Julio Sacchi - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+20 Kommentare
-
The BondsmanThe Bondsman ist eine Actionserie aus dem Jahr 2025 von Grainger David mit Kevin Bacon und Jennifer Nettles.+18 Kommentare
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+16 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning182 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina151 Vormerkungen
-
Final Destination 6: Bloodlines118 Vormerkungen
Alle Kommentare von Julio Sacchi
Für mich ein sehr starker Chan. Vergleichsweise wenig Gehampel, und obwohl Jackie irgendwie immer den Backpfeifenempfänger aus Stummfilmtagen gibt, lässt er in diesem weitestgehend ernsten Copfilm auch mal die Verzweiflung des gebeutelten Polizisten durchscheinen lässt. Kent Cheng ist ihm da ein formdiabler Gegenspieler. Die Stunts sorgen mal wieder für große Augen, insbesondere die irre Autojagd nach der Entführung. Positiv überrascht hat mich auch die recht subtile Thematisierung der bevorstehenden Rückgabe Hongkongs an China. Ein Knaller.
Der gnadenlose Constable Ling Tien Ying soll die Diebe des kaiserlichen Goldes aufspüren. Dabei führt sein drastisches Vorgehen alle Beteiligten direkt in die Hölle - nicht zuletzt ihn selbst, als er nicht nur die Zweckmäßigkeit seines Todestrips, sondern auch noch all seine verbliebenen Ideale in Frage stellen muß.
EIn später Abschiedsgruß der ersten Wu-Xia-Welle, der wie ein Abgesang ans Leben daherkommt. Vernebelte Wälder, rauhe Klippen und düstere Hütten sind die Schauplätze dieses unnachgiebigen Schwertkampfdramas, das sich jeglichen Anflug von Humor konsequent verweigert. Horrorregisseur Chih-Hung Kwei inszeniert auch diesen Stoff mit starken Anleihen am Grusel- und Geisterfilm und schafft so eine überaus bedrückende, fast irreale Atmosphäre. Der konsequente Nihilismus wird dabei mit immer blutigeren Kämpfen serviert. Ein sehr starker, sehr eindrücklicher und sehr harter Film, der mir hervorragend gefallen hat. Nur der plötzliche Einsatz der Musik aus ALIEN irritierte kurz.
Schon über weite Strecken unterhaltsame Krimigroteske mit einigen hübschen Einfällen, insbesondere auf der Tonebene, aber schlußendlich für ein doch recht simples Mysterium um einiges zu lang. Außerdem fand ich es anstrengend, daß jeder außer Armas komplett überspannt spielt, leider auch Craig, der über den weirden Kentucky-Accent hinaus zum hemmungslosen Chargieren angetrieben wird. Toni Colettes Gesichtsdisco haut den Schalter raus. Auch die Inszenierung war mir mitunter zu bemüht skurril, finde den Film nicht altmodisch, sondern postmodern bauernschlau, der liefert schon seine eigene Parodie ab. Gleich zu Anfang sieht man den Matrosen aus SLEUTH im Haus stehen; was zunächst als Hommage erfreut, erweist sich als Knieschuß - KNIVES OUT erreicht weder den smarten Witz noch den dunklen Zynismus des großen Vorbilds. Und daß eine Hauptfigur kotzen muß, wenn sie lügt, ist schon echt 80er-Steve-Martin-Comedy. Unterm Strich schon ganz nett, aber deutlich zu albern.
Originelle Variante des Unsichtbaren-Topos, der hier nur als Spielfläche einer Stalker-Allegorie fungiert. Elisabeth Moss muß hier alle Stadien einer toxischen Beziehung und deren Konsequenzen durchleben. Ein klares Bekenntnis zum Feminismus (bezeichnend auch das Bewerbungsgespräch) in Form eines erstaunlich gnadenlosen Terrorfilms. Klug auch die Entscheidung, die Unsichtbarwerdung nicht auf einen Zaubertrank, sondern optische Tricks zurückzuführen, so daß man sich nicht immer fragt, ob der Unsichtbare splitterfasernackt ist. Die erste Hälfte des Films ist klar stärker als die zweite, aber nichtsdestoweniger ist das einer der überzeugendsten Genrebeiträge seit langem.
Ich steh ja auf sowas, aber es darf auch nicht der totale Shit sein. Der hier ist der totale Shit. Sieht aus wie ich mir die Weihnachtsfilme von Hallmark vorstelle und hat weniger Überraschungen im Plot als eine Durchschnittsfolge Wörthersee. Finale dann nur noch Spulfest. Darüber hinaus außer von Stephen Bishop auch extrem schlecht gespielt. Omar Epps als großer Verführer, da ist eigentlich sowieso schon alles im Eimer.
Rudy Ray Moore war eine durchaus interessante und fraglos einflußreiche Person, der Film hat aber daraus keine interessante Geschichte gemacht. Moore macht halt Comedy und dann macht er nen Film und das hat alles schlußendlich auch Erfolg. Das ist weder besonders lustig noch besonders interessant, und irgendwann ist mir die gute Laune genauso auf den Sack gegangen wie der ultraglatte Ersatz-Funk.
Ich bin ein Riesenfan von Eddie, auch und gerade als Schauspieler, aber seine Darstellung hier gehört für mich tatsächlich zu seinen schwächsten. Er spielt Moore genauso naiv wie den Prinzen aus Zamunda, so daß der Film eigentlich nur als Parodie funkioniert. Im Cast fällt ansonsten nur noch Snipes auf, dessen gelinde gesagt exzentrische Performance als D'Urville Martin einem gefällt oder eben nicht. Der Film ist aber definitiv eine halbe Stunde zu lang.
Und dafür hab ich mein Leben riskiert.
Der Lord of Bore bleibt sich treu: Der totale Kinderquatsch, mit bleiernem Ernst als life-changing experience verkauft.
TENET ist im Kern ein James-Bond-Film aus der Roger-Moore-Ära, mit Washington als 007 und Pattinson als Felix Leiter. Washington stolpert durch die schönen Orte dieser Welt und muss nicht mal aktiv ermitteln, weil ihn sowieso ständig irgendwer mit irgendwelchen Infos vollabert. Wer nichts zu sagen hat, kriegt eins auf die Omme. Der Böse hat ein beklopptes Gimmick, mit der er die Welt kaputtmachen kann, und ein gebeuteltes Girl, das der Agent anbraten kann. Gerät er in die Fänge des Bösen, rettet der Agent sein Leben mit den Worten: "Ohne mich kommen Sie niemals an das Plutonium!"
Bei Roger Moore hat das Spaß gemacht, aber leider kennt der Borelord keinen Spaß. Mit zunehmender Laufzeit wandeln sich die papiernen Dialoge zu trashigem Philosophiegelaber und dann zu absolut unaushaltbarem Tech Talk. Wer da Verständnisschwierigkeiten hat, keine Sorge, es geht um absolut gar nichts. Der Böse hat ein beklopptes Gimmick, der Gute will ihn stoppen und das Girl retten. Mehr ist da nicht. Wer das "Mindfuck" nennt, hat auch schon bei Notruf Hafenkante Kopfschmerzen.
In den (recht wenigen) Krawallszenen bestätigt Nolan seinen Ruf als schlechtester aktiver Actionregisseur. Klar ist es toll, daß er echte Flugzeuge crasht und keine Pixelflieger, aber es fühlt sich trotzdem an wie ein Diavortrag. Und pardon, der ganz große Wow-Effekt sind rückwärts laufende Bilder? Die waren schon bei Didi Hallervorden nicht mehr fresh. Wenn am Ende irgendwelche Leute mit roten Helmen und irgendwelche Leute mit blauen Helmen in einem sagenhaft zähen Finale auf andere Leute mit schwarzen Helmen ballern, ist endgültig Nonstop Nonsens. Da hat mich schon längst nicht mehr interessiert, wer "the algorithm" und "the eight other objects" hat und wer gerade ein "temporal pincer movement" macht; ein unsägliches Blabla, garniert mit den Nolan-typischen Ach-so-ist-das-Szenen am Ende. Das Ende ist, wenn der Mann die Frau rettet.
Natürlich war nicht alles schlecht; auch ein Borelord hat seine Autobahnen: Die Darsteller haben mir alle sehr gefallen, Washington und Pattinson als Tag Team und vor allem Branagh, der den Quatsch voll durchschaut hat. Die Bilder von Hoyte van Hoytema sind durchweg sehenswert und der typisch aufdringliche Dauermuzak immerhin anhörbar. Ich mag auch den distanzierten Tonfall und den manchmal aufblitzenden trockenen Humor. Insgesamt hat man dem gebeutelten Kino mit diesem (übrigens mit der rostigen Heckenschere geschnittenen) Borefest aber einen Bärendienst erwiesen.
Nach THE LONG GOOD FRIDAY war Regisseur John Mackenzie natürlich ein Hotshot. Den Kredit hat er sich mit dieser gnadenlos gefloppten Graham-Greene-Verfilmung aber sofort wieder verspielt. Richard Gere kommt als Arzt auf der Suche nach seinem verschwundenen Vater in ein Kaff in Argentinien und begegnet dort Michael Caine als versoffenem Honorarkonsul und der schönen Prostituierten Elpidia Carillo. Bob Hoskins gibt als Polizeichef dem Affen Zucker. Den Rest kann man sich fast denken.
Es wird immer wieder gesagt, Gere sei fehlbesetzt in dem Film, aber das finde ich eigentlich gar nicht: Gerade seine Glätte, seine Kälte, sein reserviertes, fast stoisches Schauspiel verhindern erfolgreich jeden Anflug von Sympathie für diesen emotional und moralisch eingefrorenen Doktor. Caine zieht in einer vergleichsweise kleinen Rolle mit feinen Blicken und Gesten alle Register seines Könnens. Der Film selbst hat zwar seine Momente, wirkt aber insgesamt lahm und an sich selbst desinteressiert. Die Musik ist sehr 80er und sehr schlimm. Kann man gucken, wenn man Lust auf schwüles Südamerika hat.
Ganz unterhaltsamer Tierhorror, der der titelgebenden Bestie etwas zu wenig Screentime einräumt. Martino hat einfach ein Händchen für schmissige Abenteuerunterhaltung, wie üblich gibt's einen ebenso launigen Pornoscore von Stelvio Cipriani dazu. Daß man hier zunächst zwei ausgesucht schöne Frauen begaffen darf, geht in Ordnung, schließlich steht der attraktive Cassinelli hier mindestens genauso im Saft. So richtig aus dem Arsch kommt der Film trotz authentischen Dschungelfeelings aber nie.
Lenzi kann's halt. Im Gegensatz zu den meisten Barbarenfilmen seiner italienischen Kollegen hat dieser Steinzeitquatsch einen zumindest zweckmäßigen Plot zu bieten und hält einen mit seinen Konflikten gut bei der Stange. Man kloppt sich nahe dem Steinbruch und auf dem gemähten Rasen, dafür rasiert's aber auch mal ne Schädeldecke weg. Der Score der Gebrüder Di Angelis ist bekloppt wie immer und passt größtenteils null zum Ambiente. Was dem Film den Turboboost umschnallt, ist die Mitwirkung von Luigi Montefiori alias George Eastman, der mal wieder an beiden Enden brennt und als Böswatz die nötige Drohkulisse mitbringt. Muß er auch. Der Hauptdarsteller spielt nämlich wie die debile Version von Van Damme mit Gesichtslähmung.
Lumet und Mamet, mehr geht ja eigentlich gar nicht. Und so ist es auch. Hier stimmt einfach alles. Kein falsches Sentiment, einfach nur eine nüchterne Demontage des verrotteten amerikanischen Justizapparats, die zu keiner Zeit Hoffnung auf Veränderung herbeilügt. Newman natürlich fantastisch als tragischer Verlierer, der ein letztes Mal um seine Seele kämpft, aber auch James Mason ist ein Genuß; wie süffisant und selbstzufrieden er den Triumph erwartet und wie herablassend er Newman und dessen Zeugen belächelt. Geschrieben ist das natürlich auch meisterhaft, allein die Szene, in der der Richter Newman und Mason in seinem Büro mit Kaffee empfängt, ist ein Juwel - Machtverhältnisse und Positionen sind nach dieser Sequenz glasklar, ohne daß sie irgendwer im Dialog erklären muß. Und dann noch Lumets Regie in Zusammenarbeit mit seinem Kameramann, dem späteren Actionverbrecher Bartkowiak! Da gibt es ganze Szenen, die sich nur in einem perfekt kadrierten Bild abspielen, und das stimmt alles genau so, auf den Punkt, das ist noch Filmregie. Das gab es mal. Zum Glück kann man es sich immer wieder ansehen.
Mal wieder gesehen. Zu Anfang fast nicht zu ertragen. In drei aufeinanderfolgenden, fast identischen Szenen erläutert Cruise Pitt, was er jetzt ist und künftig zu sein habe, und Pitt jammert, daß er das nicht sein will und nicht sein kann. Zusätzlich strapaziert der Tschingderassatrööt-Score von Elliot Goldenthal mit Zirkusfallera die Nerven. Der Geduldsfaden droht zu reißen. Dann kommt die sensationell gute Kirsten Dunst und rettet den Film. Plötzlich versteht man, worum es in dieser verschämt homoerotischen Plotte eigentlich geht: Das trübe Schicksal der Andersartigen, die Einsamkeit der Verdammten. Die Ausweglosigkeit erreicht ihren Höhepunkt im Vorhof zur Hölle, nämlich dem Vampirkeller der schön sinistren Superbeißer Banderas und Rea. Aber so ein richtiges Finish gibt es nicht, der Film hört halt auf, und das auch noch mit einem unsäglichen Schlußgag aus der Billokiste. Schade!
Der Film sieht schon ein bißchen aus wie Rosamunde Pilcher in den 90ern, da beißt die Maus keinen Faden ab. Zunächst macht Lee aber was draus, man merkt schon, daß da ein Regisseur am Werke ist und nicht irgendein Blockbuster-Hirni. Fand ich sogar alles ganz angenehm; gut gespielt von allen Beteiligten, Winstead macht das Allerbeste aus einer bekloppten Rolle. Sogar die Dialoge haben Pfeffer ("This is not gun time. It's coffee time."). Dann taucht Gummi-Smith auf und der Film kackt komplett ab. Die Motorradjagd fand ich bis auf die albernen Computerfiguren sehr stark, dann ist aber echt Sense. Daß hier ein komplett überraschungsfreies, tausendmal exakt so gesehenes Drehbuch für knapp 200 Millionen Dollar konsequent ohne Schauwerte an den Mann gebracht werden sollte, grenzt schon fast an Frechheit. Da bewegt sich wirklich absolut gar nichts! Die Schlußszene auf dem Campus kann nicht ernst gemeint sein.
Den fand ich sehr geil. Yasuaki Kurata langt in seiner ersten Hauptrolle wie Meister Petz in die Wabe. Der Film auch: Noch vorm Vorspann tritt Kurata in einem mexikanischen Hinterhof mit fliegenden Kicks den Hühnern den Kopp weg! Danach führt einen der Vorspann mit wilden Metaluna-Blubbersounds und psychotronischen Echos ins Land des Gaga. Überhaupt hat mir der düstere, sehr handkameralastige Style ausgesprochen gut gefallen; die Regie sucht immer nach guten Bildideen, was Puristen vielleicht zu sehr auf Kosten der Klarheit bei den Fights gehen könnte. Männern wie Frauen wird übel mitgespielt, nur der mächtige Kurata kommt aus diesem Rache-Eastern sauber raus. Am Ende fightet er sogar gegen einen Tiger, was schon eine spektakuläre Idee ist! Der Film ist so ne heiße Mischung aus stylo und räudig. Ich mag das! Danneberg gibt Kurata die richtige Portion Coolness oben druff.
Lionel Beerstander hat nen klappriges Haus und ne mental instabile Familie, außerdem läuft er immer im Matrosenhemd und mit Bommelmütze rum. Mit dem einen Sohn teilt er die Backpfeifen, mit dem anderen (ein dauergrinsender Giancarlo Prete) eigentlich gar nichts. Während sich also Papi und Brudi ständig kloppen und Mutti die Fliegen in die Bohnenpfanne sausen, sucht Prete nach dem großen Geld und balgt sich dabei mit einem falschen Mönch (Jack Palance). Es geht wohl irgendwie um ein Bergwerk oder eine Mine, aber das kriegt man bei diesem pausenlosen Gequatsche und Gekreische kaum noch mit.
Im Schaffen des Meisters Castellari wohl eher als Nebenwerk (hust) zu verbuchender Klamaukwestern, in dem die damalige deutsche Synchrongilde um die Wette kalauert. Alle Beteiligten, besonders der schwer aufdrehende Palance, scheinen Spaß an dieser Sause zu haben, als Zuschauer kriegt man aber irgendwann die Motten. Die De Angelis-Brothers haben mal wieder ein eingängiges Titelthema komponiert, das so oft wiederholt wird, bis einem irgendwann auch das Hirn eingeht. Ich hab für den Film zwei Anläufe gebracht, hatte Angst, ich würde sonst taub!
Hatte den sicherlich 30 Jahre nicht gesehen und ein bißchen Angst vor der Darstellung der Frauenrolle. Meines Erachtens unbegründet.
Scheidungsdrama-Blockbuster, hervorragend gedreht, superb gespielt. Der Vorwurf der Einseitigkeit ist meiner Meinung nach nicht haltbar. Im Gegenteil: Die Rolle der (Haus-)Frau wird in all ihren Einschränkungen und ihrer Unfreiheit dargestellt; trotz der 68er Revolution hat sich im Eheleben noch wenig getan. Er geht arbeiten, sie schmeißt Haushalt und Erziehung, was auch ganz selbstverständlich von ihr erwartet wird. Der Mann, plötzlich mit dieser Verantwortung allein gelassen, muß erkennen, daß er von diesen Dingen absolut nichts versteht, weil er ihnen nie Bedeutung beimaß.
Dabei bleibt der Film immer ehrlich, zum Beispiel wenn Hoffman eine Pro/Contra-Liste zu seinem Dasein als Vater schreiben soll und ihm nur Contra einfällt: "No privacy, no social life, no let-up". Am Ende erkennt er, welche Fehler er in der Beziehung zu ihr zu verantworten hat, und sie erkennt, daß selbst die verdiente Freiheit ihren Preis hat.
Angesichts dieses emotionalen, aber nie sentimentalen Films möchte man doch fast sagen, daß Filme früher einfach besser waren. Heute wäre das eine Schnulze mit Gerard Butler und Dauerbeschallung von irgendnem Zimmer-Zögling, also der nackte Horror.
Hat mir auch gefallen! Daniel Quinn find ich zwar immer noch ziemlich schlaff, aber zumindest die deutsche Synchro steuert da mit Cage-Stimme hart gegen. Diesmal tritt Patrick Kilpatrick (immer wieder mega, der Name) als Sado-Scanner gegen den Scanner Cop an. Herrlich grimassierend zwischen genießerischer Fröhlichkeit und Abspritz-Face saugt er gefühlt Hunderten den Saft aus dem Body. Das führt zu teils recht ekligen Schmoddereffekten - mir war's fast zuviel Gesichtsgeblubber nach ner Weile. Aber mindestens ein Gore-Effekt, wenn nämlich ne halbe Frau aus ihrem eigenen Körper kippt, bleibt für die Ewigkeit! In einer kläglichen Nebenrolle wird noch der liebe Robert Forster bös verheizt. Ordentliches Spläddah-Fun!
Die wunderbare Welt des B-Films! Ein Telepath mit Kopfplatzpower als Bulle, das ist ja völliger Irrsinn. Oder es ist einfach richtig geil, so wie hier! Daniel Quinn ist als junger Scanner Cop dem superfiesen Richard Lynch auf der Spur, der zwingt nämlich mittels Hallu-Power ganz normale Leute dazu, Polizisten zu massakrieren! Kein Scheiß, sondern richtig amtlich plot-driven erzählt, durchgängig unterhaltsam und sogar spannend, mit hier und da gesetzten Schmadderspitzen von John Carl Buechler aufgepimpt. Am Ende birst dann auch tatsächlich noch ne Rübe und Lynch fetzt es die Titanplatte aus dem Schädel! Also ich freu mich auf Teil 2!
Den hatte ich bis dato nie gesehen.
Kim Henkel, Co-Autor des Originals, inszeniert hier nach eigenen Aussagen im Grunde ein Remake. Also das stimmt schon, wenn man das Original auf "ein paar Leute geraten in die Fänge einer irren Familie, wobei der Irrste ne Kettensäge hat" reduziert. Dazu dann noch die Schrillheit der Fortsetzung. Aber halt ohne jeden Stil, da wird die ganze Zeit nur gekreischt und gegrunzt und geschrien, zum Ende hin pausenlos, aber es ist kein Terror, es NERVT einfach nur bis zur Scheiße. Gore und Splatter auch Fehlanzeige, Spannung oder Grusel sowieso komplett abwesend. Nach einer Stunde fand ich den komplett unaushaltbar.
Interessant natürlich dank der Mitwirkung der späteren Top-Stars McConaughey und Zellweger. Bei beiden sieht man schon, daß da was gehen wird, besonders bei alright-alright-alright-Matthew, der dreht hier nämlich komplett am Rad.
Trotzdem absolut unguckbar, Leatherface ist hier übrigens stulle wie ein mit dem Klammerbeutel gepuderter Gorilla und trägt am Ende Frauenklamotten.
Fun fact: Henkels Sohn war in Austin mal mein Tonassistent.
Brett. Kriegsveteran Rod Steiger, dessen Sohn in Vietnam gefallen ist, kriegt die Motten: In seiner Stammlodge im Wald arbeitet jetzt ein Deserteur. Den Hass muß natürlich dessen hübsche Freundin ausbaden.
Weniger Exploitation als grimmige Auseinandersetzung mit der Generation Gap, die der Vietnam-Krieg durch die USA geschlagen hat. Burt Kennedys zutiefst pessimistischer Film verortet sich zwischen OPEN SEASON und THE VISITORS, aber mit Schlagseite zu Kazan. Steiger verzichtet aufs Overacting und brilliert als fleischgewordene Verachtung. Ein starker Film.
Hier stimmt wirklich gar nichts.
Kein Flair, kein Zeitkolorit und zu keinem einzigen Moment auch nur eine Ahnung dessen, was das Studio 54 für ein Tempel des Exzess war. Das sieht hier alles aus wie eine schlecht besuchte Großraumdisco in Gelsenkirchen. Bei den Performances werden plötzlich abartige 90er-Stampfremixes der alten Hits geboten und dann säbelt der Musikverbrecher Marco Beltrami auch noch einen laschen Nineties-Muzak dazu. Die Story ist von fast schon fahrlässiger Schlichtheit - Steve Rubell wird zugunsten eines Busboys zur Nebenfigur?! Schade um die zu Unrecht gescholtene Leistung Phillippes und den erstaunlichen Auftritt von Mike Meyers. Aber die zwei müssen auch unter einer sehr übersteuerten Salma Hayek und der gewohnt grottigen Neve Campbell leiden.
Angeblich ist der Director's Cut eine Offenbarung, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie homosexuelle Abenteuer diesen Flop retten sollen.
Ganove Lino Ventura lässt sich von ein paar Hohlfrüchten zum ganz großen Raubzug überreden. Als dieser schief geht, fährt ausgerechnet er als einziger in den Bau ein. Da will er natürlich Rache.
Trotz Ventura und Charles Aznavour ein absoluter Rohrkrepierer. Alle männlichen Figuren entweder blöd oder unsympathisch oder beides. Das Ganze ist auch keine eisenharte Vendetta, sondern eher halblaunige Krimikomödie mit meiner Meinung nach supernerviger Musik vom legendären Jazzorganisten Jimmy Smith. Für mich war das Ganze schon fast Spulmaterial. Nur das Ende, wenn Lino erkennen muß, daß das alles nicht so ganz zu seiner Zufriedenheit gelaufen ist, bietet einen schönen Moment.
Die deutsche DVD ist noch dazu unter aller Sau. Da sieht jede Bootleg-VHS besser aus.
Hongkong Cop :crazy: Gary Daniels kommt nach LA, um Drug Lord Byron Mann wieder heim ins Reich zu schleifen. Gary sieht mit seinen Outfits eher so aus, als wolle er mal die Gay Bars in Hollywood auschecken. Daran liegt's aber nicht, daß das Vorhaben scheitert: Mann ist einfach zu hart für die Cops. Daniels riskiert den Alleingang, kriegt aber eins auf die Mütze und wird von einer hotten Casino-Angestellten gerettet (wie die den Muskelberg nach Hause geschafft und ausgezogen hat, erfährt man nicht; seine Klamotten sind auf jeden Fall in der Waschmaschine gelandet - leider hat Gay Daniels noch Muscleshirts im Handgepäck).
Anfangs gibt's noch den patentierten PM-Autostunt (Karre 1 überschlägt sich über explodierender Karre 2) und gefühlte zweihundert Roundhouse Kicks von Daniels, dann geht vorübergehend der Sprit aus. Im letzten Drittel erweist sich die Casino-Angestellte als versierte Handkantenkraft und kickt mehr Böswatze ins Jenseits als Gary selber. Eine abartig schlechte Filmmusik sorgt für heftiges Afterjucken; das Gegniedel während der Autojagd könnte der unpassendste Äktschn-Muzak aller Zeiten sein!
Insgesamt ganz unterhaltsam, mit schönem Abgang für Mann (auch das erledigt nicht Gary selber, sondern sein Kollege), aber kein Highlight.
Sagenhaft zynischer Film, in dem ein zutiefst reaktionäres, mitunter faschistoides Weltbild abgefeiert wird. Pausenlos wird im Namen einer "higher form of patriotism" exekutiert, im späteren Verlauf zeigt sich auch rücksichtslose Gleichgütigkeit gegenüber Leib und Leben Unschuldiger. Merkwürdig auch der krass disparate Tonfall: Zum einen wird mit der Darstellung der Spezialeinheit und ihrer ständig im Dialog (und Monolog) rausgetröteten Legitimation ein harscher Realismus angekündigt, zum anderen spielen Handkantengott Uwais und Wrestler-Tante Rhonda Rousey mit, was im Falle von Uwais natürlich zu überkandideltem Fantasygekloppe mit Splatterspitzen führt. Rousey guckt immer so, als würde sie innerlich die Rückgabe einer schlecht benoteten Mathe-Arbeit in der vierten Schulstunde fürchten.
Zunächst scheint das alles fast unanschaubar, auch wegen Wahlbergs Rolle (empathiefreier Teamleader mit Totalschaden im Bregen) und Darstellung (sieht in seinem karierten Hemd aus wie der Ralf Schmitz des Äktschnfilms). Aber der Film verweigert sich so konsequent seinem Publikum - selbst die großen Shownummern von Ausnahmetalent Uwais sind so hart verschnitten, daß auch Wahlberg selber diese Fights hätte absolvieren können - daß man Peter Berg irgendwann auf die Schliche kommt. Der will irgendwas. Stimmt auch. Das Ende hinterfragt tatsächlich alles: Den Sinn solcher Spezialteams, die Kompetenz von Soziopathen wie Wahlberg, letztlich sogar die higher form of patriotism.
Trotz gelegentlich schon übertriebener Härten fand ich die Action ausgesprochen packend und druckvoll. Der Film hatte mich mit seiner entmenschlichten Unnachgiebigkeit ziemlich schnell am Sack. Der ist in seiner abstoßenden Inhumanität immerhin konsequent. Will sagen: Ich fand den richtig geil.
Hackfords Film fängt vielversprechend an und entwickelt sich schön tragisch. Die absurde Lauflänge von sagenhaften 190 Minuten bricht ihm aber das Genick. In der letzten Stunde wird nur noch im Knast hin- und hergeschachert, was erstens zum Rest des Films nicht passt und zweitens ziemlich schnell auch keine Sau mehr interessiert (nur Delroy Lindos Abgang ist ein echter Hingucker). Aber selbst ohne diese ultrazähen sechzig Minuten hätte der Film zwei eklatante Probleme: Erstens spielt er in einem Zeitraum von 1971 bis 1984 und sieht trotzdem in wirklich jeder Szene aus wie 1993. Und zweitens spielt Damien Chapa in der Hauptrolle als weißer Hispanic so erbärmlich schlecht, daß man seinem, also dem hauptsächlichen Handlungsstrang gar keine Aufmerksamkeit mehr schenken mag. Eine Geduldsprobe.