Juli Jane - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
The BondsmanThe Bondsman ist eine Actionserie aus dem Jahr 2025 von Grainger David mit Kevin Bacon und Jennifer Nettles.+24 Kommentare
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+20 Kommentare
-
The White LotusThe White Lotus ist eine Drama aus dem Jahr 2021 von Mike White mit Jennifer Coolidge und Natasha Rothwell.+14 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Ghost in the Shell II - Innocence320 Vormerkungen
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning177 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina151 Vormerkungen
Alle Kommentare von Juli Jane
Nennen wir den Film „Jude“..der deutsche Titel „Herzen im Aufruhr“ klingt fürchterlich nach Rosamunde Pilcher und dieser Film ist eher das genaue Gegenteil.
"Warum ein Film funktioniert oder nicht, das sind oft ganz einfache Dinge. Manchmal trifft etwas die Menschen ins Herz. Und manchmal nicht", sagte Regisseur Michael Winterbottom.
Ins Herz zu treffen gelang ihm mit „Jude“ bei der breiten Masse nicht, dafür ist das insgesamt wohl zu hoffnungslos und zu dunkel.. mich traf er mit diesem Stück Film mitten ins Herz.
"Jude the Obscure“ der Roman aus dem Jahre 1895 von Thomas Hardy. Jude und seine Cousine Sue, die Geschichte ihrer jeweils persönlichen Verwirklichung, sowie die Geschichte ihrer inzestuösen, wilden Ehe. Jude und Sue müssen lernen, wie naiv ihre Träume sind, wie wenig sie in der Lage sind, ein Leben des Geistes und des Intellekts zu leben, wenn Sie kein Geld und wenige Aussichten haben. Eine unerbittliche Abwärtsspirale, die schockierend kulminiert. ("Jude" ist ein Beispiel, dass es manchmal besser ist, mit dem Buch vertraut zu sein, bevor der Film gesehen wird.)
Was für ein grabesschwarzes, trauriges und herzzerreißendes Filmstück. Trotzdem verließ ich den Film hoch erhobenen Herzens. Das liegt natürlich auch an dem Geist der Romantik der über allem schwebt und an dem sich das schwere Herz abstützen kann. Die emotionale Intensität von Jude und Sue kann man danach, wie in meinem Fall, jahrelang bei sich tragen.
Ganz im Sinne der Tonart und des Erzählstils von Thomas Hardys tragischem Roman, hat die Verfilmung eine große Tragweite und emotionale Tiefe, welche die Seele des Romans enthüllt und zum Leben erweckt. Eine Liebesgeschichte steht im Zentrum, allerdings gerät auch dieses engl. Perioddrama von 1996 genauso wenig zur Romanze, wie die literarische Vorlage, es geht eher um den Konflikt des Individuums in der Gesellschaft. Und darum, wie das Individuum scheitern kann. Und um die Liebe im Feldversuch von Trial & Error. Die Last der Nonkonformität, und was dazu führen kann, schließlich am Leben zu zerbrechen.
Glaubwürdige Charaktere: Eine wie immer grandiose Winslet – ihre Sue ist eine Frau von großem Mut und gleichgroßer Torheit und das Herzstück des Films - und ein kaum minder top agierender Eccelston, sein Jude ahnt und fürchtet den schleichenden Identitätsverlust. Die düstere Stahlgravur, die der Kameramann Eduardo Serra dem "Jude" gegeben hat, verleiht ihm eine düstere Pracht. Die Bilder sind original aus dem zuendegehenden 19.JH, fast vergisst man, dass der Film doch erst 100 Jahre später hergestellt wurde.
Untermalt wird Jude von einem unfassbar passenden und wunderbaren Score.
Enttäuscht von einem langersehnten Jarmusch mit ausgerechnet Oberschnucki Adam Driver in der Hauptrolle ?
Wie konnte das passieren?
Ich kann mir keinen Reim darauf machen.
Eigentlich war ich in bester Kinoverfassung: wach, konzentriert, gänzlich erwartungsfrei (außer dem Wissen Jarmusch/Driver).
Zeitlupenfilme sind eigentlich für mich gemacht. Ich habe auch nichts gegen Poesie, Busfahrer oder Zeitschleifen. Und so wartete ich den ganzen Film über vergeblich auf den Kuss der Muse.
Schließlich musste ich wirklich ungeküsst den Saal verlassen (hatte es filmmittig fast schon geahnt).
(Und Adam Driver kann verdammt gut küssen, sag ich euch, das hab ich gemerkt, als er in Star Wars endlich mal seine Maske abgenommen hat.)
Und von Jarmusch bin ich schon unzählige Male geküsst worden.
Was ist passiert?
*am Kopf kratz* ob ich einfach von Patersons wunderschönen Frau Laura mit ihrer Schwarzweißmalerei und ihrer Vereinahmung genervt war?
Ja. Und irgendwie verlor sich für mich der Film irgendwann in den Alltagsplattitüden. Klar, genau um Alltag und seine Plattidüten ging es ja, aber verlieren sollte sich die Leuchtkraft eines Filmes nicht darin.
Ungeküsst aber entspannt und meditativ angeregt verließ ich den Saal mit der Gewissheit einen sehenswerten Film gesehen zu haben, in den ich mich gerne verliebt hätte.
Leider..ich hätte den Film gern richtig gemocht. noch lieber geliebt. Der Namen des Regisseurs und vor allem der Cast ließen mich im Vorfeld hüpfen und ich hatte auch voll Lust auf endlich mal wieder ein richtiges Melodrama. Ich bin Romantik und düster umschatteter Liebe im Film sehr zugetan und kann auch mit Kitsch. Aber hier war es mir zu viel. Zuviel Schwulst. Zuviel vorhersehbare sich überspitzende Dramatik. Aber gut gespielt, Hut ab, und ich konnte glauben dass sich das Paar während der Dreharbeiten ineinander verliebt hat und Fassbender kann einfach sooo gut weinen. ;(
Hat diesmal leider nicht gereicht.
Und ich habe wieder gemerkt, ich mag Rachel Weisz Stimme in der deutschen Synchro sehr.
Hey StevenG... "Für ein Remake sehr gelungen, trifft den Ton des Originals aber nicht ganz." Stimmt. :) Stört aber nicht.
Mir gefielen die sehr französisch wirkenden Küchentischgespräche. Nicht besonders intellektuell, eher mittelstandsbürgerlich und alltagssprachlich und dennoch ein wenig pikant in versch. Richtungen zeigend. Die jugendlichen Badezimmergespräche wirken da wenig anders.. nur intimer. Und die Gespräche in den verschiedenen Schlafzimmern wurden zunehmend nonverbal. Mir gefiel, dass die Sexualität so war, wie die Gespräche: normal, angemessen schmutzig - also in echter Körperlichkeit. Auch wenn dafür vielleicht alle und alles ein wenig zu hübsch wirkte. Typisch Bertolucci. Und dazu passt aber auch was ich an Bertolucci mag: er verpasst mir in seinen Filmen immer wieder mal mit einer kleinen unbedeutend wirkenden filmischen Geste (in seinen stets auch unbedeutend wirkenden "kleinen" Filmen) eine Unteramgänsehaut.
Und das leichte ironische Lächeln, das ihn beim Regieführen bestimmt stets begleitet, das mag ich auch. Und die lose zusammenhängenden Bezogenheiten zu den alten Filmen.
In dunkle Farben getauchte Bilder von Schönheit und Tod
GENREMIX: Das ist kein romantischer Film über Mädchen in der Welt des Balletts und doch ist es durchaus ein Film von starker, wenn auch düsterer Romantik, welche jedoch nicht unbedingt in der Handlung zu finden ist, eher in den Bildern, dem Setting, den Masken und vor allem DEM, dem, was dahinter liegt ... Natürlich ist das in erster Linie ein Psycho-Drama, ein wenig Tanzfilm, es finden sich aber auch Thriller- und Märchenmotive und zwischendrin ist Black Swan schlicht Body-Horror. Ich habe so etwas noch nie gesehen.
Die Doppelbödigkeit, Projektionen, Zerrbilder und die zahlreichen Metaphern und märchenhafte Symbole (v.a.Spiegel) laden unbedingt ein, sich von der vordergründig erzählten Geschichte zu lösen und sich im Tanz mit dem dämonischen Rotbart in viel tiefere Sphären hineinzubegeben. Allerdings widersetzt sich der Film erfolgreich einer wirklich klärenden Interpretation, was ich nicht als Makel empfinde - im Gegenteil.
Der Film balanciert / unglaublich wackelig / zwischen fast abgedroschenen Genreklischees und übersteigerter Psychodramatik und das mit einer emotionalen WUCHT, die mir schlicht den Atem raubte!
Jedenfalls, ob man sich für Ballett interessiert, oder nicht, spielt nicht im geringsten eine Rolle. Hier geht es um psychotische, albtraumartige Strukturen, Erwachsenwerden und Sexualitätsfindung. Ballett und Schwanensee ist nur die Verpackung.
The Wrestler, ebenfalls von Regisseur Darren Aronofsky, war 2009 für mich einer der Top Filme des damaligen Jahres. (Ich und Wrestling?? Pf!!) Mickey Rourke hat sich damals wider Erwarten ganz nah an mich rangeschlichen und sich tief in mich reingefressen.
Ich bin ohne vorher auch nur ein Fitzelchen über "Black Swan" zu lesen ins Kino gegangen, er wirkt erst mal ein ganz klein wenig "typisch Tanzfilm"... und dann kommt er... diesmal von hinten... und greift dich am Genick!!
Die Ballerina. Ein fast widersprüchliches Wesen, denn sie ist die wahrscheinlich HÄRTESTE und zugleich ZARTESTE weibliche Figur, die man sich vorstellen kann. Unerbittlich dem eigenen Körper gegenüber, eisern in der Disziplin, ein ungeheurerer Willen peitscht den Kampfgeist. Und dann... anmutig...scheinbar mühelos, federleicht und körperlich unendlich filigran im Tanz und auch innen drinne, in der Seele, erscheint sie uns doch fragil und verletzlich.
Zur Handlung: Die neue Saison des New York City Balletts, soll mit einer Aufführung von Tschaikowskis "Schwanensee" eröffnet werden.
Der Choreograf Thomas Leroy (Vincent Cassel) hat die in die Jahre gekommene Primaballerina Beth (Winona Ryder) abgesägt. Für die Rolle sucht er ein frisches Blut.
Die fleißige und technisch versierte Ballerina Nina (Natalie Portman) hat den ehrgeizigen Wunsch in der neuen Produktion die Doppelrolle als weißer und schwarzer Schwan zu bekommen. Dieser Kompanie-Leiter, dieser Leroy, macht ihr jedoch klar, dass sie zwar ein perfekter weißer Schwan wäre, sie sich aber für den Erhalt der begehrten Rolle ihrer dunklen Seite zu nähern habe. Verruchtheit, Hingabe und dunkle Triebe müssten nach außen treten, um auch den schwarzen Schwan überzeugend darstellen zu können. Er provoziert sie, nennt ihre tänzerische Ausstrahlung frigide und asexuell. Übt Druck, weckt Ehrgeiz und Verunsicherung, paart Demütigungen mit grenzüberschreitenden verführerischen Avancen.
SCHWANENSEE: <<<Eine Prinzessin wird in einen weißen Schwan verwandelt, nur die Liebe eines Prinzen kann sie retten und ihr ihre Freiheit zurückgeben. Doch das düstere Ebenbild der Prinzessin, der schwarze Schwan, verführt den Prinzen. Am Ende stirbt in den meisten Versionen die Prinzessin den Freitod.>>>
Ich denke es ist kein gespoilere, wenn ich "Black Swan" als eine Art doppelbödige Spielart des Schwanenseestoffes nenne, es ist mehr als offensichtlich und wird dem Zuschauer, alles andere als subtil, schon zu Beginn des Filmes klar gemacht.
Klar, Nina ist der weiße Schwan und nun soll sie auch in die Federn des schwarzen Schwans schlüpfen. Noch lebt die Mittzwanzigerin allerdings (alles ist hier stets etwas überzeichnet) in einem mit rosa Stofftieren vollgestopften Teeniezimmer, welches von der ehrgeizigen überbehütenden Mutter beherrscht wird. "Mein liebes Mädchen...!" Mutter lässt ihr keinen Raum, ihre Überpräsenz wirkt erstickend und kappt der jungen Frau sogar die Sexualität.
Und nun folgt man Nina in die Abgründe, die sich durch den ehrgeizigen Versuch die schwarz/weiße Doppelrolle auszufüllen, in ihrer Seele auftun. Was eignet sich als BILD dafür besser als die verschlungenen Räume hinter dem Vorhang eines großen Theaters. Seine Windungen, die einsamen Gänge, die Künstler-Garderoben, die Trainingsräume, man ahnt überall den Geruch/die Abdrücke von Schweiß, Blut und Tränen.
Die Erzählperspektive bleibt ganz und gar bei Natalie Portmans Nina. Die Hand-Kamera klebt förmlich an deren Nacken, so folgt ihr der Zuschauer durch die weitläufigen Gänge hinter der Bühne und man hält mir ihr Schritt, verfolgt sie gar dann und wann, bisweilen sieht man DURCH IHRE Augen, vertraut also Ninas Wahrnehmung. Man ist genauso überrascht wie sie, wenn sich eine vermeintliche Tatsache plötzlich als ganz anders herausstellt. Die Kamera-am-Nacken kennen wir aus dem Wrestler. Auch sonst scheint "Black Swan" ein ziemlich genau passendes Gegenstück zu "The Wrestler" zu sein. Dort ging es zwar um einen ausgedienten, abgetakelten Showkämpfer, der bei trashigen Gröl-Events seine Auftritte hatte, und hier im Gegensatz, um eine junge aufstrebende Tänzerin des klassischen Balletts, ein edler Ausdruck der Hochkultur. Aber beide - Mickey Rourke und Natalie Portman - verkörpern einen zutiefst einsamen Charakter, beide sind eingesperrt im eigenen Körper, dem Konkurrenzdruck ausgeliefert und beide schlussendlich sich zerstörend.
Nina ist eine Gefangene. Gefangen in ihrem Körper, den sie für den Tanz malträtiert, ihn hungern lässt ... bluten. Hier geht das aber schon über das "normale" Ballerinaschicksal hinaus. Nina lässt ihren Körper manches Mal absichtlich bluten, im Klo würgt sie aus Gewohnheit, aber der Magen ist ohnehin fast leer. Sie ist auch zu Hause in der engen Wohnung gefangen, die Übermutter hat sie unter ihrem Flügel/in ihren Klauen.
OPTIK: Kameramann Matthew Libatique experimentiert gekonnt und stilvoll mit der Kamera und erzeugt bisweilen eine fast klaustrophobische Wirkung. Mal wirkt sie wie eine Doku-Wackelkamera, in anderen Szenen kredenzt sie uns schlicht breite & prächtige Bilder, dann wirkt sie wieder lauernd und beobachtend, um im nächsten Moment direkt auf Ninas Position zu sein ...und der Zuschauer blickt durch IHRE Augen! Einmal sogar, während sie eine Pirouette dreht. Die Kamera ist ganz und gar Ninas Partner und dient eigentlich allein der Darstellung ihrer kaputten Psyche. Es geht um Nähe. Sie lässt uns fast körperlich mitleiden und zieht dem voyeuristischen Zuschauer -zunehmend wackelnd - mehr und mehr den Boden unter den Füßen weg. (Das mag nicht jeder, da muss man sich darauf einlassen, eine dynamische Handkamera ist einfach anstrengend für die Augen. Aber sie ist eben lange, lange nicht so steril und distanziert, wie eine statische, oder auf Schienen bewegte.)
Auch in Aronofskys unglaublich visuellem Requiem for a Dream agiert die Kamera eigentlich wie ein Schauspieler. SIE zeigt dort durch Splits, Raffer und immer schneller werdende Schnitte den Niedergang vierer Drogensüchtiger.
Auch hier: Jede Emotion ist extrem, ebenso die Farbe und der Stil.
Trotzdem empfand ich "Black Swan" bisweilen gleichzeitig als sehr zurückhaltend.
Die Kamera spielt eine ROLLE in diesem Film. Für mich war sie fast eine zweite Protagonistin. Sie zoomt, rückt Puzzleteile ins Bild, immer wieder Spiegelungen und reflektierende Oberflächen, Untersichten, Großaufnahmen der Gesichter, bisweilen lange verharrend ... zerbröckelnder Puder.. sie scheint in die Poren Ninas, in ihr Innerstes dringen zu wollen, versinkt in den Augen. Immer wieder rückt sie die mädchenhafte Anmut in den Fokus, dann die Verletzungen einer Ballerina. Immer wieder Füße und Hände. Die malträtierten Füße, die Knochen knackend in die glänzenden Spitzenschuhe gleiten, die blutenden Zehen, die abgefressenen Fingernägel, sich abschälende Nagelhaut, der verletzliche Nacken.
Und... in den Gängen des Theaters schließlich, das Lauernde ... Bedrohliche ... ganz hinten.
+ Vincent Cassel, als Lehrer und Choreograf, wirkt wie ein kalter Vulkan, mit seiner animalischen Schmierigkeit. Wie er aus Nina das herauslocken will, was sie als schwarzer Schwan braucht, sie zu Dingen auffordert, um endlich ihre dunkle Seite zu wecken, sie jedoch langsam in den Wahn(sinn) treibt. Er hat das perfekte Gesicht, den richtigen Akzent und diese gewisse körperbetonte Geschmeidigkeit, um diese Rolle zu spielen. Cassel hatte eine siebenjährige Tanzausbildung in klassischem Ballett.
+ Schade, dass Winona Ryder so selten zu sehen ist. Fast scheint es mir, als ob ihre Rolle als alternde Tänzerin Beth passgenau zu ihrem Schauspielerschicksal steht. Leider.
+ Mila Kunis (wunderschön und saucool) verstärkt mit ihrer Rolle als Ninas Tanzkollegin Lily die Thrillerelemente. Sie IST unverkennbar der schwarze Schwan und eine würdige Gegenspielerin Portmans und ihr dunkles Spiegelbild. Auch sie ließ sich für die Tanzszenen nicht doubeln, sondern hungerte und trainierte hart.
+ Natalie Portman. Viele sagten, der Oscar sei ihr gewiss. Mag sein, es war auch so, sie bekam ihn -verdient - aber ich halte nicht viel von Oscars. Aber ihre Leistung ist mehr als respektabel! Sie arbeitete jahrelang sehr hart für diesen Film. Seit 2002 bereitete sie sich auf diese Rolle vor. Nicht nur tänzerisch kann sie hier glänzen, ihr Gesicht zeigt enorm viel. Sie dominiert aber nicht nur durch ihr Schauspiel - sie IST "Black Swan" da sie in jeder Szene zu sehen, wir erleben ALLES durch ihre verzerrte Wahrnehmung. Es ist fesselnd, wie sie im Tanz als Schwan verzweifelt mit den Flügeln schlägt, ihr Gesicht unter Angst und Druck verzerrt.... versucht... sich ENDLICH fallen zu lassen, sich unwillkürlich an der Tanztechnik und an der Kontrolle festklammert, nicht loslassen kann. Ein Orgasmus soll ihr helfen, verordnet vom Chef: "Geh nach Haus ... mach es dir selbst." - als sie ihn schließlich hat, ihren vielleicht ersten Orgasmus, ist alles schon ganz anders ... (aus rosa und weiß wurde grau und dunkelgrau) ..und sowieso anders, als man denkt.
(Ich bin so angetan, dass ich sogar Lust habe, mir noch mal Aronofskys The Fountain anzugucken. Und dann womöglich sogar meinen überaus kritischen Eindruck überarbeite und das Mäntelchen der Liebe darüber breite. ;-) Aronofsky hat jedenfalls bei mir einen dicken Stein im Brett. :-D)
Das ist ein Film für die große Leinwand und vor allem für gute Boxen Leute, denn auch der Ton hat es in sich. Nicht nur die Musik (wunderschöne Abarten von Schwanensees bekannter Melodie) auch die GERÄUSCHE!
So weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie Ebenholz...
...kommt dieser knallbrutale, spannend inszenierte und ästhetisch wunderschön in ungesättigte Farben getauchte, "Schlitzerfilm" daher.
Hä? Schlitzerfilm? Erklärung folgt unten.
Der Ort des Geschehens: Barrow, ein kleines abgeschiedenes Kaff am äußersten Zipfel von Alaska.... Schnee, Dunkelheit, Stürme, Frost. Es ist der Tag, an dem zum letzten Mal ein Sonnenstrahl das kleine Nest erreicht und viele Bewohner verlassen im Zeitraum um die Wintersonnenwende den Ort. Nur 150 Einwohner bleiben, während der andauernden 30 Tage Dunkelheit.
Der Alltag um den Protagonisten, ein Polizist in der Ehekrise, wird kurz skizziert und kleine Begebenheiten machen dem Zuschauer bald deutlich, dass hier in Barrow etwas Böses seinen Anfang nimmt. Es häufen sich in kürzester Zeit Sabotageaktionen, welche klar als Versuche den Ort von der Außenwelt abzuschneiden, erkennbar sind. Eben Oleson, der Polizist, hat sich darum zu kümmern, während seine Frau sowohl ihn, als auch den Ort, verlassen will, aber dummerweise das letzte Flugzeug verpasst, während der 30-tägigen Polarnacht wird keines mehr starten.
Falle zugeschnappt.
Schon am Abend bestellt ein verwahrloster Fremder in einem Restaurant mit Nachdruck "rohes Fleisch". Dann rotten sie sich zusammen, die Herren Vampire, um ENDLICH mal wieder in Ruhe und ungeniert trinken zu können.
----
Ich finde ja eigentlich, dass man bei der Comic-Adaption "30 Days of Night" nicht gerade von einem Vampirfilm sprechen kann. Nur weil welche darin auftauchen, sind sie nicht Genre bestimmend. Das da ist, wenn ich mich als Horrornovizin nicht irre, ein typischer Slasher und die Vampire sind ersetzbar. Man könnte sich beispielsweise statt derer, eine kleine Horde vernarbter Typen vorstellen, die im schwarz-rot-gestreiften Pulli rum rennen und alles was sich bewegt, Mann, Weib, oder Kind, schlitzen anstatt beißen. Guut sie sind vielleicht ETWAS intelligenter als Freddy und Co, aber von distinguierten oder gar nonchalanten Vampiren zu sprechen, wäre vermessen. Auch wenn sie in Frack und Abendkleid auftreten sind sie eher prolliger und wenig zurückhaltender Natur, unmanikürt, mit extrem schlechten Zähnen, und dem Fauchen und Fletschen eines fantasyartig überzeichneten Raubtiers. Allein der Chef hatte ein ansatzweise "grafenhaftes" Auftreten und artikuliert sich. In die Tiefe ging hier aber nix, gaanz, ganz am Rande erfährt man mal kurz was darüber was der Clan der Vampire über Jahrhunderte plante. Hier gibt es weder Charakterzeichnung, noch ein erotisch-barock angehauchtes Szenario zwischen Mensch und Vampir (wie in Coppolas's Dracula ), zeigt auch keine menschlich-tragische Seite des Vampirismus, bzw die zumindest angedeutete, kindliche Unschuld des Vampirkindes (wie in Interview mit einem Vampir ), auch fehlen die typischen, romantisch angehauchten, augenzwinkernden Blicke in die nostalgische 19. JH Gruselwelt (wie in Dracula). Von einem Vampirfilm erwarte ich aber zumindest stilvollen Grusel, keine rohe Gewalt. Vampire umgarnen ihr Opfer, spielen mit ihm, oder machen es sogar an! Und der Tod kommt zwar eiskalt, aber elegant und hinterlässt HÖCHSTENS ein Anstandströpfchen Blut, welches dann entweder dezent am Hals des Opfers, oder malerisch am arroganten Kinn des Nosferatu, klebt. Nein, nicht mal Tischmanieren haben sie hier. Hier haben wir Vampire mit Karies, die aussehen, als hätten sie Spaghetti mit Tomatensoße direkt aus der Schüssel gegessen. Überall Blut! Sie sind getrieben vom Hass auf die Lebenden, aber von der Tragik des unstillbaren Verlangens BLUT zu trinken kam bei mir nichts an. Die dunklen melancholischen Blicke der Damen & Herren Blutsauger wären sehr gut gelungen, auch diese verfremdete Augen und Nasenpartie.... aber sobald einer vor denen den Mund aufmacht - ähhh- etwas befremdlich. Wenn man die verschiedenen Reviews hier liest....nun, so mach hartgesottener Horror- bzw Splatterfan kommt hier, scheint's, trotz üppiger Hau- Stech- und Beißszenen nicht auf seine Kosten. Vielen bleibt der Film viel zu harmlos, die Vampire gar zu albern. *Schulter zuck* Albern fand ich sie nur ganz manchmal, aber seltsam und ungewöhnlich schon... Atheistisch sind sie, Kreuz und Weihwasser dürfte ihnen schnuppe sein. Und sie sind wirklich böse. Die gruseligsten Momente waren aber für mich stets die, wenn sie nur als huschende Schemen zu erkennen waren. Ansonsten wurde Grusel durch Brachialgewalt etwas übertüncht. Aber klar, das ist dem Genre geschuldet und dies ist nun mal meines Erachtens ein Slasher mit anziehender Spannungs- bzw. Angstschraube und wichtig: detaillierten, blutspritzenden Gewaltmomenten. Unterstützt von Shredder, Grabenfräse, Hackebeil wird hier nichts ausgelassen. Sämtliche Arbeitsgerätschaften einer Kleinstadt in Alaska kommen irgendwann mal brachial zum Einsatz. Vampircharakteristika hätte nur Gelegenheit zum Trocknen, des von Regisseur D. Slade angestrebten Angstschweißes auf der Zuschauerstirn, gegeben. Oder gar die Luft rausgenommen? Die Spannung baut sich hauptsächlich dadurch auf, dass die rasch dezimierten Einwohner mehr und mehr von den Verfolgern in die Enge getrieben werden und im Versteck verzweifelt versuchen unentdeckt zu bleiben bzw. teils tragisch, um ihr Überleben (vergeblich) kämpfen müssen. Das ist nervenzehrend und sehr atmosphärisch gemacht. Und im Nachmittagsprogramm (O-Ton eines von der Gewalt/Grusel Enttäuschten) würde ich dieses blut&schockgefrostete Werk wirklich nicht haben wollen.
Optisch ist der Film schlicht, aber sehr stylisch.
Das ganze Setting ist genial....die Atmosphäre...die schneebedeckte Szenerie, wie das Licht eingesetzt wird und die ungewöhnlichen Bilder aus der Vogelflugperspektive... das eingetupfte Rot.
Die Musik ist schräg, wundervoll und geladen, mal huscht sie übers Dach....mal röhren E-Gitarren, während der Schnee sanft fällt.... jedenfalls betont sie sphärisch auf sehr aufregende Art die Bilder, derweil ich versuche in der Sofaritze zu verschwinden.
Das Kunstvolle hier, tröstet mich auch über ein etwas unglaubwürdiges Finale hinweg.
[ Uund...kleiner Spoi*ler...
...dass es am Ende doch noch eine romantische Szene gibt, wo ausgerechnet ein Vampirmännchen mit 'nem blonden Polizistenmädel schmusend und händchenhaltend im Sonnenschein sitzt -...also das schockte mich dann doch. Ich dachte das wäre allein die tolle Idee der Twilight-Autorin Stephenie Meyer gewesen, aber nein, nur die Wildblumenwiese fehlte. Und auch hier beißt Edwa- äh Eben das Mädel vor lauter Anständigkeit nicht. Nein.
Da hat Regisseur David Slade abgeschrieben und sich dann noch flugs die Verfilmung von "Eclipse- Biss zum Abendrot" unter den Nagel gerissen. ;-) ]
Resümee:
Dass Blut im Schnee mit einem schwarzen Rahmen drumrum gut aussieht, wissen wir spätestens seit dem Märchen der Geb. Grimm. Gut, wir haben hier einen Horrorfilm, der so gut aussieht wie Schneewittchen, ungefähr so aufgebaut ist wie ein Freddy Krüger (oder?), nägelbeißend spannend ist und brutal daher kommt. Gespickt mit gewöhnungsbedürftig seltsamen Vampiren, welchen allerdings leider nur eine bedrohliche Nebenrolle zugestanden wird. Die Schauspieler sind gerade noch Mittelklasse, das reicht noch knapp für einen solchen Film.
Stilvoller Grusel wird durch rohe Gewalt, Verfolgungswahn und Existenzkampf ersetzt. Dafür gibz aber stilvolle Bilder.
Huhhh....also so richtig gut schlafen konnt' ich in der Nacht die den 30 Tagen Night folgte, ehrlich gesagt nicht. :-o)
Diese Filmreihe tut nur was sie soll.
Edward. ;))) ein 109 Jahre alter Mann. Im Körper eines 17 jährigen. Forever seventeen. Da er auch dummerweise für alle Zeiten wie ein Jüngelchen aussehen wird, muss er, um nicht als Vampir aufzufallen, dauernd die High-School wechseln, um immer wieder und wieder zusammen mit dummen Teenies die Schulbank der 11. Klasse zu drücken. Das ist die Ausgangssituation. Jetzt mal echt: Was für ein Drama, oder?!
Er verliebt sich in den Duft und die reine sterbliche Seele von Bella Swan.
Ein Jüngling liebt ein Mädchen... sie konnten nicht zueinander kommen das Wasser war so tief. Eine Art Variation des Romeo und Julia Motivs. Zwei verfeindete Häuser (Vampire und Menschen ) verbotene Liebe und immer weider spielt Twilight mit Romeo-und-Julia-Sachen herum. Bella liebäugelt irgendwann auch mit dem Suizid und die Sache wäre fast genau doppelt schief gegangen wie im Original. Aber da wo Romeo und Julia sterben, überleben Bella und Edward und es geht weiter : Hochzeit, Kind und die Weihe als Vampir.
Und nicht vergessen: Edwards moralischen Vorstellungen stammen allesamt aus der Zeit seiner echten Jugend, also der von vor hundert Jahren..ein echter Reaktionär. Und ein Kontrollfreak.
Ich habe mir gerade alle 5 Twilight Filme angetan. Vorher kannte ich nur die Bücher. Ich glaube kein anderes Filmwerk wurde in der vergangen Dekade so geschmäht und ausgebuht wie diese Saga. Eine Art „Uwe Boll“ des Frauen/Teenyfilms. Deshalb war ich gespannt.
Ich möchte eine Lanze brechen für dieses Werk. Auch wenn ich nicht mehr als 6 Sterne herausgeben kann. Dafür ist das teils wirklich zu uninspiriert und plump gefilmt und auch dargestellt. Aber irgendwie mag ich genau das. Es muss ja auch zur literarischen Vorlage passen. ;-)
Bella Swan, das Kleinstadtmädchen ist auch etwas plump. Sie ist (zumindest im Buch ) weder besonders schön, noch herausragend klug, kein bisschen sportlich, nicht vielseitig interessiert, weder frech, noch schlagfertig, oft wortkarg und zurückgezogen, auch nicht beliebt , noch nicht mal mit einem richtigen Freundeskreis ausgestattet, erst recht nicht mit einer hippen Clique. Eine mittelmäßige Schülerin. Sie hat eine einzige Freundin, die noch viel belangloser ist, als sie selbst. Ich halte sie für leicht depressiv und für eine 17jährige außerordentlich brav und hausfraulich und sehr papalieb.
Im ersten Teil verliebt sie sich unsterblich in einen wunderschönen Unsterblichen. Davon träumen Teenager.
Im zweiten Teil wird ihr Leid ganz köstlich ausgewalzt. So leiden nur Teenager. Und das ist – nicht vergessen – ein Film für weibliche Teenager im Liebeskummeralter.
Deshalb ist es unerlässlich, dass Kristen Stewart ihr genau diese Aura gibt. Eher großäugig gucken, als sprechen, wenn sie spricht dann leise und es muss nichts kluges sein. (Wer Kirsten Stewart mal in "Die Wolken von Sils Maria" beobachtet, kann erkennen, dass sie neben einer Binoche durchaus glänzen kann. Ich halte sie für keine schlechte Schauspielerin. ) Entspannterweise hat die Figur Bella Swan auch gar nicht den Anspruch witzig, unterhaltsam oder klug zu sein. Auch dieser Film hat diesen Anspruch nicht. Er will schlicht de Bebilderung der Buchreihe sein.
Dass diese Buchreihe (und später die Filmreihe) so erfolgreich war… gibt einen schon zu denken. Die TwilightSaga einer Laienschriftellerin die zufällig strenge Mormonin ist ;-) Und natürlich stellt sich einem unwillkürlich die Frage, warum seit Generationen immer wieder von Mädchen/Frauen (und heimlich auch von Männern) Bücher geliebt werden, wo das arme Ding von einem Prinzen in jeder Hinsicht gerettet wird. Auch hier wird Edward Beschützer, Geliebter, Versorger und hier sogar die gute (Glitzer) Fee – Edward macht in diesem letzten Teil aus dem aschenputteligen Mädchen mit den zwei linken Füßen eine atemberaubend schöne und übermenschlich geschickte Unsterbliche. Geht’s noch? Aber auch ich hab das sehr gern gelesen (ja, ich schäm ich ja auch schon.). Und ich kenne mehrere hoch intelligente, emanzipierte, gestandene Frauen (und einen Mann), die wie Fliegen am Leim dieses Stoffes hingen. Und sich alle irgendwie in Edward verknallt haben, bzw. in diese Idee gerettet zu werden. Und nicht vergessen: "Fifty Shades of Grey" ist die Fanfiction einer Leien-Schriftstellerin zu genau dieser Twilight Saga. :D
Und genau darin, in diesem Gefühl, baden auch die Filme. So wie es sich gehört. Fortschrittlich oder klug ist was anderes.
Nur Eingeweihte, werden diese Filme mögen. Mehr oder weniger.
Garnitur:
Papa ist der Beste!
Die hündische Liebe eines Werwolfes wärmt enorm.
Die perfekte Cullon Famiie mit vielen "Teenies" (alten Leuten) im tollen Haus (es gibt sie also doch, die Ramafamiie).. Vegetarische Vampire. Köstlich.
Und echte blutig mordende Vampire, die Volturi in bella Italia. Ich mag deren tolläugigen Chef irgendwie.
Das Ganze ist politisch korrekt: Mit den Werwölfen wird die indigene Seite Amerikas gepflegt. Rastafarivampire und Regenwaldvampire, Und ein russisches schwules Liebespaar im Tucker und Dale Style. Man kann durchaus Amüsantes und Selbstironisches finden, wenn man will. Z.B. dass Bella mit "Virgin"-Airlines nach Italien fliegt. Werwölfe die nicht dauernd ihre T-Shirts ruinieren wollen und deshalb immer oben ohne laufen. Verheulte Teenie-Gesichter, weil der Lehrer in der Klasse gerade eine rührend olle "Romeo und Julia"-Verfilmung zeigt. ;-)
Geigenumrahmte tolle Landschaftsbilder, viel Wald und viele Küsse und ganz viel erotische Anziehung, die sich aber (zumindest bis zur Hochzeit) nur in rührend zart-keuschen Blicken ausleben darf.
Und ab dem dritten Teil wird auch das Make Up besser.
So jetzt isses raus. Jetzt ist mir irgendwie leichter. Wie nach einer Beichte.
Eine anstrengende Reise in die Abgründe der Seele
Als Fan von Kate Winslet und vor allem von Joaquin Phoenix, war es klar, dass ich den Film sehen muss. Gleichzeitig hab ich eine extreme Schwäche für den Film im 19. Jh. Hier Anfang 19. Jh. ich schätze 1810. Ich stellte mir im Vorfeld appetitmachend ein schlüpfriges Sittengemälde a la "Gefährliche Liebschaften" vor :) und fand etwas ganz anderes: Ein bestürzender Blick in die Abgründe der menschlichen Seele.
Das Drehbuch wurde nach einem Theaterstück verfasst und das merkt man dem Film auch an, der von scharfsinnigen Dialogen und einer bühnenhaften Atmosphäre lebt.
Um eines klar zustellen: Wer sich auf einen romantischen Kostümfilm eingestellt hat wird sich vielleicht entsetzt abwenden. Das ist schon harter Stoff. Wer Lust hat sich an einem unanständigen Film zu erfreuen wird ebenso enttäuscht sein, genauso wie derjenige der denkt, es handele sich um einen biographischen Film über den Marquis De Sade. Dies ist meines Erachtens mit Sicherheit kein Film über die historische Figur De Sade und der Film rekonstruiert auch nicht die Zeit, die er tatsächlich im Irrenhaus verbracht hat. Vielmehr wird hier "de Sade" nur als Symbol für die obszönen und entlarvenden Abgründe im Allgemeinen genommen.
Eine Parabel über die oft gewaltsame Verdrängung, der als zerstörerisch angesehenen, provozierenden "abartigen" Auswüchse des Menschen, die auch politisch aufrührerisch gedeutet werden können und nicht zuletzt um deren künstlerischen Ausdruck!
Und was macht der "anständige Mensch" mit "Anstößigem"? Man erklärt es für verrückt. Man sperrt Befallene in Kerker oder versucht durch Folter ihre Seele zu reinigen. Zumindest aber, wird verboten,dass diese Ergüsse öffentlich ausgesprochen oder gar gedruckt werden. Oder man schlägt gleich Köpfe ab: Eine (witzigerweise sado-masochistisch angehauchte ;-)) Szene an der Guillotine, wo eine unkeusche Adlige hingerichtet wird, zeigt dies sehr eindrücklich in der genialen Eingangssequenz.
De Sade hat Glück und kommt "nur" in ein Irrenhaus.
ZUR HANDLUNG: Der alternde Marquis de Sade (Geoffrey Rush ) verbringt seine letzten Lebensjahre im "Charenton", einer Klinik für Geisteskranke. Hier geht er seiner Tätigkeit als Schriftsteller nach und bringt mit seinen Erzählungen das Leben von Mitinsassen und Aufsehern gleichermaßen aus dem gewohnten Anstaltstrott.
Der Anstaltsleiter ist der liberale und fortschrittlich denkende Pfarrer Abbe Coulmier (Joaquin Phoenix) , der mit seinem christlich-humanistischen Ansatz die verrückten Insassen als vollwertige Menschen betrachte, sie künstlerisch und mental fördert und an das Gute an Ihnen glaubt. De Sade darf mit seiner Erlaubnis schreiben, die Schriften werden aber nur heimlich nach draußen geschmuggelt, gedruckt und verbreitet.
Napoleon Bonaparte bekommt Auszüge aus "Justine" vorgelesen und befürchtet den moralischen Untergang der Nation und ordnet die Hinrichtung des nur als anonym bekannten Autoren an. Nun will man De Sade mit Hilfe eines anerkannten Psychiaters zur Räson bringen: Dr. Royer-Collard (Michael Caine) ist bekannt für seine besonders barbarischen Methoden. Der grausame Doktor nimmt die Herausforderung an, den unbezähmbaren Marquis de Sade zu zügeln. Er verkörpert den Klerus und die Macht. Als er merkt, dass ausgerechnet De Sade ihm frech dem Spiegel vorhält, in dem er seine doppelte Moral entlarvt, werden alle Mittel recht um ihm das Maul zu stopfen. Unter dem Druck von Dr. Royer-Collard und um De Sade zu schützen, verweigert der Anstaltsleiter Abbé Coulmier De Sade künftig den Zugriff auf Federkiele (Quills), Tinte und Papier. Der lässt sich dadurch allerdings nicht vom Schreiben abhalten und zeigt, was die Möglichkeiten für alternatives Schreibmaterials betrifft, keine Phantasielosigkeit. ;-) Hier könnte es etwas eklig werden.....
Außerdem spielt eine Magd, (Kate Winslet) eine wichtige Rolle, denn sie verkörpert die Neugierde und Verführbarkeit des Menschen, ist aber gleichzeitig auch die verletzlichste Person. Sie ist die heimliche Komplizin De Sades, führt ihn selbst, aber auch den Anstaltsleiter und einen der Irren in erotische Versuchungen. Und erliegt ihnen auch selbst, den Versuchungen. So nimmt das Schicksal seinen Lauf....
(Ich könnte es nun auf die Spitze treiben und De Sade einfach als das "ES" bezeichnen, die Magd und den Anstaltsleiter als die beiden widerstreitenden "ICHs" und der mächtige Dr. Royer-Collard als das "ÜBER-ICH." sorry - *räusper* ;-) Dieser Film lässt aber stets mehrere Lesarten offen.)
DIAGNOSE: Ein düsteres und demonstrativ provozierendes Plädoyer für das freie Wort und gegen Zensur. Wem dies alles nicht zu gewollt ist und sich auf einen anstrengenden und schockierenden Film einlassen will, der darf sich aber auch auf einen sehr schön ausgestatteten und fotografierten Film freuen! Er wird, trotz des heftigen Stoffes, auch mit einer ordentlichen Portion Sinnlichkeit und Romantik versüßt und bietet gleich vier absolut hochkarätige Schauspieler. Joaquin Phoenix konnte hier mal wieder zeigen, wie genial er vielschichtige und zerrissene Persönlichkeiten spielen kann, Kate Winslet (sinnlich) und Michael Caine (gnadenlos) sind wie immer hervorragendst und Geoffrey Rush mimt den Marquis De Sade zum Nägelhochrollen gut! Für Hauptdarsteller Geoffrey Rush, die Kostüme und die Ausstattung gab es auch Oscar-Nominierungen. Quills wird zu Unrecht selten gezeigt, die Kritiker feierten den Film 2001 in den USA immerhin als besten Film des Jahres.
Eine Herausforderung für den gemütlichen DVD-Abend, aber deutlich mehr Lust als Qual. ;-)
Ein ungewöhnlicher Beziehungsreigen, wo die Figuren tragisch und manchmal seltsam komisch aneinander vorbeilieben.
Fiebernd hab ich damals auf diesen Film gewartet und ihn, ehrlich gesagt, sehr, sehr wehmütig betrachtet, denn dies sollte ja ursprünglich der letzte Film sein, in dem Joaquin Phoenix als Schauspieler zu sehen ist. Kurz davor hat er ja nüchtern seine Ausstieg aus dem Filmgeschäft angekündigt. Was ja nur vorgetäuscht war. *grr* Dennoch habe ich es zwei Jahre lang geglaubt. Es gibt wenige Schauspieler, die mich in den letzten Jahren so sehr mit ihren Rollen fasziniert haben, wie er mit den seinen, und es gelang ihm auch hier, mich erneut stark zu berühren. Was ihn ausmacht ist ganz einfach diese fast schon provokante nicht gespielt wirkende Sensibilität, seine unfassbare Intensität und die Fähigkeit sich problematischen Männerfiguren zu stellen und sie mir vielem Facetten auszustatten, ohne dass es je aufgesetzt wirkt. James Gray, der sich offensichtlich an europäischen Filmemachern orientierende Regisseur von "Two Lovers", hat das Drehbuch und die Rolle ganz auf Phoenix zugeschnitten und hätte den Film ohne ihn erst gar nicht gemacht.
Kleine Spoiler:
Joaquin Phoenix spielt, wie könnte es anders sein, abermals einen gebrochenen Charakter: Leonard, seit Monaten komplett aus der Bahn geworfen, lebt seit der Trennung mit seiner Verlobten, nach einem psychischem Zusammenbruch und mehreren Selbstmordversuchen wieder bei seinen nervig-lieben Eltern und trauert weiterhin über die Maßen um seine Verflossene. Isabella Rosselini spielt seine Mum!
Den Kuppelversuch der Eltern mit Sandra (Vinessa Shaw), einer an ihm interessierten jungen und hübschen Tochter einer befreundeten jüdischen Familie, nimmt er hin. Verabredet sich sogar erneut mit ihr. Leonard bleibt aber eine verlorene Seele im Alltagsdschungel in Brooklyn. Und er trifft dort auf eine Seelenverwandte, die ebenfalls verloren und liebesbedürftig-angekränkelt nach dem Weg sucht. Die sprunghafte Schöne steht plötzlich in seinem Treppenhaus: Seine neue Nachbarin, die exzentrische Michele (Gwyneth Paltrow ) und als wäre es ein bloßer Reflex verliebt er sich Hals über Kopf in die unglücklich an einen verheirateten Mann gebundene Michele. Sie erwidert seine Gefühle nur freundschaftlich, lässt ihn aber doch sehr nahe an sich heran. Leonard sucht das Kribbeln bei Michele und lässt trotzdem parallel das weitere Annähern an die Wunschkandidatin seiner Eltern, die brave Sandra, zu. Mehr noch er füllt diese Ersatz-Liebe gar mit Leidenschaft, mit Hoffnung auf Heirat und Kinder und Kram. Aber will er den Spatz in der Hand oder die Taube auf dem Dach? Sandra oder Michele? Drei Mal dürft ihr raten... Wer sich gleich zwei Lover zulegt, muss sich über Verwirrungen nicht wundern. Aber was ist am Ende stärker, Bürgertum und Familienbande, oder der Ruf der Freiheit?
Wenn man dies so liest, klingt der Plot vielleicht nicht gerade wahnsinnig spannend, aber die Akteure haben genug Spröde und Überraschung als Reibungsfläche parat und die Regie lässt den dreien sehr viel Zeit und Raum und gestattet tiefe Blicke. Gerade Phoenix und Paltrow spielen mit soviel Herz und Seele, sie zeigen die ganzen Beschädigungen, die sie sich im Laufe des Lebens in eben Herz und Seele eingefangen haben, so wird ein echtes Drama aus dem Beziehungskistenrennen.
Sandra, das Mauerblümchen, quasi der Spatz in der Hand von Leonard, darf man nicht vergessen, sie wurde von Vinessa Shaw wirklich sehr lebendig und mit viel Ausstrahlung dargestellt.
Ich beobachtete fasziniert diese Pärchen-Szenarios, welche sich still und leise und immer auch sehr ernst abspielen und der Film hat mich ehrlich sehr aufgewühlt. Der Film hat Sogwirkung! Bei der Schlusseinstellung hatten sich mir sämtliche Härchen aufgestellt. Der Stoff der nach romantischer Komödie riecht, wird gänzlich entromantisiert und aus der Komödie wird schon fast eine Tragödie. Die Kamera arbeitet toll daran mit: Leonard bleibt stets im Schatten, seine Fröhlichkeit, seine Teilnahme am Leben wird, nicht nur durch Phoenix Schauspiel, als aufgesetzt sichtbar: Leonard bleibt immer außerhalb des Lichts, man könnte fast vergessen, dass er in einer Großstadt (New York) lebt, immer eine dunkle einsame Straße und das quirlige Leben und das Licht ziehen buchstäblich an ihm vorbei. Es dominieren die Schatten. Schnelle Schnitte gibt es nicht. Man achte auch darauf, in welchen Situationen Leonard die Kamera im Rücken hat. Einfach fein gefilmt, in Sekundenbruchteilen wird etwas erklärt, ohne dass ein Wort fällt. Ich liebe das! Und die vielen Kleinigkeiten (z. B. Fotowand, Jugendzimmer)! Auch die Musik unterstützt dezent die Kontraste.
Das ziemlich unvorhersehbare Ende..... Ist es happy? Irgendwie schon, wenn auch mit bitterer Note im Abgang.
Spoilerende
Fazit:
Schwache Menschen - gefühlsstark in Szene gesetzt.
Also (k)ein Liebesfilm... er entzieht sich total den Erzählmustern des Liebesfilms, er meidet die Klischees nicht unbedingt, aber er enttarnt sie.
Trotzdem ein Film über die Liebe, ihre Enttäuschungen, Sehnsüchte, Projektionen und Lügen. Ein ungewöhnlicher Beziehungsreigen, wo die Figuren tragisch und manchmal seltsam komisch aneinander vorbeilieben. Er bietet einen entlarvenden Blick auf Beziehungen, ein ehrlicher, aber auch ein sanfter, keiner der restlos ernüchtern will.
Ein wahrlich sonderbarer Film, aber einer der seine allesamt irgendwie schrägen Antiheldenfiguren wirklich immer sehr ernst nimmt, sie niemals verheizt für einen billigen Witz, sie nie demütigend bloßstellt, oder mahnend den Zeigefinger schwenkt. Nein. Und ein für mich damals, durch Phoenix jähes Ausscheiden als Filmschauspieler, ein natürlich umso kostbarerer Film! *doppel schnief*
Filmkenner dürfen netterweise kleine ausgestreute Huldigungen an alte Filmklassiker entdecken.
James Gray werde ich mir jedenfalls merken!
Ein großartiger vietnamesischer Film, bei dem das Wasser regelrecht aus dem Grün tropft...
Das brodelnde Saigon, 1951, aber das ist nebensächlich. Ort und Zeit spielen keine Rolle. Dort, wo das Mädchen Mùi wohnt, bleibt es still, ist nichts zu spüren vom den Unruhen der Welt. Das Haus ist ein Schattenreich mit hellen Sonnenflecken, pflanzenbewachsen und in lautes Insektengesumm getaucht. Sie ist Dienerin. Barfuß reinigt sie auf den Knien die Böden. Ein Kind noch. Sie ist glücklich, alles was sie tut, tut sie ganz, mit weiten Augen und einer großen Neugierde.
Ich würde, während ich hier schreibe, fast sterben für diesen Salat aus grüner Papaya.
Für mich ein Inbegriff des sinnlichen Kinos. Wobei ich das sinnlich gar nicht im Sinne von erotisch meine. Sondern die Sinne ansprechen: Ohren, Augen, Nase, Zunge, Haut. Temperatur und Oberflächenberührungen. Aber nicht dokumentarisch, sondern ich baute durchaus ein Beziehung zu seiner Heldin auf und verfolgte gespannt diese sanft erzählte, schöne Liebesgeschichte, mit dem Auge dieser wunderbaren Kamera!
Ich mag diesen Film. Mein zweitliebster Shayamalan, mein drittliebster J. Phoenix und mein fünftliebster Soundtrack. Ich mag die Atmosphäre, das gefakede 19.Jh Ambiente und das langsame Schauspiel . .. der Twist ist mir ehrlich gesagt egal, bzw den mag ich auch..
50er Noir Atmosphäre in einem 90erJahre Polizeithriller.
3 polarisierende Cops: der loyale, der gewaltbereite und der käufliche. Jeder von ihnen hat eine helle und eine dunkle Seite und sie verkörpern so quasi in Symbolcharakter die Möglichkeiten und Gefahren der Polizei an sich.
Natürlich können sich die drei nicht leiden und man vermutet, dass sie sich filmüber die Köpfe einschlagen. Aber krasser übergriffiger Journalismus und das organisierte Verbrechen entpuppen sich als wahrer - gemeinsamer - Feind und im Verlauf sieht man die drei Charaktere immer wieder wie Billardkugeln aufeinanderprallen und beobachtet fasziniert in welche Richtungen sie auseinanderprallen. .
Kompliziert, aber nicht verwirrend, anstrengend, aber sehr kurzweilig. Sehr sehr hübsch verpackt als absolut stilvoller Noir, natürlich mit einer mysteriösen erotischen Frau und den verrauchten Bars im Hintergrund, angesiedelt im Chaos aus Bürgerlichkeit, Gewalt und menschlicher Verworfenheit im L.A.der 50er.
P.S. Mist.. und irgendwie hab ich mich hier fast 'n bisschen in Russell Crowe verknallt.
Was hältst Du von Alan Turing in The Imitation Game?
Tolle Liste.
Keine Ahnung, wie ich mich an diesem Film so lange vorbei schlängeln konnte, ist er mir doch immer wieder als "Muss", als "Schönheit" und als "Meilenstein" ans Herz gelegt worden. Wobei ich es mit Anderson, ehrlich gesagt, sonst auch nicht so habe...
Kein leichter Film. Einem richtigen Review wäre ich nach meiner gestrigen Erstsichtung nicht gewachsen..
Nur soviel: Magnolia ist ganz starkes Kino.
Ja, stark. Stark und mutig, den innersten Schmerz des Menschen mosaikartig offenzulegen, innerhalb der Absurditäten des irdischen Daseins, diesen Schmerz auf seinen Schultern zu tragen, ohne je in Sentimentalität zu rutschen. Ein Kraftakt.
Die Symbolkraft: ziemlich stark. In welcher Maßeinheit misst man das?
Dann diese Bildgewalt! Sogar der Einsatz von Musik, gleicht einer Urgewalt. Meine armen Ohren!
Auch ich musste beim Zusehen stark sein, denn Anderson spendete mir und seinen Protas keinen einfachen Trost.
Stark muss man auch als Drehbuchautor/Regisseur sein, um diese 9 Personen mit zarten Handlungsfäden fest und innig miteinender zu verbinden, zu halten, sie zu einer Schicksalsgemeinschaft zu machen, als Söhne/Töchter - Väter /Mütter, in Untreue, Entzweiung, innere Verlorenheit, Liebe/Hass, Reue, Sühne, und schließlich Vergebung. Fast biblisch.
Selbstverständlich sind das auch sehr, sehr starke Darsteller. Durch die Bank. Alle. Sehr berührendes Spiel. Am meisten überraschte mich mal wieder Tom Cruise. Ich bin nicht sein Fan! Ich mag viele seiner Rollen überhaupt nicht. Ich mag ihn nicht als Typ Mensch, seinen Habitus. Ich habe aber nie behauptet, dass er ein schlechter Schauspieler sei. Gestern bin ich innerlich vor ihm auf die Knie gegangen. Wie kann man so einen Frank so authentisch spielen... alles, alles..ich hätte ich diesem Frank alles abgekauft, auch einen Sexlehrgang, aber vor allem seinen mühsam maskierten Selbsthass. Grandios.
Und dann regnet es Frösche. Aber nicht einfach so paar Frösche... :o Ich hielt mich gerade noch so auf dem Sofa.
Ein Goliat des Films.
David lässt jedoch den Stein fallen. Da gibt es nichts zu kämpfen.
Magnolia trifft mich ins Mark und lässt mich während der 180 Minuten nicht ein einziges Mal los.
Mal sehen, ob sich Magnolia bei weiterer Sichtungen auf der nach oben offenen Richterskala noch verbessert.Ich sage das, weil ich fühle, Magnolia gehört wohl zu der Sorte Film, die mich auch Jahre nach dem Sehen nicht los lässt. Ob es ihn gibt, diesen Ort im Himmel, wo manche Dinge so lange verbleiben, bis sie wieder zur Erde zurückfallen?
Als nächstes steht "There will be Blood" auf meiner Liste. Ein Film bei dem ich es noch viel weniger verstehen kann, warum ich mich so lange darum gedrückt habe. Kann eigentlich nicht schief gehen, da Daniel Day Lewis der einzige mir bekannte Schauspieler ist, der noch nie einen schlechten Film gemacht hat.
Ben Afflek, Teddy, wer hätte Dir das zugetraut? Dir steht der Bart und dieser Film. Dokumentarisch anmutende Politszenerie als Hintergrund für einen extrem spannenden Thriller im wunderschönen 70er Zeitcolorit. Daumen hoch!
Die Wand" fließt eiskalt dahin wie ein kristallklarer Bach durch aschgraue Seelenlandschaften. Mich erfrischt so was.
Nix Oldie but Goldy, nix goldener Herbst, sondern unser aller Winter.
Haneke findet wie immer ein Tabu und die Stellen, wo's Hinsehen wehtut und hält' s Kameraobjektiv schön nah und lange dran, wenn auch sanfter als sonst. Ernüchternd. Und voller Liebe. Es ist wie es ist.
Das Traumpaar aus "Titanic" nach 10 Jahren Ehe. Tja.
Ein unerbittlicher Blick.. Yates lässt uns mit der Lupe auf ein Paar blicken und uns hämisch dabei zusehen, wie sie nach und nach aller bürgerlichen Illusionen beraubt werden, wie die beiden einen langsamen, fast schmerzfreien Tod sterben. Ziemlich bittere Erfahrung, die echt ganz schön gespenstisch daher kommt, aber eigentlich einfach nur alltäglich ist. Man erschrickt gelegentlich zusätzlich, weil man sich auch in diesem Film gespiegelt sieht. Zumindest mir erging es so.
Hab den Pusher auch lang vor mich her gepusht - irgendwie ne doofe Angst davor gehabt, dass er mir nicht gefallen würde ;)
Pusher machte auf mich zu Beginn, verglichen mit den den reiferen Werken Refns, einen holprigen oder fast "dilettantischen" Eindruck, aber auch schon mit einem hohen Grad an typischer Intensität und Aggressivität ausgestattet und er gewann mich dann nach und nach mit seiner Wirklichkeitsnähe. Ich mochte die Nackenkamera. Ein gottverfluchtes Spiel ohne Mitleid. Ich konnte die Handschrift Refns bald schon schon recht deutlich erkennen, wenn sie auch ein wenig krakelig war ;) und auch schon verwoben mit Bildern im künstlichen Licht, die mit elektronischer Musik verflirren und hypnotisieren. Und gegen Ende wünschte ich Frank einfach nur noch Erlösung. Egal durch was - oder von wem. Eine völlig kaputte Existenz..was für ein Pechvogel..in jeder Hinsicht.
Ich hab es so oft versucht, ich konnte nie mit 2001 warm werden. Ihm auch nicht nah kommen. Nichts desto trotz trage ich sein Bilder und Töne in mir.
Für einen frühen Trier ziemlich rund. Dass Trier definitiv einen an der Klatsche hat, kann er auch hier nicht wegfilmen. Versucht es ja auch gar nicht. ;-) Und tut das auf gewohnt atmosphärisch, dichte, rückemmarksgänsehautige faszinierende Art und Weise.
Es herrschen Nacht und Regen... Ein düster-gelb-orangener Alptraumkrimi, ein sprödes Monster von einem Film. Vorbild für 7 und Angel Heart. Höchst schräg, schwierig, ungewöhnlich und ungefällig.
Ein Film wie ein Stein im Schuh. Bedient sich an fast allen Genres, ohne selber einem anzugehören. Wahrlich ein sperriger schwarz weißer Griesel-Brocken, der dich drückt und schwierig zu fassen ist. Fürchterlich.
Wüst, wild und gruselig... und wunderschön.