. Er traut sich was. Hier wird nicht drumherum geredet. Gleichzeitig muss ich betonen, dass „Take this Waltz“ eine tiefe Ernsthaftigkeit innewohnt, die im Liebesfilm allerorten schwer zu finden ist und ihn somit eigentlich aus dem Genre kickt. Er stellt keine großen Fragen, aber authentische. Er gibt keine Antworten und wenn doch, dann sind sie in sich widersprüchlich. Er hat nur wenig äußere Handlung, was geschieht, passiert direkt in den Gesichtern der drei Akteure. Lediglich Lous Familie spielt noch eine Nebenrolle, aber auch sie ist gut skizziert, z.B. die Schwägerin, die trockene Alkoholikerin ist. Auch sie muss aufpassen, dass sie die Lücken, die sich im Leben immer wieder mal auftun, nicht panisch mit irgendetwas füllt.
                                                Wie es dann endet, verrate ich natürlich nicht, auch der Film verrät eigentlich nur, eine neue Liebe ist eben doch kein neues Leben. (Auch wenn Jürgen Marcus uns das gerne singend glauben machen will.)
                                                Das macht das Ganze zu einer sehr, sehr süßen, aber auch schmerzhaften Leinwanderfahrung.

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                                                  Juli Jane 10.12.2016, 13:02 Geändert 16.12.2016, 15:13
                                                  über Poll

                                                  Der baltische Landadel, aufgespießte Käfer, tiefgekühlte Katzen und aufgesägte Anarchistenschädel auf dem Seziertisch

                                                  Sommer 1914 in Estland

                                                  Oda von Siering: «Ich war 14 Jahre alt. So jung wie das Jahrhundert. Nie zuvor war ich in Poll gewesen. Der Heimstadt meiner Familie. Doch ausgerechnet jetzt traf ich auf diesen Abgrund aus Ort, Zeit und Gefahr. Dem niemand von uns entrinnen sollte.«

                                                  Es heißt, Geschichten von den Baltendeutschen begännen oft damit, dass jemand mit dem Zug oder der Kutsche auf einem Gut ankommt. Hier treffen gleich zwei Personen per Zug und Kutsche auf einem baltischen Gut namens "Poll", einem prächtiges Anwesen an der Küste ein: die vierzehnjährige Oda von Siering aus Berlin, und mit ihr die tote Mutter im Sarg. Die Mutter soll in der heimatlichen Erde auf Poll begraben werden, Oda soll hier ein neues Zuhause finden. Ein Geschenk hat Oda auch im Gepäck, ein Glas mit dem eingeweckten Leichnam siamesischer Zwillingssäuglinge. Für Papa. Mit Oda handelt es sich tatsächlich um die Großtante des Regisseurs Chris Kraus selbst. Sie ging als Oda Schaefer in die Literaturgeschichte ein. Und sie steht im Mittelpunkt dieses Films.

                                                  Die Handlung umfasst einige Tage von Ende Juli bis zum 1. August 1914, wo die Nachricht vom Kriegsausbruch die Menschen erreicht. Die Russen jubeln, aber der baltendeutsche Landadel bangt um sein weiteres Deutschsein in russischen Landen. Um seine Traditionen. Die einquartierten zaristischen Offiziere in weißen Uniformen werden dann ausbleiben: vorbei die Picknicks am Ostseestrand, das gemeinsame Musizieren und die gediegenen Leseabende.
                                                  Die russisch-baltisch-deutsche Adelswelt ist dem Untergang geweiht.

                                                  « Als ich noch ein Kind war, hat mein Vater mir beigebracht, dass die Erde ein Ort ist, an dem ich eines Tages verschwinden werde. Nichts wird von mir bleiben. Keines meiner Gefühle wird mich überdauern. Es wird sein, als hätte es mich nie gegeben.«
                                                  Die eigenwillige Heranwachsende Oda befindet sich gerade auf der Schwelle vom Kind zur Frau. Sie kann sich schwer in diese neue familiäre Scheinidylle einfinden. Poll bleibt ihr fremd. Odas Vater, der abstruse Baron Ebbo von Siering, ein entlassener Medizinprofessor und mittlerweile Gehirnforscher, beherrscht dieses Anwesen. Er hat in den Nebengebäuden Laboratorien eingerichtet, voll gestopft mit gar schauerlichen Präparaten, wo er sich mit dem Aufschneiden, Sezieren und Erforschen von Leichenteilen beschäftigt, vorzugsweise Gehirnen. Er will den Sitz des Bösen im Gehirn von Verbrechern ausmachen. Er kauft der russischen Armee die Leichen ab. Hier ist auch der Faschismus mit seinen Menschenversuchen in der Figur von Odas Vater Ebbo ansatzweise angelegt. Seine zweite Frau Milla ist in stolzer aristokratischer Einsamkeit erkaltet und resigniert: "Da kannste noch so viele Köpfe aufsägen, du hast keine Ahnung was die Menschen ausmacht." meint sie zu ihrem Mann. Sie wendet sie sich lieber dem Cellospiel zu, oder dem Liebesspiel mit dem Gutsverwalter Mechmershausen (Richy Müller). Die Atmosphäre von Lieblosigkeit und Entfremdung nagt an Oda. Während der Papa Gehirne in Scheiben schneidet, lässt Oda ihr Tagebuch und die Einsamkeit zu ihren Gefährten werden. Im Rückzug und im Schreiben findet sie Trost.

                                                  Ein Trupp berittener russischer Soldaten schwärmt auf den Hof. Sie jagen zwei Anarchisten. Der eine wird erschossen auf dem Präpariertisch des Professors von Siering zu liegen kommen, der andere versteckt sich angeschossen in der Ruine einer Kapelle, wo er von Oda aufgestört wird. Sie beschließt ihm zu helfen. Aus durch und durch romantischen Motiven. Ab jetzt rückt Odas keusche Liebesgeschichte mit dem estnischen Anarchisten Schnaps (Tambet Tuisk) in den Vordergrund, sie versteckt ihn über dem Laboratorium des Vaters unter dem Dachgebälk und pflegt heimlich seine Wunden. Ob die Anarchisten als Vorboten einer neuen Zeit unterwegs sind? Man ahnt es.

                                                  «Ich bin Anarchist. Anarchist darf alles.»
                                                  Dass die platonische Romanze zwischen dem gutbürgerlichen Mädchens und dem estnischen Rebellen rein fiktiv ist, soll uns nicht stören, ich denke jeder wird merken, dass er kein Biopic vor sich hat sondern eher ein etwas abgefahrenes Märchen. Oda fühlt sich fremd und eingesperrt in dem unsichtbaren Käfig der väterlichen Weltanschauung, in dem ihr Stiefbruder jämmerlichst zugrunde geht. Sie sucht einen Gegenpol und findet ihn mit Schnaps.
                                                  "Poll" ist vielleicht am ehesten eine Bebilderung einer individuellen Coming-of-Age-Geschichte, auch die des Moments der Emanzipation einer angehenden Schriftstellerin. Oda erlebt einen starken emotionalen Bruch, der sie abrupt in das Erwachsenenalter stürzt, gleichzeitig wie es hier dem gleichaltrigen Jahrhundert widerfährt. Poll ist auch eher eine Familiengeschichte, als dass er die politischen Dimensionen aufzuzeigen will, die diesen Ort zu dieser Zeit betreffen. Bestimmt filmt "Poll" dabei über Sehgewohnheiten des Historienfilms und normale Erwartungen an ein Biopic über eine junge Dichterin dieser Zeit hinaus, er gerät schon eher beklemmend, verwundernd, sehr kühl, bisweilen surreal anmutend, aber ich verzeihe ihm dies nicht nur gänzlich, diese durchgängig unheilvolle Atmosphäre macht ihn erst so besonders. Auch der fremdartige (manchmal schwer verständliche) Dialekt unterstützt das. Auch die strangen Details, wie der verräterischer Frosch und wie er geopfert wird, oder die am Ende in Wodka eingelegten siamesischen Zwillinge. Der vom Sarg Erschlagene.

                                                  Weit ausholende Kameragleitflüge rücken ein irrwitziges Gebäude ins Zentrum. Eigens für die Dreharbeiten errichtet, auf Stelzen mehrere Meter über dem Meer, eine Villa aus knarrenden Brettern, auf Sand gebaut, edel und kaputt. Die streichholzdünnen Stelzen stehen im Meer. Das Ganze wirkt so wackelig und morsch im Inneren, als ob es praktisch kaum von Nutzen sein könnte, außer schön zu sein. Oben wird Musik gemacht, unten landen tote Aufständische auf dem Präpariertisch. Ein überdeutliches Bild für die sterbende Welt, von der "Poll" erzählt, aber ein überzeugendes: Da rottet grotesk ein zusammengeschustertes Gebäude seinem sicheren Einsturz entgegen. »Es war wie das Schloss eines Zauberers« schreibt Oda in ihr Tagebuch, »und wie jeder geheime Ort hatte es einen noch geheimeren.«

                                                  Gerade visuell wird mir der Film in besonderer Erinnerung bleiben. Diese Welt glänzt trotz aller ihrer Farben nicht. Morbide, poetisch, bildgewaltig, sehr eigen, bisweilen grotesk, dann unerwartet pathetisch und immer wieder von der Ahnung des Wahnsinns durchzogen. Epische Bilder voller Gewalt, Geheimnis und Tod. Von Anfang bis Ende getaucht in das giftgelbe Licht dieses Sommers, des beginnenden Untergangs.
                                                  Warum musste ich öfters an Jane Campions "Das Piano" denken? Vielleicht weil "Poll" mit seinen großspurigen Metaphern auf derselben Klaviatur spielt. Für deutsches Kino selten genug und von daher mit Kusshand angenommen! Bisweilen erinnert mich das auch an Hanekes "Das weiße Band" welches auch exakt zur gleichen Zeit spielt. Aber wo sich Haneke streng schwarz-weiß reduziert und beim Wesentlichen bleibt, trägt Kraus jedoch mit dickem Pinsel satte, bisweilen grelle Farben auf und würzt die Schose sogar mit bissl Frankenstein-Horror. So wirkt Poll fast wie ein barockes Gemälde und ist dann aber unterm Strich doch nur ein Kammerstück. Auch wenn es bisweilen auch wie ein Märchen aus uralten Zeiten auf mich wirkte. Mir gefällt das.
                                                  Auch diese seltsame Spannung, die der Film von Beginn hat und die sich bis zum Ende hin nicht auflöst.

                                                  Die Musik: Was damals Krabat den Rest gab wird hier wiederholt. Die geigengesülzten Kompositionen von Anette Focks, triefen abermals vor Emotion. Jedes mögliche Gefühl wird dem Zuschauer mit der Nürnberger-Trichter-Geige zwanghaft eingeflößt. Den Film kaputt machen können die aufdringlichen Filmgeigen zum Glück nicht. *sic* Und manchmal sind es auch wirklich sehr schöne Klänge, die da zu hören sind.

                                                  Paula Beer spielt toll. Ausgesprochen mädchenhaft und in kindlicher Unschuld verkörpert sie gleichzeitig auch enorme Reife und Selbstbestimmtheit. Die anderen Darsteller haben mich ebenfalls allesamt sehr überzeugt.
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                                                  Schlusspunkt:
                                                  Epische Bilder aus dem Blickausschnitt einer 14 jährigen Angehörigen des Landadels in Estland. 9 rote Anarchosterne für dieses eigenwillige deutsche Period-Drama! Ein rares Schmuckstück in der deutschen Historienfilmlandschaft.

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                                                    über Her

                                                    Ein wunderbarer Phoenix, entweder als armes unbeholfnes Würstchen am Boden liegend oder bei anmutigen Höhenflügen auf Wolken schwebend, in einem wunderbarem und wundersamen Film über die (gesellschaftlich akzeptierte Geistes-) Krankheit des Verliebtseins.

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