Julio Sacchi - Kommentare
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Alle Kommentare von Julio Sacchi
Mit einigen sehr gut gemachten Action-Höhepunkten versetztes Nichts mit erheblichem Leerlauf in den Pausen.
Olle Dolph in der 80er/90er-Actionstandardrolle als knallharter, total unkonventioneller Cop mit ätzendem Standardpartner, auf der Jagd nach... einem Drogendealer aus dem All???
Ja, der Film rührt sich eine bunte Pampe aus TERMINATOR und THE HIDDEN und füllt sie in den 08/15-Streetnight-Actiontopp. Wo der Außerirdische herkommt und warum er nun gerade auf der Erde nach Endorphinen (!) giert, was soll's, hauptsache, es mach Krawumm.
Dank Stuntexperte Baxley, der durchaus ein Händchen für Action hatte (siehe auch den schön beknackten ACTION JACKSON), flutscht das auch ganz gut. Sonst alles beim Alten: Wer einen Schlips trägt, ist doof (und/oder beim FBI), die Gerichtsmedizinerin knallt Dolph eine und poppt dann doch mit ihm, und Dolph selber ist Crime-, Wein- und Kunstexperte.
Durchaus amüsante, mit ausgezeichneten Actionszenen ausgestattete Knallbumm-Komödie, die den guten Eindruck, den man beim SCORPION KING von The Rock hatte, definitiv bestätigt. Als Kopfgeldjäger mit Muskeln und Hirn verfügt der Ex-Wrestler über die richtige Mischung aus massiver Präsenz und unaufdringlicher Selbstironie, die etwa dem jungen Arnie noch völlig abging.
Typische Bartel/Corman-Kollaboration, die allerdings gegen DEATH RACE 2000 stark abfällt. CANNONBALL ist hier nicht der Name des illegalen Rennens, sondern der Hauptfigur: Carradine spielt angeblich die geilste Rennfahrersau Amerikas, läßt sich aber innerhalb der ersten 45 Minuten dreimal abdrängen, muß einmal den Reifen wechseln und pennt auch noch am Steuer ein, so daß seine Karre schrott ist!
Militärkrimi, der gern RASHOMON mit USUAL SUSPECTS-Twist wäre, aber letzten Endes als grundsätzlich gut gemachte Unterhaltung mit seiner "originellen" Auflösung voll gegen die Wand fährt. Immerhin darf sich der letzthin feist gewordene Flopgarant Travolta wieder in besserer Form zeigen, und Jackson spielt das, was er ist: ein Arschloch.
Überraschend flotte Kulturclash-Komödie, die zwar letzten Endes mal wieder das Hohelied auf den (weißen) amerikanischen Mittelstand singt, aber dank der Mischung Latifah/Martin für einige Gags gut ist. Trumpfkarte ist wieder mal "American Pie"-Papi Eugene Levy, der mit seinen deftigen Liebesbekenntnissen in Richtung Latifah erfreut.
TIMECRIMES ist für mich eine der schönsten Kinoerinnerungen an das Jahr 2007. Der Film hat mir ins Gedächtnis gerufen, wie erfüllend es ist, einen Film zu sehen, über den man nichts weiß und von dem man folglich nichts erwarten kann - und sich schon nach wenigen Minuten nur zu gern in die Hände eines überaus talentierten Filmemachers fallen läßt. Wie sein Film mit einem spielt, einen mitreißt, überrascht, amüsiert, verblüfft, sogar traurig macht; mitfiebern, mitleiden, miterleben. Kino im besten Sinne, im allerbesten Sinne, in einer Art, von der man auch heute noch träumen kann, die man sich noch wünschen und auch noch fordern kann, so lange es junge Wilde wie Nacho Vigalondo gibt.
Zwischen der Horrorvision eines gelinde gesagt erzreaktionären, auf fundamentalistischem Christentum fußenden Amerika der Zukunft und gewaltgeilen, geistlosen Revoluzzern kennt die politische Naivität Carpenters also nur einen Ausweg: Die Coolness eines Helden wider Willen, eines Anarchos, der niemandem traut und zwischenmenschlichen Beziehungen scheinbar abgeschworen hat. Snake Plissken als letzte Instanz? Damit kann ich leben.
Dank einiger klassischer Elemente (Holmes jagt den Mörder durch die Erbsensuppe) für Homes-Fans von Interesse, auch Freunde klassischen britischen Möpse & Messer-Grusels dürfen sich angesprochen fühlen. Insgesamt aber nicht gerade ein allzu spannendes Vergnügen.
Tarantino, dieser dozierende Demagoge, läßt seine Figuren noch einmal die Klassiker des 70er-Car Crash-Kinos aufzählen und sich darüber auseinandersetzen. Diese und folgende Sequenzen stellen Tarantinos bislang schlechteste Arbeit dar, dramatisch schlecht sogar. Die Drehbuchseiten rascheln laut bei den stundenlangen, inhaltsleeren Dialogen; man langweilt sich zu Tode und möchte eine Kirche aufsuchen, um Stuntman Mike herbeizubeten, damit er diese fürchterlich unsympathischen und scheußlich geschwätzigen Frauen über den Haufen fährt.
Rodriguez bedient sich der Ästhetik von Slasherfilmen anno 1980/81 und würzt das Ganze mit dem Gore von italienischen Zombiekloppern. Technisch ist das erstklassig, selbst die "Schäden" der Filmkopie scheinen rhythmisch eingesetzt, der Schnitt ist famos, und seine Breitwand-Videobilder evozieren den Geist der Vorlagen in Perfektion. Sein Soundtrack läßt dementsprechend wunderbar die Synthis zirpen, nur einmal läßt er dem Carpenterschen Original den Vortritt, wenn eine bedrohliche Sequenz aus PRECINCT 13 erklingt. Daß Rodriguez dabei in Sachen Ekel hier und da wie ein Pennäler nach dem billigen Witz schreit - jede Menge abgeschnittene Eier, deformierte Hodensäcke und der Penis von Quentin Tarantino, aus dem der Eiter suppt - sei ihm verziehen.
Auf Horrorelemente will Attenborough nicht verzichten, tatsächlich gelingen ihm intensive Szenen, in denen das Böse in Hopkins (oder, aus seiner Perspektive, in der Puppe) durchbricht. Tatsächlich ist es aber gerade Anthony Hopkins, der Attenboroughs Versuch der Darstellung des tragischen Schicksals eines Psychopathen zum Scheitern verurteilt. Hopkins gibt sich theaterhaft übertrieben und hämmert den geistig Verwirrten auf seiner Klaviatur der großen Gestik zu laut herunter. Schon allzu früh fragt man sich, was Ann-Magret überhaupt an einem solch durchgedrehten Wüterich finden kann.
Siri schafft Momente, die bleiben; Momente, über die man sprechen wird. Die angeschossene Polizistin, die eine Blutspur nach sich ziehend den Driveway hinabkriecht; ein Willis, der in Unterhosen eine Geisel abtransportieren will; eine Verfolgung durch Luftschächte, in der der Verfolger schattenhaft durch den Schacht trampelt wie ein wildgewordenes Rieseninsekt; brechende Knochen auf Dielen, ein in einen Mund gestoßenes Messer und ein junger Psychopath (Ben Foster erinnert an den jungen John Cazale), der sich daran aufgeilt, Menschen sterben zu sehen. HOSTAGE gibt sich auch als Thriller kompromißlos und haut nur einmal daneben, wenn Siri eine Vision der Jungfrau Maria inszeniert. Das ist dann doch - wie so manche Zeitlupe - übles Kunsthandwerk.
Guillermo Del Toro, der zuletzt mit dem Hauruck-Sequel BLADE II sehr zu gefallen wußte, präsentiert sich als gereifter Handwerker mit dem nötigen Herz. HELLBOY verwundert mit seiner Mischung aus gut gemachter Action und liebevoller Charakterzeichnung ähnlich wie es Bryan Singers X-MEN tat - wir haben es hier mit richtig gutem Entertainment zu tun, welches Spaß macht und dabei keineswegs das Hirn beleidigt. Mike Mignola, der Erfinder des roten Rächers aus der Hölle, dürfte zufrieden sein.
Wie die bisherigen Potter-Filme scheint auch GOBLET OF FIRE mit 157 Minuten zu lang. Eine straffere Erzählung hätte dem Film sicherlich gut getan, obwohl der fragmentarische Eindruck hauptsächlich auf die fehlende Kohärenz zurückzuführen ist. So kommt überwiegend Langeweile auf - ein Vorwurf, dem sich die Vorgänger so nicht aussetzen mußten. Größter Minuspunkt ist aber das aufdringliche Getöse von Komponist Patrick Doyle, neben dem das Geholze von John Williams geradezu subtil anmutet. Bei jeder Totale wird in die Becken gehauen, taucht ein kleines Viech auf, werden die Geigen und Harfen gezupft, wird's lustig, klingen die Glöckchen. Bis zur Unerträglichkeit bläst Doyle jeden Furz zur Götterdämmerung hoch, nie kommt das Orchester mal zur Ruhe.
Die Flics Daniel Auteuil und Gerard Depardieu machen sich gegenseitig das Leben schwer. Was als harter und spannender Polzeifilm französischer Schule beginnt, wird zum biblischen Racheepos, das seiner Hauptfigur kaum noch erträgliches Leid zumutet. Das ufert aus und verlangt einiges vom Zuschauer (was in Tagen beginnt, wird in Jahren zu Ende erzählt), aber dennoch ist 36 ein sehenswerter, sehr dramatischer Krimi, von guten Darstellern stur getragen.
Paul Haggis will uns wohl erzählen, daß man über niemand und gar nichts urteilen soll, weil es bei jedem Menschen, egal wie er aussieht und wo er herkommt, gute und böse Seiten gibt und ein jeder Schuld trägt, bewußt oder unbewußt. Und genau so pillepalle ist auch sein breitärschiger Film, pathetisch, selbstverliebt und schnulzig.
Erstaunlich uninspiriert inszenierter Liebesfilm, der sich das Deckmäntelchen einer Johnny Cash-Biographie umhängt. Dramaturgisch gleichförmig, visuell eintönig und für Leute, die nicht unbedingt auf klassischen Country stehen, auch kein Ohrenschmaus. Joaquin Phoenix fällt mit seinem irren Blick ein ums andere Mal aus der Rolle - Cash war doch kein Psychopath?! Strahlen kann ausgerechnet Reese Witherspoon, die aus einer guten Rolle eine grandiose Vorstellung herauskitzelt.
BIRTH ist sehr weit weg vom handelsüblichen Starkino und mündet in zuschauerunfreundliche Hoffnungslosigkeit. Mag der Film auch ein nebulöser, unfertiger Kloß sein, so bleibt er einem doch im Gedächtnis mit seinen Fragen über die Wertigkeit von Liebe und Moral. Großes, großes Plus: Die wunderschöne, stimmungsvolle Musik von Alexandre Desplat. Sie hält den Film zusammen und schenkt ihm die Atmosphäre, die von Hoffnung, Geheimnis und Horror genährt wird.
Der Film ist Finchers SEVEN gar nicht so unähnlich, aber während dieser sich in Sensationen suhlte wie die Sau im Matsch, wird hier die Tragik leise spürbar. Klingt nach Phrasen, ist aber so.
Sascha Westphal, der heute als freier Filmkritiker durch die semipermeablen Membranen diverser Feuilletons diffundiert, sagte einst in einer Redaktionssitzung zu mir, daß er nichts von Verrissen halte. Er sehe es wie Wim Wenders, der angeblich verlauten ließ, man müsse in jedem Film zunächst einmal das Gute suchen. Für mich war das eine Weicheierthese, die einem die Ganglien auf links zieht. Das war 1996.
Man wird aber nun mal älter, und darum sollte ich vielleicht auch bei dem Wrack GIGLI, um das man allein aus Neugier nicht herumkommt, das Gute aufspüren.
Also, worum geht's? Affleck spielt den Kleinkriminellen Gigli, der uns nachhaltig als unfähiger Vollidiot verkauft wird. Um einen Staatsanwalt zu erpressen, muß er dessen geistig behinderten Bruder (!) aus dem Heim entführen. Und weil sein schmieriger Auftraggeber Gigli für einen unfähigen Vollidioten hält, stellt er ihm eine weitere Kleinkriminelle zur Seite, in Form von Jennifer Lopez. Damit sie gemeinsam in Giglis Wohnung auf den behinderten Jungen aufpassen können.
Gerade, als man sich entsetzt eingestehen muß, daß dies tatsächlich der Plot ist, tut sich die Wohnungstür auf, und hereinspaziert kommt: Christopher Walken. Als Cop ist er wohl dazu da, kurz die Handlung zu erläutern, und verschwindet auch nach ein paar Minuten wieder, aber in diesen paar Minuten ist Walken so hemmungslos, so ungebunden von Regieanweisungen, so schnalzend, durchgeknallt und überzogen, daß mir nur das Wort "genial" einfällt. Dann verschwindet er, durch die Wohnungstür und aus dem Film.
Wir bleiben in Giglis Wohnung, und zwar fast ausschließlich, den gesamten Film lang. Der Behinderte ist ein bißchen nervig und ein bißchen hahaha und ein bißchen süß soll er auch sein. Lopez will sich nicht von Affleck ficken lassen, weil sie lesbisch ist. Darum geht's. Wer diese Leute sind und warum sie das machen, was sie machen - keiner weiß es.
Die Charaktere führen keine Unterhaltungen, sondern lassen entsetzliche Monologe aufeinander los. Höhepunkt ist eine endlose Ausführung von Lopez über die Vorzüge der Muschi über den Schwanz; eine so quälend langatmige und peinliche Szene, daß sich alle Beteiligten vor Scham winden müßten. Affleck gibt den hirnlosen Macho mit erschreckender Herzhaftigkeit - erschreckend, weil es nicht so wirkt, als würde er den Depp aufgrund seiner schauspielerischen Fähigkeiten so authentisch darstellen. La Lopez' dünnes, quäkendes Stimmchen, welches auch ihre musikalischen Anstrengungen zu einer solchen Folter macht, ist auf Dauer kaum zu ertragen, da ja auch inhaltlich nichts von Belang rauskommt.
Kurz vor Schluß bringt dann Al Pacino noch mal in Erinnerung, wie Schauspielen tatsächlich aussehen kann. Man kennt ihn so, und doch wird er zum angsteinflößenden, brutalen Gangster in nur ein paar Minuten.
GIGLI ist nicht nur schlecht, sondern auch so seltsam, daß man es kaum fassen kann, wie jemals jemand grünes Licht geben konnte für diesen verquasten Mist. Die Lesbe läßt sich bekehren (ausgerechnet von einem unfähigen Vollidioten), der Behinderte darf endlich Titten anglotzen, und der Kriminalfall löst sich in Wohlgefallen auf. Und wir sind endlich aus der Wohnung raus.
Also, zurück zu Sascha Westphal: Gut ist an diesem Fall der Auftritt von Walken und der von Pacino. Das reicht nicht. Wobei ich einen Ausschnitt mit Walken auf jeden Fall dessen Lebenswerk zuordnen möchte. Der Rest ist eine Katastrophe.
Tja. Und jetzt ratet mal, welcher Film in Sascha Westphals Jahres-Top 10 in der SteadyCam auftritt.
Genau.
Ich habe WONDERLAND als durchaus spannend und interessant empfunden, was nicht zuletzt am Darstellerensemble liegt. Diese Art von Film erlaubt, dank vielschichtiger Charaktere, immer häufiger Glanzleistungen - in diesem Fall auch von Schauspielern, von denen man nichts (Lisa Kudrow) oder nichts mehr (Dylan McDermott) erwartet hat.
Nach den unverschämten Scheißfilmen THE FOREIGNER und OUT FOR A KILL (ist mal jemand aufgefallen, daß bei letzterem ein Gesabbel aus dem Off eingebaut wurde zum besseren Verständnis oder so, das manchmal gar nicht nach Seagal klingt?) jetzt also BELLY OF THE BEAST. Die Tricks bleiben dieselben: Seagal ist hauptsächlich in extrem extremen Close-Ups zu sehen, um seinen WANST zu verbergen, läuft in denselben ätzenden Walle Walle-Klamotten wie in den zwei vorangegangenen Streifen herum und trägt immer noch diese entsetzlichen braunen Gesundheitsschuhe. In den Kampfszenen, in denen ihm größtenteils drahtige Asiaten entgegentreten, entwickelt er die Dynamik eines Sandsacks. Sein flottes Double ist trotz schneller Schnitte und digitaler Maskierung als etwa 50 Kilo leichter zu erkennen.
Jetzt die guten Nachrichten: BELLY spielt ausnahmsweise mal nicht im Ostblock (diese Scheißkulissen in Budapest und die polnischen Darsteller nerven im B-Actionfilm eh wie die Sau), sondern in Thailand. Es war etwas mehr Geld da und dazu ein halbwegs talentierter asiatischer Regisseur. Es gibt einiges an - ziemlich brutaler, vorbehaltlich in der OF - Schieß- und Prügelaction und den einen oder anderen hübschen Satz ("I liked you better as a bitch"). Die Kampfwurst darf ein asiatisches Babe pimpern und einer Transe nach Hause leuchten. Beknackter Voodoo-Humbug läßt wehmütige Erinnerungen an das Meisterwerk MARKED FOR DEATH wach werden. Von diesen Zeiten ist Fat Steven aber immer noch Lichtjahre entfernt.
Norris latscht mit wippender Fönfrisur zu unerträglicher Countrymucke durch ein Pappdorf - die korrupte Justiz hat seinen Bruder weggeschlossen. Chuck verteilt gefühlte 75 Roundhouse-Kicks und zeigt erneut deutlich sein Desinteresse an Academy Awards. Am Ende pflügen Lastwagen durch die Papphäuser. Ein Pferd springt über ein Gatter, Standbild. Ich rate ab.
Vielleicht nicht der beste, sicher nicht der schönste, aber ganz sicher der beeindruckendste Film des Jahres. Kein Horrorfilm, sondern ebenso eine Studie wie eine Versuchsanordnung über Schmerz, Sehnsucht und Erlösung; aber auch die maximal erschreckendste Zuspitzung einer Gesellschaft voller Dutrouxs, Priklopils und Mario M.s - Laugiers Film erreicht so die Unerträglichkeit von Pasolinis SALO und darf auch auf demselben Niveau diskutiert werden. Wer hier mit Punktewertung und "Härtegrad" anrückt, sollte auf einen anderen Planeten umsiedeln.
Laugiers Regie ist absolut fehlerlos. Daß er seinen Film im Abspann Dario Argento widmet, ist eine viel zu große Ehre für den gefallenen Italiener. Auf der visuellen wie auch und vor allem der akustischen Ebene ist MARTYRS schlicht meisterlich. Vor allem aber ist es ein Film, den man erlebt und nicht nur sieht, man leidet, fühlt die Pein in jeder Szene und durchlebt tatsächlich ein Martyrium. Und hat Bilder im Kopf, die vermutlich nie wieder weichen werden.